Die Minne Im Wigalois

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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2 2. Grundlegende Gedanken zur Minnethematik 3 3. Wigalois als Inbegriff der Tugendhaftigkeit 4 4. Falsche Minneauffassung im Wigalois 8 4.1 Gawein: Einseitige Minne 8 4.2 Roaz: Eigensüchtige Minne 10 4.3 Lion: Minne aus moralisch verwerflichen Motiven 11 5. Der Roman als moralisches Lehrbuch 12 6. Fazit 14 7. Literaturverzeichnis 16

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  • Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung 2

    2. Grundlegende Gedanken zur Minnethematik 3

    3. Wigalois als Inbegriff der Tugendhaftigkeit 4

    4. Falsche Minneauffassung im Wigalois 8

    4.1 Gawein: Einseitige Minne 8

    4.2 Roaz: Eigenschtige Minne 10

    4.3 Lion: Minne aus moralisch verwerflichen Motiven 11

    5. Der Roman als moralisches Lehrbuch 12

    6. Fazit 14

    7. Literaturverzeichnis 16

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    1. Einleitung

    Wirnt von Grafenbergs Artusroman Wigalois entstand wohl zwischen 1210

    und 1220 und erfreute sich zur damaligen Zeit einer enormen Beliebtheit. ber das

    Leben des Autors ist nichts bekannt und die einzige Spur die er hinterlies bleibt der

    Wigalois. Im Gegensatz zu seinen groen Vorgngern Parzival, rec und Iwein,

    verfuhr die Literaturkritik nicht gerade gndig mit Wirnts einzigem berlieferten

    Werk. So wurde dem Wigalois immer wieder unterstellt, dass sein Autor Thematik

    und Handlung bei den groen Dichtern Wolfram und Hartmann abgeschaut habe.

    Werner Schrder bezeichnet ihn sogar als epigonales Zitatengemisch, ohne

    Individual- und Gattungsstil.1 Zwar sind die Anklnge an die groen Werke der

    klassischen Artusliteratur nicht zu bersehen, jedoch ist der Wigalois mehr als nur

    bloe Abkupferei. Der Roman hat eine ganz eindeutig lehrende Botschaft und

    versucht seine Thematik zu nutzen, um als Lehrwerk fr die damalige Gesellschaft zu

    fungieren. Einen groen Bereich nimmt hierbei die Minne ein. Sie symbolisiert das

    wahre Glck, das nur durch ein durch und durch tugendhaftes Verhalten erreicht

    werden. Eine Abkehr vom Pfad der Tugend mag zwar zu kurzfristigem Glck fhren,

    doch ist dieses nie von Bestand. Es fhrt vielmehr ins Verderben, wohingegen dem

    Tugendhaften ewiges Glck beschieden ist. Der Protagonist geht als Paradebeispiel

    voran und lsst sich nicht von seinem Weg abbringen. Zum Schluss wird er durch die

    wahre Minne belohnt und sein Glck hat Bestand.

    1 Hahn, Ingrid: Gott und Minne, Tod und triuwe. Zur Konzeption des Wigalois des Wirnt von

    Grafenberg. In: Personenbeziehungen in der mittelalterlichen Literatur. Hrsg. Von Helmut Brall, Barbara Haupt, Urban Kster. Dsseldorf 1994 (= Studia humaniora 25), S. 37

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    2.Grundlegende Gedanken zur Minnethematik

    Eine genaue Definition der Minne an sich fllt schwer, war sie doch schon seit

    jeher immer wieder Gegenstand von Disputen innerhalb der Forschung. Der wohl

    einleuchtenste Ansatz ist der, dass eine eindeutige Definition der Minne nicht mglich

    ist, da sie je nach Gattung unterschiedlich definiert wird. Die Minne, wie sie in der

    Dichtung vorkommt, ist jedoch keine real existente Liebe, sondern sie bleibt immer

    nur ein Entwurf des jeweiligen Dichters. Sie ist Zeichen einer Gesellschaftsutopie, die

    stehts nur ein poetischer Entwurf blieb. Dies soll nicht heien, dass der damalige

    Zuhrer nichts fr sein eigenes Leben ableiten konnte. Die poetische Minne kreiert ein

    Ideal, das vom damaligen Zielpublikum so nahe wie mglich verfolgt werden sollte.

    In der erzhlenden Dichtung fhrt die Minne fast immer zur Vereinigung der

    beiden Liebenden, die unerfllte Liebe hingegen findet sich selten. In der Artusepik

    treten die Helden oft in den Dienst ihrer Angebeteten, um so ihre Tugendhaftigkeit zu

    beweisen, denn [e]in wahrhaft Liebender soll nicht den Mut verlieren, wenn eine

    Dame ihm ihre Liebe nicht sofort zugestehen will, sondern er soll ihr dienen, wenn er

    freigiebig und tchtig ist, bis der Lohn kommt.2 Die Minne eines Ritters soll also

    nicht sofort von der Frau erhrt werden, der Mann muss sich erst als wrdig erweisen.

    Nur derjenige, dessen Herz rein ist, kann in den Genuss der Liebe in ihrer reinsten

    Form kommen. Sollte dies nicht der Fall sein, so muss der Minnende sich durch edle

    Taten lutern, so lange bis er die Voraussetzungen erfllt. Die Liebe darf nicht von

    Triebhaftigkeit gesteuert werden, sondern sie ist an sich der Quell der Tugend3. Sie

    darf auch nicht erzwungen werden, sondern sie muss von alleine kommen. Wichtig ist

    auch, dass sie auf gegenseitigkeit beruht, denn sie kann nicht erzwungen werden. In

    der Artusepik steht hufig der Minnedienst im Vordergrund, jedoch nicht im

    Wigalois. Hier ist Sachlage anders, denn Wigalois hat schon bevor er durch Larie die

    wahre und aufrichtige Minne findet den Auftrag Korntin von Roaz zu befreien. Das

    Bestehen dieser Aufgabe schafft nur die Voraussetzung fr den Vollzug der Minne.

    2 Bumke, Joachim: Hfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. Mnchen 1997, S.

    512 3 Ebenda, S. 513

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    3. Wigalois als Inbegriff der Tugendhaftigkeit

    Wigalois muss seine Tugendhaftigkeit unter Beweis stellen und so zeigen, dass

    er der hohen Minne wrdig ist. Das Rittertum und die Minne werden zwei vllig

    verschiedenen Bereichen zugeordnet. Die Minne steht fr das bestndige Glck,

    wohingegen das Rittertum fr das schwankende Glck steht.4 Knig Jorams Reich

    kann von keinem Auenstehenden betreten werden. Auch Gawein kann das Reich nur

    mithilfe des Zaubergrtels betreten, da auch er nicht vor menschlichen

    Unzulnglichkeiten gefeit ist. Die Tatsache, dass ein Ritter sein Glck allein in der

    ventiure findet, ist gegenstzlich zum steten Glck, das die Minne bringt und das im

    joramschen Reich versinnbildlicht wird. Dem Prinzip der ventiure liegt nmlich auch

    immer die Mglichkeit des Versagens zu Grunde, denn der Mensch ist nunmal nicht

    und Fehler. Wigalois, der aus der Verbindung von Florie und Gawein hervorgeht,

    scheint diese beiden grundstzlich verschiedenen Bereiche miteinander zu vereinen.

    Er ist einerseits Ritter und kann deshalb nicht im joramschen Reich glcklich werden,

    da der Drang nach ventiure zu gro wird. Andererseits ist er aber auch nicht wie die

    Ritter am Artushof, denn im Gegensatz zu ihnen sind ihm die moralischen

    Unzulnglichkeiten, mit denen die Ritter der Tafelrunde zu kmpfen haben, fremd.

    Dies wird bei der Tugendsteinprobe deutlich, welche er ganz unbeabsichtig besteht.

    Zuo der linden reit der gast,/ sn pfrt hafter an einen ast/ und saz enmitten f den

    stein./ sn herze was ne mein/ und ledic aller bsheit;/ sn muot ie nch bestem streit.

    (1489-1494)

    Jedem der sich in seinem Leben auch nur einmal moralisch verfehlt hat, ist es

    unmglich sich dem Tugendstein zu nhern. Vor Wigalois war einzig und allein

    Knig Artus selbst in der Lage die Probe zu bestehen. Auch Gawein, der gemeinhin

    als bester und tugenhaftester Ritter der Tafelrunde gilt, musste scheitern, da er sich in

    seiner Jugend einmal einer Dame gegen ihren Willen genhert hatte.5 Keiner der

    Ritter am Artushof ist moralisch so vollkommen wie Wigalois. Diese Makellosigkeit

    4 Vgl. Gottzmann, Carola: Deutsche Artusdichtung. Band I: Rittertum, Minne, Ehe und Herschertum.

    Die Artusepik der hochhfischen Zeit. Frankfurt a. M. 1986, S. 296 5 Vgl. Wirnt von Grafenberg: Wigalois. Text, bersetzung, Stellenkommentar. Text der Ausgabe von

    J.M.N. Kapteyn, bersetzung von Sabine und Ulrich Seelbach. Berlin 2005, Zeilen 1504-17.

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    kann nur daher kommen, dass er seine Jugend in Knig Jorams Reich, fernab aller

    moralischen Unvollkommenheit verbracht hat. Jedoch kann sich auch Wigalois dem

    Einfluss der menschlichen Unzulnglichkeiten nicht entziehen, was in der ersten

    ventiure -Reihe deutlich wird. In seinem Bestreben seine Ritterlichkeit unter Beweis

    zu stellen handelt er zwar wiederholt unritterlich, jedoch geschieht dies nie

    absichtlich, denn Wigalois handelt stets mit edlen Motiven. Die ventiure-Reihe

    beschreibt einen Reifeprozess, denn Wigalois lernt aus seinen Fehlern und ist deshalb

    in der Lage seine Tugendhaftigkeit auch jenseits des joramschen Reiches

    beizubehalten, um so die Voraussetzunge fr zu erfllen, die fr das Finden der hohen

    Minne notwendig sind.6 Zudem tritt der lehrende Charakter der ganzen Geschichte

    deutlich in den Vordergrund, wenn der Autor widerholt die Handlung unterbricht, um

    seine Einwrfe ber die Tugenden der guten alten Zeit einzubringen, aber dazu mehr

    im 7. Kapitel. Bei der ersten ventiure, die er auf seinem Weg nach Korntin zu

    bestehen hat, trifft er bei der Suche nach einem Nachtlager fr sich und Nereja auf

    einen Burgherren, der ihn zum ritterlichen Kampf um eine bernachtung

    herausfordert. Natrlich nimmt Wigalois die Herausforderung an, wie es sich fr

    einen Ritter gehrt, aber in seinem bermut ttet er den Burgherren unntigerweise:

    Ez geschach ein teil n snen danc/ daz er in als ht erslagen;/ daz wil ich iu vr wr

    sagen,/ wand er begundez von herzen klagen. (1999-2002)

    Bei der darauffolgenden ventiure kommt Wigalois einer Jungfrau in Nten auf

    ritterliche Art und Weise zu Hilfe und rettet sie aus den Fngen zweier Riesen. Jedoch

    hat Wigalois aus seinem Fehler gelernt und ttet nur einen der Riesen, von dem

    anderen lsst er sich Sicherheit geben und schickt ihn mit der Jungfrau an den

    Artushof. Wigalois versucht also seine Verfehlung, die er in der ersten ventiure

    begangen hat, durch ritterliches Verhalten wieder gut zu machen und zeigt hier den

    Beginn des Reifeprozesses. Allerdings wird auch hier wieder deutlich, dass Wigalois

    mit der Welt auerhalb des joramschen Reiches wenig vertraut ist, denn ein Ritter

    lsst sich normalerweise nur von einem anderen Ritter Sicherheit geben, nicht von

    einem Riesen. Ob dieser Wigalois Aufforderung an den Artushof zu gehen Folge

    leistet, bleibt fraglich und auch der weitere Verlauf der Geschichte gibt darber keinen

    Aufschluss. Als nchstes folgt die Auseinandersetzung mit einem Ritter, der ein

    6 Vgl. Gottzmann, S. 299.

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    Hndchen, das Wigalois Nereja geschenkt hat, auf unverschmte Art und Weise

    zurckfordert. Wigalois kann die unstandesgeme Behandlung Nerejas natrlich

    nicht dulden und so kommt es zu einem weiteren Duell, in dessem Verlauf der Ritter

    den Tod durch Wigalois Hand findet. Wigalois bestattet den Leichnam seines Gegners

    nicht und zeigt so wieder verwerfliches Verhalten.7 Diesen Fehler merzt er aber im

    Kampf gegen den Roten Ritter wieder aus. Gegen diesen tritt er an, da er Elamie den

    ihr rechtmig zustehenden Schnheitspreis genraubt hat, um ihn seiner eigenen Frau

    zu schenken. Keiner der versammelten Ritter traut sich den Preis zurckzufordern und

    so beschliet Wigalois den Roten Ritter zu einem Duell herauszufordern. Dieser

    nimmt natrlich an, muss dies aber mit seinem Leben bezahlen. Im Gegensatz zur

    vorangegangenen ventiure lsst Wigalois seinen Gegner diesmal aber nicht

    unbestattet und zeigt zum zweiten Mal, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. In der

    letzten ventiure beweist er, dass der Reifeprozess erfolgreich abgeschlossen ist. Auf

    seinem Weg nach Korntin trifft er auf Schaffilun, der seinerseits ebenso das Land von

    Roaz befreien mchte. Da natrlich keiner der beiden darauf verzichten mchte seine

    Ritterlichkeit zu beweisen, soll ein Vorrechtskampf die Entscheidung bringen.

    Nachdem Wigalois sich ausgeruht hat findet der Kamp mit einer fr beide Ritter

    bisher unbekannten Hrte statt. Wigalois verlsst auch hier seine Kampfeskraft nicht

    und so besteht er auch dieses Duell siegreich, indem er seinen Gener ttet. Im

    Gegesatz zu den vorigen ventiuren handelt er hier durch und durch ritterlich. Der

    Tod seines Gegners wurde nicht durch bermut verschuldet, sondern Schaffilun fiel

    nach ritterlichen Regeln im Kampf. Nach dem Kampf weit Wigalois das Gesinde

    seines Gegners an, den Unterlegenen zu einer Kirche zu bringen und dort eine

    Totenmesse fr ihn zu halten um ihn danach mit christlichen Riten zu beerdigen.

    Selbst Nereja, die ihren Unmut, ber Artus Entscheidung den jungen und

    unerfahrenen Wigalois nach Korntin zu schicken bisher nur schwer verbergen konnte

    ist nun, angesichts Wigalois Reifeprozesses, berzeugt, dass einzig und allein er das

    Land von Roaz befreien kann. Dieser brachte Korntin in seine Gewalt und vertrieb

    Larie an den uersten Rand des Reiches. Wigalois hat seine Tugendhaftigkeit also

    bewiesen und erfllt nun alle Voraussetzungen um die hohe Minne zu erfahren, wozu

    er bei der Ankunft in Laries Burg auch sofort die Gelegenheit bekommt.

    7 Vgl. Gottzmann, S. 304

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    Als Wigalois sie zum erstenmal sieht, entbrennt sofort die Flamme der Minne in ihm:

    Vrou Minne vie den rter s/ und zch in in ir hamt/ gewalticlche ne strt,/ daz er

    sich niht mohte erwern;/ er muose ir sichern unde swern/ ze tuone swaz si dhte guot;/

    ze gsel muose er ir den muot/ geben und daz herze sn,/ daz diu beidiu muosen sn,/ ir

    gevangen biz an ir tt;/ swaz man ze tuone im gebot/ durch si, daz dhte in allez

    swach,/ swie im doch sn herze brach/ d er die schoenen alrst sach. (4139-52)

    Von nun an steht Wigalois, berwtligt vom bloen Anblick seiner Angebeteten, in

    ihrem Dienste. Doch dank seiner Tugendhaftigkeit verfllt er nicht in schwrmerische

    Lethargie, sondern hat immer seinen Auftrag im Auge. Hier schafft er, was seinem

    Vater Gawein versagt blieb: Er vereint das bestndige Glck der Minne mit dem

    unbestndigen Glck, welches das Ritterleben mit sich bringt. Deshalb verharrt er

    auch nicht lange auf Laries Burg, sondern macht sich bald auf den Weg um sich Roaz

    zu stellen, denn er wei, dass seine Minne nur erfllt werden kann, wenn er schafft

    Korntin von seinem teuflischen Herrscher zu befreien. Wigalois fhrt angesichts

    direkter teuflischer Herausforderung ein Hchstma an Frmmigkeit vor, wie keiner

    der Romanhelden Hartmanns und Wolframs es aufgewiesen hatte.8 Nachdem ihm der

    Sieg ber Roaz gelungen ist wird er noch einmal auf die Probe gestellt, als er sich

    nach dem Kampf mit unminnelichen Gedanken nach Larie sehnt und sie anruft, als

    wrde sie direkt neben ihm stehen:

    Mnue ougen kunden rehte spehen/ d si dir prses jhen!/ wenne kum ich dir s

    nhen/ daz sich mn herze erkele an dir!/ du solt von rehte werden mir,/ wand ich

    dich vrouwe, erstritten hn. (8118-23)

    Hier muss in sein neuer Verbndeter Graf Adn aus seinem Wahn befreien und die

    unminnelichen Gedanken vertreiben, indem er ihn auf seine ritterlichen Pflichten

    hinweist. Wigalois wei sich zu besinnen und leistet Adns Worten Folge und reitet

    nach Joraphas, wo ihn Graf Moral als seinen Lehnherren anerkennt. Somit hat er auch

    die letzte Prfung bestanden und ist bereit die wahre Minne zu erfahren. Er schickt

    einen Boten mit einem Liebesbrief zu Larie, die ihm nun auch ffentlich ihre Liebe

    8 Hahn, S. 50

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

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    gesteht. Nun macht sie sich mit ihrer Mutter und ihrem Hofstaat auf den Weg nach

    Joraphas, wo die Hochzeit und auch die Krnungsfeier stattfinden. Wigalois wird so

    fr seine Tugendhaftigkeit und seine Selbstlosigkeit mir seiner Geliebten und einem

    Knigreich belohnt. Er hat es also geschafft, das zu vereinen was als unvereinbar

    schien er hat seinen Minnedienst vorbildlich geleistet und sich nicht von

    unminnelichen Gedanken vom Pfad der Tugend abbringen lassen. Zudem hat er auch

    seine Ritterlichkeit unter Beweis gestellt, indem er aus seinen Fehlern lernt und

    letztendlich alle ihm auferlegten ventiure erfolgreich besteht.

    4. Falsche Minneauffassung

    Im Gegensatz zu Wigalois wahrer Minne gibt aus Beispiele fr negatives

    Minneverhalten, das unweigerlich zum Unglck der betroffenen Personen fhrt. Es

    treten mehrere Besipiele fr eine falsche Auslegung der Minne innerhalb des Werkes

    auf. Sie sind sozusagen das genaue Gegenteil zu Wigalois und Laries wahrer Minne.

    Die betroffenen Charaktere handeln stehts aus den falschen Motiven, denn ihr

    Verhalten ist von Eigensucht und Triebhaftigkeit gesteuert. Sie erfllen nicht die

    moralischen Voraussetzungen um die wahre Minne zu begreifen und deshalb sind

    diese Beziehungen alle zum Scheitern verurteilt. Gaweins Eigensucht, Roaz

    Hochmut und valsch, Lions Minnebesessenheit steht der durch aventiure erhrtete und

    auf Dauer bewhrte Minnebund von Wigalois und Larie gegenber.9

    4.1 Gawein: Einseitige Minne

    Das erste Beispiel fr eine falsche Auffassung der Minne findet sich gleich zu

    Beginn der Geschichte: Die Beziehung zwischen Wigalois Eltern Gawein und Florie.

    Gawein gelangt mit Joram und seinem Zaubergrtel in dessen Reich, wo in ihm die

    Minne fr Florie entbrennt. Aus dieser Verbindung geht Gawein hervor. Wie vorher

    schon angesprochen, kann Gawein seine ritterlichen Instinkte jedoch nicht

    unterdrcken und schon bald sehnt er sich zurck zu seinen Kameraden an den

    9 Hahn, S. 57-8

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    Artushof. Wie sein Sohn Wigalois spter, gengt Gawein der totale Glckzustand

    nicht, sondern er braucht die Gefahr eines mglichen Scheiterns bei einer ventiure

    um glcklich zu werden.10

    So gibt er vor nach drei Tagen wieder zurckzukehren und

    bricht dann heimlich auf, da er das Klagen seiner schwangeren Frau frchtet. In seiner

    Sehnsucht vergisst er aber den Zaubergrtel mit sich zu nehmen und kann deshalb

    nicht mehr zu Florie zurck, denn einzig und allein der Grtel ermglicht

    Auenstehenden den Zutritt zum joramsche Reich. Er kehrt an den Artushof zurck,

    muss aber bald feststellen, dass das Leben am Hofe allein ihm auch keine

    Befriedigung bringen kann. Die Lust am Rittertum kann auch seine Rckkehr nicht

    zurckbringen:

    Dne wolde iedoch der degen/ niht turnieren als / wand im tet der jmer w/ nch

    snem schoenen wbe./ er gedhte, ob ich belbe/ lenger hie, des gewinne ich

    schaden. (1167-72)

    Deshalb verlsst er den Hof wieder und versucht ber ein Jahr erfolglos zu Florie

    zurckzukehren, muss letztendlich aber einsehen, dass er seine Frau nie wieder sehen

    wird. Gaweins Entschluss das Reich des ewigen Glckes zu verlassen, hat fr ihn und

    Florie schwerwiegende Folgen. Ganz zum Schluss des Romanes berbringt ein

    Knappe Wigalois die Botschaft vom Tode Flories:

    Diu swaere ir abe daz herze sneit./ sie schiet mit solhen riuwen hin/ daz ich des gewis

    bin/ daz got die sle im habe erkorn./ ir schoenen lp ht sie verlorn,/ daz wizzet, von

    den beiden:/ daz ein was daz scheiden/ daz von ir tet ir lieber man,/ nch des minne ir

    herze bran:/ daz andere daz si iuch verls. (11340-49)

    Das Problem dieser Minne, ist ihre Einseitigkeit. Whrend Gawein, zwar unglcklich

    ber den Verlust seiner Frau, wieder am hfischen Leben teilnimmt, verzehrt sich

    Florie vor lauter Sehnsucht nach ihrem Geliebten. So sind die menschlichen

    Schwchen Gaweins der Grund fr das unglckliche Ende der Beziehung. Selbst der

    beste Ritter der Tafelrunde ist nicht unfehlbar und frei vom menschlichen Makel.

    Deshalb ist auch er nicht dazu in der Lage die wahre Minne zu finden.

    10

    Gottzmann, S. 297

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    10

    4.2 Roaz: Eigenschtige Minne

    Ein weiteres Beispiel fr falsche Minne findet sich in der Beziehung zwischen

    Roaz und Japhite. Die Minne von Raz ist mitrauisch und eigenschtig11: er vorhte

    daz ir minne/ vil lihte diu kniginne/ gewante an einen andern man.(8050-3) Vor

    lauter Angst, er knne die Liebe seiner Frau verlieren, lsst er keinen anderen Mann

    nahe an sie heran. Stattdessen besteht ihr Gefolge aus Jungfrauen. Roaz von

    Eifersucht geprgtes Verhalten lsst keinen Raum fr die wahre Minne und deshalb ist

    auch er zum Scheitern verdammt. Spter wird deutlich, dass sein Verhalten ganz und

    gar unbegrndet ist, wie Japhites durch ihr Wehklagen und ihr anschlieendes

    Dahinscheiden, nach dem Tod ihres Geliebten beweist.

    Natrlich trifft Roaz sein Verderben in der Person von Wigalois, dem Verfechter der

    aufrichtigen Minne. Dieser kann gar nicht scheitern, denn seine Gedanken und

    Absichten sind rein und er wei, dass sein Werben um Larie nur durch die

    Beseitigung von Roaz erfolgreich sein kann. So treten Wigalois und Roaz,

    stellvertretend fr minne und unminne, zum Kampf an. Wigalois schpft whrend des

    Gefechts Kraft aus minnenden Gedanken an seine Angebetete und kann so auch Roaz

    schwerste Angriffe berstehen:

    [Wigalois] liez ab snen lp bliuwen und zehouwen/ durch sne liebe vrouwen,/ die

    schoenen magt Lren,/ die er zeiner men/ snem lbe erkorn/ ist daz ez d niht wirt

    verlorn./ daz bewarte ouch er vil vaste (7588-95)

    Von dieser Kraft beflgelt, schafft es Wigalois einen weiteren Gegner zu bezwingen

    und erlst so Korntin von seinem teuflischen Herrscher. Jedoch hat auch er den

    Kampf nicht unbeschadet berstanden und fllt in Ohnmacht. Dies kann nur bedeuten,

    dass moralische Reinheit nicht ohne Anstrengung und Opfer erreicht werden kann,

    denn selbst Wigalois, der Ritter mit dem reinsten Herzen, muss all seine Kraft

    aufbringen um diese entscheidende ventiure erfolgreich zu besteehen. Die

    anwesenden Jungfrauen wollen den wehrlos daliegenden Helden aus Rache tten, aber

    im letzten Moment schreitet Graf Adan schtzend ein. Er verkndet, dass Roaz die

    11

    Gottzmann, S. 319

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    11

    gerechte Strafe r sein untugendhaftes Verhalten erfahren hat und gelobt Wigalois die

    Treue. Die unminne zwischen Roaz und Japhite, hat fatale Folgen fr beide: Whrend

    Roaz im Kampf fllt, verliert Japhite aus Kummer ber den Tod ihres Geliebten ihr

    Leben. Fr Roaz gibt es auch nach dem Tod keine Erlsung, denn die Diener des

    Teufels entziehen seinen Krper den Bestattungsriten.12

    Dadurch wird deutlich, dass

    unmoralisches Verhalten auf Dauer nicht erfolgreich ist, sondern nur Tod und

    Verderben bringt. Den Lohn ernten die Tugendhaften und Rechtschaffenden, so wie

    Wigalois und Larie, die anstelle des glcklosen Paares nun die Herrschaft ber

    Korntin bernehmen. Damit ist der Wechsel vollbracht und aus dem ehemals von

    gottlosem und unmoralischem Verhalten geprgten Land, wird das Land der Liebe.

    Sinnbildlich fr diesen bedeutsamen Wechsel ist die Taufe der ehemaligen

    Gefolgsleute von Roaz. Sie werden durch Wigalois bekehrt und zurck auf den

    rechten Weg gefhrt.

    4.3 Lion: Auf moralisch verwerflichen Motiven basierende Minne

    Das offensichtlichste Beispiel fr falsches Minneverhalten zeigt jedoch Lion.

    Seine Minne beruhr auf reiner Triebhaftigkeit.13

    Seinetwegen findet nicht nur er,

    sondern auch Knig Amire und dessen Frau Liamere den Tod. Falsche Minne wirkt

    vernichtend. Sie dient nicht der Erhaltung der Gemeindschaft, sondern bringt

    Zwietracht und Tod mit sich.14 Als Lion Liamere erblickt entbrennt will er sie zu

    seiner Frau machen und fordert Knig Amire, der sich auf dem Weg zu Wigalois

    Krnungsfeier befindet, zum Duell um dessen Geliebte heraus. Amire fllt und Lion

    nimmt die Knigin mit sich, vergisst aber dabei, dass nur die Minne die auf

    Gegenseitigkeit beruht Befriedigung bringen kann. Der Mord an Amire und der Raub

    seiner Frau, bringen ihm nicht den erhofften Preis. Liamere stirbt vor lauter Kummer

    ber den Tod ihres Geliebten und beweist, dass die wahre Minne nicht durch Gewalt

    zu trennen ist. Dies wird durch die gemeinsame Beisetzung der beiden Liebenden

    verdeutlicht. In einem gemeinsamen Mausoleum bleiben sie auch nach ihrem Tod

    vereint:

    12

    Vgl. Wirnt (8136-39) 13

    Gottzmann, S. 323 14

    Gottzmann, S. 323

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    12

    Den knic mren truoc man dan/ mit klgelchem sre/ d vrouwe Lamre/ besigelt

    in einem sarke lac./ der was lieht alsam der tac/ von golde und von gesteine;/ dar inne

    lac diu reine/[...] in den sarc zuo ir dar n/ legt man d ir gesellen. (11210-25)

    Das Motiv der Frau, die ihrem Geliebten in den Tod folgt, kommt hier nicht das erste

    mal vor. Beleare, die Frau des Grafen Morals, der vom Drachen Pfetan verschleppt

    wurde und auch das Waldweib Ruel, treten als Trauernde auf. Auf die Spitze

    getrieben wird dieses Motiv jedoch von Florie, Japhite und Liamere. Sie knnen den

    Tod ihrer Geliebten nicht verkraften und folgen ihnen vor lauter Kummer. Dies

    verdeutlicht noch einmal, dass die Einheit, die durch die Minne entsteht, auch ber

    den Tod hinaus weiter existiert. Hat man einmal einen Partner fr sich gefunden, so

    scheint das Leben ohne ihn unmglich und nur der Tod kann die Wiedervereinigung

    bringen.

    5. Der Roman als moralisches Lehrbuch

    Dieser Aufsatz hat bisher nur die Handlungen der einzelnen Charaktere

    betrachtet und wie der Zuhrer durch ihr Verhalten Lehren fr das eigene Leben

    ziehen kann. Dies erfordert aber von diesem eine ber das bloe Zuhren

    hinausgehende Analyse der Geschichte. Viel offensichtlicher wird der lehrende

    Charakter aber, wenn man die Textstellen untersucht, in denen sich der Erzhler

    explizit in Form von persnlichen Einwrfen an sein Publikum wendet. Der Erzhler

    versucht also sein Publikum dazu zu bewegen ihr eigenes Verhalten kritisch zu

    reflektieren. Es wird ganz bewusst und offensichtlich versucht einen moralischer

    Verhaltenskodex zu entwickeln.

    Whrend der Riesenventiure unterbricht der Erzhler die Narration um den

    seiner Meinung nach vorhanden Sittenverfall der damaligen Gesellschaft

    anzuprangern, und um eine Rckbesinnung oder vielmehr ein Neuorientierung hin zu

    den ritterlichen Tugenden zu fordern. Im speziellen wir in diesem Erzhlermonolog

    der Eidbruch thematisiert, der dem Erzhler ein Dorn im Auge ist. Wigalois hatte

    soeben den zweiten Riesen besiegt und ihn somit gezwungen, ihm Sicherheit zu

    leisten und die Jungfrau sicher an den Artushof nach Karidl zu begleiten. Nach

    Meinung des Erzhlers war das Wort eines Mannes damals mehr wert und

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    13

    Eidbrchige wurden von der Gesellschaft ausgestoen, was seiner Meinung nach auch

    in seiner Zeit von Nutzen wre.15

    Bei Wigalois erster Begegnung mit Larie sinniert der Erzhler ber deren

    Liebreiz und stellt wieder eine Verbindung zu seiner Zeit her. In der betreffenden

    Textstelle wird beschrieben, wie Larie Wigalois Minne mit ihren Blicken erwidert.

    Wieder wird die Narration unterbrochen und der Erzhler wendet sich direkt an sein

    Publikum und belehrt es darber, dass etwaige charakterliche Schwchen und Bosheit

    durch die Augen erkannt werden knnen. Der Blick einer guten Frau ist in der Lage

    durch die Augen des Mannes direkt in sein Herz zu schauen und dort seinen wahren

    Charakter zu erkennen. Nach seiner eigenen Erfahrung sei es nmlich so:

    Sw diu ougen ein ander an/ lange sehent ne wanc,/ daz d herze und [ir] gedanc/

    mit triuwen zuo ein ander stt;/ sw ab der blic s schiere ergt,/ d enist niht ganzer

    triuwe b,./ ezn kome als daz es s/ daz sn die liute werden gwar:/ s laze er sn

    sehen gar,/ ern blicke dan underwlen dar.

    Es wird auch hier wieder deutlich, dass der Roman mehr als nur bloe Unterhaltung

    bieten soll. Dem Zuhrer sollen Ratschlge vermittelt werden, die auch auf sein

    eigenes Leben anwendbar sind und nicht nur fr die fantastischen Gestalten im Werk

    gelten.

    In der Fischerepisode liegt Wigalois bewusstlos am Boden, nachdem er den

    Drachen besiegt hat. Ein vorbeiziehendes Fischerpaar, beraubt den Ohnmchtigen

    seiner Habe. Die Fischersfrau geht sogar soweit und will Wigalois ertrnken. Jedoch

    on ihrem bringt die Schnheit seines ritterlichen Krpers die Frau zgern und sie

    bricht ihr Vorhaben ab. Die schlechte der Frau nutzt der Erzhler um von der

    eigentlichen Geschichte abzuschweifen und spricht ber die Bsartigkeit mancher

    Frauen:

    Ez ist ouch noch ein bel wp/ wirser danne dehein man,/ was si niht bedenken kan/

    waz ir dar nch knftic s.(5393-6)

    Diese Meinung ist nach heutiger Sicht natrlich frauenfeindlich, doch entspricht sie

    dem damals herrschenden Weltbild. Man kann dem Autor aber zu Gute halten, dass er

    nicht mde wird die edlen Damen zu rhmen. Hat man einmal eine ehrbare Frau

    15

    Vgl. Wirnt, 2146-58

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    14

    gefunden, so sollte man alles tun um sie zu halten, denn die Belohnung wird umso

    reichlicher sein.16

    Es ist sowieso bemerkenswert, dass es meisten das weibliche Geschlecht ist,

    das den Erzhler zu seinen Ausschweifungen anstiftet. Vor allem die schne Heidin

    Japhite scheint es ihm angetan zu haben, denn ihr Verhalten wird als durchweg positiv

    dargestellt. Sie wird zu einem vorbildlichen Frauencharakter und bekommt fast

    ebensoviel Aufmerksamkeit, wie die eigentliche weibliche Hauptdarstellerin Larie. Er

    nutzt ihr vorbildliches Verhalten um Liebesratschlge an die Damen seiner Zeit zu

    geben. Eine Frau hat nach seiner Meinung die Pflicht ihrem Mann gehorsam zu sein

    und ihm keine Widerworte zu geben, denn das wre das Rezept fr eine

    langanhaltenden Liebe.17

    Diese direkt an den Zuhrer gewandten Einwnde sind Ratschlge fr eine

    erfolgreiche Minne. Der Wigalois wird so zu einem Handbuch, dass helfen soll die

    wahre Minne zu erkennen und sie zu konservieren.

    6. Fazit

    In Wirnt von Grafenbergs Wigalois wird deutlich, wie der Autor anhand seiner

    Charaktere versucht, sein Publikum zu beeinflussen und ihr moralisches Verhalten zu

    verbessern. Das hchste Gut eines Ritters ist die wahre Minne einer edlen Frau zu

    erstreiten. Dies kann aber nur gelingen, wenn das Herz des Minnenden frei von

    jeglicher Schlechtigkeit ist und seine Absichten rein sind. Diese moralische

    Makellosigkeit wird vom Protagonisten des Werkes vertreten. Er ist den anderen

    Menschen dank seiner Herkunft moralisch bei weitem berlegen. Nur Knig Artus

    eigene Tugendhaftigkeit kann sich mit seiner messen, wie die Tugendsteinprobe

    beweist. Jedoch ist Wigalois nicht auf Anhieb bereit seine gottgegebene moralische

    berlegenheit auszuspielen, denn die Konfrontation mit den menschlichen Schwchen

    lsst auch den Helden nicht unbeeindruckt. So muss er sich erst als wrdig erweisen,

    die wahre Minne zu finden. Dies geschieht auf der Reise nach Kornitn, auf der er fnf

    ventiuren zu bestehen hat. Nach dem er so seine Tugend bewiesen hat, ist er bereit

    die Minne zu finden. Der Vollzug kann aber erst nach seiner Erlsungstat geschehen

    und so befreit er im Alleingang ein gesamtes Reich von seinem teuflischen

    16

    Vgl. Wirnt, 5393-412 17

    Vgl. Wirnt, 7493-97

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    15

    Unterdrcker. Als Preis fr seine Tatkrftigkeit erhlt er seine Geliebte und die

    Herrschaft ber zwei Knigreiche. So zeigt der Autor, dass ein tugendhaftes Leben

    reich belohnt wird. Tugendhaftigkeit ist aber unabhngig von der Geburt und muss

    immer wieder aufs Neue bewiesen werden. Wigalois gegenber stehen Charaktere, die

    durch ihr Fehlverhalten sich und ihre Geliebten ins Verderben strzen. Da wren zum

    einen Gawein, der seine Frau aus eigenschtigen Motiven verlsst und zum anderen

    Roaz, der ebenfalls eigenschtig handelt und seine Frau von der Auenwelt

    abschottet. Den schlimmsten Frevel jedoch begeht Lion, dessen Minne nur durch

    Triebhaftigkeit gesteuert ist und der in seinem Wahn versucht den Minnebund

    zwischen Amire und Liamere zu durchbrechen. Dieser Bund kann aber nicht aufgelst

    werden, sondern besteht auch nach dem Tod der Liebenden weiter. So wird deutlich,

    dass es nur eine einzig wahre Minne geben kann, nmlich die, die auf Gegenseitigkeit

    beruht. Der Zuhrer soll nun anhand der literarischen Beispiele Lehren fr sein

    eigenes Leben ziehen. Dieser Lernprozess wir immer wieder durch direktes Eingreifen

    des Erzhlers untersttzt, der seine eigene Meinung wiedergibt und Ratschlge erteilt,

    wie man moralisch richtig handeln kann. Die unterstreicht noch einmal ganz deutlich

    die lehrende Intention des Romans und macht ihn zu mehr als einem epigonalen

    Zitatengemisch.18

    18

    Hahn, S. 37

  • Die Minne in Wirnts Wigalois

    16

    7. Literaturverzeichnis

    Bumke, Joachim: Hfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter.

    Mnchen 1997.

    Hahn, Ingrid: Gott und Minne, Tod und triuwe. Zur Konzeption des Wigalois des

    Wirnt von Grafenberg. In: Personenbeziehungen in der mittelalterlichen

    Literatur. Hrsg. Von Helmut Brall, Barbara Haupt, Urban Kster. Dsseldorf

    1994 (= Studia humaniora 25), S. 37-60.

    Gottzmann, Carola: Deutsche Artusdichtung. Band I: Rittertum, Minne, Ehe und

    Herschertum. Die Artusepik der hochhfischen Zeit. Frankfurt a. M. 1986.

    Wirnt von Grafenberg: Wigalois. Text, bersetzung, Stellenkommentar. Text der

    Ausgabe von J.M.N. Kapteyn, bersetzung von Sabine und Ulrich Seelbach.

    Berlin 2005.