Burkhard Heim Nachruf

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    Illobrand von Ludwiger

    Zum Tode des Physikers Burkhard Heim

    Einleitung

    Am 14. Januar 2001 ist der deutsche Physiker Burkhard Heim an seinem lngere Zeit whrendenschweren Leiden gestorben. Als einer seiner Freunde und Schler darf ich behaupten, dassDeutschland mit Burkhard Heim einen der grten Denker und (gemessen an denwissenschaftlichen Ergebnissen) einen der erfolgreichsten Physiker nach Heisenberg verlorenhat. Da er keinen groen Wert auf ffentliche Anerkennung legte, nicht auf Fachtagungen gingund abgetrennt vom Wissenschaftsbetrieb seinen eigenen Forschungen nachging, ist seinFortgang in der wissenschaftlichen Fachwelt kaum bemerkt worden. Weil er nicht an einemInstitut oder an einer Universitt arbeitete, glaubte ihm kaum ein Teilchenphysiker, dass er zu

    Beginn der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bereits die anderenorts heute noch immervergeblich gesuchte einheitliche Formel fr die Elementarteilchen-Massen gefunden hatte.Burkhard Heim hat - gemessen an seinen hinterlassenen Schriften - nur wenig verffentlicht. Eswird jedoch die Zeit kommen, in der sein Name den ihm gebhrenden Platz in der Geschichte derWissenschaft einnehmen wird.

    Burkhard Heim9. Februar 1925 - 14. Januar 2001

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    Knnen Sie einen projektiven Tensor iterieren?

    Ich war 1957 zwanzig Jahre alt, als ich im November dieses Jahres zumKongre der DeutschenGesellschaft fr Raketentechnik und Raumfahrt nach Frankfurt fuhr, um dort vor allem einenVortrag von Burkhard Heim zu hren. (Ich hatte bereits 1955 mit ihm schriftlich die Fragediskutiert, ob mit Hilfe seiner Theorie - von der ich aus einer Illustrierten gehrt hatte - dasPhnomen der Photophorese erklrt werden knnte).

    Alle Vortrge in Frankfurt waren von Ingenieuren gehalten worden. Der blinde und handloseDiplomphysiker Heim wurde von seinem Vater zum Rednerpult gefhrt und begann bereinenFeldantrieb fr Raumschiffe zu sprechen. Den mglichen Feldantrieb leitete Heim aus einerErweiterung des Gravitationsgesetzes durch bewegte Massen im Rahmen von EinsteinsAllgemeiner Relativittstheorie her. Als Student war mir das alles noch vllig unverstndlich.Und so bat ich den Veranstalter Franz Neher, mir das Tonband des Vortrags auszuleihen. Daswurde abgelehnt. Als ich spter mit dem Zug wieder in Detmold eintraf, wurde ich noch auf dem

    Bahnsteig verhaftet und ins dortige Gefngnis gesteckt, ohne zu wissen, was passiert war. Amfolgenden Morgen erfuhr ich, dass das bewute Tonband entwendet worden war. Man dachte,dass ich, der ich zwei Jahre zuvor aus Ostdeutschland (Stendal) gekommen war, dieses Tonbandan sowjetische Auftraggeber weitergeben wollte. Herr Heim war gefragt worden, ob er fr mich

    brgen knnte. Das konnte er nicht. Und so fiel der Verdacht auch auf mich. (Spter stellte sichheraus, dass Herr Neher das besagte Tonband seiner Sekretrin mit auf den Flug in die USAgegeben hatte).

    Jedenfalls meinte Herr Heim, sich bei mir entschuldigen zu mssen, weil er nicht fr mich hattebrgen knnen, und lud mich zu ihm nach Gttingen ein, wo er mir seine Theorie exklusivvermitteln wollte. So kam es 1958 zu unserem ersten persnlichen Gesprch in Gttingen. Und

    Heims erste Frage an mich war, ob ich einen projektiven Tensor iterieren knnte. Als ichverneinen mute, weil ich damals noch nicht wute, dass damit die Multiplikation zweier 5-dimensionaler matrizenfrmiger Tensoren gemeint war, sagte Heim nur enttuscht: Dann muich das weiterhin im Kopf machen. Es wre nur einfacher fr mich gewesen... Von dieser Zeitan begann eine mehr als 40 Jahre lange Freundschaft zwischen uns.

    Burkhard Heims Geheimnis

    Damals war gerade der Sputnik als besonderer Meilenstein in der Weltraumforschung gefeiertworden. Da kam Heims Vorschlag ber eine echte Raumfahrt mit Feldantrieben gerade recht, um

    das angeschlagene Ansehen der westlichen Wissenschaft wieder herzustellen. In den IllustriertenStern, Bunte, Quick und in vielen anderen Zeitungen, sowie im ARD-Fernsehen wurdenInterviews und Berichte ber Heims neue Physik verffentlicht. Denn Heim hatte nicht nur

    behauptet, dass Antriebe mit elektromagnetischen Feldern mglich wren. Er war auch dabei, densogenannten kontrabarischen Effekt im Experiment in seinem Labor in Northeimnachzuweisen. Doch niemand wute, was in seinem Kontrabator genannten 2,50m hohen Gertvor sich ging. Heim war sich so sicher, den Effekt zu finden, dass er bereits ein Modell einesdamit fliegenden Raumschiffs anfertigen und in den Zeitungen abbilden lie. Amerikanische undrussische Wissenschaftler vertrauten darauf, dass ein Physiker, der ehemals amMax-Planck-

    Institut fr Astrophysik in Gttingen unter der Leitung von Carl-Friedrich von Weizscker

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    gearbeitet hatte, kein Phantast und Aufschneider sein wrde. Wernher von Braun fragte bei Heiman, ob bald mit einem Feldantrieb zu rechnen sein wrde, oder ob man den Mondflug noch mitchemischen Antrieben versuchen sollte? hnliche Anfragen kamen von dem sowjetischenRaumfahrt-Papst Prof. Sedov. Und Heim mute gestehen, dass alles viel schwieriger sei alsvermutet, dass mit einer perfektionierten Technik fr Feldantriebe nicht bald gerechnet werden

    knne. In den folgenden Jahren tauschten Sedov und von Braun Informationen immer ber B.Heim in Gttingen aus. Die deutschen Physiker waren entsetzt darber, dass sich einer vonihnen mit den Raumfahrt-Phantasten eingelassen hatte. Raumfahrt galt damals allgemein alsunseris - als eine Sache fr versponnene Techniker - absolut unwissenschaftlich (so wie heutedas UFO-Thema an Hochschulen). Raumfahrt-Forscher in aller Welt warteten ungeduldig aufeine Verffentlichung seiner Theorie.

    Denn bereits 1952 hatte B. Heim auf demInternationalen Astronautischen Kongress in Stuttgartber Mglichkeiten fr einen Feldantrieb berichtet, in dem er Begriffe aus der Einheitlichen

    Feldtheorie Einsteins verwendete, so dass die Zuhrer damals nichts verstanden hatten, aberberzeugt waren, dass hier ein bedeutender Theoretiker zu ihnen sprach.

    Im Jahr 1959 erschien endlich der lange erwartete Aufsatz in der Zeitschrift fr Flugkrper ineiner vierteiligen Folge. Unter dem Titel Das Prinzip der dynabarischen Kontrabarieuntersuchte Heim, um wie vieles ein Feldantrieb effektiver wre als der beste chemische Antriebfr Raketen. Doch er blieb undeutlich und geheimnisvoll ber die dem Feldantrieb zugrundeliegende Theorie. Heim hatte offenbar - in Analogie zur Elektrodynamik ein Mesofeld inseine Theorie eingefhrt, das entstehen sollte, wenn Massen schnell bewegt werden. Der

    Nachweis dieses Feldes mte sich im Experiment fhren lassen.

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    Nur soviel wurde bekannt: Burkhard Heim erzeugte Millimeterwellen, die er in viele Ringe miteiner speziellen Fllung in seinem Kontrabator einspeiste. Diese Wellen sollten darin vlligabsorbiert werden und dabei schwache zeitabhngige Gravitations- bzw. Beschleunigungsfelderals Schwingungen erzeugen, die mit empfindlichen Sensoren nachgewiesen werden sollten. Umdies zu tun, hatte Heim in seinemInstitut fr Kraftfeldphysik von zwei Elektronikern - mit

    Mitteln aus seiner Kriegsversehrtenrente eine groe Verstrker-Anlage aufbauen lassen. DieEntwicklung eines leistungsfhigen Gravimeters ging nicht recht voran. Mitarbeiter konnte Heimnicht lnger bezahlen. Die vielen privaten Spenden, die nach der sensationellen Berichterstattungdes Stern eingegangen waren, reichten trotz allem nicht aus. In der folgenden Zeit wurde Heimauch von dem Luft- und Raumfahrt-Unternehmer Ludwig Blkow angesprochen und gebeten,mit finanzieller Untersttzung fr dessen Unternehmen als Berater ttig zu sein. Von dermonatlichen Zahlung lie sich jedoch kein Elektroniker als stndiger Mitarbeiters halten. ImFalle eines experimentellen Erfolges wollte die Firma Blkow die technische Umsetzung als erste

    bewerkstelligen. Um ganz sicher zu sein, keine Fehlinvestitionen zu begehen, schlug HerrBlkow vor, Burkhard Heim solle versuchen, aus seiner Theorie so viel wie mglich andere

    physikalische Aussagen abzuleiten, die im Experiment getestet werden knnten. Heim stellte

    seine Experimente zurck und arbeitete von nun an allein an einer einheitlichen Theorie derMaterie und Gravitation, ohne vorab andere Physiker ber den Fortgang der Arbeiten zuunterrichten.

    Jugendjahre eines kommenden Genies

    Burkhard Heim wurde am 9. Februar 1925 in Potsdam als Sohn des Bankbeamten Heinrich Heimgeboren. Seine Mutter warAngestellte derDeutschen Bank in Berlin. Bereits mit drei Jahren lieer sich aus dem Astronomiebuch Aus fernen Welten von Bruno Brgel vorlesen. Mit 6 Jahrenkannte er diePositionen der wichtigsten Planeten und Sternbilder. Mit acht Jahren brachte er sicheinigetausend chinesische Schriftzeichen bei, die er in einer Geheimschrift bei Schulaufstzenerfolgreich anwenden konnte. Damals erklrte er seinen Eltern, Raketenbauer werden zu wollen.Er begann Bcher ber Sprengstoffchemie zu lesen und richtet sich im Keller des Elternhausesein Labor ein. Mit 11 Jahren war er bereits Sprengstoffspezialist, und stellte u.a. den SprengstoffTNT auf eine ungefhrlichere Weise her als sonst blich. Aus einer abgeschnittenen Gardinen-Rhre, die er mit Treibstoff fllte, bastelte er eine Rakete. Er war 12 Jahre alt, als er diese Raketemit einer explosiven Ladung an der Spitze versehen, im Winter im Beisein zweier Freunde etwa100 m weit ber den Templiner See fliegen und ein riesiges Eisloch einschlagen lie.

    Spter half er seinen Freunden, sich an einem ekelhaften Lehrer zu rchen. Er zndete eine

    Sprengladung in einem Papierkorb auf dem Schulhof und hatte auerdem viele Flgeltren undTreppenbohlen der Schule mit selbstgemachten Knallerbsen vermint. Es kam zu einemakustischen Feuerwerk, als die Lehrer durch die Schule rannten und mal die eine mal die andereFlgeltre aufstieen. Der Lehrkrper fand keinen Schuldigen, denn dem jungen Burkhardwurden derartige chemische Kenntnisse nicht zugetraut.

    Burkhard wurde mit 15 Jahren Segelflieger und entwarf eine durch Atomkraft angetriebeneRakete. Erst zwei Jahre spter flog er dann von der Schule (mit einer 4 in Chemie!), weil ereinen Flgel der Schule unter Trnengas gesetzt und vorbergehend unbenutzbar gemacht hatte.

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    Er war jetzt 17 Jahre alt und wollte nicht weiter auf die Schule gehen. Wochenlang schrieb er aneinem Aufsatz ber Elektronenpaarbildung. Glcklicherweise legte Burkhard Heim diesenAufsatz einem Professor der Berliner Forschungsanstalt vor. Dieser erkannte das geistigePotential, das in dem jungen Mann steckte, und berredete ihn schlielich, wieder die Schule zu

    besuchen, damit er sein Abitur machen und studieren konnte. Heim besuchte eine Abendschule,

    wo junge Dozenten der Technischen Hochschule die naturwissenschaftlichen Fcher lehrten. Erstudierte die Arbeit Otto Hahns ber die gelungene Kernspaltung und berlegte, wie man dieKettenreaktion anregen knnte. 1943 machte er sein Abitur. Von Prof. Werner Heisenberg wurdeer empfangen, dem er seine Idee von der Zndung von Tritium durch einen Hohlladungs-Sprengstoffe vortrug. Heisenberg war von den Kenntnissen des jungen Mannes beeindruckt, redetihm aber die chemische Zndung der Kernverschmelzung aus. (10 Jahre spter wird diesesVerfahren als saubere Zndung der Wasserstoffbombe bekannt).

    Anschlieend mute Heim zum Arbeitsdienst. Im Frhjahr 1944 wurde er Soldat bei derLuftwaffe. Als er einen Aufsatz ber Sprengstoffe an die Chemisch-Technische Reichsanstalt inBerlin schickte, wurde er umgehend dorthin abkommandiert, um neue Sprengstoffe zu

    entwickeln.

    Die Katastrophe

    Am 19. Mai 1944 wollte Burkhard Heim seinen Sprengstoff testen. Der Behlter damitexplodierte, und der Feuerschlag ri ihm beide Hnde ab, ein Auge heraus, zerstrte seinTrommelfell und verbrannte sein Gesicht. Ich habe spter mit einem Chemiker gesprochen, derihn gleich nach der Explosion gesehen hatte, und der berichtete, dass Heim in diesem Zustandnoch bei vollem Bewutsein aus der Tr herausgetreten war...

    Ein Arzt, der nur jede Woche vorbei schaute, war gerade zur Stelle und konnte die erste Hilfeleisten. Dem Attentter, der die Sauerstofflasche absichtlich mit l verunreinigt hatte, konnteHeim verzeihen, so dass dieser sein Leben behielt. Die folgenden Monate lag Burkhard Heim imLazarett und sann darber nach, wie er sich das Leben nehmen knnte. Doch ohne sehen, hrenund etwas anfassen zu knnen, fiel ihm nichts passendes ein. Mit dem letzten Lazarettzug wurdeHeim im April 1945 aus Berlin herausgebracht. Der Zug fuhr ber die Tschechoslowakei undsterreich nach Oberbayern. Kein Angehriger, kein Freund, trsteten ihn. Potsdam war von denRussen besetzt worden. Burkhard Heim wute nicht, ob seine Eltern noch lebten. SeineKrpersinne probierten einen neuen Sinn aus. Allmhlich konnte er wieder etwas sehen - alleswas warm ist. Seine Augen hatten sich auf Infrarot-Sehen umgestellt. Doch er konnte diese

    optischen Eindrcke nicht abstellen und daher nicht schlafen. Diese Fhigkeit verging baldwieder. Es stellten sich plastische Trume ein, in der Heim so klar sah wie in seinen frherenZeiten. Und bei einer der vielen Operationen sah er sich pltzlich als Objekt auf demOperationstisch liegen und beobachtete, wie der Knochen bei der Operation splitterte, was er demverdutzten Arzt spter mitteilte. In Bad Tlz entschlo er sich zu einer komplizierten Operationan einem seiner Arme, bei der Elle und Speiche quasi als Finger frei gelegt wurden (sog.Krukenberg-Spaltenarm). Im November erhielt er Nachricht aus Potsdam. Seine Mutter lebte.Russen wohnten in seinem Elternhaus. Sein Vater war von den Russen ins KZ Sachsenhausenverschleppt worden ( weil er als hoher Bankbeamter durch Transaktionen an Ungarn angeblichden Krieg verlngern geholfen hatte). Mit einem Arm konnte er nun wieder etwas greifen undwieder ohne Hilfe zur Toilette gehen. Heim fuhr mit der Bahn nach Northeim bei Gttingen, wo

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    seine Tante wohnte. In Gttingen lie er sich seinen zweiten Arm operieren. Mit einem starkenMikrophon konnte er auch wieder etwas hren. Im Jahre 1946 lie er sich an der UniversittGttingen als Student einschreiben.

    Stndig mute Heim jemanden als Begleiter dabei haben, der fr ihn hrte und beobachtete, und

    der Notizen fr ihn machte. Sein Gedchtnis entwickelte sich zwangslufig ins Absolute. Heimdurfte keine Formel vergessen, mute alles Vorgelesene wieder abrufen knnen. Sein Gedchtniswar ein akustisches (als er Jahrzehnte spter mit Vergrerungsgerten und Linsen wiederFormeln am Rechner-Display erkennen konnte, konnte er sich lngere Formeln nicht merken.Erst wenn er sich diese laut vorlas blieben sie in seinem Gedchtnis haften.)

    Sein absolutes Gedchtnis ermglichte es ihm spter, in acht Tagen Italienisch, und in ebendieser Zeit Spanisch zu lernen. Fr Trkisch bentigte er allerdings 14 Tage Lernzeit. Zu jedemWochentag seit 1942 konnte er angeben, was er getan und gegessen hatte. (Diese Fhigkeit warmir gelegentlich unheimlich, weil er mich einige Male an Autoren erinnerte, die ich ihm vorJahren in Briefen genannt, aber lngst wieder vergessen hatte). Gedichte oder Vortrge, die er im

    Radio hrte, konnte er Wort fr Wort deklamieren.

    Nach dem Studium lernte er noch Medizin, Psychologie, beschftigte sich mitIngenieurwissenschaften und Elektronik und studierte Geschichte und Theologie. (Als ich ihmeinmal von den Inka-Dynastien erzhlte, kannte er alle diese Knige beim Namen und wuteauch noch die Namen der Tler zu nennen, in welche sie jeweils gezogen waren).

    Ende 1948 kam sein Vater (Jahrgang. 1890) halb verhungert aus der Gefangenschaft zurck.Gemeinsam wohnten Burkhard Heim und sein Eltern in einem Zimmer in Northeim. NachdemVater Heim wieder etwas bei Krften war, kmmerte er sich fast ausschlielich um Burkhard.Beide fuhren zur Universitt und lernten gemeinsam. Der Vater schrieb mit und las vor. Tglichsaen sie von 14 Uhr bis 19 Uhr zusammen und arbeiten. Immer wieder mute sich BurkhardHeim operieren lassen, an seinen Armen und an seinen Ohren. Insgesamt waren es 28 mal.Schlielich wirkten die Schmerzmittel nicht mehr. Um sich abzulenken, berarbeitete Heim imGeiste Einsteins Gravitationstheorie und dessen Anstze zu einer einheitlichen Feldtheorie miteiner solchen Intensitt, dass er den Schmerz verga.

    Sein grtes Glck begegnete ihm 1950 in Gestalt der hbschen, schwarzhaarigen jungen FrauGerda, einer ehemaligen Konzertsngerin, die die grauenhafte Vertreibung der Deutschen ausPrag miterlebt hatte. Das Ehepaar zog nach Gttingen. Seine Frau begleitete ihn jetzt zurUniversitt und schrieb und las ihm stundenlang vor. 1954 erwarb Burkhard Heim sein Physik-

    Diplom bei den Professoren C.F. von Weizscker, Becker und G. Lyra. Seine Diplomarbeitschrieb er ber die physikalischen Prozesse in der Krebs-Nebel-Supernova.

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    Becker war erstaunt gewesen, in Heim einen Blinden vor sich zu haben. Denn Heim hatte allesgetan, sein Leiden zu verbergen, um nicht Mitleid zu erwecken. Nach dem Diplom konnte HeimimMax-Planck-Institut fr Astrophysik in Gttingen arbeiten. Doch bald stellte sich heraus, dasser infolge seines Handicaps nicht teamfhig war. Auerdem wollte von Weizscker ihm dieschwierige Arbeit an Einsteins einheitlicher Feldtheorie nicht zumuten. Doch an anderen Themenhatte Heim kein Interesse. Daher verlie er das MPI und arbeitete von nun an allein zu Hauseweiter. In der Wilhelmstrae 25 in Northeim richtete er sich in 5 Zimmern ein Labor ein. Ineinem der Rume hing eine groe Tafel, an der Heim mit einer Brille, in der sich eine dicke Lupefr das linke Auge befand, etwa 20 cm weit sehen konnte. Kreide klemmte er sich zwischen dieStmpfe seines rechten Armes. So konnte er rechnen, stundenlang, gelegentlich sogar vier Tagehintereinander - ohne zu pausieren.

    Das schwierige Genie

    Le Figaro (15.1.1969) nannte Heim einen unmenschlichen Roboter, weil er pausenlos arbeitenkonnte. Er hatte zur Arbeit auch ein ganz anderes Verhltnis als normale Menschen. Heim sagtemir einmal, dass er nicht verstnde, weshalb sich die meisten Menschen auf das Wochenende

    freuten. Denn entweder htten diese nicht den richtigen Beruf, oder sie wren einfach faul. Ichhabe ihm daraufhin vorsichtig erklrt, dass Menschen mit gesunden Sinnesorganen auch einmaletwas ganz anderes erleben wollten.

    Heim besuchte keine Fachtagungen und lie sich nur diejenige Fachliteratur vorlesen, auf die ihnjemand aufmerksam machte. In meinem Fall ging das nur, wenn er uns whrend meinerUrlaubszeit besuchte. Aus irgendeinem Grunde mochte er nicht Englisch lernen. EnglischeAufstze mute man ihm beim Lesen gleich bersetzen, was Zeit kostete. Und des fterenvermutete Heim, dass Kollegen, die unabhngig von ihm auf die eine oder andere seinerEntdeckungen gestoen waren, diese Erkenntnis von ihm bernommen htten (Beispielsweisehatten Anderson und Ahner 1971 ebenfalls eine 6-dimensionale Theorie vorgeschlagen). Woher

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    sein Mitrauen kam, lt sich nur vermuten: Einer seiner frhen Mitarbeiter hatte ihn betrogen, indem er die fr sein Institut eintreffenden Gerte-Spenden fr sich abgezweigt hatte. Das muteein Schock fr Heim gewesen sein. Auer dem Aufsatz in derZeitschrift fr Flugkrper gab eskeinerlei Fachaufstze von ihm. Im gleichen Jahr hatte Heim sein Institut fr Kraftfeldphysike.V. gegrndet und von einem Mitarbeiter Institutsnachrichten verteilen lassen.

    Professor Becker hatte der FirmaMesserschmidt-Blkow-Blohm (MBB) in Ottobrunn geraten, soviel Geld wie mglich in diesen jungen Physiker zu investieren. Denn es wre gut angelegtesGeld. Doch man konnte Heims Ideen nicht nachlesen. Daher wurde Heim in Fachzeitschriftennicht zitiert und blieb in der Fachwelt unbekannt.

    Heim arbeitete an zwei groen Problemen:1. an Gravitation und Feldantrieben und2. an einer einheitlichen Theorie der Elementarteilchen.

    Das bildete zwar eine Einheit. Doch redete Heim ber Fortschritte auf dem Gebiet seiner

    Gravitationsforschung nur wenig. Beispielsweise hatte er 1953 mit Einsteins Mitarbeiter VclavHlavat ber die einheitliche Feldtheorie korrespondiert, aber diesem nicht mitgeteilt, wie erselbst erfolgreich mit dieser Theorie vorangekommen war. Auch noch 40 Jahre spter hat erkeinem seiner Kollegen verraten, ob er seine Versuche zurKontrabarie noch fr aussichtsreichhielt oder ob er in seinen berlegungen darber inzwischen einen Fehler entdeckt hatte.Andererseits meinte er noch bis kurz vor seinem krperlichen Zusammenbruch, dass sichelektrische Energie aus der Umwandlung von Materie gewinnen liee - so wie er es 1959 in der

    Zeitschrift fr Flugkrperbereits angedeutet hatte. Als ich ihn einmal fragte, warum er berhauptdarber - und dann nur andeutungsweise - berichtet htte, meinte er, dass ihn seine Mitarbeiterdazu gedrngt htten. Er selbst htte lieber ganz geschwiegen.

    Alle Mitarbeiter und Kollegen wollten mehr ber Heims Theorie wissen. Doch Heim vertrstetealle. Er werde verffentlichen, erklrte er, wenn ein gewisser Abschlu erreicht sei. Gemeinsammit dem damals fhrenden Relativittstheoretiker in Deutschland, Prof. Pascual Jordan, der eine

    projektive Feldtheorie geschrieben hatte, versuchte er Experimente zur berprfung derErzeugung von Magnetfeldern durch rotierende Massen finanziert zu bekommen. Doch in den60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden hauptschlich Teilchen-Experimente vomForschungsministerium finanziert. Die Familien Jordan und Heim besuchten sich gegenseitig.Jedem Physiker, der sich mit Burkhard Heim unterhielt, wurde sofort dessen auerordentlicheKenntnis auf allen Gebieten der Physik klar. Und obwohl Jordan nichts von Heims Theoriegelesen hatte, schrieb er 1964 doch in einem Brief an ihn, den mir Heim zeigte, dass demjenigen,

    der das Programm, an dem Heim arbeitete, erfolgreich zu Ende fhren wrde, eine Kandidaturfr den Nobelpreis sicher sei. (Jordan gehrte damals dem Nobelpreis-Komitee an). Natrlichkonnte niemand Heims Gedanken nachprfen, solange er nichts verffentlichte.

    Der Mathematiker Prof. Lyra warnte ihn, dass die Zeit gegen ihn arbeite. Kme seine Publikationzu spt, so werde das Buch - ganz gleich wie wichtig der Inhalt sei - nicht mehr gelesen, weilman ihn dann bereits vergessen htte. Pascual Jordan schrieb daher am 22.12.1969 einen Brief anihn mit der dringenden Bitte, er mge doch unbedingt die Grundgedanken seiner Theorieverffentlichen, denn das Wachstum der Physik vollzieht sich ja in einem stndigenGedankenaustausch, in welchem die verschiedenen zur Sprache gebrachten Diskussionsbeitrgemiteinander verglichen und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Nur so kann fortschreitend

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    geprft werden, was sich als brauchbar und fruchtbar erweist, und wie die verschiedenen Beitrgeeinzelner Verfasser allmhlich mosaikartig zu einem Gesamtbild geordnet werden. Dazu sei dieVerffentlichung aber eine Voraussetzung.

    Auch die Universitt war bemht, Heim zu helfen. Anfang der 70er Jahre schickte sie zwei

    Physik-Doktoranden zu ihm, die ihm bei der Arbeit und bei einer Verffentlichung seinerArbeiten behilflich sein sollten. Doch Heim glaubte, dass man ihn ausforschen und sein geistigesEigentum entwenden wollte und schickte die jungen Leute wieder fort.

    Heim war seit den ersten Stunden ein glhender Anhnger der Grnen Partei. Er liebteurwchsige Landschaften und freute sich, im Alpenvorland und in der Frnkischen Schweiz zuwandern und sogar in Felsspalten zu klettern. In den 60er Jahren rechnete er mir einmal vor, was

    passieren wrde, wenn die globale Erwrmung nur um 4 C ansteigen wrde. Es mte zuverheerenden Klimakatastrophen und berschwemmungen kommen. Er selber wollte nicht dafrverantwortlich sein, den Menschen Energie im berflu in die Hnde zu geben. Ich war mir niesicher, ob sich dies tatschlich mit seiner Theorie ermglichen lassen wrde. Hatte Heim wirklich

    die Kenntnis darber, wie man zu einem unendlichen Energievorrat kommen knnte? Man solltemeinen, dass derjenige, der die innere Struktur der Elementarteilchen kennt, auch wissen sollte,wie man deren Eigenschaften verndern knnte.

    Von der Richtigkeit der Heimschen Theorie habe ich mich durch einzelne Ergebnisse, die Heimmir mitteilte, berzeugen knnen. So hatte Paul Dirac einst darauf hingewiesen, dass man dierichtige einheitliche Feldtheorie u.a. am Zahlenwert der Sommerfeld-Feinstrukturkonstante,welche die elektromagnetische Wechselwirkung koppelt, erkennen kann. Ich hatte in der FirmaMBB zur Berechnung des Heimschen Wertes einen Siemens-Rechner eingesetzt und bemerkt,dass der Zahlenwert pi, der in dieser Formel zur 4. Potenz unter einer 4. Wurzel auftritt, auf 15Stellen genau eingegeben werden mute, um den empirischen Mewert zu liefern (mit 8 Stellenkam er noch nicht genau heraus). Diese Rechnung hatte Heim nicht an der Tafel oder im Kopf

    bewerkstelligen knnen! Personal Computer gab es damals noch nicht.

    Ich brachte Burkhard Heim mit Physikern von den Teilchenbeschleunigern CERN und DESYzusammen und stellte fest, dass Heims Vorstellungen von der Partikelphysik vllig von denExperimenten der Fachleuten gedeckt wurde. Parallel dazu arrangierte ich ein Gesprch zwischendem damaligen Finanzminister F.-J. Strauss und Heim. Das Gesprch kam allerdings erst in derKarwoche 1970 zustande, nachdem Strauss nicht mehr Finanzminister war und nicht mehr berdie Vergabe von Geldern befinden konnte. Der Chef der Firma MBB, Herr Blkow, wolltewissen, was andere Physiker zu Heims Arbeit sagten. Weil Burkhard Heim seit 10 Jahren nichts

    publiziert hatte, wurde die Situation fr eine weitere Frderung durch die Firma MBB kritisch.Die Firmenleitung war der Meinung, einen Sozialfall zu finanzieren und wollte die Modalittenberprfen. Um zu beweisen, dass Burkhard Heim durchaus erfolgreich gearbeitet hatte, regte ichdie Veranstaltung eines Colloquiums in der Firma MBB an. Dieses fand am 17.11.1969 statt.Heim stellte ausgewhlte Ergebnisse einer neuen einheitlichen Quantenfeldtheorie der Materieund Gravitation vor. Als Gutachter waren u.a. die Professoren Jordan (Hamburg), Lyra(Gttingen) und Hora (Mnchen) anwesend. Die Beurteilung fiel positiv aus, und die Firma MBBschlo mit Heim einen neuen Beratervertrag ab. Alle wollten, dass Heim publizieren sollte. Dochdieser wolltezunchst lieber etwas ber seine neue Logik und philosophische Aspekteverffentlichen. Es kostete uns viel berredungskunst, ihn davon abzubringen und zunchst auf

    physikalische Verffentlichungen zu drngen.

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    Um das Jahr 1975 hatte Heim die Formel ber die Massen aller Elementarteilchen mit seinemComputer errechnen knnen. Jetzt wollte er der Fachwelt seine erfolgreiche Theorie vorlegen.Doch es war schwierig, rd. 1500 Seiten als Buch herauszubringen. Heim suchte nun wiederKontakte zu Universitten. Im Jahre 1977 besuchten Herr Heim mit Frau und ich den NachfolgerWerner Heisenbergs, Prof. Hans-Peter Drr, am MPI fr Kernphysik in Mnchen-Garching.Zunchst war Drr sehr abweisend als er von Heims Massenformel hrte. Er kannte Heim nur alsGercht und meinte, dass er selbst auch schon mit Bessel- und Hankel-Funktionen eineMassenformel konstruiert htte. Dann ging er zum Essen und lie uns allein. Ich machte HerrnHeim darauf aufmerksam, er msse sofort darauf hinweisen, dass seine Formel aus einerStrukturtheorie stammen wrde. Als Drr zurck kam, erklrte ihm Heim dies, und Drr begannsich mehr und mehr dafr zu interessieren. Heim entwickelte Teile seiner Theorie, Drrrekapitulierte kurz, und Heim entwickelte weiter. Nach drei Stunden meinte Prof. Drr, Heimsolle zunchst im Hausblatt des MPI, in derZeitschrift fr Naturforschung einen kurzen 15Seiten langen Aufsatz - ohne Formeln - verffentlichen. Als ihm Heim diesen schickte, meinteDrr, dass Heim den Text doch etwas mit Formeln auflockern sollte. Auf diesen ArtikelVorschlag eines Weges zur einheitlichen Beschreibung der Elementarteilchen, (Z. f.

    Naturforschung., 32a, 233-243, (1977)) hin erhielt Heim viele Zuschriften mit der Bitte, mehrdarber in einem Buch zu verffentlichen.

    Zwei Jahre spter entschlo sich Burkhard Heim, sein erstes Buch beim Resch-Verlag drucken zulassen. Zu anderen Verlegern hatte er kein Vertrauen. In diesem Buch, das ich vorab alsManuskript von Heim erhielt, entdeckten wir im Teil ber die Gravitationstheorie noch einigeFehler und Ungereimtheiten. Es war aber immer recht schwierig, Heim dazu zu bewegen,nderungen vorzunehmen. Das Arbeiten im Team, in dem sich jeder von Kollegen korrigierenlassen mu, war Heim fremd. Und gelegentlich versuchte er, mathematische Fehler physikalischzu begrnden. Die Physiker haben das Buch Elementarstrukturen der Materie Band 1(Innsbruck:Resch-Verlag, 1980) mit gemischter Stimmung gelesen. Burkhard Heim hat wiedernicht alles zu seiner Gravitationsphysik darin verffentlicht (der kontrabarische Effekt wird nichtmehr erwhnt). Auch die Herleitung des einheitlichen Gravitationsfeldstrke-Tensors fehlt. Als

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    ich ihn darauf ansprach, sagte Heim: Wen das interessiert, der wird sich das auch selberherleiten. Also blieb uns nichts anderes brig als dies selber nachzuvollziehen. Prof. H.-T.Auerbach aus Zrich hat sich diese Mhe gemacht und prompt etwas hnliches wie Heimerrechnet. (Beck 1993 in MUFON-CES-Band 11, S. 270-278). Trotzdem glaubte Heimdaraufhin nicht, dass dieser Autor von selbst auf die Lsung gekommen war. Viele kleine Fehler,

    Ungenauigkeiten und Miverstndnisse wren in diesem Buch vermieden worden, wenn Heimsein Buch bei einem Fachverlag herausgegeben htte. Bei Fachverlagen ist neben derMglichkeit, Formeln zu setzen, wesentlich, dass sie smtlich Berater haben (sog. Referees), diealle Unstimmigkeiten vor der Drucklegung auszumerzen suchen. Jeder Physiker verlt sich aufdie Richtigkeit des Dargelegten. (Stephen Hawking wurde auf Heims Buch aufmerksam gemacht.Als er erfuhr, dass Heims Buch nicht von Referees gegen gelesen wurde, wollte er es nicht lesen,um nicht selber noch Fehler ausbessern zu mssen).

    Heims Bcher wurden von vielen Physikern so angesehen, als htte er sie im Eigenverlag - alsoohne Gegenprfung - publiziert. Ich hatte Heim stets gewarnt, dass die Physiker das Buch ausdiesen formalen Grnden nicht lesen wrden. So kam es dann auch. Da Heim durch seine

    Blindenrente gut versorgt war und auf keine Instituts-Vorschrift Rcksicht nehmen mute,verffentlichte er seinen Text auch nicht, wie in der Physik allgemein blich, auf Englisch. Ichfragte bei Prof. Beigelbck vom Springer-Verlag an, und fragte, ob man dort die englischebersetzung herausbringen wollte. Beigelbck antwortete, dass seine Referees im Urteil nochzurckhaltend wren. Zumindest msse man vor einer Entscheidung auch noch den 2. Teil desManuskripts lesen. Doch Heim hat dieses Manuskript leider nicht an Springer for Sciencegeschickt.

    Im Jahre 1982 lie Heim seine Massenformel von Physikern beimDeutschen ElektronenSynchrotron (DESY) in Hamburg programmieren und die Ergebnisse ausdrucken. Trotz derberraschend guten Resultate sah sich dort niemand in der Lage, die Theorie Heimsnachzuvollziehen. Jeder wartete auf einen anderen, der eine Beurteilung abgeben sollte.Glcklicherweise hatte Heim einen engen Kontakt zu dem Theoretiker Walther Drscher amWiener Patentamt aufgenommen. Dieser versuchte viele von Heims Annahmen in seiner Theoriemathematisch sauber zu begrnden. Daher enthlt der zweite Band von Heims Arbeit, der 1984wieder im Resch-Verlag erschien, weniger Fehler. Doch wieder berlie Heim vieleZwischenrechnungen der Arbeit seiner Leser (andere Stellen sind zu lang oder zu umstndlichdargestellt). Das Innere der Elementarteilchen wird beispielsweise nur fr neutrale Teilchenangegeben. Die weit kompliziertere Struktur geladener Teilchen mu sich der Leser selberherleiten. Die Massen der Teilchen werden als Ergebnis hingeschrieben. Und die Massenformelselbst ist nicht explizit im Buch angegeben.

    Und trotzdem schildern diese zwei Bcher etwas auerordentlich Interessantes. (1989 wurdebrigens die berarbeitete Fassung des ersten Bandes bei Resch verlegt.)

    ber die philosophischen Konsequenzen und Auswirkungen auf das Leben der Menschen, dieseine Theorie hat, berichtete Heim auf mehreren IMAGO-MUNDI-Kongressen, die Prof. Reschmeistens in Innsbruck veranstaltete. Bereits hier erfuhren die Menschen, dass das neue Weltbildauch hoffnungsvolle Erkenntnisse ber die Reichweite der menschlichen Existenz liefert. Heimfate diese Einsichten 1980 in einem Buch mit dem provozierenden Titel Postmortale

    Zustnde zusammen. Ich war damals enttuscht, dass Heim nicht die erweiterte formale Logik,mit der er seine Aussagen machte, mit verffentlichte. Denn 1969 hatte Heim uns in Ottobrunn

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    bereits zwei Bcher 200 Seiten vollgeschrieben mit dem Titel Syntrometrische Maximen-Telezentrik gezeigt. Mit dieser Logik sollen sich sowohl quantitative als auch qualitativeBegriffe formal verknpfen lassen. Die Arbeit an dieser Logik schtzte Heim als seine grteLeistung ein. Damit zu rechnen ist derartig schwierig, sagte er mir einmal, dass dagegen dieRechnungen mit der Massenformel geradezu eine Erholung wre.

    Alle Arbeit an der Elementarteilchentheorie sei fr ihn nicht wesentlich. Sie wrden ihm nurzeigen, dass er auf dem rechten Weg mit der einheitlichen Theorie sei. Die Teilchenmasseninteressierten ihn herzlich wenig, meinte er. Doch mit dieser allgemeinen Logik, meinte er,wrden wir endlich verstehen, was Bewutsein sei. In meinem letzten Gesprch mit ihm, am 9.Februar 2000 versprach er mir, sein BuchPostmortale Zustnde nochmals herauszugeben,dochdiesmal mit dem gesamten dazugehrigen logischen Kalkl. Dazu ist es leider nicht mehrgekommen.

    Das neue Weltbild Burkhard Heims

    Worin besteht nun das Neue in Heims Theorie? Zunchst einmal enthlt sie alle Aussagen derAllgemeinen Relativittstheorie als Nherung. Nach Heims Ansicht ist aber Einsteins Ansatz, dernur eine einzige Naturkraft - die Gravitation - geometrisch beschrieben hat, zu einfach. AuchEinsteins Versuch, seine Metrik allgemeiner zu fassen, damit diese auch das elektromagnetischeFeld enthlt, ist unzureichend. Heim stellt fest, dass die Weltgeometrie nicht nur durch eineeinzige metrische Struktur beschrieben wird, sondern dass es drei Partialstrukturen gibt, diemiteinander gekoppelt sind und damit eine Vielzahl geometrischer Beziehungen ermglichen.

    Im Mikrobereich mssen Einsteins Feldgleichungen die Gestalt von Eigenwertgleichungenannehmen. Ebenso wie es nur diskrete Energieportionen gibt, so knnen auch die geometrischenVerformungen nur in bestimmten Stufen auftreten. Heim erhlt ein System von 64Eigenwertgleichungen, von denen 28 leer bleiben. Die restlichen 36, die Energien entsprechen,lassen sich in einem 66 Tensorschema invariant schreiben. Die Spaltenanzahl definiert aber dieDimension, in der dieser Tensor existiert. Damit gelangt Heim zu einer 6-dimensionalen Welt.

    Auch mu im Mikrobereich eine physikalisch relevante Lnge bercksichtigt werden, unter dersich keine physikalischen Aussagen mehr machen lassen. Nach Heim ist das Quadrat derPlanckschen Lnge eine Naturkonstante, die ein neues Gebiet der Mathematik begrndet. DieExistenz der kleinsten Flchen, von Heim als Metronen bezeichnet, erfordert die Entwicklungeines Metronenkalkls. Mit dieser 6-dimensionalen, polymetrischen Metronenrechnung stellt

    Heim rd. 2000 Eigenwertgleichungen fr smtliche existierenden Teilchen, Photonen undGravitonen auf (in Einsteins Gravitationstheorie sind es nur 10 Feldgleichungen).

    In vier Metriken, welche die geometrische Struktur der Gravitonen, der Photonen, derungeladenen und der geladenen Teilchen beschreiben, lassen sich die inneren Strukturen derMaterie als dynamische Austauschprozesse von Maxima und Minima von Kondensationen derMetronen in Unterrumen eines R6beschreiben.

    Danach sind Elementarteilchen weder Punkte noch Strings oder aus Quarks zusammengesetzteGebilde, sondern sehr komplexe Strukturflsse, die jeweils einen eigenen kleinen Kosmosdarstellen. (Quarks erweisen sich als interne Streuzentren verschieden hoher Dichte). Die

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    Teilchen erhalten ihre Masse durch verschieden schnelle Austauschprozesse im Inneren. Higgs-Felder sind entbehrlich. Der Spin mu nicht in die Geometrie eingefhrt werden, sondern ergibtsich auf natrliche Weise aus dem zyklischen Umlauf der Austauschprozesse. Nur darin, dass

    periodisch immer wieder ein Ausgangszustand eingenommen wird, entstehen Spin und Trgheitaus Vakuum-Fluktuationen. Da sich die Spin-Richtung von Teilchen immer senkrecht zur

    Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welt einzustellen versuchen, entsteht Trgheit (als Widerstandgegen diese Orthogonalittsverletzung bei einer Beschleunigung). Schmunzelnd erzhlte mirHeim, dass er als Student auf die Behauptung von Heisenberg: Nach dem Inneren vonElementarteilchen darf man nicht fragen. Das entzieht sich uns, ihm die Gegenfrage gestellthatte: Warum darf man das nicht?

    Die Metronen teilen sich bei der Expansion des Weltalls. Man kann zurck rechnen und danachfragen, wann die Oberflche eines Metrons so gro gewesen ist, das diese Sphre das gesamteWeltall umschlossen hat. Aus einer Gleichung 7. Grades erhielt Heim drei reelle Lsungen, d.h.es gibt im Universum tatschlich 3 Partialstrukturen, die seit dem Zeitanfang expandieren undsich dabei teilen. Einen Urknall gibt es in Heims Theorie nicht. Auch ist die Raumkrmmung des

    Weltalls - das sich unabhngig von Materie bereits sehr lange Zeit entwickelt hat heute nichtmehr mebar. Materie kam vor etwa 15 Milliarden Jahren in den Raum, als die Energie nochhoch genug und die Metronengre ausreichend klein gewesen war, dass sich im Vakuumzyklische Strukturflsse ausbilden konnten. Anstelle des Urknalls tritt bei Heim so etwas wie einFeuerwerk. Die Entstehung von Materie erfolgte in gewaltigen Gamma-Strahlen- Ausbrchen,die heute noch mit dem Hubble-Teleskop beobachtbar sein mten.

    Wegen der Metronen als kleinster Flche treten nirgendwo in Heims Theorie Singularitten auf.Diese Theorie wird dadurch besttigt, dass sie die genauen Werte smtlicher Grundzustnde derElementarteilchen und (smtlicher mglicher) angeregter Zustnde liefert. Die Berechnung derLebensdauern zur Auswahl der Resonanzen hat Heim nicht mehr durchgefhrt. Es werden auchneue Teilchen- bzw. Massen vorhergesagt. Auer dem bekannten Elektron gibt es noch einneutrales Elektron, das - wie mir CERN-Physiker sagten, experimentell nachgewiesen werdenknnte. Die drei Neutrino-Paare besitzen jeweils eine kleine unterschiedliche Masse. AlleWechselwirkungskonstanten ergeben sich als reine Zahlen.

    Heims Theorie ist die einzige wirklich einheitliche Feldtheorie. Denn alle brigen Theoretikerversuchen zwar alle physikalischen Wechselwirkungen einheitlich zu beschreiben. Doch

    biologische und psychologische Phnomene wie Bewutsein, das Ich, der Wille, werden bishervon keinem Wissenschaftler der Vereinheitlichung mit einbezogen.

    Da die Beschreibung der geometrischen Struktur der Teilchen nur in einem 6-dimensionalenRaum gelingen kann, wobei die beiden zustzlichen Dimensionen imaginr sein mssen, sindauch wir Menschen in 6 Dimensionen eingebettet, was die Frage nach der Bedeutung der 5. und6. Dimension und die Ausdehnung des Menschen in diese Bereiche aufwirft. Nach Heim

    bezeichnet die 5. Dimension eine organisierende Wirkung, die immer von der 6. Dimensionbegleitet wird. Die 6. Dimension steuert die Organisationen in der Zeit. Whrend sich dieSchrdinger-Gleichung durch Approximationen seiner Weltselektor-Gleichungen herleiten lt,mute Heim 2 weitere Dimensionen (x7 und x8) einfhren, um seine Theorie mit derQuantenmechanik vereinigen zu knnen. Sein letztes Buch Strukturen der physikalisch Welt undihrer nichtmateriellen Seite schrieb er gemeinsam mit Walter Drscher. Darin entwickeln beideein Bild vom Universum vor dem Zeitbeginn aus logischen Kalklen.

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    Die Bedeutung des Heimschen Weltbildes fr den Menschen

    In seinen letzten Jahren hat Heim daran gearbeitet, das Einwirken der Trans-Dimensionen aufraumzeitliche Ereignisse zu ermitteln.

    Heims Formeln und Begriffssysteme sind nicht schwieriger als solche in anderen Feldtheorien.Doch erfordert das Rechnen mit Selektoren anstelle von Tensoren eine gewisseEinarbeitungszeit. Nicht-Theoretikern bleibt die Theorie allerdings ziemlich unverstndlich.Daher hat sich kaum ein Physiker mit der Theorie seines Kollegen Heim beschftigt, der 40 Jahrelang neben dem Universittsbetrieb her gearbeitet und der in einem in Fachkreisen unbekanntenVerlag publiziert hat.

    Physiker und Journalisten haben Burkhard Heim als Auenseiter verschiedene Skeptiker habenihn sogar als Scharlatan bezeichnet, ohne berhaupt zu wissen, woran Heim gearbeitet hat. Dennwas seine Gegner einzig erkennen konnten, war, dass Heim des fteren auf IMAGO-MUNDI-Tagungen, in denen es um paranormale Phnomene ging, Vortrge hielt. Alle Teilnehmer werden

    sich erinnern, dass Vortrge von Burkhard Heim immer wie ausgefeilte Referate wirkten undnicht wie Stehgreif-Ansprachen, die sie waren. Heim sagte mir, man msse den Menschen wiederHoffnung geben. Da er aufgrund seiner Theorie einiges auch ber die Fortexistenz nach demTode sagen knnte, fhlte er die Pflicht, sich damit an die ffentlichkeit zu wenden. Er war sichsehr bewut, dass seine Reputation als Naturwissenschaftler darunter leiden wrde.

    Burkhard Heim war einer der wenigen Physiker, der auch zu biologischen, psychologischen undparanormalen Vorgngen fundiert sprechen konnte, denn das ist auch eine der Konsequenzenseiner 6-dimensionalen Theorie. Das ist doch ein schlechter Witz, sagte einmal zu mir: Da hatsich die Naturwissenschaft lange bemht, den Glauben an bernatrliche Mchte und Wirkungenaus ihrem Weltbild rauszuschmeien. Und nun kommt das alles durch die modernsten Theorienwieder rein. Das ist doch ein schlechter Witz!

    InPostmortale Zustnde - Die televariante Area schildert er, wie er das Wesen des Bewutseinsversteht. In der Raumzeit allein ist es nicht zu verstehen, denn die Erlebnisqualitten werden inhhere Bereiche des 5-Dimensionalen weiter gegeben. Dort steigen sog. Aktivittenstrme aufund ab. Wenn sich diese Strme vom Gehirn zurckziehen in hhere Dimensionen, dann ist derMensch bewutlos, und wenn sie wieder am Soma, an der krperlichen 3-dimensionalen Welt(im Gehirn) ankoppeln, ist der Mensch bewut. Bei den Tieren reichen die Aktivittenstrmenicht hoch in 5-dimensionale Bereiche. Deren Bewutsein ist daher noch nicht weit genugentwickelt.

    Die Transzendierung erfolgt nicht bereits, weil man einen 3-dimensionalen komplexen Raumoder ein 6-dimensionales Weltkontinuum als Wirklichkeit unterstellt, sondern erst dieberfhrung der quantitativen in die qualitative Logik fhrt zur Transzendierung.

    Die Ausgewogenheit seines Urteils, sein immenses Wissen und seine Weitsicht setzte jedenGesprchspartner in Erstaunen. Heim war sehr unterhaltsam und lachte gern, besonders wenn erneue Witze hrte. Mit Kindern ging er sehr ehrfrchtig um und erklrte ihnen viele Dinge. Wennwir ber Burkhard Heim sprechen, dann mssen wir auch von den Helfern in seiner Umgebungreden. Seine Frau Gerda hat sich bis zur krperlichen Erschpfung fr ihn eingesetzt und seinVater Heinz Heim hatte ihm berhaupt erst wieder Lebensmut gemacht, Kraft zur Meisterung des

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    Schicksals, die in der Geschichte der Behinderten ewig als ein leuchtendes Beispiel fr alleanderen Behinderten bleiben wird. Wir haben einen groen und tapferen Menschen, einen groenDenker verloren, ber dessen wirkliche Gre erst sptere Generationen (wenn sein geistiger

    Nachlass gesichtet worden ist) richtig urteilen werden.

    Illobrand von Ludwiger(Feldkirchen-Westerham, den 28.01.2001)

    Dipl.-Phys. Illobrand von Ludwiger (Illo Brand), geb. 1937 in Stettin, studierte in Hamburg, Erlangen und

    Gttingen Physik, Chemie, Mathematik und Astronomie war zwei Jahre lang an der Universitts-Sternwarte in

    Bamberg beschftigt und erwarb 1964 an der Universitt Erlangen sein Diplom als Astrophysiker; arbeitete dann

    als Systemanalytiker in der Raumfahrt-Industrie (Arbeiten ber Gravitationstheorie und ber einheitliche

    Feldtheorie, Satelliten- und Satellitentrger-Projekte sowie Flugkrperlenkung, Radar- und Infrarottechnik, neue

    Verkehrssysteme und graphische Bildschirm-Programmierung). Verffentlichungen u.a.: Heimsche einheitliche

    Quantenfeldtheorie (1981), diverse Aufstze in Buch-Anthologien, in- und auslndischen Fachzeitschriften und in

    populrwissenschaftlichen Zeitschriften.