Diplomarbeit Slackline
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Transcript of Diplomarbeit Slackline
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Institut für Sportwissenschaften
Wissenschaftliche Arbeit für die
Diplomprüfung in Sportwissenschaft
Slacklinen - ein neuer Trendsport?
Hintergründe und Perspektiven
Vorgelegt von:
Patrick Engel
Sieben-Höfe-Str. 105
72072 Tübingen
Tübingen, den 12.06.08
II
Danksagung
Recht herzlich möchte ich mich bei den Personen bedanken, die bei der Erstellung dieser
Arbeit mitgewirkt und mich in verschiedenen Bereichen unterstützt haben.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Gunter Volck. Er ermöglichte es mir, diese Arbeit im
Rahmen meines Studiengangs zu schreiben und unterstützte mich ausgiebig bei der Findung
der Problemstellung.
Einen zweiten großen Dank möchte ich Herrn Tillmann Müller aussprechen. Ohne ihn wäre
die Idee für das Thema dieser Arbeit wahrscheinlich nicht entstanden. Außerdem danke ich
ihm zum einen für die aufgebrachte Zeit in Telefongesprächen, zum anderen für sein
Engagement mir sein Fachwissen mitzuteilen um dies in die Arbeit mit einfließen zu lassen.
Natürlich bedanke ich mich auch für all die Tricks die ich von ihm erlernen konnte sowie das
von ihm und der Firma Slackline-Tools zur Verfügung gestellte Material.
Des Weiteren danke ich meiner Frau Kristin. Sie musste in der Zeit während der
Diplomprüfungen und der Erstellung dieser Diplomarbeit viel erdulden. Vielen Dank für das
erbrachte Verständnis.
Auch meine Eltern waren während meiner gesamten Studienzeit für mich da und unterstützten
mich wo sie nur konnten. Ohne euch wäre ich nicht hier!
Zuletzt möchte ich mich bei all jenen bedanken, die auf ihre Art und Weise zum Gelingen
dieser Arbeit beigetragen haben, die ich jedoch nicht alle namentlich erwähnen kann. Ohne
die Studienteilnehmer, die sich die Zeit zum Ausfüllen und zurückschicken des Fragebogens
nahmen, wäre diese Studie überhaupt nicht möglich gewesen.
Allen Slacklinern kann ein Dank dafür ausgesprochen werden, dass sie durch ihren
Enthusiasmus diese wunderbare Form des Balancierens vorantreiben und anderen Menschen
zugänglich machen.
Remember, it´s „Just One Foot In Front Of The Other!“ (Chris Carpenter)
Patrick Engel (Tübingen, 12. Juni 2008)
III
Eid
"Hiermit versichere ich, dass ich die vorgelegte Arbeit selbständig und nur mit den
angegebenen Quellen und Hilfsmitteln (einschließlich Quellen des www und anderer
elektronischer Medien) angefertigt habe. Alle Stellen der Arbeit, die ich anderen Werken dem
Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen habe, sind kenntlich gemacht."
Tübingen, den 12.06.2008 ______________________________________
IV
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis....................................................................................................................................................... IV
Abbildungsverzeichnis.................................................................................................................................................V
Tabellenverzeichnis......................................................................................................................................................V
1 Einleitung ................................................................................................................................................................1
2 Slacklinen ................................................................................................................................................................4
2.1 Historische Entwicklung.................................................................................................................................4
2.2 Darstellung und Eigenschaften unterschiedlicher Slacklines....................................................................7 2.2.1 Lowlines ...................................................................................................................................................7 2.2.2 Highlines...................................................................................................................................................9
2.3 Diskussionsansatz zur Definition des Slacklinens .................................................................................... 10
3 Trendsport............................................................................................................................................................ 13
3.1 Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Sport allgemein .......................... 13
3.2 Begriffsproblematik „Trendsport“.............................................................................................................. 17
3.3 Trends als Metaphern .................................................................................................................................. 19
4 Ansätze und Modelle zur Zuordnung von Sportarten zum Trendsport .................................................... 20
4.1 Charakteristische Merkmale von Trendsportarten im Allgemeinen und Slacklinen im Besonderen . 21
4.2 Modelle zur Entwicklung von Trendsportarten ........................................................................................ 31 4.2.1 Phasenmodell nach Schwier................................................................................................................. 32 4.2.2 Trendsportentwicklung nach Lamprecht und Stamm......................................................................... 33 4.2.3 Akzeptanz – Kriterien nach Volker Nagel .......................................................................................... 37
5 Problemstellung................................................................................................................................................... 38
5.1 Anwendung des Modells von Schwier auf Slacklinen .............................................................................. 39
5.2 Anwendung des Modells von Lamprecht und Stamm auf Slacklinen .................................................... 40
6 Untersuchungsdesign.......................................................................................................................................... 43
6.1 Explorative Umfrage zum Slacklinen im deutschsprachigen Raum ...................................................... 43
6.2 Durchführung der Befragung und Auswertung ....................................................................................... 44
6.3 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse ........................................................................................ 44 6.3.1 Soziodemographische Merkmale......................................................................................................... 45 6.3.2 Fakten bezüglich Slacklinen................................................................................................................. 49 6.3.3 Hintergrundwissen über Slacklinen ..................................................................................................... 55 6.3.4 Fragen zu Merkmalen eines Trendsports nach Jürgen Schwier......................................................... 57 6.3.5 Fragen nach Volker Nagel.................................................................................................................... 68 6.3.6 Funktionsfragen .................................................................................................................................... 78
6.4 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................................................................. 83
7 Zusammenfassung und Ausblick...................................................................................................................... 84
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................................... 87
9 Anhang.................................................................................................................................................................. 89
V
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Scott Balcom, Erfinder des Slacklinens (Balcom, 2005, Titelbild)______________________________ 6 Abb. 2: Scott Balcom auf der „Spireline“ im Yosemite Valley (Quelle: www.slackline.net)________________ 6 Abb. 3: Slackliner beim Ausführen von Tricks. (Quelle: www.slackline-tools.de, 2007) __________________ 24 Abb. 4: Europas höchst gelegene Highlinebegehung am Dent du Géant im Mont Blanc Massiv, (Quelle:
www.slackline-tools.de, 2007) _______________________________________________________ 25 Abb. 5: Damian Cooksey, Frontflip beim Event in Scharnitz (Quelle: www.slackline-event.com, 2008) _____ 26 Abb. 6: Damian Cooksey auf einer 100m langen Line beim Treffen in Scharnitz. (Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:100m_slackline_scharnitz1.jpg, 2008) ______________________ 28 Abb. 7: Phasen der Entwicklung von Trendsportarten ____________________________________________ 36 Abb. 8: Balanceakt über den Dächern von München. Heinz Zak auf einer Highline bei der Neueröffnung von
"Sport Schuster" in der Rosenstraße in München (Quelle: www.alpin.de, 2008)_________________ 40 Abb. 9: Altersverteilung der Slackliner aus der Studie____________________________________________ 45 Abb. 10: Geschlechterverteilung der Slackliner aus der Studie _____________________________________ 45 Abb. 11: Prozentuale Verteilung der englischen und deutschen Bezeichnungen für Tricks ________________ 52 Abb. 12: Motivation zum Slacklinen (n=476) ___________________________________________________ 53 Abb. 13: Einteilung der Motivation in drei Bereiche _____________________________________________ 54 Abb. 14: Prozentuale Verteilung des Bekanntheitsgrades von Slackline-Sets nach Herstellern ____________ 55 Abb. 15: Prozentuale Verteilung der bekannten Slackline-Events ___________________________________ 59 Abb. 16: Prozentuale Verteilung der Tendenzen zur Beschleunigung und Entschleunigung _______________ 61 Abb. 17: Kategorien der genannten Slackline-Adjektive __________________________________________ 63 Abb. 18: „Ja-Nein“ Verteilung in Bezug zum eigenen Slackline-Stil _________________________________ 63 Abb. 19: Kategorienunterteilung der verschiedenen genannten Slackline-Stile_________________________ 64 Abb. 20: Verteilung der Angaben bezüglich des Stils nach Könnensgrad _____________________________ 65 Abb. 21: Darstellung der verschiedenen Slackliner-Charaktereigenschaften __________________________ 66 Abb. 22: „Ja-Nein“ Verteilung zur äußerlichen Attraktivität des Slacklinens __________________________ 70 Abb. 23: Prozentuale Verteilung in Bezug zum finanziellen Aufwand ________________________________ 72 Abb. 24: Prozentuale Verteilung aus Frage 28__________________________________________________ 73 Abb. 25: Kategorisierung der Antworten aus Frage 28 ___________________________________________ 74 Abb. 26: Prozentuale Verteilung der Antworten zu Frage 29_______________________________________ 76 Abb. 27: Prozentuale Verteilung der Antworten zu Frage 30_______________________________________ 76 Abb. 28: Prozentuale Verteilung der Antwortkategorien bezüglich Trendsport im Allgemeinen ____________ 78 Abb. 29: Prozentuale Verteilung der Haltung gegenüber Slackline-Workshops ________________________ 80 Abb. 30: Prozentuale Verteilung der ermittelten Einrichtungen aus Frage 33 _________________________ 81 Abb. 31: Kinder beim Kinderjugendfestival in Stuttgart (Quelle: www.slackline-tools.de, 2008) ___________ 83 Abb. 32: Ein Kind auf der Slackline (Quelle: www.slackline-tools.de, 2008) __________________________ 83
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Angaben der Slacklineerfahrung in Jahren ______________________________________________ 46 Tab. 2: Häufigkeit des Slacklinens pro Woche __________________________________________________ 46 Tab. 3: Könnensstand der Studienteilnehmer ___________________________________________________ 46 Tab. 4: Angaben bezüglich einer Highlinebegehung _____________________________________________ 46 Tab. 5: Regelmäßigkeit des Trainings ________________________________________________________ 47 Tab. 6: Teilnahme an einem Slackline-Wettkampf _______________________________________________ 47 Tab. 7: Analyse des Könnensstandes in Bezug zur Wettkampfteilnahme ______________________________ 47 Tab. 8: Zugang der Studienteilnehmer zum Slacklinen____________________________________________ 49 Tab. 9: Erlernen des Slacklinens ____________________________________________________________ 50 Tab. 10: Ausübungsform des Slacklinens ______________________________________________________ 51 Tab. 11: Übersicht der genannten Idole _______________________________________________________ 57 Tab. 12: Interesse der Teilnehmer an Slackline-Events ___________________________________________ 59 Tab. 13: Prozentuale Verteilung der Erwartungen an Slackline-Events ______________________________ 60 Tab. 14: Vergleich der Fragen 16 und 17______________________________________________________ 62 Tab. 15: Darstellung von Frage 32 __________________________________________________________ 67 Tab. 16: prozentuale Verteilung der Fragen 21, 22, 23 des Fragebogens _____________________________ 69 Tab. 17: Spontane Nutzbarkeit des Slacklinens und Antwortkategorien zu Frage 25 ____________________ 71 Tab. 18: Ortsunabhängigkeit des Slacklinens___________________________________________________ 71 Tab. 19: Antwortenspektrum zu Slacklinen als Trendsport ________________________________________ 79
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
1
1 Einleitung
„Als Individuen balancieren wir vielfach unbewusst auf bekanntem Terrain, es ist
nur natürlich dass wir diese Eigenschaft aktiv erfassen und sie entsprechend
fördern. Als Slackliner balancieren wir mit vollem Bewusstsein im Streben nach
Vervollkommnung und Erfüllung. Versuch es einfach. Sei du, wenn du auf einer
Slackline gehst; probier etwas aus, oder helfe einfach einem Kind Fahrradfahren
zu lernen, du wirst spüren, das Gleichgewicht im Leben durchströmt alles. Das
Arbeiten an seinen eigenen Grenzen – erkennen, bewältigen und zurücksehen –
kann jedem auf seinem Weg helfen.“ (Jungshannß, o.D., S.6)
Slacklinen, eine noch junge, aufstrebende Bewegungsform1, erfreut sich zunehmender
Beliebtheit. In den letzten Monaten erschienen verstärkt Berichte und Reportagen in
elektronischen Medien, Printmedien und in Form von Fernsehberichterstattungen, welche sich
mit diesem bisher relativ unbekannten Trend auseinandersetzen. Slacklines werden auf der
einen Seite an immer exotischeren und entlegeneren Orten auf der Welt gespannt, z.B. im
Mont Blanc Massiv. Auf der anderen Seite steigt das Interesse von Schulen2, Vereinen und
Rehabilitationseinrichtungen am Slacklinen. Was genau zeichnet nun Slacklinen aus und
rechtfertigt eine intensive Beschäftigung mit dieser neuen Bewegungsform?
Heinz Zak brachte Slacklinen etwa um das Jahr 2000 nach Europa und veranstaltete im Juli
2006 das „1. Internationale Slackline-Treffen in Scharnitz“ (Österreich). Die angereisten
Slackliner konnten dort Erfahrungen austauschen und gemeinsam Spaß haben. Dieser erste
Event in Scharnitz leitete die weitere Verbreitung dieser seit den achtziger Jahren in den USA
praktizierten Sportart sowie Neuformierungen weiterer Slacklinegruppen in Deutschland und
Nachbarländern ein, was auf ihre steigende Popularität hindeutet. In den Parkanlagen von
Städten und Gemeinden sieht man zunehmend zwischen den Bäumen gespannte Bänder und
darauf balancierende Bewegungskünstler. Ein erstes deutschsprachiges Forum im Internet
wurde bereits im Jahre 2004 gegründet. Seit 2005 kann man fertig zusammengestellte
Slackline-Sets in ausgewählten Sportfachgeschäften kaufen.
1 Der Begriff „Bewegungsform“ wurde hier anstelle des Begriffes „Sportart“ gewählt, dies wird im Kapitel zur Begriffsproblematik Trendsport weiter ausgeführt. 2 Vgl. http://www.soap-box-derby.de/slacklinen-der-neue-trendsport-95.htm, http://www.schulebewegt.ch/index.cfm?id=82, http://fudder.de/artikel/2007/06/05/gesucht-freiburgs-sportlichste-schule/
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
2
Blieb es im Jahre 2006 bei diesem einzigartigen Event in Scharnitz, gab es 2007 bereits mehr
als zehn Slackline-Treffen und die Anzahl aktiver Slackliner und Events wächst seither stetig
an. Nicht nur namhafte Hersteller aus dem Klettersport bieten mittlerweile Sets zum Verkauf
an, auch kleine Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit dieser Bewegungsform und
tüfteln an neuen Materialien und Aufbauarten. Anfängerkurse, in denen Abspanntechniken
und die ersten Schritte gezeigt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit.
Da es sich beim Slacklinen um ein neues, noch unerforschtes Feld handelt, das jedoch ein
sehr dynamisches Wachstum aufweist, soll in dieser Arbeit sowohl die bisherige Entwicklung
des Slacklinens betrachtet, als auch eine Prognose für die zukünftige Entwicklung dieser
Bewegungsform versucht werden. Darüber hinaus steht die Frage im Raum, ob Slacklinen zu
den Trendsportarten gezählt werden kann oder lediglich ein kurzlebiger Sporttrend bleibt.
In einem ersten Schritt wird daher eine historische Betrachtung des Slacklinens
vorgenommen. Die junge Bewegungspraxis wird hinsichtlich ihrer Entstehungs- und
Entwicklungsgeschichte dargestellt und die verschiedenen Disziplinen mit ihren
Anforderungen werden aufgelistet und erläutert. In einem weiteren Schritt erfolgt der Versuch
einer Definition des Begriffes Slacklinen, um ein Basiswissen als Grundlage für weitere
Analysen zu schaffen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Trendsport. Dabei werden zunächst die
gesellschaftlichen Hintergründe für die Ausbreitung von Trendsportarten dargestellt,
Veränderungen hinsichtlich der Werte einer Gesellschaft beleuchtet und die Frage diskutiert,
warum sich Menschen Trendsportarten zuwenden. Die Unterkapitel beschäftigen sich mit
Begrifflichkeiten des Phänomens Trendsport. Hierbei werden die Begriffe ‚Trend’ und
‚Sport’ erläutert, auf die Problematik der Trendsportdefinition eingegangen und der Begriff
Slackline im Hinblick auf „Trends als Metaphern“ untersucht.
Eine Verknüpfung der Theorien des Trendsports mit dem Slacklinen findet im Anschluss
statt. Die charakteristischen Merkmale von Jürgen Schwier, durch die sich möglicherweise
Trends im Feld des Sports auszeichnen, werden dargestellt und auf Slacklinen übertragen.
Welche Merkmale treffen auch auf Slacklinen zu und inwiefern lässt es sich dadurch dem
klassischen Trendsport zuordnen?
Zwei häufig angewandte Modelle aus der Trendsportforschung werden anschließend
vorgestellt und auf ihre Relevanz für die Entwicklung des Slacklinens untersucht. Zum einen
handelt es sich um das semiotische Modell nach Jürgen Schwier, zum anderen um das an
einem Produktlebenszyklus orientierte Modell nach Markus Lamprecht und Hanspeter
Stamm.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
3
Abschließend kommt ein Konzept von Volker Nagel zur Anwendung, welches ursprünglich
zur Analyse des Trendsports Inlineskaten entwickelt wurde. Dessen Fragen werden
modifiziert in der empirischen Untersuchung (Fragebogen) auf Slacklinen bezogen.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine schriftliche Befragung unter Slacklinern durchgeführt
(siehe Kapitel 6: Untersuchungsdesign). Hierfür kommt ein Fragebogen zum Einsatz, welcher
durch seinen speziellen Aufbau sowohl einen Bezug zu den charakteristischen Merkmalen
nach Schwier als auch zu den Akzeptanz-Kriterien nach Nagel herstellen soll. Die im
Anschluss ausgewerteten und interpretierten Ergebnisse stützen entweder die theoretische
Analyse im ersten Teil der Arbeit oder führen zu einer Verwerfung der aufgestellten
Hypothesen zu Slacklinen als Trendsport.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
4
2 Slacklinen
Um eine genauere Vorstellung von der noch jungen Sportart und damit ein Grundwissen zu
erhalten, werden im Folgenden die Ursprünge des Slacklinens und seine Entwicklung
dargestellt, wobei insbesondere verschiedene Disziplinen des Slacklinens und deren
Charakterisierung im Mittelpunkt stehen. Abschließend erfolgt der Versuch einer Definition
des Begriffs Slacklinen.
2.1 Historische Entwicklung
Die historischen Wurzeln des Slacklinens lassen sich auf das Ende der 1970er Jahre
zurückverfolgen. Bis dahin balancierten Kletterer schon seit den 60er Jahren im Yosemite
Nationalpark in den USA (Kalifornien) zum Zeitvertreib an Ruhe- und Regentagen auf Tauen
und Absperrketten an Parkplätzen. Aufgrund des lockeren Durchhangs nannten sie ihr neu
entdecktes ‚Sportgerät’ slackchain. Anfangs erschien es den Protagonisten unmöglich auf der
lockeren Kette zu laufen. Nach intensivem Üben wurde es zur Routine und die Kletterer
suchten sich neue Herausforderungen. Kurze Zeit später wurden die ersten Tricks und
Übungselemente entwickelt, wie beispielsweise das Drehen, Hinsetzen, Liegen und auch das
Surfen, d.h. stehend auf der Kette hin und her schaukeln (vgl. Müller, 2007, S.3-4).
Scott Balcom, ein junger Kletterer, schreibt in seinem Buch Walk the Line3 von der
Beobachtung zweier junger Männer im Yosemite-Tal im Sommer 1983, die auf einem fix
gespannten Stahlseil im Wald balancierten. Seine besondere Aufmerksamkeit galt jedoch
nicht dem gespannten Stahlseil, sondern dem daneben gespannten Band, welches die jungen
Männer zu Trainingszwecken nutzten. Balcom und sein Freund Chris Carpenter, der ihn
begleitete, waren sofort fasziniert von den federnden Eigenschaften des Bandes. Balcom
selbst war nach eigenen Aussagen bei dem Versuch, ein Band zum Balancieren zu spannen,
gescheitert, daher schienen ihm die Leistungen der beiden unglaublich: „Here was Adam
Grosowski and Jeff Ellington with a command over the squirrellyness that made it look like a
dance“ (Balcom, 2005, S.114).
Adam Grosowksi und Jeff Ellington gelten seitdem als Pioniere, die anstelle einer starren
Kette ein dynamisches Schlauchband aus dem Klettersport mit Karabinern zum Balancieren
3 Dieses Buch kann als erste und bisher einzige Slacklineliteratur bezeichnet werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
5
zwischen zwei Bäumen spannten. Nach Ellington ist noch heute eine Flaschenzugvariante4
zum straffen Spannen von Slacklines benannt.
Scott Balcom kehrte mit seinen Eindrücken zu seinem Bruder Ric Piegh und seinen Freunden
Charles Tucker und Darrin Carter zurück5. Sie kauften sich im Bergsportladen ein
entsprechendes Band und spannten dies zwischen zwei Bäumen. Mit etwas Übung konnten
alle darauf laufen und Tricks vollführen. Die Eigenschaften des Bandes wurden gegenüber
denen der Kette als weit überlegen eingestuft. Das bei normaler Beanspruchung im
Klettersport als statisches Material – d.h. mit minimaler Gebrauchsdehnung – eingeordnete
Band hatte, wenn man es über einige Meter spannte und darauf balancierte, eine angenehme
Dehnung, vergleichbar mit den Eigenschaften eines sehr starken Gummibandes. Von diesem
einzigartigen Gehgefühl waren alle Beteiligten begeistert (vgl. Müller, 2007, S.3-4).
Die folgenden Jahre waren dadurch geprägt, dass immer mehr Kletterer im ‚Camp Four’ (ein
Klettercamp im Yosemite Nationalpark in Kalifornien, welches immer noch als der
bekannteste Treffpunkt der Kletterszene gilt) Slacklinen ausübten. Die Grenzen des
Slacklinens wurden immer wieder aufs Neue herausgefordert. Man experimentierte mit
verschieden starken Bändern, Längen, Abspannmechanismen und schließlich auch mit der
Höhe, in der das Band gespannt wurde. So entstanden verschiedene Disziplinen, welche im
nächsten Kapitel vorgestellt werden.
Scott Balcom gelang nach intensivem mentalem Training die erste Highlinebegehung am Lost
Arrow Spire6 am 13. Juli 1985. Damit inspirierte er viele nachfolgende Highliner, unter
anderem seinen Freund Darrin Carter, den man damals aufgrund seines immensen Ehrgeizes
als erfolgreichsten Slackliner im Highlinesport betitelte. Carpenter berichtet in The evolution
of slacklining by Chris Carpenter über Carter: „A demon inside Darrin was born. He could
feel within himself that his purpose in life now made sense“ (Carpenter, o.D., S.5). Darrin
Carter beging als erster ungesichert und allein aus sportlicher Motivation die 15m lange
Slackline in über 900m Höhe über der Talsohle des Yosemite Valley (vgl. Junghannß, o.D.,
S.3f). Die Highline am Lost Arrow Spire wurde dadurch zu einem Mythos, um den sich
zahlreiche Legenden und Geschichten ranken.
4 Bei diesem Prinzip wird reine Muskelkraft zum Spannen verwendet. Es ist somit möglich längere Distanzen zu spannen als mit einer Ratsche. Der Flaschenzug klemmt sich durch das ineinander Wickeln des Bandes selbst ab und benötigt keinen zusätzlichen Knoten. 5 Mitteilung von Scott Balcom in einer E-Mail am 14.01.2008 6 Eine Felsnadel im Yosemite Valley, die etwa 17m hervorragt (siehe Abb. 2)
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
6
Abb. 1: Scott Balcom, Erfinder des Slacklinens
(Balcom, 2005, Titelbild) Abb. 2: Scott Balcom auf der „Spireline“ im Yosemite
Valley (Quelle: www.slackline.net)
Ric Piegh gründete 1998 ‚Slackline Brothers Inc.’ und bot das erste zusammengestellte
Slackline-Set7 zum Verkauf an. ‚Asana Pack Works’ war die nächste Firma, ehe im Jahre
2004 Scott Balcom ‚SlackDaddy’ gründete und ebenfalls Slackline-Sets anbot8. Alle weiteren
Sets, die seitdem auf den Markt gekommen sind, wurden mit einem Ratschensystem
ausgestattet. Erst ‚Slackline-Tools’, ein weiteres kleines im Frühjahr 2007 in Deutschland
gegründetes Unternehmen, bietet wieder Sets basierend auf der traditionellen Methode des
Flaschenzuges nach Jeff Ellington zum Verkauf an.
Heinz Zak, Extremkletterer und Bergfotograf aus Österreich, wurde auf diese Bewegungs-
praktik durch seine Kletterreisen ins Camp Four aufmerksam. In Europa gilt er als
Slacklinepionier, der diese Form des Balancierens um die Jahrtausendwende nach Europa
brachte. Das erste Slackline-Set, das in Europa auf den Markt kam, wurde von ihm in
Zusammenarbeit mit der Seilerei Peter (Allgäu) für ‚Mountain Equipment’9 entwickelt.
Dieses Set ist seit 2005 in Sportfachgeschäften käuflich erwerbbar. Außerdem wohnte Zak
Dean Potters10 legendärer ungesicherter Highlinebegehung 2003 am Lost Arrow Spire bei und
dokumentierte diese Überschreitung in Foto und Film und später im Film Highliner.
Im Juli 2006 eröffnete Zak das „1. Internationale Slackline-Treffen in Scharnitz“. Dort
begrüßte er rund 250 aktive Slackliner aus Deutschland, Österreich, Norwegen, Neuseeland,
Russland und der Schweiz, die sich dort zwei Tage lang zum Austausch von Ideen, Tricks
7 Ein Slackline-Set besteht meist aus 2 Rundschlingen für den Fixpunkt (z.B. ein Baum oder ein Holzpfosten), Materialien für einen Spannmechanismus und der eigentlichen Slackline, welche in verschiedenen Längen erhältlich ist. Die fertigen Sets werden in der Regel in passenden Beuteln zur Aufbewahrung verpackt und mit einer Aufbauanleitung angeboten. 8 Mitteilung von Scott Balcom in einer E-Mail am 14.01.2008 9 Mountain Equipment ist ein britischer Hersteller hochwertiger Outdoorausrüstung. Zum vertriebenen Slackline-Set siehe: http://www.globetrotter.de/de/shop/detail.php?mod_nr=me_73601&k_id=&hot=0 10 Dean Potter ist ein bekannter Extremkletterer, der häufig mit ungesicherten Kletteraktionen Schlagzeilen macht. Er war der vierte, der die Highline am Lost Arrow Spire im Jahre 1998 beging.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
7
und Erfahrungen eingefunden hatten. Das weitere Programm bestand aus der Vorstellung des
Films Highliner und einem Konzert der Hardrockband ‚Caveman’. Man feierte bis in die
späte Nacht und manche sprachen danach von einer Woodstock-Stimmung (vgl. Hempel,
2006). Dieser Event scheint in Europa den Grundstein für weitere Slacklinetreffen gelegt zu
haben. Im Jahr 2007 fanden bereits mehr als 10 solcher Zusammenkünfte in ganz
Deutschland statt, welche sich großer Beliebtheit erfreuten und auf denen bereits erste
Wettkämpfe mit nicht offiziellen Regeln ausgetragen wurden. Seit einem Slackline-Treffen
im Herbst des Jahres 2007 in Radolfzell gibt es in deutschsprachigen Foren Diskussionen und
Planungen für die Gründung eines Slacklineverbandes mit einheitlichen Regeln für die
Durchführung von Wettkämpfen.
2.2 Darstellung und Eigenschaften unterschiedlicher Slacklines
In diesem Kapitel wird eine Einteilung des Slacklinens in verschiedene Disziplinen
vorgenommen. Dabei ist der Autor der Ansicht, dass generell zwischen ‚Lowlines’, d.h.
Höhen aus denen ein gefahrloses Abspringen noch möglich ist11, und ‚Highlines’, die aus
Sicherheitsaspekten in nicht weniger als 8m12 bis in beliebige Höhen gespannt werden
können, zu unterscheiden ist.
2.2.1 Lowlines
Niedere Slacklines, als ‚Lowlines’ bezeichnet, können weiter in ‚Tricklines’, ‚Rodeo- oder
Freestylelines’, ‚Longlines’, ‚Jumplines’ (häufig Sprunglines genannt) und als neuere
Disziplin ‚Wasserlines’ differenziert werden.
Die Trickline stellt die gebräuchlichste Art der Lowlines dar. Anfänger beginnen
normalerweise auf einer Trickline und lernen auf der etwa knie- bis hüfthohen Line die ersten
Schritte und Tricks. Der Untergrund sollte weich und sicher sein, am besten Gras- oder
Sandboden. Mit Hilfe eines „Spotters“13 kann die Angst beim Aufsteigen auf die Slackline
überwunden werden. Sobald die ersten Schritte klappen kann sich der Anfänger den
verschiedensten Tricks zuwenden, angefangen z.B. mit einer Drehung, Hinsetzen oder
11 Lowlines reichen bei Anfängerlines von Kniehöhe bis zu einer Höhe von 2-3m (Longlines). 12 Das zusätzliche Sicherungsband für den Slackliner, welches an einen Klettergurt geknotet wird, hat etwa eine Länge von 2m. Rechnet man zusätzlich die Dehnung der highline leash und den Durchhang der Slackline unter Last bei einem Sturz und die Größe einer Person dazu, dann sollten mindestens etwa 8m Höhe vorhanden sein, damit der Slackliner bei einem unkontrollierten Sturz nicht auf dem Boden aufkommt. 13 Ein Partner, der neben dem Anfänger steht, kann Hilfestellung beim Aufsteigen auf die Line geben, vgl. auch das Verb „spotten“.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
8
Hinlegen auf der Line. Den Tricks sind keine Grenzen gesetzt, auch Anfänger können hier
bereits ihre Kreativität voll entfalten.
Longlines stellen eine weitere, derzeit sehr beliebte spielerische Art von Slacklines dar.
Entsprechend dem Wortsinn geht es darum, immer längere Entfernungen zwischen den
Fixpunkten auf der Slackline zu absolvieren. Allerdings herrscht unter Slacklinern bisher
keine Klarheit darüber, ab welcher Länge man von einer Longline spricht, so dass eine
individuelle Einteilung möglich ist. Für Anfänger sind z.B. schon 20m eine fast unlösbare
Aufgabe. Zum Zeitpunkt dieser Arbeit liegt der Weltrekord von Damian Cooksey bei einer
Länge von über 154m14. Aktuell werden bereits Versuche mit einer 200m langen Line
durchgeführt und so die Grenzen von Mensch und Material ausgetestet. Bei langen Lines
besteht die Schwierigkeit darin, das Band hart genug zu spannen, um nicht aufgrund des
Durchhangs in der Mitte den Boden zu berühren. Dabei kommen oft teure Gerätschaften wie
z.B. ein Kettenzug zum Einsatz, mit dem es möglich ist, eine hohe Vorspannung von über 1t
aufzubringen. Für die Messung der aufgebrachten Kraft und der auftretenden Kräfte bei der
Belastung durch einen Slackliner werden häufig Kraftmesser in den Aufbau integriert. Lines
von über 100m Länge müssen daher mindestens in zwei bis drei Metern Höhe angebracht
werden – eine große technische, physische und psychische Herausforderung.
Eine weitere Variante stellt die Jumpline dar. Diese wird im Unterschied zur Trickline sehr
hart und üblicherweise über eine Länge von ca. 8m gespannt. Eine sehr harte Vorspannung ist
hierbei notwendig, um ähnlich wie bei einem Trampolin die dynamischen Impulse der Line
für Sprünge nutzen zu können. Beliebte Sprünge sind ein Salto vorwärts oder rückwärts als
Abgang oder mit Landung auf der Line, Drehsprünge und Sprünge in die Höhe oder Weite.
Rodeo- bzw. Freestylelines sind nicht fest gespannt sondern werden mehr oder weniger
"schlapp" aufgehängt und ähneln somit dem klassischen Schlappseil aus dem Zirkus.
Aufgrund des Durchhangs ist das Begehen solcher Lines wesentlich schwieriger, außerdem
können schwere Stürze passieren, da die Line ruckartig auf eine Seite ausweichen kann. Die
Tricks auf diesen Lines beschränken sich im Normalfall auf Gehen, Umdrehen, quer Stehen,
Liegen und Surfen, wobei letzteres eher einem langsamen und kontrollierten hin und her
Schwingen entspricht. Slacklinen auf Rodeolines stellt ein gutes Training für Longlines dar,
da in beiden Fällen die Line sehr ruhig unter dem Schwerpunkt des Slackliners gehalten
werden muss.
14 Gelaufen am 10.Juli 2007 in München, Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Slackline
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
9
Eine neuartige Form der Balancierkunst sind so genannte Wasserlines, Slacklines über
Wasser. Durch den fehlenden festen Untergrund als Möglichkeit zum Absteigen und als
optischen Fixpunkt, ist das Begehen einer solchen Line anfangs meist wesentlich schwieriger
als über festem Grund. Nach einer gewissen Übungsphase kann man Wasserlines jedoch gut
nutzen um die Landung bei speziellen Sprung-Tricks wie beispielsweise Salti ohne
Verletzungsgefahr zu üben, wobei aber auch Stürze ins Wasser nicht immer schmerzfrei sind.
Einen Unterschied in der Begehung gibt es außerdem zwischen stehenden und fließenden
Gewässern, da die Wasserbewegung zusätzlich ablenkt und das Gleichgewichtsempfinden
stört.
2.2.2 Highlines
Das Highlinen findet als Königsdisziplin des Slacklinens immer mehr Anhänger. Wagemutige
sichern sich mit der so genannten highline leash an einer redundant15 befestigten Slackline in
Schwindel erregender Höhe, d.h. in einer Höhe, aus der ein einfacher und gefahrloser
Absprung auf den Untergrund nicht mehr möglich ist. Die Abstände bis zum Boden reichen
von wenigen Metern bis zu einigen hundert Metern. Einen besonderen Nervenkitzel bieten
Lines über einem natürlichen Abgrund oder einer Schlucht. Bei dieser Disziplin spielt nicht
mehr allein die Gleichgewichtsfähigkeit eine Rolle, sondern vor allem der psychische Faktor
der Höhe. Der Bau von Highlines wird weiterhin absoluten Experten vorbehalten sein, doch
es zeichnet sich ab, dass immer mehr Anfänger und Fortgeschrittene diesen Kick
ausprobieren und sich dabei „neu erleben“ wollen. Highlines nehmen inzwischen einen festen
Platz in Workshops ein, wobei sich Anfänger in der Regel nicht um den Aufbau kümmern
müssen, diesen jedoch erlernen können.
Diese grobe Unterteilung in Lowlines und Highlines ist ein Vorschlag des Autors, da es
bisher keine offiziellen Standards zur Bezeichnung von Slacklines gibt. Die Einteilung in
Lowline und Highline soll damit hauptsächlich zwei Extreme hervorheben, welche sich nicht
nur hinsichtlich ihrer Aufbauart, sondern auch hinsichtlich der physischen und psychischen
Komponente unterscheiden. Des Weiteren obliegt es jedem Slackliner selbst zu definieren, ab
welcher Länge er z.B. von einer Longline spricht oder welche Vorspannung er für eine
Trickline oder Sprungline wählt. Es gibt zudem keine Regeln und Richtlinien für den Aufbau
einer Slackline. Die Freiheit, die eigene Line so abzuspannen, wie man es aufgrund der
vorhandenen Gegebenheiten für richtig hält, ist vermutlich das, was Slacklinen so reizvoll
15 Dabei handelt es sich um zwei separate Systeme, welche im Fall eines Linerisses vor dem Absturz schützen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
10
macht. Claudius Biehl wird auf der Website der Firma Slackline-Tools unter der Rubrik
‚Philosophie’ folgendermaßen zitiert:
„Slacklinen, ein Sport, der widerspiegelt, was in der heutigen Gesellschaft immer
wieder gefragt ist: Flexibilität, Lockerheit, Spannung, Kreativität, Anpassungs-
fähigkeit, Konzentration, Fokussierung, Wille und natürlich Balance. Zur
Erprobung all dessen bietet Slacklinen den idealen Raum, auch indem es Raum
innovativ nutzt – im kreativen Sich-Bewegen zwischen Bäumen, Himmel und
Erde. Der Sport erschließt sich aber nicht nur diesen Raum, sondern auch den
öffentlichen. Slacklinen wird nicht „verbannt“ in die Sporthallen oder Spielfelder,
sondern geschieht meist in Parks zwischen spazierenden Menschen oder mitten in
der Stadt und findet immer wieder faszinierte Zuschauer. Der Slackliner wird
damit auch zum Künstler – jedoch zum Künstler einer Sportart, die jeder erlernen
kann und grundsätzlich jedem zugänglich ist bzw. gemacht werden kann“ (Biehl,
2007).
2.3 Diskussionsansatz zur Definition des Slacklinens
Nach dieser Kurzbeschreibung der Sportart und ihrer Disziplinen wird nun der Versuch einer
Definition von Slacklinen unternommen. Dabei sollen sowohl verschiedene Begrifflichkeiten
geklärt als auch auf das verwendete Material und bestimmte Merkmale dieser
Bewegungsform eingegangen werden.
Bereits hinsichtlich des Laufmediums, auf dem sich der Slackliner bewegt, existieren
verschiedene Begriffe. In den meisten Beschreibungen wird der Begriff „Schlauchband“16
verwendet, z.B. unter www.slackliner.at oder in Presseartikeln. Fest steht, dass zu den
Anfangszeiten des Slacklinens tatsächlich auf diesem aus dem Klettersport stammenden
Material balanciert wurde. Heutzutage jedoch kommt das Schlauchband nur noch selten zum
Einsatz. Die meisten angebotenen Slackline-Sets in Deutschland werden inzwischen aus
kosten- und aufbautechnischen Gründen mit einem gewebten Flachband aus dem
Industriebedarf zusammengestellt17.
Das deutschsprachige Forum unter www.slackliner.de verwendet in seiner Beschreibung der
Bewegungsform lediglich den Ausdruck „Band“. Dieser Ausdruck ist nach Meinung des
16 Ein in Schlauchform gewebtes Band, das beim Klettern zum Sichern und zum Standplatzbau verwendet wird. 17 Siehe die Sets von Slackline-Tools, Mountain Equipment, Singing Rock und Gibbon und die Sets von Seilereien wie Slackstar und Sicherungsprofi. Lediglich das Set von AustriAlpin wird mit einem Schlauchband geliefert.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
11
Autors bereits zutreffender, weil allgemeiner gehalten. Das Wort „Kunstfaserband“ trifft laut
Slacklineexperten am besten auf das verwendete Material zu, da es sowohl das gewebte
Schlauchband aus dem Klettersport als auch die für den Industriebedarf hergestellten und
gewebten Gurtbänder mit einschließt. Slacklines aus Naturfasern wurden nach Kenntnis des
Autors bislang nicht hergestellt.
Eine Internetrecherche von Presseartikeln18 ergab, dass sehr häufig das Wort „Seil“ für das
Laufmedium verwendet wird. Dieser nach Meinung des Autors fälschlicherweise verwendete
Begriff lässt sich dadurch rechtfertigen, dass auch Laien sofort verstehen, um was es beim
Slacklinen geht. Zwar bedeutet das Wort line aus dem Englischen übersetzt ‚Band’, ‚Schnur’
oder ‚Seil’ (vgl. Duden Oxford, 1992, S.196), doch geht es beim Slacklinen ausschließlich um
das Balancieren auf einem „Band“, genauer auf einem Kunstfaserband mit 25mm und 35mm
Breite19. Da Slacklinen in unserer Gesellschaft noch weitgehend unbekannt ist und in den
Kinderschuhen steckt, wird übergeordnet und vereinfacht der Begriff „Seil“ verwendet. Es
bleibt abzuwarten, ob der Begriff „Slackline“ jemals so bekannt wird wie beispielsweise der
eingedeutschte Ausdruck Nordic Walking.
Was die Bewegungsform betrifft, erscheint in vielen Kurzbeschreibungen häufig der Begriff
„Seiltanzen“. Die Tübinger Zeitung Schwäbisches Tagblatt verwendet z.B. in einem Artikel
über die Eröffnung des Slackline-Platzes am Institut für Sportwissenschaft der Universität
Tübingen die Überschrift „Seiltanz über Schluchten“. Es ist nicht zu leugnen, dass eine
Verwandtschaft zum Seiltanz besteht und dass Gemeinsamkeiten vorhanden sind, dennoch ist
es vom Seiltanzen abzugrenzen20. Scott Balcom (2005) beschreibt in seinem Grundlagenwerk
Walk the Line den Unterschied zwischen Seiltanz und Slacklinen folgendermaßen:
„Wenn Passanten im Park jemanden auf einer Slackline sehen, denken viele sofort
an Zirkus und Seiltänzer auf einem Stahlseil. ... Eine Slackline kann sehr straff
gespannt sein, ist aber kein Seil sondern ein flaches Nylonband, welches zwischen
zwei Ankerpunkten so straff gespannt wird, dass man darauf gehen kann.“
(Balcom zitiert nach Mountains2bRedaktion, 2007)
Viele Anhänger der Bewegungsform sehen es daher als ihre Aufgabe an, Passanten eine
korrekte Auskunft auf die Frage, ob man aus dem Zirkus sei, zu geben. Ein weit verbreiteter
18 z.B. Schwäbisches Tagblatt am 04.09.07; www.tagesspiegel.de am 07.01.08 19 Die Firma Gibbon bietet auch eine 50mm-Gurtvariante an. 20 Vgl. Müller (2007, S.5ff) „Slacklinen – eine gleichgewichtsorientierte Sportart“ und M2b Redaktion (2007) „Themenspecial Trendsport Slackline“.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
12
Ehrenkodex ist es, interessierten Personen durch „spotten“ erste Erfahrungen auf einer
Slackline zu ermöglichen (vgl. Mahler, 2006).
Eine weitere Besonderheit von Slacklines ist die Dynamik und Dehnbarkeit des Bandes unter
der Last des Slackliners. Es kann in verschiedene Richtungen ausweichen, was vom
Slackliner ein ständiges aktives Ausgleichen erfordert. Nach Meinung des Autors könnte man
auch umgekehrt argumentieren: das Band bewegt sich nicht von selbst, sondern kann sich nur
durch die vom Slackliner zugeführte Energie hin und her bewegen: „Die Line ist der Spiegel
Deiner selbst“, so Müller (2006, S.19). Dies bedeutet, dass sich die Slackline genau so verhält
wie ihr Begeher, sie verändert sich jedoch nicht ohne sein Zutun. Wer sich ruhig auf der Line
bewegt, muss nicht viel ausgleichen.
Abschließend soll auf den amerikanischen Begriff des slacklining und seine Verwendung im
deutschsprachigen Raum eingegangen werden. Generell ersetzt die deutsche Sprache bei
vielen jungen Sportarten aus dem englischsprachigen Raum die Endung –ing durch die
Endung –en. Mountainbiking wird zu Mountainbiken, snowboarding zu Snowboarden und
inlineskating zu Inlineskaten usw21. Müller erklärt diesen Zusammenhang zwischen
Verbbildung und Eindeutschung ausführlich. Er begründet die Begrifflichkeiten ‚Slacklinen’
und die Kurzform ‚Slacken’ mit den entsprechenden Begriffen ‚Mountainbiken’ oder auch
‚Biken’ und ‚Boarden’, welche inzwischen weit verbreitet und laut Müller deutsche
Wortschöpfungen sind (2007, S.11f).
Nach Klärung der Begrifflichkeiten könnte eine Definition des Slacklinens nach Meinung des
Autors folgendermaßen lauten:
„Slacklinen ist eine Bewegungsform, bei der man auf einem Kunstfaserband,
gespannt zwischen zwei Befestigungspunkten, meist Bäumen, balanciert und
Tricks vollführen kann. Aufgrund der Materialeigenschaft ist die Slackline
elastisch und dehnt sich unter der Last des Slackliners. Sie verhält sich dadurch
dynamisch und erfordert vom Slackliner ein Zusammenspiel aus Balance,
Konzentration und Koordination.“
Diese Definition beinhaltet zum einen eine Beschreibung der Bewegungspraxis, zum anderen
integriert sie das verwendete Material und das Anforderungsprofil aus sportwissenschaftlicher
Sicht.
21 Dieser Ansatz der „Sporting“-arten findet sich auch bei Opaschowski 1997, S.108.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
13
3 Trendsport
Die moderne Sportlandschaft verändert sich ständig: Neben traditionellen Sportarten tauchen
immer wieder neue Bewegungsformen auf, was zu einem zunehmend unüberschaubaren
Sportangebot führt. Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Begriff „Trendsport“, mit dem
viele neu aufkommende Bewegungspraktiken etikettiert werden.
Auch Slacklinen wird in vielen Presseartikeln bzw. im Internet oft als Trendsport
bezeichnet22. Doch ist es wirklich den Trendsportarten zuzuordnen? Sind bei der noch jungen
Bewegungspraktik Merkmale vorhanden, welche auch für andere klassische und etablierte
Trendsportarten charakteristisch sind? Was macht den Reiz dieser neuen Bewegungsform aus,
die nüchtern betrachtet eigentlich kein Novum darstellt, sondern in ähnlicher Form dem
Seiltanzen auf einem Stahlseil entspricht, welches aber bisher nur dem Akrobaten im Zirkus
vorbehalten war? Was fasziniert immer mehr Menschen am Slacklinen und welche
Bedeutung lässt sich den zahlreichen neu gegründeten, auf Slacklinen spezialisierten kleinen
Unternehmen beimessen? Kann sich Slacklinen tatsächlich etablieren und in den
Trendsportartenkanon einfügen oder verschwindet es bald wieder von der Bildfläche? Diese
Fragen stehen im Fokus der folgenden Ausführungen zum Thema Trendsport.
3.1 Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Sport allgemein
Dieses Unterkapitel beschreibt die in einer Gesellschaft notwendigen Voraussetzungen,
welche zur Wahrnehmung einer Bewegungsform wie Slacklinen führen können. Dabei
werden zunächst gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf den Sport
nachgezeichnet, bevor der Übergang zum Phänomen Trendsport und ein theoretischer
Vergleich mit dem Slacklinen stattfindet.
Im Zeitalter der globalen Transformation moderner Gesellschaften von einer
Industriegesellschaft hin zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft, unterliegen die
verschiedenen Gesellschaftssysteme in Deutschland einem grundlegenden Wandel. Dieser
Wandel ist einerseits bedingt durch fortschreitende Individualisierung und Globalisierung,
andererseits spielen auch Rationalisierung, Technisierung sowie ökonomische und mediale
Entwicklungen eine Rolle. Ein umfassender Werte- und Strukturwandel ist erkennbar und
findet einen breiten Niederschlag, auch im Bereich der Freizeit und des Sports (vgl. Digel,
2001, S.27-30).
22 http://www.funsporting.de/funsporting+NEWS+Trends+Slacklinen_0238.htm; http://www.soap-box-derby.de/slacklinen-der-neue-trendsport-95.htm;
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
14
Das Phänomen Sport hat sich mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer
Alltagskultur entwickelt. Durch den Prozess der Versportlichung unserer Gesellschaft hat der
Sport eine fast einmalige Bedeutung und Beliebtheit erlangt, die sich durch fortschreitende
Ausdifferenzierung auf das gesamte Spektrum des Sports erstrecken, vom Breiten- über
Leistungs- bis hin zum Spitzensport. Der moderne Sport, so wie er in den verschiedenen
Institutionen und Organisationen unserer Gesellschaft verankert ist, konnte sich durch
Differenzierung, Pluralisierung und eine damit einhergehende Komplexitätssteigerung zu
einem Massenphänomen entwickeln (vgl. ebd.). Die Versportlichung unserer Gesellschaft
ging Hand in Hand mit einem Wertewandel, wie Digel (1990, S.659) eindrücklich belegt:
„Die ehemals eher einheitliche Wertestruktur des Sports, die sich in erster Linie
durch Fleiß, Bedürfnisschub, Anstrengung und Leistung in Training und
Wettkampf ausgezeichnet hat, hat sich mit neuen Werten vermischt. Der Sport hat
dabei seine traditionelle Symbolkraft durch eine Hinwendung zu vermehrter
Rationalität und Wissenschaftlichkeit, durch einen offenen finanziellen
Materialismus, und durch eine Hinwendung zum Individualismus und zum
praktischen Hedonismus verloren. Das Prinzip des Fair-Play wird durch eine
Erfolgsideologie unterhöhlt, und an Stelle der Solidarität ist der Eigennutz
getreten. Im Sport ist es zu einer einseitigen Überbetonung der Interessen des
Einzelmenschen und zu einer einseitigen Überbewertung von Lust, Vergnügen
und Genuß gekommen.“
Die im Zitat angesprochene Individualisierung bildet ein wichtiges Merkmal im
Zusammenhang mit dem Wandel im Sport, insbesondere im Trendsport, ab. Der derzeitige
Sportboom wurde vor allem durch das Streben nach Individualisierung ausgelöst. Die
Menschen verfügen über mehr Freizeit, eine höhere Bildung und allgemeinen Wohlstand.
Doch die heutige Arbeitswelt und die traditionelle Sportwelt bieten kaum noch Möglichkeiten
zur freien Entfaltung, die Experimentier- und Risikofreude kann immer weniger ausgelebt
werden. Im Freizeitsport finden sich zwar verschiedene Gelegenheiten zur
Bedürfnisbefriedigung (vgl. Breuer & Sander, 2003, S.39), es ist jedoch eine abnehmende
Bindungswilligkeit der Menschen in ihrer freien Zeit festzustellen, d.h. sie wollen sich nicht
an einen Verein binden und dadurch weitere Regeln befolgen und Verpflichtungen eingehen.
„Aus diesem Grunde bleibt festzuhalten, dass der Organisation des traditionellen Sports heute
eine informell, überwiegend hedonistisch orientierte Sportkultur gegenüber steht“ (Breuer &
Sander, 2003, S.38). Es steht nicht der „Ernst“ im Vordergrund, sondern vorwiegend die
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
15
sinnliche Erfahrung, ein spielerisches Erleben und Spontaneität. An die Stelle einer klar
definierten Bindung zum Verein sind wachsende Ich-Bezogenheit und Individualisierung
getreten (vgl. Breuer & Sander, 2003, S.39). Diesbezüglich bietet besonders der Trendsport
aufgrund seiner Vielfältigkeit für jeden Menschen genügend Möglichkeiten zur individuellen
Entfaltung und Freizeitgestaltung.
Auch Slacklinen stellt als junge, aufstrebende Bewegungsform eine Möglichkeit der
individuellen Freizeitgestaltung bereit. Aufgrund der Tatsache, dass bislang kein Verein bzw.
Verband mit Vorschriften bezüglich des Aufbaus einer Slackline-Anlage oder Regeln zum
Slacklinen existiert, können jegliche Vorzüge der freien Entfaltung genutzt werden. Die
Kreativität hinsichtlich der Gestaltung einer Slackline-Session wird positiv gefördert. Es
besteht immer die Möglichkeit, sich einen individuellen „Lieblingsplatz“ zu suchen und sich
für eine Sinnrichtung des Slacklinens zu entscheiden: Ästhetik, Vervollkommnung von
Tricks, Variation der Länge der Slackline oder Verbesserung der Konzentrations- und
Gleichgewichtsfähigkeit. Jeder der sich dem Slacklinen zuwendet, hat die Möglichkeit genau
das zu finden, wonach er sucht. Selbst wenn innerhalb heterogener Gruppen verschiedene
Werte und Ziele beim Slacklinen vorkommen, so können doch mehrere Menschen gemeinsam
Spaß haben. Aspekte der sportlichen Herausforderung sind sowohl sozialen als auch
psychischen Aspekten (wie z.B. der Förderung des sozialen Umgangs, der Gruppendynamik
oder der Konzentrationsfähigkeit) untergeordnet.
Für den Trendsport und dessen Entstehung ist des Weiteren die Globalisierung als zentraler
Aspekt zu erwähnen. Der Trendsport gilt als markantes gesellschaftliches Beispiel globaler
Veränderungsprozesse, wobei der Sport dabei nicht ausschließlich als einfache körperliche
Aktivität, sondern als Bestandteil der Kultur einer Gesellschaft zu betrachten ist (vgl. Stumm,
2004, S.11f).
Die Herausbildung bisher bekannter Trendsportarten wurde durch zwei Phänomene
begünstigt. „Zum einen stellen das IOC (Internationales Olympisches Komitee, Anm. des
Verfassers) und die internationalen Sportverbände im organisierten Sport globale
Entscheidungsträger dar, die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu globalen Organisationen
entwickelt haben“ (Stumm, 2004, S.41). Zum anderen trugen der moderne Freizeitsport und
die Sportartikelindustrie einen entscheidenden Teil dazu bei, dass eine Ausdifferenzierung
und Vielfalt im Sport die Folge war und Trendsportarten in diesem Kontext hervorgebracht
werden konnten (vgl. Stumm, 2004, S.41). „Die ‚Geburtsorte’ zahlreicher innovativer
Bewegungsformen liegen in Kalifornien und haben sich von dort aus in andere Länder
erfolgreich entfaltet“ (Stumm, 2004, S.59) – zur Erinnerung: auch Slacklinen wurde im
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
16
Yosemite Valley in Kalifornien erfunden. Dies stellt einen bemerkenswerten Zusammenhang
in diesem Kontext dar und ist für den Sachverhalt der Entstehungsgeschichte des Slacklinens
ein relevanter Ansatzpunkt.
Der Prozess der Globalisierung lässt sich am Beispiel des Slacklinens sehr gut nachzeichnen.
Die Protagonisten in den 80er Jahren waren Amerikaner, der Geburtsort befindet sich
ebenfalls im Bundesstaat Kalifornien. Dort wurde von der Avantgarde der neuen
Bewegungskunst lange Zeit getüftelt, und Slacklinen wurde zunächst nur regional im
Klettercamp im Yosemite Nationalpark betrieben. Im Zuge der Globalisierung erreichte
Slacklinen durch einzelne Anhänger der Sportart bald Europa. Während in Amerika fast
zwanzig Jahre vergingen, bis fertig zusammengestellte und abgestimmte Sets zum Verkauf
angeboten wurden, geschah dies in Deutschland innerhalb von nur fünf Jahren. Das
ursprünglich von den Amerikanern verwendete Material mit Knoten und die herkömmliche
Abspannmethode mit Flaschenzug fanden in den in Deutschland kommerziell vertriebenen
industriellen Sets kaum Beachtung. Bei diesen Sets, welche in Zusammenarbeit mit Seilereien
entwickelt wurden, werden Ursprungsmaterialien durch industrielle Materialien wie Ratschen,
Rundschlingen und Schäkeln ersetzt. Auch beim eigentlichen Medium, dem Band, wich man
auf Industriematerial aus, welches vorwiegend zur Ladungssicherung auf Lastwägen
verwendet wird.
Im Rahmen der Ausdifferenzierung des Sportsystems und seiner Unübersichtlichkeit scheint
Trendsport zu einem Begriff geworden zu sein, der als Synonym für jede neue aufkommende
Bewegungspraktik steht. Dabei wechselt und entwickelt er sein Bild ständig. Die Art des
Sports, die zum jetzigen Zeitpunkt als Trendsport gilt, kann wenige Monate später bereits
wieder aus dem engen Kreis der Trendsportarten verschwunden sein.
Nachdem die gesellschaftlichen Veränderungen zusammengefasst dargestellt wurden, steht
nun eine Untersuchung der Frage an, ob es sich beim Slacklinen um einen neuen Trendsport
handelt, bzw. ob es dazu werden kann. Diesbezüglich wird im Vorfeld auf die Problematik
des Begriffs Trendsport eingegangen und anschließend hinterfragt, ob es sich bei dem Begriff
„Slackline“ um eine Metapher handelt.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
17
3.2 Begriffsproblematik „Trendsport“
Der Begriff des Trendsports stellt im deutschsprachigen Raum eine Besonderheit dar und
subsumiert zugleich eine scheinbar unübersichtliche Vielfalt neuer Bewegungspraktiken. Im
Duden wird dabei von „Sportarten, die im Trend liegen“ gesprochen (Duden, 1999, S.745).
Damit bleibt jedoch weiterhin unklar, was der Begriff Trendsport letztlich umfasst. Die
Schwierigkeit einer Definition des Begriffes Trendsport erwächst aus eben dieser nicht
eindeutigen Festlegung und Eingrenzung des Sports.
Ursprünglich stammt das Wort „Sport“ aus der lateinischen Sprache und entwickelte sich im
Französischen zu (se) de(s)porter, „(sich) zerstreuen“, „(sich) vergnügen“ (vgl. Breuer &
Sander, 2003, S.43). Aus dieser Begrifflichkeit wurde im Englischen das Wort sport, eine
Kurzform von disport („Zerstreuung“, „Vergnügen“). Die deutsche Sprache des 19. und
früheren 20. Jahrhunderts benutzte das Wort „Sport“ „als umfassende Bezeichnung für alle
mit der planmäßigen Körperschulung und mit der körperlichen Betätigung im Wettkampf und
Wettspiel zusammenhängende Belange“ (Breuer & Sander, 2003, S.43). In diesem Kontext
wird Sport auf den modernen Wettkampfsport reduziert, der sich international verbreitete
(vgl. Breuer & Sander, 2003, S.43). Der Sport hat sich jedoch mit der Entstehung des
modernen Freizeitsports ausdifferenziert und damit den organisierten Wettkampfcharakter in
Frage gestellt. Sport wird somit nicht nur im traditionellen Sinne interpretiert, sondern als
körperliche Aktivität angesehen, die als wichtiger Bestandteil der Gesellschaften gilt (vgl.
Stumm, 2004, S.60).
Um der Problematik einer Eingrenzung des Begriffs ‚Sport’ zu begegnen, „wird allgemein
versucht, mit sog. Komposita (Wortzusammensetzungen) den Bewegungsformen eine
bestimmte Bedeutung zu geben, so dass beispielsweise von Wettkampfsport, Freizeitsport,
Breitensport, Gesundheitssport, Extremsport oder eben auch ‚Trendsport’ gesprochen wird“
(Stumm, 2004, S.61).
In diesem Zusammenhang erwächst aus dem Begriff Trend eine weitere Unklarheit, da er für
unterschiedlichste Phänomene verwendet wird (vgl. Wopp, 2006, S.13), zum einen als
Vorhersage (z.B. Wetterprognose), zum anderen als Bezeichnung für neue Entwicklungen
und Produkte. Nach Wopp bezeichnet der Begriff Trend zudem etwas, das in eine bestimmte
Richtung verläuft. Laut Duden wurde er dem Englischen to trend entlehnt und meint dort,
„sich neigend“, „sich erstreckend“ oder „in eine bestimmte Richtung verlaufend“ (zitiert nach
Wopp, 2006, S.14). „Trends sind von Menschen bewirkte Grundrichtungen von
Entwicklungen in der Gesellschaft, durch die Handlungen großer Bevölkerungsgruppen
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
18
nachhaltig beeinflusst werden“ (Wopp, 2006, S.14). Wie lang eine Entwicklung bzw. ein
Trend anhält, kann laut Stumm nicht vorhergesagt werden:
„Die Dauer eines Trends bleibt relativ offen. Der Zeitraum richtet sich lediglich
nach statistischen Fakten und kann daher sowohl auf einen Tag (z.B. an der
Börse) oder auf mehrere Monate bzw. Jahre (z.B. Inflation, Arbeitslosigkeit)
bezogen werden und sowohl eine positive als auch negative Konnotation haben“
(Stumm, 2004, S.61).
Der Begriff Trendsport wird dabei generell zur Kennzeichnung von neuartigen und
lifestylegerecht aufbereiteten Bewegungspraktiken verwendet, denen kurz- oder mittelfristig
ein erhebliches Verbreitungspotenzial vorhergesagt werden kann. Schwier verwendet den
Begriff Trendsport „zur Kennzeichnung jener Veränderungstendenzen des Sports, die
(explizit oder implizit) mit bewegungskultureller Erneuerung und Innovation hervorgehen“
(Schwier, 2002, S.18). Trends im Sport sind ferner dadurch gekennzeichnet, dass sie unsere
gewohnten Sportvorstellungen überschreiten und zuvor unbekannte oder vernachlässigte
Auslegungen des menschlichen Sich-Bewegens in den Horizont rücken. Trendsportarten
weisen diesbezüglich den Charakter des ‚Andersseins’ auf und stehen dadurch in Gegensatz
zum traditionellen Sport. In diesem Zusammenhang hat Schildmacher (1998, S.16f) zentrale
Bewegungsrichtungen des Trendsports23 ermittelt:
• Vom Indoor-Sport zur Outdoor-Variante (z.B. Beachvolleyball)
• Vom normierten zum unnormierten Sport (z.B. vom Basketball zum Streetball)
• Vom großen Mannschafts- zum kleinen Gruppensport (Sportspielvarianten)
• Vom geschützten zum risikoreichen Sport (Extrem- und Risikosport)
• Vom verbindlichen zum unverbindlichen Sport (z.B. vom Verein zur Szene)
Stumm (2004, S.65) definiert Trendsportarten folgendermaßen: „Trendsportarten stellen
innovative Bewegungspraktiken dar, die sich von dem klassischen etablierten Sport
(zunächst) abgrenzen und sich in einem mittel- bzw. langfristigen mindestens relativen
Wachstum der Nachfragesteigerung über lokale Grenzen hinweg entfalten.“
Bezug nehmend auf den Begriff „Sportart“ schreibt Wopp hingegen in seinem Handbuch zur
Trendforschung im Sport, dass „Sportarten“ als Wettkampf organisierbar sind, weil sie
eindeutig definierte, messbare Ziele mit einem internationalen Regelwerk haben. Dazu
gehören z.B. alle Disziplinen der Sportfachverbände. Es gibt jedoch Bewegungs- und
23 Schildmachers so genannte „Trends im Sport“ stellen eine weitere Möglichkeit zur Untersuchung von Trendsportarten dar, werden jedoch in dieser Arbeit nicht weiter erläutert.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
19
Spielformen, in denen keine Wettkämpfe durchgeführt werden, die jedoch aus Sicht der
Handelnden als sportlich bezeichnet werden. Dazu gehören z.B. viele Angebote aus dem
Gesundheitssport, wie Nordic Walking oder Rückenschulen. Solche Praxisformen werden als
„Sportformen“ bezeichnet (vgl. Wopp, 2006, S.75). Dieser Sicht folgend ist Slacklinen noch
keine „Sportart“ bzw. „Trendsportart“, sondern eine Sport- bzw. Bewegungsform. Aufgrund
seiner geschichtlichen Entwicklung kann man jedoch, im Unterschied zur Mode, von einem
sportiven Trend sprechen, da es sich über mehrere Jahre im Bewusstsein der Sporttreibenden
verankert und als Praxis etabliert hat (vgl. Schwier, 1998, S.7), aber noch kein einheitliches
Regelwerk besitzt und noch nicht in einem Verein oder Verband organisiert ist. Zum
Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit finden erste Gespräche zur Gründung eines
Slacklineverbandes statt, welcher z.B. Wettkampfregeln aufstellt24. Erste Kooperationen mit
Verbänden anderer Sportarten bestehen bereits. Hierfür lässt sich z.B. aktuell das Engagement
von Harald Dippe nennen, der für den bayerischen Turnverband Slackline-Schnupperkurse
anbietet und regelmäßig Lehrer, Therapeuten, Trainer und Interessierte zum Thema
Slacklinen weiterbildet (vgl. Dippe, 2008).
Im Gegensatz dazu vertreten Slackliner zum Teil die Ansicht, dass durch die Gründung von
Verbänden und Vereinen der „Spirit“ des Slacklinens verloren ginge. Diesen Standpunkt teilt
auch Thomas Huber, Extremkletterer und Hauptdarsteller des Filmes Am Limit: „Weltweit
gibt’s keinen einzigen Club.“ Vereinsmeierei sei den Gleichgewichtskünstlern laut Huber
eher zuwider, die Slackliner seien als „freakige Gesellschaft“ auch in Zukunft nicht an einer
offiziellen Vereinigung interessiert (vgl. Tagesspiegel 07.04.07).
3.3 Trends als Metaphern
Ein Hinweis darauf, dass Trends oft als Metaphern verwendet werden, ist im Handbuch zur
Trendforschung im Sport von Christian Wopp zu finden. Wopp stellt folgende These auf:
„Trends sind häufig sogenannte „Magic Words“ in Form von Metaphern als massive
Verdichtungen von Themen, die im Bewusstsein großer Bevölkerungsgruppen verankert
sind“ (Wopp, 2006, S.22). Es lässt sich die Vermutung aufstellen, dass es sich bei dem
Begriff ‚Slackline’ um ein solches „Magic Word“ handelt. Nimmt man den Wortteil slack
heraus, so kann man ihm eine Mehrdeutigkeit beimessen. Das Nomen slack als Teil des
Wortes ‚Slackline’ bedeutet übersetzt „Durchhang“ (Langenscheidts Taschenwörterbuch,
24 Diskussionsthema mit dem Titel „Slackline-Wettkampf-Regeln“ unter www.slackline.at, 28.08.2008
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
20
1990, S.541). Dieser ist gegeben, wenn eine gespannte Line unter der Last ihres Begehers
durchhängt.
Verwendet man den Begriff slack als Adjektiv, so lässt es sich, wie bereits erwähnt, aus dem
Englischen mit „locker“, „lässig“ und „lose“ (Langenscheidts Taschenwörterbuch, 1990,
S.541) übersetzen. Daraus könnte man ableiten, dass dies auch als Synonym für die
Gemeinschaft der Slackliner steht. Der Zeitungsartikel „Lässiger Sport auf lockerem Band“
aus dem Konstanzer Südkurier (2006) gibt durch das Zitat „...und die Stimmung unter den
Slacklinern ‚lässig’“ einen Hinweis darauf25. Heinz Zak sagte in seiner Begrüßung zum „1.
Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffen“: „Das Wichtigste ist, dass wir eine
lässige Zeit miteinander haben“ (vgl. Hempel, 2006). ‚Lässig’ meint in diesem Sinne die
Entspanntheit und Zwanglosigkeit der Gruppierung. Slackliner genießen die Freiheit sich eine
Sinnrichtung des Slacklinens herauszusuchen, spannen ihre Slackline nach Lust und Laune
und genießen das Aufblühen im eigenen Tun. Slacklinen in lockerer, geselliger Runde, in der
es keinen Zwang zur Überbietung der anderen gibt, ist vermutlich ein Lebensstil, durch den
viele Menschen im Alltag abschalten und Abstand gewinnen können.
Interessant erscheint die Tatsache, dass das Verb to slack in die deutsche Sprache mit „locker
werden“ oder „sich lockern“ (Duden Oxford, 1992, S.322) übersetzt wird und metaphorisch
interpretiert eine Aufforderung enthält sich auf der Slackline zu lockern und nicht verkrampft
darauf zu stehen. Diesen Umstand beschreibt Scott Balcom treffend wenn er sagt: „It´s
important to be relaxed. If you relax completely, you would fall off. – Try to relax almost
completely“ (Balcom, 2005, S.58). Auch nach Müller bildet diese Metapher des „sich
lockerns“ bzw. des „Lockerseins“ einen der Grundzüge der Slacklinebewegung ab (vgl.
Müller, 2007, S.12).
4 Ansätze und Modelle zur Zuordnung von Sportarten zum Trendsport
Nach der Einführung ins Slacklinen und der Darstellung der Trendsportproblematik ist nun in
diesem Kapitel anhand typischer Merkmale (Schwier, 1998, 2002) und anhand zweier
klassischer Trendsport-Entwicklungsmodelle (Schwier sowie Lamprecht und Stamm) eine
mögliche Einordnung des Slacklinens in den Kanon der Trendsportarten zu prüfen. Im
Anschluss werden die von Volker Nagel aufgestellten Akzeptanz-Kriterien, welche als Basis
für die im Fragebogen modifizierten Fragen dienen, dargestellt.
25 Im empirischen Teil der Arbeit soll dieser Sachverhalt der „Magic Words“ nochmals aufgegriffen und mittels einer Frage nach drei Adjektiven zur Charakterisierung des Slacklinens weiter verfolgt werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
21
4.1 Charakteristische Merkmale von Trendsportarten im Allgemeinen und Slacklinen
im Besonderen
Die Trendsportmerkmale nach Schwier (1998, S.10f und 2002, S.22f) werden im folgenden
Kapitel erläutert und auf Slacklinen angewendet. Schwier weist darauf hin, dass nicht jedes
Merkmal in einer Praxis mitwirken muss, um einen Sport als Trendsport zu charakterisieren.
Darüber hinaus betont er, dass die Merkmale keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben
und dass auch Gegentrends, wie z.B. der Trend zur Entschleunigung, denkbar sind. Schwier
unterscheidet im Wesentlichen sieben Merkmale: Stilisierung, Tempo, Virtuosität,
Extremisierung, Ordalisierung sowie Sampling (vgl. Schwier, 1998, S.10) und Trend zum
Event (ebd. 2002, S.28).
Der ‚Aspekt der Stilisierung’ beschreibt die Tatsache, dass die Ausübung der Sportart oder
der Bewegungsform über das eigentliche Sporttreiben im traditionellen Sinn hinausgeht.
„Man geht eben nicht zum Skaten, sondern man führt – wenn auch als Teilzeitstylist – das
Leben eines Skaters“, so Schwier (1998, S.10). Roy Wiemers beschreibt im Film Elements –
Ein Slackline Abenteuer Slacklinen aus seiner Sicht folgendermaßen: „Ich würde sagen dass
Slacklinen gar kein Sport für mich ist. Es ist eine Steigerung oder ein Gewinn für Dich. Es
gehört einfach zum Leben dazu.“ Sporttreiben an sich wird immer mehr zum
selbstverständlichen Moment eines Lebensstils, wobei die Distinktion26 und der Spaß am
Sich-Unterscheiden, also an der Betonung des Andersseins, eine zentrale Rolle spielen.
Slacklinen kommt somit dem von Schwier festgestellten Bedarf nach Selbstinszenierung und
Differenz in komplexen Gesellschaften entgegen. Das Ausführen einer Bewegungsform wird
zur kulturellen Ausdrucksform, „deren Code von Außenstehenden nicht vollständig zu
dechiffrieren ist“ (Schwier, 1998, S.10). Dabei spielen die Sprache, Dresscodes und Gesten
innerhalb der Szene27 eine wichtige Rolle. Jede Szene und jedes Individuum innerhalb einer
Szene kreiert ihren bzw. seinen eigenen Stil, jede Gruppierung von Slacklinern hat ihre eigene
Sprache. Nur die Angehörigen der jeweiligen Szene wissen, was unter den individuell
festgelegten Bezeichnungen der Tricks zu verstehen ist. Die Freiheit, jeden Trick im eigenen
Jargon auszudrücken, stellt eindeutig eine Stilisierung der Gruppen dar.
Der Aspekt der Kleidung ist für das Stilisierungsmerkmal gesondert zu nennen. Natürlich lebt
man auch das Leben eines Slackliners, die Kleidung ist meist locker, leger und lässig,
vorwiegend Kleidung aus dem Klettersport. Die Ausübung einer Trendsportart wird der
26 „Die Unterscheidung des Subjekts von den anderen“ (Schulze, 2000, S.109). 27 „Eine Szene ist ein Netzwerk von Publika, das aus drei Arten der Ähnlichkeit entsteht: partielle Identität von Personen, von Orten und von Inhalten. Eine Szene hat ihr Stammpublikum, ihre festen Lokalitäten und ihr typisches Erlebnisangebot“ (Schulze, 2000, S.463).
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
22
Außenwelt durch entsprechende Kleidung demonstriert. Aus dem Skateboarden in die
Modewelt übertragen sind z.B. die so genannten „Skaterschuhe“, welche kaum ein
Sohlenprofil aufweisen und auch von ‚Nicht-Skatern’ getragen werden. Aus verschiedenen
Trendsportarten haben sich Kleidungsmarken und -stile entwickelt, z.B. aus dem Klettersport
(„Prana“, „Chillaz“, „Monkey“, „Lost Arrow“, „E9“ u.a.), dem Snowboarden („Quicksilver“,
„Zimtstern“, „Roxy“ u.a.), dem Windsurfen („Chiemsee“) und dem Skateboarden („Vans“).
Beim Slacklinen findet zwar bisher keine speziell entwickelte Kleidung Verwendung. Die
Herstellung und der Vertrieb foreninterner und von Slacklineherstellern eigens bedruckter T-
Shirts, Mützen und Hosen können jedoch als erstes Ausdrucksmittel eines Lebensstils und
damit einer Distinktion interpretiert werden. Die Kletterartikelhersteller „Lost Arrow“ und
„Mammut“ haben bereits eine Kollektion mit Slacklinemotiven auf T-Shirts herausgebracht.
Ebenso zu erwähnen sind T-Shirts mit den Aufdrucken bisheriger Slackline-Events. Es bleibt
abzuwarten, ob sich weitere Hersteller, die traditionell im Klettersport beheimatet sind, dem
Slacklinen zuwenden, oder ob sich eventuell ein neuer Industriezweig für speziell entwickelte
Slacklinebekleidung bildet.
Die rege Beteiligung in den Foren zeigt das allgemeine Interesse an diesem jungen Sport und
an einem Austausch. Jeder Slackliner legt Wert darauf, seine „Sportart“ bekannter zu machen.
Man ist von der Form des Sich-Bewegens auf dem schmalen Band überzeugt und versucht,
diese Bewegungsform im Kanon der Sportarten zu etablieren, anstatt eine kleine elitäre
Gruppe zu bleiben, getreu der Aufforderung: „Join Slackline Brothers Inc. in our quest to
bring slackline to the world. Learn just how easy it is to become a member of this unique
sport. You´ll be amazed, and hopefully intrigued enough to try it for yourself“ (Slackline
Brothers Inc., 2006).
Mit dem ‚Aspekt der Virtuosität’ ist Schwier der Ansicht, dass „in gewisser Hinsicht eine
Neuentdeckung der ästhetischen Dimension des Sports“ stattfindet, welche die „traditionelle
Hegemonie des binären Sieg-Niederlage-Codes und die damit verbundene rationale
Leistungsproduktion stilbildend überschreitet“ (vgl. Schwier, 1998, S.11). Das Einüben,
Perfektionieren und Neuerfinden von Tricks stehen im Vordergrund. Die kreative
Auseinandersetzung mit der Bewegungsaufgabe und dem Bewegungserlebnis, verbunden mit
freudigem Experimentieren und spielerischem Verbessern, sind zwei der wichtigsten Anreize,
die Trendsportarten bieten können, wohingegen das Streben nach sportlichem Erfolg
weitgehend nachgeordnet ist.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
23
Schwier vertritt die Ansicht, dass die Virtuosität des Sich-Bewegens bei den jugendlichen
Szenen der Skater, Streetballer, Surfer, Snowboarder, BMXer und Mountainbiker wohl am
auffälligsten akzentuiert ist (vgl. Schwier, 1998, S.11). Hauptsächlich Sportarten wie Snow-
oder Skateboarden, Windsurfen und Wellenreiten haben Bewegungen, die sich immer weiter
perfektionieren lassen, zum Selbstzweck. Auch wenn diesen Sportarten ein relativ leicht zu
erlernendes Bewegungsmuster zugrunde liegt, können sich Freaks von der breiten Masse
durch neue, oft selbst erfundene und besonders schwierige Bewegungsformen abheben. So
genannte Risiko- und Spannungselemente, d.h. Elemente, die nicht nur großen
Trainingsaufwand sondern auch Mut erfordern, erweitern die Bewegungsvielfalt einer
Sportart. Dies können zum Beispiel ‚Halfpipes’ oder Sprünge sein. Diese Elemente dienen
gleichzeitig der Spezialisierung innerhalb einer Trendsportart und ermöglichen somit deren
Ausdifferenzierung. So unterscheiden sich zum Beispiel die Mountainbikefahrer der
Spezialdisziplinen Downhill und Cross Country nicht nur im verwendeten Material, sondern
auch in der Kleidung.
Vergleicht man Slackliner mit Skatern oder Snowboardern, so sind auch hier die
Perfektionierung und Einübung von Tricks ein deutliches Indiz für die zentrale Rolle der
Virtuosität. Beim Slacklinen scheint es vordergründig nicht um ein Überbietungsideal zu
gehen. Slackliner sehen vielmehr das ästhetische Gelingen von Bewegungshandlungen als
eigentlichen Sinn ihrer Balancierkunst. Die korrekte Ausführung von Tricks ohne Sturz von
der Line lässt den Wunsch entstehen, diesen Augenblick immer wieder neu zu erleben. Dies
betrifft nach Ansicht des Verfassers nicht nur Könner, welche im Erlernen neuer Tricks den
eigentlichen Sinn des Slacklinens sehen, sondern auch Anfänger, die das sichere Stehen auf
der Line und das erstmalige Meistern der vorgegebenen Länge als Bewegungshandlung
immer wieder aufsuchen und als reizvoll empfinden. Es ist nicht verwunderlich, dass
Slackliner es als „Sucht“ bezeichnen, ständig ihr Bewegungsrepertoire und ihren
Bewegungshorizont erweitern zu wollen und dadurch zu wiederholtem Aufbau ihrer Slackline
motiviert werden. „Wo dann der erste Schritte ging, das war einfach super und man wollte
immer mehr, länger und höher. Einmal ausprobiert und Suchtgefahr. Ich habe es probiert und
ich musste es immer wieder, das Gefühl ist immer noch da, einfach super“ (Straub, 2008).
Slacklinen bietet somit eine kreative Plattform, welche durch die einzelnen Disziplinen (siehe
Kapitel 2.2) Differenzierungsmöglichkeiten schafft. „If you dream it, you can do it, es gibt
keine Grenze. Slacklinen ist so eine junge Sportart, bei der jeder Slackliner was Neues
erfinden kann“ (Jakob, 2008). Demzufolge sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Angehörige lokaler Szenen unterrichten sich gegenseitig in neuen Bewegungshandlungen,
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
24
egoistisches Verhalten wird selten beobachtet28.
Da Slacklinen keine Bewegungen vorschreibt, entwickelt jeder seinen individuellen Stil,
individuelle Techniken und damit eine eigene Persönlichkeit. „Not only is it a good trainer for
other sports, mainly board sports, but it´s also a sport that hasn´t been well-defined in terms of
tricks. You can make your own style“ (Hestra, 2004). Dieses Zitat betont erneut die
Individualisierungstendenz von Trendsportarten im Allgemeinen und Slacklinen im
Besonderen. Lokale Gruppierungen geben ihren Bewegungshandlungen verschiedenste
Bezeichnungen und unterscheiden sich damit von anderen Gruppen. Die so genannten Tricks
und Moves sind häufig aus Amerika, dem Ursprungsland, übernommen worden. Dies spornt
viele Jugendliche an selbst neue Bewegungen zu entwickeln, sodass die Szene fortlaufend
innovative und immer anspruchsvollere Bewegungskunststücke hervorbringt (vgl. Schwier,
2002, S.26). Dies unterstützt wiederum die identitätsstabilisierende und distinktive Funktion
von Trendsportarten. Der Aspekt der Stilisierung und der Virtuosität gehen somit Hand in
Hand.
Abb. 3: Slackliner beim Ausführen von Tricks. (Quelle: www.slackline-tools.de, 2007)
Des Weiteren sind die Aspekte der ‚Extremisierung’ und ‚Ordalisierung’ zu nennen, welche
hauptsächlich mit der Disziplin des Highlinens gleichzusetzen sind. Schwier ist der Ansicht,
dass bei zahlreichen etablierten Trendsportarten der Suche nach dem Extremen, nach der
letzten Grenze und dem ultimativen Limit eine herausragende Rolle zugeschrieben werden
kann. Nach Schwier (1998) muss scheinbar immer wieder ein neues (subjektiv)
unerreichbares Ziel gefunden werden, um sich lebendig zu fühlen, wobei die Intensität immer
wieder wie zuvor erlebt werden muss.
Thomas Jakob erläutert im Film Elements – Ein Slackline Abenteuer (2008) eindrucksvoll:
„Highlinen bedeutet für mich eine extreme Auseinandersetzung mit meinem
Unterbewusstsein. Sich einer psychischen Grenzsituation auszusetzen. Diese Grenze, an die
man sich begibt, jedes Mal wieder zu überschreiten und einfach ruhig zu bleiben.“ Wendet
28 Der verfasser gehört seit Beginn seiner Slacklinekarriere verschiedenen Slackline-Gruppen an und kann dies bestätigen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
25
man nun das Merkmal der Extremisierung auf die Slacklinedisziplin Highlinen an, so muss
festgestellt werden, dass diese Disziplin bisher von verhältnismäßig wenigen Leuten betrieben
wird. Zwar entdecken immer mehr neue Anhänger dieser Bewegungskunst diese Disziplin als
besonderen Reiz für sich, aufgrund der hohen psychischen Anforderungen wird das Highlinen
nach Meinung des Verfassers jedoch weiterhin nur denjenigen vorbehalten bleiben, die sich
im Aufbau der Line und der Sicherung äußerst kompetent fühlen. Lediglich Workshops
eröffnen auch Neulingen die Möglichkeit, einmal diesen Kick zu erleben.
Die an immer exotischeren Orten aufgebauten Highlines, z.B. die bereits genannte Begehung
zweier Konstanzer Slackliner am Dent du Géant im Mont Blanc Massiv in 4008m Höhe (vgl.
www.slackline-tools.de) und damit Europas höchste Highline, oder die Highline in
Tasmanien am Totem Pole29 sowie die erfolgreiche Überschreitung einer Gletscherspalte,
sind ein weiteres Indiz für das Merkmal der Extremisierung als Trend beim Slacklinen
(speziell für das Highlinen). Besonders abgelegene und sehr ausgesetzte Orte werden
ausgewählt, um sich mit den Lorbeeren des „Erstbegehers“ schmücken zu können.
Abb. 4: Europas höchst gelegene Highlinebegehung am Dent du Géant im Mont Blanc Massiv,
(Quelle: www.slackline-tools.de, 2007)
In enger Verbindung mit dem Trend zur Extremisierung behandelt Schwier den Trend zur
Ordalisierung30. Ein extrem ordalisches Verhalten zeigten Darrin Carter und Dean Potter: sie
begingen unter Einsatz ihres Lebens ungesichert die über dem Yosemite-Tal auf einer Länge
von 15m gespannte Spire-Line, nur um dadurch die Sinnhaftigkeit des eigenen Daseins
29 http://www.bergsteigen.at/de/bericht.aspx?ID=12839 30 „Das Ordal bezeichnete ursprünglich ein Gottesurteil oder ein rituelles Gerichtsverfahren in Stammeskulturen und traditionellen Gesellschaften, bei dem ein Akteur in der Begegnung mit dem Tod seine Unschuld bzw. seine Existenzberechtigung nachweisen sollte“ (Schwier, 1998, S.11).
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
26
unmittelbar zu bekräftigen. Ein Schritt daneben, ein kurzer Konzentrationsverlust und die
Extremisten wären 900m tief in den Abgrund gestürzt. Das ungesicherte Überschreiten dieser
Highline lässt sich laut Schwier mit der „Möglichkeit zur Erfindung neuer Extreme“ (1998,
S.11) erklären. Das Merkmal der Ordalisierung in Bezug auf das Highlinen findet sich in
Personen wieder, die sich freiwillig in lebensbedrohliche Situationen begeben (vgl. Schwier,
1998, S.11). „Man setzt sich einer Situation aus, die man hinterher eigentlich genießt, aber
vorher eigentlich fürchtet. Währenddessen bin ich woanders“ (Jakob, 2008). Schildmacher
beschreibt: „Der Körper wird der Psyche unterworfen und das Abtasten der eigenen Grenzen
ist ein Schritt auf der Suche nach Authentizität“ (Schildmacher, 1998, S.18). Charles Tucker
aus Kalifornien, genannt Chongo, Kletterlegende und dritter Begeher der Spire-Line, verriet
den Teilnehmern des „1. Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffens“: „Mit
soviel Luft unter den Füßen hatte ich Angst wie noch nie zuvor in meinem Leben“ (Tucker
zitiert in Hempel, 2006).
Einzig der Aspekt der Extremisierung ist auch im Bereich der Lowlines erkennbar, und zwar
bei der Longline, Jumpline und bei der Trickline. Bei den beiden zuletzt genannten
Disziplinen machen vermutlich der Aspekt der Virtuosität durch das Einüben und
Perfektionieren von Tricks und der Aspekt der Extremisierung den Reiz aus. Immer
spektakulärere Moves werden einstudiert, z.B. „720“ (Doppelschraube um die Längsachse),
Salto vorwärts und rückwärts mit Landung auf der Line (ebenso Varianten mit halben
Drehungen) sowie extrem komplexe Sprungkombinationen. „Es gibt nicht viele, die das so
exzessiv betreiben wie wir das jetzt machen und versuchen, auch was möglich ist ein wenig
raus zu schieben, einfach ein wenig mehr zu machen, mal schauen wo die Grenzen sind“
(Müller, 2008).
Abb. 5: Damian Cooksey, Frontflip beim Event in Scharnitz (Quelle: www.slackline-event.com, 2008)
Bei der Longline geht es im Sinne der Extremisierung eher darum die vorgegebene Länge zu
meistern, wofür sehr ruhiges Gehen erforderlich ist. Ist die Line einmal in Schwingung
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
27
geraten, ist es sehr schwierig diese aufgrund ihres Eigengewichts wieder zu beruhigen31. Die
Fähigkeit sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren zu können, ist dabei eine
entscheidende Voraussetzung und wird mit zunehmender Länge der Line immer stärker
gefordert. Bezüglich der Länge der gespannten Longlines ist derzeit kein Ende abzusehen.
Wie bereits erwähnt, liegt der Weltrekord zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit bei
einer Länge von über 150m, aufgestellt von Damian Cooksey im Herbst 2007. In
Selbstversuchen erreichte der Verfasser selbst schon bei Längen von 40m trotz langsamem
Gehen Pulswerte von über 150 Schlägen pro Minute – ein Beweis für die große körperliche
und psychische Belastung solcher Begehungen. Besonderes bei dieser Disziplin des
Slacklinens ist in letzter Zeit ist ein regelrechter Wettstreit entstanden. Meistens werden bei
Events spontan so genannte contests32 veranstaltet. Bei der Longline geht es hierbei vorrangig
um das erfolgreiche Begehen einer vorgegebenen Länge, bei Jumplines wurde hierfür
beispielsweise schon von einem highjumpcontest gesprochen. Dabei überwindet man nach
einem Absprung von der Slackline eine Stange in einer bestimmten Höhe, um danach wieder
erfolgreich auf der Slackline zu landen.
Die „Helden“ der Länge und der Höhe weisen Unerfahrene in das Geheimnis des
‚Longlinens’ und des ‚Springens’ ein und geben hilfreiche Tipps. Dies unterstreicht wiederum
die Zusammengehörigkeit der community33, die contests stellen dabei einen friedlichen
Wettbewerb dar. Nichts desto trotz zeigt das Abspannen von immer längeren Lines ein
extremes Verhalten. „Die Extremisierung stellt im Feld des Sports einen dynamischen und
quasi unaufhaltsam fortschreitenden Prozess dar, denn eine sportive Leistung und körperliche
Belastung, die einmal erreicht oder gar überschritten wird, kann nicht mehr als Limit dienen“
(Schwier, 2002, S.27). Nachdem Damian Cooksey im März 2007 einen damals gültigen
Weltrekord von 123,5m Länge aufstellte, wurde er mit der einleitenden Frage interviewt:
„What inspired you to walk the world's longest slackline?“ Auf diese Frage antwortete er:
„Just too to see what my own personal limits were, it's not about breaking other people's
records, it's about finding your own personal limits and going beyond them. Walking a
slackline is an individual experience“ (vgl. Avery, 2007).
Auch auf der Ebene der Lowlines ist obiges Phänomen in ähnlicher Weise präsent: Hat man
beispielsweise eine Länge geschafft, so kann man in gewisser Weise, in Anlehnung an das
Modell von Schwier, durchaus von „Ordalisierung“ sprechen, zwar nicht unter Einsatz des
31 Viele sprechen dabei von so genannten ‚Wellen’ die durch die Line gehen und deren Begehen sehr schwierig gestalten. 32 Kleine Wettkämpfe mit kurzfristig festgelegten Regeln. 33 community: „Gemeinschaft“ (Langenscheidts Taschenwörterbuch, 1990, S.124)
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
28
eigenen Lebens, wohl aber unter dem Aspekt der Selbstmeisterung und des kurzfristigen
„Heldseins“.
Abb. 6: Damian Cooksey auf einer 100m langen Line beim Treffen in Scharnitz.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:100m_slackline_scharnitz1.jpg, 2008)
Der ‚Trend zum Sampling’ bedeutet nach Schwier, dass bereits existierende Sportdisziplinen
und -praktiken aus ihrem angestammten Kontext herausgelöst und neu kombiniert oder sogar
‚re-mixed’ werden. Ganz im Trend dieses Samplings liegen die immer häufiger stattfindenden
Multi-Sport-Events. Interessant ist, dass es nicht zur simplen Addition von Sportarten kommt,
sondern dass eine eigene Symbolik entsteht (z.B. Triathlon) (vgl. Schwier, 1998, S.12).
Der Aspekt des Sampling steht beim Slacklinen für die Mischung verschiedener Sportarten
bzw. Bewegungsformen. Das Balancieren auf der Line greift z.B. Aspekte des Seiltanzens
auf, während das vielfältige Ausprobieren neuer Tricks den Rückgriff auf turnerische
Elemente belegt (z.B. ein Salto vorwärts oder rückwärts als Abgang oder mit Landung auf der
Line). Auch die Kombination von Slacklinen und gleichzeitigem Jonglieren mit Bällen oder
Keulen lässt sich diesem Aspekt zuordnen. Elemente des Yoga oder Thai Chi und die Suche
nach der inneren Mitte rücken Slacklinen in den Bereich der meditativen Bewegungsformen.
In Verbindung mit dem ‚Trend zum Event’ lassen sich die Slackline-Treffen bzw. -Festivals
nennen. Hierbei steht das gemeinsame Spannen und Begehen von Lines im Vordergrund.
Tipps und Tricks zum Aufbau, der Technik und zur Bewegung werden ausgetauscht oder
neue Techniken vorgestellt. Die Tatsache, dass bei Slackline-Events unterschiedlichste Lines
gespannt werden und somit die verschiedensten Disziplinen vertreten sind, lässt weitere
Rückschlüsse auf den Aspekt des Samplings zu. Das Experimentieren mit unterschiedlichen
Längen, Härten, Höhen usw. bietet die Möglichkeit sich ein großes Bewegungsrepertoire
anzueignen und damit Bewegungserfahrung zu sammeln. Die Treffen werden meistens von
lokalen Slacklinegruppen organisiert und mit einem Rahmenprogramm wie
Filmpräsentationen, kleinen Wettbewerben und Live-Bands untermalt mit dem Ziel einen
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
29
nach Schwier benannten „Happening-Charakter“ (1998, S.12) zu erzeugen, die junge Sportart
vorzustellen und damit ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen (vgl. ‚Woodstock-Stimmung’
Hempel, 2006). Thomas Jakob (2008) erklärt seine Einstellung zu Slackline-Treffen
folgendermaßen: „Festivals wie das in Landshut sind eine super Möglichkeit andere
Slackliner zu treffen, sich auszutauschen in Bezug auf Material und neue Tricks. Hier trifft
sich eigentlich die ganze Slacklinecommunity.“ Slackline-Events sind ein Beweis dafür, dass
die aktiven Teilnehmer (Sportler) und passiven Zuschauer auf der Suche nach Gemeinschaft
sind und damit die bei großen Sport-Events starre Trennung von Athleten und Zuschauern
aufheben wollen. Das eigene Sich-Bewegen wird mit dem Genuss professioneller
Darbietungen, mit einer Partykultur und mit Produktwerbung verbunden (vgl. Schwier, 2002,
S.28).
Der Eventcharakter von Slackline-Treffen ist häufig von Internationalisierung geprägt. Auf
großen Events werden so genannte „Stargäste“ aus aller Welt begrüßt. Damian Cooksey aus
Amerika, Jan Galek aus Polen aber auch Charles Tucker, genannt „Chongo“, einer der
Urväter des Slacklinens, wurden schon zu Events in Europa eingeladen. Globalistisches
Denken und Austauschen von Erfahrungen sind hierbei die wichtigsten Aspekte der Events
neben dem gemeinsamen Praktizieren der Bewegung und dem gemeinsamen Feiern. In Surf
the Line – Meister im Slacklinen gekrönt beschreibt Harald Dippe (2008) in einer Zeitschrift
des bayerischen Turnverbandes den letzten Event folgendermaßen:
„Genau genommen fanden zwei Meisterschaften statt. Die des Vereinigten
Königreiches - und ein internationaler Vergleich all jener begeisterten Anhänger,
die dafür um die halbe Welt flogen. So fanden die Teilnehmer aus den USA,
Deutschland und Österreich ein grandioses Ambiente und einen perfekt
organisierten Wettkampf vor. ... Wie jung dieser Sport ist, wurde sehr schnell
deutlich: es gibt keine Regeln und keine einheitlichen Sportgeräte. Deshalb
bewerteten die Teilnehmer sich gegenseitig, was reibungslos funktionierte.“
Die Namensgebung des „1. Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffen“ zeigt,
dass der Outdoorartikelhersteller Mountain Equipment die innovative Bewegungsform als
Event-Marketing-Plattform nutzte und gleichzeitig die Aufnahme der neuen Bewegungsform
in seine Produktpalette signalisierte.
Bei Trendsportarten ist ferner zu beobachten, dass derartige Veranstaltungen zum Teil
verschiedene Trendsportarten kombinieren (z.B. Surfen und Inlineskaten, Snow- und
Skateboarden), und eine Nähe dieser Bewegungsformen zu bestimmten Musikrichtungen
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
30
bzw. juvenilen Stilen (z.B. Hip-Hop) thematisieren (vgl. Schwier, 2002, S.29). Slacklinen
wird 2008 erstmals im Rahmen zweier Sportevents neben anderen Sportarten vertreten sein:
Zum einen wird beim Surfweltcup 2008 in Österreich neben der Surfaction eine große Urban
Style Area geplant, die als Rahmenprogramm neben „Parcour“, Skaten, Dirt-Biken und
anderen „stylischen“ Sportarten auch eine „Slackline Area“ enthalten soll34. Zum anderen
wird Slacklinen beim „The North Face Ice-Climbing World Cup“ in Saas Fee/Schweiz als
„Side-Event“ vertreten sein35. In Slackline-Shows und Workshops für Anfänger soll
Slacklinen damit tausenden Besuchern präsentiert werden. Diese Art von Eventisierung lässt
vermuten, dass Slacklinen selbst in naher Zukunft zu den dominierenden Trendsportevents
der Sportarten Inlineskaten, Streetball, Snowboarden, Wind- und Kitesurfen und
Beachvolleyball gehören wird. Veranstaltungen dieser Art werden von Sponsoren im
Vergleich zu „herkömmlichen“ Sportveranstaltungen bevorzugt unterstützt, sodass auch
Slacklinen davon profitieren wird (vgl. Schwier, 2002, S.29).
Trendsportarten zeichnen sich nach Schwier (1998, S.10) durch eine enorme
Ausführungsgeschwindigkeit, hohe Aktionsdichte und einen abrupten Wechsel der
Anforderungen aus. Über Geschwindigkeit erreicht der Sportler unter anderem den Ausdruck
eines eigenen, individuellen Stils. Beim Slacklinen ist hier nach Ansicht des Autors eher ein
Gegentrend, der Trend zur Entschleunigung, zu beobachten. Dieser ‚Trend zur
Entschleunigung’ lässt sich mit dem Slacklinen besser in Zusammenhang bringen als der
Trend zur Beschleunigung. Ein konkreter Hinweis ist auf dem amerikanischen Internetauftritt
der Slackline Brothers Inc., die Slacklinen als „moving meditation“ bezeichnen, zu entdecken
(vgl. Slackline Brothers Inc., o.D.). Man erkennt damit deutlich die Fokussierung auf die
langsamen und ruhigen, konzentrierten Bewegungen, die Slacklinen auszeichnen. Ein
weiterer Hinweis für die eher meditative Auslegung der Bewegungskunst findet sich auf der
Website von „Slackline-Yoga“. Dort sind verschiedene Anleitungen zu Yoga-Techniken,
welche auf die Slackline übertragen werden können, aufgeführt. Das Team um Slackline-
Yoga hat eine einleitende DVD mit dem Titel Yogaslackers – Slackasana herausgebracht.
Interessant ist die Tatsache, dass das Merkmal der Extremisierung und die Tendenz zur
Entschleunigung beim Slacklinen nicht als Widerspruch gelten müssen. Greift man nochmals
die Disziplinen Highline und Longline auf, so sind bei beiden Disziplinen Aspekte der
Extremisierung ersichtlich. Jedoch kann diese Art der Extremisierung nur erfolgreich für den
Slackliner verlaufen, wenn eine Entschleunigung stattgefunden hat. Die Entschleunigung
34 Mündliche Mitteilung von Tillmann Müller am 15.02.2008 35 http://www.mountain-life.ch/iwc/index.html, zugriff am 08.05.2008
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
31
beschreibt dabei eine „gezielte Verlangsamung einer [sich bisher ständig beschleunigenden]
Entwicklung, einer Tätigkeit o.Ä.“36. Beschleunigung ist inzwischen charakteristisch für viele
Lebensbereiche der Gesellschaft, sodass dieser Trend sehr häufig wieder aufgegriffen wird,
um zur Ruhe zu kommen und wieder zu sich selbst zu finden. Abschalten vom Alltag, die
Seele baumeln lassen, die Hektik des Alltags vergessen – diese Aspekte werden vermutlich
beim Slacklinen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Seine Gedanken frei machen,
sich nur auf das Wesentliche konzentrieren, dies sind nach Selbstversuchen des Autors
entscheidende Merkmale, die zur erfolgreichen Begehung einer Highline oder einer Longline
beitragen. Demzufolge schließt eine Extremisierung eine Entschleunigung beim Slacklinen
nicht aus.
Zusammenfassend lässt sich Slacklinen nur schwer einem bestimmten Bereich zuordnen.
Einerseits weisen die Tricks und Moves in Richtung Turnen und Akrobatik, andererseits
spiegelt sein meditativer Charakter Elemente des Yoga und Thai Chi wieder, während seine
Dynamik und der Szenestil Ähnlichkeiten zum Skate- und Snowboarden erkennen lassen.
Kann Slacklinen inzwischen als etwas Eigenständiges bezeichnet werden oder gehört es
weiterhin in den Bereich des Klettersports, in dem es seinen Ursprung hat? Fällt es aufgrund
seiner Disziplinen Highline und Longline gar in die Rubrik des Risiko- und Extremsports?
Die theoretische Analyse auf Basis des Merkmalskatalogs nach Jürgen Schwier hat gezeigt,
dass dem Slacklinen alle genannten Merkmale eines Trendsports zugeschrieben werden
können. Erste Indizien sprechen somit dafür, dass es sich beim Slacklinen nach den
erwähnten Gesichtspunkten um einen Trendsport handelt.
4.2 Modelle zur Entwicklung von Trendsportarten
Um den hochkomplexen Vorgang der Entwicklung von Trendsportarten zu untersuchen,
existieren in der Sportwissenschaft verschiedene Modelle, die sich jeweils auf verschiedene
Ebenen beziehen. Für die vorliegende Arbeit soll Slacklinen unter Berücksichtigung zweier
häufig verwendeter Modelle analysiert werden. Hierfür wurde zum einen das Modell aus
kultursemiotischer Perspektive nach Jürgen Schwier gewählt, wonach Trendsportarten
notwendigerweise Produkte sind, die ein aktives Zutun der sozialen Akteure erfordern. Die
Entstehungsgeschichte des Slacklinens steht hierbei im Mittelpunkt der Analyse. Zum
anderen wird das Modell von Lamprecht und Stamm herangezogen, welches auf der
Grundlage der Innovations- und Produktlebenszyklen basiert und ein idealtypisches
36 siehe http://www.duden-suche.de/suche/trefferliste.php, 2008
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
32
Entwicklungsmuster von Trendsportarten herausarbeitet. Demzufolge wird mit diesem
Modell das Produkt bzw. „Gerät“ Slackline einer genauen Betrachtung unterzogen.
Im Anschluss werden die Akzeptanz-Kriterien aus dem Hamburger Modell „Netzwerk Inline-
Skating“ von Volker Nagel vorgestellt. Diese Kriterien wurden ursprünglich aus einer
Analyse von Trendsportarten wie Skateboarden, Snowboarden und anderen heraus entwickelt
und auf Inlineskaten angewandt. In modifizierter Form finden diese Kriterien Eingang in den
Fragebogen der empirischen Untersuchung dieser Arbeit.
4.2.1 Phasenmodell nach Schwier
Schwier geht in seinem Phasenmodell zur Entstehung von Trendsportarten davon aus, dass
Entwicklungen im Sport einem ständigen Wechsel von statischen und dynamischen Phasen
unterliegen. Er entwickelt dabei sechs idealtypische Phasen (vgl. Schwier, 1998, S.12f):
1. Phase der Erfindung und/oder Innovation
Am Anfang entdecken meist jugendliche Einzelpersonen oder Gruppen zufällig oder gezielt
eine neue Bewegungsform. Aufgrund ihrer hohen Experimentierfreudigkeit und ihres hohen
Anspruchs zählen häufig jugendliche Szenen zu den Avantgarden bzw. Vorreitern einer neuen
Bewegungsform. Dies stellt gleichzeitig einen idealen Ausgangspunkt für das Hervorbringen
neuer Sportarten oder Disziplinen dar.
2. Phase der Verbreitung im eigenen Milieu
In dieser Phase wird die neue Bewegungsform innerhalb der Szene ausprobiert und durch
spielerische Handlungsprozesse weiterentwickelt. Die „Rohform“ wird somit zu einer
„eigenständigen bewegungskulturellen Ausdrucksform“.
3. Phase der Entdeckung durch etablierte Milieus
Während der schrittweisen Verbreitung der Bewegungsform im eigenen Milieu werden
Trendscouts37 und Trendagenturen auf die neue Bewegungsform aufmerksam. Die neue
Aktivität erhält eine Bezeichnung und wird als Trendhypothese gehandelt.
4. Phase der kulturindustriellen Trendsetzung
Der neue Trendsport wird nun auf seine Vermarktungschancen hin überprüft. Die Industrie
greift ihn auf und „stylt“ ihn gegebenenfalls durch. Über Medien, Werbung und
Eventmarketing zieht er das Interesse einer immer breiteren Öffentlichkeit an. Erste
moralische und gesundheitliche Aspekte werden von Interessierten vorgetragen.
37 Trendscout = jemand, der Trends nachspürt (http://www.duden-suche.de/suche/trefferliste.php, 2008)
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
33
5. Phase der Trenddiffusion
Diese Phase ist hauptsächlich dadurch gekennzeichnet, dass sich verschiedene Zielgruppen in
der neuen Trendsportart engagieren. Sie passen den Sport für sich an und integrieren ihn in
den eigenen Lebensstil. Die etablierten Sportarten, die sich von dem neuen Trend unmittelbar
gefährdet sehen, versuchen dem entgegenzuwirken.
6. Phase der Etablierung
In der letzten Phase setzt sich der neue bewegungskulturelle Trend durch oder verliert an
Dynamik, in beiden Fällen verliert er den Charakter des Trends. Es kommt zur Gründung von
Institutionen, Verbänden und Vereinen, der Trendsport wird in die Palette des etablierten
Sports aufgenommen.
4.2.2 Trendsportentwicklung nach Lamprecht und Stamm
Lamprecht und Stamm sprechen verschiedenen Trendsportarten Eigenschaften von Produkten
zu und zählen den Sport „zu den innovationsfreudigsten und wachstumsstärksten Bereichen
unserer Wirtschaft“ (Stamm und Lamprecht, 1997). Dieses Modell beschäftigt sich, angelehnt
an das klassische Modell des Produktlebenszyklus, somit stärker mit den wirtschaftlichen
Aspekten des Trendsports. Außerdem betonen die Autoren: „zu den zentralen Merkmalen von
Trendsportarten [gehört], dass die Verknüpfung neuer Bewegungsformen mit Lebensstil-
elementen, technologisch hoch stehenden Geräten und kommerziellen Vermarktungs-
mechanismen viel enger ist als bei den traditionellen Sportarten“ (Lamprecht und Stamm,
1998, S.371). Damit eine Bewegungsform als Trendsport gelten kann, muss sie zwingend die
Reihenfolge Einführung, Wachstum, Reife, Sättigung und Niedergang durchlaufen haben.
Stamm und Lamprecht verändern das Modell des Produktlebenszyklus, um es den
Besonderheiten einer kulturellen Entwicklung anzupassen und benennen folgende fünf
Phasen:
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
34
1. Start- oder Inventionsphase
In dieser Phase wird die eigentliche Idee der Trendsportart geboren. Sehr oft kennt sie
verschiedene ursprüngliche Wurzeln und ist durch die Kreativität verschiedener Personen
geprägt. Es gibt oft verschiedene Mythen über die Geburtsstunde einer Trendsportart, die
durch die ökonomisch Erfolgreichen in ihrem Sinne bearbeitet und verbreitet werden. Sehr
häufig, so Lamprecht und Stamm, handelt es sich bei Trendsportarten um gelungene
Anpassungen herkömmlicher Sportarten.
2. Innovationsphase
In dieser Phase verlässt die Erfindung den engen Kreis der Pioniere und damit die
Geburtstätte, was jedoch nicht in unmittelbarem Anschluss erfolgen muss. Die Erfindung hat
weiterhin starken Pioniercharakter. Tüfteln und Ausprobieren sind hierfür kennzeichnend,
und das Gerät bzw. Produkt ist auf eine kleine Gruppe von Avantgarden beschränkt. Das
Produkt ist zwar noch nicht ausgereift, jedoch kommen erste Kleinserien auf den regionalen
Markt, so Lamprecht und Stamm. Pioniere werden dadurch zu Geschäftsgründern. Die Sport-
und Massenmedien zeigen noch relativ wenig Interesse. Die Bewegungsformen weisen häufig
ein Rebellen-Image auf und bekommen ein Kultpotential zugestanden, das den Übergang von
Phase 2 zu Phase 3 erleichtert.
3. Entfaltung und Wachstum
Die neue Bewegungsform bzw. das neue Produkt zieht die Aufmerksamkeit weiterer Kreise
auf sich und erlebt dadurch ihren bzw. seinen Durchbruch. Dabei erfolgen einerseits
Verbesserungen am Produkt, andererseits steigt dessen Attraktivität durch die Herausbildung
neuer Lebensstilgruppen und Szenen, die sich damit identifizieren können.
Eine gesteigerte Medienpräsenz zum einen und die Verbreitung in Verkaufsregalen zum
anderen lösen einen Konflikt zwischen etablierten und neuen Sportarten aus. Dadurch steigt
vor allem für Jugendliche, die in der neuen Bewegungsform einen Weg zur Distinktion sehen,
wiederum die Attraktivität dieser neuen Bewegungsform. Sie bekommt einen „subkulturellen
Charakter“. Spaß ist mindestens so wichtig wie sportliche Herausforderungen, die Party am
Vorabend gehört dazu, wohingegen systematisches Training, Disziplin und Wettkampf
verpönt sind. Die vorwiegend Jugendlichen beobachten sich selbst und geben sich gegenseitig
Tipps. Lamprecht und Stamm zufolge „hat die Trendsportart als Trend, nicht aber als
Sportart“ am Ende der Phase 3 ihren Höhepunkt erreicht.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
35
4. Reife und Diffusion
Die Phase der Reife und Diffusion ist vor allem durch die Aussicht auf Gewinne geprägt,
welche die industrielle Massenproduktion der Sportgeräte bringen soll. Voraussetzung für das
Erreichen dieser Stufe ist zum einen, dass die Bewegungsform relativ einfach zu erlernen ist,
zum anderen, dass sie ein zukunftsträchtiges Marktpotenzial beinhaltet. Nur dann, so
Lamprecht und Stamm, kann sie den harten Kern der Subkultur verlassen und von sportlichen
Erwachsenen aufgegriffen werden, die sowohl von der Sportart als auch von dem damit
verbundenen Lebensgefühl begeistert sind. Verbunden mit der Verbreitung ist eine
zunehmende Institutionalisierung. Schulen, Vereine, Verbände und häufig auch
Fremdenverkehrsorganisationen greifen den Sport auf, um damit ihre eigene Attraktivität zu
steigern. Zudem wird das Wettkampfwesen professionalisiert und kommerzialisiert. Diese
Veränderungen werden von der ursprünglichen Szene als Verlust des Speziellen und
Unkonventionellen aufgefasst, bringen aber häufig großen finanziellen Erfolg für
professionelle Sportler mit sich.
5. Sättigung (und Niedergang)
Die Sportart hat nun einen derart hohen Grad an Institutionalisierung und Ausdifferenzierung
erreicht, dass sie sich kaum noch von traditionellen Sportarten unterscheidet. Sie ist in feste
Verbandsstrukturen eingebettet und in verschiedene Segmente aufgeteilt, so dass
unterschiedlichste Zielgruppen sie ausüben können. Im Wettkampfsport hat die Sportart einen
hohen Professionalisierungs- und Kommerzialisierungsgrad erreicht und ist damit zum
Bestandteil der Olympischen Spiele geworden. Als Normalsportart hat sie nun ihren
Kultcharakter verloren und tritt in Konkurrenz zu einem breiten Sportangebot.
Die Autoren betonen, dass ihr Modell nicht der Entwicklung aller Trendsportarten gerecht
werden und dass eine Sportart, die sich nicht in dieses Modell einpassen lässt, trotzdem
Trendsportart sein könne. Sie verweisen aber darauf, dass eine „Trendsportart im engeren
Sinne [...] zumindest die Phasen 1 bis zum Anfang der Phase 4 durchlaufen“ haben muss, um
als solche zu gelten. Zudem tauchen in den letzten Jahren verstärkt „neue“ Bewegungsformen
auf, die als Trendsportarten tituliert werden. Diese sind häufig nicht aus einer Szene
erwachsen, sondern vielmehr von Marketingfachleuten konzipiert worden. Als Beispiele
werden Carving-Ski, Big-Foots und Wakeboard genannt. Lamprecht und Stamm zufolge
scheint es zurzeit einen Trend zur „Schein-Innovation“ zu geben. Sie betonen die
Notwendigkeit der Unterscheidung von „echten“ Trendsportarten, Randsportarten und
„kommerzialisierten Scheintrends“. Danach bewegen sich Randsportarten häufig in den ersten
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
36
Phasen des Modells, wohingegen Scheintrends eher die letzten Phasen des Modells
durchlaufen, was zu einer hohen Verbreitung und einem beschleunigten Wachstum einer
Sportart führt. Wenn diese These den Tatsachen entspricht, müsste es in der Folge tatsächlich
zu einer Phase des Niedergangs kommen, da die eigentliche Szene fehlt, welche eine
bestimmte Sportart auf einem gewissen Niveau stabilisiert.
Abb. 7: Phasen der Entwicklung von Trendsportarten
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
37
4.2.3 Akzeptanz – Kriterien nach Volker Nagel
Die Akzeptanz-Kriterien nach Volker Nagel wurden anhand einer vergleichenden Analyse
verschiedener Trendsportarten bzw. Mode-Sportgeräte entwickelt und auf Inlineskaten
angewendet. Die Fragen lauten im Einzelnen (1998, dvs Informationen 13, S.27):
1. Wie schnell lässt sich die Beherrschung des neuen Gerätes/der neuen Bewegungsform
erlernen?
2. Wie schnell erschließen sich positive Bewegungserlebnisse? Ist ein hohes Potential an
positiven Bewegungssensationen gegeben?
3. Gibt es größere, weit verbreitete, etablierte Sportarten bzw. Sportartengruppen, die in
enger Verwandtschaft zum neuen Gerät/zur neuen Bewegungsform liegen?
4. Ergeben die mit dem neuen Gerät/der neuen Bewegungsform möglichen Aktivitäten ein
äußerlich attraktives, den dominierenden Zeitgeist verkörperndes Bild (Werbesprache:
dynamisch, ungebunden, easy, ...)?
5. Ist das neue Gerät/die neue Bewegungsform „bequem“ und spontan nutzbar? Ist es/sie
wohnortnah einsetzbar und ortsunabhängig? Wie steht es mit der Handhabbarkeit und
dem finanziellen Aufwand?
6. Ist das neue Gerät auch dauerhaft interessant und reizvoll? Birgt es vielfältige
Bewegungs- und Erlebnismöglichkeiten in sich?
7. Ist das Gerät/die Bewegungsform positiv für gemeinsame Aktivität für Paare oder in
heterogenen Gruppen?
Eine Anwendung dieser Fragen auf Slacklinen erscheint als sinnvoll, da sie eine Aussage über
die weitere Verbreitung dieser Bewegungsform ermöglichen. Um dies zu überprüfen werden
die Fragen modifiziert und direkt in die explorative Umfrage übernommen. Beim Slacklinen
könnte es sich um einen Trendsport handeln, sofern die Ergebnisse der Fragen zu den
Akzeptanz-Kriterien im positiven Bereich liegen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
38
5 Problemstellung
Der theoretische Teil dieser Arbeit gibt einen Überblick über die historische Entwicklung des
Slacklinens und die Problematik der Begrifflichkeit „Trendsport“. Drei bedeutsame Ansätze
aus sportwissenschaftlicher Sicht wurden im weiteren Verlauf dieser Arbeit nachgezeichnet,
wobei sich hinter jedem „Modell“ ein anderer Zugang verbirgt. Aus eben diesem Sachverhalt
lässt sich die genannte Problematik um die mögliche Zugehörigkeit einer Bewegungspraktik
zum Trendsport begründen. Dies bedeutet, dass nur bedingt feststellbar ist, wann eine
Bewegungspraktik im Allgemeinen und Slacklinen im Besonderen zum Kanon des
Trendsports gehört bzw. wann es diesen Kreis wieder verlässt und dem etablierten Sport
zuzuschreiben ist. Somit können in diesem Zusammenhang sowohl Slacklinen als auch
andere neu aufkommende Bewegungspraktiken immer nur unter Bezugnahme zum jeweils
angewendeten Modell bzw. zur verwendeten Herangehensweise den Trendsportarten
zugeschrieben werden oder nicht.
Aufgrund der soeben formulierten und konkretisierten Problemstellung lassen sich im
Folgenden 3 Hypothesen als Grundlage für die Untersuchung aufstellen:
Anhand der Merkmale nach Jürgen Schwier lässt sich die Zugehörigkeit einer neu
aufkommenden Bewegungsform zum Trendsport erklären. Demnach kann dieser
Merkmalskatalog auch auf Slacklinen angewendet werden.
H1: Slacklinen ist aufgrund des Merkmalskatalogs nach Jürgen Schwier ein Trendsport.
Anhand des Phasenmodells nach Schwier bzw. Lamprecht und Stamm lassen sich
Trendsportarten dadurch klassifizieren, dass sie bestimmte Phasen der Entwicklung (siehe
Kapitel 4.2.1 und 4.2.2) durchlaufen haben.
H2-1: Nach dem Phasenmodell von Jürgen Schwier ist Slacklinen ein Trendsport.
H2-2: Nach dem Phasenmodell von Markus Lamprecht und Hanspeter Stamm ist Slacklinen
ein Trendsport.
Die Akzeptanz-Kriterien nach Volker Nagel lassen sich modifiziert in der empirischen
Untersuchung auf das Slacklinen anwenden um eine Prognose für eine weitere Verbreitung
des Slacklinens geben zu können.
H3: Slacklinen wird sich aufgrund des positiven Befundes bezüglich der Akzeptanz-Kriterien
nach Volker Nagel weiter verbreiten können und ist somit ein Trendsport.
H1 und H3 werden mittels empirischer Untersuchung überprüft, während H2-1 und H2-2 im
folgenden Kapitel diskutiert werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
39
5.1 Anwendung des Modells von Schwier auf Slacklinen
Vergleicht man nun Slacklinen aus kultureller Sicht mit den einzelnen Phasen, so lässt sich
die Phase der Erfindung mit der Nutzung der „modernen“ Slackline als Trainingsgerät von
Adam Grosowski und Jeff Ellington gleichsetzen. Sieht man von der Nutzung der slackchain
in den Siebzigern ab, so ist die Phase der Etablierung im eigenen Milieu damit gleichzusetzen,
dass Balcom vom Zeitpunkt seiner Beobachtung ab ein Band zum Balancieren zwischen den
Bäumen spannte. Der damalige Zeitraum stand unter dem Motto des Ausprobierens und
Tüftelns mit dem Ziel, das Sportgerät technisch zu verbessern. Die Gruppe um Scott Balcom
kann somit als erste Subkultur verstanden werden.
Durch die Aufenthalte im Camp Four und die Erstbegehung der Lost Arrow Spire Line von
Balcom, sowie die weiteren Begehungen von Darrin Carter (1993) und Chongo (1994 und
1995) wurden auch andere Kletterer auf diese neue Aktivität aufmerksam. Slacklinen
verbreitete sich damals, in der Phase der Entdeckung durch etablierte Milieus, jedoch nur
langsam in der dortigen Szene. Seine Anhänger waren damit beschäftigt, Slacklinen weiterhin
zu verfeinern, neue Tricks zu entdecken und die Bewegungsform als Zeitvertreib unter
Gleichgesinnten zu nutzen.
Da das Yosemite Valley als Mekka des Klettersports galt und auch heute nichts von seiner
Anziehungskraft verloren hat, begaben sich neben Kaliforniern Kletterbegeisterte aus aller
Welt dort hin, um an den Big Walls38 zu klettern. So auch der bereits erwähnte Heinz Zak,
Extremkletterer aus Österreich, welcher heute als Pionier in Sachen Slacklinen gilt. Er brachte
Slacklinen nach Europa – und somit auf einen anderen Kontinent und in eine andere Kultur
(vgl. Hempel, 2006). Die Jahre bis zum ersten Slackline-Treffen 2006 (vgl. Kapitel 2.1)
waren hier zu Lande weiterhin dadurch geprägt, dass diese Bewegungspraxis lediglich von
Kletterern ausgeübt wurde. Erst durch Zaks Engagement im Hinblick auf die Veranstaltung
des „1. Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffens“, ist in Europa von einer
Phase der kulturindustriellen Trendsetzung zu sprechen.
Das Sportkaufhaus Schuster in München engagierte im Juni 2006 zu seiner Eröffnung Heinz
Zak dafür, eine Highline über die Rosenstraße vom mehrstöckigen Verkaufshauses zur
anderen Straßenseite zu begehen und mit der Aufmerksamkeit erregenden Aktion für das
Kaufhaus zu werben.
38 Big Walls stellen sehr lange Kletterrouten dar. Die Nose am El Capitan gilt z.B. als solch eine Big Wall. Hierbei sind fast 1000 Höhenmeter zu bezwingen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
40
Abb. 8: Balanceakt über den Dächern von München. Heinz Zak auf einer Highline bei der Neueröffnung von
"Sport Schuster" in der Rosenstraße in München (Quelle: www.alpin.de, 2008)
Der stetige Anstieg der Zahl der Slackliner ist wohl auch auf derartige werbewirksame
Aktionen Einzelner zurückzuführen. Jedes Land weist eine eigene community im Internet mit
Foren auf, in denen ein reger Austausch stattfindet.
Andere Sportarten sehen im Slacklinen an sich keine Gefährdung, lediglich in der
Eventisierung und im Betreiben der Bewegungsform durch viele Protagonisten. Bereits
durchgeführte Kurse und Workshops haben möglicherweise dazu beigetragen, dass Slacklinen
immer mehr Anhänger fand, die nicht der Kletterszene entstammen und Slacklinen trotzdem
für ihren Lebensstilkontext als geeignet empfinden. Seit Mitte 2007 wurden bereits erste
Medienagenturen für professionelle Filmbearbeitungen engagiert und im April 2008 erschien
der Film Elements - Ein Slackline Abenteuer auf DVD. Die Unterstützung des
Outdoorartikelherstellers Mountain Equipment und des Kaufhauses Sport Schuster aus
München erfolgte gezielt zu Zwecken des Eventmarketings. Die Medien greifen inzwischen
das Thema auf, berichten in den verschiedensten Fitness-, Outdoor- und Klettermagazinen
darüber und produzierten bereits erste Kurzfilme für Fernsehreportagen.
Wie die Anwendung des Modells von Schwier zeigt, kann Slacklinen historisch betrachtet
sehr gut in die verschiedenen Phasen eingegliedert werden. Es befindet sich zum Zeitpunkt
dieser Arbeit etwa im Übergang von der vierten (Phase der kulturindustriellen Trendsetzung)
zur fünften Phase (Phase der Trenddiffusion). Somit kann H2-1 (Nach dem Phasenmodell von
Jürgen Schwier ist Slacklinen ein Trendsport) bestätigt werden.
5.2 Anwendung des Modells von Lamprecht und Stamm auf Slacklinen
Um die Slackline als Gerät in Zusammenhang mit dem Modell von Lamprecht und Stamm zu
bringen und eine Beurteilung der aktuellen Entwicklungsphase vorzunehmen, setzt der
Verfasser die Phase der Invention mit der Nutzung der Slackline aus Trainingszwecken von
Adam Grosowski und Jeff Ellington gleich. Diese beiden jungen Männer verwendeten
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
41
Bandmaterial aus dem Klettersport und nutzten zum Spannen eine selbst entwickelte
Flaschenzugvariante, die noch heute den Namen des Erfinders trägt und deshalb kurz
„Ellington“ genannt wird.
Die Innovationsphase kann in Bezug auf Slacklinen dem Zeitpunkt des Ausprobierens und
Tüftelns um die Gruppe von Scott Balcom zugeschrieben werden. Slacklinen verlässt damit
seine eigentliche Geburtsstätte. Durch die Gründung von Slackline Brothers Inc. und dem
damit verbundenen „Slackline Brothers Tightening System!“ durch Ric Piegh kommt eine
erste Kleinserie auf den (regionalen) Markt. Sofern der neue Sport bestehende Infrastrukturen
nutzt, führen in dieser Phase Konflikte mit etablierten Sportarten häufig dazu, dass sich ein
Rebellen-Image und Kultpotenzial um diesen neuen Sport aufbaut, das die Entwicklung
weiter vorantreibt und somit den Einstieg in die dritte Phase ermöglicht. Die Autoren heben
hervor, dass die Nutzung einer bestehenden Infrastruktur absolut notwendig für das Erreichen
der nächsten Stufe ist, da sich die Sportart ansonsten nicht weiterentwickeln wird.
In der Phase der Entfaltung und des Wachstum schaffte Slacklinen durch die Zunahme der
Anhängerzahl den Durchbruch. Die Einrichtung von Foren zeigt, dass die Anhänger der
Bewegungskunst sich zusammenschließen, sich als community sehen, sich austauschen und
gemeinsame Treffen organisieren. Der Aspekt des Tüftelns bezüglich der verwendeten
Materialien und Abspannsysteme steht dabei im Vordergrund. Slacklinen ist damit noch nicht
als neue Sportart, sondern eher als kulturelle Bewegung zu verstehen. Hierbei ist auch eine
Überschneidung mit dem Modell von Schwier zu erkennen, da Lamprecht und Stamm das
Modell des Produktlebenszyklus um die Besonderheiten einer kulturellen Entwicklung
veränderten. Mit dem größeren Interesse am Slacklinen wuchs die Nachfrage nach
entsprechender Literatur zu diesem Thema. Scott Balcom, der Erfinder des Slacklinens,
veröffentlichte 2004 sein Buch Walk the Line. Im selben Jahr gründete er die Firma
Slackdaddy und bietet seitdem ein Slackline-Set zum Verkauf an. Damit entwickelte sich der
subkulturelle Charakter. Es etablierten sich kleine Unternehmen am Markt mit eigenen
Vertriebswegen abseits der traditionellen Vermarktung.
In der nächsten Phase, der Phase der Reife und Diffusion, wurden die etablierte
Sportindustrie, die Massenmedien und damit auch die branchenfremde Industrie, die den
neuen Sport als Imageträger für ihre Produkte gewinnen will, auf Slacklinen aufmerksam. In
Europa steht das Engagement von Heinz Zak für diese Phase. Die ersten käuflich erwerbbaren
Sets und die Eröffnung des „1. Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffens“ sind
Anzeichen der Phase der kulturindustriellen Trendsetzung. Der Sport wurde von der Industrie
aufgegriffen und modifiziert. Erstmals konnte man ein fertig zusammengestelltes Set in
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
42
Europa kaufen. Damit war Mountain Equipment die erste Firma, die Slacklinen in ihre
Produktpalette integrierte und versuchte, durch die Zusammenarbeit mit dem Sporthaus
Schuster in München und der Finanzierung des ersten Festivals ihr Image zu verbessern und
sich einen Namen zu machen. Seit diesem Event konnte die Bewegungsform den harten Kern
der Subkultur verlassen und in Slackline-Workshops von sportlichen Erwachsenen
aufgegriffen werden. Durch weitere Events im Jahre 2007 und den Versuch eines
Slacklinewettkampfes wuchs der Wunsch einiger Anhänger nach einem Verband, was eine
zunehmende Institutionalisierung vermuten lässt.
Von einer Phase der Sättigung und des Niedergangs kann bis dato noch nicht gesprochen
werden, da bisher eine Institutionalisierung und eine verbreitete Kommerzialisierung fehlen.
Diese Analyse belegt, dass Slacklinen sich nach dem Modell von Lamprecht und Stamm
zwischen der dritten und vierten Phase befindet. Kleine neu gegründete Unternehmen sind
stets bemüht, die käuflichen Slackline-Sets mit neueren Erfindungen zu optimieren.
Slacklinen soll durch den einfachen Aufbau eines Sets jedem zugänglich gemacht werden.
Die hohen Besucherzahlen von Slackline-Events und -Kursen liefern ein weiteres Indiz für
die dritte Phase. Lediglich der Aspekt wachsenden Interesses an der Gründung eines
Slackline-Verbandes zur Ausrichtung von Wettkämpfen unter einheitlichem Regelwerk gibt
einen Hinweis darauf, dass sich Slacklinen im Übergang von der dritten zur vierten Phase
befindet.
Gemäß dieser theoretischen Analyse nach dem Modell von Lamprecht und Stamm hat
Slacklinen sämtliche einen „echten“ Trendsport konstituierende Phasen (1-3 bzw. Anfang 4)
nach Lamprecht und Stamm durchlaufen. Slacklinen entstand nicht aufgrund einer Marketing-
Idee (vgl. „Schein-Innovation“), sondern besitzt einen kulturellen Hintergrund und
entwickelte sich in einer kleinen lokalen Szene über Jahre hinweg. Slackliner sind stets daran
interessiert den Bekanntheitsgrad der Bewegungsform zu steigern, nicht aus wirtschaftlichem
Interesse, sondern aufgrund ihrer Philosophie, die positiven Bewegungserlebnisse auf der
Line auch anderen zugänglich zu machen und zu teilen. Hypothese H2-2 (Nach dem
Phasenmodell von Markus Lamprecht und Hanspeter Stamm ist Slacklinen ein Trendsport)
kann somit als bestätigt gelten.
Nach der detaillierten Analyse des Slacklinens in den vorausgegangenen Kapiteln lässt es sich
in Bezug auf die aufgeführten Modelle kaum anzweifeln, dass es sich beim Slacklinen um
einen echten Trendsport handelt. Dafür liefert sowohl die theoretische Analyse des
Merkmalskatalogs nach Jürgen Schwier als auch die Untersuchung des Entwicklungsstandes
nach Schwier sowie Lamprecht und Stamm eindeutige Beweise.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
43
6 Untersuchungsdesign
Für den empirischen Teil dieser Arbeit wurde eine Befragung unter Slacklinern mittels
Onlineversand eines Fragebogens durchgeführt. Der in Frage kommende Personenkreis ist auf
Slackliner in Deutschland und Österreich limitiert. Da über diese Grundgesamtheit bisher
kaum Datenmaterial vorhanden ist, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine explorative
Erhebung durchgeführt. Im Vorfeld konnte nicht eindeutig ermittelt werden, wie viele
Slackliner im deutschsprachigen Raum aktiv diese Bewegungsform ausüben und den
Fragebogen erhalten werden. Aus diesem Grund wurde dieses Verfahren als geeignet
eingestuft, um möglichst viele aktive Slackliner zu erreichen und so ein präzises Bild des
Slacklinesports und seiner Anhänger zu zeichnen.
6.1 Explorative Umfrage zum Slacklinen im deutschsprachigen Raum
Der für die Untersuchung verwendete Fragebogen wurde unter Microsoft Word (Office 2004
für Mac) in Form eines Formulars erstellt, welches ein direktes und einfaches Ausfüllen am
Computer ermöglicht. Der Fragebogen wurde in deutschsprachigen Slackline-Foren39, in
bestehenden Gruppen des studiVZ Ltd.40 und bei Freunden aus der Slacklineszene publik
gemacht.
Der Fragebogen untergliedert sich in einen Einstieg, einen Bereich Trendsport und einen
soziodemographischen Teil. Der Einstieg soll Interesse wecken und zusätzlich erste Fakten
über die Art und Weise der Ausübung der Bewegungsform erfragen. So werden das Wissen
und verschiedene Meinungen der Befragten bezüglich Slacklinen ermittelt (Fragen 1-4, 6-9,
14-15 und 31-33). Der Kern des Fragebogens bezieht sich auf den Bereich Trendsport. Es
werden einerseits die Merkmale nach Jürgen Schwier abgefragt (Frage 5, 10-13 und 16-20),
andererseits werden mit modifizierten Fragen (21-30) die Akzeptanz-Kriterien nach Volker
Nagel analysiert. Ein soziodemographischer Teil schließt den Fragebogen ab (Frage 34 – 40).
In einem Begleitschreiben wurden der Hintergrund der Arbeit kurz skizziert, die Anonymität
sowie der Datenschutz betont und Hinweise zur Beantwortung und Versand des Fragebogens
gegeben.
39 http://www.slackline.at und http://www.slackliner.de 40 Eine Austausch-Plattform mit mehr als 8 Millionen Mitgliedern. Für Slacklinen standen 10 verschiedene Gruppen zur Verfügung.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
44
6.2 Durchführung der Befragung und Auswertung
Die Studie wurde im Jahr 2008 durchgeführt, die Pretest-Phase begann Anfang Februar 2008.
Ausgewählte Slackliner der Szene erhielten den Fragebogen, welcher nach einigen Feedback-
Gesprächen modifiziert und optimiert wurde. Die eigentliche Testphase begann am 19.
Februar 2008 und endete mit einem spätesten Rücklaufdatum am 15. März. Der Autor dieser
Arbeit erhielt 102 verwertbare Fragebögen an die eigens dafür eingerichtete E-Mailadresse –
[email protected] – zurück.
Die Auswertung des statistischen Datenmaterials erfolgte mit Hilfe des Tabellen-
kalkulationsprogrammes Microsoft Excel (Office 2004 für Mac). Dabei wurden zunächst für
jede Frage Variablen definiert, mögliche Antworten codiert und in eine Datenmatrix
übertragen. Daraus diesen wurden im Anschluss anschauliche Diagramme, Tabellen und
Häufigkeitsverteilungen erstellt. Bei der offenen Fragestellung für Frage 14 und den häufig
vorkommenden Hybridfragen, die im zweiten Teil das „Warum“ hinterfragen, wurden die
gewonnenen Antworten mit Hilfe von Microsoft Excel (Office 2004 für Mac) zunächst in
Tabellenform erfasst, nach ihrer Häufigkeit geordnet und in übergeordnete Gruppen
klassifiziert. Anschließend wurden die gewonnenen Kategorien für die Darstellung von
Abbildungen und Tabellen verwendet.
6.3 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
Bei der Interpretation der Ergebnisse werden die Ergebnisse bestimmter Fragen einzeln
dargestellt und im Anschluss interpretiert. In ausgewählten Fällen wie z.B. bei thematisch in
Verbindung stehenden Fragen erfolgt eine zusammenfassende Interpretation, um auf
mögliche Zusammenhänge zu verweisen. Um eine Häufigkeitsverteilung bei Fragen mit
Mehrfachantwortmöglichkeiten zu erhalten, wurde ausgehend von der Gesamtanzahl (n) der
Befragten (n) die Zahl derjenigen Personen abgezogen, die keine Angaben machten („missing
values“). Dies ergibt die Zahl der „valid cases“ (VC). Darauf hin wurde die Zahl der
Antworten insgesamt („total responses“ = TR) ermittelt. Die angegebene Prozentzahl bezieht
sich auf die TR in Bezug auf die VC. Daraus ergibt sich eine Gesamtsumme von 100%.
Bei der nachfolgenden Auswertung der Ergebnisse wird mit der Darstellung der
soziodemographischen Daten (letzter Abschnitt des Fragebogens) begonnen (Kapitel 6.3.1).
Die einleitenden Fragen bezüglich Zugang zum und Ausübung des Slacklinens werden
anschließend ausgewertet (Kapitel 6.3.2). In Kapitel 6.3.3 folgen Fragen zum
Hintergrundwissen der Teilnehmer zum Thema (1-4, 6-9). Anschließend wird der Kernteil
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
45
des Fragebogens (Frage 5, 10-13 und 16-20) behandelt: Trendsportmerkmale nach Jürgen
Schwier und modifizierte Akzeptanz-Kriterien nach Volker Nagel (Kapitel 6.3.4 und 6.3.5).
Abschließend erfolgt die Analyse der Funktionsfragen41.
6.3.1 Soziodemographische Merkmale
In diesem Kapitel werden Fragen zu Geschlecht und Alter, sowie weitere Fragen zum
Slacklinen allgemein (Häufigkeit, Könnensstand, Highlinebegehung, Interesse an
regelmäßigem Training und Teilnahme an einem Wettkampf) aufgeführt.
Darstellung der Ergebnisse
Aus Abbildung 9 ist die Altersstruktur der Umfrageteilnehmer zu entnehmen. Den größten
Anteil stellen die 19- bis 24-jährigen mit 37,3% und die 25- bis 29-jährigen Slackliner mit
34,3%. Das Durchschnittsalter der insgesamt 71 männlichen Teilnehmer beträgt 26 Jahre, das
der 31 Slacklinerinnen ebenfalls. 70% aller Slackliner aus der Studie sind männlich, 30%
weiblich (vgl. Abb. 10).
Abb. 9: Altersverteilung der Slackliner aus der Studie
Abb. 10: Geschlechterverteilung der Slackliner aus der Studie
41 Diese dienen der Überleitung in andere Fragekomplexe, bzw. lassen sich nicht in einen bestimmten Bereich einordnen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
46
Aus Tabelle 1 lässt sich ablesen, dass die meisten Slackliner seit einem halben bis ganzen
Jahr (38,2%) oder ein bis zwei Jahren (33,3%) die Bewegungsform ausüben. Im Durchschnitt
gaben 14,7% an über eine mehr als 2-jährige Slacklineerfahrung zu verfügen.
Bei der offenen Fragestellung, nach der Dauer des Slacklinens pro Woche, fällt auf, dass
Männer mehr Zeit dafür aufwenden als Frauen. Circa ein Viertel (26,8%) der männlichen
Befragten üben zwischen zwei und vier Stunden, mehr als ein Drittel (39,4%) über vier
Stunden pro Woche, wohingegen umgekehrt mehr als ein Drittel der Slacklinerinnen weniger
als 1 Stunde Übungszeit pro Woche angeben (vgl. Tab. 2). Ein Viertel der Frauen üben die
Bewegungskunst zwischen einer und zwei Stunden aus.
Bezüglich des Könnensgrades (vgl. Tab. 3) sehen sich 21,1% der Männer und mehr als die
Hälfte der Frauen (51,6%) als Anfänger. Am häufigsten bezeichnen sich die Slackliner als
Fortgeschrittene. Lediglich ein kleiner Anteil der Männer sieht sich als Profi im Slacklinen.
Eine Highline haben bereits 39,2% der Umfrageteilnehmer begangen, 46,5% der Männer und
22,6% der Frauen (vgl. Tab. 4). Tabelle 5 zeigt, dass 60,8% der Befragten Lust an
regelmäßigem Training haben, wobei der Anteil der Frauen geringfügig größer ist.
Von beiden Geschlechtern wird die Frage „Hättest Du Lust an einem Wettkampf
teilzunehmen?“ nahezu gleich mit einem Gesamtdurchschnitt von 89,2% verneint. Ergänzend
wird der Könnensstand in Bezug zum Interesse an einem Wettkampf gesetzt, wobei deutliche
Meinungsunterschiede zwischen den Könnensstadien festzustellen sind.
Tab. 1: Angaben der Slacklineerfahrung in Jahren
Jahre Gesamt Männlich Weiblich
Weniger als halbes 13,7% 11,3% 19,4%
Halbes bis ganzes 38,2% 35,2% 45,2%
Ein bis zwei 33,3% 36,6% 25,8%
Mehr als zwei 14,7% 16,9% 9,7%
Tab. 2: Häufigkeit des Slacklinens pro Woche
Std. pro Woche Gesamt Männlich Weiblich
Weniger als eine 20,6% 12,7% 38,7%
Ein bis zwei 22,5% 21,1% 25,8%
Zwei bis vier 23,5% 26,8% 16,1%
Mehr als vier 33,3% 39,4% 19,4%
Tab. 3: Könnensstand der Studienteilnehmer
Könnensstand Gesamt Männlich Weiblich
Anfänger 30,4% 21,1% 51,6%
Fortgeschritten 62,7% 69,0% 48,4%
Profi 6,9% 9,9% 0,0%
Tab. 4: Angaben bezüglich einer Highlinebegehung
Gesamt Männlich Weiblich
Ja 39,2% 46,5% 22,6%
Nein 60,8% 53,5% 77,4%
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
47
Tab. 5: Regelmäßigkeit des Trainings
Gesamt Männlich Weiblich
Ja 60,8% 59,2% 64,5%
Nein 39,2% 40,8% 33,5%
Tab. 6: Teilnahme an einem Slackline-Wettkampf
Gesamt Männlich Weiblich
Ja 10,8% 12,7% 6,5%
Nein 89,2% 88,7% 93,5%
Tab. 7: Analyse des Könnensstandes in Bezug zur Wettkampfteilnahme
Ja Nein
Anfänger 0,00% 100,00%
Fortgeschrittene 10,9% 89,1%
Profis 57,1% 42,9%
Interpretation
Es scheint, als wäre Slacklinen in erster Linie eine Angelegenheit für junge Männer zwischen
20 und 30 Jahren, jedoch wird die Bewegungsform durchaus auch von Mädchen bzw. Frauen
mittleren Lebensalters ausgeübt. Nach Aussagen von Freunden des Autors dieser Arbeit
konnte man noch vor einigen Jahren kaum eine Frau auf einer Slackline beobachten, weshalb
eine dreißigprozentige Quote auf weiblicher Seite durchaus als positiv zu bewerten ist.
Eine Interpretation des Könnensstandes legt die Vermutung nahe, dass sich Slackliner nur
dann als reine Anfänger bezeichnen, wenn sie die ersten Gehversuche auf der Slackline
absolvieren und sich bereits als Fortgeschrittene betrachten, sobald sie die ersten Tricks
beherrschen. Die Tatsache, dass keine der Frauen sich als Profi bezeichnet, kann zum einen
darauf zurückgeführt werden, dass Frauen bislang in eher geringem Maße in dieser
Bewegungsform vertreten waren, zum anderen darauf, dass Slacklinen sowie dessen
Herkunftsbereich Klettern traditionell als Männerdomäne zu bezeichnen sind. Hinzu kommt
der Aspekt, dass Männer gerne zu Überschätzung ihrer Fähigkeiten neigen und Frauen sich
diesbezüglich eher zurückhaltend äußern.
Überraschenderweise haben bereits 22,6% der Frauen einen Balanceakt in Schwindel
erregender Höhe absolviert. Dies lässt sich höchst wahrscheinlich darauf zurückführen, dass
der Fragebogen auch in Workshops verteilt wurde, die gelegentlich die Begehung einer
Highline beinhalten.
Die männlichen Bewegungskünstler treffen sich offenbar eher spontan und in lockerem
Rahmen in Kleingruppen (ähnlich wie z.B. zum Skaten), während Frauen Slacklinen als einen
festen Termin z.B. in Form eines Kurses oder Workshops einplanen. Dies begründet sich mit
der Tatsache, dass Slacklinen (noch) nicht institutionalisiert ist. Der Anteil der Frauen bei
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
48
einem regelmäßig stattfindenden Slacklinekurs bzw. -workshop ist tendenziell höher als bei
spontanen Slacklineaktionen42.
Slackliner treffen sich gerne in geselliger Runde um gemeinsam Spaß zu haben, anstatt auf
Wettkämpfe zu gehen, wie der hohe Prozentsatz der Ablehnung einer Teilnahme an
Wettkämpfen belegt. Folgende Antworten spiegeln diese Einstellung wieder:
• „weil ich Slacklinen für mich betreibe“
• „weil es für mich kein Wettkampfsport ist“
• „weil ich zum Abspannen und zum Ausgleich zur Arbeit slacke, da brauche ich keinen
Wettkampf-Stress“
• „weil es das Slacklinen auszeichnet, dass es keine Regeln gibt, man kann die Line so
hart oder locker spannen wie man will und Tricks ausprobieren die einen reizen, da
kann man eigentlich keine Regeln gebrauchen“
• „weil es beim Slacklinen nicht um das Messen mit anderen geht, dabei geht der Reiz
verloren“
• „weil Slacklinen für mich Spaß und geselliges Miteinander und Wettkampf aber
immer Konkurrenz bedeutet“
Eine weitere Auffälligkeit liefert in diesem Zusammenhang die Analyse des Könnensstandes
in Bezug zur Wettkampfteilnahme (vgl. Tab. 7). Die Daten können vermutlich so aufgefasst
werden, dass das Interesse an einem Wettkampf mit zunehmendem Könnensstand steigt.
Daher würden Anfänger nicht an einem Wettkampf teilnehmen, vier der sieben Profis
(57,1%) dagegen schon. Fortgeschrittene schätzen ihr Können vermutlich als noch nicht
ausreichend für eine Wettkampfteilnahme ein. Zudem besteht die Möglichkeit, dass man die
neue Bewegungsform gerade für sich im Kontext des eigenen Lebensstils entdeckt und dabei
die Sinnhaftigkeit des Slacklinens erst für sich erforscht. Führte man dieselbe Umfrage mit
denselben Teilnehmern in etwa 2 Jahren erneut durch, so würden sich vermutlich mehr
Anfänger als Fortgeschrittene und mehr Fortgeschrittene als Profis bezeichnen. Demnach
würde sich die prozentuale Verteilung und die Lust an einem Wettkampf teilzunehmen
möglicherweise verändern.
42 Mündliche Mitteilung von Tillmann Müller. In seinen Anfängerkursen konnte er auf einen Anteil von etwa 80% Frauen verweisen. Ein ähnliches Bild ergibt sich in den Kursen vom Verfasser dieser Arbeit.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
49
6.3.2 Fakten bezüglich Slacklinen
Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit den einleitenden Fragen nach dem Zugang zum
Slacklinen, der Art und Weise und Motiven für die Ausübung des Slacklinens und dem
allgemeinen Wissen der Umfrageteilnehmer zum Thema.
Frage 1: „Wie bist Du auf Slacklinen aufmerksam geworden?“
Darstellung der Ergebnisse
Die Auswertung von Frage 1 zeigt, dass knapp die Hälfte der Befragten ‚durch Freunde’ auf
Slacklinen aufmerksam wurde. Andere Nennungen waren ‚durch die Medien’ (13,2%), oder
‚durch Beobachtungen im Park’ (14,0%). ‚Durch den Verein’ bekamen lediglich 2,5%
Zugang zum Slacklinen. Bei dieser Hybridfrage waren Mehrfachnennungen möglich. 10,7%
aller teilnehmenden Slackliner gaben ‚durch Klettern’ an und 2,5% ‚durch eine Fortbildung’,
wie beispielsweise „Erlebnispädagogik“ oder „medizinische Trainingstherapie“. Unter
‚sonstiges’ (7,4%) wurden Antworten wie z.B. ein Vortrag von Heinz Zak oder den
„Huberbuam“43 zusammengefasst (vgl. Tab. 8).
Tab. 8: Zugang der Studienteilnehmer zum Slacklinen
durch Freunde
durch Medien
durch Beobachtungen
durch Verein
durch (Lebens-)
Partner
durch Klettern
durch Fortbildung
durch sonstiges
!"56,3%
#"61,3%"
!"19,7%
#"6,5%
!"26,8%
#"22,6%
!"2,8%
#"3,2%
!"0,0%
#"3,2%
!"9,9%
#"19,4%
!"2,8%
#"3,2%
!"8,5%
#"9,7%
ges. 48,8% ges. 13,2% ges. 14,0% ges. 2,5% ges. 0,8% ges. 10,7% ges. 2,5% ges. 7,4%
Interpretation
Der geringe Prozentsatz der Antwort ‚durch den Verein’ lässt sich ein weiteres Mal damit
erklären, dass Slacklinen (noch) nicht institutionalisiert ist und Slackliner vermutlich nicht
gebunden, sondern unabhängig sein wollen. Dies bestätigt das Zitat von Alexander Huber in
Kapitel 3.2. Ortsungebunden zu sein, ohne Regeln und Bindung an einen Verein sind
vermutlich Gründe, warum im Gegensatz dazu die Variable ‚durch Freunde’ so oft genannt
wird.
Die Variable ‚durch Beobachtungen’, mit welcher etwa ein Viertel der Männer und Frauen
die Frage beantworten, zeigt, dass Slacklinen vermutlich häufig in Parks und auf öffentlichen
Plätzen ausgeführt und von vielen dort zum ersten Mal wahrgenommen wird.
43 Thomas und Alexander Huber sind professionelle Extremkletterer und Hauptdarsteller im Film Am Limit, der im Yosemite Nationalpark gedreht wurde. Alexander Huber begeht selbst auch Highlines. Dean Potter und Chongo haben Gastauftritte im Film.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
50
Die weitere Angabe ‚durch Klettern’ versteht sich fast von selbst – zur Erinnerung: Slacklinen
hat in diesem Bereich seinen Ursprung und wird auch hierzulande in Kletterhallen und
Klettergebieten betrieben.
Dass Slacklinen, vor allem im Jahr 2007, bereits des Öfteren in den Medien war, könnte den –
wenn auch geringen – prozentualen Anteil erklären, dass manche durch Medien auf
Slacklinen aufmerksam wurden. Auch das Interesse des Verfassers dieser Arbeit wurde durch
eine Fernsehberichterstattung über diese Bewegungsform geweckt.
Als überaus aufschlussreich ist die Aufführung der verschiedenen Fortbildungen zu werten.
Slacklinen hat vermutlich längst seinen „Playground“ verlassen und wird in anderen
Bereichen erprobt und eingesetzt. Jedoch bleibt abzuwarten, ob es sich dort etablieren wird.
Frage 2: „Wie hast Du Slacklinen erlernt?“
Darstellung der Ergebnisse
Eine Auswertung dieser Frage ergibt, dass knapp die Hälfte aller Männer (48,2%) und etwas
mehr als die Hälfte aller Frauen (55,6%) die Bewegungsform ‚alleine’ gelernt haben, ein
Drittel offensichtlich ‚von Freunden’ (33,1%). Tabelle 9 zeigt außerdem, dass Frauen
Slacklinen nicht ‚in einem Verein’ und nicht vom (Lebens-) Partner’ gelernt haben.
Tab. 9: Erlernen des Slacklinens
Alleine Von
Freunden
In einem Kurs
Im Verein Vom (Lebens-)
Partner Mit Freunden
männlich 48,2% 34,1% 9,4% 2,4% 1,2% 4,7%
weiblich 55,6% 30,6% 13,9% 0,0% 0,0% 0,0%
gesamt 50,4% 33,1% 10,7% 1,7% 0,8% 3,3%
Interpretation
Der auffallend hohe Prozentsatz (50,4%) derjenigen, die Slacklinen alleine gelernt haben, ist
nicht überraschend. Als Zugangsmöglichkeiten für Anfänger boten sich bislang nicht viele
Gelegenheiten. In Deutschland gibt es nur wenige Profis, die ihr Wissen an Anfänger
weitergeben können, weshalb die meisten Slackliner Autodidakten sind.
Des Weiteren lässt sich aus der Tabelle erneut ablesen, dass Slacklinen einen geselligen
Charakter besitzt und man es offensichtlich ‚von Freuden’ (33,1%) erlernen kann. Vertrauen
in die Mitglieder des Freundeskreises und neue Freundschaften können dadurch aufgebaut
werden, es entsteht der Charakter der peer group44. Viele der Befragten, die ‚von Freunden’
ankreuzten, haben sicherlich auch ‚mit Freunden’ Slacklinen erlernt.
44 Eine Gruppe oder Gruppierung von meist Jugendlichen oder Personen gleicher Altersgruppe, welche gemeinsamen Interessen, Neigungen oder Hobbys nachgehen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
51
Frage 3: „Mit wem betreibst Du vorwiegend Slacklinen?“
Darstellung der Ergebnisse
Slacklinen wird vorwiegend (51,1%) in Gruppen mit Gleichgesinnten, also ‚mit Freunden’,
betrieben (siehe Tab. 10). 29,3% der Slackliner üben die Bewegungsform hauptsächlich
‚alleine’ aus. 14,4% gehen ‚mit dem (Lebens-) Partner’ slacklinen, 5,2% der Befragten üben
Slacklinen ‚mit Vereinsmitgliedern’ aus.
Tab. 10: Ausübungsform des Slacklinens
Alleine Mit
Vereinsmitgliedern Mit Freunden
Mit (Lebens-) Partner
Männlich 30,5% 3,9% 49,2% 16,4%
Weiblich 26,1% 8,7% 56,5% 8,7%
gesamt 29,3% 5,2% 51,1% 14,4%
Interpretation
Bei der Hinterfragung des „Warum“ im zweiten Teil dieser Frage nennen 53 Teilnehmer
‚Spaß’, weitere 20 ‚lernen, austauschen, inspirieren’ als Gründe. Der Aspekt des
gegenseitigen ‚Motivierens’ wird von 11 Personen als Antwort gegeben. Die Begründungen
für Slacklinen ‚mit Freunden’ sind unter anderem:
• „große Motivation durch das gegenseitige ‚pushen’“
• „schauen was andere können, Tricks abschauen“
• „weil es riesigen Spaß macht sich einfach gechillt in einem Park zu treffen um zu
slacken...und man lernt dadurch immer mehr Leute kennen.“
• „weil es mit Freunden am meisten Spaß macht. Man trifft sich, ‚settet’ eine Line und
lernt immer wieder was Neues dazu. Man hat Phasen zwischendrin, kann zu zweit
laufen, zusammen macht es einfach noch mehr Spaß.“
• „um mit Freunden Zeit zu verbringen, in der Sonne zu chillen und kleine
Erfolgserlebnisse zu haben.“
• „alleine finde ich eher langweilig und bin froh wenn ich jemand habe mit dem ich
slacken gehen kann.“
Die häufigsten Antworten auf das „Warum“ in Bezug auf die Variable ‚Alleine’ lassen sich
mit „Abschalten und Entspannung“ zusammenfassen (17 Nennungen). 8 Personen begründen
ihre Vorliebe, alleine Slacklinen zu gehen, mit „Konzentration“, 10 Teilnehmer damit, „weil
andere keine Zeit haben“.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
52
Frage 4: „Kennst Du verschiedene Tricks?“
Darstellung der Ergebnisse
Während lediglich 10% aller männlichen Slackliner keine Tricks kennen, beläuft sich dieser
Prozentsatz bei Frauen auf 39%. Unabhängig vom Geschlecht listen 56% aller Teilnehmer
Tricks in einer deutschen Bezeichnung auf, wohingegen nur ein Viertel englische
Bezeichnungen verwendet (siehe Abb. 11).
Abb. 11: Prozentuale Verteilung der englischen und deutschen Bezeichnungen für Tricks
Interpretation
Diese Frage soll klären, ob die Bezeichnung eines Tricks in der deutschen Sprache geläufig
ist, oder ob Amerikanismen verwendet werden. Amerikanismen kommen in Trendsportarten
sehr häufig vor, vornehmlich als Bezeichnung für die Bewegungsform selbst und für Tricks.
Dies begründet sich aus dem Sachverhalt, dass Trendsportarten (vgl. Kapitel 3.1 und den
Sachverhalt der Globalisierung) meistens ihren Ursprung in Amerika und dort speziell in
Kalifornien haben.
Zunächst ist überraschend, dass über ein Drittel der Frauen keine Tricks nennen. Eine
mögliche Erklärung wäre, dass sich 51,6% der weiblichen Befragten in Bezug auf ihren
Könnensstand als Anfängerinnen sehen, deren Slackline-Einheiten sich vermutlich
ausschließlich auf das sichere Begehen einer Line beschränken.
In Bezug zum Gesamtergebnis lässt sich der etwa doppelt so hohe Prozentsatz an deutschen
Begriffen für Tricks dahingehend interpretieren, dass sich die Kultur um Slacklinen derzeit
sehr stark im deutschsprachigen Raum ausbreitet und vorangetrieben wird. Viele der „neuen“
Tricks werden in Deutschland entwickelt und erhalten somit vermutlich deutsche
Bezeichnungen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
53
Frage 6 „Wozu betreibst Du Slacklinen?“
Darstellung der Ergebnisse
Unter den 40 Fragen des Fragebogens weist diese Frage die meisten Nennungen (n=476) auf.
Aus Abbildung 12 ist ersichtlich, dass die Variablen ‚zur Entspannung’ (86 Nennungen bzw.
84,3%) und ‚als Gleichgewichtstraining’ (85 Nennungen bzw. 83,3%) am häufigsten
angegeben werden. ‚Zur Konzentrationsübung’ und ‚um Freunde zu treffen’ folgen mit 73
und 67 (71,6% bzw. 65,7%) Nennungen.
Abb. 12: Motivation zum Slacklinen (n=476)
Interpretation
Diese Frage gibt Aufschluss über die bereits im Vorfeld vermuteten vielfältigen
Sinndimensionen des Slacklinens. Auffallend ist, dass über 80% der Befragten Slacklinen als
Gleichgewichtstraining und zur Entspannung durchführen. Dies zeigt die Absicht, durch die
Ausübung des Slacklinens eine innere und äußere Balance zu erlangen. Hierzu ist sicherlich
auch die Variable ‚Konzentrationsübung’ (71,6%), die speziell den Aspekt der Fokussierung
aufgreift, zu rechnen – ein Aufblühen im eigenen Tun und Dasein, das Verschmelzen von
innerer und äußerer Balance, möglicherweise sogar das Erleben von Flow45.
45 Der Begriff Flow lässt sich auf Mihaly Csikszentmihalyi (1987) zurückführen und beschreibt „das holistische Gefühl beim völligen Aufgehen in einer Tätigkeit.“
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
54
Als ‚Training für andere Sportarten’ nutzen 44,1% der Befragten diese Bewegungsform und
nennen folgende andere Sportarten in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit: „Klettern“,
„Wintersport“ (Skifahren, Snowboarden, Skilanglauf), „für jede andere Sportart“, „Radsport“,
„Surfen“ und „Eisschnelllauf“.
Bei der Erstellung des Fragebogens wurde diese Frage in drei Bereiche unterteilt, welche den
Teilnehmern nicht explizit ersichtlich waren. Die Antwortmöglichkeiten 1-3 beziehen sich auf
‚physische Faktoren’, ‚soziale Faktoren’ sind in den Antworten 4-6 und ‚psychische
Faktoren’ in den Antworten 7-9 abgebildet. Abbildung 13 zeigt die prozentuale Verteilung
dieser Bereiche. ‚Psychische Faktoren’ ist mit 40% die häufigste Nennung. Die Möglichkeit
die Balancierkunst aufgrund von ‚sozialen Faktoren’ auszuüben und sich dadurch mit
Freunden zu treffen bzw. neue Leute kennen zu lernen, sowie mit dem Partner etwas
gemeinsam zu unternehmen, stellt für 27% aller Befragten eine Motivation dar, während es
33% auch aufgrund ‚physischer Faktoren’ und dem damit verbundenen Gleichgewichts- und
Kräftigungstraining betreiben.
Abb. 13: Einteilung der Motivation in drei Bereiche
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
55
6.3.3 Hintergrundwissen über Slacklinen
In diesem Kapitel werden Fragen zum grundlegenden Wissen über Slacklinen (Bekanntheit
verschiedener Slackline-Sets und Namen von berühmten Slacklinern) dargestellt.
Frage 7: „Welche Slackline-Sets der folgenden Hersteller sind Dir bekannt?
Darstellung der Ergebnisse
Bei dieser Frage dient nicht die Gesamtzahl der genannten Slackline-Sets (n=299) als Basis
zur Errechnung der prozentualen Verteilung, sondern jede Variable wird in Bezug zu den 102
Teilnehmern gesetzt. Demnach sind die Sets von ‚Mountain Equipment’ (63,7%), ‚Slackline-
Tools’ (62,2%) und ‚AustriAlpin’ (53,9%) die bekanntesten. Das Set des „Entdeckers“ (Scott
Balcom) ‚Slackdaddy’ ist lediglich 13,7% der befragten Slackliner bekannt (vgl. Abb. 14).
Abb. 14: Prozentuale Verteilung des Bekanntheitsgrades von Slackline-Sets nach Herstellern
Interpretation
Mit dieser Frage möchte der Verfasser dieser Arbeit etwas über das vorhandene Wissen der
Befragten in Bezug zur Geschichte des Slacklinens erfahren. Durch das Erfragen der
Bekanntheit verschiedener Slackline-Sets soll herausgefunden werden, ob auch die Sets von
den „Erfindern“ (Scott Balcom und Ric Piegh) bekannt sind. Diese kamen zuerst auf den
amerikanischen Markt (‚Slackline Brothers Inc.’ und ‚Slackdaddy’). Damit könnte diese
Frage gleichzeitig ein Indiz dafür liefern, ob die Geschichte des Slacklinens bekannt ist und
welche Rolle darin die „Ursprungssets“ spielen, oder ob lediglich jene Sets bekannt sind,
welche im deutschsprachigen Raum verkauft werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
56
Es verwundert nicht, dass das am häufigsten genannte Slackline-Set (63,7%) von Mountain
Equipment kommt, welches in Zusammenarbeit von Heinz Zak und der Seilerei Peter für
diese Firma zusammengestellt und als erstes Set auf dem europäischen Markt verkauft wurde.
Der hohe Bekanntheitsgrad des Slackline-Sets der zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit
noch sehr jungen Firma Slackline-Tools (62,7%) könnte darin begründet sein, dass in diesem
Set die traditionelle Methode des Flaschenzugs wieder zum Einsatz kommt. Vermutlich
kennen einige Slackliner dieser Umfrage das erwähnte Set aus Workshops. Die häufige
Nennung des Sets von AustriAlpin lässt sich möglicherweise darauf zurückführen, dass das
Set zum einen äußerst klein, handlich und tragbar, zum anderen relativ kostengünstig ist und
ebenfalls schon relativ früh auf den Markt kam. Durch den Einsatz eines Schlauchbandes wird
das Begehen dieser Line als angenehm und „weich“46 empfunden, was einen weiteren Grund
für die Beliebtheit und somit den hohen Bekanntheitsgrad darstellen könnte.
Das Bekanntsein weiterer Sets war zu vermuten. Daher wurde bei der Erstellung des
Fragebogens die Möglichkeit zur Nennung zweier weiterer Sets eingeräumt. Aufgrund der
Verteilung des Fragebogens in deutschsprachigen Foren war zu erwarten, dass auch das Set
von Slackliner.de (14,7%) genannt wird. Weitere genannte Slackline-Sets sind von Slackstar,
Gibbon, Slackliner.at und von anderen Seilereien.
Der relativ geringe Prozentanteil der Sets der Pioniere ist wohl darauf zurückzuführen, dass
die Befragung im deutschsprachigen Raum stattgefunden hat, sowie auf die Tatsache, dass
der größte Teil der Befragten als Könnensstand ‚Fortgeschrittene’ und ‚Anfänger’ angaben
und sich evtl. (noch) gar nicht mit der historischen Entwicklung des Slacklinens befasst hat.
In Amerika könnte das Ergebnis durchaus umgekehrt ausfallen.
Insgesamt 62 Personen besitzen eines oder mehrere eigene Slackline-Sets (siehe Frage 8), am
häufigsten das Set von ‚Slackline-Tools’ (40,3%), gefolgt vom ‚Mountain Equipment
Slackline-Set’ (29,0%) und dem Set von ‚Slackliner.de’ (16,1%).
Frage 9: „Welche der folgenden Namen sind Dir bekannt?“
Darstellung der Ergebnisse
Bei dieser Frage erhalten ‚Heinz Zak’ und ‚Dean Potter’ mit 28% bzw. 25% die meisten
Nennungen. ‚Scott Balcom’ und ‚Chongo’ folgen mit jeweils 12%, ‚Chris Carpenter’ und
‚Shawn Snyder’ mit jeweils 8%. Den geringsten Bekanntheitsgrad bei den Befragten haben
‚Charles Tucker’ mit 5% sowie ‚Ric Piegh’ mit 2%.
46 Ein Schlauchband ist weniger scharfkantig als ein Band aus dem Industriebereich, welches normalerweise in Ratschen zum Einsatz kommt.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
57
Interpretation
Diese Frage stellt einen Bezug zur Geschichte bzw. dem Bekanntheitsgrad berühmter
Slackliner her. Es ist nicht verwunderlich, dass Heinz Zak die Rangliste anführt, schließlich
gilt er in Europa als Pionier und veranstaltete das erste Treffen in Europa. Zudem ist er in der
Kletterszene eine ebenso bekannte Persönlichkeit wie Dean Potter, der durch unzählige
ungesicherte Kletteraktionen und Highlinebegehungen Schlagzeilen macht und als Nebenrolle
im Film Am Limit ebenfalls ungesichert auf einer Highline balanciert.
Chongo spannte mit Scott Balcom und dessen Bruder Ric Piegh (Begründer der Firma
Slackline Brothers Inc.) die ersten Highlines, vermutlich ist er den Slacklinern eher aufgrund
seiner Nebenrolle im genannten Film sowie durch seine Anwesenheit beim „1. Internationalen
Mountain Equipment Slackline-Treffen“ bekannt. Seinen bürgerlichen Namen Charles Tucker
kennen aber vermutlich nur diejenigen, die sich intensiv mit der Geschichte des Slacklinens
befassen und selbst nach älteren amerikanischen Artikeln recherchieren. Chris Carpenter
beobachtete mit Scott Balcom im Yosemite Nationalpark im Sommer 1983 Jeff Ellington und
Adam Grosowski. Der geringe Prozentsatz von 8% kann ebenfalls auf die Tatsache
zurückgeführt werden, dass die Geschichte des Slacklinens den meisten Befragten weitgehend
unbekannt ist. Shawn Snyder (8%) dürfte vermutlich nur denjenigen ein Begriff sein, die sich
intensiver mit der Disziplin des Highlinens auseinandersetzen.
6.3.4 Fragen zu Merkmalen eines Trendsports nach Jürgen Schwier
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Fragen zu den Trendsportmerkmalen nach
Jürgen Schwier dargestellt und interpretiert. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben,
inwiefern Slacklinen schon zu den Trendsportarten gezählt werden kann oder noch eine
„exotische“ Bewegungsform darstellt.
Frage 5: „Hast Du ein „Slackliner-Vorbild“?“
Darstellung der Ergebnisse
Wie aus Tabelle 11 zu entnehmen ist, geben lediglich 17,6% der Befragten an, ein
„Slackliner-Idol“ zu haben. ‚Tillmann Müller’ führt die Liste der Idole mit 38,9% an, gefolgt
von ‚Heinz Zak’ mit 22,2%. ‚Dean Potter’ (16,7%), ‚Damian Cooksey’ (11,1%), ‚Chongo’
(5,6%) und ‚Andi Lewis’ (5,6%) wurden als weitere Idole genannt.
Tab. 11: Übersicht der genannten Idole
Idol ? Heinz Zak Damian Cooksey
Chongo Tillmann Müller
Dean Potter Andi Lewis
ja 17,6% 22,2% 11,1% 5,6% 38,9% 16,7% 5,6%
nein 82,4% - - - - - -
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
58
Interpretation
Mit dieser Frage sollen eventuelle Rückschlüsse auf das Merkmal der Ordalisierung (vgl.
Kap. 4.1) gezogen werden. Dabei beruft sich der Autor dieser Arbeit auf das Zitat von Jürgen
Schwier (1998, S.12):
„Der Trend zur Ordalisierung von Risikosportarten und die Nachfrage an
entsprechende „Helden“ wird in näherer Zukunft wohl anhalten. Darüber hinaus
könnte ferner eine Tendenz zur massenmedialen Inszenierung sportlicher Ordale
oder ordalischer Game Shows (z.B. „American Gladiators“) wirksam werden.“
Der Aspekt des „Heldentums“ steht in diesem Kontext in Beziehung zur Frage nach dem Idol.
Zu vielen Events werden „Stargäste“ und „Altmeister“ eingeladen, die Tricks auf der Low-
sowie Highline vorführen bzw. den Spirit des Slacklinens weitergeben. Dies legt den Schluss
nahe, dass eben jene Protagonisten für viele als Idole gelten, denen nachzueifern es sich lohnt.
Bei dieser Frage ist von Interesse, ob vordergründig Idole genannt werden, die bereits
waghalsige Aktionen auf der Highline durchgeführt haben oder mit Unternehmungen ihr
Leben aufs Spiel setzten und damit ein ordalisches Verhalten aufwiesen (z.B. Dean Potters
ungesicherte Überschreitung der Spire-Line). Viele begeisterte Slackliner betrachten diese
Idole möglicherweise als Helden.
Tillmann Müller, Teilhaber der Firma Slackline-Tools, beging neben anderen die
höchstgelegene Highline in Europa im Mont Blanc Massiv erfolgreich. Nachforschungen
ergaben, dass er an der Universität Konstanz bereits Slackline-Kurse und Workshops
erfolgreich abgehalten hat. Als Gründe für seine Nennung als Idol gaben die Befragten
Antworten wie: „für mich kann er es am besten“, „die Energie neue Tricks zu lernen“, „er hat
es mir beigebracht und verkörpert dieses Gefühl einfach perfekt“, „er lebt das Slacklinen, hat
die richtige Philosophie dazu“ und „der ist der Hammer (begnadeter Slacker)“. Die häufigen
Nennungen Müllers als Idol können somit vermutlich durch den Aspekt der Integration des
Slacklinens in seinen Lebensstil erklärt werden. Dies inspiriert sicherlich viele andere
Slackliner in seinem Umfeld und besonders diejenigen, welche Slacklinen sowie die
Philosophie dazu von Müller persönlich erlernten. Slacklinen zu leben, sich mit der Thematik
intensiv zu befassen, eine Firma für Slackline-Sets zu gründen – all dies erfordert ein enormes
Engagement und Liebe zu dieser Bewegungsform.
Für Heinz Zak als Idol werden ähnliche Gründe aufgeführt: „weil er alles kann“, „über ihn
kam der Sport ins Land“ und „einfach der absolute Vorzeigeslacker“.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
59
Frage 10: „Hast Du schon von Slackline-Treffen gehört?“
Darstellung der Ergebnisse
Abbildung 15 zeigt, dass die meisten an der Umfrage beteiligten Slackliner schon von
Slackline–Events gehört haben (83,3%). Das ‚Mountain Equipment Slackline-Treffen in
Scharnitz’ überwiegt mit 36%, gefolgt von ‚Walk the Line in Radolfzell’ mit 18,7%. Das
‚DAV Summer Slacking in Landshut’ und ‚Slackfest in Chemnitz’ folgen mit 16,7% und
12,0%.
Abb. 15: Prozentuale Verteilung der bekannten Slackline-Events
Aus den Antworten zu Frage 11 (siehe Tab. 12) kann man folgern, dass Slackliner im
Allgemeinen an solchen Events interessiert sind (78,4%). Lediglich etwa ein Fünftel der
Befragten (21,6%) zeigt eine negative Haltung gegenüber solchen Treffen. Hiervon geben
45,5% ‚zu viele Menschen auf einem Haufen’ und ‚eine zu große Kommerzialisierung’ als
Gründe an, 54,5% begründen ihre Ablehnung nicht.
Tab. 12: Interesse der Teilnehmer an Slackline-Events
Gesamt „Zu viele Menschen auf einem Haufen“ „Zu große Kommerzialisierung“ Keine Angabe
Ja 78,4% - - -
Nein 21,6% 27,3% 18,2% 54,5%
Nach einer Teilnahme an Events befragt, antworten lediglich 34,3% der Slackliner mit einem
„Ja“ und nennen hierbei vor allem den Event in Scharnitz, gefolgt von den Events in
Radolfzell und Landshut.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
60
Interpretation
Fragen 10, 11 und 12 behandeln das Merkmal der Eventisierung. Die häufige Nennung des ‚1.
Internationalen Mountain Equipment Slackline-Treffens’ ist nicht verwunderlich, es stellt,
wie bereits erwähnt, den ersten Event seiner Art in Europa dar.
Auffallend ist die Nennung von Treffen in verschiedenen Ländern (Deutschland mit Treffen
in Radolfzell, Landshut, Chemnitz und Tübingen, Österreich (Scharnitz), Polen und den
USA). Somit kann man vermuten, dass in Deutschland und den umliegenden Ländern –
davon vorwiegend in Österreich aufgrund seines viel genutzten Forums www.slackline.at –
Slacklinen in verschiedenen Gruppen betrieben wird, welche sich um die Organisation von
Events kümmern und damit den Bekanntheitsgrad des Sports vorantreiben wollen. Dem
Verfasser sind weitere Gruppierungen in Freiburg, Berlin, Stuttgart, München und Wangen
im Allgäu bekannt.
Frage 13: „Was erwartest Du von einem Slackline-Event?“
Darstellung der Ergebnisse
Aus Tabelle 13 ist ersichtlich, dass 21,1% der Befragten den ‚Aufenthalt mit Gleichgesinnten’
und 19,5% ‚neue Tricks lernen’ als wichtig erachten, wohingegen Wettkämpfe mit 4,4% eine
untergeordnete Rolle spielen. Die Faktoren ‚Party/Spaß’ (19,0%) sowie die Möglichkeit, sich
‚Informationen über Slacklinen einholen’ (13,8%) und ‚technisch auf dem Laufenden halten’
(12,2%) bieten weitere Anreize für die Teilnahme an einem Slackline-Event. ‚Shows’ sind
den bereits aufgeführten Erwartungen mit 9,9% untergeordnet.
Tab. 13: Prozentuale Verteilung der Erwartungen an Slackline-Events
Show Wettkämpfe Party/Spaß Aufenthalt mit
Gleichgesinnten
Neue Tricks lernen
Technisch auf dem Laufenden halten
Informationen über Slacklinen einholen
9,9% 4,4% 19,0% 21,1% 19,5% 12,2% 13,8%
Interpretation
Die Antwortenverteilung belegt, dass der gesellige Charakter des Slacklinens offensichtlich
auch bei Events im Vordergrund steht: gemeinsames Fachsimpeln, sich in Sachen Technik
austauschen, neue Tricks weitergeben und vor allem Spaß haben. Dabei bestätigt sich auch
die Vermutung aus Kapitel 4.1, dass das Merkmal der Eventisierung beim Slacklinen bereits
Einzug gehalten hat, wobei die weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
61
Frage 16: „Welcher Tendenz würdest Du beim Slacklinen eher zustimmen?“
Darstellung der Ergebnisse
Die Auswertung der Antworten ergibt, dass die Umfrageteilnehmer mit einem Anteil von
65% beim Slacklinen eher eine ‚Tendenz zur Entschleunigung’ sehen. Knapp ein Drittel
(30%) stimmt einer Tendenz zur Beschleunigung zu, 5% machen keine Angabe (vgl. Abb.
16).
Abb. 16: Prozentuale Verteilung der Tendenzen zur Beschleunigung und Entschleunigung
Interpretation
Die Analyse dieser Frage hinterfragt das Merkmal des Tempos nach Jürgen Schwier. Damit
soll die Vermutung des Verfassers in Kapitel 4.1, dass Slacklinen eher den Gegentrend
„Entschleunigung“ verkörpert, überprüft werden.
Als Interpretationsansatz bietet sich ein Vergleich dieser Frage mit der folgenden (Frage 17
im Fragebogen) an, welche die Eingliederung des Slacklinens in einen bestimmten Bereich
erfragt. Bereits im Vorfeld der Untersuchung kam die Überlegung auf, ob diejenigen, die
Slacklinen in die Bereiche ‚Skate- und Snowboarden’ sowie ‚Turnen, Akrobatik’ eingliedern,
in der vorigen Frage eher der ‚Tendenz zur Beschleunigung’ zustimmen würden. Die
Sportarten Skate- und Snowboarden sowie das Turnen mit ihrer jeweils eigenen Dynamik,
sowie verschiedenen Tricks, Übungen und Sprüngen lassen eindeutig Rückschlüsse auf
Beschleunigung (und damit indirekt auf das Merkmal des Tempos nach Jürgen Schwier) zu.
Es ist durchaus möglich, dass Slackliner, die sich in der Disziplin der Jumpline und evtl. auch
Highline zuhause fühlen, eher eine ‚Tendenz zur Beschleunigung’ sehen. Tabelle 14 listet die
aus dem Vergleich resultierende Häufigkeitsverteilung auf, wobei jeweils zwei Prozentwerte
angegeben werden. Aus der Verteilung ergibt sich, dass eine ‚Tendenz zur Beschleunigung’
häufig mit einer Zuweisung des Slacklinens zum Bereich ‚Turnens und Akrobatik’ (51,4%)
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
62
korreliert. 18,9% ordnen die Bewegungsform dem ‚Klettern’ und 10,8% der Befragten dem
‚Snow- und Skateboarden’ zu. Interessanterweise schreiben 34,6% der Studienteilnehmer,
welche eine ‚Tendenz zur Entschleunigung’ annehmen, Slacklinen ebenfalls ‚Turnen und
Akrobatik’ zu. Allerdings kommt für ein Viertel der Befürworter der Entschleunigung eine
weitere mögliche Zuordnung des Slacklinens zum Bereich ‚Yoga, Thai Chi und Meditation’
in Frage.
Nur wenige betrachten die Bewegungsform als ‚etwas eigenes’ und kennzeichnen dies in dem
Wortlaut „Slackline“ und „etwas eigenes“. Vereinzelt wurde Slacklinen unter „sonstiges“ als
eine Art „Koordinations- und Konzentrationstraining“ und eine „Kombination aus Yoga und
Turnen“ bezeichnet.
Tab. 14: Vergleich der Fragen 16 und 17
Snow-,
Skateboard
Yoga, Thai Chi,
Meditation
Turnen, Akrobatik
Etwas eigenes
Klettern
Koordinations-, Konzentrations-
training
Kombination aus Yoga u.
Turnen
Beschleunigung 10,8% 5,4% 51,4% 0,0% 18,9% 8,1% 5,4%
Entschleunigung 7,4% 25,9% 34,6% 7,4% 8,6% 7,4% 8,6%
Keine Angabe 0,0% 0,0% 2,4% 1,6% 0,0% 0,0% 0,0%
Frage 18: „Mit welchen drei Begriffen (Adjektiven) würdest Du Slacklinen charakterisieren?“
Darstellung der Ergebnisse
Bei dieser Frage war eine große Anzahl verschiedener Adjektive zu erwarten. Daher wurden
die genannten Begriffe zusammengefasst und nach ihrer Häufigkeit geordnet. Eine
anschließende Kategorisierung teilte die Adjektive in verschiedene Aspekte des Slacklinens
vor. Daraus resultierend konnten die Antworten dabei grundsätzlich in fünf verschiedene
Bereiche unterteilt werden: ‚Gegenstand Slackline’, ‚Szene’, ‚Mentale Aspekte’, ‚Physische
Aspekte’ und ‚Bewegung Slackline’ (vgl. Abb. 17).
Unter den ‚Mentalen Aspekt’ mit 28,2% fallen Begriffe wie „entspannend“, „beruhigend“,
„ausgleichend“ und „konzentriert“, wobei ersterer am häufigsten genannt wird.
Begrifflichkeiten zur ‚Bewegung Slackline’ mit den Adjektiven „dynamisch“,
„außergewöhnlich“, „neu“, „faszinierend“, „vielfältig“ und „spannend“ kommen zu 26,9%
vor. Die Begriffe „anstrengend“, „schwierig“ und „herausfordernd“ sind dem Bereich der
physischen Aspekte (23,3%) zugehörig. Eine geringere Anzahl an Nennungen erhält der
Begriff „spaßig“, welcher der Kategorie ‚Szene’ zugeordnet wurde. Nur wenige Nennungen
können Adjektive des Bereichs ‚Gegenstand Slackline’ (4,8%) (bspw. „benutzerfreundlich“,
„unaufwändig“ und „spontan“) vorweisen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
63
Abb. 17: Kategorien der genannten Slackline-Adjektive
Interpretation
Slacklinen stellt auf physischer Ebene eine anfangs schier unlösbare Bewegungsaufgabe dar.
Wackelige Knie und das Verlieren des Gleichgewichts auf der Slackline sind dabei völlig
normal. Aufgrund des hohen prozentualen Anteils scheint es notwendig, auch dem mentalen
Aspekt eine hohe Beachtung zu schenken. Beim Slacklinen handelt es sich somit um eine
Bewegungsform, die sehr viel Konzentration erfordert und nur dann gelingt, wenn der Körper
auch auf mentaler Ebene leistungsbereit ist.
Frage19: „Glaubst Du, dass Du einen eigenen Stil hast?“
Darstellung der Ergebnisse
61% verneinen diese Frage, 39% der Slackliner geben einen eigenen Stil an (siehe Abb. 18).
Abb. 18: „Ja-Nein“ Verteilung in Bezug zum eigenen Slackline-Stil
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
64
Interpretation
Diese Frage steht in Zusammenhang mit dem Stilisierungsmerkmal nach Jürgen Schwier.
Nach dem Beschreiben eines eigenen Stils weitere Anzeichen für eine Stilisierung
herausgearbeitet werden (vgl. Abb. 19). Auffallend ist dabei, dass beinahe die Hälfte der
Befragten (42,5%) ihren Stil als „eigenen Stil“ charakterisiert, dabei jedoch nicht weiter ins
Detail geht. Weitere Bezeichnungen für Stile sind: „langsam und kontrolliert“ (22,5%),
„anmutig und ästhetisch“ (17,5%), „kraftvoll statt Technik (7,5%). 5% betiteln ihren Stil als
„zittrig, wackelig“ und „schnell, hohes Tempo, viele Tricks“.
Abb. 19: Kategorienunterteilung der verschiedenen genannten Slackline-Stile
Unterzieht man diese Frage einem Vergleich mit dem angegebenen Könnensgrad der
Slackliner aus Frage 37, so geben bereits fünf ‚Anfänger’ einen eigenen Stil an, welchen sie
als „wackelig, zittrig“ bzw. „kraftvoll statt Technik“ bezeichnen. Die Angaben der
‚Fortgeschrittenen’ sind über das gesamte Antwortenspektrum gestreut, wobei hauptsächlich
„eigener Stil“ genannt wurde. Alle ‚Profis’ weisen sich einen bestimmten Stil zu, der als
„langsam und kontrolliert“, „anmutig, ästhetisch“ und „eigener Stil“ beschrieben wird. Je
fortgeschrittener jemand in der Bewegungsform des Slacklinens ist, desto eher wird er seinen
eigenen Stil entwickeln und definieren. Diese Annahme steht in engem Zusammenhang mit
der Beobachtung, dass sich Slacklinen bislang in einem Entwicklungsstadium befindet und
sich nur diejenigen einen eigenen Stil zuschreiben, welche der Bewegungsform bereits seit
längerem treu sind. Die Aussagen der Befragten würden sich vermutlich im Verlauf der Zeit
ändern, z.B. bei einer erneuten Befragung derselben Teilnehmer in einigen Jahren.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
65
Abb. 20: Verteilung der Angaben bezüglich des Stils nach Könnensgrad
Frage 20: „Wie würdest Du den Typ „Slackliner“ charakterisieren?“
Diese Frage zielt ein weiteres Mal auf das Merkmal der Stilisierung nach Jürgen Schwier ab.
Die angegebenen Stichworte (n=216) wurden zusammengefasst und anschließend ihrer
Häufigkeit nach geordnet. Dabei wurde vom üblichen Verfahren abgewichen, da die
prozentualen Angaben nicht in Beziehung zur Summe der genannten Stichworte stehen,
sondern sich auf die „valid cases“ beziehen. Die Zahl der valid cases ist in diesem Fall auf
n=98 begrenzt, da vier der Befragten keine Angaben machten und als „missing value“ gelten.
Darstellung der Ergebnisse
Die Charaktereigenschaften „lässig“ und „hilfsbereit“ dominieren bei den Antworten (über
ein Drittel), gefolgt von den Kategorien „kreativ, Spaß am Probieren und Experimentieren“
und „sportlich“. „Naturverbunden“ (19,4%), „ehrgeizig“ (16,3%), „alternativ“ (13,3%) sowie
„konzentrationsfähig“ (11,2%) folgen als weitere Charakterbeschreibungen. 7,1% sehen in
Slacklinern „lustige, lebensfrohe“ Menschen, 4,1% bezeichnen sie als „jung und dynamisch“
und 2% als „risikofreudig“. Fast ein Viertel der Befragten sind der Meinung, dass man „den
Slackliner“ charakterlich nicht beschreiben und abgrenzen kann und weisen ihm daher das
Attribut „kein bestimmter Typ“ (23,5%) zu (vgl. Abb. 21).
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
66
Abb. 21: Darstellung der verschiedenen Slackliner-Charaktereigenschaften
Interpretation
Das Wort „lässig“ ruft einen Zusammenhang zum Kapitel „Trends als Metaphern“ mit der
Aufführung des Begriffes slack als Adjektiv in Erinnerung und stützt somit die theoretischen
Ausführungen. Im theoretischen Teil dieser Arbeit wird ebenfalls das Ethos vieler Slackliner
angeführt, Passanten bei Fragen Auskunft über den Sport zu geben und gegebenenfalls
Hilfestellung beim Ausprobieren zu leisten. Diese Einschätzung spiegelt sich in der häufigen
Nennung der Kategorie „hilfsbereit“.
Dass Slacklinen durchaus der Kreativität förderlich ist und der Umsetzung anderer
Bewegungsaufgaben dienen kann, zeigt die Häufigkeit der Antwort „kreativ, Spaß am
Probieren und Experimentieren“. Der Spaß am Experimentieren und Ausprobieren wird mit
Sicherheit gefördert und kann einen Ausgleich zur Arbeitswelt und dem Berufsleben bieten.
Als äußerst interessant erscheint die Kategorie „kein bestimmter Typ“. Dies beschreibt
letztlich, dass jeder Mensch Slacklinen ausprobieren und erlernen kann, was auch die
Meinung des Verfassers stützt. Man muss weder „Super-Sportler“ noch im Klettersport
bewandt sein oder einen turnerischen Background haben, kann klein oder groß, dick oder
dünn, sportlich oder unsportlich, talentiert oder untalentiert sein – jeder kann im Slacklinen
genau das finden was er möchte. Slacklinen bietet somit die Möglichkeit zur Selbsterkundung
und zum Spiel mit dem Gleichgewicht, es ist jedem zugänglich.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
67
Frage 32: „In welchem Maße stimmst Du der folgenden Aussage zu?“
Darstellung der Ergebnisse
Bei dieser Frage wurden vier Aussagen vorgegeben, welche die Befragten jeweils bewerten
sollten. Dabei wurde erneut der soziale Charakter des Slacklinens hinterfragt
(Antwortmöglichkeit a). Die Aussagen b) – d) stellen nochmals einen Bezug zum
Extremisierungsmerkmal nach Schwier her.
Für a) ergibt sich aus Tabelle 15, dass für ein Fünftel der Befragten der gesellige Charakter
des Slacklinens voll zutrifft, für knapp die Hälfte trifft dies eher zu. Diesen Sachverhalt für
nicht zutreffend erachten 28% der Slackliner, für 5% der Befragten trifft diese Aussage
überhaupt nicht zu.
36% der Slackliner sehen es als voll zutreffend, dass sie sich ständig verbessern und mehr
Tricks lernen wollen, 12% sehen dies als eher zutreffend und 17% als eher nicht zutreffend,
lediglich 1% gaben ihre Bewertung unter ‚trifft überhaupt nicht zu’ ab. In Bezug zu Aussage
c) (Ich will immer längere Lines gehen können) konzentriert sich die Mehrzahl der Befragten
bei den Möglichkeiten ‚trifft eher nicht zu’ (46%) und ‚trifft eher zu’ (49%). Für 38% trifft
diese Aussage voll zu. Bei Aussage d) zur Begehung einer Highline ist die Stimmverteilung
breit gefächert. 39% und damit den meisten Zuspruch erhält ‚trifft voll zu’ gefolgt von 31%
bei ‚trifft eher zu’. Knapp ein Drittel distanzieren sich eher von dieser Aussage und teilen zu
20% ihre Antworten unter ‚trifft eher nicht zu’ und 10% unter ‚trifft überhaupt nicht zu’ auf.
Tab. 15: Darstellung von Frage 32
In welchem Maße stimmst Du der folgen Aussage zu? Trifft
überhaupt nicht zu
Trifft eher nicht zu
Trifft eher zu
Trifft voll zu
a) Beim Slacklinen ist mir der gesellige Charakter am wichtigsten!
5% 28% 47% 20%
b) Ich will mich beim Slacklinen ständig verbessern und mehr Tricks lernen!
1% 17% 12% 36%
c) Ich will eine immer längere Line gehen können! 1% 46% 49% 38%
d) Ich will bald eine Highline begehen können! 10% 20% 31% 39%
Interpretation
Die Ergebnisse zeigen, dass die prozentuale Verteilung der Antworten zu den vier Aussagen
eher im positiven Bereich (‚trifft voll zu’ und ‚trifft eher zu’) liegt. Für den Antwortenbereich
b) bis d) deutet dies auf eine zunehmende Extremisierung hin. Die Aussagen, dass Slackliner
ihre Tricks ständig verbessern (36% und 12%), immer längere Lines (38% und 49%) und
auch bald eine Highline begehen wollen (39% und 31%) zeigen, dass sie die individuellen
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
68
Grenzen immer weiter verschieben möchten und bestätigen das Extremisierungsmerkmal
nach Schwier. In Slackliner-Kreisen beobachtete der Verfasser bereits einzelne Slackliner, die
den Moment nach einer erfolgreichen Longline-Begehung zwar genossen, jedoch kurze Zeit
später bereits auf der Suche nach einem größeren Abstand der Fixpunkte waren. Reichte die
Länge des Bandes nicht aus, so wurde bei den Slacklineherstellern ein längeres Band bestellt.
Immer höher gespannte Highlines an immer exotischeren Orten stehen ebenfalls für eine
Verschiebung des bisherigen Limits in Richtung Extremisierung und für die Tendenz unter
Highlinern, sich fast unüberwindbaren Herausforderungen auszusetzen.
Das vorherige Kapitel stellt die Ergebnisse des Bereichs Trendsport aus dem Fragebogen dar,
die der Erfragung des Merkmalskatalogs nach Schwier dienten. Zusammenfassend bestätigte
die empirische Untersuchung die theoretische Analyse der Merkmale angewendet auf
Slacklinen aus Kapitel 4.1. Somit kann H1 (Slacklinen ist aufgrund des Merkmalskatalogs
nach Jürgen Schwier ein Trendsport) als bestätigt angesehen werden.
6.3.5 Fragen nach Volker Nagel
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der modifizierten Fragen nach Volker Nagel
dargestellt. Die Interpretation dient dazu, eine Prognose und damit eine Aussage bezüglich
Arbeitshypothese H3 (Slacklinen wird sich aufgrund des positiven Befundes bezüglich der
Akzeptanzkriterien nach Volker Nagel weiter verbreiten können und ist somit ein Trendsport)
abzugeben.
Darstellung der Ergebnisse
Die prozentuale Verteilung bei Frage 21 zeigt, dass 67,3% glauben, Slacklinen lasse sich
‚schnell’ erlernen, 7,9% glauben sogar ‚sehr schnell’. Bezüglich der Schwierigkeit des
Erlernens der neuen Bewegungsform (Frage 22) erhält weder der Pol ‚sehr einfach’ noch der
Gegenpol ‚sehr schwierig’ eine Zuweisung. Als ‚Einfach’ erachten hingegen 54,5% und als
‚eher schwierig’ 35,6%, das Erlernen der neuen Bewegungsform, 9,9% sind der Meinung es
sei ‚schwierig’. Der Großteil der Befragten vermutet, dass sich ‚schnell’ (59,4%) positive
Bewegungserlebnisse erschließen (Frage 23), ‚sehr schnell’ meinen 20,8%, ‚eher langsam’
glauben 18,8% und 2,0% denken, dass dies nur langsam möglich ist (vgl. Tab. 16).
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
69
Tab. 16: prozentuale Verteilung der Fragen 21, 22, 23 des Fragebogens
Frage 21: Wie schnell lässt sich Deiner Meinung nach das Slacklinen erlernen?
Sehr langsam Langsam Eher langsam Schnell Sehr schnell
1,0% 5,0% 18,8% 67,3% 7,9%
Frage 22: Wie schwierig schätzt Du das Erlernen des Slacklinens ein?
Sehr schwierig Schwierig Eher schwierig Einfach Sehr einfach
0,0% 9,9% 35,6% 54,5% 0,0%
Frage 23: Was denkst Du wie schnell sich positive Bewegungserlebnisse erschließen?
Sehr langsam Langsam Eher langsam Schnell Sehr schnell
0,0% 2,0% 18,8% 59,4% 20,8%
Interpretation
Der Großteil der Ergebnisse liegt im positiven Bereich, d.h. es findet überwiegend ein
schnelles bzw. einfaches Erlernen der neuen Bewegungsform statt, was sich in reizvollen
Bewegungserlebnissen ausdrückt. Dies könnte eine positive Grundhaltung gegenüber der
Bewegungsform widerspiegeln und mit ein Grund für das neu aufkommende Interesse am
Slacklinen sein.
Eher schwierig ist hingegen die Interpretation im Vergleich mit anderen Sportarten bzw.
Bewegungsformen. Gegenüber etablierten Trendsportarten wie z.B. Skateboarden,
Snowboarden und Inlineskaten ließe sich mutmaßen, dass Slacklinen einfacher erlernbar ist.
Die genannten Trendsportarten sind jeweils mit einer gewissen Geschwindigkeit verbunden
und stellen deswegen hohe Anforderungen an das Bewegungslernen. Zur Sicherung eines
Anfängers ist in der Regel ein Könner anwesend, welcher dem Anfänger entsprechende Tipps
zum Erlernen der Bewegung gibt. Beim Slacklinen ist die Hilfestellung vergleichsweise
einfach. Natürlich können Anfänger bei den ersten Versuchen ohne einen Spotter
herunterstürzen, jedoch geschieht dies meistens aus geringer Höhe, sodass der weiche
Untergrund (z.B. Grasboden) einen Sturz abfedert. Bereits die ersten Momente auf einer
Slackline können auch mit Spotter ein positives Gefühl auslösen. Relativ schnell klappen das
alleinige Aufsteigen auf das Band und das ruhige Stehen. Dieser Moment wird von vielen
Anfängern als Anreiz zu weiteren Versuchen empfunden mit dem Ziel, die Balance länger
halten zu können.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
70
Frage 24: Empfindest Du Slacklinen sei ein äußerlich attraktives Geschehen?
Darstellung der Ergebnisse
Diese Frage bejahen 91,2% aller Umfrageteilnehmer, die restlichen 8,8% sind gegenteiliger
Meinung.
Abb. 22: „Ja-Nein“ Verteilung zur äußerlichen Attraktivität des Slacklinens
Interpretation
Als attraktiv wird Slacklinen vor allem aufgrund seines ‚geschmeidigen Bildes’ und seiner
‚spektakulären und faszinierenden Wirkung auf Passanten’ empfunden (vgl. Abb. 22). Dies
stellt wieder den Bezug zu Jürgen Schwier her: Das Ausführen einer Bewegungsform wird
zur kulturellen Ausdrucksform, „deren Code von Außenstehenden nicht vollständig zu
dechiffrieren ist“ (Schwier, 1998, S.10). Slacklinen sieht von außen betrachtet spektakulär aus
und fügt sich bei Könnern zu einem geschmeidigen Bild aus rhythmischen und harmonischen
Bewegungen zusammen. Die eigentliche Schwierigkeit, d.h. eine Line begehen, Tricks
vollführen und dabei die Balance aufrecht zu halten, ist jedoch von Außenstehenden nicht
vollständig zu erkennen. Das Zitat von Schwier weist auf einen zentralen Aspekt des
Slacklinens hin. Das völlige Aufgehen in der Ausübung von Tricks, „sich nicht von Passanten
aus der Konzentration bringen zu lassen“, ist gleichzeitig Ausdrucksform dieser Kultur. Die
Bewegungskünstler geben sich als Slackliner, zeigen gerne was sie können und genießen es
dabei bestaunt zu werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
71
Frage 25 („Ist Slacklinen Deiner Meinung nach ‚bequem’ und spontan nutzbar?“) stellt für die
Zuordnung der Bewegungsform Slacklinen eine äußerst wichtige Komponente dar.
Darstellung der Ergebnisse
Unschwer lässt sich erkennen, dass 84,3% die Balancierform für bequem und spontan nutzbar
halten. Unter den Antworten können drei Bereiche differenziert werden: „Nur 2 Bäume,
Fixpunkte nötig“ (29,3%), „leicht transportabel, schnell aufgebaut“ (54,3%) und „keine extra
Kleidung nötig“ (2,6%). Als negativ merkt ein Teil der Befragten an, dass die Slackline „nicht
überall zu kaufen“ ist (2,6%) und dass „man es aufbauen muss“ (10,3%) (vgl. Tab. 17).
Tab. 17: Spontane Nutzbarkeit des Slacklinens und Antwortkategorien zu Frage 25
Gesamt Nur 2 Bäume,
Fixpunkte nötig
leicht transportabel, schnell aufgebaut
keine extra Kleidung nötig
nicht überall zu kaufen
man muss es aufbauen
ja 84,3% 29,3% 54,3% 2,6% - -
nein 15,7% - - - 2,6% 10,3%
Interpretation
Der „Gegenstand Slackline“ und der Materialumgang scheinen bei dieser Frage eine zentrale
Rolle für Slackliner zu spielen. Eine Slackline bzw. ein Set wird vermutlich als bequem und
spontan angesehen, wenn es gut in einem Rucksack verstaut und zu einem geeigneten Platz
mit zwei Bäumen transportiert werden kann. Auch die kurze Aufbauzeit und dass ‚keine extra
Kleidung nötig’ ist könnte in diese Kategorie fallen. Die Kategorie ‚man muss es aufbauen’
steht laut Meinung mancher Befragter offensichtlich einer spontanen Nutzung im Weg.
Frage 26: „Ist Slacklinen Deiner Meinung nach ortsunabhängig?“
Darstellung der Ergebnisse
79,4% betrachten Slacklinen als einen ortsunabhängigen Sport und beziehen sich darauf, dass
„überall 2 Bäume vorhanden“ (67,7%) sind und die Slackline „tragbar“ (13,1%) ist. 20,6%
verneinen diese Ortsunabhängigkeit damit, dass Bäume nicht überall bzw. „nur in gewissen
Plätzen vorhanden“ sind (vgl. Tab. 18).
Tab. 18: Ortsunabhängigkeit des Slacklinens
Gesamt überall 2 Bäume vorhanden tragbar Bäume nur in gewissen Plätzen
vorhanden
Ja 79,4% 67,7% 13,1% -
Nein 20,6% - - 19,2%
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
72
Interpretation
Diese Frage hängt eng mit der vorherigen Frage zusammen. Ursprünglich listete Volker
Nagel diese beiden Fragen zusammengefasst auf und untersuchte, ob das Gerät/die
Bewegungsform wohnortnah einsetzbar und ortsunabhängig sind. Eine getrennte
Beantwortung dieser Frage erschien dem Verfasser dieser Arbeit jedoch sinnvoll.
Für die von Nagel untersuchte Sportart, das Inlineskaten, wird lediglich ein geeigneter
Untergrund zum Rollen benötigt. Diesen findet man direkt vor der Haustür, in Form von
Gehwegen, Radwegen und wenig befahrenen Straßen. Slacklinen zeigt eine ähnliche
Ortsunabhängigkeit: Eine Slackline wird an einem Platz mit zwei Bäumen bzw. Fixpunkten
aufgebaut, was sich z.B. in städtischen Parkanlagen gut realisieren lässt. Im Vergleich zu
Sportarten wie Joggen oder Mountainbiken ist Slacklinen aufgrund der benötigten Fixpunkte
hingegen als stärker abhängig von einem geeigneten Platz einzustufen.
Frage 27: „Wie siehst Du den finanziellen Aufwand?“
Darstellung der Ergebnisse
Fast zwei Drittel aller Befragten sind sich einig, dass Slacklinen keinen besonders hohen
finanziellen Aufwand benötigt. Etwas mehr als ein Drittel schätzt den finanziellen Aufwand
als mittel ein, lediglich 1% glaubt der finanzielle Aufwand sei hoch (vgl. Abb. 23).
Abb. 23: Prozentuale Verteilung in Bezug zum finanziellen Aufwand
Interpretation
Da die Preise für Slackline-Sets schon unter 50 Euro beginnen, ist nachzuvollziehen, dass so
viele Slackliner dies als kostengünstige Bewegungsform betrachten. Anfänger sowie
Fortgeschrittene können für diesen geringen Geldbetrag qualitativ gute Sets mit einer Länge
von 15m bekommen. Darauf lassen sich ohne weiteres viele Tricks erlernen und sie können
ebenso als Sprungline verwendet werden.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
73
Die Grenze zwischen einem mittleren bis hohen finanziellen Aufwand ist nur schwer zu
ziehen und wird individuell verschieden ausfallen. Wendet man für Slackline-Material
zwischen 70 und 150 Euro auf, so erhält man dafür qualitativ hochwertige Profisets mit
entsprechend längeren Lines. Womit lässt sich der Betrag für ein Slackline-Set am ehesten
vergleichen? In einem Fitnessstudio der oberen Kategorie ist ein monatlicher Zahlungsbetrag
von 50 Euro keine Seltenheit. Laufschuhe kosten zwischen 80 und 150 Euro, sollten bei
häufigem Gebrauch jedoch aufgrund des nachlassenden Dämpfungssystems schon nach etwa
einem halben bis dreiviertel Jahr ausgetauscht werden. Ein gutes Mountainbike beginnt bei
circa 1000 Euro, Skateboarder und Inlineskater bezahlen für ihre Sportgeräte in der Regel
über 100 Euro. Für ein Snowboard mit Schuhen und entsprechender Bekleidung samt Helm
sind mehrere 100 bis 1000 Euro fällig. Im Vergleich zu anderen Sportarten handelt es sich
beim Slacklinen somit um einen eher kostengünstigen Sport. Anfängern genügt in der Regel
ein Set bzw. eine Slackline für die Ausübung aller Disziplinen des Lowlinebereiches. Des
Weiteren benötigt man wie bereits erwähnt keine spezielle Sportkleidung bzw. Schuhe.
Außerdem könnten sich mehrere Personen das „Sportgerät“ Slackline teilen und gemeinsam
nutzen, was bei anderen zum Vergleich herangezogenen Sportarten kaum möglich ist.
Frage 28: „Denkst Du Slacklinen wird dauerhaft interessant und reizvoll sein?“
Darstellung der Ergebnisse
In dieser Frage sind sich die Umfrageteilnehmer nahezu einig. 89% vertreten die Meinung,
Slacklinen wird dauerhaft interessant und reizvoll sein, 9% verneinen diese Frage, 2% können
nicht in die Auswertung eingehen, da keine Bewertung abgegeben wurde. Bei den
Befürwortern lassen sich vier Bereiche, bei den Gegnern entsprechend drei Antwortbereiche
unterscheiden (vgl. Abb. 24 und 25).
Abb. 24: Prozentuale Verteilung aus Frage 28
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
74
Abb. 25: Kategorisierung der Antworten aus Frage 28
Interpretation
Am häufigsten (38,2%) wird als Begründung für einen überdauernden Anreiz des Slacklinens
der Aspekt genannt, dass es immer neue Schwierigkeiten aufzuweisen vermag (vgl. Kap. 5.1).
Durch kreatives Ausprobieren auf der Slackline entstehen neue Bewegungen und
Kombinationsmöglichkeiten von Bewegungen, sodass man sich stets neue Ziele setzen kann
(z.B. bei der Disziplin des Lowlinens die Unterdisziplin Longline oder die etwas neuere
Unterdisziplin ‚Wasserline’, die völlig andere Anforderungen an den Slackliner stellt). Auch
neue Ideen wie z.B. das Verbinden der Augen und damit der Wegfall eines optischen
Fixpunktes und die Reduktion der Sinne auf den Tastsinn oder das Balancieren verschiedener
Gegenstände (z.B. Tabletts mit gefüllten Wasserbechern) erhöhen den Reiz dieser
Bewegungsform. Auch Jonglieren und das Aus- und Anziehen von Kleidungsstücken
während des Slacklinens stellen selbst Könner vor eine große Herausforderung.
Der „Zusammenhang der Physis und Psyche“ (18,6%) als überdauernder Reiz hat seinen
Ursprung in der Ansicht vieler Slackliner, dass Slacklinen als ganzheitliches
Bewegungsprogramm interessant erscheint. Die ständig erforderliche Konzentration zur
Bewältigung der Slackline schärft die Sinne und richtet den Fokus auf das Tun selbst. Der
Körper erfährt durch das ständige Anspannen und Entspannen des Muskelapparates einen
kräftigenden Effekt. Es entsteht ein neues Körpergefühl, dessen Verbesserung als weiterer
Anreiz gesehen werden kann.
Die Aussage, Slacklinen werde sich weiterentwickeln, weist auf eine mögliche zukünftige
Etablierung des Slacklinens als Sportart hin. Für Schulen und Kindergärten könnte es im
Sinne der Bewegungserziehung reizvoll sein, Erwachsene könnten im Rahmen der
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
75
Betrieblichen Gesundheitsförderung davon profitieren47. In der Erlebnispädagogik, bei
Incentives48 und in der medizinischen und psychischen Therapie wäre es ebenso denkbar.
Die genannten Antworten „Trend, wird wieder abklingen“ (5,9%), „schwer dran zu bleiben,
man muss üben“ (4,9%) und „nicht für die große Allgemeinheit“ (1,0%) zeigen eher eine
negative Haltung gegenüber der Beständigkeit des Slacklinens. Nach Meinung des Verfassers
ist die Antwortkategorie „schwer dran zu bleiben“ keine slacklinespezifische Antwort,
sondern eine auf den Sport im Allgemeinen übertragbare. Ohne Fleiß kein Preis – wenn man
sich in einer Sportart im Allgemeinen und beim Slacklinen im Besonderen verbessern möchte
(Perfektion von z.B. Tricks), ist regelmäßiges Üben die Voraussetzung. Jedoch steht dies in
keinen Zusammenhang zu der Frage, ob Slacklinen dauerhaft interessant und reizvoll sein
wird.
Die Antwort „Trend, wird wieder abklingen“ zeigt, dass die Befürworter dieser Kategorie
Slacklinen vermutlich zum jetzigen Zeitpunkt als einen Trend betrachten. Im Allgemein
klingt etwas, das zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Trend ist, auch wieder ab. Nordic
Walking lässt sich hierfür als Beispiel nennen. Die Sportart erfuhr vor etwa fünf Jahren einen
enormen Zuwachs an Aktiven und Kursteilnehmern. Die Bewegungsform war ein Trendsport,
jedoch hat sie sich mittlerweile dem etablierten Sport angefügt und wird als Breiten- bzw.
Freizeitsport angesehen. Dieser Sachverhalt ist jedoch beim Slacklinen noch nicht eingetreten,
denn Slacklinen erlebt zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit erst einen Zulauf an
Interessierten. Der Verfasser ist daher der Ansicht, dass diese Antwort zwar berechtigt ist, da
dieser Sachverhalt für gewöhnlich regelmäßig bei einem Trend eintritt, jedoch auf Slacklinen
noch nicht übertragbar ist.
Zusammenfassung Frage 29 und 30: „Ist Slacklinen positiv für gemeinsame Aktivitäten für
Paare bzw. in heterogenen Gruppen?“
Darstellung der Ergebnisse
Slackliner stimmen im Wesentlichen überein, dass diese Bewegungsform als gemeinsame
Aktivität für Paare (80,4%) und heterogene Gruppen (89,2%) geeignet ist. Lediglich 10%
bzw. 7% der Befragten verneinen dies (vgl. Abb. 26 und 27).
47 Dies wurde laut Aussage von Tillmann Müller bereits in einem Unternehmen am Bodensee erprobt. 48 Incentives sind Geld- oder Sachprämien, Reisen oder Veranstaltungen die von Unternehmen eingesetzt werden um Einzelpersonen oder Gruppen zu beeinflussen, zu motivieren oder zu belohnen. Die ursprüngliche Bedeutung ist vergleichbar mit dem deutschen Begriff Anreiz.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
76
Abb. 26: Prozentuale Verteilung der Antworten zu Frage 29
Abb. 27: Prozentuale Verteilung der Antworten zu Frage 30
Interpretation
Diese beiden Fragen sollen abklopfen, ob Slacklinen für eine Ausübung in heterogenen
Gruppen oder als Paar geeignet ist. Dieses Merkmal spielt eine nicht unbedeutende Rolle bei
der Frage, ob sich ein Trendsport etablieren kann oder wieder abklingt. Für eine erfolgreiche
Verbreitung der Trendsportart ist damit nicht Leistung ein entscheidender Faktor, sondern der
gemeinsame Spaß am Ausüben einer Tätigkeit. Dass dies beim Slacklinen zweifelsohne
gegeben ist, zeigen die Prozentwerte von 80% bzw. 89% der Befürworter. Im Vergleich zum
Joggen oder Radfahren stellt z.B. ein Leistungsunterschied beim Slacklinen keinen
Hinderungsgrund dar, gemeinsam die Bewegung auszuüben. „Du bist mir zu schnell beim
Joggen“ oder „So weite Strecken wie Du halte ich beim Radfahren nicht durch“ sind
Aussagen, die leicht nachvollziehbar sind. Die Bewegungsform Slacklinen kann zumeist von
mehreren Personen am selben Ort ausgeübt werden. Zudem besteht die Möglichkeit sich eine
Slackline zu teilen oder eventuell zwei verschiedene Lines zu spannen. Beim Sichern hilft
man sich gegenseitig, gibt den anderen Tipps oder entspannt sich in der Sonne und beobachtet
die anderen.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
77
Sehr gut lässt sich diese Art der sportlichen Betätigung nach Meinung des Autors z.B. auf
Schulklassen übertragen, die als heterogene Gruppen mit spezieller Gruppendynamik gelten.
In Schulprojekten wurde dies vom Verfasser bereits erfolgreich umgesetzt.
Für Slacklinen in heterogenen Gruppen und als Paar sprechen folgende ausgewählte
Antworten:
• „Ja, weil sich jeder auf sich konzentrieren kann und man immer doch gemeinsam
etwas macht und zwischendurch auch Zeit zum reden hat“
• „Ja, weil Männer und Frauen es gleich gut beherrschen können und es unheimlich
entspannt“
• „Ja, weil es ganz egal ist auf welcher Leistungsstufe man steht, man sich gegenseitig
helfen kann und gemeinsam einfach Zeit verbringen und dabei chillen kann“
• „Ja, weil man zu zweit auf der gleichen Line ein ganz neues Gefühl von Nähe, Distanz
und Abhängigkeit bekommt“
• „Ja, weil man gemeinsam neue Tricks erfinden kann“
• „Ja, weil gemeinsame Erfolgerlebnisse und Körperkontakte schweißen zusammen“
• „Ja, weil Berührungsängste abgebaut und Schlüsselqualifikationen wie z.B.
Teamarbeit erlernt werden können“
Ablehnend standen einige Studienteilnehmer der Frage nach dem gemeinsamen Ausüben des
Slacklinens mit einem Partner mit der Begründung gegenüber, es sei von Vorteil, beim
Slacklinen seine Ruhe zu haben und nicht von einem Partner bevormundet zu werden.
Das vorherige Kapitel stellt die Ergebnisse der modifizierten Akzeptanz-Kriterien nach
Volker Nagel aus dem Fragebogen dar. Diese dienen der Überprüfung der Hypothese H3
(Slacklinen wird sich aufgrund des positiven Befundes bezüglich der Akzeptanz-Kriterien
nach Volker Nagel weiter verbreiten können und ist somit ein Trendsport). Aufgrund des
weitgehend positiven Befundes der Ergebnisse kann man davon ausgehen, dass sich
Slacklinen weiter verbreiten wird (und es somit auch zu den Trendsportarten gezählt werden
kann). H3 kann demnach als bestätigt gelten.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
78
6.3.6 Funktionsfragen
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Funktionsfragen dargestellt, welche gleichzeitig
eine Prognose für Slacklinen erlauben.
Frage 14: „Was zeichnet Deiner Meinung nach einen Trendsport aus?“
Darstellung der Ergebnisse
Ein Drittel (34,9%) der Befragten sind sich darin einig, dass sich ein Trendsport durch eine
‚steigende Teilnehmerzahl und eine schnelle Verbreitung’ auszeichnet. 22,6% sehen in einem
Trendsport etwas neues, plötzlich Auftretendes, 17,8% glauben dass ‚Spaß, keine Regeln,
Ortsungebundenheit’ kennzeichnend sind, während 11% einem Trendsport ‚innovative und
abstrakte Ideen’ zuschreiben (vgl. Abb. 28).
Abb. 28: Prozentuale Verteilung der Antwortkategorien bezüglich Trendsport im Allgemeinen
Interpretation
Bei dieser Frage wurde nach der subjektiven Meinung der Umfrageteilnehmer in Bezug auf
Trendsport im Allgemeinen gefragt. Offensichtlich sind die Befragten der Ansicht, ein
Trendsport unterscheide sich vom etablierten Sport nicht durch Wettkämpfe und das Befolgen
von Regeln, sondern durch den damit verbundenen Spaß an der Bewegung und die
Ortsungebundenheit. Großen Zuwachs erfährt ein Trendsport nach Meinung des Autors vor
allem aufgrund des vorherrschenden Zeitgeistes49 und durch innovative und abstrakte Ideen.
Die häufige Nennung der Antwortkategorie ‚steigende Teilnehmerzahlen, schnelle
49 Zeitgeist: für eine bestimmte geschichtliche Zeit charakteristische allgemeine Gesinnung, geistige Haltung (Duden – Das Bedeutungswörterbuch, 2002, S.1070)
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
79
Verbreitung’ könnte damit begründet werden, dass in kurzer Zeit viele Menschen von einer
jungen und neuen Bewegungsform begeistert sind, sie ausprobieren und in ihrem
Lebensstilkontext integrieren was dazu führen kann, dass der neue Trendsport überall zu
sehen ist.
Die bedeutende Rolle der Medien bei der Verbreitung einer neu aufkommenden
Bewegungsform darf ebenfalls nicht unterschätzt werden, wie der Anteil von 9,6% am
Gesamtergebnis zeigt. Vermutlich tragen sie einen entscheidenden Teil dazu bei, dass
Menschen erst durch deren Berichterstattungen auf eine junge und unbekannte
Bewegungsform aufmerksam werden.
Ein geringer Prozentsatz der Befragten ist der Ansicht, ein Trendsport sei ein von der
Sportartikelindustrie entworfenes Produkt oder eine Marketingstrategie, welche der
Umsatzsteigerung dienen soll.
Die Aussage ein Trendsport sei aus den USA, deckt sich mit den Aussagen zur Globalisierung
in Kapitel 3.1.
Frage 15: „Ist Slacklinen Deiner Meinung nach ein Trendsport?“
Darstellung der Ergebnisse
Über ein Drittel der Umfrageteilnehmer sehen im Slacklinen einen Trendsport. Als Gründe
für diese Entscheidung geben 19,2% ‚neu’, 2,9% ‚aus den USA’, gut ein Drittel ‚immer mehr
Leute kennen und machen es’ und ‚Spaß, keine Regeln, Erfolge in kurzer Zeit’ (11,5%) an.
15,4% der Befragten ordnen Slacklinen nicht dem Trendsport zu bzw. sind sich nicht sicher.
Laut den Befragten sprechen Argumente wie ‚nicht die Dimension von Trendsport erreicht,
nicht populär genug’ (15,4%) dagegen. Die Antworten ‚noch zu sehr ein Randsport’ (3,8%)
sowie ‚noch sehr jung und neu’ (11,5%) stehen für eine nicht eindeutige Zuordnung (vgl. Tab.
19).
Tab. 19: Antwortenspektrum zu Slacklinen als Trendsport
Ja, weil Nein, weil Bin mir nicht sicher, weil
Neu Kommt aus den
USA Immer mehr Leute
kennen und machen es
Spaß, keine Regeln,
Erfolge in kurzer Zeit
Nicht die Dimension von Trendsport erreicht, nicht populär genug
Noch zu sehr ein Randsport
Noch sehr jung und neu
19,2% 2,9% 35,6% 11,5% 15,4% 3,8% 11,5%
69,2% 15,4% 15,4%
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
80
Interpretation
Mit dieser Frage soll ein direkter Bezug zur Bewegungsform Slacklinen hergestellt werden.
Bei der prozentualen Verteilung der Antworten fällt ins Auge, dass die Unterkategorien für
die Zustimmung zum Trendsport fast identisch mit vier Antwortkategorien aus der vorherigen
Frage sind. ‚Neu’ ist in Frage 14 mit dem Wert 22,6% vertreten, in Frage 15 mit 19,2%.
‚Steigende Teilnehmerzahlen, schnelle Verbreitung’ (34,9%) verglichen mit ‚immer mehr
Leute kennen und machen es’ (35,6%) zeigt ebenfalls einen Zusammenhang zwischen den
beiden Fragen. Auch ‚Spaß, keine Regeln, ortsungebunden’ (17,8%) aus Frage 14 ist
prozentual vergleichbar mit der ähnlichen Kategorie ‚Spaß, keine Regeln, Erfolge in kurzer
Zeit’ (11,5%) aus Frage 15. Einen ähnlich geringen Prozentsatz weisen die Variabeln ‚kommt
aus den USA’ (1,4% und 2,9%) in beiden Fragen auf. Die Ähnlichkeit der Antworten beider
Fragen belegt, dass Slacklinen von den meisten Befragten als Trendsport gesehen wird.
Frage 31: „Sind Deiner Meinung nach Slackline-Workshops sinnvoll?“
Darstellung der Ergebnisse
Eine negative Haltung gegenüber Slackline-Workshops besitzen ein Viertel der Befragten,
zwei Drittel halten sie jedoch für durchaus sinnvoll, 7% machten keine Angabe (vgl. Abb.
29).
Abb. 29: Prozentuale Verteilung der Haltung gegenüber Slackline-Workshops
Interpretation
Die negative Haltung gegenüber Slackline-Workshops lässt sich am besten mit einer Auswahl
aussagekräftiger und unverändert aus dem Fragebogen übernommener Antworten belegen:
„nein, weil ich mir das lieber selber beibringe – mit Freunden lerne“, „nein, weil es kein
richtig und falsch gibt solange man es richtig aufbaut“, „nein, weil jeder seinen eigenen Stil
und Weg finden muss um da rauf zu kommen“ und „nein, weil man von Freunden kostenfrei
und mit weniger Konkurrenz lernen kann“. Positive Äußerungen betonen vor allem den
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
81
Sicherheitsaspekt: „ja, weil gerade auch das Sicherheitsrisiko dem Anfänger näher gebracht
werden soll (Spanntechniken, Rücksicherung, Baumschutz,...)“, „ja, weil man in der Gruppe
schneller und besser lernt als alleine“, „ja, weil sie den Einstieg erleichtern und Tricks für
Fortgeschrittene vermitteln“, „ja, weil schnelleres ‚ungefährlicheres’ lernen mit mehr
Erfolgserlebnis“, „ja, weil unter Anleitung ist der Einstieg leichter und sicherer da der
Materialumgang und die Bewegungstechnik durch Input von einem erfahrenen Trainer
erleichtert werden kann“ und „ja, weil man einen einfachen Zugang dazu erhalten kann, unter
professioneller Anleitung es erlernen kann und auf die Sicherheit und Gefahren hingewiesen
wird“.
Frage 33: „Für welche Einrichtungen könnte Deiner Meinung nach Slacklinen interessant
sein?“
Mit dieser Frage soll zum einen eine Prognose der Slackliner bezüglich eines zunehmenden
Interesses an dieser Bewegungsform abgefragt werden, zum anderen, in welchen Bereichen
möglicherweise die weitere Verbreitung stattfindet.
Darstellung der Ergebnisse
Das Balkendiagramm (vgl. Abb. 30) listet die prozentuale Verteilung der bereits
vorgegebenen Ankreuzmöglichkeiten sowie die weiteren, von den Umfrageteilnehmern
genannten Einrichtungen auf. Für ‚Schulen’ (34%) und für ‚Reha-/Therapiezentren’ (31,1%)
wurde es zu gut einem Drittel als interessant erachtet, zu einem Viertel für ‚Vereine’.
‚Erlebnispädagogik/Incentives’ (3,4%), ‚Kindergärten’ (1,7%), ‚Sportevents’ (0,4%) und
‚Jugendcamps/soziokulturelle Veranstaltungen’ (3,8%) wurden als weitere Bereiche genannt,
in denen sich Slacklinen eventuell etablieren könnte.
Abb. 30: Prozentuale Verteilung der ermittelten Einrichtungen aus Frage 33
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
82
Interpretation
Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Auflistung der verschiedenen Einrichtungen und
Bereiche unterschiedliche Aspekte des Slacklinens im Vordergrund stehen. Die Förderung
sozialer Interaktionen in Gruppen bzw. Schulklassen ohne Wettkampfcharakter durch eine
neuartige Bewegung, die bisher noch nicht explizit im Sportunterricht an Schulen vermittelt
wird, dürfte Slacklinen für die Institution Schule interessant machen. In Rehabilitations- und
Therapiezentren könnte eher der physische Aspekt des Slacklinens zum tragen kommen.
Verschiedene Kleingeräte werden dort erfolgreich zur Kräftigung der Muskulatur, z.B. nach
Bänderrissen und Knieoperationen, eingesetzt. Slacklinen könnte spielerische Abwechslung
in das Training bringen und zur Stabilisierung der betroffenen Gelenke durch Stärkung der
dazugehörigen Muskeln und Bänder beitragen.
Auch als Therapieform für Menschen mit ADHS-Syndrom wäre Slacklinen denkbar. Geduld
ist eine wesentliche Voraussetzung für erste erfolgreiche Schritte auf der Slackline. Zudem
fördert die Bewegungsform die Konzentrationsfähigkeit, was eine Heilung und Besserung
dieses Syndroms durchaus positiv beeinflussen könnte.
Slacklinen eignet sich darüber hinaus gut als Ergänzungstraining zu anderen Sportarten. In
verschiedenen Vereinen könnte es eine attraktive Alternative zum Trainingsalltag bieten und
gleichzeitig die Gleichgewichtsfähigkeit verbessern. Prädestiniert für ein derartiges
Ergänzungstraining sind z.B. Sportarten wie Skilanglauf und Biathlon50, Skispringen (z.B. zur
Verbesserung der Landungsphase) oder Skiabfahrt51. Aber auch andere Sportarten, die ein
ausgesprochen gutes Gleichgewichtsvermögen erfordern, wie z.B. Klettern, Mountainbiken,
Wellenreiten, Snowboarden und viele andere, können vom Slacklinen profitieren.
Im Kindergarten könnte Slacklinen den psychomotorischen Bereich ergänzen. Durch
Wahrnehmung und Bewegung erschließt sich das Kind in den ersten Lebensjahren seine
Umwelt und könnte durch Slacklinen zusätzlich in dieser Hinsicht gefördert werden. In
Jugendcamps und bei soziokulturellen Veranstaltungen würde beim Slacklinen wiederum der
Gruppencharakter im Vordergrund stehen. Gegenseitiges Helfen und Sichern kann das Gefühl
der Gruppenzugehörigkeit fördern und das Vertrauen der Kinder untereinander stärken.
Slacklinen könnte ein fester Bestandteil der Freizeitgestaltung solcher Jugendevents werden.
Bei Sportevents anderer Sportarten käme Slacklinen möglicherweise als Side-Event zum
Einsatz. 50
Der Norweger Ole Einar Bjoerndalen trainiert zusätzlich sein Gleichgewicht auf einer Slackline (vgl. Mountains2b (2007), „Themenspecial Trendsport Slackline“) 51
Der amerikanische Skiabfahrtläufer Bode Miller betreibt bereits Slacklinen (vgl. http://www.nationalgeographic.com/adventure/0511/sports/bode_miller2.html, Zugriff am 08.05.02008
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
83
Abb. 31: Kinder beim Kinderjugendfestival in Stuttgart
(Quelle: www.slackline-tools.de, 2008) Abb. 32: Ein Kind auf der Slackline
(Quelle: www.slackline-tools.de, 2008)
6.4 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die vorliegende Umfrage ist zum einen geeignet ein differenziertes Bild über Slackliner im
deutschsprachigen Raum zu zeichnen. Zum anderen dient sie dazu, die theoretische
Sichtweise des Verfassers und die Analyse der genannten Herangehensweisen der Kapitel
„Charakteristische Merkmale von Trendsportarten allgemein und Slacklinen im Besonderen“
und „Modelle zur Entwicklung von Trendsportarten“ sowie „Akzeptanz-Kriterien nach
Volker Nagel“ zu überprüfen. Die Ergebnisse der zuletzt genannten Herangehensweise
zeigen, dass die Befragten zum größten Teil den Fragen zustimmen und Slacklinen ein
positives Fazit hinsichtlich der Akzeptanz-Kriterien zugeschrieben werden kann. Eine weitere
Verbreitung der Bewegungsform könnte durch die Dichte dieser positiven Merkmale
begünstigt werden und wird vom Verfasser als wahrscheinlich angesehen. Damit kann
Hypothese H3 (Slacklinen wird sich aufgrund des positiven Befundes bezüglich der
Akzeptanz-Kriterien nach Volker Nagel weiter verbreiten können und ist somit ein
Trendsport) als bestätigt gelten. Die Hinterfragung des Merkmalskatalogs in der empirischen
Untersuchung deckt sich ebenfalls mit der Ansicht des Verfassers aus dem theoretischen Teil,
was zur Bestätigung von H1 (Slacklinen ist aufgrund des Merkmalskatalogs nach Jürgen
Schwier ein Trendsport) führt.
Insgesamt gesehen führte der bewusst umfangreiche und sehr offen gehaltene Fragebogen zu
einer großen Antwortvielfalt. Slacklinen wird auf verschiedene Art und Weise mit den
unterschiedlichsten Motiven betrieben – ein Ergebnis, welches das Individualisierungs-
theorem aus Kapitel 3.1 stützt.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
84
7 Zusammenfassung und Ausblick
Ziel dieser Arbeit ist die Überprüfung der Frage, ob es sich beim Slacklinen um einen
Trendsport handelt oder nicht. Im ersten Teil der Arbeit wurde ein historischer Überblick über
Slacklinen und seine bisherige Entwicklung bis in die Gegenwart erarbeitet. Anschließend
erfolgte die Einteilung der jungen Bewegungsform in verschiedene Bereiche bzw.
Disziplinen. Hierbei kristallisierten sich zwei grundlegende Unterscheidungen von Slacklines
heraus, der Bereich Lowline mit verschiedenen Unterdisziplinen und der extremere Bereich
des Highlinens. In der Diskussion über eine Begriffsdefinition für Slacklinen wurde zunächst
seine Verwandtschaft zum Seiltanzen erörtert und das verwendete Material analysiert um
darauf basierend eine Definition für diese Bewegungsform zu formulieren.
Das zweite Kapitel beschäftigte sich ausführlich mit dem Phänomen Trendsport.
Gesellschaftliche Veränderungen, die sich auch auf den Sportbereich auswirkten, bildeten die
Einleitung zur Thematik. Mögliche Gründe für eine Partizipation an Trendsportarten lassen
sich aus Veränderungen im Sport allgemein ableiten. Schließlich wurde die Problematik des
Begriffs „Trendsport“ erörtert.
Im nächsten Kapitel wurden verschiedene Ansätze und Modelle zur Zuordnung von
Sportarten zum Trendsport aufgeführt. Dabei wurde der Merkmalskatalog nach Jürgen
Schwier beschrieben und in Zusammenhang mit dem Slacklinen gebracht. Alle genannten
Merkmale eines Trendsports können aufgrund der theoretischen Analyse und der
Umfrageergebnisse auch dem Slacklinen zugeschrieben werden, was ein erstes Indiz für eine
Zuordnung zum Trendsportbereich sein könnte. Zwei verschiedene und viel beachtete
Modelle zur Entwicklung von Trendsportarten wurden anschließend nachgezeichnet: das
semiotische Modell nach Jürgen Schwier und das am Produktlebenszyklus orientierte Modell
nach Lamprecht und Stamm.
Nach der konkreten Problemstellung erfolgte die Anwendung der Modelle zur Entwicklung
von Trendsportarten auf Slacklinen. Sowohl nach dem semiotischen Modell nach Jürgen
Schwier als auch nach dem am Produktlebenszyklus orientierten Modell nach Lamprecht und
Stamm konnte Slacklinen in seinem aktuellen Entwicklungsstadium einer Phase zugeordnet
werden. Daraus lässt sich folgern, dass diese Bewegungspraktik dem Trendsportkanon
zugeschrieben werden kann. Als äußerst interessant erschienen dem Verfasser dieser Arbeit
die Akzeptanz-Kriterien nach Volker Nagel. Daher wurden sie in den Sachverhalt dieser
Arbeit in einem separaten Kapitel aufgenommen. Da der Inhalt dieser Fragen viel
versprechend bezüglich einer Hinterfragung des Slacklinens als Trendsport klang, wurden die
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
85
Fragen modifiziert, auf Slacklinen angepasst und in den Fragebogen der empirischen
Untersuchung in der entsprechenden Reihenfolge übernommen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Slacklinen aufgrund der vorliegenden Befunde und
unter Bezugnahme zu den aufgeführten sportwissenschaftlichen Modellen dem
Trendsportkanon zugeordnet und als „echter“ Trendsport gelten kann. Slacklinen weist
sowohl auf kultureller Ebene als auch auf Ebene des „Gerätes“ eine geschichtliche
Entwicklung auf, welche darüber hinaus durch unterschiedliche Mythen vorangetrieben
wurde und immer noch wird. Als weitere Begründung für diese Zuordnung können einige
Trendsportmerkmale nach Schwier ins Feld geführt werden, durch welche sich auch das
Slacklinen auszeichnet. Schließlich sprechen die Ergebnisse zu den modifizierten Akzeptanz-
Krizterien nach Volker Nagel für die Bezeichnung von Slacklinen als Trendsport. Auf das
Inline-Skaten bezogen bemerkte Nagel: „Diese Dichte positiver Merkmale machte und macht
eine weite und dauerhafte Verbreitung sehr wahrscheinlich“, was nach der Auswertung des
Fragebogens auch auf Slacklinen zutreffen könnte.
Nach Meinung des Verfassers kann diese Arbeit dazu beitragen, ein klareres und präziseres
Bild über Slackliner und deren Motivation bzw. Art und Weise der Ausübung dieser
Balancierform zu erhalten. Dies ist jedoch nur ein erster Schritt, eine Art Grundlage in
Richtung weiterer und tiefgründigerer Forschungen in diesem Bereich. Das umfangreiche
Themengebiet Slackline bietet vielen Teildisziplinen der Sportwissenschaft weitere
Untersuchungsmöglichkeiten, z.B. der Biomechanik und Bewegungslehre sowie der
Sportpsychologie und Sportpädagogik.
Slacklinen stellt nach Meinung des Verfassers eine wesentliche Bereicherung sowohl für die
Bewegungskultur des Freizeitsports als auch für die Sparte Ergänzungstraining im
Leistungssport dar. Dieser Bewegungsform kann besonders die Möglichkeit zum
ganzheitlichen Training durch die gleichzeitige positive Förderung der physischen (z.B.
Förderung der Gleichgewichtsfähigkeit, stabilisierende Wirkung auf Haltemuskulatur und
Bänder im Fußgelenksbereich) und psychischen Fähigkeiten (z.B. Förderung der
Wahrnehmungsfähigkeit, speziell Konzentrationsschulung) zugesprochen werden, was sie zu
einem äußerst interessanten Sport macht. Zugleich wirkt sich Slacklinen positiv auf die innere
und äußere Balance aus und sorgt damit für Ausgeglichenheit.
Besonders im Kinder- und Jugendbereich bietet Slacklinen durch seinen hohen
Aufforderungscharakter eine Möglichkeit, dem gravierend zunehmenden Bewegungsmangel
in dieser Personengruppe zu begegnen. Aufgrund der schnellen Erschließung positiver
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
86
Bewegungserlebnisse und des benutzerfreundlichen Handlings (schneller und einfacher
Aufbau einer Line) kann es zudem einen wichtigen Beitrag für die Erschließung neuer
Räume, z.B. städtischer Bewegungsräume, leisten. Dadurch kann unter anderem eine
sozialpädagogische Wirkung erreicht werden, indem Jugendliche von der Straße geholt
werden, im Slacklinen evtl. einen neuen Inhalt finden bzw. neue Freundschaften knüpfen und
es in ihren Lebensstilkontext integrieren können. Slacklinen kann somit als motivierender
Sport angesehen werden, mit dem verschiedene Gruppen (s.o.) angesprochen werden können.
Dieses aufgeführte Wertepotential des Slacklinens bietet meiner Meinung nach einen Anreiz
für neue und weitere Forschungen mit dem Ziel, das Wissen über diese aufstrebende
Bewegungsform erweitern.
Slacklinen – ein neuer Trendsport?
87
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Filme:
Runschke, S. (2008). Elements – Ein Slackline Abenteuer. Waiblingen: AtelierBusche.Media.
9 Anhang
1
_____________________________________________________________________________________________________
Fragebogen an alle Slacklinerinnen und Slackliner
Liebe Slacklinerinnen, liebe Slackliner, derzeit arbeite ich im Rahmen meines Studiums der Sportwissenschaft an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen an meiner Diplomarbeit zu dem Thema „Slackline – ein neuer Trendsport?“
Um einen umfassenden Überblick über die Slackliner und deren Bewegungskultur zu erhalten habe ich einen Fragebogen konzipiert. Durch die gewonnen Erkenntnisse möchte ich die theoretische Analyse stützen oder verwerfen.
Die Meinungen und ehrlichen Aussagen eines jeden Slackliners und Slacklinerin spielen dabei für meine Arbeit eine wichtige Rolle. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen bin ich auf Deine Mitarbeit angewiesen.
Zum Ausfüllen benötigst Du etwa 15 Minuten Zeit. Als spätester Rücklauftermin gilt der 15. März.
Ich bedanke mich schon im Voraus recht herzlich für Deine Mithilfe sowie die investierte Zeit. Durch Deine Teilnahme trägst Du dazu bei, weitere Aufschlüsse über das Slacklinen zu erhalten. Bitte speichere den Fragebogen nach dem Ausfüllen unter Word ab und sende ihn
mir an die E-Mailadresse [email protected] zurück. Viel Spaß beim Ausfüllen! Patrick Engel Hinweise zum Ausfüllen: - Alle Daten werden anonym und streng vertraulich behandelt, Namen der ausfüllenden Personen
werden daher nicht abgefragt, jedoch sind Altersangaben und das Geschlecht ein wichtiges Merkmal.
- Die meisten Fragen haben mehrere Antwortmöglichkeiten. Bitte setze beim zutreffenden Rechteck
mit der Maus ein Kreuz - Bei offenen Fragen und Fragen mit Zahlenangaben verwende bitte die vorgegebenen grauen Felder
indem Du einfach mit der Maus hineinklickst und anschließend mit der Tastatur ausfüllst.
Patrick Engel Sieben-Höfe-Str. 105
72072 Tübingen Institut für Sportwissenschaft
2
1 Wie bist Du auf Slacklinen aufmerksam geworden? (Mehrfachnennung möglich)
Durch Freunde Durch einen Verein
Durch die Medien Durch den (Lebens-)Partner
Durch Beobachtungen im Park
2 Wie hast Du Slacklinen gelernt?
Alleine Im Verein
Von Freunden Vom (Lebens-)Partner
In einem Kurs
3 Mit wem betreibst Du vorwiegend Slacklinen? (Mehrfachnennung möglich, bitte nur Stichworte)
Alleine, wenn ja, warum?
Mit Vereinsmitgliedern, wenn ja, warum?
Mit Freunden, wenn ja, warum?
Mit (Lebens-)Partner, wenn ja, warum?
4 Kennst Du verschiedene Tricks?
Nein Ja
wenn ja, welche drei Tricks machst Du am liebsten? (Stichworte)
1.
2.
3.
5 Hast Du ein „Slackliner-Vorbild“?
Nein Ja wenn ja, wen?
warum gerade diese Person?
6 Wozu betreibst Du Slacklinen? (Mehrfachnennung möglich)
als Training für eine andere Sportart, wenn ja welche: als Kräftigungstraining als Gleichgewichtstraining um Freunde zu treffen um neue Leute kennen zu lernen um mit dem Partner etwas zu machen zur Entspannung zur Selbstverwirklichung zur Konzentrationsübung
7 Welche Slackline-Sets der folgenden Hersteller sind Dir bekannt? (Mehrfachnennung möglich)
Slackline Brothers Inc. Slackdaddy
Mountain Equipment AustriAlpin
Slackline-Tools Mammut
andere: 1. 2.
3
8 Besitzt Du eines der oben genannten Sets?
nein ja
wenn ja, welches?
9 Welche der folgenden Namen sind Dir bekannt?
Scott Balcom Ric Piegh
Chongo Charles Tucker
Chris Carpenter Dean Potter
Heinz Zak Shawn Snyder
10 Hast Du schon von Slackline-Events gehört?
Nein Ja
wenn ja, von welchem?
11 Hast Du Interesse an solchen Events?
Ja Nein
wenn nein, warum? Weil
12 Wenn ja, warst Du schon bei einem Event?
Nein Ja
wenn ja, bei welchem?
13 Was erwartest Du von einem Slackline-Event? (Mehrfachnennung möglich)
Show Wettkämpfe
Party/Spaß Aufenthalt mit Gleichgesinnten
neue Tricks lernen
mich technisch auf dem Laufenden zu halten
Informationen über das Slacklinen einholen
14 Was zeichnet Deiner Meinung nach einen Trendsport aus? (Bitte nur Stichworte!)
15 Ist Deiner Meinung nach Slacklinen ein Trendsport?
Ja, weil
Nein, weil
Bin mir nicht sicher, weil
16 Welcher Tendenz würdest Du beim Slacklinen eher zustimmen?
Tendenz zur Beschleunigung Tendenz zur Entschleunigung
4
17 In welche der folgenden Bereiche würdest Du Slacklinen eingliedern? (bitte nur eine Nennung!)
Skateboarden, Snowbaorden Yoga, Thai-Chi, Meditation
Turnen, Akrobatik sonstiges:
18 Mit welchen 3 Begriffen (Adjektiven) würdest Du Slacklinen charakterisieren?
1.
2.
3.
19 Glaubst Du dass Du einen eigenen „Slackline-Stil“ hast?
Nein Ja
wenn ja, wie würdest Du ihn beschreiben: (in Stichworten!)
20 Wie würdest Du den Typ „Slackliner“ charakterisieren? (in Stichworten!)
21 Wie schnell lässt sich Deiner Meinung nach Slacklinen erlernen?
sehr langsam
langsam eher langsam schnell sehr schnell
22 Wie schwierig schätzt Du das Erlernen des Slacklinens ein?
sehr schwierig
schwierig eher schwierig einfach sehr einfach
23 Was denkst Du wie schnell sich positive Bewegungserlebnisse erschließen lassen?
sehr langsam
langsam eher langsam schnell sehr schnell
24 Empfindest Du Slacklinen sei ein äußerlich attraktives Geschehen?
Ja, weil
Nein, weil
25 Ist Slacklinen Deiner Meinung nach „bequem“ und spontan nutzbar?
Ja, weil
Nein, weil
26 Ist Slacklinen Deiner Meinung nach ortsunabhängig?
Ja, weil
Nein, weil
5
27 Wie siehst Du den finanziellen Aufwand?
hoch mittel gering
28 Denkst Du Slacklinen wird dauerhaft interessant und reizvoll sein?
Ja, weil
Nein, weil
29 Ist Slacklinen positiv für gemeinsame Aktivitäten für Paare?
Ja, weil
Nein, weil
30 Ist Slacklinen positiv für gemeinsame Aktivitäten in heterogenen Gruppen?
Ja, weil
Nein, weil
31 Sind Deiner Meinung nach Slackline-Workshops sinnvoll?
Ja, weil
Nein, weil
32 In welchem Maße stimmst Du der
folgenden Aussage zu trifft
überhaupt nicht zu
trifft eher nicht zu
trifft eher zu
trifft voll zu
_____________________________________________________________________________________________________
a Beim Slacklinen ist mir der gesellige Charakter am wichtigsten!
_____________________________________________________________________________________________________
b Ich will mich beim Slacklinen ständig verbessern und mehr Tricks lernen!
_____________________________________________________________________________________________________
c Ich will eine immer längere Line gehen können!
_____________________________________________________________________________________________________
d Ich will bald eine Highline begehen können!
_____________________________________________________________________________________________________
33 Für welche Einrichtungen könnte Deiner Meinung nach Slacklinen interessant sein?
Schulen Vereine
Reha- /Therapiezentren sonstige:
34 Du bist Jahre alt.
35 Geschlecht: w m
36 Du slackst seit Jahren und
gehst im Durchschnitt etwa Stunden pro Woche slacklinen.
6
37 Du siehst Dich als: Anfänger
Fortgeschrittener
Profi
38 Welches Spannsystem verwendest Du um Deine Slackline aufzubauen? (Mehrfachnennung möglich)
Traditioneller Flaschenzug Ratsche
Anderes System:
39 Bist Du schon eine Highline gegangen?
Nein Ja
wenn ja, wie oft? Ca. mal
40 Hast Du Interesse an einem regelmäßigen Training? Ja Nein
Hättest Du Lust an einem Wettkampf teilzunehmen?
Ja, weil
Nein, weil
Ich bedanke mich nochmals recht herzlich für Deine Mitarbeit und bitte Dich, mir den Fragebogen per
E-Mail an [email protected] zurück zu senden.
Für Rückfragen stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung! Patrick Engel Sieben-Höfe-Str. 105 72072 Tübingen tel: 07071 / 995661 mobil: 0172 / 7359771 mail: [email protected]