Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule...

41
Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung: Prof. Dr. Michael Erlhoff Digitales Genom 1

Transcript of Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule...

Page 1: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Axel Steinkuhle, 15.3.2002

Fachhochschule Köln, Fachbereich Design

Betreuung: Prof. Dr. Michael Erlhoff

Digitales Genom

1

Page 2: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

57

101011

12131417

2022

27272932

35363942434647

494950

5354555556

Vor dem VortextVortext

Das GenomDNAGene

FazitViel Text, wenig SinnMenschen sind ein ProgrammWo kann man das Genom beim Computer entdecken

Wissenschaftliche RevolutionFaktensammlung

WirklichkeitsveränderungGeisteswissenschaften und PhilosophieScholastik und MystikDie Realisten und Nominalisten

WirklichkeitIn Raum und ZeitBewusstsein und WirklichkeitLogikSpracheWirklichkeitGesetze

Mensch Maschine SimulationEvolution der Rechenmaschine

Künstliche IntelligenzHarte KIWeiche KIGenetische ProgrammeIdentitäten

Digitales Genom

Inhalt

2

626265677273747576

78

EvolutionAlles ist denkbarMediumSynthetisches LebenHard- und SoftwareNanotechnikDNS-ComputerStromausfall, na und?Evolution der Sprache

Nachtrag

Digitales Genom

3

Page 3: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

»Wahrnehmung ist teils von der Natur derReize und den neurophysiologischenVoraussetzungen bestimmtes Geschehen,das aber auch durch die Erfahrung, diegegenwärtigen Wünsche und die Aufmerk-samkeit des Individuums bestimmt wird.«

Digitales Genom

4

Diese Arbeit ist ein Versuch, über dieObjektwelt der digitalen Apparate nachzu-denken, als gehören sie zu unserer Kultur,oder als wären sie ebenso wie wir mit unser-er Welt vereint.

»Mit der Fusion von Technologie und Kulturhat es etwas Merkwürdiges auf sich. Sie istzwar Teil der menschlichen Erfahrung seitZeiten der ersten Höhlenmaler, doch trotzgroßer Anstrengung scheinen wir das erstjetzt zu erkennen.« (Steven Johnson;Interface Culture; S.10)

Unser Weltbild und die damit gekoppelteWahrnehmung haben sich über die Epochenhinweg stetig gewandelt. Die Entdeckungenund Erfindungen formten unser Verständnisfür Zusammenhänge und Objekte. DerMensch hat sich in verschiedenen Zeiten mitunterschiedlichen Perspektiven wahrgenom-men. Wie sich unser Weltbild formte und inZukunft formen wird, ist durch dieseEntwicklung stark beeinflusst.

Vor dem Vortext

Digitales Genom

5

Page 4: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Digitales Genom

6

»Die Organisation der Wirklichkeit inSprache ist unerträglich.«Oswald Wiener

Kann der Mensch schaffen und formen?

Digitale Apparate unterscheiden sich ineiner Vielzahl von Charakteristika, die demallgemeinen Betrachter oft verborgenbleiben.

Bei genauer Betrachtung digitaler Apparategelangt man zu der Erkenntnis, dass jederApparat, unabhängig von seiner Auflage,mindestens in einem Faktum von seinem, imgleichen Produktionszyklus entstandenen»Bruder« variiert.

Diese Betrachtung lässt einen Vergleich mitdem menschlichen Genom zu.

Das Genom entschlüsselt Menschen undandere Lebensformen und macht siedadurch bereits auf seiner Ebene eindeutigals einzelnes Individuum unterscheidbar. DieUtopie, dass es einem »göttlichen« Schöpferzu verdanken ist, dass wir so sind, wie wirsind, ist seit Darwins Evolutionstheorie inFrage gestellt. Mit der vollständigen Ent-schlüsselung des Genoms im vergangen Jahrsind alle Utopien des Übermenschlichen ver-gangen. Die Frage was Leben ist, existiertschon ewig, die nun möglichen Schlussfolg-erungen, Handlungen, wie Klonen und dieStammzellenforschung sind bedenklich undwaren noch nie so aktuell wie heute.

Der Mensch unterscheidet sich von einemanderen Menschen in seiner genetischenStruktur in einem Promille. Dies reicht aus,um die unglaubliche Vielfalt der men-schlichen Lebensform zu erklären; ja sogarzu begründen.

VORTEXT

Motivation / Die ersten Gedanken

Digitales Genom

7

Page 5: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Der Gedanke, die gewonnenen Erkenntnissevon Genomen auf die Apparate unsererheutigen Gesellschaft zu adaptieren und siedamit zumindest auf eine Art zu Individuenzu erheben, veranlasst mich, aus der Sichteines Designers zu untersuchen, wie die inmeinem Kopf schon längst vollzogenenBetrachtungswinkel, zu veranschaulichensind.

Ich werde in dieser Arbeit keine Anleitungzum Generieren von Cyborgs oder neuenLebensformen schreiben, nein, das gingewesentlich zu weit. Ich sehe im Genom einAlphabet, welches noch lange nicht zueinem Wörterbuch zusammengetragen ist.Deshalb kann es auch nicht als Konstruktbenutzt werden, um etwas Neues zu er-schaffen. Mehr als Abschreiben und Zer-legen ist momentan nicht denkbar. Ziel derArbeit ist, das »digitale Genom«, die Weltder Apparate, zu entdecken und somit einenneuen Betrachtungsraum für diese zu eröff-nen.

Ich werde nun kurz die wesentlichenThemenfelder definieren, die wichtig sind,mich meiner Idee zu nähern und diese for-mulierbar zu machen.

Da ist zum einen das Phänomen der wis-senschaftlichen Revolutionen. Wie kommt eszu so genannten Meilensteinen der Wissen-schaft, die Erfindungen oder Entdeckungenhervorbrachten und damit das Weltbildveränderten. Exemplarisch nenne ich hierdie Dampfkraft, den Strom, die Mikrowelle,die Mondlandung und schließlich als Höhe-punkt der heutigen Entdeckungen das Genom.

Digitales Genom

VORTEXT

Motivation / Die ersten Gedanken

8

Zum anderen ist es der Begriff der Wirk-lichkeit, der sich teils über unsere Wahrneh-mung definiert, den wir aber auch fern abunserer Realität neu formen und denkenkönnen. Die Veränderung der wahrgenom-menen Realität, um eine solche Verän-derung geht es hier, entwächst einem langexistierenden Prozess der naturwissen-schaftlichen und philosophischenErkenntnisgewinnung.

Vorweg sei gesagt, dass ich nicht denAnspruch erhebe, schlüssige Antworten zubekommen, sondern bereits der wohlfor-mulierten Frage Aussagekraft zuspreche.

VORTEXT

Motivation / Die ersten Gedanken

Digitales Genom

9

Page 6: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

1 ggatcatgag gtcaggagat cgagaccatc ctggctaaca cggtgaaacc cccgtctcta61 ctaaaaatac aaaaaattag ctgggcgtgg tggtgggcgc ctgtagtccc agctactccg121 gaggctgagg caggagaatg gcgtgaaccc gggaggtgga gcttgcagtg agccgagatc181 acgtcactgc actccagcct gggcgacaga gtgagactcc gtctcaaaaa aaaagttata241 ataaagatga ggtcttgcta ttttgccgag gctggtctcg aactcctggg ctcaggcaat301 cctcctgcct tggcctccta aaatgctggg attacaggca tgagccaccg cgcctggcct361 caacccaata atttgatttt attttacccc aggataaaga gttctccatc atttaggtta421 gggctacagt tccctgcagc ccaccgcaga ctaatgatgg aatggttatg ttttagcagc481 cagcaaataa agtcgaaagt gtctcatccg aggaaacctt cgaaccaagc caggaactcc541 ctgctgaggc tctcagggac cccagtctgc aggatgcact ggaggtggta tccaaattct601 tccccttgcc caaggctccc ggtgggggcc atccaccgtc actgaggtca actgcatgca661 cacaacagct gttaattttt cagcctcatt taacaaaaaa taagaatcgg cttccctctt721 cccctgcctc tgattcttct gtcttctctc tggcatttgc ctggggtgat cggccgactc781 tcttttgcca tcttcaagtc tgatcatcac gctttttctc tctttaaaag ctgttctgca841 gaagggatca ggagggaagt tgagggactg tggaaattaa tgcgtagcaa tccattttct901 gaaatgaaga gattaaaagc tgaaaattgg agggagtggg gcatgctaat gttcgaatcc961 aaatggggca tgcaaataat ttcttctttc aggatgaaat gagagatgca tgctttctgt1021 tccttcctct tagagatgtt ttcatcttca actacgttct ctccattgat gcatttaatg1081 aaagcaattg ctaacgtttt ctcttgctct ttaagcatga tctaataatg ccatttggtc1141 tttaagtaac aatcaataca gctctagagc taggtttagg tctagactga aagttggtat1201 tgaacgcatg tttagagtgt gacctactgt gttggctaaa tgccttccct ggacagtcac1261 ccttggagaa aatgtgaact tgtttttctc attcttactt ggttactgtt caaatgcagc1321 attttgaact taatttctag agctgttggt tgaggtccag gtttcttata aacatgtgaa1381 tgtatccctt cagcatgttc catccttgtg gtcatcattt gaggctctgt gaattgaatc1441 tgtagttatt agtgagtgac agggcatcag tgtgaggttg ggtaagacct acgttggaca1501 gctcagccat gtggtaggtt tgggatcctg gatgagttca ttactttttc tttttaaaaa1561 ttattattat tattattatt atttagggac agggtcttgc tgtgtagccc aggctggagt1621 gcagtggcat gatcatagct aagcagtctt cctgcctcag ccttccaagg aaatggaact1681 acaggcatgg gccactgcaa ccagctaatt ttttattttt attttttgtg gagttggggt1741 ttcactatgc tgtccaggct ggtctcgaac acctggcctc aagtgatcct ccttttttgg1801 cctctcgaaa tgctgggatt acaggcatga gccaccgcgc ccagcctgag ttcattactt1861 tgcttcagtg ttcatgaggt ggagactggg ttgcccacct cacagaattg gaaggagggg1921 tattaaaaag gagagtggta tagggaaagc cctagttagt gcttggctca taaagatgag1981 gaagatttcg gtcattgatt tgctaaaccg gggcactttg acctcctgtg tgtccacact2041 gtcctctagg ggaactttat ttagtatctt gtataatacc ctaattcata acattggagc2101 agcttgttgt tttcttggat actcatctct tgttagcaga aatgtcacaa tcactgtgct2161 gttttgtctt gaaaactagt ataaggttgg gtgctgtagg tcctgttaat tccagaaaca2221 tttcattctc aggaactgaa tggatctaaa tgcaagtgct cttagagggg agaaatgctg2281 cagtatcctg aagtggactt tttaatttat ttgttaactc ttgctatcac cttaatcaat2341 aggatggctg tctttaaata aaatataata tatgggaatg agtgtagaag gcagaatctt2401 atatgtaaaa accttctaaa aacactgcgg caagtaatta gagaagaaag tagtatatgc

Das Genom

Das Genom bezeichnet die Gesamtheit dergenetischen Information einer Zelle. Mannennt diese Information auch Erbgut, weilsich bei der organischen Fortpflanzung diegenetische Information zweier Zellen zueinem neuen, einzigartigen Genomverbindet.

Der Begriff des Genoms ist nicht auf dieeinzelnen Bausteine der DNA begrenzt, son-dern steht vielmehr für die darin erkenn-baren Signalstrukturen. Diese Signalstruk-turen werden heute als Gene bezeichnetund sind größtenteils nicht entschlüsselt.

DNA

Die DNA ist die Abkürzung für die englischeBezeichnung Deoxyribonucleid Acid oderDeutsch der Desoxyribonukleinsäure (DNS). Mit DNA bezeichnet man das Erbgut in sein-er chemischen Form, welches in jeder Zelleeines Organismus identisch vorliegt.

Aufgebaut ist die DNA aus einer doppel-strängigen Molekülkette. Die Strukturähnelt einer Strickleiter, deren Strängeumeinander gedreht sind. Man nennt dieseStruktur Doppelhelix.

Die Stränge dieser Leiter bestehen ausZuckermolekülen, die Sprossen aus stick-stoffhaltigen Basen. Vier verschiedene Stick-stoffbasen verbinden sich in der DNA zuPaaren: Adenin, Guanin, Thymin undCytosin.

Digitales Genom

Das Genom

DNA

10

2461 ctatggtgta aaaactcaaa tttatctttc tatatatcta tctctataca tatcatgtat2521 ctatctatct acctcttatc tattttcttt tttttttttt ttttgatgga gtctcactct2581 gtcacccagt ctggagtgca gtggcgtgat ctcggctcac tgcaacctcc gcctcccggg2641 ttcaagtgat tctcctgact cagcctcccg ggtagctggg actacagtca cccacgacca2701 agcccggcta atttttgtat ttttagtaga gatggggttt caccatgttg gccgggctgg2761 tctcgaactc ccgacctcaa gtgatccacc tgcctcggcc tcccaaagtg ggattacagg2821 cataaaccac cacacccggc tatctatcta ttttctatca tctatctcat ctatatatcc2881 attcatcctc acatctagat aatagataca tagatataga agagataaaa cataggtagt2941 agatagagat gatagataaa tgaatgatag agtgatagat gatagatagg tagataggta3001 gagagatatt ttagataaat agataaatga tagagtatag aacggatgga tggatggatg3061 gataaatgga tagatagatt gatagaaagt agataggtag gtagagatca tagatagata3121 aataggtaga tagatgatgg agtgatagat gacagatgat ttattgataa atagaatgga3181 tggacagatg gatggatgga tggatggatg agtggataga tagaacatag gtagatagat3241 gagatagatg atagataata gatggttggt agatgagata gatgataaat agatgataga3301 tagatagata gaaagatgtg tgtgtgtcta ttattgttac catctttaaa tttttaagag3361 tctttttcta gttcttggta agaagtgttt aaagcaaatg tatttgttct ttttgttgac3421 tcatctgaat gccaaacaaa atgtgtgtgt gtgtgtgtgt gtgtgtgttg ttacacactt

3481 gcattttcat ctgttttttc acatgaccct taagaaggca ggaactctgc cattgaaaaa3541 actatctgaa ttattattta aattcctttg ccaagcagtc caaattctta taggctttac3601 ttacaggagg tgagttgttt tttcatttaa cgtagtttgg ttattcactg tcatacaaaa3661 cagaagtttt ggtgggtgag agtattaaat tagtgtgtgt gtgtgtgtgt gtgtgtgcac3721 atgcgcatgt gtgcatgtgt gtgtttaaaa tggtttagtg gctagaaatg aaaacaattc3781 ttcagaaaaa gagaacatat acaattacat tttataaaat ttcaaaacac ttaagcaaaa3841 aaaattatct tctaagcata ttatactaaa tctagtgtat atttagctca aaagaaaagt3901 gctgctgggt gtggaggctc acacctgcaa tcccagctca ctgggaggcc aaggcaagag3961 gattgcttga gcccgggaat tcaagaccac actgggcaac ataatgagac cccatctgtg4021 caaaaaatac aaaaatcagc tgggcatggt gatgtgccct gtagtcccag ctactgagga4081 ggcagatgtg ggaggatctc ttgagcccag gaggtcaagg ctgcagtgag ctgtgactgc4141 accactgcac tccagcctgg acgacagaga ccctgtctca ttaaaaacaa agtgctagtg4201 attcgcaatc tctttttgag aactgagatg catctttctg cgggacccta cactggatgg4261 gttttagcag tctttccctc gataatggac agctgcaaaa accatctccc actgactgtc4321 ttccctaggt cgacctggcc gtctctgttt cccagatctc catcgaagag aaggtgaagg4381 aattgagccc cgaggaagag aggaggaagt gggaggaagg ccgtatcgac tacatgggga4441 aggacgcgtt tgctcgcatc caggagaagc tggaccggtt cctgcagtaa tccggcagct4501 ggtgggcgtt gtgtgtagtt agacaatgtc ctgttgggtg gtcctgttgc gtggagatct4561 cctctggtcc tttcaaaggg aaacgctgtt gaaccttgtg cctctattta tgcttaatcc4621 atttgagtgc ctcacacaaa aaacgtagag tatagaaatc caccttaaag cccctcgccc4681 caacttctcc accaacgcct tctgggcttt cttcagaggt cacttctacc cttgaagctg4741 tcggcaaaag cgagcagtaa taacattcta gtagactctc gatggtggtc tccgctcttg4801 cccgaaggac ctctgaagta cgctggagct gtgttgtaca ggtgctgtga gacctaccct4861 attcagaatt aaacctcact gcaaatttcc tcccatcacg aagctaacaa cactaatata4921 cgtatttagc acctctgagg ctttgccatg gagacccatt tctgtagggc taaggaaaca4981 tttagacgtg gtgactgact ttcatttgga cttggcgaag tgtatctgag aaacacctcg5041 gctgtggtct ctctgcttta aatcctaaca ggacttccta gagcgttgac agaaattcta5101 ctcgtggacg ttgggaagaa agattgtagg tggcttgggg aatgtgggtg gcttagagga5161 tctaaaccga ttcacttcct ggttgagaag caacgagggc ttgctctaaa tcgtttagag5221 gataacagga tctagagatg ctctctgctt gacaacaaaa gtcagggtgc agtcggtcca5281 cccttgactg ctcttggctt ggtctctacc ctcactacct cagttctcaa taacttagtg5341 aatcactgcc ctcctcaaag ccatttccac tcagctcttt ccagagaatt ctcagtttta5401 tgagacggga aactttattt cacgagaaag cctcattgtc agaagtatct tcattcaatg5461 ggcacaatat gctgtgtatc tcaccaggta gctgtcaggg gccaccgaga gtgtcgttaa5521 aaatgggcat ggttgtaata aaggaggaaa gtgcgacttt tgaaatgttt ggaaggttta5581 tttctcatgc acattccagg gaaaagcaga gagtaaatta gagacgggat aggaaggccg5641 tgggagaact cgatcctagc ctgtgtcagc tggatgtgtt tacgtggaga ggcgtggcca5701 ctttttaggt cacctgaagc agtttagcct ttggatagag gaacctgcct gaatttatgg5761 cattagtggt ggcatttttt tgtgtacaag atgtgggtga tggaggggct gtttcttttt5821 ccgtgtgggt ggttaataat cgtcagtctc ggagggcgag gctcgtagga tatttcaggt5881 gagtcagggt tggatggtca tcggctttca gaaggagacc acgggaatgt tcagggaaac5941 aatgtcagct tctctgagga ccagaattca tgttcacggg cagtgatgag ttggcttatg6001 gagtgagtcc agtctggaat tccgccgtgc attctagcct gtatcatctc atttggacaa6061 atgctggcac gttgaaatta aaatgttaaa aaacagccat gtggcctcct tccagtgtgt6121 gtttgcctat ttcctgcgat atcaggctta tattttatat taaaccaagg gtagggcctt6181 tctattttat tttcggcctt ttctattgta ttttgttttt aaaatagtaa gcatcgggct6241 gggcgtggtg gctcactcct gtaatgccag cactttggga ggctgaaaca ggtggatcac6301 gtgaggccag gagttcaaga ccagcctggg caacatggtg aggccccgtc tctaccaaaa

...komplementär.- dadurch reduziert sich der zu notierende

Code auf die Hälfte, er wird komprimiert.- impliziert die vollständige Kodierung der

DNA einen theoretischen Anfang derKette.

Zwischen jedem Strang bilden zwei Stick-stoffbasen jeweils eine Sprosse. Aus denchemischen Eigenschaften der Basen wirddie Kombination bestimmt, die zwischenden Strängen möglich ist. Adenin bildetimmer mit Thymin, Guanon mit Cytosin einPaar. Auf diese Weise bestimmt die Reihen-folge der Basen des einen Strangs auchimmer die des anderen Strangs. BeideStränge sind daher komplementär.

Die DNA liegt in der Zelle als Chromain vorund kann so Eiweißmoleküle bilden, die alsSteuersignale benutzt werden. Diese beein-flussen den Moment der Zellteilung.

Bei der Zellteilung verdichtet sich die DNA,teilt sich in Gruppen und bildet einzelneChromosomen.

Der genaue Prozess des Wachstums und diedamit gekoppelte Zellteilung sind kein Ge-heimnis. Welche Steuerimpulse aus welchenBereichen der DNA-Sequenz kommen, istdagegen noch größtenteils ungeklärt.

Gene

Die Gruppierungen der DNA-Sequenzen, diefür die Bildung verschiedener Aminosäurenverantwortlich sind, bezeichnet man alsGene. Aminosäuren sind Botenstoffe, diebeim Wachstum die individuellen Eigen-schaften einer Zelle steuern und ihnenermöglichen, hochkomplexe Organe desmenschlichen Organismus zu bilden.

Das Genom

Gene

Digitales Genom

11

Page 7: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

6361 acacaaaaat attagccggg catggtggca cacgtctgca atcccagcta ctggggaggc6421 tgaggcacaa gagttgcttg agctggggag gcagaggttg cagagagctg agatcacacc6481 accatactcc agccagggcg acagagtgag gatctgtctc aaaaaaataa ataaataaaa6541 tataataata ataataataa gcattatttg agctggaatt gcaaggtaaa attttaacag6601 taaacaataa acatacttta ttttattttt gatttaaaat gttttttaac tgtcatgtaa6661 taattgtaca tatttatggg gcatgtagta aagttgcagt acacgtcatg tctactgatc6721 aggtcacggg aattagcata tccatcatct ccaacctgta ccattttttg tgttgggaac6781 attcagtatt ctccttctat atatatattt gaaactatat aatatatgat tttgagctgt6841 agtcatccta tagtgctata taccagtgat ccccaacctt tttggcacca gggaccagtt6901 tcatggaaga caatttttcc agaaaccagg ctggggggat ggttttggga tgattcaggt6961 gcatgacact tattgtgcac tttatttctg ttatgattac attgtaacat gcaatgaaat7021 aattatacaa ctcagcatca tgtagaatca gtgggagccc tgagcttgtt ttcctgcaac7081 tggacagtcc catccagggg tgacaggaga cagatcatca ggcattcgat tctcataagg7141 agcacgcaac ctagatcccc tcacatgcac agttcacggt aaggtttgca ctgctatggg7201 aatcttacgc ggccgccgat ctgcaggagg cagagctcgg gtggtaatgg gagcgatggc7261 gagcggctat caatacagat gaagctttgc tcactcgccg ctactcacct cctgctgtgc7321 ggcccagttc ctaataggcc atggaccagc actggtctgc agcccagggg ttggggaccc7381 ctgctataga acactagaac taccttaaaa aaaaaaaacc caaaactgga tctcatagaa7441 gtaagaacta gaacagagga taccagaggt caggaagggt agggagaagg ggtgatgggg7501 agagatttgt taaagggtac aaaattacag ctagatagga ggagtcagtt ccaacaataa7561 atttaaatta tcagatggat ttttcagaat tgctggtcac agtgaaatgc atagaactgt7621 ttacttctaa ctttttgcga tcttgcagga tctctttagg aaaggtaccc attttctgaa7681 ctttgctttg tcagtttcat tcattcattc gtcatatgct tattgagtgc tctctttata7741 cccagctgtg tgacatggga caaatcaata caccataagt ttgggaatat acactttttt7801 ccacgagaaa tcctcattgt cagaagtatc ttcattcaat gggcacaata tgctgtgtat7861 ctcactgggt ggctgtcagg ggccaccgag agtgtcgtta aaaatgggca tgttgattga7921 cgtctcatgt ctccctagaa tatataaaac caaactgtgc tttggccacc ttgggcacat7981 gtcgccagga cctcccgagg ccgtgtcgca ggtgtgtgtc ctcaaccttg gcaaaagaaa8041 ctttctaaac taactgagac ctgtctcaga ttttcagggt tcacaggtac agtgctgagt8101 acgtgggtgg gggtacctca ctaccataga aaatacccta gtgacaaacc ggcacgtgta8161 ccccttagac ctaacataaa agttgaaatt atttaaaaat aaataaataa atattatgag8221 attattatct tgtggcaagt ggaaatgatg tgggaaggaa aggatttcta gatctgtcga8281 attggcaggg tggattgatg cctacagatc cacaggaata agttatagta tttttgttcc8341 tcaaagccac ttggtcgaat cctgccaaaa cctttggctg atgcttggaa gcacgaaaca8401 ggtcctagtg ttaacgcgtt ttggggtgga actgtagttt gaagcagaaa ggggtttctt8461 tctgaccacc acccttgaat taggaaaagc agagcaattc tttctggttt cataggcctc8521 tgctctttag tgtacagtac cattttaaaa attatttatt tatgtatctt tggccgatta8581 cagtgactca cacctgtacc tggtactttg ggaggccaag gcgggcagat cgcctgaggt8641 caggagttca agaccagcct ggccaacatg gtgaaacccc gtctctacca agaatacaaa8701 aatttgtcag gcatggttgt gcatgcctgt aatcccagct actcaggagg ctgaggcagg8761 agaatcactt gaacccagga ggtggaggtt gcagtgagct gagatcacac cactgcactc8821 cagcctagac aacagagtga gactctgtct caaaaaaaaa aaaaaaaaga aagaaaaata8881 aaataattaa atcatctatt ttaattattt tattattttt tatttttatt tttttgacac8941 ggagtctcac tcttgtccaa gctggagtgc agtggcccga tcaccgcttc ctgcagcctc9001 caactccagg gctcaggtga tcctcccacc tcagcctctc aagtaactgg gattacaggc9061 atgtgccacc acacccagct aattttttta aactttgtag aggcagggtc tcataggagt9121 ctcactatgt ggcccaggct ggtctccaac tcctggcctc aagcattcct cctgctttgg9181 cctcccaaag tactgaggat tacaggcatg aaccactgtg cctggccccc atttttttta9241 atagatcaaa tgagttgcat aggtttacaa acttgatgtc ttctatccct gctctatcca9301 tcatcctaag aaacaaaatg aagtttttat tggcacagac aatatctgtt ggaagcacat9361 tcgtgcaaat ccagctatac ctagtatgtg acatgtactg tgcaagaata tactttacac9421 gggattgtag catgccttga ggatgcttgt ctggattcca ttgcatagtt gctaaatgct9481 gatgctctgt gagtctgtca ttattgcagc attcatggcc caacactcag ctgcacaaaa9541 gagcttttct gtttctcttt ccctccctag cacactcctc ttgactatca ctactatgtt9601 ttgattgttc aacgtgtaaa acagtccaat ttattatttt tttaatgttt aaactgttcc9661 tttttttttt tttttttaaa cgacacaggg tcttactctg ttgcccaggc tggagtgcag9721 tggcatgatc atatagctca ctgctgtctc aacctcctgg gttcaactga tcctcccatc9781 tcagcctccc aggtggctgg gactacaggc aagagccacc atgtctggct caaattgtac9841 cagatttacc agtgggactc tcctcacttt agatggattc ttaagtctat gaactaatcc9901 cattagtctt tttaaatttt tatttatttt tgtttgagac agagtctcgc tctgtcaccc9961 aggctggagt gcagtggcac gatctcaact cactgcaacc tccacctccc gggttcaagt10021 gattctcctg cctcagcctc ccgagtagct gggattatag gcgcgtgcca ccacgcctgg10081 ctaatttttg tgtttttagt agagacgggg tttcgccatg ttggtcaggc tggtctccaa10141 ctcctggcct caagtgatct gcctgccttg gcctcccaga gtgctgggat tccaggtgtg10201 agccaccgca cctggccccc attagtcttt gatcacttcc ttgcttcctg gcaaaatgag10261 attctccaga accatcatag attttctccc ctcacacctg gggccaggca tttctccaag10321 gtcttatttt taagaacaag ccaattttta tgttctaaat tgacttcaca cctcctcagg10381 gaaacgcagc cagtagttta aaaacatctt tgtaacaaat gaacgctaag ccccacatct10441 tctctcctta tctataaaag agggattaca ataccacatg ctcatgggaa ttttctgagg10501 ataaaacgag acaataaaca taaagctctt agcacagtct gtgggaacaa ttaagcatga10561 aagcatgagc tgctgctctc attgtcaaca tccgattgaa atcttgtttt tgagacaggg10621 tcttaccgtg ttgcttaggc tggagtgcag cggcaccgtc agggctcaca gcagtcttga10681 cctcccaggc tcaagtcatc ctcttgcctc agtcccccta gtacctggga cgacagactt10741 gcaccaccat gcgcaggtaa tttttttttt tttttttcag tagagacaga tttcgccatg10801 ttgcccaggc tggtctcgaa ctcctggact caagcgatct gcccacctct acctcccaaa10861 gtgctgggat tacaggtgtg agccatcgtc cctggcctta ttgagatctt tagagatact10921 gccaataact tgggttttaa aaattatatt gcttgagccc aggaggtgga ggctgcagtg10981 agccaagatc acgccactgc actccagctt gggtgatata gtgagactat gtctcaaaaa11041 aagaagaaga agaaaaaatt accattaaga taaaaaatgt ttatgactgt gtatgacgtt

Es ist möglich, durch »kranke« Gene zuerkennen, welche Gruppen existieren, dahier eine Abweichung zur »Normalität«erkennbar wird.

Einige Gene sind bekannt, die zum BeispielStoffwechselerkrankungen oder das Dawn-syndrom verursachen. Die Medizin vermutet,durch die Genforschung vielen Erkrankun-gen gegenwirken zu können und durch diegezielte Manipulation von Genen, Krank-heiten zu verhindern.

Fazit

Wir sind heute in der Lage, die einzelnenGensequenzen zu separieren, weil uns dieTeilsequenz bekannt ist, die Gene voneinan-der trennt. Das groß angelegte Forschungs-projekt, das Human-Genom-Projekt (HPG),welches nur mit enormer Unterstützung vonComputern möglich war, hatte das Ziel,sämtliche Sequenzen zu ermitteln und diesein Textform zu kodieren.

Dieser Textcode, der die einzelnenBasenpaare beschreibt, ist also das Ergebnisjahrelanger Forschung. Ausgedruckt und inBuchform zusammengefasst erreicht dieserCode ein Ausmaß von ungefähr tausendBüchern mit jeweils dreihundert Seiten.

Man weist diesem Ereignis, der vollständi-gen Entschlüsselung des Genoms, ebensovielBedeutung wie der erfolgreichen Mondlan-dung zu.

Digitales Genom

Fazit

12

11101 tacaaattta gccagcctac gcaacagagc aagaccctgt ctcaaaaaaa aaaaaactta11161 gaaatattag taaacatggt agacgcctgt tcattaattc tgcttgaaca ggtggtcaag11221 gaaaagaaat gacttgaata cagctaaggg cttttattca gcagatcctc accagacggc11281 ccctgtgcac agataattga ttcactgtgg cacagcagga tctgagtttt gtaagatgag11341 gagagagggg tacatgtttt tgaggactgg cccaaatttc acttttctgg ccaggcgcag11401 tggttctcgc tggtaatccc agcactttga agggccgagg cgggtggatc acttcaggtc11461 aggagttcga gaccaacctg acaacatggc aaaaccccat ctctactaaa aatatgaaac11521 ctagccaggc gtggtggtgt gctcctgtaa tcccagctat ttaggaggct gaggcaggag11581 aatcgcttga accttggagg cggaggttgc agtaagccga gatcgtgtca ctgcactcca11641 gcctgcgcaa cagagcaaga ctctgtttca aaaaaaaaaa caaaaaccaa aaaacaaatt11701 acacttttct tcatcttcag ctgttgcaaa acctggcatc gtgtccattg gagactgtcg11761 ttgctgtggt ttcaatacct ctttcatggt attatgggtg caatcccttt tcagcaactc11821 tcagaacagt ttattttgca aggctttgca atatgtcaag gttcagggga aagtgggggt11881 aacaaaaagg gaggagagga gaaaacggaa gagaaaaata taggaaaagg aggcaagagt11941 tgaagcaaca taaactgggg tctctctatg ttttattgta gtgcaaacac aaaacattaa12001 atttattatc ttaaccattt tcaagagtac agttcaggcc agctgcggtg gctcatgcct12061 gtaatctcag cactttggga ggccacggtg agtggatctc ttgagctcag gagatggaga12121 tgagcctgtg caacatgatg aaacctcgtc tctacaaaaa aaataccaaa atttaaaaaa12181 gggggggagt agagttaaga gttcagtaga gttaagtcta atcacattgc tgtgcatggg12241 tctccaaaac tttttcatct tgcaaaactg aaactctgtg cctgatagca gtggggagat12301 ccgagttacc ctgagttacc agtggcgaat ctgtaggggt ctgcggcaat ttcaatactt12361 gcctccttgg aagaaagaat ttgactgagg gcgtaaggca gaaaaagaga ccaaggcaag12421 tttcaaagca ggagtggaag tttattttaa aaagccttag aacaggagga aaggaaggta12481 ctcctggaag agatgcaagt gcatgcctga aggtcaaaga gagcgagagc gagggagtct12541 aaccttgatc ctgggagttt acgtgctggc ctctttctta cccatgattc ttcccttggg12601 gtgggctgcc cacataagca gtgccctcct tacccttgga aagtgagcat gtgcggtgtg12661 tttagggatt gtacgaatgc cggtctgaga ctttcttcct tttctggtgg aggctcccgg12721 aaggtcatac ttcatacttc accatttcat ctcttttccc tggcatttgc agtcaattaa12781 cactttaatg ttaatagctg tgttactgga aaggagtcca gatccagacc ccaagagagg12841 gtccttggag ctcgtgcagg aaggaattct gagtgagttc ataaagtgaa agcaagtttt12901 ttaagaaaga aaaggaatac acgaatggct cttccataga cagagcagcc ccgaggtctc12961 ctggtttccc atttttatgg ttatttcttg atgatatgct aaacaagggg tggattattc13021 attctttccc tttttagacc atacagggag acttcctgac gttcccatgg catttgtaaa13081 ctgtcacagc gctggtggga gtgtagcagt gaagaccacc agaggtcact cttgtcacca13141 tcttggtttg ggtgggatct cgccggtttc tgtactgcaa cctgttttat caccgagggc13201 tttgtgccga cctcccgtct catcctgtga ctatgaatgc ctcacacacc tcctgggaat13261 gcagcccagc aggtctcagc ctcatgttac ccagccccta ttcaagatgg agtggctctg13321 cctccagtgc ctctgatagt gtcacaggcc gtgctcactc acatttggct cagaataaat13381 ctcttcaaat attttagagt tttactcttt atcggcatca tcttgtccaa ttccaatgag13441 gagctcttga aagctaaaac caagaagtct tccccatggg agaagcaccc ccaaatcttg13501 ttctcaccaa tcaggcgcat tcgcggttct tcctttcctc cccttctcct cctgcaccac13561 ttgctgcttc ccttctccca cgaatgctct ccaggacctg ctgcacttct cacagtgccc13621 taactctcgg ctctgcagga aaatgacttc acaggaattt ctccttgtaa agattttata13681 acccaatgga tggaccctga tgggacaaaa cccaggggtg aaaaattaaa atggcaatgt13741 tactggagac gggtccctat ctagattcca agagagggtt cttgtgttgt acccgagcga13801 gttagaaaaa cgccacactt tgagacgatt taagagtcct ttattagccg gcgaccgaga13861 gacggctaac gctcaaaatt ctctcggccc cgaggaaggg gcttgattaa cttttagatc13921 ttggtttagg aaggggaggg cggggggtct agtgaaaacc attttacaga agtaaagtag13981 gcaaaaagtt aaaaggataa atggttgcag gaaagtaaac agttccaggt gcaggggctt14041 taagactatt atagacgcga ggctttgggc gttactaatc agacgaattc ccgggaactg14101 cggatgtagc tcgccacagt atcttatcag ttaactgcat tcttggatgt gctgggagtc14161 agcctgcacg agttcagtcc ttgaggaagg ggctgccagt gaaagagcca aggtggagtc14221 tggctggctc tcttagctaa gggagagtcc attcaggtgg aaagaaggct aggtgagtag14281 aggaaaaggg agagtctaaa aacaggttag taaaaaccag gttgggcatt acacttggat14341 cttgcggcaa gaaagaattc ggggcgaatc catagagtaa agtgaaagca agtttatcaa14401 gaaagtagag gaataaaagc atggccactc catagacaga gcagcagcat gggctgttgg14461 ttgccttttt taatggttat ttcttgatta gatgctaaac aggggttgga ttattcttga14521 gttttctggg aaaggggtgc gcaattccca gaactgaggg ttcctcccct tttagaccat14581 atagggtaat ctcctgacat tcccatgaca tttgtaaact gtcatggcgc tggtgggagt14641 gtctcttagt attctgtgct ttataattag catataatga gctgtgagga cagccagagg14701 tcacatttgt cacctcttgg ttttggtggg ttctggccag gttctttcat gcaagctgtt14761 ttatcagtaa ggtctttatg tcctgtatct tgagctgacc tcctatctca tcctgtgact14821 tagaatgcca cacctcctgg gaatgcagct cagcaggtct cagcctcatt ttacccaggc14881 cctattcaag atggagtggc tctcattcga aagcctctga cagcaagatt gaaatagctt14941 caggagggct catccagctc atgggctatt ctgaacctct ctttccttcc ttcattactg15001 tcttctaccc cagttcgggt catgtgactt ggtgacttgg cctctgtcca agaacactga15061 gatatcttat ttgtcatttt gtacactggt cagtgatctt gcattcaaat ggatttcttc15121 tctcagaggg gagtccattg gggaagtgaa gggtcaaagg ccagccagaa ttcataggat15181 agagtcggca gagagcctgg aaagcgggaa tcttgttgat ggctggcaga ggccagtata15241 ggcattctgc cttttaggag gttgcgtaga gtcttgtaga agacaatggc agctgtttgg15301 gcattctttg gcagtgttgt ggattttgct gttgctatgg tctcaatgct tgccttgaac15361 attgtgtgcc ttgaacattc atgtgttgaa acttaatccc caagacaata gtattaggag15421 atggtgcttt taggaaacaa ttaggggtct agactcatca atgggataag tgtccttata15481 aaagggaccc caggccaggc acagcaggtg gctcacacct gtaatcccag cactttggga15541 ggccaaggca gctggatcac ctgaggtcag gagttcaaga ccagcctggc caacatatag15601 tgaaaccaca tctctacaaa aaatacaaaa acaggcatgg tagcacacac ctgtaatccc15661 agctaattgg gaggctgagg caggagaatc gcttgaatcc aggaggcgga ggttgcagtg15721 aactgagatt gtgccactgc actccagctt aggtgacaga cagagcaaga ctccgcctca15781 aaatataaaa ttaaattaaa ttaaaaataa aataatgaat aaaataaaat taaaaaggtg

Der Vergleich mit der Mondlandung istgerechtfertigt, weil auch diese ein techni-sches Großprojekt war, und ebenso wie dieEntschlüsselung des Genoms euphorischeHoffnungen weckte aber auch großeSorgen.

So erhofft man sich, viele Erkenntnisse überunsere Abstammung nun endgültig zubeweisen, und auch die Vielzahl an gene-tischen Erkrankungen in ihren Ursachen zuverstehen. Auch wagt man zu glauben, dasses möglich ist, den Menschen gegen vieleEinflüsse der Umwelt zu imunisieren. Aids,Alzheimer oder dem Alterungsprozessmöchte man so entgegentreten.

Die Sorgen sind nicht weniger groß, mandiskutiert über die ethischen Probleme dieim Klonen und der Stammzellenforschungliegen. Mögliche Mutationen, die ungewolltzu lokalen und globalen Katastrophenführen können, erhalten einen neuenStellenwert. Wir sehen zur Zeit nur dieSpitze des Eisbergs.

Viel Text, wenig Sinn?

Obwohl das Genom vollständig entschlüsseltwurde, sind die meisten Bereiche noch uner-forscht und ihre Funktion demnach vollkom-men unbekannt. Aus der Struktur alleinesind keine neuen Erkenntnisse zu gewinnen.Es wird Jahrzehnte dauern, bis wir anwend-bare Ergebnisse dieser Entdeckung spüren.

Fazit

Viel Text, wenig Sinn?

Digitales Genom

13

Page 8: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

15841 agccattgtg atggatggaa atcacgtaaa cctggaccaa ttcaggcaaa gatgttgatg15901 ggacatcacg ggtaatagcc attcctcaga gactacctgc caaattgctc cccagctgtc15961 ttagtcaatt taagctgcca taagaaaaca ccatagacta cacggcttac cccaaccagc16021 atttgtggct cacagttctg gaggctgaag tccaaggtca aggaatggca gattcagtgt16081 cttctgagga cccacttctg ttgcctggtc caggctaaac tgtaaccata ataggttcgt16141 tgcatgcagc atgtctgtac cccaactctc agggctgcag aagagaaaga ggtttaatca16201 aaaagaaaga aagaaagaaa atgaaaatga aagagacaca cagaaacatt ccactggtta16261 cagctcagcg tttgccttat ttgaacatgg ttagaacagt tggctccctg tgagtggttg16321 aagtatggct gctgggattg gtggagatgt cgcttgttac agaagcatac tcttaagtta16381 ggtgatatgg tttggatgtg tgttctcaca caaatctcca gtgttgaagg tggggcctgg16441 tgggagatga ccggatcatg ggggcagcgg tttctaatgg tttagagttc tcacgagatc16501 gggttgttta aaagtgtgtg acacctcccc actctgtctc ggtcctgctc caggcatggt16561 aagacacgct tacttcccct ttgccttctg ccatgactgt aagtttcctg aggcctcccc16621 agccatgatc tctatacagc ccgcggaacc atgagccaat tgaacctcct ttctttctaa16681 attatccagg ctcaggtagt tctttacagc agcgcaggaa cagactaata ccttagcttt16741 tcagtccgcc cgcctacctg ccaagttagg ttacggttca cccacaagga ctcaagtatg16801 agagtacaga gacattctca ggccagattt tagtttgatt taatagttca gattcttctg16861 catccctgta tcttcagaaa taaggatgtt ccctaccatt tgatccagca atcccattac16921 tgggtaccta ctccgaggaa aagaagttat tatttgaaaa agataagata cttgcacatg16981 catgtttata gcagcacaat tcacaattgc aaaaatgtgg atccagccca aatgcccatc17041 aatcaatgag tggattaaaa aaactgtgat acatatatat atacacacac acacatatat17101 gtgtatatat atatatacac acatatatgt atatatatat acacacacac ccatatatat17161 gtatatatat acacacacac acatatattc attccttttt atggctgagt agtattctat17221 catctatata tatatatata tatatatata cacacacaca tatatgtgta tatgtgtgtg17281 tgtgtgtgtg tgtgtgtgta tatatatata gatgatagaa tactactcag ccataaaaag17341 gaatgaatga atggcattca cagcaacctg gatggaattg gagaccatta ttctaagtga17401 agtaactcag gaatggaaaa ccaaacattg tgtgttctca ctcataagtg agagctaagc17461 tatgaggatg caaaggtgta agaatgacac aatggacttt ggggtcttgt ggagaagagc17521 tggaaggggg tgagggatag aagaccacac acattgggtt cagtgtatac tgttcaggtg17581 atgggtgcac caaaatctca caaattgtca ctaaagaact gactcatgta accaaatacc17641 acctgtttcc caaaaaccta tggaaacaaa acaatttaaa aattttttaa aaagaaatta17701 aggatgtttc tttcctctgg gtattaaggc acctttcaaa tgagggtggt ttgacctgct17761 tcaggagaga aagatgagag gaaggtcaga gagaccatcc cgcttctgct gttttctcca17821 atgccaaggg gccatgtttt ggggcggcac gtcctgaaac ccctcacaag caacataaat17881 gaacctggat tgcttaaaca acaccatcca ggcatggtga gtgtgtgggg tcattcgaag17941 agtaaggaac gtagaagagc tagtgttata aaatggcgaa atcaagaaca gcctgtggac18001 agcatgcagc ggtggcttta tgggattact gttgtgagat gctcagggtg aacgtgggag18061 aatccaagcc tgagaccctg gctcctcctt ggcttggatc ggggagagca gaacaccttg18121 atctactatc ccaccttgtc ccctgtaggg aagtagaaga gccatagcca cgtgaggtga18181 tgtccgtaaa agagcgagat tgctgtgtga catacagaac aaagcccacc gccacattct18241 cccttcctga ttcttcagcc tgatcagaat gtggctttgt tcatagacta atggctaaat18301 tggcaaaatg ccccaagata cggagttgca gttgcgaaag agccacgatt gctgtgaaga18361 ttgtagaagc tgtgatctgc aaagcacgga gagcaaggcc tggctcatgt caaggactca18421 ataaatgtca cagctgtact cattattttt accctgaggc cacatcctgg cacagggaga18481 agggtgatta tccattatac gaggtctggc tgtggattgg gatggcagtg cattagctgt18541 ttcttatgtg catatagaga agtctgctca ggggctgtgt ctttgcaagc tcatgccctc18601 taagcagctg ctttagaaca ggtgaaaatt ggccaggcac agtggctcat gcctgtaatc18661 ccagcaattt gagaggccga ggtgggcaga ttgcttaagt ccaggagctc gagactagca18721 tgggcaacac gacaaaacct cctctgtata aaatatacaa aaattagatg ggcgtggtgg18781 tgcacgcctg tggtcccagc tatttgggag gctgaggtgg gagtatcact agagcttggg18841 aggcagaggt tgcagtgagc aagattgtgc cactgtactc cagcctgggt gacagagcca18901 gaccctgtgt caaaaaaaaa aaaaaaaaaa aaaaaaaaaa aaaaaaaaaa aaaaagccaa18961 gtgtgtggct catgcctgta atcccagcac tttgcagggc tgaggtgggc aaatcacctg19021 aggtcaggag tttgagacca gcctggccaa catggtgaaa ccccgtctct accaaaaata19081 cacacagaat attggccagg catggtggcg catgcctgta atcccagctg ctcgggaggc19141 tgagtgaggc aggagaattg cttgaacccg ggaggtggag gttgcagtga gctgagatca19201 ccccactcca ctccagcctg ggcaacagag cgagactctg tctcaaaata aataaataaa19261 tagaacaagt ggaaataaat gagacgtccc ccatcccaaa tgttttcgtc ccaaatgaaa19321 atgagcagag gccacttatt cagagctagc cctagtaagg gagtcagaca tcaccctttg19381 cattttggca gggaccgaaa gacaagtaga ggaggcttta tagtgtcaga cctcaggata19441 cacgtcccca aacatgactg ctggcaacca gaatatacca gcccaacata cccattactt19501 tgagctgaaa cactgagaac cagctaatac aagaggagct ctttacttgc tcctcgacag19561 ctaaaaataa agtacaaatt tcccctttga aaagagaaat ttaggccaga catggtggct19621 cacgcctgta atcccagcac ttttggggac tgaggcaggt tgatcacctg aggtcaggag19681 ttcgagacca gcctggccaa catggtgaaa ccccgtctct actaaaaata caaaaattag19741 ctgggtgtgg tggctcatgc ctgtaacccc agctactcag gaggctgagg caggagaatt19801 gcttgaaccc acgaggtgga agttgcaggg agccgagatc atgccactgt actccagcct19861 gggcgacaag agtgaacaaa actccatctc aaaaaaaaaa aaaaaaagaa atttttgttt19921 tgttttgttt tgtttgtttg agatggagcc ttgctctgtc gccaggctgg agtgccgtgg19981 tccgatcttg gctccctgca acctccccct cccgggttca agcgattctc ctgcctcagc20041 ctcccgagta gcacaagcac gtgccaccac gctcagctaa tttttgtatt tttagtagag20101 acggggtttc accatgttgg ccaggctggt ctctatctct tgacctcgtg atctgcctgc20161 ctcagcctgc caaagtgctg ggattacagg catgagtcac cccacaccca gccgaaattt20221 ggtaaactca atcaagttta tttatttatt tatttatttt tttaatgggt cgcgcttttg20281 gtgtcttatt ttcctaaccc aaaacgaaaa agactttctc ctctgttttc ttctgcacat20341 gttatagaga tcgcacttac atttgggtct ctgatccact ttgagttaat tttggtgcag20401 ggttttccat tcacggaaca tgaagttgga tttctaatag gtcaatatat gaaaaatttc20461 ccgcaaagtt tttcttttct tttctttttt tttttttttt ttgagactgt cacccaggct20521 ggagtacagt ggtgcaatca cagctcactg cagccttgac gtcccaggct ctagagatcc

Fest steht, der Mensch besitzt weitausweniger Gene als angenommen. Ging mananfangs von hunderttausend Gensequenzenaus, ist nun Tatbestand, dass lediglichdreißigtausend Genmuster existieren.Gerade doppelt so viele, wie bei einerStubenfliege.

Es scheint umso greifbarer zu sein, dieStruktur zu durchschauen und Erkenntnissezu gewinnen, dennoch ist die Enttäuschunggroß, dass der Mennsch sich nur wenig vonanderen Lebewesen unterscheidet. War derMensch doch überzeugt, viel, viel mehr zusein.

Menschen sind ein Programm

Erschreckend ist die Tatsache, dass das men-schliche Genom sich nur minimal vonanderen Lebensformen unterscheidet.Gerade ein Promille differenziert denMenschen als Individum innerhalb seinerSpezies. Zwei Prozent trennen denMenschen von den Affen (oder besser:achtundneunzig Prozent verbinden ihn mitden Affen).

Wie problematisch Abgrenzungen werden,und wie falsch die Annahme ist, dass dieMenschen auf der Erde eine besondere Formvon Leben darstellen, wird hier nochmalsdeutlich.

Erstaunlich ist, die Menschheit trägt Sequen-zen in sich, die aus der Zeit stammen, alsEinzeller, Viren und Bakterien das Leben aufunserem Planeten ausmachten.

Digitales Genom

Fazit

Programm

14

20581 tcccacctca gccttccaag tagctgagac cacaggtgtg caccaccacg cttgcctgat20641 tttatatttt ttgtacagac ggggtcccac tgtgttggcc aggctcgtct cgcactcctg20701 ggcttgagtg atccttccac ctcggtgtcc caaagtgctg ggatgataag catgagccac20761 tgcactcggc cagtttctag tttggatatt tgagtggact tcccagcccc cacacagcat20821 gctcatttcg tgtaagattg tgagagagtg cgaggagaga aagagcatgc agccagcgtt20881 ggagcttcgg agacatcccg ggcaggagct tcccagggtc tcatttgttc tgtctcatgg20941 ttggcacacg aaggacagtg agaggaatct tggtttcagg gggcctcaaa ccagacattt21001 gaggaggtag gggaggcggt tgccactccg ctcattcagt gcatccaggc tgtctaactg21061 gttaggccac ttgcaaatgt gcaaacctta agtaaagaaa cagactctgg ggtcaggggg21121 gaggtttgaa ctgtaactag cgcgtcataa atcccagccc ttatcttgaa caagagtcaa21181 agaccggact tgaaggcatc ccccaagata aaggtaggcc ctctgcaggg cagctgtaag21241 tcagctctcc tccacccctc tggctggccc cctccttatc cgagtcctgc ttccttcctc21301 tttaaatctg cagacaatgc tgcttctctg caggtctctg catattccct cagctcacag21361 accggctgca tacttggtat tttcagggtt aggtttgcaa cacatgactg gggaaatgca21421 tgaaaaggaa atgatgcaag aattcaccgc ggacaccttt aggtgagaag gagatgtgac21481 aaaaagtctc tgcctggcca aaccgtagcc aggctcctga agcccctccc aggcccggtg21541 gtgcgtttcc ttatagaatt agatttcagc aaagtaccgg ctaagtcagt ttggcgagaa21601 gccaccattc ttgatatcat gttcctcgtc gtccaccacc cctggttgat gtttaacccc21661 cttggctggc tttaacaagc caggttggtt tagccaggac ccgcttcacc tctgatgttt21721 ccttttagtg ctttgccatc tgtacacccg ctgcctgccc ccgtggctgt acattcccac21781 ttgcccttgc tgtgttcata ttggaagctg agcccagcct ctcctgcact gtgaaccgcc21841 attgcagtgg tccctgtact tcacacgata agcctggata atgtcttcgt tatctttttg21901 gtgatgcttt cccaagtacg aggttcgtgc aaaagtaata actgcaatta ccaacctagt21961 atcactgaat agttttttct ttaacaaagg ttttgctccc ggacgaatga acgagtgctg22021 gctgcttgtt cttggggctc aacaatgagg tgcagacaga ctggggagaa ggggatttat22081 ttctccaacg ggttacaggg agaaggtcag attaactcac caggtcagct caaagtgaca22141 agttttttcc agggtttcta tgcattttaa gctctatgcc cacgtgtagg attgcaccta22201 cgagcgggag tatttcattc ggttcctgtc taatctttaa ctagggtctg gggtctggga22261 agttttctct agacgcttaa tcttcagtga gccctggtat gacgtgttta acttgtgcat22321 catcagaatt ataataaagc gttagtggaa aaactggttg ctccggctgc taatggaagc22381 ctggcctgcc acagtttgac tcaaagggaa cctaactctc aaggagccat aatcccagca22441 ctttgggagg ccaaagtgga ggattgcttg tgcccaggtg ttggagacca gcctgggcga22501 cataggagac cccatctcta tacataaaag aaaaattagt cgggcatggt ggcttgcgtc22561 tcttgcctca gctactctgg aggttaaggc tggaggatcg cttaagcctg ggagttggag22621 gctgcagtga gctgtgattg taccacagca ccccagcctg ggcaacagag cggaaccctg22681 tctccaaaaa caaaacaaaa caaaataaaa aacaaaagca aagagccata caagaaagtt22741 ttaaagaatg tattttttaa aagccccagt gaggttttct gcagaaatcc tgggtgcttc

22801 taagccagcc agaacctcta cctttaaagc atgtctgctc atgtcatagg tcttacaggt22861 atggaggaaa gttgaggttt ttaaatttaa aaaaatataa aaaagaagat gaacacttct22921 gaatcttctt ttttttcctt ttgagcatgt tctctgggtg gggaatgtgc tatggtttct22981 gaaaacaaag aagaaaacat gtcatccttc tgttccaggt tctcacgatg gtctaaggga23041 atgtgatttt tttttttttt tttttttaat ggatagcatg atagtggcat ggggtgacgt23101 ggaggccaag gacagagggt gaggtattca gcctggagat gacctttaac ctcaaggctt23161 tcttcctttt aaaatgtttg cagattgttt gttttttgtt tttgtttttg tgtttttttg23221 agacacagtc ttgctcttgt cgcccaggct ggagtggcat gatctcggct cactgcaacc23281 tccgcctcct ggttcaagtg attctcctgc ctctgcctcc caagtagctg ggactacagg23341 tgtgcaccac cacacccagc taatttttgt atttttagta gagacagggt ttcaccatgt23401 tagccaggct ggtcttgaac tcctggcctc aagtaatcca cccgctctgg cctcccaaag23461 tgctgggatt actggcgtga gacactgtgc ccagtcaaac atttgctttt ttgacaataa23521 tttattgggt tttttttttt tttttttttt ttttttttga ggtagagtct tgctctgtca23581 cccaggctgg agtgcaatgg tgccatctca gcttactgca accttcacct cccaggttca23641 agcaattctc ccacttcagc cttctgagta gctgggatta taggcgcccg ccaccatgct23701 cggctaattt ttgtattttc agtagagacg gggtttcacc atgttggcca ctgtggaact23761 cctggcctca ggtgatccgc ccaccttggt ctcccaaaat gctgggatta caggcataag23821 ccactgtgcc tggccaattg tatatttcaa aataactaga agagtatatt tagaaatgtt23881 cccaacacaa ataaatgata aatatttgag gtaacggata gcccagttac ccagattgga23941 tgcctacaca ttgtatgctt gtatcaaaaa tatcacacca atcccataga tctgtgcagt24001 tctgatatat tcataaaagt taaaagtttt aaaaattgcc tggcacagtg gctcaaacct24061 gtaatcctag cactttagga ggccaaatgc gaggactgct tgaagccagg agtttgagac24121 cagctagggc agcatagtga gaccccatct ctatgaaaaa tacaaaaatt agctgggtgt24181 gttggtgtgc gcttgtggtc ccaagggagc ttgggaggct gaggtgggag gattgcttga24241 gcccaggaat ttgagaacag cctgggcaac atagcaaaac ccagtctcta cacaaatttt24301 agaaaattag ctggaagtgg tgacacatgc ctgtggtccc acctagttgg gaggctgagg24361 tgggaggatt gcttgagccc aggtagttga gactgcaatg agctgtgatg gtgccactgc24421 actttagcct gggcaacaga gcaagaccct gtctcaaaac aaaacaaaag aaacaaacaa24481 aaaaccctca gaaccaactg ttcagataac aaaaaatgac tttatgatta cattaggccc24541 acccaaataa tccagaatca cctccccata ttaagacact taatttcatg aaatctgaga24601 agtctgtttt gccatgcagt gtgatatggt ttggccgtgt ccccatccaa atctatcttg24661 aattcctaag tgttgtggga gggacccggt gggaggtaat taaatcatgg aggcaggtct

Das Genom ist ein Programm, dasFaszinierende an diesem Programm, es istso komplex, dass es niemals vomMenschen selbst geschrieben werdenkann.

Die Eigenschaft der eigenen Replikation istbei allen bekannten Lebensformen in diesenGenen verinnerlicht und zeigt nach millio-nen Jahren der Mutation keinenUnterschied zwischen Virus und Mensch.

Die »repetitive DNA« stellt den Menschenalso gleich mit dem, was man als Parasitenbezeichnet. Selbst innerhalb des Organismusgibt es Zellen, die darauf aus sind, andere,körpereigene Zellen, zu vernichten. ImMensch existiert eine Form des Parasiten.

Der Vergleich mit einem »Programm«, dassich über die DNA abbilden und ausführenlässt, ist eine einfache und kurzweilige Über-legung. Der »Mensch nach Maß« ist undbleibt eine Allmachtfantasie. Es trifft zwarzu, dass viele Prozesse eine erbliche Kompo-nente besitzen, aber deren Ausprägung ist»unendlich« mit den Einflüssen unsererUmwelt und der jeweiligen Lebensweiseverzahnt.

Die komplexen Merkmale eines Individuums,wie sein Verhalten und seine Intelligenz,sind also nicht oder nur teilweise von Genenbeeinflussbar.

Man kann sich mit der Genmanipulationzunächst nur darauf beschränken, be-stimmte Kleinstfaktoren zu beeinflussen.Selbst hierbei bleibt die Gefahr, dass es zuunerwarteten Fehlbildungen kommt.

Fazit

Programm

Digitales Genom

15

Page 9: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

24721 ttctcatgct gttctcgtga cagtgaataa gtctcacgtc tttctcatgc tgttctcgtg24781 atagtgaata agtctttcgt gatatgctga tctcgtgata gtgaataagt ctttctcatg24841 ctgttctcgt gacagtgaat aagtctcacg agatctgatg attttgcgca agctcttttc24901 tctttgcctg ccaccatcct tgtaagatat gacttgcccc cccttgcctt ccaccatgat24961 tgaggcttcc ccagccatgt ggaactgtaa gtccattaaa cttctttctt ttgtatattg25021 cccaggcttg ggtatgtctt tatcagcagt gtgaaaatag actaatatac aaggtgacat25081 tatacaaggt ggttaagggt tgactggtgt ttcttccccc acaattcata tgtggaagat25141 ctatcccctc tccatctgtg aatgtgacct tatttggaaa tgcagtgttt acagatgtca25201 ttagtttaga tgaggtcatc ctgcaggagg ataggctgta atcccatgac tggtgtcttt25261 atgaaaagag gaaatttgga cacagacaca cacagaggag aacaccatga aaccatgggg25321 cagagactgg agtgatacaa ccaaaaaccc aggagcacct ggagttgcca aggtctggaa25381 gaggcaggaa ggatcctccc ctatagcctc ctgagggagt acagccctga gacaccttga25441 tctcagcctc ctggactcca ggactgggta aggataagta tctgttgttt aagcccctgg25501 tttgtggtaa cttgttatag cagccacaga aaactaattc agacatattc atagactcca25561 gggattctga tgtctgtatc ttgaacagca tgagggatca ttattaagcc attggcaggg25621 ctcggttcta attgtggcca tggattgcct ttggtctgtt ggacacgtcc ttttctctgg25681 aacagccatg gcaactccat gtgattagat taggatggga ttctagggtg gagatcccat25741 tccaaccatg ggtggacatt taatccagga acggccaagt ccttcagcca taatgattgg25801 taccaagatg ggtgatatcg tttggctgtg tctccaccca aatctcatct tgaattgtag25861 ttccataatg tcctaaacat tagaaacggt aaatgttagc taacatggca aaagggactt25921 tgcggctata atgagttaag aatcctgaga tgagatgatc ctggattatc ctgatgggtt25981 ctaagtaatc acaagagtcc ttataagagg gaggtaggag tgtcaaagtc agagaaggag26041 atgtgaagag ggaagcagag gtcagagaga gagagagaga gactggagga tactgtgctg26101 ctggctttga agatggagga agaagccata agccaaggaa taccacagcc tctagaagag26161 ggaaatctca aggaaatgga ttttcttttg gaacctccag aaggaaccag cctgctgaca26221 ccttgatttt tcgacttctg attaccagaa ctataagaaa aattgtgtta ttttaagcaa26281 ttaagtttgt gacattttgt tacagcacca atagcaaact catacactcc tttaatggtc26341 ttttaacctc aggtcctctc tctctctctt tcttctcctc ctctttccct tctccttctt26401 ctttttctct caatctctct ctctctcatt ctctttctct ccatctgttc tctccagaag26461 ggcagatgaa ctttttattt acatgggggc tcttgagtcc ataagagaga agtcagaagc26521 tgccaggtct cctaagtcta gggcaggaag gatagtatca gcatcacttc tgcggcattc26581 tgttggtcta tgcaaatcag aggctcatcc tagatccaag gggaggaaaa aggctccaac26641 ttgtagctgg gctcatttgg aaggtaatgg gaggacttgg cagctgtaag acatgtacca26701 catctagact tcaacctaca gaaaagtcca aagatacacc aacagcagcc caagttagtc26761 aactgaagct ggctcaaggc tgcccccttt aggtggagac taaccagctc cctgacatcc26821 ttcagttaac tgcaccttcc tcctttttgc tgcctggaat gtctacatgc tgcctggagc26881 tatggcagcc atcttgtgac catgaggcaa accctatgtg caagagcagg aagctggaaa26941 gaacctgtca gccctggatt gcttcctctg tgacccccat tacctgggag agaacacatc27001 tttctcttgt ttaaggcgtt cttattccca gtcgccctct ctcccctgta taaccctaaa27061 agcacaggag tacacttgtg actgtgactt aagtttttca gaacggggga gtttggattg27121 tttagtcctc tctccatgaa tagtgaatag caatgccagg tgagttcctt caaagctggg27181 gggtgaaggg gtggaggtgg aaaagtagga ttgaggatgg gaaataaaaa caaacaaatg27241 acaccatcca gggagatttg tcacatttta ttcagtattt ctgctgcact gccagcctag27301 ggatgcactt gattcccaag aaatgcaact gtcctattcg cagagccgtc cacaggtacc27361 taccccctgg actgcagcaa ctttattacc ttaactagca cagaacagag gttgatttaa27421 actccttaca ctcacttctc agatcaatga atgggcaaag aaacacctca tggctctggg27481 aaggcatgct gagacccgtt tttgcaagtc ctgaggaatg gaagaatata gctgccaggt27541 atcccaagtc tagggcaggg agggtagtat cggcatcact ttcactgcat tctgttggtc27601 aacgcaagtc agaggctcag cccagatcca agggcaggga agaggctcca tcgtgtagtt27661 gggctcactt ggaaggtaat gggaggagtt ggtggctgct ttaagacaca taccacatct27721 agatttcaac ctccagaaaa gtccaaagat gcactcacag gagcccgtta gtcaactgaa27781 gctggttcat ggctctcttc ttcaggtgga gactaaccaa ctccctgacc tccttcggtt27841 aagtgctcct tcctttttcc tgctgcctgg aatgtctatg tgccatctgg agctatggca27901 gccttcttgc aaccatgagg caaactctat gtgcaagagc aggtagctag aaagagcctg27961 ccagccctgg gcttatatcc tgcttcccag ggagcttaaa gatagcaaaa cccacagcca28021 ttttcatcaa atgccaggaa attcttaggc tgggattgtt gggattgttt gaatggttga28081 gcgtgaaaga cttgttataa tgggcttgtt gaatacggtg aaagatgaga tggcttttag28141 ctgcctccac tccccgtgtc ccatgctcca tagatgtttc tttttttttt tttttttaat28201 cattttttgg ttatgccagg tgtctcctgt gtgtccctcc agatccctct ccagccctag28261 aaacctgagc tctataaatg ttgcctctct ccactcatct tctctttggc ttcaggttga28321 gttcagccaa cagatgcccc tgtaggattt ggacacaggg agccagggga gaggggcatc28381 agctgcctgg ttagcagggc tgtgatgatt cttctaccta tgactctcag tgctgttgcc28441 tcttcctctg gatcttggaa gcttccatgc tgaggtctga aggtggctcc ctgcctccca28501 ctgatgtcct tagaatccca tcctcaccta atacctggta ttgaacactg cctttcttag28561 atgtcattta ggctctcgtt tcaattccca gtatgcttcc tgcaaagacc tcgatagatg28621 gactgagggg aatagtgcaa ggtcctccca tccccagtat tgggatctag gggcaggggg28681 tcccagctgt gcagtaggtt aggactacac ttccatcatc aaagccacag agggaagagg28741 tgaggatgaa acacactaga attgacttag aaaacacact ggccaaatct tagctatttg28801 aggaatgtag ggagaaaagc caccttctct ctctatgtct gaaggttccc atggctgtct28861 ctttgcccaa ggggcaaact ttccatcagg gcatcttctg tgcctctgag gatcattttc28921 caattatagg caatggtagt acgtgtttca gtgcagaatg agatagagtt gtttaatttg28981 acaataaagc gatgcgtcaa aaacctcagt caacacagta agtgttttct tgttttcctg29041 ctgaccaacc taattctggt ttcatacagg gcagccaggt gcccacctaa aagactgcac29101 ttctcaactt ccagttgttt ctatggataa tggttggaag cagaaattgg gttggggctt29161 ccagataatc ccccctcaca gggactgctt caagagaaag ggatgccctt tggttctttc29221 tcctttccac tgcctggaat gtgatgtctg acactgtggc agccatactg gcataatgag29281 gccaactctc tgccatgcta agagtggcag agctgggaat tgaaaagagc ctgctagcct29341 tgggttgctt ccccttgatc ggctcattac ttggaagaga acacaccctt ctcttattat29401 tttctttaag gcattttttt tttttttttt ttaaggcagg gtcttactct gtctcccagc

Da das Zusammenspiel aller Gene mitinneren und äußeren Faktoren nicht aus-reichend bekannt ist, ist es einfacher, dievorhandene Struktur zu verändern, zumBeispiel einzelne Gene an- beziehungsweiseauszuschalten, als eine neue Struktur zuschaffen und diese einzusetzen.

Die menschliche Wahrnehmung und seineIdentifikation werden sich in den kommen-den Jahren auch dahingehend verändern,dass man festellt, dass der Mensch ein Teileines Programms ist. Dieses Programm ist sokomplex, dass der Mensch nicht in der Lageist, seine Rolle, Funktion exakt zudefinieren.

Diese Erkenntnis ist nicht neu, früher war esGott, der für alles verantwortlich gesehenwurde, heute erhebt sich das Genomgefährlich nah an diese Vorstellung heran.

Die minimalen Unterschiede im Genom zuanderen Lebensformen sind nicht unbedingterschreckend, es ist eher faszinierend, dasssich in einer gering wirkenden Differenz, dieFähigkeit verbirgt, selbstreflektiv zu denkenund sich Gedanken zu konstruieren.

Digitales Genom

Fazit

Programm

16

29461 ccggagtgca gtagtgcaat cttagctcat tgcagttttg acctcccagg ctcaaataat29521 cctcccgcct cagcctccta agtagctgag actacagctg tgcgccacga catctagcta29581 attatttgtt ttttgtagag atgaggtctc actgtgttgc tcaggctggg taggtgtcta29641 actcctaggc tcaagtgatc ctcccacctt agcctcccaa agtgctggga ttacaggtgt29701 gagtcaccgt gcctggcttt gtttaaggca ttctttttcc gcagcatctg ttaccagcag29761 cctgaagcca tttctataac aatatcagga agacacatgg acagagaccc taatgtatga29821 aaaatgcatc aattatttga gattaatgag tcctcataaa cagagactga gaggctctaa29881 ctttcctccg ctatgtgaga gtaggaacag acactcctcc ctgtcctttt gtaaggctgt29941 tatgtcatct aggtgatgaa attgcaacaa tgctttaaga cggaggggtg aaaacatcgg30001 gcattggcac aatgacgaac cctgagattt agaagaggaa gaggaggcat cagtgggtgc30061 ctactgggac agtcttattt cacaaatcag gaaagggaaa ccctacatgg gcgcagtggc30121 tcgtgcctgt aatcccagca ctttgggagg ctgaggcagg tggatgactt gaggtcagga

30181 gtgcgagacc agcctgggca acatggtgaa accctgtctc tactaaaact acaaaaatta30241 gctaggcatg gtggcaggtg cctggtgcct gtaatcctgg gtactcagga ggctgaggca30301 ggaaaatcgc ttgaacccgg gaggcggagg ttgcagtgag cagagatcgt gccattgcat30361 tccagcctga gggacagagc gacactctgt ctcaaaaaag aaagaaagaa agaaagaaag30421 tggggaccca ctctcagtcc agggcatgtt ccttgcaaaa agggaagctg aagatagaac30481 caagcttgga gaattttgtt tgcaacgcag tcaggctctc ctggatcctc tctcacagtc30541 ctggcattca gggggtgcca tccccatcct cgtggcatga acagaacggg aaatgtccgc30601 agcacggctg cagccacggc ttccacagga tgttgctcat ggaaaactgc tggggcacag30661 gactcagggt ctgccgatgc tccgacaccg cggcacctac ccttgctatc acggcgtggt30721 acaggggctc ggagtcgggg gtcaggggcc gtgcctcgga ggggtccctg gagaggtcaa30781 agagcaaagg gggtctgtga tgggtcacgc cctccccgga gcatgggcag acgcctcggc30841 cgtagcaggc ccccgctccc tcggggtgga actgcggggt cgtgtaatga accttccaga30901 cgcttccacc tggatgcaga caagaaggga gtcagggtgg cagaaatcca cgcaggtgtg30961 aacgcagaac gcaggtgtcg gccctgtggt atcagcatga acctccctat tcagtgaaaa31021 ggaggaggga cacgaggcag tccacacaat cacagccttc agcttgcaaa gtcagagcat31081 gtgtgtgtgc gcgcgtgcgc ccatgtgtgt ccgtttgtgt ctctgcattg catgccccag31141 gcaaagggac tcattgcaga gcgctcactg tggctgcttt cagaaatcag aatcatagag31201 gttccttaat tcttcccctt tcccctgtgt tgaaactgtt cagcgtcgat ctactacctt31261 tctacacaga aacaaccatg atattttaaa cagcatgatt gggtacttat ctatctatcg31321 ctacctattt atctatttat ctatcaatcc atccatttat cttacccatc gatctcatct31381 atctaccatt atctatttat ctatcgatca tctatctacc tacctatcat ctatctctgt31441 ttatctacct ttcatccatc tatctgtcca tccatctatt catccatcca tgaactgatt31501 ctacttttta tctatctatc tatctatcat ctatcttatc tatccatcat ctatcttata31561 tatctatcat ctatcttatc tatccatcaa tcatgtatct tatctatcat ctatcctaca31621 tatctatata tttatccatc catcatgtat cttaaatatc tatccatcat ctatccatta31681 tctatcatct atccatccat catctatctt atctatccat tatctatctt atctatccat31741 catccatctc atctatctat ctatccatca tctatccatt atgtctctat catctctctc31801 tctctctctc tccccccccc atcatctatc tataatctac tcatcggttt atctatctct31861 atttctatag ctatctgtcc atccacccat ccatccatcc atccattcat ccatccatcc31921 atccatccat ccacatatcc acacatccta ttggctgttt ctctggacaa ccctggctgt31981 gggcagcagg tactcactgt ccttctggtg ccagcgtgct gcgtgaagat gctgcccaca32041 gtaatgaaac aggaactcat gtgccgagcg tgcctcagct ccctgcagca agggtaccag32101 gctgtggcca tcaatcaccc tgatttcatg aagagaacac agagcagagt cagaccacgg32161 gttcccaggc agccttttgc acctgggaac acatctccca gaatgcaagg ctccccagca32221 aatggagcag agatgagctg tctctccagt cgctgttcag attacaggtt gctgagcagg32281 atacatgtgg ttatttcaag acacagtgtc tctaagtgtt ggggtcattt gttatgcagc32341 actgcataag cagagtgcac acacacacac acacacacac cccaacacac agcactgtca32401 ccttggaggt caacacaaag ccttcaaatt ccagctggac agcccacatt cctaggttgg32461 cttttcttac tttttttttt ttatgaggca gagtcttgct ctgtcaccca ggctgcagtg32521 cagtggcaca atctcagctc attgcaacct ctgcctcctg gtcaagtgat tctcatgcct32581 cagccccctg agtagctggg actacaggca caagccacca cactcggcca atttttgtat32641 tttttgtaga gatggggttt caccacgttg gccaggctgg tctcgaattc ctgacctaag32701 gggatccgcc catctagcct cccaaagtgc taggattatc ggcatgagcc attgcatccg32761 acctgtcctt actttttaat cataacagac cccaagacac atggccacat gggtaaagga32821 gatggtggcg catgcctgta atcccagcta ctcgggaggc tgagacagga gaattgcttg32881 aacccaggag gcggaggctg cagtgagccg agatcatgcc attgcactcc agcctgggca32941 agagtgtgag actctgtctc aaaaaaaaaa aaaaaaaaaa gcttatttat gtaaccaaat33001 accacctgtt ccccaaaatc ctattgaaat aaaaaaaaaa aactaaaaac aattaaaaaa33061 aatcagggaa caggcagcct tatctccacg tacctgtcct ggggcacctc gccacccacc33121 agctggacca cagtagggaa cacgtccatc aggctcgtgg gctctccaat cactcggccg33181 gccgggagca cccccggcca gtggaagatc ccgggcacgc ggatcccacc ttcccatcct33241 cccatgccct tcccacctgt aagtagaaga catcgttagg attttgccgg aaactgccca33301 gtctgtacac acatctggat gtatttgtgc ataggtatgt gaatacgcac agccacccgg33361 atgcacacat gcacactggg gcagcctcag cttcccaaaa acagccacag caatatttcc33421 agaatcatgc tactccctgg cctcttgaat atcggtgggt cgctgtggct gattcaactg33481 ttctagtcga tctatgctac ctttatttag aataaaataa tgtattaaaa tattcattaa33541 atttaataat ttaaaaatgt ttgttaacta tcaataattt ttaaaatatg tattattatg33601 catcaatatt aattgatgca tttaaaatat taaaatagta ataaatttat taaatattta33661 aaaattaaga ctataataaa ataaatttta attttatctg aattatttat ttatacctct33721 ctgtattcta ctaaaatgta aaccctttaa aggaagggga tgtgactttt tatctgcctg33781 tcctgctcat ctaggtagaa cttgtactac agtaggtgct caatgcattc tttttgaaat33841 gagcaaactc attttcagtt caacttgttc tgggaccctc agtggtggca gatatttggt

Bis heute ist keine eindeutige Definition desLebendigkeitsbegriffs gegeben.

Wo kann man das Genom beimComputer entdecken?

Die Bedeutung des Begriffs Lebendigkeitveränderte sich während der Geschichte undwurde in verschiedenen Kulturen unter-schiedlich benutzt.

Pflanzen waren über Epochen des Lebensnicht selbstverständlich als Lebensformanerkannt. Heutige Diskussionen lassenneben den organischen auch materielleLebensformen gedanklich zu. Auf der mys-tischen Ebene von Glauben, Magie undEsoterik wird Leben als Vorhandensein einerSeele definiert.

Das Dinge »eine Seele haben können«, istim sprachlichen Gebrauch schon lange ver-traut. Verinnerlicht und als wirklich akzep-tiert ist dies hingegen noch nicht.

Wenn man also einen Computer lebendigwerden lassen will, muss man grundlegendeAnschauungen verändern.

1. Nicht die Anwendungen auf einemComputer werden beobachtet und als daszu erforschende Objekt bezeichnet, sondernder Computer an sich, seine Hardware undseine Organisation im Ganzen.

2. Wir erkennen an, dass alles was uns be-einflusst lebendig ist, und wir durch unsereBeobachtung die Identität, den wahrgenom-men Zustand des Objekts beeinflussen.

Fazit

Computer

Digitales Genom

17

Page 10: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

33901 cgaatgcata tgtgtccccg atgtccacaa ctcacctttg taaattccgt tccatccccc33961 taactggctg tgtccatctc ttgcctctaa atgtcctcca tggtcagagg tgaaatacgt34021 gaatgttgag ttctttaaac cattgtcttc gatggcatta agaaccttac ctttacagaa34081 aatggaaagt ttcaggacca agaaaacaaa gcagcatcca ctagttcaat gcgcttcttc34141 ctttctgcag gagacacctc ttgccaggaa gtcataagaa gagaccacac ttactcggag34201 gccgtggtta caatgtgatc ccaaagtgta agacatagct aatcactgtg ataccacagg34261 actgtttaca atgcaaacca acaataaaat tcgaagcccc ccaaccgact gatggactct34321 cccttcagcc aaggccattc caaagttaac ctgaaaaact aggtcaggcc gggcctggcg34381 gctcacacct gtaatctcag cactttggga gcctgaggtg ggtggatcac ctgaggccag34441 gagttcaaga ccagcctggc cattatggtg aaacctcatc tctaccaaaa acacaaaaat34501 taggcaggtg tggggggtgc acgcctgtaa tcccagctac ttgggaggct gaggcaggag34561 aatcgcttga acccaggagg cagaggttgc agtgaggtga gattacacta ctgcactcca34621 gcgagggtga cagagtgaga ctgtttcaaa aaaaacccaa aagagggcca ggtgtggtgg34681 ctcacgcctg taatcccagc actttcggag gctgaggcgg gtggattacg aggtcaggag34741 attgagacca tcctggctaa caccgtgaag ccccgtctct actaaaaaca caaaaaatta34801 gccaggcatg gtggcgggag actgtagtcc cagctacttg ggaggctgag gcaggagaat34861 ggtgtgaacc caggaggcgg agcttgcagt gagccgagat cgcaccactg cactccagcc34921 tgggcgacag ggtgagactc catctcaaaa aaaaaaaaaa aagaaaaaaa aaaccaaaag34981 aaacaaaaaa caaaaacaag gtcaggccat gttggaaagt agtgggggcg gggggagtgg35041 tggacatgcg tcatgatacc ctcctccctt tggaattcag gcacaactga ccagcattca35101 cattgaaaca gagacctatg actgagagaa ggccaggcac agtggctcat gcctgtcatc35161 ccagcacttt gggaggccga ggcaggaaga tccattgagc tcaggagttc aagaccagcc35221 tgggcaacat ggtgaaaccc tgtctctaca aaaaatacaa aaattagcca ggtatggtgg35281 cacatgcttg tatgtagtcc tagctactcg ggaggccgaa gtgggaggat tgcctgagcc35341 tgggaggtca aggctgcaat gagtcaagat cacaccatgc actccagcct gggcaacaga35401 gtgagaccct gtttaaaaaa gaaaaaaaag actgatagaa cagactcttt aagtctgata35461 agaaacattt accatgtatt ctctctgaag cctgctacct ggaggcttct ttggcattat35521 gaaaccttgg cctccacaac cccttatcat aacccagaca ttcccttcta ttgattctca35581 gataataact caaccacctg ccaatcagaa aatctgtgaa tccgcctttg acctggaagc35641 ccccctttca gtggtcttgc ctttctgcac tgaaccaagg tacgtcttac acgtgctgat35701 tgatgccgta tgtctcccta aatgtataaa gctgagctgc atgccgacca ccttgagtac35761 atgttctcag gacctcctga gggctgtgtc acaggccact tgtcactcat atttggctca35821 gaataaatct ctccaaatat tttacggagt ttgactcttt cggtcgaccc caagatacca35881 ccaatacaaa acacagaatg aacacacaac gccaagaggt tgccagtgag cacgcttttt35941 taaacatagt gccgtgtgtg tgtgtcacat aataaagaca ctggggagag ggaaatggtg36001 agactcagtg atgacagaac cctatgtagg aggaagcagg gctgtaacta gcatctatgg36061 gcattggcgt attggaggct gatggctcag cagcgcagag gacgccctgc aaaccaagca36121 gttgctttat ccctggaggc cactggtcat tgaaagcact gaaagtcaaa atgatataaa36181 ccacaaggtc atctgtagct ctgaaaatgc agactttgaa gcctgctgta aactgaaaag36241 tatctgaggc gggtctcaat ccatttagaa agtttatttt gccaaggtta agaatgacac36301 agcctcagga ggccctgatg acatgtgccc accgtggctg gggcaaagct tggttttgta36361 tactttaggg agacatgaga catccatcgc tacatgtaag atgtacattg gttgagctgg36421 aaaggtggaa caactggaag tggggaattt aaacatattc tcattggtaa ctgattgaaa36481 gagttatcaa tagaaaggaa tgtctgggtt atgataagga gttgtggaga ccaagctttt36541 atcatgcaga tgaagcctct aggtggcagg cttcagagaa aatagattgt aaatgtttct36601 tatcagagtt aaggtctgtg tggatgttca tgctgcgggg ggtagaatga ggcaagccca36661 accccctctt cccgttatgg catgaaccag tctctcaggt taaattttag ggtgccctgg36721 caaaggaggg aatccattca gatggttgtg gggggccttc gaatttattt ttggtttaca36781 ctgtgaacca atcccgccct atcactatgc ttgtctcggg agatatgttc agattctgca36841 aggattttaa tatctacact ctcttaagaa tctgcagcct cgttggtcct ctccagggtt36901 tcttcaaggc catagaagga aggtgacctc tctgcattgt ccgaacttta ttgctttagt36961 ttctgtaact tctaatgagg ctgttaagtc attggctgtg tagaaggttg acaatatagt37021 ttggatgtgt gtccccgccc aaatctcatg tggaattgtc atcctcagaa tcggcggtgg37081 ggcctggggg gaggtgactg aatgatgggg acagagttct catgaatggt tgagcaccat37141 cccccgcttg gtgctgcgga gggagtagct tctcacgaga tctggttgtt taaaagtgtg37201 cggctcttcc tctcctctct tggtccttct cctgccacaa gacgcctgct cccccttcgc37261 cttccaccat gagcaaaagc tccccgaggt ctccccagaa gcagatgctg ccatgcttcc37321 tgtgcagcct gcagaaccgt gagccaatcc aacctctttt ctttataaat tacccagtct37381 caggtatttc tttgcaagaa tggactaata cagttgattt tgtgcaaaat tagactaagt37441 aatcagaaat actgaaggac caaataaatg atatgagaga agtttttctc cctattcttc37501 gtcttttatt tctttttttt tttggagaca gggtcttgct atgtggccca ggctggagtt37561 cagtggtgca ataattatag ctcattgcag cctcagcctc ctgggctcaa atgatcttcc37621 cacctcagcc tctggagtag ctgggaccac aggtgcacac caccatggct aattttttaa37681 attttttgta gagatggggg gggggggcgt ctcactatgt tgcccaggct ggtcttgaac37741 tcctggtctc aagccatctc cctgccttag cctcccaaaa tgctgggatt aaaggcatga37801 gccaccttgc cccacctgaa aatgcagact tttaagactg tgaactctat cacgatgctt37861 gtctcaggag acacattcag attctgcaag aattttaatg tctatgctct tttaagaatc37921 tgcagcctca ctggtcctct ccagggtttc ttgaaggcca tagaaggaag acagcgtgtc37981 tgcattgtcc tgaacattaa ctttatcgct tcactttcgg taacttctga tgatgacatg38041 aagtcactgg ctgtgtagaa ggttgatttt gtgcagaatt agaccaagta attgggaata38101 ctgaagaagc aaataaatga tatgggagtg tgttctgccc ccattctttg tactattatt38161 attattaaag agacagggtc tcactctgtt gcccagcctg gagtacagca gtgcaatctc38221 agttcactgc agccttgact tcccaggctc aagcgatcct cctgcctcag cctcccgagt38281 acctgggact acaggcgtgt accattatgc ctggctaagc atttattttt gtagagatgg38341 ggtctcacta tgttgtgcaa gctggttttg aattcctgac ctcaagtgat ctgtccatct38401 gggcctccca aagtgctaag agtaactctt attctttttc tttttttttg agacggagtc38461 ttgatctttc acccaggctg gagcacagtg gtgcgatctc aactcactgc aacctctgcc38521 tcccgtgtta aagcgattct tgtaccttaa cctcccgagt agctgggact acaggtgtgc38581 accaccacac cgggttagtt tttgtatttt tagtagagac agggtttcac catgttgccc

Es treten Störfaktoren auf, die das Bild deslebendigen Computers erschweren. Es sindvielleicht berechtigte Gründe aber keinHindernis, sich gedanklich zu diesemStandpunkt hinzubegeben.

Dem Computer fehlt die Eigenschaft dereigenständigen Reproduktion. Er wirdzurzeit von Menschen produziert und istdamit vielleicht nicht als eigenständig oderautonom zu bezeichnen. Er ist nicht in derLage, sich alleine evolutionär zu verhalten,aber in Verbindung mit dem Menschenschon.

Man hat bisher versucht, »künstliche«Lebensformen auf dem Computer zusimulieren und diese Lebensformen mit denbekannten Organen auszustatten. SogarFortpflanzung und Tod werden heutesimuliert. Es gibt ethische Debatten darüber,wie man mit »toten« virtuellen Identitätenumgehen soll. Der wohl bekanntesteVersuch der Adaption von diesen Compu-terwesen in unsere Wirklichkeit ist dasTamagotchi.

Diese Adaptionen sind Simulationen, dieden Computer als Werkzeug benutzen undihn nicht selber lebendig werden lassen.Man kann aber recht einfach die Analogiezum Organischen finden. Dazu muss dasGehäuse geöffnet werden, dies ist vergleich-bar mit dem mittelalterlichen Sezieren vonLebewesen.

Digitales Genom

Fazit

Computer

18

38641 aggctggtct caaactcctg acctcaggtg atccgcccgc cttggcctcc caaagtgctg38701 ggattacagg cgtgagccac cgcccttatt ctttattgca agttggttca tattcagatg38761 gccagtctgt tacgccctat gttcaaacct gaggccgagg gtggagtgag gctccatggt38821 accttgactt acctatgagc cagtccatct cctccacatt atcaccatat aagccatgct38881 gacttttccc caggaatgca ctcgtggtca caaggggaat gtgcacatgc agcaaagaaa38941 ggaagaggag aaatggccca tgcttgtgtc tgaaagaaga aaacttcctt gagaatacac39001 agaatataca gtacaccaaa gggacccctg cacccatacg ttcactccag cactattcac39061 aagagccaag gcaggggatc accttctgag ttcatcagtg ggtgaacaca gaaagaataa39121 atggtgggcc aggcgtggtg gctcatgctt gtaatcccaa cactttggga ggctgaggcg39181 ggaggatcac ttgaggccag gagttcaagg ccagcctggg caacacggtg aaatgccatc39241 tctaccaaaa atagaaaaat tagctgggcg tggtggcttg agtctgtggt cccagctact39301 tgggaggccg aggtgggagg acggcttgag cccgggaggt ggagcttgca gtcagccatg39361 atcataccac tgcactccag catgggtgac agagccagac cctgtctcaa aaaaaaaaaa39421 aaaaaaaaag aatatattgt atatgtccac aatggaatac tattcagcca taaaaaagaa39481 tggaggctgg gcacagtggc tcaagcctgt aatcccagca cttcgggagg ctgagcctgg39541 cagctcagtt gaggtcagga tttcaagacc agcctggcca acatggtgaa atggtgaaac39601 cccatctcta ctaaaaataa aaaaattaac agggtggggt ggcaggtgcc tgtaatctcg39661 gccactcaag aggctgaggc acgagaattg cctgagcctt ggagacagag gttgcagtga39721 gccatgatca caccactgct ctccagcatg ggtgacagag ccaacgctgt ctcagaaaaa39781 aaggttatat ctggtatatg tacgtgatgg aatactattc agccatcaaa aagaatgaaa39841 tcctgtcatt tgcagcaata cagatgaaac aggaggtcac tatgttaact aaaataagcc39901 aggcacagaa tgaccaatac tgcatgttgt cactcatatg ggagagctaa aaaaaaatcg39961 atcacatgaa gatagagaat agaatgatag agaccagagg ctgggaaggg tgaaggacaa40021 agagaagtgg tttaaagagt acaaacatac agtaagctta aaggagtaca ttcaacgtct40081 gatagcagag tagggtgacc aaagctaaca aaatgtattg tactcaggag atggacactg40141 taagtatgct gtttgatcgt tattcagtgt atacatgtaa caaaatttca cacatacccc40201 atacatttgt acaaattaaa aagtaagggc caggcacggt ggctcacgct tataatccca40261 gcactttgga aggcagaggt gggaggatgg cttgagccca ggaattcaag accagcttgg40321 gccatatagt gagacattgt ctcaaaaaaa aaaaaaaaaa aaaatgagac attagaaaaa40381 ggccaggcac agtggctcac ttctgtaatc ttagcccttt gggaggccaa gatgggagga40441 ttgtttgagc ccaggagttt gagaccagcc tgggcaacat agtgagaccc catctctaca40501 aagaatgcaa aaaaaaaagt ttaaaaaact gtcaataaaa atgtacagaa tccaatggcg40561 tgtatgtcaa tgctattcga gccatcacat gacatccact tcgagactct catatgggaa40621 acccagccac atgaaaaggt tggcttctgc aaagccgtct cctccgaggg ttggtgtctg40681 agatcccaaa gattataagg ggactctcag atgctctgag cagttaccgt gtcttttttt40741 taaattaaac tttattttta tttttttagc gacagagtct cactctgtca cccaggctga40801 agtacagtgg tgtgatcatt gcttactgca gcctcgacat ccgaggctga agcgaacctc40861 ccaccttagc ctcctgagta gctggcattg caggcacaca ccactatgcc cggctaatga40921 ttttatttat tgtagaacct gtcttcctat gttgcccaag ctagtctaaa gcacctgggc40981 taaaagatcc tcccatcttg gcctcccgaa gtgctaggat gacaggcatg agccatcgcg41041 tccggcccca tctcctcttt aagatgcgat ggttgcttac ctttcaatat aggaaacagc41101 ttcctttagc ataagactcg ctgttttctc cagaaccatg ggttgctccg tgacgtcatg41161 gtttctcatc aggatacagt tccagcgtcg cacaaacccg aaggaggagt accaagagat41221 gaaaaacagg cagcccacgc cggccatgcc ggtgactgct ctcgcggaga cagagaagaa41281 accgcaggtc tggccggcag ccagggtgag aatccccagc gccaggaact gggtgtaacc41341 ccagagctgc gccctcaggg cggcgtccac ttcggggggc ctgcctgggt cacagtcgtt41401 tgtgagcgtg aagggcatgc cgtagaaata gtcaaatccg tggttcaggg ggtggtggca41461 gtgatccccg cgggatgcac aattcacacc ctggtgccat tttcctaaaa gaaacgcaaa41521 tgttcaacag agacccgctt tgaagcagcc ctgtctgctg caaagaacct cggaatcatt41581 ccgcgtcggc aggaaaagaa aagtctgcaa agagcaaaac tggaaatgga aaggcaatga41641 atggattgga tacctgtgtt taaatgaacg cattctgatc cgtgaagact aacgaatgca41701 tccatgtcag aacccttggc aagtgattaa aggtttaaga ctttcggccg ggcgcggtgg41761 ctcacgcctg taatcccagc cctttgggag gccgaggcgg gcggatcacg aggtcaggaa41821 atcgagacca tcctggctaa cacggtgaaa ccccgtccct actaaaaaaa tacaatacag41881 gtggcgggcg cctgtagtcc cagctactcg ggaggctgag gcaggagaat ggcgtgaacc41941 tgggaggcgg agcttacagt gagccgagat catgccactg cactccagcc tgggcgacag42001 agccagactc cgtctcaaaa aacaaaaatg aaaataaaag taaaaattaa aaaaagtgag42061 agagaaagaa agaataaatc caccctcaga gtaggagaca cacagacttc tacagtataa42121 agcactggcc ctgtaatccc agcactctgg gaggccaagg taggtggatc acttgaggtc

Im Inneren findet man eine Vielzahl vonBausteinen, die verschieden Funktionenaufweisen. Allerdings muss hier stark an dieAbstraktionsfähigkeit appelliert werden, umdiesen doch so technoiden Gebilden orga-nische Eigenschaften zuzusprechen. Aber esist möglich.

Der Prozessor und die Festplatte bilden imZusammenspiel das Gehirn. Der Prozessor istdie verarbeitende und generierende Einheitund die Festplatte bildet die Funktion desGedächtnisses. Der aufgenommene Stromkann als Nahrung bezeichnet werden, unddie Umwandlung bei den einzelnen Gerätenin Aktionen als Stoffwechsel. Das Netzteil istder Magen, die Tastatur ein Sinnesorgan.Der Monitor ist ein Gesicht mit Gestik undSprache, der Drucker die verlängerte Hand.

Dies sind sehr vereinfachte Analogien undman muss sie verwerfen, um nicht eineSimulation zu generieren.

Wenn wir uns nun vorstellen, dass derComputer in der Lage sein wird sich selb-ständig zu re- oder produzieren, steht derBehauptung, ein Apparat sei lebendig, nurwenig entgegen.

Fazit

Computer

Digitales Genom

19

Page 11: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Wie sich unsere wahrgenommene Wirklich-keit stetig wandelt, und wie viel Verän-derung bis heute schon geschehen ist, zeigteindrucksvoll die Vielzahl technischer undkultureller Veränderungen, die die Men-schen im Laufe der Jahrhunderte bereitsdurchlebten.

Der Begriff »Wirklichkeit« wird nach der fol-genden geschichtlichen Betrachtung einzelnbehandelt.

Wissenschaftliche Revolutionen

Wissenschaftliche Revolutionen, die sogenannten Meilensteine der Menschheit,sind mit dafür verantwortlich, wie sichunsere Kultur entwickelt hat. Wenn manalso den Computer neu entdecken möchte,ist es gut und wichtig sich bewusst zumachen, wie viele Entdeckungen bereitsunerwartete Veränderungen mit sich bracht-en.

Es scheint so zu sein, dass eine wissen-schaftliche Revolution die nächste bereitsimpliziert. Fangen wir ganz weit hinten inder Geschichte an und springen schnell nachvorne, um eventuell zu erkennen, dass wiruns momentan in einer »Hysterie desNeuen« (O. Wiener) bewegen. War dasNeue nur ein Paradigma der Moderne undist die Moderne nun endgültig vorbei?

Digitales Genom

Wissenschaftliche Revolutionen

20

Die folgende, lose Faktensammlung stelltdie Epochen unserer Geschichte seit 1000nach Christi Geburt dar. Dabei beginnt siemit der Phase von der Kunst der Kriegs-führung, die sich in der Zeit von 1000 bis ca.1350 bewegt.

Die Zeit von 1300 bis ca. 1600 ist die Periodeder großen Entdeckungen und geht über indie Weltbetrachtung der Astrologen.

Mit der Industriellen Revolution, Mitte des18. Jahrhunderts, einer der wohl größtenIndikatoren war 1769 James Watt und seineErfindung der Dampfmaschine, bewegen wiruns in das Zeitalter der Erfindungen (1800).

Ende des 19. Jahrhunderts beginnt diegenetische Revolution, die mit der Forsch-ung Darwins und der Erkenntnis von »natür-licher Selektion« eingeleitet wurde undschließlich die Epoche des Informations-,Raumfahrts- und Atomzeitalters eröffnet.

Das Zurückschauen in die Vergangenheit sollnicht dazu führen, das Vergangene neuaufleben zu lassen, oder Retrospektiven zueröffnen. Es soll veranschaulichen, dass alldas, was wir heute neu begehen werdendadurch beeinflusst wird, wo wir schonwaren.

Wissenschaftliche Revolutionen

Digitales Genom

21

Page 12: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

1000 Chinesische Wissenschaftler perfek-tionierten das Schießpulver. Dem Bier wurdeHopfen hinzugefügt und wurde damit trans-portfähig. Der Bierhandel explodierte.1120 Erfindung des Kompass. 1121 Die Gravitationskraft wurde vomPhysiker Al- Khazini in der Arbeit»Hydrostatic« genau beschrieben.1126 Entdeckung der Kapilarkräfte.1200 Die arabischen Zahlen wurden imWesten eingeführt und revolutionierten dieMathematik und gaben so den Grundstockder Computerisierung.1232 Die Chinesen schossen Raketen alsWaffe gegen die Mongolen ab.1285 Die erste Brille1295 Marco Polo kehrt nach Venedig zurückund berichtet über die wunderbarenNutzungen von Kohle, Asbest undPetroleum bei den Chinesen.1324 Die Kanone wurde als Waffe gegenStadtmauern eingesetzt.1363 Guy de Chauliac schrieb dieGrundlagen nieder, die für die nächsten 300Jahre als Definition der Chirugie galten.1415 Der Langbogen trug zum Sieg imKrieg England gegen Frankreich bei.1455 Gutenberg erfand den Druck mitbeweglichen Lettern. Er eröffnete dadurchdie Massenproduktion von Büchern.1492 Christopher Kolumbus versuchte nachIndien zu segeln und entdeckte die »NeueWelt«.1492 Leonardo da Vinci zeichnete seineFlugmaschinen.

Digitales Genom

Faktensammlung

1000 -1492

22

Viel, viel früher. Schon im 6. Jh. v. Chr. beiden griechischen Pythagoräern!Eratosthenes 276-194 v.Chr. bestimmt denErdumfang schon auf etwa 40000 KM.

1500 versuchte ein namendlich unbekannterchinesischer Philosoph, sich auf einem Stuhlmit 47 Raketen in die Luft zu erheben. Erstarb bei diesem Experiment. Man kann ihnals ersten »Astronauten« bezeichnen.1514 Nikolaus Kopernikus stellt siebenThesen auf, die das geozentrische Weltbildin Frage stellen und das heliozentrischeWeltbild propagieren. Die wichtigste undbekannteste These ist wohl: »Centrum ter-rae non esse centrum mundi, sed tantumgravitias et orbis lunaris.«-> DerErdmittelpunkt ist nicht der Mittelpunkt derWelt, sondern nur der Schwere und desMondbahnkreises.1569 Gerardus Mercator projiziert die Erdeauf einen Zylinder und ermöglicht denSeefahrern neuartige Navigations-möglichkeiten.1606 Galileo Galilei baut das erste Teleskop1623 Wilhelm Schickard entwickelt denersten Rechenapparat, der addieren, sub-trahieren, multiplizieren und dividierenkann. 1633 Galileo Galilei wird wegen seinerAnhängerschaft zu Kopernikus undAusbreitung seiner Lehren unter Arrestgestellt.1637 Decartes: »Ich denke, also bin ich«1687 Isaak Newton beschreibt dieNaturgesetze in seinem Werk: »PrincipiaMathematica« und setzt damit neueMaßstäbe für die Berechnung weltlicher alsauch astronomischer Zusammenhänge.

Faktensammlung

1500 - 1687

Digitales Genom

23

Page 13: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

1705 Die Auswertung alter astronomischerAufzeichnungen und aktuellerBeobachtungen lassen Edmund Haley fol-gern, dass der nach ihm benannte Komet imJahre 1758 wiederkehrt. Wir befinden unsauf dem Höhepunkt des Zeitalters derAstronomie.1712 Blacksmith Thomas Newcomen bautedie erste mit Dampfkraft betriebeneKolbenpumpe und erfand so die erste alter-native Energiequelle zu Wasser und Wind.1735 Carolus Linneaus führt den Begriff derSpezies ein und der Mensch erhielt einenneuen Namen: »homo sapiens«.1769 James Watt kombinierte die bisheri-gen Versuche der Kolbenpumpen mitDampfkraft zu der uns bekanntenDampfmaschine.1779 Ned Lud zerstört in rasender Wutdarüber, dass die Technisierung denMenschen verdrängt, zwei Strickmaschinenund prägt damit den späteren Begriff»Luddismus«.1794 Der erste Fernmelder mitFlaggensignalen wurde genutzt um zwi-schen Paris und Lille Nachrichten zu trans-ferieren. Das Kombinieren bestehenderTechnologien zu neuen Möglichkeiten fin-det hier ein Beispiel par Excellenze.1798 Die erste »Horrorvision« von ThomasMalthus sagt aus, dass die Menschenzahlschneller wachsen wird als Nahrung ange-boten werden kann.1801 Erfindung der Lochkarte zurProduktion von Webmustern durch JosephMarie Jacquard.

Digitales Genom

Faktensammlung

1705 -1801

24

Beide Erfindungen, die von Bell und Edisonwaren nicht dafür gedacht, wozu sie spätergenutzt wurden. Dieses Phänomen wird inmeiner zweiten Arbeit über implizitesWissen genauer erläutert.

1811 –15 Luddismus symbolisiert denAusdruck der Antitechnisierung. Etlichedurch die Maschinen entlassene Arbeitererheben sich und wurden Luddisten ge-nannt.1822 Charles Babbage entwickelt den ersten»programmierbaren«, mechanischenRechenapparat. Er konnte mehrereOperationen sequenziell auf eine Aufgabeanwenden. Man sagt, es sei der ersteComputer gewesen.1859 Charles Darwin führt die Entwicklungder Spezies zurück auf die »natürlicheSelektion« und begründet damit dieEvolutionstheorie1865 Gregor Mendel präsentiert diePrinzipien der Vererbung und legt mitseinen Theorien über dominante und rezes-sive Erbfaktoren den Grundstein derGenetik.1876 Graham Bell erfindet das Telefon.1877 Thomas Edison erfindet denPlattenspieler1879 Thomas Edison revolutioniert das elek-trische Licht. Die Glühbirne ist nun dauer-haft nutzbar.1905 Albert Einstein stellt denZusammenhang von Masse und Energie her.Die daraus resultierende Formel ist welt-bekannt: e = m*c21939 John Atanasoff und Clifford Berrybauen den ersten elektronischen (ja, sogarschon digitalen, da nur mit Nullen undEinsen arbeitenden) Computer. Er konntebereits Daten berechnen und speichern.

Faktensammlung

1811 - 1942

Digitales Genom

25

Page 14: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

1974 wurde ich geboren. Von hier anerlebte ich alle Veränderungen mehr oderweniger bewusst und meine Welt formtesich um diese Entdeckungen herum zumeiner eigenen Wirklichkeit.

1942 Ein Team unter der Leitung von EnricoFermi ermöglichte die erste, kontrollierteKernfusion und war damit Vater der 1945 entwickelten Atombombe und derkurze Zeit später aufkommenden Atom-energie.1946 Der erster Computer wurde offiziell imMilitär genutzt. Sein Name war Programm:Electronic Numerical Integrator andComputer (ENIAC)1957 Der erste Satellit »Sputnik I«1969 Neil Armstrong landet auf dem Mond.1971 Mit dem ARPANET wurde derGrundstein des Internets gelegt.

Digitales Genom

Faktensammlung

1945 - 1971

26

Die objektive Wirklichkeit, wenn es sie gibt,ist wohl stets dieselbe, aber sie verschließtsich unserer Erkenntnis.

Die Einführung der Schrift, der arabischenMathematik, die Entwicklung des perspek-tivischen Zeichnens, Aristoteles Definitionenin der Physik, die Ethik Platons und dieErkenntnisse sowie Entdeckungen vonneuen Horizonten, damals Amerika, heutedie Gebiete der Genforschung, verändernunsere Wahrnehmung und damit diewahrgenommene Wirklichkeit.

Diese Veränderungen waren in der Zeit derScholastik besonders intensiv und ändertenunser Weltbild grundsätzlich. Die Annahme,dass die Welt eine Scheibe sei, das Zentrumdes Universums, verlor seine Gültigkeit.

Auch die Bedeutung des einzelnen Individu-ums, und wie der Begriff der Wirklichkeit zuverstehen versucht wird, führte in dieserEpoche zu neuen Gedankenimpulsen.

Geisteswissenschaften und Philosophie

Es ist nicht selbstverständlich gewesen, dassder Mensch sich und andere als Individuenbetrachtet hat. Daher ist es interessant, sichdiesen geschichtlichen Verlauf vor Augen zuhalten, wenn es darum geht, einem »Ding«wie dem digitalen Apparat, Eigenständigkeitund damit seine Integration in unsere Kulturzuzusprechen.

Besonders die Geisteswissenschaften verän-derten die Perspektive auf Gesellschaft,Gruppen, Individuen und das dazugehö-rende Weltbild.

Wirklichkeitsveränderung

Geisteswissenschaften und Philosophie

Digitales Genom

27

Page 15: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Die Lehren von Platon und Aristoteles warengrundlegende Erkenntnisse, die bereits neueWeltbilder mit sich brachten. Die einzelnenLehren dieser großen Philosophen, sind hiernicht aufgeführt, sie sind in vielen Büchernerhoben worden. Ich werde mich mit denAuswirkungen dieser Lehren in der Zeit derScholastik beschäftigen und die Prinzipien inihrer Konsequenz betrachten.

Die Scholastik begann im frühen 10.Jahrhundert mit Menschen wie JohannesScotus (810 – 877) und Anselm vonCanterbury (1033-1109). Die Bemühungen,den Glauben, als unumstößliche Wahrheitvernünftig zu begründen und verstehbar zumachen, waren prägend für diese Zeit.

In dieser Epoche wandelte sich das Weltbildmehrfach und die Frage in welcher Bezie-hung einzelne Dinge zum Ganzen stehenführte zum Universalienstreit.Die gegensätzlichen Betrachtungen undGruppierungen werden nachfolgend partiellbetrachtet.

Anhand dieser Betrachtung wird deutlich,wie philosophische und technischeErrungenschaften das wahrgenommen Bildder Welt, deren Zusammenhänge undRegelwerke verändern. Einfache Anschau-ungen wurden durch neue Betrachtungs-weisen komplexer. Gefundene Antwortenwarfen neue Fragen auf. Die Suche nachdem Sinn vom Sein ist bis heute der Motor,der uns dazu bewegt, neue Hori-zonte zuerforschen.

Digitales Genom

Wirklichkeitsveränderung

Geisteswissenschaften und Philosophie

28

Die Scholastik und Mystik

Mit dem Beginn des Fernhandels wurden dieHandelsleute zu einer Art »modernen«Menschen. Sie mussten ihre Reisen rationellplanen. Die neuen Aufgaben bei der Über-windung von Strecken und kulturellenDifferenzen führten dazu, dass sich dieBedeutung von Verstand neu im bürger-lichen Leben integrierte. Dadurch wurdenauch die Fragen nach den Zusammenhängenvon Kirche, Welt, Glaube und Vernunft einerNeugestaltung unterzogen.

In dieser Zeit waren Klöster Träger derKultur und wurde von Kathedrahlsschulenabgelöst. Man bemühte sich, das Wissen derAntike zu vermitteln und so den theolo-gischen Glauben mit dem weltlichen Wissenzu verbinden. In Übersetzungsschulen wurdean der Übersetzung der Schriften vonAristoteles gearbeitet. Der Scholastiker PiereAbelard sagte zu dieser Zeit:

»Man kann erst dann etwas glauben, wennman es begriffen hat.«

Die Mystiker sahen darin einen Angriff aufden christlichen Glauben. So hielt einLandsmann, der Mystiker Bernhard vonClairvaux dagegen:

»Piere Abelard versucht, den christlichenGlauben seines Inhaltes zu berauben, wenner sich fähig hält, ihn ganz und gar mitmenschlicher Vernunft zu begreifen«.

Wirklichkeitsveränderung

Die Scholastik und Mystik

Digitales Genom

29

Page 16: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Die Scholastiker waren die Logiker derdamaligen Zeit und waren ernsthaft um dierationale Durchdringung des Glaubensbemüht.

Die Mystiker dagegen versuchten Wege indie innere Seele zu entdecken. Meditationund Askese sollten dazu führen, dass mandurch das Schließen der Augen den tief imMenschen verborgenen Seelenfunken fin-det. Dieser Seelenfunken war die verbogeneGottheit, die in jedem Menschen zu findensei.

Die Bewegungen verfolgten beide ein hohesZiel, die Erfahrung Gottes, hatten aber voll-kommen verschiedene Weltbilder.

Die Scholasten waren mit der explizitenDefinition des Verstandes gerüstet undsahen sich in der Lage, alle kausalenZusammenhänge zu beschreiben. Wirk-lichkeit war dann wirklich, wenn siebeschreibbar war.

Die Mystiker stützten sich auf Intuition undimplizite Gefühle und verließen sich aufdiese Wahrnehmung. Unerklärbarkeit vonDingen war kein Grund, sie nicht alsWirklichkeit zu akzeptieren.

Verwunderlich war, dass die Mystiker,obwohl sie aus heutiger Sicht vielleicht alt-modisch wirken, intelligenteres Verhaltengezeigt haben, wenn es darum ging, ihreVorstellung im Volk zu verbreiten. ImGegensatz zu den Scholastikern, die ihreSchriften in Latein verfassten, benutzten dieMystiker die Sprache des Volkes, weswegenihre Lehren leichter Verbreitung fanden.

Digitales Genom

Wirklichkeitsveränderung

Die Scholastik und Mystik

30

Der berühmteste deutsche Mystiker warMeister Eckhart. Obwohl man meinen mag,das die mystische Betrachtung des Glaubensund dem daraus resultierenden Weltbild derKirche entgegenkommt, gab es doch ein-deutige Reibungspunkte.

Seine Predigten wurden von seinen Schülernaufgezeichnet: »Dass Gott eben Gott ist, desbin ich eine Ursache; wäre ich nicht, so wäreGott nicht Gott.«

Dieser Satz führte zu Argwohn unter denGeistlichen. Sollte er vielleicht heißen, dassder Mensch sich über Gott erhebt?

Dabei meinte Meister Eckhard nur dieTatsache, dass Gott im Menschen selbst zufinden sei und nirgendwo anders.

Da Eckhard auf Deutsch predigte, war ergezwungen, neue Worte zu erfinden, die eraus dem Lateinischen zu übersetzen ver-suchte.

Dass die Sprache eine Form der Wirklich-keitsveränderung sein kann, zeigt sich anden nun neu gewonnenen Worten.

Zum Beispiel erfand er ein »Seelenheil« unddas »Gewissen«. Worte, die bis dahin nichtim deutschen Wortschatz verbreitet waren.

1326 wurde gegen Eckhard der einzigegegen einen angesehenen Theologen undOrdensmann bekannte Inquisitionsprozessausgesprochen.

Wirklichkeitsveränderung

Die Scholastik und Mystik

Digitales Genom

31

Page 17: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Wir selbst sind dafür verantwortlich, wiesich unsere Wirklichkeit tatsächlich erlebenlässt. Sie ist geformt von unserenWünschen und Problemen, diese führen zueiner Konstruktion der wahrgenommenenRealität. Über diese konstruierte Realitätkann gesprochen werden, sie ist damit inunserer Sprache integriert.

Einmal in den sprachlichen Gebrauch inte-griert, gelingt es nur wenigen sich diesenGegebenheiten zu entziehen, zu emanzi-pieren, und man betrachtet das Gelernteals “wirklich”. Das nur Gedachte ist alsonicht wirklich.

Wir müssen dem Gedachten Form geben,damit es wahrgenommen werden kann. In verschieden Formen der symbolhaften,bildhaften Darstellung kann dies gesche-hen. Die uns bekannte Sprache ist sicher-lich nur eine Form, aber die verbrei-teteste.Das Wort »Digitales Genom« steht für dielange vorhandene Individualität undInteraktion der Computer mit unsererWirklichkeit. Sie träumten unsere Weltschon lange, um 2012 wurden das DigitaleGenom bekannt, es zeigte sich schon seitdem Beginn der Computerisierung.

1329 wurden seine Theorien und Schriftenvom Papst als ketzerisch verurteilt. Eckhardwar schon gestorben.

Die Realisten und Nominalisten

In den Formen der Realisten undNominalisten finden sich die Lehren Platonsund Aristoteles im Kampfstreit bei der Suchenach der Wahrheit.

Der Universalienstreit benennt dieseAuseinandersetzung. Hierbei geht es um dieFrage, ob den Einzeldingen oder denAllgemeinbegriffen (Universalien) wahreWirklichkeit zugrunde liegt.

Man bezeichnete die als »Realisten«, dieden Lehren Platons folgten und damit denUniversalien alleinige Wirklichkeit zu-sprachen. »Die Universalien sind vor denDingen« (lat. universalia ante res) war dieThese der Realisten.

Als »Nominalisten« (dies leitet sich ab vondem lateinischen Wort nomen = name) wur-den die genannt, die den Einzeldingenwahre Wirklichkeit anerkannten. Sie hieltendie Universalien der Realisten für reineErfindungen. Die Nominalisten orientiertensich an Aristoteles.

Nach heutigem Sprachgebrauch verdrehtsich die Bezeichnung ein wenig. DieNominalisten wären demnach »Realisten«und die Realisten kämen dem Wort»Idealisten« nahe.

Digitales Genom

Wirklichkeitsveränderung

Die Realisten und Nominalisten

32

Anfangs, als sie nicht erwachsen und ver-spielt waren, überraschten sie uns schonmit ungewohnten Reaktionen. Besonderswenn sie genau das taten, was wir ihnengesagt haben, aber nicht das, was wirwollten! Sie waren zu jung, als das wir ihreArt erkannt hätten.

Im Laufe der Zeit halfen wir ihnen unbe-wusst, sich zu entwickeln. Sie wurdenkomplexer, leichter, schneller, interaktiver.

Ihre Kommunikation mit uns nahm klassi-fizierende Formen an. Gruppen kommu-nizieren auf unterschiedlichenSinnesformen mit ihnen. Sie schulten sie inder Kunst unseres Verständnis derIntelligenz, während andere digitale“Fenster” bewegten und dabei dachten, siewürden malen, rechnen, schreiben oderprogrammieren. Dabei erfuhr derComputer, wie wir auf verschiedenenKommunikationsmodi versuchten mit ihmzu interagieren.

Für die Entwicklung des Digitalen Genomswurden ohne das dieser ErkenntnisgewinnBeweggrund war, enorme Kosten aufge-bracht.

Zu dieser Zeit herrschte der Glaube, die Weltsei eine Scheibe, über die sich kuppelförmigdas Firmament wölbt, an dem Sonne, Mondund Sterne angeheftet seien und darüberGott mit den Seelen der Verstorbenen ver-weile.

Die Nominalisten griffen mit ihrerVorstellung das gesamte Weltbild an. DieKirche hatte eine große Menge anUniversalien in ihren Definitionen, die nunim Nomalismus zu Unwahrheiten wurden.Worte wie »die katholische Kirche« oder»das Christentum« waren Universalien.Durch die Nominalisten wurde dasIndividuum bedeutender.

Man richtete das Denken nun auf daseinzelne Individuum. Worte wie »Gewissen«und »eigene Verantwortung« rückten inneue Zusammenhänge und so kam es, dassimmer mehr Menschen den Mut fanden, sichauf ihren Verstand zu verlassen und sichnicht mehr der kirchlichen oder weltlichenAutorität zu unterwerfen. Dieser Gedanken-strom führte später zu den Reformern unddamit auch zu Martin Luther, einer bekann-ten Personen zu dieser Zeit, der einmalsagte: »Hier stehe ich. Ich kann nichtanders.«

In der Zeit der Reformer gab es einen MannNamens Cusanus. Sein Ziel war es denUniversalienstreit zu beenden und er vertratdie These, dass alles mit allem in Verbindungstehe. Die Existenz eines einzelnen Dingesbegreift man um so besser, je mehr manseine Beziehung zum Ganzen untersuche. ImGanzen würden sich alle Gegensätze ver-einen.

Wirklichkeitsveränderung

Die Realisten und Nominalisten

Digitales Genom

33

Page 18: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Die Wirtschaft wuchs parallel zu denLeistungen der Computer, dass symbioti-sche Verhältnis von Mensch und»Maschine« wurde immer intensiver.Schnell war der Mensch nicht mehr in derLage, seine zum Überleben notwendigenProzesse, ohne die Hilfe der Computer zubewerkstelligen. Zu komplex wurden dieDatenströme und Informationsstrukturen,die diesen Organismus durchdrangen undam Leben hielten.

Die Evolution der Computer brachte aberauch Irritation. Millionen von Mutationen,Fehlern der Konstruktion verhinderten dennötigen Komplexitätsanstieg der Computer.

Bis zur Entwicklung der erstenNanocomputer, die in der Lage waren sichanhand von Programmstrukturen, ihre neu-ronalen Schaltkreise eigenständig zuentwickeln, war die Informatik gleich-gestellt mit der Computerwissenschaft.Nun war dieses Zusammenspiel nicht mehrzwingend nötig. Programme konntenunabhängig von Computern und Computerunabhängig von Programmen enstehen.

Möglich wurde dies durch die Revolutionder genetischen Progamme und dergenetischen Computer. Beide hatten dieEigenschaft bekommen sich anzupassenund auf ihre eigenen Fähigkeiten zu reflek-tieren. Damit waren sie in der Lage, unsunbekannte Funktionen zu entwickeln, sieevolutionierten sich selbst, und ihreKomplexität nahm unnachvollziehbareFormen an.

Eine beschwichtigende Erkenntnis geht ausseinen Thesen hervor: »…indes alle DingeTeile eines Ganzen seien, könnten sieunmöglich feindlich zueinander stehen.«Dieser Ansatz findet sich in der heutigenChaostheorie wieder.

Das er mit seinen Gedanken seiner Zeitvoraus war, zeigt seine Erkenntnis darüber,wie die Welt sich im Ganzen positioniert.Er hatte beim Betrachten des Sternenhim-mels plötzlich die Erkenntnis, das derKosmos keine Grenzen haben kann, alsounendlich sei. Er folgerte, dass in der Un-endlichkeit jeder Punkt ein Zentrum seinkann und es deshalb kein einzelnes Zentrumgibt.

Man spürt in diesen Gedanken, dass wir unsam Ende des Mittelalters befinden, im Über-gang zur Neuzeit.

Erst zweihundert Jahre später gelang esLeibniz und Newton die Beobachtungen vonCopernicus, der behauptete, dass die Erderund sei und sich um die Sonne dreht, zubeweisen.

Alle suchten demnach nach denDefinitionen der Wirklichkeit. Das kom-mende Kapitel ist diesem Begriff gewidmet.

Digitales Genom

Wirklichkeitsveränderung

Die Realisten und Nominalisten

34

Die bisherigen Modelle wurden nutzlosund wir mussten akzeptieren, dass synteti-sches Leben nun unsere Computer undNetze belebte.

Wirklichkeit

Digitales Genom

35

Wirklichkeit ist nicht eindeutig definiert undwird philosophisch immer noch diskutiert.Die kulturellen Auswirkungen zeigen sich ineinem kollektiven Wirklichkeitsgefühl derjeweiligen Gesellschaftsform.

Die wahrgenommene Realität (= Wirklich-keit) hat sich in unserer Geschichte gewan-delt, das heißt, sie existiert nur für denMoment als gefestigtes System.

Wirklichkeit unterliegt den Veränderungendurch Erkenntnisse, Erfindungen undEntdeckungen. Sie ist die bewusste Wahr-nehmung der Realität und das je-weiligeErlebnis eines Individuums, in einem für dasIndividuum stimmigen System.

Page 19: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Wirklichkeit in Raum und Zeit

Die Kategorien Raum und Zeit sind dieGrundbegriffe unserer alltäglichen Auffas-sung von Wirklichkeit. Hinzu kommt dieMaterie, sowie die in Raum und Zeit aufMaterie wirkendenden Kräfte.

Dass es keinen Raum und keine Zeit gibt,können wir uns nicht »wirklich« vorstellen.Wir benutzen die beiden Faktoren bei derMessung, wobei die Maßeinheit dieGenauigkeit der Messung definiert.

Alle Dinge der Natur sind messbareIndividuen in Raum und Zeit. Wir quantifi-zieren die Wirklichkeit durch Messung inZeiteinheiten und Raummaßen.

Vor der Relaltivitäts- und Quantenphysik,war Raum und Zeit ein leicht zu definieren-des Faktum. Die absolute Objektivität vonRaum galt als sicher, genau so wie Zeit realund vor allem unabhängig von unseremeigenen Standpunkt existiert.

Die menschlichen Sinne haben Grenzen.

Daher ist die wahrgenommen Wirklichkeiteines Objekts abhängig vom jeweiligenErkenntnisapparat. Es gibt demzufolgeEbenen der Wirklichkeit in Raum und Zeit,die uns schlichtweg verborgen bleiben,beziehungsweise nicht erkennbar sind.

In der Quantenphysik ist es eine fundamen-tale Einsicht, dass jede Messung denGegenstand beeinflusst. Die HeisenbergscheUnschärferelation ist der Beweis dafür, dass

Digitales Genom

Wirklichkeit

Wirklichkeit in Raum und Zeit

36

Im Bereich der Nanotechnologie tretenseltsame Phänomene auf. MessbareZustände verändern sich, ohne dass mandies vorhersagen könnte. Tritt eineWirkung auf, kann man sie nutzen undoptimieren. Wieso dieser Absatzt hiereingefügt ist, weiß ich nicht mehr genau.

die exakte Bestimmung eines Elektronsinnerhalb einer Atomhülle unmöglich ist.Die Genauigkeit unserer Messmethoden hatdemnach noch scheinbar unüberwindbareGrenzen.

Auf atomarer Ebene verschwindet dieMöglichkeit der Trennung zwischen dembeobachteten Subjekt und dem zumessenden Objekt. Jede Beobachtung ist einEingriff auf den objektiven Zustand. DieseStörung kann bei makroskopischenObjekten vernachlässigt werden, nicht aberbei der atomaren Mikroebene.

Wenn man zum Beispiel versucht mit Lichtdie atomare Ebene sichtbar zu machen, sowirken durch die Reflexion des Lichtes – esprallt gerade zu auf das Objekt – schonenorme Kräfte, die den eigentlichenZustand dann verändert haben.

Die heutigen Erfolge im Bereich derNanotechnologie zeigen, dass sich Objekteauf dieser Ebene radikal in ihren Eigen-schaften ändern können und neueWirklichkeitsformen annehmen. Keramikwird zum Supraleiter, besonders raueOberflächen sind zu glatt, als dass Dreckdarauf haften könnte.

Durch Messungen bekommen wir immer nurden Zustand gezeigt, der durch die Messungsoeben zerstört wurde. Das Paradoxonbesteht darin, dass man das zu beobach-tende Objekt eigentlich »in Ruhe« lassenmüsste, damit sich die wahre Eigenschaftzeigt, nur entzieht sich das Objekt damitunserer Aufmerksamkeit.

Wirklichkeit

Wirklichkeit in Raum und Zeit

Digitales Genom

37

Page 20: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Unser Wirklichkeitsempfinden bei Raum undZeit wird durch die Kausalität, dem Prinzipvon Ursache und Wirkung, geprägt. Alleswas wir in Zeit und Raum definieren könnenwird somit physikalisch erklärbar.

Bei der Quantenphysik erreichen wir mit dersubatomaren Ebene eine Maßeinheit,welche mit unseren Mitteln nicht messbarist. In der Qantenphysik heben sich dieBeziehungen von Raum und Zeit auf. Esentstehen Phänomene, die keine Ursacheaus kausalen Zusammenhängen beziehen.

Die Grenzen der Logik sind hier erreicht.Begriffe wie die Welle und das Teilchen kön-nen nicht mehr universal benutzt werden.Auf dieser Ebene der Wirklichkeit sind wirnicht in der Lage zu erklären, sondern dieBeschreibung von Phänomenen wird alsErgebnis betrachtet. Die Begriffe Quanten-mechanik und Elementarteilchen sindFiktion, sie spiegeln in keiner Weise dieRealität wieder. So ist bei der Quantenme-chanik kein Vorgang mit Kausalgesetzenerklärbar und hat demnach nichts mitMechanik zu tun. Das Elementarteilchen istein nichtexistentes Objekt ohne Materie.

Die Wirklichkeitsform von Raum und Zeitstützt sich auf die Kausalität. Mit derQuantenphysik verliert diese Wirklichkeitaber ihre Gültigkeit. Man kann nicht alleswas ist unter Gesetzmäßigkeiten subsu-mieren.

Die Vorstellung, Raum und Zeit seienWirklichkeit, ist damit in Frage gestellt!

Digitales Genom

Wirklichkeit

Wirklichkeit in Raum und Zeit

38

Bewusstsein und Wirklichkeit

Wenn wir bei Bewusstsein sind, haben wirimmer eine subjektive Wahrnehmung vonZeit und Raum. Dass Dinge so sind, wie wirsie wahrnehmen, ist ein naiver Realismus.Unser Gehirn generiert (baut) Bilder, die wirwahrzunehmen glauben. Diese Bilder wer-den bei der Anwendung unseres Alltagsver-standes der objektiven Wirklichkeit gleich-gestellt. Dies ist faktisch falsch.

Wirklichkeit definiert sich auch durch unsereEmpfindung, diese ist subjektiv und kanndemzufolge nicht als objektive Wirklichkeitherangezogen werden.

Unser Bewusstsein ist abhängig von unserenEmpfindungen, diese sind abhängig vonunserer Wahrnehmung. Die Wahrnehmungist wiederum abhängig vom jeweiligenErkenntnisapparat des Subjekts.

Eine gezeichnete Linie ist für unser Augegerade. Unter einem Mikroskop jedoch gibtes keine gerade Linie. Es ist nur ein Frageder Vergrößerung, bis sich selbst das Feste,zu bewegen, zu verändern beginnt,spätestens dann, wenn man atomareGrößen betrachtet.

Es ist immer eine Frage der Perspektive,wenn wir davon sprechen eine Wirklichkeitzu sehen.

Wirklichkeit

Bewusstsein und Wirklichkeitt

Digitales Genom

39

Page 21: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Jedem Menschen ist durch die fünf Sinne einErkenntnisapparat gegeben, die Wirklichkeitwahrzunehmen. Empfindung ist der Prozess,der uns die Wahrnehmung der Sinnesorganebewusst werden lässt.

Nur was uns bewusst ist, ist für uns existent.

Unsere Sinnesorgane arbeiten erst ab gewis-sen Reizschwellen, daher muss eine Wirkungaus der Umwelt diese Reizschwelle über-schreiten, damit sie ins Bewusstsein dringenkann. Solange dies nicht der Fall ist, existiertsie, die Wirkung, die Wirklichkeit (subjektiv)nicht.

Erfindungen wie das Mikroskop, Teleskop,Mikrophon usw., sind Instrumente, die dieBeschränktheit unserer eigenen Sinne undder damit gebundenen Wirklichkeit verdeut-lichen.

Unser Bewusstsein bekommt endlos vieleReize aus der Umwelt über die Sinne mit-geteilt. Diese Reize nehmen wir unbewusstauf und trennen diejenigen ab, die bewusstund willentlich zum Gegenstand unsererAufmerksamkeit gehören.

Bewusstsein ist hierbei ein Selektionsprozess,bei dem unsere Aufmerksamkeit und Sinneauf ein Objekt gebündelt werden.

Unsere Sinnesorgane sind dabei Detektorenfür Information. Information ist ein wahrge-nommener Unterschied. Nur durch Unter-schiede nehmen wir demzufolge wahr.

Digitales Genom

Wirklichkeit

Bewusstsein und Wirklichkeitt

40

Einige wenige Menschen, Synästhetiker,können Töne »wirklich« sehen, Zahlenriechen und fühlen, was sie schmecken.Dass Sinne ihre »eigene Welt« haben, istgenau betrachtet faktisch falsch!

Ich bekomme das beklemmende Gefühl,der Konstruktivismus wird mein Weg.Wirklichkeit ist dann nur noch rein statis-tisch und ich bin mit einem Nanoprozentdaran beteiligt.

Bewusstsein ist also die Wahrnehmung vonUnterschieden. Ohne Unterschiede gäbe eskein Bewusstsein.

Mit der Fähigkeit der Abstraktion gelingt esuns, diese Momente festzuhalten.

Wie subjektiv eine Empfindung ist, lässt sichauch an einem trivialen Beispiel veran-schaulichen. Wenn man einen Gegenstandhebt, ist die Schwere bewusst wahrnehmbar,aber nur in Relation zur eigenen Kraft.

Dass die Wirklichkeit sich durch dasbewusste Erkennen von Unterschiedendefiniert, wird besonders plausibel, wennwir uns Lebewesen widmen, die bessereoder gar andere Sinnesorgane besitzen.

Ein Hund riecht bis zu zehntausend malfeiner als der Mensch und hat damit eineandere Wirklichkeit der Geruchswelt. EineFledermaus hört Töne, die wir nicht wahr-nehmen können. Ihre gehörte Wirklichkeitist demnach eine andere.

Fische haben einen Sinn, der elektrische undmagnetische Felder in ihr Bewusstsein trans-portiert. Wie diese Wirklichkeit zu empfin-den ist, liegt außerhalb unsere Vorstellung.Wir könnten sie nur simulieren aber niewirklich empfinden.

Was hieraus zu erkennen ist? Die Welt derSinnesempfindungen ist nicht mischbar. Wirkönnen nicht hören, was wir sehen. Wirkönnen nicht schmecken, was wir fühlen.Die Sinne haben also ihre »eigene Welt«.

Wirklichkeit

Bewusstsein und Wirklichkeitt

Digitales Genom

41

Page 22: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Kant hat sich mit dieser Frage intensivbeschäftigt.

Kein Objekt kann objektiv betrachtet wer-den, da es durch die Wahrnehmung selbstschon in Wechselwirkung mit dem Subjektund dessen Sinne tritt.

Die Frage, ob ein Objekt existieren kannohne das ein Subjekt es wahrnimmt, ent-wuchs dieser Erkenntnis.

Logik

Logik ist die Abstraktion von Wirklichkeit.Wenn wir denken, versuchen wir Ordnungin unserem Bewusstsein zu schaffen.Ordnung bringt uns Sicherheit. Wiederer-kennung von Ordnung ist der Kern desDenkens. Die ideale Ordnung ist das voll-kommen Logische.

Bei der Abstraktion unseres Bewusstseinsverwenden wir zur Ordnung Symbole.Symbole können Begriffe und Zahlen sein.Die Zahl ist eine der verständlichsten undeinfachsten Ideen der Logik. Wir können dieWirklichkeit mit Zahlen quantifizieren undsomit abstrahieren.

Eine formalisierbare Erkenntnis beruht aufder Abstraktion in Form von Begriffen.Wenn wir ein Ding, einen Vorgang odereine Erkenntnis benennen, bekommt dieseine Identität. Die Abstraktion führt dannzu einer Form der Gleichstellung, wenn wirverschiedene Einzeldinge mit dem gleichenNamen bezeichnen können.

Digitales Genom

Wirklichkeit

Logik

42

Durch das logische Denken werden die Em-pfindungen der Wirklichkeit in eine logischeForm, Sprache abstrahiert. Dabei halten wirden Fluss des konkreten Erlebens an, dieProzesse werden zu Dingen, sie bekommenSubstanz. Im Ausdruck verliert der Prozessseine sinnliche Empfindung und wird iso-liert. Wirklichkeit wird in Folge der Logik zueinem Gegenstand, wir beschreiben – Wortesind Symbole – unsere Sinneserfahrung.Ähnliche Empfindungen bekommen gleicheBegriffe, dabei verlieren wir den Momentder Ganzheitlichkeit.

Wir gelangen also mittels Logik zu Worten,zu einer bildlichen Beschreibung der Welt.Die dabei auftretende Vereinheitlichung isteine Verfälschung der eigentlichenWirklichkeit.

Durch diese Klassifikation sind wir in derLage, Objekte zu vergleichen und inBeziehung zu setzen. Die Beschreibung vonUnterschieden lässt logische Schlussfol-gerungen zu. Die Suche nach Ähnlichkeitenermöglicht keine logische Schlussfolgerung,sondern dient der Bestätigung.

Wirklichkeit Sprache

In Form von Sprache kann man dieEmpfindungsvielfalt ausdrücken. Man darfaber Worte nicht der erlebten Wirklichkeitgleichsetzen. Die Beziehung in die wirRaum, Zeit und Personen bei der Sprachesetzen, ist das grammatische Gesetz, aberkein Naturgesetz.

Wirklichkeit

Wirklichkeit Sprache

Digitales Genom

43

Page 23: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Unser explizites Wissen besteht aus Wortenund Zahlen. Indem wir klassifizieren und sys-tematisieren, schaffen wir sprachlicheAusdrücke. Diese Ausdrücke sind »statische«Begriffe und treten so an die Stelle derdynamischen Wirklichkeit.

Die Sprache ist eine Form der Abstraktion.Abstraktion ist das Prinzip der Analogie.Jedes Wort ist in seiner Bedeutung auseinem Prozess entstanden, der Beobachtungvon Ähnlichkeiten. Durch diese Verallge-meinerung ist es möglich zu strukturieren.Wir sind in der Lage, unbekanntes mitbekannten Worten zu beschreiben undmachen so Neues zu Altem.

Die Königsdisziplin des Denkens ist es, dieBegriffe in ein Verhältnis zur eigenensinnlichen Erfahrung zu bringen. DerAufbau der Wirklichkeit aus erfahrbarenElementen ist also eine Bedingung für dieBeschreibbarkeit.

Wenn eine Empfindung in Worten ausge-drückt wird, ist das ein Vorgang derAbstraktion, dabei werden »unwesentliche«Merkmale weggelassen.

»Ein Affe ist ein Säugetier.« Das »ist« ist hiergleichbedeutend mit dem »=« Zeichen derMathematik. Wir nennen Dinge beim glei-chen Namen, weil sie ähnlich sind, obwohlan ihnen nichts Identisches zu finden ist.

Wer also denkt und spricht, objektiviertseine Empfindung, er abstrahiert, verallge-meinert und vergleicht die Wirklichkeit, bissie verstanden wird.

Digitales Genom

Wirklichkeit

Wirklichkeit Sprache

44

Sehr abstrakt kann man sagen, wir berech-nen mit der Sprache die Wirklichkeit.

Wie schon erwähnt, wird durch Sprache dieWirklichkeit zu Objekten. Wir bemühen unsmit Logik diese Objekte zu ordnen, aberOrdnung ist nicht die Wirklichkeit. In derWirklichkeit gibt es keine Abstraktion.Daher ist jede Ordnung nur einem beson-deren Zweck dienlich und nicht »wirklich«.

Die Irritation von Wort und Wirklichkeitlässt sich nicht aufheben. Die Buchstaben-kombination in Worten dient dem Zweck,Worte beständig zu machen. Sie sind für unsbequem und können eine Analogie, einenErsatz der Wirklichkeit darstellen. Die Zeitkann mit ihnen angehalten, konserviert wer-den. Damit sind sie aber auch zwangsläufiglosgelöst aus der Wirklichkeit.

Wie schon die Realisten erkannten, sindWorte Fiktionen. Wir habe sie uns aus-gedacht, um die Wirklichkeit zu beschreibenund diese zu abstrahieren, damit wir sie ver-stehen. Worte können niemals exakt sein.

Es gibt also Worte wie Wirklichkeit undWahrheit. Was bedeuten sie? Wie unter-schiedlich sie sprachlich gebraucht werdenund welches Paradoxon in der Wahrheitliegt, wird nun zum Abschluss kurz betrach-tet.

Wirklichkeit

Wirklichkeit Sprache

Digitales Genom

45

Page 24: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Wirklichkeit

Das Wort Wirklichkeit bekommt in denZeiten der Computerisierung einen neuenStellenwert. Es wird sogar problematisch,Wirklichkeit objektiv zu bewerten. Sieverblasst, wirkt unübersichtlich und wirdimmer weniger bedeutsam neben derEntwicklung von mächtigen Bassworten wie»Simulation« und »Virtualität«.

Parallel ist aber auch der Wunsch, dir wirk-liche Wirklichkeit zu spüren. Das Zusam-menwachsen der verschiedenen Realitätenscheint nicht die gewohnte Realität zuabsorbieren, sondern erhöht deren Kontrast.Kriterien wie Körperhaftigkeit, Konstanz,Stabilität und Verlässlichkeit werdengeschätzt und als hochwertiges Qualitäts-merkmal gesehen.

Es gibt scheinbar ein stetiges Bedürfnis nachWirklichkeit.

Die aufkommenden »Reality TV« Sendungenzeigen eindrucksvoll die Verzahnung dieserWelten.

Das Wirklichkeit nicht wirklich ist, wurdeschon gezeigt. Den Realisten an sich, gibt esdemnach nicht.

Das Hauptproblem an Worten wie Wirklich-keit, Wahrheit, Zeit und Raum ist ihreUnentbehrlichkeit. Denn jeder Versuch,diese Begriffe zu erklären, müsste sie selbstin Anspruch nehmen. Dies ist zur Definitioneines Wortes nicht zulässig. Die Nichtdefini-tion dieser Begriffe könnte zu einer

Digitales Genom

Wirklichkeit

Wirklichkeit

46

Beliebigkeit der Bedeutung oder einemVerzicht führen. Genau das Gegenteil ist derFall. Also kann man diese Begriffe nichtdefinieren, aber auch nicht verwerfen. Wiedermal, ich sehe hier die Analogie zurQuantenphysik, gelingt es nur, diese Wortezu umschreiben, die verborgene Bedeutungzu erhellen.

Gesetze

Ein weiteres Beispiel wie sich Wirklichkeitfür uns darstellt, sind die Gesetze mit denenwir leben. Wirklichkeit zeigt sich hierbeidarin, dass wir Konsequenzen am eigenenLeib erfahren, wenn wir Gesetze nicht ein-halten.

Wenn die eigenen Interessen mit denenanderer kollidieren, gibt es mehrereMöglichkeiten, diesem Konflikt zu begeg-nen. Eine davon wäre Gewalt. Eine anderestützt sich auf die, durch das Wort Moralentstandene, übergeordnete Autorität derGesetze.

Die Begriffe Moral und Ordnung haben zuder Bildung dieses Konstruktes beigetragen,und ich habe hier einen Sprung in der Ketteder Wirklichkeitsformen gemacht. Wie dieheutige Sichtweise von Moral entstandenist, lasse ich aus, und gehe davon aus, dasssich jeder der Wirklichkeit einer Moralbewusst ist.

Wirklichkeit

Gesetze

Digitales Genom

47

Page 25: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Gesetze haben den Zweck, Ordnung undSicherheit zu garantieren und sind damiteine Weiterführung unseres Denkens,Bewusstseins in dem Konstrukt einesStaates. Wie Worte sind Gesetze eine fiktiveForm von Wirklichkeit, und besonders in denverschiedenen Staatsformen und derenGesetzgebungen lassen sich diese verschie-denen Wirklichkeiten gut erkennen.

Bei Gesetzen ist allerdings eine Besonderheitfestzustellen. Nicht Sie spiegeln nichtWissen wieder, sondern einen Willen. Siesind nicht Tatsachen, sondern Aufgaben.

Wirklichkeit spiegelt sich in den Gesetzennicht als etwas Beschreibbares wieder, son-dern ist ein aktive Veränderung derWirklichkeit. Keiner kann ihre Wahrheitbestätigen, sie sind eine Normierung in denKöpfen von Menschen.

Sie sind das Mittel zum Zweck innerhalbeiner Staatsform. Beides wäre unabhängignicht existent, Anarchie wäre die Folge.

Digitales Genom

Wirklichkeit

Gesetze

48

Heutige Visionen sind Simulationen

Die meisten Visionen, die sich konkret aufdas Medium Computer beziehen, sindSimulationen auf Computern. Es werdenApplikationen und Roboter betrachtet, dieunserer Vorstellung von Leben entge-genkommen, die wiederum von Applikatio-nen gesteuert werden. Man versucht dieMenschlichkeit zu adaptieren und verändertden Computer so, dass er uns ähnlicher wirdund damit für unsere allgemeine Vorstel-lung von Leben lebendig erscheint.

Dass es eine Bewusstseinsebene gibt, los-gelöst der jeweiligen Applikation, einegeistige Hülle des Materiellen, die wirderzeit nicht wahrnehmen, ist erst seltenerwogen worden. Genau diese, anschei-nend nicht greifbare Unterscheidungs-ebene, ist das Moment, das auszulösen ist.

Der Computer als Werkzeug ist die gängig-ste Betrachtung dieses Mediums. Man kanndiesen Ansatz durchaus nachvollziehen, sowar die Operationalisierung immer schonder Zweck dieser Maschinen.

Wie auch unser Verständnis der Welt undihrer Wirklichkeit sich stetig evolutionär ver-halten, so ist dies auch in der Nutzung derRechenmaschinen zu spüren. Allerdingswurde selten der Computer an sich, sondernoft die auf ihm laufenden Programme alsVision bedacht, und so kommt es, dass unshier die Vorstellungskraft noch fehlt.

Mensch Maschine

Simulationen

Digitales Genom

49

Page 26: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Evolution der Rechenmaschine

Es gab Vorläufer der modernen Computer.Der Abakus zum Beispiel ist ca. 7000 Jahrealt. Die Peruaner benutzten den Abakus (einschachbrettartiges Viereck) für mathema-tische Berechnungen und dokumentierten(speicherten) bestimmte Steuer- und Tribut-leistungen mit Hilfe geknoteter Schnüre. Die Peruaner kannten zu dieser Zeit keineSchrift.

Pascal baute im 17. Jahrhundert die erstemechanische Addier- und Substrahierma-schine. Sie wurde von Wilhelm Leibniz 1694weiterentwickelt.

Leibniz träumte davon, alle Begriffe undAussagen in eine mathemati-sche Spracheübersetzen zu können, um philosophischeFragen einfach durch Rechnen zu lösen: calculemus! = Lasst uns rechnen!

Er verfolgte damit nicht das dualistischeSystem Descartes, sondern ging davon aus,dass alles Denken und Handeln den mathe-matischen, physikalischen Gesetzen unterge-ordnet ist.

Alan Turings Team baute 1940 einen derersten Computer überhaupt, den HeathRobinson, dessen Zweck die Dechiffrierungder deutschen Nachrichten war. SeinNachfolger war der Colossus, gebaut 1943.Von diesem Typ waren bei Kriegsende 10Stück in Betrieb.

Digitales Genom

Mensch Maschine

Evolution der Rechenmaschine

50

Der erste programmierbare Computer warder Z-3, den Konrad Zuse 1941 baute. Zuseerfand die Gleitkommazahlen für den Z-3und entwickelte bis 1945 die Programmier-sprache Plankalkül. Der Z-3 arbeitete mitRöhren. Zuses Entwicklung war wis-senschaftlich begründet, das Militär küm-merte sich wenig darum.

In den USA wurde ein Computer, der ABC,von John Atanasoff und Clifford Berry 1940 -1942 an der Iowa State University gebaut.Initiiert durch das Militär waren dieEntwicklungen des Mark I, II und III an derHarvard University durch das Team vonHoward Aiken und des ENIAC an derUniversity of Pennsylvania durch das Teamvon John Mauchly und John Eckert. DerENIAC war der erste elektronische digitaleAllzweckcomputer. Der Nachfolger, EDVAC,war der erste Computer, der gespeicherteProgramme verarbeiten konnte.

Der Durchbruch gelang mit dem IBM 701,der 1952 von Nathaniel Rochester gebautwurde. Er war der erste kommerziellgenutzte Computer. Seit dieser Zeit hat dieComputertechnik einen großen Aufschwunggenommen mit sehr hohen Steigerungsratenin der Leistungsfähigkeit der Maschinen.

In die Haushalte zog der Computer mit derErfindung des Wortes »Personal Com-puter«, kurz PC ein. Der Apple II war bereits1977 ein überraschender Verkaufserfolg,und IBM zog 1981 auf den neu gewonnenPC Markt mit ihren Personal Computernnach.

Mensch Maschine

Evolution der Rechenmaschine

Digitales Genom

51

Page 27: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Die Integration der Computer in unsereWelt hatte weitläufige Auswirkungen. Eineganze Industrie und Wirtschaft entwickeltesich rasant um sie herum. Die Nutzungsmö-glichkeiten wurden größer, von dem reinwissenschaftlichen bis hin zu »oft nutzlosenMüll« im Internet, integrierten sich dieComputer in unsere Kultur.

Die Geschwindigkeit, die diese Entwicklungannahm, ist nicht vergleichbar mit irgend-einer anderen. Andere Erfindungen benö-tigten mehrere Generationen, bis wir ihreMöglichkeiten vollständig adaptiert hatten.Die Veränderungen durch Computer ver-laufen so schnell, dass sich bereits in einerGeneration von Menschen, dutzende vonComputergenertionen entwickelt haben.

Die Evolution bei Computern ist um einvielfaches schneller, als bei uns Menschen.Dass sich daraus Probleme ergeben, Ängsteund euphorische Emotionen, ist auch mitdieser unglaublichen Geschwindigkeit zubegründen.

Besonders große Hoffnungen setzte mandabei auf die Möglichkeit, den Computer»intelligent« zu machen. Ihn zur uni-versellen Maschine zu erheben und unsereProbleme mit ihr zu lösen.

Der Ansatz hierbei heißt »KünstlicheIntelligenz«.

Digitales Genom

Mensch Maschine

Evolution der Rechenmaschine

52

Die Künstliche Intelligenz, die Adaption desmenschlichen Verstandes auf die Laufum-gebung eines Computers, ist ein ersterAnsatz von künstlichem Leben in der digital-en Welt. Dabei ist die Robotik eine Erwei-terung der sonst auf den Bildschirm redu-zierten Aktionsfläche. Oft werden diesekybernetischen Wesen zu Anfang imCyberspace simuliert, bevor sie real gebautwerden.

Den Startschuss der KI Forschung gab es1956 auf einer Konferenz in Dartmouth, wodie Absicht formuliert wurde, Computer mitallen Fähigkeiten auszustatten, über dieMenschen verfügen.

John McCarthy kam in dieser Zeit vonPrinceton zum Dartmouth College. Er orga-nisierte dort im Sommer 1956 einen zwei-monatigen Workshop, zu dem die Forscherauf den Gebieten Automatentheorie, neu-ronale Netze und Untersuchung derIntelligenz eingeladen waren. Es nahmen 10Personen teil. Bei diesem Workshop präsen-tierten Allen Newell und Herbert Simon vomCarnegie Tech ihren Logical Theorist, denersten Theorembeweiser. Der DartmouthWorkshop wurde legendär, weil dort alledamaligen KI-Forscher versammelt waren,die später meist sehr einflussreich wurden.Man stimmte dem Vorschlag McCarthys zu,das neue Forschungsgebiet ArtificialIntelligence zu nennen.

Künstliche Intelligenz

Digitales Genom

53

Page 28: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Regel1:Alle Menschen sterben.Regel2: Achim ist ein Mensch.

Durch die Übersetzung semantischerBedeutungen können Expertensysteme nuneine neue Aussage treffen. Sie denken,wissen:

Aussage: Achim wird sterben.

Anwendungsgebiete sind besonders beidiagnostischen Systemen, zum Beispiel inder Medizin, weit verbreitet. Die Annahmedes Systems, wahre Informationen zuerhalten, und die Ausrichtung auf eineKlasse von Objekten, wie dem Menschen,machen diese Systeme höchst effektiv.

Ändert sich aber eine Bedingung, versagensie meist sofort. So zum Beispiel, wennman einem medizinischen System ein Autoanstelle eines Menschen „untersuchenlässt«, ihm die Symptome eingibt, roteFlecken, Wasser tropft und erhöhteTemperatur mitteilt, dann hat dieses Autoeindeutig Masern und hohes Fieber.

Also sind die Ansätze der harten KI dazugeeignet, spezielle Probleme zu lösen,jedoch keine Universalmaschinen zuerschaffen.

Harte KI

Mit heutigem Wissensstand beschreibbar, istes das explizite Wissen, welches die harte KIüber den Computer zugänglich und versteh-bar machen wollte. Ursprünglich verfolgtedie hart KI die Ansätze von Leibniz undTuring. Sie geht davon aus, dass alle Prozes-se des Denkens und des intelligenten Ver-haltens der Logik entspringen, und sichsomit in Einzelprozesse zerlegen und ordnenlassen.

Das Wissen dieser Welt ist explizit formulier-bar, und man muss es dem Computer seman-tisch zugänglich machen, um ihm dieFähigkeit des Denkens, wie wir es verstehen,zu ermöglichen.

Da sich unser Gehirn aus endlich vielenZellen aufbaut, ist für die harte KI die Fragenach Erfüllung der Vision eines menschen-gleichen Intellekts auf der Computerebeneeine praktische, keine theoretische.Intelligenz ist für die harte KI die Summealler Teile.

Die Vertreter der harten KI verfolgen dieThese: Maschinen, die sich intelligent verhal-ten, besitzen kognitive Zustände, besitzendemnach Geist.

Die bekannteste Anwendung, die aus denBemühungen der harten KI stammt, ist dasExpertensystem. Dieses System kann Regelnableiten und neue Regelsätze erlernen.

Digitales Genom

Künstliche Intelligenz

Harte KI

54

Die weiche KI

Diese Form der KI wird auch schwache KIgenannt. Sie erhebt nicht den Anspruch,neue eigenständige Intelligenz zu erzeugen.Es ist nicht die Summe aller Teile, dieunseren Geist ausmacht, es gibt darüber hin-aus einen nicht-logischen Teil, den man vor-sichtig mit Intuition begreifen kann. Sie ver-folgt nicht die Methode, neue Verhaltens-weisen zu schaffen, sondern die Beobach-tung wird hier instrumentalisch benutzt.

Es wird gesagt, dass man durchaus in derLage ist, intelligentes Verhalten aus Sichteines Beobachters als Regelfolge zubeschreiben und mit Hilfe dieser Regelnintelligentes Verhalten zu simulieren. Beidiesem Ansatz verliert sich der AnspruchBewusstsein, Geist zu schaffen. Allerdingslässt eine perfekte Simulation durchaus zu,dass die Grenze zwischen Realität undSimulation unsichtbar wird.

Genetische Pogramme

Der evolutionäre Gedanke, der sich auch inunseren Genen wiederfindet, wird imBereich der Programmierung als neuartigerLösungsweg herangezogen.

Von vielen Problemen in der Informatik ver-mutet man, dass sie im allgemeinen nichteffizient lösbar sind. Das heißt, es gibtkeinen Algorithmus, der das Problem inpraktikabler Zeit löst. Doch gerade dieseProbleme tauchen in der Praxis häufig auf.

Künstliche Intelligenz

Weiche KI / Genetische Programme

Digitales Genom

55

Page 29: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Was macht man in diesen Fällen?

Man kann zum Beispiel einen Algorithmusentwerfen, der nur Näherungslösungenliefert oder in den meisten Fällen »schnell«arbeitet. Manchmal gelingt aber selbst dasnicht. Oder man hat nicht die Zeit, nacheinem »ausgeklügelten« Algorithmus zuforschen.

Hier bieten sich die »genetischen Algorith-men« an. Ein genetischer Algorithmus ist ein allgemeines, einfach einzusetzendesLösungsverfahren, das wie bei den neu-ronale Netzen von der Natur inspiriert ist. Erahmt die natürliche Evolution nach, um fürein Problem eine »gute« Lösung zu finden.Dabei arbeitet er auf einer Menge vonmöglichen Lösungen, die sukzessive durchdie Evolutionsprinzipien Selektion, Kreu-zung und Mutation verändert wird. Das Zielist dabei, mit der Zeit - von Generation zu Generation - immer bessere Lösungen zuentwickeln.

Reale Identitäten

Schon lange haben wir begonnen, uns inder digitalen Welt reale Abbildungen vonIdentitäten, Individuen zu schaffen. DieWege die wir dabei gehen, und die kon-struktiven Möglichkeiten zur Bildung vonIdentitäten, waren anfangs Visionen undfanden ihren Ursprung in der Literatur undin Filmen.

Digitales Genom

Künstliche Intelligenz

Identitäten

56

Bereits 1926 wurde das erste Maschinen-wesen im Film »Metropolis« von Fritz Langals Doppelgängerin der Maria, als einer derersten Filmroboter erschaffen. Die Ästhetikprägte das nun aufkommende Science-Fiction-Genre.

Im Jahre 1940 schrieb der Autor IsaacAsimov verschiedene Robotergeschichten.Drei berühmte Gesetze werden formuliert.

§1 Ein Roboter darf keinen Menschen verlet-zen oder durch Untätigkeit zu Schaden kom-men lassen.

§2 Ein Roboter muss den Befehlen einesMenschen gehorchen, es sei denn, solcheBefehle stehen im Widerspruch zum erstenGesetz.

§3 Ein Roboter muss seine eigene Identitätschützen, solange dieser Schutz nicht demersten oder zweiten Gesetz widerspricht.

In der Geschichte »Mein Freund derRoboter« wird einer wichtigen politischenPerson von einem ebenso bekanntenReporter vorgeworfen, ein Roboter zu sein.Wutentbrannt über diese Äußerung springtdieser auf und schlägt dem Reporter insGesicht. Die Menge ist entsetzt, zugleichnimmt sie aber nun an, das diese Reaktionnur von einem Menschen stammen kann, daein Roboter niemals in der Lage sein würde,einen Menschen zu verletzen. Am Endestellt sich jedoch heraus, dass auch derReporter ein Roboter war.

Künstliche Intelligenz

Identitäten

Digitales Genom

57

Page 30: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Alan Turin veröffentlicht 1950 den Aufsatz»Computing Machinery and Intelligence«.Die Vision des menschlichen Computers wirdreal vorstellbar.

1968 faszinierte HAL 2000 im Film »2001Odyssee im Weltraum«. Mit seinemScharfsinn war er als erster Computer sichseiner selbst bewusst. Er war als lebendesMitglied der Crew in die Handlung inte-griert. Neben dem Triumph der Intelligenzdieses Wesens, spiegelt sich auch die Angstwieder, die von der Vorstellung ausgeht, derÜberlegenheit solcher künstlichenIntelligenzen ausgeliefert zu sein. HAL 2000wird am Ende abgeschaltet, damit es nichtzu einer Katastrophe kommt.

1977 werden mit R2D2 und C3PO im Film»Star Wars« die wohl berühmtesten Compu-terwesen geschaffen. Sie waren als Spiel-zeug so erfolgreich, dass man sie auch fürdie Popularisierung von Robotern verant-wortlich macht.

Mit dem Film »Blade Runner« wird eineneue Gefahr und Sichtweise beschrieben.Die düstere Perspektive der Computeri-sierung wird betrachtet. Im Gegensatz zuden Luddisten, die den Menschen durch dieTechnisierung in Gefahr glaubten, ist es hierder Roboter, der sich zum einen nicht mehrbewusst ist, eine Maschine zu sein und zumanderen von den Menschen gejagt und»getötet« wird. Die »Repklikanten« sind indiesem Szenario die humanuiden Roboter,die um ihre Existenz kämpfen müssen.

Digitales Genom

Künstliche Intelligenz

Identitäten

58

In der heutigen Zeit sind diese Visionenschon fast Realität.

Der künstliche Hund von Sony namens»Aibo« wird trotz seines stolzen Preises von2500 Dollar ein Verkaufshit für dasSpielzimmer. Er wurde entwickelt um zutesten, wie die Reaktion auf Unterhaltungs-roboter ist. Dieser Test war ein voller Erfolg.

Mehr als 100 Millionen Euro investierte diejapanische Firma Honda in die Entwicklungeines menschenähnlichen Roboters. SeinName ist »Asimo«, und er kann zumindestgrobmotorisch fast alles, was ein Menschkann. Gehen, laufen und Treppen steigenbeherrscht er mühelos, allerdings imGegensatz zum autark funktionierendenAibo, wird Asimo ferngesteuert und kannnicht selbständig Denken.

Simulationen und Künstliches Leben

Neben der Möglichkeit, den Computer inunsere Welt zu adaptieren, wurde auch derWeg eingeschlagen, uns selbst und unsereWelt im Computer zu simulieren. Damit wares möglich, neue künstliche Realitäten zuschaffen. Der Cyberspace steht alsPseudonym dafür.

Die so entstehende Kultur der Simulationlässt die Vision von mehrfachen, integrativ-en Identitäten zu. Die darin vorhandeneFlexibilität, Unverwüstbarkeit und Fähigkeitsich daran zu erfreuen, gibt uns neueZugänge zu unseren multiplen Ich’s.

Künstliche Intelligenz

Künstliches Leben

Digitales Genom

59

Page 31: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Extrem gedacht, kann man die gesamteWelt als Simulation betrachten. Menschensind dann nichts anderes als »Programme«,die in dieser Simulation »laufen«. Wennman eine Sinnestäuschung erlebt und beimzweiten Blick den »Irrtum« erkennt, ist zufragen: Haben wir uns geirrt, oder hat dasSystem den Fehler nur schnell behoben?

Sicherlich gibt es Menschen, die diesenmehrfachen Perspektivismus ablehnen, diesegehören aber in Zukunft statistisch eventuellder Minderheit an.

Die so genannten MUDs – Multi UserDomains – verkörpern die Mittel, sich imNetz, damit in Computern, zu definieren,sich einen neue Identität zu konstruieren.

Hierbei kann man mehr oder weniger vonsich selbst darstellen.

Die Konstruktionen für Onlinerealitäten sindextrem vielfältig und von der jeweilsgegeben Laufumgebung abhängig.

- Zum Teil reduziert sich die Identität auf Text. (Chat)

- Intellektuelle und technische Vorraus-setzungen bestimmen die Ökonomie der Mittel.

Die Möglichkeit, multiple Identitäten simul-tan zu erleben (man kann sich zum Beispielmehrfach ins gleiche Chatprogramm mit ver-schiedenen Namen anmelden), lassen diebisher erlebten Grenzen der Identitäts-veränderung im realen Leben verschwim-men.

Digitales Genom

Künstliche Intelligenz

Künstliches Leben

60

ASCII: »American Standard Code forInformation Interchange.«

»Hi Uzo, Laughing out Loud, now i meetyou in real live, nice greeings,see ya (you)soon. .a.«

Im Netz ist kein Körper gegeben, man kannohne ihn auf Basis der geschriebenen Worteexistieren. Durch den Fakt der Körperlo-sigkeit gewinnt man die Gelegenheit, Alter,Geschlecht und Aussehen zu modifizieren.Auch die soziale Stellung, Wertvorstellungenund Ideologien scheinen nun losgelöst. Imrealen Leben sind Veränderungen an diesenPunkten nur bedingt möglich, wenn nichtsogar ausgeschlossen.

Dies bedeutet, das sich das Individuum seineIdentität/en vollständig neu kreieren kannund damit spielt und experimentiert, ohnedirekte, leibliche Konsequenzen zu erfahren.

Wie im realen Leben sind diese künstlichenIdentitäten in der Lage, Eigendynamik zuentwickeln. Sie sind eingebettet in virtuellesoziale Kreise und der »Spieler« versucht,sich selbst verpflichtet, seine Rolle zu spie-len.

Dass sich dabei eine neue Kultur entwickelt,wird deutlich daran, dass sich diese Kultureigene Zeichen erfindet. Besonders auf derASCII / Text Ebene entsteht so eine Sprache,die von Menschen außerhalb dieser Kultur,schwer bis gar nicht verständlich ist.

Beispiel: »Hi uzo, LoL, now i meet U IRL, *G.cas .a.«

Namen werden in dieser Welt zur Identität.Namen sind die letzten Überreste unsererKultur bei der Adaption in die virtuelleWelt.

Künstliche Intelligenz

Künstliches Leben

Digitales Genom

61

Page 32: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Alles ist denkbar

Unsere heutige Gesellschaft zeichnet sichdadurch aus, im stetigen Wandel zu sein.Nicht eine, sondern unendlich vieleMöglichkeiten der momentanen und kom-menden Realität sind denkbar. War es dieNull, die früher in unsere Vorstellunggelangte, die als real anerkannt wurde unddas Weltbild umformte, so ist es heute einPhänomen, dass sich die Unendlichkeit neuin unser Bewusstsein fügt. Ob unserUniversum unendlich ist, wissen wir nicht.Das führt zu dem Problem, das unser Systemnoch nicht „stabil« ist. Dies war es auch nie.

Die Identitätsfrage wird heftig diskutiert,und ein Begriff wie »Erkenntnis«, verliert anGewicht. Oft wird vergessen, was dieMenschen dazu beigetragen haben, dieWelt auf die Weise wahrzunehmen, wie siees heute tun.

Das Verhältnis zur Wirklichkeit ist wie einSpiegelbild. Man kann sich mit ihm einmögliches Bild machen, ob dieses richtigoder falsch ist, vermag es aber nichtauszusagen.

Bei der Erforschung möglicher Bilder tretenimmer Grenzen auf, die unsere Vorstellungs-kraft übersteigen. Erreichen wir ein ima-ginäres Ziel – es wird Realität – entstehenzwangsläufig neue ungeklärte Fragen. Dietechnischen und gedanklichen Horizontesind somit stetig im Wandel.

Digitales Genom

Evolution

Alles ist denkbar

62

Die Fähigkeit der Imagination unterscheidetden Menschen von anderen Lebensformen.Sie ist vielleicht in den zwei Prozent desGenoms verborgen, die ihn vom Affen unter-scheiden.

Die Vorstellungskraft lässt Gedanken zu, dienoch nicht in unsere Wahrnehmung vorge-drungen sind. Das Faszinierende dabei ist,dass es immer wieder gelingt, etwas zu find-en, von dem man nicht wusste, wie es zufinden sei, da es zu diesem Zeitpunkt gänz-lich unerfahrbar war. Es gibt viele philo-sophische Auseinandersetzungen zu diesemParadoxon, ich vermeide diesen Diskursbewusst und verweise darauf, dass diesschon lange die Philosophie beschäftigt.Eine der ersten Formulierungen hierzu fin-det man im Menon-Paradoxon zu ZeitenPlatons und Aristoteles.

Man befindet sich immer auf der Suche nachetwas. Wenn man nicht mehr suchend ist,müsste man frustriert erkannt haben, dass eskeinen Sinn hat zu suchen. So kommt es,dass sich das Weltbild ständig verändert,und die durch die Suche abgebildetenZusammenhänge immer komplexer werdenund »mehr Sinn« ergeben.

Die Geschichte hat gezeigt, dass in hohemMaß technische Erfindungen unsere Weltformten. Nicht nur physisch, sondern auchpsychisch und philosophisch. Der Computerist ebenfalls eine technische Erfindung undist dabei, unser Weltbild zu gestalten.

Evolution

Alles ist denkbar

Digitales Genom

63

Page 33: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Meine anfängliche Idee, den Computer alslebendiges Wesen zu entdecken und dasDigitale Genom zu adaptieren, muss ich hierrevidieren. Noch ist dies eine Utopie. Dass ernoch kein lebendiger Teil unserer Kultur ist,liegt daran, wie er wahrgenommen wird,und wie wir ihn wahrnehmen wollen. Dieallgemeine Vorstellung ist nicht darauf aus-gelegt, ihn als lebendig zu betrachten.

Vor allem, muss ich die Trennung von Hard-und Software zu diesem Zeitpunkt kritischbetrachten, da beides in Abhängigkeit steht.Noch kann man den Computer nicht ohneSoftware beobachten, da er ohne sie einfachim Nullmoment verharrt und nicht funktio-niert. Eine losgelöste Betrachtung derHardware, wie ich sie anfangs verlange, istzur gegebenen Ist-Situation schlichtwegundenkbar.

Daher ist der kommende Teil unter demAspekt entstanden, dass Hard- und Softwarezunächst vereint betrachtet werden und sodie Form von synthetischem Leben zulassen.

Digitales Genom

Evolution

Alles ist denkbar

64

»Es war schon ein merkwürdiges Haus.Eigentlich weigerten sich die Meisten, oderim Grunde genommen Alle, bei diesemDing an etwas zu denken, das derBezeichnung Haus nahe kommt. Dochirgendwie war das Wort "Haus" dasEinzige, was den Bewohnern von Introdiadazu einfiel, was eigentlich niemandenwunderte, denn die Introdianer waren alseigenartigster Haufen nordwestlich derXephoniax - Gebirgskette in Verruf gekom-men. Was aber weniger an denBewohnern lag, als an diesem "Haus", wasseinerzeit den Ursprung von Introdiabildete. Es muss wohl an derbefremdlichen Aura gelegen haben, diezunächst eine verkorkste Gruppe vonFreidenkern, Frisören und Frisbeewerfernanzog. Das "Haus" lag, wenn man über-haupt von liegen sprechen kann, innerhalbeines gigantisch großen, abgestorbenenUrmandalabaums, der im Laufe seinesSterbens ein großes Loch bekam.Irgendjemand oder irgendetwas hatteanscheinend überlegt, daß der toteUrmandalabaum ein sicherer Platz für ein"Haus" wäre, doch dieser Jemand ist vonkeinem Lebewesen je gesehen worden.Und doch schien es noch von diesemJemand bewohnt...Das behaupteten jeden-falls die jetzigen Bewohner, die nach undnach einzogen und eine illustre Kommunemit immerhin einigen hundert Mitgliedernbildeten.

Der Computer als Lebewesen erfahrbar

Wenn der Computer als Lebewesen existiert,dann momentan nur in der Form von künst-lichem Leben. Was Leben ist, wie es sichdefiniert, ist noch nicht geklärt und wirdwahrscheinlich nie genau zu klären sein.Leben ist ein Begriff, der aus der Biologiegeprägt wurde und erklärt zunächst einmaldas irdische Leben. Dieses Leben baut aufKohlenstoffen und nicht auf binärenZahlenfolgen auf. Wenn Leben ausKohlenstof-fen bestehen »muss«, ist derComputer nicht lebendig.

Das Genom zeigt eine Analogie zurBinärwelt des Computers. Hier sind es vierZeichen oder Symbole, die echtes Lebenentstehen lassen. Zudem liegt dieser Codevollständig digital vor, ist demnach alsAbbildung im Computer vorhanden. DieStruktur des Genoms ist mit einemProgramm vergleichbar, das wesentlich kom-plexer gestaltet ist, als dass ein Menschjemals in der Lage wäre, es zu entwickeln.

Die Vorstellung, dass Leben nur ausKohlenstoffeinheiten basiert, ist naiv. Wirkennen momentan zwar keine andere, aberes ist leicht denkbar, dass dies nicht einzwingendes Merkmal sein muss.Ausgeschlossen wären so außerirdische unddigitale Lebensformen von vornherein.

Evolution

Medium

Digitales Genom

65

Page 34: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Sonderbar war auch, dass es trotz derzahlreichen Bewohner nie eng wurde.Zwar hatte das Haus geradezu gigantischeAusmaße, doch es schien fast, als hätte esimmer gerade etwas mehr Zimmer alsbenötigt wurden... und auch die Tatsache,dass alle Versuche - die mittlerweile aller-dings eingestellt wurden - einen Plan zuerstellen, fehlgeschlagen waren, weil erschon am nächsten Tag nicht mehrnachzuvollziehen war, gab Anlass zuwilden Spekulationen. Ein Plan wareigentlich auch gar nicht nötig, denn jeder,der sich - eine gute Absicht vorausgesetzt -innerhalb des Hauses bewegte, wussteirgenwie immer, wie er wo hinkam - aberjeder eben irgendwie immer anders... Aberdas störte niemanden und Diebe zumBeispiel hatten absolut keine Chance. Sowar das Leben angenehm, und durch diebunte Mischung der Bewohner und derzahlreichen Gäste, wurde es auch nie lang-weilig.

Wie verfälschend eine solche Liste sein kann,die vorgibt was Leben ist, lässt sich schnellbeweisen. Eine gängige Liste der Merkmalebeinhaltet die Fähigkeit der Replikation, derEvolution, der Reaktion auf Stimulation undder Reparatur von Schäden am Organismus.

Wenn die Erfüllung aller Kriterien vorausge-setzt wäre, um ein Objekt lebendig zu nen-nen, so wäre ein unfruchtbarer Menschnicht lebendig.

Daher sind diese Kriterien möglicheIndikatoren von Leben. Bergen Sie aber dieGefahr, dass bei der Generierung von Lebenversucht wird, genau diesen Kriterienansatzweise gerecht zu werden. So kommtes, dass sich Wissenschaftler bemühen, künstliches Leben zu erzeugen, welches je-weils einem Teil der von uns definiertenAnsprüche an Leben erfüllt.

Dieser Ansatz ist nicht zufrieden stellend,führt aber dazu, den Computer momentannicht als lebendig zu betrachten. Selbst wennwir andere Kriterien heranziehen, wie denÜberlebenswillen oder die Ich-Definition,scheitert der Computer sehr schnell.

Man muss das Bild von Leben erweitern,parallel zu dem bekannten Bild, und dassynthetische Leben als mögliche Lebensformerlauben.

Diese Überlegung führt dazu, dass eineneue Liste erstellt werden könnte. Sie solltealle Merkmale von bekannten, lebendenSystemen beinhalten. Die Frage ist dannallerdings nicht mehr, ob alle Merkmale

Digitales Genom

Evolution

Medium

66

Die Bewohner des Hauses hatten sichschnell an ihre neue, absonderlicheUmgebung gewöhnt, doch gab es auchdiejenigen, die sich in vermeintlich sichererUmgebung des Baumes niederließen unddamit ungewollt eine Stadt gründeten.Ängstlich gespannt in einer Entfernung, dieihnen, ihrer Meinung nach, den Rückenfreihielt und doch in den Bann gezogenvon diesem Haus. Etwas passiert ist bisherin der Umgebung und im Haus lediglichdenen, die es den restlichen Bewohnernvon Introdia nach, auch verdient hatten.Doch es kursierten auch Gerüchte über dasVerschwinden von Bewohnern, die sichdurch fahrende Händler, Abenteurer oderreiche Neugierige über das Xephoniax-Gebirge hinwegtrugen. Diese Gerüchtehatten zur Folge, dass eine stete Flut vonNeuankömmlingen und AbreisendenIntrodia in eine quirlige, lebendige Mengeverwandelte, die auch Eroberungsversucheund Vernichtungsschläge mit sich brachten- warum auch immer. Die seltsame Aurades Hauses hatte jedoch eine unwirklicheKraft, die alles Böse aus der Gegend zumScheitern verurteilte.

erfüllt werden, sondern ob sich ein Vorkom-men zeigt, das einem dieser Merkmale ent-spricht. Dann hätte man die Möglichkeiterschafft, Merkmale für synthetisches Lebenzu erstellen.

Die Frage, ob dieses Leben dann lebendigist, können wir nicht beantworten, aber wirkönnen fragen, ob eine Form Merkmale vonechtem Leben besitzt. Diese Frage ist ein-facher zu beantworten.

Synthetische Lebensformen

Das »wirkliche« Leben auf der Erde ist einProdukt der Evolution. Es ist durch dienatürliche Selektion im Medium der Kohlen-stoffchemie entstanden. In unserer Vorstel-lungswelt ist dieser Evolutionsprozess wederauf dieses Medium, noch auf die Erdebeschränkt. Genauso wie man sich Lebenauf anderen Planeten vorstellen kann, könn-te es sich auch in anderen Medien, wie demdigitalen Apparat entwickeln. Genauso wiedie Evolution auf anderen Planeten keinModell für das irdische Leben sein kann, istdie irdische Evolution kein direktes Modellfür das Leben im digitalen Medium.

Momentan sind wir nur an solchen Model-len, mit Bezug auf Leben im digitalenMedium interessiert.Oft bilden diese orga-nische Prozesse ab. Wie aussagekräftig dieSimulation, und wie groß demzufolge dasInteresse an dieser ist, hängt davon ab, wiepräzise die verwendeten Symbole undRegeln den Prozess wiedergeben.

Evolution

Synthetisches Leben

Digitales Genom

67

Page 35: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Eine schriftliche Niederlegung dergeschichtlichen Annalen von Introdiaexistiert aufgrund der ungeheuren Mengevon Ereignissen nicht, und man ist daherauf mündliche Erzählungen angewiesen.Man erzählte sich, dass es bisher erst eini-gen wenigen gelungen sei, Introdia einenspürbaren Schaden zuzufügen... «

http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/jetzt/konserve/net_kap1.html

Um den Computer als lebendig ansehen zukönnen, muss man Leben als Prozess begrei-fen und dies losgelöst von dem Medium derKohlenstoffchemie.

Der Computer wird demnach nicht als Werk-zeug betrachtet, um Leben zu simulieren,sondern ist eine Umgebung, in der neuessynthetisches Leben entstehen und exis-tieren kann. So wie eine Ameise teil eines»lebendigen Ameisenhaufens« ist, und dieSumme aller Ameisen in Form des Ameisen-haufens auch als lebendiger Organismusbetrachtet wird, so wird der Computer imGanzen ebenfalls zu einem lebendigen, syn-thetischen Organismus. Die Vernetzung vonComputern wird damit zu einem Hyperraumfür synthetisches Leben, in dem sich allemöglichen Formen von synthetischem Lebenevolutionär entwickeln können.

Man hat mit dem Computer und seiner ver-netzten Struktur ein neues Medium für evo-lutionäre Prozesse entdeckt. Ähnlich einemReagenzglas, welches voll mit Bakterien undViren ist, lässt sich der Computer mit geneti-schen, evolvierenden Programmen (digitalenOrganismen) gefüllt, als Systemmodell füreine »experimentelle« Umgebung der Evo-lution begreifen. Die digitalen Organis-mensind, ebenso wie die Viren und Bakterien imReagenzglas, keine Simulation mehr.

Genetische Programme können sich indiesem Medium entwickeln und in dergegebenen Umgebung »heranwachsen«.

Digitales Genom

Evolution

Synthetisches Leben

68

Wie verhält sich diese Evolution im Vergleichzur bekannten Evolution auf Kohlenstoff-basis?

Organische Evolution vollzieht sich sehrlangsam. Man kann im Experiment aktuellnur Mikro-Evolutionen betrachten. Die wirk-lich großen Sprünge, bei denen Organismenvöllig neue Komplexität annehmen, erkenntman nur bei der Untersuchung von Fossilien.Die Makro-Evolution lässt sich also nicht imExperiment auf organischer Basis erzeugen.

Digitale Evolution hingegen ereignet sichmit enormer Geschwindigkeit. Hier kann esüber Nacht zu erkennbaren Veränderungenin der Struktur von Organismen kommen,die vergleichbar der organischen Evolution,bereits als Makro-Evolution bezeichnet wer-den können. Zur Zeit sind digitale Organis-men wesentlich weniger komplex als orga-nisches Leben, aber es ist zu erwarten, dassdiese an Komplexität gewinnen, und danndie Evolutionsrate proportional anwachsenwird.

Die Evolution ist ein Prozess, der die imMedium befindlichen Möglichkeiten erkun-det, in dem diese Evolution eingebettet ist.Evolution entwickelt ständig änderndePopulationen, ohne dabei einer Intention zufolgen. Es ist eine neue »Physik«, die nunzur Selektion und dem Fortbestand (Über-leben) dieser Organismen beiträgt.

Evolution

Synthetisches Leben

Digitales Genom

69

Page 36: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

CPU = »Centrel Processor Unit«, bekannteCPUs sind: Pentium I,Pentium II,Pentium III,PPC, G3, G4, oder Alpha.

Die Evolution ist in ein neues Universumeingebettet, mit anderen Gesetzen als inunserem materiellen Universum. Es gibt hierkeine Thermodynamik oder Chemie. Erklärtsich die materielle Welt wesentlich aus derPhysik, so ist das digitale Universum eher einlogisches Informationsuniversum. Die»Physik«, der die Evolution in einem Com-puter ausgesetzt ist, ist also eine Logik, diedurch den Prozessor, den Speicherraum, demBetriebssystem eingebauten Regeln undRessourcen, sowie der Zeit, die auf derGeschwindigkeit des Prozessors beruht, vor-gegeben ist.

Nun gibt es ein Problem, zumindest wennman den Computer ohne seine Vernetzungbetrachtet, denn in diesem Moment verliertsich der Aspekt der Zeit, egal ob einComputer aus Schaltern, langsamen Relaisoder aus Quantenteilchen mit enormerGeschwindigkeit besteht. Wenn die Logikdie gleiche ist, die auf einer Hardware läuft,wird die Evolution diesen Unterschied nichtbemerken. Von außen betrachtet würdenMinuten oder Nanosekunden messbar sein.Aus der Perspektive der Evolution, innerhalbeines digitalen Mediums, existiert dieseRelation nicht, da sich alle Prozesse durchdie CPU-Zeit, in einem abgeschlossenenSystem befinden.

Erst bei der Vernetzung von unter-schiedlichen CPUs, werden Relationenerkennbar und damit wichtig.

Digitales Genom

Evolution

Synthetisches Leben

70

Den Raum, den Organismen im digitalenMedium einnehmen, ist das RAM. Raumwird für die organische Welt als einEntfernungsverhältnis von Punktemengenbeschrieben. Dieses Verhältnis existiert imRAM nicht. Es gibt keine »Strecke«, diezurückgelegt werden muss. Die Analogiezum Raum wird die Zeit, die eine Infor-mation braucht, um übertragen zu werden.Ein Netzwerk bekommt über die ZeitDimensionen, die eine Information braucht,um in ihm bewegt zu werden. AktuelleBetriebs-systeme behandeln sich selbst alsNetzwerk. Daher wird der einzelneComputer, wie russische MamuschkaPuppen, ein eigenes Netzwerk im Netz, indem sich mittels Zeit räumliche Dimensionenabbilden lassen. Diese Dimensionen werdenbeeinflusst durch die physikalischeVerortung der Computer. In einem lokalenNetz sind die Zeiten sehr klein, wohingegengroße Distanzen mehr Zeit benötigen,obgleich beide von der jeweiligenAuslastung beeinflusst werden.

Mit diesen Überlegungen kann man nunbeginnen, genetische Programme undProzesse in diesem Universum auszusetzenund beobachten, wie die Evolution sich ver-hält. Noch ist die Hard- und Softwaregetrennt. Das Leben ist eher der Softwarezugesprochen, aber in Zukunft wird sich diesändern, gedacht wurden schon vieleMöglichkeiten in diese Richtung.

Evolution

Synthetisches Leben

Digitales Genom

71

Page 37: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Fortsetzung von Seite 63

»..was genau man in diesem ueberaus sen-ationellen land als schaden ausmachte,wusste allerdings auch niemand mehr sogenau. man erzaehlt sich aber, dass einestages die sonne nicht mehr aufgegangenwar. leute, die sie von zeit zu zeit besuchthatten, glaubten zu wissen, dass sie einestages einfach keine lust mehr hatte, das zutun, was man von ihr erwartete. anstattihren job zu machen, nahm sie sich dennaechst besten fremdwörterduden, blaet-terte ein bisschen darin herum und ver-wandelte sich in das erste wort, das sie las.weil die sonne aber des leisenlesensmaechtig war und ihr niemand,aufgrundihrer fuelle und dimension, ueber die schul-ter schauen konnte, kriegte nichts und nie-mand mit, wer, was und wie sie jetzt war.sie fiel lediglich durch ihr nichtvorhanden-sein auf. man vermisste sie und beschloss,sie zu suchen. einer, keiner, hundert-tausend hatte(n) lust, sich dieser aufgabeanzunehmen...

(irmi, [email protected]

http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/jetzt/anetende.txt

Abschließend zur synthetischen Evolutionmöchte ich hinzufügen, dass das Ziel hierbeiist, den Moment auszulösen, in dem es zueiner Explosion der Komplexität kommt. Beider organischen Evolution war dieserMoment erreicht, als sich Mehrzeller ent-wickelten und es zur »kambrischen Explo-sion der Artenvielfalt« kam. In diesemMoment besetzten die Arten bis dahin leereökologische Nischen, zur Reproduktion derDNS wurden nun Chromosomen benutzt.Wie dies geschieht und welche technischenGerüste dafür entwickelt werden, ist einjunges Forschungsfeld und in wenigenJahren wird sich zeigen, ob die Untersu-chungen den gewünschten Erfolg bringen,synthetisches Leben zu erschaffen, bei demsich Programme »tummeln«, ähnlich kom-plex wie die Struktur des Genoms.

Hard- und Software

Ich habe mich von der Trennung der Hard-und Software distanzieren müssen, um dieMöglichkeit des synthetischen Lebensdenkbar zu machen, ausgehend von demStand der heutigen Vorstellung von Lebenund den real möglichen Technologien.

Vorzustellen sind aber ganz andereTechnologien, bei der Hard und Softwaresymbiotische Verhältnisse eingehen.

Entsprungen sind unserer Vorstellung vonHard- und Software die Roboter und künst-lichen Wesen, die Bewusstsein haben unddem Menschen und seinem Medium

Digitales Genom

Evolution

Hard- und Software

72

erschreckend gleichen. Mit der Entdeckungdes Genoms, als so greifbar scheinende Pro-grammierung des Lebens, entstehen neueZukunftsvisionen. Waren Roboter und digi-tale Wesen bisher aus festen Bestand-teilenkonstruiert, ist das neue Zauberwort derComputerwelt die so genannte »Wetware«.Was man mit diesem Begriff konkret meint,ist noch nicht gesagt. Der eingeschlageneWeg ist, Objekte zu gene-rieren, die inAnalogie zum Genom in ihrer Struktur bere-its Programme beinhalten und diese Pro-gramme ausführen können. Neue Objektewerden erzeugt, die Impulse freisetzen oderLogik erlernen können, ohne dass man diesemit Menschenhand programmieren muss.

Beispielhaft zeige ich einige Entwicklungenin diese Richtung, die in Zukunft das Bilddes Computers revolutionieren könnten.

Nanotechnik

Die Nanowissenschaftler arbeiten an denersten wachsenden Computern. Sie ermö-glichten, dass sich schwimmende Goldpar-tikel selbständig zu Schaltungen zusammen-fügen und diese Schaltungen Programmeausführen können.

Die Schaltungen können durch Kohlepar-tikel beeinflusst und in bestehende, »hart«verdrahtete Systeme integriert werden.

Evolution

Nanotechnik

Digitales Genom

73

Page 38: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Die Eigenschaft der Selbstorganisation unddie Fähigkeit der Eigenreparatur, die nachmenschlichem Denken Merkmale von Lebensind, finden hier erste mechanische Analo-gien. Die flüssigen Goldmoleküle sind in derLage, Defekte selbständig zu reparieren undbei besonders hoher Beanspruch-ung bauensich neue Kapazitäten autonom auf.

Der DNS Computer

Nanopartikel, einer künstlichen DNSSequenz ähnelnd, werden in eine Enzym-lösungen gegeben. Die Nanopartikel löseneine »Art« Wachstumsprozess aus, bei demnun schaltungsfähige Organismen wachsen.Gibt man dieser »Computersuppe« nunkodierte Enzymketten hinzu, diese stehenzum Beispiel für eine Rechenaufgabe, verar-beiten die Organismen diese Ketten aufchemischem Weg und gebe ihr Ergebnis inForm von neuen Enzymketten aus. Ein biolo-gischer Rechner wird so denkbar.

Noch gibt es keine praktischen Anwendung-en für diese Technologie, aber wenn mansich vor Augen hält, dass das Grammophonals Anrufbeantworter gedacht war, und dasaus ihm die Musikindustrie entwuchs, kannman gespannt sein, wohin sich dieser Ansatzentwickeln wird.

Durch die Winzigkeit dieser Computer ist esrein rechnerisch möglich, eine MilliardeComputer heutigen Standards, in einemeinzigen Reagenzglas zu erzeugen.

Digitales Genom

Evolution

DNS Computer

74

Stromausfall! Na und?

Die Computer der Zukunft werden sich ausder Abhängigkeit vom Strom zum Teilemanzipieren. Nicht, dass sie ihn nicht mehrbrauchen, aber der Ausfall von Energie wirdzu keinem Daten- /Strukturverlust mehrführen.

Die neuesten Chips vereinen zwei grundle-gende Eigenschaften, die die bisherigeAbhängigkeit von Programmen und derdazugehörenden Hardware, grundlegendändern. Die Struktur der Schaltungen, diefür die Abwicklung der Logik, derablaufenden Prozesse benötigt wird, istnicht mehr statisch.

Kleine Nanoröhrchen zeigen die Fähigkeit,sich zu biegen, dies auf atomarer Ebene, mitGeschwindigkeiten, die jedem Silizium Chipdas Fürchten lehren. So können Programmeals Schaltung abgebildet werden. Der Chip»lernt« die Programme, die auf ihm ange-wandt werden.

Des Weiteren sind mit dieser Methodeneuartige RAM-Bausteine möglich. War esbisher so, das sich die binäre Informationbeim Wegfall von Strom ins Nichts auflöste,bleibt diese Information nun erhalten undkann ohne Verluste bei Zuschaltung desStroms weiterverarbeitet werden.

Evolution

Stromausfall! Na und?

Digitales Genom

75

Page 39: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Evolution der Sprache

Die Trennung von Hard- und Software be-ginnt sich aufzulösen und die Wetware setztneue Maßstäbe in der Computertechno-logie. Ein Problem der Evolution auf syn-thetischer Ebene besteht weiterhin und wirdgerade erst bedacht. Die Sprache, mit derwir die Computer beobachten und program-mieren, ist aus unserer eigenen, biochemi-schen Entwicklungsgeschichte entstanden.Die Evolution einer Sprache im digitalenMedium wird momentan angedacht, befin-det sich aber in einem Stadium der reinenTheorie, in der noch keine greifbarenModelle entwickelt wurden.

Man untersucht zunächst die bekanntenProgrammiersprachen und deren Evolution.Diese sind bekannter Weise von dem digital-en Medium beeinflusst, wenn sie auch nichtin ihm entstanden sind. Erhofft wird, sichder genetischen Programmiersprache zunähern. Experimentell versucht man bekann-te Evolutionsmodelle auf Objekte undModule von Hochsprachen anzuwenden,jedoch entsteht hier ein enormes Problem.Die Interpretation der neuen Sprache kannnicht von den Objekten geschehen, die sieerzeugt haben.

So plant man Großprojekte, bei denen derZufall mithelfen soll, bei dem genetischeSprachen auf genetische Objekte angewen-det und die Mutation, die ständigenFehlversuche, irgendwann einen für unserkennbaren Prozess auslösen werden.

Digitales Genom

Evolution

Evolution der Sprache

76

»Alles was ist, ist zu wenig.«Oswald Wiener

Wieder weiß der Mensch nicht, wonach ersucht, der Weg ist das Ziel, und dieAdaption des menschlichen Genoms zumdigitalen Genom, hat schon langebegonnen. Weit bevor es verstanden wird,beflügelt das Genom den Menschen zuneuen Vorstellungswelten.

Wir können gespannt sein, welchesGeheimnis sich als nächstes lüften wird, undwelche Fragen daraus entstehen.

Evolution

Schluss

Digitales Genom

77

Page 40: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

Vieles ist noch zu bedenken. Man hat denAnschein, dass sich alles, was wahrnehmbarist, auf irgendeinem Level in Informationkodieren lässt. Alles was kodierbar ist, lässtsich theoretisch in einer Simulation erzeu-gen.

Dadurch verliert das Körperhafte seineBedeutung. Der Körper wäre das Ergebniseines Codes.

Vielleicht gelingt es uns als erster Spezies,unsere eigenen Nachfolger im digitalenRaum entstehen zu lassen, die auch nochdann existieren, wenn wir nicht mehr aufder Erde weilen. Viele Visionen haben diesangedacht.

Vergessen wird dabei aber eins: Diese Über-legungen funktionieren dann, wenn sichunser Dasein auf ein endliches Systembezieht. Nur dann ist man in der Lage, alleTeilprozesse zu enthüllen und so alsSimulation abzubilden. Auch wir könntendann bereits eine Simulation sein. DieSimulation in der Simulation ist so erstmöglich.

Das Problem ist die Definition derUnendlichkeit. Solange wir diese Frage nichtbeantwortet haben, wird es keine letzteErkenntnis geben.

Digitales Genom

Nachtrag

78

Krämer, Sybille; Medien, Computer, Realität:Wirklichkeitsvorstellungen und neueMedien. 2. Aufl. Frankfurt 2000

Johnson, Steven; Interface Culture, Wieneue Technologien die Kreativität undKommunikation verändern. Aus demAmerikan. von Hans-Joachim Maass.Stutgart 1999

Johnson, Steven; Emergence, The connect-ed lives of ants, brains, cities, and software.USA 2001

Maar, Christa/ Obrist, Hans Ulrich/ Pöppel,Ernst: Weltwissen Wissenwelt. Das globaleNetz von Text und Bild. Köln 2000

Neuweg, Hans Georg: Könnerschaft undImplizites Wissen. Zur lehr- lerntheoreti-schen Bedeutung der Erkenntnis - undWissenstheorie Michel Polanyis. 2. korr.Auflage. Münster; New York; München;Berlin 2001

Wired: Special history issue. Januar 2002

Links:www2.gasou.edu/facstaff/hkurz/wiener.htmhttp://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/jetzt/index.htmlhttp://www.helsinki.fi/hum/sala/kurssit/diek-mann/deutsche_geschichte/philosophiemitte-lalter.htmhttp://www.bautz.de/bbkl/e/eckehart_m.shtmlhttp://www.spiegel.de/wissenschaft/men-sch/0,1518,164435,00.htmlhttp://www.mauthner-gesellschaft.de/mauth-ner/can/objekt1.html

Literatur

79

Page 41: Digitales Genom Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule ...kisd.de/~axel/downloads/11014191_dipl_nt2.pdf · Axel Steinkuhle, 15.3.2002 Fachhochschule Köln, Fachbereich Design Betreuung:

pp