Das Aceton - Der Geheime Weingeist Der Adepten

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    Das Aceton(Acetonol),

    der geheime Weingeist der Adepten,

    Spiritus Vini Lulliani s. philosophici,

    und

    seine medicinische Anwendungfr Chemiker und Aerzte

    bearbeitetvon

    DR . CHRISTIAN AUGUST BECKER,

    Kreisphysikus a. D. Geheimen Sanittsrates,

    Ritter des K. Kronenordens III. Klasse, des eisernen Kreuzes II. Klasse und des russischen

    St. Georgenordens V. Klasse.

    Zweite mit einer Einleitung vermehrte Ausgabe.

    ______________

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    H e i n r i c h s h o f e n` s c h e B u c h h a n d l u n g.H. Lichtenberg.

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    DEM HERRN D R. WITTKEKniglich Preussischem Regierungs-Medicinal-Rathe zu Erfurt,

    Ritter mehrer Orden,

    seinem verehrten Freunde

    mit aufrichtiger Hochachtung und Dankbarkeit

    gewidmet

    vom Verfasser.

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    Vorrede.

    Die neuere Zeit, welche durch den Zug derGerechtigkeit in Ausgleichung der Vergangenheit mit derGegenwart, die Vorliebe zur historischen Forschung geweckthat, ist auch gegen Paracelsus billiger geworden, und es istwiederholt versucht worden, seinen Verdiensten Anerkennungzu verschaffen. Diese Arbeiten betreffen aber mehr seinSystem als seine Arzneimittel. Der Grund ist, dass das Systemals Abstraction des Verstandes dem Verstande jederZeitperiode offenen Eingang und Kritik gestattet, whrend dieKenntniss der Heilmittel, verhllt durch den Schleier deralchemistischen Sprache, der Forschung die grsstenSchwierigkeiten entgegenstellt. Schon v. Helmont widerlegtedas System des Paracelsus, aber die geheimen Arzneimitteldesselben hielt er in grossen Ehren.

    Das Studium des Magnets im Jahre 1827 fhrte

    mich zu Paracelsus, dessen grndliche medicinische Kenntnissdesselben mich mit Bewunderung erfllte. Damit war derAnstoss gegeben, mich mit seinen Werken nher bekannt zumachen. Die Dunkelheit seiner Sprache machte es nthig, inden alchemistischen Schriften durch VergleichungenAufklrung zu suchen. Nach gerade sah ich ein, dass daswste gelassene Feld der Arkane das Hauptziel der Kultur sein

    msse, und die glnzenden Heilungen des Poterius steigertendas Interesse. Der Reiz des Geheimnisses war ein mchtigerSporn zur Erforschung desselben. Versuche auf Versuchewurden gemacht, wobei ich bei den wissenschaftlich gesinntenApothekern Dr. Grger und Klauer die bereitwilligsteUntersttzung fand. So beschftigte mich namentlich dieAuffindung des schmerzstillenden Schwefels des Vitriols

    (Sulfur Vitrioli narcoticum Paracelsi ) und fhrte mich 1835auf die Entdeckung des Ferrum carbonicum sacharatum .

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    Ebenso fand ich das Aurum diaphoreticum Poterii , was sichdurch Sublimation des Goldamalgams als fein zertheiltesmetallisches Gold darstellte, was aber durch einfache

    Prcipitation der Goldauflsung mit Eisenvitriol noch feinerausfllt, wie sich durch das Mikroskop erkennen lsst. Es istgegen die Meinung schon in geringer Gabe sehr wirksam, undhat sich mir als ein Specificum gegen Rheumatismus,namentlich Rheumatismus cordis bewhrt.

    Auf diesem Wege bin ich fortgeschritten und zueiner Anzahl von Heilmitteln gelangt, die nicht in derPharmakope stehen, aber mich sichere Resultate in der Praxiserreichen lassen.

    Weidenfeld`s Schrift de secretis Adeptorum liessmich genaueren Aufschluss erwarten, aber die Hauptsache, derSpiritus Vini Lullianus , blieb mir bei der verstecktenBeschreibung bis auf eine Ahnung verborgen, bis ich jetzt

    nach lnger als zwanzig Jahren bei einem neuen Studium dasAceton darin erkannte. Dadurch wird nun ein neues Licht auf die Arzeneien der Adepten geworfen, und das Dunkel ihrerSchriften aufgehellt.

    Bei dem autorisierten Vorurtheil gegen dieAlchemie darf ich auf grosse Theilnahme fr meine Sachennicht rechnen, indess findet sich doch wohl hier und dort einBerufsgenosse, der im Stillen Interesse daran nimmt, theils umdiesem den verfallenen Weg freier zu machen, theils in derAbsicht, den Gewinn meiner Mhen als ein Vermchtnissmeines 70. Jahres zu hinterlassen, bergebe ich diese kleineSchrift der Oeffentlichkeit.

    MHLHAUSEN, den 30. Juni 1862

    Dr. Becker.

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    Vorrede zur zweiten Ausgabe.

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    Als ich 1862 diese kleine Schrift heraus gab, glaubteich bei meinem hohen Alter damit mein Testament gemacht zuhaben, aber die Gnade Gottes hat mir das Leben noch lngergefristet, und nach einem schweren Anfalle von Hemiplegieim April vorigen Jahres bin ich so weit wieder zu geistigerRegsamkeit gekommen, dass ich meine Studien von Neuemaufnehmen kann. Ich halte es daher fr zweckmssig, folgende

    Einleitung dazu zu geben, und habe keinen grsseren Wunsch,als es in meinem 75. Jahre noch zu erleben, rstigenlebensfrischen Arbeitern auf diesem verlassenen Felde zubegegnen, um den so lange vergrabenen Schatz heben zuhelfen.

    MHLHAUSEN, im Februar 1867.

    Der Verfasser.

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    Einleitung.

    In den Vorschriften der alten Chemiker pag. 10 - 14 ist dieCharacteristik desSpiritus Vini philosophici vollstndig gegeben, und nur derStoff, aus dem er bereitet wird, durch die Bezeichnung rother oder weisser Weinin geheimnissvolles Dunkel gehllt. Zur vlligen Aufklrung dient daher dieVorschrift, welche Weidenfeld pag. 329 unter dem Titel Menstruum Sericonis

    Riplei mittheilt, die folgendes besagt:

    Sericon oder Antimon - beides fingirte Namen, nach Dean rothesBleioxyd - wird mit destillirtem Essig aufgelst, und im Wasserbade bis zurConsistenz eines grnen Gummi abgedampft. Das essigsaure Salz wird aus einer

    starken Glasretorte destillirt, wobei zuerst blosses Wasser bergeht. Sobald sichein weisser Dampf zeigt, wird ein grosser Recipient vorgelegt und gut lutirt.Wenn dann ein rother Dampf aufsteigt, wird das Feuer verstrkt, und bei nochstrkerm Feuer folgen rothe Tropfen. Nun wird das Feuer allmhlig vermindert,und wenn alles erkaltet ist, der Recipient abgenommen und rasch verschlossen,damit sich nichts verflchtigt. Im Halse der Retorte findet sich ein harter weisserSublimat.

    Der Rckstand in der Retorte ist wie schwarzer Russ. Dieser wird auf

    eine Steinplatte aufgesteut, und heit es pag. 331accende in extremitatum altera carbone vivo, et spatio elimidiaehorae transcurret ignis per omnes faeces, quas calcinabit incolorum citrinum gloriosum valde.

    Dies ist die einzige Stelle im ganzen Buche, wo dies Verhalten desRckstandes so deutlich beschrieben wird, und sie gab mir auf einmal Licht,nachdem ich Jahre lang mich in den dunklen Worten nicht hatte zurecht findenknnen. Die Eigenschaft, wie ein Zunder zu brennen, setzten es ausser Zweifel,

    dass der kohlige Rckstand von der Zerstrung eines essigsauren Salzes herrhre.Damit war das Geheimnis desSpiritus Vini philosophici enthllt, und damitstimmten alle Producte der Destillation. Jetzt war Aqua ardens mit derQuintessenz eine einfache chemische Thatsache, und es blieb nur zu verwundern,wie die alten Chemiker Jahrhunderte lang damit hatten arbeiten knnen, ohnedass es bekannt geworden war. Freilich sprachen alle den Fluch ber den aus, derdas Geheimniss verrathen wrde, und dieser Fluch hat sich, wie es scheint, alseine moralische Macht bewiesen, den Weidenfeld lsst zwar in einem spter zuerfolgenden Buche die Entdeckung hoffen, aber dies Buch ist nicht erschienen,

    und Pott, der eine genaue Kenntniss davon hat, und den Fluch nicht zu frchten

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    brauchte, sagt, ob durch ein Versprechen gebunden oder aus Neid: die Bereitungist leicht, aber ein Geheimniss.

    Der verzunderte gelbe Rckstand wird mit Essig aufgelst, bis zumGummi abgedampft und destillirt. Der Rckstand wird wieder eben so mit Essigbehandelt und ebenfalls destillirt. Die Destillate werden zusammen gegossen, mitdem frhern vereinigt, 14 Tage digerirt und dann destillirt. Zuerst geht derSpiritus ardens ber, der wiederholt rektificirt wird, bis er so stark ist, dass eindamit getrnktes Linnen angezndet verbrennt. Bei diesen Rektifikationenerscheint auf der Oberflche ein weisses Oel und ein gelbes bleibt noch zurck,welches mit strkerm Feuer destillirt wird.

    Der Sublimat in dem Halse der Retorte wird gepulvert und an einemkalten Ort auf einer eisernen Platte zum Zerfliessen gestellt. Die Flssigkeit wirdfiltrirt und mit ein wenig Aqua ardens versetzt, wodurch sich ein grnes obenaufschwimmendes Oel abscheidet; darauf wird sie destillirt, zuerst kommtWasser, dann ein dickes Oel. Das Wasser wird in einem andern Recipientendestillirt und im Wasserbade abgedampft, bis am Boden eine dicke ligeSubstanz wie geschmolzenes Pech zurckbleibt. Diese flssige schwarze Massewir mit Aqua ardens noch weiter behandelt, was hier nicht weiter auszufhren ist.

    Die Goldtinktur.Wie das Gold das edelste Metall ist, so hielten die Hermetiker es auch

    fr das edelste Heilmittel, und damit kam das Aurum potabile auf den Thron, denes viele Jahrhunderte lang behauptet hat. Aber so hoch sie es ehrten, so standihnen ihr geheimes Auflsungsmittel eben so hoch, selbst noch hher, und sienannten es auch Gold. Raimund bereitet in hohem Alter zu seiner Strkung dasrothe Oel aus dem Blei, und sagte, dass es kstlicher sei als Gold. BasiliusValentinus, der die Darstellung desSpiritus Vini philosophici unter demDeckmantel der Destillation des Vitriol beschreibt, nennt das rothe Oel, schwerwie Gold, dick wie Blut, brennend und feurig, das rechte flssige Gold derPhilosophen.

    Das Ideal der Alchemisten, das Meisterstck der Kunst, war der LapisPhilosophorum , der Stein der Weisen. Zu dessen Bereitung gehrte vor allenMetallen Gold. Das gewhnliche Gold eignete sich nicht dazu, denn es war durchdie feste Verschliessung seiner Bestandtheile todt, es musste daher erst belebtwerden. Dies wurde bewirkt durch Behandlung mit demSpiritus Vini

    philosophici , wodurch die Seele, die Wesenheit, von dem unreinen Krpergeschieden und aufgelst wurde. Dies war dann das philosophische Gold, Aurumnostrum , die Quintessenz, die radicale Auflsung ohne Corrosiv, die durch das

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    rothe Oel des Acetons , welches Acetum acerrimum und das wahre Dissaeveus Auri genannt wurde, zu Stande kam.

    Diese auflsende Kraft wird besttigt durch einen Versuch, von demFuchs (Geschichte des Zinks pag. 200) berichtet. Hellot destillirte essigsauresZink. Zuerst ging ein schwachsaures Pflegma ber, dann zeigten sich Streifen,und auf diese folgte ein Sublimat in weissen, zarten Blumen. Nun stiegen weisseDmpfe auf, die sich im Kopfe des Kolbens zu Tropfen eines weissgelben danndunkelgrnen Oels verdichteten. Der Recipient enthielt eine Flssigkeit, die sichwie Weingeist entzndete. Auf Wasser gegossen schwamm sie erst oben,vermischte sich aber dann damit, und es blieben nur einige Tropfen einesrthlichen gewrzhaften Oels oben. Der Rckstand von der Destillation war anFarbe wie Asche. Auf denselben wurde das suerliche Pflegma gegossen, 8 bis10 Tage digeriert, dann abgegossen und abdestillirt, so blieb am Boden eineharzige Materie. Die Operation wurde wiederholt, bis Harz genug gewonnen war.Dies wurde in einer kleinen bis zum Glhen erhitzten Retorte destillirt wodurcheine gelbe Flssigkeit berging, nach welcher dicke weisse Dmpfe folgten. Alsdas Destillat auf den weissen Sublimat im Halse der Retorte gegossen wurde,lste es denselben sogleich auf, und einige Tropfen rthlichen Oels schieden sichauf der Oberflche ab. Mit diesem Oel wurden Gold- und Silberblechebestrichen, welche dann in 4 Stunden an der berhrten Stelle augelst wurden.

    Die Alchemie ist durch betrgerische Laboranten, Schwindler undPhantasten mit der Zeit in so blen Ruf gekommen, dass sie allgemein frAberglauben, Tuschung oder Betrug gilt. Erst in neuerer Zeit haben sicheinzelne Stimmen der gelehrten Welt dem Ausspruche des Marsilius Ficinus, dassdie alten und neuen Philosophen, wie sich damals die Naturforscher nannten,viele Mhe und Arbeit aufgewandt haben, um die Natur zu erkunden,angeschlossen, und das ehrenwerthe Streben der alten Chemiker anerkannt. Eswar die damalige Form der Naturforschung. Als Grundsatz stand fest, dasse alleKrper aus den drei chemischen Grundstoffen Salz, Schwefel und Quecksilberzusammen gesetzt sind. Die Namen, die blos symbolisch sind, und etwas ganzanderes bedeuten, wrden vergleichsweise nach der heutigen Sprachweise als

    Mercur = Wasserstoff,

    Sulfur = Kohlenstoff,

    Sal = Sauerstoff

    zu bezeichnen sein. Es fehlt der Stickstoff, dessen Existenz aber als einfacherGrundstoff noch zweifelhaft ist.

    Die Theorie lehrte, dass die Verschiedenheit der Metalle auf demquantitativen Verhltnisse dieser drei Grundstoffe gegen einander beruhe, und

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    dass es daher mglich sei durch Abnderung des Mischungsverhltnisses dieMetalle zu verndern und bis zur Vollkommenheit des Goldes und Silbers zubringen.Da das Mischungsverhltniss nur hypothetisch bestimmt war, so war derVersuch nur empirisch technisch, indem dabei aber alle Metalle und viele

    Mineralien in Arbeit genommen wurden, so gab dies Gelegenheit zu vielenchemischen Entdeckungen, die der Wissenschaft berhaupt zu Gute kamen. DieTendenz war also bei den Gelehrten und in hohen Wrden stehenden Mnnern,wie Albertus Magnus und Roger Baco ganz analog dem Eifer der heutigenForschung die Krper zu zerlegen und neue Verbindungen hervor zu bringen. Diealte Chemie kam in der Transmutation der Metalle zu keinen sicher gestelltenpositiven Resultaten, dagegen hat die neue die Atome nicht blos berechnet,sondern auch ihre Abnderung ausgefhrt.

    Die Chemie, die bei den Arabern als Wissenschaft frei gelehrt und vonden Chalifen beschtzt wurde, fand beim Uebergang auf das christlicheAbendland Misstrauen und Verdchtigung. Sie kam von den Unglubigen, ihrTreiben wurde mit Zauberei und Teufelsknsten in Verbindung gebracht und vonder Kirche verfolgt. Die Beschftigung damit war brgerlich gefhrlich, undphysisch durch die Dmpfe der Mineralien und die grossen Anstrengungen nichtohne Nachtheil fr die Gesundheit. Es bedurfte grosser Lockungen, um Anhngerund Schler zu finden, aber diese fehlten nicht. Wie die Kirche den Glubigen dieewige Seligkeit zusicherte, so versprach die Alchemie mittelst des Lapis durchErhaltung und Gesundheit, Verlngerung des Lebens und grossen Reichthum denHimmel auf Erden; dazu kam das Geheimniss mit seinen verfhrerischen Reizen.Von der Erhabenheit ihres Ideals durchdrungen, versenkten sich die Alchemistenin die religise Mystik; alles wurde mit Gott angefangen und unter seinemSchutze fortgefhrt, und nur durch besondere gttliche Gnade und Erleuchtungwar in dem Besitz des Steins der Weisen zu gelangen.

    Die radicale Auflsung des Goldes, die ohne Corrosiv bewirkt wurde,und aus der das Metall nicht reducirt werden konnte, war das wahre Aurum

    potabile , die Quintessenz. Rupescissa sagt, die Quintessenz des Goldes ist Aurum Dei und Bestandtheil des Lapis und wird ganz in Nutriment verwandelt.Das gediegene Gold wird nicht in Nutriment verwandelt, sondern soausgeschieden, wie es eingenommen ist. Aurum alchymicum , was aus Corrosivenzusammen gesetzt ist, zerstrt die Natur; deswegen wird das Aurum Lapidis

    Aurum Dei genannt.

    Paracelsus erklrt, die Quintessenz im Golde ist sehr gering, sie hataber die Farbe in Kraft desselben, und wenn sie extrahirt ist, so hat dasrckstndige Metall seine Kraft verloren. Sie unterscheidet sich vom Aurum

    potabile dadurch, dass sie nicht wieder zu metallischen Gold reducirt werden

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    kann, whrend das Aurum potabile zum metallischen Krper verwandelt werdenkann, deswegen ist die Quintessenz edler.

    Raimund giebt folgende ausfhrliche aber umstndliche Vorschrift:

    1. Spiritus Vini philosophici wird dreimal ber Sal Tartari destillirt, und diesDestillat 50 Tage lang in Digestion gehalten, bei deren Schluss sich eingelber Bodensatz findet.

    2. Gold und Silber werden jedes fr sich calcinirt, d.h. amalgamirt und dasQuecksilber verdampft.

    3. Das zurckbleibende calcinirte Metall wird jedes fr sich mit demgeschrften Spiritus Nr. 1 drei Finger brei bergossen, und erst imWasserbade, dann im Aschenbade im Sieden gehalten. Die Auflsung desGoldes ist gelb, und wird behutsam abgegossen, ebenso die des Silbers,welche grn oder blau ist.

    4. Der Rckstand der Metalle wird wiederholt ebenso behandelt, bis allesaufgelst ist.

    5. Diese Auflsungen werden jede fr sich 40 Tage lang in gelinder Digestiongehalten, dann wird im Wasserbade das Auflsungsmittel abdestillirt,womit die Metalle wie ein Oel zurckbleiben. Das Destillat wird auf das

    Oel zurckgegossen und 24 Stunden im Wasserbade digerirt und destillirt.6. Das Destillat wird im Sandbade erst gelinde destillirt, wobei das Wasser

    bergeht, dann mit strkerm Feuer, wodurch erst der Spiritus und bei nochstrkerm Feuer auch ein Theil des Oels bergeht.

    7. Das im Wasserbade zuerst bergegangene Wasser wird dem Destillatzugesetzt, digerirt, im Sandbade destillirt, und dies so oft wiederholt, bisdas ganze Gold und Silber herbergegangen ist.

    8. Die Auflsungen werden im Sandbade 7 mal rektificirt.

    9. Nun werden beide zusammengemischt und 60 Tage circulirt.

    Damit ist das grosse Auflsungmittel bereitet, welches alle Metalle radicalauflst.

    Nun wird andres mit Quecksilber amalgamirtes und durchVerdampfung des Quecksilbers calcinirtes Gold mit dem Auflsungsmittel Nr. 1digerirt, und nach dessen Abziehung mit dem Menstruum majus bergossen, umdas Gold aufzulsen und nachdem dieses geschehen, abgegossen. Auf denRckstand wird frisches Menstruum majus aufgegossen bis zur vlligen

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    Auflsung, und diese mit der vorigen zusammengegossen. Die Auflsung ist wieder schnste Rubin oder Carfunkel. Sie wird 20 Tage im Wasserbade und 20Tage im Aschenbade circulirt. So findet man am Boden das Gold in ein schnesHarz verwandelt, und oben drber steht das Wasser, welches behutsam

    abgegossen werden muss. Das Harz lst sich in jeder Flssigkeit. Dies ist dasrechte Aurum potabile .

    Der Prozess ist so deutlich beschrieben, dass er, mit Ausnahme desverhllten Auflsungsmittels ganz verstndlich ist. Bemerkenswerth ist, dassnicht bloss Gold, sondern auch Silber dazu gehrt.

    Die Vorschrift bei Rupescissa ist einfacher. Goldamalgam wird durchVerdampfung des Quecksilbers auf das feinste atomisirt und so vorbereitet, mit

    Acetum Philosophorum im heissen Sommer an die Sonne gestellt. Dadurch bildetsich auf der Oberflche ein Oelhutchen, welches man abnimmt, wie es sichbildet, und in ein Glas mit etwas Wasser giebt. Man dampft das Wasser ab, sobleibt die Quintessenz des Goldes, welche die grsste Ssse hat.

    Aehnlich drfte es sich mit der Essentia dulcis des HallischenWaisenhauses verhalten. Nach dem Berichte des Dr. Richter, des Erfindersderselben, ist der wesentliche Bestandtheil ein subtiles purpurrothes Gold,welches sich in Weingeist ohne Trbung und Rckstand schnell auflst. Wird derSpiritus abgezogen, so bleibt ein schwrzliches Pulver zurck, welches sehr leicht

    in ein zartes, lockeres, purpurrothes und ssses Pulver verwandelt werden kann;dabei geht aber noch vom Gewicht etwas verloren, indem das allersubtilste, auchbei ziemlich gelinden Feuer als Dampf aufsteigt, der, wenn er aufgefangen wird,sich zu rothen Tropfen verdichtet.

    Die Art, das Gold zu prpariren, ist von der gemeinen Weise ganzverschieden, und obgleich einige unschdliche Mineralien dazu bebrauchtwerden, so wird doch aller fremde Zusatz so davon geschieden, dass man durchalle Proben erweisen kann, dass nichts Corrosivisches darin enthalten ist.

    Das Loth der ordinren Essenz kostet 2 Thlr.Das Loth der concentrirten Essenz kostet 8 Thlr.,

    da letztere die vierfache Menge Gold enthlt. Man hat das Mittel zu theuergefunden und behauptet, dass der Antheil des Goldes kaum1 / 8 des Preisesbetrage. Das Gold ist allerdings das wenigste, aber die brigen Unkosten und dieMhe der Bereitung, bei der etliche Leute Jahr aus Jahr ein beschftigt sind,betragen so viel, dass der Preis in Vergleich mit der Taxe anderer Arzeneien nochweit hher angesetzt werden msste.

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    In Crell`s Annalen von 1747 erklrt der Arzt des Waisenhauses Dr.Richter, ein Enkel des Erfinders, dass der Prozess mit der Zeit aufhren werde,ein Geheimniss zu sein. Ich finde keine Nachricht darber, und ist von HalleAufklrung zu erwarten.

    Diese Nachrichten sind sehr drftig, und deswegen verdient einausfhrlicherer Bericht von Wllner ( Diss. inaug. de Epilepsia ejusquemedicamento specifico Essentia dulcis adpellato. Lugduni Batavorum 1706 , 4.

    p. 22 ) mitgetheilt zu werden. Hiernach ist sie aus dem reinsten Golde bereitet,welches in so grosse Feinheit gebracht ist, dass auch der einfache SpiritusVinirectificatissimus eine grosse Menge derselben auflst, und sich rubinroth frbt.Die Eigenschaften, welche die Chemiker dem radical aufgeschlossenen Auro

    potabile zuschreiben, sind auch bei dem Golde der Essentia dulcis zu beobachten,dass es nmlich sich zum grssten Theile nicht zu einem metallischen Krperreduciren lsst, sondern bei mssigem Feuer wie Rauch davon geht. Wenn auf diese Essenz eine reichliche Menge Wasser gegossen wird, so trbt sie sichzuerst, dann setzt sich ein sehr feines Pulver zu Boden, welches in gelinderWrme getrocknet eine gelbe Farbe und den bitterlichen Geschmack des Goldeszeigt. Dies ist aber von solcher Feinheit, das es in Weingeist gegeben vollstndigwie Wachs zerfliesst, und wieder die Essentia dulcis in Farbe und Geschmackdarstellt. Daraus geht hinlnglich hervor, dass die Farbe der Essentia dulcis vondiesem Pulver oder dem feinstenCrocus Auri herrhrt. Wenn dies Pulver ineinem Glase mssig ber Kohlen erhitzt wird, so zeigen sich im Glase hin undwieder sehr feine Krnchen von reducirtem Golde, aber der grsste Theil desRckstandes scheint so aufgeschlossen, verfeinert und von allen metallischenFesseln gelst zu sein, dass er sich nicht zu Metall reduciren lsst; denn wie dasPulver das Feuer fhlt, so fliegt der grsste Theil in Rauch davon, wobei einfeines Pulver zurckbleibt, welches weder durch Spiessglanz noch Blei reducirtwerden kann, aber mitSal Tartari gescholzen ein hchst rothes purpurfarbigesSalz bildet, was selbst den Tiegel durchdringt und aussen mit einer Purpurfarbefrbt.

    1723 erliess Kleinfelder in Knigsberg eine Achterklrung gegen dieseEssenz, indem er behauptete, sie sei weiter nichts als eine Tinktur vongebranntem Zucker, und die von ihm erfundene Zuckertinktur wirke eben so viel,wie die Essentia dulcis , wenn auch wirklich Gold darin sein sollte. Spter hatman geglaubt, der mit Aether zur rothbraunen Tinktur ausgezogene schwarzekohlige Rckstand bei der Bereitung des Aethers, mit Franzbranntwein gemischt,sei die Essentia dulcis .

    Es scheint, dass der Prozess auf Grund der Vorschrift von Lullius

    bereitet worden ist. Darauf fhrt die Bereitung aus dem schwarzen Rckstandebei der Darstellung des Aethers. Die falsche Deutung mag daher gekommen sein,

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    dass Lullius den Stoff fr denSpiritus Vini philosophici an vielen Stellen Nigrumnigrius nigro nennt, und nach der Destillation des essigsauren Salzes eineschwarze Masse wie geschmolzenes Pech zurck bleibt. Vielleicht hat ein Sprerdes Laboratoriums diesen schwarzen Rckstand in der Retorte erlauscht, und die

    Weingeist-Kohle darin zu entdecken geglaubt.Die frhen Hermetiker machten einen vielfachen Gebrauch von ihrem

    Aceton, theils zu chemischen Prozessen in Verbindung mit Suren und Salzen,theils zur Bereitung der Arzeneien. Aus den vegetabilischen Stoffen wird dieQuintessenz in drei Stunden damit ausgezogen. Interessant ist die Beobachtungdes Rupescissa, dass die Laxantia dadurch viel strker wirken, und desshalb dieGabe viel kleiner sein muss.

    Von den sptern Chemiatrikern hat Quercitanus es zur Bereitung des Antipyreton und einer Goldtinktur gebraucht, und Agricola hat ebenfalls mehreArzeneien damit verfertigt, aber ohne zur Kenntniss zu kommen, dass er das

    Menstruum Lullii , wonach er so sehr verlangte, bereits besitze.

    Erwhnung verdient die

    Heilung des Podagra,

    die der Graf Onuphrio de Marsciano in seinem hermetischenSendschreiben von 1744, p. 30 erzhlt. Als er schwer an Podagra litt, legte er denSpiritus auf den geschwollenen hchst schmerzhaften Fuss, und o Wunder ! sagter, alsbald hat der Schmerz ganz und gar nachgelassen, daher ich gleich vorFreude zu tanzen angefangen, nicht ohne hchste Verwunderung meinesFreundes. Es hat mich auch danach das Podagra nicht mehr geplagt und habenicht die mindeste Beschwerde danach gehabt, sondern bin gnzlich frei undgesund wie vorher geblieben; aber ich habe von da an 15 Tage lang in der Frhenchtern 20 Tropfen genommen zur vollkommenen Reinigung des Geblts, indem

    es in der Welt keine soche Blutreinigung giebt. Er nennt das Mittel blosSpiritussimplex , aber in der hermetischen Untersuchung pag. 161, wo er aus Lulliusanfhrt, dass die Quintessenz von aller Mattigkeit und Krankheit heilt, alleSchwachheiten entfernt, vor allen Krankheiten schtzt und die Jugend erhlt, sagter deutlich: Und ich schwre dir in Wahrheit, dass ich Wunderdinge von diesemsimplici Spiritu Vini philosophici gesehen habe, ja ich habe damit auch dasPodagra vollkommen geheilt, wie viele gesehen haben und erstaunt sind.

    Die neuere Chemie hat seit der Auffindung des Acetons durchChenevix als Spiritus pyro-aceticus die Erforschung desselben wiederaufgenommen, aber nur im analytischen Interesse, ohne Rcksicht auf den

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    medicinischen Werth desselben, und die Heilkunst ist dabei noch leerausgegangen, ohne ihren Pflichttheil zu erhalten.

    Die Hermetiker rectificirten das rohe Aceton zur Entfernung desWassers wiederholt, bis es so concentrirt war, dass es wie Alkohol verbrannte.Die neuern Chemiker entwssern es durch Chlorcalcium, was aber nicht zubilligen ist, indem dasselbe mit dem Holzgeiste, dem das Aceton analog ist, eineVerbindung eingeht, die bei 100 nicht zersetzt wird, was mglicher Weise auf das Product als Medicament einen strenden Einfluss hat. Es scheint auch garnicht nthig zu sein, da die Aqua ardens (das Aceton ) flchtiger als Weingeistschon bei 48 in Adern bergeht und erst bei strkerm Feuer das Wasser undzuletzt bei noch strkerm Feuer die beiden Oele folgen.

    Das ganze Destillat wurde mehre Wochen in der Wrme desPferdemists (30) in Digestion gehalten, wobei sich nachgerade das Oel, dieQuintessenz, auf der Oberflche absetzte und den grssten Wohlgeruchverbreitete. Dies Oel ist ein doppeltes, das eine destillirt nach Fittig (ber Aceton1858 pag. 48) bei 90, das andre, das Dumasin bei 120. Diese beiden Oelebilden den Kern des Heilmittels, das Prparat ist also ein Acetonium oleosum ,und muss sprachrichtig

    Acetonol

    genannt werden.

    Das reine Aceton, wie es die chemischen Fabriken liefern, hatmedicinisch geringen Werth. Es ist klar und wasserhell, verbrennt auchvollstndig, hat aber keine Spur von Oel auf der Oberflche. Dies steckt aberdoch darin, denn wenn man es eine geraume Zeit in gelinde Digestion stellt, sokommt es zum Vorschein und schwimmt oben. Ich habe dies schon frherbeobachtet und jetzt den Versuch wiederholt. Ich setzte1 / 2 Unze reines Aceton ineinem nicht fest verschlossenem Glase auf den Hinterofen. Nachdem etwa dieHlfte verdunstet war, zeigte sich eine Spur von Oel, und nach 2 Monaten, wo es

    bis zu1 / 4 Drachme verdunstet war, stand eine deutliche Schicht eineswasserhellen Oels auf der Oberflche.

    Das reine Aceton mag als chemisches Prparat ganz gut sein, abertherepeutisch ist es ein geschwchtes larmes Product, was nur den Schein hat,wie Vanilleschoten, denen das aromatische Benzoeharz entzogen ist.

    Fr den Zweck der medicinischen Anwendung wird es rathsam und zufordern sein, dass es nach derselben Methode bereitet wird, wie die Hermetikerverfahren haben. Das kostet viel Zeit und Geduld, und ist von den Apothekern beider jetzigen Lage des Geschfts nicht zu erwarten, denn schon 1668 klagteJngken bei Besprechung des Weidenfeld`schenSpiritus Vini Lulliani , dass die

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    heutigen Chymici nichts sonderliches mehr zu Wege bringen, denn wenn sie desMorgens anfangen zu laborieren, so hren sie zu Nacht wieder auf, und das isteine verkehrte Art, denn gut Ding will Weil haben.

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    Helias Artista.

    Paracelsus hat wiederholt eine Prophezeihung ausgesprochen, die vonseinen Anhngern mit glubigen Vertrauen aufgenommen worden ist, und imgeschichtlichen Interesse eine Erinnerung verdient. Die bezglichen Stellen sind:

    1) Aus der Vorrede zurTinctura Physicorum , deutsche Ausgabe. T.I. p. 921.

    Meine Theorik, welche aus dem Lichte der Natur geht, kann wegenihrer Bestndigkeit nimmer verkehrt werden, und wird in dem Jahre 58 anfangenzu grnen. Und die Practik, so darauf folgt, wird sich mit unglaublichen Zeichenund Wunderthaten beweisen, dass auch die Handwerksleute sammt demgemeinen Pbel verstehen werden, wie Theophrasti Kunst bestehe gegen derSophisten Sudlerei, welche von wegen ihrer Untchtigkeit mit pbstlichen undkaiserlichen Freiheiten bekrftigt und beschtzt sein will.

    und ib. p. 924.

    Dieser Arkane, welche die Transformationes geben, sind noch mehr, wiewolwenigen bekannt. Und ob sie schon einem von Gott erffnet worden, so brichtdoch der Ruhm der Kunst nicht also von Stund an hervor, sondern derAllmchtige giebt ihm auch gleich den Verstand mit, dieselbigen andern zu

    verhalten bis auf die Zukunft Heliae Artistae , da das Verborgene wird offenbarwerden.

    2) de mineralibus. T. II. pag. 133.

    Das ist aber wol wahr, dass in der Erden noch viel liegt, das ich nichtweiss; es habens auch andre kein Wissen. Denn das weiss ich wohl, dass Gottnoch viel Seltsames wird an Tag legen, das noch bisher nie gelegt und offenbaretworden ist, davon wir alle noch nie gewust. Das ist auch noch wahr, nichts istverborgen, das nicht offenbar wird, darum so wird nach mir einer kommen,

    dessen Magnal noch nicht lebt und es ffnen.

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    3) Von den natrlichen Dingen. Cap. VIII. Vom Vitriol T. 1. p. 1056.

    Darum so sage ich, dass grosse Heimlichkeit in der Natur, auch inandern Dingen der Natur in den Geschpfen Gottes ist, und noch auf die Stundebesser und ntzer wre, man studirte noch in solchen Dingen, denn dass manSauferei und der Jurerei, auch andrer Bberei nachlauft. Aber jetzt ist die Zeitalso, dass man der Hurerei achtet so lang, bis der dritte Theil der Welt erschlagenwird, der andre am Schelmen stirbt und kaum der dritte berbleibt. Alsdann sowird es wiederkommen in seinen rechten Stall. Aber bei dem Lauf, wie er jetztist, so mag es nicht sein. Auch mssie die Stnde untergehen und gar aus derWelt gereutet werden, sonst mag es auch nicht geschehen. Alsdann ist diegldene Welt, das ist, als dann wird der Mensch in seinen rechten Verstandkommen und menschlich leben, nicht viehisch, nicht suisch, nicht in derSpelunken.

    Wann ist dieser Zeitpunkt ?

    Whrend Einige mit Sehnsucht den Helias Artista erwartet haben, wirder von andern nicht als eine Person, sondern als Ausdruck einer Periodeangesehen, wo die Wissenschaft auf der hchsten Stufe ihrer Blthe stehen undein Gemeingut aller sein werde.

    Ein solcher Zeitpunkt hat mit der neuern Chemie begonnen, und willman unsere Zeit fr diese Periode ansehen und den Helias Artista personificiren,so wird niemand in Zweifel sein, auf wen in Deutschland die Augen dergebildeten Welt sich sogleich richten.

    Die theologische Ansicht rckt das Ziel weiter hinaus. Happelius, derim Vol VI. Theatra chemici eine Abhandlung ber den Helias Artista giebt,bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes, Cap. 6 und 9, und sieht denZeitpunkt eingetreten, wenn durch Krieg der dritte Theil der Menschen getdtet,durch die Loslassung der an den Grenzen des Rmischen Reichs am Euphratangebundenen Engel die Pest verbreitet, der dritte Theil der Menschen gestorben

    und der Sieg des Lammes errungen ist. Dann ist die Ordnung wieder hergestellt,dann wird das Antlitz der Kirche erneuert, dann werden die Reiche der Welt demScepter Christi unterworfen und die Juden bekehrt werden.

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    Der Weingeist der Adepten.

    Die Grundlage dieser Untersuchung bildet die Schrift von JohannesSeger Weidenfeld de secretis Adeptorum sive de usu Spiritus Vini Lulliani Libri

    IV . 1685. 12.

    In der Zueignungsschrift an Robert Boyle berichtet Weidenfeld berden Gang seiner Studien. Er hatte vor zehn Jahren die Werke des Paracelsus mitrastlosen Eifer studirt, aber nach zweijhriger Mhe keine klare Einsichtgewonnen. Namentlich war es die unglckliche vorgefasste Meinung vomAlkahest, die das grsste Hinderniss machte. Bereits ohne Hoffnung, dieBereitung desselben zu erlernen, verglich er nach einander die Beschreibungenvom Circulatum minus , Specificum corrosivum etc., um daraus die Methode der

    Darstellung zu finden, indem er immer der eberzeugung war, dass unter allenein und dasselbe allgemeine Auflsungsmittel zu verstehen sei. Vielfache undkaum glaubliche vergebliche Versuche vereitelten seine Hoffnung, und er hatteschon den Vorsatz, die Chemie und Medicin aufzugeben, da wurden ihmunerwartet die Augen geffnet und er sah, dass sie alle nicht nur dem Namen,sondern auch dem Stoffe, der Bereitung und dem Gebrauche nach verschiedenseien. So fand er statt des einzigen Liquor Alcahest mehre Auflsungsmittel underkannte ihren Gebrauch und ihre Bereitung. Was also andern im Paracelsusunverstndlich war, wurde ihm deutlicher und er erlangte das Ende eher als den

    Anfang. Die Freude dauerte aber nicht lange, denn verschiedene vergeblicheVersuche belehrten ihn, dass in den Paracelsischen Auflsungsmitteln noch etwasGeheimes enthalten sei, was nicht buchstblich genommen werden drfe.

    Damit liess er die Untersuchung ber den Alkahest fallen, und wandtesich an das Studium von Lullius, Basilius etc. Da sah er, dass sie zur Besttigungder Paracelsischen Auflsungsmittel alle bereinstimmten, dass die Bereitungderselben einfach und buchstblich zu verstehen war, und nur ein Wort unbekanntblieb, was aber nach dem Ausspruche der Adepten die allgemeine Basis allerbezeichnet, nmlich derSpiritus Vini philosophici , mit dessen Kenntniss undBesitz die grssten Geheimnisse der Chemie offen stehen.

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    In Wilna hrte er von Robert Boyle, der zuerst und allein in der Chemieeine deutliche und offene Sprache fhrte. Er reiste deswegen zu ihm nachEngland, um mit ihm ber die Auflsungs- und Arzeneimittel des Paracelsus undandere Geheimnisse sich zu besprechen. Boyle nahm ihn gut auf, lobte seine

    Studien und steigerte dadurch seinen Eifer zu grssern Leistungen.Es ist auffallend, dass dieser Spiritus Vini philosophici , dessen

    Darstellung durch Weidenfeld kenntlich gezeichnet ist, von den spternChemikern nicht erwhnt wird. Nur bei Pott ( Exerc. chym. Berolini 1738. 4 .)p.21 finde ich ihn mit den Worten beschrieben: Es giebt ein liges Menstruum,was noch keinen Namen hat und von keinem Chemiker offenbart worden ist. Esist eine reine, helle, flchtige Flssigkeit wie Weingeist, lig, brennt mit sehrheller Flamme, schmeckt sauer wie starker Essig, geht bei der Destillation wieSchneeflocken ber, greift alle Metalle, auch das Gold an, welches es rothextrahirt, und wenn das Menstruum abgezogen wird, bleibt die Tinktur wie einHarz zurck, welches sich in Spiritus Vini tiefroth auflst und einen schwarzenRckstand lsst, woraus, wie ich glaube, dasSal Auri verfertigt werden kann.Diess Menstruum mischt sich mit Wasser und Oelen, und wenn ich meine wahreMeinung sagen soll, so halte ich es fr das wahre Menstruum Weidenfelds, denSpiritus Vini philosophici . Die Bereitung ist leicht und einfach, aber einGeheimnis - und Pott theilt es auch nicht mit. Weidenfeld hat im 5. BucheAufklrung versprochen, aber dies 5. Buch ist nicht erschienen. Andere haben dasPrparat dargestellt und als Arzeneimittel angewandt, aber seine Identitt mit demSpiritus Vini Lulliani nicht gekannt. Die neuere Chemie hat sich vielfach damitbeschftigt und seine Natur ergrndet, aber noch nicht Gelegenheit gefunden, ihreUntersuchungen an die Arbeiten der Adepten anzuknpfen und es fr denmedicinischen Gebrauch zugnglich zu machen.

    Dies fhrt ganz von selbst dahin, einen Blick auf die pharmaceutischeChemie zu werfen. Die frhere Aufgabe der Aertze war, die Anfertigung undVerbesserung ihrer Waffen, namentlich der chemischen Arzeneimittel, selbst zubesorgen. Das grosse Triumvirat von Stahl, Brhave, Hoffmann brachte diepharmaceutische Chemie auf ihren Gipfel. Das Arsenal war reich ausgerstet. dieApotheker standen den Aerzten helfend zur Seite, und da sich diese auf jeneverlassen konnten, so wurde ihnen allmhlich alles berlassen, und nur vereinzeltbeschftigten sich noch Aerzte mit Erforschung und Bereitung chemischerArzeneien. Der Aufschwung der Botanik durch Linn, der pathologischenAnatomie durch Morgagni, der Physiologie durch Haller, der Chemie durchLavoisier fhrte die Aerzte auf andere Felder, die in dem noch wenig gebautenBoden reiche Ernten verhiessen. Die Pharmacie folgte rasch dem gewaltigenFortschritt der neuern Chemie und gelangte zu einer Geltung, die vom Staate undden Aerzten begnstigt und gefrdert wurde. Die Rechte der Apotheker wurdenmit freigebiger Hand festgestellt, und die gesicherte Lebensstellung erhhte die

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    Leistungsfhigkeit und den wissenschaftlichen Eifer des Standes. Die technischeChemie ging aber immer weiter vorwrts und fhrte zur Anlage von chemischenFabriken. Damit nderte sich die ganze Lage. Die vortheilhafte Stellung derApotheker und die wohlfeile Beschaffung der Prparate aus den Fabriken,

    wodurch die Zeit und Geld kostenden Arbeiten im Laboratorium zum grossenTheile erspart wurden, gebar den Schwindel mit den Apotheken. Die Preisestiegen um das doppelte und dreifache. Eine Apotheke, die 20,000 Thlr. werthwar, sicherte ihrem Besitzer eine gute Einnahme; der neue Kufer bezahlte40,000 Thlr, und nun sollten doch auch die Zinsen von der Zulage von 20,000Thlr. herausgeschlagen werden. Da ertnte fortwhrend die Klage berUngengtheit der Taxe, Beeintrchtigung der Rechte, Mangel an Schutz.

    So sehr die Regierung durch Erhhung der Taxe der Arzneimittel undArbeiten abzuhelfen suchte, die Klagen dauerten fort, denn mit der vermehrtenEinnahme stiegen auch die Preise der Apotheken und somit auch die Zinsen frdas widernatrliche Zulage-Capital.

    Die Preussische Regierung versuchte die herangewachsene Macht desApotheker-Ordens zu begrnzen, indem sie 1810 den neu errichteten Apothekennur Concessionen auf die Person gab. In den neu erworbenen franzsich oderwestphlisch gewesenen Provinzen waren alle Privilegien bereits aufgehoben undbestanden nur Concessionen. Im Verlaufe der Zeit verschwand aber im Handelund Wandel der Unterschied zwischen Concession und Privilegium, und dieRegierung nahm durch die Allerhchste Ordre von 1842 die freie Verfgung desStaats ber die Concessionen wieder an sich. Danach wurde bestimmt: 1) derConcessionirte sollte verpflichtet sein, die Vorrthe u.s.w. nach dem Taxpreise,also nach dem wirklichen Werthe, zu bernehmen; 2) es sollte ein Concurserffnet werden und die Regierung behielt sich vor, dem wrdigsten qualificirtenApotheker die Concession zu ertheilen.

    Das war das Ideal. Die Concessionen wurden damit Staatsanstellungen,und der Staat hatte es in der Hand, wie bei seinen andern Beamten, die

    talentvollsten und strebsamsten Pharmaceuten zu einer glnzendenwissenschaftlichen Kette zu vereinigen.

    Das Mittel zur Ausfhrung wurde aber nicht in Anwendung gebracht;es bestand darin, den Preis der Concessionen nach seinem ermittelten Werthe zuerhalten, also die Taxe danach einzurichten, dass der Ertrag ein gengender, aberkein bermssiger wurde. Die bereits concessionirten Apotheker protestirtenlebhaft gegen diese vermeintliche Beschrnkung ihres Eigenthumsrechts, undschon nach vier Jahren fand sich die Regierung bewogen, der Reactionnachzugeben, das Ideal bei Seite zu stellen und in den alten Hohlweg wiedereinzulenken.

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    Seitdem hat die Sache ihren verderblichen Gang behalten. DieApotheken sind zu blossen industriellen Anlagen herabgesunken. Als industrielleUnternehmungen sind sie den Chancen derselben ausgesetzt, und der Staat hatdem Lande gegenber nicht die Verpflichtung, dies Brsenspiel zu halten und zu

    sttzen. Die Noth der Zeit hat die Kraft des Staates wieder aufgerichtet. Insterreich sind die Feudalrechte, in Baiern die Realrechte der Gewerbe ohneEntschdigung aufgehoben, und auch in Preussen ist die Steuerfreiheit derRittergter durch eine angemessene Loskaufung beseitigt.

    Wie die Concessionen gehandhabt werden, habe ich an einem Beispieleauffllig gesehen. Ein speculativer Apothekergehlfe beantragte, eine Apothekeauf einem Dorfe anzulegen, was abgeschlagen wurde. Er gestand mir offenherzig,es wre gar nicht seine Absicht gewesen, die Apotheke zu behalten, sondern erwrde sie nach einigen Jahren, wenn er sie in einen blhenden Stand gebrachthtte, verkauft und auf einen Gewinn von 6000 Thlr. gerechnet haben, mit dem erdann etwas anderes habe anfangen knnen.

    Bei dieser Lage der Apotheken, wo das Laboratorium seine alteehrwrdige Bedeutung verloren hat, geht die ernstliche Mahnung an die Aerzte,sich der Bearbeitung der chemischen Arzneimittel wieder anzunehmen. Die Zahlder dazu befhigten ist bei der Begeisterung fr die Chemie eine sehr ansehnliche,und es kann nicht fehlen, dass grosse Resultate gewonnen werden. Dies wirdauch den grossen Nutzen haben, dass bei der eignen Beschftigung damit eingrosses Vertrauen zu den Mitteln gewonnen wird. Die Anklagen ber dieUnzuverlssigkeit der Arzeneien und die Mangelhaftigkeit der Therapie werdenverschwinden, denn sie beruhen nur darauf, dass die jungen Aerrrzte in derMehrzahl der praktischen Kenntniss der Mittel bar sind. Sie kennen ihre Waffennicht, und wissen sie deshalb nicht zu fhren.

    Die Chirurgie hat ein grosses Instrumentarium. Kein Chirurg hat vordem Ambos gestanden, sondern der Stahlarbeiter hat alle Instrumente verfertigt,aber keiner hat eins erfunden, sondern der Chirurg hat in seinem Geiste nach

    seinem Bedrfniss das Instrument erfunden, der Stahlarbeiter hat nur seine Ideeausgefhrt. Wie der Chirurg nicht ohne den Instrumentenmacher, so kann derArzt nicht ohne den Apothekern bestehen, aber beide sind nur Gehlfen, nichtLeiter. Der falsche Weg, dass der Apotheker sich zum Leiter vordrngte, hat derpraktischen Medicin manchen Schaden gebracht. Viele unsrer besten Arzneimittelstammen aus alter Zeit, und ihre noch jetzige Anwendung grndet sich auf dieEmpfehlung durch die alten Beobachtungen. Die beabsichtigten vermeintlichenVerbesserungen der Formeln sind hufig nur Verflschungen. Ein andrer Fehlgriff ist gewesen, die Namen der Mittel zu verndern und sie der gerade herrschenden

    chemischen Therapie anzupassen. Vergebens legte Hufeland im Namen derpraktischen Aerzte eine Frbitte fr die Erhaltung der alten Benennungen ein, die

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    regierende Pharmacie fand es unter der wissentschaftlichen Wrde, und machtenur aus besonderer Rcksicht das Zugestndniss, sie in Parenthese beizufgen.

    Mercurius dulcis und Calomel sind alte Namen fr das so gangbare Mittel auslterer Zeit, und die Aerzte haben sie ausnahmsweise noch fest gehalten, aber die

    Pharmakopen haben es unter mehr als sieben Namen, die alle wissenschaftlichwaren, aber theilweise wieder unwissentschaftlich geworden sind. Der alteSalmiak hat seinen ehrlichen Namen durch die chemischen Wiedertufer verloren.So gelangen wir an den Thurm von Babel, und wenn die Aerzte dabei bleiben, diealten Erbschaften nicht aufzugeben, so werden sie sich mit den Pharmaceutenbald nicht mehr verstndigen knnen.

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    Die Bereitung des Weingeistes der Adepten.

    (Spiritus Vini philosophici s. Spiritus Vini Lulliani.)

    Die Urvorschrift giebt Raimund Lull in Libr. de quinta Essentia , undWeidenfeld macht damit den Anfang. Der Inhalt ist:

    Man destillirt den besten rothen oder weissen Wein -Vinum rubeumvel album - auf die gewhnliche Art zur Aqua ardens . Diese wird dreimalrektificirt und gut verwahrt, damit der brennende Geist nicht verfliegt. Dasuntrgliche Zeichen ist, dass damit angefeuchteter Zucker an die Flammegebracht, verbrennt wie Branntwein. Wenn dies Wasser so bereitet ist, so hatman den Stoff, aus welchem die Quintessenz ausgezogen wird. Man bringt es inein Circulirgefss, verschliesst es hermetisch, und setzt es in Pferdemist, wo dieWrme gleichmssig bleibt. Es ist nothwendig, dass die Wrme nicht abnimmt,sonst wrde die Circulation (Digestion) des Wassers gestrt und nicht erhaltenwerden, was gesucht wird; wenn aber eine anhaltende Wrme angewandt wird,so scheidet sich bei fortgesetzter Digestion die Quintessenz ab, was man an derLinie, die den obern Theil, nmlich die Quintessenz, von dem trben unternscheidet, sehen kann. Hat die Digestion lange genug gedauert, so ffnet man dasGefss, und wenn ein wunderbarer Geruch hervordringt, mit dem keinWohlgeruch der Welt verglichen werden kann, und der alle unwillkrlich zu sichzieht, dann hat man die Quintessenz. Wenn dies noch nicht erfolgt ist, so wird dasGefss wieder eingesetzt, und bleibt so lange stehen, bis das erwhnte Zeichenerlangt ist.

    Diese Aqua ardens , Spiritus Vini philosophici , hat grosse Aehnlichkeitmit dem gewhnlichen Weingeist, und das hat verhindert, ihn zu erkennen, aber

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    er unterscheidet sich davon, dass sich bei fortgesetzter Digestion ein Oel auf derOberflche abscheidet, was bei jenem nicht geschieht. Er ist die Basis, derAnfang und das Ende aller Auflsungsmittel der Adepten. Er ist inseinerEinfachheit das schwchste, aber in Verbindung mit andern Stoffen das strkste

    Menstruum. Er erscheint in doppelter Gestalt, einmal wie gewhnlicherWeingeist und mit Wasser mischbar, zweitens als ein obenauf schwimmendesOel; er ist aber immer derselbe, der Unterschied liegt nur in der Feinheit undReinheit.

    Die Vorschrift von Lull ist wirklich richtig, sie umfasst aber nur einenTheil des Processes, der durch andere Recepte erlutert wird, die ich ausWeidenfeld zusammenstelle.*

    p. 128. Coelum vinosum Parisini.

    Nach der Destillation der Aqua ardens und des Phlegma bleibt eineschwarze Masse wie geschmolzen Pech zurck. Diese wird mit dem Phlegmaausgewaschen, mit dem Spiritus gemischt, digerirt und destillirt, was mit frischemSpiritus so oft wiederholt wird, bis der Rckstand trocken ist. Das Destillat heisstSpiritus animatus . Dieser wird in steigenden Portionen auf den Rckstandgegossen und digerirt, bis er ganz eingesogen und der Rckstand weiss ist. Nunwird sublimirt. Der Sublimat ist klar und hell wie ein Diamant. Er wird in`sWasserbad gesetzt, wo er flssig wird, dann das berflssige Wasser abdestillirt,darauf mit dem ersten Spiritus mit immer frischen Portionen viermal destillirt. DasDestillat wird 60 Tage digerirt. Dass die Arbeit gelungen ist, erkennt man daran,dass sich unten ein Bodensatz, hnlich dem eines gesunden Urins, gebildet hat.Man trennt davon die Quintessenz, die so klar und hell ist, dass man zweifelhaftbleibt, ob sie im Glase vorhanden ist, und verwahrt sie an einem kalten Orte.

    Etwas abgendert lautet

    * Beilufig sei hier die Erklrung des Wortes Menstruum, was so lange das Brgerrecht inder Chemie gehabt hat, nach Weidenfeld gegeben. Die Adepten gebrauchten von alter Zeither zur Verschleierung der Bereitung des Steins der Weisen die Allegorie der Zeugung. Sowie der Embryo in der Gebrmutter durch das zurck gehaltene Menstrualblut( Menstruum ) ernhrt und allmllig zur vlligen Reife ausgebildet werde, so bilde dasgeheime Auflsungsmittel, hnlich dem Menstrualblute das Mittel zur Ernhrung undAusbildung des chemischen Kindes, des philosophischen Steins; sie nannten des deshalb

    Menstruum, eine Bezeichnung, die nachher auf alle Auflsungsmittel berging.

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    pag. 134. Coelum vinosum Lullii.

    Hier wird die Aqua ardens unmittelbar auf den schwarzen Rckstandgegossen, digerirt, die Aqua animata und bei strkerem Feuer das Oel abdestillirt.Der Rckstand wird calcinirt, bis er weiss ist. Darauf wird er mit der Aquaanimata viermal getrnkt und sublimirt. Der glnzende Sublimat wird mit der

    Aqua animata vermischt und einmal destillirt, wobei das Salz mit bergeht. DasDestillat wird 60 Tage in Digestion gestellt und verwandelt sich in diewohlriechende Quintessenz, klar und hell wie ein Stern. Am Boden befindet sichein Satz wie im Urin eines gesunden Jnglings.

    Eine weitere Aufklrung giebt

    p. 138. Sal harmoniacum vegetabile Parisini.

    Der schwarze Rckstand wird mit dem Phlegma ausgzogen, bis erweiss und wie Diamant glnzend ist. Hierauf wird er mit Aqua ardens in gelinderWrme destillirt, bis die Adern verschwinden, worauf die Vorlage gewechseltund mit strkerm Feuer das Phlegma abgezogen wird. Der Rckstand wirdnochmals mit demSpiritus ardens destillirt, bis die Adern verschwinden, worauf

    ein andrer Recipient vorgelegt und mit strkerm Feuer das Phlegma abdestillirtwird. Der Rckstand wird wieder mitSpiritus ardens wie vorher behandelt, bis erweiss ist und auf einer glhenden Platte nicht raucht. Hierauf wird er wiederholtmit dem Spiritus animatus getrnkt, digerirt, und alle Feuchtigkeit abgezogen.Wenn etwas davon auf eine glhende Platte gelegt zum grssern Theile verraucht,so wird er sublimirt. Dies ist dasSal armoniacum Philosophorum .

    p. 143. Sal harmoniacum vegetabili Lullii, Terra foliata.

    Aus demSucco Lunariae (Vino philosophico ) wird mit dem gelindenFeuer einer einzigen Lampe der Spiritus destillirt, bis Adern kommen. Dies ist dasZeichen, dass er destillirt ist. Nun wird ein andrer Recipient vorgelegt, und daszweite Wasser, was noch etwas Spiritus enthlt, so lange destillirt, bis blossesgeschmackloses Wasser bergeht. Der schwarze Rckstand soll nun calcinirtwerden. Dies kann nicht mit Feuer geschehen, wie die Sophisten glauben,sondern nur durch seinen eignen Spiritus. Er wird desshalb mit dem zweitenDestillat ( Aqua ardens mit Phlegma gemischt) bergossen, worin er sich sogleichauflst. Dann wird ber eine Lampe destillirt, bis die Adern kommen, worauf einandrer Recipient vorgelegt und weiter destillirt wird. Dies wird so oft wiederholt,

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    bis er wie ein schwarzes Pulver ist, oder so lange, bis kein Phlegma mehrbergeht, und das letzte Wasser so krftig an Geruch und Geschmack ist, wie daserste. Nun wird der Rckstand mit dem vierten TheileSpiritus ardens beischwacher Wrme so oft behandelt, bis er weiss wie Schnee ist; dann wird er auf

    den Ofen gebracht, wo sich nach 30 Stunden ein herrliches weisses Pulver, sohell wie Silber, an den Wnden ansetzt. Dies istTerra nostra foliata .

    p. 161. Sal harmoniacum Lullii.

    Der schwarze Rckstand wird mit dem Phlegma ausgezogen, und diesso oft wiederholt, bis es sich nicht mehr frbt; nach Verdampfung desselbenbleibt ein Oleum vegetabile . Der trockene Rckstand wird mitSpiritus ardens

    dreimal destillirt. Auf den schwarzen calcinirten Rckstand wird dasOleumvegetabile gegossen, 10 Tage im Aschenbade digerirt, dann derSpiritus animatusaufgegossen, abdestillirt, und darauf dasSal volatile sublimirt.

    p. 164. Coelum vegetabile circulatum Lullii.

    Man digerirt denSpiritus ardens in einem mit dem Halse nach untengerichteten Kolben so lange, bis er hell und klar wie ein Oel oben aufschwimmt.Dann ffnet man den Verschluss mit einer Nadel, lsst das Unreine abfliessen,und wendet schnell um. Dies ist derSpiritus ardens circulatus vom lieblichstenGeruch. Der schwarze Rckstand wird mit dem Phlegma extrahirt, calcinirt undmit dem Spiritus ardens circulatus getrnkt. Wenn etwas davon auf einerglhenden Platte fast ganz verdampft, so wird dasSal volatile sublimirt, darauf inSpiritus ardens circulatus aufgelst und digerirt, und so die Quintessenz erhalten.

    p. 170. Mercurius vegetabilis Lullii.

    Der pechartige Rckstand wird mit dem Phlegma ausgezogen und diesdestillirt, so bleibt dasOleum vegetabile zurck. Auf den schwarzen Rckstandwird Spiritus ardens gegossen und destillirt, darauf wird er im Reverberirofencalcinirt, und mit dem Phlegma das Salz ausgezogen. Auf dieses wirdSpiritusardens gegossen und so oft davon abdestillirt, bis er unverndert bergeht. Dasso geschrfte Salz wird mit demOleum vegetabile digerirt und destillirt.

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    p. 172. Aqua Vitae rectificata Lullii.

    Der erste Spiritus ardens enthlt immer noch etwas Wasser, und eindamit getrnktes Leinen entzndet sich an der Flamme, verbrennt aber nicht;wenn er aber mehrmals rectificirt ist, so verbrennt das damit getrnkte Leinenvollstndig. Auf den pechartigen Rckstand wird derSpiritus ardens rectificatusgegossen und destillirt und dann dasOleum vegetabile erhalten. Der schwarzeRckstand wird mit dem letztenSpiritus ardens destillirt, dann in Reverberiocalcinirt und mit dem zuletzt gewonnenen Spiritus siebenmal destillirt; dann heisster Aqua Vitae rectificata .

    Der ganze Prozess ist also folgender:

    Das Vinum rubeum vel album , der geheime philosophische Wein, wird

    auf gewhliche Weise destillirt. Der so erhaltene Spiritus enthlt noch Wasser,und ein damit getrnktes Leinen angezndet brennt, aber verbrennt nicht. Durchwiederholte Rectification wird er so stark, dass ein damit getrnktes Leinenangezndet vollstndig verbrennt.

    Der Spiritus geht in Adern ber, und wenn diese verschwinden, so wirddie Vorlage gewechselt und das Phlegma abdestillirt, was in der erstenDestillation noch etwas Spiritus enthlt, und zum weitern Verbrauch verwahrtwird.

    Der Spiritus wird in der Wrme des Pferdemistes so lange in Digestiongehalten, bis sich ein hchst wohlriechendes Oel auf die Oberflche abscheidet,welches die Quintessenz ist. Lull hat sie von himmelblauer Farbe erhalten, andrevon gelber.

    Nachdem bei der Destillation der Spiritus und das Phlegmabergegangen sind, bleibt als Rckstand eine schwarze Masse wiegeschmolzenes Pech. Diese wird mit dem Phlegma von der ersten Destillationausgezogen, bis es sich nicht mehr frbt. Die gefrbten Portionen werden

    vereinigt und abdestillirt, wobei ein Oel zurck bleibt.Der so ausgezogene Rckstand wird calcinirt. Damit wird auf

    verschiedene Art verfahren. Im Recept p. 143 sagt Lull, die Calcination kannnicht mit starkem Feuer bewirkt werden, sondern nur durch denSpiritus ardens ;dagegen sagt er p. 170 und 172, dass es im Reverberirofen geschieht.

    Nach den Recepten p. 138 und 168 wird er schon durch die Destillationmit dem Phlegma weiss, aber p. 143 ist er bei derselben Behandlung noch einschwarzes Pulver, und selbst, nach der Behandlung mitSpiritus ardens p. 161

    und 172 ist er noch schwarz.

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    Der so vorbereitete Rckstand wird mit Spiritus ardens inabweichenden Verhltnissen so oft digerirt und destillirt, bis er vllig gesttigtund weiss ist, und der Spiritus unverndert bergeht. Das Zeichen ist, dass etwasdavon auf eine glhende Platte gelegt, nicht mehr raucht. Nun wird er wieder mit

    dem Spiritus ardens wiederholt destillirt, bis er so flchtig geworden ist, dass erauf eine glhende Platte gelegt, ganz oder grsstentheils verdampft.

    Wenn er so weit bereitet ist, so wird er sublimirt. Der Sublimat ist klarund hell wie ein Diamant. Er dient zur Schrfung desSpiritus Vini philosophici ,deswegen wird er wiederholt mit demSpiritus ardens destillirt, wobei dasSalvolatile mit bergeht. Das Destillat wird 60 Tage in Digestion gehalten, wodurches sich in die wohlriechende Quintessenz verwandelt, welche so klar und hell ist,dass man sie kaum unterscheiden kann; dabei erscheint als Zeichen am Boden einAbsatz wie im Urin eines gesunden Jnglings, der abgeschieden wird.

    ~~~~~~~~

    Hieran schliesst sich die Bereitung des

    Sal Tartari volatile.v. Helmont hat den Ruf von der hohen arzeneilichen Kraft des

    flchtigen Laugensalzes begrndet. Er sagt in dieser Beziehung (pag. 377 derdeutschen Ausgabe fol.): Wenn die Unreinigkeiten in den ersten Wegen sitzen, somuss man auflsende Mittel geben, sind sie aber tiefer und hartnckiger, so mussman die flchtigen Laugensalze brauchen, die alles abwischen wie eine Seife. Esist gewiss zu verwundern, wie viel das einzige Weinsteinsalz, wenn es flchtiggemacht ist, ausrichtet, denn es wischt alle Unreinigkeiten aus den Adern aus.

    (il. p. 1142). Wenn die feuerbestndigen Salze flchtig gemachtwerden, so werden sie an Krften den grossen Arzeneien hnlich. Sie gehen biszum Eingang der vierten Dauung und lsen alle Stockungen auf.

    (il. p. 351). Das erste Stck ist der Alkahest. Wenn ihr diesen nichterlangen knnt, so lernt wenigstens das Weinsteinsalz flchtig machen, damit ihrdurch dessen Vermittlung eure Auflsungen bereiten knnt.

    (il. p. 329). Das Weinsteinsalz wird ganz und gar flchtig und steigt in

    die Hhe, bisweilen flssig und oft wie ein Sublimat. Dies Salz ist in der Probebewiesen, wiewohl der Handgriff wenigen bekannt ist.

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    De le Boe Sylvius, seiner Zeit der Ruhm der Universitt Leyden, derStifter einer neuen chemisch-medizinischen Schule, die durch die doctrinreAusbeutung der Consequenzen des Systems es wieder in Verruf brachte, wasunsrer Zeit zur Warnung dienen kann, als Doctor opiatus die Zielscheibe des

    Spottes seiner Gegner, kannte auch dasSal Tartari volatile . Das fixe Laugensalz,sagt er, p. 850 Opp., kann flchtig gemacht werden durch Cohobation mit einemflchtigen Spiritus. Ein solches flchtiges Laugensalz steigt bei nicht sehr starkemFeuer auf und sublimirt sich. Ein solches flchtiges Laugensalz ist blos denKnstlern, die Fleiss und Geduld haben, zugestanden, nicht andern, die langeArbeit fliehen. Ein solches Salz hat grosse Krfte.

    Das grosse Ansehen Helmonts war eine vefhrerische Aufforderung zuVersuchen, die aber nicht das lohnende Resultat gewhrten, weil sie mitgewhnlichem Weingeist und nicht mit dem Weingeist der Adepten ausgefhrtwurden.

    Der Erfinder dieses Mittels ist Raymund Lull, und Weidenfeld giebt dieVorschrift desselben.

    p. 84. Sal Tartari volatile Lulli.

    Weinstein wird 3 Tage lang bis zur Weisse calcinirt, dann in dem noch

    nicht rektificirten Spiritus Vini philosophici aufgelst, zwei Stunden imAschenbade erhitzt, und die Auflsung abgegossen. Der Rckstand wird wiedercalcinirt, ebenso behandelt und zwar so oft, bis alles aufgelst ist. DieAuflsungen werden im Wasserbade destillirt und das Destillat aufbewahrt. DerRckstand wird drei Stunden in`s Aschenbad gesetzt, um alles Phlegma zuentfernen. Hierauf wird der Rckstand mit dem aufbewahrten Wasser bergossenund destillirt. Dies wird so oft wiederholt, bis die ganze Masse in ein Oelverwandelt ist.

    Nun folgt die weitere Behandlung. Man giesst auf dies Oel sechsmalsoviel Aqua Vitae rectificata , digerirt einige Tage in balneo und destillirt beischwachem Feuer im Aschenbade, bis sich keine Aederchen mehr zeigen. So wiedie Adern verschwinden, nimmt man den Recipienten mit dem Destillat ab, undverschliesset ihn gut; denn nun kommt der Spiritus animatus, der mit verstrktemFeuer abgezogen wird. Der Rckstand wird zerrieben, mit vier Theilen AquaVitae digerirt und destillirt. Von dem Rckstande wird etwas auf eine glhendePlatte gelegt, fliesst es wie Wachs ohne Rauch, so ist es ein Zeichen des Erfolgs,geschieht es nicht, so muss die Operation wiederholt werden, bis das Zeichenerscheint.

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    Auf diesen Rckstand giesst man1 / 4 Spiritus animatus und bringt ihnin`s Balneum zur Congelation, worauf man das Phlegma, welches sich wieblosses Wasser verhlt, verdampft. Dann wird1 / 4 frischer Spiritus aufgegossen,und dies so oft wiederholt, bis der Rckstand den ganzen Spiritus in sich gesogen

    hat, und als Zeichen giebt, dass, wenn man etwas auf eine glhende Platte legt,der grssere Theil in Rauch davon geht. Jetzt ist die Masse zur Sublimationgeeignet, die mit verstrktem Feuer vorgenommen wird. Der Sublimat dient zurSchrfung desSpiritus Vini philosophici.

    Es ist bekannt, dass das kohlensaure Kali als solches nicht flchtigwerden kann, es folgt daraus, dass das Sal Tartari volatile nicht mehrkohlensaures Kali, sondern ein durch die Behandlung mit dem Spiritus Viniphilosophici umgesetztes Kalisalz ist, dessen Zusammensetzung noch zuerforschen bleibt.

    ~~~~~~~~

    Aufklrung

    des

    Geheimnisses des Weingeistes der Adepten.In der zweiten Abtheilung von den mineralischen Auflsungsmitteln

    giebt Weidenfeld Andeutungen ber das Geheimniss desSpiritus Vini philosophici , die hinlngliches Licht darauf werfen. Aus der Zusammenstellungverschiedener darauf bezglicher Vorschriften ergiebt sich folgender Inhalt.

    Der unter vielerei Namen verdeckte geheime Stoff zum Stein der

    Weisen ( prima materia Lapidis ) wird zur Rthe calcinirt und in destillirtenWeinessig aufgelst. Die Auflsung wird bis zur Dicke eines Gummi verdampft.Aus diesem wird zuerst mit gelinden Feuer ein geschmackloses Wasser destillirt;wenn dann weisse Dmpfe erscheinen, wird ein andrer Recipient vorgelegt, undso die Aqua ardens erhalten. Dies Wasser hat einen hchst scharfen Geschmackund zum Theil auch einen stinkenden Geruch, deswegen heisst es Aqua foetens ,

    Menstruum foetens . Bei fortgesetzter Destillation erscheint bei strkerem Feuerein rother Dampf, und zuletzt kommen rothe Tropfen. Dann lsst man das Feuerallmhlig abgehen, und verwahrt das Destillat in einem gut verschlossenen Glase,

    damit der flchtige Spiritus nicht verschwinde.

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    Der Rckstand in der Retorte ist schwarz wie Russ; er wird auf einenStein gestreut, und an einem Ende mit einer glhenden Kohle angezndet. In derZeit von einer halben Stunde luft das Feuer durch den ganzen Rckstand undcalcinirt ihn zur gelben Farbe, darauf wird er in destillirten Essig gelst, bis zum

    Gummi verdampft und destillirt. Dies wird so oft wiederholt, bis der grsste Theilzum Liquor reducirt ist. Diese Liquore giesst man zum ersten Destillat, digerirt 14Tage und destillirt. Zuerst geht die Aqua ardens , auf welcher ein weisses Oelschwimmt. Dies Destillat wird siebenmal rektificirt, bis ein damit angefeuchtetesLeinen beim Anznden verbrennt. Zurck bleibt ein gelbes Oel, was mit strkermFeuer destillirt wird.

    Den Sublimat im Halse der Retorten lsst man auf einer eisernen Plattean einer kalten Stelle zerfliessen; zu dem filtrirten Liquor giesst man etwas Aquaardens , wodurch sich ein grnes Oel auf die Oberflche abscheidet, wasabgenommen wird. Nun wird die Destillation fortgesetzt, zuerst kommt Wasser,dann ein dickes schwarzes Oel. So wie jetzt weisse Dmpfe erscheinen, wird einandrer Recipient vorgelegt, das weissliche Destillat wird in mssiger Wrmeabgezogen, bis eine dicke lige Masse wie geschmolzenes Pech zurckbleibt.

    Diese schwarze Masse wird noch weiter bis zur vlligen Erschpfungdes Rckstandes behandelt, dessen ausfhrliche Mittheilung nicht nthig ist.

    Ripley erklrt, dass in dem aus dem genannten Gummi dargestellten Menstruum foetens drei Substanzen enthalten sind:

    1) die Aqua ardens , die angezndet wie gewhnlicher Weingeist brennt;

    2) ein dickliches weisses Wasser, das Lac virginum der Adepten;

    3) ein rothes Oel, das Blut des grnen Lwen der Adepten.

    Er sagt, dass niemand je davon so offen gesprochen, und frchtet

    desshalb den Zorn Gottes und der Adepten. Damit, bemerkt Weidenfeld, hat erein grosses Geheimniss der Kunst offenbart. Die Adepten haben zwar in ihrenpraktischen Anweisungen den Gebrauch desVinum philosophicum offen undunverdeckt gelehrt, aber wie derselbe zu erhalten sei, haben sie verschwiegen.Ripley erklrt zuerst und allein, dass der Schlssel der ganzen geheimen Chemiedarin verborgen liegt; nmlich das Menstruum foetens mit seinem Lac virginisund dem Sanguis Leonis , 14 Tage in gelinder Wrme gehalten, ist dasVinumrubeum et album Lullii , und zur Bekrftigung fgt er hinzu, dass aus diesem

    Menstruum foetens die Aqua Vitae rectificata Lullii bereitet werde.

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    Der Urstoff, die prima materia, wird zur Verhllung des Geheimnissesmit den verschiedensten Namen benannt. Die Adepten haben theils in Metallen,theils in metallischen Salzen und Erzen gearbeitet. Der Leo viridis heisst so, weilseine Auflsung grn ist; er wird zur Reinigung vorher in Schwefelsure

    aufgelst, und giebt bei der Abdampfung safrangelbe Kristalle. Der vorbereiteteUrstoff wird dann zur Rthe calcinirt, wodurch die Sure entfernt wird, worauf ermit destillirten Essig aufgelst und zum Gummi eingedickt wird, dessenDestillation denSpiritus Vini philosophici giebt.

    Aus den Umstnden, dass

    1) der zur Rthe calcinirte Urstoff in Essig aufgelst wird, wodurch sich einessigsaures Salz bildet;

    2) der schwarze Rckstand in der Retorte sich anznden lsst und verglimmt,was die Eigenschaft der essigsauren Salze ist;

    3) die Destillation einen wie gewhnlicher Weingeist brennender Spiritus undein flchtiges Oel liefert;

    wird es vollstndig klar, dass damit nichts anders gelehrt wird als die Bereitung

    des Acetons.

    Zur nhern Verstndigung wird es angemessen sein, Weidenfeld`sDarstellung der Natur desSpiritus Vini philosophici nach seinen zerstreutmitgetheilten Anmerkungen zu geben.

    Der Spiritus Vini philosophici , Spiritus Vini Lulliani ist die Basis, derAnfang und das Ende aller Auflsungsmittel der geheimen Chemie. Er ist nachden verschiedenen Graden seiner Krfte das schwchste und das strkste. Dasschwchste ist er, indem er durch seine einfache Fettigkeit (unctuositas ) nur diefettigen Theile ( partes unctuosas ) der Vegetabilien auflst, und die brigenunberhrt lsst; er wird das strkste, je mehr und mehr seine Fettigkeit durchSuren temperirt wird, wodurch er den trocknen fettigen Stoffen und den reinenSuren homogen wird. Wegen dieser Homogeneitt unterscheiden sich dieAuflsungsmittel der Adepten von den gemeinen dadurch, dass sie bei denaufgelsten Stoffen bleiben, und mit ihnen in ein Drittes (also eine chemischeVerbindung) verwandelt werden.

    Der Spiritus Vini philosophici erscheint in doppelter Form, entwederwie ein Oel, was oben aufschwimmt, oder wie gewhnlicher Weingeist, sich mitdem Phlegma vermischend, aber durch einfache Destillation davon zu scheiden

    und rektificirt angezndet verbrennend; es sind aber nicht zwei, sondern nureiner, verschieden durch die Feinheit und Reinheit. Mit dem gemeinen Weingeist

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    Der Spiritus Vini philosophici hat ohne Schrfung keine auflsendeKraft auf die drren (arida ) Stoffe. Diese Schrfe ist das Geheimniss der Kunst,schwer und mhsam; sie geschieht am besten mit Honig, Zucker, Manna, Salzender Kruter und flchtigen Salzen. Den hchsten Grad der Schrfung und

    Wirksamkeit erhlt er durch Verbindung mit den Suren und mineralischenSalzen, wodurch die Menstrua mineralia gebildet werden.

    Der Spiritus Vini philosophici wird von der Sure mit der grssten Erhitzungaufgelst, deshalb muss verhtet werden, dass nicht zu viel auf einmalaufgegossen wird, und muss mit der grssten Vorsicht destillirt werden. Die

    Menstrua werden um so strker, je fter sie von der bei der Auflsunggeschwchten Sure abgezogen werden; sie werdennostra oder philosophicagenannt, so Acetum philosophorum , Aqua fortis nostra , Spiritus Vitrioli , Salisnoster etc.

    Die Menstrua mineralia sind von Geruch stinkend, von Geschmackcorrosiv, meistens milchig und trbe, und lsen die Stoffe mit der grsstenHeftigkeit und Erhitzung auf, weil sie aber gleichwol denSpiritus Vini

    philosophici zur Basis haben, so sind sie eben so permanent wie dieser, abernicht sogleich das erste Mal, sondern nach wiederholter Cohobation. Durchfortgesetzte Cohobation werden sie sss, und wenn die Sure entfernt wird, sowird er wieder, was er vorher war, nmlichSpiritus Vini philosophici . Die Surekann nicht die Natur desselben zerstren, sondern macht nur durch Zerfressungdie Theilchen auflslicher fr denselben. Die nicht unmittelbar mit dem Urstoffedes Spiritus Vini philosophici , sondern mit den durch Circulation und Destillationgereinigten Spiritus und Suren bereiteten Menstrua sind weniger stinkend undmilchig, und das so bereitete Acetum philosophicum ist ganz hell.

    Die Menstrua mineralia lsen die Metalle nicht nur auf, sondernmachen sie auch flchtig. Die Adepten bedienten sich ihrer zur Abkrzung ihrerArbeiten, und Paracelsus hat mit Recht das Monarchat der Arkane an sichgenommen, indem er nicht nur die letzte Hand an diese Abkrzungen gelegt,

    sagt er spottend, welcher Raymund gefolgt sind, hat manche Fsser Wein verbraucht, umdie quinta Essentia Vini heraus zu bringen, aber nichts anderes bekommen als einenVinum adustum , der flschlich statt desSpiritus Vini gebraucht worden ist. Dass aberParacelsus denSpiritus Vini Lulliani gekannt und gebraucht hat, geht aus der gleichenBeschreibung desSpiritus Vini ( de Vita longa, C.III.C.9. ) hervor. Der Wein wird zweiMonate in Pferdemist digerirt, dann sieht man, wie eine sehr dnne und reine Schicht, wieein Fett auf der Oberflche hervortrirr, welche derSpiritus Vini ist, alles was darunter ist,ist Phlegma. Dieses Fett, allein und fr sich digerirt, ist von der hchsten Wirksamkeit zum

    langen Leben.

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    sondern auch diese Menstrua mineralia mit solcher Kunstfertigkeit in denrztlichen Gebrauch eingefhrt hat, dass seinen Schlern kaum eine Hoffnung zurweiteren Verbesserung brig zu bleiben scheint.

    ~~~~~~~

    Aceton.

    Der Weingeist ist chemisch sich immer gleich, aber technisch undphysiologisch verschieden nach seiner Bereitung aus Korn, Reis, Kartoffeln,Wein etc.; eben so verhlt es sich mit dem Aceton nach der verschiedenen Basisder essigsauren Salze, wesshalb ich die Beschreibung derselben einzeln folgenlasse.

    1. Aceton aus Zink . (Respur vom Mineralgeiste p. 116).

    Zinkblumen wurden in destillirtem Weinessig aufgelst, filtrirt und biszur Oelconsistenz abgedampft; vom Feuer abgenommen, gerann die Masse in einSalz. Es wurde in eine grosse glserne Retorte gethan und destillirt. Zuerst flosses, dann fing es an wie ein gemeiner Weingeist in zarten Aederchen, dochunschmackhaft, berzugehen, hernach kam ein dickes und rthliches Wasser.Hierauf blhte sich bei strkerm Feuer die ganze Masse auf, und es erhob sich

    daraus ein Geist wie Schnee, der sich in grosser Menge Daumenstark anlegte,und seiner Menge wegen theilweise herunterfiel. Das was durch das Papier,womit die Vorlage verwahrt war, hindurch drang, gab einen so guten Geruch, wieBernhard von Trevis in seinem ausgelassenen Worte schreibt*), dass ich mich mitihm darber verwunderte. Nachdem alles erkaltet war, fand sich rings umher ein

    *Ausgelassenes Wort,Verbum dimissum , nmlich die von den Adepten ausgelassene Bezeichnung ihresgeheimen Stoffs, der darin auch nicht genannt wird, deshalb ist es bemerkenswerth, dass Respur offen das Zinknennt, und damit ist auch die geheimnissvolle Fontina Bernhardi , sein Auflsungsmittel, erklrt.

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    zarter Krper von silberweissem Glanze und schner als die orientalischenPerlen; er liess sich mit den Fingern fassen und war von Geruch wie Campher.

    Glauber (Furn. phil . 2 Th. p. 99) hat auch das essigsaure Zink, mitSand vermischt, destillirt, bemerkt aber nur, dass erst ein geschmacklosesPflegma, dann ein subtiler Spiritus und endlich ein gelbes und rothes Oelbergeht.

    2) Aceton aus essigsaurem Blei.

    Die Adepten haben viel in Blei gearbeitet, und Basilius Valentinus sagt,der Stein der Weisen hat seinen Anfang allein aus dem Blei; zugleich bemerkt er,dass aus dem Bleizucker ein rothes Oel bereitet wird, ohne aber weitereAnleitung zu geben.

    Die erste deutliche Vorschrift findet sich bei Quercetanus(Pharmacopoea p. 553). Bei der Beschreibung des Weingeistes der Adepten istdas werthvolle, dass er zum ersten Mal bestimmt das Blei nennt, whrend dieAdepten die Basis immer in Dunkel gehllt haben. Der Bleizucker giebt bei derDestillation ein hchst brennendes Wasser, was strker schmeckt als Weingeist.Der Recipient fllt sich mit weissen Dmpfen, bis endlich ein Oel so roth wieBlut folgt.

    Aus diesem Liquor ardens , der schneller wie Weingeist sich entzndet,kann mit langsamen Feuer ein noch mehr therischer Geist abgeschieden werden.Der schwarze Rckstand wird calcinirt, das Salz daraus gezogen und krystallisirt.Dann wird es mit dem therischen Geiste so weit getrnkt, dass es auf eineglhende Platte geworfen in Rauch davon geht. Durch Sublimation desselbenerlangt man dieTerra foliata Philosophorum , welche an Glanz die orientalischenPerlen bertrifft.

    Wenn dieser Terra foliata das rothe Oel zugesetzt und durchwiederholte Cohobation und Destillation damit vereinigt wird, so entsteht darausdas wahre Auflsungsmittel der Natur und die Quintessenz von wunderbarerKraft, die wahre und lebendige Quelle, worin Vulkan den Phbus (das Gold)abwscht, von allen Unreinigkeiten subert und das Mittel schafft, welches dieLebenskraft strkt, alle Schwche bessert und die Jugendkraft erneut.

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    Oleum Saturni Lullii.

    (Vigenere Abhandl. vom Feuer und Salz. p. 146)

    Silbergltte wird mit destillirtem Essig gekocht, und die Auflsung

    abgedampft. Mit dem erhaltenen Salze wird eine Retorte zur Hlfte gefllt, unddie berflssige Feuchtigkeit mit schwachem Feuer ausgetrieben. Sobald weisseDmpfe kommen, legt man einen grossen Recipienten vor, und verstrkt dasFeuer nach und nach, so wird ein kleiner Strom, gleich einem Oelfaden weiss wieMilch aufsteigen, welher sich in der Vorlage in ein hyacinthfarbiges Oel auflst,an Geruch gleich dem Spikl. Diess ist das so sehr geheime Oel, von welchemRaymund Lullius nichts weiter gesagt hat, als: Ex plumbo nigro extrahitur OleumPhilsophorum aurei coloris vel quasi, et scias, quod in mundo nihil secretius eoest .

    Auf den Rckstand in der Retore kann man glhende Kohlen legen,und er wird Feuer fangen wie Zunder. Man kann ihn aufs neue wieder in Essigauflsen, und wie vorgemeldet damit verfahren.

    Man nehme also dieses Oel, welches Raymund Lullius seinen Weinnennt, und bringe es in einem kleinen Kolben auf ein Marienbad, so wird derGeist in kleinen Fden aufsteigen gleich dem Weingeist. Man destillirt so lange,bis grosse Tropfen im Helme erscheinen, welche anzeigen, dass das brigeblosses Pflegma ist. Man entfernt diess, so bleibt unten am Boden ein kostbaresOel liegen, welches das Gold auflst, und in allen innerlichen und usserlichenWunden ganz vortrefflich ist, ja es ist sogar ein trinkbares Gold. Daher sagtRiplus (p. 89 der Vorrede zu seinen zwlf Pforten): ein goldfarbiges Oel wirdaus unserm subtilen rothen Blei ausgezogen, wovon Raymund sagt, dass es vielkstlicher sei als Gold, denn als er vor Alter sich dem Tode nahete, bereitete erdaraus das Aurum potabile , so ihn wieder neu belebte.

    Das brennende Wasser, was mit bergeht, ist weit entzndbarer als dasSchiesspulver und lst das Silber zu feinen Eiskrystallen auf, welche sich bei

    einem Lampenfeuer schmelzen lassen, und gleich dem Silber alle Probenaushalten.

    Aqua Paradisi Isaaci Hollandi.

    Opus Saturni C. 12

    Vollstndig gereinigter Bleizucker wird zuerst mit gelindem dannstrkerm Feuer destillirt, bis die Materie so roth wie Blut und dick wie Oelbergeht, sss wie Zucker mit einem himmlischen Geruche. Der Rckstand wird

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    mit destillirtem Essig behandelt und eben so destillirt und diess wiederholt, bisalles zu einem rothen Oele destillirt ist.

    Spiritus ardens Saturni.

    (Beguini Tyrocyn. chem. 1616. C. 4. p. 139).

    Man hlt den Bleizucker einen Monat in gelindem Feuer, dass er immerin Fluss ist, worauf er aus einer gut lutirten Retorte destillirt wird. Der Geruch istso wohlriechend, dass er das ganze Zimmer erfllt und bertrifft den Wohlgeruchaller Vegetabilien. In dem Destillat schwimmt ein gelbes Oel oben auf, und einblutrothes Oel setzt sich zu Boden. Durch wiederholte Destillation scheidet mandas Pflegma ab, und bewahrt den sehr wohlriechenden Spiritus.

    Spiritus Saturni.

    (Agrikol. Anmerkung. zu Popp`s chem. Arz. T. 1 pag. 222).

    Bleizucker wird mit gutem S piritus Vini vier Wochen im Dampfbadedigerirt, dann zieht man den Spiritus ab, und es bleibt ein schner dicker Liquorzurck. Dieser wird mit reinem Sand vermischt und per gradus aus einer Retortedestillirt, wodurch man einen schnen weissen Spiritus und ein schnes gelbesund rothes Oel erhlt. Der Spiritus und das Oel mssen zusammen aus einerGlasretorte im Dampfbade rektificirt werden. Erst geht der Spiritus tropfenweise,und man sieht keine Adern oder Streifen, dann kommt ein gelbes Oel; da mussman einen andern Recipienten vorlegen und gut lutieren, sonst geht der feinespiritualische Geruch, lieblicher als Ambra und Moschus, verloren. Ist das gelbeOel berdestillirt, so kommt das Phlegma in vielen schneeweisen Striemen, dannmuss man einen andern Recipienten vorlegen und alles Phlegma bertreiben.Zuletzt kommt ein schnes rothes Oel, wobei strkeres Feuer gegeben werdenmuss, denn es ist schwer und steigt nicht so gern.

    Quinta Essentia Saturni.

    (Agrikola I. pag. 242.)

    Die Behandlung ist dieselbe wie vorher. Der Spiritus und das Oelwerden fr sich noch einmal rektificirt.

    Der schwarze Rckstand in der Retorte wird mit starkem Feuercalcinirt, bis er schneeweiss ist, dann mit destillirtem Essig aufgelst und

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    krystallisirt. Diess Salz wird mit dem vorigen rektificirten Spiritus acht Tage langim Dampfbade in Digestion gehalten und dann destillirt, wobei das Salz zummeisten Theile in die Hhe steigt. Das Destillat wird auf den Rckstandzurckgegossen, wieder digerirt und destillirt, und diess so oft wiederholt, bis das

    ganze Sal volatile in Gestalt eines Spiritus herbergestiegen ist. Nun setzt mandas rektificirte rothe Oel hinzu, wodurch sich beide unscheidbar vermischen, undeine beraus kstliche Arzenei geben.

    Rothes Oel aus Blei.

    (Experimentirte Kunststcke. 1789. Th. 1. pag. 150).

    Bleizucker wird aus einer Glasretorte, die aber nur bis zum viertenTheil angefllt wird, in der Sandkapelle destillirt. Zuerst erhlt man einen sehrsauren Spiritus; wenn dieser vorbei ist, wechselt man die Vorlage und verstrktdas Feuer. Dann kommen braune stinkende Tropfen, die mssen auch vorbei, unddiese gehen so lange, bis alle Feuchtigkeit herausgetrieben ist. Whrend dem wirdsich die Masse in der Retorte ziemlich in die Hhe begeben und ganz schwarzgeblttert aussehen wie ein hohles Wespennest. Nun strkt man das Feuer, dannerscheinen rubinrohte, wohlriechende ssse Tropfen. Beim ersten Versuche war

    die Retorte gesprungen, wodurch sehr wenig von diesen Tropfen erhalten wurde,dagegen aber der schne balsamische Geruch das Haus und die ganze Strasseerfllte.

    Spiritus Aceti ardens.

    (Charas Pharmacop. royale. pag. 775.)

    Man destillirt Bleizucker mit anfangs schwachen, gegen das Ende abersehr starken Feuer. Das Destillat wird mit gelindem Feuer rektificirt, so geht erstder brennende Geist ber, dann folgt das Phlegma, und zurck bleibt einepurpurrothe Flssigkeit, die man sehr uneigentlichOleum Saturni nennt, undkeine sehr starke Sure hat.

    Die Destillation des essigsauren Bleis verschwindet nach gerade ganzaus der Chemie, bis in neuerer Zeit Chenevix sie wieder aufgenommen, und durchseinen Esprit pyroacetique die Veranlassung zur weiteren Untersuchung desAcetons gegeben hat. Man hat hauptschlich das Aceton selbst erforscht, und den

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    brigen Produkten weniger Beachtung zugetheilt als die ltere Chemie, die mitgrsster Vorsicht, Geduld und Ausdauer ihre Arbeiten ausfhrte, wesshalb auchWeidenfeld die Bereitung desSpiritus Vini Lulliani das opus difficillimum nennt.

    3) Aceton aus Kupfer.

    Spiritus Aeruginis. (Basil. Valentui. p. 834.)

    Reiner krystallisirter Grnspan wird calcinirt, bis er beginnt rthlich zuwerden. Dann nimmt man auf 2 Theile desselben 1 Theil Kiesel, die in Essigwiederholt abgelscht sind, reibt es zusammen, fllt es in eine beschlageneGlasretorte, legt eine grosse gut lutirte Vorlage vor, feuert mssig einen ganzenTag und eine Nacht, und strkt dann das Feuer Tag und Nacht, so kommen eerstgrne weisse Spiritus und nach grossem Anhalten des Feuers mitunter rotheTropfen. Das Feuer wird so lange mit Gewalt unterhalten, bis alles bergestiegenist. Das Destillat wird im Wasserbade gelinde rektificirt, so geht das Phlegmafort, und ein schweres rothes Oel bleibt am Boden.

    Spiritus Aeruginis.

    (Zwelfer Appendix ad Animadvers. ad Pharmacop. 1685. p. 51.)

    Ueber krystallisirten Grnspanwird Spiritus Vini rectificatus 2 - 3 maldestillirt; dann werden die Krystalle aus einer beschlagenen Retorte in offenemaber gelindem Feuer destillirt, bis aller Spiritus bergegangen ist, der dannrektificirt wird.

    Zwelfer machte diesen Spiritus aus Gewissensdrang als ein grossesGeheimniss bekannt, und rhmte seine chemischen und medicinischen Krfte. Ersstellte ihn dem Liquor Alcahest gleich, indem er die Stoffe gelinde auflse, undfast mit derselben Strke wieder davon abgezogen werden knne, namentlichempfahl er ihn zur Auflsung der Perlen, Korallen und Krebsaugen und zurBereitung derTinctura ex Vitro Antimonii und Tinctura Martis adstringens . Esentspann sich darber ein lebhafter mit lateinischen Grobheiten reichlichausgestatteter Streit mit Otto Tachenius, welcher behauptete, derSpiritus

    Aeruginis sei weiter nichts als ein destillirter Essig, und Basilius Valentinus habeihn schon beschrieben. Auch Boerhave erklrte ihn fr Essigsure, aber fr diestrkste, die aus dem Essig erhalten werden kann.

    Die Untersuchung von Chenevix hat die Sache entschieden; der

    Spiritus Aerouginis ist keine reine Essigsure, sondern enthlt O,17 dem Volumennach brenzlichen Essiggeist, wodurch Zwelfer gerechtfertigt wird. Die beiden

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    Derosnes destillirten das essigsaure Kupfer in vier Abtheilungen. Der ersteAntheil war etwas gefrbt und hatte einen schwachen Geruch, der zweite hatteeinen strkeren Geruch und dunkle Farbe, der dritte war noch dunklerer mitstrkerm Geruch nach brenzlichen Essiggeist, der vierte war schwach gelblich,

    und enthielt eine ziemlich grosse Menge brenzlichen Essiggeist. (ThenardsChemie von Fechner. IV. 1. p. 151.)

    4) Aceton aus Eisen.

    (Agrikola I. p. 418.)

    Der schwarzgelbe Rckstand von der Destillation des Eisenvitriolswird wiederholt mit destillirtem Essig extrahirt. Die Auflsungen werdenabgedampft bis auf einen grnen Liquor. Dieser wird mit calcinirten Kieselngemischt und destillirt. Das Destillat wird einige Zeit digerirt, dann wird dasPhlegma gelinde abgezogen, und der Rckstand zweimal aus dem Sandbaderektificirt, so bekmmt man ein schnes ssses Oel. Nach Chenevix enthlt deasDestillat von essigsaurem Eisen O,24 brenzlichen Essiggeist dem Volumen nach.

    5) Aceton aus Spiessglanz.

    Tinctura et Oleum Antimonii Rogerii Baconis. (Deutsches Theatrum chemic. III. p. 207)

    Fein gepulvertes Spiessglanzerz wird einzeln in Salpeter-Salzsureeingetragen. So wie die Auflsung geschehen ist, schlgt man es sogleich niederund wscht den Niederschlag aus. Dieser wird mit destillirtem Essig 40 Tage langim Wasserbade digerirt, wobei er sich bluroth frbt. Man giesst das Klare ab undfrischen Essig auf, und lsst es wieder 40 Tage digeriren. Diess muss viermalgeschehen. Der Rckstand wird weggeworfen.

    Die Auflsungen giebt man zusammen in einen Kolben, destillirt denEssig davon und giesst ihn wieder, oder, wenn er zu schwach ist, frischen auf,und destillirt ihn nach der Auflsung wieder ab. Der Rckstand wird mit sssemWasser ausgewaschen, bis alle Schrfe weg ist. Die Materie, welche hochroth ist,trocknet man an der Sonne oder bei schwachem Feuer.

    Auf dies rothe Pulver giesst man einen gut rektificirtenSpiritus Vini ,und lsst es 4 Tage im Wasserbade stehen, damit es sich vollstndig auflse. DieAuflsung bringt man in ein Kolbenglas mit einem Helm in`s Wasserbad, legteinen Recipienten vor, destillirt bei gelinder Wrme den Spiritus herber, giesst

    ihn wieder zurck, destillirt abermals, und wiederholt diess so oft, bis der Spiritusin mancherlei Farben ber den Helm steigt. Dann ist es Zeit starkes Feuer zu

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    geben, so wird der Spiritus roth in den Helm steigen und als ein blutrothes Oel indie Vorlage trpfeln. Dies ist der geheimste Weg der Weisen zur Destillation dessehr hoch gerhmten Oels des Antimonii , und es ist ein edles, krftiges,wohlriechendes und grosse Gewalt habendes Oel.

    Das Destillat, die Mischung aus Weingeist und Oel, wird in einemKolben mit einem Helm gegeben, und im Wasserbade aller Spiritus vollstndigabdestillirt, was daran erkannt wird, dass nun einige Tropfen Oel mit bersteigen.Der Spiritus wird gut verwahrt, denn er hat noch grosse Kraft von dem in ihmaufgelsten Oel.

    Im Kolben findet sich das blutrothe Oel, welches bei Nacht wie eineglhende Kohle leuchtet; es dient zur alchemistischen Verbesserung der Metalle.

    Der Weingeist, die Tinctura Antimonii ist ein hchst wirksamesArzneimittel. Beim Podagra 3 Tropfen in Wein nchtern genommen legen sichdie Schmerzen, den andern Tag folgt ein zher, dicker, belriechender saurerSchweiss, besonders in den Gelenken, und den dritten Tag, auch ohne Arzenei,eine beschwerdelose Abfhrung. Ebenso hilfreich ist es bei andern schwerenKrankheiten.

    Quinta Essentia s. Oleum Antimonii Basil. Valent.

    (Triumphwagen des Antimons von Kerkring. p. 147.)

    Vitrum Antimonii auf`s feinste gepulvert, wird mit destillirtem Essigbergossen, und unter hufigem Umrhren, sonst setzt es sich zusammen, ingelinder Wrme digerirt, bis der Essig schn hochgelb gefrbt ist. Dies wird sooft wiederholt, bis sich kein Essig mehr frbt. Die Auflsungen werden filtrirt, derEssig im Wasserbade abdestillirt bis fast zur Trockne. Dabei muss mit dergrssten Behutsamkeit verfahren werden, zu starke Hitze verdirbt das Prparat.Das rothgelbe Pulver muss zuletzt an der Sonne oder in gelinder Wrmegetrocknet werden. Das Pulver wird wiederholt ausgewaschen, so dass alle Surewegkommt. Dann wird es in einem angewrmten Glase klein gerieben, mit hchstrektificirten Weingeist drei Finger hoch bergossen und digerirt, so zieht sich einehochrothe Tinktur aus. Diese wird 1 Monat digerirt, und dann mit einembesonderen Handgriff (nach dem Microscop. Basil. Valent . p. 109 durchVermischung mit Terra sigillata ) berdestillirt. Es ist eine liebliche ssseArzenei, in Form eines schnen rothen Oels, welches dieQuinta Essentia

    Antimonii ist.

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    6) Aceton aus essigsaurem Kali.

    (Agricola II. p. 15.)

    Gesttigte essigsaure Kaliflssigkeit wird mit Tpferthon zu Kugeln

    geknetet; diese werd