CG Info Winter 2012/13

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Jahresrechnung Casa Girasol – Persönliches Vorwort zum Einstieg «Zuerst Gott und die Kinder» Primero Dios y los niños – zuerst Gott und die Kinder. Dies ist das Motto, das uns in Zukunft beglei- ten soll. Während der letzten sechs Monate hier in Honduras habe ich unseren Missionar Thomas Biaggi immer wieder diesen Satz sagen hören. Ich habe mir angewöhnt, mir bei Entscheidungen diesen Leitsatz zu Herzen zu nehmen. Dient es Gott? Dient es den Kindern? Wegweisung Es ist manchmal eine grosse He- rausforderung, das Werk Casa Gi- rasol zu leiten. Prioritäten müssen gesetzt, Entscheidungen gefällt und Leitplanken formuliert werden. Es gäbe so vieles, was man ma- chen könnte, so viel Not, wo man helfen könnte. Sich dabei stets auf das Wesentliche zu konzentrieren, schafft Klarheit. Primero Dios... Zuerst Gott... Es geht um Gott. Wir wollen nicht einfach nur ein huma- nitäres Werk sein, nicht einfach nur in weltlichen Dingen helfen, weil wir Mitleid empfinden. Wir wollen vielmehr durch unsere Arbeit Gott dienen. Warum? Weil wir glauben, dass Gott uns liebt. Wir glauben an einen Schöpfer, der uns zu sei- ner Gemeinschaft berufen hat. Wir glauben an einen Vater, der uns be- gegnen will. Wir glauben an einen Erlöser, der uns das ewige Leben schenkt. «Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.» (Offenbarung 21.4). Das ist eine wunderbare Verheis- sung, an der wir festhalten. Gott dienen heisst, ihn immer wieder an die erste Stelle zu rücken. Das ist keineswegs ein- fach und wir sind darin alles an- dere als perfekt. Es geht nicht da- rum, durch unsere Arbeit jemanden zum Glauben zu überreden oder gar zu drängen. «Primero Dios» be- deutet, die Motivation für die Taten aus dem Glauben zu schöpfen und es Gott selbst zu überlassen, die Herzen der Kinder zu berühren. ... y los niños ... und die Kinder. Wir wollen auch den Kindern dienen, ihnen helfen und sie gross ziehen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Kinder im Auge zu behalten. So geht es etwa bei der Schaffung von Ausbildungsplät- zen (wir berichten davon auf Seite 11) nicht darum, die einfachste Lö- sung zu realisieren, sondern dieje- nige machbare, die für die Kinder den grössten Nutzen bringt. Letzt- lich bedeutet auch den Kindern die- nen, Gott selbst dienen. «Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen gering- sten Brüdern, das habt ihr mir ge- tan.» (Matthäus 25,40) Alexander Blum, Gesamtleiter [email protected] CG Info Winter 2012/13 Das kleine Infoblatt für Freunde und Interessierte. ISSN 2235-3666 www.casagirasol.ch Bild: Zwei Strassenjungen beim Geländespiel in der Lagerwoche. Diese Themen erwarten Sie: Seite 2 Abuela Heidi Seite 4 Mord an einem Rafael-Jungen Seite 5 Sporttraining Seite 6 Reisebericht Seite 8 Cannan Kenia Seite 10 Tagebuch Seite 12 Wünsche

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Neuigkeiten von unserer Arbeit in Honduras und Kenia.

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Jahresrechnung

Casa Girasol – Persönliches Vorwort zum Einstieg

«Zuerst Gott und die Kinder»Primero Dios y los niños – zuerst Gott und die Kinder. Dies ist das Motto, das uns in Zukunft beglei-ten soll.Während der letzten sechs Monate hier in Honduras habe ich unseren Missionar Thomas Biaggi immer wieder diesen Satz sagen hören. Ich habe mir angewöhnt, mir bei Entscheidungen diesen Leitsatz zu Herzen zu nehmen. Dient es Gott? Dient es den Kindern?

WegweisungEs ist manchmal eine grosse He-rausforderung, das Werk Casa Gi-rasol zu leiten. Prioritäten müssen gesetzt, Entscheidungen gefällt und Leitplanken formuliert werden. Es gäbe so vieles, was man ma-chen könnte, so viel Not, wo man helfen könnte. Sich dabei stets auf das Wesentliche zu konzentrieren, schafft Klarheit.

Primero Dios...Zuerst Gott... Es geht um Gott. Wir wollen nicht einfach nur ein huma-nitäres Werk sein, nicht einfach nur in weltlichen Dingen helfen, weil wir Mitleid empfinden. Wir wollen vielmehr durch unsere Arbeit Gott

dienen. Warum? Weil wir glauben, dass Gott uns liebt. Wir glauben an einen Schöpfer, der uns zu sei-ner Gemeinschaft berufen hat. Wir glauben an einen Vater, der uns be-gegnen will. Wir glauben an einen Erlöser, der uns das ewige Leben schenkt. «Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.» (Offenbarung 21.4). Das ist eine wunderbare Verheis-sung, an der wir festhalten.Gott dienen heisst, ihn immer wieder an die erste Stelle zu rücken. Das ist keineswegs ein-fach und wir sind darin alles an-dere als perfekt. Es geht nicht da-rum, durch unsere Arbeit jemanden zum Glauben zu überreden oder gar zu drängen. «Primero Dios» be-deutet, die Motivation für die Taten aus dem Glauben zu schöpfen und es Gott selbst zu überlassen, die Herzen der Kinder zu berühren.

... y los niños

... und die Kinder. Wir wollen auch den Kindern dienen, ihnen helfen und sie gross ziehen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Kinder im Auge zu behalten. So geht es etwa bei

der Schaffung von Ausbildungsplät-zen (wir berichten davon auf Seite 11) nicht darum, die einfachste Lö-sung zu realisieren, sondern dieje-nige machbare, die für die Kinder den grössten Nutzen bringt. Letzt-lich bedeutet auch den Kindern die-nen, Gott selbst dienen. «Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen gering-sten Brüdern, das habt ihr mir ge-tan.» (Matthäus 25,40)

Alexander Blum, [email protected]

CG Info Winter 2012/13 Das kleine Infoblatt für Freunde und Interessierte.

ISSN 2235-3666

www.casagirasol.ch

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Diese Themen erwarten Sie:

Seite 2 Abuela Heidi

Seite 4 Mord an einem Rafael-Jungen

Seite 5 Sporttraining

Seite 6 Reisebericht

Seite 8 Cannan Kenia

Seite 10 Tagebuch

Seite 12 Wünsche

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Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Grossmutter «Abuela» HeidiHeidi Zwicky ist ein ganz besonde-rer Schatz! Seit über zwei Jahren lebt sie nun als freiwillige Mitar-beiterin in Honduras und engagiert sich im Kinderheim Rafael und in den Lagerwochen.

Abuela

Abuela, was soviel heisst wie Grossmutter, nennen sie die Kin-der. Und Heidi ist Grossmutter mit Leib und Seele. Eine Abuela, die die Kinder im Rafael so sehr brauchen. Heidi denkt an alles. Sie macht die Bettwäsche für die Kinder, begleitet sie bei Arztbesuchen (was immer wieder eine ganze Tagesreise ist), sie näht Hosen um und backt für jeden Jungen einen Geburtstags-kuchen. Heidi hat es sich zum Ziel gemacht, überall dort einzusprin-gen, wo helfende Hände gebraucht werden, und sie investiert viel Zeit und Aufmerksamkeit in jeden ihrer Schützlinge. Abuela verbindet klei-ne und grosse Wunden. Doch es sind nicht die sichtbaren Wunden, die besonderer Liebe bedürfen, sondern die seelischen Verlet-zungen der Kinder. Sie spürt, wenn ein Junge besonders das Bedürfnis nach Nähe hat. Wenn die Kinder ihre Familien besuchen, dann ist Heidi dabei. Heidi reist mehrmals wöchentlich mit dem öffentlichen Bus in die Stadt, und wenn man eine Ortsauskunft braucht, kann sie bestimmt weiterhelfen!

Bild: Heidi bäckt gemeinsam mit den Strassenkindern während der Lagerwochen im Casa Girasol Pizza und Guetzli – eine der Lieblingsbeschäftigungen der Kinder.

Beschäftigung

Auch im Heimalltag ist Abuela in-tegriert. Ihr Arbeitszimmer ist ein beliebter Aufenthaltsort für die Kleinen und Grossen. Dort wird ge-bastelt, gehäkelt, gepuzzelt, geba-cken und auch mal Flöte gespielt. Die Kinder bringen ihrer Abuela sehr viel Respekt entgegen und sind dankbar für jede Art der Beschäf-tigung. Die fünfzehn Rafael-Jungs sind nicht nur Strassenkinder, son-dern haben alle einen Suchthinter-grund. Im Rahmen der Rehabilita-tion ist es ausserordentlich wichtig,

Beschäftigung zu bieten. In Zeiten der Langeweile kommen beson-ders viele Erinnerungen an die Zeit auf der Strasse hoch und das Ver-langen nach Suchtmitteln wird stär-ker. Besonders hilfreich ist dabei ein Zeitvertreib, der die Sinne an-spricht. Bei Thomas Biaggi stehen die körperliche Arbeit und der Sport im Vordergrund (wir berichteten im letzten Infoblatt). Eine sinnvolle Er-gänzung sind dabei die Aktivitäten, die die 12- bis 18-Jährigen mit ihrer Abuela machen können. Natürlich werden die Kinder auch von Fach-personen psychiatrisch und psy-chologisch betreut. Die Mischung aus Therapie und Beschäftigung hilft den Kindern letztlich, voran-zugehen und ein neues Leben zu beginnen.

Lagerwochen

In den Lagerwochen im Casa Gira-sol übernimmt Heidi ganz ähnliche Aufgaben. Auch hier steht jedes einzelne der Kinder im Mittelpunkt. Dazu kommt die Betreuung der frei-willigen Helfer aus Europa. Heidi mag die Lagerwochen ganz beson-ders, auch wenn sie in dieser Zeit schon mal ihre Jungs im Rafael ver-misst.Wir danken Heidi für ihren Einsatz und wünschen ihr weiterhin Gottes Segen, Gesundheit und viel Erfül-lung bei der Arbeit.

Bild: Handarbeit macht auch den Jungs Spass. Hier zeigt Heidi, wie man Mützen häkelt. Die Kinder machen gespannt mit.

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Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Heidi Zwicky: «Meine Motivation»Heidi ist seit 2010 für Casa Gira-sol in Honduras tätig. Um mit 62 Jahren weit weg von der Heimat als Missionarin zu leben, braucht es Mut und Motivation. Was sind die Beweggründe, die Heidi nach Honduras führten und woraus schöpft sie die Kraft für ihr Enga-gement? Wir haben sie das gleich selbst gefragt:

Gottes RufIch muss bei dieser Frage etwas zu-rück blenden. Vor vier Jahren habe ich in einer Zeitschrift vom Projekt Casa Girasol gelesen. Es hat mich angesprochen, zum einen, da ich vor Jahren schon mal in Honduras war, zum anderen hatte ich die Not in Honduras noch sehr gut in Erin-nerung. Mir wurde sehr bald klar, dass ich nach Honduras reise, um dort mal in einem Viva! Camp mitzuhelfen. So hatte ich mich ent-schlossen, für drei Monate nach Mittelamerika zu gehen.Vor 16 Jahren, als ich das letzte Mal in Honduras war, hatte ich mir vorgenommen, nie mehr mit dem Flugzeug zu reisen, das war für mich immer ein Horror. Nun ver-suchte ich es doch noch einmal. Bevor ich auf die Reise ging, hatte ich tief in meinen Herzen das Ge-fühl, dass Gott mich für längere Zeit in Honduras haben will. Ich hat-te das nur meiner Freundin erzählt, damit sie dafür betete. Ich sagte ihr, dass ich nicht dazu bereit wäre, mein schönes Heim nicht aufgeben wollte. Dazu war ich auch zu alt und konnte auch kein Spanisch.

Ein TraumSo reiste ich nach Honduras und erlebte zwei Lagerwochen mit Strassenkindern. Mir wurde immer klarer, dass dort mein Platz sein würde. Ich hatte eines Nachts ei-nen Traum: Ich flog in die Schweiz um meine Sachen zu packen und flog zurück nach Honduras. Ja, und genau so kam es. Ich reiste nach Hause, löste meinen Haushalt auf und im selben Jahr ging ich wieder zurück nach Tegucigalpa. Nun bin ich schon zwei Jahre hier. Meine Aufgabe macht mir Freude.

Bild: Heidi ist eine liebevolle Grossmutter, auch für Kinder ausserhalb des Heims.

Abuela seinWas ist meine Motivation? An er-ster Stelle ist es Gott, der mich in diese Aufgabe gestellt hat und mich motiviert. Er schenkt mir täg-lich das Nötige für diese Aufgabe. Ich staune selber immer wieder, zu was ich alles fähig bin und wie gut es mir dabei geht.Dann bin ich motiviert, diesen Kindern, die so viel Schweres und Trauriges erlebt haben und zum Teil auch keine Eltern mehr haben, eine gute Abuela zu sein. Eine Abuela, die ihnen beisteht, wo immer es gerade notwendig ist. Ihnen Lie-be, Vertrauen, Zeit, Verständnis zu schenken, ist wichtig. Allerdings kann ich das alles nur, weil Gott mir diese Gaben schenkt.

Die Liebe JesuDie Rafael Jungs sind mir sehr ans Herz gewachsen, aber auch die anderen Kinder von unserer Part-nerorganisation Casa Alianza oder jene auf der Strasse.Mein Wunsch ist es, dass ich den Kindern die Liebe Jesus weiterge-ben darf. Jesus möge ihre Herzen öffnen und ihnen begegnen, sie von ihren Traumata und Verletzungen heilen. Ich möchte ein Werkzeug

Gottes sein für diese Kinder und ich hoffe, dass ich diese Arbeit noch lange tun darf.

Heidi [email protected]

Persönliche Reak-tionen der Kinder Ein Junge hatte seinen Schulab-

schluss und fragte mich: «Madre, ich möchte dass du dabei bist an diesem Abschluss. Von allen kommen die Mütter und ich habe keine mehr, ausser dir.»

Ein Mädchen schrieb mir kürzlich eine selbst gebastelte Karte mit den Worten: «Abuela, ich lieb dich so sehr wie meine eigene Abuela.»

Ein 17-Jähriger, der seit Mai wie-der zu Hause lebt, ruft mich jede Woche an und fragt: «Abuela wie geht es dir?»

Ein Rafael-Junge schenkte mir kürzlich eine Blume und sagte: «Die habe ich extra für dich gekauft!»

Heidi unterstützen

Heidi benötigt monatlich 280 Franken für ihren Arbeitsbereich. Spenden Sie bitte mit dem Vermerk «Arbeitsbereich Heidi»

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Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Ermordung eines Rafael-JungenIm Oktober 2012 wurde einer un-serer Schützlinge ermordet. Ein Ereignis, das uns alle tief erschüt-tert und das wir nur schwer verar-beiten können.

Strassenjunge

Gabriel* war ein Rafael-Junge. Bis im Juli 2012 lebte der 16-Jährige in unserem Kinderheim. Er war ein Strassenjunge und hatte wie alle anderen Kinder im Rafael Sucht-probleme. Nachdem er im Juli ei-nen grösseren Diebstahl begangen hatte, musste er das Rafael als Konsequenz für einen Monat ver-lassen. Die Kinder sind freiwillig im Rafael, denn nur so kann eine Rehabilitation erfolgreich sein. Im Gegenzug gibt es klare Regeln. Wer straffällig wird, andere Kinder gefährdet oder Drogen konsumiert muss – zumindest vorübergehend – die Einrichtung verlassen. Dies ist leider die einzige Möglichkeit, den Ernst der Lage deutlich zu machen.Gabriel zog wieder bei seiner Mut-ter ein. Nach Ablauf des Monats wollte Gabriel nicht mehr ins Rafael zurück. Gabriel trat einer Gruppie-rung bei, die sich als Fangruppe der Fussballmannschaft Montagua bezeichnet. Doch die Gruppe ist weit mehr als das. Gabriel verliert die Kontrolle über sein Leben. In was der Junge alles verwickelt war, ist letztlich unklar. Die Worte seiner Schwester bei der Beerdigung las-sen keinen Zweifel übrig, dass es furchtbar gewesen sein muss: «Ich glaube, es ist gut, dass er sterben konnte.» Es sind die Worte einer grossen Schwester, die ihren Bru-der liebte, die aber nicht mehr er-tragen konnte, zu sehen, wie sein Leben immer weiter in den Abgrund führte. Der Familie war klar, dass Gabriel sich nicht ändern wollte oder konnte: «Während der Zeit im Rafael hatte Gabriel sich posi-tiv verändert, doch er selbst war es, der nicht mehr dorthin zurück wollte und diesen Weg wählte.»

Erinnerungen

Gabriel verliess am 9. Oktober sein Haus, um an einem Fuss-ballspiel teilzunehmen. Um 4 Uhr

verschwand er vom Fussballplatz. Am nächsten Morgen wurde er an einem Wegrand tot aufgefunden. Misshandelt und mit Kopfschuss.Die Nachricht über die brutale Er-mordung Gabriels hat die Kinder und uns vom Team erschüttert. Bei vielen kamen Erinnerungen hoch, Erinnerungen an den Tod der eigenen Eltern, Geschwister oder Freunde. Die Stimmung war geprägt von Trauer und Fassungs-losigkeit. Doch es herrschte eine grosse Ruhe.

Beerdigung

Wie in Honduras üblich, besuchten wir gemeinsam die Familie. Dort lag er nun und jeder nahm auf sei-ne Weise Abschied. Wir stellten unseren Pick-Up zur Verfügung, um den Sarg zum Armenfriedhof 40 Minuten ausserhalb der Stadt zu fahren. Die Rafael-Jungen haben das Auto liebevoll mit Blumen ge-schmückt. Es kam der Pfarrer, der auch sonst unser Heim betreut, und fand für alle Anwesenden er-mahnende und tröstende Worte. Es wurden Bibelverse gelesen und Lieder gesungen. In der Zwischen-zeit hatten sich einige Männer auf-gemacht, um das Grab mit Pickel und Schaufel auszuheben. Wer bit-terarm ist, muss dies alles selbst erledigen. Casa Girasol organisier-te einen grossen Bus, um alle Trau-ergäste zum Friedhof zu bringen. So fuhren wir auf der Erdstrasse

zum Armenfriedhof. Der Sarg wurde hinunter gelassen und noch einmal ergriff der Pfarrer das Wort. Ich be-obachtete die neuen «Freunde» Ga-briels, sie tranken Bier und rauch-ten neben dem Grab und stellten ihre Bandenzugehörigkeit zur Show.Danach wurde das Grab zugeschau-felt. Den dumpfen Klang der auf den hohlen Sarg fallenden Erde, werde ich wohl nie vergessen kön-nen und auch die Kinder und Erzie-her werden noch lange an diesem schrecklichen Ereignis zu schaffen haben. Die Familie Gabriels musste unter-dessen die Stadt verlassen, weil es zu gefährlich für sie wäre. Sie haben mit Gabriel ihr ganzes bis-heriges Leben verloren. Die Ermitt-lungen der Polizei wurden soweit eingestellt. Es gibt zwar Verdäch-tige, doch ungenügend Beweise und letztlich ist das Interesse an der Aufklärung solcher Fälle ge-ring. Morde wie diese gehören in Honduras zum täglichen Leben. Gabriel ist der erste Todesfall eines unserer Heimkinder, doch leider mussten wir schon von vielen Kin-dern, die bei uns eine Lagerwoche besuchten, Abschied nehmen. Umso wichtiger ist es, dass wir den Kindern von Jesus erzählen konn-ten!

Alexander Blum

* Aus Pietätsgründen haben wir den Namen geändert und verzich-ten auf Bilder.

Symbolbild: Schmetterling auf einer Sonnenblume.

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Unser Missionar Thomas Biaggi leitet seit über zwei Jahren das Beschäftigungs- und Arbeitspro-gramm im Kinderheim Rafael. Er berichtet uns ehrlich und offen di-rekt vom Sportplatz:

Neue Spiele

Wie auch die Kinder in der Schweiz lieben die Heimjungs das Spiel. Einlaufen, gähn, Schussübungen, wäh, aber das Spiel, jähhh! Die Bereitschaft, neue Sportarten oder Spiele kennenzulernen, war und ist sehr gering. Lieber immer gleich spielen als neue Dinge ausprobie-ren. Seit einigen Wochen versuchen wir das Feld von hinten aufzurollen. Wir spielen mehrmals wöchentlich ein Turnier und zu Beginn laufen wir ein und machen eine zehn minütige Übung.

TurnierDer Inhalt des Turnieres sind drei Spiele. Das erste Spiel ist eine Eigenkreation und problemlos durchführbar. Im Moment spielen wir eine Mischung aus Volleyball, Faustball, Ball über die Schnur und Fussballtennis. Das Endresultat wäre Volleyball.

Das zweite Spiel, Basketball, ist schon heikler. Da die Körperunter-schiede vom 140cm Jungen bis zu dem 177cm Mann reichen, die Regeln noch nicht bekannt sind und der Schiedsrichter nicht im-mer gleich konsequent ist, kam es schon vor, dass ein kleiner Junge in einem Spiel einem Mann mehr-mals «s´Bruschtiä täscht hät» (wie wir im Wallis so schön sagten) und dieser verärgert das Spielfeld ver-liess. Ich sehe solche Situationen immer wieder als Lernchance und erläutere sie in diesem Moment gar nicht gross.

Die letzte Runde, und häufig das entscheidende Spiel, ist Fuss-ball. Hier geht es um die Wurst. Die Stimmung ist jetzt nicht im-mer freundschaftlich. Jeder will gewinnen. Was eigentlich? Ich bin bis heute noch nicht dahinter ge-kommen, was eine Mannschaft in

Bild: Thomas Biaggi beim Sporttraining im Kinderheim Rafael.

Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Thomas Biaggi: «Sporttraining»

diesem Moment antreibt. Es gibt Spieler, die ihren Charakter völlig entblössen. Wenn sie zum Beispiel einen Gegenspieler «umsäbeln», Mitspieler mit Schimpfwörtern be-werfen, Beleidigungen ausspre-chen oder mit einer unfairen Härte den Körper des Gegners attackie-ren. Häufig sage ich in diesen Situ-ationen, dass wir nicht um die Welt-meisterschaft spielen und ich das Turnier gerne ohne Blut, Knochen-brüche oder andere Ausartungen von Gewalt beenden würde. In sol-chen Momenten, mit Puls 180, den Nächsten zu lieben, um Verzeihung zu bitten, das heisst für mich, den Glauben zu leben. Mir gefällt die-ses Übungsfeld fast am Besten.

StreithähneDer hohe Puls, der Wille etwas zu erreichen und dafür hart zu arbei-ten, ist eine Lernchance in einem Turnier, doch ist das Leben nicht auch so? Das Gefühl zu verlieren

kann man trainieren. Wie gehe ich mit der Niederlage um? Was habe ich überhaupt verloren? Habe ich vielleicht etwas gewonnen? In der untersten Liga in meiner Zeit als Handballer, in der Herren 3 Mann-schaft des TSV Frick, fiel nach manchen verlorenen Spielen der Spruch: «Wir verlieren nicht, wir ha-ben an Erfahrungen gewonnen.» Erst gestern separierte ich zwei Jungs, die während des Fuss-ballspiels die Sportart wechseln wollten: Hahnenkampf. Doch aus gesundheitlichen Gründen und der daraus entstehenden Mehrarbeit trennte ich die zwei Streithähne. Als der Puls wieder auf 90 war, hat sich das Problem vorläufig, bis zum nächsten Turnier, in Luft aufgelöst.

Gott sei Dank für die vielen Hand-ballspiele und Trainings, in denen ich all diese Dinge tausende von Stunden üben durfte.

Thomas [email protected]

Thomas: «In solchen Momenten, mit Puls 180, den Nächsten zu lieben, um Verzeihung zu bitten, das Heisst für mich, den Glauben zu leben.»

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Casa Girasol – Die Camps im Casa Girasol in Honduras

Eine Lagerwoche mit StrassenkindernHanna und Andre waren im Som-mer für drei Wochen in Honduras und haben gemeinsam mit ande-ren Helferinnen eine Lagerwoche für Strassenkinder organisiert. Ihr Bericht gibt einen besonderen Ein-blick in diese abenteurliche Zeit.

AnkunftAm Flughafen wartet schon das Abhol-Komitee. Herzlicher Emp-fang. Und dann geht’s richtig los, das Abenteuer Honduras. Im roten Pickup mit selbstgebautem Dach und selbstgebauten Sitzen auf der Ladefläche fahren wir Richtung Casa Girasol. Raus aus der Stadt, rein in den Wald. Und das ist auch gut so, weil glücklicherweise nicht so heiss. Das Casa Girasol liegt schön, fast schon idyllisch. Man hat seine Ruhe.

VorbereitungenDie erste Woche vergeht schnell. Erste Eindrücke verdauen, viel Neues erleben, ungewohnte und manchmal auch befremdliche Din-ge sehen. Ausflüge nach Valle de Angeles, nach Tegucigalpa auf den Markt, nach Amapala an den Pazifik.Vorbereitungen für das Camp: Spiele überlegen, Bibelrücken auf-zeichnen, Namensschilder basteln, das Programm für die Woche ken-nen lernen, Gebetsgemeinschaften, Austausch mit den Schweizer Missi-onaren, die schon fast zwei Jahre in Honduras leben. Was erwartet uns? Wie sind die Kinder drauf? Wel-cher Schwierigkeitsgrad der Spiele ist angemessen? Fragen über Fragen. Erwartungen, Spannung, Aufregung, warten auf die Kinder. Mittlerweile sind auch alle Viva!-Camper beisammen: Christa, die sehen möchte, was sich in den letz-ten vier Jahren seit ihrem Arbeits-einsatz getan hat; Andrea, die sehr gut mit Kindern umgehen kann; Va-nessa, die im Sommer irgendwas mit Strassenkindern machen wollte; Catherine, die schnell einen Draht zu den Kindern findet; Andre und Hanna, die Gottes Ruf nicht mehr ignorieren konnten und einfach nur auf das Camp gespannt sind. Eine

Bild: Ein Strassenjunge beim Pizza-Backen.

bunte Truppe, die nun gemeinsam in das Abenteuer Viva! Camp Juli 2012 in Honduras startet.

LagerwocheMontag, die Kinder kommen. Grosse Spannung, Freude bei der Ankunft. Erkunden, entdecken, ken-nen lernen. Regeln abklären, zuhö-ren ist gefragt. Und beobachten, da mancher des Spanischen dann doch nicht so mächtig ist. Aber die Sprache wird kein Problem sein, die Kinder finden ihren Weg, mit uns zu kommunizieren. Spiele, Spass, Spannung, testen, wie weit sie gehen können, Freu-de über die Schlafplätze in den Bussen, Begeisterung über so viel Essen, Freunde finden und auch

Feinde. Der Dienstag bringt dies zu Tage: Banden, Macht, Kämpfe, Pro-vozieren, grosse Klappe. Am Ende müssen zwei Kinder gehen, der Fairness halber werden beide nach Hause gebracht. Nach Hause? Ein wirkliches Zuhause ist das Heim, wo die Kinder herkommen, nicht, eher ein Aufenthaltsort. Aber immer noch besser als die Strasse. Dort kommen sie fast alle her. Banden, Kriminalität, Überfälle, Drogen, Schmuggel, Überlebenskampf, die härteste aller Realitäten.Im Casa Girasol die ganz ande-re Realität: bunt, frei, glücklich, unbeschwert, einfach Kind sein dürfen. Denn Kinder sind sie alle noch. Durch die Strasse schon so erwachsen, reif, aber doch noch Kinder. Einmal im Leben eine Woche all

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das hinter sich lassen. Deshalb wollen auch fast alle Kinder vom Heim ins Camp, in die Ferien. Fe-rien sind hier garantiert! Sommer, Sonne, Spass und Spiel: Bibel einbinden und bekleben, Was-serleitungen aus Bambus bauen, Memory, Volleyball, Hängematten belagern, Blätter suchen, Theater spielen. Teamgeist ist gefragt und Geschick. Kann man sich einbrin-gen, bekommt man Punkte. Am Samstag kann mit diesen Punkten auf dem Markt eingekauft werden. Minuspunkte gibt’s auch, wenn et-was nicht so läuft, wie gewünscht. Tägliche Andachten, Geschich-ten aus der Bibel und aus dem Leben. Bereichernd, interessant. Fesselnd, hoffentlich auch für die Kinder. Danilo hat ein Talent zu fesseln, Juan ist der gute Redner. Thomas und Susan sind die Organi-satoren, Heidi die «Abuela» (Oma). Doña Suzana und Doña Isabel sorgen für das leibliche Wohl. Muy rico! (Sehr lecker!) Die Viva!-Cam-per, sie springen überall da ein, wo sie gebraucht werden.

MarktDonnerstagabend, ein besonderer Abend. Lagerfeuer, Würste grillen, zusammen sitzen. Danilos Andacht über Vergebung rührt an, bewegt, rührt zu Tränen, bewegt dazu, um Vergebung zu bitten. Andächtige Stimmung, die meisten Kinder sind

angesprochen worden und hören zu.

Der Freitag ist der Tag der Spiele, der Tag der guten Laune. Das High-light der Woche folgt am Samstag: die Zertifikation und der Markt. Jedes der 18 Kinder bekommt ein Zertifikat über die erfolgreiche Teil-nahme am Camp. Und zwei bis drei eigens für jedes Kind geschriebene Sätze: positive Verstärker, (hof-fentlich) Wegbegleiter. Rührt an, macht sie stolz. Es folgt der Markt. Geschenk, Belohnung für gute Führung und gute Mitarbeit in der Woche (die Punkte), freudige Ge-sichter, rechnen, wie viel man sich leisten kann, ein Sack von neuen, tollen Sachen. Und Erinnerungen an eine tolle Zeit. Hoffentlich mit Nachwirkung für die Kinder, hof-fentlich mit Ewigkeitswirkung. Das ist Gottes Sache. HERR, du ver-magst alles!

AbschiedDer Abschied kommt schnell. Es fällt schwer, sich zu trennen, es war eine intensive, tolle gemein-same Zeit. Der Bus fährt ab, win-ken zum Abschied. Plötzliche Ruhe, aber glücklicherweise Kaffeerunde mit Austausch. Viele Erfahrungen, viele Eindrücke, so wertvoll! Mittags ausruhen, packen. Am Sonntagmorgen geht’s los, die Rundreise durch Honduras für die Volontäre. Alles in allem: eine höchst span-nende, sehr bereichernde Zeit, die sicher keiner von uns missen möchte! Ob wir wieder kommen? Wir werden sehen...

Hanna und Andre

Hanna und Andre: «Im Casa Girasol die ganz andere Realität: bunt, frei, glücklich, unbeschwert, einfach Kind sein dürfen. »

Lagerwochen

Casa Girasol lädt regelmässig Strassenkinder zu Lagerwochen ein. Während sechs Tagen sollen sie neue Kraft tanken und von Gottes Liebe hören. Dank eines grossen Teams können wir auf alle Kinder eingehen.

Eine Lagerwoche für 20 Kinder kostet etwa 2‘200 Franken und wird durch Spenden finanziert.

Volontäre aus Europa haben die Möglichkeit, am dreiwöchigen Viva! Camp teilzunehmen: 1. Wo-che: Vorbereitungen, 2. Woche: Lagerwoche mit den Strassen-kindern, 3. Woche: kleine Rundrei-se durch Honduras.

Bild: Ein Mädchen beim Hobeln von Holz.

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Casa Girasol – Das Kinderheim Cannan in Kenia

Betten für die Kinder des Cannans

tel und schon die Fahrt zeigte mir, dass ich in einem anderen Leben angekommen war. Alles sah anders aus. Allein schon der Verkehr! Das Leben findet in Mombasa auf der Strasse statt. Am Strassenrand wird gearbeitet und man findet fast alles: Kleine Gärtnereien, Hüt-ten, wo Holzbetten, Polstermöbel, Rattan-Möbel hergestellt werden, Velowerkstätten, Carwashs, kleine Stände, beziehungsweise Karren, mit Obst und Gemüse. Ich wusste gar nicht, wo ich überall hinschau-en sollte. Und da waren so viele Menschen.Auch unsere Betten wurden in ei-ner kleinen Hütte an einer Strasse in einem Zwei-Mann-Betrieb herge-stellt. Gerne nahm ich die Einla-dung an und betrat die Hütte. Nicht nur, dass die Kinder endlich in Bet-ten schlafen können, auch diesen Männern konnten wir mit dem Auf-trag ein klein wenig helfen. Bei uns wohl nicht vorstellbar, wurden die Betten per Velo ins Heim geliefert.

KuscheltiereDie Kinder im Cannan konnte ich oft besuchen. Kinder und Erzieher

Monika: «Meine Enkelkinder, Simon (4) und Jana (2) haben vor meiner Reise nach Mombasa ihre Kuschel-

tiere sortiert und mir 20 Tierli mitgegeben. Für die Kinder ohne Mami und Papi!»

Im September reiste Monika Blum nach Kenia, um das christliche Kinderheim Cannan zu besuchen. Casa Girasol unterstützt seit 2012 das lokale Kinderheim durch Spen-den und die Vermittlung von volon-tären Mitarbeitern.Monika berichtet uns von ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Momba-sa und ermöglicht einen Eindruck davon, wie die Spenden am Ziel ankommen.

MombasaIm Frühjahr lernte Alexander auf einer Reise Zackarias von Cannan Orphanage kennen. Verschiedene Begebenheiten überzeugten ihn und schliesslich auch unseren Verein, einen Teil der Lebensmit-telkosten zu übernehmen, damit die Kinder regelmässiger zu Essen bekommen. Zudem suchte der För-derverein Casa Girasol Spender,

damit die Kinder in Zukunft nicht mehr auf der Erde schlafen müs-sen. Dankbar und mit grosser Freu-de durften wir schon bald die 16 Betten bestellen. Im August wollte Alexander dann wieder nach Mom-basa reisen, um sich von der Lie-ferung der Betten zu überzeugen. Aber eben, manches kommt an-ders, als geplant und Alexander blieb in Honduras. Kurzentschlos-sen, aber mit gemischten Gefüh-len, übernahm ich die geplante Reise: So ein langer Flug! Meine, nicht überzeugenden, Englisch-kenntnisse! Keine Ahnung, was mich erwartet! Aber ich fühlte mich von Beginn an nicht alleine. Gott wollte, dass ich diese Reise mache und das machte mir Mut. Nach einem ruhigen Flug, aber mit Verspätung landete ich in Mombasa, wo mich Zackarias vom Cannan Orphanage erwartete und herzlich begrüsste. Etwa eine Stunde dauerte der Weg zum Ho-

Bild: Ansicht Tegucigalpa.

Bild: Die kleinen Geschenke bereiteten den Kindern grosse Freude.

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Betten für die Kinder des Cannans

Bild: Cannan-Kinder mit ihren neuen Betten.

begrüssten mich immer mit offe-nen Armen. Zackarias führte mich durch das armselige Haus. Ein kleiner Bub blieb immer an mei-ner Seite. Es gibt ein Zimmer mit fünf Matratzen und einer Holzplatte als Trennwand für die Kinder zum Schlafen, ein Gästezimmer für Vo-lontäre, eine Gangecke und zwei Räume, wo der Schulunterricht stattfindet und eine kleine Küche, wo auf offenem Feuer gekocht wird. 16 Aids-Waisen leben im Cannan und zum Schulunterricht kommen noch weitere Nachbarskinder dazu. Meine Enkelkinder, Simon (4) und Jana (2) haben vor meiner Reise ihre Kuscheltiere sortiert und mir 20 Tierli mitgegeben. «Für die Kin-der ohne Mami und Papi!» Mein Herz für die Cannan-Kinder ging weit auf, als sie mit strahlenden Augen die Tierchen unter sich auf-teilten. Ohne Gerangel und Streit. Die kleineren Kinder spielten dann «Fanngis» und die Grösseren hielten die Tierli ganz fest im Arm. Bei den anderen Besuchen brach-te ich noch «Seifenblöterli», Glace, Bonbon und Joghurt-Drinks mit. Mit so wenig kann man so grosse Freu-de bereiten. Da drückte sich bei mir schon die ein und andere Trä-

ne hervor. Sie waren so herzig, die kleinen, milchumrandeten Münder und die grossen Augen.

Auf dem MarktMit Zackarias fuhr ich auf den rie-sigen Markt, um Lebensmittel für die kommenden Wochen zu kau-fen. Der Einkaufsbummel über den Markt zeigte mir wieder diese an-dere Welt. Da waren nicht nur die vielen bekannten und unbekannten Früchte- und Gemüsesorten, son-dern auch die enormen Hallen und die vielen Menschen. Es war ein eigenartiges, spannendes Gefühl, über den Markt zu gehen. Es gab zum Beispiel riesige Hallen mit aus-schliesslich Zwiebeln der verschie-densten Händler. Zwischen den Hallen gab es kleine Stände und Karren, an denen die Bauersleute ihre kleine Ernte verkauften. Wir lie-fen über viel Abfall, aber die Toma-ten, Mangos und so weiter lagen schön gestapelt auf sauberen Tü-chern. Ziegen liefen quer durch die Stände. Wir kauften fürs Cannan gleich säckeweise Mais, Bohnen und Zucker. Es war ein eindrucks-volles Erlebnis.

Endlich BettenEndlich wurden die Betten gelie-fert. Was für ein herrlicher Anblick, als statt der Matratzen auf dem Boden die Betten mit bunten, sau-beren Matratzen im Zimmer stan-den. Jedes Kind hat jetzt sein ganz eigenes Bett! Ausserdem schlafen die Buben und Mädchen nun ge-trennt. Das Gästezimmer wurde für die Mädchen frei gemacht. Als die Kinder mir mit strahlenden Au-gen ihre Betten zeigten, dachte ich in Gedanken an alle Spender und wünschte mir, Sie könnten die Freu-de sehen, die Sie durch Ihre Gaben den Kindern bereitet haben.Am letzten Tag in Mombasa be-suchte ich einen Gottesdienst in der Nyali Baptist Church. Ich dank-te Gott, dass er mir dies alles er-möglichte und mich die ganze Zeit begleitete und dass er das Projekt «Betten fürs Kinderheim Cannan» so schnell zu einem positiven Ende führte. Ich bin dankbar, dass ich den Kindern im Cannan durch Sie ein klein wenig Freude in ihren oft traurigen Alltag bringen durfte.

Monika Blum

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Casa Girasol – Informationen zum Geschehen vor Ort

Ins Online-Tagebuch geschaut...In dieses Tagebuch darf man ei-nen Blick hineinwerfen! Mit dem Online-Tagebuch bieten wir die Mög-lichkeit, unsere Arbeit zu verfolgen. Einen Tagebucheintrag möchten wir an dieser Stelle abdrucken:

Polizei im HeimHeute war ein spezieller Tag im Rafael. Die Polizei besuchte uns und gab einen spannenden Einblick in ihre Arbeit. Sie erzählten vom Zwillingspaar «Drogen und Gewalt». Für unsere Jungs mit Suchthinter-grund ein Thema, in dem sie sich auskennen. Ein weiteres Thema waren die Banden. «Es gibt kei-nen Ausweg für Bandenmitglieder. Wenn sie aussteigen, sind sie bald tot.» Zum Schluss das Gruppenbild auf dem Polizeiauto. Es war super für die Jungs, die Polizei einmal auf diese Weise kennen zu lernen.

Bild: Rafael-Jungen beim Besuch der Polizei.

Unsere Webseite www.casagira-sol.ch enthält zahlreiche Informa-tionen sowie Links zur Fotogale-rie und zum Online-Tagebuch.

Monatlich erscheint ein E-Mail-Newsletter.

Beinahe täglich veröffentlichen wir Neuigkeiten auf Facebook.

Unsere Webangebote geben Einblick

Als Volontär mitarbeiten und helfenCasa Girasol entsendet volontäre Mitarbeiter und Langzeit-Missio-nare nach Honduras und Kenia.Für beide Einsatzländer sind wir auf der Suche nach motivierten Mitar-beitern, die ihre Zeit und Fähigkei-ten in Kinder investieren wollen.

AnpackenDer persönliche Glaube an Jesus Christus ist Grundvoraussetzung für einen Einsatz. Darüber hinaus sollte man für Honduras Spanisch-kenntnisse und für Kenia Englisch-kenntnisse mitbringen. An der Bereitschaft, sich die Hände schmutzig zu machen und sich auf eine neue Kultur einzulassen, darf es nicht fehlen! Die Einsatzdauer beträgt in Honduras mindestens ein Jahr, in Kenia zwei bis drei Mo-nate. Mindestalter ist 25 Jahre. Wir freuen uns besonders auch über die Mitarbeit von Berufsleuten und älteren Personen.

Bild: Sibylle, unsere erste Volontärin in Kenia, bei der Arbeit.

Bewerbung und Auskunft: Alexander Blum, [email protected]

Informationen finden Sie auf www.casagirasol.ch

Als Helfer nach Honduras oder Kenia

Wir haben in den letzten fünf Jahren rund 230 Einsätze organisiert.

Die Einsatzkosten sind tief. Ein kleiner Freundes- und Gebetskreis ist sinnvoll.

Casa Girasol – Ihre freiwillige Mitarbeit im Ausland

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Wohin steuern wir in Zukunft? Diese Frage ist von grundlegender Bedeutung. Klar ist, dass wir auch in den kommenden Jahren an un-serem bestehenden Engagement festhalten. Es wird weiterhin (so-bald wir wieder Missionare haben) evangelistische Lagerwochen für Strassenkinder in Honduras geben und auch das Kinderheim und Re-habilitationszentrum Rafael bleibt erhalten. Die Freundschaftsbezie-hung zum Kinderheim Cannan in Kenia wird auch 2013 gepflegt. Zu folgenden Projekten haben wir uns Gedanken gemacht:

Mutter-Kind Wir hatten festgestellt, dass es sinnvoll wäre, ein kleines Dorf für alleinerziehende Mütter und deren Kinder zu erstellen und diese dort zu betreuen. Tatsache ist, dass viele Kinder aufgrund zerrütteter Fa-milienverhältnisse auf der Strasse landen oder schliesslich in Heimen, weil ihre Mutter sie nicht versorgen kann. Es wäre der Idealfall, wenn Mütter selbst für ihre Kinder sorgen würden und wir planten, eine ent-sprechende Möglichkeit zu schaf-fen bzw. uns mit dieser Idee inten-siv auseinander zu setzen.

Casa Girasol – Was uns in Mittelamerika erwartet

Unsere Zukunftspläne in Honduras

Die nähere Prüfung anhand von konkreten Beispielen hat nun erge-ben, dass das Projekt Mutter-Kind-Dorf zum jetzigen Zeitpunkt nicht realisierbar ist und es stattdessen Sinn macht, uns weiterhin auf Stras-senkinder zu konzentrieren, da dort weiterhin viel Handlungsbedarf be-steht. Das Projekt Mutter-Kind-Dorf wurde somit auf Eis gelegt.

Brunnenbau Das Projekt Brunnenbau fürs Casa Girasol und die Nachbarsfamilien befindet sich zur Zeit in der kon-kreten Planung und wird im ersten Halbjahr 2013 realisert werden.

Casa Girasol Das Casa Girasol soll 2013 weiter an die Bedürfnisse der Lagerwo-chen angepasst werden und ent-sprechende Umbauten im kleinen Rahmen sind dazu geplant.Zudem möchten wir das neue Grundstück von einer Hektare be-wirtschaften, um von Frucht- und Gemüseerträgen fürs Kinderheim Rafael und für die Lagerwochen zu profitieren. Die Kinder sollen dabei mithelfen können.

Ausbildung 2013 begleitet uns vor allem die Frage, wie wir die Chance auf Ausbildungs- und Arbeitsplätze für die aus dem Rafael ausschei-denden Jungen realisieren oder vermitteln können. Die Vorurteile gegenüber Strassenkindern sind schwerwiegend: Sie klauen, sie sind gefährlich, sie haben keinen guten Umgang mit Erwachsenen, sie sind nicht lernwillig. Kontakte zu Firmeninhabern haben deutlich gemacht, dass es notwendig ist, diesen Vorurteilen zu begegnen und einen Raum zu schaffen, wo die Jugendlichen ihr Können und Wollen unter Beweis stellen kön-nen, um grössere Chancen für eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu erhalten. Wir leiten zur Zeit eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern von Casa Girasol und unserer Part-nerorganisation Casa Alianza, um entsprechende Praktikumsange-bote zu schaffen. Eine Lösung ist notwendig, um den Heimkindern eine Perspektive aufzuzeigen. Die Kinder leisten einen grossen per-sönlichen Kraftakt, um die Rehabi-litation im Rafael zu meistern. Die Frage nach der eigenen Zukunft spielt dabei eine grosse Rolle.

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Casa Girasol – Ihre Spende ermöglicht unsere Hilfe für Kinder

Wir brauchen dringend Ihre HilfeErstmals liegen die Spendenerträ-ge deutlich unter den Ausgaben. Ausschlaggebend ist ein starker Rückgang von Grossspenden, während uns die zahlreichen re-gelmässigen Spender verbunden geblieben sind.Um die Arbeit wie gewohnt fort-zuführen und neue Aufgaben zu

übernehmen, sind wir dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen! Als kleines Werk mit einem Jahresbud-get von 200‘000 Franken macht jede Spende einen grossen Unter-schied. Wir danken Ihnen, dass Sie uns bisher in Gebeten, durch einen volontären Einsatz und durch finan-zielle Gaben getragen haben.

Heidi: «Dank Spenden für meinen Arbeitsbereich, kann ich mit den Kindern Handarbeiten machen

und sie zu Arztbesuchen begleiten.» Kosten: CHF 280.– / Monat

Susan: «Wir möchten mit den Rafael-Kindern einen Schnitzerei-Betrieb besuchen in Valle de Angeles.»

Kosten: CHF 120.–

Thomas: «Um den neu bepflanzten Fussballplatz im Rafael einzuweihen, wären zwei neue Fusbälle super.»

Kosten: CHF 40.–

Alle Spenden werden vom Förderverein Casa Girasol eingesetzt und sind in der Schweiz steuerbefreit.Der Verein ist Mitglied der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA.

Förderverein Casa GirasolPostfach 281 Postkonto: 85-462791-4CH 8586 Erlen IBAN CH24 0900 0000 8546 2791 4Tel. +41 71 648 26 71 BIC POFICHBEXXXE-Mail: [email protected] Swiss Post, Nordring 8, CH–3030 Bern

Die Angaben zu unserem deutschen Spendenkonto finden Sie im Internet.Die Verdankung der Spenden erfolgt jährlich Ende Januar.Auf unserer Webseite können Sie auch mit Kreditkarte spenden (via Paypal). Bei Zweckbestimmung bringen Sie bitte den Vermerk «Honduras», «Kenia» etc. an.

Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen persönlich zur Verfügung. Weitere Informationen zum Casa Girasol finden Sie auch im Internet unter:

www.casagirasol.ch www.wir-bauen-ein-kinderheim.chImpressum: Text & Gestaltung von Alexander Blum, Bilder von Casa Girasol, Cannan und zur Verfü-gung gestellt von Volontären. Korrektorat Blaufeder Verlag www.blaufeder.ch.

Adressen & Kontakte Casa GirasolPostfach 281CH – 8586 Erlen +41 (0)71 648 26 [email protected]

www.casagirasol.ch

Alexander Blum, [email protected]

Monika Blum, Prä[email protected]

Heidi Zwicky und Familie Biaggi+504 8998 26 26 (HON)

Monika: «Es wäre toll, demnächst den Casa Girasol-Garten vorzubereiten und Setzlinge zu kaufen.»

Kosten: CHF 10’000.– Bild: Rafael-Junge beim Reiten.

Alexander: «Wir freuen uns besonders über Personen, die die Kinderheime sowie die Lagerwochen

mit einem monatlichen Beitrag unterstützen.» Kosten für den Betrieb: CHF 16’600.– / Monat