Die Physik des Hörens Lehrbücher: Biophysik für Mediziner (Herausgeber S. Damjanovich, J. Fidy...
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Die Physik des Hörens
Lehrbücher: Biophysik für Mediziner (Herausgeber S. Damjanovich, J. Fidy und J. Szöllősi) Medicina, Budapest, 2008.Adam G., Läuger P., Stark G. Physikalische Chemie und Biophysik, Springer-Verlag, Berlin 1988.Fercher A.F. Medizinische Physik, Springer, Wien, New York 1992.Haas U. Physik für Pharmazeuten und Mediziner; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. Suttgart 2002.Jerrentrup A. Physik für Mediziner, Original-Prüfungsfragen mit Kommentar, Schwarze Reihe, 19. Auflage, Thieme Verlag Stuttgart 2009.Maróti P., Laczkó G.: Bevezetés a biofizikába, JATEPress, Szeged 1998 (Ungarisch)P. Maróti, L. Berkes, F. Tölgyesi: Biophysics Problems. A Textbook with Answers. Akadémiai Kiadó, Budapest 1998 (Englisch).
Péter MarótiProfessor für Biophysik, Universität von Szeged, Ungarn.
Themenübersicht Schall - Grundlagen Das Ohr ist ein empfindliches
Messinstrument Das Gehör:
– Aufbau und Funktion des peripheren Hörorgans
Der Kopf als Schallfilter– Richtungshören– Entfernungshören– Visuelles Hören
– Außen- und Mittelohr Schwingungsübertragung vom
Außen- zum Innenohr Impedanzanpassung zwischen
Mittel- und Innenohr Erweiterung des
Dynamikbereiches des Gehörs Frequenzselektive
Empfindlichkeitsänderung des Gehörs
Schutz des Innenohres vor zu lauten Schallen
– Innenohr Wanderwelle-Theory von Békésy Reizverteilung an die Sinneszellen Reiztransformation and Haarzellen Kodierung
– Auditorischer Pfad
Psychoakustik
– Tonhöhenabweichung unter Einfluß des Schallpegels
– Aurale Fourieranalyse des weissen Rauschens
– Zwicker´sche Nachton– Virtuelle Tonhohe und Residum– Schwebung und Rauhigkeit– Kombinationstöne
Zusammenfassung Aufgaben
Schall -physikalisch gesehen
Schall ist eine Schwingung in einem elastischen Medium
Ausbreitung in Gas und Flüssigkeiten durch Longitudinalwellen und in Festkörpern auch durch Transversalwellen
Kompression und Expansion des Mediums
Der „gute” Ton
Der Ton hat nur eine einzige Frequenz bei 100 Hz.
Fourier Transformation
Änderung in Zeit Änderung in Frequenz
Der „harmonische” Klang
Die diskrete Frequenzen sind die ganzzählige Vervielfache des Grundtones. Der Klang hängt von den Verhältnissen der Amplituden der Obertone.
… und das Geräusch
Das Frequenzspektrum ist kontinuierlich und besteht nicht aus diskreten Linien.
Weißes Geräusch: das Spektrum ist flach, d.h. die Amplitude der Komponenten hängen von der Frequenz nicht ab.
Das Ohr ist ein empfindliches Druck- und Frequenzdetektor
– Druckamplitude: 10-7 Pa bis 100 Pa (9 Größenordnungen!)
Anders gesagt: die periodische Auslenkungen der Moleküle des Mediums (z.B. Luft) beträgt von 10 pm (10 kleiner, als das Durchmesser eines H–Moleküls!) bis 0,1 mm.
Das menschliche Ohr ist empfindlicher, als jeder heute verfügbarer Membrandruckmesser!
– Frequenzbereich: 16 Hz bis 20 000 HzGehör am empfindlichsten bei: 2 – 5 kHz
Minimum Frequenzabstand: – 3% – im direkten Vergleich: 0.2 % – vgl. Halbton 6%
Nur 6-10 Mikrosekunden Zeitunterschied zwischen Signalen an beiden Ohren– ermöglicht räumliches Hören– bei geübten Personen (Dirigenten) sogar nur 3 Mikrosekunden
Signalumwandlung beim Gehör
Trommelfell Basilarmembran Haarzelle Hörnerv
mechanische Umwandlung
mechano- elektrische Umwandlung
elektrische- elektrische Umwandlung
Reizenergie Rezeptor-potenzial
Aktions-potenzial
mechanische Energie elektrische Energie
Außenohr Mittelohr I n n e n o h r
Schall
Die Lautstärke
Schalldruck-pegel [dB]
Schalldruck [Pa]
Anschauung
0 20 Hörschwelle20 200 Ganz leiser Lüfter40 2000 Flüstern60 20000 Sprache80 200000 Hausmusik
100 2000000 Güterzug120 20000000 Schmerzgrenze
Der Schall wird gemessen: Intensität (Lautstärke): in dB
Druck: in Pa Frequenz: in Hz
a ... 20-Jährigeb,c ...40-, 60- Jähriged ...Verschiebung der Kurve durch
Hörschäden durch laute Musike ...Bereich der Musikf ... Bereich der Spracheg ... ab hier wird es gefährlichh ...Schmerzgrenze
Hörschwelle
Hörbereich
Sprachbereich
Schmerzgrenze
Hörschäden dargestellt im Audiogramm
Aufbau und Funktion des peripheren Hörorgans
Der Kopf als SchallfilterUm den Kopf herum entstehen stark von der Tonhöhe abhängige Interferenzmuster zwischen direkt einfallenden, reflektierten und gebeugten Schallwellen.
z.B. oberhalb und unterhalb des Kopfes entstehen unterschiedliche Schallfelder, aufgrund der Refflektion am Boden und der Beugung am menschlichen Körper.
– Versuch:Mit der linken Hand das rechte Ohr zuhalten und dann mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand ca. 10 cm und 60 cm vor dem rechten Ohr zuerst einmal reiben und dann etwa gleich laut schnippen, so dass Mittelfinger auf den Handballen schlägt.
Ergebnis:Fingerreiben hört man nur weiter weg vom Kopf. (Die dabei entstehenden höheren Frequenzen werden nicht genug gebeugt, um zum anderen Ohr zu gelangen.)Fingerschnippen erzeugt durch das Schlagen auf den Handballen niedrigere Frequenzen, die durch Beugung zum linken Ohr gelangen, obwohl die Quelle nah am Kopf liegt.
Richtungshören Die Schallrichtung ist auch nur mit einem Ohr
feststellbar!Unbewusste Drehungen des Kopfes ergeben Intensitätsunterschiede, durch welche die Quelle sondiert werden kann.
Der Zeitunterschied des Eintreffens der Schallwelle zwischen zugewandtem zum abgewandtem Ohr beträgt höchstens 0.6 tausendstel Sekunden.Dieser Effekt spielt für das “Stereo- Empfinden“ jedoch nur eine untergeordnete Rolle!
Es sind primär die Unterschiede in der Schallintensität an beiden Ohren, die das Richtungsempfinden auslösen!Die Schallintensität ist an beiden Ohren verschieden, da verschiedene Tonhöhen unterschiedlich vom Kopf abgeschattet werden.Durchmesser von einem durchschnittlichem Kopf: 22 cm. Daher treten für Töne über 1600 Hz starke Effekte auf. Bei höheren Tönen reflektiert der Kopf den
Schall immer besser, wodurch es zu einem “Druckstau“ bei dem der Quelle zugewandtem Ohr kommt!Dies entspricht einer Verstärkung der Druckamplitude um den Faktor 2!
Zweiohrige Richtungsbestimmung durch
Zeitverzögerung
Unter 600 Hz funktioniert Richtungshören mit reinen Tönen kaum noch, da in diesem Bereich nur sehr wenige richtungsabhängige Intensitätsunterschiede auftreten.
Ab 1600 Hz verlaufen die Kurven vor allem auf der schallabgewandten Seite unregelmäßig! Dies wird vor allem durch die hervorstehenden Merkmale des Kopfes, wie Nase und Ohr.
600
Hz
1600
Hz
Entfernungshören Unbewusst benützen wir, dass hohe Frequenzen des Schalls auf dem Weg
zum Ohr stärker gedämpft werden als niedrigere.Ähnlich wie beim Richtungshören bewerten wir den Frequenzbereich der Partialtöne im sensitivsten Frequenzbereich unseres Gehörs.
Bis ungefähr 2 m können wir Abstände gut einschätzen!Wenn sich der Sprecher weiter weg befindet, nehmen wir das durch Refflektionen am Boden verkomplizierte Schallfeld wahr, was zu falschen Entfernungsschätzungen führt.
Für größere Entfernungen, als 3 m werden diese hauptsächlich aus der Lautstärke geschlossen.
Das Ohr im Überblick
Ohrmuschel mit Gehörgang
Mittelohr Innenohr Hörnerv Auditorischer Pfad Cortex
Außenohr
Mittelohr
Innenohr
Außenohr
Ohrmuschel– Knorpelig, faltig– fängt Schall ein– Schallmodulation je
nach Richtung Gehörgang
– leichte S-Form– Orgelpfeifen-resonanz:
verstärkt um Faktor 2– Talgdrüsen– Härchen
Außenohr Das äußere Ohr erfüllt die Aufgabe der
Schalleitung aus der Umwelt zum Trommelfell.
Starke Richtungs- und FrequenzabhängigkeitAußenohr hat die akustische Funktion eines Beugungsfilters.
Der von der Muschel umschlossene Trichter hat ein Volumen von 2.5 cm3,und wird deshalb bei Frequenzen um 4.5 kHz akustisch aktiv.
Der Gehörgang ist auf einer Seite mit dem Trommelfell abgeschlossen und wirkt wie eine einseitig geschlossene Pfeife. Resonanzfrequenz: zwischen 2.5 und 3 kHzSchall in diesem Bereich wird bis um das 30-fache verstärkt.
Durch Beugungs- und Brechungserscheinungen kommt es zu folgender Freifeldübertragungsfunktion:
Stehende Welleλ/4
Das Mittelohr:Anatomie und Mechanik
1. Hammer2. Amboss3. Steigbügel4. Trommelfell5. Paukenfenster6. Ohrtrompete
Mittelohr Einfangen der Schallwellen am
Trommelfell, Schwingungsübertragung vom Außen- zum Innenohr
Wirkungsvolle Übertragung auf die Flüssigkeiten im Innenohr, Impedanzanpassung zwischen Mittel- und Innenohr
Erweiterung des Dynamikbereiches des Gehörs
Frequenzselektive Empfindlichkeitsänderung des Gehörs, Verstärkung besonders zwischen 1 und 3 kHz
Schutzfunktion:– Druckausgleich über
Ohrtrompete– Schutz des Innenohres vor zu
lauten Schallen– Stapedius Reflex zur
Unterdrückung der eigenen Stimme
Aufgaben
Die Mittelohrmuskeln
Trommelfellspanner (M. tensor tympani)
Steigbügelmuskel (M. stapedius)
Funktionen:– Schutz des Innenohres
vor zu lauten Schallen– Vergrößerung des
Arbeitsbereiches des Innenohres
Anordnung und Wirkungsweise der Mittelohrmuskeln
Durch die Kontraktion des Steigbügelmuskels kommt es zu einer verstärkten Spannung des Membranbandes im ovalen Fenster, so daß Steigbügelauslenkungen gedämpft werden.
Bei der Kontraktion des Trommelfellspanners wird das Trommelfell in die Paukenhöle hineingezogen und gespannt. Dadurch wird die Reflexion vergrößert und somit die Aufnahme der Schallenergie vermindert.
Der Arbeitsbereich des Innenohrs wird dadurch vergrößert, da eine höhere Reizintensität abgedeckt werden kann (ohne diese Dämpfungen nur bis 40 dB)
Schutzfunktion der Muskeln gegen hohen Schallpegeln
Bei der Reaktion auf zu laute Schallereignisse benötigen die Muskeln eine gewisse Ansprechzeit (Latenzzeit).
– 35 ms bei hohen Schallpegeln
– 150 ms bei niedrigen Schallpegeln
Da dieser Schutz unzureichend ist, kann es zu einem Schall- oder Knalltrauma kommen.
Schwingungsmuster des Trommelfells Bis zu einer Frequenz
von 2,4 kHz schwingt das gesamte Trommelfell einschließlich des Hammergriffs als starre konische Fläche um eine gemeinsame Drehachse.
Steigt die anregende Frequenz über 2,4 kHz,so tritt ein anderes Schwingungsverhalten auf und die wirksame Trommelfelloberfläche wird kleiner.
Schwingungsverlauf des Trommelfells
Bewundern Sie sich: was für ein feines und empfindliches mechanisches Instrument ist das Ohr mit dem Trommelfell!
Schwingungsübertragung vom Außen- zum Innenohr
Die aus der Luft aufgenommenen Schwingungen werden vom Trommelfell über die Gehörknöchelchenkette auf das Innenohr übertragen. Hierzu setzt der am Trommelfell befestigte Hammergriff den Hammer in Bewegung, dessen Auslenkungen auf den Steigbügel übertragen werden. Der Steigbügel ist mit dem ovalen Fenster des Innenohres verbunden. Dort ist er beweglich eingepaßt und elastisch durch das Ringband abgedichtet. An dieser Stelle erfolgt die Schwingungsübertragung vom Mittel- in das Innenohr.
Schallempfindungen können auch entstehen, wenn Außen- und Mittelohr umgangen werden. In diesem Fall spricht man von Knochenleitung.
Ovales Fenster
Impedanzanpassung im Mittelohr
Um Reflexionsverluste auszugleichen, ist eine Druckerhöhung am ovalen Fenster gegenüber dem Druck am Trommelfell notwendig.
Dies geschieht hauptsächlich durch:
– Flächenverhältnis von Trommelfell zu Steigbügelfuß (Verstärkungsfaktor: 17)
– Längenverhältnisse der wirksamen Hebel der Gehörknöchelchenkette
40% anstatt 98% der Schallwellen werden reflektiert
Druck am ovalen Fenster 22 mal höher
Wellenwiderstandsanpassung an Übergängen
Hebelgesetz:F1 · l1 = F2 · l2
Dies ergibt einen Verstärkungsfaktor von
VHebel = 1.3
Der schon durch die Hebelwirkung verstärkte Druck wird zusätzlich durch das Flächenverhältniss verstärkt:
V = VFläche · VHebel = 17 · 1,3 = 22
Impedanzanpassung im Mittelohr
Die Übertragungsfunktion des Mittelohres
Da die Schnelligkeit der Steigbügelschwingungen im ovalen Fenster Vs(f), als auch der Schalldruck am Trommelfell PT(f) frequenzabhängig sind, ist auch die daraus gebildete Übertragungsfunktion des Mittelohres M(f) frequenzabhängig.
M(f) = 20 log [Vs(f) / PT(f)] Sie weist ein Tiefpassverhalten mit der Grenzfrequenz f = 1500 Hz auf.
Tiefpass-filter
lät durch löscht aus
Knochenleitung In gleicher Weise wie das Trommelfell, wird auch der
Schädelknochen durch die aus der Umwelt auftreffenden Schallwellen zu mechanischen Schwingungen angeregt. Diese Schwingungen des Schädelknochens werden als Knochenschall bezeichnet und übertragen sich direkt auf das Innenohr.
Für die Hörempfindung im täglichen Leben spielt die Knochenleitung, außer zum Hören der eigenen Stimme, kaum eine Rolle.
Alle Anteile des Knochenschalls liegen für alle Frequenzen ungefähr 50 dB unter dem Luftschall. Daher werden wir die hohen und niedrigen Frequenzen nicht mehr wahrnehmen und wir hören die Stimme im empfindlichsten Bereich, also höher.
Das Innenohr
Aufgaben:- Reizverteilung an
die Sinneszellen- Reiztransformation
Nerv zum Gehirn
Anfang der Cochleagänge Spitze der Schnecke
Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat)
Aufbau der Schnecke Auf der Basilarmembran
befindet sich das Transformationsorgan (Cortisches Organ). Hier findet der eigentliche Hörprozeß, die Umwandlung mechanischer Schwingungen in Nervenimpulse, statt.
Die Basilarmembran verändert ihre mechanischen Eigenschaften während ihres Verlaufs vom basalen zum apicalen Ende. Auf diesem Weg nimmt die Steifigkeit ab. Gleichzeitig verbreitert sich die Basilarmembran von 1/6 mm auf 1/2 mm.
Ohrschnecke
1. Schneckengang2. Vorhoftreppe3. Paukentreppe4. Gewundenes Ganglion5. Gehörnervfasern
Steigbügel überträgt Vibrationen auf Vorhoffenster
Druckwelle bewegt sich auf Vorhoftreppe (rot) Ab der Spitze zurück über Paukentreppe zum
Paukenfenster (blau)
Schneckengang wird nach oben durch Reissners‘- nach unten durch Basilar-membran begrenzt.
BasilarmembranEigenschaften der
Basilarmembran– Abnehmende
Spannung– Zunehmende
Breite => größere Querschnitt / mehr Flüssigkeit
Damit zur Spitze hin sinkende Resonanzfrequenz entlang der Cochlea (Passive Tonotopy)
An der Spitze tiefe Frequenzen: 20 Hz
An der Basis hohe Frequenzen:20 kHz
Resonanzfrequenzkarte entlang der Basilarmembran
Basilarmembran
Durch Steigbügel übertragene Vibrationen erzeugen Druckwelle bis hin zum
Paukenfenster (Schallgeschwindigkeit des Wassers)
Durch Ausgleich am Paukenfenster Wanderwelle durch
Druckunterschied zwischen Vorhof- und Paukentreppe (sehr viel langsamer)
Zusammenhang zwischen Länge der Basilarmembran, Tonheit Z und Frequenz f
Ein Ton einer bestimmten Frequenz führt an einem bestimmten Ort der Basilarmembran zu einem Erregungsmaximum der Haarzellen. Dargestellt ist der Ort des Erregungsmaximums und seine Beziehung zur wahrgenommenen Tonhöhe - der Tonheit Z in Mel - und zur Frequenz f des Signals. Die Trapezform des gelben Bereichs schematisiert die entrollte Cochlea, nicht jedoch die Basilarmembran. Die Basilarmembran verbreitert sich vom ovalen Fenster zum Helicotrema hin.
Schwingung der Basilarmembran: Bewegung der Wanderwellen
Schnecke unter Sinustonreizung Wanderwelle pflanzt sich von
der Basis zum Helicotrema auf Basilarmembran fort.
Im Resonanzbereich verlangsamt sich die Welle
Amplitude erreicht durch Überlagerung ihr Maximum
Knapp danach – starke Dämpfung (Auslöschung)
- Die hohe Frequenzauflösung ist nicht erklärbar!- Nicht nur passive Eigenschaften- Aktive Mechanismen zur Steigerung der Empfindlichkeit und Trennschärfe
Wanderwelle-Theory von Békésy
Scala tympani
Scala vestibuli
Steigbügel
rundesFenster
ovalesFenster
Basilarmembran
Die Hörschnecke abgerollt
Békésy György
(1899-1972)
Nobel Preis 1961
Die Wanderwellentheorie zur Schallwahrnehmung
Durch die Bewegung des Steigbügels im ovalen Fenster kommt es zu einer Flüssigkeitsverschiebung, die die Basilarmembran in Schwingung versetzt.
Dadurch entstehen Wanderwellen auf der Basilarmembran, die an einer frequenzabhängigen Stelle der Basilarmembran ihr Maximum erreichen.
An der Stelle der Amplitudenmaxima kommt es zur Relativbewegung zwischen der Basilarmembran und der Tektorialmembran. Dies führt zu einer tangentialen Abscherung der Haarzellen.
Übertragungsfunktion des Innenohres
Die Übertragungsfunktion des Innenohres wird durch das Verhältnis der Auslenkung der Basilarmembran zur Auslenkung des Steigbügels im ovalen Fensters beschrieben. Die Abbildung zeigt dieses Verhältnis in Abhängigkeit der Frequenz, gemessen auf einer festen Stelle der Basilarmembran.
Übertragungsfunktionen der Reiztransformation
Jede Faser desHörnervs, die eine innere Haarzelle auf der Basilarmembrankontaktiert, weist eine sogenannte Bestfrequenz(charakteristische Frequenz cF) auf. Die charakteristische Frequenz ist die Frequenz, bei welcher ein Sinuston eine maximale Impulsfolgefrequenz bei minimaler Amplitude hervorruft.
Die Nervenfasern sind hochgradig frequenzselektiv.
Ort der Perzeption Sitzt auf
Basilarmembran Endolymphe gefüllt Lockere Struktur steif genug zum
Schwingen
Das Organ von CortiDas Transformationsorgan
Die mechanische Wellen werden in bioelektrische Reize umgewandelt.
Das Organ von Corti1. Schneckengang2. Vorhoftreppe3. Paukentreppe4. Reissners‘ Membran5. Basilarmembran6. Tektorische
Membran7. Stria Vascularis8. Nervenfasern9. Knöchernes
gewundenes Lamina
Das Transformationsorgan
wird vergrößert
Das Organ von Corti – Im Detail1. Innere Haarzellen2. Äußere Haarzellen3. Tunnel von Corti4. Basilarmembran5. Retikuläres Lamina6. Tektorische
Membran7. Zellen Deiters‘8. Kutikuläre Platte9. Hensens‘ Zellen10. Retikuläres Lamina
Das Transformationsorgan
Mechanische Wellen werden in bioelektrische Reize umgewandelt.
Noch besser vergrößert
Das Organ von Corti in Schwingung
Schwingende Basilarmembran
Bewegt darauf liegendes Cortisches Organ
Höhere Festigkeit der Tektorischen Membran biegt die äußeren Haarzellen ab
Tektorische Membran
Basilarmembran
Sensorische Haarzellen Mechanorezeptoren Besitzen fingerartige
Ausstülpungen (Stereovilli)
Bei Bewegung: Änderung des
Potentials an der Membran
Weiterleitung an die Nerven
Sensorische Haarzellen Innere
Haarzellen Stereovilli in
Linie
Äußere Haarzellen Stereovilli in
W-Form
1. Zellkern
2. Stereovilli
3. Kutikuläre Platte
4. Zuführendes Radialende
5. Seitlich ausführendes Ende
6. Ausführendes Mittende
7. Gewundenes zuführendes Ende
Unterschiede zwischen inneren und äußeren Haarzellen
Drei mal mehr äußere, als innere Haarzellen
Anschluss der Nervenzellen:95 % der zum Gehirn führenden Nerven ist mit
inneren Haarzellen verbundenvom Gehirn kommende Nerven sind
hauptsächlich mit den äußeren Haarzellen verbunden
Sensorischen Haarzellen
Stereovilli besitzen feine Verbindungen:
Seitlich in der gleichen Reihe
Von Reihe zu Reihe Sog. Tip Links an deren
Spitze zur nächst größeren Reihe
Es gibt ca. 3.500 innere Haarzellen 12.000 äußere Haarzellen Ca. 100 Stereovilli pro Haarzelle Zahlen nehmen im Laufe des
Lebens ab
Haarzellen machen einen mechanisch-transduktiven Prozess
Transduktion: Umsetzung einer Energieform in eine andere
Haarzellen setzen mechanische Vibrationen in elektrische Membranpotentiale um
An deren Basis: chemische Weiterleitung an Synapsen
•K+ dringt ein
•Zelle wird depolarisiert
•Verschließen der Kanäle
•Ca2+ aktiviert Bewegungsprotein
• Rückstellung der Stereovilli
•Stereovilli werden abgebogen
Haarzellen und mechanisch-transduktiver Prozess
• Vermutung: Tip Links sind für Kanalöffnung, bzw. Schließung verantwortlich
• Schneller Depolarisationszyklus (bis 100 kHz)
• Potenziale sinken unter Dauerton und müssen wieder hergestellt werden
• Hörermüdungstest
Veränderte Wanderwelle
Transversalwelle beisichändernderSteifheit der Membran
Erregung
Transversalwelle beisichändernderSteifheit der Membranund Verstärkung inaktiver Region
aktive RegionErregung
Transversalwelle bei sich ändernder STEIFHEIT der Membran
Transversalwelle bei sich ändernder STEIFHEIT der Membran und VERSTÄRKUNG in aktiver Region
Der Hörnerv und Kodierung Überträgt Signale von der Cochlea zum Nucleus
Cochlearis Etwa 20 Nervenfasern beginnen an jeder inneren
Haarzelle Auch ohne Stimuli Entladungen: „Spontane Aktivität“ Kodierung der physikalischen Eigenschaften der Töne
Tiefe Töne: PhasenkodierungHohe Töne: OrtskodierungLautstärke: Ratenkodierung + OrtskodierungRichtung: Zeitkodierung
Kodierung von Zeitdauer und Intensität
Zeitdauer der Aktivierung der Hörnervzelle entspricht der Zeitdauer des Stimulus
Entladungsrate kodiert Intensität
Der auditorische Pfad
Drei Komponenten:
Das auditorische Sinnesorgan
Der Hörnerv Die auditorischen
Gebiete im Gehirn
PsychoakustikDie Psychoakustik ist eine Disziplin, die den Zusammenhang
zwischen den physikalischen Eigenschaften eines Schallsignals und den daraus resultierenden Empfindungen beschreibt.
Tonhöhenabweichung unter Einfluß des Schallpegels
Die Tonhöhe eines Tones fester Frequenz kann sich ändern, wenn der Schallpegel des Tones verändert wird.
lauter
tiefer
höher
Aurale Fourieranalyse des weißen Rauschens
Die Amplitudenverteilung des weißen Rauschens unterliegt dem Zufall!
Durch die zufällige zeitliche Verteilung der in einem Zeitintervall beteiligten Spektralanteile (Frequenzkomponenten) kann es vorkommen, dass das weiße Rauschen kurzzeitig Merkmale annehmen kann, mit deren Hilfe das Gehör mittels der auralen Fourieranalyse bestimmte Spektralkomponenten und damit Tonhöhen erkennt.
Zwicker‘scher Nachton
Wird das Gehör entsprechend der nebenstehenden Grafik mit einem Breitbandrauschen beschallt, dessen Frequenzspektrum eine Lücke aufweist, so kann nach dem Abschalten des Geräuschs ein leiser Sinuston wahrgenommen werden.
Die Tonhöhe dieses „Nachtones“ ist zeitlich konstant und entspricht einer Frequenz, die innerhalb der Frequenzlücke des Breitbandrauschens liegt.
Virtuelle Tonhöhe und Residuum
Die virtuelle Tonhöhe entsteht, wenn von einem breitbandigen Linienspektrum nur ein höherfrequenter Teil übertragen wird.
Die wahrgenommene musikalische Tonhöhe bleibt gleich, lediglich die Klangfarbe des Schallereignisses ändert sich.
Die sich einstellende Tonhöhe des Residualklanges wird als virtuelle Tonhöhe bezeichnet.
Anpassung (Adaption)
Das Gehör passt seine Empfindlichkeit an die jeweilige Schallsituation an.
Somit ist es möglich Schallereignisse mit unterschiedlichen Pegeln qualitativ gleich wahrzunehmen.
Schwebung und Rauhigkeit Werden zwei Sinustöne mit ähnlicher Frequenz
abgespielt, dann kommt es zur Schwebung, die in Form einer Amplitudenmodulation wahrgenommen wird.
Überschreitet die Frequenzdifferenz zwischen beiden Tönen den Wert von ca. 15 (30) Hz, so verschwindet die Schwebungsempfindung und es tritt eine Empfindung auf, die als Rauhigkeit bezeichnet wird.
Wird der Frequenzunterschied weiter gesteigert, so wird die so genannte Frequenzunterscheidungsschwelle überschritten.
Kombinationstöne
Kombinationstöne sind zusätzliche Tonhöhenempfindungen die auftreten, wenn zwei Sinustöne unterschiedlicher Frequenzen f1 und f2 zusammen dargeboten werden und die Töne von hoher Intensität sind. Dabei entsprechen diesen zusätzlichen Tonhöhenempfindungen Frequenzen, die von f1 und f2 verschieden sind. Kombinationstöne sind im ursprünglichen Schallsignal nicht vorhanden, sondern entstehen durch eine nichtlineare Verzerrung des akustischen Signals im Ohr, insbesondere durch die Nichtlinearitäten der Übertragungsfunktion der Cochlea wo diese Töne als physikalische Schwingungen vorhanden sind.
Zusammenfassung Hören ist ein aktiver Prozess
Anpassung an Hörumgebung Schutzfunktionen Frequenzselektivität Cochleaverstärker Mustererkennung
Der Vorgang des Hörens ist hochkomplex Erschwerte Forschung in höheren Ebenen des auditorischen
Pfades durch fehlende Kenntnis der Kodierung Völlig andere Funktionsweise als ein analytischer Ansatz eines
Ingenieurs Zwischen dem Sinnesorgan und der bewussten Wahrnehmung
liegt ein mächtiger neuronaler Filter
Aufgaben
1) Schätzen Sie den Zeitunterschied zwischen Signalen an beiden menschlichen Ohren in der Funktion des Neigungswinkels!
2) Um wieviele dB erhöht sich die untere Hörschwelle bei Ausfall des Mittelohrs? Die auf das Innenohr übertragene Schallintensität vermindert sich um einen Faktor 400.
Aufgaben3) Die Funktion der Knöchelchen des menschlichen Mittelohrs
(Hammer, Amboß und Steigbügel) werden mit dem folgenden Model in Betracht genommen: die gesamte Masse der Gehörknöchelchen (m = 2 mg) wird mit einem kleinen Massenpunkt ersetzt, der mit einer Feder (Federkonstante k1 = 72 N/m) zum Trommelfell und mit einer anderen Feder (Federkonstante k2 = 7,2 N/m) zum ovalen Fester gebunden ist. Was für eine Frequenz charakterisiert das System?