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Grenzgänger Nr. 25 April 2013 Seite 1 DER GRENZGÄNGER INFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE AUSGABE 25 April 2013 Themen dieser Ausgabe: Erzgebirgspanorama aus dem Fichtelbergsturm Zitherkonzert in historischer Villa Eigeninitiative überwindet Grenzen mit Musik Schüler erkundeten das Schwarzwassertal Der 4. März 1919 und das Ende von Deutschösterreich Amphora: Die Porzellan- und Keramik-Manufaktur in Nordböhmen (Buchtipp) Bislang unveröffentlichte „Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74“ - Teil 10 Merkelsgrün D´r v´rugelückter Feiertochsbrotn. Die erste Erzgebirgsreise Josef II. im Jahre 1766 Der Meteorit von Elbogen/Loket Svatošské skály/Hans-Heiling-Felsen Der 4. März 1919 in Kaaden an der Eger H I S T O R I S C H E R S K I L A U F 2 0 1 3

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Grenzgänger Nr. 25 April 2013 Seite 1

DER GRENZGÄNGERINFORMATIONEN AUS DEM BÖHMISCHEN ERZGEBIRGE

AUSGABE 25 April 2013

Themen dieser Ausgabe: Erzgebirgspanorama aus dem Fichtelbergsturm Zitherkonzert in historischer Villa Eigeninitiative überwindet Grenzen mit Musik Schüler erkundeten das Schwarzwassertal Der 4. März 1919 und das Ende von Deutschösterreich Amphora: Die Porzellan- und Keramik-Manufaktur in Nordböhmen (Buchtipp) Bislang unveröffentlichte „Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74“ - Teil 10 Merkelsgrün D´r v́ rugelückter Feiertochsbrotn. Die erste Erzgebirgsreise Josef II. im Jahre 1766 Der Meteorit von Elbogen/Loket Svatošské skály/Hans-Heiling-Felsen Der 4. März 1919 in Kaaden an der Eger

HISTORISCHER

SKILAUF

2013

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Liebe Freunde des böhmischen Erzgebirges,auch wenn derzeit noch etwas Schnee auf dem Kammanzutreffen ist, so wird der Winter 2012/2013keinesfalls als ein Traumwinter mit viel Schnee undSonnenschein in die Geschichtsbücher eingehen.Nachdem Anfang des Jahres die etwa 75 cm Schneedurch hohe Temperaturen und Regen als Tauwasserins die Täler flossen und dort Überflutungsschädenanrichteten, hielt sich die Schneehöhe doch in denrestlichen Wochen sehr in Grenzen. So musste der fürMitte Februar in Abertamy/Abertham geplanteKarlslauf erst einmal abgesagt werden und vor demErsatztermin am 16. und 17. März bangten dieOrganisatoren noch tüchtig. Auch der Sonnenscheinwar Mangelware und so war die Stimmung der Leuteentsprechend getrübt. In den letzten 60 Jahren gab eskeinen sonnenscheinärmeren Winter. Dennochverzeichneten die Skigebiete am Klínovec/Keilberggute Umsätze, da die tiefer liegenden Skihängemangels Schnee nicht immer betriebsbereit waren.Dabei kommt natürlich der Einsatz derSchneekanonen zugute, die am Klínovec/Keilberg ingroßen Mengen an den Abfahrtspisten stehen.Ökologisch ist dies zwar keineswegs sinnvoll, aberwas zählt schon die Natur, wenn es in der Kasseklingelt. Ein ähnlich gutes Geschäft erhofften sich dieInvestoren des Skiareals am Plešivec/Pleßberg bereitsin diesem Winter. Jedoch verzögerte sich der Beginnder Baumaßnahmen, weswegen der Betriebsbeginnerst mit dem kommenden Winter geplant ist.Geworben wird für dieses Skiareal schon fleißig,sodass man sich über die sportlichen Möglichkeitenschon jetzt gut informieren kann, sofern sie realisiertwerden können und das Wetter keinen Strich durch die

Rechnung macht. Umweltfreundlicher bewegen sichdie Langläufer auf dem Erzgebirgskamm, die indiesem Jahr leider desöfteren keine gespurten Loipenvorfanden. Offiziell wurde dies auf tschechischer Seitemit dem wenigen Schnee begründet, aber blickte manauf die sächsische Seite, so waren die Loipen dort beigleicher Schneehöhe gut präpariert. Gerade dieSkimagistrale als Skifernwanderweg sollte doch künftigwieder mehr in den Focus der Verantwortlichenrücken. Vermutlich sind die fünf Jahre abgelaufen, diemit einer EU-Förderung und der Anschaffung zweierSpurfahrzeuge im Zusammenhang steht. Vermehrtsieht man nun auch die Spuren derjenigen, die mitSchneeschuhen durch die verschneiten Wälder gehen.Dafür bedarf es keinen Kunstschnee und auch keineSpurfahrzeuge. Für diese Naturfreunde ist es amschönsten, wenn der Schnee hoch und tragfähig ist.Wie nützlich wären diese Sportgeräte vor über 100Jahren im Gebirge gewesen!Bei aller Begeisterung für den Winter auf demErzgebirgskamm wollen wir uns der wärmerenJahreszeit zuwenden. Eine Vielzahl unterschiedlicherVeranstaltungen sind angekündigt und so kommt mitSicherheit keine Langeweile auf. Auch sollte sich jederdie Zeit nehmen, entsprechend seiner individuellenMöglichkeiten die schönen Flecken des rauhenErzgebirgskammes zu besuchen. Vergessen wir dabeidie einstigen Bewohner nicht, die heute in fernenRegionen wohnen und aus Alters- undGesundheitsgründen ihre Heimat nicht mehr erlebenkönnen.Ihnen allen wünsche ich frohe und gesegneteOsterfeiertage. Ihr Ulrich Möckel

Das Projekt des Skiareals Plešivec/Pleßberg

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Erzgebirgspanorama aus dem Fichtelbergturmvon Andreas Kahl – Naturpark Erzgebirge / Vogtland

Eine neue Möglichkeit, das Erzgebirge kennen zulernen, stellten Hotelier Harry Meinel und der ersteBeigeordnete Andreas Haustein, der Stellvertreter desVorsitzenden des Naturparks “Erzgebirge/Vogtland”und Landrat des Erzgebirgskreises zumFrühlingsbeginn 2013, am 1. März, öffentlich vor. DerTreppenaufgang zum Fichtelbergturm wurde mitInformations- und Schautafeln ausgestattet, dieBesuchern Wissenswertes zum Rundblick von demTurm vermitteln, besonders sehenswerte Plätze desErzgebirges vorstellen und so zur Erkundung derRegion anregen. Bei mangelnder Aussicht bieten dieTafeln ein qualifiziertes Schlechtwetterangebot, dasdie bestehenden Ausstellungen im Fichtelberghaussinnvoll ergänzt. Das breite Themenspektrum der“Wand-Zeitung” bietet Stoff für unterschiedlichsteInteressen. Von Geologie und Bergbau, über diverseHandwerke und die Besiedlung des Gebirges reichendie Artikel bis zu Grenzen, Kirchen, Eisenbahn undStraßen, Volkshelden und Volkssänger. Phänomeneder Natur sind in anregender Weise dargestellt undmotivieren zu Naturpark-Exkursionen. Fünf

Panoramabilder des Prager Fotografen undBuchautors Petr Mikšíček vermitteln den imposantenErzgebirgsblick, auch wenn der Fichtelberg im Nebelsteckt.Als Gemeinschaftsprojekt des Naturparks“Erzgebirge/Vogtland”, des Erzgebirgskreises, destschechischen Staatsforstbetriebes Lesy Českérepubiliky, des Bürgervereins Abertamy und des Fodszur Erneuerung des Erzgebirges wurden die Arbeitenmit 12.747 Euro aus dem Kleinprojektefonds desProgramms Ziel 3 / Cíl 3 der Euregio Erzgebirgegefördert. Die Kooperation mit denFremdenverkehrsämtern sowohl im sächsischen wieim böhmischen Erzgebirge gewährleistet die aktuelleund repräsentative Darstellung des Erzgebirges alsNatur- und Kulturraum. Touristische Basisdaten unddas Angebot von Prospekten und Faltblättern sollenBesuchern ihre Tourenplanung erleichtern.Die Texte der Ausstellung sind komplett deutsch undtschechisch. Der Turm ist täglich von 7 bis 20 Uhrgeöffnet. Weitere Informationen erhalten die Besucheran der Rezeption oder telefonisch unter 037348-1230.

Zitherkonzert in historischer VillaAm 9. Februar hatte der Bürgerverein Abertamy/Abertham zu einem Zitherkonzert mit derNejdekerin/Neudekerin Berta Rušička in die Zenker-Villa eingeladen. Schon lange vor Beginn waren dievorgesehenen Zuhörerplätze besetzt und es mussteimprovisiert werden. Mit solch einem Ansturm hatteniemand gerechet. Die Musikfreunde waren zwischen10 und 80 Jahre alt und kamen sowohl ausTschechien wie auch aus dem benachbarten Sachsen.Insgesamt konnte der Vereinsvorsitzende RudolfLöffler 78 Gäste an diesem Abend begrüßen. DieKünstlerin Berta Rušička verstand es, zunächst mitKlassik und anschließend mit erzgebirgischen Weisendie Zuhörer für die Zithermusik zu begeistern. ImAnschluß an das Konzert setzten sich viele der Gästenoch gemütlich zusammen und damit ging dasZitherkonzert fließend in den Deutsch-TschechischenStammtisch über. Aber nicht nur die Musik der

Künstlerin war etwas besonderes, auch die Räume derZenker-Villa sind es. Dieser Wohnsitz einesHandschuhfabrikanten befindet sich von der baulichenInnenausstattung her annähernd in dem Zustand, wie

Der Hotelier Harry Meinel (Mitte) eröffnet dieAusstellung.

Interessante Gesprächspartner fanden sich immer,um über die Schautafeln zu diskutieren.

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Erst Konzert ...

das Gebäude etwa um 1930 errichtet wurde. Trotzjahrelanger Nutzung als Verwaltungsgebäude derForstschule blieb vieles erhalten. Deshalb steht dieZenker-Villa auch heute noch unter Denkmalschutz.

Diese Veranstaltung hat deutlich gezeigt, dass auchdie tschechischen Bürger Freude an der deutschenMusik und den deutschen Liedern haben. Musikverbindet.

Eigeninitiative überwindet Grenzen mit MusikAm 16. März diesen Jahres trafen sich Bandsunterschiedlicher Musikrichtungen aus Sachsen undder Tschechischen Republik zum 4. Sächsisch-böhmischen Musikabend in der Mynett-Fabrik inOberschaar bei Steinbach. Die Idee zu dieser tollenVeranstaltung hatte Mario Eberlein, der Wirt derRaststätte „Am Wildbach“ in Steinbach, der selbstMusiker ist. Mittlerweile wurde eine Initiativgruppe„Hudební večer“ gegründet, welche die vielfältigenorganisatorischen Aufgaben ehrenamtlich übernimmt.Dabei spielen die guten Kontakte zur Musikerszenebeider Länder eine ebenso bedeutende Rolle, wie dieorganisatorisch-technischen Details der Veranstaltungselbst. Das Team um Mario Eberlein gab in diesemJahr allein drei Nachwuchsbands die Möglichkeit zumAuftritt. „Numbskull“ und „Good News on a Bad Day“kamen aus Chemnitz und die Band „Road Description“waren die Lokalmatadoren, deren Musik mitüberwiegend selbst geschriebenen Stücken für dieZukunft großes erwarten lassen. Den weitesten Wegins Erzgebirge hatten die vier Musiker der Fantasy-Folk-Gruppe „Druga“. Sie reisten extra aus Prag anund begeisterten das Publikum mit ihren Liedern. Fürsie war es der erste Auslandsauftritt. Die Stars desAbends war die „Star(Á)bend“ aus Chomutov/Komotau, die aber erst nach Mitternacht ihrenbegeistert gefeierten Auftritt hatten. Auch ließen essich der Organisator und zwei seiner musikalischenKumpels nicht nehmen, ihr Können dem fachkundigenPublikum zu präsentieren. Für das leibliche Wohl war

gut gesorgt, denn in diesem Jahr gab es neben demschmackhaften tschechischen Bier auch dietraditionellen belegten Brötchen aus dem südlichenNachbarland. Mit über 120 musikalisch interessiertenGästen war diese Veranstaltung gut besucht. MeinFazit: Über sieben Stunden gute Live-Musik zumoderaten Eintrittspreisen. Wer am 16. März nichtzum dem etwas anderen Konzert in der Mynett-Fabrikwar, hat etwas verpasst! Aber 2014 soll es die 5.Auflage dieser speziellen kulturellen Veranstaltunggeben.Die Beiträge der beiden tschechischen Bands wurdenaufgezeichnet und sind hier abrufbar:www.youtube.com/watch?v=j1Km-hQC8Zowww.youtube.com/watch?v=6H-xNxIXyVo

Schüler erkundeten das SchwarzwassertalIm Rahmen eines von der EU gefördertenSchulprojektes haben in den vergangenen 12 MonatenMädchen und Jungen der FörderschuleSchwarzenberg und der GrundschulePernink/Bärringen in einer Vielzahl von Exkursionenden Lauf des Schwarzwassers von der Quelle amFichtelberg über die tschechische Seite nach

Potůčky/Breitenbach und weiter bis zur Einmündung indie Zwickauer Mulde nach heimatkundlichen undbergbaulichen Gesichtspunkten erkundet. Dabei wurdeGold gewaschen und zinnhaltiges Gestein gesucht umes letztlich in der Silberwäsche in Antonsthal zuzerkleinern und zu schmelzen. Den Abschluss diesesProjektes bildete am 27. Februar die Eröffnung der

... dann deutsch-tschechischer Stammtisch

Die Fantasy-Folk-Gruppe „Druga“ aus Prag

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dokumentarischen Ausstellung zu all diesen Aktivitätendes letzten Jahres. Dabei war auch der Landrat desErzgebirgskreises zugegen, der als Schirmherr desProjektes fungierte und in seinen Worten die Arbeit der

Schülerinnen und Schüler würdigte. Diesehervorragende Ausstellung wird nach Schwarzenbergauch später in Abertamy/Abertham zu sehen sein.

Der 4. März 1919 und das Ende von Deutschösterreichvon Dietmar Hübler Ortsbetreuer von Klösterle an der Eger und Umgebung und stellv. Vorsitzender HeimatkreisKaaden-Duppau

Vor einigen Tagen, dieses Jahr vor dem eigentlichenGedenktag am 2. März, gedachten unsereSudetendeutschen Landsleute mit ihren Nachkommen,und den Vertretern der Politik, an ein Ereignis vor 94Jahren. An vielen Orten, wo nachweislich, vomtschechischen Militär die Demonstrationen derDeutschen für das Selbstbestimmungsrechtgewaltsam beendet wurden, gedachten unsereLandsleute an die ermordeten Opfer. Versetzen wiruns in die Zeit vor 94 Jahren.Die geschichtlichen Zusammenhänge werden heutekaum noch erwähnt, sie sollen in Vergessenheitgeraten, um Unrecht zu vertuschen. Was wargeschehen?Nach der Auflösung der Doppelmonarchie (28.-31.Oktober 1918) und der endgültigen Niederlage derk.u.k. Armee im Ersten Weltkrieg war dieHabsburgmonarchie am Ende. Der Kaiser, Karl I. vonÖsterreich, verzichtete am 11. November 1918 „aufjeden Anteil an den Staatsgeschäften“, zwei Tage

später erklärte er als König Karl IV. von Ungarn, dengleichen Verzicht für das Königreich Ungarn. Wederdie bisherige österreichische noch die ungarischeReichshälfte, ab 31.Oktober voneinander unabhängig,wurde als Staat formell aufgelöst, aber auf ihrenTerritorien gründeten sich die neuen souveränenStaaten Tschechoslowakei (28. Oktober) undDeutschösterreich (30. Oktober 1918) Ungarn blieb alsRäterepublik ein verkleinertes Königreich ohne König.Weitere Gebiete wechselten zum Kriegssieger Italien,zum neuen Staat der Slowenen, Kroaten und Serben,zu Rumänien und zu Polen, das als Staat aus TeilenAltösterreichs Deutschlands und Russlands wiedererschaffen wurde.Hier einige statistische Zahlen:Deutschösterreich bis 21.Oktober 1919dann Republik ÖsterreichAmtssprache: deutschHauptstadt: WienStaatsform: Republik ab 12.11.1918

Landrat Vogel bei seiner Ansprache mitDolmetscherin Frau Kelch und dem Projektleiter

Herrn Lauckner (v.l.n.r.)

Nicht nur Landrat Vogel zeigte sich begeistert vonder Leistung der Schüler aus Schwarzenberg und

Pernink/Bärringen

Auch „alte Hasen“ des Bergbaues waren von derAusstellung begeistert.

Den Abschluss bildete das große Buffet, denn werarbeitet soll bekanntlich auch essen.

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Staatsoberhaupt: bis 4. März 1919: Franz Dinghofer,Johannes Hauser, Karl Seitz,gleichberechtigte Vorsitzende derProvisorischen Nationalversammlungab 5. März 1919 bis 9. Dezember 1920Karl Seitz, Vorsitzender derKonstituierenden NationalversammlungRegierungschef: Staatskanzler Karl Renner,ab 7. Juli 1920 Michael MayrFläche: (beansprucht) 118,311 km²Einwohnerzahl: (beansprucht) 10,37 Mio.Währung: Österreichische KroneUnabhängigkeit: 30. Oktober 1918Das Ende des Staatskonzepts DeutschösterreichsIm Frühjahr 1919 stellte sich heraus, dass dasStaatskonzept Deutschösterreichs nicht realisierbarwar. Es gelang Österreich, als Kriegsverlierer, nicht alljene Gebiete des früheren Kaiserlichen Österreich ineinem Staat zusammenzufassen, auf die er Ansprucherhob. Südtirol seit 3.11.1918 italienisch besetzt,wurde von Italien formell annektiert; mehrheitlichdeutsch besiedelte Gebiete wurden von derTschechoslowakei besetzt und fielen letztendlich ihrzu. Auch das vom US-Präsidenten Woodrow Wilson,formulierte Selbstbestimmungsrecht der Völker konntenicht realisiert werden.In vielen deutsche Städten in Böhmen und Mährenkam es zu friedlichen Demonstrationen, die blutig vomtschechischen Militär niedergeschlagen wurden. Heutespricht man von 54 Opfern und über 100Schwerverletzten. Die meisten Opfer, 25, waren inKaaden zu beklagen. An der Stelle des Massengrabeswurden 4 Gedenktafeln und eine Namenstafel errichtetgemeinsam mit der Stadt Kaaden (Kadan) wird jedesJahr an diese Opfer erinnert. In Gedenkreden wird an

die Umstände dieser Opfer von 1919 erinnert, undgemeinsam bekundet dafür zu sorgen, damit so etwasnie wieder passiert. In diesem Jahr nahm erstmalig einVertreter des Vorsitzenden der SudetendeutschenLandsmannschaft, Herr Ortmann, auch BdV-Vorsitzender von Hessen, teil. Die Nachkommen derErlebnisgeneration sollte auch diese Ereignisse nichtvergessen. Die Treffen verantwortlicher Politiker ausder tschechischen Republik und Bayern lassen hoffen,das eine derartige Entgleisung unserer Nachbarn nichtmehr möglich ist. Erstmalig hat ein TschechischerPremierminister, Petr Nečas, uns Sudetendeutschenals seine Landsleute und ehemalige Mitbürgerbezeichnet, einen Kranz im KZ-Dachau für die Opferder Sudetendeutschen niedergelegt und sich für dieFehler in der Vergangenheit entschuldigt. Er stelltefest, dass die Vertreibung der Deutschen ein großerVerlust für die Tschechische Republik war und istbereit gemeinsam mit uns den weiteren Weg zugehen, auch wenn noch viele Steine aus dem Weg zuräumen sind. Zitat: „Die gemeinsame Vergangenheitverpflichtet uns, für die gemeinsame Zukunft zuarbeiten“. Der sächsische Stellvert reter desBundesvorsitzenden der SL., Herr Claus Hörrmann,hatte Gelegenheit seine Meinung beim Besuch zuäußern. Zitat: „Ministerpräsident Nečas steht zurVerantwortung der Tschechischen Republik fürUnrecht und Leid, das Tschechen den Deutschenzugefügten und bedauert es ausdrücklich. Dies undseine Wahrnehmung von uns als seine ehemaligenMitbürger bilden Vertrauen und verdienen Respekt.Die Suche nach gemeinsamer Geschichts-interpretation wie auch die Heilung des Unrechtsbleiben ein steiniger Weg“. Der Tschechische Premierbestätigte dies mit, das ist auch meine Meinung.

Gedenken der Toten von 1919 auf dem Friedhof in Kadaň/Kaaden am 2. März diesen Jahres. Fotos: Alexander Lohse

Randnotizen

Polizei findet in Deutschland vor Jahrengestohlene Statue aus Böhmen

In einem Bremer Auktionskatalog haben Ermittler einevor vielen Jahren in Tschechien gestohlene Statuegefunden. Die Holzplastik des heiligen JohannesNepomuk war 1996 aus einer Kirche in Lašovice beiRakovník entwendet worden. Darüber informierte dieNachrichtenagentur dpa. Die Statue tauchte nun indem Katalog eines Bremer Auktionshauses auf. Dietschechische Polizei, die diese Kataloge regelmäßig

durchsuche, sei auf die Statue gestoßen, sagte eineBremer Polizeisprecherin am Montag. Die deutschenBeamten stellten das Diebesgut sicher. Zurzeitverhandeln die Behörden über die Rückgabe derPlastik nach Tschechien.RP [Radio Prag] 29.1.2013

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Kommunismus war besser als Gegenwart, meintein Drittel der Tschechen

Weniger als die Hälfte der tschechischen Bürger istder Meinung, dass die jetzige Situation besser als daskommunistische Regime vor 1989 ist. Der Anteil derAnhänger der derzeitigen Ordnung liegt bei 46Prozent, was der niedrigste Wert seit 1992 ist.Dagegen vert reten 32 Prozent der Tschechen dieAnsicht, dass das Regime vor 1989 besser war. Esfolgt aus der jüngsten Umfrage derMeinungsforschungsagentur STEM, deren Ergebnisseam Mittwoch veröffentlicht wurden.RP 30.1.2013

Präsident Klaus genießt geringstes Vertrauen seit2003

Präsident Václav Klaus genießt das geringsteVertrauen der Bürger seit seiner Wahl im Frühjahr2003. In einer Umfrage desMeinungsforschungszentrums CVVM haben 26Prozent der tschechischen Bürger im Januarangegeben, dem Staatsoberhaupt zu vertrauen. Nochim Vormonat Dezember waren es um 27 Prozentzufriedene Bürger mehr. Im deutlichen Rückgang desVertrauens widerspiegelt sich vor allem dieumfangreiche Amnestie, die Klaus am 1. Januarverkündet hat. Auf Ablehnung stieß vor allem dieEntscheidung, jene strafrechtlichen Verfolgungeneinzustellen, die länger als acht Jahre dauern und beidenen höchstens zehn Jahre Gefängnis drohen.RP 5.2.2013

Tschechische Ärzte entwerfen Plan für Kampfgegen Alkoholsucht

Tschechische Fachärzte haben am Mittwoch einenAktionsplan für den Kampf gegen Alkoholsuchtvorgelegt. Das neue Konzept soll dazu beitragen, dasssich mehr Menschen einer Entzugsbehandlungunterziehen. Der Vorsitzende der Gesellschaft fürSuchtkrankheiten, Petr Popov, nannte als einen Grunddie Erfahrungen aus dem Skandal um gepanschtenSchnaps. 39 Menschen sind in Tschechien bishernach dem Genuss von vergiftetem Alkohol gestorben.Die Gefahr der Alkoholsucht werde in Tschechienunterschätzt, sagte Popov.Den Statistiken nach trinken Tschechen im Alter über15 Jahre durchschnittlich 16,6 Liter reinen Alkohols proJahr. Der Durchschnitt in der EU liegt dabei bei 12,5Litern. nach Angaben der Ärzte sind 12,5 Prozent derMänner und 2,7 Prozent der Frauen in Tschechienalkoholsüchtig.RP 6.2.2013

Tourismus boomt: 2012 übernachteten um 5,8Prozent mehr Gäste als 2011 in Tschechien

In tschechischen Hotels, Pensionen und Camps warenim vergangenen Jahr rund 13,65 Millionen Gästeuntergebracht; das ist um 5,8 Prozent mehr als im Jahrzuvor. Auch die Anzahl der Nächte, die in denUnterkünften verbracht wurde, ist gestiegen, und zwarum 3,5 Prozent. Für den Zuwachs an Besuchern undÜbernachtungen haben in erster Linie erneut die

ausländischen Touristen gesorgt, gab dasTschechische Statistikamt (ČSÚ) am Donnerstagbekannt. Demgegenüber sei die durchschnittlicheDauer der Übernachtungen zurückgegangen. DieGäste kämen also häufiger, dafür aber für kürzereZeiträume zu Besuch nach Tschechien, informiertendie Statistiker.RP 7.2.2013

Tschechischer Fotograf thematisiert Vertreibungmit Barbie-Puppen

Eine Ausstellung mit dem Namen „Die Kunst zu töten“des Fotokünstlers Lukáš Houdek ist seit Freitag in derTechnischen Nationalbibliothek in Prag zugänglich.Houdek hat für die Ausstellung brutale Szenen derVertreibung der Deutschen nach dem ZweitenWeltkrieg nachgestellt. In den Bildern des 27-Jährigenwerden Plastikpuppen erhängt oder von Soldatenvergewaltigt. Er habe von schrecklichen Massakernerfahren und habe sich dazu ausdrücken müssen,sagte der Künstler. Das falsche Lächeln der Barbie-Puppen passt nach Ansicht des Fotografen zu seinerkünstlerischen Aussage. Das symbolisiere die Haltungder Mehrheit der Öffentlichkeit in Tschechien, die diedamaligen Taten herunterspiele und entschuldige, soHoudek. Die Fotos sind auch als Teil der Freiluft-Installation Artwall am Moldau-Ufer zu sehen.RP 8.2.2013

Staatspräsident Klaus bezeichnet Vorgänger Havelals Linksextremist

Präsident Václav Klaus hat seinen Vorgänger VáclavHavel als einen Linksextremisten bezeichnet, der dieexistierende menschliche Ordnung zerstört habe. Lautder tschechischen Tageszeitung Lidové noviny sollKlaus dies in einem Gespräch für eine polnischeZeitung geäußert haben. Der amtierendeStaatspräsident nannte die Ideenwelt seinesVorgängers „Havlismus“ und verglich sie mit demfranzösischen Jakobinismus. Havel habe sich stattDemokratie eine Postdemokratie der Eliten gewünschtund sei ein aggressiver Vertreter vonaußenpolitischem Interventionismus gewesen, soKlaus weiter.RP 11.2.2013

Tschechien und Deutschland intensivierengemeinsame Bekämpfung der Drogenkriminalität

Tschechien und Deutschland wollen ihreZusammenarbeit bei der Bekämpfung derDrogenkriminalität intensivieren. Zu den verschärftenMaßnahmen auf diesem Gebiet gehöre zum Beispieldie Verpflichtung Tschechiens, die Verfahren zurAusweisung von Ausländern, die mit Drogen handeln,zu beschleunigen. Außerdem soll neben derKooperation von Polizei und Zoll beider Länder nunauch die Zusammenarbeit im Bereich der Justizforciert werden. Das erklärten der tschechischeInnenminister Jan Kubice und sein deutscherAmtskollege Hans-Peter Friedrich (CSU) amDonnerstag nach ihrem Treffen in Prag vorJournalisten.

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Bundesinnenminister Friedrich hat Tschechien zuweiteren Anstrengungen im Kampf gegen die DrogeCrystal Meth aufgerufen. Das sei eine Gefahr fürunsere jungen Leute, sagte Friedrich in Prag derNachrichtenagentur dpa. Die Drogenkriminalität imGrenzgebiet habe „fast epidemische Ausmaßeangenommen“, bestätigte Innenminister Kubice. Erkündigte eine Verschärfung der tschechischenDrogengesetze an. Das Aufputschmittel Crystal breitetsich in den neuen Bundesländern und in Bayern immerweiter aus. Crystal führt zu körperlichem Verfall undPsychosen bis hin zum Tod nach längerem Gebrauch.Im Zusammenhang mit Crystal Meth wurden imvorigen Jahr in beiden Ländern mehr als 1000Menschen festgenommen, wie dasBundesinnenministerium mitteilte. Die im Grenzgebietsichergestellte Menge Methamphetamin nehme vonJahr zu Jahr zu, bestätigte Petr Kočí von derAntidrogen-Zentrale der tschechischen Polizei amMittwoch. In Sachsen und Bayern gebe es eineNachfrage für das Aufputschmittel sowie dieentsprechende Kaufkraft, auf tschechischer Seitewachse das Angebot. Es sei ein Problem, das beideSeiten teilten, sagte Kočí der Presseagentur dpa. DerBesitz von Drogen sei in Tschechien keineswegs legal,betonte der Polizist. RP 14.2.2013

MfDnes: Antikorruptionspolizei ermittelt gegenČEZ wegen Mibrag-Verkauf

Die Antikorruptionseinheit der Polizei und PragerWirtschaftskriminologen ermitteln in vier Fällen gegenden Energiekonzern ČEZ. Der Grund seien jeweilsStrafanzeigen, berichtete die Tageszeitung „Mladáfronta Dnes“ am Montag. Die Ermittler interessierensich laut dem Blatt auch für den Kauf und späterenVerkauf eines Teils der MitteldeutschenBraunkohlegesellschaft (Mibrag). Die weiteren Fällebetreffen Finanztransaktionen zwischen ČEZ undseiner Tochtergesellschaft in Albanien, den Bau einesAtommüllzwischenlagers am AKW Temelín undöffentliche Aufträge der Tochterfirma Škoda PrahaInvest.Im Fall der Mibrag soll ČEZ beim Verkauf seinerUnternehmensanteile im Jahr 2011 große Verlustegemacht haben, berichtet die MfDnes. Dertschechische Konzern bestreite dies jedoch, hieß es.In diesem Fall war die Strafanzeige über die ObereStaatsanwaltschaft Prag eingegangen.RP 18.2.2013

Oberstes Verwaltungsgericht bestätigt ZemansWahl zum Staatsoberhaupt trotzGesetzwidrigkeiten in seiner Kampagne

Das Oberste Verwaltungsgericht hat alle 109Beschwerden über die Präsidentenwahlzurückgewiesen. Damit bestätigte das Gericht MilošZemans Sieg in der Präsidentenwahl, obwohl esmindestens drei Gesetzwidrigkeiten in ZemansKampagne vorfand. Dazu gehört beispielsweise das inder Boulevardzeitung „Blesk“ veröffentlichte Inserat, indem der Gegenkandidat Karel Schwarzenberg scharfangegriffen wurde. Unter den Gegenstimmen warbeispielsweise die mehrfache Olympiasiegerin, Věra

Čáslavská. Sie beschwerte sich vor allem überZemans Kampagne, die vor der zweiten Runde derPräsidentenwahl stattfand. Viele Beschwerdenmachten darauf aufmerksam, dass Zeman in derKampagne unwahre, fremdenfeindliche undnationalistische Argumente benutzte. Theoretisch kannsich noch das Verfassungsgericht mit dem Verlauf derPräsidentenwahl beschäftigen. EventuelleBeschwerden haben aber keinen direkten Einfluss aufZemans Einführung ins Staatspräsidentenamt. Derdesignierte Staatspräsident Miloš Zeman zeigte sicherfreut über die Entscheidung des OberstenVerwaltungsgerichts. RP 19.2.2013

Böhmischstämmiger Kinderbuchautor OtfriedPreußler gestorben

Der aus Böhmen stammende Kinderbuchautor Ot friedPreußler ist tot. Er starb am 18. Februar im Alter von89 Jahren in Prien am Chiemsee, wie der StuttgarterThienemann Verlag am Mittwoch mitteilte. Zahlreicheseiner Werke wie etwa „Krabat“, „er RäuberHotzenplotz“ oder „Die kleine Hexe“ zählen zu denbeliebtesten und bekanntesten Kinderbüchern.Preußlers 32 Bücher wurden in 55 Sprachenübersetzt, vielfach preisgekrönt und weltweit mehr als50 Millionen Mal verkauft.Preußler wurde 1923 im nordböhmischenReichenberg, dem heutigen Liberec geboren. Schonmit zwölf Jahren schrieb er seine ersten Geschichten.Er wollte später als Schriftsteller in Prag leben. Dochnach dem Abitur 1942 wurde Preußler zur Wehrmachteinberufen und kam nach fünf Jahren russischerGefangenschaft 1949 ins oberbayerische Rosenheim.Um sich eine Existenz aufzubauen, fing er nochwährend des Lehrerstudiums mit dem Schreiben an -zunächst als radelnder Lokalreporter, dann als Autorfür den Kinderfunk. Sein erster großer Erfolg gelangPreußler 1956 mit dem „Kleinen Wassermann“. 1962rief Preußler den Räuber Hotzenplotz ins Leben.RP 20.2.2013

Nečas wirbt im bayerischen Landtag für engePartnerschaft mit Tschechien

Premier Petr Nečas hat am Donnerstag als erstertschechischer Regierungschef eine Rede imbayerischen Landtag gehalten. Er warb dabei für eineenge Partnerschaft seines Landes mit dem Freistaat.Nečas sprach auch offen die Vertreibung derSudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg an. Erbedauere, dass dabei unschuldigen Menschen vielLeid und Unrecht zugefügt wurde. Eine Rückgabeenteigneten Eigentums schloss er aus. DieAbgeordneten sollen nach der Rede demtschechischen Gast stehend applaudiert haben. Nachseinem Auftritt im Landtag besucht Petr Nečas zumEnde seines zweitägigen Besuchs in Bayern dasDeutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt inOberpfaffenhofen.Petr Nečas war am Mittwoch zu seinem erstenoffiziellen Besuch im Freistaat eingetroffen. Zuvor warder bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer(CSU) bereits zweimal in Prag und hatte damit sechsJahrzehnte nach der Vertreibung der

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Sudetendeutschen ein Tauwetter eingeleitet. Seehoferbezeichnete den Gegenbesuch des tschechischenRegierungschefs am Mittwoch als „sehr schön, sehrhistorisch und sehr gut“. Bei einem Vieraugengesprächvereinbarten beide jährliche Begegnungen derMinisterpräsidenten und regten an, eine bayerisch-tschechische Parlamentariergruppe einzurichten.Außerdem soll es eine gemeinsameLandesausstellung geben.RP 21.2.2013

Premier Nečas unterzeichnet Abkommen überEntschädigung der Kirchen für konfisziertesEigentum

Premier Petr Nečas hat am Freitag Abkommen mit 16Kirchen und Glaubensgemeinschaften überEntschädigung unterzeichnet. Die Abkommen regelndie Auszahlung einer finanziellen Entschädigung fürUnrecht, dass die Kirchen während des Kommunismuserlitten hatten. Die Kirchen erhalten über einenZeitraum von 30 Jahren rund 2,9 Milliarden Euro. DieRegierung zieht sich jedoch aus der Zahlung derPriestergehälter zurück. Der Premier sagte nach derUnterzeichnung, es sei ein Akt der Gerechtigkeit.Zudem werde eine Grundlage für neue moderneBeziehungen zwischen Staat und Kirche geschaffen,so Nečas. Die tschechischen Baptisten haben auf einefinanzielle Entschädigung verzichtet.RP 22.2.2013

Kirchenvertreter halten Unterzeichnung derAbkommen für Schritt zur Unabhängigkeit derKirchen

Die Unterzeichnung der Abkommen überEntschädigung stellt einen wichtigen Schritt auf demWeg zur Unabhängigkeit der Kirchen dar. Dies sagtenKirchenvertreter, die die Nachrichtenagentur ČTK amFreitag angesprochen hat. Die Kirchenvertreter sinddavon überzeugt, dass das Eigentum, dass dieKirchen vom Staat zurück bekommen werden, nichtnur den Kirchen und den Gläubigen, sonderninsbesondere der breiten Öffentlichkeit Nutzen bringenwird. Abkommen mit 16 Kirchen undGlaubensgemeinschaften über Entschädigung hatPremier Petr Nečas am Freitag unterzeichnet. DieAbkommen regeln die Auszahlung einer finanziellenEntschädigung für Unrecht, dass die Kirchen währenddes Kommunismus erlitten hatten. Der Vorsitzendedes Ökumenischen Kirchenrats, Joel Ruml, erklärte,es sei ein Schritt, der eine moderne Beziehung derKirchen und Glaubensgemeinschaften zumkonfessionell neutralen Staat ermögliche.RP 23.2.2013

Teilnehmer des Studentenmarsches von 1948unterstützen antikommunistische Proteste

Vor 65 Jahren haben die Kommunisten die Macht inder damaligen Tschechoslowakei ergriffen. Ausdiesem Anlass wurden am Montag mehrereVeranstaltungen organisiert. Einige hundert Menschensind am Nachmittag auf dem Altstädter Ringzusammengekommen, um gegen die kommunistische

Partei und ihre Vertretung in Kreisräten zuprotestieren.Mit einer Gedenkveranstaltung wurde am Montageines Studentenmarsches vor 65 Jahren gedacht. Am25. Februar 1948 waren Prager Studenten zur PragerBurg marschiert, um beim Staatspräsidenten gegendie kommunistische Machtergreifung zu protestieren.Der Demonstrationszug war von der Polizei mitWaffengewalt aufgelöst worden. Bei derGedenkveranstaltung haben die Redner aktuelleProtestaktionen gegen Kommunisten in den KreisrätenTschechiens unterstützt. Die Zeitzeugen brachten ihreVerwunderung durch die Ergebnisse derRegionalwahlen im Herbst letzten Jahres zumAusdruck. Jeder wisse heute, was Kommunismusbedeutete. Trotzdem gebe es Leute, die Wahlzettel fürdie kommunistische Partei bei der Wahl abgäben. Diessei erschütternd, sagte František Šedivý von derKonföderation politischer Häftlinge.In Prag wurde am Montag zudem das 7. internationaleFestival gegen Totalitarismus eröffnet. Auf demProgramm stehen Ausstellungen, Diskussionen,Filmvorstellungen und Konzerte.RP 25.2.2013

Kreis Ústí Spitzenreiter beim Klau ausländischerAutos nach Tschechien

Die Polizei im nordböhmischen Kreis Ústí nad Labem /Aussig hat im vergangenen Jahr 620 Autos entdeckt,die illegal importiert und angemeldet wurden. Das istdie höchste Zahl von im Ausland gestohlenenFahrzeugen in ganz Tschechien. Die Polizei vermutet,dass der Autoklau ursächlich mit der Nähe zur Grenzemit Deutschland zusammenhängt, von wo die Wageneingeführt wurden, sagte der Chef derAusländerpolizei des Kreises, Pavel Češka, amDonnerstag vor Journalisten. Seit dem Jahr 2011beteilige sich seine Abteilung an dengesamtstaatlichen Fahndungen nach gestohlenenAutos, die in Tschechien legalisiert werden sollen, soČeška. Im Jahr 2012 habe die Polizei über 15.000Fahrzeugpapiere kontrolliert, davon seien 924gefälscht gewesen. Der mit dem Autoklau imvergangenen Jahr verknüpfte Schaden liege erstenSchätzungen zufolge bei über 80 Millionen Kronen (ca.3,2 Millionen Euro), sagte Češka.RP 28.2.2013

Verfassungsgericht räumt HochverratsklagePriorität ein

Die am Montag vom tschechischen Senat eingereichtKlage wegen Hochverrats gegen den nochamtierenden Staatspräsidenten Václav Klaus wird vomVerfassungsgericht mit Priorität behandelt. Man werdedie Klage allen anderen Fällen vorziehen, erklärte derGeneralsekretär des Gerichts am Montag. EineEntscheidung des Gericht vor Ende März sei aber sehrunwahrscheinlich, da es sich um einen sehr ernstenVorwurf handele, der äußerst sorgfältige Abwägungbedürfe, so der Sekretär weiter.Zunächst muss nun das Gericht prüfen, ob alleBedingungen für eine Anklage erfüllt seien. Sollte dieAnklage nicht aus formalen Gründen abgelehnt

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werden, muss vor der endgültigen Entscheidung eineöffentliche Sitzung stattfinden. Der Staatspräsidentdarf mindestens einen Verteidiger benennen. Sowohlder Präsident, seine Verteidiger als auch die Vertreterdes Senats haben dann das Recht, sich zu denVorwürfen zu äußern sowie Zeugen und Experten zuhören. Sollte der Präsident verurteilt werden, drohenihm der Verlust des Amtes und der Bezüge. Da dieAmtszeit von Präsident Klaus aber am 7. März endet,könnte er nur seine Altersbezüge verlieren. Unklar istnoch, ob sein Ausscheiden aus dem Amt ein formalerAusschlussgrund für die Klage ist.RP 4.3.2013

Maler Brázda gibt Verdienstmedaille an PräsidentKlaus zurück

Der international bekannte tschechische Maler PavelBrázda hat Präsident Václav Klaus seine 2008erhaltene Verdienstmedaille zurückgegeben. Der 86-jährige Künstler erklärte, die Schritte von Václav Klausin den letzten Monaten hätten ihn davon überzeugt,dass die Tätigkeit von Klaus’ verderblich sei. Der Steindes Anstoßes für die Rückgabe der Auszeichnungseien Klaus´ Erklärungen über Präsident Havelgewesen, so Brázda. Der Maler erwähnte in seinemBrief an Präsident Klaus zudem die negative Haltungdes Staatspräsidenten zur EU sowie seine übertriebengroße Sympathien für Russland. Da er mit einemsolchen Präsidenten nichts mehr gemeinsam habenwolle, gebe er die Auszeichnung zurück, schrieb derKünstler.Pavel Brázda wird als bedeutendster Maler derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesehen. SeineWerke sind gerade in einer Ausstellung im PrgaerRepräsentationshaus zu sehen.RP 4.3.2013

Václav Klaus scheidet aus dem Amt destschechischen Staatspräsidenten

Václav Klaus scheidet am Donnerstag (7.3.) nachzehn Jahren aus dem Amt des tschechischenStaatspräsidenten. Am Abend wird er ein letztes Maloffiziell bei einer Fernsehansprache zu den Bürgernseines Landes sprechen. In einem weiteren Interviewfür das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehenäußerte er sich am Mittwochabend unter anderem zuder Hochverratsklage linksgerichteter Senatorengegen ihn. Dies sei ein politischer Kampf gegen seinePerson, sagte Klaus. Er könnte sich deswegengezwungen sehen, weiter Politik zu machen, so derscheidende Staatspräsident.Bürgerinitiativen haben für den Donnerstag mehrereHappenings angekündigt, um das Ende von Klaus´Amtszeit zu feiern. Unter anderem werden auf demHradschiner Platz Kugelschreiber niedergelegt - inAnspielung auf Klaus´ Besuch in Chile im Jahr 2011,als der tschechische Präsident bei einerPressekonferenz unauffällig einen Kugelschreiber inseinem Sakko verschwinden ließ.RP 7.3.2013

Schwarzenberg ruft Katholiken zu mehr Distanzgegenüber Staat und Politik auf

Außenminister und Vizepremier Karel Schwarzenberg(Top 09) hat am Samstag alle Katholiken dazuangehalten, gegenüber Politik und Staat Distanz zuhalten. Seiner Meinung nach würden Gläubigeheutzutage manchmal zuviel Halt beim Staat und derPolitik suchen und dabei vergessen, die Lehren ausdem 20. Jahrhundert zu ziehen, sagte Schwarzenbergbei einer Messe zu den Feierlichkeiten für die ApostelKyrill und Method in Prag. Im 20. Jahrhundert war derEinfluss der Kirche in der damaligenTschechoslowakei durch den Staat beträchtlichbeschnitten worden. Die Kirche wurde ebenso umeinen erheblichen Teil ihres Eigentums gebracht. Mitdem jüngst zwischen der Nečas-Regierung und derKirche unterzeichneten Vertrag zur Kirchenrestitutionsoll jetzt eine staatliche „Schuld“ beglichen werden.RP 9.3.2013

Durchschnittslohn 2012 in Tschechien bei knapp1000 Euro

Der durchschnittliche Lohn in Tschechien ist 2012 imJahresvergleich um 665 Kronen (ca. 26 Euro) aufnunmehr 25.101 Kronen gestiegen. Damit wurde imvergangenen Jahr ein durchschnittlicher Monatslohnvon umgerechnet etwa 1000 Euro gezahlt. Paralleldazu sind jedoch auch die Preise gestiegen. NachAbzug der Inflation ist der Reallohn daher im Jahr2012 um 0,6 Prozent gesunken, informierte amMontag das Tschechische Statistikamt (ČSU).RP 11.3.2013

Schriftsteller und Wissenschaftler kritisierenInaugurationsrede von Präsident Zeman

Rund 90 tschechische Persönlichkeiten aus demöffentlichen Leben kritisieren Staatspräsident MilošZeman wegen seiner Attacke gegen die Medien in derInaugurationsrede am Freitag. Zeman hatte einem„beträchtlichen Teil der tschechischen Medien“Meinungsmanipulation vorgeworfen und ihm denKampf angesagt. Damit habe Zeman indirekt dieMeinungsfreiheit im Land angegriffen, schreibenSchriftsteller, Wissenschaftler und Publizisten in einemoffenen Brief an tschechische Politiker. Zu denUnterzeichnern gehören unter anderem die AutorenIvan Klíma und Jáchym Topol, die Soziologin JiřinaŠiková, der Journalist Bohumil Doležal und der Leiterdes Jüdischen Museums in Prag, Leo Pavlát. Der Briefist an wichtige Politiker adressiert wie Premier PetrNečas und an die Vorsitzenden beiderParlamentskammern, Milan Štěch und MiroslavaNěmcová.RP 12.3.2013

Senat: Kirchen müssen Steuer beim Verkauf ihresBesitzes zahlen

Die Kirchen werden verpflichtet sein, beim Verkaufihres im Rahmen der Restitution zurückgegebenenBesitzes die Einkommenssteuer zu bezahlen. DerSenat hat am Mittwoch die entsprechende Novelle desSteuergesetzes reibungslos verabschiedet.

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Die Kirchen-Restitution ist zu Beginn des Jahresoffiziell in Kraft getreten. So sollen die 16 Kirchen undGlaubensgemeinschaften Eigentum im Wert vonumgerechnet 2,9 Milliarden Euro zurückerhalten. DieKirchen sollten ursprünglich von der Steuer befreitwerden, wie es im allgemeinen Restitutionsgesetz von1992 festgelegt worden war. Die aktuelle Novelle gehtaus einem Kompromissvertrag aus, der zwischen derRegierungskoalition und dem Abgeordneten MichalDoktor (Jihočeši 2012) Ende des letzten Jahresgeschlossen wurde. Doktor hat dafür seineZustimmung dem Gesetz über die Rückgabe desEigentums an die Kirchen versprochen.RP 13.3.2013

Umfrage: zwei Drittel der Tschechen unzufriedenmit Zustand der Demokratie im Land

Immer mehr Tschechen kritisieren das politischeUmfeld in ihrem Land. In der neuesten Umfrage desMeinungsforschungsinstituts CVVM äußerten sich 63Prozent unzufrieden mit dem Zustand dertschechischen Demokratie, das sind zehnProzentpunkte mehr als vor einem Jahr. Genausoviele Befragte glauben, dass die Menschen inTschechien ungleich und ungerecht behandelt würden.Laut CVVM lässt sich der Vertrauensverlust durch dasschwindende Vertrauen der tschechischen Bürger indie Regierung Nečas und die Arbeit desAbgeordnetenhauses erklären sowie durch denVertrauensverlust des mittlerweile bereits aus demAmt geschiedenen Staatspräsidenten Václav Klausnach dessen Neujahrs-Amnestie.RP 13.3.2013

DTIHK: Gehälter in Tschechien wachsenlangsamer

(DTPA/MT) PRAG: Der sinkende Trend beimGehaltsanstieg von Mitarbeitern und leitendenAngestellten in internationalen Unternehmen inTschechien setzt sich fort. Dies ist das Ergebnis deraktuellen Studie zur Vergütung, die die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK)und Kienbaum Management Consultants gemeinsamveröffentlichten. Demnach lag der Gehaltszuwachsvon Mitarbeitern und leitenden Angestellten 2012 imSchnitt nur bei 4,2 Prozent. Noch im Vorjahr war es einProzent mehr, 2010 und 2009 wuchsen die Gehältermit 7 Prozent sogar wesentlich schneller. Die Höhe derEntlohnung weicht außerdem je nach Fachrichtungund Region deutlich ab. In die Umfrage flossen dieGehaltsdaten von 22367 Mitarbeitern in rund 70Unternehmen verschiedener Größe, Branche undRegion in Tschechien ein. Die Ergebnissebestätigen, dass gut ausgebildete Beschäftigte besserentlohnt werden. Dabei bestehen deutlicheUnterschiede zwischen einzelnen Fachrichtungen:Über das höchste Einstiegsgehalt können sich

Absolventen von technischen Fächern und IT freuen,gefolgt von den Rechts- und Wirtschafts-wissenschaftlern. Aus den Absolventen dieserStudiengänge rekrutieren sich gleichzeitig die meistenFührungskräfte. Am unteren Ende der Skala befindensich die Sozialwissenschaften. Mehr als die Hälfte derBefragten stuft das Ausbildungsniveau bereitsbeschäftigter Arbeitskräfte als befriedigend ein, 21Prozent bezeichnen es hingegen nur alsmangelhaft. Weniger positiv stellt sich dieVerfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte dar: EinGroßteil der Unternehmen (61 Prozent) bewertet siemit der Note "mangelhaft". Am stärksten fehlt es denFirmen an Facharbeitern und Mitarbeitern in derProduktion. "Viele deutsch-tschechische Unternehmenleiden zunehmend unter dem Fachkräftemangel, da inder Berufsausbildung in Tschechien zu wenig Wert aufdie Praxis gelegt wird", bestätigt DTIHK-Geschäftsführer Bernard Bauer die Ergebnisse derStudie. "Deshalb versuchen wir in Kooperation mitdem Bildungsministerium, großen tschechischenUnternehmensverbänden und Firmen die Kooperationzwischen Schulen und Unternehmen in Tschechien zustärken", so Bauer. Gehaltsdifferenzen hängen auchvon der Position, Mitarbeiterleistung und externenFaktoren wie der Arbeitsmarktsituation ab. Einebesonders wichtige Rolle spielen außerdem dieUnternehmenszweige. Im Branchenvergleich werdendie Fach- und Führungskräfte in der Finanz- undVersicherungsbranche am besten entlohnt.Mehr als 60 Prozent über dem Durchschnitt liegenauch die Gehälter in der Medizintechnik, gefolgt vonder Energie- und Rohstoffwirtschaft mit 53 Prozent.Einen wachsenden Einfluss auf die Verdienst-möglichkeiten hat der Unternehmensstandort:Während 2012 in Prag die Gehälter vonFach- und Führungskräften um die Hälfte über demLandesdurchschnitt lagen (2011 waren es 30 Prozent),verdienten solche in Südböhmen und Südmähren etwa20 Prozent weniger als der Durchschnitt. Einendirekten Ländervergleich ermöglichen dieVergütungsreporte aus Mittel- und Osteuropa, die inKooperation zwischen den deutschen Auslands-handelskammern und Kienbaum entstehen.Interessant sind sie nicht zuletzt für Arbeitgeber,denen sie Anhaltspunkte darüber geben, wieihre Konkurrenten ihre Mitarbeiter bezahlen. Laut denaktuellen Ergebnissen ist in ganz Mittel- undOsteuropa ein negativer Trend beim Gehälteranstiegspürbar. So verringerte sich dieser beispielsweise inUngarn 2011/12 gegenüber dem Vorjahr im Schnitt ummehr als ein Prozent auf 5,7; in Russland im selbenZeitraum sogar von 10,2 auf 8,7 Prozent.Der Vergütungsreport Tschechien 2013 kann bei derDTIHK käuflich erworben werden. Näheres dazu unter:http://tschechien.ahk.de/publikationen/verguetungsstudie/DTPA 26.2.2013

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BuchtippAmphora: Die Porzellan- und Keramik-Manufaktur in Nordböhmenvon Volker Mölle Riessner

Dieses Buch beschreibt nicht nur eine Firma, sondern es istgleichzeitig ein zeitgeschichtliches Dokument mit mehr als500 Abbildungen.Volker Mölle Riessner, geboren 1941 in Teplitz (heuteTeplice in der Tschechischen Republik), hat als Urenkel vonAlfred Stellmacher und Enkel von Hans Riessner in diesemBuch nach jahrelangen Recherchen den Werdegang der um1900 berühmten Kunstkeramischen Werke AMPHORA TurnTeplitz (Nordböhmen) dargestellt.Diese Firma erhielt in der Jugendstilzeit zahlreicheAuszeichnungen auf Weltausstellungen.Der Inhalt des Buches befasst sich mit der Geschichte, demUmfeld und den Lebensläufen der beteiligten Personen.Enthalten sind zahlreiche Aufnahmen, Karten, Statistiken undGrafiken u.a. der hergestellten Erzeugnisse, Zeitdokumente,Abbildungen der Porzellanmarken auch von Firmen aus demUmkreis von Teplitz.Ergänzt wird das Buch durch Berichte über die keramischeFachschule Teplitz, die evangelische Kirche(ngemeinde)Turnund die Herstellung von Porzellanerzeugnissen.Der Leitartikel ist in tschechischer und englischer Sprachebeigefügt.Das Buch hat 293 Seiten und ist im Verlag Pro Business zumPreis von 49,00 Euro erschienen. Die ISBN-Nummer lautet:9783863863791

Termine und Veranstaltungen

Reise zum Aberthamer Fest 2013 vom 14. bis 17. Juni 2013Anlass:

Freitag14.06.2013

Samstag15.06.2013

Sonntag16.06.2013

Wir organisieren auch in diesem Jahr wieder eine 4-Tage-Reise zum 23. Aberthamer Fest und dazusind Sie herzlich eingeladen.

Abfahrt ist in Ichenhausen um 07:00 Uhr. Zustiege sind in Augsburg um 07:45 Uhr, in Eching beiMünchen um 08:45 Uhr. Unsere Gäste aus dem Allgäu werden mit dem Kleinbus nachIchenhausen abgeholt.In der Weltkulturerbe-Stadt Bamberg ist der erste Halt gegen 12:00 Uhr. Sie lernen die urfränkischeKüche in einem gepflegten Restaurant kennen. Der 1000-jährige Bamberger Dom wird Ihnen ineiner Führung gezeigt. Auf der Regnitz und dem Main-Kanal machen Sie eine gemütliche Flussfahrtund in Bad Staffelstein in einem ****-Sterne-Hotel klingt der erste Reisetag aus.

Nach dem Frühstück fahren wir in die fränkische Pilgerstätte Vierzehnheiligen. Sie erleben eineFührung in der Basilika Vierzehnheiligen – es ist unsere Schwesterkirche – und im HausFrankenland, zum Bistum Bamberg gehörend, machen wir eine Mittagsrast.Danach geht die Reise durch Franken weiter nach Abertham und am Nachmittag werden wir inAbertham ankommen. Quartiere beziehen Sie in den bekannten Pensionen in Abertham oder ineinem ****-Sterne-Hotel in Oberwiesenthal. Sie haben die Wahl, wo Sie wohnen möchten!Um 17:30 Uhr wird das ABERTHAMER FEST mit einer Abendandacht eingeläutet.Gegen 18:15 Uhr machen wir eine Prozession zum Aberthamer Friedhof, zur Weihe des neuerstellten Gedenksteins für 16 Aberthamer, die 1945 durch Gewalt ihr Leben lassen mussten. DerChor aus Breitenbrunn gestaltet diese Weihe mit.Um 19:30 Uhr werden wir im „Blauen Stern“ in der Bergstadt Platten zu Abend essen und denErzgebirgsabend abhalten. Peppi Grimm wird uns anhand von Bildern zeigen, wie wir in den letzten22 Jahren die Aberthamer Feste gefeiert haben.

Um 10:00 Uhr ist das feierliche Hochamt. Der Breitenbrunner Kirchenchor wird die Messe singen.Das „Aberthamer Festessen“ ist im „Blauen Stern“ in der Bergstadt Platten. Den Nachmittag

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Montag17.06.2013

Anmeldung

Ihre Preise

am Freitag:

am Samstag:

am Sonntag:am Montag:

Hinweise:

verbringen Sie beim Fest in Abertham oder Sie fahren mit unserem Bus nach Karlsbad ins Cafeoder zum Spaziergang durch die Stadt.

Wir fahren über Graslitz zum Wintersportplatz Klingenthal. Sie lernen dort Deutschlands modernsteSkisprung-Arena kennen und genießen die beste Aussicht vom Anlaufturm. In einem gemütlichenvogtländischen Restaurant machen wir Mittag und starten zur Heimreise.

Sie können sich sofort anmelden bei:Mindel-Reisen – Frau Hattler – Telefon: 09072 / 3061 oder beiEhrenfried Zenker, Egertweg 69, 89075 Ulm; Telefon: 0731 / 265356

Die Reisepreise zum „Aberthamer Fest“ sind kostendeckend kalkuliert. Die Reise mit Übernachtungim ****-Sterne-Hotel in Oberwiesenthal mit 380,00 Euro pro Person und bei Übernachtung inAbertham oder Hengstererben mit 340,00 Euro pro Person.In diesem „Aberthamer Fest – Preis“ sind sämtliche Kosten enthalten, die Sie haben werden. Siebezahlen lediglich Ihre Getränke. Nur das Abendessen am Sonntag bezahlen Sie selbst, da wir amSonntag in den Nachmittags- und Abendstunden ein unterschiedliches Programm haben.ES IST EIN VORZÜGLICHES ANGEBOT UND DIESE LEISTUNGEN SIND IM REISEPREISENTHALTEN: Fahrt in einem modernen und klimatisierten Reisebus mit Toilette und Bordküche Mittagessen in einem gutbürgerlichen Gasthaus in Bamberg Führung im Bamberger Dom Schiffsreise auf der Regnitz und dem Mainkanal Abendessen, Übernachtung und Frühstück im ****-Sterne-Hotel Bad Staffelstein Führung in der Basilika Vierzehnheiligen Mittagessen in Vierzehnheiligen Abendessen im „Blauen Stern“ in der Bergstadt Platten Übernachtung und Frühstück in Oberwiesenthal oder in einer Pension in Abertham oder

Hengstererben (2 Nächte) SIE WÄHLEN, WO SIE WOHNEN MÖCHTEN ! „Aberthamer Festessen“ in der Bergstadt Platten Besichtigung der Skispring-Arena in Klingenthal Mittagessen in einem vogtländischen Restaurant

Die Sitzplätze im Bus werden entsprechend der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.Anmeldeschluss ist der 15. April 2013, jedoch erleichtern Sie die Organisation dieser schönenReise, wenn Sie sich baldmöglichst anmelden.Wir freuen uns, wenn Sie auch zum 23. Aberthamer Fest wieder mit uns ins böhmische Erzgebirgefahren.

Mit freundlichen Grüßen Ihre „Gruppe Abertham – Ehrenfried Zenker

6. Egertal-Heimatfest vom 2. bis 5. Mai 2013Das gemeinsame Wiedersehen der heimatvert riebenen Familien aus dem Mittleren Egertal, dem BöhmischenErzgebirge und dem Duppauer Gebirge

Mittwoch, den 1. Mai 2013 (Feiertag) bzw. Donnerstag, 2. Mai 2013:individuelle Anreise der TeilnehmerDonnerstag, den 2. Mai 2013:Zeit zu familiären Besuchen der Heimatorte und interner Treffen der Heimatorte mit den Ortsbetreuern.Bisher gemeldet: 16 Uhr Kleines Klösterliches Treffen, Information bei Dietmar HüblerAb 19:00 Uhr im Nebengastraum des Schützenhauses in Kaaden: Lichtbilder aus dem Jahre 1965 von Klösterleund dem Egertal von Frau Anne Pernt, MeretitzFreitag, den 3. Mai 2013:15:00 Uhr gemeinsames Gedenken unserer Toten an der Stadtmauer (Kaserne)19:00 Uhr im Saal des Schützenhauses Kaaden offizielle Eröffnung des 6. Egertalheimatfestes durch dieHeimatkreis- und Ortsbetreuer sowie Gastrednern und ab 20:00 Uhr Großer Egertal-Heimatabend mit demBlasmusikorchester „Junges Egerland“ aus Bad Brambach im VogtlandSamstag, den 4. Mai 2013:10:00 Uhr Busausflug mit Reiseleitung für die älteren Teilnehmer. Geplant ist eine Rundfahrt über Saaz –Postelberg – Brüx – Komotau. (Unkostenbeitrag 10 Euro pro Teilnehmer, Anmeldung dazu bis 30. März 2013erforderlich)10:00 Uhr Gemeinsame Stadtführung in Kaaden für die Nachkommengeneration mit sich anschließender geführtenHeimatwanderung auf den Kaadner Burberg

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19:00 Uhr Treffen im Saal des Schützenhauses Kaaden und ab 20:00 Uhr Heimatfest-Abschlussabend mit denFreiberger Polkafreunden aus dem Erzgebirge.Sonntag, den 5. Mai 201309:00 Uhr Gedenkveranstaltung auf dem Kaadner Friedhof am Grab der Märzgefallenen und Vertriebenendenkmal10:30 Uhr Stadt- und Dekanalkirche in Kaaden – Gemeinsamer Besuch der Heiligen Messe (mit deutschem undtschechischem Pfarrer und der Schubert-Messe)Ab 12:00 Uhr Verabschiedung im Schützenhaus

Weitere Einzelheiten werden rechtzeitig im Kaadner Heimatbrief/Mei Erzgebirg’ sowie im Internet unterwww.kaaden-duppau.de und www.klösterle-an-der-eger.de bekanntgegeben.

Beerbreifest in Trinksaifen und Hochofen – das 16. Treffen in der Heimatvon Emil Herold, Oswald Baumgartl, Roman Kloc und Adolf Hochmuth aus dem Neudeker Heimatbrief 521

Liebe Landsleute, auch in diesem Sommer wollen wir uns zum ehemaligen Kirchweihfest im Erzgebirge treffen.Wie wir hören, hat man das „Trinksaifner Fest“ stets am Sonntag nach dem Gedenktag Mariä Heimsuchung (2.Juli) gefeiert, und so kann es auch in diesem Jahr sein. Hier unser Programm:Samstag, 6. Juli: 11:00 Uhr Gottesdienst mit Kreisdekan Monsignore Herbert Ullmann (Mettmann), Dr. Petr Rojík(Rotava/Rothau) an der Orgel und Liedern aus der Deutschen Messe von Franz Schubert in der Kirche vonTrinksaifen; 12:30 Uhr Mittagessen in der Pension Sportka (Justinsklause) und Begrüßung seitens der politischenGemeinde Vysoká Pec/Hochofen; 14:15 Uhr Busfahrt nach Loket/Elbogen, dem „Rothenburg des Egerlandes“.Dort Stadt führung mit Dr. Stanislav Burachovic (Mutter aus Frühbuß), dem Historiker des Karlsbader Museums.Einkehr zu Kaffee und Kuchen im Hotel Bilý Kun (Weißes Roß) mit Gartenbewirtschaftung. Kurzinformation zuJohann Wolfgang von Goethes Abschied hier von seiner letzten Liebe (1823); 17:30 Uhr Rückfahrt; 20:00 UhrHeimatabend mit den Musikanten Franz Severa und Helmut Zettl; Gedichtvortrag „Zwiegespräch mit mei’mKlöppelsack“; 21:30 Uhr Ende mit dem Feierabendlied von Anton Günther.Sonntag, 7. Juli: Autofahrt nach Neudek zum Anfang des vor wenigen Jahren wieder hergerichteten, 1500 Meterlangen Kreuzweges mit seinen 14 Stationskapellchen (bequemer Aufstieg); 12:00 Uhr Mittagessen in derJustinsklause und Verabschiedung.Unterkunft: Übernachtung und Frühstück in der Hostinec-Penzion Sportka, Vysoká Pec 50, CZ-36221 Nejdek,Telefon: 00420 737289781 (deutschsprachig), eMail: [email protected] Internet:www.penzion-sportka-vysokapec.cz . Ansonsten nachfragen unter Telefon 09142 3604 bei Adolf Hochmuth,günstig zwischen 9 und 10 Uhr.Bringt auch heuer wieder zahlreiche Freunde mit, junge Leute der zweiten und dritten Generation seit 1946. Allesollen die schöne erzgebirgische Landschaft kennenlernen, sollen von unserem guten Verhältnis mit den heutigenTschechen in unseren beiden Dörfern erfahren und werden vielleicht auf diese Weise die Tragik dergesellschaftlichen und kulturellen Amputation 1945/46 noch besser oder erstmals überhaupt verstehen – vommenschlichen Leid ganz abgesehen.Einstweilen herzliche Grüße von Emil Herold, Oswald Baumgartl, Roman Kloc und Adolf Hochmuth.

Einladung zum Hirschenstander TreffenDas Hirschenstander Fest des Jahres 2013 findet am 15. Juni statt. Um 10:30 Uhr wird aus Anlass des 20-jährigenJubiläums der Einweihung des Denkmales ein Gottesdienst in Hirschenstand gefeiert, welchen Pfarrer Fořtzelebriert. Anschließend wird das Treffen in Nové Hamry/Neuhammer im Saal des Hotel Seifert fortgesetzt. Nebender Ansprache des Ortsbetreuers Rudolf Hannawald zeigt Vroni Schuhmann aus aktuellem Anlass einige Bilderaus der Bauphase und der Weihe des Denkmals und Ulrich Möckel nimmt die Besucher mit auf historischeSpurensuche. Im Hotel Seifert stehen ausreichend komfortable Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.Kontakt zum Hotel: Hotel Seifert, Nové Hamry 13, 36221 Nejdek, Tel. und Fax: 00420 353 826 527, eMail:[email protected] Homepage: www.horskyhotelseifert.cz

Die bisher bekannten Termine auf einen Blick:Ort Datum Informationen

Skoky/Maria Stock 1. Mai 2013 11:00 Uhr Deutsch-tschechische Verständigungswallfahrt www.skoky.euVelký Špicák/GroßerSpitzberg

1. Mai 2013 gegen Mittag Europatreffen der Erzgebirger auf dem Spitzberg beiKovářská/Schmiedeberg

Kadaň/Kaaden 2. bis 5. Mai2013

6. Egertal-Heimatfest (Einladung siehe S. 13)

Kostelní/Kirchberg 11.05.2013 14:00 Uhr Maiandacht in der alten Egerländer KircheNacht der Kirchen 24.05.2013 Unter www.nockostelu.cz sind die verschiedensten Veranstaltungen der

teilnehmenden Kirchen aufgelistet. Dabei gibt es spezielleKirchenführungen und Konzerte.

Stříbrná/Silberbach 08.06.2013 10:00 Uhr Patronatsfest mit Treffen der einstigen Bewohner

Grenzgänger Nr. 25 April 2013 Seite 15

Jelení/Hirschenstand 15.06.2013 10:30 Uhr Gottesdienst in Hirschenstand anschließend Beisammenseinim Hotel Seifert in Nové Hamry/Neuhammer (siehe S. 14)

Rudné/Trinksaifen undVysoká Pec/Hochofen

6. und 7. Juli2013

Beerbreifest (Einladung siehe S. 14)

Skoky/Maria Stock 7. Juli 2013 10:00 Prozession und 11:00 Uhr Gottesdienst Mariä Heimsuchung,Deutsch-tschechische Verständigungswallfahrt

Abertamy/Abertham 15. und 16.Juni 2013

Aberthamer Fest (Einladung siehe Seite 12)

Sněžná/Schönau 28.07.2013 10:30 Uhr Jacobifest mit Treffen der einstigen BewohnerBublava/Schwaderbach 17.08.2013 10:30 Uhr Patronatsfest mit Treffen der einstigen BewohnerPreßnitztal 18.08.2013 10 bis 17 Uhr 3. Erzgebirgische LiederTour im PreßnitztalPřebuz/Frühbuß 24.08.2013 14:00 Uhr Frühbußer KerwaKostelní/Kirchberg 01.09.2013 11:00 Uhr Aegidi-Fest

Böhmische Themen im Internethttp://www.fofifo.comAuf dieser Seite gibt es viele historische Fotos aus dem Raum Karlsbad ab dem Jahre 1938. Der erläuternde Textist in tschechischer Sprache. (Dank an Alexander Lohse)

http://www.gda.bayern.de/ findmittel/ead/index.php?fb=489ist eine hervorragende Sammlung historischer Aufnahmen aus den böhmischen Landen. Die Ansichten lassen sichsehr gut zoomen. (Dank an Alexander Lohse)

http://www.elektrarny.pro/seznam-elektraren.phpWer glaubt, in Tschechien gibt es nur Stromerzeugung durch Atomkraftwerke kann sich auf dieser Seite dieSolarparks des Landes mit den dazugehörigen Parametern anschauen. (Dank an Rudolf Löffler)

http://www.mitteleuropa.de/sidoniadedina1.htmAuf der Landeskulturtagung des BdV NRW am 21. Oktober 2000 hielt die Publizistin Sidonia Dedina ein vielbeachtetes Referat, welches hier dokumentiert ist. (Dank an Thomas K. Lang)

http://www.welt.de/politik/ausland/article114203928/Der-bittere-Abschied-des-Euro-Skeptikers-Klaus.htmlDieser Beitrag aus der Zeitung „Die Welt“ von Hans-Jörg Schmidt, einem profunden Kenner der tschechischenPolitszene, zieht Bilanz mit der Amtszeit von Präsident Klaus.

http://www.youtube.com/watch?v=StN18MHSA7o&list=UUdXpLGF47fNrTtmiJXkvz6gDieser Film unter Youtube zeigt Aufnahmen vom derzeitigen Zustand der Anlage des einstigen UnternehmensZinnbergbau Sauersack GmbH mit tschechischen Erklärungen als Untertitel. (Dank an Hedvika Baniková)

http://www.sz-online.de/nachrichten/vom-stiefkind-zum-geheimtipp-2518844.htmlDas böhmische Erzgebirge wird mehr und mehr zum Tourismusmagnet durch eine herrliche Landschaft und vieleverschiedene touristische Angebote. Steffen Neumann hat sich in seinem Artikel für die Sächsische Zeitung mitdiesem Thema auseinandergesetzt.

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/342024_europamagazin/13502900_tschechien-offener-umgang-mit-der-geschichte ist ein interessanter Beitrag der ARD zur Aufarbeitung Geschichte nach der Vertreibung inTschechien.

http://www.fotohistorie.cz/Unter dieser Adresse sind historische Fotos aus Böhmen zu finden.

http://www.rakovnickesudety.cz/DE/Articles/Default.aspx?id=421Historische Fotos und Angaben zu Orten süd- bis südöstlich von Podbořany/Podersam findet man auf dieser sehrschön gestalteten Seite. Sie ist sowohl in deutsch als auch tschechisch. (Dank an Alexander Lohse)

„Die Kunst des Tötens“In Prag informiert seit 7. Februar die Ausstellung "Die Kunst des Tötens" (Nationale technische Bibliothek) überFolter und Tötung der Sudetendeutschen. Der Künstler Lukáš Houdek hat für seine Installation Puppen benutzt,die verschiedene Arten von Folter und Tötung der Sudetendeutschen im Mai und Juni 1945 darstellen.Hier können Sie sich einen Eindruck verschaffen: http://www.lukashoudek.cz/fotoalbum/vytvarne-projekty/umeni-zabijet/?fb_action_ids=10151504773448410&fb_action_types=og.recommends&fb_source=aggregation&fb_aggregation_id=288381481237582 (Quelle SL)

Grenzgänger Nr. 25 April 2013 Seite 16

http://matriky.soalitomerice.cz/matriky_lite/Das Archiv in Litoměřice/Leitmeritz hat die Personalstandsregister jetzt online gestellt. Dies ist für dieAhnenforschung in den Dörfern des mittleren und östlichen böhmischen Erzgebirges sicher interessant.

http://www.krusnehory-erzgebirge.euist eine interessante Seite für das mittlere und östliche Erzgebirge. (Dank an Klára Kovařiková)

Mundartbeiträge, Erzählungen und historische Berichte

Bislang unveröffentlichte „Heimatkunde des Bezirks St. Joachimsthal 1873/74“Teil 10 – Beschreibung von Merkelsgrün.Beantwortung der Fragen für die zu verfassende Heimatkunde

1. Lage, Größe, Gränzen.Der Ort Merkelsgrün ist im nordwestl. Theile des Königreiches Böhmen unterm 50 1/3 Grade nördl. Br. u. 30 ½ °östl. Länge in einem Thale des Erzgebirges am linken Ufer des Wistritzbaches gelegen u. hat 333 Joch 1035 □ K.Flächeninhalt, Felder, Wiesen, Wälder, Hutweiden u. Gärten mit eingerechnet. Merkelsgrün gränzt im Norden andie Ortschaft Lindig mit Kaff, im Osten an die Ortschaft Ullersgrün, im Süden an Lichtenstadt (Bez. Karlsbad) imWesten an die großherzogl. toskan. Domaine Waldungen.

2. Bodengestalt.Der Boden von Merkelsgrün ist Sandboden; das vorherrschenste Gestein ist Granit. Sowohl die Felder als auch dieWaldungen sind in einer nordöstl. Richtung an den Bergabhängen gelegen. Die Wiesen breiten sich theils längsdes Thales am Wistritzbache, theils an den höher gelegenen Bergabhängen zwischen den Feldern aus.

3. Bewässerung.Der Bach Wistritz, ein Nebenfluss der Eger, fließt längs des Ortes, wo er unterhalb desselben am linken Ufer denRainbach als Nebenfluss aufnimmt.

4. Witterungsverhältnisse.Das Klima in Merkelsgrün ist ein mittleres der nördl. gemäßigten Zone, indem der Ort von allen Seiten von Bergen,namentlich gegen Norden eingeschlossen ist, welche als Schutzwand gegen die Nordwinde dienen. Nebstbeierfreut sich Merkelsgrün einer hinreichenden Menge atmosfärischer Niederschläge, die dem Sandboden sehr guteDienste leisten.

5. Bevölkerung.Die Gesammtzahl der Einwohner beträgt nach der letzten Volkszählung 134 Seelen, welche alle der deutschenNation u. der römisch katholischen Religion angehören. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner von Merkelsgrün istFeldwirtschaft und Viehzucht. Nebstbei befindet sich in Merkelsgrün eine Porzellanfabrike.

6. Communication.Durch den Ort Merkelsgrün zieht sich die von Karlsbad nach Lichtenstadt, Bärringen, Platten u. nachJohanngeorgenstadt (Sachsen) führende Bezirks-Poststraße.

7. Bodenkultur & Pflanzenprodukte.Die Bodenkultur erstreckt sich zumeist auf die Bearbeitung der Felder, Weisen u. des Waldes. ObwohlMerkelsgrün nur Sandboden besitzt, so erzielt man durch fleißiges Düngen und guter Bearbeitung des Bodensdoch den nöthigen Bedarf u. auch noch als Verkaufsprodukt an Roggen, Gerste, Erbsen, Hafer, Kartoffeln u.Kopfkraut. Die Wiesenkultur liefert hinreichend Heu, Grummet, wozu die Bewässerung der an dem Wistritzbachegelegenen Wiesen viel beiträgt. Die Waldwirtschaft liefert Fichten, Kiefern u. Tannen.

8. Viehzucht.Die Viehzucht erstreckt auf folgende Hausthiere: Rinder, Schafe, Ziegen, Gänse u. Hühner. An thierischenProdukten wird gewonnen: Milch, Butter u. Käse. In den Waldungen hält sich das Reh und der Hase auf.

9. Topografie; geistige Kultur.Merkelsgrün bildet eine selbstständige Gemeinde mit 20 Häusern, darunter ein im J. 1873 neuerbautesSchulgebäude für eine einklassige ungetheilte Volksschule mit einem Lehrzimmer u. Lehrerwohnung. Nebstbei istnoch eine der hl. Dreifaltigkeit geweihte Kapelle.

Schulleitung Merkelsgrün am 20. Oktbr. 1874Wzl. Schneider m.p.Leiter der Schule.

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D’r v’rugelückter Feiertochsbrotn.Aus: Heitere Vorträge in Joachimsthaler Mundart von Leopold Möller, Unterhaltungsbeilage GemeindeamtlicheNachrichtenD’r klaner Hanz war a rachtschaffener, eigezuchenerMah. Ar hot vo seiner Hauswärtschaft gelabt, sei Frahhot mit Spitz’n gehannlt; seine zwa Mad warn oder netviel Warth, früh warn sa vur Achta net auß’n Nastrauszebrenga, unn ohmd sei sa garn wing mit dePoss’n rimgezug’n. Ze d’r Arbet warn sa net geburn.D’r Hanz hot müss’n da Stallarbet verricht’n, da Madham en ganzn Toch gesunga unn warn vurn Spieglgestandn, wos alla Mad garn a wing machn. D’r Hanzhot sich oder garn geplocht. Ar war zefried’n, wenn’rnär kunnt sei Pfeifl Towak rag’n unn d’rzu a wing off d’rJochd gieh. Wenn’r a nischt geschoss’n hot, dös warben Hanz Nahmsach. Sei Frah war verrast, deFeiertoch warn nimmer weit wag. Amol Früh stieht d’rHanz in d’r Stub unn hot gesocht: „Mad, ich war heit ofde Ziemer gieh, deß m’r die Feiertoch ka Ganz zekaf’n braug’n!“ „Host schu racht“, ham seine Madgesocht, „dös werd unnerer Mutter schu racht sei,wenn sa ze da Feiertoch ham kimmt.“ D’r Hanz hot seiwarma Adöpplsupp gass’n – denn dös war sei Lam –unn is halt fart. Ar is off’n Barch naufgewot’n, Schneehots gehatt apaar Lachter huch. Es war schu ballMittoch, d’r Hanz hatt nuch kann Ziemer. Gesah hoteragenuch, ober wenn’r wollt schieß’n, sei sa ausgeriss’n.Es is d’r Mittoch verganga, de Händ warn bocksteif vod’r Költ. „Na“, hot d’r Hanz gedacht, „heit is nischt, dössah ich schu.“ Wie’r is ham kumma, hot’r geheilt wie aklas Kind. „Mad“, hot’r gesocht, „ziecht m’r när meinaStiefl aus, heit kumm ich im alla zah Zeha.“ De Stieflwarn gefrurn wie Harn, da Mad hatt’n en Hanz schuzwamol van Stul runtergezug’n unn de Stiefl warnnoch net hunt’n. „Mad, in Gotteswilln, loßt aus, ihr reßtm’r ja da Bah raus!“ Da Mad ham geschwitzt, ane hotes rachta Bah gehatt, de annera es linka, unn hamgezerrt wie net gescheit. Itza hot sich d’r Hanz ahnaUf’n nahgesetzt unn hot da Füß off d’r Platt gelecht. Eshot net lang gedauert, hots noch Stieflschmiergeroch’n, en Hanz is warm wurn in dde Füß, unn off aszwa warn da Stiefl hunten. „Nu bie ich ober fruh,“ hotd’r Hanz gesocht, „ich ho schu gedenkt, ich muß dieStiefl dra los’n, su lang als ich lab.“ En Sunntich draufis halt d’r Hanz dach wied’r off da Ziemer ganga, hotober seine Sock’n ahgezug’n. „Die warn dach netnahgefriern an de Füß“ hot’r gesocht. Ar is übernBarch nauf, off da Vuglbeerbaim’r zu. Itza sieht’rofferen Bam a ganz Flöchl Ziemer sitz’n. D’r Hanz isnahgeschlich’n unn hot geschoss’n. Richtich is anerüwern Barch no unn en Scnee nei gefall’n. D’r Hanzschmäßt de Flint wag unn is enn Schnee neigawoten;

bis zen Halz is’r neigefahrn, su viel Schnee hottsgahatt. Ar hot dan Ziemer aufgahub’n. „Nu Pfui Teifl!“war dar Kropp när a Ammerlich. „Nu, besser is haltdach wie nischt.“ Wie d’r Hanz auß’n Schnee haus’nwar, hatt’r när nuch an Sock’n ah. „Innu Kreiznochamol, itza muß ich nuch amol neiwot’n, ich kahdach net mit an Sock’n ham gieh!“ D’r Hanz hot haltlang gesucht, d’r Sock’n war wag unn is a waggeblieb’n. Halt, itza sieht’r wied’r a Flöchl Ziemer sitz’n,ar nimmt geschwind de Flint unn schießt, dreia seisitz’n geblieb’n unn die annern sei fartgefluch’n. „Wasnet“, socht d’r Hanz, „die müss’n net gut hörn, ich mußnoch amol schieß’n.“ Die drei Ziemer sitz’n immernuch. „Nu socht m’r när, dös is net mit racht’n.“ Ar isoff’n Bam naufgeklattert. „Nu du verhaxts Gelump,hänga dach die Hundskröpp in de Schlinga!“ Ar hot saogeschnied’n unn is ham, hatt ober när an Sock’n ah;de Leit ham gedenkt, d’r Hanz is olwer wurn. „Mad“,hot’r gesocht, hebt när die Ziemer auf, die gehörn offda Feiertoch, werd eier Mutter Freid hom, wenn samorg’n ham kimmt.“ En annern Toch Früh war eserschta, hot d’r Hanz noch de Ziemer gesah. No dugruß Ugalück, die warn wag, war nischt me ze sah wieapaar Fadern. Hatt dach da Katz, dös Luder, deZiemer gefrass’n! „Wos werd denn do warn, wenn heitda Frah ham kimmt!“ Zen größten Gelück hatt die dochenna Ganz mitgebracht vo d’r Raas. „Nu bie ich oberfruh, ich ho schu meiner Frah ihre Faist off mein Bucklgespürt“, hot d’r Hanz gesocht, „hot m’rsch unnerHerrgott gut gemahnt dösmol.“ D’r heilicher Ohmd wardo. De zwa Mad warn in d’r Mett’n, d’r Hanz liecht offd’r Ufenbank unn schlöft. Sei Frah hot de Ganzogabrot’n, deß sa en erschten Feirtoch wach is unnstellt die Ganz naus off’n Hausbödl zen auskühln. DeMad sei net dr’ham, d’r Mah schlöft, do stieht sa dochitza sicher. Wie da Frah mit ihrer Arbet fertich war, hotse sich off’n Tisch aufgefeiert unn schlöft ei. Off amolis d’r Hanz dr’wacht. Es heilicha Ohmdass’n hot’nnimmer schlof’n los’n. Ar steckt geschwind deStallsock’n nah und macht holt off’n Hausböd’l naus;itza kimmt’n wos unter da Füß, d’r Hanz bökt gerod ah:„Frah, komm när mit’n Licht, is schu wieder die Kazdo!“ „In Gotteswilln, wos machsta denn, du Trampelstja mit da Stallsock’n off d’r Ganz rim!“ unn glitschglatsch hot d’r Hanz seina Faunz’n drinna. Unn woskam nuch? D’r Hanz hot müss’n dann v’rugelückt’nFeiertochsbrot’n ganz ella ass’n. Hot’n ober ma rachtgeschmeckt.

Die erste Erzgebirgsreise Josef II. im Jahre 1766aus der Erzgebirgszeitung 1941 von Anton Dietz, Teplitz-GraslitzDas gewaltige Geschehen der an Umwälzungen undEreignissen so überreichen Gegenwart nimmt unserDenken voll in Anspruch. Aber gerade das Erlebengroßer Zeiten lenkt unsere Aufmerksamkeit auch derVergangenheit zu. Und je mehr wir uns in sie vertiefenund ihre Zusammenhänge verstehen, desto teurer undinniger wird uns der Heimatboden.Das arme, rauhe Erzgebirge sah zum Unterschiedevon anderen Gegenden im Laufe der Jahrhunderte

selten Besuche von Fürsten und sonstigen hohenPersönlichkeiten. Eine Ausnahme machte jedoch derVolkskaiser Josef II.Während seiner Regierungszeit kam Josef II. aufseinen Reisen oftmals nach Böhmen. Alle dieseReisen verfolgten mehr oder weniger militärischeInteressen, selbst bei jener des Jahres 1764, als derKönig auf Brautschau in Teplitz 1) weilte, besichtige erauf der Zureise am 9. Oktober die Prager Umgebung

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und deren Schlacht felder aus früherer Zeit. Auch aufder Rückreise am 12. Oktober nach Prag besuchte ernoch das Schlacht feld bei Lobositz, wo Österreicherund Preußen am 1. Oktober des Jahres 1756gerungen hatten.Im Jahre 1766 kam der menschenfreundliche Kaiserzum zweitenmal nach Böhmen. Für diese Reise warbesonders der Besuch des nordwestböhmischenGebietes, namentlich aber des Erzgebirges in Aussichtgenommen. Über diese Reise liegt eine größere Zahlvon Einzelberichten bzw. Erzählungen aus denverschiedensten Orten und Städten mit oft rechtzweifelhaften Angaben über Ziel und Zweck desBesuchs vor. Im Egerer Stadtarchiv befindet sich einumfangreiches Aktenheft über diese Kaiserreise. Esenthält durchwegs Aktenstücke, die zur Vorbereitungder Reise nach Eger geschickt wurden. Aus einer„Consignation oder Lista deren jenigen Stationen,welche Ihr Mayestet der Kayser bei bevorstehenderAllerhöchsten Raysse betreffen werde“ geht folgendeshervor: Der Kaiser reist von Pilsen am 15. Juni nachKarlsbad, übernachtet daselbst, fährt am 16. Juni vonKarlsbad nach Eger und setzt seine Reise am 17. Junivon Eger über Schönbach und Graslitz nach demErzgebirge fort. Für die Reisegesellschaft sind nachdiesem Ausweis 6 sechsspännige Wagen, 3vierspännige Wagen und 8 Reitpferde vorgesehen.Wer in Begleitung des Kaisers gereist ist, läßt sich ausden Akten nicht feststellen; nur annäherungsweise istfolgender Reisebedarf zu ersehen: 1 Reitpferd füreinen Postillion, der den Weg zeigt, 6 Zugpferde fürden Wagen des Kaisers, 30 Zugpferde für die 5Wagen „darin hohen Cavalliers und übrige Hof-Suite“.Dazu eine vierspännige Calesche für den kaiserlichenKammerfourier, der jeweils einen Tag vorher dieReisestrecke abfährt, sowie einige Reitpferde für einenStallknecht und den Hofpostillion, die nach der Abfahrtdes Kaisers nachreiten. Hiefür sind in den einzelnen,in den Akten angegebene Stationen die Pferde undGeschirre bereit zu stellen gewesen.Nach langen Bemühungen ist es dem Verfasser mitHilfe eines Wiener Freundes möglich gewesen, ausdem Wiener Hof- und Staatsarchiv einen Auszug ausdem Reise-Journal Kaiser Josef II. aus dem Jahre1766 zu erhalten, welches folgenden Titel trägt: „Reyß-Journal von Meiner Ankunft im Feld-Artellerie Lagerden 10. Junii bis zu Meiner Zurückkunft nach Wien,den 20. Julii 1766“Die Aufschreibungen über die Reisetage vom 10. bis15. Juni (Abreise von Wien über Moldauthein bis nachPilsen) sind für diesen Aufsatz nebensächlich, weshalbvon deren Anführung hier Abstand genommen wird.Für das nordwestliche Gebiet kommt eigentlich nur derBericht über die Reise von Karlsbad über Eger in dasErzgebirge in Betracht. Die Wiedergabe derSchilderung erfolgt hier erstmalig, die beigefügtenErläuterungen mögen zur Erklärung und Vertiefungdienen.

„den 15. Junii, Carlsbad.“„Wir giengen von Pilsen um 5 Uhr früh weg, undkamen gegen 2 Uhr nachmittags, in Carlsbad 2) Beyder Fürstin von Lichtenstein ihrem Hause an, Allwogegessen, hernach spatzieren gegangen, dann Ball,Souper gehalten und endlich schlafen gegangenwurde.“

„den 16. Junii, Eger.“„In der Früh laß der Bischof von Olmütz Meß, hernachdas Baad angesehen, spatzieren gegangen, beymHatzfeld gespeißt und um 9 Uhr zu Egerangekommen. Gleich nachhauß gegangen undsoupiert. Vom General Treskau wurde mir im Namendes Markgrafen Von Bayreuth ein Complimentgemacht.“

„den 17. Junii, Fribus.“„Gleich in der Früh sahen Wir in Eger das Batallon vonGaisruck an, so allda in Garnison lieget. Dessen standaus denen Regiments Rotatis zu ersehen. Sodannsahen Wir 60 versammelte Reichs Recrouten, soschlecht, und worunter viele Franzosen waren.Hernach sahen Wir Casernen, so auf 2 Compagnienist, in welchen die Oberzimmer gut, die unteren abersehr schlecht seyend.Der ganze Ergerische Bezirk ist ein ganz schön’sfruchtbares Land, auf die Bayreutische, Bayerischeund Sächsische Gräntze ist überall von der Stadt,zwey Stund, Hernach ritten Wir, laut suk. Litt. D. et. E.hier angeführten Journalen des Generals Graf Nostitzund Majors Kuhn über Schlatta, Schönbach, Graslitznach Fribus. Zu Schönbach 3) aßen wir. Die Leutebeschwerten sich über die schweren Strassen, sogegen die Einschwärtzungen allda gemacht wurden.Wir sahen den Ursprung des EgerischenSauerbrunnens. 4) Zwischen Schönbach und Graslitzsahen Wir eine offene Reitschul, so der Obriste Kinskyin dem unter seinem Commando stehendenRegiments Nr., bey denen Gquadrons-Commandantenhat machen lassen, so sehr gut ist, um den Leutenreiten zu lernen. In Graslitz 5) einer großen Bergstadtwaren sehr viele Leute aus Sachsen, und ist derHirschberg, so die Granitz machet, dieser Stadt sehrnahe. Die Weber beschwerten sich wegen Hemmungder comercii, so zwischen Uns und Sachsen gesperrtist, wie auch gegen Theure des Biers. Über Fribus unddiesen Örter kann wegen großen Bergen undWaldungen kein Feind marschieren bis Graslitz. Alsoist von der seiten das Land bedecket. Wir logierten inFribus, welches ein sehr schlechter Ort ist, auch sehrschlecht beym Pfarrer. 6)“

„den 18. Junii, Weippert.“„Wir giengen von Fribus über Böhmisch-Wiesenthal,Platten, Neustadtl nach Weippert. Das Land ist sehrgebürgigt, gar kein Körnlanbau, die Wälder durch dieVerhau ziemlich hergenommen. Die Leute leben vonBergwerksarbeit, so in Zinn, etwas Silber und eysenbestehen, und gehen andere in die SächsischenWälder stöck ausgraben, allwo sie 3 Monate arbeitenkönnen. Die übrigen 9 Monate aber ist es wegenSchnee und rauher Witterung nicht möglich. DerSchnee liegt von Michaelis bis Pfingsten, da thuen sichdie Leute mehresten Theils mit Spitzenglöckelnernähren. Wir ritten längs der Sächsischen Granitz,besahen den Gräntzstein, an welchem Kays.Sächsische Hartigsche Wappen sind. Platen ist eineziemlich gut gebaute und bevölkerte Bergstadt, außerPlaten seynd noch Schantzen, so Hadick für dieCroaten hat aufwerfen lassen. Böhmisch Wiesenthalist ein vermischter Ort, und nur ein Wasserlunterscheidet Sachsen von Böhmen; es ist etwasbesonderes, daß die Leute im reden und sogar in derGestalt unterschieden seynd. Zu Neustadt 7), so

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Sächsisch, wurde ich durch einen Oberforst undJägers empfangen. Ich bedankte mich aber und sieblieben zurück. Vor Wiesenthal sind noch alteSchantzen, so die Croaten aufgeworfen, und beymGräntzweg im Wald ist auch ein Scharmützelgewesen, bey welchem sich die Croaten wegenÜberlegenheit retirieren müssen. Weipert ist einlanger, schlechter Ort, in welchem zwey Papier-Mühlen sind.“ 8)

„den 19. Junii. Kallich.“„Wir giengen den in der Graf Nostitz und Major KuhnJournalen angesetzten Weg über Bresnitz, Basberg,Natschung nach Kallich, durch viele große Waldungen.Bresnitz 9) ist cameralisch ein sehr schlechter Ort, trägtsehr wenig ein, die Leute leben vom Handel inSachsen; es gehet von da auch ein Seitenweg inSachsen, durch welchen die Preußenhereingekommen und das Saatzer Magazinverbrennet haben. Basberg oder Sebastiansberg istderjenige Ort, in welchem der General Reinhardgefangen worden ist, laut gründlicher Relation sub Lit.F. so man beym Hof Kriegs Rath in Händen hat. Wirgiengen hernach über Natschung, allwo sich einBataillon Croaten mit dem Obristen Wikassinovich in 3hintereinander folgenden Rebouten, so an der großenCommercialstraße anlagen, so gut gehalten haben.Die Straße ist breit und gut; es gehet aber ein seitenWeeg durch den Wald, in welchem sich ein CorpsPreußen gezogen hat, und welches dem Reinhart inRücken kam. Vor Kallich giengen Wir wiederum durcheinen Strich von Sachsen, allwo Ich von neuem einJäger Corps so mich begleiten wollte, verbankte. DieWälder haben durch Verhau in diesem Krieg gelitten,und das Schloß Kallich 10) ist selbst beständig mitCroaten besetzt gewesen. Wir aßen allda und giengenhernach auf Rottenhaus, so ein Schloß in einerAnhöhe am Ende des Gebürges ist. Alldorten sahenwir die ganze Etendue des Saatzer Kreises, so sehrschön und eine fruchtbare Ebene ist. Wir kamenzurück und hatten 2 Stund hin und zurück zu fahren insehr schlechten, morastigen und steinigen Weegen,durch lauter Wald.“

„den 20. Junii, Duchs.“„Wir giengen von Kallich über Catharinaberg,Oberleutensdorf nach Duchs. In Catharinaberg 11) istein sehr schlechter Weeg und große Anhöhen. DieseBergstadt ist ziemlich schlecht, hat aber doch anjetzeeinen neuen Anbruch von Silber gefunden. Durchdiese sind auch die Preußen mehrentheils in Böhmenhereingekommen. Von da nach ober Leitensdorf ist einsehr schlechter Weeg über Nicolsdorf wo uns GeneralWaldstein empfangen und uns auf Ober Leitensdorf 12)

in seine Tuch fabrique führte, so ziemlicher maßenarbeitet, aber mehr fein als grobe tücher machet. DerVerschleiß gehet ihr ab, sie handelt nicht all‘ in großomit Kaufleuten, sondern muß selbst in Prag stuck undElle-weiß verkaufen, wodurch Sie in Schaden undstecken gerathet, und öfters zu arbeiten aufhörenmuß. Die Spinnerey ist auch nicht genug auf demLande extendiert, sonders wird mehrentheils durchMägdeln und Menscher zu Hauß besorget. Duchs istein sehr schönes modernes Schloß, wie auch derGarten hübsch; da schließen wir.“

„den 21. Junii, Töplitz.“

„Von Duchs 13) giengen Wir über Loboschitz, Aussignach Töplitz. Vor Loboschitz ritten Wir auf demLobosch-Berg hinauf durch Welmina und Welhotadurch, und lasen dort auf dem Terrain, wie auch denPlan in der Hand die sehr deutlich und gemeineRelation von der Bataille von Loboschitz, dessenOriginal beym Hof-Kriegs Rath in actis, hier aber inAbschrift sub lit. G. beyliegt. Von Loboschberg berittenWir die Weinberge, wo die stärkste Attaque gewesen;es ist unleugbar, daß für den König es eine sehrleichte Sache war, diese Bataille zu gewinnen, unddaß der Feldmarschall Broune 14) eine unglaublicheschlechte position genommen hat, da er dochseitwärts an dem Hasenberg und noch einem andernKahlenberg ein sehr gutes aqqui gehabt, oder hinterder Eger stehen bleiben, oder wenigstens vorwärtsdas Debouché von der Pachla Pola 15) hätteverhindern sollen. Die Rangierung der Infanterie undCavallerie, so wohl unserer, als preußischer Seits, wirdin obbemelt anliegender Relation ausführlichbeschrieben. Von dannen giengen Wir in Loboschitz 16)

das schon rangierte Adam Bathyanische Regiment, soaus 1 Bataillon und 1 Grenadier Compagnie zumExercieren zusammen gezogen war, sehen; wie dieRegimentsnotata des mehreren zeigen werden. ZuLobositz gehörten auch die Pferde von Kollowrat,welche wir als alte und gediente Pferde sehr gutfinden. Von Lobositz bis Aussig ist nichts, als sehrschlechter Weeg zu bemerken, auf den Capellenbergwo von den Franzosen eine Festung zu bauenprojektiert worden, ist das plateau sehr klein unddominiert von den zwey Bergen, nemlich demSeschitzer und Doblitzer, welcher letztere aber derhöchste und näheste ist. Vorher sahen Wir das alteSchloß Schreckenstein, so an dem rechten ufer derElbe ist, und welches doch zu einem kleinen Posto,besonders wann der nebenanliegender Berg besetztist, um die Elbe zu bedecken, genutzt werden kann.Von Aussig giengen Wir auf Töplitz, allwo wir nachgemachter Toilette aßen und hernach einenOffiziersball zusahen 17).“

„den 22. Junii, Freyberg“„Von Töplitz giengen Wir über Kloster-Grab, Neustatt,Frauenstein nach Freyberg. Bey Kloster-Grab fangteigentlich das große Gebürg an, so Wir übersteigenbis Neustatt, so ein sehr schlechter ort und wegenrauher Witterung sehr unfruchtbar ist. Hernach bisFrauenstein ist nichts zu bemerken, als daß Wir aufder Gräntz den Sächsischen GeneraladjutantenRiedeißel fanden, so uns auf der ganzen Reyse zubegleiten befehl hatte. Frauenstein ist ein pashablesstadtl, allwo einige mal die Reichsarmeé campirte,gleich linker Hand der Stadt, und durch welche allzeitdie Retraite von Freyberg bis in das DippoldiswalderLaager genommen wurden, wann sie repoushieretwurde. Um Freyberg herum sehen wir das ganzeLaager, so die Reichsarmeé und unsere innen hatte,auch den Platz, von welchen Prinz Stollberg zu Enddes Krieges verjagt wurde - - - .“Die Reise ging von Freiberg über Pirna weiter nachDresden, wo sich der Kaiser einige Tage aufhielt. Am30. Juni ist er schon wieder in Reichenberg, amnächsten Tag in Hohenelbe, von wo er ebenso raschals er gekommen war, seinen Weg über Mähren nachWien fortsetzte.

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Besonders auffallend ist im vorliegenden Reise-Journal die ständige Klage über die schlechtenWegverhältnisse entlang des ganzen Erzgebirges. Esist der beste Beweis für die äußerst ungünstigenVerkehrszustände, die zur damaligen Zeit bestanden.Das Erzgebirge lag eben vor 200 Jahren weit abseitsvom Verkehr. Wenn in Graslitz zur Reparatur desWeges anläßlich des Kaiserbesuches 13 kr.verausgabt wurden, so gibt dies auch ein Bild von dendamals herrschenden ärmlichen Zuständen. Dortwurde übrigens immerhin der Versuch unternommen,den Weg für den hohen Besuch etwas auszubessern.Kaiser Josef benützte die Zeit seiner Mitregentschaft,um die österreichischen Länder genau kennen zulernen. Deshalb ließ er es sich recht angelegen sein,überall mit eigenen Augen zu sehen und sich dadurchüber die Zustände der Länder und Völker, über die erherrschen sollte, auf das genaueste zu unterrichten.Nach Böhmen kam er zu wiederholten Malen. Dabeibesuchte er nicht nur die Schlösser der Reichen,sondern er trat auch ein in die Hütten des Volkes, ersprach mit dem einfachsten Bauer und dem ärmstenseiner Untertanen. Er erkundigte sich nach allem undjedem. Die gewinnende Freundlichkeit, dieLeutseligkeit und die einnehmende Art, die Josefgegen jedermann zeigte, machten auf dieBewohnerschaft der bereisten Gebiete einenunvergeßlichen Eindruck.In der ganzen österreichischen Geschichte gibt eskeine volkstümlichere Gestalt als die des Kaisers JosefII. Und mit vollem Recht hat das Volk diesen großenKaiser, der sich nicht zum König von Böhmen hatkrönen lassen, zu seinem unvergeßlichen Lieblingerhoben.Von welch großer Bedeutung aber der Kaiserbesuchfür die Bewohnerschaft des Erzgebirges war, zeigtesich, als in den Jahren 1770 und 1772 durchallgemeine Mißernten in Böhmen eine ungemeingroße Not und Teuerung hereinbrachen. Nicht nur dieärmeren Leute hatten damals für sich und die ihrigenkein Brot, sondern auch die Bauern, die sonst davonim Überfluß lebten, waren gezwungen, den Bettelstabzu ergreifen. Um so mehr wirkte sich die Not undTeuerung im armen unwirtlichen Erzgebirge aus.Kaiser Josef, damals Mitregent, war im Jahre 1771selbst nach Prag gekommen und ließ vor allem dieMagazine der Armee nebst den Speichern der Adligenund der Klöster öffnen und die Getreide- undMehlvorräte unter den Armen verteilen. Zur weiterenLinderung der Not in Böhmen hatte er Getreide ausUngarn kommen lassen und er zwang in Prag alleLohnkutscher und Landfuhrleute, nach Ungarn umGetreide zu fahren. Graslitz erhielt gleich vielenanderen Städten und Orten aus dem Prager Magazin200 Metzen Korn und 15 Strich Hirse gegen eine zuleistende mäßige Verzinsung.Aber auch die Kaiserin Maria Theresa hatte demLande Böhmen zwei Millionen Gulden in barem Goldevorgestreckt, wovon auf Graslitz 3000 Guldenentfielen. Von den 490 damaligen Hausbesitzernmußten 246 mit Teilbeträgen von 2 bis 40 Guldenunterstützt werden.Josef II. hatte schon im Jahre 1770 eine Verordnungerlassen, wodurch er die Getreidepreise zu regelngedachte, jedoch das Übel nur vergrößerte. Das Korn

sollte 4 Gulden, höchstens 4 fl. 30 kr. nicht übersteigenund wer es zu diesem Preise nicht geben wollte, demsollte es mit Gewalt genommen und zu dem Preisebezahlt werden. In Sachsen war der Preis bis 9 fl.gestiegen und dies bewog die herrschaftlichenBeamten und Geizhälse, ihre Getreidevorräte durchPascher bei Nacht ins Ausland zu schaffen. Die Folgewar, daß die Preise immer höher stiegen, weil auchdas ungarische Getreide denselben Weg ging und inSachsen und Bayern immer besser als in Böhmenbezahlt wurde.Nachdem alle behördlichen Maßnahmen gegen denverbotenen Getreideschmuggel nichts halfen, wurdenfolgende drakonische Anordnungen getroffen, welchedie damalige große Notlage am besten kennzeichnen(Intimat des Kreisamtes Leitmeritz, eingelangt bei demStadtamt Niklasberg am 24. Dezember 1771. – Ausdem Inventar der Nicklasberger Archivalien imTeplitzer Museum):1. Diese Verordnungen sind wörtlich abzuschreiben

und in jede Dorfgemeinde eine Abschrift zuschicken.

2. Die brotlosen Untertanen sind zu consignieren, umöffentlich beschäftigt zu werden.

3. Die angerufenen Pascher sollen nicht ausreisen,einer ist schon erschossen worden.

4. Den Verpflegungsbeamten sollen die Vorspanneum 15 Kr. pro Meile geleistet werden.

5. Die Getreide ins Ausland führen, sollen beimnächsten Halsgericht eingeliefert werden. Diemännlichen Pascher des Getreides sollen durchden Strang, die weiblichen durch das Schwerthingerichtet werden.

6. Dieselbe Strafe sollen auch die anderen Paschererleiden, die in einer zusammengerotteten Anzahlvon 10 oder mehreren Personen das Getreideaußer Landes schwärzen.

7. Die Grenz-Kordon-Mannschaft soll mit demunentbehrlichen Brod, Fleisch und Gemüse gegenBezahlung versehen werden.

Noch ein zweites Mal besuchte der Kaiser dasErzgebirge in der Zeit vom 23. September bis 5.Oktober 1779. Führte die erste Reise von Westennach Osten, so erfolgte die zweite zum Unterschiedevon Osten nach Westen. Eine Beschreibung dieser fürdas Erzgebirge gleichfalls sehr wichtigen Reise folgtspäter.Bis zum Jahre 1918 kündeten Denkmäler aus Erz undStein der Nachwelt die Dankbarkeit des deutschenVolkes für das menschenfreundliche Walten desunvergeßlichen Volkskaisers Josef II.Nach dem Umsturze mußten im Gebiete derTschechoslowakei alle öffentlichen Denkmäler JosefsII. entfernt werden, nichts sollte mehr an den von denDeutschen mit heißer Liebe verehrten Volkskaiser, anden „Germanisator“, erinnern. Die zwangsweiseEntfernung aller Denkmäler hat nichts genützt. Nachwie vor steht Josef II. als Menschenfreund bei denDeutschen in hohem Ansehen und großer Verehrung,denn „die Stätte, die ein guter Mensch betrat, isteingeweiht; nach hundert Jahren klingt sein Wort undseine Tat dem Enkel wieder.“Zum Abschluß kann der Verfasser nicht unterlassen,an dieser Stelle der Direktion des Wiener Hof- undStaatsarchivs für die ausnahmsweise gestattete

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Einsicht und Abschriftnahme, seinem alten FreundeHerrn Ernst Fischer in Wien für die gehabteMühewaltung, Herrn Prof. Dr. Viktor Karell in Karlsbad,Herrn Dr. Heribert Sturm, Museumsdirektor in Egerund allen Herren Bürgermeistern der in Betrachtkommenden Städte, für die ihm teils persönlich, teilsschriftlich gegebenen Auskünfte den geziemendenDank zum Ausdruck zu bringen. Der gleiche Dank giltdem Herrn Bahnoberinspektor a. D. Martin Kunert inTeplitz-Schönau für die gef. Überlassung des TeplitzerBildes.

1) Siehe Erzgebirgs-Zeitung Jahrg. 1935, Maiheft,Josef II. auf Brautschau in Töplitz vom gleichenVerfasser. Josef wurde erst nach dem Tode seinesVaters, am 18. Aug. 1765, Kaiser.2) Der volkstümliche Herrscher bereitete nicht nurseiner Umgebung, sondern auch auf seinen vielenReisen der Bevölkerung manche Überraschung. Alssolche findet sich in den „Denkwürdigkeiten derBadestadt Karlsbad, 1817“ auf Seite 244 folgendeverzeichnet: Höchstdieselben kamen auf einer Reisenach Erger am 15. Junius um 2 Uhr Nachmittags aufdas vor Karlsbad liegende Bergwirtshaus, und gingenvon da zu Fuße - begleitet von den Grafen Dittrichsteinund Nostitz und den Generalen With und Lascy - in dieStadt. Der Kaiser wollte alle gern überraschen, traf denhiesigen Spitalvater, einen Bauer vor der Stadt an, undfragte, durch welchen Weg man am allernächsten aufdie Wiesengasse kommen könnte. Ohne zu wissen,wer diese Herren seyen, führte er sie über den Tappenund durch das Rotochsengäßchen in das Haus zumgrünen Schiffe, wo die Fürstin von Lichtensteinwohnte, und dieselbe begleitete den Kaiser in dasböhmische Ballhaus zu Tafel. Dort wohnte Joseph.Alle, die ihn zum gebührenden Empfange an derPragerstraße erwarteten, eilten nun auf die sichereNachricht, daß der Kaiser schon lange in der Stadtsey, vor das Ballhaus, wo er sich voll gewohnter Huldam Fenster zu sehen gab und sich für den ehrenvollenEmpfang, den man ihm hatte erweisen wollen,bedankte.“3) In der Schönbacher Gemeindechronik findet sichfolgende Eintragung: „Am 17. Juni 1766 speiste KaiserJosef II. im Herrenhause zu Mittag.“ Das Herrenhausist heute Großgasthof Siebenhühner Nr. 233. In dermündlichen Überlieferung besteht die Erzählung, daßder Kaiser bei seiner Ankunft den Arbeiten beimsogenannten Pfotschentrog (Wasserbehälter), dergerade hergerichtet wurde, zugeschaut habe; als dasWasser durch die Röhren lief, habe er sich einenTrunk reichen lassen und das Glas auf einen Zuggeleert. Mitgeteilt von Herrn Med. Dr. Karl Mädler inSchönbach.4) Franzensbrunn = Franzensbad5) Ermold berichtet darüber in seiner „Historisch-topographischen Erzählung von Graslitz“: „Es wurdegegen Ende des Jahres 1766 auch Graslitz mit seinerallerhöchsten Anwesenheit beglückt. Während seineskurzen Aufenthaltes hier, geruhte er in liebevollsterMilde und Herablassung die Bitten der GraslitzerGemeindeverwaltung auf das wohlwollendsteanzunehmen. Er erkundigte sich genau nach denErwerbsverhältnissen und der Lebensweise desGebirges (soll wohl Gebirgsbewohner heißen), indem

er sein besonderes Interesse hiefür und seineUnterstützung allerhöchst auszusprechen nichtunterließ.“ Auch zwei Notizen in der GraslitzerKämmerei-Rechnung kennzeichnen die Zustände inden Tagen der Kaiserreise. Die Notizen lauten: „DemMeister Karl Fischer inhalt Zettel dt. 7/10 Item zurReparierung des Weges vor ihre Mayestät den Kaiser13 kr., und Inhalt Zettel dto. 5. August dem AndreasStark Ratswirten, in Anwesenheit Ihrer Kayl. Mj. habean diesem Tage im Gasthof „Herrenhaus“ dasMittagessen eingenommen, ist unzutreffend. Auch dieAnnahme Brandls, der Kaiser wäre von Neudek überFrühbuß nach Graslitz gekommen, beruht auf einenIrrtum.6) Der Pfarrer mußte auf Veranlassung des Kaisersangeblich die Frühmesse, an welcher er teilnahm, umeine Stunde früher lesen, weil er von hier nach Weipertritt. Mitgeteilt vom Stadtamt Frühbuß.7) Ein Ort Neustadtl besteht nicht und ist auch auf derKarte nicht zu finden. Bei der Verläßlichkeit derReisebeschreibung mußte jedoch ein solcher Ortbestanden haben. Trotz vieler Bemühungen desVerfassers dieses Aufsatzes, als guter Kenner diesesGebietes, und trotz Anfragen bei den Stadtämtern inFrühbuß, Platten, Böhm. Wiesenthal und Weipertkonnte dieser Ort, bzw. Ortsteil nicht gefundenwerden. Endlich stellte sich nach langem Suchen dieTatsache heraus, daß Oberwiesenthal anfangsNeustädtel, später Neustadt genannt worden ist. SieheErzg. Ztg. Jahrg. 1897, Seite 185, Anmerkung beiBöhm. Wiesenthal: „Oberwiesenthal, ursprünglichNeustadt über Wiesenthal geheißen“.8) Auszug aus der Geschichte der Stadt Weipert,verfaßt und herausgegeben von Carl G. Schmidl undMichael Luft, Ausgabe 1890.Seite 175: Ein Lichtpunkt in unserer Stadtgeschichteist unzweifelhaft ein Besuch Kaiser Josef II., der am18. Juli 1766 (ist richtig zu stellen mit 18. Juni 1766)auch die öden Höhen des Erzgebirges bereiste undbei dieser Gelegenheit in Weipert sich aufhielt. Schonam 4. Jänner des genannten Jahres wurde demhiesigen Magistrate durch das Kreisamt zu Elbogenangezeigt, daß Seine Majestät im Verlaufe des Jahresnach Weipert kommen, der Tag der Ankunft selbstaber rechtzeitig bekanntgegeben wird. Vorher werdendrei Commandierte mit ihren Pferden, für derenUnterkunft zu sorgen ist, in Weipert zur Begrüßungdes Kaisers eintreffen. Noch befindet sich in derBürgermeisteramtskanzlei der Stuhl, auf dem sich derhohe Gast niedergelassen. Dieser Stuhl trägt auf einerMessingplatte, unter welcher noch ein kleinerkaiserlicher Doppeladler von Messing angebracht ist,die Inschrift: „In hac sebe sebebat Josephus ImperatorRomanorum et Hierosolimae Rex ten 18. July 1766.“(Auf diesem Stuhle saß Josef II., römischer Kaiser undKönig von Jerusalem – den 18. Juli 1766.) Der Regentübernachtete in der Pfarrei, trank auch aus dem hinterder Bürgerschule noch bestehenden„Müllerfranzbrunnen“ und ritt am anderen Tage nachPreßnitz und Sebastiansberg. Zwei arme Waisen ausNeugeschrei, die ihn um eine Unterstützungangesprochen hatten, wollte er in väterlicher Fürsorgenach Wien nehmen, und als sie dies ablehnten,schenkte er jedem dieser beiden Mädchen einGoldstück, welches sie fortan als Andenken an den

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leutseligsten aller Monarchen aufbewahrten. Siekonnten sich auch in der bittersten Not, in welche siespäter gerieten, nicht von dem Zeichen kaiserlicherHuld trennen. So wirkte auch hier oben in unseremGebirge die Lichtgestalt des erlauchtenMenschenfreundes und großen Monarchenfriedensreich und segenspendend.Seite 190: Die Anwesenheit Kaiser Josef II. in Weipert(1766) benützte Bürgermeister Ferdinand JosefLenhard und der Schichtmeister bei „St. Johannes inder Wüste“, namens Josef Anton Barthel, diesen umUnterstützung zur Hebung des hiesigen Bergbauesund um die Mittel zur Anlegung eines „tiefen Stollens“zu bitten. Das dem Kaiser überreichte Gesuch enthieltAngaben über die ungünstigen Verhältnisse imBergbau und über feindliche Plünderungen, durchwelche die Bewohnerschaft in große Not geraten ist.Seite 197: Im Jahre 1785 kam diesermenschenfreundliche Kaiser zum zweiten Male nachWeipert, um sich über den Fortschritt des Baues derhiesigen Stadtkirche, wozu er über untertänige Bitteder armen Gemeinde das Geld gegeben, zuüberzeugen, und verdankt Weipert der Anwesenheitdes Kaisers die im folgenden Jahre (1786) erfolgteBestätigung mehrfacher Privilegien, wie sie in derUrkunde vom 22. November 1786 zum Ausdruckkamen.9) Auszug aus dem Gedenkbuche der Stadt Preßnitz:„Im Jahre 1770 und 1771. Kaiser Josef ist dazumaldas erstemal hier durch Preßnitz gereist. Im Jahre1778 sind Ihre Majestät der Kaiser Josef der zweitedas zweitemal durch Presnitz gereist – Sie haben einkleines Pferd geritten, beim Herrenhause etwas zuverweilen und sich nach verschiedenen zu erkundigengeruht.“ Mitgeteilt vom Stadtamte Presnitz. HerrDechant Emil Bist in Presnitz gibt dazu noch bekannt:In einem Fragment einer Trauungsmatrik fand ich diefast unleserliche Anmerkung: „Inerspectatus venitJosephus sekundus pergratiosus Imperator Rex spesnostra.“ (Unerwartet erschien Joseph Kaiser undKönig, unsere Hoffnung.)In einem anderen Fragment der Totenmatrik fand ichebenfalls in fast unleserlicher Schrift die Worte: „VivatJosephus secundus augustissimus Caesar et Rex, nospauperes visitans.“ (Es lebe Josef II., der erhabeneKaiser und König, uns Arme besuchend.)10) Die Gemeindechronik von Kallich berichtet darüber:„Am 19. Juni 1766 wohnte hier Kaiser Josef II. in demihm zu Ehren erbauten (?) Jagdschloß. Von hier gienger mit einigen Generälen in Begleitung von 15Dragonern durch Zöblitz nach Dresden.“ LetztereAngabe ist nicht richtig, da der Kaiser nur über Zöblitznach Katharinaberg geritten ist. Siehe dortigeAnmerkungen. (Im ehemaligen Jagdschloß befindetsich heute das Forstamt.)11) Das Memorabilienbuch der alten BergstadtKatharinaberg berichtet kurz die Tatsache: „VonWeiland Sr. k. k. Majestät Joseph II., HochwelcherKatharinaberg im Jahre 1766 und 1779 zweymalpersönlich mit höchst Ihrer Gegenwart auszeichneten.“Das erstemal kam er i. J. 1766 von Kallich über Zöblitz– Sächsisch – oder Deutschneudorf nachKatharinaberg. Nach Besichtigung des im Stadtteil„Grund“ gelegenen Bergwerks, ruhte er, wie erzähltwird, auf einem Stein an der steilen Straße, die vom

Grunde auf den Berg führt aus. An diesemdenkwürdigen Steine befindet sich die noch leserlicheInschrift: „1766. Deo et patriae Vivat Caesar JosephusII. “ (Es lebe Kaiser Josef II. für Gott und Vaterland.)Durch die im Jahre 1940 erfolgte Tieferlegung derStraße in den Ortsteil „Grund“ kommt der „Kaiserstein“viel besser zur Geltung als früher. Nach Besetzung derStadt durch die Tschechen am 19. Feber 1919,versuchten diese die Inschrift mit Werkzeugenverschiedenster Art auszutilgen, was ihnen aber nichtgelang. Dagegen zertrümmerten sie das im „Grund“errichtete Kaiserdenkmal zur Gänze. Nur ein Rest desSockels erinnert heute noch an die Zerstörungswut derTschechen. Bei dem zweiten Besuche i. J. 1779 kamder Kaiser von Brüx herauf. Der Weg den der Kaiserdamals benützte, wird heute noch „Kaiserweg“genannt.12) Auf der Reise von Katharinaberg nach Dux kam derKaiser auf der aus Meißen über Einsiedel nach Brüxführenden alten Zollstraße durch Johnsdorf, ein Dorfwestlich von Oberleutensdorf. Rechts am alten Wege,der von „Grießl Gasthaus“ gegen Georgenthal führt,steht unter zwei schönen Linden eine sehr gutausgeführte, von Stein ausgehauene Statue der Hl.Dreifaltigkeit mit zwei kleinen Putten, zu derenPiedestal 2 steinerne Stufen führen. An derrückwärtigen Frontseite des Piedestals befindet sichfolgende ziemlich schwer leserliche Inschrift: „DerRömische Kaiser Joseph Der Zweite Kam Uns AllenZur Großen Freude Den 20. Juni 1766 Jahre. DiesWiederfuhr Sogar 1779. Den 25. SeptembermonatSich Allhier Wieder Eingefunden Hat Zum Zeugen UndZum Ewigen Tanke Schreibt Dieses Anton Franck.“ (D.i.: Der römische Kaiser Josef der zweite kam uns allenzur großen Freude den 20. Juni 1766 Jahre; dieswiderfuhr und sogar 1779 den 25. Septembermonat,wo er sich allhier wieder eingefunden hat. Zum Zeugenund zum ewigen Danke schreibt dies Anton Franck.)Johnsdorf dürfte damit wohl der einzige Ort imSudetengau sein, dessen seltener Gedenkstein anJosef II. durch die 20jährige Tschechenherrschaftunbeschädigt stehen geblieben ist. Die Tschechenkonnten die Inschrift einfach nicht entziffern. Sogar inJohnsdorf selbst war man überrascht, als derVerfasser dieses Aufsatzes von kurzer Zeit sie auf dasVorhandensein und den Besitz dieses einzigartigenalten Denkmals aufmerksam machte.13) Auf der Reise von Dux über das Mittelgebirge nachLovositz berührte der Kaiser auch das StädtchenKostenblatt. Die Festschrift zur Enthüllungsfeier desKaiser-Josef-Monumentes in Kostenblatt am 25.September 1881 von J. Voitl enthält darüber folgendeAngaben: „Auf seiner Reise von Dux nach Leitmeritzkam er bereits als römisch-deutscher Kaiser, lautAufzeichnungen des damaligen Pfarrers P. Hyan inhiesiger Pfarrchronik, zu Pferd in Begleitung derGenerale Laudon, Lascy und Nostitz auch nachKostenblatt am 21. Juni 1766 und setzte seinen Wegnach Leitmeritz fort. War dieses Ereignis der erstenAnwesenheit Kaiser Josefs auch für Kostenblatt anund für sich ein sehr erfreuliches, so liegt im folgendenAkte (Schenkung von 50 Goldgulden, 30 ScheffelKorn, 30 Scheffel Weizen, Gerste und Hirse im Jahre1779), der aus der eben zitierten Quelle entnommen

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wurde, eine um so größere Verpflichtung derDankbarkeit für die Bewohner von Kostenblatt."14) Österreichischer Befehlshaber Maximilian UlyssesReichsgraf Browne.15) Paschkapole.16) In Lobositz an der Elbe, wo Josef schon im Jahre1764 am 12. Oktober geweilt hatte, hielt er sichlängere Zeit auf, ließ sich wieder auf das Schlachtfeldvom 1. Oktober 1756 führen, besah dieses sehreingehend und zog manche nähere Erkundigung ein.Eine Viertelstunde nördlich von der Stadt Lobositz, beidem Orte Welhota, am linken Elbufer „nächst derBrücke über die Bergschlucht, welche vom Loboschherab nach der Elbe führt“ (aus J. G. Sommer,Königreich Böhmen, I. S. 100) nahm Josef dasFrühstück ein, wie dies eine von der StadtgemeindeLobositz im Jahre 1768 durch den LeitmeritzerSteinmetz Franz Karl Buttwitz daselbst errichtetenEhrensäule mit folgender Inschrift verkündete: Hier IstDer Ort, Wo KaIser Joseph speIste, erst denStreItplatz sah, Dann naCh SaChsen reIste 1766 (J.Schaller Königreich Böhmen, V. S. 90.).

Im Monate August 1843 wurde an der Stelle des imJahre 1768 errichteten Denkmales Joseph II., weildieses schon schadhaft geworden, von der LobositzerBürgerschaft ein neues errichtet, es trug die Inschrift:„Kaiser Josef der Unvergeßliche, verweilte an diesemOrte im Jahre 1766 und besah das Schlachtfeld von1756.“ (Entnommen aus dem Gedenkbuche desLobositzer Bürgers und Weinhändlers FranzPfannschmiedt.)17) In der John’schen Teplitzer Chronik im IV. Bd. aufSeite 186 erscheint nur kurz die Tatsache vermerkt:„21. Juni 1766 traf der Kaiser Joseph 2. beiGelegenheit der Gränz- und Landesvisitation in Teplitzein (Aus Ekerts Noten).“Die Angabe der „Gränz- und Landesvisitation“ alsUrsache der Anwesenheit des Kaisers in Teplitz istunzutreffend, wie das aus den Ausführungen diesesAufsatzes hervorgeht. Wo der Kaiser in Teplitzgewohnt hat, erscheint nicht angegeben. Jedenfallswieder in der „Morawe“ am Schloßplatz, gleichwie imJahre 1764.

Der Meteorit von Elbogen/Loketvon Hanna Meinel

In Loket/Ellbogen ging im 14. Jahrhundert ein Meteorit nieder. EinMeteorit besteht aus Eisen, Silizium, Sauerstoff und anderenBestandteilen. Der Eisenblock lagerte bis 1812 im Kellergewölbeder Burg. Erst dann wurde er von einem Prager Professoruntersucht und seine meteoritische Natur erkannt. EineNachbildung kann man auf der Burg in einer Vitrine sehen.Der Meteorit war ursprünglich 107 kg schwer, wurde jedoch geteiltund das größte Stück ging nach Wien. Ein Stück von 22 kg befindetsich in den Museumssammlungen der Stadt Sokolov/Falkenau.Man nennt den Meteoriten auch "Verwunschener Burggraf" (Zakletýpurkrabí), nach dem Burggrafen Puta von Illburk, der nach einerSage für seine Schandtaten verflucht und in einen Stein verwandeltwurde.

Svatošské skály / Hans-Heiling-Felsenvon Hanna Meinel

Zu allen Jahreszeiten sind die Svatošské skály/Hans-Heiling-Felsen ein reizvolles Ausflugsziel. Seit jeherwurde die menschliche Fantasie geweckt, die diesebizarren Felsenformationen auslösen. Die Hans-Heiling-Felsen befinden sich in einem tiefen Talzwischen Loket/Elbogen und Karlovy Vary/Karlsbadund sind ein Bestandteil des Kaiserwaldes. Bereits1933 wurde das Felsmassiv unter Naturschutz gestellt.Viele Wanderer, Radfahrer, Kletterer, Bergsteiger undWassertouristen erfreuen sich während des gesamtenJahres an dem sogenannten versteinerten Brautzug.Kapuziner, Ministranten, Brautpaar, Pater,Hochzeitszug, Musiker, Schwiegermutter und Schlosssind die Bezeichnungen der markanten, aus ElbogenerGranit, bestehenden Felsen. Eine hölzerneHängebrücke über die Ohře/Eger vervollständigt denReiz.Zahlreiche Sagen und Legenden berichten von HansHeiling. Karl Theodor Körner, Christian Heinrich Spieß

und die Gebrüder Grimm wurden inspiriert von diesemfaszinierenden Felsengebiet.

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Die Wassernixe am Hans-Heiling-Felsen.(Ed. Wenisch in der Erzgebirgs-Zeitung, 2. Jahrg., S. 5.)Hinter dem Dörfchen Aich erhebt sich dicht am linkenUfer der Eger eine Felsengruppe, welche den NamenHans-Heiling-Felsen führt. Über dies Steingebildemeldet die Sage folgendes:Vor alten Zeiten, als noch die mächtigen Markgrafenvon Vohburg Schloss und Gebiet Elbogenbeherrschten, fand ein armer Bauer, der auf dasSchloss Frondienste zu leisten ging, dort, wo derHochaltar der Schlaggenwalder Kirche steht, zwischenzwei großen Steinen ein verlassenes weinendesKnäblein. Andere sagen, am Berge Krudum sei diesgewesen, wieder andere, bei den drei Linden, demheutigen Schönfeld. Von Mitleid ergriffen, hob er esauf und trug es mit sich. Im Schlosse angekommen,begab sich der Bauer sofort zu der MarkgräfinJohanna und sprach: „Es ist pflichtiger Gebrauch, beimErscheinen auf dem Schlosse eine Gabemitzubringen. Ich habe heute, als ich eben zur Fronehierher ging, dies Kindlein gefunden und biete es euchals Gabe dar. Möchtet Ihr doch, gnädige Herrin, andem armen, hil fsbedürftigen Waislein Barmherzigkeitüben und sein besser pflegen als die eigene Mutter!“Die Worte des biederen Mannes erweichten derMarkgräfin Herz. Sie nahm sich des Knäbleins an, dasauf ihr Verlangen in der Taufe den Namen Hans, nachseinem Finder aber den Zunamen Heiling erhielt.Hans Heiling wuchs unter dem liebreichen Schutze derMarkgräfin zum blühenden Jüngling heran, der an denWissenschaften, in die ihn der Burgkaplan einweihte,mehr Gefallen fand, als an den Ritterspielen. Er liebtedie Einsamkeit, durchstreifte Wald und Flur undbeschäftigte sich unablässig mit dem Gedanken, denUrgrund aller Wahrheit zu erforschen.

Als er einmal am Ufer der rauschenden Eger saß undgedankenvoll nach dem Wasserspiegel schaute,tauchte aus demselben eine holde Nixe empor, die mitlieblicher, wunderbarer Stimme dem Überraschtenzurief: „Ich kenne, wissbegieriger Jüngling, DeinesHerzens tiefen Kummer, die schwarze Kunst ist DeinBegehr. Diese will ich dir lehren, doch nur unter derBedingung, dass du dich nie vermählst.“ Hans Heiling,bezaubert durch die vielversprechenden Worte,strahlte vor Freude, dass er nach langem, erfolglosenForschen endlich sein so heiß ersehntes Ziel erreichenkönne, und schloss mit der Wassernixe unbesonnenden Bund. Die Nixe hielt Wort und Hans Heilingwähnte sich der Glücklichste unter der Sonne zu sein,als er des Wissens Drang erfüllt sah. Seit derBegegnung mit der Nixe war manches Jahr verflossen.Da fasste Hans Heiling mit Hintenansetzen seinesgegebenen Versprechens den Entschluss, sich zuvermählen, denn er hoffte, selbst auf seine Kunstvertrauend, die Macht des geheimnisvollenWasserweibes zu hemmen. Unbesorgt veranstaltete eralso die Hochzeit. Der Tag der Trauung warerschienen und die Hochzeitsgäste hatten sich in denRäumen des Schlosses versammelt. Schon stand derBrautzug vor dem Traualtare, eben wollte dasglückliche Paar das Jawort aussprechen - da stiegplötzlich mit furchtbaren Blicken die erzürnte Nixe ausden tobenden Wellen der Eger, ließ unter Blitz undDonner das Schloss verschwinden und verwandeltedurch ihren Fluch die ganze Hochzeitsgesellschaft inStein: das Brautpaar, den Mönch, die Gäste und dieMusikanten.

Der 4. März 1919 in Kaaden a.d. EgerBericht der „Kaadner Zeitung“ vom 8. und 12.03.1919 (Eingesandt von Alexander Lohse)

… wie in allen Städten Deutschböhmens hatte auchdie sozialdemokratische Partei in Kaaden für Dienstag,den 4. März 1919 nachmittags, die Bewohnerschaft zueiner Versammlung in den Schützenhaussaaleingeladen, in welcher über das Selbst-bestimmungsrecht Deutschböhmens nach demProgramm Wilsons gesprochen und gegen dieVerhinderung der Wahlen in die deutsch-

österreichische Nationalversammlung sowie gegen dieKnebelung der Deutschen Böhmens durch dieTschechen protestiert werden sollte. Da sich derSchützenhaussaal für die 9000 Versammlungs-teilnehmer, die aus der Umgebung zahlreichherbeigeeilt waren, als zu klein erwies, musste dieVersammlung im Vorhofe abgehalten werden. AlleRedner, der Krankenkassenkassierer Görgner und

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Konsumleiter Görtler für die sozialdemokratischePartei, Kaufmann Josef Jurmann für die bürgerlichenParteien und R. Stumpe für die freisozialistische Parteihielten sich in maß vollen Grenzen und besprachen diepolitische Lage.

Die Versammlung, während welcher ein leichterRegen herniederrieselte, nahm einen äußerstwürdigen und imposanten Verlauf und zeigte denunbeugsamen Willen aller Parteien, einigzusammenzustehen, um auch für Deutschböhmen dasSelbstbestimmungsrecht nach den VerheißungenWilsons zu erreichen. Zum Schluß forderte derBürgermeister Josef Hergl die Versammlung auf, sichin einem Zug zu formieren und auf den Ringplatz zumarschieren, dabei jedoch die größte Ruhe undOrdnung zu bewahren und sich zu keinerleiAusschreitungen hinreißen zu lassen. Diese Mahnung,der sich auch die Versammlungsredner aufseindringlichste anschlossen, wurde aufs genauestebefolgt. Am Ringplatz löste sich der Zug auf, und eingroßer Teil, besonders der auswärtigen Teilnehmer,trat den Heimweg an.

Schon in den ersten Nachmittagsstunden war eswegen der Hissung der Fahnen am Rathausturmzwischen Deutschen und Tschechen zu erregtenWortwechseln gekommen. Als man die deutscheFahne, die mit Bewilligung des Kommandanten dertschechischen Besatzung gehisst wurden war, einzogund nur die weißrote Fahne am Turm aufgezogenhatte, musste das auf die Bevölkerung der reindeutschen Stadt Kaaden empörend wirken. Entgegender Vereinbarung mit der politischen Behörde, dassdas tschechische Militär in der Kasernezurückbehalten werden sollte, wurde die Schloß- undSüssengasse auf beiden Seiten durch starkeAbteilungen abgeschlossen, und sowohl im Stockwerkdes Postgebäudes wie im Stockwerk des Hotel

Austria, das mit Gewalt besetzt worden war,Maschinengewehre in Stellung gebracht. Als der Zugvom Schützenhause am Marktplatz angelangt war,erzwangen sich einige junge Leute den Aufgang zumRathaus und hissten abermals die deutsche Fahne,diesmal unterhalb der Uhr des Rathauses, wozuwiederum der tschech. Militärkommandant seineBewilligung erteilt hatte. Als die deutsche Fahneentrollt wurde, brach die vor dem Rathaus stehendeMenge in Heilrufe aus und stimmte die „Wacht amRhein“ an. Unterdessen gerieten beimRathausaufgang einige junge Heimkehrer mit dendortigen tschechischen Posten in einen Wortwechsel.

Als ein halbwüchsiger Junge mit einem StückMauermörtel nach einem Soldaten warf, feuerte diesersein Gewehr ab. Der Einschlag der Kugel im innerenPfeilerbogen des Rathauses ließ sich genaunachweisen. Und doch war dieser Schuß das Zeichenzum Beginn der „Schlacht“, die in den nächstenSekunden losbrach. Die Posten beim Rathaus und aufden Zinnen des Turmes eröffneten ein Schnellfeuerauf die ahnungslose, meist schon promenierendeMenge, in das sich zur selben Zeit das Rattern derMaschinengewehre im Hotel Austria und imPostgebäude und von der Schloß- und Süßengasseher das Krachen der Gewehrsalven mischte. Auch einMaschinengewehr an der Ecke des Jankahauses hattesich an dem Gemetzel beteiligt.

Ohne ein Warnungszeichen, ohne eine vorherigeAufforderung, den Platz zu räumen oderauseinanderzugehen, ja ohne ein Kommando odereinen Befehl – weil ja zu einem Einschreiten mit derWaffe nicht der geringste Grund vorlag – jedemVölkerrecht und jedem Menschlichkeitsgefühl zum

Schützenhaus in Kaaden

Ringplatz (Marktplatz) in Kaaden

Kaadener Bürger beim Lesen der Totentafel

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Hohn, wurde in ahnungslose friedliche Menschengeschossen in einem wahnsinnigen Todesreigen, demfast 200 unschuldige Menschen zum Opfer fielen. DerGipfel der Grausamkeit aber wurde erreicht, als in dieblutige Ernte auf dem Stadtpflaster Kaadens nochimmer hineingeschossen wurde, wenn sich einVerwundeter retten wollte. Nach kaum einer Minutewar dieses Trauerspiel zu Ende. Das es sich hier umeine maßlos aufgepeitschte Soldateska handelte,beweist auch der Umstand, das den in ihre Häuserflüchtenden Bewohnern in der Heiligengasse, in derunteren Wassergasse und hinter dem Postamt nochnachgeschossen wurde. Der Speisesaal im HotelSonne, wohin man eine größere AnzahlSchwerverwundeter und auch Tote gebracht hatte,glich einem Feldlazarett. Am Billard und auf allenTischen lagen Verwundete und Sterbende. DasselbeBild boten die städtische Polizeiwachstube, dieDekanalkirche und andere Häuser am Ringplatz, die inNächstenliebe sofort ihre Tore geöffnet hatten. 20 Totewurden vom Platz getragen oder verschieden kurznach der Katastrophe, denen um einiges später vonden Schwerverwundeten noch 8 Menschen folgten.Schon am Mittwochnachmittag hielt dieGemeindevertretung unter Vorsitz von BürgermeisterHergl eine Trauersitzung ab, auf welcher StadtratGörgner die Traueransprache hielt. Zur selben Zeitlangte in Kaaden eine Kompanie Legionäre von Pilsenein, die hier nun den Garnisionsdienst zu versehenhatten. Aber auch Oberst Koppstein, ein den Kaadnerngut bekannter Offizier, erschien zur Untersuchungdieser traurigen Vorfälle. Am 5. März hatte sich inKaaden ein „Fürsorge-Ausschuss der 4. Märzopfer1919“ gebildet, an dessen Spitze Josef Loos und JosefJurmann standen. Wegen der bestehenden Sperreund der tschechischen Postzensur wurde JosefJurmann vom Stadtrat beauftragt, den Protest und denBericht über den Kaadner Bluttag an die deutsch-böhmische Landesregierung in Wien heimlich über dieGrenze zu bringen und über ein reichsdeutschesPostamt befördern zu lassen.

Am Samstag, den 8. März, um 10 Uhr, fand dieBestattung der Kaadner Märzgefallenen in einemEhrengrabe der Stadt unter Beteiligung sämtlicherVereine und einer großen Menge statt. Schon dieersten Frühzüge brachten Trauergäste aus Stadt undLand. Auch Vertreter sämtlicher Gemeinden desDuppauer Bezirkes sowie die Schüler der letztenbeiden Klassen des Duppauer Obergymnasiums mitihren Professoren nahmen an dieser Trauerfeier teil.Nach der Einsegnung durch die Geistlichkeit derbeiden Konfessionen sprachen am offenen GrabeWorte des Trostes, aber auch der bitteren AnklageBürgermeister Hergl, Hauptschriftleiter Czermak ausTeplitz, Stadttierarzt Sturm aus Kaaden, AbgeordneterWüst und Richard Stumpe, sowie Frau KammerratJosefine Weber aus Klösterle, die selbst den Verlusteiner 19-jährigen Nichte betrauerte.Mit dem Chor „Grabesruhe“, vorgetragen vom KaadnerMännergesangsverein, schloß die erhebendeTrauerfeier. Erst jetzt wurde auch die nach Tausendenzählende, vor dem Friedhofseingang harrende Mengezu dem Grabe zugelassen, in welches Blume umBlume, Träne um Träne, aber auch Fluch um Fluchüber die Mörder dieser schuldlosen Opfer fiel …

Der Winter 2012/13 - oft ohne Schnee und Sonne ...Bildimpressionen von Stefan Herold aufgenommen am 31.1.2013 zwischen Krásná Lípa/Schönlind –

Přebuz/Frühbuß und Rolava/Sauersack

Das gemeinsame Grab der Kaadener Totenvom 4. März 1919

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... doch es gab auch wenige Ausnahmen!Aufnahmen vom 2. März 2013 aus Hřebečná/Herngstererben und Ryžovna/Seifen von U. Möckel

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Historischer Staffellaufam 16. März 2013 in Abertamy/Abertham

Nach Redaktionsschluss ...

Merkelsgrün Porzellanfabrik Merkelsgrün 1927

HistorischeFotos vonMerkels-grünalsErgänzungzumBeitrag aufSeite 16.

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Merkelsgrün 1926

... und hier noch eineEinladung für alleBergbauinteressenten.

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Abschließend die Einladung zu einer Veranstaltung im Rahmendes Projektes „Grenzüberschreitungen – Neue Wege von Land zu Land“:Historische Spurensuche: Schlossgeschichten – zur Sozialgeschichte des Adels im19./20. Jahrhundert in Mitteldeutschland und Westböhmen vom 31.5. bis 2.6.2013

Freitag 31.5.201313:30 Uhr Treffpunkt am Bahnhof Greiz und Fahrt nach Zwickau / Schönfels (für deutsche und

tschechische Teilnehmer ohne selbständige Anreise nach Zwickau / Ankunft derVogtlandbahn aus Cheb in Greiz: 12:09 Uhr)

ab 14:00 Uhr Anmeldung im Tagungsbüro im Amedia Hotel Zwickau (für Teilnehmer aus derTschechischen Republik und deutsche Teilnehmer mit selbständiger Anreise nach Zwickau)

14:30 Uhr Ankunft in Zwickau (einschließlich der Zimmerzuweisung im Amedia Hotel Zwickau)15:30 Uhr Besichtigung mit Führung der Burg Schönfels mit Museum17:00 Uhr Abendessen in der Burggaststätte auf Burg Schönfels19:30 Uhr Begrüßung und Einführung in die Thematik der Studienfahrt / Vorstellung der Teilnehmer –

Herr Ulrich Jugel, GreizVortrag mit Diskussion zum Thema: „Zur Geschichte des Adels in Mitteldeutschland im19./20. Jahrhundert – Herr Dr. Matthias Donath, Dresden – Burg Schönfels – MuseumÜbernachtung im Amedia Hotel Zwickau

Samstag 1.6.201309:00 Uhr Beginn der Exkursion – Teil 1 – „Schlossgeschichten – zur Sozialgeschichte des Adels im

19./20. Jahrhundert in Mitteldeutschland und Böhmen“ Fahrt nach Neumark09:45 Uhr Besichtigung der Gutshofanlage mit Schloß (Stammsitz der Familie von Römer seit 1478)

und Vortrag zur Familiengeschichte bis zur Gegenwart – Herr Benno von Römer, Neumark11:30 Uhr Mittagessen im Gut Neumark12:15 Uhr Weiterfahrt nach Lázně Kynžvart/Königswart – Westböhmen – Tschechische Republik14:30 Uhr Besichtigung und Führung durch Schloß und Park Kynžvart/Königswart und zur Geschichte

der Familie Metternich im 19./20. Jahrhundert – Herr Dr. Miloš Ríha, Kynžvart/Königswartca. 17:30 Uhr Abendbrot im Hotel / Restaurant Hubertus – Kynžvart/Königswartca. 20:00 Uhr Vortrag mit Diskussion zum Thema: „Die fürstliche Familie Metternich und ihre Herrschaften

im 20. Jahrhundert“ im Schloß Kynžvart/Königswart – Festsaal – Herr Mgr. Pavel Koblasa,PragÜbernachtung in Kynžvart/Königswart – Hotel /Restaurant Hubertus – Tschechische Republik

Sonntag 2.6.201309:00 Uhr Beginn der Exkursion – Teil 2

Abfahrt nach Chyše/Chiesch über Toužim/Theusing10:00 Uhr Besichtigung der Schloßanlage in Chyše/Chiesch und Vortrag zur Familiengeschichte bis zur

Gegenwart – Ing. Vladimír Lažanský, Chyše/Chiesch12:30 Uhr Mittagessen in der Brauereigaststätte in Chyše/Chiesch14:00 Uhr Weiterfahrt nach Valeč/Waltsch und Stadtbesichtigung mit Kirchen, Schloß und Schloßpark –

Führung durch Herrn Jugel, Greiz16:00 Uhr Seminarauswertung und –kritik, anschließend Rückfahrt nach Greiz

PROGRAMMÄNDERUNGEN VORBEHALTEN

Die Vermittlung einer Unterkunft im DZ Amedia Hotel Zwickau (ÜF pro Person 26 €) und im DZ Hotel/RestaurantHubertus Kynžvart/Königswart (ÜF pro Person 27€) erfolgt über uns.Tagungsgebühr: 10 € pro Tag für deutsche Teilnehmer, Schüler und Studenten frei. Die Kosten beinhaltenTransfer ab und nach Greiz, Versorgung, Seminargebühren. Eintritte in Höhe von 13 € extra.Bezahlung am 31.5.2013 im Tagungsbüro im Amedia Hotel Zwickau.Anmeldeschluss: 24.5.2013Kontakte und Information für die Anmeldung:Frau Sybille Sturm, Projekt „Grenzüberschreitungen“, Oberes Schloß 1, D-07973 GreizTel.: 03661/438382, Fax: 03661/438382, E-Mail: [email protected],Homepage: www.grenz-ueberschreitungen.de

ImpressumAlle Daten sind zum Zeitpunkt der Erstellung des Grenzgängers recherchiert, jedoch kann keine Garantie für die Richtigkeit übernommenwerden. Die Nutzung und Weiterverbreitung der Informationen ist unter Quellenangabe gestattet. Fotos und Texte stammen vom Herausgeber,wenn nicht extra andere Autoren und Quellen genannt sind.Sollten Ihnen bisherige Ausgaben des „Grenzgängers“ fehlen, dann bitte ich um eine Mail um sie dann nochmals abzusenden. Der Datenwegbirgt doch manche Tücken ...Sie können auch unter: http://www.erzgebirgsverein-zinnwald-georgenfeld.de/html/grenzganger.html heruntergeladen werden.Herausgeber: Ulrich Möckel, Muldenstr. 1, 08304 Schönheide, Deutschland

Tel.: 037755 55566 (Mo. bis Fr.), e-Mail: w [email protected] der Arbeitsgemeinschaft für Volkskunde, Heimatforschung und Wanderpflege in Nordwestböhmen

www.erzgebirgs-kammweg.de