Darbietendes oder entdeckenlassendes Lehren?
description
Transcript of Darbietendes oder entdeckenlassendes Lehren?
DARBIETENDES ODER ENTDECKENLASSENDES LEHREN?- ein Referat von Larissa Alt und Mona Winklerim Blockseminar „Lernen und Lehren“ am 14.01.2012
GLIEDERUNG1. Darbietendes vs. entdeckenlassendes Lehren
a. Merkmale und Beispieleb. Vor- und Nachteile beider Methoden
2. Die Umsetzung – was es laut empirischer Forschung zu beachten gilt
a. Auswahlkriterienb. Erfolgreiche Umsetzungc. Effekte beider Methoden im Vergleich
3. Kompromissformen
4. Praktische Aufgabe
DARBIETENDES LEHREN Vom Lehrer gesteuerter Unterricht Rezeptives Lernen gefordert Ziel: Klar strukturierte, umfangreiche Wissensbasis;
Vermittlung eines gefestigten Vorrats an verstandenem und anwendbaren Wissen.
DARBIETENDES LEHREN
Vertreter: David Paul Ausubel (1918-2008) Expositorisches (darstellendes) Lernen
„Integration neuen Wissens in vorhandene kognitive Struktur“
Bsp.: Advanced Organizer vorgeplanter Unterricht, der ein Gerüst bildet um Neues mit dem vorhandenen Wissen einerseits und weiteren neuen Aspekten andererseits sinnvoll zu verknüpfen
ENTDECKENLASSENDES LEHREN Auf Lernende zentrierter Unterricht Aktives, selbstgesteuertes Lernen Ziel: Strategie des Problemlösens erlernen und
sich selbst Wissen aneignen können
ENTDECKENLASSENDES LEHREN
Vertreter: Jérôme Seymour Bruner (1915)„Man kann Lernende nicht so ausrüsten, dass sie später in der Lage wären, alle ihnen begegnende Probleme zu lösen“
Bsp.: Experimentieren, Planspiele, Simulation, Rollenspiel
VOR- UND NACHTEILEDARBIETEND
Große Wissensbasis, auf die man aufbauen kann leichter Neues zu erlernen, wenn man schon Dinge weiß
Integriertes Wissen vergisst man nicht so schnell
Zeitsparend
Abhängigkeit der Schüler vom Lehrer
Setzt gut durchdachten und strukturierten Unterricht voraus
Kann monoton werden
Erklärtes kann nicht mehr selbst entdeckt werden
Pro Contra
VOR- UND NACHTEILEENTDECKENLASSEND
Was man selbst entdeckt hat, behält man sich besser
Intrinsische Motivation wird geweckt; keine weitere Motivation nötig
Regt zum selbstständigen Denken an
Transferproblematik
Zeitaufwand
Lehrer muss Hilfen & Begleitung genau planen
Auswahl passender Probleme
Pro Contra
1. Welcher Hauptgrund liegt dem advanced organizer zugrunde?a. Strukturierter Unterrichtb. Gute Vorbereitung für den Lehrerc. Hilft Schülern Wissen einzuordnend. Hilft Schülern eigenständig Probleme zu
lösen
a= Ruine b= Rathaus c= Kirche d= Friedhof
DIE UMSETZUNG- was es laut empirischer Forschung zu beachten gilt
DIE UMSETZUNG - AUSWAHLKRITERIEN
Gründe, wegen derer man eine der beiden Methode bevorzugt: Orientierung an den Argumenten und
Vorstellungen von Ausubel und Bruner Ideologische Gründe, z.B. ein bestimmtes
Menschenbild Lehrziele, z.B. Kreativität, klar strukturierte
Wissensbasis
= übergeordnete Erwägungen, ohne genaue Betrachtung der Effekte der beiden Methoden
AUSWAHLKRITERIEN Entscheidend sind:
Schwierigkeit der Aufgabe bzw. des StoffesFähigkeiten und Vorwissen der Lernenden
Zusammenhang der beiden Methoden mit diesen Variablen ist direkter höhere Erfolgswahrscheinlichkeit
MERKMALE EINER ERFOLGREICHEN UMSETZUNG
A. Beim darbietenden Lehren:• Strukturierungshilfen z.B.: Gliederung des Stoffes zu Beginn Hinweis, wenn Übergang zum nächsten
Themenabschnitt Aufdecken von Gemeinsamkeiten und
Unterschieden der einzelnen Themenabschnitte
Zusammenfassung am Ende
MERKMALE EINER ERFOLGREICHEN UMSETZUNG
A. Beim entdeckenlassenden Lehren Prozess des Entdeckens wird leicht gelenkt Fehlendes aber notwendiges Wissen wird bei
Bedarf direkt vermittelt Variierende Aufgaben zur Einübung des
Transfers Komplexität des Problems ist nicht zu hoch
oder wird reduziert
= gelenktes Entdecken („guided discovery“)
KOMPLEXITÄT DES PROBLEMS Untersuchung zur optimalen Schwierigkeit
der Aufgaben für selbstgesteuertes Lernen Regeln bei abstrakt-figuralem Material 6 Gruppen – unterschiedliche Übungsmaterialien:
leicht, mittel, schwierig leicht- schwierig, schwierig- leicht, Kontrollgruppe
Ergebnis: größter Lernzuwachs bei Gruppe mit leichtem und leicht-schwierigem Übungsmaterial
Selbstständig entdeckendes Lernen nur erfolgreich, wenn Regeln leicht zu erkennen sind
KOMPLEXITÄT DES PROBLEMS
andere Untersuchungen zeigen, dass bei schwierigem Stoff selbstgesteuertes Lernen den Lernerfolg senkt
Fazit: bei hoher Komplexität der Aufgabe ist der darbietende Lehrstil dem entdeckenlassenden überlegen
2. Welche Strukturierungshilfen helfen beim darbietenden Lernen besonders gut?a. Zusammenfassung am Schluss und
Hinweise beim Übergang zum nächsten Themenabschnitt
b. Jene, die den Schülern einen Überblick verschaffen
c. Jene, die das Verständnis für den Stoff fördern
d. Jene, die für die Wiederholung des Stoffes sorgen
a= Marktplatz b= Gasthof c= Stadttor d= Ausubels Haus
DIE EFFEKTE DER BEIDEN METHODEN IM VERGLEICH
empirischer Vergleich schwierig aufgrund unterschiedlichen Zeitbedarfs
Lösung: Vergleich der Lerneffizienz
Effizienz
weiteres Problem: unterschiedliche Lerneffekte Bsp. problembasierter Unterricht
PROBLEMBASIERTER UNTERRICHT Kleine Gruppen, unter (Beg-)Leitung eines Tutors Ziel: Lösung eines Problems, so wie es in der
Praxis typischerweise vorkommt Keine Hilfen, Erklärungen oder Vorinformationen
alles Wissen muss selbst erlangt werden Metaanalyse über Anwendung dieser
Unterrichtsform im Medizinstudium zeigt: Problembasierter Unterricht erzielt bessere
Lerneffekte bezüglich der Fertigkeiten Und schlechtere bezüglich des erworbenen
Wissens, jeweils verglichen mit darbietenden Unterrichtsformen wie Vorlesungen etc.
FAZIT
Lernende lernen und behalten offenbar das am besten, worauf der Schwerpunkt der jeweiligen
Lehrmethode liegt.
Ideal wäre eine Kombination der beiden Lehrmethoden, wenn es gelingt die Vorteile
beider zu vereinen und Schwächen zu vermeiden.
3. Sie sind Physiklehrer. Aufgrund einer Umstrukturierung des Lehrplans sollen Sie Stoff, der eigentlich in der 10. Klasse gelehrt wird, Siebtklässlern beibringen? Wie gehen Sie vor und warum?a. Ich mache eine ausführliche, Präsentation,
um den Schülern die Grundlagen des Themengebiets zu vermitteln.
b. Ich führe ein Experiment passend zum Stoff durch, weil sich die Schüler sonst langweilen und den Stoff nur oberflächlich verarbeiten.
c. Ich übernehme die Aufgaben aus dem Physikbuch der 10.Klasse und arbeite sie mit den Siebtklässlern durch, durch die Übung an vielen Beispielen werden sie die zugrunde liegenden Prinzipien verstehen lernen.
a= Bruners Haus b= Ruine c= Berge
KOMPROMISSFORMEN- Kombination verschiedener Aspekte der beiden Pole
KOMPROMISSFORMEN
Entdecken- lassendes Lehren
Darbietendes Lehren
Nachah- mungs-lernen
Cognitive Apprentice- ship
Lösungs-beispiele
Simula- tionen
Plan-spiele
Projekte
KOMPROMISSFORMENa. Nachahmungslernen/ Lernen am Modell
• z.B. beim motorischen Lernen: wird die richtige Technik erklärt ist dies erfolgreicher als exploratives Herausfinden der besten Technik
b. Cognitive Apprenticeship• lebens- und praxisnahe Probleme im Fokus des
Lehr- Lern-Prozesses Transferproblematik kleiner
• z.B. Prinzip der Handwerkslehre
KOMPROMISSFORMENc. Lösungsbeispiele
• Vorgehen zur Lösung von Aufgaben wird mithilfe von gelösten Beispielen erklärt
• Besonders erfolgreich, weil Arbeitsgedächtnis weniger belastet (Cognitive Load - Theorie)
• Wichtig: 1. Neben der Aufgabe und der Lösung müssen
ähnliche Aufgaben zur Einübung zur Verfügung gestellt werden.
2. Wenn zusätzliche Erklärungen notwendig, darf dies nicht zu viel Arbeitskapazität erfordern.
3. Aufgabe muss so gestaltet sein, dass sie und ihre Lösung nicht nur oberflächlich verarbeitet wird.
KOMPROMISSFORMEN
Entdecken- lassendes Lehren
Darbie-tendes LehrenNachah-
mungs-lernen
Cognitive Apprentice- ship
Lösungs-beispiele
Simula- tionen
Plan-spiele
Projekte
KOMPROMISSFORMENd. Simulationen
• Lernende können auf komplexe Sachverhalte selbst Einfluss nehmen und erleben unmittelbar die Folgen= interaktives Lernen
• besonders effektiv, wenn Simulation durch Darbietung von Informationen ergänzt wird
• und wenn es eine direkte Rückmeldung gibt/ diese erwartet wird
e. Planspiele• komplexe Abläufe werden mit verteilten Rollen
praxisnah dargestellt• zu empfehlen: systematischer Rollentausch
KOMPROMISSFORMENf. Projekte
• für die Lernenden steht die Entwicklung und Durchführung des Projekts im Vordergrund
Starke Motivation und Aktiviertheit
• Klar umrissener Zweck, der mehr oder weniger fächerübergreifendes Wissen und verschiedene Aktivitäten erfordert
• Wenig empirische Forschung dazu
4. Welches dieser Kriterien ist beim Lehren mit Lösungsbeispielen nicht sinnvoll?a. Dass die Aufgabenstellung und die
Anleitung zur Lösung klar und nachvollziehbar sind.
b. Dass der Lehrende den Schülern alle notwendigen Informationen zur Lösung der Aufgabe ausführlich erklärt.
c. Dass an das Lösungsbeispiel eine Problemlöseaufgabe angeschlossen wird, damit eine tiefere Verarbeitung bei den Schülern gewährleistet ist.
d. Dass die Schüler dazu angeregt werden bei einfachen Aufgaben ihre freie Arbeitskapazität für weiteres Nachdenken über die Aufgabe zu nutzen.
a= Wald b= See c=Gasthof d= Friedhof
PRAKTISCHE AUFGABE
PRAKTISCHE AUFGABE
I. Diskussion i. Thema: Brauchen wir in allen Bundesländern ein
Zentralabitur?ii. in einer ersten explorativen Phase Erfahrungen
mit der Methode sammeln und sich Vor- und Nachteile sowie Umsetzungskriterien überlegen
iii. Zusätzliche Hinweise und Erklärungen erhalten und versuchen sie umzusetzen
FÜNF BUNDESLÄNDER PLANEN GEMEINSAMES SÜD-ABITUR
Auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner Die Segnungen des Zentral-Abiturs sind bildungspolitisch seit Jahren umstritten. Zu
den Nachteilen gehört:
Standardisierung nimmt den Ländern, Schulen und Lehrern die Chance, die Abi-Aufgaben eigenständig zu entwickeln und zum Beispiel regionale Besonderheiten zu berücksichtigen
Große logistische Probleme, wenn Schüler in allen Bundesländern zugleich ihr Abitur schreiben. Einheitliche Ferientermine in allen Bundesländern = Ärger mit der Tourismusbranche führen.
Tilman Rohde-Jüchtern (Direktor des Zentrums für Lehrerbildung in Jena):
Ein länderübergreifendes Abitur verspreche keinen Mehrwert, sondern führe eher zur "Senkung des Niveaus", weil stets der kleinste gemeinsame Nenner zähle. Für gemeinsame Abituraufgaben müssten die Länder vorab ihre Bildungsziele, ihre Fach-Verständnisse und die Lehrinhalte vereinheitlichen.
Es sei nie auszuschließen, dass in den Aufgaben unbemerkt Fehler oder Uneindeutigkeiten steckten. Die Ländergrenzen seien auch ein Schutz vor bundesweiten Pannen und vor ungewollten ideologischen Schlagseiten bei den Abituraufgaben. Die angestrebte Vergleichbarkeit garantiere noch nicht die Qualität eines Abiturs.
Spiegel Online, 2008
DISKUSSIONSMETHODEAspekte, die eine Diskussion effizienter werden lassen:
a. Fragen, die nicht nur auf Wissen abzielen, sondern vor allem das Verständnis erkunden
b. Mehr Zeit für offene Diskussion lassenc. Lehrender soll Gedanken und Argumente
aufgreifen und so der Diskussion Struktur und Kontinuität verleihen
d. Lehrender soll dazu anregen verschiedene Perspektiven wahrzunehmen