Concerti Grossi - HFK · PDF fileVivaldi, der eine Generation jünger ist als Corelli,...

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  • Freitag, 29.11.2013, 17 Uhr Friedenskirche Bremen, Humboldtstr. 175/177

    Eintritt frei - Spenden willkommen

    Concerti Grossi

    Barockorchester mit Studierenden der Hochschule fr Knste Bremen

    Leitung: Thomas Albert

  • PROGRAMM

    ANTONIO VIVALDI (16781741) Concerto Nr. 8 a-Moll RV 522 aus Lestro Armonico Op. 3 (vor 1712) Allegro Larghetto e spiritoso Allegro

    Laura Fierro Violine I Francisca Anna Hajdu Violine II Konstanze Waidosch Violoncello

    ARCANGELO CORELLI (16531713) Concerto Grosso op. 6 Nr. 4 D-Dur aus Concerti grossi op. 6 (posthum publiziert 1714) Allegro - Adagio - Allegro - Vivace

    Lena Schindler Violine I Oksana Vasilkova Violine II Irene Liebau Violoncello

    GEORG MUFFAT (16531704) Sonata No. 5 G-Dur aus Armonico Tributo (1682) Allemanda - Passagaglia

    Oksana Vasilkova Violine I Lena Schindler Violine II Irene Liebau Violoncello

  • UNICO WILHELM GRAAF VAN WASSENAER (16921766) Concerto Nr. 5 f-Moll aus VI Concerti Armonici (1740) Adagio - Presto - A tempo commado - A tempo giusto

    GEORG FRIEDRICH HNDEL (16851759) Concerto Nr. 11 A-Dur HWV 329 (1739) aus Twelve Grand Concertos op. 6 Andante larghetto e staccato - Allegro - Largo e staccato - Andante - Allegro

    Luis Pinzon Violine I Meelis Orgse Violine II Anna Sophia Reisener Violoncello

    JOHANN SEBASTIAN BACH (16851750) Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 aus Six Concerts Avec plusieurs Instruments undatierte autographe Handschrift Allegro - Adagio - Allegro

  • Dann durch scharffes Beobachten dieser opposition oder Gegenhaltung der langsamb- und geschwindigkeit, der Strke, und Stille; der Vlle des groen Chors, und der Zrtlichkeit des Terzetl, gleich wird das Gehr in ein absonderliche Verwunderung verzuckt.

    Georg Muffat 1701

    Das Concerto ist par excellence der Typus der hochbarocken italienischen Musik fr Ensemble und die Urform ist das Concerto Grosso. Als erster Komponist von Concerti Grossi gilt Alessandro Stradella (16391682); die ersten Werke dieser Art entstehen wohl um 1670/80.

    Allerdings gibt es die Gattungsbezeichnung Concerto Grosso erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Dass das concertare zweier Gruppen, das ihm zugrunde liegt, auf eine schon lngst gngige Praxis beruht, ist klar: Als frhe Beispiele fr ein solches mehrchriges Ensemblespiel knnte man die Instrumentalkompositionen Giovanni Gabrielis aus 1597 nennen; die Gegenberstellung, das Wetteifern und Zusammenspielen von Instru-mentalgruppen ist auch sonst eine Tradition, in der unter anderen die Gattung Concerto ihre Wurzeln hat.

    Das Concerto grosso entsteht zwar in Italien, es verbreitet sich aber sehr schnell auch auerhalb des Landes. berall, wo der italienische Stil zuhause ist, werden Werke dieser Art geschrieben. Wie man dem Pro-gramm schon entnehmen kann, heien sie aber nicht berall Concerto Grosso.

    Die ersten Werke in diesem Stil in Deutschland sind von Georg Muffat komponiert und wurden schon 1682 verlegt. Er nennt sie allerdings noch nicht Concerto grosso, sondern Sonata da camera. Sonate bedeutet ja nicht grundstzlich ein Solostck, Ensemblesonaten sind im 17. Jahrhundert hufig zu finden.

  • VIVALDIS CONCERTI

    Ab dem spten 17. Jahrhundert tritt die Gattung Concerto einen Siegeszug durch ganz Europa an. Grundstzlich nennt man heute immer noch zwei unterschiedliche Typen, deren beim heutigen Publikum bekanntesten Vertreter Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi sind. Beide hatten in Europa ihre Einflussbereiche, beide standen exemplarisch fr die Gat-tung. Von Corelli sind keine Solokonzerte berliefert, von Vivaldi gibt es sehr viele. Seine Concerti grossi sind vom Solotypus beeinflusst.

    Vivaldi, der eine Generation jnger ist als Corelli, konnte auf dessen Errungenschaften aufbauen und rezipierte auerdem auch die Venezianische Concertotradition. Er pflegte einen eigenen Konzerttypus, der von dem des ausgehenden 17. Jahrhunderts unterschieden ist. Das dreistzige Konzert mit quasi festgelegten Abschnittsabwechslungen zwischen Soli und Tutti und ist ein Venezianischer Typus, von Torelli und Albinoni um 1700 entwickelt, der eben in Vivaldi seinen prominentesten Vertreter fand: Wichtig ist bei ihm der ritornell-hnliche Aufbau der Tuttistze, die die Solo-Einstze umrahmen. Ob er fr einen Solisten oder fr eine Solistengruppe schrieb, machte formal, also in der Anlage des Werks, keinen grundstzlichen Unterschied aus. Die Sologruppe, die im Corellischen Concerto Grosso aus drei Streichern (zwei Violinen und Violoncello) bestand, variiert bei Vivaldi. Es gibt Doppelkonzerte mit Streichern, es gibt Blsersoli, es gibt gemischte Besetzungen. Die Sammlung, die Vivaldi in ganz Europa berhmt machte, ist LEstro armonico.

    Neben Konzerte fr Solovioline gibt es in dieser Sammlung auch solche fr zwei und vier Violinen und Streichorchester. Seine Concerti mit unterschiedlichen Instrumentenkombinationen sind meist handschriftlich berliefert. hnliche Werke wurden in der Nachfolge Vivaldis vor allem in Mitteldeutschland als concerti a pi stromenti beliebt. Am Schluss des Konzert erklingt ein solches von der Hand Johann Sebastian Bachs.

    CORELLIS OPUS 6

    Der Komponist, der mit der Gattung Concerto Grosso wohl europaweit am einflussreichsten war, ist aber Arcangelo Corelli. Seine Ausstrahlung als Komponist ist im 17. und 18. Jahrhundert europaweit unbertroffen. Somit erreichten seine Werke schon kurz nach seinem Tod Vorbildstatus; es entstand im 18. Jahrhundert u.a. in England ein echter Corellikult, dem sich wenige Komponisten entziehen konnten.

  • Corellis Concerti Grossi Opus 6 erschienen erst nach seinem Tod, obwohl die Entstehungszeit einiger Werke bis in die achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts zurckgehen knnte; die Widmung an den Kurfrst Johann Wilhelm von der Pfalz schrieb der todkranke Corelli im Dezember 1712 (er starb im Januar 1713). Die Stcke der Sammlung sind vier- bis siebenstzig; das Concertino besteht aus zwei Violinen und Violoncello.

    Corellis Orchester darf als das Beste seiner Zeit in Italien gelten; ein hn-liches diszipliniertes Ensemble gab es wohl nur noch in Frankreich unter Jean Baptiste Lully. Die ersten Pulte seines Orchesters bilden das Concertino, das Solistenensemble, die brigen Musiker bildeten das Concerto grosso. Bei wichtigen Veranstaltungen und richtig groen Besetzungen es gibt Berichte, nach denen das Orchester bei besonderen Gelegenheiten bis ber 150 Musiker umfassen konnte spielten auch Blser mit und wurde das Continuo verstrkt mit bis zu 5 Chitarronen. Die von Georg Muffat beschriebene Praxis, bei dem man Werke dieser Art, je nach den vorhandenen Ressourcen, sozusagen umgekehrt, auch als einfach besetzte Triosonaten oder eben als Orchester mit Concertino und Concerto grosso spielen kann, drfte auf Rmische Praktiken, die auch fr Corelli zutreffen knnen, zurckgehen und lsst auf eine Interaktion zwischen Triosonate und Concerto grosso schlieen.

    CORELLIS EINFLUSS AUF DIE EUROPISCHE MUSIK I: GEORG MUFFAT

    Corelli war auch als Lehrer gefragt und hatte mehrere erfolgreiche Schler, die seinen Ruhm in das Ausland trugen. Zudem wurde seine Musik auerhalb Italiens von niederlndischen, englischen und franzsi-schen Verlagen (teilweise aus unserer Sicht als Raubdrucke) verffent-licht. Am Nachhaltigsten wirkte Corelli wohl in England. Hndels Concerti Grossi Opus 6 sind hierfr die besten Beispiele. Er war aber nicht der ein-zige englische Komponist, der im Corellisierenden Stil schrieb. Auch in Deutschland fand Corelli aber Nachfolger, der erste darunter war Georg Muffat.

    Das Werk aus Muffats Armonico Tributo ist eine Ensemblesonate nach italienischem Modell. Muffat, aus Mgve gebrtig, wurde von seinem Brotherr Max Gandolf Graf von Khuenburg, Frsterzbischof in Salzburg 1681 in die Lehre nach Rom geschickt. Das Ergebnis seiner Begegnung mit Corelli ist in dem genannten Band mit Ensemblesonaten zusammen-

  • gefasst. Muffat entwickelt eine ganz eigene Corellisierende Sprache, bei der er sich als einer der frhesten Vertreter des vermischten Geschmack profiliert: Zum einen schreibt er einen fnfstimmigen Satz, der im modernen italienischen Stil verschwunden ist, sich aber in Frank-reich und einigen anderen Lndern noch hlt; zum andern kombiniert er geschickt franzsische Formmerkmale mit italienischer Melodik und Harmonik. In der 1701 erschienenen teilweisen Erweiterung und berar-beitung des Armonico Tributo trennt der den italienischen und den franz-sischen Stil im Titel der Sammlung: Ausserlesener mit Ernst (Italien) und Lust (Frankreich) gemengter Instrumental-Musik.

    Die Passagaglia/Passecaille am Ende der Sonata V ist strukturell in der strophischen Anlage franzsisch (sie ist wie eine groe strophische Theaterchaconne aufgebaut), in Melodie und Satz aber italienisch. Muffat ist wohlmglich der erste Komponist im deutschen Raum, der Elemente der franzsischen Suite mit Elementen des italienischen Concerto Grosso kombiniert.

    DER EDELMANN ALS KOMPONIST: UNICO WILHELM VAN WASSENAER

    Unter den Komponisten von Orchesterkonzerten befindet sich auch ein niederlndischer Diplomat und Musikliebhaber: Unico Wilhelm Graaf van Wassenaer, Heer van Obdam, dessen Concerti Armonici natur- oder vielmehr statusgem nicht unter seinem Namen erscheinen konnten. Er bestand auf eine anonyme Ausgabe. In einem spteren Londoner Druck stand der Name Riciotti. Lange hat man aufgrund einer Notiz in einer Abschrift aus dem 19. Jahrhundert, vermutet, dass die Werke von Pergolesi komponiert wurden, bis der niederlndische Musikwissen-schaftler Albert Dunning 1979 den wahren Autor zweifelsfrei eruiert hat.

    Wassenaer, der auch sonst als kompositorischer Liebhaber aktiv war, erweist sich hier als vollkommener Kenner des italienischen Stils nicht so merkwrdig wie das auf dem ersten Blick