Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

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Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

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Inhaltsverzeichnis

Kcprtn I - UNSER DoRF JERTNGHAvE

Rundbl ick von Jednghave G9o7) . . . . . . . . . . . . .ceogranscle Gegebenleiten - tändschaftsrypenFunde aus der SteinzeitDer Jedutenhügel € in archäologisches Denkmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Eine Kapel le in ler inghavel . . . . . . . . . . . . . _. . _.Erste Erw:ihnungDie Dorf$enzen

fuprrrr II - Drr Zntr sts zuy ENor ors Ensrr Wrrrrnrrcrs

LebensverhäLtnrsse zur Zett der RömerTwictels ein üntergegangener Ort . . . . . . . . . . . .lednghavekam 1446 z1i Oldenburg. . . . . . . . . . .Der erste DeichbalrDie leringhaver Meuierei . . . . . . . . . . . . . . . ..Steüer last und Heeresfolg" . . . . . . . . . . . . . . . . . .Not izenaus dem 17. ]ahrhundert . . . . . . . . . . . . .Ziegeleien in f eringhaveLippischewanderarbei ter . - . . . . . . . . . . . . . .Die Peßiinl ichkeit des H.C. Behrens.... . -.Die >Franzosenzeit<Rekrutenlnstrukteür in ]eringhave (um rSlo)Im Bann der KranenkamperMühle . . . . . . . . . . .Viehmark in Zetel und Varel . . . . . . . . . . . . . . . . . .,The Queen<Mutige Landwirte als 'Actioneire. . . . . . . . . .Auf iu lugegenler inghave . . . . . . . . . . . . . . . .ler inghaveund El lenserdamm .. . . . . . . . . . .

Die Blütezeit des HafensDie Bahnstat ionvon El lensetdamm... . . . . . . . .

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u id(c\Jts- und LeLei.rerhalmir,e un r85o

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45464747Onkel .Willi Amedka(

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Die Entwicklung der politischen cemeindeDie wirtschaftliche Entwicklung der LandgemeindeZeitungsausschnitte aus den Jahren r84o bis r89l

49

5r5l54545757

596z

68Neüe Lederschuhe

7r717)74757677777ö7ö7979

Das SchulwesenDie,Bismarck-Eiche<

'Beköstigüng der Leute,Freiwillige Feuemehr Borgstede-leringhaveCenossenschaften - Hilfe fü die Landwi schaftDas Forl

Der Erste WeltkriegFeldpostbriele von Friedrich JanssenDie Namen der GefallenenCeschichtliches rundum jednghave

Klprrrr III - ZwrscHEN DrN \VELTKRTEGTN (r9r8-r94t

r. Die ersten Nachkdegsiahre

Die verllüte'Butterhexe<

DerCroßherzogals Jäget . . . . . . . . . . . . . . . .

6364

Die Not nach Kdegsende

Wasunsere\orfahren bewegrF.. . . . . . . . . .VerFhn'no /p( L ' i . . ' "

Finp I I I \ . - . . ""L, , - -

DieWendewögelaufdemHof . . . . . . . . . . .

6869

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7o7r

Der Zuckerhut

Die Brennstof fversorgung.. . . _. . . . . . . . . . .z. Mrtschaftliche und soziale V€rh:iltnisse

\lasseftersorgung - eigene AufgabeStrom ein werholles cutDeichbäu - 245 Hekar neuer Marschboden{nua. h.rechte - etne rec1di.1c BesonderheiL

"Wir haben Schulden...<Die RoggenpapiereAls ein Dollar 49.ooo Mafk kosteteAusbildüng in der landwinschaftDie Karbidlampe hat ausgedientRückgang der ReiidächerFerkel und Läufermark in Varel

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B{umnarkt in Wilhelrnrhaven (um r 9Jo)Dre 'Strohgold-Fabdk. wüd gebaut . . . . . . . . . . . . . .D6 'Rote Hahn - eingetragener Kruglm RotenhahnerXrugumrgJo . . . . . . . . . . . . . . . .Der 'Dorfkrug.Der Schmied im Dorfl landwerker im Dorf . . . . . . . . . . . . . . . .Freiwi l l ige Feuerwehr Borgslede . . . . . . . . . . . . . .Bähnwärterhä u ser

's4heckteine.Feste kngordnunglhelendarbei ter . . . . . .Ihebstahl beobachtetJrgdaufeigenem Grundbeslu . . . . . . . . . . . . . . .Die ' \otgemeinschafr hi l f l . . . . . . . . . . . . . . . . .ler in€häLe und Sleinhausen . . . . . . . . . . . . . . . . .ler inghare und kanenkamp . . . . . . . . . . . . . . . .lerirghar e und Rallirgler inghale und Borgstede . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Vrehhandel inEl lenserdamm .. . . . . . . . . . . . . . .

l€benssituationen . . . . 93Eine 'Schande. im Dorf 93LebensenbMrrf 'Bauernfrau< . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Meine Sehnsucht - e inmal raus! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Fidi Jürgens - die 'erste Adresse< invarel.. . . . . gsDie )Volksstube< 95Die Küche als Lebensmittelpunkt . . . . . . . . . . . . . 95Das Pferd eintreuer Hel fer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - . . . . . . 96Vespei im Sommer 1928 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Flut terhüte . . . . . . . . . . . . . . . , , , . . . . . . . . . . . . 97Die e$te Dauerwelle .. . . . . . 97Haare schneiden früher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Hochzei ten um rglo . . . . . . . 98Beerdigungen . . . . . . . . . . . . . 99Distanzimdi id l ichen Leben.. . . . . . . . . . . . . . .

'Die z igeuner kommenl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rorFl iegende Händler . . . . . . . . . ror(utschfahrt nach Stollhamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - . . . . . . . - . . . . . . . . . . . . . . rorKinder eines Melkeß ... . . . . ro2Tref fpunk >Lustberg<.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . , . . . . roJ

8o8rEzEl82,848586878889899o9o9o9r9r929293

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4. Schule und KircheNeuer Schulansatz - Schulstock verbtanntKarl PrelleDie Reformschrile in Jeringhave

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Die neue Schule in Srcht>Ein großer Tag für feringhave<RaumaulieilungEdnnerungenPrelle wird,diszipliniert,Unterrichtsversorgung im KdegBibeistunde im Dorf

5. Die NS-Zeit beginnt

Der Reichsnährstand

6. Der Ikieg bricht aus

Die Begeisterung fur AdolfHiderM rtgLi edscha{l in der NSDAPDiF VFrcrhhl , . . . . .

Beginn der Landvolkbewegung . . . . . . . . . . . . _ . . _

Einigen Bauern gehteswieder gut. . . . . . . .Amt lever wird zuständig . . . . . . . . . . . . . _ .Solidarische Volksgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . _Die Hitlerjugend - unbeschwerte Zeit . ....Landjugend gegdndet .Konfimation beibehalteDie FrauenschaftEmtebal l . . . . . . . . . . . .,Akt ion Storch(. . . . . . .,Hider ftthrt dört DörpkDas delrtsche Voik rettenDer Handel mit lrden üblich . . . . . . . . . . . . .

"Nichts dabei gedacht ...Kein Pfl ichtjahrfür Bauemiöchter .. . . . . . . .BerufsschulewirdPf l icht . . . . . . . . . . . . . . . .

Göring'Witze in Erinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . .

7. Militärische MaßnahmenErste KdegsvorbereiiungenBefehlszentrum bei Praß

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K-Lprrrr IV - Drr ZErr Brs zuR WAHRuNGSREFoRM

Frühl ing 1945 . . . . . . . . . r4r

r. Die Alliierten richten sich einMilitärkontrollen

r4rr4rr42

r42t4)r4)r44r44r44

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r47r4ö14ör49r49r50r50

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,Selbstbedienüngr im crodenEin Klavier fiir die KanadierSoldaten - 'nicht so schlimm<Der Feind in unserem Haus

DerTraum ein MotorradKanadier auf dem Ziegeleigelände

Erste Maßnahmen d€r BesatzerJagdreviere bescblä gnahmt

2. Sammellager für aushndische ArbeitskräfteGef: ihr l iche Rache- und Raubzüge . . . . . . . . . . . . .Im Rübenkel lereingespeüt . . . . . . . . . . .Tädiche Auseinandersetzung drohteSelbstschutz durch Dorfu ewohner

l. Der FlüchdingsstromDeutsche Seele nach dem KdegAnwachsen der EinwohnerzahlVeländerungen in JeringhaveVersorgung der FIücbrlmgeViele SchlesierZwei Monate

'(nastr in JevelEinquartierung mit Folgen

Widschaftliche und soziale Verhältüisse4.

(ompensationsgeschäIieDer Mangelprägte das LebenDie 'Stunde-Nuli<

Schnapsbrennen

Hi l fs lösungen.. . . . . . .HamsterfahrtenS.ha,rrrc. l , l . .Lf--

Tabakanbau lukntiv)Eierwährungi

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\or maLht erfinde"is(f .s. i r$ ier ige Emährungslage. . . . . . . . . . . . . . . . . .J P pr. Fn Arbei t (p]ätze

Zjegelei nimmt Produktion wieder auf

i Das Leben im DoIf . . . . . . . . 156Das Dorl leben fasst wieder Tr i t t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156Tddl iches ,k iegsspielzeug, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Kiegskamendenmitgebracht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Entnazi f iz ierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Freundschaftsabkommen ernst genommen ... . . . . . . 58\ l 'ohnralrm geschaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I58Heimkehr ein Neubeginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I58,Besatzungskind( . . r59weihnachten 1946 (Tagebüch) . . . . . . . . . . . . . . . . I t9

6. Die Währungsreform ... . . . 16l

KAPITEL V _ VoN DER NACHKRIEGSZEIT BIS ZUR GEGEN1VART

r. Mrtschaftliches . . . . ... 165Vednderungen im Ackerbau . . . . . . . . . . . . . . . - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I6tViele Hel ler in der Nachkr iegszel t . . . . . . . . . - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166Die resdose Vemichtung der Ackerdistel.. . . . . . . . . . . 167

'Tägl ich 5.ooo Pfund Sirup. . . . . . . . - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167LohnabrechmrngmitLandarbei ter . . . . . . . . . . . . . . . . . . - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168Neuanfang - Siedlerstel len f i ir Flüchtl inge ... . . . . . . 169,Feldhauser Sprudel, ein Fortschdti in Jeinghave . . . . . . . . . . . . - . . - . . 169Ein Berufst i rbt aus . . . . . . - . r7aÜberschwemmungen im winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r7r

' l iosdose Viererzüge aus dem Groden, . . . . . . . . . . . . . r72Freude am Twickelser Weg . - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I7 lFünfzig 'Grüne Ki lometer i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - . . . . . . . . r74Neue Technik für Bahnübergänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - 17,Die Tradition des Klinterbrendes endet 1965 . . . . r7,Hilfe bei der Vorraishaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176cefüeranlage - eine Erleichterung . . . . . . . . . . . . . . . . . 176Die Milchfuhre bestimmte den Arbeitsrhlthmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r77Autobahn ent lastet Durchgangsverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r78Außerlandwir tschafdiche Benrfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r79

r54r54

Page 8: Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

2. Persör ichleitenHelene Neumenn - Einsatz für MitrnenschenAnka Sigrid TheilenEdo Osterloh - Theologe und politikerCünter Prass

Bildung, Schule und KircheBildungsangebot fi.ir junge LeuteDas Ende der Volksschule in fednghaveGottesdienste,Beschützende Werkstatt( - sinnvoller Lebensinlalt

Das Leben im Dorflandjugend JednghaveShenge Regeln in den Fünfz€ernWohin mit dem DenkmallDas Denkmal ziehr umDie Spielvereinigung JeringhaveDie Dodgemeinscla{lDie DorfemeuerungDer Rundblick lässt uns veNöhnen

KAPITEL VI _ PERsöNLIcHE ERINNTRUNGEN

Ein Mord in lednghaveGeflügelhofHansen mit neuen ldeenKindheit in JeringhaveWeidezaun reparien - vom Schweinehüten befreitKapers Blrsch ist grünFußballmannschaft ,TuS Tange.

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203

Das Dolf wir atr HeimatDas Leben in der BarackeWeitele Erinnerungen

Quel lenverzeichnis . . . . . . . . 2C,6

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--: ihrem Haus wieder ab, während der Vatet den Melkwagen zum Hof zurück brachte.::: gleiche Prozedur vollzog sich auch für die Knder am Nachmittag wiederl

\uf dem Weg zur Schule begegnete Willi Renken mit seinem Bruder dem Vater, dei. :::r Hofzum Frühstück zudckkehrte. Aus Respek vor dem Vater kamen die Hände aus..:: Hosentasche. Sein Blick prüfte, ob seine Söhne auch )ordentlich< zur Schule gingen.

Trefpunkt >Lustberg<Ilfriede Rengstorferzählt "Der Lüstberg war fur meine ceneration (geb. rgzl) Treff-

::ult mit unseren Puppenwagen, Schlitten und Fahrrad; da ging es die Trampelpfade rauf:]d runter...! Des öfteren haiten die Zigeuner ftir einige Tage hier ihren Rastplatz. Nach:::r Erzählungen meines Vaters wählien die lippischen Wanderaibeiter der leringhäver::egelei die Bänke zum Schmusen mit ihren Liebsien. So ist ein Lipper in Rotenhahn an-::ssig geworden. Familie Sprenger jetzt Haus Busse, Rotenhahner Straße 9, hat eineni:pischen Stammvater<

Vitte 1935 erfihr der Heimatverein von Varel von der geplanten Abgrabung des Lusf\.rges in Jednghave. Die Efde sollte im Strai3enbau im Rahmen der Verlegung der altena:rndesstral3e verwendet werden, die damals noch am HofPlaß entlang ftilrte. Mit dem:xspruch konnte der Verein die Ausliihrungen noch rechtzeitig velhindeln. Während desZ-(eiien Wel&rieges war im Inneren des Lustberges ein Fläkgeschüiz eingebaut. Es q,urde::ch dem Kdeg gesprengl.

, I . SCHULE UND KIRCHE

Neuer Schulansatz - Schulstock verbronnt\fit dem Haüpdehrer Prelle begann am L August 1928 eine neue 'Zeitrechnung. an dereinkla ssigen Volksschule in Jeinghave. Er zerbrech vor den Augen der Kinder den Stock -:Iit dem die Kinder bisher gezüchtigt lvorden waren - undverbrannte ihn im OGn. Auchdas Katheder wurde demonstrativ entfemt und Prelle erkläde den Kindern: >lch bin einer';on Euchl< Er wollte keine verschüchterten, ängstlichen Knder, sondern frei sich bewe-eende KinderElfriede Rengstorfünd Helga Eilers erinnern sich: 'Wenn Lehrer Prelle durchs Dodging,liefen wir Kinder vor Freude zu ihm - das war ftir unsere Eltem vollkommen ungewöhn-Lichl" Prelle wurde von der Staatsregienrng mit einem umlangreichen Schulversuch be-traüt. Aüf seine E ahrungen gingen viele positive Anderungen im OldenburgischenSchulwesen zurück.

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Page 10: Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

N eue Tech ni k fi) r Bah n übergä n geSeit dem Bau der Bahnlinie im Jahre 1867 von und nach Wilhelmshaven haben Schran.kenwärter die Sicherheit des Bahnverkehrs bei den jeweiligen cleisüber-euerungensichergestellt. An den Bahnübergängen wohnten die sog. )Bahnwärteriamillen, in äendaftir eigens errichteten Bahnwärterhäusem. Als Vorläufei der Schranlen dienten anfangsHolztore, die mit Weidetoren vergieichbar waren. Nacl fast einlllrndert Jahren Bahnverkeirzog in den r96oer Jahren schdttweise eine nelre Technik bei den Bahnübergängen ein.Die jeweils ortsgebundene Betätigung der Schranken wurde durch die Fembeäieriung ab-gelöst und dabei durch sog. ;Anrufschranken mit Wechsel,sprechanlaee< elsetzt.

_ So vollrog sich diesc \euerung im luli .967 beid"n Bahn..toergang i'm T,.uclelser Weg.

Die Fernbedienung efolgte nunmehr vom Ellenserdammer Stellwerk aus. Vom Bahi-wärterhaus am Meedenweg bediente Ema Osterioh die Schranken am Deichweg und andem ehemaligen Weg nach Dangastemoor Die Bahnwärterhäuser wuralen sch-ritmeiseabgerissen. Mit dem Autobahnneuball endete spätet auch die Aufgabe von Ema Osterlohais Schrankenwärterin. Der Meedenweg und der Crodenweg erhielten jeweils eine Brückezm Uberführung der Bahngleise und der Autobahn. Der Twicl<elser Weg und der Wegna.h Dangastemoor enden seitdem vor dem Gleisköryer Der Weg nach i"ng".t",rrrooiftihrt nunmeh über die Brücke am Meedenwec.

Die Tradition des Klinkerbrandes endet ry65Nach rund 160 lahren ging die ceschichte der Ziegelei in Jeringhave im Iahre 1965 zuEnde. Sie lagan der ehemaligen Bundesstraße gegenüber dem ehemals HofWamkerr.be.dort bestehende Ringofen (fortschreitendes Feuer) war gegenüber dem modemeren

ryI&.j11f4 ":izung mit öt) nicht mehr konl-unenzfühig.

Da Zneda d. Cau,.azwr,h?n d."w?ht,i.ecr. tn MMD"a\L ,t.ht dd,Gebö"d. nla.a Rnsobn: rc.ht,2^h

::-.,:::.:,!,::,Ji:.1:,!::,\e,p'..,k.,1.hn/Ee.t. Bpidu dü\t4 D.nhen haad.tt 6..h;; d.n Ta,vö+a,Dü zwene schonsteir sehön zw situpfabik (at;hi/ d6 vercih" 1,, n"i^"a",Jia,i ä, ä";"ni"

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Page 11: Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

Ein Mord inJeringhaveHanna Michelmann hat dazu Folgendes alrfgeschrieben: "lm lahre r92r fand im HauseIrps (heüte Rehlinger Straße l7) ein Mord statt. Ich war damals zwei Jahre alr und habealles mit erlebt, aber leider keine Erinnerung däran. Meine Mutier erzählte mir von dergreusamen Tat. Sie sprach nicht gerne dadber, so schrecklich war es damals ftir sie.

Nur einige Monaievor dem Ereignis warenmein Vaier August Bruns und meinc kleineSchwester Ema verstorben. Das war für meine Mutier eine schwere Zeit alle Hoffnungenund P]äne dahin. Züm clück hatten wir nette Nachbarn, die ihr Trost und Hille anboren.So lram es, dass wir oft die Familie Irps b."slrchten. HeIr Irys wohnie dort mit seinerr5jähigen Nichte und mit der Hausdame Frau Wilms zusammen.

Sie freuten sich immer aufjeden Besuch; so auch auf ihren Bäcker T., der jede Wochemitdem Bäckelwagen vorbeikam. Erkonnte so nett Neuigkeiten vom Dofund Umgebungerzäh1en. Bei einer Tasse Tee verging die Zeit üel zu schnell. le öfter er vorbeikam, destomehr Vertrauen schenkten sie ihm. Er wurde sogar ein Freund des Hauses. Eines Tageserzählten sie ihm auch, dass si€ furchibarc Angst vor Ernbrechern hätten und jede Nachtim Schlalzimmer eine Kerzebrenne, neil Schmuckünd Wertsachen vorhanden seien. Dashäite Frau Wilms iieber nichi €rzählen sollenr

Was er ila höite, haite cr nicht erwadet. Von diesem Aügenblick an war er nicht mehrder nette Hauslieund, schreckliche Gedanken beschäliieten ihn. Er dachte an einen Ein-bruch. Weil er sich im Haus gut alrskannte, wardie Versuchung noch größel So stand beiihm der mit einem Revolver geplante Einbrrch mit seinem Freund J. fest.

Am 25. Januar r92r verübte11sie den Einbruch. Maskiert versuchten sie, bei Irps einarbrechen. Sie waren wohl nicht leise genug. Hen Irps höfte Geräusche und dachte gleichan einen Einbruch. Er gdffnach seinem ungeladenen cewehr neben dem Schrank undvr'ollte sie damit erschrecken. Auf so etwas waren sie allerdings nicht gefasst. Vor Angstund Schreckwurden sie nenös und wussten nicht, was sie täten. So schoss der BäckerTund traf Frau Wilms tödlich. Hen hps \rurde derart geschlagen, dass er sich nicht mehrbewegen konnte. Dies musste Emilie mit ansehen. Sie selbst wurde aufeinem Siuhl miteiner Wäscheleine festgebunden. Danach besaßen die beiden Ejnbrecher noch die ungehörige Frechheit, gemütlich zu frühstücken.

Die Einbrecher holten alles aus dem Kellcr, was nach ihrem Geschmackwar - sogardenguien Wein. Sie hatten ja nichts unmittelbar zu befürchten, denn die Nachbam konnten ianichts hölen. Inzwischen lersltchte Emilie verzweifelt die Wäscheleine durhzubeißen. End-lich hatte sie es geschafft, sprang aus dem Fensterund schleppte sich mitihrer letzten Kraftz1rm Nachbar Weidschat. Die waren erschrocken es war unlassbar für sie. Die Nachbarnbewunderien den Mut von Emllie. Die Einbrecher häiten ia auch noch iü Haus seinkönn€nlHera Weidschat trommelte a1le Nachbarn aus ihrem tielen Schlafzusammen. Polizei undAüt wurden verctändigt. Emilie x'ollte es nicht glauben, aber sie irte sich nicht, die eineSiimmevon den Einbrechem war ihr bekannt. Es war die vom BäckerTl Somitkonnte einegenaue Pelsonenbeschreibung veröffendicht werden. Die Nachdcht ging wie ein Lautleuer

I

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Page 12: Dorfgemeinschaft Jeringhave, Rotenhahn, Tange

em interessierten Leser wird ein lebendiger Einblick in das ver-

gangene und gegenwärtige gesellschaftliche, wirtschaftliche und

kulturelle Leben von drei Dorfgemeinschaften über |ahrhunderte hin

auch mit Bezügen zur europäischen Geschichte gegeben. Insbeson-

dere werden viele persönliche Lebenssituationen der jüngeren Ver-

gangenheit beschrieben und mit zahlreichen Zitaten aus dem

Erinnerungsschatz der ältesten Dorfbewohner und -bewohnerinnen

unterlegt. Dadurch ermöglicht der Autor eine sehr unmittelbare und

anschauliche Darstellung der historischen Abläufe. Vor allem die

Schilderung der Kriegs- und Nachkriegszeit der beiden Weltkriege des

zo. fahrhunderts enthält ebenso aufschlussreiche wie anrührende Be-

gebenheiten, die insbesondere der jungen Genention zeigen, wie ihre

Vorfahren die unterschiedlichsten kriegsbedingten Lebensumstände

in den Dorfgemeinschaften zu bewältigen hatten. Gerade dieser Teil

der Chronik mag wegweisend für nachfolgende Generationen sein,

auch wenn der unmittelbaie Lebensmittelpunkt vieler hier Geborener

nicht mehr in ihren Heimatdörfern lieg.