Deutsch Perfekt November 2014

80
Deutschland € 7,50 l CH sfr 13,50 A l B l E l F l FIN l GR l I l L l P (cont.) l SK l SLO: € 8,50 LEARN GERMAN | ESTUDIAR ALEMÁN | APPRENDRE L’ALLEMAND | IMPARARE IL TEDESCO | NAUKA NIEMIECKIEGO | УЧИМ НЕМЕЦКИЙ | ALMANCA Ö ˘ GRENMEK Frankfurts neuer Boom Ordnung und Fleiß? Wie arbeiten die Deutschen wirklich? Geschichte Michael Schumachers Start in der Formel 1 9. November 1989 Erinnerungen: als sich die deutsch-deutsche Grenze öffnete Sprache & Service 2 Deutsch im Beruf: Wie deutlich darf Kritik sein? 2 Grammatik: Imperativ Frankfurts neuer Boom Ost- und Westdeutschland 25 Jahre nach dem 9. November 1989 Lesestrategien Wie die Deutschen arbeiten deins! Beste Freunde 11 4 196828 507503 Der neue Boom der Finanzmetropole Lesestrategien Keine Angst vor schweren Texten!

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Deutsch perfekt is an ideal blend of professional journalism and successful language training. Interesting texts and topical issues provide important insights into life in Germany, Austria and Switzerland, and at the same time form the backbone of Deutsch perfekt's unique language service.

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Ordnung und Fleiß?

Wie arbeiten die

Deutschen wirklich?

Geschichte

Michael Schumachers

Start in der Formel 1

9. November 1989

Erinnerungen: als sich

die deutsch-deutsche

Grenze öffnete

Sprache & Service

2 Deutsch im Beruf: Wie

deutlich darf Kritik sein?

2 Grammatik: Imperativ

Frankfu

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Der neue Boom der Finanzmetropole

Lesestrategien Keine Angst

vor schweren Texten!

Page 2: Deutsch Perfekt November 2014

Übung macht den Meister!Das Übungsheft zu Ihrem Sprachmagazin: Die Extra-Dosis Sprachtraining – flexibel & e≤zient!

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Page 3: Deutsch Perfekt November 2014

311/14

Editorial

LuxusGeld, Geld, Geld: Kaum eine deutsche Stadt ist davon so geprägt wie

Frankfurt am Main. Mehr als 200 Geschäftsbanken gibt es in der Finanz-

metropole, außerdem die Bundesbank und die Europäische Zentralbank.

Die Europäische Zentralbank ist natürlich ein ganz spezielles Geldinstitut:

Sie kontrolliert den Finanzsektor auf dem ganzen Kontinent. Weil die Auf-

gabe immer wichtiger wird, beginnen in ihrer Frankfurter Zentrale zurzeit

mehr als 1000 Banker aus ganz Europa ihre Arbeit

bei der Zentralbank. In diesen Wochen zieht sie in

ihr neues Hochhaus um, das diesen Monat auf dem

Titelbild zu sehen ist.

Wo viel Geld ist, ist auch viel Luxus. Für seine

Reportage (ab Seite 14) hat sich unser Korrespondent

Marcel Burkhardt in einer ihm fremden Welt bewegt:

Ihren vielen extrem gut verdienenden Einwohnern

bietet die Mainmetropole nämlich ein Leben im

Luxus – vom Kindergarten bis zum Wohnen. Bei-

spiel Onyx-Haus: Im Westen der Stadt wird gerade das teuerste Wohnhaus

Frankfurts gebaut. Bei seinem Besuch auf der Baustelle überraschte Bau-

herr Tobias Steyer den Reporter mit einer kleinen Artistik-Show im noch

nicht fertigen 15. Stock: „Er ist über eine schmale Mauer gelaufen wie ein

Artist – links und rechts ging es viele Meter in die Tiefe. Hat ihn überhaupt

nicht gestört.“ So cool jonglieren die Investoren offenbar auch mit den

Millionen – die meisten ihrer teuren Wohnungen sind schon verkauft.

Während sich unser Mainz-Korrespondent über den neuen Frankfurter

Luxus wunderte, blickte unsere Berlin-Korrespondentin in die Vergan-

genheit. 25 Jahre nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze sprach

Barbara Kerbel mit Zeitzeugen über ihre Erinnerungen an die Nacht, die

Deutschland änderte wie kaum eine andere (ab Seite 52). Wie fast alle

Deutschen dachte sie bei dem Thema gleich an ihre eigenen Erinnerungen

an den 9. November 1989 – die Journalistin, zu der

Zeit noch Schülerin, lebte damals nämlich in einem

westdeutschen Ort an der Grenze. Trotzdem waren

die Interviews für sie sehr spannend: „Ich bin auf

immer mehr neue Aspekte gestoßen, die mich auch

noch interessieren.“ Ich glaube, Sie werden das

ähnlich sehen!

Jörg WalserChefredakteur

prägen hier: so, dass es einen starken Effekt auf die Stadt hat

bieten hier: ≈ möglich machen

der Bauherr, -en

Person, die den Auftrag und das Geld für einen Bau gibt

die Art“stik hier: akrobatische Bewegung

schmal ↔ breit

jonglieren franz.

hier: besonders gut und intelligent arbeiten mit

der Inv¡stor, Investoren

Person, die in etwas investiert

¶ffenbar/of-fenbar

hier: ≈ so, wie es aussieht

der Zeitzeuge, -n

Person, die Informationen über historische Ereignisse aus eigener Erfahrung geben kann

sp„nnend ↔ langweilig

stoßen auf hier: zufällig finden

der Ch¡fredak-teur, -e franz.

Chef von allen Journalis-ten bei einer Zeitung oder ZeitschriftFO

TO:

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Mehr Informationen auf www.grubbemedia.de

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© 2010 Grubbe Media GmbH

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FRAGEN

Auf dem Flohmarkt hast du sehr billig

einen schönen Bildband über Berlin

gekauft. Du erzählst einem Freund:

„Schau mal, dieses Buch hat nur …

Euro gekostet.“

a) ein

b) einen

c) einer

Wie ist die Telefonvorwahl von Berlin?

a) 010

b) 040

c) 030

FRAGEN

FRAGENAuf dem Flohmarkt hast du sehr billig einen schönen Bildband über Berlin gekauft. Du erzählst einem Freund: „Schau mal, dieses Buch hat nur … Euro gekostet.“ a) ein

b) einenc) einer

Wie ist die Telefonvorwahl von Berlin?a) 010b) 040c) 030

C

Auf dem Flohmarkt hast du sehr billig FRAGEN

Auf dem Flohmarkt hast du sehr billig

FRAGEN

Bei den Internationalen Filmfestspielen

Berlin entscheidet eine internationale

Jury, … den ersten Preis – den Golde-

nen Bären – bekommt.

a) wer

b) wessen

c) was

Wie heißt das bekannteste Drama von

Gotthold Ephraim Lessing, der in den

1750er-Jahren als Publizist in Berlin

lebte?

a) „Faust“

b) „Maria Stuart“

c) „Nathan der Weise“

der Weise, -n Person, die sehr gute Kenntnisse

auf vielen Gebieten und viel Erfahrung hat

H

GG

FRAGENFRAGEN

FRAGENAuf dem Flohmarkt hast du sehr billig einen schönen Bildband über Berlin gekauft. Du erzählst einem Freund: „Schau mal, dieses Buch hat nur …

Wie ist die Telefonvorwahl von Berlin?

FRAGEN

Bei den Internationalen Filmfestspielen

Berlin entscheidet eine internationale

Jury, … den ersten Preis – den Golde-

Wie heißt das bekannteste Drama von

Gotthold Ephraim Lessing, der in den

1750er-Jahren als Publizist in Berlin

Weise“

Person, die sehr gute Kenntnisse

auf vielen Gebieten und viel Erfahrung hat

ANTWORTENa) wer„Wessen“ ist ein Fragewort im Genitiv.

Das Fragepronomen „was“ fragt nach

einer Sache.

c) „Nathan der Weise“ Lessing war einer der wichtigsten

Dichter der deutschen Aufklärung.

Die Ringparabel zum Verhältnis der

drei monotheistischen Religionen

aus „Nathan der Weise“ ist einer

der wichtigsten Texte dieser Epoche. die Aufklärung hier: Epoche zwischen 1600 und

1800 in Europa, in der rationales Denken und Tun

zum Ideal wurdedie R“ngparabel, -n ≈ kurze, symbolische

Geschichte von einem Ring, die dem Leser eine

Moral zeigt

GM_Deutsch-Berlin_Fragekarten 201-295_70x100_RS_RZ.indd 24411.04.2011 11:53:08 Uhr

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44 | Tiergarten

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© 2011 Grubbe Media GmbH

Der vom Barock und der italie-

nischen Renaissance inspirierte

Dom ist eine der wichtigsten protestantischen Kirchen in Deutschland. Er wurde 1905 eingeweiht. Auch vorher gab

es auf dem Areal am Lustgarten

schon eine Kirche. In der Gruft

des Doms liegen viele Mitglieder

der Monarchenfamilie der Hohenzollern. Heute finden im

Berliner Dom oft auch kulturelle

Veranstaltungen statt.

einweihen hier: in einer neuen Kirche zum ersten

Mal einen Gottesdienst feiern(der G¶ttesdienst, -e religiöse Feier, vor allem in

der christlichen Kirche)die Gr¢ft, -en Ort, meistens unter einer Kirche,

wo die Toten liegen

Dom ist eine der wichtigsten protestantischen Kirchen in Deutschland. Er wurde 1905 eingeweiht. Auch vorher gab es auf dem Areal am Lustgarten

schon eine Kirche. In der Gruft

des Doms liegen viele Mitglieder

der Monarchenfamilie der Hohenzollern. Heute finden im

Berliner Dom oft auch kulturelle

Veranstaltungen statt.

einweihen hier: in einer neuen Kirche zum ersten

hier: in einer neuen Kirche zum ersten

hier:Mal einen Gottesdienst feiern(der G¶ttesdienst, -e religiöse Feier, vor allem in

der christlichen Kirche)die Gr¢ft, -en Ort, meistens unter einer Kirche,

wo die Toten liegen

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Dom

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Sie reisen mit dem Intercity-

express nach Berlin und steigen

am größten und modernsten

Kreuzungsbahnhof Europas aus.

Startpunkt:

Hauptbahnhof

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Sie reisen mit dem Intercity-

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Kreuzungsbahnhof Europas aus.

Startpunkt:

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Page 4: Deutsch Perfekt November 2014

Die Themen des Monats November 2014

Die jungen Seiten von Deutsch perfekt

Beste Freunde: Wenn zwei sich finden • Streaming

Immer pünktlich, ohne Emotionen und mit viel Liebe zur Ordnung – arbeiten die Deutschen wirklich so? Sicher ist: Der Wirtschaft im Land geht es gut. Trotz­dem ist im Arbeitsalltag nicht alles so positiv, zeigt der zwölfte Teil der Serie „Anatomie einer Nation“.

28 Wie arbeiten die Deutschen?

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6 Mein Deutschland-Bild

Martin Schutt über eine spezielle Fabrik

8 Panorama

Neues, Namen und Zahlen

22 Ja oder Nein?

Höhere Steuern für ungesunde Lebensmittel?

24 Nachrichten

Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

27 Auf den zweiten Blick

Sprachspiele aus der Presse

33 Reisetipps

Dresden • Bremen • Saas-Fee

51 Mein erster Monat

Safa Ibrahim in Berlin

58 Ein Bild und seine Geschichte

Vor 20 Jahren: Michael Schumacher gewinnt die Formel 1

62 Der Blick von außen

Agnieszka Kowaluk über Sparsamkeit

64 Graffiti-Sprayer Oz

War er ein Künstler oder ein Krimineller?

66 Kulturtipps

Konzert • Kino • Lesung• Hörbuch• Buch

68 Kolumne

Alia Begisheva über politisch korrektes Verhalten

69 Nächsten Monat

… in Deutsch perfekt

70 D-A-CH-Menschen

Einer von 98 Millionen: Was denkt David Schnabel?

14

Frankfurts neuer Luxus

In der wichtigsten Finanzmetropole Deutschlands dominiert das große Geld auch das Privatleben vieler Einwohner. Mit neuen Luxus­Angeboten empfängt die Boomstadt die vielen Top­Verdiener, die zurzeit nach Frankfurt kommen. Ein Blick in eine Welt, wo 60 Quadratmeter große Schlafzimmer zum Standard gehören.

4 11/14

Page 5: Deutsch Perfekt November 2014

Texte auf Stufe A2 des GER Texte auf den Stufen B2 bis C2 des GER

GER Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen

Texte auf Stufe B1 des GER

In diesem Heft: 16 Seiten Sprache & Service

34 Besser lesen

Die wichtigsten Strategien

38 Wörter lernen

Erste-Hilfe-Kasten

39 Übungen zu den Themen des Monats

Mehr Sicherheit mit Wörtern und Texten

40 Grammatik

Imperativ

42 Deutsch im Beruf

Wie deutlich darf und muss Kritik sein?

44 Raten Sie mal! • Comic

Rätsel zu einem Thema des Monats • Haiopeis

45 Schreiben • Sprechen • Verstehen

Sammelkarten Kondolenzbrief • Im Taxi • Ausdrücke rund ums Auge

48 Lösungen • Kundenservice • Impressum

Lösungen der Übungen • Wer macht was bei Deutsch perfekt?

49 Starthilfe

Extra-Service Übersetzungen in Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Türkisch

Mehr als 800 Erklärungen von schwierigen Wörtern

↔o

¢

, ¿er

lockere UmgangssprachenegativVorsicht, vulgär! ungefähr, etwa

Gegenteil von ... langer, betonter Vokal kurzer, betonter Vokal Plural-Formen

Auf www.deutsch-perfekt.com können

Sie mit einem Premium­Abo Texte mit diesem

Symbol hören. Diesmal:

31 Wie die Deutschen arbeiten

Ausbildung mit System

55 Die Nacht, die alles änderte

Protest und Flucht

4 Wenn zwei sich finden

Kristina und Ifirae erzählen

Deutsch perfekt Audio: der Trainer für Hörverstehen und Aussprache, auf CD oder als Download (siehe Heftrückseite).

Achten Sie im Heft auf dieses Symbol! Zu diesen Artikeln können Sie Texte und Übungen auf Deutsch perfekt Audio hören.

Deutsch perfekt plus: 24 Seiten Übungen und Tests zu Grammatik, Vokabeln und mehr (siehe Seite 2).

Achten Sie im Heft auf dieses Symbol! Zu diesen Artikeln finden Sie Übungen in Deutsch perfekt plus.

Deutsch perfekt im Unterricht: kostenlos für alle Lehrer, die Deutsch perfekt abonniert haben (siehe Seite 57).

www.deutsch-perfekt.com: noch mehr Informationen und Übungen.

www.facebook.com/deutschperfekt

Kundenservicewww.spotlight-verlag.de Tel. +49 (0) 89/8 56 [email protected] Fax +49 (0) 89/8 56 81-159

Lernen mit -Produkten

Einen komplizierten Text auf Deutsch verstehen? Mit der rich­tigen Strategie ist das nicht so schwer. Tipps für schnelles und effektives Lesen – vom Roman über Kochrezepte bis zum Semi­nartext für die Universität.

Es war die Nacht, die alles änderte. Vor 25 Jahren öffnete die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik die deutsch­deut­sche Grenze. Das aber nicht ganz freiwillig. Vier Menschen erzählen, was ihnen in dieser Nacht und in den Tagen danach passiert ist.

52 Der 9. November 1989

34 Die besten Lesestrategien

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Page 6: Deutsch Perfekt November 2014

6 11/14

Fotograf: Martin Schutt

Dieses Bild habe ich in der Porzellanmanufaktur

Reichenbach in Thüringen gemacht. Ich war

dort, um ein Foto der Elemente für die größte Vase

der Welt zu machen. Aber natürlich sieht man auch

andere interessante Motive und fotografiert dann

spontan. So war es mit den Figuren auf meinem

Foto. Sie sind noch nicht fertig, sondern kommen

gleich in den Ofen. Alles in der Porzellanmanufaktur

wird von Hand gemacht. Natürlich helfen ein paar

Maschinen. Es gibt zum Beispiel eine, die wie ein

Karussell aussieht. Daran hängen Formen, in die

dann jemand die weiße Porzellanmasse gießt.

Das sieht sehr lustig aus. Ich habe mich gefragt:

Welcher Ingenieur hat so eine kuriose Maschine

geplant und konstruiert?

Die Arbeit ist überall sehr ruhig. Nur in der

Nähe des Ofens ist es etwas lauter. Natürlich ist

es ein bisschen staubig. Aber das ist bei einer

Porzellanmanufaktur ganz normal.

Ich selbst bin kein so großer Fan von

Porzellanfiguren. Ich finde Geschirr praktischer. Das

kann wirklich super aussehen! Aber natürlich sind

Teller und Tassen aus einer Porzellanmanufaktur

relativ teuer. Deshalb habe ich so ein exklusives

Geschirr noch nicht. Aber vielleicht kaufe ich mir in

ein paar Jahren eines.

die Porzellan-manufaktur, -en

Manufaktur/Fabrik: Dort wird z. B. teures Geschirr aus einer weißen, harten Subs-tanz hergestellt.

der Ofen, ¿ hier: Gerät: ≈ Darin kann man die weiße Masse backen und so Porzellan herstellen.

v¶n H„nd mit den Händen

die Porzellanmasse weiche Substanz: Daraus formt man Geschirr oder Figuren.

gießen hier: hineintun

¡twas hier: ein bisschen

staubig ≈ voll mit ganz kleinen, schmutzigen Teilen

relativ ≈ ziemlich

exklusiv hier: sehr teuer

Page 7: Deutsch Perfekt November 2014

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Mein Deutschland-Bild

FOTO

S: PICTURE ALLIAN

CE/DPA (2)

Page 8: Deutsch Perfekt November 2014

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ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

ArchitekturOrnamente aus dem Drucker

Architektur und Design aus dem Drucker? Das ist möglich. Michael Hansmeyer von

der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich plant Ornamente mit extrem

vielen kleinen Details am Computer. Ein spezieller Algorithmus lässt die Struktu-

ren entstehen. Dann schickt Hansmeyer die Daten an einen 3-D-Drucker. Dieser

schneidet mit seinem Laser ein schönes Ornament, zum Beispiel aus Pappe.

Das dauert viele Stunden. Das Projekt Digital Grotesque, an dem der Architekt

zusammen mit seinem Kollegen Benjamin Dillenburger gearbeitet hat, ist etwas

„zwischen Chaos und Ordnung, gleichzeitig natürlich und künstlich, nicht fremd

– aber auch nicht bekannt.“ Nicht sicher, aber möglich: Die 16 Quadratmeter

große Rauminstallation zeigt vielleicht die Zukunft moderner Architektur.

ORNAMENTE AUS DEM DRUCKER

eidgenössisch schweizerisch

die Hochschu-le, -n

Universität

… entstehen l„ssen

hier: … machen

die P„ppe dickes, hartes Papier

k•nstlich ≈ von Menschen gemacht

die Zukunft die nächste Zeit

Elf Tonnen gedruckter SandsteinDie Digital-Grotesque-Grotte der Architekten Michael Hansmeyer

und Benjamin Dillenburger

Page 9: Deutsch Perfekt November 2014

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Panorama

BerlinHollywood auf

dem Potsdamer Platz

Sterne für populäre Schauspieler

gibt es nicht nur auf dem Holly-

wood Walk of Fame in Los Angeles.

Auf dem Boulevard am Potsdamer

Platz in Berlin haben deutschspra-

chige Schauspieler, Kameraleute,

Regisseure und eine Maskenbild-

nerin Sterne. Bekannte Namen wie

Marlene Dietrich, Til Schweiger und

Bruno Ganz sind dabei. Jetzt gibt es

20 neue Film-Sterne in der Haupt-

stadt. Einer davon: der von Diane

Kruger. Die 1976 als Diane Heid-

krüger in Niedersachsen geborene

Schauspielerin ist extra von Kalifor-

nien nach Berlin geflogen. Ihr Kom-

mentar zum Stern: „Wie schön!“

SupermarktGeh weg!

Davon träumen Supermarkt-Manager: Kunden, die so lange

wie möglich im Laden bleiben – und in dieser Zeit möglichst

viele interessante Produkte finden. Deshalb steht Milch zum

Beispiel sehr weit hinten im Laden. Wichtig ist auch die richtige

Temperatur und schönes Licht. Aber eines können Ladenchefs

nicht steuern: andere Kunden. Das kann ein Problem sein für

den Verkauf. „Man möchte anderen Personen nicht zu nahe

kommen, und andere sollen einem im Umkehrschluss auch

nicht zu nahe kommen“, sagt Michael Luck von der Universität

Rostock. Der 30-Jährige hat untersucht, wie Kunden einkau-

fen. Das Resultat: Die meisten Menschen wollen keine Pro-

dukte anschauen, die andere gerade anschauen. Steht also

schon jemand vor dem Regal mit den Eiern, warten sie – oder

gehen weg. Ideal ist es also, wenn nicht zu viele Kunden zur

gleichen Zeit in einem Supermarkt sind. Aber auch wenn zu

wenige da sind, ist das nicht gut: Dann denken viele, dass

etwas nicht stimmt – dass die Preise vielleicht zu hoch sind oder

die Qualität schlecht ist.

GEH WEG!

steuern hier: machen, dass die Kunden etwas (nicht) tun

zu nahe k¶mmen

hier: zu eng neben einer Person stehen

“m }mkehr-schluss

hier: ≈ deshalb

„nschauen genau sehen auf

das Regal, -e Konstruktion aus Holz oder Metall: Dort kann man Dinge hineinlegen.

HOLLYWOOD AUF DEM POTSDAMER PLATZ

der St¡rn, -e hier: ≈ Symbol mit fünf langen Ecken (Foto)

der Schauspie-ler, -

Person: Sie spielt im Film oder im Theater mit.

der Regisseur, -e franz.

Chef bei einer Filmproduktion: Er gibt Schauspielern Instruktionen.

die M„sken-bildnerin, -nen

Frau: Sie macht bei Schauspie-lern die Maske.

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

In Berlin feiert Deutschland seine

Filmstars.

FOTO

S: HAN

SMEYER/D

ILLENBU

RGER/ETH

ZÜRICH

; PICTURE ALLIAN

CE/EVENTPRESS

Star mit SternDiane Kruger alias Diane Heidkrüger auf dem Boulevard am Potsdamer Platz

Page 10: Deutsch Perfekt November 2014

10 11/14

KommunikationKriminell schlechtes Deutsch

Neulich in Berlin-Wedding: Ein Mann

überfällt einen Laden. Er legt seinen

Rucksack auf den Tresen. Die beiden

Verkäuferinnen sollen verschiede-

ne Produkte hineinlegen. Nur: Sein

Deutsch ist so schlecht, dass ihn die

Frauen nicht verstehen. Dann nimmt

er ein Messer in die Hand. Das hilft

aber auch nicht bei seinem Kommu-

nikationsproblem. Eine der Frauen

kann auf die Straße laufen und um

Hilfe rufen. Der Mann ist schockiert

– und läuft weg, ohne etwas bekom-

men zu haben.

TrinkenHeißer Tee

Welche Nation trinkt am meisten Tee? Eine Nati-

on ist es nicht – aber eine Gruppe. Nämlich die

der Ostfriesen im Nordwesten von Niedersach-

sen. Seit mehr als 300 Jahren gibt es dort die

„Teetied“, die traditionelle ostfriesische Teezeit.

Dabei trinkt man pro Treffen mindestens drei Tas-

sen – das sind 300 Liter pro Kopf und Jahr. Damit

ist Ostfriesland die „Teetrinkernation“ Nummer

eins noch vor Kuwait und Irland.

In Ostfriesland gibt es eine spezielle Teezeremo-

nie: Der Tee wird immer in der gleichen Kanne

gemacht. Erst wird nur ein bisschen Wasser zu

den Teeblättern in die Kanne getan, später der

Rest. Dann kommt der Tee in eine andere Kanne

– damit er nicht zu bitter wird. Dann kommt er

in eine Tasse mit Kandis. Dazu geben die Ostfrie-

sen etwas Sahne. Jetzt darf man auf keinen Fall

umrühren. Einfach trinken!

Am populärsten ist in Deutschland schwarzer Tee

(75,5 Prozent). Grünen Tee trinken 24,5 Prozent

der Bürger. Circa 40 Prozent des Tees kaufen Kun-

den im Beutel, was nach Meinung von traditio-

nellen Teetrinkern weniger gut schmeckt.

Teetrinken und Stress passen nicht zusammen.

Deshalb gibt es in Deutschland das Sprichwort

abwarten und Tee trinken. Es bedeutet, dass

man Geduld haben soll – und dass alles sicher

nicht so schlimm wird, wie man vielleicht denkt.

TourismusBerlin mag es nett

Die deutsche Hauptstadt ist bei Tou-

risten sehr populär. Aber manche der

Besucher sind etwas schwierig. So hat

sich die Bezirksbürgermeisterin von

Friedrichshain-Kreuzberg, Monika

Herrmann, darüber beschwert, dass

viele Touristen zum Partymachen in

ihren Stadtteil kommen – und dann

sehr laut sind. Auch lassen sie oft ihren

Müll liegen. Die Tourismusorganisati-

on Visit Berlin hat reagiert und eine

Broschüre mit Benimm-Tipps publi-

ziert. Sie ist mit dem typischen Ber-

liner Humor geschrieben: „Wir haben

in Berlin die erlaubten Dinge einmal

zusammengezählt: Insgesamt sind

es 12 498 301 Sachen, die Sie bei uns

tun können. Vom Tangotanzen im Bi-

kini auf dem Ku‘damm bis zum Schil-

ler-Rezitieren um 3 Uhr nachts in der

Kuno-Fischer-Straße.“ Es folgen fünf

freundliche Tipps: keinen Müll ver-

teilen, nach 22 Uhr nicht zu laut sein,

Alkohol erst ab 16 beziehungsweise 18

Jahren trinken, auf Kamera und Geld-

börse aufpassen – und die direkte Art

der Berliner akzeptieren. Ist eigentlich

nicht kompliziert.

HEISSER TEE

der R¡st, -e hier: Menge Wasser: Sie ist noch im Topf.

der K„ndis (meistens brauner) Kristallzucker

¢mrühren hier: ≈ mit einem Löffel so lange Kreise machen, bis keine Zucker-teile mehr da sind

einfach hier: nur

der B•r-ger, -

hier: Einwohner

der Beu- tel, -

≈ sehr kleine Papiertasche mit einer Portion Tee für eine Tasse

das Spr“ch-wort, ¿er

bekannter Satz

die Ged¢ld hier: ≈ Ruhe; ≈ Talent, zu warten

BERLIN MAG ES NETT

schwierig ↔ leicht

die Bez“rks-bürgermeis-terin, -nen

≈ Chefin der Administration von einem Berliner Stadtteil

die Bro-schüre, -n

≈ kleines Heft oder Buch mit Informationen

der Ben“mm-T“pp, -s

Tipp für Normen im Zusammen-leben, z. B.: Wie grüßt oder isst man richtig?

insges„mt/ “nsgesamt

alle zusammen

rezitieren einen literarischen Text vor Publi-kum laut sagen

f¶lgen hier: im nächsten Textteil stehen

verteilen hier: auf der Straße wegwerfen

beziehungs-weise

hier: ≈ oder

die Art, -en hier: ≈ Charakter: So spricht und reagiert man.

KRIMINELL SCHLECHTES DEUTSCH

überf„llen hier: plötzlich kommen und Geld und andere Dinge wegnehmen

der R¢ck-sack, ¿e

≈ Tasche: Man trägt sie auf dem Rücken.

der Tre- sen, -

hier: Tisch: Dort werden die Pro-dukte verkauft.

FOTO

: ISTOCK/TH

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CK

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

Page 11: Deutsch Perfekt November 2014

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Panorama

3 FragenDas stört!

Susanne Maisch (47) ist Marktforscherin in Hamburg. Sie hat untersucht, was Kinobesucher am meisten stört. Sie weiß: Popcorn und Nachos sind nicht das größte Problem.

Wenn ich im Kino Popcorn esse – stört das? Bei unserer Untersuchung haben 28 Prozent der Menschen gesagt, dass laute Essensgeräusche sie sehr stark stören. Eine kleine Plastiktüte kann zum Beispiel sehr laut sein – und nicht alle Besucher essen wirklich leise. Auch den oft sehr intensiven Geruch von Nachos oder Popcorn mag nicht jeder. Aber auf den ersten Plätzen stehen andere Dinge: Circa 50 Prozent der Kinobesucher finden es nicht gut, wenn der Hintermann gegen die Stuhllehne drückt. Oder wenn andere reden. 39 Prozent mögen auch Besucher nicht, die zu spät kommen, wenn der Film schon lange angefangen hat. Und ein helles Handydisplay ist bei 24 Prozent der Menschen unpopulär.

!Tipp des MonatsLeihen, nicht kaufen

Die neue Lampe muss jetzt schnell an die Decke. Also braucht man eine

Bohrmaschine. Aber die ist teuer – und man braucht sie sonst fast nie.

Kaufen lohnt sich also nicht immer. Aber man kann sie sich leihen. Beim

Nachbarn oder in speziellen Läden. Man bezahlt nur eine niedrige Gebühr,

manchmal auch nichts – und kann verschiedene Dinge für Tage oder Wochen

bekommen. Auch online gibt es dieses Angebot: fairleihen.de, pumpipum-

pe.ch oder die App Why own it bieten diesen Service an.

DAS STÖRT!

die M„rktforsche-rin, -nen

Frau: Sie untersucht die ökonomischen Konditionen für Angebot und Kaufinte- resse der Menschen.

das ]ssens- geräusch, -e (das Geräusch, -e

Geräusch: Jemand macht es, wenn er isst. Ein Geräusch kann man hören.)

der Ger¢ch, ¿e von: riechen

der H“ntermann, ¿er

hier: Person: Sie sitzt im Kino auf dem Platz hinter einer anderen Person.

die Stuhllehne, -n Teil am Stuhl für den Rücken

reden sprechen

R•cksicht nehmen ≈ an andere denken

die Vorstellung, -en

hier: Zeigen eines Films vor Publikum

der Konsum hier: Essen und Trinken

dazugehören ≈ ein Teil sein von

das Progr„mm-kino, -s

↔ Blockbuster-Kino

geräuschlos so, dass etwas keine Geräusche macht

die Verp„ckung, -en

von: verpacken = hier: z. B. in eine Tüte, Plastikfolie oder dickes Papier legen und zumachen

die Garderobe, -n hier: Stelle: Dort gibt man Jacke oder Mantel ab.

der F„ktor, Faktoren

Komponente; ≈ objektive Sache

LEIHEN, NICHT KAUFEN

die D¡cke, -n hier: obere Seite von einem Raum: Dort hängt z. B. eine Lampe.

die Bohrmaschi-ne, -n

Werkzeug: Damit macht man tiefe Stellen in hartes Material.

s“ch lohnen gut sein, dass man etwas macht

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

Nehmen die Menschen im Kino weniger Rücksicht?Die Atmosphäre ist anonym. Nach der Vorstellung liegt

überall Müll. Ich bin mir sicher, dass niemand im eigenen Wohnzimmer seine Sachen

so liegen lässt. Aber es gibt in Kinos fast nie Mülleimer. Und wenn

Sie eine große Tüte Popcorn kaufen, ist die so voll, dass Sie auf dem Weg zu Ihrem Sessel manches verlieren. Aber es soll auch alles an

eine Party erinnern. In den großen Multiplex-Kinos wird der

amerikanische Lifestyle mit allen seinen Klischees imitiert. Und der

Konsum gehört besonders für jüngere Leute zum Kino dazu.

Ist das in allen Kinos so? Programmkinos haben meistens ein anderes Publikum als Multiplex-Kinos. Ziemlich neu sind Premium-Kinos. Sie erinnern an ein Theater: Die Besucher sitzen in gro-ßen Sesseln mit Tischen, Popcorn und andere Dinge sind in geräuschlosen Verpackungen. Vorher geben sie ihre Jacke an der Garderobe ab. Das ist ein bisschen teurer – aber dabei gibt es viel weniger Faktoren, die stören.

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Es fehlt Werkzeug?Vielleicht gibt es das auch zu leihen

Page 12: Deutsch Perfekt November 2014

12 11/14

a) Miroslav Nemec, Schauspieler.

Der Fernsehkommissar („Tatort“)

hat diesen Satz bei seinem ersten

Casting gesagt.

b) Baulöwe Richard Lugner nach

seiner fünften Hochzeit im Sep-

tember in Wien. Er möchte näm-

lich nie allein sein.

c) Der österreichische Krimiautor

Wolf Haas in einem Interview. Er

stellt sich nämlich in vielen Situ-

ationen seines Alltags vor, dass

etwas Schlimmes passiert.

Lösung auf Seite 48

Wer hat es gesagt?

„Ich habe eine Tendenz zur Panik.“

Miroslav Nemec Richard Lugner Wolf Haas

ZahlenspielArm und reich

In Deutschland gibt es genau 148

Superreiche mit einem Vermögen von

einer Milliarde Euro und mehr, zeigt

der Wealth-X Report 2013. Viele Jahre

ganz oben: die Aldi-Chefs Theo und

Karl Al brecht. Beide sind schon gestor-

ben – die Erben haben übernommen.

Zwischen 750 und 999 Millionen Euro

haben 200 Personen, zwischen 500 und

749 Millionen 720 Personen. Die meis-

ten Superreichen leben in Deutschland

in München, das auf Platz vier in Euro-

pa liegt (auf den ersten drei Plätzen:

London, Paris und Zürich). Nach aktu-

ellen Analysen des Deutschen Instituts

für Wirtschaftsforschung war das Netto-

vermögen in privaten Haushalten 2012

zusammen 6,3 Billionen Euro hoch. Das

Geld ist in Deutschland sehr ungleich

verteilt: Der Gini-Koeffizient, der die

Ungleichheit zeigt, liegt in Deutsch-

land bei 0,78. Das ist Platz eins in der

Eurozone. 27,6 Prozent der erwach-

senen Personen haben kein Vermö-

gen – oder es war negativ. Wenn man

circa 820 000 Euro hat, ist man Teil des

reichsten Prozent der Deutschen. Chef

sein hilft: Unternehmer mit mindes-

tens zehn Angestellten haben fast eine

Million Euro Vermögen. Im Durchschnitt

liegt das individuelle Nettovermögen

bei circa 83 000 Euro.

WER HAT ES GESAGT?

der Schauspie-ler, -

Mann: Er spielt im Film oder im Theater mit.

der Tatort, -e Ort: Dort passiert eine kriminelle Sache.

der Baulöwe, -n (bauen

Mann: Er lässt viele Häuser bauen und verdient damit viel Geld. hier: Häuser machen)

der Kr“mi/Krimi, -s(der Roman, -e

kurz für: Kriminalroman

lange, fiktive Erzählung)

s“ch vorstellen hier: denken, wie etwas sein kann

ARM UND REICH

der/die Super-reiche, -n

sehr reiche Person

das Vermö- gen, -

Dinge: Sie gehören einer Person oder einer Institution, z. B. Geld, Häuser oder Autos.

der ]rbe, -n hier: Person: Sie bekommt das Vermögen nach dem Tod eines Verwandten.

übern¶mmen Part. II von: übernehmen = hier: bekommen und weitermachen

der Pl„tz, ¿e hier: Position bei den Städten mit den reichsten Personen

die W“rt-schaftsfor-schung

systematische Untersuchung von der wirtschaftlichen Situation und ihrer Änderung

das N¡ttover-mögen, -

hier: Geld: Man hat die Steuern weggenommen.

der Haushalt, -e

hier: Personen: Sie leben zusam-men in einem Haus oder einer Wohnung.

die Billion, -en 1 000 000 000 000

¢ngleich verteilt

hier: so, dass nicht jeder gleich viel hat

der Unterneh-mer, -

Person: Ihr gehört eine Firma, und oft ist sie auch Chef der Firma.

“m D¢rch-schnitt

≈ meistens: Das ist normal.

ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

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Page 13: Deutsch Perfekt November 2014

1311/14

Panorama

NotfälleHilfe, Chili-Schock!

Wenn man einen Löffel scharfer Chili-Soße geges-

sen hat, tut der ganze Mund weh. Was tun? Ernäh-

rungswissenschaftlerin Désirée Schneider von der

Hochschule Fulda (Hessen) hat nach einer Antwort

gesucht. Das Resultat nach vielen Chili-Attacken:

Toastbrot mit Mascarpone neutralisiert die Schärfe

am besten. Was man auf keinen Fall tun sollte:

Wasser trinken. Das hilft nämlich nicht. Es verteilt

die Schärfe nur.

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ÜBERSETZUNGEN IN SIEBEN SPRACHEN AUF SEITE 49/50

NEUER INSIDER-FILM?

die Fußball-weltmeister-schaft, -en

(die M„nn-schaft, -en

Treffen von vielen Fußball-nationalmannschaften: Sie spielen um den ersten Platz auf der Welt. Team)

der Erf¶lg, -e positives Resultat

während des Turniers

in der Zeit, wenn das Turnier ist

drehen hier: einen Film machen

aufgenommen Part. II von: aufnehmen = hier: einen Film machen

NACH SIEBEN JAHREN WIEDER

die }mzug AG Institut: Es macht Analysen z. B. zu den Fragen, wie oft und warum Menschen umziehen.

die Bevœlke-rung

alle Einwohner

“m Schn“tt ≈ meistens: Das ist normal.

gew„chsen Part. II von: wachsen = hier: mehr werden

HILFE, CHILI-SCHOCK!

die Soße, -n ≈ Masse: Man isst sie z. B. zu Fleisch.

die Ernäh-rungswissen-schaftlerin, -nen

Frau: Sie untersucht Essen und Trinken systematisch.

die Hochschu-le, -n

≈ Universität

die Schærfe ≈ Intensität: Wie scharf ist ein Gericht?

verteilen hier: an alle Stellen im Mund gehen

UmziehenNach sieben Jahren

wieder

Deutschland ist mobil. Das sagt

eine aktuelle Untersuchung der

Umzug AG. Letztes Jahr haben

sich nämlich 9,39 Millionen

Menschen ab 18 Jahren ein neues

Haus oder eine neue Wohnung

gesucht. Das sind 14 Prozent

der Bevölkerung. Besonders oft

suchen junge Menschen etwas

Neues: Jeder Dritte war beim

Umzug zwischen 18 und 29 Jahre

alt. Noch ein Resultat: Jeder

Deutsche zieht im Schnitt nach

sieben Jahren um. Sehr populär

ist aktuell Schleswig-Holstein.

Dort ist die Bevölkerung um 7,3

Prozent gewachsen. Auch auf den

ersten Plätzen: Baden-Württem-

berg (7,2 Prozent), Hessen und

Bayern (beide 6,8 Prozent).

FußballNeuer Insider-Film?

Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien war

für Deutschland ein großer Erfolg. Zum vierten Mal

ist die Nationalmannschaft Weltmeister geworden.

Ein Kameramann hat während des Turniers viel gedreht.

Die Clips waren aber nur dafür gemacht, das Spiel und das

Training der Mannschaft zu analysieren. Trotzdem hat der

Mann auch viele magische Momente aufgenommen: Die

Emotionen beim Finale, die Gesichter nach den gewon-

nenen Spielen, den Alltag im Camp. Deshalb gibt es jetzt

die Idee, aus dem Material einen Film zu machen.

Vielleicht auch für das Kino. Und auch wenn jeder

das Ende des Films kennt – genau das macht

ihn besonders interessant. Denn was

ist schöner als ein Happy

End?

Zum Wohnen besonders populär: Schleswig-Holstein.

Zu scharf?Mascarpone hilft gegen Chili-Attacken

Page 14: Deutsch Perfekt November 2014

Frankfurt von oben

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In Frankfurts Osten wird jetzt

über Europas finanzielle Zukunft

entschieden. %

verændern hier: anders werden

bieten hier: etwas Spezielles anbieten

das Gegengewicht, -e hier: EZB-Turm, sodass beide Stadtteile ähnlich aussehen

14 11/14

184 Meter wächst der neue Büro-

turm der Europäischen Zen-

tralbank (EZB) in den Herbsthimmel über

Frankfurt. Im Vergleich sehen alle Büro-

und Wohnhäuser in der Nähe sehr, sehr

klein aus. Der 1,2 Milliarden Euro teure

EZB-Turm, in dem bald 2300 Menschen

arbeiten sollen, ist ein Symbol der Politik

und des Geldes. Und er ist ein Gegenge-

wicht zu den Hochhäusern der Banken im

Westen Frankfurts. In der Sonnemannstra-

ße, wo Verkäufer noch vor wenigen Jah-

ren Obst und Gemüse anboten, wird jetzt

Europas finanzielle Zukunft entschieden.

Statt Äpfeln und Tomaten spielt der Profit

jetzt eine Rolle.

Noch fahren Baumaschinen über das

Areal, liefern Transporter Bürogeräte. Aber

schon im November werden die ersten

Angestellten der EZB in den Turm umzie-

hen, so der Plan. „Wir machen noch alles

schick – und ob’s fertig wird oder nicht,

die Banker kommen jetzt“, sagt ein Arbei-

ter. 1000 neue Angestellte hat die EZB aus

ganz Europa nach Frankfurt geholt. Von

der hessischen Metropole aus sollen sie

die Aktivitäten der 131 wichtigsten Banken

des Kontinents kontrollieren. Eine Finanz-

Früher Obst und Gemüse, heute Geld, Geld, Geld: Mit dem neuen

Hochhaus der Europäischen Zentralbank verändert der Frankfurter

Osten seinen Charakter. Aber nicht nur dort wird viel investiert.

Die Finanzmetropole boomt, wird noch reicher, bietet neuen Luxus.

Marcel Burkhardt hat sich das Angebot angeschaut.

Page 15: Deutsch Perfekt November 2014

1511/14

Neuer Luxus in Frankfurt

Kontrolleur und KontrollierteZentralbank-Turm (rechts) und

Frankfurter Skyline mit den Hoch-häusern der Banken (links)

Page 16: Deutsch Perfekt November 2014

der Kontrolleur, -e franz.

Person, die etwas kontrolliert

das Eisen schweres Metall

erœffnen zum ersten Mal öffnen

die Wohnanla-ge, -n

mehrere Gebäude mit Woh-nungen, Läden und kleinen Parks dazwischen

weitergehen ↔ aufhören

Da “st n¶ch viel … dr“n.

hier: Da gibt es noch viel …

das Entw“cklungs-potenzial

hier: Potenzial für das Planen und Bauen von mehr Gebäuden

luxuriös mit viel Luxus

die Empf„ngshal-le, -n

sehr großer, hoher Raum für den Empfang

die Kathedrale, -n

hier: sehr große, hohe Kirche

exklusiv hier: sehr teuer und nur einmal hergestellt

zur•ckversetzt hier: so, dass man sich in die Vergangenheit denkt

keine W•nsche ¶ffenlassen

≈ absolut zufrieden machen

der Inv¡stor, Investoren

Person, die in etwas investiert

der Hosenträ-ger, -

zwei dünne, elastische Teile: Man macht sie oben an die Hose und legt sie über den Oberkörper, damit die Hose oben bleibt.

der Geschæfts-partner, -

hier: Person, mit der man eine Firma hat

FOTO

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VISION

16 11/14

krise wie die der letzten Jahre soll es nicht

noch einmal geben.

Wie sie sich in der neuen Stadt fühlen,

dürfen einem die Banken-Kontrolleu-

re nicht erzählen. Viel Freizeit hätten sie

aktuell auch nicht, sagt eine EZB-Presse-

dame am Telefon. Der „Gesundheitscheck

der Banken“ braucht viel Konzentration

und Energie, sagt sie. Jeder spricht vom

„Stresstest für Banken“, nur die EZB nennt

es „Gesundheitscheck“. Die Kontrolleure

müssen sich also wie Ärzte um ihre „Pati-

enten“ kümmern, statt durch Frankfurt

spazieren zu dürfen. Schade eigentlich,

denn die Stadt macht sich wirklich hübsch

für ihre neuen Einwohner.

Der direkte Nachbar der EZB heißt zwar

noch immer Eisen-Fischer, eine Frank-

furter Traditionsfirma. Aber schon wenige

Hundert Meter vom Bankenturm entfernt

haben neue Cafés und Bistros eröffnet. Das

Ostend-Viertel verändert sein Gesicht. Alte

Mietshäuser machen Platz für schicke neue

Hotels, Büro- und Wohnanlagen. „Der

Ostend-Boom geht weiter“, schreibt dazu

das Deutsche Architektur-Forum. Martin

Neitzke, der im Stadtplanungsamt für das

Projekt EZB-Turm zuständig ist, sagt: „Das

Ostend ist ein Hotspot, da ist noch viel

Entwicklungspotenzial drin.“

Auch im Westen der Stadt bewegt sich

viel – im populärsten und deshalb teuers-

ten Wohnviertel Frankfurts, dem West end.

Dort wird aktuell das luxuriöseste Wohn-

haus der Metropole gebaut. Schon in der

Empfangshalle des Onyx-Hauses soll sich

der Besucher wie in einer Kathedrale füh-

len. Der Künstler Alexandre N. Osipov hat

daraus „in der Tradition der berühmten

Adressen am Central Park in New York“

einen Raum im klassischen Art-déco-Stil

gemacht. Im Zentrum ist Lichtkunst, die

den Blick zu einer Kuppel aus Gold führt.

„Das ist etwas Exklusives, alles wird spe-

ziell hergestellt“, erzählt Osipov in seinem

Atelier. Sein Ziel: „Die Leute sollen sich in

die elegante Zeit der 1930er-Jahre zurück-

versetzt fühlen.“

Große Plakate vor dem Onyx-Haus wer-

ben für das Wohnen erster Klasse. „Wir

lassen keine Wünsche offen“, sagt Tobias

Steyer, einer der Investoren. Mit schwar-

zem Anzug, roten Hosenträgern und wei-

ßer Designer-Sonnenbrille sieht er aus wie

ein Wallstreet-Broker im Film. Nun, auch

Steyer und sein Geschäftspartner Micha-

el Winter investieren viele Millionen – in

Steine. Ihr Ziel: Aus dem alten Büroturm

im Westend soll die beste Wohnadresse

der Stadt werden. „Kommen Sie, wir fah-

Simulation der Lobby des neuen Onyx-Hauses

Art déco und Wohnen auf 460 Quadratmetern

Page 17: Deutsch Perfekt November 2014

s“ch vorstellen hier: sich denken

wehen ≈ die Luft bewegen

die Ges¡llschaft, -en

hier: Veranstaltung, auf der sich Leute treffen und meistens einen gemeinsamen Abend verbringen

der Interess¡nt, -en

Person, die sich für etwas interessiert

keine Gr¡nzen s¡tzen

hier: alles erlaubt sein

das Læcheln hier: freundliche Mimik mit einem leichten Lachen

wobei hier: ≈ obwohl

der {tto Normal-verbraucher

durchschnittlicher Bürger

M¡nsch! hier: Das glaubt man nicht!

boah hier: Das glaubt man nicht!

die Flæche hier: Größe der Wohnung

der R¡chtsan-walt, ¿e

Person, die jemanden bei einem Streit berät und für dessen Interessen kämpft

gewohnt sein kennen; normal finden

das F“tnessstu-dio, -s

Sportklub, in dem man an Geräten trainiert

die Garagenein-fahrt, -en

hier: ≈ Tor mit Straße als Eingang zu einer Garage

der Hausbewoh-ner, -

Person, die in einem Haus wohnt

Der Spaß w“rd teuer.

Das wird teuer.

der Ges„mt-preis, -e

Preis mit jedem Service inklusive

deutlich hier: viel

entgegennehmen hier: für andere nehmen

der H„ndwer-ker, -

Person, die beruflich mit Händen und Werkzeug arbeitet

genießen ≈ Freude haben an

verz“chten auf hier: freiwillig nicht haben

der F„ktor, Faktoren

Komponente; objektive Sache

das nötige Kleingeld

nötige, größere Geld-menge

der Bauherr, -en Person, die den Auftrag und das Geld für einen Bau gibt

laufen hier: funktionieren, klappen

florieren Erfolg haben und deshalb gut funktionieren

%

1711/14

Neuer Luxus in Frankfurt

ren hoch in den 15. Stock, dort lässt sich

alles besser erklären“, sagt Steyer, drückt

auf einen roten Knopf, und der Baustel-

len-Aufzug fährt nach oben.

Ab dem vierten Stock ist der Blick über

die Dächer der Nachbarhäuser frei. In der

Nähe sind die Bankentürme des Stadtzen-

trums, die Alte Oper und die Goethe-Uni-

versität; weiter hinten liegen die Berge des

Taunus. Ein leichter Wind weht auf dem

Dach. In ein paar Monaten soll es hier eine

Terrasse geben, mit genug Platz für große

Gesellschaften. Steyer und Winter füh-

ren über den 360 Quadratmeter großen

Bereich. Sie zeigen, wo eine „Event-Kü-

che“ geplant ist und wo ein Schlafzimmer

mit Blick über die ganze Stadt.

Ein Interessent wollte einen kleinen

Golfplatz auf dem Dach, ein anderer einen

Swimmingpool. „Der Fantasie sind keine

Grenzen gesetzt“, sagt Winter und über-

legt kurz. Dann sagt er mit einem Lächeln:

„Wobei: Beim Golfplatz sollte der Spieler

den Ball nicht zu weit übers Haus hinaus-

schießen.“

Unterhalb der Dachterrasse wird der

Besitzer in Zukunft auf einer 460 Qua-

dratmeter großen Etage wohnen. „Ein Otto

Normalverbraucher kann sich das nicht

vorstellen. Mensch,

150 Quadratmeter,

boah, das ist schon

viel Fläche, beson-

ders in Deutsch-

land“, sagt Win-

ter. „Aber unsere

Kunden sagen:

‚Ein Schlafzimmer

unter 60 Quadratmeter kann ich mir nicht

vorstellen!‘“ Die Kunden sind Invest-

mentbanker, Rechtsanwälte, Firmenchefs.

„Diese Leute suchen einen Wohnkomfort,

den sie von New York, Tokio, Paris oder

London gewohnt sind“, meint Winter.

Natürlich würden sie nur beste Materi-

alien verwenden. Das Haus hat ein eigenes

Fitnessstudio, eine Garageneinfahrt mit

Heizung und einen Hunde-Waschplatz.

Durch ein Sicherheitssystem nach Standard

des Bundeskriminalamts sollen die Haus-

bewohner auch ruhig schlafen können.

Das Angebot ist teuer. In den unte-

ren Etagen kostet der Quadratmeter 7500

Euro, weiter oben 12 500 Euro und mehr.

„Je höher wir steigen, desto exklusiver

und teurer wird der Spaß. Da bezahlt man

auch mit für die grandiose Aussicht“, sagt

Steyer und lacht. Und Winter sagt: „Hier

oben beim Penthouse reden wir von einem

Gesamtpreis von deutlich über zehn Milli-

onen Euro.“ Die günstigste 90-Quadrat-

meter-Wohnung im Onyx kann man schon

für 750 000 Euro kaufen.

Einen speziellen Service gibt es für alle

Bewohner. In der Empfangshalle begrüßt

sie in Zukunft ein Concierge, nimmt Post

entgegen und kauft Karten für die Oper

und fürs Theater. Er bringt auf Wunsch die

Wäsche zur Reinigung, kümmert sich um

Handwerker und um Reservierungen im

Restaurant.

In Deutschland sind Concierges noch

immer selten. Aber, so erzählt Steyer:

„Unsere Kunden kennen diesen Service

aus New York oder Paris. Und wer sowas

schon genossen

hat, möchte darauf

nicht mehr ver-

zichten. Vor allem,

weil für diese Leute

der Faktor Zeit eine

große Rolle spielt.

Das internationale

Publikum zahlt gern

für Extra-Service und hat natürlich auch

das nötige Kleingeld dafür.“

Fast 70 Prozent der Onyx-Apartments

haben schon einen Käufer gefunden. Bis

zur Eröffnung im Sommer sind alle Woh-

nungen verkauft, sind sich die Bauher-

ren sicher. „Der Verkauf von Luxus-Woh-

nungen läuft seit Jahren sehr gut“, sagt

Steyer. Ein Grund: Frankfurt floriert! Das

Geschäft boomt: Die Zahl der gut bezahlten

Arbeitsplätze wächst immer gleich stark.

Das bringt Menschen in die Stadt – in den

letzten drei Jahren wuchs Frankfurt um fast

50 000 auf inzwischen rund 700 000 Ein-

wohner. Die Leute brauchen Wohnungen.

„Unsere Kunden sagen: ‚Ein Schlafzimmer unter 60 Quadratmeter kann ich mir

nicht vorstellen!‘“Tobias Steyer, Investor

Page 18: Deutsch Perfekt November 2014

%

18 11/14

Aber das Angebot ist knapp, obwohl viel

gebaut wird. Bei stark steigenden Miet-

preisen steigt auch das Kaufinteresse an

Eigentumswohnungen, erklärt Winter.

Was Soziologen wie Andreas Klocke mit

Sorge sehen (siehe Interview Seite 21),

macht Immobilien-Verkäufer glücklich.

Eine Spekulationsblase wollen sie nicht

erkennen. Das Angebot sei noch immer

ziemlich günstig. „Die internationale

Kundschaft ist auf dem globalen Markt

noch ganz andere Preise gewohnt – sie

bezahlt, ohne zu diskutieren, wenn das

Angebot den individuellen Wünschen ent-

spricht“, sagt Steyer.

Das Geschäft mit Luxus-Angeboten

boomt dabei nicht nur auf dem Frankfur-

ter Immobilienmarkt. In der Goethestra-

ße stehen Läden fast aller internationaler

Luxus-Marken: Armani, Bulgari, Chanel,

Dior, Prada, Versace und viele mehr. In

den Eingängen stehen junge Männer in

schwarzen Anzügen, Sicherheitsleute, die

auch bei schlechtem Wetter gern Sonnen-

brillen tragen.

Die internationale Kundschaft kommt

im Bentley, Maybach oder Porsche. In die

Mode- und Schmuckgeschäfte gehen Män-

ner im Kaftan neben ihren voll verschlei-

erten Frauen, dazu junge Japanerinnen

in Manga-Outfit und sehr kurzen Röcken,

und ja, auch die klassischen Anzugträ-

ger. Ein paar Touristen beobachten amü-

siert, wie hinter Panzerglasscheiben bei

Champagner und Häppchen Geschäfte

gemacht werden. Neben der Münchener

Maximilianstraße, dem Kurfürstendamm

in Berlin und der Düsseldorfer Königsallee

ist die nur 280 Meter lange Goethestraße

einer der populärsten Luxus-Boulevards

Deutschlands.

In einem Schaufenster steht eine

Babypuppe – mit Mütze, Pullover, Hose

und Schuhen. Rund 800 Euro kosten die

Sachen, die ein Kind keine drei Monate

tragen könnte, bevor es zu groß dafür ist.

Auch dieser Laden ist gut besucht. „Ich

denke, um die Geschäfte in der Goethe-

straße braucht sich keiner Sorgen machen,

die laufen“, sagt eine Verkäuferin wäh-

rend einer Zigarettenpause.

Auch die Betreiber von Privatschulen

und privaten Kinderbetreuungsstätten

in Frankfurt brauchen sich keine Sorgen

kn„pp hier: zu wenig

die Eigen-tumswoh-nung, -en

Wohnung, die man gekauft, nicht gemietet hat

die Immobilie, -n

Gebäude oder ein Stück Land

die Spekulati-onsblase, -n

hier: Phänomen, dass es hohe finanzielle Spekulationen mit Immobilien gibt

die K¢nd-schaft

alle Kunden

entspr¡chen mit einer anderen Sache unge-fähr gleich sein; passen

die M„rke, -n Produkt mit bekanntem Namen

v¶ll verschlei-ert

mit einem Stück Stoff auf dem Kopf und vor dem Gesicht

der [nzugträ-ger, -

≈ Manager; Mann, der oft einen Anzug trägt

beobachten genau sehen, was andere machen

amüsiert so, dass man etwas lustig findet

die P„nzer-glasscheibe, -n

Fenster aus sicherem Glas, das auch nicht kaputtgeht, wenn man darauf schießt

das Hæpp-chen, -

kleines Stück Brot, z. B. mit Fisch oder Käse

Geschæfte m„chen

wirtschaftlich aktiv sein

das Schau- fenster, -

Fenster eines Geschäfts, in dem die Waren gezeigt werden

die M•tze, -n ≈ weicher Hut

die Zigar¡t-tenpause, -n

kurze Pause, in der eine Zigarette geraucht werden kann

der Betrei- ber, -

Person oder Gruppe, die eine Firma besitzt und/oder leitet

die K“nderbe-treuungsstät-te, -n

z. B. Kindergarten

Boulevard Goethestraße Luxus auf 280 Metern

Page 19: Deutsch Perfekt November 2014

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Page 21: Deutsch Perfekt November 2014

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S: PICTURE ALLIAN

CE/FASHIO

NFREAK!; VILLA LU

NA KIN

DERTAG

ESSTÄTTEN

2111/14

Neuer Luxus in Frankfurt

machen. Höchstens, weil zu viele Eltern

ihre Kinder zu ihnen bringen wollen.

Ka tha rina Kaufmann, Leiterin der Kinder-

tagesstätte (Kita) Villa Luna, kennt diese

Situation. „Wir haben eine Warteliste, die

besonders im Krippenbereich so lang ist,

dass wir gut zwei weitere Gruppen öffnen

könnten“, berichtet sie.

Wenn es sein muss, nimmt die Kita Kin-

der schon im jungen Alter von vier Mona-

ten auf. Sie hat das ganze Jahr lang geöff-

net, von sieben Uhr morgens bis sechs

Uhr abends. Viele Mütter wollen – oder

müssen – bald wieder arbeiten, sagt Kauf-

mann. Oft hört sie den Satz: „Der Arbeit-

geber macht Druck.“ Der Villa-Luna-Ser-

vice hilft da natürlich, hat aber auch einen

hohen Preis: So kostet das Vollzeit-Betreu-

en eines Babys 1695 Euro im Monat. Ein

Vollzeit-Kindergartenplatz für drei- bis

sechsjährige Kinder kostet 995 Euro im

Monat. Dafür gibt es aber auch biologi-

sches Essen, Englischunterricht von Mut-

tersprachlern und sehr gute Betreuung.

Luxus-Wohnungen, Luxus-Kleidung

und Luxus-Kitaplätze – für fast alle Wün-

sche gibt es in der Geldstadt ein Angebot.

Nur für einen Luxus gibt es keine Dienst-

leister: Zeit für sich, Freunde und Familie.

Die muss jeder selbst schaffen. 2

„Die Mischung ist wichtig“

Andreas Klocke ist Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences und Direktor von deren Forschungszentrum Demografischer Wandel.

Frankfurt gewinnt pro Jahr Tausende neue Einwohner. Wen zieht es vor allem in diese Stadt?Es sind viele Banker, Wissenschaftler und Medienleute, die für gut bezahlte Arbeit nach Frankfurt kommen. Diese oft jungen Akademiker suchen das bunte urbane

Leben und wünschen kurze Wege von der Wohnung zur Arbeit. Deshalb beobachten wir in den populären Wohnvierteln einen Verdrängungswettbewerb.

Wie sieht der aus?Die Nachfrage an Wohnraum ist dort viel größer als das Angebot. Deshalb sind die Mieten stark gestiegen. Und sie steigen weiter, weil Leute kommen, die bereit sind, fast jeden Preis zu bezahlen. Andere Einwohner, oft Nichtakademiker, können sich aber keine 1500 Euro im Monat für eine Dreizimmerwohnung leisten. Für jemanden, der 20 oder 30 Jahre in seinem

Viertel gewohnt hat und jetzt wegmuss, weil er sich die Miete nicht mehr leisten kann, ist das bitter.

Was empfehlen Sie der Stadt?Frankfurt muss unbedingt seine Substanz pflegen. Dazu gehören auch die Handwerker und Arbeiter, nicht nur die Banker. Es geht um den Zusammenhalt und den Charakter der Stadt. Die Verantwortlichen dürfen nicht erlauben, dass alle Menschen mit weniger Einkommen an den Rand gedrängt werden. Die Mischung macht die Lebensqualität aus.

der W„ndel Änderung

]s zieht … “n … … bekommt Lust, nach … zu ziehen.

der Akademi-ker, -

Person, die an einer Universi-tät studiert hat

urban städtisch

der Verdræn-gungswettbe-werb, -e (verdrængen

hier: ≈ Kampf um Wohnraum

hier: erreichen, dass Ärmere in andere Stadtteile umziehen)

die Nachfrage hier: Interesse

b“tter hier: traurig

der Zus„mmen-halt

Solidarität; Gemeinsamkeit

der R„nd, ¿er ↔ Zentrum

ausmachen hier: der Grund sein für

die K“nderta-gesstätte, -n

Kindergarten für den ganzen Tag

der Kr“ppenbe-reich

Bereich, in dem man sich um Kinder bis drei Jahre kümmert

weitere (-r/-s) andere (-r/-s); mehr

aufnehmen hier: einen Platz geben

Dr¢ck m„chen hier: versuchen zu erreichen, dass sie bald wieder zu arbei-ten beginnen

das V¶llzeit-Be-treuen

Aufenthalt eines Kindes z. B. in einem Kindergarten zwischen 35 und 42 Stunden pro Woche

der M¢tter-sprachler, -

Person, die eine Sprache als erste Sprache gelernt hat

der Dienstleis-ter, -

Firma, die einen Service anbietet

sch„ffen hier: machen

Kindergartenkinder der Villa LunaEnglischunterricht, biologisches Essen und Öffnungszeiten von

sieben bis 18 Uhr

Page 22: Deutsch Perfekt November 2014

22

Ja oder Nein?

Ja

11/14

der App¡ll, -e hier: Versuch zu erreichen, dass je-mand etwas Bestimmtes tut oder nicht mehr macht

JA

der Ge-schæftsfüh-rer, -

hier: Manager, der eine Organisation leitet

die Aufklä-rungsbemü-hung, -en

hier: Information, warum etwas ungesund ist

der Zeuge, -n hier: Person, die eine Entwicklung beobachtet

die Ausbrei-tung

von: ausbreiten = hier: immer mehr Menschen krank machen

das H¡rz-Kreis-lauf-Leiden, -

≈ Krankheit von Herz, Venen und Arterien

das Krebs- leiden, -

gefährliche Krankheit, bei der Tumore wachsen

ausmachen hier: betragen

belegen m“t …

hier: bestimmen, dass man für … zahlen muss

tr¡ffen hier: machen

einführen hier: eine neue Vorschrift starten

der S„lzkon-sum

≈ Essen von Lebensmitteln mit Salz

der Risikofak-tor, -en

Komponente, die ein Risiko ist

der S„lzge-halt, -e

Menge an Salz, die in einem Lebens-mittel ist

plädieren für hier: offiziell sagen, was man wichtig findet und unterstützt

der S„lzanteil, - e

Menge an Salz, die in einem Lebens-mittel ist

verschw“nden hier: nicht mehr existieren

„bschaffen hier: nicht mehr gelten lassen

die Regie- rungsbildung, -en

≈ Prozess, während dessen neue Re-gierungsmitglieder gewählt werden

NEIN

die CSU kurz für: Christlich-Soziale Union

der Aufwand ≈ Kosten

s¡tzen auf vertrauen auf

die Präven-tion

Aktion/Handlung/Information, um etwas Negatives zu verhindern

stattd¡ssen hier: ≈ im Gegenteil dazu

die K¡nn-zeichnung, -en

≈ Markierung

vorverpackt gleich nach der Herstellung verpackt

einwenden gegen

Argumente oder Gründe gegen eine Sache oder Person nennen

das V¶llkorn ganze, kleine Getreidefrüchte

Dietrich Garlichs ist Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

Trotz aller Aufklärungsbemühungen werden wir seit drei Jahrzehnten Zeuge einer zunehmenden

Übergewichtsepidemie – nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen der Welt. Alle Appelle an die Vernunft des Einzelnen, sich gesünder zu ernähren, haben keinen Erfolg gehabt. Als Konsequenz erleben wir eine sehr schnelle Ausbreitung der neuen Lebensstilkrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebsleiden, die inzwischen 80 Prozent der Todesursachen und auch unserer Gesundheitskosten ausmachen.

Deshalb haben einige Länder begonnen, ungesunde Lebensmittel mit einer Zucker-Fett-Steuer zu belegen oder Vereinbarungen mit der Industrie zu treffen. Frankreich, Finnland, Mexiko und Ungarn haben verschiedene Formen der Zucker-Fett-Steuer

eingeführt. Weil hoher Salzkonsum als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt, wurde in Argentinien mit der Brotindustrie verabredet, den Salzgehalt in vier Jahren um 25 Prozent zu reduzieren.

Auch wir plädieren für eine Steuerveränderung in Deutschland: höhere Steuern auf Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzanteil bei gleichzeitiger Verbilligung gesunder Lebensmittel. Am Ende soll keiner mehr Steuern zahlen als jetzt.

Dass Preissignale wirken, zeigen Beispiele. Die Tabaksteuererhöhungen haben den Zigarettenkonsum von Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Alcopops sind nach Einführung einer Steuer fast vom Markt verschwunden. Und das häufig von Politikern genannte Gegenargument, Dänemark habe seine Fettsteuer wegen Erfolglosigkeit wieder abgeschafft, ist nicht korrekt. Richtig ist: Die Steuer wurde nach einem Jahr zurückgenommen – weil ein neuer Koalitionspartner dies zur Bedingung für die Regierungsbildung gemacht hatte.

„Alle Appelle an die Vernunft des Einzelnen haben keinen

Erfolg gehabt.“

Höhere Steuern für ungesunde Lebensmittel?

Etwa sechs Millionen Deutsche haben Diabetes. Auch andere Krank-

heiten sind oft die Folge von schlechter Ernährung. Dagegen muss

der Staat etwas tun, fordern die einen. Die Bürger sollen über ihre

Ernährung selbst bestimmen dürfen, sagen andere. Wir fragten:

FOTO

S: ISTOCK/TH

INKSTO

CK; DEU

TSCHE D

IABETES G

ESELLSCHAFT; B

AYERISCHES STAATSM

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HEIT U

ND

PFELGE

Page 23: Deutsch Perfekt November 2014

23

Melanie Huml (CSU) ist Gesundheitsministerin in Bayern.

Nein

11/14

Eine Strafsteuer auf Lebensmittel halte ich nicht für sinnvoll. Sie wird unsere sogenannten

Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht stoppen. Das zeigen auch Erfahrungen aus unseren Nachbarländern. Die Fettsteuer in Dänemark gab es nach einem Jahr schon nicht mehr – die Zahl der übergewichtigen Menschen aber war nicht gesunken, dafür der bürokratische Aufwand höher. Die Menschen sollen selbst entscheiden, was bei ihnen auf den Tisch kommt. Das soll der Staat nicht vorschreiben.

Statt Strafsteuern auf Lebensmittel einzuführen, setzt Bayern auf Prävention. Wir unterstützen die Menschen mit Informationen dabei, für ihre Gesundheit selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Volkskrankheit Diabetes ist dieses Jahr das zentrale

Thema des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Mit Aktionstagen klären wir über die Zuckerkrankheit auf und werben für mehr Prävention. Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung haben einen großen Effekt auf die Gesundheit. Steuern halte ich dabei für den falschen Weg. Stattdessen unterstütze ich das Vorhaben der Europäischen Union, die Kennzeichnung von vorverpackten Lebensmitteln ab dem 13. Dezember 2016 europaweit zu harmonisieren. Diese informiert den Käufer unter anderem darüber, wie viel Fett, Salz und Zucker in einem Produkt ist. Solche Informationen helfen den Menschen, auf eine gesunde Ernährung zu achten.

Da kann auch mal ein Stück Schokolade mit dabei sein. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn normalerweise regelmäßig frisches Obst, Gemüse, Vollkorn- und Milchprodukte auf den Tisch kommen. Wichtig ist eine gute Balance. Darüber sollten wir die Menschen informieren. Die Entscheidung sollen sie aber immer noch selbst treffen können.

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„Die Menschen sollen selbst entscheiden, was bei ihnen

auf den Tisch kommt.“

Page 24: Deutsch Perfekt November 2014

Die Zahl der Asylbewerber ist in Deutschland so hoch wie seit Anfang der 90er-Jahre nicht mehr. Für 2014 erwartet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rund 200 000 Menschen, die Schutz in der Bundesrepublik suchen. Damit steht Deutschland in absoluten Zahlen vor allen anderen europäischen Ländern, noch vor Frankreich und Schweden. Weil es schon jetzt in vielen deutschen Städten und Kommunen keine geeigneten Unterkünfte für Asylbewerber gibt, will die Bundesregierung nun den Bau von Flüchtlingsheimen erleichtern.

„Wir sind in der Pflicht, Flüchtlingen zu hel-fen und uns um sie zu kümmern. Dazu gehören natürlich auch angemessene, menschenwürdige Unterkünfte“, sagte Bundesbauministerin Barba-ra Hendricks (SPD) der Rheinischen Post. Städte und Kommunen sollen Asylheime in Zukunft in Gewerbegebieten bauen dürfen. Außerdem sollen aus Bürohäusern Asylbewerberheime gemacht werden können.

Gerd Landsberg, Chef des Städte- und Gemeindebundes, forderte außerdem mehr finanzielle Hilfe von Staat und Ländern bei der

Versorgung der Flüchtlinge. „Das, was wir von den Ländern bekommen, ist nicht ansatzweise kostendeckend“, kritisierte Landsberg in der Frankfurter Rundschau. Auf einem „nationalen Flüchtlingsgipfel“ will er deshalb die Finanzie-rungsfragen neu verhandeln. Die Grünen unter-stützen diesen Plan. Die Bundesregierung ist dagegen.

Dass es Reformen geben muss, zeigt auch der Skandal um die Misshandlungen von Flüchtlingen durch Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma in mehreren Notunterkünften in Nordrhein-Westfalen. Innenminister Tho-mas de Maizière (CDU) sieht in diesen Fällen auch ein Zeichen steigender Überforderung deutscher Kommunen. Er sagte der Zeitschrift Der Spiegel, dass die Aufnahmebereitschaft der Deutschen Grenzen habe: „Wir können nicht alle Armutsprobleme der Welt in unserem Land lösen.“ Gleichzeitig forderte er mehr Solidari-tät innerhalb der Europäischen Union (EU). „Es kann nicht sein, dass vier, fünf Länder die größte Anzahl der Flüchtlinge aufnehmen“, sagte de Maizière. Die EU müsse Asylbewerber besser auf alle Mitgliedsstaaten verteilen.

Rund 200 000 Menschen suchen Schutz in Deutschland

FOTO

S: PICTURE ALLIAN

CE/DPA, W

ESTEND

61

der Fl•chtling, -e

Person, die aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen aus ihrer Heimat weggegangen ist / weggehen musste

“n der Pfl“cht sein

≈ müssen

„ngemessen adäquat; passend

m¡nschen-würdig

hier: so, dass Menschen gut darin leben können

die SPD kurz für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands

das Gew¡rbege-biet, -e

Gebiet, in dem es viele Firmen gibt

der Stædte- ¢nd Gemeindebund

Organisation vieler Städte und Kommunen aus Deutschland

das L„nd, ¿er hier: Bundesland

die Vers¶rgung hier: Besorgung von Unter-kunft, Nahrung und Kleidung

„nsatzweise ≈ ein bisschen

k¶stendeckend hier: so, dass man genug Geld bekommt, um die Versorgung zu bezahlen

der Fl•chtlings-gipfel, -

Konferenz zum Thema Flüchtlinge

verh„ndeln über etwas diskutieren, um ein Problem zu lösen oder etwas zu vereinbaren

die Missh„nd-lung, -en

≈ böse Behandlung

der |nnenminis-ter, -

Minister, der z. B. für die öffentliche Ordnung und Sicherheit zuständig ist

die CDU kurz für: Christlich Demokrati-sche Union

die Überf¶rde-rung

Situation, dass man größere Aufgaben und Probleme hat, als man lösen kann

die Aufnahme-bereitschaft

hier: Absicht, Flüchtlingen eine Unterkunft zu geben

das [rmutspro-blem, -e

hier: Problem, dass es viele arme Menschen gibt

die [nzahl ≈ Zahl

Asylbewerber in Berlin Jeden Tag kommen Hunderte von ihnen in Deutschland an

24 11/14

Page 25: Deutsch Perfekt November 2014

Was heißt …?

Schwarzbuch

Jedes Jahr stellt der Bund der Steuerzahler (BdSt), die Lobby-Organisation der Steuerzahler, sein Schwarzbuch vor. Dieses Jahr zum 42. Mal. In dem Buch: mehr als 100 negative Beispiele, bei denen öffentliche Institutionen nach Meinung des BdSt Steuern verschwendet haben. So wurden zum Beispiel 200 Millionen Euro für einen unpopulären Lärmschutz-Tunnel auf der Autobahn 1 in Köln ausgegeben. Kritisiert wer-den auch Investitionen in Spaßbäder oder Brücken und Aussichtstürme, die keiner braucht. „Deutschland hat kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgaben- und Verschwendungs-problem“, kommentierte BdSt-Präsident Reiner Holznagel „die öffentliche Verschwen dung 2014“. Denn die Steuereinnahmen im Land seien sehr hoch, nämlich rund 640 Milliarden Euro in diesem Jahr.

Ein Schwarzbuch gibt es nicht nur vom Bund der Steuerzahler. Der Begriff steht allgemein für eine Sammlung von Negativbeispielen. Organisationen und Autoren aus den verschiedensten Bereichen publizieren Schwarzbücher – zum Beispiel über Firmen, Parteien oder Esoterik. Ein Schwarzbuch muss dabei auch kein wirkliches Buch sein: Es kann auch eine Webseite sein.

der B¢nd, ¿e Organisation; Verein

verschw¡nden zu viel brauchen; hier auch: für falsche Dinge ausgeben

der Lærmschutz hier: Konstruktion, um sich gegen Lärm zu schützen

das Spaßbad, ¿er

Schwimmbad, in dem es verschiedene Pools und Spielgeräte für Kinder gibt

das Einnahmen-problem, -e

Problem, Geld zu bekommen

seien Konj. I von: sein

der Begr“ff, -e Wort

stehen für hier: ≈ bedeuten; verwendet werden

„llgemein hier: ≈ normalerweise

Deutsche rechnen mit IS-Terrorangriffen Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ droht immer lauter auch mit Angriffen in Europa. Die Mehrheit der Deutschen hält diese Gefahr für realistisch. Laut dem „Politbarometer“ des Zweiten Deut-

schen Fernsehens (ZDF) rechnen inzwischen 60 Prozent der befragten Deut-schen mit Anschlägen in nächster Zeit. 37 Prozent glauben das nicht. Gleich-zeitig meint eine Mehrheit von 55 Prozent, dass die deutschen Behörden genug tun würden, um das Land vor Terrorangriffen zu schützen. Nur 28 Prozent sind nicht dieser Meinung. Die Deutschen unterstützen die Politik der Bundesregierung im Kampf gegen den IS-Terror. Fast zwei Drittel der Befragten halten auch die Luftangriffe der USA und einiger arabischer Länder gegen die Terrorgruppe in Syrien für gerechtfertigt. Nur 26 Prozent sind dagegen, zwölf Prozent haben in dieser Frage keine klare Meinung.

Neue Handy-Freiheit über den WolkenFluggesellschaften dürfen ihren Passagieren ab sofort erlauben, Handys und Tablet-Compu-ter während des gesamten Fluges zu nutzen,

wenn dadurch nicht die Flugzeugtechnik gestört wird. Das hat die Europäische Aufsichtsbe-hörde für Flugsicherheit in Köln entschieden. Während des Starts und der Landung mussten Fluggäste bis jetzt alle elektronischen Geräte „aus Sicherheitsgründen“ ausschalten. Die deutschen Fluggesellschaften Air Berlin und Lufthansa wollen ihren Kunden nun das Nutzen von elektronischen Geräten während der Flüge ermöglichen. Der Flugmodus wird dann nicht mehr gebraucht. Mit der Bordelektronik gebe es keine Probleme, sagte ein Lufthan-sa-Sprecher. Telefonate an Bord von Lufthansa-Flugzeugen bleiben aber tabu. Dies „entspricht dem immer wieder geäußerten Kunden-wunsch“, sagte der Sprecher der Presseagentur dpa.

Daten deutscher Staatsbürger an NSA geliefertDer Bundesnachrichtendienst (BND) hat dem US-Geheimdienst NSA zwischen 2004 und 2008 in großen Mengen Daten deutscher Staatsbürger geliefert. Das Programm zur Kontrolle des Telefon- und E-Mail-Verkehrs von und nach Deutschland wurde „Eikonal“ genannt. Juristen nennen es „illegal“. Laut einer Recherche von Westdeutschem Rundfunk, Norddeutschem Rundfunk und Süddeutscher

Zeitung (SZ) sollten durch die geheime Kooperation Terroristen gefunden werden. Dabei gelang es aber nicht, Daten von unver-dächtigen Bürgern herauszufiltern. Wie viele Daten über deutsche Bürger insgesamt gesendet worden sind, ist aktuell noch nicht bekannt. Aber schon jetzt schreibt die SZ vom „Totalverlust eines Grundrechts“, des Rechts auf Schutz der eigenen Daten.

der B¢ndes-nachrichten-dienst

staatliche Organisation für Deutschland, die geheime Informationen aus anderen Ländern mithilfe von Agenten holt und geheime Dinge des eigenen Landes vor fremden Agenten schützen soll

die Recherche, -n franz.

Suchen von genauen Informationen

herausfiltern hier: aus der Kontrolle herausnehmen

die Aufsichtsbe-hörde, -n

Amt, das die staatliche Kontrolle macht

der Spr¡cher, - hier: Angestellter einer Firma, der Informationen an die Medien gibt

entspr¡chen hier: das tun, was sich jemand wünscht

äußern sagen

die Pr¡sseagen-tur, -en

Firma, die Bilder und Informationen für Zeitungen und Zeitschriften anbietet

der T¡rroran-griff, -e

krimineller Versuch von Terroristen, etwas Wichtiges zu zerstören oder jemanden zu töten (oft aus politischen Gründen)

drohen sagen, dass man etwas Schlimmes tun wird

der [nschlag, ¿e krimineller Versuch, etwas Wichtiges zu zerstören oder jemanden zu töten (oft aus politischen Gründen)

die Behörde, -n Amt

ger¡chtfertigt so, dass es einen guten Grund gibt

2511/14

Nachrichten

Page 26: Deutsch Perfekt November 2014

Armee hat große technische ProblemeBei der Bundeswehr gibt es aktuell kaum einen Tag ohne schlechte Nach-richten über den Zustand der Technik. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung externer Experten hat die Bundeswehr bei den größten Rüstungsprojekten rund 140 Probleme und Risiken. Nur ein Teil der Technik ist überhaupt einsatzbereit, bei manchen Waffensystemen ist es weniger als die Hälfte. Wegen zu viel kaputter Technik wird Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) immer stärker kritisiert. Die Opposition fordert „radikale Reformen“. In der ZDF-Sen-dung „Berlin direkt“ bestätigte von der Leyen große Probleme, die über Jahre immer größer wurden. Trotz der Fehler am Material plant die Ministerin aber eine stärkere internationale Aktivität der Bundeswehr, zum Beispiel in der Ukraine und im Irak. Auch dafür wird von der Leyen kritisiert. So warnt der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus vor weiteren Auslandseinsätzen. „Ich weiß nicht, wie bestimmte Einsätze gestemmt werden sollten, ohne dass wir noch weitere Überlastungen hinnehmen müssten“, sagte er den Ruhr Nachrichten.

Schweizer wollen private Krankenkassen behaltenBei einem Referendum haben fast zwei Drittel der Schweizer gegen ein neues Krankenkassensystem gestimmt. Sozialdemokraten, Grüne, Gewerkschaften, Patienten- und Verbraucherorganisationen und auch Berufsverbände des Gesundheitswesens woll-ten eine Krankenkasse für alle Bürger haben. Die 61 privaten Krankenkassen des Landes sollten abgeschafft werden. Mit einer sogenannten „Einheitskasse“ für alle Bürger sollte das System für die Patienten einfacher und günstiger werden. Wirtschaftsverbände, Krankenkassen, aber auch große Teile der Politik waren gegen diese Initiative. Ihr Argument: Das traditionelle Krankenkassensystem sei gut. Die Konkurrenz zwischen den Krankenkassen sei sehr zum Vorteil der Versicherten. Gesund-heitsminister Alain Berset sagte Journalisten in Bern, dass das Gesundheitssystem reformiert, aber nicht radikal geändert werden solle.

FOTO

: PICTURE ALLIAN

CE/DPA

ARMEE HAT GROSSE TECHNISCHE PROBLEME

das R•stungs-projekt, -e

Projekt für die Besorgung von Waffen

einsatzbereit

(der Einsatz, ¿e

hier: so, dass man Waffen für einen Einsatz sofort verwen-den kann hier: Handlung, bei der Militär (z. B. im Ausland) aktiv ist)

die Verteidi-gungsministe-rin, -nen

≈ Ministerin, die für das Militär verantwortlich ist

die CDU kurz für: Christlich Demokrati-sche Union

der Wehrbeauf-tragte, -n

Politiker mit dem offiziellen Auftrag, sich um die Bundes-wehr zu kümmern

st¡mmen hier: gut leisten; gut machen

die Überl„stung, -en

hier: Situation, dass man zu viele Aufgaben und Stress hat

h“nnehmen akzeptieren

SCHWEIZER WOLLEN PRIVATE KRANKENKASSEN BEHALTEN

die Verbraucher-organisation, -en (der Verbrau- cher, -

Organisation, die den Verbraucher schützen will und ihm Informationen über Produkte gibt Person, die Waren kauft und benutzt)

der Berufsver-band, ¿e

Organisation von Personen aus einem speziellen beruflichen Bereich

das Ges¢nd-heitswesen

≈ Gesundheitssystem

„bschaffen hier: schließen; beenden

die Konkurr¡nz Situation, wenn viele Geschäf-te/Firmen das Gleiche anbieten

Eurofighter der Bundeswehr Von 109 Jets können zurzeit

nicht einmal 50 normal fliegen

26 11/14

Page 27: Deutsch Perfekt November 2014

Auf den zweiten Blick

Die Zeit

Leihen für LandeierKommt ein Hühnerei vom Land, ist das positiv. Kommt aber ein Mensch vom Land, ist das nicht immer so. So ein Mensch lebt eben nicht nur in der Provinz. Er ist auch provinziell, denkt

so mancher. Landei ist der negative Ausdruck für so einen Menschen vom Land. Ein bisschen Mitleid ist auch dabei, wenn Menschen aus der Stadt so über Menschen vom Dorf reden. Denn die Landeier müssen auf den typischen Komfort der Großstadt verzichten. Dazu gehören nicht nur Opernhaus und U-Bahn, sondern auch die organisierte gemeinsame Nutzung eines Autos. Carsharing ist in den Metropolregionen popu-lär. Jetzt – davon berichtet Die Zeit – gibt es die ersten Carsharing-Organisationen außerhalb der Städte. Mit speziellen Angeboten wollen Autohersteller und -händler Carsharing auch bei Landeiern populär machen.

Der Tagesspiegel

Äpfel und BirnenWelcher Handyvertrag ist der beste: der mit den vielen Gratis-SMS oder der mit dem großen Datenvolumen? Manche Sachen kann man nicht vergleichen – und versucht es doch. Redensartlich vergleicht man dann Äpfel mit Birnen – bei-des sind Früchte und trotzdem ganz verschieden. Aber wie soll man da zum Beispiel den besten Handyvertrag finden? Vergleichsportale im Internet wollen dabei helfen. Sie ver-gleichen verschiedene Angebote und machen ein Ranking – ganz uneigennützig sind sie aber nicht, erklärt der Text aus dem Tagesspiegel. Die Portale verkaufen die gesammelten Daten wei-ter, bekommen Provisionen oder finanzieren sich durch Werbung.

Der Spiegel

Nimmer sattFast jedes Kind kennt sie: die kleine Raupe Nimmersatt. Sie ist der immer hungrige Held eines bis heute international populären Kinderbuchs aus den 60er-Jahren. In dem Bilderbuch frisst sich das Tier von einer Buchseite zur nächsten, bis es zu einem Schmetterling wird. Dass Raupen auch im wirklichen Leben großen Hunger haben und nie und nimmer satt sind, ist Thema des Zeitungstextes. Aber dieses Mal ist es keine schöne Geschichte, sondern die Geschichte einer Plage, berichtet Der Spiegel: Die Tiere machen mit ihrem Hunger näm-lich ganze Wälder in Deutschland kaputt.

Nur Langenscheidt darf gelb sein

Der blaue Buchstabe „L“ auf gel-bem Grund ist seit fast 60 Jahren das Markenzeichen für Langen-scheidt-Wörterbücher. Deshalb darf die Konkurrenz Gelb nicht mehr verwenden, ent-schied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Streitfall zwischen dem Münchener Verlagshaus und dem US-amerikanischen Sprachlern-Soft-warehersteller Rosetta Stone.

Die verwendeten Gelbtöne seien sehr ähn-lich, sagte Richter Wolfgang Büscher. Kunden könnten Marken und Produkte deshalb verwech-seln. Es bestehe die Gefahr, dass Käufer davon ausgingen, Rosetta Stones Sprachlernsoftware werde von Langenscheidt angeboten.

Rosetta Stone hatte in dem jahrelangen Streit argumentiert, dass der Farbton kein Kennzeichen der Marke sei, sondern nur ein „Blickfänger“. Die Amerikaner warben für ihre Produkte bis jetzt auch in Gelb mit schwarzer Schrift und blauem Logo. Langenscheidt sah deshalb seine Markenrechte verletzt.

Laut deutschem Markengesetz kann ein Farb-ton geschützt werden, wenn er „der Ware einen wesentlichen Wert verleiht“. Langenscheidt hatte sich im Jahr 2010 die Farbmarke Gelb für seine zweisprachigen gedruckten Wörterbücher schützen lassen – wie zum Beispiel auch der Schokoladenhersteller Milka das Lila seiner Mar-keting-Kuh.

Mit der Entscheidung des Gerichtshofs hat Langenscheidt nun das Monopol auf gelbe Wörterbücher. „Nur einer darf gelb sein“, titel-te da raufhin die Süddeutsche Zeitung. Rosetta Stone will aber noch nicht aufgeben. In einem zweiten Prozess beim BGH will die Firma errei-chen, dass die seit 2010 geschützte Langen-scheidt-Farbmarke gelöscht wird. Dann würde der Konkurrenzkampf in eine neue Runde gehen.

FOTO

: PICTURE ALLIAN

CE/DPA

NUR LANGENSCHEIDT DARF GELB SEIN

der Gr¢nd hier: ganze Buchaußenseite

die Konkurr¡nz hier: andere Firma, die auch Sprachprodukte anbietet

der B¢ndes-ger“chtshof

oberstes Gericht in Deutschland

das Verlags-haus, ¿er

Firma, die Zeitungen, Zeit-schriften oder Bücher herstellt

der G¡lbton, ¿e Variante der Farbe Gelb

der R“chter, - Mann, der im Gericht das Urteil beschließt

ausgehen v¶n ≈ vermuten; glauben

verleihen hier: geben

lœschen hier: wegmachen

die R¢nde, -n hier: eine von mehreren Phasen bei einem (sportlichen) Kampf

LEIHEN FÜR LANDEIER

das L„nd hier: ↔ Stadt

eben hier: ≈ aber

das M“tleid trauriges Gefühl für andere, wenn sie Schmerzen oder Sorgen haben

verz“chten auf hier: nicht haben

gehören zu ≈ ein Teil sein von

die N¢tzung ≈ Benutzung

der Hændler, - Verkäufer

ÄPFEL UND BIRNEN

die SMS, - kurz für: Short Message Service ≈ kurzer Brief, den man mit dem Handy schickt

das Daten-volumen, -volumina

Datenmenge

redensartlich so, dass man einen Satz mit idiomatischer Bedeutung sagt

¢neigennützig so, dass man selbst keinen Vorteil will; nicht egoistisch

die Provision, -en

hier: Geld, das sie für das Sam-meln der Daten bekommen

NIMMER SATT

n“mmer zu keiner Zeit; nie

die Raupe, -n

(der Schm¡tter-ling, -e

Insekt mit langem Körper, Haaren und vielen Beinpaaren, aus dem später ein Schmetter-ling wird ≈ schönes, buntes Insekt, das fliegen kann)

der H¡ld, -en hier: Hauptfigur

die Plage, -n ≈ großes Problem

2711/14

Nachrichten

Page 28: Deutsch Perfekt November 2014

Wie die Deutschen

arbeitenDer Wirtschaft

geht es gut, die

Arbeitslosenquote ist

niedrig. Haben Arbeit-

nehmer in Deutschland

also keine Probleme?

Außerdem: Sind Fleiß und

Ordnung wirklich typisch

für die deutsche Arbeits-

kultur? Claudia May hat

die Antworten.

28 11/14

Page 29: Deutsch Perfekt November 2014

%

Das Leben der Deutschen ist wirklich

hart. Das muss jeder denken, der sich

bei Google über ihren Arbeitsalltag infor-

mieren will. Gibt man „Die Deutschen

arbeiten“ in die Suchmaschine ein, schlägt

Google automatisch diese drei Ergänzun-

gen vor: „… zu viel“, „… am härtesten“,

„… am meisten“. Das klingt nach Stress.

Viel Stress. Und fragt man den Deutschen

Gewerkschaftsbund (DGB), dann ist die

Arbeit in deutschen Firmen wirklich kein

Spaß. So lag die mit dem DGB-Index „Gute

Arbeit“ gemessene durchschnittliche

Arbeitsqualität in Deutschland im letzten

Jahr bei 61 von 100 möglichen Punkten.

Kritisiert werden besonders die Arbeits-

bedingungen. Der Leistungsdruck sei so

hoch, dass es immer mehr psychische

Krankheiten gibt, sagt DGB-Vorstands-

mitglied Annelie Buntenbach. „Deshalb

ist eine wirkungsvolle Anti-Stress-Politik

nötig“, so die 59-Jährige. Mit dieser For-

derung ist sie nicht alleine. Arbeitsminis-

terin Andrea Nahles will keinen „Anwe-

senheitswahn“ in deutschen Firmen

haben. Und Familienministerin Manuela

Schwesig hatte Anfang des Jahres die Idee

einer 32-Stunden-Woche für Eltern. Die

IG Metall wollte noch weniger: Nur mit

maximal 30 Stunden in der Woche könne

man Beruf und Familie miteinander ver-

einbaren. Kritisiert wird auch die kon-

stante Erreichbarkeit. Berufliche E-Mails

nach Feierabend? In vielen Branchen ist

das normal. Nimmt die Arbeit also zu viel

Platz ein im Leben der Deutschen?

Aber: Die durchschnittlichen Arbeits-

stunden sind seit 1970 immer weniger

geworden, wie eine Analyse des Statisti-

schen Bundesamtes und des Instituts für

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

zeigt. Damals leistete in Westdeutschland

jeder Arbeitnehmer rund 1970 Arbeitsstun-

den. 2012 waren es in ganz Deutschland

nur noch rund 1400 Arbeitsstunden pro

Jahr. In kaum einem anderen Industrie-

land ist die Zahl so niedrig (siehe Grafik).

Ist der legendäre Fleiß der Deutschen also

nur noch ein Klischee?

So einfach ist die Sache nicht: Denn

gleichzeitig ist die Produktivität gestie-

gen. Jeder Arbeitnehmer leistet also in

der gleichen Arbeitszeit mehr als früher.

Auch arbeitet jeder vierte Arbeitnehmer

an Sonn- und Feiertagen. Nicht vergessen

darf man außerdem die Überstunden: Im

letzten Jahr arbeiteten die Deutschen ins-

gesamt rund 1,4 Milliarden Stunden zu viel

– und machen damit in der Europäischen

Union (EU) die meisten Überstunden, hat

die EU-Kommission festgestellt. Und eine

aktuelle Studie des IAB zeigt, dass weniger

als die Hälfte davon bezahlt oder durch

Freizeit ausgeglichen wird.

„Männer in Vollzeit arbeiten in

Deutschland im Schnitt 44,2 Stunden

pro Woche, Frauen 42,1 Stunden. Das ist

etwas mehr als vertraglich vereinbart“,

sagt Christina Boll, Forschungsdirektorin

beim Hamburgischen Weltwirtschaftsins-

titut (HWWI). „Aber diese Zahlen zeigen

nicht wirklich die Arbeitszeitwünsche.“

So wollen Arbeitnehmer in Vollzeit gern

etwas weniger arbeiten: Männer nämlich

nur 39,2 Stunden und Frauen 36,3 Stun-

den. Bei den Teilzeitbeschäftigten und

Arbeitnehmern mit Minijobs ist es genau

das Gegenteil – die meisten würden gerne

mehr arbeiten.

0

525

1050

1575

2100

So lange wird pro Land gearbeitetDurchschnittliche Arbeitsstunden pro Jahr und Person

Griechenland 2034

Russland 1982

USA 1790

Italien 1752

Japan 1666

Spanien 1666

Großbrita

nnien 1654

Schweiz 1619

Österrei

ch 1576

Frankre

ich 1479

Deutschland 1393

Niederla

nde 1384

FOTO

: PHOTO

DISC/TH

INKSTO

CK

h„rt hier: so, dass man sehr viel arbeitet

kl“ngen nach … hier: machen, dass man an … denkt

der Deutsche Gew¡rkschafts-bund (die Gew¡rk-schaft, -en

Organisation aller deutschen Gewerkschaften

Organisation, die für die Interes-sen der Arbeitnehmer kämpft)

m¡ssen hier: feststellen

der Leistungs-druck (die Leistung, -en

psychischer Stress, viel Leistung bringen zu müssenhier: Arbeit; Erfolg)

sei Konj. I von: sein

das Vorstands-mitglied, -er

Mitglied der Gruppe, die eine Organisation leitet

w“rkungsvoll hier: so, dass es wirklich Aktionen gegen Stress gibt

die F¶rderung, -en

≈ Wunsch

der [nwesen-heitswahn

(der M“tarbei-ter, -

gemeint ist hier: extrem starker Wunsch, dass immer alle Mitar-beiter im Büro der Firma arbeiten Angestellter)

die IG Met„ll (In-dustriegewerk-schaft Met„ll)

größte deutsche Gewerkschaft

kœnne Konj. I von: können

vereinbaren hier: zwei verschiedene Aufgaben kombinieren

die Erreichbar-keit

hier: Möglichkeit, dass man jemanden anrufen oder ihm eine E-Mail schicken kann

einnehmen hier: brauchen; haben

die [rbeits-markt- ¢nd Berufsforschung

≈ systematische Untersuchung zu neuen Berufen und Änderungen auf dem Arbeitsmarkt

die Überstun-de, -n

Arbeitszeit, die man länger arbei-tet, als im Arbeitsvertrag steht

die Studie, -n systematische Untersuchung

ausgleichen d¢rch

gemeint ist hier: wieder eine Balance auf dem Arbeitsstunden-konto herstellen mit

die V¶llzeit Arbeitszeit von 35 bis 42 Stunden pro Woche

der/die Teilzeit-beschäftigte, -n

Mitarbeiter/-in, der/die nicht den ganzen Tag oder die ganze Woche arbeitet

der M“nijob, -s Job, bei dem man bis zu 450 Euro monatlich verdienen kann

Quelle: OECD 2012

2911/14

Anatomie einer Nation

Page 30: Deutsch Perfekt November 2014

die K“nderbe-treuung

hier: ≈ Kindergärten und Schulen für den ganzen Tag

¢nflexibel hier: so, dass sie Wünsche des Arbeitnehmers zu Arbeitszeit und -ort nicht akzeptieren

der [nspruch, ¿e hier: Wunsch, alle Aufgaben perfekt zu erledigen

der Begr“ff, -e Wort

die Rabenmut-ter, ¿

Mutter, die sich nicht gut um ihre Kinder kümmert

die F¶lge, -n hier: Ergebnis; Konsequenz

der Beitrag, ¿e hier: Betrag, den man jeden Monat an eine Versicherung zahlt

die [ltersarmut Situation, dass man im Alter arm ist

der Vorwurf, ¿e Kritik

die R¶llenver-teilung

hier: Trennung der Arbeits-bereiche

präs¡nt sein zu jeder Zeit da sein

weitergehen hier: bleiben können

der Zus„mmen-hang, ¿e

Kontext; Verbindung

die Generation, -en

Altersgruppe in einer Fami-lie, z. B. Großeltern, Eltern, Kinder; hier: alle Menschen, die ungefähr gleich alt sind

die F„chkraft, ¿e Person mit einer speziellen Berufsausbildung

einfach hier: nur

der F„chkräfte-mangel

Zustand, dass Spezialisten in manchen Berufen fehlen

führen zu … hier: machen, dass es … gibt

das interkultur¡lle Training, -s

Training, in dem man lernt, mit Menschen verschiedener Kulturen zu arbeiten

die Unterneh-menskultur, -en

hier: Art, wie man mit Ge schäftspartnern und Kol-legen spricht und arbeitet

der Wert, -e Ideal, Moral

gehören zu ≈ ein Teil sein von

s„chlich objektiv

Aber warum tun sie es nicht? „Beson-

ders Frauen, von denen fast jede zweite in

Teilzeit arbeitet, haben es im deutschen

Arbeitsalltag nicht einfach“, sagt Boll.

„Unzureichende Kinderbetreuung, unfle-

xible Arbeitgeber, aber auch der zu hohe

Anspruch an sich selbst machen große

Probleme.“ So würden deutsche Frauen,

anders als Frauen in Frankreich oder Skan-

dinavien, weniger Dinge delegieren, wol-

len immer perfekt sein. Das macht nicht

wenige Mütter krank. „Außerdem hat

Deutschland ein romantisches Familien-

bild“, erklärt die 46-Jährige. „Eine Mut-

ter muss immer für ihre Kinder da sein.

Ist sie es nicht, wird sie sehr schnell mit

dem Begriff Rabenmutter konfrontiert.“

Für viele bleibt da nur das Teilzeitmodell,

das aber Folgen hat: der Lohn ist meistens

niedriger als bei Vollzeitbeschäftigten und

damit auch der Beitrag zur Rentenversi-

cherung. Altersarmut in Deutschland ist

heute vor allem ein Problem der Frauen.

Familienväter arbeiten fast nie in Teilzeit.

Und den Vorwurf, ein Rabenvater zu sein,

hören sie selten.

Aber auch viele Männer sind unzu-

frieden mit der traditionellen Rollenver-

teilung, in der sie die ganze Zeit in der

Firma präsent sein müssen und auf keinen

Fall Arbeitsstunden reduzieren dürfen.

„Moderne Väter wollen eine gute Work-Li-

fe-Balance. Immer mehr sagen ihrem

Arbeitgeber: So geht es nicht weiter“, sagt

Boll. „Wieso muss zum Beispiel ein Mee-

ting um 19 Uhr stattfinden? Wir müssen

in den Unternehmen von der Anwesen-

heitskultur wegkommen – wichtig sind

die Arbeitsergebnisse.“

Soziologen sprechen in diesem Zusam-

menhang gern von der Generation Y, also

den Menschen, die zwischen 1980 und Mitte

der 90er-Jahre geboren wurden. Sie wol-

len anders leben und arbeiten als frühere

Generationen. Und weil es in Deutschland

immer weniger Fachkräfte gibt oder auch

Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz

suchen (siehe Kasten), können Arbeitgeber

diese Wünsche nicht einfach ignorieren.

Viele Firmen suchen wegen des Fachkräf-

temangels auch intensiv im Ausland nach

Mitarbeitern. Besonders viele Spezialisten

fehlen im Gesundheitssektor, im techni-

schen Bereich oder auch in der IT (siehe

Deutsch perfekt 3/2014).

Deshalb kommen immer mehr Fach-

kräfte aus anderen Ländern nach Deutsch-

land. Und die meisten sind nicht nur mit

einer neuen Sprache, sondern einer ganz

anderen Arbeitskultur konfrontiert. Und

das kann zu Problemen führen. Denn

natürlich hat die deutsche Arbeitswelt ihre

ganz speziellen Charakteristika.

Iris Wangermann kennt diese genau.

Die 39-Jährige bietet interkulturelle Trai-

nings für Firmen und Universitäten an. Sie

weiß, welche Klischees stimmen – und

welche nicht. „Natürlich gibt es nicht den

einen Deutschen oder die eine deutsche

Unternehmenskultur“, sagt sie. „Aber es

gibt bestimmte Werte, die zur deutschen

Arbeitskultur gehören.“

Ein typisches Beispiel: die Direktheit.

„In Deutschland spricht man – im Ver-

gleich zu anderen Kulturen – sehr direkt

und sachlich miteinander, etwa wenn es

Über den Arbeitsauftrag und über Probleme

wird in Deutschland sehr direkt geredet.

Meetings in deutschen FirmenNicht immer finden sie zu einer

Uhrzeit statt, die für einen Arbeitnehmer mit Kindern passt

30 11/14

Page 31: Deutsch Perfekt November 2014

]s geht ¢m … Das Thema / Der Inhalt ist …

„ngegriffen hier: kritisiert; verbal attackiert

…, w„s S„che “st.

…, was das Wichtigste ist.

ausdrücken hier: zeigen, was man fühlt und denkt

erw„rten hier: wünschen, dass jemand etwas macht

zw“schen den Zeilen

eine Aussage, die nicht direkt gesagt wurde

der F„ktor, Faktoren

Komponente; objektive Sache

s„chorientiert objektiv; nicht emotional

draußen bleiben hier: nicht zur Berufswelt passen

irritiert unsicher; nervös

%

um Arbeitsanweisungen, Planung oder

Probleme geht“, erklärt Wangermann.

Schon in Österreich ist das, trotz der fast

gleichen Sprache, anders. Für Menschen

anderer Nationen kann diese Direkt-

heit schwierig sein. Manche fühlen sich

dadurch angegriffen. Aber diese Direktheit

hat auch einen Vorteil: Man weiß sofort,

was Sache ist.

Die Deutschen würden deshalb auch

wenig über Mimik oder Gestik ausdrü-

cken, denn in der gesprochenen Sprache

ist schon alles gesagt worden, sagt die

Trainerin. „Deshalb sollten Menschen aus

anderen Kulturen nicht erwarten, dass

Deutsche Bedeutungen zwischen den Zei-

len interpretieren können.“ Wenn man

übrigens einem Deutschen zeigen möchte,

wie schwierig die direkte Art sein kann,

sollte man ihn mit Niederländern zusam-

menarbeiten lassen. Die sind nämlich

noch ein bisschen direkter.

Ein anderer wichtiger Faktor in der

Arbeitswelt: Deutschland hat eine sachori-

entierte Kultur. Emotionen bleiben drau-

ßen – und Regeln und Ordnung sind wich-

tig. „Arbeit und Privates wird in Deutsch-

land stärker getrennt als zum Beispiel in

Italien“, sagt Wangermann. Viele deutsche

Manager sind irritiert, wenn sie mit einem

neuen Geschäftspartner in Italien erst

einmal stundenlang essen gehen müs-

Ausbildung mit System

Wer in Deutschland nicht studiert, sondern direkt einen Beruf lernt, tut dies meistens im dualen System: Auszubildende wechseln immer wieder zwischen einer Firma und einer Berufsschule. Die Ausbildungsinhalte zwischen beiden Institutionen sind aufeinander abge-stimmt. Früher gab es den Slogan: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das stimmt nicht mehr für alle Branchen. Während Banken und Versicherungen sel-ten Probleme haben, genug passende Kandidaten zu finden, ist das im Handwerk oder der Gastronomie anders. So gibt es immer weniger Schulabgänger. Und viele davon wollen lieber auf die Universität: „2013 haben rund 507 000 junge Menschen ein Studium begonnen, rund ein Drittel mehr als noch zehn Jahre frü-her“, sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer. Manche Firmen zahlen ihren Auszubildenden deshalb jetzt mehr Gehalt, geben ihnen einen Dienstwagen oder finanzieren einen Führerschein. Andere suchen Auszubildende in anderen Ländern. Gelöst ist das Problem dadurch aber nicht.

der/die Auszubilden-de, -n

Person, die eine Ausbildung macht, z. B. eine Lehre

aufein„nder „bgestimmt sein

≈ genau passend gemacht sein

Lehrjahre s“nd keine H¡rrenjahre. (der H¡rr, -en

≈ Solange man eine Ausbildung macht, muss man viel arbeiten und darf keine großen Wünsche haben. hier: ≈ Chef)

während … hier: ≈ im Kontrast dazu, dass …

das H„ndwerk hier: Branche, in der mit den Händen und Werkzeug gearbeitet wird

der Schulabgänger, - Person, die die Schule beendet hat

der Deutsche Industrie- ¢nd H„ndelskammertag

Organisation für ganz Deutschland für die wirtschaftlichen Interessen von Firmen

der Dienstwagen, ¿ Auto für Fahrten aus beruflichen Gründen

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Lernen im dualen SystemAuszubildende wechseln in

Deutschland zwischen Betrieb und Berufsschule

Wichtig in der deut-schen Arbeitskultur: Regeln und Ordnung

statt Emotionen.

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

3111/14

Anatomie einer Nation

Page 32: Deutsch Perfekt November 2014

überhaupt hier: ≈ wirklich

das N¡tzwerk, -e

hier: Gruppe von Personen, die sich helfen

das Zuhause, - hier: Haus oder Wohnung und die Familie

distanziert hier: so, dass man nicht viel persönlichen Kontakt möchte

s“ch klarmachen hier: akzeptieren; verstehen

einfach hier: ≈ aus Tradition

ausbr¡msen ≈ sabotieren

der [nsatz, ¿e hier: Idee, mit der man beginnt

die Stærke, -n hier: Bereich, in dem etwas besonders gut ist

die Schwæche, -n

hier: Bereich, in dem etwas nicht so gut ist

der M“ndest-lohn, ¿e

Lohn, den jemand mindestens bekommen muss

die [rbeitskraft, ¿e

hier: jeder Mensch, der arbeiten kann

prophezeien ≈ eine Prognose machen

die Entw“ck-lung, -en

Änderung einer Situation

der Großraum ziemlich großes Gebiet um eine Stadt herum

entstehen hier: neu gemacht werden

lændlich hier: mit vielen Dörfern und kaum StädtenFO

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sen, bevor überhaupt über das Geschäft

gesprochen wird. Aber alle Verwandten

des italienischen Chefs wollen zuerst wis-

sen: Was ist das für einer? Auch sind Netz-

werke, speziell innerhalb der Familie, dort

ex trem wichtig. In Deutschland spricht

man nur mit Kollegen, die man sehr gut

kennt, über das eigene Zuhause. Für neue

Mitarbeiter sind Fragen nach der Fami-

lie tabu. Auf Ausländer wirken Deutsche

deshalb schnell distanziert. „Es hilft, sich

klarzumachen: Niemand hat etwas gegen

Sie persönlich“, sagt die Psychologin. Die

Kultur hier ist einfach so.

Ein anderer Unterschied: Deutsche

machen gern Pläne – zum Beispiel, bevor

sie etwas bauen. „In den USA startet man

gern sofort und verbessert dann den Pro-

totyp immer weiter“, stellt Wangermann

fest. „In Deutschland plant man so lange,

bis der Prototyp perfekt ist.“ Da kann sich

ein Ingenieur aus Oregon sehr schnell

ausgebremst fühlen. Aber die eigene

Arbeitskultur ist nie besser, sondern ein-

fach anders. „Es ist wichtig zu wissen,

dass man selbst alles durch eine kulturelle

Brille sieht. Alle Ansätze haben ihre Stär-

ken und Schwächen“, sagt Wangermann.

Wenn beide Seiten darüber nachdenken,

gibt es viel weniger Probleme.

Probleme gibt es auf einem anderen

Sektor: Weder durch die Fachkräfte aus

dem Ausland noch durch bessere Angebo-

te der Arbeitgeber oder den neuen Min-

destlohn (siehe Kasten) wird es in Zukunft

in Deutschland genug Arbeitskräfte geben.

Eine Studie der Beratungsfirma Pricewa-

terhouseCoopers und des HWWI prophe-

zeit deshalb eine sehr unterschiedliche

Entwicklung der Regionen: „Vor allem

in den Metropolregionen im Westen, im

Großraum Berlin und im westlichen Nie-

dersachsen werden bis 2030 neue Arbeits-

plätze entstehen.“ Der Arbeitsmarkt vie-

ler ländlicher Regionen und großer Teile

Ostdeutschlands wird sich weniger posi-

tiv entwickeln, so die Prognose. Experten

sagen: Es muss schnell etwas passieren –

sonst wird die Wirtschaft bald Probleme

bekommen. 2

Mindestens 8,50 Euro

In 21 von 28 Staaten der Europäischen Union gibt es schon einen Mindestlohn. Ab dem 1. Januar 2015 ist es auch in Deutschland so weit: Mindestens 8,50 Euro (Kosten und Steuern werden dann noch abgezogen) müssen Arbeitnehmer dann pro Stunde bekommen. Es gibt aber Ausnahmen: In Branchen, die allgemein verbindliche Tarifverträge haben, können bis Ende 2016 auch niedrigere Löhne gezahlt werden. Auch Langzeitarbeitslose, die eine Arbeitsstelle bekommen, können für sechs Monate weniger Geld bekommen. Außerdem gibt es spezielle Regeln, zum Beispiel für Erntehelfer. Der Mindestlohn gilt ab dem 18. Geburtstag – oder bei abgeschlossener Berufsausbildung. Deshalb bekommen auch Praktikanten ab nächstem Jahr den Mindestlohn. Nur für spezielle Praktika vor oder während einer Ausbildung oder eines Studiums darf weniger gezahlt werden. Durch den neuen Mindestlohn werden in Deutschland rund 3,7 Millionen Menschen mehr verdienen.

der M“ndest-lohn, ¿e

Lohn, den jemand mindestens bekommen muss

]s “st so weit. hier: Der Moment ist (endlich) da.

„bziehen hier: durch Rechnen wegnehmen

die Ausnahme, -n

↔ Regel

„llgemein verb“ndlich

so, dass sich alle daran orientie-ren müssen

der Tarifver-trag, ¿e

(die Gew¡rk-schaft, -en

Vertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, in dem offiziell die Höhe der Löhne und Gehälter genannt ist Organisation, die für die Interes-sen der Arbeitnehmer kämpft)

der ]rntehel-fer, -

Person, die beim Sammeln von Obst oder Gemüse hilft

„bgeschlossen hier: mit einer Prüfung beendetNicht weniger als diese SummeAb Januar müssen Arbeitgeber

fast jedem mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlen

Deutsche machen gern Pläne – bevor sie

etwas bauen.

32 11/14

Page 33: Deutsch Perfekt November 2014

3311/14 33

Reisetipps

Saas-FeeEin Berg aus Eis

Mit dem Alpin-Express und der Metroalpin, der höchsten „U-Bahn“ der Welt, geht es in die Welt der Gletscher. 3500 Meter über dem Meer – und hoch über dem Wintersportort Saas-Fee – wartet eine Grotte aus Eis auf Besucher. Durch einen Tunnel können sie direkt in den Gletscher gehen und viel über die Berge aus Eis lernen. Es gibt eine Kathedrale und Skulpturen aus Eis und andere Ausstellungen. Auch für Kinder gibt es ein Programm. Aber schon die Grotte selbst ist ein toller Anblick. Zum Aufwärmen geht es nach dem Besuch in das Drehrestaurant auf dem Mittelallalin. In einer Stunde dreht sich das Restaurant um 360 Grad – mit Blick auf das Saastal. Dort stehen 18 Viertausender: Für viele ist es das schönste Tal der Schweiz.

Saastal Tourismus, Tel. +41(0)27/9 58 18 58, www.saastal.ch

DresdenHerbsttage in der Elbstadt

Dresden ist einfach zu besichtigen: Fast alle Sehens-würdigkeiten sind zu Fuß zu erreichen. Ein wich-tiger Moment einer Dresden-Reise ist der Besuch des Zwingers. Die Gebäude im Stil des Spätbarocks sind bei jedem Wetter interessant. Der Garten mit Pflanzen, Skulpturen und Springbrunnen und die Fassaden sind bei Sonne am schönsten. Auch bei schlechterem Wetter interessant ist die Gemälde-galerie Alte Meister im größten Zwinger-Gebäude. Zu sehen sind Bilder von Raffael, Vermeer, Dürer, Rubens und Rembrandt. Nach dem Museumsbesuch kann man mit dem Besichtigungsprogramm gleich weitermachen: Vom Zwinger ist es nicht weit zur Semperoper und zur Frauenkirche, den beiden ande-ren wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt.

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Dresden InformationTel. +49(0)3 51/50 15 01www.dresden.de

BremenRathaus-Chef im Glück

Bremens Bürgermeister hat wirklich Glück. Er darf in einem der schönsten Rathäuser Deutschlands arbeiten. Die-ses ist für die vielen Details seiner Fassade und für seine historischen Räume bekannt. Zu sehen sind sie bei einer Führung durch das zwischen 1405 und 1410 im gotischen Stil gebaute Rathaus. 200 Jahre später hat man es im Stil der Weser-Renaissance renoviert. Vor dem Rathaus steht Bremens bekanntester Einwohner: der Roland. Die Statue symbolisiert die Souveränität der Stadt. Roland und Rathaus sind nur zwei Sehenswürdigkeiten der „guten Stube“. So nennen die Bremer den historischen Marktplatz mit den vielen dekorierten Häusern.

Bremen TourismusTel. +49(0)4 21/3 08 00 10

www.bremen-tourismus.de

HERBSTTAGE IN DRESDEN

das Gebäude, - Haus

der Spr“ng-brunnen, -

≈ Konstruktion aus hartem Material: Sie macht Wasser-fontänen.

die Gemälde-galerie, -n

Bildergalerie

der [lte Meister, - (der Maler,-

hier: Maler zwischen 1300 und 1700 Person: Sie macht Bilder.)

RATHAUS-CHEF IM GLÜCK

der B•rger-meister, -

Chef von einem Ort oder einer Stadt

gebaut Part. II von: bauen = hier: ein Haus machen

die gute Stube hist. Zimmer für Gäste; hier: schöner Teil von einem Ort oder einer Stadt

n¡nnen sagen zu

EIN BERG AUS EIS

der Gl¡tscher, -

große Menge von Eis in den Bergen

die Kathedrale, -n

große, alte Kirche; hier: Eis in der Form von einer großen Kirche

der [nblick, -e hier: ≈ Bild

aufwärmen (wieder) warm werden

das Drehres-taurant, -s(s“ch drehen

Restaurant: Es dreht sich. hier: im Kreis fahren)

das Tal, ¿er ≈ Landschaft: Sie liegt tief zwischen Bergen.

der Viertau- sender, -

Berg: Er ist mindestens 4000 Meter hoch.

Page 34: Deutsch Perfekt November 2014

Die richtige Strategie finden

Einen Text kann man auf viele verschie-

dene Arten lesen. Nicht immer hat man

dabei das gleiche Ziel: Einen Roman liest

man anders als ein Kochrezept oder eine

Stellenanzeige. Deshalb ist es wichtig, sich

vorher klarzumachen, welcher Texttyp vor

einem liegt. Dazu liest man am besten

die Überschrift und die ersten Sätze. Oft

hilft auch das Lesen des Endes. Wissen

wir, welchen Texttyp wir vor uns haben,

hilft uns das beim Verstehen. Wir haben

dann nämlich bestimmte Erwartungen an

den Text. Bei einem Rezept für Pfann-

kuchen erwarten wir zum Beispiel keine

Geschichte über Kriminelle, sondern eine

Aufzählung der Zutaten und eine Anlei-

Besser lesenKeine Angst vor unbekannten Texten! Denn mit der richtigen Lesestrategie

können Sprachlerner auch komplizierte Dinge verstehen, weiß Claudia May.

s“ch klarmachen hier: sehen; erkennen

best“mmte (-r/-s) hier: genaue (-r/-s); ≈ geplante (-r/-s)

die Erw„rtung, -en

Hoffnung; Idee; Wunsch

der Pf„nnku-chen, -

in der Pfanne gebackene Speise aus Eiern, Mehl und Milch

die Aufzählung, -en

von: aufzählen = der Reihe nach nennen

die Zutat, -en Lebensmittel, das für die Herstellung eines Gerichts nötig ist

die [nleitung, -en hier: Text, der sagt, was man tun soll

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RITIUS IM

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34 11/14

Page 35: Deutsch Perfekt November 2014

tung zur Zubereitung. Das Gehirn kann

sich so gut auf bestimmte Informationen

konzentrieren.

Sie wissen, welcher Texttyp vor Ihnen

liegt? Prima! Dann können Sie nach einer

passenden Strategie suchen. Man kann

fast alle Strategien für jeden Text benutzen

– aber es gibt natürlich immer eine, die

besser funktioniert als andere. Bei einem

Rezept wollen Sie nämlich sicher alles

ganz genau lesen und verstehen. Sonst

endet Ihr Kochversuch ziemlich sicher

in einer kleinen Katastrophe. Anders in

einem Roman: Da ist es für das Verständnis

der Handlung meistens weniger wichtig,

ob der Protagonist nun eine Tasse Zucker

oder Salz in seinen Teig tut. Oft werden

verschiedene Lesestrategien auch kombi-

niert, wobei die nächste Strategie auf der

anderen aufbaut.

Die wichtigsten LesestrategienGlobales Lesen

Leseziel: in kurzer Zeit das

Wichtigste verstehen

Diese Technik nehmen Sie, wenn Sie

nicht jedes Detail verstehen müssen,

sondern den Text als Ganzes. Es ist egal,

wie lang er ist: Man kann einen langen

Fachartikel genauso überfliegen wie eine

kurze Zeitungsnachricht. Globales Lesen

eignet sich sehr gut als erste Lesestrategie.

Man kann danach ins detaillierte Lesen

wechseln, wenn nötig. Achtung: Schlagen

Sie unbekannte Wörter nicht sofort nach!

Das kostet sehr viel Zeit. Vielleicht ist das

unbekannte Wort gar nicht wichtig, und

Sie verstehen den Inhalt auch so? Oder Sie

können es aus dem Kontext erraten?

Beispiel: Sie wollen wissen, worum es in

dieser Nachrichtenmeldung ungefähr

geht.

Techniken, die beim globalen Lesen helfen2 Was würden Sie einem Freund erzählen, wenn er

fragt, warum Bürger in Großstädten meistens grö-ßere Probleme mit Armut haben? Auf diese Frage antworten Sie natürlich nicht, indem Sie jedes Detail der Meldung erzählen. Eine kurze Antwort ist genug. Genau darum geht es beim globalen Lesen („Die Einwohner können sich weniger von ihrem Lohn kaufen. Denn der Lohn bleibt gleich oder sinkt, aber die Mieten steigen.“).

2 Schlagen Sie nicht jedes unbekannte Wort und jedes Detail nach! Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie nur das Wichtigste verstehen. Das spart Zeit – und Nerven.

2 Achten Sie darauf, nicht doch ohne Absicht plötz-lich detailliert zu lesen, denn sie wollen nur einen Überblick.

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Ordnung und Fleiß?Wie arbeiten die Deutschen wirklich? GeschichteMichael Schumachers Start in der Formel 1

9. November 1989Erinnerungen: als sich die deutsch-deutsche Grenze öffnete

Sprache & Service2 Deutsch im Beruf: Wie deutlich darf Kritik sein?2 Grammatik: Imperativ

Frankfu

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Ost- und W

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ber 1989 Lesestrategien

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Lesestrategien Keine Angst vor schweren Texten!

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die Zubereitung Herstellung von Speisen

das Geh“rn, -e Organ im Kopf, mit dem man denkt und fühlt

das Verstændnis hier: Verstehen

die H„ndlung, -en

hier: Geschichte: Was genau passiert?

der Protagon“st, -en

Person, die eine wichtige Rolle spielt

der Teig, -e weiche Mischung, z. B. aus Mehl, Wasser oder Milch, Ei, Salz und/oder Zucker

wobei hier: und dabei

aufbauen auf hier: als Basis nehmen

der F„charti-kel, -

Text mit einem Inhalt aus einem speziellen Bereich, z. B. Computer oder Medizin

überfliegen hier: nicht genau lesen; schnell lesen

s“ch eignen „ls gut passen für

nachschlagen hier: die Bedeutung eines Wortes suchen

k¶sten hier: brauchen

erraten ≈ richtig raten

¡s geht ¢m … das Thema / der Inhalt ist …

die Nachrichten-meldung, -en

Information in den Nach-richten

die [rmut Situation, dass man arm ist

indem ≈ dadurch, dass …

vœllig ganz; komplett

der Überblick, -e ≈ Orientierungshilfe; zusam-menfassendes Bild

%

Armutsgefahr für GroßstädterIn vielen deutschen Großstädten können sich die Bewohner weniger von ihrem Gehalt leisten

als in ländlichen Regionen. Das Armutsrisiko sei in Städten wie Köln, Dortmund und Berlin

besonders hoch. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in

einer aktuellen Studie. Dabei verglichen die Forscher die Einkommen in verschiedenen Regio-

nen Deutschlands mit den jeweiligen Preisen für Lebensmittel, andere Produkte und Mieten,

um die sogenannte „relative Kaufkraftarmut“ festzustellen. Das Ergebnis: In ländlichen Regi-

onen sind im Durchschnitt nur fast 14 Prozent der Bevölkerung kaufkraftarm, in den Städten

aber 22 Prozent. Besonders kritisch ist die Situation in Köln, wo 26,4 Prozent der Bewohner

von Kaufkraftarmut betroffen sind. Es folgen Dortmund (25,5 Prozent) und mehrere Bezirke

Berlins (24,5 Prozent). Schuld an der Situation seien vor allem stagnierende oder fallende

Einkommen und steigende Mieten.

Das ist besonders wichtig.

3511/14

Lesestrategien

Page 36: Deutsch Perfekt November 2014

Detailliertes Lesen

Leseziel: alles genau wissen

Sie lesen den Text sehr intensiv, weil

Sie alles verstehen wollen. Hier ist wirk-

lich jedes Wort, jede Zeile und jeder Absatz

wichtig. Sie lesen den Text auch mehrere

Male, wenn Sie beim ersten Lesen nicht

alles verstanden haben. Das ist nicht nur

bei Kochrezepten wichtig, sondern beson-

ders bei Verträgen: Die sind oft kompliziert

formuliert. Aber ignorieren sollte man die

Details auf keinen Fall, bevor man etwas

unterschreibt. Oft folgt das detaillierte auf

das selektive Lesen: Bei einer Wohnungs-

anzeige werden Sie zuerst schauen, ob

zum Beispiel der Preis oder die Anzahl der

Zimmer zu Ihrem Wunsch passt. Stimmen

diese Faktoren, werden Sie sicher auch die

anderen Details lesen.

Beispiel: Sie wollen Pfannkuchen machen

und lesen deshalb das Rezept ganz genau.

Techniken, die beim detaillierten Lesen helfen2 Achtung: Es ist nur selten effizient, sofort mit detail-

liertem Lesen anzufangen. Denn vielleicht brauchen Sie wirklich nur bestimmte Informationen oder eine Idee des Textinhalts.

2 Markieren Sie unbekannte Wörter, die Sie wichtig finden, und schlagen Sie diese nach, wenn Sie sie nicht aus dem Kontext verstehen können.

2 Schreiben Sie bei langen und schwierigen Texten neben jeden Abschnitt eine Notiz zum Inhalt.

2 Sie müssen einen sehr schweren Fachtext verstehen? Dann suchen Sie sich in anderen Büchern oder im Internet mehr Informationen zum Thema. Informieren Sie sich bei einem Geschichtstext zum Beispiel über die Epoche. Wenn es um moderne Kunst geht, lesen Sie etwas über den Stil.

Selektives Lesen

Leseziel: spezifische

Information finden

Diese Strategie benutzt man, um mög-

lichst schnell zu lesen und dabei eine

bestimmte Information zu finden. Ein

Beispiel: Sie suchen in einem gedruckten

Fahrplan eine Zugverbindung am Mittag

von Hamburg nach Osnabrück. Dann fan-

gen Sie nicht an, den Fahrplan von oben

nach unten zu lesen. Sie springen mit den

Augen direkt zur passenden Uhrzeit.

Sinnvoll ist selektives Lesen auch im

Studium, wenn man in einem Text nach

der Antwort auf eine ganz bestimmte

Frage sucht. Auch bei Internetsuchmaschi-

nen ist es wichtig. Man muss zuerst die

Suchergebnisse überfliegen, um dann die

Webseite anzuklicken, die wahrscheinlich

das beste Ergebnis liefert.

Leckere Pfannkuchen

Sie brauchen: 300 Milliliter Milch

100 Milliliter Mineralwasser

(mit Kohlensäure)

4 Eier

250 Gramm Mehl

eine Prise Salz

für süße Pfannkuchen: 2 Esslöffel Zucker

etwas Öl oder Butterschmalz

Verrühren Sie alle Zutaten außer dem Fett und dem Mineralwasser mit dem Handmixer oder einem Schnee-besen zu einem lockeren Teig. Geben Sie zum Schluss das Mineralwasser dazu.

Erhitzen Sie etwas Fett in einer Pfanne, und gießen Sie so viel Teig hinein, bis der Boden der Pfanne bedeckt ist.

Backen Sie den Pfannkuchen bei geringer Hitze gold-braun, wenden Sie ihn, und backen Sie ihn auf der ande-ren Seite ebenfalls goldbraun. Servieren Sie ihn heiß mit Zimt und Zucker, Apfelmus oder Marmelade.

der [bsatz, ¿e Teil eines Textes

f¶lgen auf hier: nach etwas kommen

die [nzahl ≈ Zahl

der F„ktor, Faktoren

Komponente; ≈ objektive Sache

effizi¡nt so, dass es Sinn macht und eine Hilfe ist

best“mmte (-r/-s)

hier: so, dass man sie aus einer Gruppe von Kriterien wählt

möglichst schn¡ll

so schnell wie möglich

s“nnvoll so, dass es Sinn macht

36 11/14

Page 37: Deutsch Perfekt November 2014

Beispiel: Sie haben ein Medikament

gekauft und wollen wissen, wie oft und

wann Sie es nehmen müssen. Sie suchen

genau diese Information auf dem Bei-

packzettel.

Techniken, die beim selektiven Lesen helfen2 Suchen Sie gezielt nach wichtigen Begriffen, Sätzen

oder Daten.2 Um diese schneller zu finden, können Sie im Kopf ein

typografisches Vorstellungsbild generieren.2 Markieren Sie so die wichtigsten Inhalte, wenn der

Text lang ist. Suchen Sie verschiedene Informationen, nehmen Sie unterschiedliche Farben.

2 Achtung: Besonders bei längeren Texten fällt man immer wieder in das normale Lesen. Erinnern Sie sich also immer wieder daran, welche Information Sie suchen, sonst verlieren Sie Zeit.

2 Ihnen fehlt eine wichtige Information, Sie haben sie überlesen? Kein Problem: Springen Sie einfach wieder im Text zurück.

Allgemeine Tipps für alle Lesestrategien

2 Aktivieren Sie Ihr Wissen zum Thema.

Bilden Sie Hypothesen über den Text-

inhalt.

2 Gliedern Sie den Text – und formulie-

ren Sie Überschriften zu den einzelnen

Textabschnitten.

2 Der Text ist sehr kompliziert? Suchen Sie

nach kleinen „Verstehensinseln“. Oft

hilft das Markieren von Fachwörtern,

Fachverben, Adjektiven …

2 Der Kontext kann helfen, unbekann-

te Wörter zu verstehen: Was steht da

für eine Wortart? Mit welchen anderen

Wörtern im Text bildet das Wort eine

Bedeutungskombination? Gibt es eine

Beziehung zwischen dem unbekann-

ten Wort und benachbarten Textteilen?

Wenn ja, welche? Was für Ideen und

Assoziationen fallen Ihnen dabei für

die Bedeutung des Wortes ein?

2 Sie können den Text auch in eine ande-

re Darstellungsform übertragen: Malen

Sie eine Skizze, ein Bild, eine Tabelle …

2 Es ist ganz normal, dass Sie langsamer

lesen als ein Muttersprachler. Sie müs-

sen die Wörter und den Satzbau näm-

lich zuerst dekodieren. Lassen Sie sich

davon nicht demotivieren!

2 Keine Panik: Texte aus dem Alltag sind

oft deshalb besonders schwer zu ver-

stehen, weil Ihnen das kulturelle Hin-

tergrundwissen fehlt. Autoren von Zei-

tungsartikeln erwarten meistens, dass

sich ihre Leser zum Beispiel mit der

aktuellen Politik des Landes ausken-

nen. Fiktionale Texte sind einfacher –

dort wird die Wirklichkeit erst einmal

beschrieben.

2 Goethes Faust ist natürlich ein toller

Klassiker. Aber fangen Sie mit leichter

Literatur an! Besonders gute literari-

sche Texte verwenden eine ganz andere

Sprache als die aus dem Deutschunter-

richt. Man muss aber immer erst ler-

nen, was die Norm ist. Sonst können Sie

Abweichungen weder erkennen noch

interpretieren. 2

der Beipackzet-tel, -

Zettel mit Informationen, der in einer Medikamen-tenpackung liegt

gezielt ≈ mit Absicht

der Begr“ff, -e Wort

das Vorstellungs-bild, -er

≈ Bild einer Idee

f„llen “n hier: plötzlich kommen zu

überlesen beim Lesen nicht sehen

einfach hier: schnell; sofort

„llgemein allen gemeinsam

b“lden hier: formulieren; formen

gliedern hier: in zwei oder mehr Teile machen

die W¶rtart, -en grammatische Gruppe, z. B. Verb, Nomen, Adjektiv ...

ben„chbart hier: so, dass sie daneben stehen

die Darstellungs-form, -en

hier: Form, in der Informa-tionen vorgestellt werden

übertragen hier: in eine andere Form bringen

die Sk“zze, -n ≈ Bild; Plan

die Tab¡lle, -n ≈ Liste von Zahlen oder Daten

der M¢ttersprach-ler, -

Person, die eine Sprache als erste Sprache gelernt hat

der S„tzbau Position von Subjekt, Verb, Objekt … in einem Satz

demotivieren die Motivation verlieren

das H“ntergrund-wissen

≈ sehr genaues Wissen über einen speziellen Bereich

s“ch auskennen m“t

hier: gut kennen

fiktional hier: so, dass der Text einen fiktiven Inhalt hat

die [bweichung, -en

Unterschied

Wie ist das Medikament anzu-

wenden?

Nehmen Sie unser Medikament

immer genau nach der Anweisung

des Arztes ein. Bitte fragen Sie

bei Ihrem Arzt oder Apotheker

nach, wenn Sie sich nicht ganz

sicher sind.

Falls vom Arzt nicht anders

verordnet, ist die übliche

Dosierung wie folgt:

Erwachsene und Schulkinder

können bis zu drei Mal täglich

eine Tablette nehmen. Nehmen

Sie die Tablette jeweils morgens,

mittags und abends eine halbe

Stunde vor der Mahlzeit mit genü-

gend Flüssigkeit ein.

Wenn Sie die Einnahme ver-

gessen haben:

Nehmen Sie nicht die doppelte

Dosis ein, wenn Sie die vorherige

Einnahme vergessen haben.

Woran ist bei Einnahme

zusammen mit Nahrungs- und

Genussmitteln und Getränken

zu denken?

Die Tabletten dürfen nicht zusam-

men mit Alkohol eingenommen

oder verabreicht werden, da das

Risiko einer Leberschädigung

insbesondere bei hoher Dosis

erhöht ist.

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S: ISTOCK/TH

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Lesestrategien

Page 38: Deutsch Perfekt November 2014

Lösungen auf Seite 48

Wörter lernen

Erste Hi l feAuf der Landstraße ist ein Unfall passiert.

Karsten stoppt sein Auto und geht zu dem Unfall. Was passt? Setzen Sie ein!

Krankenwagen 2 Kompresse 2 Schere 2 Erste-Hilfe-Kasten

2 Mullbinde 2 Erste-Hilfe-Anleitung

1. % Hallo, kann ich helfen? Ich habe einen ____________ im Auto.

& Ja, bitte. Wir haben den ____________ schon geru-fen, aber der wird erst in ein paar Minuten hier sein.

2. % Ich habe den Verbandskasten noch nie benutzt. Aber zum Glück ist eine ____________ dabei.

& Eine Person hat sich am Kopf verletzt. Wir brauchen eine sterile ____________ und eine ____________, um einen Verband zu machen.

3. % Kein Problem, hier. Und hier ist eine ____________, wenn Sie den Verband kürzer machen möchten.

1 2 Am Unfal lort Was machen die Ersthelfer am Unfallort? Verbinden Sie!

die Fixierbinde, -n

der Einmalhandschuh, -e

die Erste-H“lfe-[nleitung, -endie sterile W¢ndauflage, -n (auch: die Kompr¡sse, -n)

der Folienbeutel, -

die Schiene, -n

das Antis¡ptikum, Antis¡ptika (auch: die antis¡ptische Fl•ssigkeit, -en)

die M¢llbinde, -n (auch: der Verb„nd, ¿e)

das H¡ftpflaster, -

das Feuchttuch, ¿er

das Dreiecktuch, ¿er

die Pinz¡tte, -n

die R¡ttungsdecke, -n

die Schere, -ndie Kælte-Sof¶rtkompresse, -n

ILLUSTRATIO

N: B

ERNH

ARD FÖ

RTH

1. Ein Mann hat sich den Arm gebrochen. Mit einer Schie-ne wird der Arm

2. Eine Frau hat einen Schock. Die Ersthelfer

3. Ein älterer Herr blutet stark. Die Wunde wird

4. Alle Ersthelfer

5. Eine junge Frau hat Schmer-zen im Bein. Die Schmer-zen werden mit einer

a) legen sie auf eine Rettungsdecke.

b) benutzen Einmalhandschuhe.

c) steril verbunden.

d) Kältekompresse gelindert.

e) geschient.

Erste-Hilfe-Kasten

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Page 39: Deutsch Perfekt November 2014

Mehr Übungen finden Sie im aktuellen Übungsheft Deutsch perfekt plus (siehe Seite 2) und im Internet auf www.deutsch-perfekt.com/deutsch-lernen.

Übungen zu den Themen des MonatsLösungen auf Seite 48

Seite 51 Mein erster Monat

SteigerungSafa Ibrahim schreibt, dass man in Deutschland auch ins

kleinste Dorf mit dem Bus fahren kann. Erinnern Sie sich an die Bildung von Komparativ und Superlativ? Testen Sie sich,

und setzen Sie ein! Achten Sie auf die passenden Endungen!

1. München ist eine ____________________ Stadt.

Hamburg ist ____________________. Aber Berlin ist

am ____________________. (groß)

2. Viele Menschen in Berlin sind ____________________.

Die Menschen in meinem Heimatland sind aber noch

____________________. Meine Schwester ist definitiv

am ____________________. (neugierig)

3. Der Alexanderplatz in Berlin ist ____________________.

Das Rote Rathaus finde ich noch ____________________.

Am ____________________ finde ich aber die East Side

Gallery. (schön)

4. Das Brandenburger Tor ist ____________________.

Das Europa-Center ist aber noch ____________________.

Am ____________________ ist der Fernsehturm am

Alexanderplatz. (hoch)

5. In Frankfurt wohnen ____________________

Menschen. In Köln wohnen ____________________. Am

____________________ Menschen wohnen aber in Berlin.

(viel)

1

3

2Seite 66 - 67 Kulturtipps

Haben Sie al les verstanden?

In der Prüfung Deutsch-Test für Zuwanderer (DTZ) Lesen, Teil 1, sollen Sie Informationen zuordnen.

Üben Sie hier! Was passt? Kreuzen Sie an!

1. Sie interessieren sich für Literatur und besuchen Freunde in Wien. Auf welche Veranstaltung könnten Sie gehen?

a) Django Lassib) Regina Scheerc) Michael Köhlmeier

2. Sie gehen gern ins Kino, mögen Dokumentar-filme aber nicht so gern.

a) Im Labyrinth des Schweigensb) Die Familiec) Kofelgschroa

3. Sie interessieren sich für die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik. Was passt nicht?

a) Die Familieb) Regina Scheerc) Der Untertan

4. Sie lesen gern und suchen nach einem Bestseller. a) Unerwünschtb) Der Untertan c) Zwei Herren am Strand

Seite 62 - 63 Blick von außen

Ganz zu schweigen von …Die Wendung „ganz zu schweigen von“ bedeutet „in ganz

besonderem Maße“, „und besonders“, „und natürlich auch“. Die Wendung steht mit dem Dativ. Lesen Sie die Sätze, und

verbinden Sie sie wie im Beispiel!

%P$

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TOCK

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TOCK

1. Ich respektiere die Sparsamkeit der Deutschen. Besonders ihre Exaktheit. __________________________________________ __________________________________________________

2. Obst ist in München teuer. Vor allem die Erdbeeren. _____________________________________________________________________________________________________

3. Ich finde schon, dass die Deutschen kaum Eier im Kühlschrank haben. Meine Mutter findet das noch viel mehr. _____________________________________________________________________________________________________

4. Viele Ausländer denken, dass die Deutschen sparsam sind. Die Deutschen denken das natürlich auch. _____________________________________________________________________________________________________

Ich respektiere die Sparsamkeit derDeutschen, ganz zu schweigen von ihrer Exaktheit.

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Page 40: Deutsch Perfekt November 2014

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„Sei bitte vorsichtig!“ – Imperativ

Formendu

Bei der Anrede in der 2. Person Singular lässt man das Personalpronomen „du“ weg. Die Verbform des Imperativs steckt in der Präsensform. Man lässt aber die Endung „-st“ weg:du holst ) hol!

du machst ) mach!

du hilfst ) hilf!

du arbeitest ) arbeite!

Vorsicht! Hier lässt man nur das „-t“ weg:du isst ) iss!

Bei Verben mit Vokalwechsel hat die Imperativ-form keinen Umlaut:du schläfst ) schlaf!

du fährst ) fahr!

ihr

Die Imperativform der 2. Person Plural ist iden-tisch mit der Präsensform. Nur das Personalpro-nomen „ihr“ lässt man weg:ihr kommt ) kommt!

ihr lasst ) lasst!

Funktion

Mit dem Imperativ kann man verschiedene Dinge ausdrücken: eine Bitte, einen Appell, einen Vorschlag, einen Ratschlag, einen Befehl, eine Warnung oder eine Anleitung:

Schreiben Sie das neue Angebot bitte noch heute fertig! (Bitte)Stoppt den Plastikmüll! (Appell)Lass uns doch morgen darüber sprechen! (Vorschlag)Seien Sie bitte vorsichtig! (Ratschlag)Mach jetzt deine Hausaufgaben! (Befehl)Tut das lieber nicht! (Warnung)Geben Sie einen halben Liter Milch in den Topf! (Anleitung)

1. eine Radtour durch den Englischen Garten machen

__________________________________________________________________________________________________

2. das Deutsche Museum besuchen __________________________________________________________________________________________________

3. an der Isar spazieren gehen __________________________________________________________________________________________________

4. sich die Frauenkirche ansehen __________________________________________________________________________________________________

ReisetippsIhre Freunde fahren nach München. Geben Sie ihnen Tipps,

was sie dort machen sollen. Formulieren Sie Sätze wie im Beispiel im Imperativ!

1

Grammatik

Macht doch eine Radtour durch den Englischen Garten!

Der Imperativ wirkt meistens nicht sehr freundlich. Wörter

wie (doch) bitte (mal) machen eine Aufforderung freundlicher. Bei Tipps und Ratschlägen sagt man zum Beispiel doch (mal)

oder doch einfach: Gib mir doch bitte mal das Salz!

Sprich doch einfach mit ihr darüber!

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Page 41: Deutsch Perfekt November 2014

Lösungen auf Seite 48

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Sie

Diese Imperativform ist auch identisch mit der Präsensform. Das Personalpronomen „Sie“ bleibt im Satz, aber der Satzbau wird anders:Sie schreiben ) schreiben Sie!

Sie fahren ) fahren Sie!

sein, haben, werden

Diese drei Verben haben Sonderformen: sein haben werden

du sei hab werd(e)ihr seid habt werdetSie seien Sie haben Sie werden Sie

Satzbau

Die Imperativform steht auf Position I im Satz. Ist das Verb ein trennbares Verb, steht das Präfix am Satzende:

Pos. I Satzende

Helfen Sie uns bitte!

Fahren wir am Wochenende doch

in die Berge!

Komm doch mit!

1. Der Terminplan für morgen ist noch nicht fertig. (fertig machen)

_______________________________________________________________________

2. Der Kundendienst ist noch nicht über unsere Entscheidung informiert. (informieren)

_______________________________________________________________________

3. Das neue Angebot für unseren Geschäftspartner ist noch nicht abgeschickt. (abschicken)

_______________________________________________________________________

4. Die Computer sind noch nicht ausgemacht. (ausmachen)

_______________________________________________________________________

4

Zu HauseWas soll Julia alles machen? Setzen Sie das passende

Verb im Imperativ ein!

helfen 2 aufräumen 2 aufstehen 2 putzen

1. Julia, _________________ doch endlich _________________!

Es ist schon 11 Uhr, und du bist immer noch im Bett!

2. _________________ dir doch bitte nach dem Frühstück die Zähne.

3. _________________ bitte dein Zimmer _________________,

bevor Oma und Opa kommen.

4. _________________ mir doch bitte beim Kochen. Ich kann das nicht alles alleine machen.

2

1. jeden Tag / frisches Obst / essen _______________________________________________________________________

2. morgens / weniger Kaffee / trinken _______________________________________________________________________

3. täglich / mindestens eine halbe Stunde / Sport machen _______________________________________________________________________

4. jede Nacht / acht Stunden / schlafen _______________________________________________________________________

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GesundheitFormulieren Sie Ratschläge

in der „du“-Form!

Im BüroWas soll die Sekretärin

vor Feierabend noch alles erledigen? Formulieren

Sie Sätze wie im Beispiel!

Machen Sie bitte den Terminplan für morgen fertig.

Beendet man einen Imperativ-satz mit einem Ausrufezeichen, dann gibt man dem Satz mehr

Nachdruck:Beeilt euch jetzt!

Schreibt man nur einen Punkt am Satzende, dann gibt

man dem Satzinhalt keinen Nachdruck:

Beeilt euch doch bitte.

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Page 42: Deutsch Perfekt November 2014

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Kritik – wie deutlich darf und muss sie sein?Wer darf im Berufsleben wen kritisieren – und mit welchen Worten? Das ist von Kultur zu Kultur sehr unterschiedlich.

Wie ist das in den deutschsprachigen Ländern? Was können Sie sagen, was ist tabu?

Es gibt große Unterschiede zwischen den Kulturen, wie kritisiert werden darf, wer

kritisieren darf und ob überhaupt kritisiert wer-den darf. Die deutschsprachigen Länder gelten als sehr direkt. Kritik ist erlaubt und manchmal sogar gewollt. Nicht nur die Chefs dürfen Kritik üben, sondern auch die Arbeitnehmer. Aber es ist sehr wichtig, wie man Kritik übt: nämlich ruhig und höflich.

Vorsichtige Kritik

Indem Sie sagen, dass Sie Ihren Gesprächspartner und seine Position verstehen, können Sie vorsich-tig Kritik üben. Stellen Sie höfliche Fragen:

Ich denke, ich verstehe, was Sie meinen. Aber

Ich verstehe Ihren Standpunkt (= Aspekt; Mei-nung). Aber sollten wir nicht lieber …?

Haben Sie auch daran gedacht, dass …?

Aber finden Sie nicht auch, dass wir …?

Entschuldigen Sie, wenn ich danach frage:

Aber wie/was …?

Sind Sie wirklich sicher, dass …?

Haben Sie auch berücksichtigt (= darüber nach-gedacht), dass …?

Ehrlich gesagt frage ich mich, wie/was/ob …

Aber sind Sie auch davon überzeugt (= sind Sie wirklich sicher), dass …?

Hm … So sehen Sie das. Aber denken Sie wirk-

lich …?

Deutliche Kritik

So können Sie direkte Kritik üben. Bleiben Sie dabei aber immer ruhig, höflich und sachlich!Also, ich sehe das anders. / Ich bin da (leider)

anderer Meinung.

Aber Sie haben wohl nicht daran gedacht /

nicht bedacht, dass …

Da habe ich (wirklich) erhebliche Zweifel (= Ich glaube nicht, dass das gehen wird).Ich glaube nicht, dass wir das so machen kön-

nen.

Ich finde nicht, dass das sinnvoll ist (= dass das Sinn macht). Ehrlich gesagt halte ich davon nicht viel (= finde ich das nicht gut). So können wir das (doch) auf keinen Fall

machen.

Ich bin dagegen, weil …

Das sollten wir so wirklich nicht machen.

Deutsch im Beruf

Da habe ich Bedenken (= Ich glaube nicht, dass das gehen wird).

Kritik akzeptieren

Wenn Sie kritisiert werden, hören Sie erst ein-mal ruhig zu. Geben Sie zu, wenn Sie einen Fehler gemacht haben. Akzeptieren Sie es, wenn Ihr Gesprächspartner eine gute Idee hat. Nehmen Sie Kritik nicht zu persönlich, und bedanken Sie sich für das Feedback:Da haben Sie (natürlich) recht.

Ich muss zugeben, dass ich das nicht bedacht

habe.

Wir können über diesen Punkt (= Thema) (gerne) noch einmal sprechen.

Da ist was dran (= Da haben Sie recht). Darüber

sollten wir noch einmal nachdenken.

Hm, ich gebe zu, dass ich das nicht berück-

sichtigt habe.

Ja, das stimmt (wohl). Da habe ich (vielleicht)

einen Fehler gemacht.

Stimmt. Da habe ich einen Denkfehler gemacht

(= Da habe ich falsch gedacht). Jetzt, wo Sie es sagen, muss ich Ihnen recht

geben (= finde ich, dass Sie recht haben).

Bleiben Sie immer höf­lich und ruhig, wenn Sie andere kritisieren. Sätze wie „Das ist doch tota­ler Quatsch, was Sie da

sagen!“ sind absolut tabu!

überhaupt hier: wirklich

g¡lten „ls … nach Meinung vieler … sein

sogar auch

Kritik/Krit“k üben kritisieren

indem ≈ dadurch, dass …

s„chlich objektiv

bed„cht Part. II von: bedenken = denken an

¡rst einmal hier: am Anfang

zugeben sagen, dass man einen Fehler gemacht hat

persönlich nehmen (beleidigt

sich beleidigt fühlen so, dass die Gefühle verletzt wurden)

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Page 43: Deutsch Perfekt November 2014

Lösungen auf Seite 48

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1 Richtig reagierenWas passt zusammen? Verbinden Sie!

1. Finden Sie nicht, wir sollten lieber an den Profit denken?

2. Denken Sie wirklich, dass das so gehen wird? Ich glaube nämlich nicht.

3. Ich verstehe Sie nicht. Sie wollen wirklich die Produktion reduzieren?

4. Das stimmt doch alles überhaupt nicht, was Sie da sagen!

a) Danke, dass Sie Ihre Bedenken mitteilen. Ich werde noch einmal darüber nachdenken.

b) Ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Natürlich möchte ich nicht die Produktion reduzieren!

c) Bitte nicht in diesem Ton!

d) Also, ich sehe das anders. Geld ist nicht alles, wir müssen auch an die Arbeitnehmer denken.

2 Im MeetingWas passt? Setzen Sie ein!

Zweifel 2 dran 2 zugeben 2 recht 2 nachdenken 2 verstehen

1. % So. Hat dazu noch jemand eine Frage?

& Ich muss sagen, ich _______________, was Sie meinen, aber sollten wir nicht auch über eine Expansion _______________?

2. % Hm. Ich muss _______________, daran habe ich auch schon gedacht. Aber sind Sie sicher, dass wir dafür auch die Möglichkeit

haben?

& Ich habe da erhebliche _______________. Das wird nicht klappen. Dazu fehlen uns die Ressourcen.

3. & Vielleicht haben Sie _______________. Aber diese könnten wir uns doch beschaffen.

% Da ist was _______________. Darüber sollten wir noch einmal nachdenken.

Danke für den Hinweis (= Information), ich

werde darüber nachdenken.

Danke für Ihr Feedback. Ich werde mir darüber

Gedanken machen (= Ich werde darüber nach-denken).

Kritik ablehnen

Sind Sie (absolut) der Meinung, dass Ihr Gesprächspartner nicht recht hat, können Sie die Kritik ablehnen:Entschuldigung, aber das spielt hier (wirklich)

keine Rolle.

Tut mir leid, aber ich sehe nicht ganz, was das

mit dieser Situation zu tun haben soll (= welche Verbindung es mit dieser Situation gibt).Ich muss sagen, ich verstehe Ihre Kritik nicht.

Ich kann Ihren Einwand (= Kritik) (einfach) nicht

nachvollziehen (= verstehen).Ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden.

Das habe ich so gemeint: …

Da haben Sie mich wohl missverstanden (= falsch verstanden). Ich habe das anders gemeint.

Ich habe doch gar nicht behauptet (= sagen, dass etwas so und nicht anders ist), dass …

Ich habe doch gar nicht gesagt, dass …

Vielleicht haben Sie recht, aber ich glaube nicht,

dass das in diesem Fall (so) wichtig ist.

Meiner Meinung nach geht Ihre Kritik an der

Sache vorbei (= spielt Ihre Kritik hier keine Rolle). Aber wichtig ist doch, dass …

Wenn Sie kritisiert werden, können Sie auch

immer fragen, was der andere meint:

Was genau meinen Sie damit?

Was genau stört Sie (daran)?

Was möchten/erwarten Sie von mir?

Wird Ihr Gesprächs ­partn er unhöflich, soll­

ten Sie das sagen: Bitte bleiben Sie höflich!

Bitte reden Sie nicht in diesem Ton mit mir

(= Bitte wählen Sie andere Worte, und blei­

ben Sie ruhig.).

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Page 44: Deutsch Perfekt November 2014

Raten Sie mal! | Comic

11/1444

Lösungen auf Seite 48

sein l„ssen nicht machendaheime hist. zu Hause

des rauen Klimas obwohl das Klima so rau ist (rau hier: ↔ mild; unangenehm kalt)dabei/dabei hier: ≈ und das, obwohl …frænkisch von: Franken = Region in Bayern

Was bedeutet „Da brat mir doch einer einen Storch!“ hier? Kreuzen Sie an!

Jemand soll mir einen großen Vogel mit langen Beinen braten!

Das finde ich gar nicht gut!

Das überrascht mich sehr!

s“ch vorstellen hier: sich denken

eben hier: vor einem Moment

die Fee, -n ≈ weibliche Fantasiefigur

Seite 58 - 59 Ein Bild und seine Geschichte

Rennsport

Erst durch Michael Schumacher wurde der Rennsport in Deutschland

wirklich populär. Wie heißen die gesuchten Wörter rund um diesen

Sport? Die Erklärungen helfen Ihnen, die Wörter zu finden.

cke 2 eins 2 Fa 2 For 2 Kon 2 kur 2 mel 2 phie 2 ren 2 Renn 2 Renn 2 rent 2

rit 2 sai 2 son 2 stre 2 tri 2 um 2 vo

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IM LAPPAN

VERLAG

1. Zeit, in der Rennen gefahren werden: die __ __ __ __ __ __ __ __ __ __

2. Weg, auf dem die Autos fahren: die __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __

3. Person, die das Rennen auch gewinnen möchte: der __ __ __ __ __ __ __ __ __ __

4. Teilnehmer bei einem Sportereignis, von dem die meisten Leute glauben, dass er gewinnen wird: der __ __ __ __ __ __ __

5. die höchste Klasse des Automobilsports: die __ __ __ __ __ __ __ __ __ __

6. großen Erfolg haben: __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __

K

a

Lösung: etwas wie ein __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ machen

Ein W__________________________ ist bei etwas der Beste der Welt. Der Ausdruck bedeutet, etwas sehr oft, intensiv und sehr aktiv zu machen.

W1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 7

3

5 8

6

4 2

9 10

Page 45: Deutsch Perfekt November 2014

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KondolenzbriefDer 1. November ist in Österreich und Teilen von Deutschland und der Schweiz ein Feiertag: Allerheiligen. An diesem Tag, traditionell

aber am 2. November (Allerseelen), gehen vor allem viele Katholiken auf den Friedhof und denken an die Verstorbenen. Ähnlich tun es die

Protestanten am 23. November, dem Totensonntag. Oft ist es schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn jemand gestorben ist. Erfährt

man vom Tod eines Angehörigen, eines Freundes oder Bekannten, dann schreibt man normalerweise einen Kondolenzbrief.

Briefanfang

Schreiben Sie zu Beginn, wie Sie von dem Todesfall erfahren haben:

Lieber Roland, Laura hat mich darüber

informiert, dass Dein Bruder gestorben ist.

Lieber Herr Hess, gestern habe ich in der

Zeitung vom Tod Ihrer Frau gelesen.

Sehr geehrte Frau Doktor Schmitz, von

Ihrem Sekretariat haben wir erfahren,

dass Sie Ihre Tochter verloren haben.

Mitgefühl aussprechen

Das ist bestimmt ein schmerzlicher Verlust für Dich. Ich fühle/

trauere mit Dir.

Diese Nachricht hat mich sehr betroffen gemacht. Auch im Namen

meiner Frau spreche ich Ihnen mein herzliches Beileid aus.

Zu diesem schweren Verlust spreche ich im Namen aller

Mitarbeiter Ihnen und Ihrer ganzen Familie meine tiefe

Anteilnahme aus.

Je besser Sie den Ver-storbenen / die Verstor-bene kannten oder die Angehörigen kennen,

desto persönlicher darf der Brief sein.

Im TaxiEin Urlaub oder eine Geschäftsreise beginnt oft mit einer Taxifahrt. Der Taxifahrer bringt Sie an Ihr Ziel.

Ein Taxi bestellen

Das können Sie am Telefon sagen:

Ich bräuchte bitte sofort ein Taxi in den Schlossweg 3.

Ich brauche bitte für morgen früh um 7.45 Uhr ein Taxi in die

Hauptstraße 23.

Kann ich für morgen, 6 Uhr früh, ein Taxi zum Flughafen

bestellen?

Das sagen Sie zum Taxifahrer am Taxistand oder auf der Straße:

Sind Sie frei? Dann bringen Sie mich bitte zum Hauptbahnhof.

Ich möchte zum Stadttheater, bitte.

Würden Sie mich bitte zum Hotel Genf bringen?

Im Taxi fahren

Wie lange dauert die Fahrt zum Flughafen (ungefähr)?

Wie teuer wird die Fahrt zum Bahnhof (circa)?

Kann ich bei Ihnen mit Karte/Kreditkarte/EC-Karte zahlen?

Könnten Sie bitte ein bisschen schneller fahren? Mein Zug

fährt in zehn Minuten ab.

Könnten Sie mich bitte da vorn rauslassen (= hinauslassen)?

Können Sie bitte anhalten? Ich gehe den Rest zu Fuß.

Im Auge habenIm Deutschen gibt es viele Ausdrücke rund ums Auge. Kennen Sie diese?

ins Auge gehen

(= nicht klappen; ein schlimmes Resultat

haben)

Das wäre fast ins Auge gegangen. Da haben

wir noch einmal Glück gehabt!

etwas im Auge haben

(= etwas planen; etwas machen/kaufen/haben

wollen; etwas als Option haben)

Wir brauchen ein neues Büro. Ich habe da auch

schon etwas im Auge – in der Hauptstraße.

so weit das Auge reicht

(= so weit man sehen kann)

Hier gibt es kein einziges Haus, so

weit das Auge reicht. Nur Natur.

etwas/jemanden

im Auge behalten

(= etwas/jemanden beobachten;

genau sehen, was ein anderer / etwas macht)

Die Preise der Flugtickets ändern sich von Tag zu

Tag. Die muss ich im Auge behalten.

Page 46: Deutsch Perfekt November 2014

Bezahlen und Auf Wiedersehen sagen

Wie viel macht das?

Was kriegen Sie von mir?

Wie viel bekommen Sie?

Was bin ich Ihnen schuldig?

Was kostet die Fahrt?

Kann ich auch mit Karte bezahlen?

Ich bräuchte bitte eine Quittung.

Könnte ich bitte eine Quittung haben?

Danke und auf Wiedersehen.

Vielen Dank und einen schönen Tag

noch.

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Das Auge isst mit.

(= Das Essen muss nicht nur gut

schmecken, sondern es sollte auch gut

aussehen.)

Wir sollten auch noch Tomaten in

unseren Salat tun, dann haben wir auch

etwas Rotes dabei. Das Auge isst mit.

Da bleibt kein Auge trocken.

(≈ Alle lachen. / Alle weinen.)

Bei den Shows von diesem Comedy-Duo

bleibt kein Auge trocken.

jemandem etwas

aufs Auge drücken

(= jemanden etwas Unangenehmes

machen lassen)

Jetzt muss ich auch noch die Einladun-

gen für die Firmen-Weihnachtsfeier

schreiben. Das hat mir mein Chef aufs

Auge gedrückt.

wie die Faust aufs Auge passen

(= überhaupt nicht zusammenpassen;

aber auch: sehr gut zusammenpassen)

Das bunte Hemd passt wie die Faust

aufs Auge zu der bunten Hose.

ein Auge auf jemanden werfen

(= mit jemandem flirten; jemanden

toll finden)

Hast du es noch nicht gemerkt? Pablo hat

ein Auge auf dich geworfen!

Positives

Falls Sie den Verstorbenen gekannt haben,

schreiben Sie etwas Positives über ihn:

Ich habe mich mit Deinem Bruder gut

verstanden und mochte ihn sehr.

Geben Sie Trinkgeld, dann sagen Sie zum

Beispiel:Hier, stimmt so.

Danke, der Rest ist für Sie.

Fragen und Wünsche

Könnten Sie mich hier bitte um 18.30 Uhr wieder abholen?

Ich brauche nur eine halbe Stunde. Was kostet es, wenn Sie auf

mich warten?

Ich habe einen Hund, kann der auch mitfahren?

Muss ich für den Kinderwagen extra bezahlen?

Kostet das Gepäck extra?

Sind mehrere Koffer im Preis inklusive/inbegriffen?

Könnte ich bitte ein Großraumtaxi (= ein Taxi für mehr als vier

Personen) bestellen?

Wir möchten uns ein Taxi teilen. Bringen Sie uns bitte zuerst in

die Schillerstraße 6 und danach in die Jahnstraße 87.

Ich brauche ein Taxi mit Kindersitz, bitte.

Ich werde die herzliche Art Ihrer Frau

vermissen.

Wir durften Ihre Tochter als sehr fröhlichen

und warmherzigen Menschen erleben.

Freundliche Worte

Finden Sie am Schluss ein paar freundliche

Worte, und bieten Sie Hilfe an:

Bitte lass mich wissen, wenn ich Dir

irgendwie helfen kann. Du kannst mich

immer anrufen, wenn Du Hilfe brauchst.

Wenn Sie Beistand brauchen, können Sie

sich jederzeit an mich oder meine Frau

wenden.

Wir hoffen, dass Sie im Familienkreis all

die Unterstützung bekommen, die Sie

brauchen, um über dieses schmerzliche

Ereignis hinwegzukommen.

Gruß

Ein Kondolenzbrief endet oft mit „Dein/

Deine“ oder „Ihr/Ihre“ – was in normalen

Briefen nur noch selten der Fall ist:

Deine Julia

In stiller Anteilnahme, Ihr Hans Zimmer

In aufrichtiger Verbundenheit,

Ihre Gabriele Tucker

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Page 47: Deutsch Perfekt November 2014

Die jungen Seiten von

Jeden Monat im Heft!

4711/14

Page 48: Deutsch Perfekt November 2014

Lösungen

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“ns R¡nnen gehen (die W¡tte, -n

hier: eine Wette vereinbaren hier: Prognose, wer gewinnt)

der Fußballweltmeister, - beste Fußballmannschaft der Welt

der Aktionszeitraum, ¿e hier: Zeit, in der eine Aktion angeboten wird

das Abonnement, -s franz. Bestellung einer Zeitschrift für längere Zeit

m“tfiebern zusehen und nervös warten, wer gewinnt

“ns R¡nnen gehen (die W¡tte, -n

hier: eine Wette vereinbaren hier: Prognose, wer gewinnt)

der Fußballweltmeister, - beste Fußballmannschaft der Welt

der Aktionszeitraum, ¿e hier: Zeit, in der eine Aktion angeboten wird

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m“tfiebern zusehen und nervös warten, wer gewinnt

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iq media marketing GmbH Patrick Priesmann, Leiter Marketing Kasernenstraße 67, 40213 DüsseldorfTel. +49 (0)2 11/8 87-23 15 E-Mail: [email protected] Alkati, Product Manager Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf Tel. +49 (0)2 11/8 87-23 67E-Mail: [email protected] 1, 2, 5, 6, 7 iq media marketing GmbH Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf Tel. +49 (0)2 11/8 87-20 53Fax +49 (0)2 11/8 87-97-20 99E-Mail: [email protected] 3a iq media marketing GmbH Eschersheimer Landstraße 50 60322 Frankfurt Tel. +49 (0)69/24 24-45 10 Fax +49 (0)69/24 24-45 55E-Mail: [email protected] 3b, 4iq media marketing GmbH Nymphenburger Straße 14 80335 München Tel. +49 (0)89/54 59 07-26 Fax +49 (0)89/54 59 07-24 E-Mail: [email protected]

ÖsterreichInternationale Medienvertretung & Service proxymedia e.U. Wiesengasse 3, A-2801 Katzelsdorf Tel. +43 (0)26 22/3 67 55 Fax +43 (0)12 53 30 33 39 89 E-Mail: michael.schachinger@ proxymedia.atSchweizTop Media Sales GmbH Chamerstrasse 56, CH-6300 Zug Tel. +41 (0)41/7 10 57 01 Fax +41 (0)41/7 10 57 03 E-Mail: [email protected] Salesiq media marketing GmbhGerda Gavric-HollenderKasernenstraße 67, 40213 DüsseldorfTel. +49 (0)2 11/8 87-23 43Fax +49 (0)2 11/8 87-97-23 43E-Mail: [email protected]

REPRÄSENTANZ EMPFEHLUNGSANZEIGENMARKETINGLEITUNG Holger Hofmann

LEITUNG MARKETING B2C & PR Heidi Kral

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VERTRIEB HANDEL MZV, Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim

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GESAMT-ANZEIGENLEITUNG Axel ZettlerTel. +49 (0)89/8 56 81-130E-Mail: [email protected]

SPRACH- & REISEMARKT CROSSMEDIA Eva-Maria MarkusTel. +49 (0)89/8 56 81-131 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

MEDIA CONSULTANT Iriet YusufTel. +49 (0)89/8 56 81-135E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

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ANZEIGENPREISLISTE Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 9 ab Ausgabe 1/14.

ISSN 1861-1605

© 2014 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Autoren, Fotografen und Mitarbeiter

HERAUSGEBER UND VERLAGSLEITER Dr. Wolfgang Stock

CHEFREDAKTEUR Jörg Walser

REDAKTION Barbara Duckstein (in Elternzeit), Katharina Heydenreich, Sonja Krell, Claudia May, Cornelia Osterbrauck, Janina Schalkhaußer, Sabine Weiser

BILDREDAKTION Judith Rothenbusch

REDAKTIONELLE MITARBEIT Anabel Burmeister, Tanja Haas, Anne Wichmann

AUTOREN Jonny Rieder, Anne Wichmann

KORRESPONDENTEN Marcel Burkhardt (Mainz), Joseph Gepp (Wien), Barbara Kerbel (Berlin), Astrid Labbert (Bremen), Yvonne Pöppelbaum (Hamburg), Swantje Zorn (Zürich)

GESTALTUNG BfGuK, 80802 München, Georg Lechner (Art Director)

PRODUKTIONSLEITUNG Ingrid Sturm

LITHO Mohn Media Mohndruck GmbH, 33311 Gütersloh

DRUCK Vogel Druck & Medienservice GmbH, 97204 Höchberg

Deutsch perfekt wird besonders umweltfreundlich auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

VERLAG UND REDAKTION Spotlight Verlag GmbH Postanschrift: Postfach 1565, 82144 Planegg Hausanschrift: Fraunhoferstraße 22, 82152 Planegg Tel. +49 (0)89/8 56 81-0, Fax +49 (0)89/8 56 81-105

GESCHÄFTSFÜHRER Dr. Wolfgang Stock, Markus Schunk

VERTRIEBSLEITUNG Monika Wohlgemuth

LESERSERVICE Birgit Hess

Seite 12

c) Wolf Haas

Seite 38

1 1. Erste-Hilfe-Kasten, Krankenwagen; 2. Erste-Hilfe-Anleitung, Kompresse, Mullbinde; 3. Schere

2 1. e; 2. a; 3. c; 4. b; 5. d

Seite 39

1 1. große, größer, größten; 2. neugierig, neugieriger, neugierigsten; 3. schön, schöner, schönsten; 4. hoch, höher, höchsten; 5. viele, mehr, meisten

2 1. c; 2. a; 3. c; 4. a 3 2. Obst ist in München teuer, ganz zu

schweigen von den Erdbeeren. 3. Ich finde schon, dass die Deutschen kaum Eier im Kühlschrank haben, ganz zu

schweigen von meiner Mutter. 4. Viele Ausländer denken, dass die Deutschen sparsam sind, ganz zu schweigen von den Deutschen.

Seite 40 - 41

1 2. Besucht doch das Deutsche Museum! 3. Geht doch an der Isar spazieren! 4. Seht euch doch die Frauenkirche an!

2 1. steh … auf; 2. Putz; 3. Räum … auf; 4. Hilf

3 1. Iss jeden Tag frisches Obst! 2. Trink morgens weniger Kaffee! 3. Mach täglich mindestens eine halbe Stunde Sport! 4. Schlaf jede Nacht acht Stunden!

4 2. Informieren Sie bitte den Kundendienst über unsere Entscheidung. 3. Schicken Sie bitte das neue Angebot für unseren Geschäftspartner ab. 4. Machen Sie bitte die Computer aus.

Seite 42 - 43

1 1. d; 2. a; 3. b; 4. c2 1. verstehe, nachdenken; 2. zugeben,

Zweifel; 3. recht, dran

Seite 44

Rätsel: 1. Rennsaison; 2. Rennstrecke; 3. Konkurrent; 4. Favorit; 5. Formel eins; 6. triumphieren; Lösung: etwas wie ein Weltmeister machen

richtig: Jemand soll mir einen großen Vogel mit langen Beinen braten!; Das überrascht mich sehr! falsch: Das finde ich gar nicht gut!

Page 49: Deutsch Perfekt November 2014

6/14 4911/14 49

Starthilfe

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DEUTSCH ENGLISCH SPANISCH FRANZÖSISCH ITALIENISCH TÜRKISCH POLNISCH RUSSISCH

ORNAMENTE AUS DEM DRUCKER SEITE 8

eidgenössisch Swiss suizo suisse svizzero İsviçre Konfederasyo-nu’na ait

związkowy швейцарский

die Hochschule university la universidad l’université l’università üniversite uczelnia вуз

… entstehen lassen to create crear créer … creare oluşturmak powstawać создатьdie Pappe cardboard el cartón le carton il cartone karton tektura картонkünstlich artificial artificial artificiel artificiale yapay sztuczny искусственныйdie Zukunft future el futuro l’avenir il futuro gelecek przyszłość будущее

GEH WEG! SEITE 9

steuern to control controlar contrôler controllare yönetmek nie mieć wpływu управлятьzu nahe kommen encroach on acercarse demasiado trop s’approcher avvicinarsi troppo çok yaklaşmak za bardzo się zbliżyć подойти слишком

близкоim Umkehrschluss conversely a su vez a contrario quindi bu sebeple dlatego поэтомуanschauen to look at mirar regarder guardare incelemek oglądać смотреть наdas Regal shelf la estantería l’étagère lo scaffale raf regał полка

HOLLYWOOD AUF DEM POTSDAMER PLATZ SEITE 9

der Stern star la estrella l’étoile la stella yıldız gwiazda звездаder Schauspieler actor el actor l’acteur l’attore artist aktor актерder Regisseur director el director le réalisateur il regista rejisör reżyser режиссерdie Maskenbildnerin makeup artist la maquilladora la maquilleuse la truccatrice makyöz twórczyni masek гример

HEISSER TEE SEITE 10

der Rest rest el resto le reste il resto kalan reszta остатокder Kandis rock sugar el azúcar cande le sucre candi lo zucchero candito kandis şekeri kandyz крупнокристаллический

сахарumrühren to stir remover mélanger mescolare karıştırmak mieszać перемешиватьeinfach simply solo simplement solo sadece po prostu простоder Bürger citizen el ciudadano l’habitant il cittadino vatandaş obywatel жительder Beutel tea bag la bolsita le sachet la bustina di tè poşet torebka пакетикdas Sprichwort saying el refrán le proverbe il modo di dire atasözü przysłowie пословицаdie Geduld patience la paciencia la patience la pazienza sabır cierpliwość терпение

BERLIN MAG ES NETT SEITE 10

schwierig difficult difícil difficile difficile zor problematyczny тяжелоdie Bezirksbürger-meisterin

district mayor la alcaldesa del distrito la maire de quartier la sindaco distrettuale Bölge Belediye Başkanı burmistrz dzielnicy глава администрации района города

die Broschüre brochure el folleto la brochure l’opuscolo broşür broszura брошюраder Benimm-Tipp advice on good manners el consejo de comporta-

mientole conseil sur la manière de se comporter

il consiglio comporta-mentale

görgülü davranış önerisi porada dotycząca kultu-ralnego zachowania

совет по поведению

insgesamt in total en total en tout in totale toplam łącznie все вместеrezitieren to recite recitar réciter recitare okumak recytować декламироватьfolgen to follow seguir suivre seguire aşağıda yer almak następować следоватьverteilen to discard esparcir répandre sparpagliare dağıtmak rozrzucać раскидыватьbeziehungsweise or o ou o veya lub или die Art manner el carácter la manière d’être il modo di fare tutum sposób характер

KRIMINELL SCHLECHTES DEUTSCH SEITE 10

überfallen to rob atracar attaquer fare una rapina soymak napaść напастьder Rucksack backpack la mochila le sac à dos lo zaino sırt çantası plecak рюкзакder Tresen counter el mostrador le comptoir il bancone tezgah lada прилавок

DAS STÖRT! SEITE 11

die Marktforscherin market researcher la analista de mercado l’analyste de marché la ricercatrice di mercato piyasa araştırmacısı badaczka rynku маркетологdas Essensgeräusch sound of eating el ruido al comer le bruit de nourriture il rumore che si fa

mangiandoyeme sesi odgłosy podczas jedzenia шум во время еды

das Geräusch noise el ruido le bruit il rumore ses odgłos шумder Geruch odour el olor l’odeur l’odore koku zapach запахder Hintermann the person behind el que se sienta detrás la personne de derrière la persona dietro arkadaki kişi osoba z tyłu сидящий сзадиdie Stuhllehne backrest el respaldo le dossier de chaise lo schienale della sedia koltuğun arkası oparcie siedzenia спинка стулаreden to talk hablar parler parlare konuşmak rozmawiać говоритьRücksicht nehmen show consideration tener respeto faire attention avere riguardo saygı göstermek miieć wzgląd считаться

FOTO

: ZE

FA

Page 50: Deutsch Perfekt November 2014

Gut zu wissen

die Vorstellung screening la sesión la séance la proiezione gösterim seans киносеансder Konsum eating and drinking el consumo la consommation il consumo tüketim jedzenie i picie потреблениеdazugehören part and parcel ser parte de faire partie de fare parte di ait olmak przynależeć быть частьюdas Programmkino arthouse cinema el cine alternativo le cinéma d’art et d’essai il cinema d’essai program sineması kino studyjne артхаусный кинотеатрgeräuschlos silent silencioso qui ne fait pas de bruit silenzioso sessiz nie wydające odgłosów бесшумноdie Verpackung packaging el embalaje l’emballage la confezione ambalaj opakowanie упаковкаdie Garderobe cloakroom la guardarropía le vestiaire il guardaroba gardırop szatnia гардеробder Faktor factor el factor le facteur il fattore faktör czynnik фактор

LEIHEN, NICHT KAUFEN SEITE 11

die Decke ceiling el techo le plafond il soffitto tavan sufit потолокdie Bohrmaschine electric drill la taladradora la perceuse il trapano matkap wiertarka дрельsich lohnen to be worth it valer la pena valoir la peine valere la pena değmek opłacać się иметь смысл

WER HAT ES GESAGT? SEITE 12

der Schauspieler actor el actor l’acteur l’attore aktör aktor актерder Tatort crime scene el lugar del crimen le lieu du crime la scena del crimine olay yeri miejsce przestępstwa место преступленияder Baulöwe construction tycoon el gigante de la const-

rucciónle gros promoteur il palazzinaro inşaat kralı potentat budowlany строительный магнат

bauen constructing construir construire costruire inşa etmek budować строитьder Krimi crime fiction la novela policiaca le polar il giallo polisiye kryminał детективder Roman novel la novela le roman il romanzo roman powieść романsich vorstellen to imagine imaginarse s’imaginer immaginare düşünmek wyobrażać sobie представить себе

ARM UND REICH SEITE 12

der/die Superreiche the mega-rich el/la extremadamente rico/a

le/la super-riche il/la superricco/a süper zengin bogacz очень богатый человек

das Vermögen fortune el patrimonio le patrimoine il patrimonio servet majątek состояниеder Erbe heir el heredero l’héritier l’erede mirasçı spadkobierca наследникübernommen taken over hecho cargo repris l’affaire assunto la guida devralmak przejąć получилиder Platz place el puesto la place il posto sıra miejsce местоdie Wirtschaftsfor-schung

economic research la investigación económica

les études économiques la ricerca economica ekonomi araştırması badania rynkowe экономический анализ

das Nettovermögen net fortune el capital neto la fortune nette il patrimonio netto net servet majątek netto чистое имуществоder Haushalt household el hogar le foyer la famiglia hane gospodarstwo domowe домохозяйствоdie Billion billion el billón le billion il bilione bilyon bilion триллионungleich verteilt unequally distributed mal distribuido réparti inéquitablement distribuito in modo

disomogeneodengesiz nierówny podział неравномерно

распределеноder Unternehmer entrepreneur el empresario l’entrepreneur l’imprenditore firma sahibi przedsiębiorca предпринимательim Durchschnitt on average por término medio en moyenne in media ortalama przeciętnie в среднем

NEUER INSIDER-FILM? SEITE 13

die Fußballweltmeis-terschaft

football world cup el mundial de fútbol le championnat du monde de football

il campionato mondiale di calcio

Dünya Futbol Şam-piyonası

mistrzostwa świata w piłce nożnej

чемпионат мира по футболу

die Mannschaft team el equipo l’équipe la squadra takım drużyna командаder Erfolg success el éxito le succès il successo başarı sukces успехwährend des Turniers during the tournament durante el torneo pendant le tournoi durante il torneo şampiyona sırasında podczas zawodów во время турнираdrehen to shoot footage rodar tourner girare çevirmek kręcić film сниматьaufgenommen filmed grabado enregistré riprendere çekmek uchwycić снял

NACH SIEBEN JAHREN WIEDER SEITE 13

die Umzug AG Umzug AG, research institute for the house-moving market

el Instituto Umzug AG de análisis del mercado de las mudanzas

l’institut Umzug d’analyse du secteur du déménage-ment

Umzug AG, istituto chesi occupa di effettuareanalisi in merito aitraslochi

Umzug AG (Taşınma AG) instytut Umzug AG компания по исследованию переездов

die Bevölkerung population la población la population la popolazione nüfus ludność населениеim Schnitt on average por término medio en moyenne in media ortalama przeciętnie в среднем

gewachsen grown crecido augmenté crescere artmak wzrosnąć выросло

HILFE, CHILI-SCHOCK! SEITE 13

die Soße sauce la salsa la sauce la salsa sos sos соусdie Ernährungswissen-schaftlerin

nutritionist la nutricionista la nutritionniste la nutrizionista beslenme uzmanı badaczka żywieniowa диетолог

die Hochschule university la universidad l’université l’università üniversite uczelnia вузdie Schärfe heat el sabor picante le goût très épicé il piccante acılık ostrość остротаverteilen to spread out repartir répartir distribuire yaymak rozprowadzać распределять

50 11/14

Starthilfe

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Page 51: Deutsch Perfekt November 2014

11/14 51

Mein erster Monat

Safa Ibrahim

in Berlin

HEIMAT: Ägypten

ALTER: 28 Jahre

BERUF: Pharmakologin

ERSTER MONAT: Juli 2014

HOBBYS: Wohltätigkeitsarbeit, neue Leute kennen- lernen

Wann bin ich endlich online? Nach der Ankunft am Flughafen Berlin-Schönefeld

habe ich erst mal gewartet, bis ich im Terminal war. Aber auch dort hat mein Handy keine Internetverbindung gefunden. Seltsam, dachte ich, das WLAN ist wahrscheinlich kaputt. Aber auch in den Tagen danach konnte ich an öffentlichen Plätzen und in Cafés und Restaurants keine Internetverbindung benutzen.

Öffentliche und freie Netze gibt es in Deutschland fast nicht! Und das, obwohl das Land doch sonst so gut vernetzt ist. Man kann in das kleinste Dorf mit einem Bus fahren, seine Route mit einer Karte auf dem Handy oder einer speziellen App planen – aber eben nur, wenn man auch Netz hat.

Wenn ich eine Frage hatte, habe ich deshalb nicht mein Handy gefragt, sondern Menschen in meiner Nähe. Wo ist das Brandenburger Tor? Wann fährt ein Zug? Was ist das für ein Essen? Die Menschen helfen sehr gern. Und sie geben nicht so schnell auf – auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Deutsch lerne ich nämlich erst, seit ich in Berlin bin. Die Menschen sind aber sehr neugierig. Sie wollen mehr wissen über meine Heimat, über Religion und Traditionen.

Ich habe eine Wohnung gesucht und deshalb bei einer alten Frau angerufen. Am Telefon

habe ich Englisch gesprochen. Ein Fehler? Sie hat nämlich gleich wieder aufgelegt. Ich habe gedacht: Diese Wohnung kriege ich nicht. Aber dann hat das Telefon geklingelt. Ein Nachbar der Frau hat angerufen. Sie hat ihn geholt, weil er Englisch spricht. Ich habe die Frau dann auch getroffen, und auch sie war sehr neugierig. Zuerst war sie skeptisch, weil ich kein Deutsch konnte, weil ich einen Schleier trage und aus einem fremden Land komme. Aber wie die meisten Deutschen war sie offen und bereit, etwas Neues kennenzulernen. Trotzdem habe ich die Wohnung leider nicht bekommen. Es war aber eine schöne Erfahrung. 2 Interview und Text: Tanja Haas

die Wohltätigkeits-arbeit

≈ soziale Arbeit: Man hilft ande-ren Menschen, z. B. Armen oder Kranken.

s¡ltsam so, dass man etwas nicht leicht verstehen kann

œffentlich hier: für alle offen; ↔ privat

das N¡tz, -e hier: Internet

obwohl auch wenn

vern¡tzt hier: so, dass es schnelles Internet und gute Busverbindun-gen gibt

planen etwas tun wollen und denken: Wie macht man es?

eben hier: ≈ wirklich

das Tor, -e breiter Eingang

aufgeben hier: nicht mehr sprechen wollen

auflegen hier: mit dem Telefongespräch aufhören

der Schleier, - dünnes Stück Stoff: Eine Frau trägt es vor dem Gesicht oder auf dem Kopf.

bereit sein etwas tun wollen

¶ffen hier: interessiert

FOTO

S: P

RIVA

T; V

ISIT

BER

LIN

/WOLF

GAN

G S

CHLO

VIEN

Mein Tipp

Ich habe Möglichkeiten gesucht, ins Ausland zu gehen. Dabei habe ich den Deutschen

Akademischen Austauschdienst (DAAD) entdeckt. Er vergibt ein Stipendium, mit dem ich meinen Aufenthalt verlängern kann. Das finde ich toll.

So kann ich Berufserfahrung sammeln oder auch noch andere Orte besuchen. Im DAAD-Büro in Kairo habe ich viele Informationen bekommen.

die Möglichkeit, -en

Sache: Man kann sie machen; Option

der Deutsche Akademische Austauschdienst

Organisation: Sie hilft Studierenden und Unterrichtenden an Universitäten im Ausland und in Deutschland.

entd¡cken finden

vergeben hier: ≈ nach einer Bewerbung geben

das Stip¡ndium, Stip¡ndien

hier: Geld für Studenten von Uni-versitäten oder Organisationen: So können sie ohne finanzielle Probleme studieren.

Berlin

Wie viele dort wohnen: 3,5 MillionenWas interessant ist: Hauptstadt und größte Metropole Deutschlands, Brandenburger Tor,

Alexanderplatz, Rotes Rathaus, East Side Gallery

das Tor, -e breiter Eingang

Eine Übung zu diesem Text

finden Sie auf Seite 39.

Page 52: Deutsch Perfekt November 2014

Die Nacht, die alles änderte

Am 9. November 1989 öffnete die Regierung der Deutschen

Demokratischen Republik die deutsch-deutsche Grenze –

nicht ganz freiwillig. Vier Menschen, die damals ganz nah

dabei waren, erinnern sich: an Ereignisse, die sie nie vergessen

werden. Barbara Kerbel hat mit ihnen gesprochen.

11/1452

Page 53: Deutsch Perfekt November 2014

Marion Heine ist spät dran an diesem

Tag. Es ist schon Abend, als die Ost-

berlinerin in die Straßenbahn steigt und

nach Hause fährt. Sie wohnt im Stadtteil

Prenzlauer Berg, an der Uckermünder

Straße, nur wenige Meter von der Berliner

Mauer entfernt. „Auf dem Küchentisch lag

ein Zettel von meinem Sohn“, erzählt die

62-Jährige, die heute Marion Heine-Ger-

2.5.1989 Der Eiserne Vorhang bekommt erste Löcher: Ungarns Regierung kündigt an, die Grenzanlagen zu Österreich abzubauen – was in den folgenden Monaten auch passiert.

7.5.1989 In Leipzig demonstrieren rund 1000 Menschen gegen den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen.

12.6.1989 Der Beitritt Ungarns zur Genfer Flüchtlingskonvention tritt in Kraft: Flüchtlinge dürfen nicht mehr in den Staat zurückgeschickt werden, aus dem sie geflohen sind. Aber die ungarische Regierung verspricht der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), dass Flüchtlinge aus der DDR in diese zurück-geschickt werden.

Der Weg zur Öffnung der Grenze

Es ist vielleicht die berühmteste Pres-

sekonferenz der deutschen Fernsehge-

schichte. Ein historischer Moment – den

Bürger in Ost- und Westdeutschland live

miterleben. Die Pressekonferenz wird live

im DDR-Fernsehen gezeigt. Um 19.05 Uhr

meldet die „Tagesschau“, die wichtigste

Nachrichtensendung des Westfernsehens:

DDR öffnet Grenze. Tausende laufen oder

fahren sofort zu den Grenzübergängen. Sie

wollen reisen. Und das: sofort, unverzüg-

lich.

ber heißt. Darauf steht: Bin im Westen.

„Da dachte ich: Dann mal nix wie rüber!“

Es ist der 9. November 1989. Seit 19 Uhr

ist nichts mehr so, wie es war. In einer

Pressekonferenz spricht Günter Schabows-

ki, Mitglied des Politbüros der Sozialisti-

schen Einheitspartei Deutschlands (SED),

vor in- und ausländischen Journalisten.

Kurz vor 19 Uhr fragt ein italienischer Jour-

nalist nach dem geplanten neuen Reise-

gesetz. Schabowski ist schlecht vorberei-

tet, kennt die Details nicht. Er sagt: In

Zukunft dürfen alle Bürger der Deutschen

Demokratischen Republik (DDR) über alle

Grenzübergänge ausreisen. Reporter fra-

gen nach: Ab wann gilt das? Ab sofort?

Schabowski blättert in seinen Unterlagen

und sagt: „Das tritt nach meiner Kenntnis,

ist das sofort, unverzüglich.“

die Berliner Mauer Teil der Grenze zwischen Ost- und West-deutschland, die von 1961 – 1989 mitten durch Berlin ging

D„nn mal n“x wie rüber!

Dann gehe/fahre ich auch sofort hinüber!

das Pol“tbüro, -s hier: hierarchisch höchste Gruppe einer kommunistischen Partei

die Einheitspartei, -en

einzige Partei eines Landes, die für die Interessen aller Bürger sprechen will

der Gr¡nzübergang, ¿e

Grenzkontrollstelle

nachfragen hier: noch mal im Detail fragen

blættern hier: spezielle Seiten suchen

die }nterlagen Pl. hier: mehrere Blätter mit Notizen

tr“tt … gemeint ist hier: tritt … in Kraft

¢nverzüglich/unver-züglich

sofort

der Eiserne Vorhang

(ideologische) Grenze zwischen westlichen, demokratischen Staaten und östlichen, sozialis-tischen Staaten 1945 bis 1989

„nkündigen hier: über Zukünftiges infor-mieren

die Gr¡nzanla-ge, -n

≈ Grenzzäune und -kontroll-stellen

„bbauen in einzelnen Teilen wegmachen

der Wahlbetrug Versuch, bei Wahlen die Stimm-zettel nicht korrekt zu zählen

der Beitritt, -e von: beitreten = Mitglied in einer Organisation werden

die Fl•chtlings-konvention(der Fl•chtling, -e

Vertrag zu den Rechten der FlüchtlingePerson, die aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen aus ihrer Heimat weggegangen ist / weggehen musste)

fliehen hier: im Geheimen aus einem Land weggehen und nicht zurückkommen

%

FOTO

: ULLSTEIN

BILD

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RBEIN

25 Jahre Öffnung der deutsch-deutschen Grenze

11/14 53

Page 54: Deutsch Perfekt November 2014

Juli 1989 Westdeutsche Medien berichten über eine große Zahl von DDR-Bürgern, die über Ungarn nach Österreich flüchten. Ende des Monats warten rund 150 DDR-Bürger in den Botschaften der Bundesrepublik im Ostblock auf ihre Ausreise.

19.8.1989 Für eine Veranstaltung mit dem Namen Paneuropäi-sches Picknick wird die Grenze zwischen Österreich und Ungarn für einige Stunden geöffnet (siehe

Deutsch perfekt 8/2014). Hunderte DDR-Bürger nut-zen die Gelegenheit zur Flucht. Bis Anfang September reisen rund 3500 Menschen über Ungarn in die Bundesrepublik aus.

4.9.1989 Nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche kommen rund 1000 Menschen zur ers-ten Montagsdemonstration. Es ist der Beginn einer Protestbewegung in der ganzen DDR.

Von der Wohnung, in der Heine mit

ihrer Familie lebt, sind es nur ein paar

Schritte bis zum Grenzübergang an der

Bornholmer Straße. Sie wartet noch, bis

ihr Mann nach Hause kommt, dann laufen

sie los. Hunderte warten schon vor dem

Übergang. „Wir haben uns in die Schlange

eingereiht.“

Die Grenzsoldaten sind mit der Situa-

tion überfordert: Es gibt keine offiziellen

Befehle, was sie tun sollen. Eigentlich soll

das neue Reisegesetz erst ab dem nächs-

ten Tag gelten – Schabowskis Information

war nicht richtig. Aber die Menschen las-

sen sich nicht mehr stoppen. Um 23.30 Uhr

entscheidet Kommandeur Harald Jäger:

Der Übergang wird geöffnet.

Und Marion Heine betritt nach 28 Jahren

zum ersten Mal wieder die Bösebrücke. So

wie damals als Kind, vor dem Mauerbau,

als sie mit ihrer Oma zum Einkaufen nach

Westberlin gelaufen war. „Auf dem Rück-

weg hat meine Oma immer eine West-

zeitschrift unter dem Pullover versteckt“,

erzählt sie und lacht. Ihr ganzes Leben hat

sie in Prenzlauer Berg verbracht, die Mauer

ab 1961 immer im Blick. In dieser Nacht

läuft sie mit ihrem Mann in die Freiheit.

„Es war ein unglaublicher Moment.“

In den Kneipen auf der anderen Seite

der Brücke, im Arbeiterbezirk Wedding,

gibt es Freibier für alle. Menschen fallen

sich in die Arme. Im Freudentaumel laufen

Heine und ihr Mann in dieser Nacht bis

zum Kurfürstendamm. „Aber am nächsten

Morgen saß ich pünktlich wieder im Büro“,

sagt sie. „Und die Welt war eine andere.“

Auch ihr Leben wird in der Folge ein

anderes. Sie heiratet ein zweites Mal. Das

Elektronikkombinat, in dem sie arbeitet,

gibt es bald nicht mehr. Ein Teil davon

wird ein Autohaus. Heine-Gerber hat

Glück: Sie findet dort eine neue Arbeit.

20 Jahre lang arbeitet sie als Prokuris-

tin. Schließlich übernimmt sie mit ihrem

Mann die Gaststätte in der Kleingartenan-

lage Bornholm I. Dort, mitten im früheren

Sperrgebiet an der Bornholmer Brücke,

hat ihre Familie seit 1952 einen Garten.

„Für mich hat mit dem Mauerfall ein neuer

Lebensabschnitt begonnen“, sagt sie.

Vielleicht ist ihr in der Nacht vom 9.

auf den 10. November 1989 ja eine junge

Frau auf dem Fahrrad aufgefallen, die den

Massen entgegenfuhr. Sabine Erdmann

macht in diesen Stunden etwas Unge-

wöhnliches: Sie fährt vom Westen in den

Ostteil der Stadt.

Damals ist sie 29 und lebt seit zwei

Jahren in Westberlin. 1987 ist sie aus Ost-

berlin ausgereist. „Ich war beruflich in

einer Sackgasse“, sagt die 54-Jährige,

die inzwischen Sabine Erdmann-Kutnevic

heißt.

Bis 1987 arbeitet sie als Diplom-Chemi-

kerin an der Akademie der Wissenschaften

in Ostberlin. Sie ist zuständig für die Syn-

these von Pflanzenschutzmitteln. Aber sie

ist auch seit ihrer Jugend in der Umwelt-

und Friedensbewegung aktiv. Ihr Beruf

widerspricht ihren Überzeugungen – aber

für Kritik ist an ihrem Arbeitsplatz kein

Platz. Sie merkt: So geht es nicht weiter.

Sabine Erdmann-KutnevicIn der Nacht der Grenz-öffnung lief sie nicht von Ost nach West, sondern in die andere Richtung – bis zum menschenleeren Alexanderplatz

die Schl„nge, -n hier: Reihe von Menschen, die auf etwas warten

s“ch einreihen “n in eine Reihe stellen

überf¶rdert hier: so, dass man mit einer schwierigen Situation nicht zurechtkommt

der Befehl, -e Kommando

betreten hier: gehen auf

der [rbeiter-bezirk, -e

Stadtteil, in dem viele Arbeiter wohnen

“m Freuden-taumel

im Zustand enthusiastischer Freude

die Prokur“stin, -nen

Frau, die sich um die Dokumentation von Konto-bewegungen in einer Firma kümmert

die Kleingarten-anlage, -n

größeres Gebiet mit vielen kleinen Gärten

das Sp¡rrgebiet, -e

Gebiet, in das nicht jeder gehen darf

der Mauerfall Öffnung der deutsch-deut-schen Grenze

der Lebensab-schnitt, -e

Lebensphase

auffallen hier: sehen; bemerken

die M„sse, -n hier: große Zahl von Menschen

“n einer S„ck-gasse sein (die S„ckgasse, -n

in einer schwierigen Si-tuation sein, in der man keine Änderungsmöglichkeit sieht Straße, in die man nur von einer Seite fahren kann und die am Ende nicht mehr weitergeht)

die Friedensbe-wegung, -en

(organisierte) pazifistische Gruppe

widerspr¡chen hier: nicht zusammenpas-sen mit

n¢tzen ≈ benutzen

die Prot¡st-bewegung, -en

organisierte Gruppe, die gegen die politische oder soziale Situa-tion protestiert

54 11/14

Page 55: Deutsch Perfekt November 2014

Protest und Flucht

Ende der 50er-Jahre verlassen immer mehr Bürger die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und ziehen in den Westen. Als Reaktion darauf schließt die DDR im August 1961 die Grenzen und baut die Mauer in Berlin. Im Herbst 1989 ist es umgekehrt: Wieder reisen Tausende DDR-Bürger in den Westen aus. Aber diesmal ist es der Anfang vom Ende der DDR.

Die Massenflucht beginnt im Frühsommer, als Ungarn seine Grenzanlagen zu Österreich abbaut. Am 1. September öffnet das Land die Grenze zum Westen komplett. DDR-Bürger dürfen zwar offiziell nicht über Ungarn ausrei-sen, benutzen diesen Weg aber trotzdem zur Flucht. Von August bis Oktober fliehen Tausende in die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin sowie in die westdeutschen Botschaften in Budapest, Prag und Warschau. Ende September dürfen 6000 DDR-Bürger aus Prag in die Bundesrepublik ausreisen, Anfang November erlaubt die DDR offiziell die Ausreise über die Tschechoslowakei. Mit Sonderzügen fahren die Aussiedler von Prag durch die DDR in den Westen. Bis zum 9. November 1989 verlassen rund 200 000 Menschen über Osteuropa die DDR. Die friedliche Revolution ist nicht mehr zu stoppen.

¢mgekehrt genau das Gegenteil

die M„ssen-flucht, -en

Flucht vieler Menschen

die Gr¡nzanla-ge, -n

≈ Grenzzäune und -kontroll-stellen

„bbauen in einzelnen Teilen wegmachen

fliehen hier: im Geheimen aus einem Land weggehen und nicht zurückkommen

die Stændige Vertretung

früherer Name der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin und der Deutschen De-mokratischen Republik in Bonn

sowie und

der S¶nder-zug, ¿e

spezieller Zug, der nicht im Fahrplan steht

der Aussied-ler, -

hier: Immigrant aus der DDR

7.10.1989 In Leipzig, Dresden, Jena, Plauen und Potsdam protes-tieren Tausende gegen den Staat. Die Einheitspartei SED feiert währenddessen in Berlin den 40. Geburtstag der DDR – mit Militärparaden.

9.10.1989 In Leipzig demonstrieren 70 000 Menschen für Reformen. Sie rufen: „Wir sind das Volk.“ Die Regierung lässt sie protestieren. Auch in Halle und Magdeburg gehen Tausende auf die Straße.

4.11.1989 Auf dem Berliner Alexanderplatz demonstrieren Hunderttausende DDR-Bürger für Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Es ist die erste offiziell vom Volk organisierte Demonstration in der Geschichte der DDR.

Im August 1987 heiratet sie zum Schein

einen Mann aus dem Westen und reist aus

der DDR aus. Sie zieht nach Berlin-Schö-

neberg und beginnt ein zweites Studium:

Geschichte und Slawistik. Aber sie fühlt

sich fremd. Kaum jemand interessiert sich

für das Leben, das sie in der DDR geführt

hat. „Die meisten Westberliner haben die

Mauer einfach ignoriert“, sagt sie.

Bis zum Frühsommer 1989 darf sie noch

für Familienbesuche nach Ostberlin fah-

ren. Mit Beginn der Proteste in der DDR ist

damit Schluss. Die großen Demonstratio-

nen, die immer lauter werdende Kritik am

Staat: Erdmann erlebt sie vor dem Fernse-

her. „Jahrelang habe ich für mehr Freiheit

gekämpft. Und dann saß ich wenige Meter

entfernt und durfte im entscheidenden

Moment nicht dabei sein“, sagt sie. „Das

hat mir am meisten wehgetan.“

Am Abend des 9. November 1989 ent-

scheidet sie sich für den umgekehrten

Weg: von West nach Ost. „Ich wollte aus-

probieren, ob ich mit meinem Pass durch-

gelassen werde“, sagt sie. Es klappt. Mit

ihrem Fahrrad fährt sie durch Ostberlin,

steht plötzlich auf dem leeren Alexander-

platz. „Aber eigentlich wusste ich nicht,

was ich dort sollte. Der Alexanderplatz ist

ja vor allem ein hässlicher Platz.“ Es ist

mitten in der Nacht. Klingeln will sie um

diese Zeit bei niemandem mehr. „Und am

Brandenburger Tor Sekt zu trinken, das war

mir zu banal.“ Ein bisschen enttäuscht

fährt sie zurück in den Westen.

Überhaupt: Erdmann-Kutnevic kann

sich nicht nur freuen über das Ende der

DDR. Viele Jahre lang war sie in der Oppo-

sition aktiv, kämpfte für einen reformier-

ten Sozialismus. Die Wiedervereinigung

mit der Bundesrepublik wollen damals die

wenigsten Oppositionellen. Als im Herbst

1989 plötzlich Zehntausende demons-

trieren, wundert sie sich. „Ich habe mich

gefragt: Wo waren die vorher? Jahrzehnte-

lang hat niemand den Mund aufgemacht“,

sagt sie. „In der Schule und im Studium

war ich mit meiner Kritik immer alleine.“

Jetzt ruft die Mehrheit nach Freiheit – und

die wird plötzlich möglich. „Aber dann

ging es den meisten bald nur noch um

Konsum und Westgeld.“

Erdmann-Kutnevic ist das zu wenig.

Der Einsatz für Frieden und Menschen-

rechte bleibt auch nach der Wende das

Thema ihres Lebens. Heute betreut sie für

die kirchliche Hilfsorganisation Brot für die

Welt Hilfsprojekte in Osteuropa.

Kritische Stimmen sind am 9. November

1989 und in den Tagen danach aber nur

wenige zu hören. Im ganzen Land herrscht

Euphorie.

Auch bei Lothar Engler. Er sitzt in seinem

Wohnzimmer in Goslar-Wiedelah (Nieder-

sachsen), als am Abend des 9. November

der Alarm kommt. Er ist Beamter des

Bundesgrenzschutzes (BGS) und an der

deutsch-deutschen Grenze zwischen

Niedersachsen (West) und dem heutigen

Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service

z¢m Schein hier: nicht aus Liebe, sondern als illegale Methode, um in den Westen gehen zu dürfen

die Slaw“stik ≈ systematisches Studium slawischer Sprachen und slawischer Literatur

¢mgekehrt hier: genau in die andere Richtung

der S¡kt alkoholisches Getränk, ähnlich wie Champagner

die Wiederverei-nigung

von: wiedervereinigen = wieder ein Land werden

den M¢nd aufma-chen

hier: kritisieren; protestieren

der Einsatz von: sich einsetzen für = viel für eine Person oder Sache tun

die W¡nde hier: politischer Neuanfang von 1989

“m Dienst sein hier: arbeiten

der B¢ndesgr¡nz-schutz

früher: Sonderpolizei in Westdeutschland; heute: Bundespolizei

die Einheits-partei, -en

einzige Partei eines Landes, die für die Interessen aller Bürger sprechen will

währendd¡s-sen

während dieser Zeit

%

FOTO

S: BARB

ARA KERBEL; U

LLSTEINBILD

/DPA

5511/14

25 Jahre Öffnung der deutsch-deutschen Grenze

Page 56: Deutsch Perfekt November 2014

9.11.1989 Politbüromitglied Günter Schabowski spricht auf einer Pressekonferenz über ein neues Reisegesetz: Alle DDR-Bürger dürfen in Zukunft auch ins westliche Ausland reisen. Auf die Frage, ab wann das gilt, antwortet er: ab sofort. Tausende kommen noch am Abend an die Grenzübergänge

im ganzen Land. Um 23.30 Uhr öffnet der Kommandeur Harald Jäger den Übergang an der Bornholmer Straße in Ostberlin: Die Mauer ist offen.

Sachsen-Anhalt (Ost) im Dienst. Nach den

Worten von Schabowski ist klar: Etwas

wird passieren an der Grenze. Noch am

selben Abend wird der nahe Grenzüber-

gang Helmstedt-Marienborn geöffnet, der

größte Übergang an der innerdeutschen

Grenze.

Lothar Engler fährt nach Goslar zu sei-

nem Standort. „Die Räume waren voll

mit DDR-Aussiedlern, die über Tschechien

ausgereist sind“, erzählt er (siehe Kasten).

Engler und seine Kollegen suchen sich mit

ihren Schlafsäcken einen Platz und legen

sich hin. Während in Berlin die Menschen

feiern, bleibt in Goslar noch alles ruhig.

Am Freitagmittag beendet er seinen Dienst

und verabschiedet sich ins Wochenende.

Am Samstagnachmittag ist es mit der

Ruhe vorbei. Engler und seine Einheit wer-

den nach Eckertal bestellt. Um 16 Uhr wird

dort die Grenze zu Stapelburg geöffnet.

Die Aufgabe der BGS-Beamten: den Weg

roden, Lampen aufstellen, eine Fußgän-

gerbrücke über einen kleinen Fluss anle-

gen. Sie besorgen Ausrüstung und kom-

men gegen 17 Uhr an die Grenze. „Alles war

schon voller Menschen, viele weinten, die

Atmosphäre war unbeschreiblich“, erin-

nert sich Engler. Zwei Tage nach dem Wun-

der der Grenzöffnung passiert zwischen

Eckertal und Stapelburg wieder etwas

Wunderbares: Grenzer aus West und Ost

entfernen gemeinsam den Grenzzaun und

bauen mit Helfern eine Fußgängerbrücke

über den Fluss.

Bis in die Morgenstunden schuften sie.

Um zwei Uhr früh ist die Brücke fertig, am

Sonntagvormittag kann auch eine alte

Autobrücke für den Verkehr freigegeben

werden. Die Männer beginnen gleich mit

dem Bau einer weiteren Brücke für Rad-

fahrer und Fußgänger. Erst am Montag-

abend legt sich Engler das nächste Mal ins

Bett. „Ich weiß nicht, wie wir das durch-

gehalten haben“, sagt er. „Aber keiner hat

schlappgemacht.“

Auch Lothar Englers Leben ändert sich

durch die Wende. Sein Beruf wird über-

flüssig: keine Grenze, kein Bundesgrenz-

schutz. Heute arbeitet der 59-Jährige bei

der Bundespolizei am Braunschweiger

Hauptbahnhof. In seiner Freizeit kramt er

in alten Fotos, sammelt historische Doku-

mente und organisiert Treffen von ehema-

ligen Grenzbeamten. „Die meisten meiner

Kollegen interessieren sich nicht mehr für

die Geschichte der deutsch-deutschen

Teilung“, sagt er. „Aber ich kämpfe dafür,

dass das nicht vergessen wird.“

Einer, der mit ihm kämpft, ist Andreas

Weihe. Der 53-Jährige hat sein ganzes

Leben an der Grenze verbracht. In Abben-

rode (Sachsen-Anhalt), nur wenige Kilo-

meter von Lothar Engler entfernt. „Direkt

hinter meinem Garten stand früher der

Signalzaun, der erste Teil der Grenzanla-

ge“, erzählt Weihe. Jahrzehntelang domi-

niert die Grenze das Leben in dem Dorf.

Auch das Leben von Weihes Familie. Weil

die Grenztruppen das Gebäude brauchen,

müssen Weihes Großeltern Anfang der

Grenz-öffnung am 11.11.1989 bei Stapel-

burgDen Zaun öffneten Beamte aus Ost

und West gemeinsam

der St„ndort, -e

hier: Gebäude und Anlagen, in denen Polizei oder Militär ist

der Aussied-ler, -

hier: Immigrant aus der DDR

der Schlaf-sack, ¿e

≈ große, warme Tasche, in der man schlafen kann

die Einheit, -en

hier: Gruppe beim Bundesgrenz-schutz

roden Bäume und andere Pflanzen wegmachen

„nlegen hier: bauen

die Ausrüs-tung

hier: alle Werkzeuge und Gegenstände, die man für die genannten Arbeiten braucht

der Gr¡n-zer, -

hier: Beamter des west- oder des ostdeutschen Grenzschutzes

entf¡rnen hier: wegmachen

der Gr¡nzzaun, ¿e

Konstruktion aus Metall, die die Grenze markiert (Foto)

sch¢ften schwer arbeiten

freigeben hier: öffnen

d¢rchhalten die Energie nicht verlieren

schl„ppmachen aufhören, weil man keine Kraft mehr hat; nicht durchhalten

überflüssig nicht nötig

kramen suchen

ehemalig früher

die Gr¡nzanla-ge, -n

≈ Grenzzäune und -kon troll-stellen

die Gr¡nztrup-pe, -n

Gruppe von Grenzsoldaten

das Pol“tbüro, -s hier: hierarchisch höchste Gruppe einer kommunisti-schen Partei

der Gr¡nzüber-gang, ¿e

Grenzkontrollstelle

56 11/14

Page 57: Deutsch Perfekt November 2014

50er-Jahre für zwei Jahre aus ihrem Hof

ausziehen. Sein Großvater wird schon 1946

von russischen Soldaten abgeholt und

kommt nie zurück. „Die Grenze hat unsere

ganze Familie geprägt“, sagt Weihe.

Seit seiner Kindheit will er wissen,

wie es da vorne aussieht: am vordersten

Zaun – und auf der anderen Seite. Weil er

hofft, in seiner Heimat stationiert zu wer-

den, meldet er sich im Militärdienst zu den

Grenztruppen. Aber er hat Pech: Er wird

nach Berlin geschickt, an die Mauer. Von

1981 bis 1983 ist er dort im Einsatz. „Es war

eine harte Zeit“, sagt er. Er bekommt mit,

wie Soldaten an der Mauer schießen. Ganz

nach vorne an die Grenze darf er nicht –

weder in Berlin und schon gar nicht in

seinem Heimatort.

Nach dem Militärdienst studiert Weihe,

wird Ingenieur. Er heiratet, bekommt Kin-

der. „Man hatte in der DDR eigentlich zwei

Leben“, sagt er. „Ein öffentliches und ein

privates.“

Am Nachmittag des 11. November 1989

fährt auch er nach Stapelburg an die

Grenze. Mit seinem Sohn auf den Schul-

tern schaut er zu, wie die Grenzer mit Ein-

wohnern aus Stapelburg zusammen den

ersten Teil aus dem mehr als drei Meter

hohen Zaun entfernen. Gegen 16.15 Uhr

läuft er durch die Öffnung in den Westen.

Ein Westdeutscher schenkt ihm seine ers-

ten zehn D-Mark. Drüben trifft er zufällig

seinen Onkel aus Goslar, sie verabreden

sich auf ein Bier am Abend – im Westen.

„Das war ein Sprung in die andere Welt“,

sagt Andreas Weihe. 2

Andreas Weihe vor einem Modell der GrenzanlageHeute erinnert

der Heimatverein an die Grenze

prägen hier: beeinflussen

stationiert als Militär an einem Ort sein und dort bestimmte Aufgaben erledigen

s“ch m¡lden zu hier: Mitglied werden wollen von

der Militär-dienst

Tätigkeit als Soldat

“m Einsatz sein hier: als Soldat aktiv sein

m“tbekommen hier: hören; sehen

die Sch¢lter, -n

Körperteil zwischen Hals und Arm

die D-Mark kurz für: deutsche Mark = frü-heres Geld der Bundesrepublik Deutschland

FOTO

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25 Jahre Öffnung der deutsch-deutschen Grenze

Page 58: Deutsch Perfekt November 2014

58 11/14

Triumph und KontroversenEs ist das Ende einer dramatischen Rennsaison: Am 13. November 1994 wird Michael Schumacher als

erster Deutscher Formel-1-Weltmeister – und macht diesen Sport in Deutschland sehr populär.

Sie lachen, und sie haben Grund dazu: Für Micha-el Schumacher wird ein Traum wahr. Als erster

Deutscher wird der 25-Jährige am 13. November 1994 Formel-1-Weltmeister. Sein Teamchef Flavio Briatore (im Bild rechts) und Rennleiter Tom Wal-kinshaw lassen den Deutschen für das Siegerfoto hochleben. Seit seiner Kindheit liebt Schumacher das schnelle Fahren. Erst fährt er zu Hause in Kerpen bei Köln, auf der Kartbahn seines Vaters. Später wird er Fahrer im Profi-Rennsport. Jetzt ist er am Ziel: Er triumphiert.

Es ist eine der dramatischsten Formel-1-Saisons, die an diesem Novembertag 1994 endet. Ein Renn-wochenende im Frühling in Imola war zur Tragö-die geworden: Am Freitag hatte Rubens Barrichello im Training einen schlimmen Unfall. Am Samstag wurde es noch schlimmer: Der österreichische Fah-rer Roland Ratzenberger starb nach einem Unfall beim Qualifying. Am Sonntag passierte im Rennen noch eine Katastrophe: Der brasilianische Favorit und dreimalige Weltmeister Ayrton Senna fuhr mit sei-nem Auto gegen eine Mauer und starb. Bei anderen Unfällen an diesem Wochenende wurden außerdem Zuschauer verletzt.

Nach diesem Wochenende in Imola ist in der For-mel 1 nichts mehr, wie es war. Regeln werden geän-dert, Strecken langsamer gemacht, Autos sicherer.

Und Schumacher ist nach Sennas Tod plötzlich der Favorit. In den kommenden Monaten liefert sich der 25-jährige Deutsche einen spannenden Kampf mit seinem größten Konkurrenten, dem Briten Damon Hill.

die R¡nnsaison, -s franz. (das R¡nnen, -

Zeit, in der Rennen gefahren werdenhier: sportliches Kämpfen: Wer fährt am schnellsten mit dem Auto?)

der W¡ltmeister, - Bester der Welt

Ein Traum w“rd wahr. ≈ Ein großer Wunsch wird Wirklichkeit.

hochleben l„ssen „Hoch“ rufen und damit jemanden feiern

das Siegerfoto, -s Foto mit dem Gewinner

die Kartbahn, -en Weg, auf dem man Kart fährt

Profi- professionell (-e/-r/-es)

triumphieren hier: großen Erfolg haben

die Str¡cke, -n Weg

s“ch einen K„mpf liefern hier: sportlich kämpfen

sp„nnend ↔ langweilig

der Konkurr¡nt, -en hier: anderer Rennfahrer

Page 59: Deutsch Perfekt November 2014

5911/14

Ein Bild und seine Geschichte

600 J

ahre

n75

Jah

ren

Vor

Vor dem letzten Rennen der Saison im aus-tralischen Adelaide hat Schumacher nur einen Punkt Vorsprung vor Damon Hill. In Australien starten beide hintereinander: Schumacher auf Platz zwei, Hill auf Platz drei. Sofort nach dem Start überholen die beiden den Fahrer auf der Poleposition, Nigel Mansell. Die nächsten Run-den fahren die beiden Favoriten dicht hinterei-nander.

Bis zur Runde 36. Dann macht Schumacher einen Fehler und fährt rechts neben die Strecke. Hill kommt näher. Schumacher fährt zurück auf die Strecke. Hill will überholen. Aber Schuma-cher zieht weiter nach links. Die Autos kollidieren – und beide Fahrer scheiden aus. Keiner gewinnt Punkte. Schumacher wird Formel-1-Weltmeister, mit nur einem Punkt Vorsprung.

Bis heute streiten Experten und Fans auf der ganzen Welt über dieses Rennen und Schuma-chers WM-Sieg. Hat der Deutsche die Kollision mit dem Auto seines Konkurrenten mit Absicht provoziert? War der Unfall eine geniale Taktik des skrupellosen Deutschen? Als die britische BBC im Jahr 2003 eine Abstimmung zum „unsportlichsten Moment“ der Sportgeschichte veranstaltet, steht Schumachers Verhalten 1994 in Australien mit auf der Liste.

In Adelaide endet eine Saison, die nicht nur dramatisch ist, sondern in der man auch viel streitet. Immer wieder gibt es Kritik an Schuma-chers Benetton-Team: wegen des Verhaltens im Rennen oder unerlaubten Manipulationen am Auto. Schumacher darf nur in 14 von 16 Rennen an den Start gehen, zwei Mal wird er hinterher disqualifiziert. Deshalb werden am Saison ende nur die Punkte aus zwölf Rennen gewertet. Trotzdem triumphiert der Deutsche.

Die Kontroversen begleiten Schumacher auch in den nächsten Jahren. Aber er wird zum erfolg-reichsten Rennfahrer aller Zeiten: Zwischen 1994 und 2004 wird der Deutsche sieben Mal Formel-1-Weltmeister – öfter als jeder andere Fahrer vor ihm und nach ihm. Die größten Erfol-ge hat er bei Ferrari. Aber immer wieder meinen Kritiker, dass er skrupellos ist und zu viel riskiert.

Schumacher braucht das schnelle Fahren, den Stress, das Risiko. Nach der Saison 2006 hört er als Fahrer auf, vier Jahre später startet er bei Mercedes ein Comeback, fährt noch einmal zwei Jahre. Als er 2012 für immer mit dem Rennsport aufhört, ist er 43 Jahre alt.

der P¢nkt, -e hier: etwas, von dem man viel bekommen muss, um das Rennen zu gewinnen

der Vorsprung, ¿e hier: Distanz des Ersten zu den anderen

hinterein„nder einer hinter dem anderen

der Pl„tz, ¿e hier: Position im Rennen

die R¢nde, -n hier: kompletter Weg, den die Rennfahrer fahren müssen

d“cht hier: mit wenig Platz dazwischen

nach l“nks ziehen hier: machen, dass sich das Auto nach links bewegt

kollidieren ≈ eine Kollision haben

ausscheiden nicht mehr teilnehmen können

der WM-Sieg, -e

(die WM, -/-s

von: siegen = hier: gewinnenkurz für: die Weltmeis-terschaft)

skrupellos ≈ so, dass man Böses tut, ohne ein Tabu zu kennen

die [bstimmung, -en von: abstimmen = hier: wählen

¢nsportlich hier: unfair

das Verh„lten hier: Art, zu fahren; Art, zu kämpfen

die Manipulation, -en hier: Versuch, am Auto etwas zu ändern, ohne dass es jemand merkt

hinterher/h“nterher hier: nach dem Rennen

werten hier: sagen, dass sie gelten

begleiten dabei sein

erf¶lgreich mit Erfolg

„ller Zeiten ≈ früher und heute

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Bis heute hat er vor allem in Deutschland viele Fans, trotz aller Kontroversen. Für sie und die Öffentlichkeit ist die Nachricht Ende Dezem-ber 2013 ein Schock: Bei einem Skiunfall in den französischen Alpen wird Schumacher schlimm am Kopf verletzt. Monatelang liegt er in der Kli-nik in Grenoble im Koma. Erst im September 2014 kommt er wieder nach Hause, 254 Tage nach dem Unfall.2 Barbara Kerbel

Was im November

noch passiert ist

AM 5. NOVEMBER 1414

Es soll das Ende der Krise sein: Am 5. November 1414 treffen sich 600 Kleriker der lateinischen Kirche zum Konzil von Konstanz. Zu dieser Zeit hat die Kirche ein großes Problem: Seit 1378 gibt es zwei konkurrierende Päpste, seit 1409 sind es drei. Das Konzil von Konstanz soll diese Trennung beenden und außerdem Reformen in der Kirche beginnen. Das braucht viel Zeit: Das Konzil dauert bis zum 22. April 1418. Am Ende haben die Kleriker wenigstens in einer Frage Erfolg: Die drei Päpste müssen gehen, ein neuer Papst wird gewählt.

AM 8. NOVEMBER 1939

Nur durch viel Glück stirbt der Diktator nicht: Am 8. November 1939 verübt Georg Elser im Münchener Bürgerbräukeller ein Attentat auf Adolf Hitler. Er legt eine Bombe in den Keller. Aber Hitler geht früher als erwartet – als die Bombe explodiert, ist der Diktator schon weg. Noch in der Nacht wird Elser verhaftet und bis April 1945 ins Konzentrationslager gebracht. Einen Monat vor Kriegsende lässt Hitler ihn erschießen.

der Kleriker, - Person, die eine Position in der Kirche hat

das Konzil, -e/Konzilien

≈ Treffen von Theologen und Personen mit hoher Position in der Kirche, um über theologische Fragen zu beraten und zu entscheiden

konkurrie- rend

hier: so, dass zwei oder mehr dieselbe Position haben wollen

der Papst, ¿e Mann mit der höchsten Position in der katholischen Kirche

ein Attentat/[ttentat verüben

versuchen, jemanden totzumachen oder etwas Wichtiges kaputtzumachen (oft aus politischen Gründen)

explodieren ≈ plötzlich mit Lärm und Feuer kaputtgehen

verh„ften fangen und mit zur Polizeistation nehmen

erschießen totschießen

Schumacher braucht das schnelle Fahren,

den Stress, das Risiko.

Eine Übung zu diesem Text

finden Sie auf Seite 44.

Page 60: Deutsch Perfekt November 2014

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Page 61: Deutsch Perfekt November 2014

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Page 62: Deutsch Perfekt November 2014

62 11/14

Einer EU-Stu- die zuf¶lge … (die EU(die Studie, -n

Wie eine EU-Studie zeigt, …

kurz für: Europäische Union)wissenschaftliche Untersuchung)

der Verbrau- cher, -

Person, die Waren kauft und benutzt

nachkochen hier: so kochen, wie es im Rezept steht

die Rede sein v¶n

hier: geschrieben stehen

jederzeit ≈ immer

g„nze s¡chs nicht mehr als sechs

weilen für eine bestimmte Zeit an einem Ort sein

bek¶chen für eine Person, um die man sich gerne kümmert, kochen

bes¶rgt voll Sorge

ver„nlassen hier: der Grund sein, warum man etwas tut

niemals nie

der H„mster- ¢nd Organi-siertrieb (h„mstern (organisieren

starker Wunsch, zu hams-tern und zu organisieren

(viele) Lebensmittel zum Lagern besorgen)hier: Dinge auf nicht ganz korrekte Art besorgen)

zusehen m•ssen

hier: dafür sorgen müssen, dass

s„tt bekom-men

dafür sorgen, dass man genug zu essen hat und satt wird

s“ch „ntrai-nieren

durch Training lernen

ex„kt genau

der Sp„rgel, - Pflanze mit weißen oder grünen langen Teilen, die unter der Erde wachsen und die man als Gemüse isst

zubereiten kochen

Agnieszka Kowaluk über

SparsamkeitEin paar Erdbeeren auf dem Markt kaufen? Die Autorin möchte viel mehr –

mindestens ein Kilo. Das ist in Deutschland teuer. Anders als die Deutschen weiß

sie aber nie genau, wie viel Obst und Gemüse sie später wirklich essen will.

Wie schaffen die es nur, so genau zu planen?

Einer EU-Studie zufolge sind die Deutschen die sparsamsten Verbraucher der Union.

Wie überraschend. Jeder denkt so über Deut-sche, sogar sie selber, und jeder wird das sofort bestätigen, der wie ich neulich eine Kundin sah, die ein einziges Ei kaufte. Man kauft 1 Ei, wenn man ein Ei braucht, was soll daran ungewöhnlich sein? Vielleicht hatte die junge Frau einen defek-ten Kühlschrank. Oder in einem Rezept, wel-ches sie gerade nachkochte, war von „einem Ei“ die Rede; die Deutschen sind schließlich nicht nur für ihre Sparsamkeit, sondern auch für ihre Genauigkeit bekannt.

Mein Eierfach im Kühlschrank ist jedenfalls gefüllt, ich muss schließlich jederzeit auf uner-wartetes Pfannkuchenbacken vorbereitet sein. Das heißt, ich besitze ganze sechs Eier. Was

meine zu Besuch weilende und uns gerne beko-chende Mutter jedes Mal beim besorgten Blick in unseren Kühlschrank veranlasst, mich zum Eierkauf zu schicken, meine wären nämlich alle. Bei ihr liegen im Kühlschrank oft 30 Eier, nie-mals aber weniger als 20, auf dem Wochenmarkt besorgt und von bester Qualität.

Diesen Hamster- und Organisiertrieb der Hausfrauen, die im real existierenden Sozia-lismus zusehen mussten, ihre Familien satt zu bekommen, habe ich mir zum Glück nie antrai-niert. Ich kann mir auch deswegen rational die Entscheidung eines Kunden erklären, der neu-lich im Gemüseladen exakt sechs Spargel ver-langte. Aber bevor ich mir vorstellen konnte, wie er diese zubereitet und für wen (für ihn und seine Frau – jeder drei Stück, dazu Kartoffeln FO

TO:

ISTO

CK/T

HIN

KSTO

CK

Wie viele Eier müssen im Kühlschrank liegen?

Nicht mehr als sechs, meint die Autorin

Eine Übung zu diesem Text

finden Sie auf Seite 39.

Page 63: Deutsch Perfekt November 2014

6311/14

Blick von außen

Agnieszka Kowaluk

Die Autorin, geboren in Ostpolen, hat in Warschau und Bonn Germanistik studiert. Sie lebt heute in München und arbeitet als Übersetzerin deutscher Literatur und als Journalistin für verschiedene polnische und deutsche Medien. Dieser Text ist aus ihrem Buch Du bist so deutsch!, in dem sie mit viel Humor von den Eigenarten der Deutschen erzählt.

die Eigenart, -en typisches Charakteristikum

© 2

014

RIE

MAN

N V

ERLA

G,

NCH

EN

– wie viele? – und vermutlich Kochschinken, freilich eine köstliche Mahlzeit), tauschte ich schon verstohlene, verschmitzte Blicke mit dem türkischen Verkäufer. Sechs Spargel. Und zwei Radieschen als Vorspeise?

Ich habe großen Respekt vor der Sparsam-keit der Deutschen, ganz zu schweigen von ihrer Exaktheit, und werfe selber nie, niemals! Lebensmittel weg. Und ich möchte unbedingt diesen Grad der Gewissheit erreichen, in dem man so genau weiß, auf wie viele Spargel man Lust haben wird. Oder wie viele Kartoffeln man bereit ist zu verputzen. Gleichwohl ich die Anek-dote über das Abzählen der Kartoffeln für Gäste doch für eine urban legend halte.

Andererseits lehren einen schon die Münch-ner Lebensmittelpreise Bescheidenheit und treiben einem angeborene Neigungen zur Ver-schwendung aus. In meiner Brust wohnen mitt-lerweile zwei Seelen. Die slawische, auf Genuss und Verprassen programmiert, und die germani-sche, die Verschwendung verabscheut und auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achtet.

Da wir zeitweise in drei verschiedenen Ländern wohnen, haben meine Mutter, meine Schwester und ich die Angewohnheit, uns per E-Mail und Skype gegenseitig über unser Ess-verhalten zu informieren, über unsere Einkäufe und die kulinarischen Erfolge („Was sind das für Stückchen in deiner Gorgonzolasoße?“). Nie war transnationales Kochen so einfach wie heute. Im vergangenen Juni erhielt ich enthusiastische Bilder mit prächtigen Erdbeeren im Flechtkorb. „Ich esse keine“, schreibe ich meiner Schwester zurück, „zu teuer.“

Es ist eine Art Protest, in dem ich seit Jahren verharre: Ich kaufe in München keine Erdbee-ren, danke. Selbst im teuren Warschau kann man zum Preis von einem Münchner Plastik-schälchen in der Größe eines Brillenetuis einen ganzen Korb davon erwerben. Anders als korb-weise werden sie auf städtischen Märkten gar nicht angeboten. Bin ich im Frühsommer in Polen, stopfe ich mich bis knapp vor einer Vita-minvergiftung mit ihnen voll. Tomaten kaufe ich im August kofferraumweise. Knoblauch in gan-zen Zöpfen. So oder gar nicht. Ich führe einen privaten Obst- und Gemüsekrieg, auch wenn es für die EU-Wirtschaft wohl kaum ins Gewicht fällt. Manchmal vergesse ich in Deutschland die

Preise, und mit osteuropäischem Schwung fange ich an, Papier- und Plastiktüten zu füllen. „Noch eine Handvoll bitte.“ Der Verkäufer schaut freu-dig-misstrauisch beim Abwiegen der Wildkräu-ter, ob ich weiß, wie viel Euro eine Handvoll wert ist.

Am liebsten würde ich sowieso – wie die in den 80er-Jahren frisch aus Moskau eingetroffene und ihren ersten, schnellen Einkauf auf dem Vik-tualienmarkt erledigende Dame aus der wahren Anekdote meiner Freundin – von allem immer einfach „ein Kilo“ ordern. Erdbeeren in lächer-lichen kleinen Schälchen nicht zu kaufen ist für mich auch eine Entscheidung ästhetischer Natur. Wie praktisch, dass unsere Tochter sowieso eine Erdbeerallergie hat. 2

freilich hier: ≈ wirklich

kœstlich lecker

Bl“cke tau- schen m“t

hier: sich gegenseitig ansehen

verstohlen so machend, dass andere etwas nicht merken

verschm“tzt hier: mit einem Lachen

das Radies-chen, -

Gemüsepflanze mit kleinen, runden, roten Früchten

großen Resp¡kt haben vor

hier: ganz toll finden

g„nz zu schweigen v¶n

hier: und natürlich auch

der Grad der Gew“ssheit

Zustand, dass man etwas ganz sicher weiß

verp¢tzen hier: in kurzer Zeit essen

gleichwohl auch wenn

„bzählen hier: genau zählen, wie viel jeder Gast bekommt

lehren hier: der Grund sein, warum man … lernt

die Beschei- denheit

von: bescheiden = hier: so, dass man keinen Luxus braucht; mit wenig zufrieden

… austreiben hier: dafür sorgen, dass man … verliert

„ngeboren von Geburt an existierend

die Neigung, -en

hier: Lust; besonderes Interesse

die Ver-schw¡ndung

von: verschwenden = zu viel brauchen; hier auch: mehr kaufen, als man essen kann

Zwei Seelen wohnen “n meiner Br¢st. (die Seele, -n

nach Johann Wolfgang von Goethe: ≈ Ich habe Gefühle, die nicht zusammenpassen. hier: das Fühlen und Denken eines Menschen; Psyche)

m“ttlerweile inzwischen

der Gen¢ss, ¿e hier: kulinarische Freude

verpr„ssen zu viel brauchen

ver„bscheuen hassen; stark ablehnen

zeitweise hier: manchmal

die [nge-wohnheit, -en

≈ Gewohnheit

gegenseitig einer den anderen

præchtig sehr schön; hier auch: groß

der Fl¡chtkorb, ¿e

≈ stabile Tasche aus dem Mate-rial eines Baumes

verh„rren hier: bleiben; nicht ändern

das Pl„stik-schälchen, -

kleine, flache Plastikschüssel

erw¡rben kaufen

k¶rbweise in der Menge eines Korbs

s“ch v¶llstop-fen m“t …

… essen, bis man satt ist

k¶fferraum-weise (der K¶ffer-raum, ¿e

in der Menge, die in einen Kofferraum passtRaum hinten im Auto, in den man das Gepäck legt)

der Z¶pf, ¿e aus drei gleich dicken Teilen des Haares gebundene Frisur; hier: mehrere Knoblauch gebunden in der Form eines Zopfes

kaum “ns Ge-w“cht f„llen

kaum eine Rolle spielen

der Schw¢ng hier: Dynamik; Enthusiasmus

die H„ndvoll, - Menge, die man in einer Hand halten kann

das W“ldkraut, ¿er

in freier Natur wachsende Gewürzpflanze, die man auch als Medizin verwendet

eintreffen hier: ankommen

¶rdern hier: verlangen

læcherlich hier: seltsam; komisch

„Ich führe einen privaten Obst- und Gemüsekrieg.“

Page 64: Deutsch Perfekt November 2014

Alles aus der Dose War er ein Künstler oder ein

Krimineller? Mehr als 120 000 Mal

hat Walter Josef Fischer in Hamburg

sein Pseudonym gesprayt: Oz. Eine

Erinnerung an den bekanntesten

Graffiti-Sprayer Deutschlands.

Graffiti-Sprayer Oz

Die Polizei erwischt ihn immer wieder:

wie er seinen Künstlernamen Oz, ein

Smiley oder kleine geometrische Figu-

ren auf ein Schild oder auf eine U-Bahn

sprayt. Immer wieder muss er deshalb ins

Gefängnis. Am Ende sind es acht Jahre.

2006 – da ist er 56 – passen sogar ein paar

Polizisten speziell auf ihn auf, damit er

nicht sprayt. Aber auch sie können Walter

Josef Fischer nicht stoppen.

Seine Karriere als Sprayer beginnt

früh: Fischers Mutter schickt ihn in den

50er-Jahren in ein Heim, wo man ihn

schlägt. Seine Reaktion: Der Junge malt

dort die Wände an. Schule und Ausbil-

dungen macht er nicht zu Ende. Anfang

der 90er-Jahre kommt er nach Hamburg.

Dort beginnt er seine Karriere als Oz, der

Sprayer. Er selbst sieht sich nicht als Krimi-

nellen, der fremde Häuser kaputt macht.

Mit den Smileys will er die Stadt schöner

machen. Das Sprayen ist für ihn so etwas

wie ein Job. Er ist ein Außenseiter, ohne

wirkliche Arbeit.

In ganz Hamburg sprayt Oz 120 000

Graffitis. Mindestens. Auf Fassaden, auf

U-Bahnen, auf fast alles. So steht es in

den Zeitungen, schon 2002. Zählen kann

der K•nstler, - Person: Sie macht ästhetische Dinge, z. B. Bilder oder Skulpturen.

sprayen engl. mit einem Spray Farbe oder Bilder auf etwas machen

erw“schen hier: jemanden finden, wenn er Verbotenes tut

das Gefængnis, -se Haus: Dort müssen Kriminelle bleiben.

sogar ≈ auch

das Heim, -e hier: Haus mit vielen Zimmern für Kinder: Dort passen wenige Erwach-sene auf viele Kinder auf.

schlagen hier: mit der Hand oder einer Sache einem anderen wehtun

„nmalen Farbe machen auf

die W„nd, ¿e hier: Grenze zwischen zwei Räumen oder Außenseite von einem Haus

der Außenseiter, - hier: Person: Sie ist nicht im sozialen System mit anderen Menschen integriert.

k¶mmen auf hier: ≈ sich denken

der Nachahmer, - hier: Person: Sie macht auch Graffitis.

b¢nt in vielen Farben

das M¢ster, - Kombination von Farben und Formen

vor Ger“cht stehen (das Ger“cht, -e

zum Gericht gehen müssen, weil ein anderer sagt, dass man etwas Kriminelles gemacht hathier: offizielle Institution: Dort wird untersucht: Hat jemand etwas Krimi-nelles gemacht?)

das Plakat, -e ≈ großes Stück Papier mit Informati-onen: Es hängt dort, wo viele Leute es sehen.

der [nwalt, ¿e Person: Sie bietet Beratung und Hilfe an, z. B. bei Problemen mit der Polizei oder bei einem Streit.

[n Oz k¶mmt “n H„mburg niemand vorbei.

≈ In Hamburg kann niemand Oz ignorieren.

das W¡rbepla-kat, -e

Plakat: Damit wird versucht, ein Produkt sehr bekannt zu machen.

erf„ssen hier: über seinen Körper fahren

man diese vielen Graffitis eigentlich nicht.

Oz selbst sagt 2011 Journalisten der Tages-

zeitung: Er weiß gar nicht, wie man auf

diese Zahl gekommen ist. Aber er freut

sich über Helfer: „Nachahmer sind schon

gut, dann bin ich nicht alleine“, sagt er

den Journalisten. Manchmal arbeitet er

ein paar Wochen an großen Bildern. Auf

eine hässliche Wand im Stadtteil Sankt

Pauli sprayt er bunte Muster. Am Ende

sagen die Nachbarn Danke.

Für die Polizei ist Oz aber immer eine

Person, die fremde Häuser kaputt macht

und keine Grenzen kennt. Zeitungen wie

Bild Hamburg und Hamburger Morgen-

post geben ihm den Namen „schlimms-

ter Sprayer der Stadt“. Trotzdem hat er

große Fans. Wenn Fischer mal wieder vor

Gericht steht, sammeln sie Geld für ihn.

Bei einem Spiel des Hamburger Fußball-

klubs Sankt Pauli halten Fans ein Plakat

hoch: Er soll aus dem Gefängnis freikom-

men. Seine Anwälte sagen: Was Oz macht,

ist nicht kriminell. Es ist Kunst.

An Oz kommt in Hamburg niemand vor-

bei. Egal, wo man hinsieht: Er war schon

da. Und seine Graffitis sind noch da. Es

ärgert ihn, wenn sie doch wieder wegge-

macht werden. Er versteht nicht, warum

überall Werbeplakate hängen, aber Men-

schen ihre Nachrichten nicht auch sprayen

dürfen.

Walter Josef Fischer stirbt Ende Septem-

ber in der Nähe des Hamburger Haupt-

bahnhofs. Eine S-Bahn erfasst ihn. Der

64-Jährige stirbt an seinen schweren

Kopfverletzungen. Sein letztes Graffito ist

ein einfaches Oz. Ohne Smiley.

2 Yvonne Pöppelbaum

Der Mann hinter der Maske Sprayer Oz 2011 bei einer Hamburger Ausstellung seiner Graffitis

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Page 65: Deutsch Perfekt November 2014

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Page 66: Deutsch Perfekt November 2014

66 11/14

KinoDie Familie

Schön bunt war sie auf der einen Seite, sehr gefähr-

lich auf der anderen: Wer ohne offizielle Erlaubnis

aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)

in den Westen wollte, brachte sich in eine gefähr-

liche Situation. Viele Menschen wurden dabei

erschossen. Stefan Weinerts Dokumentarfilm stellt

viele Fragen. Was wurde aus den Familien? Was aus

den Todesschützen? Wie haben die Ämter der DDR

die Toten und ihre Familien verwaltet? Ein Film,

der Angst machen kann.

Filmstart: 7.11.

KonzertKofelgschroa

Im Sommer kam ein Dokumentarfilm über

die Band aus Oberammergau (Bayern) ins

Kino: Frei. Sein. Wollen. Genau das ist das

Thema ihrer Musik: Frei sein – wie geht

das? Sie machen Popmusik, mit typischen

Volksmusik-Instrumenten wie Gitarre,

Tuba und Akkordeon. Damit klingen die

Musiker ziemlich individuell. Das sind sie

ihrer alpinen Heimat auch schuldig. Wie

individuell sie sind, erkennt man auch am

Bandnamen: Der Kofel ist ein 1342 Meter

hoher Berg bei Oberammergau, „Gschroa“

ist das bayerische Wort für „Geschrei“.

LesungMichael Köhlmeier

Eine interessante Konstellation hat sich der

österreichische Schriftsteller überlegt: In seinem

Roman Zwei Herren am Strand treffen sich Winston

Churchill und Charlie Chaplin zu einem Spaziergang. Was

den Politiker und den Filmregisseur verbindet, ist ihre

Melancholie und ihr Kampf gegen Hitler. Jeder kämpft so,

wie er es am besten kann: Chaplin mit der Satire Der große

Diktator und Churchill mit Durchhalteparolen.

KonzertDjango Lassi

Das Berliner Sextett beschreibt seinen Stil

als Modern Balkan Swing. Melodien, die

man sonst auf großen Gipsy-Festen hört,

auf Hochzeiten und Beerdigungen. Django

Lassi hat noch mehr im Repertoire: Sprech-

gesang, Hip-Hop- und Flamenco-Rhyth-

men. Jedes der Bandmitglieder bringt seine

musikalische Vergangenheit mit. Da kommt

viel zusammen. Auf der Bühne improvi-

sieren sie auch noch. Also nicht wundern,

wenn die Toten aus dem Sarg springen, um

auch zu tanzen.

die Beerdigung, -en

Feier für einen Toten

der Ges„ng, ¿e von: singen

der S„rg, ¿e großer, langer Gegenstand, in den man einen Toten legt

6.11. München7.11. Traunstein13.11. Nessel-

wang14.11. Rattenberg15.11. Erlangen21.11. Würzburg22.11. Soest

27.10. A-Wien28.10. Marbach29.10. Köln07.11. Augsburg10.11. Düsseldorf17.11. A-Graz

18.11. Würzburg20.11. Nürnberg26.11. Stuttgart27.11. Koblenz28.11. München09.12. A-Linz

ersch¶ssen Part. II von: erschießen = totschießen

der Todesschüt-ze, -n

Person, die jemanden erschießt

verw„lten hier: sich in der Administration kümmern um

die V¶lksmusik traditionelle Musik eines Landes oder einer Region

kl“ngen hier: wirken

Das s“nd sie … sch¢ldig. Das müssen sie für … tun.

das Geschrei (lang) dauerndes Schreien

die Lesung, -en hier: Veranstaltung, bei der ein Autor Teile aus seinem Buch liest

der F“lmregis-seur, -e

Leiter, der Filmschauspielern Instruktionen gibt

die D¢rchhalte-parole, -n

≈ kurzer Satz/Motto, der/das hilft, bis zum Schluss nicht aufzuhören

31.10. München1.11. Potsdam29.11. Berlin

Eine Übung zu diesen Texten finden Sie auf

Seite 39.

Page 67: Deutsch Perfekt November 2014

6711/14

Kulturtipps

KinoIm Labyrinth des Schweigens

Nach dem Krieg sollte die Bundesrepublik Deutsch-

land ein Neustart sein. Aber die meisten Nazis beka-

men keine Strafe. Viele machten wieder Karriere,

zum Beispiel als Politiker oder Firmenchef. Während

des Wirtschaftsbooms der 50er-Jahre hatte kaum

jemand Interesse, Verbrechen aus der Nazi-Zeit auf-

zuklären. Alexander Fehling spielt in dem Drama

einen jungen Staatsanwalt. Bei seiner Suche nach

einem früheren KZ-Wärter findet er Schweigen –

und viele wollen ihn nicht verstehen.

Filmstart: 6.11.

LesungRegina Scheer

Die Autorin erzählt die Geschichte der Deut-

schen Demokratischen Republik (DDR) aus

der Perspektive mehrerer Generationen einer

Familie. Der größte Teil des Buchs spielt Mitte

der 80er-Jahre im fiktiven Dorf Machandel. In

den großen Städten beginnt der Protest gegen

das System. Die Stimmung der Menschen

schwankt zwischen Hoffnung auf ein besse-

res Leben und Resi gnation.

An das Ende der DDR denkt

noch niemand.

das Schweigen von: schweigen = nichts sagen

das Verbr¡chen, - kriminelles Tun

aufklären hier: entdecken, was und warum etwas passiert ist (und Informationen darüber geben)

der Staatsanwalt, ¿e

Person, die kriminelles Tun untersucht und für die Interes-sen des Staates kämpft

der KZ-Wärter, - hier: Mann, der im Konzentrationslager (KZ) aufpasst und Kommandos gibt

die Lesung, -en hier: Veranstaltung, bei der ein Autor Teile aus seinem Buch liest

die Generation, -en

Altersgruppe in einer Familie, z. B. Großeltern, Eltern, Kinder …

die St“mmung hier: Meinung der Menschen, z. B. zu politischen, kulturellen oder sozialen Fragen

schw„nken hier: sich ändern

die Resignation von: resignieren = hier: mit dem Protest aufhören

DER UNTERTANder }ntertan, -en

≈ Bürger, der alles tut, was die Regeln des Staates von ihm wollen

der Papierfa-brikant, -en

Besitzer und Leiter einer Fabrik, die Papier herstellt

ausüben hier: gegen andere/Schwächere benutzen

die M„cht hier: Dominanz; Kontrolle

die }nterord-nung

von: sich unterordnen = alles tun, was hierarchisch höher-gestellte Personen von einem wollen

der Hörver-lag, -e

Firma, die CDs mit gesproche-nen Buchtexten herstellt

UNERWÜNSCHT

¢nerwünscht nicht gewollt; nicht will-kommen

s“ch engagie-ren franz.

hier: politisch aktiv sein

die Flug-blatt- aktion, -en

hier: Aktion, bei der man im Geheimen Zettel mit Informati-onen an viele Menschen gibt

fliehen schnell weglaufen; hier: im Geheimen aus dem Iran weggehen

der Asyl-antrag, ¿e (das Asyl

schriftliche Bitte um Asyl; hier auch: Formular dazu Aufenthalt, den ein Staat einem Ausländer erlaubt, weil diesem in seiner Heimat aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen Probleme gemacht werden)

sch„ffen hier: erreichen, dass sie dort lernen dürfen

der Verlag, -e

Firma, die Zeitungen, Zeit-schriften oder Bücher herstellt

HörbuchDer Untertan

S C H W E R

Diederich Heßling ist Sohn eines Papierfabrikanten. Er studiert. Zur Armee aber will er nicht. Schließlich macht er seinen Doktor der Chemie, wird Chef in der Papierfabrik, heiratet reich und wird Vater. Am Ende ist er eine der wichtigsten Personen in seiner Heimatstadt Netzig. Wie er das gemacht hat? Mit Intrigen, dem Ausüben von Macht und immer wieder Unterordnung. Autor Heinrich Mann macht Heßling zum typischen Bürger seiner Zeit,

zeigt den Charakter des „deutschen Mannes“. Um das Jahr 1914 muss man zum System passen und seinen Platz in der Hierarchie genau ken-nen … Auf den 13 CDs kann man den kompletten Roman hören. Hans Korte spricht den Text so gut, dass man sich sofort in der speziellen Atmosphäre von Manns Klassiker wiederfindet.

In einem Satz: ein wichtiger Roman, der zu seiner Zeit viel

Richtiges über die Zukunft sagte

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Die drei Brüder Mojtaba, Masoud und Milad Sadinam werden in Tehe-ran geboren. Ihre Eltern engagieren sich gegen das Regime – bis die Mut-ter nach einer Flugblattaktion fliehen muss. Mit ihren drei Kindern geht sie nach Deutschland. Die Familie kann kein Deutsch, hat keine Dokumente und kein Geld. Dann der Schock: Ihr Asylantrag wird abgelehnt. Sie sollen sofort in den Iran zurück. Die drei Brüder beschreiben in dem Buch, wie sie trotz großer Probleme mit der Bürokratie den Weg aufs Gymnasium schaffen und wie sie auch an deutschen Elite-Universitäten lernen müssen, ihren eigenen Weg zu finden. Das Buch wurde ein Bestseller.

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EIKE ULLRICH

28.10. Greifswald29.10. Stralsund5.11. Görlitz12.11. Dresden20.11. Berlin21.11. Strausberg29.11. Nordwest-

uckermark3.12. Weimar 4.12. Erfurt9.12. Leipzig

Page 68: Deutsch Perfekt November 2014

68 11/14

KolumneIL

LUST

RATI

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ÖRT

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Seit 20 Jahren lebe ich in Deutschland, und seit 20 Jahren warte ich auf die Frage:

Woher kommst du? Jeder ausländische Taxifah-rer stellt sie – für einen Deutschen ist sie tabu. Ich habe einen Akzent und einen Namen, der die deutsche Herkunft unmöglich macht. Aber die Fälle, in denen ich gefragt wurde, könnte ich an den Fingern abzählen. Wenn es mir doch passiert, erzähle ich sogar meinem Mann davon – so sehr freue ich mich. Für mich zeigt die Frage, dass mein Gesprächspartner sich für mich interessiert. Ich halte sie auch für menschlich, weil sie Neugier ausdrückt. Aber für Deutsche ist sie eher unhöflich, weil sie politisch nicht korrekt ist.

Es gibt hier nichts Schlimmeres, als verdäch-tigt zu werden, ausländerfeindlich zu sein. Das hat natürlich historische Gründe. Lieber würde der Deutsche vor Neugier platzen, als offen zu sagen, dass er einen Akzent hört. Selbst das Wort „Ausländer“ wird abgelehnt. Ich bin ein „Mensch mit Migrationshintergrund“.

Um jeden Verdacht von Rassismus zu ersti-cken, gehen die Deutschen mit ihrer Sprache scharf ins Gericht. Die beliebten Negerküsse – eine Süßigkeit (im Südwesten auch Mohren-köpfe genannt) – heißen inzwischen „Scho-koküsse“. Pippi Langstrumpf darf ihren Vater nicht mehr Negerkönig nennen. Er heißt jetzt „Südseekönig“. Der berühmte Krimi Zehn

kleine Negerlein von Agatha Christie hat jetzt in Deutschland den langweiligen Namen Und

dann gabs keines mehr. Dass das Buch eigent-lich anders hieß, stört die Deutschen nicht. Das Wichtigste ist: Sie sind den Fluch los.

Wenn es so weitergeht, gibt es hier keine klaren Worte mehr, sondern nur noch politisch korrekten Einheitsbrei, das „PC-Deutsch“. Wie das aussehen kann, hat man von der guten alten Deutschen Demokratischen Republik gelernt: Dort durfte der Engel auch nicht „Engel“ hei-ßen, sondern „Jahresendfigur“.

Alia Begisheva über

politisch korrektes Verhalten

Unhöflich und ausländerfeindlich

sein? Das wollen die meisten

Deutschen auf keinen Fall.

Deshalb achten sie auf ihre Spra-

che – politisch unkorrektes Ver-

halten wäre eine Katastrophe.

die Herkunft hier: Ort, von dem man selbst oder die Familie kommt

„n den F“ngern „bzählen kœnnen

sehr selten sein

ausdrücken hier: zeigen, was man fühlt und denkt

eher hier: ≈ mehr

vor Neugier pl„tzen

≈ sehr neugierig sein

m“t Migrations-hintergrund

mit ausländischen (Groß-)Eltern

erst“cken hier: ≈ kaputt machen

sch„rf “ns Ger“cht gehen m“t

stark kritisieren

der Mohr, -en hist. Mensch mit dunkler Hautfarbe

der Schokokuss, ¿e

≈ sehr süßes Gebäck aus weicher, weißer Eimischung, über die Schoko-lade gelegt ist

… los sein hier: … nicht mehr haben

der Fluch, ¿e hier: Wort, das große Probleme bringt

der Einheitsbrei hier: ≈ uninteressante, mono-tone Sprache

der ]ngel, - Figur, die den Menschen Nachrichten von Gott bringt; gemeint ist hier: Weihnachtsengel

der Lat¡rnenum-zug, ¿e

gemeinsames Gehen vieler Kinder durch die Straßen mit Lampen

bel„sten hier: Probleme machen

karikieren hier: mit Worten, Filmen oder Zeich-nungen lachen über

der }mbenen-nungswahn

≈ (krankhafter) Wunsch, allen Dingen einen neuen Namen zu geben

der/die Betr¶ffe-ne, -n

Person, die einen Nachteil oder Schaden hat

hervorrufen verursachen

„ngehören ≈ Mitglied einer Gruppe sein

die Religionszuge-hörigkeit, -en

von: zugehörig sein zu einer Religion = hier: zu einer religiösen Gruppe gehören

der }mgang ≈ Kontakt

die Rede sein v¶n gesprochen werden von

die [bkürzung, -en

hier: wenige Buchstaben, die an der Stelle eines Wortes stehen

muhen Laute wie eine Kuh machen; gemeint ist hier: die drei M aussprechen wie das Muhen einer Kuh

Den neuesten Vorschlag für eine Reform machten die Erzieherinnen in einem Kindergar-ten: Dass der traditionelle Laternenumzug zu Ehren des Heiligen Martin stattfindet, konnten sie nicht länger tolerieren. So heißt das Martins-fest für sie „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“. Sie wollten die Kinder aus anderen Kulturen nicht mit christlichen Traditionen belasten. Interes-sant ist, dass man in Deutschland das Christen-tum kritisieren darf, aber nicht den Islam. Die katholische Kirche wird sehr oft karikiert. Sagt einer etwas gegen den Islam, kann er schon mal seinen Job verlieren.

Dass der Umbenennungswahn selbst bei den Betroffenen Verwunderung hervorruft, ist den Deutschen auch egal: So dürfen Zigeuner nur noch „Sinti und Roma“ heißen, obwohl nicht alle Zigeuner diesen ethnischen Gruppen ange-hören. Als ich in der deutschen Schule einmal

das Wort „Juden“ sagte, schauten mich plötzlich alle überrascht an: Dies sei eine Religionszuge-hörigkeit und keine Nationalität, schimpfte der Lehrer. Dass die Juden sich selbst aber als ein Volk und nicht nur als eine Religionsgemein-schaft sehen, war nicht so wichtig.

Die Political Correctness zeigt sich nicht nur im Umgang mit Ausländern, sondern auch mit anderen Gruppen – zum Beispiel mit Frauen. In Firmen ist schon lange nicht mehr von Mitar-beitern die Rede, sondern von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weil das schon etwas lang ist, zirkulieren verschiedene Abkürzungen. In einer Firma spricht man die Kolleginnen und Kollegen mit „Liebe KuK“ an. Deshalb schlage ich vor, Menschen mit Migrationshintergrund „MmM“ zu nennen. Ein bisschen Muhen ist gar nicht so schlecht für das PC-Deutsch. 2

Die Frage „Woher kommst du?“ ist für einen

Deutschen tabu.

Page 69: Deutsch Perfekt November 2014

Salzburg vor Weihnachten

Eine weiße Idylle in der Vorweihnachtszeit: Schon vor dem

Weihnachtsfest feiert die viertgrößte Stadt Österreichs ein Fest

fürs Auge. Zwischen den barocken Gebäuden der Mozart-Stadt

fühlen sich Besucher dann ein bisschen wie im Märchen.

Auch das berühmteste Weihnachtslied der Welt wurde

nicht weit entfernt geschrieben.

XXXXXXX: DD

DD

EEEE RRRRR WW

WW

W

Eingeladen? Keine Panik!

Wie wichtig ist der Dresscode bei einer

Einladung in Deutschland? Wie ist das

mit dem Alkohol? Und warum kann

Augenkontakt sehr wichtig sein? Das

Wichtigste zur Ess- und Trinkkultur.

Alles Handy?

Für viele junge Menschen ist es

das wichtigste Statussymbol: das

Smartphone. Was machen sie

eigentlich den ganzen Tag damit?

IN DEN NÄCHSTEN MONATEN

Tim Mälzer

Der Starkoch über deutsches Essen

Hamburg

Der deutsche Broadway

Religion

Woran die Deutschen glauben

Wie sicher ist Deutschland?

Die Deutschen und die Kriminalität:

Wie sicher ist das Land? Welche Arten von

Kriminalität machen Probleme? Wo arbeitet

die Polizei am besten? Außerdem in der

nächsten Folge unserer Serie „Anatomie

einer Nation“: Welche deutsche Großstadt

ist eigentlich am sichersten?

FOTO

S: PICTURE ALLIAN

CE/APA/PICTURED

ESK.COM

; ISTOCK/TH

INKSTO

CK

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Nächsten Monat in Deutsch perfektDas Dezember-Heft gibt es ab 26. November

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70 11/14

D-A-CH-Menschen

MITTEL

Das Leben ist ungerecht, oder? Sie wurden acht Mal Weltmeister, aber trotzdem sind Sie nicht besonders bekannt.Man kann sich das aussuchen. Wenn man Fußball spielt und Erfolg hat, dann wird man bekannt. Ich habe eine Sportart gewählt, die weniger im Fokus steht. Aber als Junge fängt man ja nicht an, um bekannt zu werden. Es muss Spaß machen. Und das tut mein Sport!

Was gefällt Ihnen so am Kunstradfahren?Beim Kunstradfahren muss man fit sein von Kopf bis Fuß. Und es ist ein fairer Sport: Man wünscht dem Gegner Glück und meint es auch so.

Was war wichtig für Ihre Erfolge?Bei Weltmeisterschaften war ich immer zu 100 Prozent da. Ich war nicht immer der Dominator. Aber ich war im wichtigsten Moment immer noch ein bisschen besser als andere. Wichtig war natürlich auch meine jahrelange Disziplin.

Wie wichtig ist der Körper, wie wichtig ist der Kopf bei diesem Sport?Fast 50 zu 50. Man sollte nicht stark übergewichtig sein und braucht eine gute Fitness. Aber der Kopf ist auch wichtig. Es gibt Übungen, da muss man bis zu 20 Dinge gleichzeitig beachten.

Spielen Rituale eine Rolle?Ja, ich hatte meine festen Rituale. Die können nämlich Glück bringen. Ein Beispiel meiner Rituale: Wenn ich am Morgen zwei Brötchen esse, dann fahre ich später auch gut. Wenn man

David Schnabel?Deutsche Sportler können nur

Fußball besonders gut? Stimmt

nicht: Kunstradfahrer wie David

Schnabel (29) sind in ihrem Sport

noch viel besser. Warum aber

merkt das keiner?

Einer von 98 Millionen:

Wie denken Sie über das Leben,

das weiß, dann fährt man danach auch wirklich gut. Mir war es vor Wettkämpfen auch immer wichtig, einen Kakao zu trinken. Das gibt schon ein bisschen Stress, wenn ich im Hotel keinen bekomme.

Wie wichtig ist Glaube für Sie?Glaube ist wichtig, im religiösen Sinn genauso wie der Glaube an sich selbst. Ich bin in beiden Bedeutungen gläubig, bin auch manchmal in die Kirche gegangen. Aber die brauche ich gar nicht unbedingt: Manchmal habe ich am Abend vor einem Wettkampf einfach gebetet.

Die besten Kunstradfahrer der Welt kommen fast immer aus Deutschland, seit mehr als 50 Jahren schon. Was machen die Deutschen anders als andere?Ganz wichtig ist ein guter Trainer. Wenn man schon gute Vorgänger hat, die ihr Können weitergeben können, ist das ganz stark. Das gibt es in Deutschland. Außerdem ist die Vereinsstruktur hier super. Und anders als in vielen Nachbarländern sind auch die deutschen Hallen für uns gut. Die meisten Sporthallen in Deutschland haben glatte Böden, oft aus PVC. Das ist ideal für Kunstradfahrer.

Lohnt sich der Sport eigentlich finanziell?Nein. Sponsoren und mein Verein haben mir Material geliefert und Reisen zu Turnieren finanziert, mehr nicht. Aber ich habe kein Minus gemacht. Seit einem Jahr fahre ich nur noch Kunstrad-Shows. Das soll ein zweites Standbein werden, im Hauptberuf bin ich Ergotherapeut.

Wovon träumen Sie?Es wäre ein großer Wunsch von mir, dass mein schöner Sport bei Olympia gefeiert wird.

2 Interview: Jörg WalserFOTO

: PR

IVAT

„Im wichtigsten Moment war ich immer

noch ein bisschen besser als andere.“

der Sp¶rtler, - hier: Person, die Sport als Beruf macht

¢ngerecht hier: so, dass nicht jeder gleich viel bekommt und die gleichen Chancen hat

der W¡ltmeis-ter, -

Bester der Welt

s“ch aussuchen wählen

“m Fokus stehen im Zentrum des öffentlichen Interesses sein

der Gegner, - hier: anderer Kunstradfahrer

die W¡ltmeister-schaft, -en

Treffen vieler Sportler, die um den ersten Platz auf der Welt kämpfen

der Dominator, Dominatoren

gemeint ist hier: Sportler, der sehr viel besser als alle anderen ist

übergewichtig zu schwer; zu dick

be„chten hier: ≈ aufpassen auf

f¡st hier: so, dass man sie immer wieder macht

der W¡ttkampf, ¿e

sportlicher Kampf, bei dem man feststellt, wer der/die Beste ist

der S“nn Bedeutung

gläubig hier: so, dass man an etwas glaubt

¢nbedingt/ unbed“ngt

auf jeden Fall; absolut

einfach hier: nur

beten ≈ Gott danken oder um etwas bitten

der Vorgänger, - hier: Kunstradfahrer, der selbst Erfolge gefeiert hat

st„rk hier: toll

die H„lle, -n sehr großer, hoher Raum

s“ch lohnen Vorteile bringen

das St„ndbein, -e (die Tätigkeit, -en

hier: eine von zwei Tätigkeiten, mit denen man Geld verdientArbeit; Beruf; Sache, die man tut)

der ]rgothera-peut/Ergothera-peut, -en(die ]rgotherapie/ Ergotherapie, -en

Person, die Ergotherapien macht

Therapie, in der jemand z. B. nach einem Unfall lernt, sich wieder selbst zu bewegen)

Page 71: Deutsch Perfekt November 2014

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Page 73: Deutsch Perfekt November 2014

Die jungen Seiten von

November 2014Alle Texte auf Stufe A2

Wenn zwei sich finden

Best

e Fr

eund

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Page 74: Deutsch Perfekt November 2014

Es ist eines der schönsten Dinge im Leben: einen besten Freund oder eine beste Freundin zu haben. Jemanden, der immer da ist. Der mit einem lacht.

Der aber auch im Notfall hilft. Marcel Burkhardt hat sechs Teenager gefragt: Warum seid ihr Freunde?

Wenn zwei sich findenTobias Wellershaus

und Tim Pohl (beide 15)

Tobias über Tim

Ich war mit meiner Familie sieben Jahre in Nigeria und bin erst vor

einem Jahr nach Deutschland zurückgekommen. Ich habe mich

gefreut, was Neues zu erleben. Für mich war das ja wirklich ein

ganz neues Land. In der neuen Schulklasse habe ich dann zum

Glück schnell nette Leute kennengelernt, und Tim ist einer meiner

besten Freunde geworden. Er hat mir die Schule gezeigt und mir

auch bei den Hausaufgaben geholfen. Das zeigt, dass Tim ein hilfs-

bereiter Mensch ist. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche.

Ganz wichtig ist für mich auch: Tim versteht Spaß. Einmal haben

wir nasse Schwämme durch den Klassenraum geworfen. Da hab ich

ihn im Gesicht getroffen. Im ersten Moment habe ich gedacht: „Oh,

vielleicht wird er jetzt böse.“ Aber er hat nur gelacht. Er ist echt ein

guter Typ.

Im Sommer sind wir auf

einer Sprachreise zusam-

men in England gewesen.

Wir haben auch zusam-

men bei einer Gastfami-

lie gewohnt und viel Zeit

miteinander verbracht. Ich

denke, dass ich die Leute

nach zwei Tagen wirklich

nerven kann. Aber Tim ist

cool geblieben. Der hält

mich aus.

Tim (links) und Tobias

erleben hier: ≈ als Erfahrung machen

h“lfsbereit so, dass man gerne hilft

der Schw„mm, ¿e Ding aus weichem Material: Damit kann man putzen.

gew¶rfen Part. II von: werfen = hier: durch die Luft fliegen lassen

getr¶ffen Part. II von: treffen = hier: direkt kommen auf

¡cht wirklich

der Typ, -en hier: Freund; Junge

viel Zeit verbr“n-gen

viel/lange zusammen sein

mitein„nder einer mit dem anderen

n¡rven stören

aushalten hier: ≈ akzeptieren, auch wenn etwas nicht so schön ist

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TITELFOTO

: ISTOCK/TH

INKSTO

CK; FOTO

: MARCEL B

URKH

ARDT

Wenn zwei sich finden

Tim über Tobias

Ich mag an Tobi sehr, dass er so ein netter Typ

ist. Als er neu zu uns in die Klasse gekom-

men ist, habe ich gleich gemerkt, dass er

sympathisch ist – und nach einem Jahr habe

ich immer noch nichts an ihm auszusetzen!

(lacht) Tobi ist ein offener Mensch. Das heißt:

Er hat keine Angst, auf andere zuzugehen.

Das Wichtigste an der Freundschaft ist, dass

wir zusammen Spaß haben, aber auch mal

über ernstere Themen reden können, ohne

dass gleich blöde Sprüche kommen. Ich

denke, ich kann Tobi wirklich vertrauen.

Vielleicht verstehen wir uns auch so gut,

weil wir gemeinsame Hobbys haben: Wir

spielen zum Beispiel beide gern Tennis,

gehen gern ins Kino oder mit anderen zum

„Lasertag“-Spielen. Außerdem sind wir beide

neugierig. Unsere Zeit in England zum Bei-

spiel war wirklich gut. Wir haben viel gelacht,

und wir haben viel gemeinsam gesehen –

London, Stonehenge und so weiter. Jetzt

träumen wir davon, nach diesem Schuljahr

gemeinsam nach Mallorca zu reisen: eine

Woche Party-Urlaub machen! (lacht)

aussetzen „n hier: kritisieren

zugehen auf hier: Kontakt suchen mit

die Freundschaft, -en

das Freundesein

¡rnst ↔ lustig

das Thema, Themen

hier: Inhalt von einem Gespräch

reden sprechen

der Spr¢ch, ¿e hier: Satz: Jemand sagt ihn.

vertrauen hier: sicher sein, dass der andere tut, was er sagt, und nicht lügt

gemeinsam zusammen

11/143

Page 76: Deutsch Perfekt November 2014

Kristina Gajanin (18) und Ifirae Yusuf (19)

Kristina über Ifirae

Wir kennen uns seit der fünften Klasse und haben uns schnell gut verstanden.

Heute sind wir beste Freundinnen. Zwischen uns passt kein Blatt Papier. Wir

kennen uns so gut, dass die eine die andere oft ohne Worte versteht. Es ist

wirklich so, dass wir oft die Gedanken der anderen lesen können.

An Ifi mag ich besonders ihre Ehrlichkeit. Sie sagt mir ihre Meinung – egal, ob mir das

gefällt oder nicht. Ganz wichtig: Ich kann ihr zu 100 Prozent vertrauen und sie – wenn es

sein muss – auch am Wochenende oder in den Ferien früh um fünf anrufen. Wir können

über alles miteinander reden. Und ich weiß, dass sie es nicht weitererzählt.

Ifi ist auch ein Mensch, der sich mit mir wirklich freuen kann. Wir lachen viel mitei-

nander, gehen gerne gemeinsam weg – einfach nur zum Kaffeetrinken oder auch mal

zum Tanzen. Wir gehen gemeinsam zum Schwimmen oder Radfahren oder in die Stadt

zum Bummeln und Einkaufen. In den Ferien waren wir auf unserer ersten Reise mitei-

nander, der erste Urlaub ohne Eltern: drei Tage Köln. Wir hatten Mega-Spaß.

Ifirae über Kristina

Bei Kristina kann ich immer so sein, wie ich wirklich bin. Das heißt: Ich muss mich nicht

verstellen, um ihr zu gefallen. Ich kann manchmal auch etwas launisch sein, aber das

Schöne ist: Kristina bleibt freundlich. Auch das mag ich sehr an ihr. Wir kennen uns so

gut, dass wir oft nicht viele Worte brauchen. Ich sehe Kristina nur an und weiß sofort,

was sie denkt.

Ich weiß auch, dass ich mich voll auf Kris-

tina verlassen kann. Sie ist immer da, wenn

ich sie brauche. Sie ist ein Mensch, der gene-

rell gern Verantwortung übernimmt und gut

im Planen ist. Ich sehe das jetzt gerade wie-

der beim Organisieren unserer Abi-Party.

Ich denke, wir verstehen uns auch so

gut, weil wir in vielen Dingen ähnlich den-

ken und fühlen – und weil wir gemeinsame

Pläne haben für die Zukunft. Nach dem Abi

wollen wir zusammen für ein paar Wochen

nach Amerika. Wir wollen beide etwas von

der Welt sehen, bevor wir mit dem Studium

beginnen. Wir wissen, dass wir während der

Reise ganz sicher nicht immer einer Mei-

nung sein werden – aber wir wissen auch:

Wir werden dann einen Weg finden, der uns

beiden gefällt.

Ifirae (links) und Kristina

Zw“schen ¢ns p„sst kein Bl„tt Papier.

≈ Wir sind immer ganz eng zusammen.

der Ged„nke, -n ≈ Denken; Idee

die Ehrlichkeit von: ehrlich = so, dass man nicht lügt

w¡ggehen hier: z. B. abends mit Freunden in eine Kneipe gehen

einfach hier: nichts anderes als

b¢mmeln spazierengehen

s“ch verst¡llen sich anders zeigen, als man ist

launisch ≈ so, dass man oft ärgerlich wird, und das dann auch zeigt

„nsehen genau sehen auf

v¶ll hier: ganz; sicher

s“ch verl„ssen auf hier: sicher sein, dass die andere tut, was sie sagt, und nicht lügt

gener¡ll hier: immer

Ver„ntwortung über-nehmen

hier: sich um wichtige Aufgaben kümmern

das [bi kurz für: Abitur = Prüfung am Ende des Gymnasiums

ähnlich fast gleich

die Zukunft die nächste Zeit

bevor in der Zeit vorher

während der Reise in der Zeit, wenn man reist

FOTO

: M

ARCE

L B

URK

HAR

DT

Mit einem Premium-Abo kannst du diese beiden Texte hören: www.deutsch-perfekt.com/service

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S: XXXXXXXXXXXXXXXXX

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Page 78: Deutsch Perfekt November 2014

Linda über Rosalie

Rosi hat mich sofort an meine Cousine erinnert.

Deshalb mochte ich sie gleich. Sie ist so gelas-

sen – verliert nicht so schnell ihre innere Ruhe.

Aber noch viel mehr mag ich an ihr, dass sie so

fürsorglich ist – fast wie eine Mami. (lacht) Ich

bin manchmal nicht so schnell, und Rosi wartet

immer auf mich. Sie passt auf, dass ich nicht

verloren gehe. Sie spürt auch sofort, wenn es

mir mal nicht so gut geht. Dann kümmert sie

sich. Und auch dafür mag ich Rosi sehr: Sie

backt superleckere Kekse für mich. (lacht)

Rosalie Buchtal und Linda Fröhlich (beide 15)

Rosalie über Linda

Ich habe Linda in der fünften Klasse kennen-

gelernt, und sie war mir gleich sympathisch.

Was ich sehr an ihr mag: Sie ist ein offener

Mensch, mutig und sehr aktiv. Sie ist die Erste,

die etwas beginnt und andere mitnimmt. Bei einer

Party ist Linda zum Beispiel die Erste, die tanzt und

gleich sagt: „Komm, los geht’s!“ Und schon bin

ich dabei. Wegen ihr mache ich viele Sachen, die

ich sonst nicht machen würde. Sie hat mich auch

zum Hip-Hop-Tanzen gebracht. Wir haben dabei

so viel Spaß zusammen, das macht mich wirklich

glücklich.

Vor ein paar Monaten hat es einen großen Wett-

bewerb für Fremdsprachen gegeben. Auch da hat

Linda sofort gesagt: „Komm, da machen wir mit!“

Dann haben wir gemeinsam mit meiner Schwester

Valli zu dritt ein Video mit einer Rap-Performance

gemacht. Damit sind wir in unserer Region auf den

ersten Platz gekommen. Das war ein super Gefühl.

Was ich an Linda auch sehr toll finde: Sie sagt

ehrlich, was sie will. Aber auch, was ihr nicht

gefällt. Und sie steht zu ihrer Meinung. Sie hat

einen starken, guten Charakter.

mutig ohne Angst

m“tnehmen hier: motivieren, etwas auch zu tun

Los geht’s! ≈ Jetzt fangen wir an!

br“ngen zu … motivieren, … zu machen

der W¡ttbewerb, -e

≈ Suche nach den Besten

zu dr“tt mit drei Personen

das Gefühl, -e Emotion

stehen zu hier: vor anderen sagen

gel„ssen ganz ruhig; nicht nervös

fürsorglich so, dass man sich um andere kümmert

verloren gehen nicht mehr zu finden sein; weg sein

spüren fühlen; merken

der Keks, -e ≈ sehr kleiner, dünner, harter Kuchen

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Page 79: Deutsch Perfekt November 2014

FOTO

: MARCEL B

URKH

ARDT

der Dreh, -s Machen eines Films

perf¡kt ≈ sehr gut

Verstændnis haben

verstehen; akzeptieren

„bfärben auf hier: großen Effekt auf die Meinung anderer haben

Rosi ist ein kreativer Mensch, der andere gut moti-

vieren kann. Bei dem Video-Dreh zum Beispiel hat sie

immer wieder gesagt: „Das können wir noch besser!“ Es

war deshalb wirklich schwer. Wir haben den Rap ja auf

Französisch geschrieben und dazu getanzt. Rosi wollte es

perfekt haben, und das war es dann am Ende auch.

Besonders toll finde ich an ihr, dass sie so tolerant ist.

Bei manchen Leuten denke ich erst mal, „der oder die ist

aber komisch“. Rosi hat da gleich mehr Verständnis. Das

färbt dann auch auf mich ab – ich merke also, dass ich

durch Rosi toleranter werde.

Rosalie (links) und Linda

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Page 80: Deutsch Perfekt November 2014

811/14

RÄTSEL

FÜNF PUNKTE

CARTOON

: DIEKLEIN

ERT.DE/G

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GA.D

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Das musst du wissen über das Streaming

CARTOON

: DIEKLEIN

ERT.DE/G

UN

GA.D

E

später ansehen oder auch kaufen und

herunterladen.

n   Live-Streams werden live übertra-

gen – besonders wichtig ist das bei

Sportveranstaltungen. Streams gibt es

aber nicht nur zur Unterhaltung. Auch

immer mehr Vorlesungen an Universi-

täten sind live im Internet zu sehen.

n   Populär ist auch das kostenlose Strea-

ming-Angebot der öffentlich-recht-

lichen Fernsehsender auf ihren Me-

diatheken. Dieses Angebot ist kostenlos.

n   Einen Film oder eine Serie direkt aus

dem Internet anzusehen, ohne eine

Kopie herzustellen, heißt im Deut-

schen wie in vielen anderen Sprachen

„Streaming“.

n   In Deutschland gibt es mehr und mehr

kommerzielle Video-on-Demand-Fir-

men wie Watchever, Maxdome und

seit Kurzem auch Netflix. Dort können

Film- und Serienfans Inhalte streamen.

Sie bezahlen pro Inhalt oder einen

immer gleichen monatlichen Preis.

n   Ohne eine schnelle Internetverbin-

dung ist Streamen keine Option. Bei

vielen Anbietern kann man Filme und

mehr aber auch herunterladen und

Waagerecht (= horizontal)1. Ein braunes Getränk: Es macht wach.2. „An meiner Schule gibt es Schüler aus ganz verschiedenen Ländern.

Die Schule ist …“3. „Hast du dieses Buch schon lange?“ – „Nein, es ist ganz …“4. Damit zahlt man in Deutschland und anderen Ländern

in Europa.5. Kleines Haus: Darin kann man das Auto parken.6. „Warst du schon in Italien?“ – „Nein, aber ich möchte

sehr gern …“

Senkrecht (= vertikal)1. Gegenteil von „suchen“2. Grünes oder rotes, rundes Obst: Man kann es überall

in Deutschland kaufen.3. Teil in der Stadt mit Bäumen und Blumen4. „Thomas, du solltest mehr … machen. Warum nicht Fußball?“5. Das macht das Telefon bei einem Anruf.

↔o

¢

, ¿er

Gegenteil von ... langer, betonter Vokal kurzer, betonter Vokal Plural-Formen

lockere UmgangssprachenegativVorsicht, vulgär! ungefähr, etwa ≈

Die Lösung findest du im nächsten Heft – und schon jetzt im Internet: www.deins.de/ loesung

Lösung vom Rätsel 10/2014Waagerecht: 1. draussen; 2. aufraeumen; 3. Butter; 4. Nachbar; 5. duerfenSenkrecht: 1. Blut; 2. Aufenthalt; 3. beide; 4. mein; 5. an; 6. ca.

deins! liegt jeden Monat Deutsch perfekt bei. Alle Texte sind auf Stufe A2 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens.ABONNENTEN- UND KUNDENSERVICESpotlight Verlag GmbH, KundenbetreuungPostfach 1565, 82144 Planegg/DeutschlandTel. +49 (0)89/8 56 81-16, Fax+49 (0)89/8 56 [email protected], Trainer und Firmen:Tel. +49 (0)89/8 56 81-150, Fax+49 (0)89/8 56 [email protected]

HERAUSGEBER UND VERLAGSLEITER Dr. Wolfgang StockCHEFREDAKTEUR Jörg WalserREDAKTION Barbara Duckstein (in Elternzeit), Katharina Heydenreich, Sonja Krell, Claudia May, Cornelia Osterbrauck, Janina Schalkhaußer, Sabine WeiserBILDREDAKTION Judith RothenbuschGESTALTUNG BfGuK, 80802 München, Georg Lechner (Art Director)REDAKTIONELLE MITARBEIT Anne WichmannLITHO Mohn Media Mohndruck GmbH, 33311 GüterslohPRODUKTIONSLEITUNG Ingrid Sturm

VERTRIEBSLEITUNG Monika Wohlgemuth VERLAG UND REDAKTION Spotlight Verlag GmbHPostanschrift: Postfach 1565, 82144 PlaneggHausanschrift: Fraunhoferstr. 22, 82152 PlaneggTel. +49 (0)89 / 8 56 81-0 Fax +49 (0)89 / 8 56 [email protected] Axel ZettlerTel. +49 (0)89 / 8 56 81-130DRUCK Medienhaus Ortmeier, 48369 Saerbeck

© 2014 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Autoren und Mitarbeiter

„nsehen ≈ genau sehen

her¢nterladen aus dem Internet auf den Com-puter holen und speichern

die Sp¶rtveran-staltung, -en

Sportevent

die Unterh„ltung von: unterhalten ≈ hier: eine schöne Zeit machen

die Vorlesung, -en Unterrichtsform an der Uni-versität

das M¶bbing von: mobben ≈ systematisches Ärgern

der œffent-lich-r¡chtliche F¡rnsehsender, -

Station: Sie macht Fernsehsen-dungen. Man kann sie ansehen, aber man muss dafür Gebühren zahlen.

die Mediathek, -en

Online-Archiv: Dort kann man Filme und Sendungen ansehen.

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