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8 ENDURO-BIKES 9 TOUR/TRAIL-REIFEN

BIKE & BUS SCHWEIZ NEUE GEOMETRIEN

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06 WORLD OF MTBAUGENBLICKE

#vanlife #graubuenden #mountainbike #allesfahrbarWenn die Abenteuerlust groß ist und das Budget klein, ist die Form des Urlaubs meist schnell gefunden. Ein Roadtrip soll es sein. Den VW Bus kennt man als die stilvollste Möglichkeit, einen solchen zu unterneh-men, wenn auch nicht als die einzige. Ein Fiat Cinquecento ist ebenso brauchbar, ein alter Volvo erfüllt die Aufgabe gar vorzüg-lich. Der Kofferraum ist dann vollgepackt bis oben hin, das Suchen ist beständig, das Finden eher die Ausnahme. Mit Gewissheit werden die Knochen schmerzen nach mehre-ren Nächten im Schlafsack auf der Rückbank. Aber die Gartenmöbel-Sitzbezüge als Bett-statt, sie gehen schon als Avantgarde durch.

RECHTSDavos/ Flüelapass/ Val GrialetschNormalzustand: Du schaust aus dem Autofenster in ein Tal, entdeckst eine Linie, dann noch einen Schwung, dann ein Zickzack-Muster. Schnellstmöglich suchst du dir eine Haltebucht. Parkst. Hievst dein Rad aus dem Bus und bikest los. Biken auf Sicht, so nennt man das. Das Leben ist schön.

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07 MAI 2017 ROADTRIP DURCH GRAUBÜNDEN

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LINKSValposchiavo/ Col d’AnzanaEs ist einer dieser unbezahlbaren Momente. Wir erreichen den Col d’Anzana just in dem Augenblick, in dem die Sonne über die Sobretta- Gavia-Gruppe klettert.

RECHTS Engadin St. MoritzKanada-Feeling pur auf dem Weg von Zernez zum Ofenpass.

MITTEValposchiavo/ Le PreseWer im Valposchiavo Geheimtipps ab-stauben will, kommt an den Rasellis fast nicht vorbei. Bruno (r.) führt hier das Bio- & Bikehotel „Albergo Sport Raselli“, und er kann einem zu jedem, wirklich jedem Stein etwas erzählen. Und alles Unmög-liche möglich machen. Sein Bruder Reto baut seit 1993 Bio-Kräuter an, er ist einer der Hauptlieferanten für die Ricola Kräu-terbonbons. www.bioraselli.ch

Neben allem, was du auf deinen Roadtrip mitnimmst, ist es auch wichtig zu wissen, was du zurücklässt. Wenn die Route im Kopf, das Gefährt ausgestattet und der Motor angelassen ist, tritt nämlich ein neu-er Spieler auf den Plan. Denn ein Road- trip ist ein eigenständiges Wesen. Er zeigt Persönlichkeit und Temperament, ist indi-viduell und unverwechselbar. Keine Reise gleicht einer zweiten. Alle Pläne, Garantien, Zwänge sind vergeblich. Ankunftszeiten, Tourenbeschreibungen, Erwartungen, sie alle zerschellen an der Persönlichkeit eines Roadtrips. „We find, after years of struggle“, schreibt der Pulitzer-Preisträger John Stein-beck, „that we do not take a trip. A trip takes us. The certain way to be wrong is to think you control it. I feel better now, having said this, although only those who have experien-ced it will understand it.“

Und welche Region wäre für uns Biker besser geeignet, diese Erfahrung zu ma-chen, sich treiben zu lassen, die Geschwin-

digkeit zu drosseln, als der Kanton des Langsamverkehrs? Wo man – gemach, ge-mach – wie eine Schildkröte mit ihrem Haus auf dem Rücken, die Prozente erklimmt? Wo die Topografie die Regeln diktiert und nur 1.585 Kilometer Straßen zulässt, denen nahezu 17.000 Kilometer Trails entgegen-stehen?

“We do not take a trip. A trip takes us.”Du steigst also ein? Dann nimm Kurs in Rich-tung Graubünden. Nun, wenn das Stottern und Rasseln des Motors dir das vertraute Schaudern über den Rücken jagt, wühlt die Vorfreude deine Eingeweide auf. Sponta-neität und Bauchgefühl heißen deine Bei-fahrer, Siri hast du zum Teufel gejagt. Und wenn dein Blick nicht vom Navi gefesselt ist, das Ziel nicht als Weg missverstanden wird, dann ist sie plötzlich da, die Empfindsam-keit. Weit, begierig und frei spricht sie auf jeden kaum merklichen Reiz an, ergötzt sich an jeglichem Anblick und Klang. Du folgst

allein den Anweisungen deiner Intuition. Mal legst du den Rückwärtsgang ein, mal nimmst du die Kurve viel zu schnell.

Du kurbelst, kurbelst, kurbelst und lässt dann das Lenkrad durch die Hände rutschen. Das Fenster ist offen, der Fahrt-wind spielt mit deinen Haaren. Hinter jeder Kehre geben Nebelfetzen den Blick frei auf eine andere Facette des Gebirgskantons. Die Highways führen dich hoch hinaus in die Vertikale. Nichts ist weit, außer der Blick über das Meer an Gipfeln. Individuen allesamt, prominent und dominant. Dicht drängen sich die Dreitausender, die Sprach-scheiden, Wasserscheiden, Wetterschei-den. Einschnitte haben die Graubündner Al-pen viele zu verzeichnen, 19 von ihnen sind mit dem Auto befahrbar. Graubünden ist ein Passland. Einstige Säumerwege führen von einem Spielplatz zum nächsten. Mannig- faltigkeit auf kleinstem Raum, jedes Tal ein eigener Charakter.

10 WORLD OF MTB


Nach Graubünden kommst du am besten mit dem Ziel, kein Ziel zu haben. Ein Ort ist so gut wie der andere, jeder ein Anfang, je-der ein Ende. Kapillaren gleich ziehen sich die Trails von der Ortsmitte in die Extremi-täten. Lausche nur in dich hinein, wonach dir gerade ist. Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft? Nach dem leisen Surren ei-ner perfekt orchestrierten Bike-Infrastruk-tur? Dem glücklichen Gelächter von Gleich-gesinnten? Ist dir nach dem frischem Wind eines Föhntals? Einem kühlen Kopf in den Gletschertälern? Nach süßer Melancholie in einem der vergessenen Südtäler, in denen Kastanien, Buchen, Haselstauden sich der verlassenen Steinhäuser bemächtigen? Der Durchschnitt ist nur auf der Durchfahrt, ihn dürstet nach Opulenz und Sein zum Schein. Auch das hat der ein oder andere Ort im Repertoire.

Nur Graubünden selbst trägt nie eine Maske, stets offenbart es seine Eigenart. Rau, erhaben, zuweilen lieblich, überwie-gend unerbittlich. Dieses Land von Stein und Wasser, es ist geprägt durch die Be-harrlichkeit seiner Bewohner. Über Jahrhun-derte trotzten sie Kalk und Schiefer, Granit und Gneis, Sumpf und Wäldern das Wege-netz ab. Deshalb sind die wenigsten Wege Autobahnen im engeren Sinn, sie wurden

lange gebaut, bevor das Wort Flow über-haupt gedacht werden sollte. Der Abwechs-lungsreichtum der Trails, er fordert Können und Wollen. Manchmal vielleicht auch Los-lassen und Schieben. Dafür ist zumindest in der Theorie „alles fahrbar“, denn: jeder Wanderweg = ein Biketrail.

Wider den Bewertungen, wider den Guidebooks.Dieser Artikel ist kein Reiseführer und soll es auch nicht sein. Jeder Roadtrip produziert ein Wirrsal an Eindrücken, ein Konglomerat an Formen, Farben, Gesich-tern, Gerüchen, Gefühlen. „Erst durch sei-ne Wahrnehmungsfähigkeit etabliert der Mensch sich in der Welt.“, weiß der Berner Künstler Hanspeter Gempler. Und so entde-cke ich mit jedem Stück Graubünden auch ein Stück von mir. Über die Jahre sind wir zusammengewachsen, ich bin ihm verbun-den. Immer wieder zieht es mich zu sich heran, fordert mich auf, ihm mehr seiner Be-sonderheiten zu entlocken. Dein Graubün-den ist mit Sicherheit ein anderes als mei-nes. Erfahre es auf deine Weise, in deiner Geschwindigkeit. Bewerte das Eindrück- liche nach deinen eigenen Maßstäben. Finde deine Koordinaten. Den Schlüssel dazu - du hältst ihn bereits in der Hand.

LINKS UNTENFlims/ Crest La Siala„Welche Lust ist es, und, nicht wahr, welches Vergnügen für den ergriffenen Geist, die gewaltige Masse der Gebirge wie ein Schauspiel zu bewundern und das Haupt gleichsam in die Wolken zu erheben.“ Conrad Gessner 1541

RECHTSLaax/ CrestaseeBoxenstopp für digital nomads: Multispor-tivo Markus Boss, 33, hat den „Alpean Coworking Space“ ins Leben gerufen (samt Bikegarage, die von jedermann 24 h per App geöffnet werden kann). In der Mittagspause erfrischt ein beherzter Schwung in den Crestasee. www.alpean.ch


LINKS GANZ OBENVal Müstair/ OfenpassIch mag unbemerkte Parkplätze und Straßenränder, die so beiläufig sind, dass eigentlich niemand sie als etwas Erwähnenswertes wahrnimmt. So wie diese Kurve hier kurz unterhalb des Ofenpasses. Zum Frühstück: Sonnenauf-gang mit Ortlerblick.

Val Müstair/ Piz UmbrailEine Stunde lockeres Tragen vom Umbrailpass aus (Achtung, kurz seilver-sichert), und schon steht man auf 3.000 Meter über den Dingen. Eine Ohne-Wor-te-Tour: vom Piz Umbrail aus geröllig und schnell über den Laj da Rims: Ein natürlicher infinity pool, zur Rechten den Piz Lad, zur Linken den Piz dal Döss Radond. Spitzkehrig geht es hinab ins Val Vau, dann flowig bis nach Sta. Maria im Val Müstair.


INFORMATIONEN

HinkommenVon Süddeutschland führt die schönste Anfahrtsroute mautfrei von Bregenz nach Liechtenstein und über die Bündner Herr-schaft, das kleine, feine Weinanbaugebiet rund um Fläsch, Jenins und Malans. Dort lassen sich mit Blick auf den Falknis sogleich die ersten Trailkilometer beim Regitzer Spitz und dem Fläscher Berg abspulen.

DestinationenSpannende Ziele finden sich in ganz Grau-bünden, wer auf Top-Service in Sachen Bike nicht verzichen möchte, sollte eine dieser 5 Top-Bikedestinationen wählen. Sie bieten sämtliche Annehmlichkeiten für Biker, teilweise Bahnen-Support und attraktive Kombi-Angebote:

Arosa Lenzerheidewww.lenzerheide.com/bikeDavos Klosterswww.bike-davos.chEngadin St. Moritzwww.engadin.stmoritz/bikeFlimswww.flims.com/bikeScuol Samnaun Val Müstairwww.engadin.com/bike

Preiswertes Unterkommen28 Campingplätze:www.graubuenden.ch/campingplatz Jugendherbergen:www.graubuenden.ch/jugendherbergeMaiensässe: www.graubuenden.ch/maiensaesse


LINKS OBENDavos/ JenisbergMit oder ohne Bergbahn, ein kurzer Loop oder ein Tag komplett auf Trails? In Davos Klosters können die Tage im Sattel ganz schön lang werden - und trotzdem viel zu kurz sein. Ich mag den Charme der kleinen Walser-Orte. Auf den Wegen, die einst die Walser angelegt hatten, bewe-gen wir uns noch heute.

RECHTS UNTENValposchiavo/ Pescia AltaGemsen- und Hirschbegegnungen gibt es bei der Hütte in Pescia Alta. So lange die Jäger nicht Einzug halten.

RECHTS OBEN, MITTE LINKS, UNTENArosa LenzerheideAbwechslung und Bike-Plaisir total in den Plessuralpen im Herzen Graubün-dens: Wer es geröllig, wurzelig oder technisch mag, verlässt den bekannten Bikepark und macht sich über die Berge auf den Weg Richtung Arosa oder Davos. Ansonsten gilt in Lenzerheide: „Small world!“ Jedes einzelne Mal entdecke ich bekannte Gesichter am Parkplatz. Die Chance steigt, wenn vom 07. - 09.07.2017 der World Cup wieder Station dort macht.


OBENEngadin St. Moritz/ Plaun da LejIn aller Morgenstille über den Silser See pad-deln, der als eiszeitliches Relikt zusammen mit den anderen Oberengadiner Seen einst beinahe das ganze Hochtal bedeckt hatte. Vom Brett aus nach Hinweisen auf Wege in den Flanken der Berge suchen. Um die kleinen Inseln zu paddeln, auf die sich Fichten, Gräser und Moose klam-mern, erinnert mich an Vancouver Island und die Westcoast Kanadas. www.plaundalej.ch

Engadin St. MoritzTee-Sommelier Luis und seine Frau von der Alto Bar an der Mittelstation der Chantarella-Bahn sind Argentinier. „Homesickness? Not at all! The Engadin valley reminds us of our home around Bariloche.“ Köstlichste Brownie-Stärkung zwi-schen zwei Runs auf den Corviglia Flow Trails.


RECHTE SEITERuinaultaHier schwingen sich die Kalke zur dramatischen Kulisse. Entweder geht’s per Bike, per Kanu oder RhB durch den „Swiss Grand Canyon“. Mit Nina Danuser, Foodbloggerin aus Flims, beim spontanen Grillen auf den Kiesbänken des jungen Rheins. In Australien lernte die Grafikerin die Paleo-Diät kennen und lieben. Nun gibt sie ihre Begeisterung per Blog und Coachings weiter. www.pura-danuser.com

Nützliche Websites

graubuenden.ch/bikeDas offizielle Bikeportal mit der Übersicht zu den 5 Top-Bike-Re-gionen und allen spezialisierten graubündenBIKE-Hotels. Detaillierte Tourenbeschreibungen mit Höhen-profilen und kostenlosen GPS-Tracks sowie Videos und aktuelle Angebote.

Herbert.bike, dein bester Bike-Kumpel kennt Graubünden wie seine Westentasche. Kosten-lose Tourenbeschreibungen vieler Highlighttouren, kostenpflichtiger Download der GPS-Daten. Sehr attraktive und auch preiswerte Tourenpakete mit oder ohne Guide, z.B. Preiskracher für CHF 69,-

MobilgraubündenBIKE-App: www.graubuenden.ch/apps

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