BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

76
O4 2O19

Transcript of BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Page 1: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

O4 2O19

Page 2: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

PROGRAMM APRil

Titón –Tomás Gutiérrez Alea 7Paul-Spiegel-Filmfest 16Fantastische Welten, perfekte illusionen Visuelle Effekte im Film Filmreihe zur Sonderausstellung 24lange Nacht der Museen 37Fiktiva – Media Art Festival 38Erstaufführung 4ONeu restauriert 42

Stummfilm + Musik 44tationen der Filmgeschichte 46ilmclubs: Filme im Original 57ilm-Matinee: Facetten der Humanität 662nd Street Düsseldorf 68ilmklassiker am Nachmittag 7Osychoanalyse & Film 72

SFF4FP

Page 3: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Montags keine Vorstellung

Di Filmklassiker am Nachmittag15:00 13 stÜHle 17

o2 E. W. Emo · D 1938

Stationen der Filmgeschichte 20:00 la guerre Du Feu 49

AM ANFANG WAR DAS FEUERJean-Jacques Annaud · F/CDN 1981 · mit Einführung

Mi Titón - Tomás Gutiérrez Alea19:00 MeMorias Del suBDesarrollo 9

o3 ERINNERUNGEN AN DIE UNTERENTWICKLUNGTomás Gutiérrez Alea · CUB 1968

Eröffnung der Filmreihe mit traditionell kubanischer Live-Musik, Cocktails und kubanischem Essen.

Do Griechischer Filmclub 20:00 oiktos · PITY 59o4 Babis Makridis · GR·PL 2018 · mit Einführung

Fr 42nd Street Düsseldorf: „Flüssigkeiten“2O:3O la CoMtesse noire 69

o5 ENTFESSELTE BEGIERDEJesús Franco · F·B 1973

42nd Street Düsseldorf: „Flüssigkeiten“22:3O tHe eVil tHat Men Do 69

DER LIQUIDATORJ. Lee Thompson · MEX·USA·GB 1984

sa lange naCHt Der Museen 37o6 19:00 bis 2:OO

so Paul-Spiegel-Filmfest 15:00 an aMeriCan tail 18

o7 FEIVEL, DER MAUSWANDERERDon Bluth · USA 1986

Titón - Tomás Gutiérrez Alea17:30 Hasta Cierto Punto 1 1

BIS ZU EINEM GEWISSEN PUNKTTomás Gutiérrez Alea · CUB 1983

Paul-Spiegel-Filmfest 20:00 MilHeMet 9o HaDakot 19

9O MINUTEN - BEI ABPFIFF FRIEDEN Eyal Halfon · ISR·P·D 2016

Mo Paul-Spiegel-Filmfest20:00 BuDaPest noir 21

o8 Éva Gárdos · H 2017

Page 4: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di Stationen der Filmgeschichte

20:00 tHe gooD eartH 51o9 DIE GUTE ERDESidney Franklin · USA 1937 · mit Einführung

Mi Paul-Spiegel-Filmfest

20:00 el ultiMo traJe 211o DER LETZTE ANZUG

Pablo Solarz · ARG·E 2017

Spanischer FilmclubDo 20:00 Yuli 6111 Icíar Bollaín · E·GB·D·CUB 2018

Psychoanalyse & FilmFr 19:00 ÖDiPussi 7312 Loriot · D 1988 · mit Vortrag und Diskussion

Fiktiva – Media Art Festival

23:00 internationales 38kurzFilMPrograMM

sa Fantastische Welten, perfekte Illusionen

20:00 roBoCoP 2613Paul Verhoeven · USA 1987

Fiktiva – Media Art Festival

22:00 MaMaCita 39José Pablo Estrada Torrescano · MEX·D 2018

Im Vorprogramm:CaFÉ /neige · Jean-Marie Villeneuve · F 2019kraCHzn · Felix Kruis · D 2018

so Filmmatinee: Facetten der Humanität

11:30 a little CHaos 6714 DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLESAlan Rickman · GB 2014 · mit Einführung und Diskussion

Titón - Tomás Gutiérrez Alea

15:00 MeMorias Del suBDesarrollo 9ERINNERUNGEN AN DIE UNTERENTWICKLUNGTomás Gutiérrez Alea · CUB 1968

Paul-Spiegel-Filmfest

17:00 sViDeteli 22TRILOGIE ZEITZEUGENKonstantin Fam · RUS·BUL·CS·F·PL·ISR 2017

Montags keine Vorstellung

Page 5: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di Stationen der Filmgeschichte

20:00 la DeCiMa VittiMa 5216DAS 1O. OPFERElio Petri · I·F 1965

Mi Fantastische Welten, perfekte Illusionen

20:00 aPPurusHÎDo · APPLESEED 2717Shinji Aramaki (und Steven Foster für die englische Version) · J 2004

Do Italienischer Filmclub

20:00 l’uoMo in PiÙ 6218DER MANN IM ABSEITSPaolo Sorrentino · I 2001 · mit Einführung

Fr Titón - Tomás Gutiérrez Alea

18:45 la ÚltiMa Cena 1319DAS LETZTE ABENDMAHLTomás Gutiérrez Alea · CUB 1976

Fantastische Welten, perfekte Illusionen

21:00 Planet terror 28Robert Rodriguez · USA·MEX 2007

sa Fantastische Welten, perfekte Illusionen

Double Feature:2o 2O:OO tetsuo 31Shin’ya Tsukamoto · J 1989

21:15 tetsuo ii: BoDY HaMMer 31Shin’ya Tsukamoto · J 1992 · mit Einführung

so Neu restauriert

16:30 gesCHiCHten VoM kÜBelkinD – 4321 eine anarCHisCHe FilMserie

in 22 FolgenUla Stöckl, Edgar Reitz · BRD 1971

Fantastische Welten, perfekte Illusionen

21:15 Moonraker 32JAMES BOND OO7 – MOONRAKER – STRENG GEHEIMLewis Gilbert · GB·F 1979

Montags keine Vorstellung

Di Stationen der Filmgeschichte

20:00 tierisCHe lieBe 5523 Ulrich Seidl · A 1996 · mit Einführung

Page 6: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Mi Titón - Tomás Gutiérrez Alea

20:00 la ÚltiMa Cena 1324DAS LETZTE ABENDMAHLTomás Gutiérrez Alea · CUB 1976

Do Französischer Filmclub

20:00 un aMour De Jeunesse 6425EINE JUGENDLIEBEMia Hansen-Løve · F·D 2011 · mit Einführung

Fr Titón - Tomás Gutiérrez Alea

19:00 la Muerte De un BurÓCrata 1426DER TOD EINES BÜROKRATENTomás Gutiérrez Alea · CUB 1966

Erstaufführung

21:00 PassPort to ParaDise 41Sarah Müller, David Wagner · MLI·TGO 2018 In Anwesenheit des Filmteams

sa Stummfilm + Musik

20:00 Der kaMPF uMs MatterHorn 4527Nunzio Malasomma, Mario Bonnard · D 1928

so Neu restauriert

11:00 gesCHiCHten VoM kÜBelkinD – 4328 eine anarCHisCHe FilMserie in 22 FolgenUla Stöckl, Edgar Reitz · BRD 1971

Fantastische Welten, perfekte Illusionen

15:00 les YeuX sans Visage 34DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. RASANOFFGeorges Franju · F 1960 · mit Vortrag

Fantastische Welten, perfekte Illusionen

17:00 i’M a CYBorg But tHat’s ok 36Chan-wook Park · COR 2006 · mit Einführung

Montags keine Vorstellung

Di Stationen der Filmgeschichte

20:00 nĔCo z alenkY · ALICE 563o Jan Švankmajer · CZ·CH·GB·D 1988

Page 7: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

titÓn – toMás gutiÉrrez aleakritischer revolutionär

FilMreiHe 3. – 26.4.Memorias del subdesarrollo

7

Page 8: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

p „Titóns Werk ist eine Hymne an die Toleranz, an den klaren Blick, an die Liebe und an den Humor, eine Waffe gegen den Machismo, den Rassismus, den Fremdenhass und das Autokratentum. Tomás Gutiérrez Alea steht auch für unsere Zukunft (…) und er wird uns immer danach fragen, wie wir das Ende der kubanischen Schlacht gegen die Dämonen vorweg nehmen können.“ (Jesús Díaz 2002 zum Tode von Tomás Gutiérrez Alea)

„Titón“ – wie Tomás Gutiérrez Alea in Kuba genannt wird – gilt in seinem Heimatland noch heute als Übervater des kubanischen Kinos. Nach seinem Regiestudium in Rom (1951-53) und ersten Be-rührungen mit den Regisseuren der neorealistischen Schule, baut er gemeinsam mit Julio García Espinosa die Filmabteilung der Rebellen-Armee auf und beteiligt sich am Aufstand gegen die Batista-Diktatur. Nach der Revolution gehört er ab 1959 zu den Mitbegründern des kubanischen Filminstituts „Instituto Cubano del Arte e Industria Cinematográficos“ (ICAIC). In seinen darauf folgen-den Filmen entfernt sich Alea dann sowohl vom Neorealismus wie auch von seinem revolutionären Duktus und entwickelt seinen eigenen Stil. Mit unterhaltenden Filmen – teilweise in Form von

anarchischen Komödien – schafft es Alea, Missstände der Gesell-schaft freizulegen und offen Kritik zu üben: an den Auswüchsen der Bürokratie in LA MUERTE DE UN BURÓCRATA (1966) oder am kubanischen Machismo in HASTA CIERTO PUNTO (1983).Nicht nur eindrücklich, sondern auch formvollendet, zeigt sich sein kritischer Charakter in MEMORIAS DEL SUBDESARROLLO (1968), mit dem er sich endgültig in die Filmgeschichte einschreibt. In der inneren Zerrissenheit seiner Hauptfigur spiegelt sich Aleas dialekt-ische Virtuosität, die den Film zu einem Meilenstein des Weltkinos macht und Alea den Ruf eines „kritischen Revolutionärs“ einbrachte.

Das Filmmuseum zeigt eine kleine Auswahl von vier Filmen, die zwischen 1966 und 1983 entstanden sind. Alle Filme werden im spanischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Am Mittwoch, den 3. April wird die Filmreihe um 19:00 Uhr mit der restaurierten Fassung von MEMORIAS DEL SUBDESARROLLO (1968) eröffnet. Im Anschluss gibt es traditionell kubanische Live-Musik, Cocktails und kubanisches Essen.

Eintritt für die Eröffnung: 11,00 € | mit Black-Box-Pass 8,00 €.

Kaufen Sie sich Ihre Karten bitte rechtzeitig!

8 Titón - Tomás Gutiérrez Alea

Page 9: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Titón – Tomás Gutiérrez Alea 9

Mi 3.4. 19:OO | SO 14.4. 15:OO

MeMorias Del suBDesarrollo ERINNERUNGEN AN DIE UNTERENTWICKLUNG CUB 1968 · 97 min · OmU · digitalDCP · ab 18 • R: Tomás Gutiérrez Alea B: Tomás Gutiérrez Alea, Edmundo Desnoes nach einer Vorlage von Edmundo Desnoes K: Ramón F. Suárez · D: Sergio Corrieri, Daisy Granados, Eslinda Núñez u.a.

„Tomás Gutiérrez Aleas ungemein vielschichtiger und subtiler Film ist eine der klügsten und tiefgründigsten Reflexionen über die kubanische Revolution, schillernd und rätselhaft wie sein Titel und eines der Meisterwerke des lateinamerikanischen Kinos schlechthin.“(NZZ)

Kuba nach der Revolution: Eine Mischung aus Neugier und bourgeoiser Lethargie führt dazu, dass der reiche Sergio das Land nicht zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern verlässt. Er bleibt zurück. Einsam und gelangweilt von seiner Luxus­wohnung, lässt er sich durch die Straßen Havannas treiben. Beobachtend und begleitet von Erinnerungen an die alte Zeit,

p

lernt er Elena kennen, ein „Mädchen aus dem Volk“. Wird er über sie zum neuen Kuba finden oder ist ihre Beziehung nur Symbol seiner Entfremdung? MEMORIAS DEL SUBDESARROLLO ist Tomás Gutiérrez Aleas Opus Magnum und zugleich eines der zentralen Meisterwerke des kubanischen Films. In berauschenden Schwarzweiß-Auf nahmen, die in ihrer Stimmung mitunter auf Michelangelo Antonioni rekurrieren, wandelt Sergio durch Havanna, und tut es „dem Fremden“ aus Albert Camus‘ gleichnamigem Roman gleich. „Die Revolution kam zu spät in mein Leben. Ich bin nicht mehr jung genug, um mich anpassen zu können“ reflektiert Sergio seine Situation. Alea reichert sein streng durchkomponiertes Gefühls panorama mit dokumen -tarischen Aufnahmen an, die lose mit der Handlung verknüpft sind, und liefert somit nicht nur ein visuell ansprechendes Stück Film, sondern auch ein informatives Zeitdokument.

Eröffnung der Filmreihe am 3.4. mit traditionell kubanischer Live­Musik von QUARTETT PACHANGA, Cocktails und kubanischem Essen. Kaufen Sie sich Ihre Karten bitte rechtzeitig! Eintritt 11,00 € | mit Black­Box­Pass 8,00 €.

Page 10: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

10

Page 11: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SO 7.4. 17:3O

Hasta Cierto Punto BIS ZU EINEM GEWISSEN PUNKT CUB 1983 · 71 min · OmU · 35mm · ab 18R: Tomás Gutiérrez Alea B: Tomás Gutiérrez Alea, Serafín Qiñones, Juan Carlos Tabío K: Mario García Joya D: Oscar Alvarez, Omar Valdés, Coralia Veloz u.a.

Bei Vorarbeiten zu einem Film über Emanzipation und Machismo recherchiert ein Filmteam im Milieu der Hafen arbeiter*innen Havannas, die, wie der Regisseur Guiterrez Alea meint, „ziemlich gut darstellen, was unser Proletariat ist“. Ein Film im Film also, 1983 in Kuba ein Novum. Der Film verhandelt die Beziehung von Mann und Frau, von Arbeiter*innen und Intellektuellen, von Bürokraten und Gewerkschaft und verarbeitet das gesamte Material zu einem faszinierenden Bilderbogen, der nicht nur die Komplexität des Lebens allgemeinen, sondern auch die Wider­sprüche seines Landes spiegelt.

Am Beispiel des Buchautors Oscar wird die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis deutlich: Der Autor lernt eine Hafenarbeiterin näher kennen, die ihn mit ihrem kritischen Bewusstsein und ihrer

p

emanzipierten Haltung verblüfft. Er verliebt sich in sie und gerät dadurch in einen Zwiespalt, den er einerseits in sein Werk ein - fließen lassen will, andererseits kann er diesen Konflikt nicht lösen.

Bei einem der Video-Interviews fällt der Satz, der dem Film seinen Titel gab: Die Emanzipation der Frau dürfe, sagt ein Hafen-arbeiter, nur „bis zu einem gewissen Punkt“ (hasta cierto punto) gehen – männliche Selbstgefälligkeit, die nicht nur auf Kuba beschränkt ist. Die fast zweistündige Rohfassung wurde von Alea auf 68 Minuten zusammengeschnitten. Dies war kein Eingriff der Zensur, sondern der freie Entschluss Aleas, um dem Film Spannung und Rhythmus zu verleihen: Ein anspruchsvoller Wechsel zwischen fotografischer Poesie und Dokumentarischem, wenn auch auf Kosten einer tiefergehenden Auseinandersetzung.

„Dem abgeklärten Westseher, dessen machismo mehrere Häutungen hinter sich hat, ficht die Stoßrichtung des Films nicht an. Unsere Augen fischen sich den schnieken Lada, die intensiven Farben Havannas, die Bewegungen der vielbesonnten Menschen, die schlitzohrigen Details eines Lebens im Provisorium, raus. Das Exotische von mir aus; auch wenn es in Gestalt durchweg sehr selbstbewusster ArbeiterInnen auftritt, in deren Sätzen die Weisheit wohnt.“ (Die Tageszeitung, 6.6.1990)

Titón – Tomás Gutiérrez Alea 11

Page 12: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

12

Page 13: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Fr 19.4. 18:45 | Mi 24.4. 2O:OO

la ÚltiMa Cena DAS LETZTE ABENDMAHLCUB 1976 · 113 min · OmU · 35mm · ab 18 R: Tomás Gutiérrez Alea · B: Tomás Gutiérrez Alea, Maria Eugenia Haya, Constante Diego nach einer Vorlage von Moreno Fraginals K: Mario García Joya · D: Nelson Villagra, Silvano Rey, Luis Alberto García u.a.

Mit LA ÚLTIMA CENA kehrt Tomás Gutiérrez Alea zu den Qualitäten seines Meisterwerks MEMORIAS DEL SUBDESARROLLO (1968) zurück. Situiert im Kuba gegen Ende des 18. Jahrhun­derts, erzählt er atmosphärisch dicht und mit subtiler Ironie von der Vereinnahmung der Religion durch die Mächtigen zur Unter­drückung des Volkes. Ein Meisterwerk des kubanischen Kinos.

Der fromme Besitzer einer Zuckerrohrplantage versammelt in der Karwoche zwölf seiner, von den Aufsehern arg geschundenen schwarzen Sklaven zu einem symbolischen Abendmahl. Er gefällt sich in der Rolle eines christusgleichen Wohltäters und hält eine Ansprache, die die Sklaven glauben lässt, es mit einem verständnis-

p

vollen Herrn zu tun zu haben. Doch die Harmonie des Augenblicks hält der Realität nicht stand. Als ein Aufseher ihnen die für den Karfreitag versprochene Arbeitsruhe verweigert, erweist sich die zelebrierte Brüderlichkeit als Heuchelei. Die Sklaven schreiten zur Revolte!

„LA ÚLTIMA CENA ist ein Werk lebendiger Dialektik, macht deutlich, wie die Ideologie den Klasseninteressen nutzt. Die Dar stellung, wie mitten im 18. Jahrhundert der Herr mit seinen Sklaven am gleichen Tisch sitzt, ist nicht mehr als ein Vorwand, um zu zeigen, dass diese Klassen weder harmonisiert noch in Übereinstimmung gebracht werden können, und dass die so ange-wandte christliche Güte ein Hilfsmittel ist, dem nur die Gewalt folgt. Aber diese Gewalt hat zwei Formen: die des Kampfes für Gleichheit und Freiheit und die der Unterdrückung.“ (Mario Rodriguez Alemán in: Bohemia No. 47, Havanna 1977)

13Titón – Tomás Gutiérrez Alea 13

Page 14: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Fr 26.4. 19:OO

Der toD eines BÜrokraten LA MUERTE DE UN BURÓCRATACUB 1966 · 80 min · OmU · digital · FSK 16R: Tomás Gutiérrez Alea · B: Tomás Gutiérrez Alea, Alfredo L. Del Cueto, Ramón F. Suárez K: Ramón F. Suárez · D: Salvador Wood, Silvia Planas, Manuel Estanillo u.a.

Ein Arbeiter, der ins Räderwerk seiner selbst konstruierten Maschine geraten ist, bekommt von seinen Kollegen als besondere Ehrung sein Arbeitsbuch mit in den Sarg gelegt. Dieses Arbeits­buch wird aber von der Witwe benötigt, die nur mit Hilfe dieses Dokuments ihren Rentenanspruch geltend machen kann. Nicht nur die Tatsache, dass eine Exhumierung von Staats wegen erst nach zwei Jahren gestattet ist, führt zu ungeahnten Schwierigkeiten mit der Bürokratie.

p

Satire als politisches Mittel: Offen und direkt attackiert Tomás Gutiérrez Alea die kubanische Bürokratie, zielt mit burlesken Attacken auf die verwundbaren Stellen eines jeden bürokratischen Systems. Der Titel des Films nimmt das Ende bereits voraus: Nachdem der Protagonist in die bürokratischen Mühlen geraten ist, sich immer tiefer in ihnen verstrickt und dabei langsam aber stetig in den Wahnsinn gleitet, holt er zum anarchischen Befreiungs-schlag aus. Die Bürokratie greift brutal in das Leben der Menschen ein, dann schlägt eines der Opfer brutal von unten zurück. Das ist auf der Gefühlsebene nachvollziehbar, parallel auch sehr ernst und durch auf Luis Buñuel rekurrierende Traumszenen stellenweise surreal, wenn nicht sogar komödiantisch überhöht.

Eintritt frei!

14 Titón – Tomás Gutiérrez Alea

Page 15: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

15

Page 16: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

16

Paul-sPiegel-FilMFestiVal „JÜDisCHe Welten”

7. – 14.4.

Budapest noire

Page 17: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Paul-Spiegel-Filmfest „Jüdische Welten” 17

p Das Judentum und die jüdische Kultur werden im Schulunterricht fast ausschließlich im Kontext des Nationalsozialismus angesprochen. Der Anstieg des Antisemitismus und Antiisraelismus in Deutschland, sei es der Skandal wie derjenige um die Echo-Verleihung oder die Angriffe in Berlin, zeigen deutlich, dass Intoleranz sehr oft aus Unwissenheit entspringt. Um ein realistisches Bild des Judentums und die Vielfalt der jüdischen Identitäten, die sich nicht nur auf eine religiöse Dimension reduzieren lassen, zu vermitteln, organisiert die Jüdische Gemeinde Düsseldorf K.d.ö.R. seit 2005 das Paul-Spiegel-Filmfestival.

Die Durchführung eines jüdischen Filmfestivals in Düsseldorf geht auf die Initiative des damaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland und Ehrenmitglieds des Gemeinderates der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Paul Spiegel (sel. A.) zurück. Im Jahr 2005 initiierte Paul Spiegel die Durchführung der ersten jüdischen Filmtage in Düsseldorf. Die Veranstaltung lief bis 2011 unter dem Namen „Jüdische Welten“. Seit 2012 trägt das Festiva den Namen seines Initiators. Die 14. Ausgabe des Paul-Spiegel-Film- fes tivals „Jüdische Welten“ findet im Rahmen der „Jüdischen Kultur-tage Rhein-Ruhr“ vom 4. bis zum 14. April 2019 an verschiedenen Orten in Düsseldorf statt. Als Teil des einzigen Kunst- und Kultur-

festivals, das sich jüdischer Kultur in und aus NRW widmet, soll sichergestellt werden, dass das Paul-Spiegel-Filmfestival ein breites Publikum, jüdisch und nicht-jüdisch gleichermaßen, erreicht.

Der Schwerpunkt des Festivals liegt in der filmischen Auseinan-dersetzung mit allen Facetten des jüdischen Lebens und dessen ständigen Wandel, in Deutschland, Israel, Europa und dem Rest der Welt. Das Programm richtet sich bewusst sowohl an jüdisches als auch an nicht-jüdisches Publikum. Möglichst ohne die Themen Holocaust und Nah-Ost-Konflikt in den Mittelpunkt zu stellen, zeigt das Festival jüdische Welten: Kultur, Traditionen, Mentalität sowie jüdische Familien in ihrer Vielfalt. Das Festival bietet die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Berührungsängste zu reduzieren und fördert den Dialog zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen.

In Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

Das Projekt wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Düsseldorf, die Kunst- und Kulturstiftung der Sparkasse Düsseldorf, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, die Genesis Philanthropy Foundation, das Ungarische Generalkonsulat in Düsseldorf sowie durch den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein K.d.o.R.

Page 18: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SO 7.4. 15:OO

an aMeriCan tail FEIVEL, DER MAUSWANDERERUSA 1986 · 81 min · DF · 35mm · FSK 6R: Don Bluth · B: Judy Freudberg

Die jüdische Mäusefamilie Mauskewitz lebt in Weißrussland in bitterer Armut und in der ständigen Bedrohung durch mörderische Katzen. Schließlich beschließen sie, in die USA auszuwandern, denn „es gibt keine Katzen in Amerika“, so heißt es zumindest. Auf dem Frachter über den Atlantik begegnen ihnen zahlreiche weitere Auswanderer-Mäuse, welche ebenfalls Schicksalsschläge durch die Katzen erlitten haben. Sie besingen ihre neue katzenfreie Heimat in einem Lied. Bei einem großen Sturm wird Feivel von Bord der Austria gespült und kann sich nur noch in eine Flasche retten. Während vor allem Feivels Schwester Tanya fest daran glaubt, dass ihr Bruder noch am Leben ist, hat vor allem Papa Mauskewitz längst alle Hoffnung aufgegeben, Feivel jemals wiederzusehen. Dieser muss sich nun allein durchschlagen.

p

1818 Paul-Spiegel-Filmfest „Jüdische Welten”

Page 19: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SO 7.4. 2O:OO

MilHeMet 9o HaDakot 9O MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN ISR·P·D 2016 · 90 min · OmU · digitalDCP · ab 12R: Eyal Halfon · B: Eyal Halfon nach einer Vorlage von Itay Meirson K: Daniel Kedem · D: Moshe Ivgy, Detlev Buck, Norman Issa u.a.

Der Nahost­Konflikt: 100 Jahre Kriege, Blutvergießen und Leid. 100 Jahre Friedenspläne – 100 Jahre Scheitern. Aber jetzt ist Schluss! Die Lösung: Ein Fußballspiel – Wer gewinnt, darf bleiben. Und kein Gemotze!

Mit dem Film widmet sich der preisgekrönte Autor und Regisseur dem brisanten Nahostkonflikt in einem neuen, surrealen Zusammen-hang: Hierfür wählt er als Lösung ein Fußballspiel, das die Zukunft beider Völker endgültig entscheiden soll. Doch dabei ist der Film alles andere als ein Film über Fußball! Während die Zuschauer*innen die Vorbereitungen auf das Sportevent des Jahrtausends begleitet, stellt Eyal Halfon vor allem die Verzweiflung des wahren Lebens in bizarrer Weise auf den Kopf, verwandelt die Realität in eine humor-volle Fantasie. Entstanden ist eine politische Satire par excellence.

p

19Paul-Spiegel-Filmfest „Jüdische Welten” 19

Page 20: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

El ultimo Traje

20

Page 21: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

MO 8.4. 2O:OO Deutschlandpremiere

BuDaPest noirH 2017 · 95 min · OmU · digitalDCP · ab 12 • R: Éva Gárdos · B: Vilmos Kondor, András Szekér · K: Elemér Ragályi, Marci Ragályi D: Franciska Töröcsik, Kata Dobó, Zsolt Anger u.a.

Budapest 1936: Ungarn bereitet sich auf den Abschluss eines Kooperationsabkommens mit Deutschland vor.

Als eine junge Jüdin tot aufgefunden wird, interessiert sich niemand außer dem zynischen, aber hartnäckigen Journalisten Zsigmond Gordon für das bizarre Verbrechen. Er glaubt, dass die Dinge nicht so sind, wie sie scheinen. Die Hin weise führen in die Welt der Bordelle, Verbrechersyndikate und kommunistischen Zellen genauso wie in die höchsten Machtpositionen, die sich auf die An näherung an Hitler vorbereiten. Zsigmond Gordon ist in der dunklen Unterwelt des vor-nationalsozialistischen Ungarn angelangt. Anti semitismus und Faschismus haben sich ausge - breitet − und immer mehr Menschen versuchen Gordon von seinen Nachforschungen abzubringen.

Mi 1o.4. 2O:OO Deutschlandpremiere

el ultiMo traJe DER LETZTE ANZUGARG·E 2017 · 91 min · OmU · digitalDCP · ab 12R/B: Pablo Solarz · K: Juan Carlos Gómez D: Miguel Ángel Solá, Ángela Molina, Martín Piroyansky u.a.

Die Erinnerung ist wie ein Anzug, den man sich immer wieder aufs Neue zusammenschneidert.

Mancher Faden mag sich unwiederbringlich lösen, aber Abraham, der 88 Jahre alte, kauzige, gewiefte Schneider, hat noch manches im Kopf: so etwa ein altes Versprechen. Er macht sich auf die abenteuerliche Reise von Buenos Aires nach Polen, um nicht ins Seniorenheim abgeschoben zu werden und einem alten Freund einen Anzug zu bringen. Der Freund hat ihm einst, vor sieben Jahrzehnten während des Holocaust, das Leben gerettet. Während seiner Odyssee steigt Abraham in Flugzeuge, Züge, Autos – und trifft auf Menschen, die auch schon ein paar Flicken auf ihrem Kleid des Lebens haben. Vom Pariser Bahnhof aus geht es für Abraham nach Deutschland, ein Land, das er nie mehr betreten wollte.

p

21Paul-Spiegel-Filmfest „Jüdische Welten” 21

Page 22: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SO 14.4. 17:OO Deutschlandpremiere

sViDeteli TRILOGIE ZEITZEUGENRUS·BUL·CS·F·PL·ISR 2017 · 100 min · OmU · digitalDCP · ab 12R/B: Konstantin Fam · K: Giora Bejach, David Stragmeister, Mikhail Vikhrov D: Sergey Agafonov, Aleksandr Bokovets, Vyacheslav Chepurchenko

Der Film besteht aus drei Novellen: „Schuhe“, „Brut“ und „Violine“.

Die Handlung der Novelle „Schuhe“ spielt in den 1930er- bis 1940er-Jahren des 20. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte eines Paars Damenschuhe, das in einem Schaufenster zum Verkauf angeboten wird. Die Novelle „Brut“ wird aus der Perspektive eines Schäferhundes erzählt, der aufgrund von Krieg und Rassengesetzen von seiner geliebten Herrin getrennt wird. Als Wachhund wird er aus einem Zwinger in ein Konzentrationslager geschickt, wo er sich von einem Haustier in einen Mörderhund verwandelt.

p Die Geschichte der dritten Novelle „Violine“ basiert auf einem einzig-artigen Musikinstrument. Die Novelle erzählt vom erstaunlichen Schicksal einer Violine, die alle Schrecken des Krieges durchlaufen hat. Die Geschichte beginnt in einer Geigenwerkstatt, wo Anfang des 20. Jahrhunderts eine Geige geschaffen wurde und endet viele Jahre später mit einem Konzert an der Klagemauer.

22 Paul-Spiegel-Filmfest „Jüdische Welten”

Page 23: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de
Page 24: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

p

24

,

FantastisCHe WeltenPerFekte illusionen Visuelle eFFekte iM FilM

FilMreiHe zur sonDeraus stellung

15.9.2o18 – 3o.6.2o19

„Es gibt keinen Körper 2.0, keine Versionierung, keine Vorher­sehbarkeit des technischen Fortschritts. (…) Es gibt Handeln, Wahrnehmen, Denken, das von nicht­menschlichen Akteuren abgelenkt und ergriffen wird...“ (Karin Harrasser, Körper 2.0: Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen, 2013) In Kooperation mit dem Graduiertenkolleg Konfigurationen des Films der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) an der Goethe-Universität Frankfurt.

VFX | SFX sind typisch für das Kino: Gleichzeitig weisen sie stets darüber hinaus, indem sie Bezüge z.B. zu Malerei, Fotografie und Videospiel herstellen. Sie stehen somit im Zentrum jener Fragen, denen das Graduiertenkolleg Konfigurationen des Films seit Sep tember 2018 nachgeht: Was wird aus dem Film, wenn er das Kino verlässt? Wie geht die Filmwissenschaft mit der Präsenz bewegter Bilder in den unterschiedlichsten, gesellschaftlichen Zusammen hängen um? Wie lässt sich ein Gegenstand fassbar machen, der scheinbar ständig die Bedingungen verändert, unter denen er entsteht?

Page 25: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

25

CYBorg | körper 2.o.

Die zehn ausgewählten Filme der Reihe CYBORG | Körper 2.0. befassen sich mit der Repräsentation von Cyborgs – cybernetic organism – auf der Leinwand. Die zu einem Teil Mensch und zum anderen Teil Maschinenwesen werden in verschiedenen Genres aufgegriffen, wo sie unterschiedlichste Rollen spielen. Der Held in einem Action-Blockbuster (ROBOCOP), die Außenseiterin in einer Liebesgeschichte (I’M A CYBORG BUT THAT’S OK), der Pianist mit den transplantierten Mörderhänden in einem Horrorsetting (ORLAC’S HÄNDE) und weitere Cyborg-Figuren weisen auf die Komplexität hin, die mit einer technischen, mechanischen und medizinischen Erweiterung des Körpers einhergeht. Naturgemäß schwingt hier auch die Frage nach Gefahr und Gewinn für den Menschen mit. Thematisiert wird dabei die illusorische Kontrolle über den mensch lichen Körper an sich und auch die Cyborgs, die zeitweise zwischen menschlicher Emotionalität und maschineller Effizienz wie zerrissen wirken: ein Phänomen, das letztendlich den gegenwärtigen Menschen selbst betrifft. VFX | SFX fungieren dabei als filmische Mittel, die Cyborgs realistisch in Szene zu setzen.

Im April wird die Reihe mit acht weiteren internationalen Pro duk tionen fortgesetzt, die verschiedene Genres aufgreifen. Dabei wechselt die Rolle des Cyborgs zwischen unkontrollierbarer Bedrohung für die Menschheit (TETSUO) und futuristischem/r Superheld*in (APPLESEED).

Im Rahmen von „Hi, Robot! – Das Mensch Maschine Festival“, das vom Tanzhaus NRW veranstaltet wird.

HI, ROBOT! ist ein Themenfestival über die Zukunft des mensch lichen Körpers, initiiert durch das tanzhaus nrw und in Kooperation mit NRW-Forum Düsseldorf und Black Box / Kino im Filmmuseum Düsseldorf, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. www.hi-robot.de

Vorschau: Mai: Modellieren und Morphing Juni: VFX | SFX Klassiker #4

Fantastische Welten, perfekte Illusionen

Page 26: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SA 13.4. 2O:OO

roBoCoP USA 1987 · 103 min · OmU · digital1080p · FSK 18 R: Paul Verhoeven · B: Edward Neumeier, Michael Miner · K: Jost Vacano D: Peter Weller, Nancy Allen, Robert DoQui, Ronny Cox u.a.

p Ein erschossener Polizist erhält eine Ganzkörperprothese: Körper und Geist werden getrennt, die Erinnerungen an das frühere Leben des Polizisten unterdrückt. Denn RoboCop soll von nun an einzig der Gesellschaft als ihr Beschützer dienen. Doch die Erinnerungen des Polizisten Alex Murphy finden schnell ihren Weg zurück in den synthetischen Körper. In diesem Zusammenhang wird die Beziehung zwischen Identität und Post-Humanismus in „RoboCop“ auf der Basis christlicher Ideen der Wiedergeburt und Auferstehung verhandelt. Dabei spielen Bilder aus der Renaissance genauso eine Rolle wie die Automatentheorie. (Olga Galicka)

Vortrag: „RoboCorpusChristi - Digitale Selbstwahrnehmung, Homevideos und der Auferstehungsmythos in ROBOCOP“ von Olga Galicka (Graduiertenkolleg Konfigurationen des Films)

26 Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Page 27: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

27

Mi 17.4. 2O:OO

aPPurusHÎDo · APPLESEED J 2004 · 101 min · OmU · 35 mm · FSK 12R: Shinji Aramaki (und Steven Foster für die englische Version) B: Haruka Handa, Tsutomu Kamishiro nach einer Comicvorlage von Masamune Shirow

p Im Jahre 2131: Deunan, eine Elitekriegerin wird entführt und nach Olympus gebracht, eine scheinbar perfekte Zukunftsstadt. Dort leben Menschen, Bioroids und Cyborgs friedlich nebenein­ander. Doch die idyllische Utopie bröckelt und ein Bürgerkrieg bahnt sich an. Postapokalyptischer Science­Fiction­Film, der auf dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow beruht, der auch 1991 Ghost in the Shell veröffentlichte.

Aramaki hat bei dem ihm zur Verfügung stehenden Budget mit einer speziellen Animationssoftware versucht, visuelle Effekte wie in großen Hollywood-Produktionen zu entwickeln. Gleichzeitig realisierte er damit die erste komplett am Computer generierte Manga-Adaption überhaupt. Neben diesen technischen Errungen-schaften gelingt es Aramaki, einen Blick in die Zukunft der Mensch-heit zu werfen und mit existenziellen Fragen zu unterfüttern.

27Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Page 28: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

28 Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Fr 19.4. 21:OO

Planet terror USA·MEX 2007 · 96 min · DF · 35 mm · FSK 18 · R/B/K: Robert Rodriguez D: Rose McGowan, Josh Brolin, Freddy Rodriguez, Marley Shelton, Bruce Willis u.a.

Klassische postapokalyptische Vorstellung: Durch biologisches Gas infizierte Menschen werden zu Zombies und bedrohen somit die Zukunft der verzweifelten Bevölkerung in einer texanischen Stadt – ja auf unserem Planeten. Eine Bande von tapferen Überle­benden – u.a. ein Sheriff, ein Mechaniker und nicht zuletzt eine Stripperin werden zum Rettungskommando.

p Der Cyborg ist hier in seiner erweiterten Körperlichkeit zu betrachten: Nach dem Verlust ihres Beines wird einer Stripperin als Ersatz eine Waffe implantiert. Die innovative Prothese ist eine technische Verbesserung, die eine militärische Logik in sich hat, da die weib - liche Figur effizienter gemacht und darüber hinaus auch durch ein bestimmtes Schönheitsideal à la Tomb Raider sexualisiert wird. Robert Rodriguez betont mit diesem Film mit Hilfe einer B-Movie- Ästhetik die US-amerikanische Waffenfaszination. PLANET TERROR wurde 2007 mit Tarantinos DEATH PROOF als Double-Feature unter dem Titel GRINDHOUSE in den Kinos gestartet – angelehnt an die „exploitation films“ der 1920er- bis 1960er-Jahre, wo tabuisierte Themen wie Gewalt und Sex im Vordergrund standen.

Page 29: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

2929

Page 30: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

30

Page 31: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SA 2o.4. 2O:OO + 21:15 DOUBLE FEATURE

tetsuo J 1989 · 67 min · OmeU · digital1080p · FSK 16R/B: Shin’ya Tsukamoto · K: Kei Fujiwara, Shin’ya Tsukamoto D: Tomorô Taguchi, Kei Fujiwara, Nobu Kanaoka, Shin’ya Tsukamoto u.a.

tetsuo ii: BoDY HaMMer J 1992 · 83 min · OmeU · 16 mm · FSK 18R/B: Shin’ya Tsukamoto · K: Fumikazu Oda, Shin’ya Tsukamoto u.a. D: Tomorô Taguchi, Nobu Kanaoka, Shin’ya Tsukamoto u.a.

Tsukamotos 16mm­Cyberpunk ist Dystopie und Science Fiction bis zum Anschlag. Dieses Phänomen ist zunächst zu Beginn der 1980er­Jahre in der Literatur zu finden, bevor es sich im Film wieder findet: ein bizarrer Mix aus Futurismus, Traum und metal­lischem Wahnsinn.

p

Tsukamotos Filme sind experimentell und verquer. In TETSUO I sind die Protagonisten namenlos. Ein Mann implantiert ein Stück Metall in seinen Körper. Die Wunde entzündet sich, wird von Maden befallen und der Mann wird von einem Auto angefahren. Ein Angesteller entdeckt ein Stück Metall in seiner Wange und wird auf seinem Arbeitsweg von einer Frau überfallen, deren Hand wiederum aus Metall besteht. Der Angestellte mutiert daraufhin zu einem Maschinenwesen. Es entsteht eine Welt aus Metall und Rost, die von Cyborgs bewohnt wird.

Der Film besticht durch seine Industrial-Musik, eine Musik-richtung, die sich in den 1970er-Jahren aus Elementen der Avant-garde entwickelte. Neben einer besonderen Schwarzweiß-Ästhetik, die sich durch starke Lichtkontraste manifestiert, beeindruckt der Film durch einige Stop-Motion-Elemente. Dabei ist vor allem in der surrealen Atmosphäre, die durch dieses Gemisch entsteht, ein starker Einfluss von David Cronenberg zu finden. Die zwei Fort-setzungen BODY HAMMER (1992) und THE BULLET MAN (2010) schließen an den ersten Teil an.

Einführung: Marc Ewert (Mondo Bizarr)

31Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Page 32: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

SO 21.4. 21:15

Moonraker JAMES BOND OO7 – MOONRAKER – STRENG GEHEIM GB·F 1979 · 126 min · OF · digitalDCP · FSK 16R: Lewis Gilbert · B: Christopher Wood, Tom Mankiewicz nach einer Vorlage von Ian Fleming K: Jean Tournier · D: Roger Moore, Lois Chiles, Michael Lonsdale u.a.

Das Szenario des elften Films um die Figur James Bond distanziert sich von der technisch und politisch leicht veralteten Vorlage von Fleming aus dem Jahr 1955. Hier reist Bond über drei Kontinente und sogar zum ersten Mal (bis dato auch zum einzigen Mal) ins Weltall. Der schwerreiche und größenwahn­sinnige Industrielle Hugo Drax besitzt eine private Raumstation, von der aus er einen vernichtenden Angriff gegen die gesamte Menschheit plant. Bonds Aufgabe ist klar: Draxs Vorhaben verhindern.

p

Die Vorgabe des Films war nicht Science-Fiction sondern Science Fact: Der Weltraum-Ausflug sollte möglichst glaubwürdig sein. Harry Lange, ehemaliger NASA-Mann und Wernher von Brauns Kollege, wurde für das Szenenbild engagiert, nachdem er bereits bei 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968) mitgewirkt hatte. Die Mammut-Produktion wurde für die besten visuellen Effekte für den Oscar nominiert – ALIEN (1979) gewann. Der Trick- und Miniatur-Profi Derek Meddings und der Kameramann für visuelle Effekte Paul Wilson ermöglichten den angestrebten Realismus. Einzelbildbelichtungen, chemische Bomben und Zehn-KW-Glüh-lampen leisten visuelle Überzeugungsarbeit. Die Gestaltung der Miniaturen von Draxs Raumschiff und der Raumstation nahmen zukünftige Entwicklungen der Raumfahrt voraus.

32 Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Page 33: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

33

Page 34: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

34

SO 28.4. 15:OO

les YeuX sans Visage DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. RASANOFF F 1960 · 90 min · OmeU · digitalDCP · FSK 16R: Georges Franju · B: Pierre Boileau, Thomas Narcejac nach einer Vorlage von Jean Redon K: Eugen Schüfftan · D: Pierre Brasseur, Alida Valli, Claude Brasseur, Juliette Mayniel u.a

In LES YEUX SANS VISAGE (zu dt. Augen ohne Gesicht) zeigt uns Georges Franju, was sich im menschlichen Gesicht alles abspielen kann. Mundschutz, Mullbinden und Mülltüten verhüllen. Finger bemalen, befühlen, betäuben. Zangen und Sensoren kneifen. Messer setzen feine Schnitte. Hunde zerfleischen, Horror verzerrt, Apathie drückt das Gesicht ins Kissen.

p

Christiane verbirgt nach einem Verkehrsunfall ihr entstelltes Gesicht hinter einer weißen Maske und wird von ihrem Vater, einem Pariser Chirurg, bei diversen Gesichtstransplantationen im haus eigenen OP-Saal als Versuchskaninchen eingesetzt. „My face frightens me. My mask terrifies me even more“ sagt Christiane. „Got no human grace / Your eyes without a face“, bescheinigt Billy Idol. Der kalkuliert-kühle Horror in Franjus Film schöpft aus der Erkenntnis: Es ist das Gesicht, das uns verletzlich, menschlich macht. (Marie-Sophie Beckmann)

Vortrag: Gesichter schneiden von Marie-Sophie Beckmann, Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“

Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

Page 35: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

35

Page 36: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

36 Fantastische Welten, perfekte Illusionen · CYBORG | Körper 2.0.

SO 28.4. 17:OO

i’M a CYBorg But tHat’s okCOR 2006 · 105 min · OmU · 35 mm · FSK 12R: Park Chan-wook · B: Jeong Seo-kyeong, Park Chan-wookK: Chung Chung-hoon · D: Lim Soo-jung, Rain, Lee Yong-nyeo u.a.

p Young­goon ist davon überzeugt, sie wäre ein Cyborg. Sie isst nicht mehr, sondern steckt die Finger in die Steckdose und leckt Akkus, um neue Energie zu tanken. Im Irrenhaus trifft sie Il­sun, der sich für einen Dieb von Gefühlen hält.

Die Cyborg-Figur ist hier von den üblichen Superkräften anderer Mensch-Roboter weit entfernt. Im Gegenteil: Der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook setzt sich wieder mit der körperlichen Zerbrechlichkeit bzw. geistigen Verletzbarkeit auseinander. Young-goon versucht, sich neu zu definieren. Ihre „Behinderung“ macht sie zu einer gesellschaftlichen Außenseiterin, die bald nur noch innerhalb der Parallelwelt der Psychiatrie ausschließlich mit ihren – im positiven Sinne – verrückten Mitmenschen kommunizieren kann. Das Arsenal digitaler Effekte dient der Konstruktion farbiger, phantasmagorischer Traumwelten, worin die Betrachter*innen durch die hemmungs - losen Patienten eintauchen. Je nach Szene wechselt der Film zwischen Komödie und Drama, indem absurde Witze und poetische Vorstellungen die Schwere der Situation vergessen lassen.

Einführung: Markus Gabriel (Film- und Fernsehwissenschaftler)

Page 37: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

3737

Special zur Filmreihe „Fantastische Welten, Perfekte illusionen“3D-FilMe iM Atelier-KinO iM SAvOy-theAter, GrAF-ADOlF-StrASe 47Programm:

Mo 8.4. 19:OO | Di 9.4. 21:3O BillY lYnn's long HalFtiMe Walk DIE IRRE HELDENTOUR DES BILLY LYNN USA·GB·CHN 2016 · Ang Lee · 113 min · OmU · FSK 12

Eröffnungsevent: Die Kriegskinder, Augmented-Reality-Video von MIREVI, Forschungsprojekt des Fachbereichs Medien, Hochschule Düsseldorf

Mo 15.4. 19:OO | Di 16.4. 21:3O MaD MaX: FurY roaD USA·AU 2015 · George Miller · 120 min · OF · FSK 16

So 21.4. 16:3O | Mo 22.4. 14:OO Coraline USA 2009 · Henry Selick · 100 min · OmU · FSK 6

So 28.4. 21:3O | Mo 29.4. 19:OO graVitY USA·GB 2013 · Alfonso Cuarón · 91 min · OF · FSK 12

Die Reihe wird im Mai fortgesetzt.

lange naCHt Der Museensa 6.4. 19:oo – 2:oo

Anlässlich der Sonderausstellung „Fantastische Welten – Perfekte Illusionen“, die zur Museumsnacht geöffnet ist, steht die Lange Nacht 2019 ganz im Zeichen visueller Effekte. Im Kino Black Box sind aktuelle Kurzfilme mit atemberaubenden Trickeffekten zu sehen, das Wanderkino bietet mit historischen Kurzfilmen einen Blick auf Spezialeffekte vergangener Jahr­zehnte. Neben interaktiven Führungen durch die Ausstellung sind Live­Shows des frühen Trickfilmtheaters von Émile Reynaud zu sehen. Die Band Seis del Son sorgt mit karibischen Rhythmen für Stimmung, das kultige Filmquiz mit Preisen testet das Fachwissen der Besucher*innen.

Page 38: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

38

MeDia art FestiVal

Fr 12.4. 23.oosa 13.4. 22.oo

p „Ursprung“ ist das Motto der vierten Edition des Festivals FIKTIVA 2019. In diesem Jahr werden Besucher*innen einmal mehr auf eine besondere Entdeckungsreise gehen – eine Reise zurück zum Ursprung. Kaum jemand mag bestreiten, dass eine Reise notwendig ist, um etwas Einzigartiges zu entdecken. In diesem Sinne wird auf diesem Weg nicht selten Neuartiges von Künstler*innen entdeckt – auf der Suche nach dem Kern ihrer Kunst und dessen Entdeckung, erhalten sie für ihr kreatives Schaffen wichtige Impulse und können so durchaus etwas „Neues“ gestalten.

Die Reise findet bei diesem Festival nicht allein im Kopf statt, sondern gestaltet sich interaktiv und -medial über Film-, Videokunst, Performances, Musik und Bildende Kunst, an unterschiedlichen Orten des Altstadtbezirks und am Worringer Platz im Zentrum von Düsseldorf.

Besucher*innen werden ebenfalls in die Black Box des Film-museum Düsseldorf geführt, wo sie neben Kurzfilmen aus verschie-denen Ländern, wie beispielsweise Frankreich, Iran und Argentinien, auch den weltweit gefeierten Langfilm MAMACITA (2018) in Anwesenheit des mexikanischen Filmregisseurs José Pablo Estrada Torrescano zu sehen bekommen.

Eintritt frei!

Fr 12.4. 23:OO

internationales kurzFilMPrograMM weitere Infos kurzfristig unter www.fiktiva.eu

Page 39: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

3939

SA 13.4. 22:OO

MaMaCita MEX·D 2018 · 75‘ · OmU · digitalDCP · ab 18R/B: José Pablo Estrada Torrescano · K: Juan Sánchez Tamez

Als extravagante Beauty­Queen residiert „Mamacita“ in ihrem Anwesen, umgeben von treuen Hausangestellten, die die 95­Jährige rund um die Uhr umsorgen. Durch effiziente Selbst-vermarktung war es ihr gelungen, aus dem Nichts ein Beauty- Imperium aufzubauen, dem auch ihre acht Kinder ihr ganzes Leben widmeten. Als ihr Enkel José Pablo nach Europa ging, um Film zu studieren, ließ sie sich von ihm versprechen, eines Tages einen Film über ihr Leben zu drehen. Jetzt ist José Pablo zurück in seiner Heimat, um sein Versprechen einzulösen. Doch bald entdeckt er unter der scheinbar glatten Oberfläche längst verdrängte Familien-geheimnisse, die noch heute fünf Generationen der großbürgerlichen mexikanischen Familie prägen.

m Vorprogramm:

CaFÉ / neige F 2019 · 2 min · R: Jean-Marie Villeneuve

kraCHzn D 2018 · 20 min · R: Felix Kruis

p

Fiktiva – Media Art Festival

Page 40: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

40

erstauFFÜHrung

p Einige Filme haben aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Form, ihrer Unklassifizierbarkeit oder aus anderen Gründen auf dem Kinomarkt einen schweren Stand. Die Aufgabe eines kommu-nalen Kinos muss es sein, solche Filme zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu bieten. Dort die Lücke zu schließen, wo Verleiher und andere Kinobe treiber keine finanzielle Grund-lage sehen, ist die programmatische Ausrichtung dieser Reihe – qualitativ, anspruchsvoll und aktuell.

Page 41: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

41Erstaufführung

Fr 26.4. 21:OO

PassPort to ParaDise MLI·TGO 2018 · 89 min · DF · digitalDCP · ab 18R/B: Sarah Müller, David Wagner · K: David Wagner D: Christoph Heite, Jonas Runge, Chris Erkal, Ismailla Ballo u.a. Produktion: Stronzo Films (gefördert von der Film und Medien Stiftung NRW)

„Der Film PASSPORT TO PARADISE erschafft einen unter­irdischen Himmel, bevölkert von Agenten, Priestern, Schurken, Forschern, Verrückten, Schlangen und Geistern. Unvermittelt werden die Protagonisten in das Chaos gestoßen. Jungfräulich und orientierungslos landen sie in einer prähistorischen Unterwelt. Dunkel und euphorisch erahnen sie die Anwesenheit der Malaria. Sie sind in einem riesigen, verhexten Vergnügungspark gestrandet. West-Afrika. Bundesnachrichtendienst, Agent mit dem Decknamen ’Sindbad’, besteht nur aus Affekt. Er lebt in einer Luftblase und funktioniert wie ein ferngesteuerter Affe. Als Geschäftsmann getarnt, drängt er in das von Kämpfen zerrissene Land Mali ein. Ein geheimer Auftrag. Keine offizielle Mission. Eine pikante Angelegenheit. Ein flüchtiger Mitarbeiter namens Schramme muss dringend aus-findig gemacht werden. Der als Kryptograf und Informatiker tätige

p

Spezialist war dem Druck nicht gewachsen und entwickelte eine Psychose, entwendete sensible Daten und verschwand spurlos. Zwischen Auftrag und Albtraum, am Grab des weißen Mannes wandelt Sindbad auf den Spuren des Kryptografen Schramme über die verschlungenen Dschungelpfade der Handlung von PASSPORT TO PARADISE. Immer wieder scheucht er den flüchtigen BND-Mit arbeiter Schramme auf. Sein Deckname war Dali. Unterwegs begegnen ihm andere Verirrte und Gestrandete. Sie haben alle Böses im Sinn. Immer tiefer versinkt Sindbad in ein nebulöses Delirium, aus dem ihn nur seine Obsession zu reißen vermag. Sein Auftrag: die Sicherheit Deutschlands und Europas zu gewährleisten. Kann er den Untergang der westlichen Zivilisation aufhalten? Für die Low-Budget-Produktion wurden fiktive Handlungselemente und Figuren mit dokumentarischen Ansätzen kombiniert und die Geschichte auf der Grundlage real existierender Handlungsorte und Begebenheiten in Mali, Burkina Faso und Togo inszeniert.“ (Stronzo Films)

In Anwesenheit des Filmteams.

Nach der Aufführung laden Stronzo Films und Filmmuseum zu einem Glas Sekt. Eintritt frei!

Page 42: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

42

neu restauriert

p Mit Hilfe von Filmrestaurierungen kehren verloren geglaubte Filmschätze auf die Leinwand zurück. Der chemische Verfall einer Filmkopie kann nicht aufgehalten, gleichwohl aber durch optimale klimatische Bedingungen verzögert werden. Verschiedene Aus-gangsmaterialien des historischen Originals werden restauriert und digitalisiert, um dann im Kino als Duplikat erneut aufgeführt zu werden. Monatlich präsentiert das Filmmuseum aktuelle Film-restaurierungen aus Kinematheken und Archiven in Deutschland und Europa.

Page 43: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

43

SO 21.4. 16:3O | SO 28.4. 11:OO

gesCHiCHten VoM kÜBelkinD – eine anarCHisCHe FilMserie in 22 Folgen BRD 1971 · 220 min · DF · digitalDCP · FSK 16R/B: Ula Stöckl, Edgar Reitz · K: Edgar Reitz D: Kristine de Loup, Bruno Bendel, Alf Brustellin, Ilse Brustellin, Werner Herzog u.a.

Das Kübelkind wächst aus einer Plazenta. Frau Dr. Wohlfahrt von der Fürsorge findet es in einer Krankenhausmülltonne. In wei­teren Folgen versucht sie, das Kübelkind an Pflegeeltern zu vermit­teln und in die Gesellschaft zu integrieren. Das Kübelkind geht in die Schule und in die Kirche. Stets in rotem Kleid und mit roten Strümpfen, sieht es sich alles neugierig an, fragt immer etwas zu viel und nimmt sich, was es begehrt. Es klaut, hat Sex, verführt die einen und führt andere vor. Es begegnet Al Capone und d’Artagnan. Das Kübelkind ist dauernd in Gefahr, aber unsterblich.

Ula Stöckl und Edgar Reitz drehten die Geschichten vom Kübel-kind ausschließlich mit Freund*innen. Heraus kam eine Serie von 22 unterschiedlich langen 16-mm-Kurzfilmen, mit der sie sich

p

vollständig außerhalb des Systems Kino positionierten. Der erste Aufführungsort war ein Münchner Kabarett-Theater, welches nach der regulären Vorführung zum „Kneipenkino“ umfunktioniert wurde, wo sich die Gäste einzelne Kübelkind-Folgen anhand einer Menü-karte bestellen konnten. 1971 liefen die Geschichten vom Kübelkind im 1. Internationalen Forum des Jungen Films, 2018 erlebten sie in der Sektion Forum der Berlinale ihre digitale Wiederaufführung.

„Die Geschichten vom Kübelkind sind für unser Land eine cineastische Revolution ... Kübelkind, das ist – ein Wiener Schimpf-wort – die Nachgeburt, zum Wegschmeißen, die Nachgeburt auch unserer Zivilisation, die Nachgeburt des Kinos. Stöckl/Reitz lassen ihr Kübelkind (Kristine de Loup) gleich erwachsen sein – körperlich; denn die geistig-seelische Reife fehlt eklatant und wird dem Findling anerzogen. Es sind also, auf einen großen Nenner gebracht, Anpassungsgeschichten, die dem Kübelkind widerfahren. Doch freilich: Ein Kübelkind paßt sich nicht an. Wenn es gelehrig ist, dann ist es allzu gelehrig und dreht den Konventionen einen Strick daraus.“ (Peter W. Jansen in: Die Zeit, 23.7.1971)

Neu restauriert

Page 44: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

44

stuMMFilM + Musik p In den ersten 30 Jahren ihres Bestehens besaßen Filme keine Tonspur, dennoch waren sie nie stumm: In den Film theatern sorgten Pianisten, Grammophone, manchmal auch ganze Orchester, für musikalische Untermalung. Hier entwickelte sich ein viel fältiges musikalisches Genre. Verschiedenste Instrumentie r ungen begleiteten den Film mit Original-Parti turen, Eigenkompositionen oder Impro-visation. Neben her kömm lichen Instrumenten boten Kinoorgeln weitere faszinierende Möglichkeiten. Im Vergleich zum aufwändigen Orchester bedeuteten sie für den Kinobe sitzer finanzielle Entlastung, darüber hinaus unterhielten sie das Publikum mit einer Reihe von über raschenden Effekten. Mit Aufkommen des Tonfilms um 1930 verschwand das Erlebnis der Live-Vertonung zunehmend aus den Kinosälen und damit eine langjährige Tradition aus dem Bewusstsein. Einmal monatlich bietet das Filmmuseum Stummfilm-Vorfüh r - ungen mit Live-Musik. Neben klassischer Begleitung am Klavier oder der historischen Welte-Kinoorgel aus dem Jahr 1929 kommen auch moderne Instrumentierungen auf die Bühne.

Eintritt: 9,00 € · ermäßigt 7,00 € · mit Black-Box-Pass 6,00 €

Page 45: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

45

SA 27.4. 2O:OO

Der kaMPF uMs MatterHorn D 1928 · 117 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · FSK 12 R: Nunzio Malasomma, Mario Bonnard · B: Nunzio Malasomma nach einer Idee von Arnold Fanck und einer Vorlage von Carl Haensel · K: Sepp Allgeier, Willy Winterstein D: Luis Trenker, Marcella Albani, Alexandra Schmitt u.a.

Wie weit muss man gehen, um den Gipfel einer der höchsten Berge der Alpen zu besteigen? Ein Bergfilm, ein Drama, ein Roman über die menschlichen Grenzen, der mehrmals verfilmt wurde. Ein Konkurrenzkampf zwischen dem italienischen Bergführer Jean­Antoine Carrel und dem Engländer Edward Whymper führt dazu, dass beide eine schwierige Entscheidung treffen müssen: Wer gewinnt, wenn jeder von ihnen in einem Todeskampf ist?

Die Entwicklung der aufregenden Geschichte basiert auf dem Roman Der Kampf ums Matterhorn von Carl Haensel aus dem Jahr 1928, der die erste Besteigung des Matterhorns im Jahr 1865 beschreibt. Ein Roman, der auf historischen Ereignissen und Fakten basiert, bekommt durch die filmische Form eine neue Sensibilität. Diese bringen die italienischen Regisseure und Drehbuchautoren Mario Bonnard (GLI ULTIMI GIORNI DI POMPEIJI, 1959) und

p

Nunzio Malasomma (LA RIVOLTA DEGLI SCHIAVI, 1960) mit dem Bergsteiger, Regisseur und Schriftsteller Luis Trenker in der Haupt - rolle 1928 auf die Leinwand. Sie arbeiten später noch bei weiteren Bergfilmen zusammen, so bei DER RUF DES NORDENS (1929) oder DER SOHN DER WEISSEN BERGE (1930). Luis Trenker reanimiert die Geschichte vom Matterhorn in seiner Karriere als Regisseur noch einmal im Jahr 1937/38, als er den Tonfilm DER BERG RUFT dem Publikum präsentiert. Der Film DER KAMPF UMS MATTERHORN setzt Maßstäbe in puncto Produktionsmöglichkeiten und der Kombi-nation zwischen Atelier- und Außenaufnahmen und überzeugt die Zuschauer*innen mit seiner Kraft. Ein Blockbuster aus der Zeit der Weimarer Republik zum Ende der Stummfilm-Ära.

Mit Harfe und einer Vielzahl von außereuropäischen Saiteninstrumenten (Chanyuan Zhao) und einem großen Arsenal an Schlagwerk (Benjamin Leuschner) begleitet das „Duo SeidenStrasse“ die atmosphärischen Bilder und bildet das klangliche Pendant zum gewaltigen Matterhorn.

Vorschau:

18.5. DIE HOCHBAHNKATASTROPHE · D 1921 · R: Valy Arnheim

29.6. ASTERO · DAS MÄDCHEN ASTERO · GR 1929 · R: Dimitris Gaziadis

Sommerpause im Juli und August

Stummfilm + Musik

Page 46: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

p

stationen Der FilMgesCHiCHt iMMer Dienstags

iMMer 2o uHr

Stationen sind Orte der Abfahrt, Ankunft oder des Richtungs - wechsels. Auf der langen Reise der Filmgeschichte waren und sind sie Punkte, an denen Neues geschaffen, Außergewöhnliches geleistet oder etwas Einmaliges hervorgebracht wurde. Es handelt sich um Filme, die nach wie vor interessant, spannend oder erhellend sind. Andere lösen ein Déjà-vu-Erlebnis aus, durch das man plötzlich die Herkunft von Lieblingsszenen erkennt, und dann gibt es Filme, die im Negativen wie im Positiven Monumente wurden, da sie eng mit der Zeitgeschichte verbunden waren und diese beeinflusst haben.

Entgegen der Bildung eines Kanons sind Filmgeschichte(n) mit einem steten Fragen verbunden. Die Filmreihe ist so konzipiert, dass jeder vorgestellte Film unter einem bestimmten Aspekt in seiner film historischen Relevanz eingeordnet werden kann. Ob bestimmte Persönlichkeiten oder Genres den maßgeblichen Rahmen bilden oder Strömungen + Epochen thematisiert werden, ob Form + Innovation im Vordergrund stehen oder Politik + Reflexion in den Fokus rücken: Innerhalb dieser Kategorien lassen sich Filme klassifizieren, ohne sie darin zu fesseln.

In Zusammenarbeit mit Filmforum – Freundeskreis des Filmmuseums e.V.

46

e

Page 47: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Neco z Alenky

47

Page 48: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

48

Page 49: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

49

Di 2.4. 2O:OO Aspekt: Persönlichkeit

la guerre Du Feu AM ANFANG WAR DAS FEUER F/CDN 1981 · 100 min · ohne Dialog · 35 mm · FSK 16R: Jean-Jacques Annaud · B: Gérard Brach nach einer Vorlage von J.H. Rosny K: Claude Agostini D: Everett McGill, Ron Perlman, Nicholas Kadi, Rae Dawn Chong u.a

Feuer gehört zu den vier Grundelementen des Lebens. Es ent­fachte sich auf der Erde durch die Kraft der Blitze und verwüstete immer wieder Wälder. Die Zähmung des Feuers ist eine Kultur­technik der Menschheit. Feuermachen hieß Leben zu erhalten. Paradox daran ist, dass dieses Leben wiederum durch den Besitz des Feuers gefährdet wurde, als sich Konflikte zwischen den Stämmen entwickelten.

p

Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Diese faszi-nierenden Fragen durchziehen Annauds hochrealistisches prähis-torisches Abenteuer. Die ambitionierte, in 70mm gedrehte Fiktion liefert eine klare Antwort: Der Aufbruch der Menschheit kann nicht authentisch und im Detail rekonstruiert werden. Der damals 34-jährige Annaud wusste das, als er mit seiner Recherche anfing. Bewusst erlaubte er sich eine starke Verkürzung der Menschheitsentwicklung, indem er zum Beispiel Neandertaler und Homo Sapiens zusammen kommen ließ. Er imaginierte, wie vor 80.000 Jahren gelebt und geliebt wurde. Er verwendete eine von Anthony Burgess konstruierte Sprache, die die Steinzeit-menschen sprechen. Sein Versuch wurde mit zwei Césars und einem Oscar prämiert.

Einführung: Océane Gonnet (Filmmuseum)

49Stationen der Filmgeschichte

Page 50: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

50

Page 51: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di 9.4. 2O:OO Aspekt: Persönlichkeit

tHe gooD eartH · DIE GUTE ERDEUSA 1937 · 138 min · OF · 35mm · FSK 12 • R: Sidney Franklin B: Talbot Jennings, Tess Slesinger, Claudine West nach einer Vorlage von Pearl S. Buck K: Karl Freund · D: Paul Muni, Luise Rainer, Walter Connolly u.a.

Mit harter Arbeit und unter Entbehrungen hat ein chinesisches Bauernpaar der kargen Erde einen schönen Besitz abgetrotzt, dabei aber seine seelische Harmonie verloren. Nach Verirrungen und familiärem Zwist finden die Eheleute durch eine Naturkatas­trophe kurz vor dem Tod der Frau wieder zueinander. Ein ethisch und ästhetisch eindrucksvoll realisiertes, unprätentiöses Familiendrama.

Die am 12.1.1910 in Düsseldorf geborene Schauspielerin Luise Rainer begann ihre Karriere am hiesigen Schauspielhaus unter Louise Dumont und Gustav Lindemann und wurde dann von Max Reinhardt nach Wien geholt. 1935 nahm Louis B. Meyer die Deutsch-Jüdin für MGM unter Vertrag, mit dem Ziel, aus ihr die neue Garbo zu machen. Als Anna Held in THE GREAT ZIEGFELD (1936), ihrer zweiten Hauptrolle, gewann sie den ersten Oscar,

p

gleich im nächsten Jahr wurde sie für die Darstellung einer Bäuerin in THE GOOD EARTH erneut ausgezeichnet.

Bis heute ist sie die einzige deutsche Schauspielerin, die die begehrte Auszeichnung für die beste weibliche Hauptrolle erhalten hat, und dies gleich zwei Mal hintereinander.

2011 wurde Luise Rainer in Berlin mit einem Stern auf dem "Boulevard der Stars" geehrt. 2013 erhielt sie einen Stern vor dem Filmmuseum Düsseldorf, das sich nachhaltig für ihre Würdigung einsetzt. Auf Betreiben von Direktor Bernd Desinger, der Luise Rainer noch persönlich kennengelernt hatte, wurde im März 2017 eine Straße in Düsseldorf nach ihr benannt.

Einführung: Matthias Knop (Filmmuseum)

Am Nachmittag stellt Dr. Ralf Oldenburg um 16:30 Uhr seine neue Luise-Rainer- Biographie „Looking Back – Der Blick zurück“ (Region Verlag) im Plenarsaal des Düsseldorfer Rathauses, Marktplatz 2, vor. • Eintritt frei. In Anwesenheit von Oberbürgermeister Thomas Geisel.

5151Stationen der Filmgeschichte

Page 52: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di 16.4. 2O:OO Aspekt: Persönlichkeit

la DeCiMa VittiMa DAS 1O. OPFER I·F 1965 · 92 min · OmeU · digitalDCP · FSK 16 • R: Elio Petri B: Tonino Guerra, Giorgio Salvioni, Ennio Flaiano, Elio Petri nach einer Vorlage von Robert Sheckley K: Gianni Di Venanzo · D: Marcello Mastroianni, Ursula Andress, Elsa Martinelli u.a.

Marcello Mastroianni trifft auf „Bond­Mädchen“ Ursula Andress: Stoff für eine heiße Liebesgeschichte? Vielleicht, aber erst mal wird aus dem Aufeinandertreffen ein tödliches Duell. Über die Medien vermittelt, soll es kollektive Aggressionen abbauen, meint der Staat und hat Regeln für ein perverses Spiel aufgestellt: Die Teilnehmer*innen werden zufällig ausgewählt, mal Opfer mal Jäger, die sich gegenseitig töten dürfen. Wer zehn Runden über­lebt, dem winkt eine hohe Geldprämie als Gewinn.

Im Science-Fiction-Ambiente angesiedelte Gesellschaftskritik, die in Gestalt eines Actionfilms Anspielungen an James-Bond-Filme mit Elementen des Suspense Hitchcocks verknüpft. Bildlich verbindet diese Zukunftswelt Pop-Art-Ästhetik mit Ruinenromantik in Rom und Architekturvisionen aus der Entstehungszeit des Films.

p

Die „Lizenz zu Töten“ verleiht der Staat den Mitspielern am TV-Event „La Grande Caccia“ (Die große Jagd) jeweils für seinen Gegner, den Jäger oder das Opfer, der seinen Killer nicht kennt. Doch wer einen Unbeteiligten tötet, wird wegen Mordes verurteilt. Diese Unsicherheit nutzt Caroline als Jägerin, um als Journalistin getarnt, Marcello (Mastroianni) Avancen zu machen, da sie beabsichtigt, ihn spekta-kulär in Gegenwart eines von Sponsoren finanzierten Fernsehteams zu töten. Doch ihr Opfer ist misstrauisch und kann sich diesem Plan entziehen. Auf Rache sinnend, will er seine Verteidigung ebenso spektakulär umsetzen. Eine groteske Situation folgt der anderen, wobei der Regisseur Elio Petri dies dazu nutzt, ästhetisch verpackt, gesellschaftliche Entwicklungen und Missstände satirisch zu kari-kieren. Am Drehbuch wirkte Tonino Guerra mit, der für viele De Sica-, Fellini- und Antonioni-Filme die Vorlage lieferte.

Für Marcello Mastroianni ist die außergewöhnliche Rolle in diesem Film eine gute Gelegenheit, seinen Typ als kleiner Mann ohne Eigenschaften und Latin Lover zu ironisieren und zu erweitern. Schon hier deutet sich die Vielseitigkeit der Schauspielkunst Mastro-iannis an, die er in seinen Altersrollen zur Blüte bringen wird.

Einführung: Joachim Manzin (Filmforum - Freundeskreis des Filmmuseum)

52 Stationen der Filmgeschichte52

Page 53: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

53

Page 54: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

54

Page 55: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di 23.4. 2O:OO Aspekt: Form + Innovation

tierisCHe lieBe A 1996 · 120 min · DF · 35mm · FSK 12R/B: Ulrich Seidl · K: Michael Glawogger, Hans Selikovsky, Peter Zeitlinger D: Ernst Schönmann, Franz Holzschuh, Erich Wögerer u.a.

„Noch nie habe ich im Kino so geradewegs in die Hölle geschaut.“ (Werner Herzog)

Das Kino von Ulrich Seidl oszilliert zwischen Dokument und Inszenierung. Selten mit professionellen Schauspieler*innen, sondern meist mit Laien gedreht, bricht er diese Dichotomie auf, spielt mit ihr und sorgt mit seiner „inszenierten Wirklichkeit“ für bemerkenswerte Authentizität und (meist schmerzhafte) Intensität. Es ist eine Ästhetik des Häßlichen, mit der Seidl österreichische Lebenswelten einfängt. In TIERISCHE LIEBE stehen Menschen im Mittelpunkt, denen Hunde, Ratten, Hasen und andere Klein­tiere Ansprechpartner, Lebensgefährten, Streichelobjekte und Bett genossen geworden sind. Das Haustier als Antidepressivum.

p Ulrich Seidls dritter Langfilm löste 1994 in Österreich einen Skandal aus und erntete schlechte Kritiken, während er international zum bejubelten Kultfilm avancierte. TIERISCHE LIEBE gilt bis heute als einer der verstörendsten Filme im Seidl-Universum. „Mehr Kälte, Einsamkeit, Schrecken ist in einem einzigen Film nicht vorstellbar.“ (Tiroler Tageszeitung)

Einführung: Florian Deterding (Filmmuseum)

55Stationen der Filmgeschichte

Page 56: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di 30.4. 2O:OO Aspekt: Form + Innovation

nĔCo z alenkY · ALICECZ·CH·GB·D 1988 · 84 min · OmeU · 35 mm · FSK 16 • R: Jan Švankmajer B: Jan Svankmajer nach Lewis Caroll · K: Svatopluk Maly · D: Kristyna Kohoutová

Der Lewis­Carroll­Klassiker Alice im Wunderland als Trickfilm. Das Wunderland, das die reale Alice durchstreift, ist eine grotesk­vertrackte Welt von belebtem Spielzeug und ständig wechselnden Größenverhältnissen. Die Adaption kommt dem surrealistischen Geist der Vorlage weit näher als Walt Disneys Zeichentrick­Version von 1951. Allerdings zeichnet sich diese Version auch durch ihren traumatischen Charakter aus, der alptraumhaften Fantasien einen weiten Raum einräumt. So ist ein beeindruckender Film entstanden, der ein wenig Unbehagen bereitet und für Kinder gewiß nicht geeignet ist. (Lexikon des internationalen Films)

Švankmajer hat seinen eigenen, unverkennbaren Stil der Stop-Motion-Animation entwickelt und hat auch bei dem Langfilm NECO Z ALENKY diese Filmsprache, die durch aufwändige, aber auch zeitlose Technik entsteht, beibehalten. So ist eine der ein drücklichsten Verfilmungen von Carrolls Klassiker entstanden. Lediglich Alice führt als Schauspielerin durch das Panoptikum

p

animierter Figuren. Ihre Stimme begleitet den Film und ihre ein-führende Bemerkung, dass der Film nun beginne und man die Augen schließen solle, um ihn zu sehen, verweist sowohl auf dasTraumhafte als auch auf die eindrucksvolle, überzeichnete Klanglandschaft.

Studiert hat Švankmajer an der Hochschule für Kunstgewerbeund an der Theaterfakultät der Akademie der Musischen Künste in Prag, Fachrichtung Marionettentheater. Von 1973 bis 1980 war er mit Berufsverbot belegt. Dennoch produzierte er in diesemZeitraum Filme, die jedoch nur im Ausland zu sehen waren.

Einführung: Valentin Steinhäuser (Filmforum - Freundeskreis des Filmmuseums)

Vorschau:

7.5. LA GRAND BOUFFE · DAS GROSSE FRESSEN · F·I 1973 · R: Marco Ferreri

14.5. DELIVERANCE · BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE USA 1972 · R: John Boorman

21.5. AMADEUS · USA 1984 · R: Miloš Forman

28.5. LA SALAIRE DE LA PEUR · LOHN DER ANGST F·I 1953 · R: Henri-Georges Clouzot

56 Stationen der Filmgeschichte

Page 57: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

FilMCluBs FilMe iM original

57

griechischer Filmclubspanischer Filmclubitalienischer FilmclubFranzösischer Filmclub

p Jeden Donnerstag zeigen die jeweils einem Sprachraum gewidmeten Filmclubs untertitelte Originalfassungen und greifen damit eine Idee aus den Anfängen der kommunalen Film arbeit auf. Durch Synchronisation wird oftmals die Atmosphäre verän-dert, gar der Sinn verfälscht. Hier bieten die Filmreihen der Film-clubs den sprachkundigen Besucher*innen die Mög lichkeit, den Film in seiner ursprünglichen Version zu hören. Die Untertitel hingegen erleichtern dem Sprachlernenden oder einfach nur Kulturinteressierten das Verständnis. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Produktionen. Die Werke junger Filmschaffender bieten Gelegenheit, aktuellen Filmströmungen und Tendenzen nach-zuspüren. Gelegentlich runden Filmklassiker das Programm ab. Un amour de jeunesse

57

Page 58: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

58

Page 59: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

59

DO 4.4. 2O:OO

oiktos · PITYGR·PL 2018 · 99 min · OmeU · digitalDCP · ab 18R: Babis Makridis · B: Babis Makridis, Efthymis Filippou · K: Konstantinos Koukoulios D: Yannis Drakopoulos, Evi Saoulidou, Nota Tserniafski, Makis Papadimitriou u.a.

Wenn in Hinblick auf das neuste Werk von Yorgos Lanthimos (THE FAVOURITE, 2018) von der fehlenden Abstrusität seiner früheren Filme die Rede ist, dann liegt das vor allem daran, dass er nicht das Drehbuch verantwortet, aber auch an der Abwesenheit von Efthymis Filippou, der bislang bei jedem von Lanthimos Filmen als Co­Autor fungierte. Daher ist es besonders erfreulich, dass Filippou mit Makis Makridis eine weitere vielver­sprechende Zusammenarbeit fortsetzt. Freunde des schwarzen Humors, der tableau­artigen Bildgestaltung und der brechtschen Schauspieltechnik der Verfremdung kommen bei PITY definitiv auf ihre Kosten. Komponist Mikolaj Trzaska sorgt mit seinem dramatischen Soundtrack für die nötige kompositorische Balance.

p

Jeden Tag steht die Nachbarin vor der Tür. Mit einem Gugelhupf. Giannis öffnet jeden Tag die Tür und nimmt höflich, aber emotions - los den Kuchen entgegen. Giannis Frau liegt im Koma. Man könnte meinen, die Penetranz der Geste würde den Familienvater nerven. Doch im Gegenteil. Der Kuchen wird auf der Stelle vertilgt, als gäbe es kein Morgen. Doch der nächste Tag kommt und mit ihm wieder die aufmerksame Nachbarin. Giannis kann nicht ohne Schmerz undSorge leben. Ohne das Gefühl der Niedergeschlagenheit und die Anteilnahme seines Umfeldes funktioniert er nicht. Aber was tun, wenn auf einmal die Sonne wieder scheint und sie auf Gedeih und Verderb nicht nachlassen will?

Einführung: Eleni Giannakoudi (Filmmuseum)

Vorschau:

2.5. PARK · GR 2016 · R: Sofia Exarchou

6.6. MIKRA ANGLIA · LITTLE ENGLAND · GR 2013· R: Pantelis Voulgaris

Sommerpause im Juli und August

Griechischer Filmclub

Page 60: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

60

Page 61: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

61

DO 11.4. 2O:OO

Yuli E·GB·D·CUB 2018 · 110 min · OmU · digitalDCP · FSK 6R: Icíar Bollaín B: Paul Laverty · K: Alex Catalán D: Carlos Acosta, Santiago Alfonso, Edilson Manuel Olbera Núñez u.a.

Der Film ist die auf dem Leben und der Autobiografie des kubanischen Ballettstars Carlos Acosta basierende Geschichte eines Jungen, der eigentlich Fußballspieler werden wollte. In seinen bei Straßentanzwettbewerben gezeigten Bewegungen erkennt sein Vater jedoch Potential und schickt ihn gegen seinen Willen auf die nationale Ballettschule Havannas. Regisseurin Icíar Bonnaín und Drehbuchautor Paul Laverty (I DANIEL BLAKE, 2016) umgehen einige Hürden klassischer Biopics, indem sie den Fokus der Erzählung konsequent auf ihren Hauptdarsteller legen und gleichzeitig ihre Erzählung durch beeindruckende narrative Lücken schließende Tanzeinlagen unterbrechen. Dies ermöglicht auch eine Gegenüberstellung von erlebter Geschichte und des dramatischen Ausdrucks durch den Tanz. Die subjektive Eingrenzung schließt aber auch die Geschichte Kubas weitestgehend aus. Die Armut und die begrenzten Handlungsmöglichkeiten seiner Familie werden in Carlos‘

p

Entscheidung, nach einer Karriere in Europa, in seine Heimat zurückzukehren und seine Geschichte für die Bühne zu adaptieren, reflektiert und übriggebliebene Ruinen sozialistischer Stadtplanung sowie die Arbeitslosigkeit seiner Kindheitsfreunde deuten eher am Rande auf ökonomisch bedingte Engpässe und die Isolierung des Landes während und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hin. Der Film stammt aus der Feder eines irisch-britischen Drehbuch-autors und wurde von einer spanischen Regisseurin inszeniert. Entstanden ist ein in wunderschönen Bildern eingefangenes Zeugnis einer europäischen Perspektive auf ein historisch einzigartiges Land.

Vorschau:

9.5. ESTIU 1993 · FRIDAS SOMMER · E 2016 · R: Carla Simón

13.6. PÁJAROS DE VERANO · BIRDS OF PASSAGE COL 2018 · R: Cristina Gallego, Ciro Guerra

Sommerpause im Juli und August

61Spanischer Filmclub

Page 62: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

DO 18.4. 2O:OO

l’uoMo in PiÙ DER MANN IM ABSEITSI 2001 · 100 min · OmU · digitalDCP · ab 18 • R/B: Paolo Sorrentino K: Pasquale Mari · D: Toni Servillo, Andrea Renzi, Nello Mascia, Ninni Bruschetta u.a.

Künstlername: Tony, wirklicher Name: Antonio Pisapia, geboren am 15. August 1934 in Neapel, Popmusik­Sänger. Name: Antonio Pisapia, geboren am 15. August 1949 in Narni Scalo, Profifußballer. Charakterlich könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein: der eine ist launisch, zynisch, größenwahnsinnig und egozentrisch, der andere schüchtern, bescheiden, besessen und mürrisch. Aber nicht nur Zufälle führen die beiden zusammen, auch schicksalhafte Ereignisse verbinden ihr Berufs­ und Privatleben.

Schon in seinem ersten Langspielfilm erzählt Paolo Sorrentino (LA GRANDE BELLEZZA, 2013) mit seinem Stammschauspieler Toni Servillo, versteckt in schön fotografierten Bildern, von der Tragödie des von Lebenseinschnitten geprägten Individuums.

p

1980 treffen wir Tony nach einem triumphalen Konzert und Antonio nach einem Tor, das seine Mannschaft für den UEFA-Pokal qualifi-ziert hat – beide sind auf der Höhe Ihres Erfolges. Aber all das ist nur von kurzer Dauer: Tony muss sich wegen der Vergewaltigung eines jungen Mädchens verantworten, Antonio verletzt sich im Training, was das Ende seiner Karriere bedeutet. Eines Tages begegnen sich Tony und Antonio, ihre Blicke treffen sich wortlos und jeder geht kommentarlos seines Weges. Aber werden sie sich in einem weiteren tragischen Moment wieder über den Weg laufen?

Einführung: Joachim Manzin (Manzin - Italienische Übersetzungen)

Vorschau:

16.5. NOME DI DONNA · IT 2018 · R: Marco Tullio Giordana

20.6. IL COLORE NASCOSTO DELLE COSE · DIE VERBORGENE FARBE DER DINGE I·CH 2017 · R: Silvio Soldini

Sommerpause im Juli und August

62 Italienischer Filmclub

Page 63: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Italienischer Filmclub 636363

Page 64: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

DO 25.4. 2O:OO

un aMour De Jeunesse EINE JUGENDLIEBEF·D 2011 · 110 min · OmU · digitalDCP · FSK 0 · R/B: Mia Hansen-Løve B: Clémence Carré, Bastien Daret, Léonor Serraille · K: Stéphane Fontaine D: Lola Créton, Sebastian Urzendowsky, Magne-Håvard Brekke u.a.

p Ein Film wie aus einem Guss. Alle Szenen des 110­minütigen Films gehen homogen ineinander über. Hier überlässt die Regisseurin nichts dem Zufall. Trotz des impulsiven und nicht planbaren Themas, das der Film behandelt: die Höhen und Tiefen der Liebe. Der Zeitraum der Handlung umfasst 10 Jahre. Zunächst lernen sich der 19­jährige Sullivan und die 15­jährige Camille 1999 in Paris kennen. Es ist ihre erste Liebe, eine Liebe der Jugend und die Zuschauer*innen sehen direkt, dass die beiden gar nicht so recht zueinander passen, die Gefühle umso stärker sind, sie sich dennoch trennen und später wieder begegnen. Das Paradox der Liebe.

Dabei heißt es doch, die erste Liebe sei die intensivste. Doch in diesem Film ist es nicht nur die von Klischees durchzogene Romantik. UN AMOUR DE JEUNESSE geht viel weiter. Die Liebe ist zu Ende und doch wirkt sie in den Personen fort – und macht letztlich sogar krank. Jugendliebe findet statt: zwischen Glücks-gefühlen, Eifersucht, Trennungsschmerz, Liebeskummer, dem Kennenlernen einer neuen Liebe, dem Fremdgehen, der Empfindungvon Betrug, dem Wiedersehen und letztlich einer Routine, in der trägen Gewohnheit einer Beziehung.

In Kooperation mit dem Institut français Düsseldorf.

Vorschau:

23.5. LE REFUGE · RÜCKKEHR ANS MEER · F 2009 · R: François Ozon

27.6. BELLAMY · KOMMISSAR BELLAMY · F 2009 · R: Claude Chabrol

Sommerpause im Juli und August

64 Franzosischer Filmclub

Page 65: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Italienischer Filmclub 656565

Page 66: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

66

FilMMatinee:Facetten der Humanitätp Rund viermal im Jahr werden im Rahmen einer Matineevorstellung bedeutende Filme präsentiert, die Einblicke und Perspektiven auf gesellschaftlich relevante Themen wie Gleichberechtigung, Menschen-rechte, Aspekte diverser Rollenbilder sowie auf politisches und philosophisches Engagement ermöglichen. Die jeweilige Einführung zum Film soll unter anderem dazu anregen, sowohl über den Film als künst lerisches Werk als auch über die Inhalte miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Reihe wird in Kooperation mit den Soroptimisten Düsseldorf-Karlstadt durchgeführt.

Soroptimist International ist ein weltweites Netzwerk berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement. Die Organisation agiert im lokalen, nationalen und internationalen Umfeld auf allen Ebenen der Gesellschaft. Soroptimistinnen befassen sich mit Fragen zur rechtlichen, sozialen und beruflichen Stellung der Frau und setzen sich weltweit für Menschenrechte, internationale Verständi gung, Integrität und verantwortliches Handeln ein. Erfrischungen sind zu moderaten Preisen (Spende) erhältlich.

Page 67: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

67

SO 14.4. 11:3O

a little CHaos DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES GB 2014 · 112 min · DF · digitalDCP · FSK 6R: Alan Rickman · B: Jeremy Brock, Alison Deegan, Alan Rickman K: Ellen Kuras · D: Kate Winslet, Alan Rickman, Stanley Tucci u.a.

p Alan Rickmans semifiktionales Historiendrama/Komödie führt an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Ende des 17. Jahrhun­derts, der eine außergewöhnliche Parkanlage im Schloss Versailles plant. Kate Winslet spielt die ehrgeizige und unkonventionelle Sa­bine de Barra, die als Landschaftsgärtnerin den Auftrag bekommt, ein grünes Ambiente mit Ordnung und Symmetrie zu bändigen. Rickmans zweite Regiearbeit ist vor allem eine Augenweide: Die Betrachter*innen können in den Details prunkvoller Kostüme, in Architektur und Gartenkunst schwelgen.

Hervorzuheben ist die eindrucksvolle Kameraarbeit durch Ellen M. Kuras: Seit den 1990er-Jahren dreht sie sowohl Dokumen-tar- als auch Spielfilme (COFFEE AND CIGARETTES, 2003 oder ETERNAL SUNSHINE OF A SPOTLESS MIND, 2004) und führt die

Zuschauer*innen direkt in das Geschehen ein: Die ruhig geführte Kamera zelebriert die Stofflichkeit des Brokats, die Blässe der Gesichter und die Lebendigkeit der Pflanzen durch nahe Einstellungen.

Das technische Auge übernimmt hier die erzählende Rolle, es führt die Betrachter*innen von der Ferne bis ins Detail, spielt mit der Schärfentiefe und erzeugt zeitweise einen irrealen filmischen Raum aus Farben und Formen. Das dem Film immanente Thema vom Kontrast aus Ordnung und Chaos wird in der Montage deutlich, in der sich streng komponierte Bildsequenzen mit Szenen abwechseln, die Verspieltheit und Sinnlichkeit ausdrücken. Darüber hinaus widmet sich der Film humorvoll und künstlerisch Themen wie Kreativität, Freigeistigkeit versus Kontrolle und greift die Gesellschaftsverhältnisse im Absolutismus auf, in der sich eine Frau trotzdem selbstbewusst und zielstrebig für ihre Sache einsetzt.

Einführung und Diskussionsleitung: Karin Woyke (Filmmuseum)

Filmmatinee: Facetten von Humanität

Page 68: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

68

42nd street DÜsselDorF»Flüssigkeiten«

p Als Hommage an die 24-Stunden-Kinos der 1970er-Jahre auf der 42nd-Street in New York und an die ehemalige kleine Schmuddel kinomeile in Düsseldorf widmet sich Mondo Bizarr einmal im Monat in Form eines 35mm-Double-Features den Klassikern des internationalen Exploitation-Films. Die Reihe 42nd Street Düsseldorf liefert Wahnsinniges und Abstruses, Vergessenes und Verbo tenes, kombiniert mit einer auf die Hauptfilme abgestimmten Trailershow.

Mit Eintrittskarte des ersten Films ist die zweite Vorstellung kostenlos.

Einführung: Marc Ewert (Mondo Bizarr, Düsseldorf)

La Comtesse Noire

Page 69: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

6942nd Street Düsseldorf

Fr 5.4. 2O:3O

la CoMtesse noire ENTFESSELTE BEGIERDE F·B 1973 · 82 min · DF · 35mm · FSK 18R: Jesús Franco · B: Jesús Franco, Josyane Gibert K: Jesús Franco · D: Lina Romay, Jack Taylor, Alice Arno u.a.

p Die stumme Gräfin Irina Karstein streift durch das sonnen­verbrannte Madeira, auf der Suche nach Opfern, denen sie den Lebenssaft aussaugen kann... Altmeister Jess Franco wandelt mit seiner erotischen Vampirgeschichte fast auf den Pfaden Jean Rollins, wenn Romay kaum bekleidet durch das neblige Unterholz wandert. Ein echter „Atmosphäre-Film“: Die traum - wand lerische Stimmung, kombiniert mit der gelungenen Kamera (Franco hinter der Linse) und der Musik Daniel Whites, machen aus FEMALE VAMPIRE einen der schönsten Filme des spanischen Vielfilmers und Goya-Preisträgers.

iM AnSchluSS, cA. 22:3O

tHe eVil tHat Men Do DER LIQUIDATORMEX·USA·GB 1984 · 90 min · DF · 35mm · FSK 18R: J. Lee Thompson · B: R. Lance Hill, John Crowther · K: Xavier Cruz D: Charles Bronson, Theresa Saldana, Joseph Maher u.a.

p Charles Bronson bekommt man gar nicht so oft auf der großen Leinwand zu Gesicht – zudem in einem seiner härtesten Filme: Als Ex­CIA­Agent wird er aus dem Ruhestand geholt, um den berüchtigten Folterknecht Moloch aus dem Verkehr zu ziehen. Regisseur J. Lee Thompson (DIE KANONEN VON NAVARONE), welcher mit Bronson stolze zehn (!) Filme abdrehte, drückt hier mächtig auf das Gaspedal und liefert einen kompromisslosen Reißer ab, der wahrlich keine Gefangenen macht: Bereits die Anfangssequenz, in welcher Moloch seinem blutigen Handwerk nachgeht, lässt den Betrachter mit offenem Mund im Kinosessel erstarren. Neben dem ebenfalls von Thompson inszenierten EIN MANN WIE DYNAMIT einer der besten Bronson-Thriller der späteren Ära!

Page 70: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

FilMklassiker aM naCHMittagp Zur Zeit des Nationalsozialismus pendelte das deutsche Kino zwischen Propaganda und eskapistischem Unterhaltungskino – mit teilweise fließenden Grenzen. Filme, die im Auftrag der Goebbelschen Propaganda-Maschinerie gedreht wurden, sind mittlerweile als soge- nannte Vorbehaltsfilme eingestuft und überstrahlen das übrige Unter- haltungskino dieser Zeit, das etwa 90% der Produktion ausmachte und eine genuin eigene Qualität entwickelte. Ohne die Repression und Unterdrückung, die das bis dato äußerst kreative und innovative deut-sche Kino zum Erliegen brachte, zu bagatellisieren, möchte die Film- reihe „Filmklassiker am Nachmittag“ einen Blick auf das harmlos wirkende Kino dieser Zeit werfen – stets mit dem Bewusstsein, vor welchem zeithistorischen Hintergrund mit Leichtigkeit unterhaltende Lustspiele inszeniert wurden. • Eintritt: 2,00 €

70

Page 71: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Di 2.4. 15:OO

13 stÜHleD 1938 · 87 min · DF · 35mm · ab 18 R: E. W. Emo · B: Per Schwenzen, E. W. Emo · K: Eduard Hoesch D: Heinz Rühmann, Hans Moser, Annie Rosar u.a.

Der Friseur Felix Rabe steckt in finanziellen Schwierigkeiten, sein Laden läuft nicht gut, da erhält er die Nachricht vom Tod seiner wohlhabenden Tante in Wien. Er macht sich sofort auf den Weg, doch muss in ihrer leeren Wohnung feststellen, dass ihr Nachlass einzig aus dreizehn alten Biedermeier­Stühlen besteht, die er für einen bescheidenen Betrag dem Trödler Alois Hofbauer verkauft. Erst per Zufall erfährt Felix schließlich aus einem versteckten Brief von dem wahren Wert der Stühle: In einem der Stühle sind nämlich 100.000 Mark eingenäht. Zusammen mit Hofbauer, dem er einen Teil des Geldes verspricht, macht er sich auf die Suche nach den neuen Besitzern und es beginnt die Jagd auf die Stühle.

Das Bemerkenswerte dieser herrlich respektlosen Komödie liegt nicht in der Zusammenarbeit zwischen Heinz Rühmann und dem ebenfalls linientreuen Komödienspezialisten E.W. Emo, sondern in

p

der zugrundeliegenden Romanvorlage der sowjetischen Schriftsteller Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, die eine beißende Satire auf das eigene Volk formulierten. Die Vorlage wird aufgrund der jüdischen Herkunft einer der Autoren und auf Anordnung des Propagandaministeriums weder im Vorspann genannt, noch behält die Verfilmung die ursprüngliche politische Schlagkraft. Die Jagd nach den Stühlen bringt Rühmann und Moser in allerlei Verstrickungen und sogar in die psychiatrische Klinik. Statt scharfer Kritik winkt den beiden am Ende, wie durch göttliche Fügung, doch noch das große Geld, aus anderer Quelle jedoch als erwartet.

Vorschau:

7.5. SALTO MORTALE · D 1931 · R: E. A. Dupont

4.6. KENNWORT MACHIN · D 1939 · R: Erich Waschneck

Sommerpause im Juli und August

71Filmklassiker am Nachmittag

Page 72: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

PsYCHoanalYseunD FilM

p Seit 2001 zeigt die Akademie für Psychoanalyse und Psycho somatik einmal monatlich, immer freitags um 19:00 Uhr, aus gewählte Filme mit filmtheoretischer Einführung von Dorothee Krings (Rheinische Post) und einem anschließenden psycho analytischen Kommentar, abgerundet durch eine anregende Diskussion mit dem Publikum.

Moderation: Dr. Claudia Sies und Dr. Mathias Hirsch Eintritt: 9,00 € · ermäßigt 7,00 € · mit Black-Box-Pass 6,00 €

72

Page 73: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

73

Fr 12.4. 19:OO

ÖDiPussiD 1988 · 90 min · DF · 35mm · FSK 0 • R/B: Loriot K: Xaver Schwarzenberger · D: Loriot, Evelyn Hamann, Katharina Braueren u.a.

p Eine familiäre Idylle. Ein großes, gepflegtes Haus, eine Mutter, die ihren Sohn gluckenhaft umsorgt, ihn mit gutem Essen und guten Ratschlägen vollstopft. Schnell offenbart sich dieses Bild als reine Parodie eines perfekten Familienlebens, denn der um sorgte Paul Winkelmann ist bereits Mitte Fünfzig und hört auf den Spitznamen Pussi. Er ist Experte für Möbel und Dekoration, Mitglied in einem feministisch­ökopositiven Karnevalsverein und seine einzige tiefgründige Beziehung ist die zu seiner Mutter. Dies ändert sich, als Margarethe Tietze, eine unscheinbare Diplompsychologin, in sein Geschäft und damit in sein Leben tritt. Plötzlich träumt er davon, seiner Mutter den Hut ins Gesicht zu ziehen. Doch der Schrecken dieser Vorstellung hält ihn nicht davon ab, schüchtern, aber entschieden, Margarethes Gegenwart zu suchen. Seine Mutter ist allerdings ganz und gar nicht einver­standen mit einer anderen Frau in seinem Leben und Paul steht vor der Wahl: Margarethe oder Mama?

Mit ÖDIPUSSI zeigt Vicco von Bülow alias Loriot die Absurdität des Ödipus-Komplexes in einer liebenswert naiv wirkenden Komödie. Dabei glänzt er als Hauptdarsteller, Regisseur und auch als Dreh-buchautor. Seine Dialoge wirken wie gesellschaftskritische Studien. Die fehlende Kommunikation zwischen Menschen, die beständig aneinander vorbeireden, führt zu diversen Missverständnissen, wodurch völlig alltägliche Situationen eskalieren. Mit seiner Haupt figur, dem tollpatschigen und unbeholfenen Paul, der mit der Haltung eines Alphamännchens zielsicher in jedes Fettnäpfchen tritt, zeichnet er eine Karikatur der Gesellschaft und thematisiert klassische Rollenvorstellungen in der Beziehung zwischen Mann und Frau.

Vortrag und Diskussionsleitung: Birgit Napiontek

Vorschau:

24.5. MOONLIGHT · USA 2016 · R: Barry Jenkins

28.6. THE LEISURE SEEKER · DAS LEUCHTEN DER ERINNERUNG F·I 2017 · R: Paolo Virzì

Sommerpause im Juli und August

Psychoanalyse & Film

Page 74: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

74

k i n o o H n e W e r B u n g .

BLACK BOX – Kino im Filmmuseum der Landeshauptstadt DüsseldorfSchulstraße 4 · 40213 DüsseldorfTelefon 02 11-8 99 22 32 [email protected]

Eintritt Kino: sofern nicht anders angegeben: pro Person 7,00 € / ermäßigt 5,00 €mit Black-Box-Pass 4,00 €

Kinokarten erhalten Sie auch im Vorverkauf! Die Karten sind jeweils ab dem 15. des Vormonats ganztägig an der Kasse erhältlich. Telefonisch reservierte Karten müssen spätestens 20 Minuten vor Filmbeginn abgeholt werden. Die Kinokasse öffnet 45 Minuten vor Filmbeginn.

Filmmuseum Öffnungszeiten und Eintritt: Di – So: 11–18 Uhr, geschlossen montags und an folgenden Feiertagen: Weiberfastnacht, Karnevalssonntag, 1.5., 24.12., 25.12., 31.12, 1.1., andere Feiertage: geöffnet wie sonntags Eintritt pro Person: 5,00 € (erm. 2,50 €) Jugendliche unter 18 J. freier Eintritt, Sonntags Eintritt frei.

Mit dem BLACK BOX PASSfür nur 4,00 e* ins Kino!Dem Besitzer des Black-Box-Passes wird in diesem Kino ein Jahr ab Kaufdatum eine Ermäßigung von 3,00 € auf den vollen Eintrittspreis gewährt. Preis: 18,00 € / ermäßigt 6,00 €

*ausgenommen sind Sonderveranstaltungen

U

P

uP – uO & iEHaltestelle: Heinrich-Heine-Allee

UWZ Haltestelle: Maxplatz

Parkhaus Altstadt (Zufahrt nur über Rheinufertunnel) oder Parkhaus Carlsplatz

Page 75: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

Erläuterungen: R: RegieB: Drehbuch

K: KameraD: Darsteller

DF = Deutsche FassungOF = Originalfassung

OmU = Original mit deutschen UntertitelnOmeU = Original mit englischen Untertiteln

Impressum: Texte + Redaktion: Florian Deterding

Herausgegeben von der Mitarbeit: Wolfgang Cziesla, Marc Ewert, Landeshauptstadt Düsseldorf Eleni Giannakoudi, Philipp Hanke, Der Oberbürgermeister Joachim Manzin, Thomas Ochs, Filmmuseum Océane Gonnet, Matthias Knop, Margret Schild

Filmvorführer*innen: Lucas Croon, Hannah Hummel, Luka Kurashvili, Thomas Ochs, Fernanda Rueda, Nikolai Szymanski

Verantwortlich: Bernd Desinger

Bildmaterial: Filmmuseum Düsseldorf

Page 76: BlackBox 04/2019 - duesseldorf.de

6

APRil 2O19

Titón –Tomás Gutiérrez Alea

Paul-Spiegel-Filmfest

Fantastische Welten, perfekte illusionen Visuelle Effekte im Film Filmreihe zur Sonderausstellung

Fiktiva – Media Art Festival

Sie möchten regelmäßig den Newsletter der Black Box erhalten? Anmeldung unter: [email protected]

www.duesseldorf.de/filmmuseum facebook/FilmmuseumDuesseldorf twitter/filmmuseum_due instagram/@filmmuseumduesseldorf

Eine Kultureinrichtung der Landeshauptstadt Düsseldorf

BLACK BOX Kino im Filmmuseum der Landeshauptstadt DüsseldorfSchulstraße 4 · 40213 Düsseldorf

Titelbild aus Memorias del subdesarrollo

CYBORG | Körper 2.0. #2