Brox1976 Pseudo-paulus Und Pseudo-ignatius Einige Topoi Altchristlicher Pseudepigraphie

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    PSEUDO-PAULUS UND PSEUDO-IGNATIUSEINIGE TOPOI ALTCHRISTLICHER PSEUDEPIGRAPHIE

    VON

    NORBERT BROX

    Aus den Echtheitsdebatten um neutestamentliche und andere fruh-

    christliche Schriften kennt man die zahlreichen Sperren psychologischerund emotionaler Art in der Forschung, im Einzelfall bestimmte Varianten

    der literarischen Fdlschung als solche anerkennen zu k6nnen, weil man

    die  jeweils vorliegende Form (besonders bei Briefen) wegen ihrer ver-

    meintlichen "Unnachahmlichkeit" nicht f3r fdlschbar halt. Dabei spielen

    Fragen der Psychologie und Moral der fdlschenden Schriftstellerei eine

    Rolle, sie sollen hier indes ausgeklammert bleiben. Es geht bei der Be-

    urteilung von moglicherweise gefdlschter Literatur zundchst ganz ein-

    fach um die Kenntnis derTduschungsmethoden.

    DerAusleger

    steht vor

    der Schwierigkeit, die Fdlschung in ihren angewandten Mitteln durch-

    schauen zu sollen, um sie tatsdchlich als solche zu erkennen und dann

    auch auslegen zu kbnnen. Mit was hat er nun in einem Pseudepigraphonkonkret an Kunstgriffen, an Technik und Taktik der Irrefiihrung iiber

    Verfasser, Zeit und Ort der betreffenden Schrift zu rechnen? Er mochte

    und muB das alles einerseits wissen und erkennen; andererseits darf er

    aber bei der Suche danach nicht raffinierter sein wollen als der Fdlscher

    selbst und mehr gewollt und fingiert sehen, als dieser selbst konzipiert

    hat.Wegen der Variabilitdt der moglichen Mittel, deren sich die Falschung

    bedienen konnte, gibt es hochstens sehr generelle methodische Richt-

    linien, nach denen mit fingierten Texten umzugehen ist. Hilfreicher

    dürften furs erste gewisse "Erfahrungswerte" sein, die an den Texten

    selbst gewonnen sind. Was kommt an literarischen Formen und Mustern

    im Bereich der nachgewiesenen Fdlschungen faktisch vor? Welche Ver-

    fahrensweisen sind bekannt? Welches AusmaB an Routine und Simula-

    tion ist belegt? Derlei Informationen mussen m.E. gesammelt werden,um einen Oberblick nicht nur lber den Bestand unechter Schriften der

    fruhen Kirche, sondern lber das Phdnomen der literarischen Fdlschung

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    in ihren spezifischen Formen und ihren besonderen Eigenarten der

    Fiktion zu gewinnen. Diese kleine Studie ist als Beitrag unter anderen

    dazu verstanden. Sie stellteinige Beobachtungen

    auf diesem Gebiet zu-

    sammen.

    Im spdten 4. Jahrhundert wurden die sieben genuinen Ignatiusbriefezwar einzeln verschieden stark, insgesamt aber betrdchtlich durch Inter-

    polation verbreitert und auBerdem um sechs gefdlschte Briefe vermehrt.

    Die Interpolationen und die zusdtzlichen Briefe und auch die neue Samm-

    1ung in ihrer geschickten, wechselnden Reihung von Falsa und echten

    (interpolierten) Ignatianen (im Verhdltnis 2: 2: 2: 3: 2: 2)1 stammen trotz

    etlicher Uneinheitlichkeit wahrscheinlich oder doch moglicherweise auseiner Hand.2 Am fiktiven Charakter dieser Dokumente kann uberhauptkein Zweifel bestehen. Schon ein oberfldchlicher Vergleich zeigt nun,daB sie sich in einer Reihe von fiktiven Zugen mit den Pastoralbriefen

    des NT beriihren .2a Und darin liegen gewisse Aufschilsse uber Fdl-

    schungspraxis und -vorliebe. Und zwar handelt es sich dabei nicht nur

    um Imitation einer Fdlschung durch eine andere, sondern die Ahnlich-

    keiten kommen zum guten Teil dadurch zustande, daB ein fdlschender

    Autor aus sehr verwandten Interessen unter vergleichbaren Bedingungenzu denselben Mitteln greift wie ein Vorgdnger auf dem Gebiet der fin-

    gierenden Briefschreibung. Zu einer vollstdndigen Durchsicht der Ps-

    Ignatianen soll hier zwar nicht ausgeholt werden, aber einige Auffdllig-keiten verdienen schon registriert zu werden.

    Merkwurdigerweise sind die beiden ersten gefdlschten Ignatiusbriefefur ein spezielles Thema erfunden worden, das sich gegenuber der deut-

    lichen dogmatischen Tendenz des Ps-Ignatius in den anderen Briefen und

    seinen Interpolationen als relativ geringfügig ausnimmt. Wdhrend er

    bekanntlich stark christologisch (sc. arianisch) interessiert ist und dazuauch seine gezielten Fdlschungen einsetzt, sind der Brief der Maria von

    Kassobola (v.l. Kastabala) an Ignatius und dessen Antwort an Maria

    mit viel Zierat und Hbflichkeitsaufwand allein am Thema des  jugend-lichen kirchlichen Amtstrdgers (Bischof und Presbyter) interessiert.

    I Siehe O. Bardenhewer, Geschichteder altkirchlichenLitteratur, J2 (1913) 151.2 Auf die alten Diskussionen von A. Hilgenfeld,Th. Zahn, F. X. Funk, A. Harnack

    mussen wir hier nicht zurfckkommen. Sie sind in den Handbüchern und Literatur-

    geschichtenzusammengefaf3t.Z8 Th. Zahn, Ignatius von Antiochien (Gotha 1873) 158, hat diesen Tatbestandbereits ganz kurz apostrophiert.

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    Hier stichwortartig der Inhalt: Maria bittet in ihrem BrieP Ignatius um

    einen Kandidaten namens Maris als Bischof fur die nahe Stadt Nea

    (-polis)4 undum einen

    Eulogiosals

    Presbyterfur den Ort

    Kassobola(1,1-2). Der Grund zu dieser Fiktion wird erst aus einer nachfolgenden

    Argumentation erkennbar, die das Interesse enthvllt und so beginnt:

    ,,Wegen des  jugendlichen Alters (úm1p 8e rou vtoug stvat) der genanntenManner sollst du keine Bedenken haben" (2,1). Um diese Bedenken zu

    zerstreuen, wird zuerst die sittliche Qualitdt dieser  jungen Manner be-

    teuert und darauf in einer Beispielkette aus dem AT gezeigt, daB schon

    immer  junge Manner im besonderen Dienst Gottes standen, sich dort

    gldnzend bewahrten und oft genug sogar gegenüber Greisen die Besseren

    oder Weiseren waren. Samuel (1 Sam. 3; 9,9. 11. 18 f.), Daniel (Dan.13, 45), Jeremias (Jer. 1, 7 f.), Salomo (1 Kö. 3, 7. 16-28), Josias (2 K6.

    22,1; 2 Chro. 34,1. 3 ff.), David (Ps. 151,1 LXX) sind die Beispiele dafiir,daB jemand in sehr  jungem Alter die bervhmtesten gottgefdlligen Missio-

    nen erfvllt hat (2, 2-5,1). In seinem Antwortbrief5 teilt Ignatius seine

    Zustimmung zu der Bitte und bereits den Vollzug ihrer Erfvllung mit

    (3,1).Der Aufwand fur das Thema, daB man zur Bischofs- und Presbyter-

    weihe auch junge

    Leute zulassen kann undsoll,

    istauffdllig groB.

    Zwei

    ganze Briefe von einigem Umfang sind ihm vorbehalten. Ahnlich auf-

    wendig ist dann weiter eine gleichinhaltliche Interpolation in der liber-

    arbeitung des echten Magnesier-Briefes. Dort ist im echten Text von

    genau derselben Sorge um fehlende Anerkennung fur  junge Bischofe die

    Rede und ein Appell zugunsten der angemessenen Hochschatzung jugend-licher Amtstrdger formuliert (Magn. 3, 1). Und hier muB hinzugefvgt

    werden, daB dieser Topos sich etwa gleichzeitig in den pseudo-pauli-nischen Pastoralbriefen findet; sie sind innerhalb ihrer variablen Abfolge

    von fiktiven Situationen alle auch mit dem Thema des  jungen Amts-tragers (1 Tim. 5, 1 f. ; 2 Tim. 2,22; Tit. 2, 7) und gelegentlich auch mit

    dem Problem seiner "Verachtung" befaBt (1 Tim. 4,12). Als Hintergrunddieser Texte in fingierten Briefen kommt eigentlich nur eine tatsachliche,aktuelle Autoritdtskrise  junger Amtstrager in der Kirche des Verfassers

    und seines Leserkreises in Frage.5 Ignatius bezeugt im Magnesierbrief

    3 Text: F. Diekamp, Patres Apostolici,Vol. II (Tübingen 1913)83-87.

    4 Als solcher kommt er im Falsum Ep. ad Heron. 9,3wieder vor (Diekamp, 232).1 Diekamp, 88-93.6 Vgl. N. Brox, Bibl.Zeitschr. 13 (1969)90f.

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    dasselbe7 zur selben Zeit und wahrscheinlich f3r etwa dieselbe Gegend.Es handelt sich um eine spezielle Variante der allgemeinen Warnung vor

    Geringschdtzung des Amts (vgl. Tit. 2,15b), die aus jeweils verschiedenenspeziellen Gründen einreissen konnte. Es gab offenbar immer wieder

    Gruppen von Amtstrdgern, die sich nur schwer durchsetzen konnten.$

    Und dieselben Bedingungen aufgrund desselben Motivs (jugendlicheBischofe und Presbyter werden mangelhaft respektiert) kennt also Jahr-

    hunderte spdter auch Ps-Ignatius. Als er Ign. Magn. 3, las, hielt er inne

    und demonstrierte auch hier breit,9 was das AT zu diesem Punkt hergab.Er ist am Thema deutlich interessiert und in dessen Behandlung versiert.

    In den echten Text greift er diesmal kaum ein, weil dieser ja exakt enthdlt,

    was er braucht;'O er ersetzt auyxpaa9at (= ausnutzen) aber vielleichtdoch nicht von ungefdhr durch -Ka-ca(ppovptv (wie 1 Tim. 4,12). Der

    biblische Beweis fur die Qualitdten der Jugend wird hier mit dem auf-

    sdssigen Text aus Job 32,9 eröffnet: "Nicht die Hochbetagten sind

    weise, und nicht die Greise haben Einsicht, sondern Geist ist in (allen)Menschen." Und in anderer Version folgt die Beispielreihe von Daniel

    3ber Samuel, Jeremias, Salomo und Josias  jetzt bis zum Timotheus derPastoralbriefe: vgoq fiv 6 xPtcr'to

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    fur ihn aktuell gewesen sein muB. Und es verwundert nach den zwei

    referierten Briefen und dieser exkursartigen Interpolation nicht, daB

    man ein drittes Mal auf das Thema st6Bt. Der Brief an Heron," der,,vollkommen nach dem Muster desjenigen an Polycarp gearbeitet" istl2

    und in Anlage, Charakter und Details lebhaft an die neutestamentlichen

    Pastoralbriefe erinnert, zitiert innerhalb einer wenig geordneten Pardnese

    fur Diakone ohne Einleitung und ohne Kommentar oder weitere Aus-

    flhrung 1 Tim. 4,12: pq6sig aou vs6

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    genuinen Vorlagen, sondern an den ihrerseits gefdlschten Pastoralbriefen

    gelernt. Nicht nur, daB er ihnen die Beteuerung 6Xq3w6g 6 X6yog (Ep.

    ad Mariam 4, 1) frei entlehnt haben dürfte (vgl. 1 Tim. 1, 15; 3, 1; 4, 9 ;2 Tim. 2,11; Tit. 3, 8) ; er verwendet auch unmittelbar dieselben Bau-steine der Fiktion. Das verbreitete briefliche Motiv von der Sehnsuchtdes Absenders nach einem Wiedersehen mit dem Adressaten war schonfur den Ps-Paulus ein sehr brauchbarer Topos (1 Tim. 3,14; 2 Tim. l, 4;4, 9. 21; Tit. 3,12);16 bei Ps-Ignatius wird es wieder verwendet: o(p68pa£xs3Jpovv ÈÀ3Eiv xp6g bpdg (Ad Mariam 4, 2).

    Andere Details, die ebenfalls den Eindruck der "echten Situation"machen wollen, erinnern nicht minder an die Pastoralbriefe. Dazu ge-

    h6rt die Ketzerpolemik in ihrem pauschalen und "archaisierenden" Stil,obwohl sich in der Kennzeichnung der Hdresie inhaltlich natlrlich einigesverschoben hat (Ad Mariam 5, 1 ; Trall. 10, 8).

    Ps-Ignatius, der in die Arianismus-Debatten verwickelt war, nennt alsKetzer den Simon, Menander und Basilides und obendrein die Ebionder,die Nikolaiten, auBerdem Theodotos und Kleobulos (Trall.Mit diesen Namen ist er im 4. Jahrhundert freilich zu spat, aber mankannte sie eben als Exponenten der Ketzereien  jener Zeit, aus der dieBriefe stammen wollen. Dasselbe findet sich 1 Tim.

    1, 20 (Hymenausund Alexander), 2 Tim. 1,15 (Phygelus und Hermogenes), 2,17 (Hyme-ndus und Philetus), 4,14 (Alexander). Die Einstreuung von Namen ist

    fberhaupt hier wie dort beliebt. Man vergleiche die Namenreihe derBischofe in Ad Her. 8,1 mit 2 Tim. 4,9-12. 19-21. Die Verfahren sindsehr ähnlich.18

    Eine der auffdlligsten Berlhrungen liegt im Bild, das die Briefe  jeweilsvom angeblichen Verfasser, also von ihrem "Helden" zeichnen. Beide-mal ist er in Fesseln. Das war fur Ps-Ignatius zwar vorgegeben durch

    die historische Situation der echten Ignatianen, aber das nahere Ver-stdndnis, namlich Fessel und Leiden als Stellvertretung, stammt nichtvon dort. Der merkwurdig "einsame" Weg des Ignatius zum Martyrium,der dort nicht der Weg aller Christen ist, zeigt in den echten Briefen den

    Bischof in einer Situation, in der er praktisch seinerseits extrem auf dieKirche angewiesen, bezlglich seines pers6nlichen Heils aber bekanntlich

    lg Vgl. Brox, 86-88.Die Apostolischen Konstitutionen, vielleicht also vom selben Autor, warnen

    vor Simon und Kleobios (6,16: F. X. Funk, Didascalia et Constitutionesapostolorum,

    Bd. I [Paderbom 1905]339).Th. Zahn, 159, bespottelt die diesbezuglich geringe Erfindungsgabe des Pseudo-Ignatius.

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    in einer fast unerkldrlichen Weise von der Gemeinde isoliert ist. Das

    war pardnetisch und erbaulich schwieriger und Idngst nicht so ergiebig

    auswertbar wie der andere Aspekt, wonach der Bischof fur die Kircheleidet. So zieht Ps-Ignatius vor: åv'thlIUXÓVoou 8yco 6 6£«piog (Ad Her.

    1, 3), vergleichbar mit 2 Tim. 2,9 f. : KaKa1ta3ro ggxpt 6s«pwv 4)g xaxovp-

    yoS ... 7rdvTa 6xop£vm 5td iov5 8KX8KTOU

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    1 Tim. 5,23 sehr treffsicher gefunden, indem er sie in eine grundsdtzlicheAnweisung fiber maBvolle Askese umschrieb.21

    Und genau das ergibt sich namlich aus der eigentumlich geartetenNahe des Ps-Ignatius zu den Pastoralbriefen: Er hat sich vom Ps-Paulusdieser Briefe in mancher Beziehung starker angezogen gefiihlt und litera-risch inspirieren lassen als von der Autoritdt seiner Wahl: von Ignatius.Ps-Paulus bot ihm offenbar manches an technischen Mitteln fur seine

    Fdlschung, was brauchbarer war als die Details der echten Ignatianen,und der fur die Pastoralen typische Stil etwa der Ketzerpolemik und

    Amtspardnese und sogar die Paulusanamnesen waren leichter übertrag-bar, auszuwerten und anzuwenden als die Originalitdten des Ignatius v. A.

    Dabei ist das Ps-Ignatianische aufs ganze gesehen nicht eine direkte Kopiedessen, was dem Verfasser aus den Pastoralbriefen bekannt und brauch-bar war. In fast allen Beispielen sind die Motive in durchaus selbstdndigerManier verarbeitet. Ps-Ignatius beherrscht den fiktiven Still des Ps-Paulus

    als seinen eigenen und verwendet darum zum Teil dieselben Topoi derfalschenden Briefschreibung.

    Man tut also einen kleinen Einblick ins Falscher-Milieu der alten

    Kirche. Noch im 4. Jahrhundert konnte man eine ahnliche Fiktion an-

    fertigenwie am

    Anfangdes 2. Jahrhunderts

    (diesmalnur mit der Person

    des Ignatius statt des Paulus). Die neutestamentlichen Falsa sind also

    ausgesprochen aussichtsreiche Fdlschungen gewesen, wenn ein vergleich-barer Versuch sogar noch so spat mit Erfolg gemacht werden konnte.Fiir die Pastoralbriefe zeigt sich speziell, daB ihr gefdlschter Stil sichzur Fortsetzung anbot und eignete, weil er offenbar gefragte Topoi ent-hielt und bestimmte "zeitlose" Ziele und Tendenzen eingefangen hatte.

    Aber selbstredend gibt es Fdlschungen mit anderen Interessen und auchmit ganz anderen Ausdrucksformen, von denen aus die Techniken der

    Ps-Ignatianen und der Pastoralbriefe uninteressant waren.22

    D 8411 Lorenzen, Sonnenstrasse 21

    21 Auch seine Begrfndung mit dem Gutsein der Sch8pfung (ebd. 1,2) ist addquat,weil 1 Tim. 5,23 wahrscheinlich doch auf dem Hintergrund von 1 Tim. 4,3-5 zu lesenist.

    22 Man vergleichez.B. die ebenfalls mehrteilige Fiktion einer Korrespondenz desDionysios v.Al. mit Paul von Samosata aus dem 4. Jahrhundert (E. Schwartz, Einefingierte Korrespondenzmit Paulus dem Samosatener, Sitz. Ber. Bayer. Ak. 1927/3

    [Miinchen 1927]bes. 53-55) oder die Texte und Beobachtungen bei L.Saltet, Fraudeslitt6raires des schismatiquesluciferiens aux lye et Vesiecles, Bull. Litt. Eccl. 3,8 (1906)300-326.