Broschüre genossenschaft sind wir

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Die Raiffeisen- Genossenschaften in Südtirol Genossenschaft sind wir Internationales Jahr der Genossenschaften I.P.

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Die Raiffeisen Genossenschaften in Südtirol (2012)

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Die Raiffeisen- Genossenschaften

in Südtirol

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Internationales Jahr der Genossenschaften

I.P.

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Das Internationale Jahr der Genossenschaften

Die Vereinten Nationen haben 2012 zum „Internationalen Jahr der Genos-senschaften” ausgerufen und damit erstmals eine Unternehmensform zum Jahresthema gemacht. Genossenschaften gelingt es, Wirt-schaftlichkeit und soziale Verantwor-tung zu verbinden, begründet UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Entscheidung. Mit dieser Aktion wird der Weltgemeinschaft aufgezeigt, dass Genossenschaften in vielen Län-dern einen wichtigen Beitrag zur wirt-schaftlichen und sozialen Entwicklung leisten und so zu einer besseren Welt beitragen. Genossenschaften stehen für Hilfe zur Selbsthilfe. Auf der Basis von selbstverantwortlichem Handeln wird Wirtschaft gestaltet. Heute gibt es weltweit in 100 Staaten Genossenschaften mit 800 Millionen Mitgliedern.

In Südtirol sind Genossenschaften seit eineinhalb Jahrhunderten als tra-gende Säulen fest im Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge verankert. Von den derzeit über 900 Genossen-schaften ist jede dritte dem Raiffei-senverband angeschlossen. Die Broschüre zeigt anhand ausge-wählter Beispiele, wie vielfältig das Geschäftsmodell der Genossen-schaft bei Raiffeisen in Südtirol aus-geprägt ist.

Was ist eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft ist der freiwillige Zusammenschluss von Personen, die gemeinschaftlich eine unternehmerische Tätigkeit aufnehmen, welche sie alleine nur schwer oder überhaupt nicht aus-üben könnten. Im Mittelpunkt steht die wirtschaftliche Förderung und gegenseitige Unterstützung der Mitglieder.

Impressum Herausgeber: Raiffeisenverband Südtirol Genossenschaft, Raiffeisenstraße 2, Bozen, www.raiffeisenverband.it. Layout: iD-Creativstudio, Meran, www.id-creativstudio.it, Druck: Europrint OHG, Vahrn. Datenstand: Juni 2012

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.”

Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888), Sozialreformer und Genossenschaftsgründer

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„Das Internationale Jahr der Genossenschaften bietet uns eine besondere Chance, das Erfolgsmodell der

Genossenschaften noch bekannter zu machen.“

Heiner Nicolussi-Leck, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol

Genossenschaften Die Raiffeisen-Genossenschaften in Südtirol

Die Südtiroler Raiffeisenorganisation zählt derzeit 343 Genossenschaften, 26 Körperschaften und 122.000 Einzelmitglieder. Sie ist mehrstufig aufgebaut, wobei die einzelnen Primärgenossenschaften der verschiedenen Sektoren die Basis bilden. Diese sind eigenständige Unternehmen und arbeiten nach den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstverantwortung, der Solida-rität und Subsidiarität. Unterstützt werden sie von verschiedenen Verbänden und Konsortien, den sogenannten Körperschaften zweiten und dritten Grades. Derlei übergeordnete Organisationseinheiten sind beispielsweise der Verband der Kellereigenossenschaften, die Erzeugerorganisationen VOG und VI.P, der Sennereiverband, die Raiffeisen Landesbank und andere. Als Dach über allem steht der Raiffeisen verband. Er ist Interessenvertreter, Dienstleister und Re-visionsorgan. Erst die mehrstufige Organisationsform ermöglicht die Eigen-ständigkeit der Mitgliedsgenossenschaften, verringert ihr unternehmerisches Risiko und gewährleistet eine optimale Präsenz auf dem Markt.Heute bieten die Raiffeisen-Genossenschaften 8.000 attraktive Arbeitsplätze, weisen eine Gesamtbilanz von 14 Milliarden Euro auf und bilden mit acht Prozent der Wirtschaftsleistung Südtirols einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im Land.

Raiffeisenkassen47

Obst- und Saatbaugenossenschaften

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Kellereigenossenschaften15

Molkereigenossenschaften15

Konsum- und Bezugsgenossenschaften

13

Wassergenossenschaften15

Energiegenossenschaften61

Wohnbaugenossenschaften33

Kindergarten- und Kulturheimgenossenschaften

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Sozialgenossenschaften15

Sonstige Genossenschaften71

Genossenschaftsverbände13

Körperschaften ohne Revisionspflicht

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Die Mitglieder des Raiffeisenverbandes Südtirol

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Die Raiffeisenkassen

Die 47 Südtiroler Raiffeisenkassen sind heute mit 194 Schalterstellen in 107 der 116 Gemeinden des Landes vertreten. Sie haben das dichteste lokale Schalternetz und sind in fast allen Orten und Tälern für die Menschen da. Gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank Südtirol sind die Raiffeisenkas-sen seit Jahren marktführend bei den Einlagen und Krediten. Als Genossen-schaftsbanken sammeln sie Spargelder vor Ort und vergeben sie als Kredite im Tätigkeitsgebiet. Das schafft Sicherheit für die Mitglieder und Kunden. Das Geld wird also wieder dort investiert, wo es verdient wird. Ziel des genossen-schaftlichen Geld- und Kreditgeschäfts ist die Förderung der Mitglieder und der örtlichen Gemeinschaft und nicht die Gewinnspekulation. Als moderne Fi-nanzdienstleister bieten die Raiffeisenkassen bedarfsorientierte Dienstleistun-gen und Produkte in den Bereichen Sparen, Anlegen, Finanzieren, Absichern und Vorsorge an. Heute ist jeder zehnte Südtiroler Mitglied einer Raiffeisen-kasse und entscheidet somit über die Entwicklung und Ausrichtung seiner Kasse mit.

Als Genossenschaftsbanken sind die Raiffeisenkassen in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet.

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Die Raiffeisenkassen in Zahlen

• Direkte Kundeneinlagen: 8,8 Mrd. Euro • Direkte Kundenausleihungen: 9,1 Mrd. Euro • Eigenkapital: 1,7 Mrd. Euro• Mitglieder: 55.617

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„Die Genossenschaften sind ein konkreter Ausdruck der gemeinsamen sozialen Verantwortung für Land und Leute. Ohne das

genossenschaftliche Unternehmensmodell sähe Südtirol anders aus.“

Luis Durnwalder, Landeshauptmann von Südtirol

Die Raiffeisenkassen

Frau Krechel, worin se-hen Sie die wichtigsten Aufgaben einer Raiffei-senkasse?Die Hauptaufgabe besteht sicherlich darin, sich noch mehr auf unsere Kernaufga-ben zu konzentrieren, also im Tätigkeitsgebiet Einlagen zu sammeln und die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Und: Wir müssen die Mitglie-der und Kunden noch mehr informieren, damit die Zu-sammenhänge besser ver-standen werden.

Als Genossenschaftsbank fördert die Raiffeisenkasse die örtlichen Wirtschafts-kreisläufe. Wie geschieht das in der Praxis?Wir konzentrieren unsere Beratung und Betreuung so-wohl im Privat- als auch im Firmenkunden geschäft auf

Ansässige in unserem Tätig-keitsgebiet von Karneid, Völs am Schlern und Tiers. Unsere Einlagen, die großteils von Pri-vatkunden stammen, verwen-den wir wiederum, um z. B. den privaten Wohnbau, betriebli-che Investitionen, Bauprojekte usw. in den drei Gemeinden zu finanzieren. Damit sind die Unternehmen imstande, die Beschäftigung aufrechtzu-erhalten, was wiederum den Konsum garantiert. Als Raiff-eisenkasse legen wir großen Wert darauf, dass die Geld-flüsse nachvollziehbar sind. Die Mitglieder und Kunden wollen wissen, was mit ihrem Geld geschieht.

Wie fördert die Raiffei-senkasse speziell ihre Mitglieder?Neben der wirtschaftlichen Förderung des Tätigkeitsge-

bietes hat die Förderung der Mitglieder einen sehr hohen Stellenwert, denn ohne Mit-glieder gibt es keine Genos-senschaft und damit auch keine Raiffeisenkasse! Aus diesem Grund gewähren wir wirtschaftliche Vorteile bei bestimmten Produkten, or-ganisieren Informationsver-anstaltungen, ehren lang-jährige Mitglieder bei der Vollversammlung, unterneh-men Mit gliederfahrten und einiges mehr. In erster Linie möchten wir den Mitgliedern aber das genossenschaftli-che Erfolgsmodell und des-sen Werte näher bringen. Auf der anderen Seite för-dern wir mit einem Teil der erwirtschafteten Gewinne die örtlichen Vereine.

„Ohne Mitglieder gibt es auch keine Raiffeisenkasse“Die Raiffeisenkasse muss sich heute noch mehr auf ihre Kernkompetenzen als Genossenschaftsbank konzentrieren, meint Direktorin Martina Krechel.

Martina Krechel, Direktorin der Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten 5

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Die Genossenschaften in der Landwirtschaft

Wer einen Joghurt isst, weiß vielleicht gar nicht, dass er von einer heimischen Genossenschaft stammt. Tatsächlich liegen die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung der Südtiroler Milch heute zu 100 Prozent in genossenschaft-licher Hand; in der Obstwirtschaft sind es 90 Prozent und in der Weinwirt-schaft 70 Prozent. Daneben ist auch die Viehwirtschaft mit ihren Zuchtverbän-den vorwiegend genossenschaftlich organisiert. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften sind von großer sozioökono-mischer Bedeutung, weil sie hochwertige Nahrungsmittel liefern und den ländlichen Raum lebensfähig halten. Ohne die Genossenschaften hätte die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Südtirol kaum Überlebenschancen. Schon vor 150 Jahren hat man das erkannt. Durch die Bündelung der Kräfte kön-nen Produkte wettbewerbsfähig und kostengünstiger hergestellt, verarbeitet und vermarktet werden. Somit lässt sich für die Mitglieder ein entsprechender Mehrerlös erzielen. Ebenso können durch den gemeinsamen Einkauf landwirt-schaftliche Bedarfsartikel günstiger erworben werden.

Landwirtschaftliche Genossenschaften lie-fern hochwertige Nahrungsmittel und halten den ländlichen Raum lebensfähig.

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Beispiele

• Obst-, Kellerei- und Saatbaugenossenschaften

• Sennereigenossenschaften• Viehzuchtgenossenschaften• Agrargenossenschaften

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„Der Erfolg der Raiffeisen-Genossenschaften beruht auf der Verbindung von genossenschaftlichen Werten und

betriebswirtschaftlichem Denken.“

Paul Gasser, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol

Die Genossenschaften in der Landwirtschaft

Herr Plattner, was ist das Konzept der Wipplamb?Wir sind 16 Mitglieder, groß-teils reine Schafbauern im Nebenerwerb, und halten 600 Lämmer. Unser Ziel ist die ge-meinsame Vermarktung des Fleisches und veredelter Pro-dukte. Dabei setzen wir auf Qualität, nicht auf Masse, ver-zichten auf Silage, legen Wert auf naturnahe Landwirtschaft, die Alpung der Schafe und eine tiergerechte Schlachtung.

Warum ist dafür gerade eine Genossenschaft geeignet?Über die Genossenschaft hal-ten wir die Kontrolle vom Hof bis zum Endverbraucher in un-seren Händen und können auf Rückmeldungen der Kunden direkt reagieren. Zudem wol-len wir unsere Qualität selbst

definieren und unabhängig von Zwischenhändlern blei-ben. Durch den Zusammen-schluss erreichen wir auch eine bessere Wertschöpfung.

Wie erzielen Sie die größt-mögliche Wertschöpfung für die Mitglieder?Wir setzen voll auf die Direkt-vermarktung und verkaufen un-ser Fleisch möglichst direkt an unsere Kunden. Unser Haupt-kunde ist die gehobene Gas-tronomie. Als Genossenschaft können wir auch größere Kun-den kontinuierlich beliefern. Im Sommer machen wir erste Ver-suche mit dem Bauernmarkt.

Welche Bedeutung mes-sen Sie der Regionalver-marktung bei?Wir setzen auf unsere lokalen Wirtschaftskreisläufe, deren

Wert noch weiter steigen wird. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus wichtig. Unsere Kunden aus der Gastronomie schätzen die hundertprozen-tige Rückverfolgbarkeit eines jeden Lammes. Wir wollen aber auch die breite Bevöl-kerung mit Qualitätslamm-fleisch versorgen und haben erste Kontakte zu Gemein-den und zur Bezirksgemein-schaft geknüpft, da lokale Kreisläufe auch für Mensen in Kindergärten, Schulen und Altersheimen eine Rolle spie-len sollten. Von der Vernet-zung mit anderen Direktver-marktern im Wipptal erwarten wir uns Synergieeffekte im Marketing unserer Produkte und für den Aufbau des Bau-ernmarktes.

„Wir setzen auf die lokalen Wirtschaftskreisläufe“Bauern aus dem Wipptal haben im Vorjahr die landwirtschaft-liche Genossenschaft „Wipplamb“ gegründet, um das Fleisch ihrer Lämmer und Schafe regional zu vermarkten. Das Echo der Kunden ist positiv, sagt Obmann Alexander Plattner.

Alexander Plattner, Obmann der „Wipplamb“ 7

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Die Energiegenossenschaften

Die heimischen Energiegenossenschaften gewinnen immer mehr an wirt-schaftlicher und gesellschaftspolitischer Bedeutung. Denn noch nie war Ener-gie so wertvoll wie heute. Vor allem, wenn sie aus erneuerbaren und sauberen Energiequellen stammt. Bereits seit 100 Jahren erzeugen Energiegenossen-schaften aus der heimischen Wasserkraft sauberen Strom.Dem Raiffeisenverband Südtirol gehören heute 61 Energiegenossenschaften an, darunter 29 E-Werke, 24 Fernheizwerke und 8 Biogasgenossenschaften. Sie setzen auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung, kontrollieren die Produktion und Verteilung selbst und können ihre Energie al-les in allem bis zur Hälfte billiger anbieten als weltweit tätige Energiekonzerne. Im Jahr 2010 erzeugten sie insgesamt 226 GWh elektrische und 322 GWh thermische Energie. Mittlerweile produzieren neben den Energiegenossen-schaften auch immer mehr Obst- und Molkereigenossenschaften Strom über die auf den Dächern der Betriebshallen installierten Fotovoltaikanlagen.

Die Energiegenossenschaften bieten saubere und kostengünstige Energie vor Ort.

Die Energiegenossenschaften in Zahlen

• 61 Energiegenossenschaften• 19.000 Endverbraucher• 13.000 Mitglieder• 226 GWh Stromerzeugung• 322 GWh Wärmeverkauf• 33,3 Mio. Euro Erlöse aus Energieverkauf

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„Das Genossenschaftsmodell bietet im Gegensatz zu den anderen, heute vorwiegend unternehmerischen, Modellen die

notwendigen Voraussetzungen, eine unternehmerische Tätigkeit nachhaltig auszuüben.“

Roberto Bizzo, Landesrat für Innovation, Informatik,

Arbeit, Genossenschaften und Finanzen

Die Energiegenossenschaften

Herr Brunner, bei der EUM ist der Name auch Programm.Ja. Das „E“ steht für Ener-gie, wir garantieren eine ei-genständige, unabhängige und kostengünstige Strom- und Wärmeversorgung. „U“ steht für Umwelt, wir liefern saubere und erneuerbare Energie. „M“ steht für Moos in Passeier, wir wollen den Standort Hinterpasseier auf-werten.

Warum liegt ihr Strompreis 50 bis 60 Prozent unter dem gesetzlichen Tarif? Ein Grund für die günstigen Mitgliedertarife ist unsere Un-abhängigkeit. Wir können ne-ben dem Strompreis auch die Grundgebühr selbst festlegen.

Als Genossenschaft sind wir nicht gewinnorientiert. Der Preis für die Mitglieder errechnet sich aus den an-fallenden Stromgestehungs-kosten, ohne dafür einen Aufschlag zu berechnen.

Warum kann gerade eine Genossenschaft eine gute Energieversorgung in einem strukturschwa-chen Berggebiet garan-tieren?Durch den Ausbau der Was-serkraft ist das Hinterpas-seier energieautark. Wir sind von Störungen außerhalb unseres Netzes nicht betrof-fen. Wir haben viel in die un-terirdische Verkabelung der Stromleitungen investiert, ein zentrales Netzleitsystem installiert und so die Versor-

gungssicherheit gesteigert. Als örtliches Energieunter-nehmen sind wir bei Proble-men schnell vor Ort.

Die EUM übernimmt auch Zusatzaufgaben für die Allgemeinheit. Warum?Wir halten im Auftrag der Gemeinde die Wanderwege instand, haben die Projektie-rung einer neuen Tankstel-le in Auftrag gegeben und möchten in absehbarer Zeit allen Haushalten und Betrie-ben im Hinterpasseier einen Internetzugang zur Verfü-gung stellen. Unser Einsatz kommt letztlich wieder allen Mitgliedern zugute.

„Garantiert günstige und sichere Energieversorgung“Die Energie- und Umweltbetriebe Moos in Passeier (EUM) versorgen über 700 Haushalte und Betriebe im Hinterpasseier mit umweltfreundlichem Strom. Über ein Heizwerk in Pfelders beliefern sie die dortigen Mitglieder auch mit Wärmeenergie.

Hubert Brunner, Geschäftsführer der Energiegenossenschaft EUM 9

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Die Konsum- und Bezugsgenossenschaften

Die Konsum- und Bezugsgenossenschaften versorgen ihre Mitglieder zu gün-stigen Preisen mit Waren und Dienstleistungen aller Art für den täglichen Be-darf. Dabei können sie auch Güter verkaufen, die von den Mitgliedern produ-ziert werden. Sie sind eng mit der Bevölkerung verbunden und garantieren eine funktionierende Nahversorgung. Das Angebot ist hochwertig und vielsei-tig und reicht von Haushaltswaren, Lebensmitteln, Tierfutter und Maschinen bis zu Gartenartikeln. Die Konsum- oder Bezugsgenossenschaften stehen im Dienst der Verbraucher, Produzenten und der regionalen Wirtschaft. Als Mit-glied ist man nicht nur Kunde, sondern entscheidet direkt über die Entwicklung der Genossenschaft mit. Konsum- und Bezugsgenossenschaften von Raiffei-sen gibt es heute in Eppan, Kastelruth, Kurtatsch, Laas, Leifers, Moos in Pas-seier, Pichl-Gsies, Salurn, Tramin, Vahrn und Völs.

Der Kontakt von Mensch zu Mensch spielt in der Genossenschaft noch eine große Rolle.

Beispiele

• Konsumgenossenschaften im Lebensmitteleinzelhandel• Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaften• Genossenschaftlich geführte Mensen• Wassergenossenschaften

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„Als Finanzdienstleistungs-Zentrum stellt die Raiffeisen Landesbank den Raiffeisenkassen Bankdienstleistungen zur Verfügung, verschafft ihnen

Zugang zu den internationalen Finanzmärkten und unterstützt sie dabei, die heimische Wirtschaft zu stärken.“

Michael Grüner, Präsident der Raiffeisen Landesbank Südtirol

Die Konsum- und Bezugsgenossenschaften

Herr Schieder, welche Bedeutung hat die Kon-sumgenossenschaft für Kastelruth? Karl Schieder: Der „Konsum Markt“ wird als einheimisches Geschäft gesehen, das in den Händen der Bevölkerung liegt. Die Bedeutung lokaler Pro-dukte und kurzer Transport-wege steigt. So konnten auch der lokale Metzger und Bäcker eingebunden werden. Nach wie vor sind wir der erste An-sprechpartner für unsere Bau-ern und wir sehen uns verstärkt als Bindeglied zwischen Land-wirtschaft und Konsumenten.

Herr Silbernagl, was ist der Unterschied zwischen dem „Konsum Markt“ und einem Supermarkt?Martin Silbernagl: Wir haben

neben dem Supermarktsorti-ment eine Landwirtschafts-, Eisenwaren- und Gartenab-teilung sowie einen Speziali-tätenbereich. Unser Sortiment ist reich an biologischen und fairen Produkten. Wir geben einheimischen Produkten klar den Vorzug. In die Führung des Geschäfts fließen stark Umwelt- und soziale Aspekte mit ein. Zudem trifft bei uns die wichtigsten Entscheidungen die Vollversammlung und somit die Bevölkerung.

Die Konsumgenossen-schaft vermarktet auch Erzeugnisse der Mitglieder.Martin Silbernagl: Ja, uns be-liefern Bauern und bäuerliche Genossenschaften mit vielfäl-tigen Produkten, z. B. Obst und Gemüse, Fleisch, Marmelade ...

Weil wir nicht direkt einer Han-delskette unterstehen, können wir schnell reagieren, sobald ein Bauer eine Ware anbietet, die dann oft schon am Tag der Ernte bei uns im Regal liegt. Das hebt uns von anderen Su-permärkten ab.

Wie fördert die Konsum-genossenschaft ihre Mitglieder konkret? Karl Schieder: Wichtig ist, dass bei uns jeder einkau-fen darf. Bei Erfüllung ge-wisser Bedingungen kann man auch Mitglied werden. Die Mitglieder können das Sortiment mitbestimmen und genießen wirtschaftliche Vor-teile wie spezielle Sonderak-tionen und Rückvergütungen auf den Umsatz in Form von Einkaufsgutscheinen.

„Wir sichern die lokale Nahversorgung“Die Konsumgenossenschaft Kastelruth zählt über 400 Mit-glieder, bietet ein breites Warensortiment mit Schwerpunkt auf besonderen Produkten, bindet die heimischen Produ-zenten ein und steht als Garant für die Nahversorgung.

Karl Schieder, Martin Silbernagl Obmann und Geschäftsführer der Konsumgenossenschaft Kastelruth

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Die Sozialgenossenschaften

Sozialgenossenschaften fördern im öffentlichen Interesse die menschliche Entwicklung und die soziale Integration von gesellschaftlich benachteiligten Menschen. Sie werten deren Qualitätspotenziale auf und bieten geeignete Lö-sungen für deren Bedürfnisse. Dabei gibt es zwei Arten von Sozialgenossen-schaften. Zum einen jene, die soziale, gesundheits- und erziehungsbezogene Dienstleistungen anbieten. Beispiele sind die Senioren- oder Kinderbetreu-ung, die Führung von Alters- und Pflegeheimen, Kindertagesstätten oder Aus- und Weiterbildungsgenossenschaften. Und zum anderen gibt es Sozialgenos-senschaften, die in verschiedenen Wirtschaftssektoren tätig sind und dabei auf die Arbeitseingliederung von sozial benachteiligten Personen ausgerichtet sind, die mindestens 30 Prozent der Arbeitnehmer der Genossenschaft ausmachen müssen. Typische Einsatzfelder hierfür sind die Führung von Mensen, Werkstät-ten oder Reinigungsunternehmen.

Sozialgenossenschaften bieten ein breites Dienstleistungsspektrum inklusive Kinderbetreuung.

Wissenschaftliche Tagung

Mit der Frage, welchen Beitrag die Genos-senschaften zur nachhaltigen Entwicklung der lokalen Wirtschaftskreisläufe leisten, beschäf-tigt sich eine internationale wissenschaftliche Tagung am 8. und 9. November 2012 in der Eurac Bozen, die vom Raiffeisen verband getragen wird.

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Mehr Infos zur Tagung

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Page 13: Broschüre genossenschaft sind wir

„Die Vermarktung der Südtiroler Äpfel ist mit einem über 90-prozentigen Anteil an der Produktion genossenschaftlich organisiert. Dies beweist, wie sinnvoll der Zusammenschluss vieler kleiner Produzenten zu einer

schlagkräftigen Organisation für die Vermarktung ist.“

Georg Kössler, Obmann des Verbandes der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG

Die Sozialgenossenschaften

Frau Zambelli-Gat, wofür steht die Sozialgenos-senschaft „Die Kinder-freunde Südtirol“?Wir gehören in Südtirol zu den führenden Dienstleistern im Bereich Work-Life-Ba-lance. Wir stehen dafür, dass Erwerbstätigkeit und ein ge-lingendes privates Leben sich wechselseitig positiv bedin-gen. Wir arbeiten mit Politik und Verwaltung zusammen, um attraktive, flexible und pä-dagogisch wertvolle Betreu-ungsangebote zu schaffen.

Welche Dienstleistungen bieten Sie konkret?In den Kleinkindertagesstät-ten finden Kinder von neun Monaten bis drei Jahren eine konstante Betreuung in alters-gemischten Gruppen. In der Nachmittagsbetreuung treffen

sich Grund- und Mittelschüler zum Mittagstisch, zu den Haus-aufgaben und zur Freizeitge-staltung. In der Sommerbetreu-ung erleben Kinder kreative Ferien. Zudem bieten wir Kin-deranimation für Firmen, Mes-sen, Vereine und Museen an.

Warum benötigen immer mehr Familien eine orga-nisierte Kinderbetreuung?Die Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf ist eine der wesentlichsten Herausfor-derungen für Eltern. Ein ver-ändertes Rollenverständnis, wirtschaftliche Notwendig-keit und mehr Alleinerzie-hende haben dazu geführt, dass viele Eltern Beruf und Kinderbetreuung miteinan-der vereinbaren müssen. Dazu bedarf es neuer Model-le der familienergänzenden

Kinderbetreuung, die die El-tern unterstützen.

Pädagogische Einrichtun-gen wie die Ihre werden also immer wichtiger?Ja, denn sie bilden einen wichtigen außerfamiliären Be-gegnungsraum für Kinder und übernehmen jene Aufgaben, die früher die Großfamilie er-füllte. Der offensichtlichste Nutzen von Betreuungsein-richtungen wie der unseren ist, dass Eltern in Ruhe und mit gutem Gewissen ihrer Ar-beit nachgehen können und wissen, dass ihr Kind in guten Händen ist. Dabei ist es uns ein Anliegen, Kinder aller drei Landessprachen, Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder mit besonderen Be-dürfnissen gemeinsam zu be-treuen und zu fördern.

„Wir stehen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“Die Sozialgenossenschaft „Die Kinderfreunde Südtirol“ ist auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert und hat ein Netzwerk von 60 Standorten aufgebaut. 2.200 eingeschriebene Familien nutzen heute das Angebot.

Evi Maria Zambelli-Gat, Obfrau der Sozialgenossenschaft „Die Kinderfreunde Südtirol“ 13

Page 14: Broschüre genossenschaft sind wir

Die Produktions- und Arbeitsgenossenschaften

In den Produktions- und Arbeitsgenossenschaften arbeiten die Mitglieder sel-ber mit, sind also Unternehmer und Arbeitsnehmer in einer Person. Sie teilen die Arbeiten untereinander auf und organisieren ihre Tätigkeit selbst. Diese Genossenschaftsform ist vor allem im Bereich des Handwerks (z. B. Tisch-lereien) oder im Dienstleistungssektor (z. B. Reinigungsdiensten) üblich. Der Zweck von Produktions- und Arbeitsgenossenschaften liegt darin, den Mit-gliedern eine dauerhafte Beschäftigung unter günstigen Rahmenbedingungen wie ein angemessenes Einkommen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Arbeitsgenossenschaften werden teilweise auch bei Be-triebsstilllegungen aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen fehlender Nach-folge gebildet. In diesem Fall übernehmen die entlassenen Arbeitnehmer den Betrieb und führen ihn weiter.

StartUP

Sie haben eine gute Geschäftsidee und möchten sie in Form einer Genossenschaft umsetzen? StartUP, die Anlaufstelle für Genossenschaftsgründung im Raiffeisenver-band, berät Interessierte und Initiatoren von Genossenschaften in betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Fragen.

Im Team der Tischlerei Passeier sind ein Teil der Mitarbeiter zugleich auch Mitglieder und damit Inhaber des Betriebes.

Mehr Infos zu StartUP

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Page 15: Broschüre genossenschaft sind wir

„Ich bin davon überzeugt, dass die Genossenschaften, früher wie heute, moderne Strukturen sind, die einen bedeutenden

Mehrwert für alle Mitglieder schaffen.“

Joachim Reinalter, Obmann des Sennereiverbandes Südtirol

Die Produktions- und Arbeitsgenossenschaften

Herr Ennemoser, warum wurde die Tischlerei Pas-seier als Arbeitsgenos-senschaft gegründet?Unsere Tischlerei wurde be-reits 1966 gegründet. Die zehn Gründungsmitglieder erkannten früh, dass durch den Zusammenschluss zu einer Genossenschaft Per-sonal- und Maschineneinsatz besser genutzt und so kun-denorientierter und günstiger produziert werden kann.

Sind alle Mitarbeiter gleichzeitig auch Mit-glieder der Arbeitsge-nossenschaft? Nur zu einem Teil. Unse-re Tischlerei hat derzeit 29 Mitarbeiter, acht davon sind gleichzeitig auch Mitglieder. Diese bilden im Grunde das

Führungsteam und sind in verschiedenen Betriebsbe-reichen tätig, sei es im Ein-kauf, im Vertrieb oder als Vorarbeiter in der Werkstatt, wo sie auch Verantwortung übernehmen. Damit sind alle wichtigen Bereiche des Be-triebes vertreten, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen.

Welche Vorteile bieten sich einem Tischlereibe-trieb als Genossen-schaft?Heute sehe ich den großen Vorteil vor allem in der Mit-gliedschaft beim Raiffeisen-verband, der ein kompetenter und verlässlicher Partner in allen Verwaltungsfragen ist. Ansonsten haben wir als Ge-nossenschaft keine wesent-

lichen Vorteile, etwa gegen-über anderen Rechtsformen, nachdem mittlerweile der Großteil unserer Mitarbeiter Nicht-Mitglieder sind.

Wie kommt die Tisch-lerei Passeier ihrem genossenschaftlichen Förderauftrag nach?In erster Linie wollen wir die Motivation, die Weiterbildung und soziale Kompetenz un-serer Mitarbeiter fördern und ihnen einen sicheren Arbeitsplatz bieten. Als Ge-nossenschaft sehen wir uns aber auch verpflichtet, in un-serer Umgebung wirtschaft-liche, kulturelle und soziale Beiträge zu leisten. Ganz konkret heißt dies, dass wir verschiedene Vereine im Tal unterstützen.

„Als Mitglieder tragen wir die Verantwortung“Die Tischlerei Passeier wurde in den Sechzigerjahren von mehre-ren Tischlern als Arbeitsgenossenschaft gegründet. Heute bilden die Mitglieder, allesamt Tischler, das Führungsteam der Genossen-schaft, die einen Jahresumsatz von zwei Millionen Euro macht.

Manfred Ennemoser, Obmann der Arbeitsgenossenschaft Tischlerei Passeier 15

Page 16: Broschüre genossenschaft sind wir

Die Dienstleistungsgenossenschaften

Dienstleistungsgenossenschaften werden gegründet, um den Mitgliedern ver-schiedene Dienstleistungen bereitzustellen. Sie bieten sich an, um Dienste der öffentlichen Hand oder übergemeindliche Dienste in Zusammenarbeit mit Ver-einen oder anderen Gemeinden zu organisieren. So kann eine Kulturhausge-nossenschaft das Kulturhaus der Gemeinde oder eine Sportgenossenschaft die öffentlichen Sportanlagen führen, die meist der Gemeinde gehören. Auch die Führung von Betrieben zur Abwasserreinigung oder Müllentsorgung kann über eine Dienstleistungsgenossenschaft organisiert werden. Auf der anderen Seite können auch Betriebe und Freiberufler Dienstleistungsgenossenschaften gründen. So werden beispielsweise Taxigenossenschaften gegründet, welche die Funkzentralen der Taxiunternehmen betreiben. Durch die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Betriebe, öffentlichen Körperschaften oder Freiberufler über eine Dienstleistungsgenossenschaft können Größenvorteile, Synergieef-fekte und Einsparungspotenziale genutzt werden.

Athleten aus aller Welt kommen jährlich zum Trainieren und zu den Wettkämpfen in die Arena Ritten in Klobenstein.

Beispiele

• Taxigenossenschaften• Sportgenossenschaften• Kulturhausgenossenschaften• Umwelt-/Abwassergenossenschaften

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Page 17: Broschüre genossenschaft sind wir

„Das Genossenschaftssystem mit seinen Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität ist Voraussetzung für die Existenzsicherung für eine Vielzahl von kleinen Produzenten im Vinschgauer Obst- und

Gemüseanbau.“

Karl Dietl, Obmann des Verbandes der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P

Die Dienstleistungsgenossenschaften

Herr Treibenreif, warum hat man sich zur Füh-rung der Arena Ritten für eine Genossenschaft entschieden?Peter Treibenreif: Durch den Bau der Eishalle und der Sportgebäude ist die Sport-zone enorm angewachsen. Bis 2010 wurden die Sportan-lagen vom Sportverein „Ritten Sport“ geführt. Die Vereins-struktur war für die Führung solcher großer Anlagen aber nicht mehr geeignet und so hat man sich für die Genos-senschaft als neue Gesell-schaftsform entschieden.

Herr Vigl, was sind die Aufgaben der Sportge-nossenschaft?Elmar Vigl: Wir führen und verwalten die Sportanlagen der Arena Ritten bzw. der

Sportzone Ritten. Das heißt, wir vermieten Eishalle, Eisring, Tennisplätze und Fußballfeld an die eigenen Mitglieder und an Externe, zudem füh-ren wir ein Fitnesscenter. Mit der Gemeinde haben wir eine Konvention abgeschlossen. Außerordentliche Instandhal-tungsarbeiten und Erweite-rungsarbeiten übernimmt die Gemeinde, Malerarbeiten und kleinere Reparaturen zum Beispiel die Genossenschaft.

Wie profitiert die Öf-fentlichkeit von der Zusammenarbeit mit der Gemeinde?Peter Treibenreif: Wir wol-len die Sportstrukturen nicht nur erhalten, sondern vor allem auch aufwerten, etwa durch Veranstaltungen. In die Sportanlagen fließen viele

öffentliche Gelder. Deshalb ist es unser Ziel, die Anlagen allen zugänglich zu machen, egal ob im Breiten-, Profi- oder Schulsport.

Die Arena verfügt über die schnellste 400-Me-ter-Freiluftbahn der Welt. Was bedeutet das an Renommee?Peter Treibenreif: Der Eisring ist unser Aushängeschild! Jedes Jahr kommen Ath-leten aus aller Welt zu uns. Hier wurden schon eine EM, die Junioren-WM und meh-rere Weltcups ausgetragen. Die Berichterstattung dar-über ist eine unbezahlbare Werbung für uns.

„Wir wollen die Sportanlagen allen zugänglich machen“Sportvereine und Privatpersonen haben im Vorjahr die Sport-genossenschaft Ritten gegründet, um die Sportzone in Kloben-stein zu führen, den Mitgliedern günstige Bedingungen für die Sportausübung zu bieten und die Sportanlagen aufzuwerten.

Peter Treibenreif, Elmar Vigl Obmann und Geschäftsführer der Sportgenossenschaft Ritten

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Page 18: Broschüre genossenschaft sind wir

Die Wohnbaugenossenschaften

Wohnbaugenossenschaften werden von Bürgern gegründet, um sich ein Ei-genheim zu errichten, das günstiger ist als auf dem freien Immobilienmarkt. Eine Wohnbaugenossenschaft plant, organisiert und führt den Bau im Auftrag der Mitglieder durch und übergibt ihnen nach der Fertigstellung die Eigentums-wohnungen. Alle Mitglieder sind direkt für die Baukosten wie Projektierung, Bau, Infrastruktur, Versicherungen und Verwaltung verantwortlich. Mitglieder einer Wohnbaugenossenschaft zahlen nur die tatsächlich angefallenen Kosten der Immobilie. In Südtirol erhalten die Wohnbaugenossenschaften von den Gemeinden in erster Linie gefördertes Bauland zugewiesen. Dabei werden die Genossenschaften bei der Erstellung der Rangordnung gegenüber Ein-zelgesuchstellern bevorzugt. Die Mitglieder müssen in der jeweiligen Gemein-de ansässig sein oder den Arbeitsplatz dort haben und eine entsprechende Punktezahl erreichen.

Wohnbaugenossenschaften ermöglichen heute gutes und kostengünstiges Wohnen.

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Page 19: Broschüre genossenschaft sind wir

„Unsere Mitgliedsbetriebe stellen eine Garantie für Qualität und Leistungsfähigkeit dar. Die Genossenschaften haben

in den letzten 100 Jahren bewiesen, dass sie gerade auch in Krisenzeiten Erfolgsmodelle sind.“

Anton Zublasing, Präsident des Verbandes der Kellereigenossenschaften Südtirols

Die Wohnbaugenossenschaften

Frau Ramoser, warum haben Sie sich für das genossenschaftliche Bauen entscheiden?Weil es sich für uns einfach ausgezahlt hat! Gemeinsam waren wir für Planer und grö-ßere Firmen die interessan-teren Vertragspartner als als Einzelantragsteller. Durch das Gesamtvolumen konnten wir große Mengen erreichen und Kosten sparen. Neben dem finanziellen Nutzen erscheint mir aber der soziale Faktor nicht weniger wichtig. Wir mussten uns zusammenrau-fen und Kompromisse ein-gehen. Das Bauen in der Genossenschaft ist ein gutes Übungsfeld für das spätere Zusammenleben in einem Kondominium.

In der Wohnbaugenos-senschaft müssen Ent-scheidungen gemeinsam getroffen werden. Die wichtigsten Entschei-dungen haben wir alle ge-meinsam in der Vollversamm-lung getroffen. Kleinere Maß nahmen beschloss der Vorstand – immer vor dem Hintergrund des maximalen Vorteils für alle Mitglieder. Durch Überzeugungsarbeit wurden Entscheidungen für alle Mitglieder nachvollziehbar gemacht. Die Kommunikation mit allen Beteiligten ist funda-mental, wird aber oft unterbe-wertet. In unserer Genossen-schaft ist es durch eine offene Kommunikation gelungen, das gemeinsame Ziel in den Vor-dergrund zu stellen.

Was war Ihnen als Ob-frau besonders wichtig?Obfrau zu werden war ei-gentlich nie mein Ziel und ich habe die große Verantwor-tung gespürt. Dabei habe ich es als äußerst wichtig emp-funden, die Anliegen der Mit-glieder zu verfolgen und als Ansprechpartnerin immer da zu sein. Ebenso wichtig wa-ren mir die konstruktive Zu-sammenarbeit und eine gute Arbeitsteilung. Geblieben ist uns allen das gute Klima, das unser Zusammenleben auch heute noch bereichert und bei der Lösung von eventu-ellen Konflikten hilfreich ist. Wir würden unser Eigenheim sicher wieder in einer Wohn-baugenossenschaft errichten.

„Würden sicher wieder in der Genossenschaft bauen“Im Vorjahr konnten die Mitglieder der Wohnbaugenossen-schaft „Gartenweg 2508“ ihre neuen Wohnungen beziehen. Wir haben mit dem Bauen gute Erfahrungen gemacht, sagt Obfrau Anna Maria Ramoser.

Anna Maria Ramoser, Obfrau der Wohnbaugenossenschaft „Gartenweg 2508“ 19

Page 20: Broschüre genossenschaft sind wir

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Abteilung 34 - Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaft

Ripartizione 34 - Innovazione, Ricerca, Sviluppo e Cooperative

Mit freundlicher Unterstützung

„Darum ist mir meine Genossenschaft so wichtig“

Martin Psaier, Oberglarzhof in St. Valentin/Villnöß, Mitglied der Energiegenossenschaft Villnöß

Ich bin seit 1990 Mitglied im E-Werk und beziehe den Strom für meinen Hof. In der Genossenschaft zählt nicht das schnelle Geld, sondern die sichere und günstige Energieversorgung. Als Mitglied kostet mich der Strom nur rund die Hälfte der öffentlichen Tarife. Ebenso wichtig ist mir aber auch ein sauberer Strom, der im eigenen Tal mit unserem eigenen Wasser erzeugt wird. Und bei Stromausfällen oder wenn man Baustrom braucht, kann die Genossenschaft schnell reagieren, weil alles vor Ort ist und nicht irgendwo in der Welt. Oft heißt es, Genossen-schaften seien veraltet. Das Gegenteil ist der Fall. Unsere Genossenschaft ist jedenfalls innovativ unterwegs, es wird gut zusammengehalten und das garantiert den Erfolg!

Erika Pircher, Oberwieshof am Naturnser Sonnenberg, Bergbäuerin und Mitglied der Sennereigenossenschaft Algund

Als ich vor 15 Jahren den Hof meines Vaters übernommen habe, wurde ich Mitglied der Sennereigenossenschaft Algund. Wir haben elf bis zwölf Kühe am Hof und produzieren jährlich im Schnitt an die 65.000 Liter Milch. Der Milchtank wird täglich mit der Seilbahn zur Milchsammelstelle gebracht, von wo ihn der Milchtankwagen zur Sennerei bringt. Ich brauche mich dann um nichts mehr zu kümmern, kann mich auf meine Genossenschaft verlassen. Die Genossenschaft garantiert mir einen angemessenen Auszahlungspreis und ein regelmäßiges Ein-kommen. Für mich ist es auch wichtig zu wissen, dass aus der Milch gute Produkte hergestellt werden. Ich weiß nicht, ob ich meine Arbeit ohne Genossenschaft überhaupt machen könnte.

Walter Torggler, Latzfons, Mitglied und Wasserwart der Beregnungsgenossenschaft Latzfons/Feldthurns

Unsere Beregnungsgenossenschaft zählt 180 Mitglieder und versorgt 320 Hektar in Latzfons, Feldthurns, Verdings, Leitach und Klausen. Das meiste ist Grünland, ein Viertel sind Obst- und Weingüter. Aus den Quellen in 2.000 Metern Höhe können wir genügend Wasser auffangen. Wir brauchen jährlich an die zwei Millionen Ku-bikmeter Wasser. Ohne Wasserversorgung wäre ein Wirtschaften kaum möglich. Klar, dass mir die Beregnungs-genossenschaft viel bedeutet – als Milchbauer, Mitglied und Wasserwart. Müsste jeder einzelne seine eigene Beregnung errichten und um eine Wasserkonzession ansuchen, wäre das schon aus Kostengründen kaum zu bewältigen. In der Genossenschaft verteilen sich Arbeiten und Kosten auf viele Köpfe und davon profitieren alle.

Josefa Pernthaler Anranter, Hienghof in Klausen/Leitach, Weinbäuerin und Mitglied der Kellerei Eisacktal

Der Weinberg erfordert das ganze Jahr über viel Arbeit und Gewissenhaftigkeit, um qualitativ hochwertiges Trau-bengut zu erzielen. Ohne die Kellereigenossenschaft könnten wir Weinbauern unser Produkt nicht vermarkten, und für den fleißigen Einsatz erhalten wir auch einen angemessenen Preis. Die Mitarbeiter der Kellereigenos-senschaft, allen voran der Kellermeister, verarbeiten unsere Trauben mit unermüdlichem Einsatz und großem Fachwissen zu einem Wein von höchster Qualität. Wenn wir dann alle zusammen das Endprodukt im Glas in einer geselligen Runde in der Kellereigenossenschaft verkosten, kommen wir alle zur selben Erkenntnis: Wir haben alles richtig gemacht.

Johann Innerhofer, Neuhäuslhof - Meran, Obstbauer und Verwaltungsrat der Obstgenossenschaft CAFA

Die Genossenschaften leisten einen entscheidenden Beitrag zur Existenzsicherung, auch in unseren meist kleinstrukturierten Obstbaubetrieben. Als Mitglied der Obstgenossenschaft kann ich mich voll auf die Produktion konzentrieren. Verkauf und Vermarktung eigenständig zu bewerkstelligen, wäre heute sicher schwierig. Auch in Sachen Bürokratie leistet die Genossenschaft eine gute Betreuung, denken wir nur an die Einhaltung der GlobalGap-Standards. Ich bin über meine Genossenschaft auch Mitglied der Einkaufsgenossenschaft LEG, über die ich meine landwirtschaftlichen Bedarfsgüter kostengünstiger beziehe. Die Genossenschaft ist sicher ein Geschäftsmodell, auf das man besonders in der Obstwirtschaft schwerlich verzichten könnte.

Fotos: Hermann Maria Gasser