Dezentrale Formen der Arbeitsorganisation - Telearbeit.
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Dezentrale Formen der Arbeitsorganisation - Telearbeit
Heimarbeit
Heimarbeit im 19. Jahrhundert: „Das Getöse der Webstühle, das rhythmische Gewuchte der Lade, davon Erdboden und Wände erschüttert werden, das Schlurren und Schnappen des hin und her geschnellten Schiffchens erfüllen den Raum. Da hinein mischt sich das tiefe, gleichmäßig fortgesetzte Getön der Spulräder, das dem Summen großer Hummeln gleicht.“ (Hauptmann: Die Weber)
Heimarbeit im 20. Jahrhundert: „In der Untermiete. Sepp und Beppi bei der Heimarbeit. Sie machen Zwetschgenmännchen und –weibchen. Sepp malt die Köpfe etc., Beppi macht Kleider etc.“ (Kroetz: Geisterbahn)
Heimarbeit im 21. Jahrhundert: „Selbständige Büroarbeiten von Zuhause! Internet erforderlich! www.moneyforliberty.com“ (Bezirksblatt MA/E 48/2003)
Telearbeit: Definition
Quelle: Wiedemann 1998, bearb. von Walter Fikisz, FHIB, Eisenstadt
Bezugsgrößen Definition
Technische Dimension(Technik)
Telearbeit ist jede auf Informations- und Kommunikationstechniken gestützte Tätigkeit,
Räumliche Dimension
(Arbeitsort)
die ausschließlich oder teilweise an einem räumlich außerhalb des Betriebes im herkömmlichen Sinne liegenden Arbeitsplatz verrichtet wird,
Zeitliche Dimension(Arbeitszeit)
der mit der zentralen Betriebsstätte zumindest gelegentlich durch elektronische Kommunikationsmittel verbunden ist,
Rechtliche Dimension(Recht und Vertragsgestaltung)
sofern diese Tätigkeit nicht nur gelegentlich erfolgt.
Telearbeit - Geschichte Jack Nilles: tele-commuting als Antwort auf Energiekrise in den
USA der späten 1970er
Entwicklung telematischer Dienstleistungen
Seit Beginn der 1990er Jahre in Europa durch die Europäische Kommission forciert:– Verbreitung der Telearbeit als zentraler Punkt auf dem Weg in eine
„Informationsgesellschaft“– Martin Bangemann: Ziel für das Jahr 2000 – 10 Millionen
TelearbeiterInnen in Europa
Realität blieb hinter politischen Forderungen, Erwartungen bzw. Befürchtungen zurück: lt. Statistik-Austria sind ca. 1% der Erwerbstätigen in Österreich TelearbeiterInnen
Telearbeitsformen
Quelle: Fikisz, FHIB Eisenstadt, nach Godehardt/Worch/Förster 1996:25.
Q ue lle : E u roba rom e te r, N ov. 2000 , in : E u ropean C om m iss ion (2001 ), S . 14 .
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D K D F I N L A P F IN S U K E U
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Anteil der TelearbeiterInnen im EU-Vergleich
T elew orkers by gender and category o f occupation (EU average)
Q uelle: Eurobarom eter, Nov. 2000, in : European Com m ission (2001), S . 15.
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Merkmale von TelearbeiterInnen in der EU
Quelle: Jäckel/Rövekamp 2001:115, graphische Bearbeitung: Walter Fikisz, FHIB Eisenstadt
Telearbeit: Motive der Beschäftigten in Deutschland
Frauen & Telearbeit
Teleheimarbeiter: eigenes Zimmer als Büro
Teleheimarbeiterinnen: Arbeit am Küchentisch oder im Wohnzimmer
Doppelbelastung „Freie Zeiteinteilung“
nicht für Mütter Unbezahlte Mehrarbeit
Potentielle Anreize zur Telearbeit fürArbeitgeberInnen
Erhöhung der individuellen Arbeitsleistung von TelearbeiterInnen (zwischen 20% und 40%): verdichtete Arbeit, Arbeiten zur individuell besten Zeit, immer und überall arbeiten
Faktoren: erhöhte Motivation im SoHo (Small Office, Home Office)
Einsparung bei Infrastrukturkosten (Büroräume, Heizung etc.), Einsparung von Lohnkosten durch outsourcing und down-sizing
Bindung von qualifizierten Mitarbeitern durch Telearbeit als „Privileg“
Potentielle Nachteile der Telearbeit Für ArbeitgeberInnen
je nach Betriebskultur und konkreter IT-Lösung: Mangelnde Kontrolle von Mitarbeitern
Organisatorische Umstellungsprobleme (z. B. auf „management by objectives“, flache Hierarchien,…)
Kosten durch technische und organisatorische Umstellungen
Wegfall informeller Gespräche unter den Mitarbeitern als Teil organisatorischer Lernprozesse
mangelndes Vertrauen, Kommunikationsprobleme
Potentielle Nachteile der Telearbeit für ArbeitnehmerInnen
mit Outsourcing und downsizing verbundenes Lohndumping
Sozialer Aspekt von Arbeit verschwindet (CARTOON)
Doppelbelastung durch Haushalt und Beruf (vor allem für Frauen)
Karrierenachteile durch mangelnde Präsenz in der Firma („out of sight, out of promotion“)
Potentielle Nachteile der Telearbeit für ArbeitnehmerInnen
je nach Betriebskultur und IT-Lösung: elektronische Kontrolle bzw. rigide Internalisierung von Arbeitsanforderungen (keine Pausen, Freizeit und Arbeit lassen sich nicht mehr trennen etc.)
Organisation von Arbeitsunterlagen Wegfall von Lernprozessen in informellen
Gesprächen Erhöhung individueller Konkurrenz in flachen
Hierarchien Organisation von ArbeitnehmerInnen-Interessen
schwierig
Ordnungspolitische Argumente für die Telearbeit
Integration strukturschwacher und von den wirtschaftlichen Zentren weit entfernter Regionen (Schweden, Finnland, Telehäuser in NÖ, Bruck an der Leitung, Telezentrum Hermagor)
stadtökologische Vorteile durch eine Verringerung des Pendlerverkehrs (Telezentren am Wiener Stadtrand)
Integration sozial benachteiligter Gruppen in den Arbeitsprozess (Frauen in strukturschwachen Regionen, Behinderte, Arbeitslose)
Zahlreiche Vorbehalte gegen Funktionalität bzw. ideologische Prämissen dieser Modelle
Funktionale Anforderungen an und soziale Voraussetzungen für Telearbeit Freiwilligkeit der Beteiligten Bei Normarbeitsverhältnissen: alternierend, 2-3 Tage
Anwesenheit an zentraler Betriebsstätte Räumliche Voraussetzungen für Heimarbeit gegeben,
Kinderbetreuung gewährleistet Entfernung zur Betriebsstätte < 90 km
Funktionale Anforderungen an und soziale Voraussetzungen für Telearbeit
Lösung von Kostenfragen, Datenschutz, Arbeitnehmerschutz
„Teleworkability“ der Tätigkeit: cool jobs vs. hot jobs Management-Lösungen zur Koordination von
Tätigkeiten Sicherstellen sozialer, betrieblicher Kontakte und
Informationsflüsse
Tätigkeiten im BID, die viaTelearbeit verrichtet werden können
Benutzerberatung (über Hotline oder Call-Center) Recherche Auswertung von Zeitschriften & Zeitungen Erstellung von Bibliographien, Online-Katalogen,
Schlagwortverzeichnissen Inhaltliche & formale Erschließung digitaler Medien Retrokatalogisierung
Tätigkeiten im BID, die viaTelearbeit verrichtet werden können Erstellung von Konzepten, wissenschaftlichen
Referaten, Anleitungen, Arbeitsanweisungen, Protokollen, Statistiken, usw.
Erstellung von PR-Materialien Publikationsarbeiten Übersetzungen Textverarbeitung & Datenerfassung Gestaltung & Verwaltung des Internetangebots der
Bibliothek Netzverwaltung für das Bibliotheksnetz Erstellung & Wartung von Datenbanken Konzeption & Anpassung von Softwareprodukten Sonstige Programmierarbeiten
Telearbeit & BID - Beispiele
Pilotprojekt an der UB Konstanz 1997/98 UB der Freien Universität Berlin Kekulé-Bibliothek der Bayer AG
Literatur
Joseph Huber: Telearbeit. Ein Zukunftsbild als Politikum. Westdeutscher Verlag 1987
Bibliotheksschule Frankfurt: Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsformen in Bibliotheken (bibd.uni-giessen.de/gdoc/2001/uni/s010001.pdf)
Petra Hätscher: Telearbeit in Bibliotheken. In: Information und Öffentlichkeit, Dinges & Fricks 2000
Erika Aufner / Elisabeth Raicher / Elisabeth Schwarz: Telearbeit für Bibliothekarinnen, Seminararbeit 2002 (www.bui.haw-hamburg.de/pers/ute.krauss-leichert/Aktiv-fh/Glow/text/Telearbeit.pdf)
Annette Quaedvlieg / Rüdiger Zimmermann: Katalogisierung im Schlafrock? Stand der Einführung von Telearbeit in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. In: Buch und Bibliothek 52 (2000) 3, S. 222 - 226 (library.fes.de/fulltext/bibliothek/00744.htm)
Crystal Fulton: The Impact of Telework on Information Professionals’ Work Processes (http://www.slis.ualberta.ca/cais2000/fulton.htm)