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www.ssoar.info Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen: Einführung Dangschat, Jens S.; Hamedinger, Alexander Veröffentlichungsversion / Published Version Sammelwerksbeitrag / collection article Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Dangschat, J. S., & Hamedinger, A. (2007). Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen: Einführung. In J. S. Dangschat, & A. Hamedinger (Hrsg.), Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen (S. 2-20). Hannover: Verl. d. ARL. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-318701 Nutzungsbedingungen: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use: This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, non- transferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, non- commercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.

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Lebensstile, soziale Lagen undSiedlungsstrukturen: EinführungDangschat, Jens S.; Hamedinger, Alexander

Veröffentlichungsversion / Published VersionSammelwerksbeitrag / collection article

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with:Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL)

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:Dangschat, J. S., & Hamedinger, A. (2007). Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen: Einführung. In J. S.Dangschat, & A. Hamedinger (Hrsg.), Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen (S. 2-20). Hannover: Verl. d.ARL. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-318701

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Teil I Theoretische Fragestellungen zum Zusammenhang zwischen Siedlungsstrukturen und sozial konstruiertem Raum

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Jens S. Dangschat, Alexander Hamedinger

Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen – Einführung

Gliederung

1 Homogenisierung vs. Heterogenisierung

2 Soziale Ungleichheit und „Raum“ – Positionen der Stadt- und Regionalsoziologie

3 Globalisierung vs. Lokalisierung

4 Verräumlichung vs. Enträumlichung

5 Government vs. Governance

6 Gliederung des Bandes

Literatur

„Der Anlass der folgenden Überlegungen ist die Unlösbarkeit der Probleme der Stadt allein von einem Planungsansatz her. Nur gemeinsames Nachdenken der Stadtplaner, Architekten, der Behörden mit den Vertretern der Wissenschaften vom Menschen (den Soziologen und Sozialpsychologen, Politologen, Entwicklungspsychologen) wird uns vor schlimmen Irrtümern, vor der Fortsetzung unheilvoller Fehlplanung bewahren können. Diejenigen unter uns, die berufl ich menschliches Verhalten zu untersuchen haben, müssen sich um ein gemeinsames Wissen über den Menschen bemühen“ (Mitscherlich 1974: 663).

Dieser Aussage aus der Schrift „Thesen zur Stadt der Zukunft“ ist aus heutiger Sicht hinzuzufügen, dass auch Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft in diesen Prozess einzubeziehen wären, um vor allem einem zentralen und brennenden Problem gegenwärtiger Stadtentwicklung begegnen zu können: der sozial-räumlich (auf-)geteilten Stadt. Die Teilung von Großstädten in abgesicherte „Zitadellen der Reichen“, „Ghettos der sozial Exkludierten“ (vgl. Marcuse, van Kempen 2002), sich ausbreitende suburbane Gebiete einer zahlenmäßig abnehmenden Mittelklasse, heterogene innenstadtnahe Wohngebiete, innerstädtische Konsumzonen, die als Orte der Inszenierung von gehobeneren Lebensstilen dienen (vgl. Dangschat 1994), sowie monofunktionale Großwohnsiedlungen an den Rändern ist Ausdruck moderner Stadtgesellschaften. Die sozialräumlichen Strukturen von Großstädten sind in ständigem Wandel begriffen, wobei sich „alte“ und „neue“ soziale Gruppen darin unterschiedliche Orte aneignen oder diesen zugewiesen werden und gleichzeitig die Orte und deren Wahrnehmungen prägen resp. die räumlichen Verhaltensweisen beeinfl ussen. Dabei ist die Verhinderung von und der Umgang mit der Konzentration ökonomischer Struktur-schwäche, sozialer Ungleichheit und städtebaulicher Problematik im Raum ein zentrales Thema der Stadt- und Regionalplanung, das gemeinsamen Nachdenkens und gemein-samer Lösungsfi ndung bedarf, während die Lebensstilisierung an Orten demgegenüber

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Einführung

in der wirtschaftlichen Praxis und in strategischen Überlegungen von Stadtverwaltungen vorerst noch einen geringen Raum einnimmt1.

Das hauptsächliche Ziel des ARL-Arbeitskreises „Lebensstile, soziale Lagen und Sied-lungsstrukturen“ war, sich mit der zunehmenden Verräumlichung sozialer Ungleichheit(en) in Großstädten auseinanderzusetzen. Großstädte sind als Untersuchungsobjekte insbe-sondere deshalb interessant,

■ weil sich in ihnen Prozesse des sozialen, politischen und ökonomischen Wandels intensiv und frühzeitig zeigen,

■ weil sie daher Orte sind, an denen kreative und innovative Lösungen gesellschaftlicher Probleme entwickelt werden, und

■ weil sich empirische Zusammenhänge zwischen Lebensstilen, sozialen Lagen und Siedlungsstrukturen auf dieser räumlichen Ebene sehr gut darstellen lassen.

Ausgangssituation und Aktualität des Themas

Eine eindeutige Beschreibung der Ausgangslage würde eine von allen Arbeitskreis-mitgliedern geteilte Interpretation des gegenwärtigen sozialen Wandels erfordern. Dies war aufgrund der Heterogenität der Mitglieder, die mit unterschiedlichen (wissenschafts-) theoretischen Positionen arbeiten, nicht möglich und würde zudem der Komplexität der oben erwähnten Zusammenhänge nicht gerecht werden. Daher wird die Ausgangslage für die Analyse des Zusammenhanges von Lebensstilen, sozialen Lagen und Siedlungs-strukturen anhand von antagonistischen Begriffspaaren beschrieben, welche die wissen-schaftlichen Diskurse zur Untersuchung unterschiedlicher Aspekte des gegenwärtigen sozialen Wandels aufspannen:

■ Homogenisierung vs. Heterogenisierung sozialer Ungleichheit

■ Globalisierung vs. Lokalisierung gesellschaftlicher Prozesse

■ Verräumlichung vs. Enträumlichung sozialer Strukturen und Prozesse

■ Government vs. Governance als Steuerungsform

1 Homogenisierung vs. Heterogenisierung

Die Positionen innerhalb der Ungleichheitsforschung zur Interpretation des gegen-wärtigen Wandels des Aufbaus von Gesellschaften können grob in die Sichtweisen „Homogenisierung“ und „Heterogenisierung“ unterteilt werden. Im Homogenisierungs-lager wird nach wie vor davon ausgegangen, dass auch in einer postindustriellen Gesell-schaft Muster sozialer Ungleichheit mit den Begriffen „Klasse“ und „Schicht“ adäquat beschrieben werden können und daher zur Grundlage der Analyse von sozialstrukturellen

1 Eine Ausnahme bilden dabei die lokalen Netze der „lernenden Regionen“, der neuen Produktions-und Dienstleistungscluster, die „Orte der Kreativen“, wobei im Sinne des Förderns der sog. „creativeindustries“ vor allem an die Zusammenarbeit von kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) mitnaturwissenschaftlichen und technischen Forschungseinheiten gedacht wird (vgl. Camagni 1991, 2003;Ratti, Bramanti, Gordon 1997).

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Einführung

Unterschieden verwendet werden sollten (vgl. Geißler 1996; Müller 1997; Dangschat 1998a). Im Mittelpunkt steht die Betonung von fortbestehenden sozialen Strukturierungen, die in der Weiterführung der Geigerschen Schichtungstheorie, in der Einbindung von Milieus in bestehende Klassenstrukturen oder in einer regulationstheoretischen Weiterent-wicklung einer Theorie der Klassenstrukturierung gesehen werden (vgl. Vester et al. 1993, 2001; Vester 1994, 1998; Diettrich 1999; Kohlmorgen 2004). Vertreterinnen und Vertreter des Strukturierungslagers kritisieren Ansätze, „die von einer durch den Wohlstandsschub der Nachkriegsjahrzehnte ausgelösten ‚Entkoppelung‘ zwischen ‚objektiven‘ Ungleich-heiten bzw. Lebenslagen einerseits, den ‚subjektiven‘ Verarbeitungsweisen, Werthaltungen und Einstellungen, den kulturellen, lebensstilbezogenen Distinktions- und Abgrenzungs-kämpfen andererseits, ausgehen“ (vgl. Berger 2000).

Eine Argumentation für die wiedererstarkte Bedeutung klassenspezifi scher Frakti-onierungen wird mit Hilfe des Zusammenziehens stadtsoziologischer Positionen, der Ergebnisse der Armutsforschung in Städten und der Regulationstheorie geleistet (vgl. Dangschat 1999). Gerade aufgrund der oftmals ausgrenzenden Wirkung von Armut wurde die Debatte in Frankreich und Großbritannien auf den Begriff „soziale Ausgrenzung“ resp. der (fehlenden) sozialen Integration verlagert. Der Begriff „soziale Ausgrenzung“ wird dabei einerseits auf marginale bis ausschließende Positionen am Arbeitsmarkt und andererseits auf das Phänomen gesellschaftlicher Isolation bezogen, das auf den Ausschluss von gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten verweist (etwa auch die Aufl ösung resp. den Abbruch sozialer Bindungen). Ausgrenzung oder Exklusion meint nicht ein Entweder-oder, nicht ein ausschließliches Drinnen- oder Draußen-Sein in verschiedenen gesellschaftlichen Dimensionen, sondern ein soziales Spannungsverhältnis mit jeweiligen Kombinationen von Drinnen und Draußen. Dieses Verhältnis bezieht sich auf die ökonomische Ebene (Arbeitsmarkt), auf die staatliche Ebene (Sozialstaat und politische Rechte), auf die kulturelle Ebene (Werte und Orientierungen, Erwartungen der „Dazugehörigen“ etc.) und auf die Ebene der sozialen Kontakte (Rückzug, Vereinzelung) (vgl. Kronauer 1999, 2002; siehe auch seinen Beitrag in diesem Band; vgl. Bremer 2000: 34). Ausgrenzung wird in dieser Sichtweise als Prozess betrachtet, der sich in Form von Veränderungen zwischen den angesprochenen Dimensionen darstellen lässt. Fragen der vertikalen sozialen Ungleich-heit („oben“ und „unten“) rücken in diesem Zusammenhang in den Hintergrund, obwohl gleichzeitig gefragt wird, „ob man von einer Rückkehr der Klassengesellschaft sprechen müsse, weil ein Teil der Bevölkerung von den Standards entwickelter Industriegesellschaften ausgeschlossen bleibt“ (Bremer 2000: 14).

Aus dem Heterogenisierungslager wird dagegen seit Beginn der 1980er-Jahre die Debatte über die soziale Ungleichheit durch Positionen bestimmt, die auf die Bedeutung „neuer“ sozialer Ungleichheiten hinweisen, die „jenseits von Klasse und Stand“ (Beck 1983) „querverteilt“ zu den traditionellen vertikalen Mustern sozialer Ungleichheit (beschrieben über die Begriffe Klasse und Schicht) liegen. Am Strukturierungslager wird primär kritisiert, dass der Fokus der sozialstrukturellen Analysen auf die Erwerbstätigkeit ausgerichtet ist, aus der allerdings eine zunehmende Zahl von Menschen herausfällt und die daher für Sozialintegrationsleistungen an Bedeutung verliert. Darüber hinaus wird eine Zunahme von individuellen Wahlmöglichkeiten in postindustriellen Gesellschaften konstatiert, die den Prozess der Individualisierung und Pluralisierung von Lebensweisen vorantreiben. Es wird behauptet, dass sich Schichtungs- und Klassenstrukturen zunehmend

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Einführung

verfl üssigen und damit Schicht- und Klassenmodelle in ihrer Erklärungskraft für Einstellungs- und Verhaltensformen an Bedeutung verlieren. Weiterhin wird das Aufkommen neuer Dimensi-onen, neuer Ursachen und neuer Determinanten sozialer Ungleichheit betont (vgl. Hradil 1987: 29–48; Hradil 1992).

Die Vielfalt vertikaler und horizontaler Strukturen wurde von Hradil (1987) in ein Konzept sozialer Lagen integriert. Unter sozialer Lage versteht er die gruppentypische Ausstattung mit „harten“, kurzfristig nicht zu verändernden, also „objektiven“ Voraussetzungen des Handelns, mit denen die Handlungsbedingungen von Menschen (als Spielraum der Mög-lichkeiten und der Begrenzungen) determiniert sind. Um auch die kollektiven Ausdeutungen dieser Handlungsbedingungen berücksichtigen zu können, hat Hradil den Milieubegriff eingeführt, womit die Verschränkung und gegenseitige Beeinfl ussung objektiver sozialer Lagen mit Syndromen subjektiver Faktoren gemeint ist. Hiermit ist die Wahrnehmung, Inter-pretation, Nutzung und Gestaltung beispielsweise auch von Stadtquartieren gemeint, die zur Gruppenbildung entlang der Wertemuster dienen. Die Strukturierung entlang sozialer Milieus wird durch den Lebensstilbegriff ergänzt, den empirisch nachweisbaren Komplex von Verhaltensregelmäßigkeiten (zur Darstellung der stadtsoziologischen Relevanz von Lebensstilansätzen vgl. Dangschat und Blasius 1994; zum Verhältnis von Lebensstilen und Wohnen siehe den Beitrag von Annette Spellerberg in diesem Band).

Die Konzepte der sozialen Lage, des Milieus und der Lebensstile sind also im Rahmen einer Handlungstheorie aufeinander zu beziehende Dimensionen, deren statistischer Zusammenhang jedoch offen ist, denn die Frage des Ausmaßes der (Un-)Abhängigkeit der Ebenen (soziale Lage, soziales Milieu und Lebensstil) bestimmt in sehr starkem Maße die Ungleichheitsdebatte in Deutschland. Dabei wird weit über Beck hinausgegangen, der im Zuge seiner „disembedding“-Thesen von der Freisetzung der Bindungen an traditionelle Institutionen wie Familie, Kirche, Gewerkschaften, Schicht und Nachbarschaft spricht. Dieses Loslösen resp. Freisetzen führt zu neuen Vergesellschaftungsformen, die vor allem aus der Fähigkeit der Menschen entstehen, refl exiv auf ihre Umwelt eingehen zu können und/oder der Notwendigkeit, dieses tun zu müssen. Die weiter reichenden Thesen gehen von einem Lebensstil-Patchwork aus, das situativ zusammengesetzt werden muss. Tiefenstrukturen sozialer Ungleichheit verblassen demgegenüber vor dem Hintergrund einer refl exiven Alltagskompetenz (vgl. Hitzler 1994; Michailow 1994). Schulze (1992) geht in seiner Darstellung der Erlebnisgesellschaft als Konstante von alters- und bildungs-spezifi schen Dispositionen aus; alle weiteren Merkmale sozialer Ungleichheit gehen vor dem Hintergrund hoher Mobilität und der breiten Wirksamkeit einer allgemeinen Wohl-standsentwicklung („Fahrstuhleffekt“) verloren.

Hradil (1999: 96–142) stellt die Entwicklung sozialer Ungleichheit als eine Geschichte des Ablaufs von Paradigmen dar (Kasten, Stände, Klassen, Schichten), wobei heute eine Reihe unterschiedlicher Ansätze miteinander konkurriert:

■ ökonomische Theorien (neo-marxistische, regulationstheoretische, marktwirtschaftliche, Arbeitsmarkttheorien)

■ politische Theorien (rational-choice-Theorien kollektiven Handelns, neo-korporatistische, kräftefeldtheoretische Theorien)

■ kultursoziologische Theorien (Struktur-Habitus-Praxis, Individualisierungsthese, Milieutheorien)

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Einführung

Wir wollen uns an dieser Stelle nicht für eine der beiden Positionen von Homo-genisierung resp. Heterogenisierung entscheiden, sondern der These folgen, dass sich die in historischer Abfolge herausgebildeten Strukturen und „driving forces“ sozialer Ungleichheit auch in der Gegenwartsgesellschaft noch immer überlagern, auch wenn sie in unterschied-lichem Maße an Wirksamkeit und Dominanz eingebüßt haben. Die Positionen mit Bezug auf Stand, Klasse und Schicht haben also heute lediglich eine gegenüber der damals als einzig, zumindest als dominant dargestellten Position eine relativ geringere Bedeutung. Wir gehen davon aus, dass die soziale Ungleichheit in einer modernen Gesellschaft zu einem Zeitpunkt unterschiedliche Formen annimmt, die gleichzeitig nebeneinander bestehen (und in Teil-Gesellschaften dominant sind), wobei die Wechselwirkungen der Ungleichheits-modi untereinander noch völlig ungeklärt sind. So besteht, beispielsweise von bestimmten modernen Milieus ausgehend, eine hohe normative Wirkung auf die Identitätsbildung von (ursprünglich) klassen- oder schichtungsspezifi sch geformten Gruppen. Aber auch die Konstruktionen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über beispielsweise „neue soziale Ungleichheiten“ haben ihre Wirkungen auf die Konstruktionen der sozialen Lage der einzelnen sozialen Gruppen.

Das heißt, dass hier die These vertreten wird, dass sich gegenwärtig folgende Modelle überlagern:

■ das Ständemodell – noch immer werden Ungleichheiten nach Geburt erzeugt (als Frau, als Mitglied einer Nation/Ethnie resp. einer Rasse etc.)

■ das Klassenmodell – vor dem Hintergrund struktureller Arbeitslosigkeit nimmt die Abhängigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von den Kapitaleignerinnen und Kapitaleignern zu (man denke nur an die Orientierung am shareholder value gegenüber der an der Zahl der Beschäftigten); das Klassenmodell ist in seiner grund-sätzlich antagonistischen Struktur latent und wird in Zeiten geringerer Solidarität stärker wirksam

■ das Schichtungsmodell – noch immer ist die Ausdifferenzierung der Berufe und deren Belohnungssystem durch Gehaltshöhen für die Abstufung der mittleren Kategorien bedeutsam; da sich zudem das soziale Sicherungssystem an der Logik des Arbeitsmarktes orientiert, „verlängert“ sich das System der Erwerbsarbeit bis in die Altersversorgung, die soziale Absicherung der Arbeitslosigkeit und die Versorgung im Krankheitsfalle

■ das Milieumodell – es dient vor allem der Ausdifferenzierung bestimmter Bildungs- und Berufsgruppen (insbesondere im Bereich der Dienstleistungen) resp. der Kohorten der Jugendlichen und Jungerwachsenen vor dem Hintergrund hoher Bildung, hoher und relativ gesicherter Einkommen

■ das Lebensstilmodell – dieses betont den Konsum- und Freizeitaspekt im Rahmen der sich öffnenden Entwicklungsmöglichkeiten in Teilen der Gesellschaft (hier sollte – Bour-dieu folgend – verstärkt die Funktion der Reproduktion sozialer Ungleichheit betrachtet werden und weniger eine meist von sozialen Strukturen entkoppelte Typologie von Verhaltensweisen)

Im Folgenden wird also eine integrierende Position zwischen den beiden Lagern vertreten – a) die Gesellschaft spaltet sich vor dem Hintergrund globalisierter Arbeitsmärkte

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Einführung

wieder in Klassen auf vs. b) die Menschen nutzen ihre mobile Freiheit dazu, ihre soziale Zugehörigkeit ständig neu zu defi nieren.

2 Soziale Ungleichheit und „Raum“ – Positionen der Stadt- und Regionalsoziologie

Seit den 1980er-Jahren findet auch innerhalb der Stadt- und Regionalsoziologie entlang der Lager „Homogenisierung“ und „Heterogenisierung“ eine Diskussion über die Bedeutung sozialer Ungleichheit statt (vgl. Hardt, Scheller, Tessin 2000). In diesen Auseinandersetzungen geht es im Kern um die Fragen, ob und wie sich Muster sozialer Ungleichheit in den Raum übertragen und zur Ungleichheit beitragen resp. es wird gefragt, wie ungleiche Verteilungen von Bevölkerungsgruppen in der Stadt zustande kommen.

Die aktuelle Debatte innerhalb der Stadt- und Regionalsoziologie wird vor allem dadurch bestimmt, wie die residenzielle Segregation resp. die räumlichen Konzentrationen unterer sozialer Bildungs- und Einkommensgruppen, von Migrantinnen und Migranten sowie diesen zugeschriebene Formen abweichenden Verhaltens („soziale Brennpunkte“, „Soziale Stadt“) eingeordnet werden sollten. Die zunehmende Aufmerksamkeit gegenüber der residenziellen Segregation sozial Benachteiligter liegt

■ an einer wachsenden sozioökonomischen Ungleichheit (Armuts-Wohlstands-Gefälle) und deren Verräumlichung (objektive soziostrukturelle Veränderungen)

■ an der zunehmenden Integrationsproblematik bestimmter sozialer Milieus der Armut und von Migrantinnen und Migranten, die sich zunehmend auf wenige Teilgebiete einer Großstadt konzentrieren („soziale Brennpunkte“)

■ an einer Zunahme der Bedeutung sozialer Milieus und distinktiver Lebensstile in den besser ausgebildeten und jüngeren Mittelschichten und an den Ausdeutungen gesell-schaftlicher Realität dieser Gruppen (subjektiv wahrgenommene Veränderungen) (s. auch den Beitrag von Dangschat in diesem Band)

Sozial benachteiligte Quartiere gelten als „Orte spezifi scher Problemakkumulation. Neben der Konzentration sozial benachteiligter Gruppen, die überproportional häufi g von staatlichen Transferleistungen abhängig sind, handelt es sich in aller Regel um Gebiete mit hoher Bevölkerungsfl uktuation, einer unterdurchschnittlichen Infrastrukturausstattung, hohen verkehrlichen und Umweltbelastungen usw. Überlagern sich mehrere dieser Faktoren, kann hieraus ein Milieu der Benachteiligung, ein sozialer Brennpunkt entstehen“ (Anhut, Heitmeyer 2000: 28–29). Schon in den 1920er- und 1930er- Jahren wurde vermutet, dass an Orten hoher räumlicher Konzentration sozial benachteiligter Gruppen zusätz-liche benachteiligende Effekte entstehen: Zur sozialen Benachteiligung kommen meist bauliche und städtebauliche Mängel, schlechte infrastrukturelle Ausstattungen, negative Stereotypen und Images sowie häufi g verschiedene Formen abweichenden Verhaltens und eher radikalere Wertemuster der Bewohnerinnen und Bewohner hinzu.

Die „Segregations-Debatte“ ist durch theoretische Positionen gekennzeichnet, die einerseits von Vertreterinnen und Vertretern der sozialökologischen Schule und ande-rerseits von Vertreterinnen und Vertretern neo-marxistischer und neo-weberianischer Stadtforschungsansätze ins Feld geführt werden. Die sozialökologischen Ansätze fokus-

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Einführung

sieren auf die Berechnung von Segregationsindizes und von „tipping points“ (vgl. Fried-richs 1983: 260–265; Kecskes, Knäbel 1988). Dabei werden die Ergebnisse individueller Standortentscheidungen auf einer sog. Makro-Ebene aggregiert. Demgegenüber verweisen Stadtforscherinnen und Stadtforscher aus neo-marxistischen und neo-weberianischen Schulen entsprechend eines Klassenansatzes vor allem auf Prozesse der „Teilung“ oder der „Spaltung“ der Stadt, die im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Phänomenen auf der Makro-Ebene (beispielsweise Globalisierung) thematisiert werden (vgl. Blanke, Evers, Wollmann 1986; Häußermann, Siebel 1987; Marcuse 1989; Dangschat 1995).

In Anlehnung an Modelle der Entwicklung von Pfl anzen- und Tiergesellschaften treten Individuen und soziale Gruppe in einen Wettbewerb um die Aneignung von knappen Ressourcen (wie attraktiven Standorten), welcher primär über Geld und den Markt reguliert wird. Vonseiten der sozialökologischen Schule wird argumentiert, dass die Wohnbevölkerung nach den einzelnen Merkmalen der sozialen Ungleichheit (beispiels-weise Einkommens- und Vermögenslagen, ethnischer Status, Familienstatus) unter-schiedliche Muster der räumlichen Konzentration herausbildet. Daraus ergibt sich ein in unterschiedliche Gebiete mit einer spezifi schen Nutzung und einer homogenen sozialen Struktur gegliederter Stadtraum (‚natural areas‘). „Segregierte Wohnviertel und Zonen mit dominanter Nutzung stellen aus dieser Sicht keine Fehlentwicklung dar, sondern sind als Konsequenzen eines ‚natürlichen‘ Ausleseprozesses zu akzeptieren“ (Fassmann 2002: 16) (zur Analyse von Segregationsmustern nach sozialen Milieus siehe den Beitrag von Rita Schneider-Sliwa und Susanne Eder in diesem Band). In der Argumentation von Park (1950) ist residenzielle Segregation im Rahmen seines Modells des „race-relations cycle“ letztlich eine notwendige und nützliche Übergangsstufe für Migrantinnen und Migranten. Spezifi sche Stadtquartiere bilden für die Migrantinnen und Migranten Auffangstationen, in denen sie sich an die neuen Lebensbedingungen und an die für sie fremde Kultur und Sprache gewöhnen können. Der Prozess der Anpassung bildet eine Voraussetzung, um über die Integration in den Arbeitsmarkt sozial aufsteigen zu können.

Aus einer steuerungspolitischen Perspektive stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie mit segregierten Wohnvierteln umgegangen werden kann und ob nicht eine bessere „soziale Durchmischung“ in den Stadtvierteln anzustreben wäre. Die Argu-mente für eine „ausgewogene Bevölkerungsmischung“ gehen von der Gültigkeit der sog. „Kontakthypothese“ aus, wobei das Kennenlernen fremder kultureller Muster, Einstellungen und Verhaltensweisen als Bereicherung angesehen wird. Sozialpsychologische Unter-suchungen sind jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wirksamkeit des „Lernens von fremden Kulturen“ insbesondere dann gut funktioniert, wenn der „soziale Abstand“ zwischen den Gruppen als gering resp. der Unterschied nicht als bedrohlich empfunden wird. Schließlich profi tieren insbesondere höhere Bildungsgruppen von dem Kontakt, was es ihnen erleichtert, sich hier toleranter zu verhalten (vgl. Dangschat 1998b: 37–44). Dieses wird daraus verständlich, dass jene Gruppen nur selten mit den Zuwanderern um materielle oder ideelle Güter streiten (Wohnraum, Arbeitsplatz). Da sie in der Regel in anderen Stadtteilen als die Zuwanderer leben, sind sie von der „täglichen Integrations-arbeit“ entlastet – stattdessen werden von ihnen die normativen Vorgaben der „political correcten“ multikulturellen Gesellschaft an die weniger gebildeten und statusniedrigeren Autochthonen formuliert (vgl. Dangschat 2000).

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Einführung

An der sozialökologischen Schule wird vor allem kritisiert, dass die Rolle des politisch-administrativen Systems und damit der Stadtplanung, die Rolle von Akteuren mit ihren unterschiedlichen und teilweise widersprechenden Interessen sowie die Einbettung in makroökonomische Zusammenhänge in der Erklärung von Segregationsprozessen vernachlässigt werden (vgl. Dangschat 2002).

Von Vertreterinnen und Vertretern der These der „Spaltung der Stadt“ wird in der stadtsoziologischen Literatur auf die Bedeutung von strukturellen ökonomischen Veränderungen für das verstärkte Auseinanderdriften zwischen „Reichen“ und „Armen“ verwiesen. Diese Prozesse schlagen sich in der Stadtstruktur nieder. Die These von der Verräumlichung sozialer Ungleichheit fi ndet sich in den Thesen zur Zwei- und Dreiteilung (Mollenkopf, Castells 1991; Häußermann, Siebel 1987) resp. von der Viertelbildung der Stadt (vgl. Marcuse 1989, 1993; Harth, Scheller, Tessin 2000):

„Unsere Städte erleben eine doppelte Spaltung: einmal zerbricht das bislang einheitliche Muster städtischer Entwicklung in zwei einander entgegengesetzte Typen. Einigen wenigen Städten, die noch das gewohnte Bild von wachsendem Wohlstand, neuen Arbeitsplätzen und spektakulären Neubauten bieten, stehen stagnierende oder gar schrumpfende Städte gegenüber. Zum anderen vollzieht sich innerhalb jeder einzelnen Stadt eine Spaltung, nicht ganz so sichtbar noch, aber doch nicht weniger tiefgreifend: die Spaltung zwischen jenen mit sicheren Arbeitsplätzen mit gesicherter Lebensperspektive und den an den Rand Gedrängten, den Ausländern, den Armen, den dauerhaft Arbeitslosen“ (Häußermann, Siebel 1987: 8). Die These der sozial-räumlichen Polarisierung nach reich und arm wird auch in aktuellen Arbeiten von Häußermann und Kapphan weitergeführt, wo es in Bezug auf die sozial-räumliche Entwicklung von Berlin heißt: „Im Zuge dieser Entwicklungen nimmt die soziale Segregation zu. (...) Wo bereits zuvor arme Haushalte hohe Anteile bildeten, hat sich dieser Anteil weiter erhöht; und wo reichere Bewohner dominierten, sind nun noch weniger Bewohner zu fi nden, die nicht diesen Einkommensgruppen angehören. Die sozialräumliche Struktur hat sich polarisiert“ (Häußermann, Kapphan 2000: 239).

Die stadtplanerische Frage, ob es notwendig und gut ist, etwas gegen Segregationspro-zesse zu unternehmen, bleibt auch in dieser Debatte ungeklärt. Dabei stellt sich für die sozialwissenschaftliche Forschung die Aufgabe, zu klären, für welche Gruppe welches Ausmaß, welche Form und welche Dauer residenzieller Segregation förderlich oder hinderlich ist (vgl. Dangschat 2002). Eine Aufgabe des Arbeitskreises war es, zumindest erste Schritte einer differenzierteren Betrachtung vorzunehmen. Insbesondere vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher sozialer Strukturen, aber auch unterschiedlicher poli-tisch-kultureller Muster sollten die Effekte der lokalen Kultur, der möglicherweise einschrän-kenden Handlungsbedingungen durch defi zitäre Wohn- und Wohnumfeldbedingungen, des Images der Quartiere und der spezifi schen Regulationsbedingungen, die gerade durch Stadtteilplanung und Stadtteilmanagement hergestellt werden, näher analysiert werden.

3 Globalisierung vs. Lokalisierung

Soziale, politische, ökonomische, technologische und kulturelle Prozesse bilden den Kontext für diejenigen Diskurse über die Spaltung und die Pluralisierung der Gesellschaft, die mit dem Begriff „Globalisierung“ verbunden sind. Die Breite der Debatte hat dazu

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geführt, dass es keine klare Defi nition dieses Begriffs (auch nicht im ökonomischen Bereich) gibt. In der Globalisierungsdebatte wird vor allem auf Begriffe wie „Entbettung“ und „Entgrenzung“ gesetzt (vgl. Läpple 2000), um Veränderungen von Raum- und Zeitstruk-turen, Veränderungen von Interaktionsprozessen sowie Veränderungen von Institutionen und Organisationen mit bestimmten territorialen Logiken zu beschreiben. „Globalisierung meint das erfahrbare Grenzenloswerden alltäglichen Handelns in den verschiedenen Dimensionen der Wirtschaft, der Information, der Ökologie, der Technik, der transkultu-rellen Konfl ikte und Zivilgesellschaft“ (Beck 1998: 44).

Während damit vor allem die These der „Entbettung“ und der „Enträumlichung“ sozialer Beziehungen unterstützt wird, die darauf abzielt, die Folgen von Globalisierungsprozessen für die alltägliche Raumerfahrung zu bestimmen (vgl. Giddens 1995), verweist der Begriff der „Entgrenzung“ auf die langsame Erosion der Steuerungskraft des Nationalstaates angesichts einer sich deterritorialisierenden Ökonomie. Die sicherlich umstrittene These des „hollowing-out“ (vgl. Jessop 1994) des Nationalstaates fi ndet sich in dieser Entgren-zungs-Rhetorik ebenso wie die ideologisch konnotierte Vorstellung eines „Sachzwanges Globalisierung“. Vor allem zur Durchführung von neoliberalen wirtschaftspolitischen Projekten (wie z. B. Abbau von Handelsschranken) fi ndet der Begriff „Globalisierung“ eine strategische Verwendung: „Globalisierung ist kein Sachzwang, sondern beruht auf wirtschaftspolitischen Entscheidungen der ökonomisch mächtigsten Nationen“ (Häußer-mann 2000a: 80). Hinzuzufügen ist, dass die treibenden Kräfte vor allem von den ökono-misch und kulturell bedeutenden Städten ausgehen, genauer: von deren Stakeholdern in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Von ökonomischer Seite wird weiter-hin hinzugefügt, dass „global players“ oder transnational agierende Großunternehmen zentrale Akteure in der Restrukturierung von Räumen sind (vgl. Heeg 2001), welche die Steuerungskraft von Nationalstaaten infrage stellen. In dieser Diskussion geht es vor allem um die Analyse der Koordination von transnationalen Produktionsketten. Globalisierung verweist auf Prozesse der Intensivierung und Beschleunigung von weltumspannender wirtschaftsbezogener Kommunikation und Interaktion (vgl. Reimann 2002), die durch technische Errungenschaften in Transport- und Kommunikationstechnologien erst möglich gemacht wurden.

Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass primär Städte als Knotenpunkte in der Organisation von globalen Kapitalfl üssen an Bedeutung gewinnen, die sogenannten „global cities“ (vgl. Sassen 1996), und dass Prozesse der Globalisierung eine Vertie-fung der Spaltung der Gesellschaft mit sich bringen. „To put it in a nutshell: rather than homogenizing the human condition, the technological annulment of temporal/spatial distances tends to polarize it. It emancipates certain humans from territorial constraints and renders certain community-generating meanings exterritorial – while denuding the territory, to which other people go on being confi ned, of its meaning and its identity-endowing capacity” (Bauman 1998: 18). Diese Vertiefung sozialer Spaltung zeigt sich in der sozialräumlichen Struktur städtischer Gesellschaften am deutlichsten. Dies spiegelt sich auch in den Konzepten zur Global City oder zur „World City“ (Friedmann 2000) wider, in welchen davon ausgegangen wird, dass Global Cities durch eine Polarisierung der Einkommensverteilung und durch eine Spaltung von Arbeitsmärkten gekennzeichnet sind. In einer globalisierten Ökonomie entwickelt sich demnach ein Netz von Städten, in denen die räumlich verstreuten wirtschaftlichen Aktivitäten (z. B. Finanztransaktionen,

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Güterproduktion) kontrolliert und organisiert werden. Weiterhin wird behauptet, dass Globalisierungsprozesse Re-Hierarchisierungen von Räumen induzieren, wobei bestimmte Städte und Regionen in einer globalen Wirtschaft an Bedeutung gewinnen und andere wiederum verlieren. Re-Hierarchisierungen fi nden dabei nicht nur zwischen Städten und Regionen statt, sondern auch innerhalb von Städten, in denen bestimmte Stadtteile zu „Modernisierungsgewinnern“ oder zu „Modernisierungsverlierern“ werden.

Bei aller Kritik, die an diesen Konzepten angeführt werden kann (z. B. Übertragbarkeit der empirischen Untersuchungen zu New York, London und Tokio auf andere Großstädte), ist doch bemerkenswert, dass Zusammenhänge zwischen Globalisierung und Prozessen der „Lokalisierung“ hergestellt werden. Einerseits braucht eine globalisierte Wirtschaft lokale Verankerungen (wie beispielsweise „headquarters“ in global cities), um funktionieren zu können, andererseits spielen regionale oder lokale Differenzierungen im Hinblick auf Regulationsformen, Lebensbedingungen, kulturelle Angebote oder Wissenspotenzial im Wettbewerb der Städte und der Regionen um die Anziehung von internationalem Kapital (Erhöhung der „foreign direct investments“) eine wichtige Rolle.

Die globalisierte Wirtschaft basiert auf diesen räumlichen Differenzierungen, die strategisch ausgenutzt und verwertet werden können. „The massive trends towards the spatial dispersal of economic activities at the metropolitan, national, and global levels that we associate with globalisation have contributed to a demand for new forms of ter-ritorial centralization of top-level management and control functions“ (Sassen 2002: 3). Damit wird die These von der „Enträumlichung“ ökonomischer und sozialer Verhältnisse entkräftet und Prozesse der Globalisierung und Lokalisierung als zwei Seiten einer Medaille betrachtet. Diese Argumentation, in der primär auf die räumliche Angewiesenheit einer globalisierten Wirtschaft hingewiesen wird, mündet in den Begriff der „Glokalisierung“ (vgl. Swyngedouw 1992; Krätke 1995). In anderen Diskursen wird auf diesen Zusammen-hang hingewiesen, indem auf Prozesse des „re-embedding“ oder der Re-Regionalisierung eingegangen wird, etwa in den Debatten über „new regionalism“ in Großbritannien oder in neueren regionalökonomischen und wirtschaftsgeographischen Theorien (vgl. Piore, Sabel 1985; Scott, Storper 1995).

Die Bedeutung der Diskurse zu Prozessen der Globalisierung und Lokalisierung für die Steuerung der Raumentwicklung ist mannigfaltig. Sie hat Einfl uss auf die Diskussionen über die strategische Ausrichtung der gesamtstädtischen Entwicklung, auf die Organisation der Steuerung der Raumentwicklung, auf die Abstimmung von unterschiedlichen Interes-sen bezüglich der zukünftigen Stadt- und Regionalentwicklung sowie auf das Verhältnis zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Da Stadt- und Regionalplanung primär Teile von lokalen politisch-administrativen Systemen sind, trifft sie die Frage des Steuerungs-verlustes in besonderem Maße. Antworten auf diese Frage werden im Zusammenhang mit dem Übergang vom government zur governance gegeben (s. Kap. 5).

4 Verräumlichung vs. Enträumlichung

Vor allem im Zusammenhang mit der Debatte über die Heterogenisierung der Gesellschaft sowie über die Auswirkungen der Globalisierung auf die Veränderung von Raum- und Zeitstrukturen wird in verschiedenen Diskursen hinterfragt, welche Rolle räumliche Bezüge

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im sozialen Verhalten von Individuen und sozialen Gruppen spielen. In der Argumentation, wonach sich soziales Geschehen zunehmend von räumlichen Bezügen „emanzipiert“ und Menschen sich aus räumlichen Bindungen herauslösen, wird das Bild der „Enträumlichung“ verwendet. Weiterhin wird unterstellt, dass sich räumliche und soziale Mobilität erhöhen, dass sich Handlungsräume von Menschen erweitern und dass sich früher feststellbare Identifi kationen mit bestimmten Orten (beispielsweise mit Stadtvierteln) und damit mit spezifi schen Milieus verfl üchtigen. Die Frage ist, ob und welche Rolle aufkommende „Wahlmilieus“ bei der Verringerung der räumlichen Gebundenheit sozialer Gruppen spielen (vgl. Herlyn 1998) (zu Aspekten der sozialräumlichen Milieu-analyse siehe auch den Beitrag von Heiko Geiling in diesem Band).

In der Ungleichheitsforschung wird in der Regel die territoriale Verortung von Men- schen (Wohnort, Aktionsräume) wenig beachtet. Dieses Defi zit besteht, obwohl sich Wohnungsausstattungsqualitäten und die Lage der Wohnung (Erreichbarkeit von Infrastruk-tur, Naherholung, Ausmaß der Selbstbestimmung über Territorien etc.) auf die Nutzung des Raumes auswirken und zudem mit sozialen Kontakten (Schulen, Peers, Nachbarschaft) verbunden sind, die ebenfalls einen Ortsbezug haben, d. h. dass somit im Rahmen von ortsgebundenen Sozialisationsprozessen die Übernahme von bestimmten Wertemustern und Verhaltensweisen eher nahegelegt wird.

Raumerfahrung und Raumhandeln werden im Sozialisationsprozess geprägt, welcher durch Muster sozialer Ungleichheit und durch spezifi sche, häufi g an den Ort gebundene kulturelle Regeln bestimmt wird. Vor allem die Personen, die sozial benachteiligt sind und die in Stadtteilen leben, welche ökonomische Benachteiligungen oder baulich-räumliche Mängel aufweisen, sind auf das Quartier als „Erfahrungsraum“ (vgl. Häußermann 2000b) angewiesen. Wie genau sich soziale Ungleichheit auf unterschiedliche Raumqualitäten und deren selektive Nutzung auswirken, ist bislang jedoch noch weitgehend unklar.

Orte und Territorien werden also verschieden wahrgenommen, und es wird daher mit Orten auch unterschiedlich umgegangen. Entgegen der allgemeinen Enträumlichungsthese (vgl. beispielsweise Schulze 1992) wäre demnach von einer zunehmenden „Verräum-lichung“ sozialer Ungleichheit zu sprechen. Soziale Differenzierung und Hierarchisierung spiegeln sich im Raum und im territorialen Verhalten wider (vgl. Dangschat 1996). Der physische Raum ist dabei zugleich Ressource und Constraint für das Handeln des Indi-viduums, das sich mit anderen in Konkurrenz um die Besetzung und Verteidigung des Territoriums befi ndet.

Es ist daher für die Akteure und Institutionen der Raumentwicklung bedeutsam, wie der Raum gestaltet ist (differenzierende oder hierarchisierende Grenzen, Barrieren etc.), denn diese Gestaltung hat Einfl uss auf die Wahrnehmung des Raumes und das soziale Verhalten sowie auf die Herstellung von Identitäten (vgl. Keim 2000). Ebenso bedeutsam ist es, wie Territorien von sozioökonomisch und soziokulturell unterschiedlichen Gruppen angeeignet und zur Identitätsstiftung herangezogen (Reproduktion sozialer Ungleichheit) und als Medium der Sozialintegration genutzt werden. Vor Ort vermischen sich also Prozesse und Strukturen des Makro-Raumes mit denen des Mikro-Raumes (vgl. Matthiesen 1998) (zu Thesen der Verräumlichung und Enträumlichen siehe die Beiträge von Holzinger und Läpple, Walter in diesem Band).

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Die Formen der Raumwahrnehmung, -bewertung und -nutzung werden durch verän-derte Zeitstrukturen einerseits überlagert, andererseits aber auch bestimmt (vgl. Henckel, Eberling 2002). Prozesse der Beschleunigung wirken sich auf Standort- und Gebäude-nutzungszyklen ebenso aus wie auf die Zunahme von Flächenbedarf sowie auf die Arbeits- und Lebenswelt. „Die zeitliche Ausdehnung geht mit der räumlichen Ausdehnung Hand in Hand, Zeitersparnisse durch Beschleunigung werden zu einem großen Teil in mehr Fahrten und größere zurückgelegte Entfernungen umgesetzt – der vergrößerte poten-zielle Aktionsraum wird tatsächlich genutzt“ (Henckel, Eberling 2002: 21). Während bei Henkel und Eberling (2002) noch vom „Mensch an sich“ resp. vom allgemeinen sozialen Wandel die Rede ist, stellt sich im Kontext der veränderten Formen sozialer Ungleichheit die Frage nach der sozialen Selektivität dieser neuen Zeitmuster. Sie werden einerseits durch Merkmale sozialer Ungleichheit in unterschiedlicher Weise gebildet und wirken sich andererseits möglicherweise ungleichheitsverstärkend aus.

5 Government vs. Governance

Der forcierte zeitstrukturelle Wandel bedeutet eine Herausforderung für die Steuerung der Raumentwicklung, zumal er Flexibilisierung und Beschleunigung (etwa von Planungs-verfahren) nahelegt. Die systematische und zielgerichtete Beeinfl ussung räumlicher Entwicklung im Sinne der Steuerung ist in verschiedener Weise durch die oben beschrie-benen Prozesse herausgefordert:

1. So nehmen die städtebaulichen, stadt- und regionalplanerischen Probleme durch die Verräumlichung wachsender sozioökonomischer und soziokultureller Ungleichheiten zu: Eine eindeutige Strukturierung und die dazugehörigen, eher einheitlichen Einstel-lungs- und Verhaltensweisen verändern sich zu sehr heterogenen, in Interessengruppen aufgeteilte Gesellschaftsformationen. Dabei entwickeln sich einerseits „neue Konfl ikt-potenziale“ durch die zunehmende Kumulation sozialer Benachteiligung im Raum (beispielsweise die Quartiere, in denen das „Soziale-Stadt“-Programm angewendet wird) und andererseits neue Herausforderungen durch das Herausbilden „neuer Orte“ von bestimmten Milieus und Lebensstilgruppen, welche als „creative industries“ auch stadtentwicklungspolitisch von Interesse sind (vgl. Aydalot 1986; Camagni 1991, 1995, 2003; Ratti, Bramanti, Gordon 1997; Capello 1999; Scott 2001). Die Vorstellungen über eine angemessene Entwicklung von Stadtregionen werden immer unterschied-licher (beispielsweise Globalisierung vs. nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung). Die Spanne reicht dabei von einem marktorientierten Immobilienmanagement über regionale Entwicklungsstrategien der „Kooperation zur Verbesserung der Konkurrenz-position“ zum eher sozialarbeiterischen Quartiersmanagement auf der Schnittstelle zwischen Stadterneuerung und Sozialpolitik.

2. Die Raumentwicklung ist unübersichtlicher geworden, weil sich nahezu sämtliche ihrer Koordinaten verschoben haben. Territorien (re-)organisieren sich in spezifi scher, an den Interessen der lokalen defi nitionsstarken Gruppen orientierter Weise. Die Thesen der Regionalentwicklung reichen von erneuten Wellen der Suburbanisierung über neue Formen einer dezentralen Zentralisierung beispielsweise als edge-city-Effekt oder als polyzentrische Stadtregionen bis zur Aufl ösung der bis dahin kontingenten Siedlungs-strukturen („Zwischenstadt“) (vgl. Brake, Dangschat, Herfert 2002). Dies impliziert aber

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ein Raumverständnis, bei dem der Raum als gesellschaftliches Resultat betrachtet wird. Von vielen Akteuren und Institutionen der Raumentwicklung wird allerdings Raum immer noch als „Behälter-Raum“ verstanden (zu dieser Diskussion siehe die Beiträge von Holzinger, Dangschat sowie Läpple und Walter in diesem Band), der in seinen politisch-administrativen Grenzen eindeutig angegeben werden kann. Klare Grenzen hatten und haben die Funktion, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Steuerbarkeit zu garantie-ren. Die Dynamik der Raum- und der gesellschaftlichen Entwicklungen tragen allerdings zu einer langsamen „Perforierung“ dieser Grenzen bei.

Wenn es weiterhin richtig ist, dass die Regulationsmöglichkeiten und -fähigkeiten der Nationalstaaten zusehends infrage gestellt werden, dann kommen Großstädte und vor allem Stadtregionen als neue Ebenen der Regulation unterschiedlicher politischer Felder in den Blickpunkt des Interesses. Auf dieser Ebene werden gegenwärtig Modelle für die Neugestaltung des Verhältnisses von Staat, Markt und Zivilgesellschaft entwickelt. Um die mit raschem Tempo auf die Städte zukommenden Herausforderungen und Probleme lösen zu können, bedarf es daher neuer Positionierungen, welche die Steuerungsfähigkeit der lokalen politisch-administrativen Systeme stärken. Diese müssen – gemeinsam mit Akteuren aus dem privaten, zivilgesellschaftlichen und (neo)korporatistischen Bereich – neue, sozial ausgewogene Entscheidungsmodelle erstellen, um den Herausforderungen gerecht werden zu können. Es bedarf zunehmend differenzierter Kommunikationsformen seitens aller Akteure (auch der Raumentwicklung), um einerseits eigene Interessen (besser) durchzusetzen, aber andererseits auch Anregungen durch die „endogenen Potenziale“ aufnehmen zu können (vgl. Hamedinger et al. 2007).

Vor allem die räumliche Konzentration sozial benachteiligter Gruppen in Großstädten hat einen erheblichen Druck auf die Notwendigkeit einer neuen Art der Organisation politisch-administrativer Intervention hervorgebracht. Daher überwiegt die Erkenntnis, dass die bekannten staatlichen, regionalen und kommunalen Interventionsstrategien immer weniger dazu geeignet sind, um mit deren Hilfe die Zunahme von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgleichen, deren räumliche Konzentration verhindern oder gar abbauen zu können, insbesondere auch, weil der Staat sich zunehmend aus dieser Verantwortung zurückzieht. Für neue Strategien, Instrumente und Formen der Umsetzung sind neue Formen der institutionellen Organisation, der Kommunikation und Einbindung notwen-dig, wie sie zum Beispiel in Konzepten zum Quartiersmanagement zum Tragen kommen (vgl. Alisch 1998, 2002; Walther 2002; Breitfuss et al. 2004; Greiffenhagen, Neller 2004; Walther, Mensch 2004).

Die unterschiedlichen lokalen Kontexte der Städte führen zu unterschiedlichen Modellen der „urban governance“. „Governance“ ist eine Antwort auf die Überforderung staatlicher und stadtpolitischer Handlungsmöglichkeiten, die sich aus der „notwendigen“ Überwin-dung von Starrheiten und Rigiditäten des fordistischen Regimes, dessen integrierenden und ausgleichenden Tendenzen, sozialstaatlichen Garantien und Beschäftigungsnormen ergeben. „Governance“ beinhaltet die Berücksichtigung vieler Akteure aus dem öffent-lichen, privaten und gemeinnützigen Sektor bei der politischen Entscheidungsfi ndung sowie die Einrichtung horizontaler Verhandlungssysteme als projektorientierte Politik-formen (vgl. Healey et al. 1997; Mayer 1997; Pierre 2000; John 2001; Benz 2004; Breitfuss et al. 2004; Heinelt 2004).

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„Governance“ ist gekennzeichnet dadurch,

■ dass öffentliche Maßnahmen nicht mehr primär Folgen von öffentlichen Entscheidungen mit Richtlinien- oder Gesetzescharakter sind, sondern von gemeinsamen Entschei-dungen einer Vielzahl von Akteuren aus Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Staat getragen werden;

■ dass eine Vielfalt von nebeneinander bestehenden Verhandlungs- und Kooperations-prozessen entstehen; diese können sich einerseits auf einer räumlichen Ebene, d. h. horizontal (beispielsweise Stadtteil), zwischen diversen Akteuren und zwischen ver-schiedenen Ressorts des öffentlichen Sektors etablieren resp. zwischen Akteuren und Ressorts unterschiedlicher politischer Ebenen, d. h. vertikal (beispielsweise zwischen national und lokal – „multi-level governance“),

■ dass ein zentraler Bestandteil die Verbesserung der Effi zienz und Effektivität von Verwaltungshandeln ist („new public management“). Die Modernisierung öffentlicher Verwaltung und die teilweise fl exiblere Einbindung von Akteuren und Institutionen der Raumentwicklung führt etwa zu einem veränderten Verständnis öffentlicher Dienst-leistungen, das sich im Sinne von Effi zienzsteigerungen zunehmend in Form integrativer Politikstile und neuer Modelle der Personalentwicklung zeigt, und

■ dass alte, „fordistische“ Steuerungsinstrumente beibehalten und ergänzt werden (Über-lagerung von government und governance; z. B. Gleichzeitigkeit von top-down- und bottom-up-Ansätzen in der Stadt- und Regionalplanung – „Gegenstrom-Prinzip“, die Ausweitung von Partizipation und neue Formen der „public-private-partnerships“).

Mit Hilfe der neuen kooperativen Verhandlungsmodelle werden die Funktionsweisen bestehender Systeme repräsentativer Demokratie hinterfragt, um die Probleme der Demo-kratien in immer komplexer werdenden Gesellschaften zu überwinden. „Demokratie“ richtet sich dabei nicht mehr auf Mehrheitsentscheidungen, sondern es geht darum, einen „organisierten Dialog“ zwischen der Wirtschaft, den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Staat („Steuerung durch Konsens“) herbeizuführen und aufrechtzuerhalten. Im Hinblick auf die neuen Steuerungsformen ist jedoch zu kritisieren, dass

■ die staatliche Verantwortlichkeit und die Kontrolle des öffentlichen Handelns durch die Gesellschaft eventuell nicht mehr eindeutig festlegbar ist;

■ die parlamentarische Einbindung in Entscheidungen, die in solchen Modellen getroffen werden, nicht immer gewährleistet ist;

■ die mit solchen Modellen einhergehende Vorstellung einer „Dezentralisierung der Demokratie“ sich auch in ein partikularistisches Verhinderungsinstrument von bei-spielsweise planerischen Eingriffen verwandeln kann, in welchen eher „urbane Eliten“ als bestimmende Minderheiten ihre Interessen durchsetzen können. D. h. es ist zu hinterfragen, wer von den neuen Modellen profi tiert und inwieweit die Intentionen der Etablierung dieser Modelle mit den Ergebnissen übereinstimmen (zur Analyse der Veränderung der Organisation der Stadterneuerung im Hinblick auf deren Auswirkungen auf Partizipationsmöglichkeiten und auf die soziale Zusammensetzung in Stadtteilen siehe den Beitrag von Hartmut Häußermann in diesem Band).

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Die Etablierung von Governance-Strukturen wird in der Literatur vielfach mit der Vorstellung vom „Wandel der Planungskultur“ in Verbindung gebracht (vgl. Friedmann 1987; Wentz 1994; Selle 1996a, 1996b; Schönwandt 2002). Für die Akteure und Institu-tionen der Steuerung der Raumentwicklung bedeutet dieser Wandel, dass die Handlungen auf allen Ebenen vielfältiger geworden sind – von der Informationsbeschaffung bis zur Planerstellung, der Implementation und Durchführung als Top-down-Raumentwicklung auf EU-Ebene bis zur regionalen Umweltverträglichkeitsprüfung und zur lokalen Bewoh-ner/innen-Beteiligung.

Aufgrund der beschriebenen zunehmenden sozioökonomischen und soziokulturellen Ausdifferenzierungen der Segregationsmuster betreffen politische und planerische Maßnahmen, die wegen des Prinzips der Gerechtigkeit an allgemein gültigen Bedarfen und nicht an individuellen Bedürfnissen orientiert sind, vielfältige und zwischen Regi-onen schwankende Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster von Bewohner/innen, Unternehmer/innen, Vetreter/innen von Kammern und Verbänden, die sich in ihren Interessen deutlich voneinander unterscheiden. Schließlich verändert sich im Übergang von government zu governance die Funktionsweise und Organisation von Stadt- und Regionalplanung, die vermehrt über para-staatliche Organisationen sowie private und „halbstaatliche“ Entwicklungsträger (Quangoes – quasi non-governmental organisations) stattfi ndet (beispielsweise public-private-parternships), die der demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen sind.

6 Gliederung des Bandes

Der vorliegende Band ist das Ergebnis der Tätigkeit des Arbeitskreises der ARL. Die Beiträge sind in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil sind die eher theoretischen Arbeiten zum Zusammenhang zwischen Ungleichheitsstrukturen, Raumtheorien und Siedlungs-strukturen im Sinne möglicher Segregations- und Konzentrationsmuster zusammenge-fasst, während im zweiten Teil für verschiedene Großstädte empirische Ergebnisse zu den Armuts-Wohlstands- resp. den „neuen Milieu“-Kategorien dargestellt werden. Die zentrale Fragestellung nach dem Verhältnis zwischen Segregation und Integration wird dabei immer wieder behandelt.

In einem resümierenden Schlusskapitel werden die theoretischen wie empirischen Befunde aus den einzelnen Beiträgen aufeinander bezogen, die Diskussionen der verschiedenen Arbeitskreissitzungen zusammengefasst und im Hinblick auf die Rolle der Stadt- und Regionalplanung in der Steuerung vor allem der räumlichen Konzentration von armen und sozial benachteiligten Personen erörtert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Steuerungsmöglichkeiten von Stadterneuerungsprogrammen gelegt, die unter dem Begriff „Quartiersmanagement“ subsumiert werden können und gegenwärtig in einigen europäischen Ländern kritisch diskutiert werden („area-based-initiatives“ in Großbritannien, „grote steten beleid“ in den Niederlanden, Programm „Soziale Stadt“ in Deutschland oder „contrat de villes“ in Frankreich). Schließlich wird das Potenzial der Standorte der „neuen sozialen Milieus“, der Kreativ-Netzwerke vor allem vor dem Hintergrund analysiert, inwieweit sie die Möglichkeit dafür verbessern, in den Stadtvierteln die lokale Zivilgesellschaft zu stärken.

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Einführung

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Einführung

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