BIENEN, VÖGEL UND MENSCHEN - Kompetenzinitiative · 2019. 9. 1. · BIENEN, VÖGEL UND MENSCHEN...

48
BIENEN, VÖGEL UND MENSCHEN Die Zerstörung der Natur durch ‚Elektrosmog’ Ulrich Warnke Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks Eine Schriftenreihe der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie Heft 1

Transcript of BIENEN, VÖGEL UND MENSCHEN - Kompetenzinitiative · 2019. 9. 1. · BIENEN, VÖGEL UND MENSCHEN...

  • BIENEN, VÖGEL UND MENSCHENDie Zerstörung der Natur durch ‚Elektrosmog’

    Ulrich Warnke

    Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks

    Eine Schriftenreihe der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch,

    Umwelt und Demokratie

    Heft 1

  • Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks

    Eine Schriftenreihe der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie

    Herausgegeben von Prof. Dr. med. Karl Hecht, Dr. med. Markus Kern, Prof. Dr. phil. Karl Richter und Dr. med. Hans-Christoph Scheiner

    Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. rer. nat. Klaus BuchnerProf. Dr. med. Rainer Frentzel-BeymeDr. rer. nat. Lebrecht von KlitzingProf. Dr. phil. Jochen SchmidtProf. Dr. jur. Erich Schöndorf Dr. rer. nat. Ulrich WarnkeProf. Dr. med. Guido Zimmer

    Bildnachweis:

    Titelseite: Nils Steindorf-Sabath

    www.aboutpixel.de

    Heft 1

    Alle Urheberrechte vorbehaltenISBN: 978-3-00-023124-7

    Kempten, 1. Auflage: November 20072. Auflage: April 2008

  • BIENEN, VÖGEL UND MENSCHENDie Zerstörung der Natur durch ‚Elektrosmog’

    Vorwort der Herausgeber

    Einführung des Verfassers

    1. Die Organisation des Lebens als Grund seiner Verletzbarkeit

    2. Vom Verschwinden der Bienen und Vögel

    3. Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

    4. Menschen erleiden Funktions-störungen

    5. Zusammenfassung

    Wissenschaftliche Literatur

    Glossar (GL)

    4

    6

    8

    12

    14

    34

    40

    41

    45

    Ulrich Warnke

  • Der Biowissenschaftler Ulrich Warnkekennt den elektromagnetischen Haus-halt der Natur wie nur Wenige. In derhier vorgelegten Schrift zeigt er, wieweise und feinfühlig die Natur elektri-sche und magnetische Felder für denAufbau des Lebens genutzt hat. Aberer kann eben deshalb auch überzeu-gend kritisieren, wie töricht und ver-antwortungslos die Gegenwart in die-sen Haushalt eingreift.

    Nach den Erkenntnissen seiner Schriftsind die Verantwortlichen aus Politik,Wirtschaft und Wissenschaft dabei, imVerlauf weniger Jahrzehnte zu zerstö-ren, was die Natur in Millionen vonJahren aufgebaut hat. Die Spuren die-ser Zerstörung sind der Lebenswelt un-serer Gegenwart längst ein geschrieben.Doch die Schrift zeigt, wie kurzsichtigin gesundheitlicher und wirtschaftli-cher Hinsicht vor allem auch mit denLebensrechten künftiger Generationenumgegangen wird.1 Das alles wirdnicht im Sinne von Wahrscheinlichkei-ten, son dern auf der Grundlage nach-prüfbarer Wirkungsmechanismen doku-mentiert. Das sollte auch diejenigennachdenklich machen, die ihr Handelnregelmäßig mit dem Argument zurechtfertigen pflegen, dass ihnen exaktbewiesene Schädigungen nicht bekan ntseien.

    Im Begriff ,Kommunikationsfunk’ fas-sen wir alle Techniken schnurloser Kom-munikation zusammen, die in im mergrößerer Zahl Wohngebiete und Um-

    welt mit einer zunehmenden Dich teelektromagnetischer Felder überzie-hen. Wie viel an schädigenden Wir-kungen solcher Felder längst bewiesenist, hat ein umfassender Forschungs-bericht der BioInitiative Working Group,eines Konsortiums renommierter inter-nationaler Wissenschaftler, so eben ge-zeigt (www.bioinitiative.org). Er bewer-tet die geltenden Grenzwerte als un-taugliches Konstrukt, das niemandenschützt. Die Europäische Umweltagen-tur (EUA), oberste wissenschaftlicheUmweltbehörde der EU, hat auf dieserGrundlage vor der Möglichkeit drohen -der Umweltkatastrophen durch die zu-nehmende Dichte elektromagnetischerFelder gewarnt. Und der Koordinatordes europäischen Reflex-Projekts, Prof.Franz Adlkofer, hat die Öffentlichkeitüber neue Forschungsergebnisse infor-miert, die eine hochgradige Gentoxizi-tät der UMTS-Strahlung belegen.

    In die amtliche und industrieseitige,Aufklärung’, mit der die Bevölkerungversorgt wird, dringt bislang kaum et -was an solchem Risikobewusstsein ein.Der Bevölkerung wird versichert, dasssie durch Grenzwerte und Messungenihrer Einhaltung bestens geschütztund die UMTS-Strahlung genau so be-kömmlich sei wie die GSM-Strahlung,mehr Antennen inmitten von Wohnge-bieten grundsätzlich zu empfehlen.2

    Und während Ulrich Warnke die ganzeVerletzbarkeit von Mensch und Um-welt demonstriert, wird uns gesagt,wir seien robuster organisiert als un-

    sere Maschinen.3 Was ursprünglich,Strahlenschutz’ sein sollte, ist zumSchutz geschäftlicher Interessen ver-kommen.

    Die Verstrickung des Staates in die Ge-schäfte der Industrie, der hohe Pro-zentsatz industriefinanzierter For schungund industriegefällige Gremien wieBerater haben ein fragwürdiges Sys -tem des Umwelt- und Verbraucher-schutzes hervorgebracht. Zur Kenntnisgenommen und gefördert wird nur,was gemeinsame geschäftliche Inter-essen nicht ernstlich gefährdet. Mitden Schutzrechten der Bürger und denLeiden von Menschen wird umgegan-gen, als gebe es sie nicht. Die politischVerantwortlichen haben offenbar nochimmer nicht begriffen, dass sich ihrefahrlässige Handhabung der Vorsorge-pflicht längst als eine der Hauptursa-chen bisheriger Umweltkatastrophenund -skandale erwiesen hat.4

    In Auseinandersetzung mit einer Poli-tik des Leichtsinns hat eine interdiszi-plinäre Gemeinschaft von Wissen-schaftlern und Ärzten im Mai 2007 dieKompetenzinitiative zum Schutz vonMensch, Umwelt und Demokratie ge-gründet (www.kompetenzinitiative.de).Mit der hier vorgelegten Schrift eröff-net sie eine neue wissenschaftliche Rei-he. Die darin gebotenen Erkenntnisseverstehen sich als Korrektiv einer ver-harmlosenden ,Aufklärung’, die gefähr-det, nicht schützt. Die Reihe strebt einhohes fachliches Niveau der Informa-

    Vorwort der Herausgeber zur Eröffnung der Schriftenreihe Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks

    1 Zur Schädigung der Kinder und Jugendlichen auch den von Heike-Solweig Bleuel hrsg. Sammelband Generation Handy… grenzenlos im Netz verführt,St. Ingbert 2007.

    2 So Wissenschaftler der Jacobs University Bremen-Grohn unter Leitung von Prof. Alexander Lerchl: UMTS doch nicht schädlicher als GSM, www.pc- magazin.de, 2.7.2007, und A. Lerchl in einem Vortrag in Ritterhude lt. Zeitungsbericht des Osterholzer Kreisblatts vom 16.6.2007: „Mehr Funkmas-ten in die Ortsmitte“. Professor Lerchl appelliert an alle Kommunen: Keine Steuergelder für weitere Mobilfunk-Studien ausgeben.

    Für einen anderen Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie

    Vorwort

  • tion an, will aber auch für interessierteLaien lesbar bleiben.

    Die Überordnung ökonomischer Inter-essen über Kultur und Moral hat maß-geblich dazu beigetragen, Deutschlandzu einem Absteigerland der Bildung zumachen. Wie der Journalist Hans Ley-endecker in seinem Buch Die großeGier 5 eindrucksvoll belegt, hat sieDeutschland auch eine neue Karriereauf der Stufenleiter der Korruptionbeschert. Der WirtschaftsstandortDeutschland brauche – so seine Folge-rung – nichts so sehr wie eine „neueMoral“. Dazu bedarf es aber auch an-derer Vorstellungen von Fortschritt.Unsere Zukunft wird sich nicht daranentscheiden, ob wir per Handy fernse-hen können. Sie wird davon abhängen,ob wir die Gestaltung unserer Lebens-welt und das Verhältnis zur Natur wie-der mehr an menschlichen, sozialenund ethischen Werten ausrichten.

    Alle, die über den Tag hinaus denkenund fragen, was Menschen zu Men-schen macht, sehen wir aufgerufen, zudieser Zukunft beizutragen: Politiker,indem sie sich eher von Werten als vonökonomischen und wahltaktischen In-teressen leiten lassen; Wissenschaftlerund Ärzte, indem sie sich häufiger ih -rer Verpflichtung auf das Wohl von Ge-sellschaft und Menschheit erinnern;Konzerne, indem sie auch in Deutsch-land begreifen, dass sie Profit und Mo -ral in Einklang bringen müssen, wennsie längerfristig erfolgreich bleiben wol-

    len. Ganz besonders aber brauchen wirkritische Bürger, die zwischen techni-schem Fortschritt und Konsumtorheitunterscheiden können: Bürger, die sichauch als Wähler und Verbraucher dar-auf besinnen, dass die Demokratieeinst als Herrschaft, nicht als Beherr-schung des Volks geschaffen wurde.

    Die dramatische Häufung von Schädi-gungsnachweisen fordert von den po-litisch Verantwortlichen, die Schutzbe-stimmungen des Grundgesetztes undder Europäischen Menschenre chtskon-vention ernst zu nehmen. Eine besten-falls halbe Wahrheit zur Richtschnureines Handelns zu machen, das überMillionen von Schutzbefohlenen ent-scheidet, scheint uns bei dem Standder Erkenntnis ein gesundheits- undzukunftspolitisches Ver brechen.

    Religiöse und ethische Kulturen be-kennen sich noch immer zu dem Auf-trag, die Schöpfung zu bewahren. Dertatsächliche Umgang damit aber wirdvon der Unkultur eines neuartigen Her -renmenschentums bestimmt, das ihreOrganisation rücksichtslos ausbeutet,manipuliert und zerstört.

    Prof. Dr. Karl Hecht Dr. med. Markus Kern Prof. Dr. Karl Richter Dr. med. Hans-Christoph Scheiner

    3 So am Ende der vom Saarländischen Ministerium für Justiz, Gesundheit und Soziales verteilten Broschüre Mobilfunk und Funkwellen: Informatio-nen, Fakten, Antworten, Saarbrücken 2005 (Abdruck einer Broschüre des LfU Baden-Württemberg).

    4 Vgl. die von der Europäischen Umweltagentur und in dt. Übers. vom Umweltbundesamt hrsg. Schrift Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896-2000, Kopenhagen und Berlin 2004.

    5 Die große Gier. Korruption, Kartelle, Lustreisen: Warum unsere Wirtschaft eine neue Moral braucht, Berlin 2007. 4

    5

  • Die Frage nach kausalen Einwirkungenund der biologischen Relevanz elek tri-scher und magnetischer Größen wirdin der Regel gestellt, ohne zugleichnach der Beziehung zur Organisationdes Lebens zu fragen. Doch man darfdie eine Frage nicht von der anderenablösen. Welche Rolle spielen die elek-trischen und magnetischen Felder fürdie Evolution und das Leben auf derErde? Welche Rolle spielen sie für dieindividuelle Entwicklung und physio-logische Ausstattung des Organismus? Jeder, der sich mit solchen Fragen be-schäftigt, gelangt früher oder späterzu der Erkenntnis: Die elektrischen undmagnetischen Felder unseres Planetenwaren nicht nur vor allem Le ben be-reits existent, sondern sie ha ben dieEvolution der Arten entscheidend mitgestaltet – im Wasser, auf dem Landund in der erdnahen Atmosphäre. DieLebewesen haben sich in ihrer stam-mesgeschichtlichen Entwicklung dar-auf eingestellt.

    Die biologische Erfahrung lehrt, dassdas Leben den umgebenden Energie-pool sinnvoll zu seiner Entwicklungnutzt. Sinnvoll nicht nur deshalb, weildie aufgenommene Energie der Gewin -nung von Information dient, die wie-derum die Orientierung in der Um weltermöglicht (s. Glossar; fortan GL). Sinn-voll auch deshalb, weil der Organismusso ausgebildet wurde, dass ihm gravi-tationsartige und elektromagnetischeWechselwirkungen entscheidende Le-bensfunktionen er möglichen. Das bio-logische System, das sich in gleicherWeise artikuliert wie die Umwelt,macht Einheit und Korrespondenz mitder Umwelt auch zum Prinzip seinerOrientierung.

    Wenn nun aber Bienen und andere In-sekten verschwinden, Vögel in ihrembisherigen Lebensraum nicht mehr zusehen sind und Menschen an unerklär-lichen Funktionsstörungen leiden, somag jedes für sich zunächst rätselhafterscheinen. Doch die scheinbar unver-bundenen und rätselhaften Phä nomenehaben in Wahrheit einen ge meinsamenAuslöser. Eine von Menschen gemach -te Technologie hat mit magnetischen,elektrischen und elektromagnetischenSendern die natürlichen elektroma-gnetischen Energien und Kräfte an derErdoberfläche grundlegend verändert,die Millionen Jahre hindurch als zen-trale Steuergrößen der biologischenEvolution wirksam gewesen sind.

    Die Zerstörung der Lebensgrundlagenhat bereits viele Arten für immer aus-gelöscht. Da dieses Artensterben meistökologische Nischen und kaum das ei-gene Leben betraf, hat es die meistenMenschen nicht interessiert. Nun aberbedroht die Gefährdung der Tiere inneuer und unerwarteter Weise auchdie Existenz des Menschen.

    Tiere, die in ihrer Orientierung und Na-vigation innerhalb der Erdatmosphärevon den natürlichen elektrischen, ma-gnetischen und elektro magnetischenFeldern abhängen, werden durch dieweit stärkeren und sich ständig wan-delnden künstlichen Felder technisch -en Ursprungs verwirrt und finden nichtmehr zu ihrem Heimatort zurück. Ver-mutlich wäre auch das den meistenMenschen egal, wenn es nicht aucheine der wichtigsten Insektenarten be-träfe: die Honigbiene. Denn sie ist nuneinmal die unersetzbare Bedingung fürden Fruchtansatz: Ohne Bienen auchkeine ausreichende Obst-, Gemüse-und Nutzpflanzenernte.

    Wir sind von den Vorgängen abernicht nur über die wirtschaftlichenGrundlagen betroffen. Vielmehr lässtsich nachweisen, dass sich Mecha-nismen der Beeinflussung, die anBienen und Vögeln nachweis barsind, ähnlich auch am men schli-chen Organismus beobach ten lassen.Eine flächendecken de unnatürli cheStrahlung mit einer noch nie da ge-wesenen hohen Leistungsflus sdich-te (GL) schädigt in neuer Wei se auchdie menschliche Gesundheit.

    Besinnt sich die Menschheit jeden-falls nicht beizeiten auf die Grund-lagen ihrer Existenz, und schiebendie politisch Verantwortlichen derin Gang geratenen Entwicklung kei -nen Riegel vor, sind Schädigungender Gesundheit wie der wirtschaft-lichen Grundlagen vorhersehbar, diesich erst in der nächsten Genera-tion voll manifestieren werden.

    Warum das so ist, soll in den folgen -den Ausführungen erläutert wer-den. Sie wollen einerseits natür-liche elektrische und magnetischeSignale aufzeigen, welche die Evo-lution Mensch und Tier als Leitgrö-ßen zur Verfügung gestellt hat. Dasbesondere Gewicht der Untersuch -ungen liegt jedoch auf der Frage,was passiert, wenn diese natürli-chen Leitgrößen in einem noch niebeobachteten Stil durch technischerzeugte künstliche Felder unter-drückt, verändert und verfälschtwerden. Denn nur dann, wenn dieMechanismen der Schädigungen ver-standen werden, kann die Men sch-heit den Schädigungen erfolgreichbegegnen.

    Einführung des Verfassers in die vorliegende Schrift

    Elektromagnetische Felder als Bedingung und Gefährdung des Lebens

    Einführung

  • Die folgenden Analysen versuchenauch für interessierte Laien lesbar zubleiben. Das hat zuweilen Grenzen, woexperimentelle Fundierungen oder fach-spezifische Beschreibungen beigege-ben werden. Der folgende Text bietetdeshalb drei Möglichkeiten der Lek tü-re. In der Gesamtheit seiner Teile ist erfür wissenschaftlich vorinformier te Le -ser bestimmt. Er ist aber auch für inte -ressierte Laien geschrieben und ge- stattet eine Lektüre, die kenntlich ge-machte Teile fachspezifischer Begrün-dung und Argumentation überspringt.Die farblich unterlegten Teile schließ-lich wollen einen ersten Überblick ver-mitteln.

    Herrn Prof. Dr. Karl Richter danke ichfür die redaktionelle Betreuung desManuskripts; dem Medizinmeteorolo-gen Herrn Dipl.-Met. Walter Sönningfür seine fachlichen Kommentare zurSferics-Problematik und die Bereit-stellung eines Glossars für den inter-essierten Laien.

    Fasst man alle Funktionen der Bienen für das Leben der Natur und seinen Erhalt zusammen,lässt sich ihre Bedeutung kaum abschätzen. Verschwinden die Bienen, so werden auch wirMenschen größten Mangel erleiden.

    6

    7

  • Die Organisation des Lebens als Grund seiner Verletzbarkeit

    Seit vielen Jahrzehnten sind die Bezie-hungen der Lebewesen zu den physi-kalischen Größen der Erdoberflächeund der Atmosphäre bekannt. Die Ver-antwortlichen hätten also frühzeitigfragen können, wie weit die Wuche-rungen technisch erzeugter elektri-scher und magnetischer Felder mögli-cherweise in der Lage sind, den Haus -halt der Natur zu zerstören.

    Es gibt nur zwei Energiearten, die übergroße Entfernung hinweg Informatio-nen vermitteln können: die elek troma-gnetische und die Gravi tationsener-gie. Alle Kräfte, die über die Dimensio-nen eines Atoms hinauswirken, sindvon diesen beiden Energien ableitbar;im Extrem reichen sie bis ins Unendli-che. Beide Energien sind allgegenwär-tig und vielfältig modulierbar (GL). Dasbetrifft zum Beispiel Licht, Erdmagnet -feld, Wolkenelektrizität, luftelektrischeFelder und Luftdruckschwankungen.Zusammen mit der Luftfeuchte und mitGeruchspartikeln gelten sie alle als Ori-entierungshilfen für frei beweg licheOrganismen.

    In der natürlichen Umwelt existierenelektromagnetisch ,schwingende’ Fel-der aller Größenordnungen mit Fre-quenzen (GL), die ein nahezu un be-grenztes Spektrum über viele Zehner-potenzen umfassen. Sie ergeben un-entwegt ein gewaltiges ,Rauschen’ –wie ein unbegrenztes Meer, dessenOberfläche von Wellen aller nur denk-baren Höhen und Ausdehnungen be-wegt wird. Die Evolution hat Sinnekonstruiert, die ganz bestimmte Fre-quenzen und Intensitäten aus diesemWellenmeer herausfiltern, analysierenund zu Kräften umwandeln. Diese her-ausgefilterten Frequenzen kennzeich-nen dann einen bestimmten Le bens-raum für bestimmte Lebewesen.

    Nur diejenigen Energien werden trans-formiert, die für das Leben einer Tier-art wichtig sind. Die aus diesen Ener-gien geformten Kräfte steuern Nerven -zell-Membranen und Eiweißgebildewie Enzyme und ergeben dann Muster,Bilder und Eindrücke, die wir Erfah-rung nennen. Sinnesorgane sind Or-gankonstruktionen, die als Frequenz-analysatoren (GL) eine bis zum Einmil-lionenfachen reichende Informations-verstärkung (GL) leisten, teilweise auchmit Hilfe von Kontrastverstärkung undRauschunterdrückung: Auge, Ohr, Ge-ruchsinn, Geschmacks sinn, Hautemp-finden, Licht-, Wärme-, Chemo-, Elek-tro-, Magneto-, Schmerz-Rezeption.Wahrgenommen werden im TierreichReize wie Licht (einschließlich Ultra-violett und Infrarot), Schall (auchUltra- und Infraschall), elektrische Fel-der und elektrische Ströme, Magnet-felder sowie Gerüche und Wasser-strömungen. Da bei sind die Sinneslei-stungen von Tieren oft unseren tech-nischen Mess apparaten vergleichbar,mitunter sogar weit überlegen. DerPhysiologe kann dies in erstaunlichenZahlenangaben belegen: Schlangenspüren beispielsweise noch Tempera-turschwankungen von einem Tausend-stel Grad Celsius; Laubheuschreckenund Schaben registrieren mechanischeSchwingungsamplituden (GL) der Un-terlage von 1/25 des Durchmessers ei -nes Wasserstoffatoms.

    1.1.1 Magnetfelder als globaleGröße der Raum-Zeit-Orien-tierung für alles Lebendige

    Nach dem gegebenen Stand der Er-kenntnis sind für den biologischen Or-ganismus weniger die statischen Mag-netfelder als ihre hinreichend schnel-len Intensitätsschwankungen von größ-ter Bedeutung. Wenn wir solcheSchwankungen näher betrachten, soreicht es nicht aus, nur das Erdma-gnetfeld zu berücksichtigen. Auch an-dere Magnetfelder müssen in die Be-trachtung mit einbezogen werden: sodasjenige der Ionosphäre und das Felddes Van-Allen-Gürtels – ein Strahlungs-gürtel sehr hoher Intensität, der sichrotationssymmetrisch zur magneti-schen Achse und nahezu spiegelsymme-trisch zur magnetischen Äquatorebe-ne um die Erde legt. Sowohl die Iono-sphäre als auch der Van-Allen-Gür telwerden durch das Magnetfeld der Erdezusammengehalten. Die vom Magnet-feld der Erde eingefangenen Protonenund Elektronen aus der kosmischen Hö-henstrahlung oder aus dem Sonnen-wind (= von der Sonne ausgehenderionisierter Partikelstrom) bilden als dersog. Van-Allen-Strahlungsgür tel einenSchutzschild für alles Lebendige aufder Erde.

    Die äußeren Magnetfelder wirken mo-dulierend (GL) auf das Erdmagnetfeld.Sie zeigen sowohl eine ausgeprägte

    1.1 Wir hätten es längst wissen können

    1. Die Organisation des Lebens als Grundseiner Verletzbarkeit

    Die hohe ,Intelligenz der Systeme’wird aber besonders deutlich beiOrientierung, Navigation und Früh-warnsystemen. Das Erdmagnetfeldspielt dabei eine wichtige Rolle.Aus der Dichte, Richtung und Nei-gung der Feldlinien sowie aus derenzeitlichen Veränderungen könnender jeweilige geographische Ortund die Tageszeit bestimmt wer-

    den. Jeder Ort besitzt ein individu-elles Muster, das sich zusammenmit anderen physikalischen Infor-mationen identifizieren lässt. Dieempfindlichen Empfangskonstruk-tionen der Tiere nutzen die Infor-mation der Mag netfelder unter an-derem zu Orientierung und Naviga-tion (WARNKE, 2006).

  • 8

    9

    solare als auch eine tagesperiodischelunare (mondbedingte) Variation. DieUrsache der solar induzierten Schwan-kung liegt in dem täglichen Erwär-mungsgang der Atmosphäre durch dieSonneneinstrahlung. Dabei entstehenhorizontale Stromwirbel mit maxima-len Stromstärken von 90000 Amperein der Ionosphäre, die wiederum Ma-gnetfelder erzeugen. Diese täglicheSchwankungsperiodik weist außerdemeinen ausgeprägten Jahresgang auf.

    Die mondbedingten Schwankungensind ebenfalls nur bei Tage nachweis-bar. Auch sie entstehen durch elektri-sche Stromsysteme in etwa 100 kmHöhe, aber ,nur’ mit 10 000 AmpereStromstärke. Diese Stromwirbel kön-nen nicht wie bei den solaren Einflüs-sen durch Temperaturgradienten er-klärt werden, sondern hängen mit dergravitatorischen Fernwirkung des Mon-des zusammen. Die Erdatmosphärewird innerhalb des erdmagnetischenFeldes im Rhythmus von Ebbe und Fluthin- und herbewegt, wobei in den –durch die hier vorhandenen negativoder positiv geladenen Teilchen (Io-nen) – elektrisch gut leitenden, d.h. io-nisierten Schichten der hohen Atmo-sphäre Ströme induziert werden. Nachtsscheint die Leitfähigkeit der Ionosphä -re infolge verminderter Ionendichte fürInduktionsvorgänge (GL) nicht auszu-reichen (WARNKE 1993).

    Abb.1 oben: Das ,Mitternachtsphäno-men’. Die Aktivität der elektromagneti-schen Impulsraten (hier an 5verschiedenen Tagen) endet schlagar-tig um Mitternacht. Nach Hans Baumer: (1987) Sferics. Die Entdeckung derWetterstrahlung. Rowohlt, Hamburg

    unten: Unsere Original-Schreiberauf-zeichnung der Aktivitätszyklen von 20gekäfigten Bienen im Laborversuch.Auf der Senkrechten (Ordinate) ist daselektrische Summenfeld ausgehendvon der elektrostatischen Aufladungder Flügel aufgezeichnet. Man siehtdeutlich, dass die Bienen um Mitter-nacht plötzlich gemeinsam Ruhe halten.Nach Warnke (1982), veröffentlicht im Buch Baumer (1987)

    In der bisher aufgeschlüsselten Rubrik der ge-wöhnlichen Schwankungen des magnetischenFeldes sind auch die elektromagnetischen Schwin- gungen zu erwähnen, die sich vor allem in zweiFrequenzbändern darstellen: 10 Hz und 10-25kHz. Zum einen ergibt sich zwischen Erde und Io-nosphäre eine Resonanz für elektromagnetischeSchwingungen im 10 Hz-Bereich (Schumann-Resonanz 7,83 Hz), zum anderen sorgen Gewit-teraktivitäten auf der Erde immer wieder fürNachschub bestimmter elektromagnetischerSchwin gungen. Die von vertikalen Blitzen ausge-hende Vorzugsfrequenz entspricht der Blitzlängevon Wolke zu Erde als Senderdipol mit ca. 10 kHz,während horizontale Blitze von Wolke zu Wolkeca. 20 kHz abstrahlen.

    Diese Gesetzmäßigkeit kann zum Bau von Ge-witterwarngeräten benutzt werden. Unser Gerätzeigt uns die Gewitteraktivität in einem Umkreisvon größer 800 km und auf einer zweiten An-

    zeige gleichzeitig die Aktivität in der Entfernungvon 200 km an. Wir können also unter günstigenVoraussetzungen in Saarbrücken verfolgen, obGewitter im Mittelmeer-Raum niedergehen.

    Gleichzeitig gehen von Blitzen auch extrem nie-derfrequente elektromagnetische Schwingungenaus. Unter bestimmten Umständen wer den allediese Schwingungen entlang den mag netischenKraftlinien durch die Ionosphäre hindurch ge-führt, gelangen weit in den Raum und kehrenentlang der Gegenkraftlinien zurück zur Erde. Ander Erde findet Reflexion statt, und die Wellenlaufen den gleichen Weg zurück, dies immer hinund her, bis ihre Energie aufgezehrt ist. Die hö-herfrequenten Anteile laufen etwas schneller alsdie tieferen Frequenzen. Macht man diesen Vor-gang mit Hilfe eines Tonverstärkers hörbar, sowechselt ein Pfeifton kontinuierlich durchs Fre-quenzspektrum zu einem Brummton, wie beieiner auslaufenden Sirene, nur viel schneller, na-türli cherweise in ca. 1/3 Sekunde. Die Erschei-nung hat deshalb die Bezeichnung ,Whistler’erhalten.

    Die sogenannten erdmagnetischen Stürme (ma-gnetische Induktion B~1µT) werden von den ma-gnetischen Schockwellen ausgelöst, die mit 2000km/sec aus der Flare-Region jagen und in Erd-nähe noch ca. 100 km/sec erreichen. Dadurchwerden im Erdmagnetfeld ungewohnt starkeStröme induziert, die wiederum das Magnetfeldder Erde variieren, worauf erneut elektrischeStröme entstehen. Derartige Ströme sind in lan-gen Leitungen wie Pipelines, Stromversorgungs-leitungen und anderen besonders ausgeprägtund sorgen immer wieder für technisch nachtei-lige Überraschungen.

    Die wichtigsten, Millionen Jahre beständigenLeitgrößen sind: magnetostatische Feldstärke derErde: 31 µT (geomagnetischer Äquator); resultie-rende tägliche Schwankungen des Erdfeldes:60 nT; magnetische Stürme: 500 nT; Sferics-Feld-stärken: 0,25 - 3,6 pT pro Hz.

    Die natürlichen Hochfrequenz-Strahlungsquel-len sind energetisch sehr viel niedriger belegt alsdie technisch erzeugten Sendeleistungen und-energien. Das macht letztlich die Nachrichten-übermittlung und Kommunikation erst möglich.

    Die Erdoberfläche sendet mit über alle Frequen-zen integrierten Leistungsdichten von 600-800µW/m2. Die Leistungsdichte der Mikrowellen-Sonnenstrahlung beträgt ca. 0,1 µW/m2 und beiSonneneruptionen einige 100 µW/m2.

  • 1.1.2 Beispiele der Nutzungmagnetischer Erdfeld-Größen

    Eine Million bis eine Milliarde Jahrehatten die Lebewesen in ihrer stam-mesgeschichtlichen Entwicklung Zeit,sich den magnetischen und elektroma-gnetischen Bedingungen des Lebens-raums nicht nur anzupassen. Sie konn-ten die natürlichen Magnetfeld-Grö-ßen auch als Vermittler oder Trägervielfältiger Informationen nutzen:- Der geographische Ort ist durch

    die Dichte der Feldlinien, ihre Rich- tung und zeitliche Variation be-stimmbar.

    - Tages- und Jahreszeiten sind durch tages-, lunar- und sonnenperio -dische magnetische Steuersignale entschlüsselbar.

    - Wetterfronten und Luftmassenbe- wegungen senden charakteris-tische elektromagnetische Signale, die sog. Atmospherics oder Sferics, aus. Es sind dies kurze Oszillatio-nen aus wenigen Schwingungen(= Impulse) im Bereich zwischen ca. 3 kHz und 60 kHz (= Very Low Frequency, VLF) mit einer Taktfolge bis über 100/sec, je nach Intensität und Art der Wetterprozesse.

    Die Biosphäre in unmittelbarer Erdbo-dennähe hat über zwei enge Strah-lungsfenster in der Atmosphäre Kon- takt mit den elektromagnetischen Fel-dern im Weltall. Eines dieser Fensterliegt im schmalen Bereich der mittel-und langwelligen UV-Strahlung sowieim sichtbaren Lichtbereich, einschließ-lich der nahen (kurzwelligen) Infrarot-Strahlung (mit durchschnittlich 1 Milli-watt/m2), ein weiteres Fenster im Be-reich der Hoch frequenzstrahlung mitWellenlängen von 0,1 m bis 100 m(mit durchschnittlich 1 Nanowatt /m2

    und bis 1 Milliwatt /m2 (GL) bei Sonn -eneruptionen).

    Wirkungen des Erdfeldes, Effekte sei-ner Kompensation oder auch Effekteschwacher künstlicher Felder sind beiLebewesen aller Organisationsstufengefunden worden: bei Bakterien, ein-und mehrzelligen Algen, höheren Pflan-zen, Einzellern, Plattwürmern, Insek-

    ten, Schneckentieren und Wirbeltieren:- Magnetobakterien (Aquaspirillum

    magnetotacticum) im Boden-schlamm der Meere nutzen die In-tensität des Erdfeldes zur Orientie-rung: Magnetitkristalle (Fe3O4) in ihrem Körper bilden eine Kette von ,Kompassnadeln’, welche die Bak-terien mit Hilfe des magnetischen Moments gegen die Wärmebewe-gung der Wassermoleküle ausrich-ten. (Das Erdfeld wirkt mit der Energie von 1,4 x 10-18 J (GL) aufdas Bakterium – einer 200fach grö-ßeren Energie als der Wärmebewe-gung bei 22°C).

    - Fische navigieren im magnetischen Erdfeld. Bei der Bewegung z. B. der Haie und Rochen im erdmagneti-schen Feld wirken unterschiedlich starke induzierte elektrische Felder auf sie ein. Die Stärke der Felder ist gekoppelt an die Schwimmrich-tung relativ zur Richtung des Ma-gnetfeldes. Auch lokale mechani-sche Wasserströmungen erzeugen richtungsabhängige elektrische Felder, die wahrgenommen werden können. Das Aufnahmeorgan für elektrische Felder ist höchst emp-findlich. (Sog. Lorenzinische Am-pullen, die auf Spannungsgradien-ten von weniger als 0.1 Mikrovolt/mansprechen).

    - Kompasstermiten (Amitermes) bauen ihre meterhohen Wohnbau-ten in Nord-Süd-Richtung. Bei an-deren Termiten und der Holzbohr- assel wird die Fraßaktivität von na-türlichen magnetischen Wechsel-feldern (Sferics) und dem Erdma-gnetfeld gesteuert.

    - Bienen werden in ihrer Orientierungund Kommunikation durch das ma-gnetische Erdfeld und seine tages-zeitlichen Schwankungen beeinflusst.Außerdem erhalten sie Informatio-nen über Wettergeschehnisse durch die natürliche Impulsstrahlung der Atmosphäre, d. h. die oben bereits er- wähnten Atmospherics bzw. Sferics.

    - Wale nehmen das magnetische Erd-feld wahr.

    - Brieftauben werden bei Schwan-kungen des Erdmagnetfelds noch durch Flussdichten im Nanotesla-

    Bereich beeinflusst.- Zugvögel zeigen eine Art Kompass-

    mechanismus.- Menschen reagieren mit verschiede-

    nen zentralnervösen Erscheinungen, wenn sie atmosphärischen elektro-magnetischen Wechselfeldern von 10 bis 50 kHz ausgesetzt sind. Kor-relationen bestehen außerdem zwi-schen der erdmagnetischen Aktivitätund schlafrelevanten Faktoren, cir-cadianen Rhythmen (HECHT, 2005, 2006, 2007), dem Enzym-Umsatz und der Hormonbildung im Zentral-nervensystem, dem Vitamin-Level im Blutserum, der mittleren Haut-temperatur, dem Dämmerungssehenund dem Eisengehalt im Blutserum.

    Alle Beispiele belegen das Vorhan-densein und die lebenswichtigen Steuerungsfunktionen biologisch aktiver magnetischer und elektro-magnetischer Felder spezieller, d. h. für die biologischen Systeme jeweils ,geordneter’ und deshalb angepass-ter Frequenzstruktur mit entspre-chendem Informationsinhalt.

    Sie zeichnen sich u. a. aus durch:- spezifische Flussdichten und Gradienten (,Am-

    plitudenfenster’), d. h. schwächere Felder könn- en eine größere Wirkung haben als starke Felder,

    - spezifische Impulsfrequenzen und Impulsfol-gefrequenzen (,Frequenzfenster’),

    - spezifische Impulsformen und eine bestimmte Komplexität des Frequenzspektrums,

    - spezifische Vektorcharakteristik relativ zum Körper,

    - Mindest-Wirkungs-Dauer von Kohärenz,spezifische Cofaktoren, z. B. Licht.

    Lebewesen auch der gleichen Art können höchstunterschiedlich organisiert sein, im Kollektiv undinnerhalb einer Sozietät aber gleichgeschaltetwerden (Fisch- und Vogelschwärme). Beim iso-lierten Lebewesen ist die momentane Wechsel-wirkung mit der Umgebung dagegen unüberschau-bar vielfältig. Eine inter- und intraindividuellebeliebige Reproduzierbarkeit von Magneto-Ex-perimenten ist beim komplexen Organismus wieauch dem Menschen nicht zu erwarten; zu un-terschiedlich sind z. B. auch die jeweiligen Stoff-wechselparameter. Keiner dieser Parameter kannbeliebig konstant gehalten werden, wie es dieReproduzierbarkeit verlangt. Ein ,Beweis’ nachklassischen wissenschaftlichen Kriterien ist des-halb Illusion.

    Die Organisation des Lebens als Grund seiner Verletzbarkeit

  • 1.1.3 Technischer Kommunika-tionsfunk ist nur möglich, weiler stärker sendet als die natür-liche Hoch frequenz-Strahlung

    Technischer Kommunikationsfunk – wieMobilfunk, Radio, Fernsehen und Sa-tellitenkommunikation – ist nur des-halb möglich, weil die Leistungsfluss-dichte des verwendeten technischenHochfrequenz-Spektrums diejenige dernatürlichen Strahlung weit übersteigt.Die natürliche Strahlung an der Erd-oberfläche liegt im Bereich 300 MHz –300 GHz ungefähr bei 0,001 Mikro-watt/m2 (= 0,001 µW/m2); der heutetypische technisch aufgebaute Strah-lungspegel in Städten dagegen bei10000 µW/m2. Und die geltendendeutschen Grenzwerte lassen für dasD-Netz sogar Werte bis 4,5 MillionenµW/m2, für das E-Netz bis 9 MillionenµW/m2, für UMTS bis 9,8 MillionenµW/m2 zu.

    In den Zeiten unserer Evolution warenwir zeitweise zwar auch starken sta -tischen und niederfrequenten elek-trischen Feldern ausgesetzt (typischeSpannungen: Wolkenelektrizität bis10000 V, Vulkanelektrizität bis 20000V, Blitz 500 000 V, Sferics 10 V), undimmer auch statischen und niederfre-quenten Magnetfeldern (Erdfeld, Iono-sphärenfeld, kosmisches Feld, Blitz).Doch noch nie gab es auf Dauer ver-gleichbar vielfältige Überlagerungenverschiedener Frequenzen aus unter-schiedlichen Quellen wie im Fall dertechnisch erzeugten Felder.

    1.1.4 OrganismuseigeneStrahlung konnte evolutionäretabliert werden, weil keineandauernd wechselnde größereAußenstrahlung störte

    Die gleiche Hochfrequenzstrahlung,die für die Technik der Kommunikationgenutzt wird, ist in reichem Maßeauch in unserem Körper verwirklicht.Er benötigt sie ebenfalls für Aufgabender Kommunikation: für die biolo-gische Kommunikation durch funktio-nelle Eigenschwingungen unserer Mo-

    leküle. Solange keine Störstrahlungvon außen kommt, kann der Organis-mus die ihm eigenen Frequenzen fürseine Selbstorganisation nutzen.

    Der Bereich 1-1000 Gigahertz (GHz)strahlt innerhalb des menschlichenKörpers mit etwa 0,1 µW/m2, d. h. mitniedrigeren Leistungsflussdichten alsdie durchschnittliche Sonnenstrahlung.Summieren wir den gesamten Hoch-frequenzbereich (HF und VHF-Bereich)innerhalb unseres Organismus, so kom-men wir zu natürlichen Leistungsfluss-dichten von ca. 10 000 µW/m2. DieLeistung unserer inneren elektroma-gnetischen Schwingungen, die wir alsWärme bezeichnen (um 3-10 µm Wel-lenlänge), entspricht etwa derjenigeneiner Glühbirne von 100 Watt.

    Um die Eigenschwingungen unsererfunktionellen Moleküle (Enzyme undandere Proteine, Nukleinsäuren, Hor-mone und viele andere) zu verstehen,muss deutlich gemacht werden, dassdas, was wir gemeinhin als ,Chemie’bezeichnen, in Wirklichkeit reine Phy-sik ist. Alle Bindungen und ihre Modu-lationen (Abwandlungen) zwischenAtomen einerseits, Molekülen anderer-seits, beruhen auf physikalischen Phä-nomenen. Dabei steht neben den elek-trostatischen Coulombschen Kräften(= Kräfte zwischen zwei unterschiedli-chen elektrischen Ladungen) die elek-tromagnetische Kraft (z. B. van derWaals-Kraft = Kraft zwischen Dipolenmit unterschiedlichen Momenten undschnellen Schwingungen) im Vorder-grund. DNA und alle Enzyme z. B. kön-nen ihre Aufgaben nur mit Hil fe ihrerelektromagnetischen Eigenschwingun-gen erfüllen.

    Besondere Beachtung verdienen Reso-nanzen. Ketten-Moleküle z. B. könnendurch hochfrequente elektromagne-tische Felder zu so genannten Wring-Resonanzen angeregt werden. Proteinezeigen derartige Eigenresonanzen imBereich von 1 - 10 GHz, DNA im Bereichvon 10 MHz – 10 GHz. Beide liegen al -so im Bereich üblicher Mobilfunk-Fre-quenzen. Wring-Frequenzbereiche (Mo-den) bewirken Verdrillungen der Mole-

    külketten, die direkte Auswirkungenauf die Struktur der einzelnen Mole-küle haben. Die Struktur der Moleküle(Konformation und Konfiguration) aberist entscheidend für ihre spezifischeFunktion. Schon geringe Verschiebun-gen machen das Molekül unbrauchbar.Teil weise brechen die Ketten infolgeäußerer Energieeinwirkung sogar aus-einander.

    Biologische Systeme reagieren of-fensichtlich äußerst empfindlichauf Mikrowellen-Felder. Belyaev etal. 1996 berichten z. B. über Reso-nanzeffekte auf die Struktur derDNA bei Leistungsflussdichten vonäußerst geringen 0,000001 µW/m2

    im Frequenzbereich 40-50 GHz.Dieses erstaunliche Ergebnis mussnoch von anderen Arbeitsgruppenreproduziert werden. Dennoch bleibtfestzustellen: Den ultra schwachen,aber biologisch höchst wirksamennatürlichen elektroma gnetischenFeldern stehen die in Deutsch landzugelassenen technischen Strah-lungsfelder in einem be fremdlichenKontrast gegenüber. Auf Em pfeh-lung des Vereins ICNIRP (München)wurden technische Strah lungsfel-der bis zu Leistungsdichten von10 000 000 µW/m2 zugelassen, diefür die Ver antwortlichen noch alsunbedenklich gelten. Bevölkerung,Tiere und Pflanzen dür fen al so inkritischen Frequenzbereichen einerBestrahlung ausgesetzt werden, diemehr als 10 Zehn erpotenzen höherist als die natürlichen Felder.

    Aber nicht nur für Hochfrequenz istder Organismus empfindlich, die fol-genden Beispiele zeigen, dass auch imniederfrequenten Bereich höchste Sen-sibilitäten entwickelt wurden.

    10

    11

  • 2. Vom Verschwinden der Bienen und Vögel

    2.1 Die Bienen als Kraft derEvolution und unersetzlicherWirtschaftsfaktor

    Seit etwa 40 Millionen Jahren existiertdie Honigbiene auf der Erde; eine ,Ur-Honigbiene’ wurde in Bernstein einge-schlossen an der Ostseeküste gefun-den. Die Menschen erkannten schnellden Nutzen des Tieres. Und heute wis-sen wir, dass sich ihm die enorme Ent-wicklung der Erdvegetation mit etwa200 000 Arten verschiedenster Blüten-pflanzen verdankt. Denn etwa 85%dieser Blüten werden hauptsächlichvon den Bienen bestäubt und pflanzensich über die Frucht- und Samenbil-dung fort.

    Da auch Obstbäume (wie Kirsche, Ap -fel, Birne und Pflaume) sowie Nutz-pflanzen (wie Raps, Sonnenblume, Rot-klee, Luzerne, Ackerbohne oder auchGemüse wie Tomate, Gurke, Kürbis)dazu gehören, ist unschwer zu verste-hen, dass die Bienen für den Menscheneines seiner wichtigsten Nutztieresind.

    In Mitteleuropa wird der wirtschaftli-che Nutzen der Bienen auf jährlich4 Milliarden Euro veranschlagt, in denUSA auf mehr als 15 Milliarden Dollar.Dies rechnete die New York Times vor.Sie beruft sich auf Schätzungen derCornell University im Bundesstaat NewYork. Dabei wurde die Bestäubung vonObst- und Gemüsepflanzen, Mandel-bäumen und von Viehfutter wie Kleeeinbezogen. Allerdings sind mit welt-weit 25 000 Tonnen pro Jahr schon dieHonigerträge ein gewisser Wirtschafts-faktor.

    Fasst man freilich alle Funktionender Bienen für das Leben der Naturund seinen Erhalt zusammen, lässtsich ihre Bedeutung kaum abschät-zen. Ihre Tätigkeit ist weder durcheine andere Insektenart noch durchtechnische Maßnahmen zu erset-zen. Verschwinden die Bienen, sowerden auch wir Menschen größ-ten Mangel erleiden.

    2.2 Ohne Überlebenschancen: ,Colony Collapse Disorder’CCD (Bienenvolk-Kollaps-Erkrankung)

    In einigen Ländern kursieren Berichteüber ein mysteriöses Bienensterben.Offenbar am schlimmsten sind die Ver-luste in den nördlichen amerikani-schen Bundesstaaten und im an gren-zenden Kanada. 25% bis 50% der ame-rikanischen Imker meldeten Verlustedurch ,Colony Collapse Disorder’ (NewScientist, 2007). Innerhalb der letztensechs Monate seien 50% bis 90%ihrer Bienen verschwunden, und dieverbliebenen Bienenvölker seien soschwach, dass sie kaum noch Honigproduzierten (CNN, 2007).

    Doch auch aus Deutschland, derSchweiz, Österreich, Südtirol, Spanien,Polen und Neuseeland wird über unge-wöhnliche Verluste berichtet. InDeutschland etwa registrierten die Im-kerverbände im vergangenen Winterauf der Basis von mehr als 7000 Bie-nenvölkern einen Verlust von rund 13Prozent – doppelt so viel wie im Jahrzuvor (http://orf.at/070416-11296/ -index.html). Das Deutsche Bienenmo-nitoring bestätigt diese Zahl laut ei-nem Artikel in der Zeitschrift Stern34/2007 nicht und gibt nur einendurchschnittlichen Verlust von knapp

    8% an. 10% Verlust für die Wintermo -nate gelten noch nicht als ungewöhn-lich. Vollkommen ungewöhnlich aberist, was der Präsident des DeutschenBerufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB),Manfred Hederer, im DeutschlandradioKultur für das Bundesgebiet feststell -en musste: „Die Bienenstöcke sind leer."Er spricht von einem Rückgang derBienenvölker um 25% – in Einzelfällensogar bis zu 80% (Spiegel 12/2007).

    Im Jahr 2006 meldete die Eidgenössi-sche Forschungsanstalt für Nutztiereund Milchwirtschaft Agroscope (Bun-desamt für Landwirtschaft), dass auchdie ganze Schweiz vom Bienensterbenbetroffen sei, und zwar je nach Regionunterschiedlich stark (Zürichseezei-tung, 5. Mai 2006). Rund 30 Prozentder Schweizer Bienen sind nach demWinter spurlos verschwunden – alleinin diesem Jahr rund eine halbe Milli-arde Tiere (http:// www.heute -online.ch/wissen/play/artikel60601).

    Imker aus der Steiermark berichtenebenfalls über einen rätselhaften Bie-nenschwund. Imker in Wien schätzenden Ausfall auf 30%. Übereinstimm -end stellen sie fest: „Die Bienen ent-wick eln sich nicht mehr richtig. Sieüber leben den Winter wohl, aber imFrüh jahr sind sie dann wie durch Zau-berhand verschwunden. Es ist einfachder Stock leer.“ (So z.B. Imker HermannElsasser aus Fladnitz im Raabtal; http://oesterreich.orf.at/steiermark/stories/184609/). In den Stöcken findet sichnur noch die Brut, die ohne Pflege derälteren Bienen dem Tod preisgegebenist.

    Ferdinand Ruzicka, Wissenschaftlerund selbst Imker, berichtet: „Bei mei-nen Bienenvölkern (anfangs ca. 40) wa-ren eine starke Unruhe und ein starkerhöhter Schwarmtrieb zu beobachten.Als Magazinimker benutze ich einenso genannten hohen Boden, die Bienen

    Vom Verschwinden der Bienen und Vögel

  • haben in diesem Raum Waben nicht inFortsetzung der vorgegebenen Rähm-chen, sondern kreuz und quer dazuwei tergebaut. Es kam zu unerklärlich enZusammenbrüchen von Bienenvölkernim Sommer. Im Winter konnte ich be-obachten, dass die Bienen trotz Schneeund Minusgraden ausflogen und nebender Beute [Bienenstock] erfroren. Völker,die dieses Verhalten zeigten, sind zu-sammengebrochen, obwohl sie vor derEinwinterung starke, gesunde, weisel-richtige [d.h. Königin aktiv] Völkerwaren. Sie waren ausreichend einge-füttert und auch das Pollenangebot imHerbst war mehr als ausreichend ge-wesen. Die Probleme sind erst aufge-taucht, seit in unmittelbarer Um gebungmeines Bienenstan des mehrere Sende-anlagen errich tet wurden“ (RUZICKA,2003).

    Ruzicka organisierte über die Zeit-schrift Der Bienenvater (2003/9) eineUmfrage:- Steht im Umkreis von 300 m des

    Bienenstandes eine Mobilfunkan-tenne? – In 20 Antworten (100%) wurde dies bejaht.

    - Ist eine höhere Aggressivität der Bie-nen zu beobachten als vor der Inbe-triebnahme der Sendeanlage? – 37,5% bestätigen dies.

    - Gibt es eine größere Schwarmnei-gung? – 25% bestätigen.

    - Gibt es unerklärliche Völkerzusam-menbrüche? – 62,5% bestätigen.

    Solche Völkerzusammenbrüche, die voneinem ,wütenden’ Ausschwärmen derBienen eingeleitet werden, wurdenauch in Neuseeland festgestellt (FIR-STENBERG, 2007).

    2.3 Das Verschwinden einzelner Vogelarten

    Aber nicht nur Bienen und andere In-sekten verschwinden, sondern auch Vö -gel. Der Hausspatz z.B. ist in Englandund einigen westeuropäischen Länderndeutlich seltener geworden. In Valla-dolid (Spanien) sollte eine von Ok tober2002 bis Mai 2006 durchgeführte Un-tersuchung klären, ob dieser Rückgangder Spatzen-Population mit der elek-tromagnetischen Strahlung von Basis-stationen des Mobilfunks zusammen-hängt. Das Ergebnis zeigt mit ho herstatistischer Signifikanz, dass die An-zahl der Spatzen zurückgeht, wo dieelektrischen Feldstärken der Antennenbestimmte erhöhte Werte erreichen.(BALMORI, HALLBERG, 2007).

    In Belgien wurde eine ähnliche Unter-suchung durchgeführt. Während derBrutzeit des Haussperlings wurde imUmkreis von mehreren Mobilfunk-Ba-sisstationen eine Zählung durchge-führt. Sie bestätigte eine signifikanteBeziehung zwischen der elektrischenFeldstärke der Frequenzbänder 900und 1800 MHz und dem Rückgang dergezählten Tiere (EVERAERT et al. 2007).

    Bereits vorher war aufgefallen, dassStörche, deren Nest in einem Umkreisvon 200 Metern um Basisstationen lag,erfolglos brüteten und ohne Nach-wuchs blieben. In einer Entfernung von200 bis 300 Metern besserte sich derBefund. Ab einem Abstand von 300 mbrüteten 96,7% der Störche erfolg-reich. Die elektrische Feldstärke in ei-ner Entfernung von 200 Metern betrugdurchschnittlich 2.36 ± 0.82 V/m, inmehr als 300 Metern nur 0.53 ± 0.82V/m. Die Autoren der Studie folgernaus ihren Beobachtungen, dass sichdie elektrischen Felder von Basissta-tionen schädigend auf die Fortpflan-zung des Weißen Storches auswirken(BALMORI, 2005).

    12

    13

    Auch andere Ursachen werden dis-kutiert, die das Verschwinden derBienen erklären sollen: Monokultu-ren, Pestizide, die Varroa-Milbe,Wan der-Imkerei, gebeiztes Saatgut,zu strenge Winter, genverändertePflanzen. Dass auch damit mancheProbleme benannt werden, bleibeunbestritten. Doch das seit zwei bisdrei Jahren ziemlich plötzlich und

    länderübergreifend auftretende Bie-nensterben kann durch keine der ge-nannten Ursachen überzeugend er-klärt werden. Würden die Bieneneinfach übermäßig geschwächt undkrank, müssten sie auch im Stockverenden oder auch davor. Doch beidem Phänomen, das es zu erforsch -en gilt, sind keine kranken Tiere zufinden.

    Etwa 85% dieser Blüten werden hauptsächlich von den Bienen bestäubt und pflanzen sich überdie Frucht- und Samenbildung fort. Die enorme Entwicklung der Erdvegetation mit etwa 200 000 Arten verschiedenster ,Blüten-Pflanzen’ verdanken wir dem Nutzen des Tieres.

  • 3. Wirkungsmechanismen der Desorientierungund Schädigung

    3.1 Magnetfeld-Sensibilität im Tierreich

    Bei Vögeln, Insekten, Fischen undSchnecken wird ein eigenes Organ fürdie Aufnahme der magnetischen Kraftangenommen. Es fragt sich allerdings,ob die Annahme eines solchen spezi-fischen Magnet-Sinns immer notwen-dig ist. Elektrische Feldlinien dringennicht tief in Lebewesen ein, und Strö -me durch laufen nur bestimmte Bah-nen. Das Magnetfeld aber durchflutetden Organismus vollständig und wirddabei nur wenig verändert. Daraus nunzu schließen, diese Felder hätten man-gels Absorption keine Effekte, ist zukurz ge dacht. Selbst schwache Magnet-felder im Körper sind erst einmal ener-getisch höher belegt als starke elek-trische Felder. So z.B. ist die erdma-gnetische Feld energie in uns 10 000mal stärker als das größtmögliche elek-trische Feld in der Luft (3 Megavolt/m;WEISS, 1991). Derart durchdringendeKräfte wie das quasi-statische Ma-gnetfeld und das nie derfrequente elek-tromagnetische Feld brauchen theore-tisch kein verstär kendes eigenes Auf-nahmeorgan. Sie können sich im Orga-nismus auch direkt an Ansammlungengeordneter paramagnetischer Mole-küle oder an den elektrisch-mechani-schen (Photon-Pho non-) Code der en-dogenen Informationsübertragung und-speicherung ankoppeln.

    In allen Tieren, die mit Hilfe eines ei-genen Kompasses navigieren können,wurde Magnetit gefunden, teilweise inForm von Ferritin-Eiweiß (KIRSCHVINKet al. 1981). Es findet sich aber auchim Gehirn des Menschen (KIRSCHVINKet al. 1992). Und es verstärkt da wiedort die von außen einwirkenden Ma-gnetfelder. Im Gewebe von Vögeln,Bienen, Fischen und Walen (WALKERet al. 1992) ist die Magnetit-Konzen-tration größer als im menschlichen Ge-hirn. Die meisten Regionen unseres

    Gehirns enthalten aber immerhin nochca. 5 Millionen Magnetit-Kristalle proGramm, die Gehirnmembran sogar 100Millionen.

    Da Magnetit mehr als 10 000 000 malstärker auf ein äußeres Magnetfeld re -agiert als normales dia- und parama-gnetisches Gewebe, muss eine Informa-tionsübertragung auch ohne Neuronenin Erwägung gezogen werden. Z.B.könnte durch ELF-Felder angeregtesschwingendes Magnetit eine Rolle beiTransportkanälen oder Zell-Verbin-dungskanälen spielen, wobei hier dasStörmoment der Kommunikation imVor dergrund steht und eine der Nega-tivwirkungen durch technisch erzeug-ten Elektro-/Magnetosmog darstellenkönnte.

    Eine mechanische Kraftbeeinflussung von Insek-ten durch relativ starke Magnete ist leicht nach-zuweisen. Eigene Versuche an Bienen und Fliegenzeigen folgendes Ergebnis (WARNKE, unveröf-fentlicht):- Ein neu eingeschlagener Bienenschwarm ist

    außerordentlich empfindlich für magnetische Kräfte. Wird ein Magnet mit wenigen mT In-duktionsstärken an den Schwarm in einer dunklen Holzbeute angenähert, so braust das Volk kollektiv auf.

    - Gekäfigte Bienen nehmen nachts in der Hori-zontalen eine Ruhestellung ein, die sich an einem künstlichen Magnetfeld von mehreren mT der Umgebung orientiert.

    - Tote Bienen, Fliegen und diverse andere Insek-ten kann man auf einer elektrostatisch neu-tralen Wasseroberfläche schwimmen lassen und in diesem Zustand mit einem handlichen elektrostatisch neutralen Magneten hoher Flussdichte anziehen und auf der Wasserober-fläche hin und herwandern lassen, in einigen Fällen auch abstoßen.

    Im Labor können Bienen neben der Kompassrich-tung auch die Intensität und den Gradienten die-ses magnetischen Feldes perzipieren (SCHMITT etal. 1993). Dass das in Bienen gefundene Magne-tit die Ursache für die Magnetfeldsensibilität ist,wurde bereits 1982 beschrieben (KUTERBACH etal. 1982) und ist vor kurzem mit endgültiger Aus-sage überprüft worden (HSU et al. 2007).

    Auch in den Borsten der Körperoberfläche fan-den wir zusammen mit Pollen eingekämmte Fer-ritteilchen, die für das oben beschriebene ma-g netische Moment verantwortlich sein können.

    Es konnte gezeigt werden, dass der Magnetkom-pass der Vögel nur in einem bestimmten Intensi-tätsbereich zwischen 43 µT und 56 µT funk-tioniert, also gerade in dem Bereich der magne-tischen Erdfeld-Intensität. Nach einer Gewöh-nungszeit von drei Tagen konnten sich die Tiereallerdings auch in Feldern von 16 µT bzw. 150 µTorientieren (SCHNEIDER et al. 1992), was als eineAnpassung an die Umgebung interpretiert wird.

    Das in Australien lebende Schnabeltier (Ornit-horhynchus anatinus) hat Elektro-Rezeptoren imSchnabel, die zur Ortung von Beutetieren einge-setzt werden. Die Rezeptoren können sowohlGleichspannung als auch Wechselspannung inGrößenordnungen von 20 mV perzipieren undsind mit dem Trigeminus-Nerv verbunden. Fischemit ähnlichen Rezeptoren setzen zur Weiterlei-tung des Elektroreizes dagegen den akustischenNerv ein. Dies zeigt, dass die Evolution die elek-trische und magnetische Umgebung in unter-schiedlicher Weise angezapft hat. Die Lorenziniampullae der Fische sind geeignet, magnetischinduzierte elektrische Stimuli von elektrisch in-fluenzierten zu unterscheiden (BROWN et al.1978). Ob das auch die Rezeptoren des Schna-beltiers vermögen, ist noch nicht geklärt. DerPunkt ist deshalb interessant, weil auch Enten-vögel Schnabelrezeptoren haben. Diese sind zwarauf adäquate mechanische Reize spezialisiert,aber sie reagieren so empfindlich, dass auch elek-trische Feldkräfte, die als Coulombsche Kräfteimmer eine mechanische Komponente aufwei-sen, als Erregungsauslösung in Betracht kommenkönnten.

    Wenn magnetische Felder den Organismus durch- dringen, so müssen von vornherein zwei grund-verschiedene Aspekte geklärt werden:1. Ist der Organismus lediglich einem größeren

    Energiezuwachs ausgesetzt – oder2. ist für den Organismus ein Informationszu-

    wachs vorhanden?

    Bei verschiedenen Insektenarten kennt man eineZeitbeziehung aufgrund der Magnetfeldschwan-kungen. Insbesondere die Fraßtätigkeit ist beiTermiten mit der 27-tägigen Sonnenumdrehungs-periode korreliert (BECKER,1973), außerdem trateine verstärkte Bautätigkeit an Neumond- undVollmondtagen oder einige Tage davor und da-nach im Laborversuch auf, ebenso bei Bienen.Von Termiten ist weiterhin bekannt, dass sie nochauf äußerst geringe Feldstärken gerichtetes Ver-halten zeigen (BECKER 1976, 1979). Eine Zeit-

    Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

  • triggerung durch gleiche Kanäle mit Hilfe derSonne und des Mondes liegt nahe.

    Auch Änderungen des circadianen Aktivitäts-rhythmus vom Hausspatz (Passer domesticus)können mit dem Zyklus der Änderung des erdma-gnetischen Feldes korreliert werden. In Laborver-suchen reagiert der Spatz noch auf 200 nT.

    Das Licht ist zweifellos der bedeutendste Zeitge-ber des Lebens. Doch auch das Erdmagnetfeldwurde inzwischen als Zeitgeber erkannt.

    3.2 Bienen und andere Klein-lebewesen als Gegenstand derUntersuchung

    Insekten bedienen sich bei ihrer Orien-tierung und Navigation im Raum viel-fältiger Hilfen: des Sonnenlichts –teilweise des polarisierten Lichts(WARN KE, 1975), der Schwerkraft, derDuftmoleküle, der Farbe als elektroma -gnetischer Schwingung in einem spe-zifischen Frequenzbereich, der Luft-druckschwankungen, vereinzelt auchdes Ionisationsgrads der Luft (ALT-MANN et al. 1971, WARNKE, 1976) undder elektrischen Feldstärke der Atmo-sphäre. Dennoch können viele Artenoffensichtlich auch auf das magne-tische Feld nicht verzichten.

    Die Bienen sind in diesem Zusammen-hang dankbare Untersuchungsobjekte.Denn verschiedene Modalitäten derOrientierung sind bei ihnen unlösbarmit dem Erdmagnetfeld und elektro-magnetischen Schwingungen verknüpft(LINDAUER und MARTIN 1968; HÜSINGet al. 1959, SCHUA 1952, WARN KE,1976).

    In unserer Arbeitsgruppe wurde dasRichtungsverhalten gekäfigter Bienenim künstlichen Feld und während derNacht aufgezeichnet. Es zeigte sich ei -ne Bevorzugung der Körper-Ruhestel-lung entlang und quer zu den Feld-linien.

    Diese Ausrichtungsreaktion ist auchanderen Insekten wie verschiedenenTer miten (BECKER, 1963), Dipteren(BECKER et al. 1964) und der Droso-phila (WEHNER et al. 1970) gemeinsam.

    Besonders intensiv wurde in Deutsch-land das Verhalten von Termiten (BEK-KER, 1963), in der Schweiz das Ver-halten des Maikäfers (SCHNEIDER, 1961,1963), in den USA das Verhalten vonInsekten, Würmern, Schnecken, Schlan-gen und anderen Kleinlebewesen un-tersucht. Die Untersuchungen bezogensich auf den Einfluss kosmisch-physi-kalischer Felder, bei denen das Magnet-feld immer wieder eine zentrale Rollespielte. Alle Versuche bestätigten diebestehenden Zusammenhänge. Allezeigten aber auch, dass konstante Be-dingungen im Laborversuch de factounmöglich sind, da kosmische Einflüs -se die magnetische Komponente in je -dem normalen Raum und Käfig ändernund auf das Orientierungsverhaltender Tiere einwirken.

    Als spektakulär sind die Versuche mit Maikäfernund Termiten einzustufen. Maikäfer orientierennach den Aussagen obengenannter Literatur ihreRuhestellung nicht nur nach Magnetfeldern undelektrostatischen Feldern, sondern auch nach In-terferenzmustern von Gravitationswellen irdi-scher und kosmischer Massen. Letztlich wird mitdem Einfluss eines physikalischen Feldes odereiner Strahlung gerechnet, die zeitlich und ört-lich nach unbekanntem Programm variabel istund von einem unbekannten Rezeptor im Maikä-fer für unbekannte Zwecke registriert wird, derenExistenz von Physikern aber bezweifelt wird, dasie sich mit keinem Instrument nachweisen lässt.Der Maikäfer wird also zum Messinstrument die-ses unbekannten Agens. Der Effekt ist mit demder magnetischen Felder oft eng gekoppelt(SCHNEIDER, 1974). Die Ausrichtung der Ruhe-stellung erfolgt so, dass der Maikäfer die reiz -ärmste bzw. die reizsymmetrischste Stellungaufsucht, wenn er aus der Kältestarre erwacht.Mit Hilfe von Interferenzmustern und Resonator-Modellen aus Gravitationswellen von Mond undSonne wurden komplizierte dynamische Reiz-kombinationen konstruiert, die von Maikäfernmit Stellungswechseln beantwortet wurden(SCHNEIDER, 1972).

    Auch Termiten (Isoptera), deren Fraßaktivitätund O2-Verbrauch wichtige Indikatoren darstel-len, reagieren nicht nur auf magnetische Kom-ponenten. Bei der Kommunikation werden auchnatürliche elektromagnetische Sferics-Impuls-muster, gravitatorische Einflüsse und elektrischeFelder einbezogen. Faszinierend und in den Fol-gerungen noch nicht absehbar ist der ausführlichbeschriebene statistische Zusammenhang derFraßaktivität von Termiten im Labor und der Zahlder Sterbefälle in Berlin. An Tagen, an denen Ter-miten wenig fressen, werden im Bezug auf das

    menschliche Leben erhöhte Sterbeziffern regis -triert. Die Autoren führen als gemeinsamen Fak-tor der scheinbar unzusammenhängenden Fak tendas magnetische Feld der Erde und seine Schwan- kung während solarer Einflüsse an. Weiter untenwerden noch andere Literaturstellen aus frühe-ren Jahren zitiert, die beschreiben, dass bei au-ßerordentlichen Magnetfeldschwankungen ver-mehrt Todesfälle beim Menschen auftreten.

    3.3 Vögel als Prototypen der Magnetfeldorientierung

    Die vorliegende Forschung zeigt, dassdie Magnetfeldorientierung der Vögelschon seit Jahrzehnten ein geläufigesThema der Diskussion ist. Dank der in-tensiven Kleinarbeit einiger Forscher(WILTSCHKO, WALCOTT, MERBEL) kannheute nicht mehr daran gezweifeltwerden, dass verschiedene Vogelartendas Magnetfeld der Erde wahrnehmenund während ihrer Wanderung für dieStandortbestimmung nutzen. Wie schonfür Insekten und Schnecken erwähnt,gibt es auch unter den Vögeln Arten,die besonders sensibel in einem Ma-gnetfeldintensitätsbereich sind, der ge-nau dem des Erdmagnetfeldes ent-spricht – z.B. das Rotkehlchen. Bei Ab-schwächung oder Verstärkung des Fel-des reagierten die Vögel mit Deso-rientierung. Jedoch konnte die Einstel-lung auf einen bestimmten Feldbereichdurch Anpassung verschoben werden.

    Wie Vögel Magnetfelder wahrnehmen,ist inzwischen weitgehend aufgeklärt.Im Kopf der Tauben wurde in der Schä-deldecke ein Gebiet mit eisenhaltigemGewebe entdeckt. Seltsamerweise ent-hält nur eine Hälfte der SchädeldeckeMaterial, das permanent magnetischist. Ihm gegenüber wurde dagegenMaterial gefunden, das lediglich sehrschwach permanent magnetisch ist.Messungen lassen auf Magnetit-Ein-lagerungen schließen – also auf jenenKristall, der auch bei Bienen, Bakte-rien, Schnecken, Walen und Menschengefunden wurde. In dem Gewebe derTauben, das Magnetit enthält, verlau-fen sogar Nervenfasern, die von denKristallen signalisierte Orientierungs-änderungen perzipieren könnten 14

    15

  • (WARN KE, 1993). Am Zoologischen In-stitut der Universität Frankfurt /Mainkonnte gezeigt werden, dass sich inder oberen Schnabelhälfte der Taubedrei magnetithaltige Körper befinden,an denen je ein Neuron endet. Sie bil-den ein dreikanaliges System, aus demdurch Verarbeitung im Gehirn ein räum-liches Abbild des umgebenden Ma-gnetfeldes entsteht, nach dem sich dieTaube beim Flug orientieren kann(Quelle: TV-Sendung Planet Wissen inBR am 18.09.2007 um 16.15 über Brief-tauben. Hinweis W. Sönning).

    Magnetit gibt es bei Vögeln auch imSchnabelsaum. Außerdem entstehenbei Lichteinfall und unter Magnetfeld-einflüssen im Auge vermehrt bestim m-te Freie Radikale, deren Mengen vonden Tieren offensichtlich genau regis -triert werden können (WARNKE, 1995).Wir kommen auf diesen Zusammen-hang weiter unten zurück.

    3.4 Tiere mit Navigationssys -tem sind extrem elektro- und magneto sensibel

    Vögel mit Navigationssystemen sindextrem wetterfühlig. Bei einem Gewit-ter verändern sich das Magnetfeld, dasLicht und viele andere Merkmale, sodass die Orientierung völlig zusam-menbrechen kann. Besonders sensibelreagieren Vögel und andere Tiere aberauf eine Sonnenfinsternis. Sie zeigenein unnormal verändertes Verhalten:bald Lethargie, bald Unruhe. Die For-schung führt die Reaktionen auf diefür die Nachtzeit typischen, bei dertagsüber plötzlich eintretenden Dunkel -heit ein er Sonnenfinsternis aber über-raschend auftretenden elektroma gne-tischen Lang- und Mittelwellen als Ur-sache zurück. Die fehlende Ionisierungder Ionosphä re durch Licht bewirkt,dass sich an der Erdoberfläche vieleSchwingungsimpulse etwa 100-fachstärker ausbreiten.

    Dieser unerwartet auftretende elektro-magnetische Impuls-Effekt könnte prin-zipiell auch das Frühwarnsystem derTiere bei einem Erdbeben erklären.

    Seit langem bekannt ist auch die sogenannte Wetter- oder auch Unwetter-Fühligkeit, die sich auf kurze elektro-magnetische Impulse bestimmter Fre-quenzstruktur mit stark abfallendenAmplituden zurückführen lässt.

    Diese Impulse entstehen im Bereichvon Wetterfronten, wo kältere Luft-massen aus subpolaren Breiten mit sub-tropischen Warmluftmassen zusam-mengeführt werden. In den Mischungs-zonen der Warm- oder Kaltfronten bil-den sich thermodynamisch angetrie-bene turbulente Strömungsmuster derLuftkörper mit vertikal und horizontalorientierten Bewegungsrichtungen aus.Hier liegen die wesentlichen Entste-hungsgebiete der schon erwähnten na-türlichen elektromagnetischen Impuls-strahlung der Atmosphäre, bekanntauch als ,Wetterstrahlung’. Viele Tier-arten, wie Insekten, Frösche, Vögel undverschiedene Säugetiere, reagieren aufdiese meteorologisch bedingte elektro -magnetische Impulsaktivität der At mo-sphäre. Sie können sich durch denEmpfang und die ,Frequenzanalyse’dieser gewissermaßen als ,Wettercode’ausgesendeten Signale vor Wetterän-derungen oder einem heraufziehendenUnwetter rechtzeitig in Sicherheit brin-gen bzw. Schlechtwettergebiete um-fliegen (WARNKE, 2006).

    Walter Sönning: „Diese Wettersignale oder At-mospherics bzw. Sferics sind Indikatoren für la-bile Prozesse in der Troposphäre – der Wetter-schicht der Atmosphäre –, da sie ihren Ursprungim Wettergeschehen haben. Sie gehen von un-sichtbaren ,Dunkelfeldentladungen’ (Discharges)zwischen elektrisch positiv und negativ aufgela-denen ,Raumladungswolken’ aus, für deren Auf-bau und ständige Erneuerung verschiedenePro zesse der Ionisierung, wie kosmische Strah-lung, UV-Strahlung, natürliche Radioaktivitätoder Lenard-Effekt (= Zerspritzen oder Zerbrech -en von elektrisch ungleich beladenen Tröpfchenoder Eiskristallen) sorgen. Vom physika lischenStandpunkt aus könnte man deshalb unsere Luftauch als ,Plasma’-Gas charakterisieren. Bei elek-trischen Ausgleichsprozessen zwischen unglei-chen ,Raumladungen’, deren Größe natürlich-erweise vorgegeben ist, bewegt sich die Ionen-Front dieser elementaren Plasma- oder Gasent-ladungen mit Geschwindigkeiten um 200 km/sinnerhalb eines schlauchartigen Kanals von etwa40 cm Durchmesser in Richtung des größten Po-

    tentialgefälles über Strecken zwischen ca. 40und 100 Metern bis zum Ausgleich der elektrisch-en Spannungsunterschiede fort. Bei genügendhoher Ionendichte im umgebenden Luft raumschließt sich der nächste Entladungsstoß unmit-telbar an. Jede dieser unsichtbaren und ,stillen’Entladungen, die in unterschiedlicher Häufigkeitund Intensität bei allen Wetterlagen auftreten,ist der Quellort einer elektromagnetischen drei-dimensionalen Stoß- bzw. Raumwelle, eines sog.,Electro Magnetic Pulse’ (EMP) oder ,Urimpulses’,wie er in seiner charakteristischen Verlaufs formauch aus anderen Zusammenhängen (Ner venim -puls, Atombombenexplosion in der Atmosphäreu.v.a.) bekannt und beschrieben ist. Diese Raum-welle breitet sich nun mit Lichtgeschwindigkeitaus. Die Besonderheit ihrer Form zeigt sich beider Registrierung z. B. auf dem Schirm eines Os-zilloskops in der Steilheit der Anstiegsflanke undim exponentiellen Abfall der Am plitude und isteiner sinusförmigen Halbwelle nur entfernt ähn-lich. Ihr kann deshalb über eine Fourier-Analyseauch keine Sinus-Schwingung mit einer bestim m-baren Frequenz zugeordnet werden.

    Je nach den meteorologisch und luftelektrischvorgegebenen Ausbreitungsbedingungen ent-wickeln sich ab Entfernungen von ca. 60 bis 100km vom Quellort aus diesen EMP’s einfache fou-rieranalytisch beschreibbare, d. h. sinusförmigeSchwingungen mit Frequenzen innerhalb eineskontinuierlichen Spektrums zwischen ca. 3 kHzund 60 kHz. Entsprechend ihrem Ursprung auseiner Stoßentladung bestehen diese ,Impulse’aus wenigen Vollschwingungen, deren Amplitu-den-Auslenkungen vom anfänglichen Maximal-wert rasch abfallend gegen Null gehen. Be sondersregelmäßig ausgebildete Impulsformen aus dem,Gesamtangebot’ der atmosphärischen Impuls-strahlung ,tragen’ in ihren sinusförmigen unddeshalb resonanzfähigen Schwingungen bestim -m ter Frequenzen sowie in den Folgefrequenzender Impulse bis über 100 Hz die meteorologisch -en Informationen über ihre Entstehungs- undAusbreitungsbedingungen wie eine Art von Chiff-ren mit sich. Diese Impulse, die nur durch geeig-nete elektronische Selektionsverfahren dar ge stelltwerden können, sind in der Fachliteratur als CD-Sferics a.t.B. bekannt geworden (CD = Convec-tive Discharge, d. h. aus der atmosphärischenKonvektion oder Turbulenz ohne Leuchterschei-nungen entstanden; a.t.B. = according to BAU-MER). Ihre besondere Bedeutung haben sie all-er dings anfangs der 80er-Jahre im Rahmen desindustriellen Vierfarben-Kupfertiefdrucks erlangt.Dabei wurde auch ihre sehr differenzierte Wirk-samkeit für die Dif fusionsfähigkeit biochemisch-biologischer Membransysteme im Zusammen-hang mit charakteristischen Wettervorgängennachgewiesen.

    Streng davon zu unterscheiden sind jedoch dieSignale sichtbarer Blitze, die sich aus nahezupausenlosen Abfolgen solcher EMP’s aufbauenund als Gesamtereignis mit der/den Hauptentla-dung/en des Blitzes Impulsbreiten bis zu Zehn-tel sekunden bei einem kontinuierlichen Spek trum

    Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

  • bis in den MHz-Bereich aufweisen. Damit eignensie sich jedoch als ein besonderes Wetter- oderUnwettersignal auch für die Tier- und ggf. Pflan-zenwelt, d. h. für alle Organismen, die mit einerentsprechenden Empfangs-Sensorik ausgestat-tet sind.

    Sferics oder Atmospherics der verschiedenen Ar -ten können, biologisch-strategisch gesehen, so -mit nahezu ein komplettes Bild des Tageswetterseinschließlich prognostischer Hinweise liefern,wenn man in Betracht zieht, dass sich die Sfericseiner Wetterfront mit Lichtgeschwindigkeit aus-breiten und über Distanzen von vielen hundertKilometern für eine entsprechende Empfangs-sensorik als Wetter- ,Chiffren’ eindeutig er kenn-bar bleiben, wie sich z. B. an den Reaktionen desbiochemischen Membransystems der Dichromat-Gelatine nachweisen ließ. Hinzu kommt: Sowohldas festliegende Impuls-Frequenz-Spek trum derCD-Sferics a.t.B. als auch ihr im klimatologischenMittel festliegender Tagesgang bo ten und bietendem entsprechend erfahrenen und ausgerüste-ten ,Empfänger’ dieser Signale in al len evolutio-nären Zeiten eine so große Fülle und Präzision anInformationen aus seiner meteorologisch-geo-physikalischen Umwelt an, wie es heutigen Wet-terdiensten auch mit modernsten High tech-ausstattungen noch nicht möglich ist.” (Ende desBeitrags von Walter Sönning).

    Zu jeder Wetterphase gehört ein typisches elek-trisches Ladungsmuster der Tiere. Da alle La-dungsverschiebungen Kraftwirkungen entfalten,kann das Tier das aufziehende Wetter über dieelektrischen Größen analysieren, sogar lange vorder Ankunft eines Unwetters.

    In Abhängigkeit von besonderen elek-trischen Wetterereignissen werden dieKörper der Tiere also in einem kompli-zierten Zusammenspiel verschiedenerKomponenten beeinflusst: aufgeladen,umgeladen, entladen, dielektrisch polari-siert. Die Polarisierung entsteht durchein natürliches elektrisches Gleichspan-nungsfeld. Dabei zeigt sich, dass dasTier bei schönem Wetter lan ge undgleichmäßig elektrisch geladen wird,während bei Gewitteraufzug eineschnelle Entladung durch hohe Klein -ionen-Konzentrationen in der Luft er-folgt und bei näher kommendem Un- wetter die Aufladung in kurzer Zeitzwischen plus und minus hin und herspringt.

    Insekten wie Bienen empfangen dieseSchwingungen und nehmen sie als Un-wetter-Warnung wahr. Wir konnten zei-

    Abb. 2: Skizzen oben: Die elektrische Aufladung der Insekten ändert sich in typischer Weise mitden Wetterparametern. Die Kurve unten zeigt die Veränderung des elektrischen Feldes einerfrei fliegenden Biene in Abhängigkeit von der Wetterlage.Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    Die Wetterfühligkeit der Honigbiene beruhthauptsächlich auf elektromagnetischen In-formationen. Zieht ein für Bienen gefährlichesUnwetter auf, dann kehren die Flugbienen inMassen zurück, wenn die natürliche 10-20kHz-Komponente der Sferics-Aktivität im Um-kreis von ca. 200 km zunimmt (WARNKE,1973). Auch die Saugleistung der Bienen kor-re liert mit dem Frontenaufzug und den be-gleitenden Sferics (SCHUA,1952).

    Schließlich wird von Bienen der Rezeptorka-nal für elektromagnetische Schwingungensogar zur Kommunikation verwendet. Russi-sche Forscher fanden bereits 1975, dass Bie-nen bei ihren Kommunikations-Tänzen elek-tromagnetische Signale mit einer Modulati-onsfrequenz zwischen 180 und 250 Hz erzeu-gen. Hungrige Bienen reagierten auf dieseFrequenzen mit der Aufrichtung ihrer Fühler(ESKOV et al. 1976).

    Derartige elektrische Kommunikationsimpulseder Fühler bei Berührung eines Artgenossenkönnen mit einem Oszillographen gemessenwerden (WARNKE, 1989).

    16

    17

    gen, dass die Bienen bei Nachahmungund Sendung dieser Schwingungenmittels eines hoch verstärkenden Ge-nerators zahlreich zurückkehren. Über-lagern die Amplituden der künstlichenSchwingung aber die natürlich en Sig -nale, dann sinkt die Rück kehrrate ra-pide ab. Die Bienen finden nicht mehrzurück.

  • Abb. 3: Bienen kommunizieren mit Hilfevon elektrischen ,Schaltvorgängen’ überBerührung ihrer Antennen.Warnke 1989. Copyright Ulrich Warnke

    Einige Vogelarten, z.B. Brieftauben,sind für exakt die gleichen Größen elek-tromagnetischer Schwingungen emp-findlich wie die Bienen. Auch Vögel,speziell Entenvögel, kommunizieren mitHilfe elektrischer Felder (WARNKE,1989). Dieser interessante Aspekt wirdweiter unten noch eingehender be-trachtet werden.

    3.5. Auch Menschen sind mitHilfe der elektromagnetischenImpulse wetterfühlig

    Das Interesse an Sferics und ihren Wir-kungen war in den 60er Jahren größerals heute. Damals wurden einige wert-volle Übersichten ihrer Wirkungen aufden Organismus zusammengestellt(REITER, 1960; ASSMANN, 1963).

    Auch Säugetiere und der Mensch wer-den durch Sferics beeinflusst. Unab-

    Abb. 4: Oszillogramm des elektrischenFeldes einer vorbei fliegenden Biene (1).Bei Annäherung an einen Empfänger (2)steigt die Feldstärke, bei Entfernung voneinem Empfänger (3) sinkt sie.König, H. Unsichtbare Umwelt. Heinz Moos Verlag,München 1973. Copyright Ulrich Warnke

    Abb. 5: Überzufällige lineare Korrelation zwischen elektromagnetischen Infralangwellen-Akti-vitäten und mittlerer Reaktionszeit bei Ausstellungsbesuchern.Reiter, R. 1960 Meteorobiologie und Elektrizität der Atmosphäre. Akademische Verlagsges. Geest & Portig, Leipzig

    Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

    hängig von der Feld-Amplitude ver-schieben Sferics-Impulse den pH-Wertdes Gewebes. Das funktioniert mit denminimalen Feldstärken, wie sie in derfreien Natur vorkommen, auch im La -bor mit simulierten Impulsen und hö-heren Feldstärken. Gerade das Frequenz-Band, in dem die atmosphärisch-elek-trischen Wellengänge am stärkstenmit Energie belegt sind, zwischen 2-20 kHz, zeigt die stärkste Wirkung.Auch Amputationsschmerzen und dieSchmerzen von Hirnverletzungen kor-relieren sowohl im Labor wie auch inder Natur mit der Anwesenheit vonSferics (REITER, 1960). In der Abhand-lung von Reiter finden sich auch Hin-weise auf die Auslösung von Bron chial-asthma, Herz- und Kreislaufstörungen,Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Glau-kom, Gallen- und Harnwegkonvulsio-nen, Infarkt und Apoplexie u.a. durchSferics.

  • Abb. 6: Überzufällige Synchronisation von Infralangwellen und Poliomyelitis-Erkrankungen.Die schwarzen Balken zeigen Tage geringer (Balken nach unten) bzw. Tage erhöhter Sferics-Ak-tivität (Balken nach oben) und die überlagerten Kurven zeigen die jeweilig korrelierten Levelvon Kinderlähmungserkrankungen in den 50er Jahren.Reiter, R. 1960 Meteorobiologie und Elektrizität der Atmosphäre. Akademische Verlagsges. Geest & Portig, Leipzig

    Seit langem ist bekannt, dass bei bestimmtenWetterlagen Thrombosen, Herzinfarkte und Em-bolien auftreten; die Korrelation ist statistisch sig-nifikant (ARNOLD, 1969; BREZOWSKY, 1965).Eine gesicherte Erhöhung der Thrombozyten-Ad-häsivität ergab sich bei bestimmten elektroma-gnetischen Oszillationen, wie sie bei elektrischenLadungsaustauschvorgängen im Frontenbereichder Atmosphäre entstehen. Diese Sferics dringenwegen ihrer Langwelligkeit leicht in Gebäude ein.Die mittlere Impulsfolgefrequenz liegt im Bereich5-15 Imp /sec, also im biologischen Wirkfenster.Eine kontrollierte Studie konnte im Labor mitHilfe eines Sferics-Stimulators die Thrombozy-ten-Adhäsivität bei Probanden testen (JACOBI etal. 1975). Dabei zeigte sich bei der Trägerfre-quenz von 10 kHz und einer Impulsfolgefrequenzvon 10 Hz eine hochsignifikant (p < 0,0005) er-höh te Adhäsivität. Bei Folgefrequenzen von 2,5und 20 Hz sowie bei elektrischem Null-Klimasank die Thrombozyten-Adhäsivität. Pharmaka(75 mg Dipyridamol plus 300 mg Azetylsalizyl-säure) verhindern Sferics-bedingte Trombozyten-Adhäsivität. Psychisch labile Versuchspersonenwaren von der Änderung der Adhäsivität stärkerbetroffen als stabile.

    Auch der Gang täglicher Arbeitsleistung korre-liert mit dem Gang täglicher Sferics-Aktivität(RANTSCHT-FROEMSDORF, 1962).

    Der physiologische Detektionsort ist nach wei-terführenden Untersuchungen von Jacobi (1977)der Kopf. Schirmt man ihn gegen Sferics weitge-hend ab, dann ergibt sich bei sonst gleichen Ver-suchsbedingungen keine Thrombozyten-Adhäsi-vität mehr – ein Ergebnis, das nicht mit Abschirm-versuchen anderer Forscher übereinstimmt.

    Die Grundschwingung bei Sferics beträgt 7,5 Hz,wenn man die Ausbreitungsgeschwindigkeit derdurch Blitzentladung entstehenden elektroma-gnetischen Schwingungen und den Erdumfangim Zwischenraum Erdoberfläche-Ionospäre alsResonanzraum berücksichtigt. Die Bandbreiteder Felder beträgt einige kHz.

    Seit 1979 ist die Korrelation von Herzinfarkt undschwachen Magnetfeldschwankungen in einerder besten wissenschaftlichen Zeitschriften, inNature, beschrieben.

    Dieses Ergebnis ist kein Einzelfall. In anderenVersuchen konnte sogar die durchschnittlicheAnzahl der Todesfälle mit der erdmagnetischenAktivität korreliert werden. Abb. 7: Tägliche Notaufnahme im Krankenhaus mit Herzinfarkten im Monatsdurchschnitt

    (Kurve unten) und geomagnetische Aktivität (Kurve oben).Malin SRC, Srivastava BJ. Correlation between heart attcks and magnetic activity. Nature 1979; 277: 646-648

    18

    19

    19 -

    18 -

    17 -

    16 -

    2,8-

    2,6-

    2,4-

    2,2-

    2,0-

    Jan.

    Feb

    .

    Mär

    z

    Apr

    il

    Mai

    Juni

    Juli

    Aug

    .

    Sep

    t.

    Okt

    .

    Nov

    .

    Dez

    .

    Jan.

    Schwankungen dergeomagnetischen Aktivität

    Anzahl der Notfällebei Herzpatienten

  • Abb. 8: Magnetische Stürme (unten) und Sterblichkeit an nervalen und kardiovaskulärenErkrankungen.Weiß 1991

    3.6 Bienen senden elektrische Felder

    Elektrische Felder mit hohen Amplitu-den lassen sich immer dann nachwei-sen, wenn unipolar getrennte La dungenals Ursache der Felder nicht laufendwieder neutralisiert werden. Die La-dungsneutralisation geschieht vor al-lem, wenn Ladungen sich leicht be-wegen können.

    Alle landlebenden Insekten mit festerKörperbegrenzung (Cuticula), auch Tier-arten mit Schuppen, Schildern, Federnund Haaren, haben mit diesen Haut or-ganen Flächen ausgebildet, die hervor-ragende elektrische Isolatoreigenschaf-ten besitzen. Diese Körperanhänge ha -ben Halbleitereigenschaften; sie sindpiezoelektrisch, zeigen also bei Verfor-mungen elektrische Eigenschaften,und sind pyroelektrisch, zeigen also beiTemperaturänderungen ebenfalls elek-trische Veränderungen. Die Leitfähig-keiten unterliegen also Gesetz mäßig-keiten, wie sie bei Halbleitern gut be-kannt sind: Wärmeänderungen, Licht-einflüsse, Mikrowelleneinflüsse, Ände-rungen der Luftionen-Konzentration –alle diese Größen ver ändern die Musterder Leitfähigkeit.

    Im Rasterelektronenmikroskop lassensich die Areale der Leitfähigkeitsun-terschiede anhand des sogenanntenProbenstrombildes – hier am Bienen-flügel – optisch wirkungsvoll abbilden.

    Für die elektrostatische Aufladung istaußerdem entscheidend, ob die Tierein der Luft fliegen oder auf dem Bodenlaufen. Tiere mit Schweiß-, Duft-, Haft-drüsen gewähren einen her vorragen-den galvanischen Kontakt. Tiere dage-gen, die auf Hufen, Zehen oder Krallenlaufen, sind gegen ,Erde’ weitgehendisoliert.

    Eine Besonderheit ist bei verschieden -en Insekten zu beobachten. Fliegen,Bienen u. a. besitzen an den Fü ßenzwischen zwei Krallen ein drüsigesHaftläppchen (Arolium). Dieses Haft-läppchen kann beim Laufen beliebigausgeklappt oder eingefaltet werden.

    Abb. 9: Flügel einer Biene im Rasterelektronenmikroskop. Aufgenommen wurde das elektrischeStrombild. Alle weißen Bereiche haben eine hohe Verschiebbarkeit für Elektronen, während diedunklen Bereiche sich hoch elektrostatisch aufladen durch mangelnde Elektronenbeweglich-keit. Entladung ist nur sehr schwer möglich.Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

  • Im gefalteten Zustand des Aroliumslaufen die Tiere auf den Krallen; siesind dabei gegenüber der Umwelt elek -trisch isoliert und können sich statischstark auf laden. Berührt das aufgeklap -pte Haftläppchen aber die Lauffläche,so nim mt das Insekt schlagartig daselektrische Potential der Lauffläche an.Dies geschieht bei Bienen kurz vor demStart von einer Blüte, wobei bestim m-te Teile des Tieres entladen wer denoder umgeladen werden, zum Teil so -gar mit Polaritätswechsel. Da Blütennormalerweise elektrisch sozusagenauf Erdpotential liegen, wird das Insektüber den ,Aroliumschalter’ gewisser-maßen nach Norm gepolt. Allerdingsunterscheiden sich am Stock an kom-mende Bienen durch die Höhe der Auf-ladungen, die sie im Flug erhal tenhaben und die nicht so schnell abflie-ßen können (WARNKE, 1977).

    Abb. 10: Jede am Stock landende Biene bringt eine bestimmte elektrische Ladung mit (Kreismit Kreuz) und verändert dann ihr Ladungsmuster im Einflugloch aufgrund der volkseigenenelektrischen Summenladung. Jede abfliegende Biene entzieht dem Stock elektrische Ladung(Kreis). Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    Bei Berührung zweier Oberflächen bis auf mole-kularen Abstand (10 hoch minus 10 m) findet ei -ne Trennung der positiven und negativen La dungenstatt, indem am Berührungspunkt eine bestim -mte Ladungsmenge übertritt. Durch Reibungwer den innerhalb kurzer Zeit viele derartigerPunk te aktiviert. ,Reibungselektrizität’ gehört zuden ältesten Beobachtungen der Menschheit undhat dem ganzen elektrischen Bereich den Namengegeben (Elektron: griechische Bezeichnung fürBernstein). Es ist deshalb erstaunlich, dass mansich bisher kaum Gedanken über die Bedeutungder Elektrizität bei Tieren gemacht hat.

    Vor allem während des Fluges laden sich die Tieredurch Reibungselektrizität mit Luftmolekülenoder mit körpereigenem Material teilweise hochauf, bis zu elektrischen Feldstärken von größer1000 V/cm.

    Abb. 11: Eine Biene im elektrischen Feld; oben als Konstruktion, unten im Modellversuch. Mansieht, wie an verschiedenen Oberflächenstrukturen die Feldstärke erhöht ist. Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    20

    21

  • Abb. 12: Biene während des Fluges im elektrischen Feld. Die Antennensind besonders starken Feldstärken ausgesetzt. Warnke 1986, Copyright Ulrich Warnke

    Abb 13: Flügelbewegung und elektrisches Feld – ausgehend vom Flügel – haben gleiche Phasen.Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    Abb 14: Oszillogramm des elektrischen Wechselfeldes von Bienen (oben)und Tauben (unten) im Windkanal. Warnke 1989, Copyright Ullrich Warnke

    Tiere haben zur Erhöhung dieser Feldstärken diverse Hilfsstrukturenwie aufrechte Spitzen auf den Insektenflügeln ausgebildet, aber beson-ders die Antennen der Insekten kann man als elektrische Feld-Fokussierermessen, wobei höhere Coulombsche Kräfte entwickelt werden.

    Abb. 14.1: Darstellung eines messbaren ,Dipol-Effekts’ bei den Antennender Honigbiene. Bienen können die Polarität der Antennen beliebig ver-ändern (z. B. von positiver Ladung zu negativer), und dies innerhalb einerSekunde. Die gestrichelte Linie gibt einen Eindruck der Feldkräfte. Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

  • Abb. 15: Flügelauschnitt der Bienen als rasterelektronisch mikroskopische Vergrößerung.Man sieht besondere Strukturen, die zur Fokussierung der elektrischen Felder dienen.Warnke 1989, Copyright Ulrich Warnke

    3.7 Wirkungen technisch erzeugter Felder bei Bienen

    In Laborversuchen wurde von uns dieReaktion der Bienen in künstlich auf-gebauten elektrischen Feldern unter-sucht (WARNKE 1975, 1976, WARNKEet al. 1976), mit folgenden Resultaten:Bei 50 Hz-Wechselfeldern mit Feld-stärken von 110 V/cm werden die Bie-nenvölker in ihrer Behausung sehr un-ruhig. Die Temperatur im Volk erhöhtsich stark. Die Verteidigung des Sozial -territoriums wird derart unkontrolliertgesteigert, dass sich Individuen einesVolkes gegenseitig abstechen. Sie er-kennen sich nicht mehr.

    Nach einigen Tagen Feldeinfluss reißendie Bienen ihre Brut aus den Zellen;neue Brut wird nicht mehr angelegt.Ebenso werden Honig und Pollen ver-braucht und anschließend nicht mehreingetragen. Bienen, die erst kurz vorVersuchsbeginn in ihre Beuten neu ein-geschlagen wurden, ziehen nach An-stellen des elektrischen Feldes regel-mäßig wieder aus und verfliegen sich.Bienen, die dagegen schon lange Zeitan ihre Kästen gewöhnt sind, verkittenalle Ritzen und Löcher mit Propolis,auch das Flugloch. So etwas geschiehtansonsten nur bei kaltem Luftzug imWinter.

    Da nach dem Verkleben von Ritzen undFlugloch nun akuter Sauerstoffmangelentsteht, versuchen die Bienen mit in-tensivem Fächeln Luft herbeizuwedeln.Dabei verursacht die Flugmuskulaturso hohe Temperaturen, dass das Wachsschmelzen kann. Die überhöhte Tem-peratur versuchen die Tiere durch nochintensiveres Fächeln herunterzuküh-len. Das Ende ist ein ,Verbrausen’ derVölker. Dieser Fachausdruck bedeutetletztlich Tod aller Volksmitglieder, denwir fortan selbstverständlich unterbin-den konnten.

    Bei sehr reizempfindlichen Völkern er-geben bereits Feldstärken ab 1V/cmund Frequenzen von 30 Hz bis 40 kHzein messbares Reaktionssignal: Die Tie-re bewegen beim Anschalten des Fel-des schlagartig die Flügel und schwir ren

    mit 100-150 Hz (WARNKE 1973, 1976,WARNKE et al. 1976). Bei Signalen imFrequenzbereich 10 bis 20 kHz zeigtensich eine erhöhte Aggressivität und einstark reduziertes Rückfindeverhalten,wenn gleichzeitig natürliche meteoro-logische elektromagnetische Aktivitätim Flugraum vorhanden war (WARNKE,1973).

    Wissenschaftler der Universität Kob -lenz-Landau untersuchten in mehrerenExperimenten mit verschiedenen As -pekten und Fragestellungen das Rück-findeverhalten von Bienen (Apis melli-fera carnica) sowie die Gewichts- undFlächenentwicklung der Waben unterEinwirkung von elektromagnetischerStrahlung (KUHN et al. 2001, 2002,STEVER et al. 2003, 2005, HARST et al.2006).

    Sie fanden eine höhere Agilität, einenerhöhten Schwarmtrieb und fehlendeWintertraubenbildung im Einfluss derelektromagnetischen Strahlung von

    Funktelefonen. In anderen Versuchenmit Feldern von Basisstationen derDECT-Schnurlostelefone (1880-1900MHz, 250 mW EIRP, gepulst mit 100Hz, Reichweite 50 m, Dauerexposition)verlief die Gewichts- und Flächenent-wicklung der Völker langsamer als beiden unbestrahlten Kontroll-Völkern.

    Das Heimfindevermögen der Bienenwurde ab fünf Tagen nach Einbringender DECT-Telefone getestet. In derRückkehrzeit ergaben sich deutlicheUnterschiede zwischen den bestrahl-ten und den unbestrahlten Bienen. Vonden bestrahlten Bienen kamen niemehr als sechs zurück – manchmal kei -ne einzige. Bei den unbestrahlten da-gegen gab es zu jedem Zeitpunkt derUntersuchung zurückkehrende Bienen.

    22

    23

  • Wirkungsmechanismen der Desorientierung und Schädigung

    Abb. 16: Von Diagnose-Funk geschätzte Feldstärke in den vier mit undvier ohne DECT-Telefonen bestückten Bienenstöcken der Universität Koblenz-Landau. Die Bienenstöcke waren nicht elektro-magnetisch ab-geschirmt, wodurch auch die Kontroll-Völker gering bestrahlt wurden. Diagnosefunk, http://www.diagnose-funk.ch/impressum.php

    Abb. 17: oben links und rechts: Rückkehrzeiten der Bienen unbestrahlt;unten: Rückkehrzeiten und fehlende Rückkehr unter Bestrahlung. Von denBienen aus ,unbestrahlten’ Stöcken kehrten insgesamt 40% zurück, beiden bestrahlten waren es lediglich 7%.Harst et al. 2006

    Abb. 18: Gewichts- und Flächenentwicklung der Waben von bestrahltenund ,unbestrahlten’ Bienen.Harst et al. 2006

    Abb. 19: Signifikanter Unterschied im Heimkehrverhalten von bestrahl-ten und ,unbestrahlten’ Bienen. Je höher der Index, desto höher die An-zahl der zurückgekehrten Bienen und / oder desto kürzer die Rückkehrzeit.Harst et al. 2006

  • Abb. 20: Bei gleichen Ausgangsgewicht der Waben betragen die Mittelwerte des Gesamtge-wichtes der bestrahlten und ,unbestrahlten’ Völker bei Beendigung des Versuchs 1326 g und1045 g. Die Differenz beträgt folglich 281 g (21,1%).Harst et al. 2006

    Zwei von der NASA finanzierte frühereStudien einer dortigen Arbeitsgruppekonnten weder eine erhöhte Sterblich-keit der Bienen unter Hochfrequenz-einfluss (2,45 GHz, CW) noch die Ein-bußen ihres Orientierungsvermögensfinden (WESTERDAHL et al. 1981a/b).

    3.8 Der für Bienen-Störungenhöchst sensible Bereich

    Wenn innerhalb eines Umkreises von80-100 m eine neue Nahrungsquelleentdeckt wird, vollführt die Biene ei -nen Rundtanz im Stock auf der Wabe.Bei einer größeren Entfernung der Fut-terquelle erfolgt die Kommunikationmit Hilfe eines Schwänzeltanzes. Die-ser Schwänzeltanz der Honigbieneübermittelt die Information über Rich-tung und Entfernung der neuen Fut-terquelle gegenüber der Bienenbeute.Die heimkehrende Trachtbiene bewegtsich dabei zunächst eine gerade Stre -cke, tanzt dann im Halbbogen zur Sei -te und nach unten. Sie startet dann er-neut die gerade Strecke; tanzt wiedereinen Halbbogen nach unten, jedochnach der entgegengesetzten Seite. DieEntfernung der Futterquelle wird durchdie Anzahl der Ausschläge mit demHinterleib auf der geraden Strecke an-gegeben (Schwänzeln). Auch diese Aus-schläge sind als elektrische und magne-tische Wechselfelder messbar.

    Die Entfernung zur Futterquelle wirdanhand von optischen Auffälligkeitenim Gelände, über das die Bienen flie-gen, registriert. Die Information überdie Richtung zur Futterquelle hängtvom Winkel ab, der sich zwischen demgeraden Weg zur Futterquelle und demjeweiligen Stand der Sonne (Azimut)ergibt. Dieser Winkel wird über dieTanz richtung relativ zur Senkrechten(Schwerkraftrichtung) in das Dunkelder Beute übertragen.

    Das ist alles nachvollziehbar. Es ist dasVerdienst des Österreichers Karl vonFrisch, diese evolutionäre Strategie derBienenkommunikation herausgefundenzu haben (FRISCH von, 1967). Doch in-zwischen weiß man, dass die Vorgänge

    Abb. 21: Der Schwänzeltanz der Bienen erzeugt elektrische Schwingungsfelder.Warnke 1989; Copyright Ulrich Warnke

    24

    25

  • der Kommunikation mit weit kompli-zierteren Mechanismen gekoppelt sind.Außer dem Stand der Sonne könnenBienen auch die Polarisation des Lich-tes identifizieren. Und für den Fall star-ker Bewölkung werden die Positionenvon feststehenden Landmarken gelernt(DYER, 1981).

    Sie braucht diese Information, um dieTageszeit zu erkennen. Und sie brauchtdie Information über die Tageszeit, dasich viele Blüten nur zu bestimmtenTageszeiten öffnen und weil die Navi-gation über den Sonnenstand codiertwird.

    Die Antwort auf diese Frage machtdeutlich, wie fein ausgeklügelt die Na -tur die natürlich vorhandenen Ener-gien und Kräfte dem Organismus zurVerfügung stellt. Je höher die Sonnesteht, desto mehr heizt sich die Atmo-sphäre auf. Je mehr sich die Atmosphä-re aufheizt, desto größer werden dieMolekülgeschwindigkeiten der Luft. Jeschneller die Moleküle, desto heftigerdie Zusammenstöße untereinander. Jestärker die Stoßkräfte, desto mehr Vo-lumen braucht das molekulare Luftge-füge, desto größer werden die Turbu-lenzen, die sich auch als Wirbel aus-bilden. Diese Wirbel betreffen schließ-lich auch die Ionosphäre. Die dort nunvermehrt bewegten Ionen erzeugen ge-waltige elektrische Ströme. Die gerich -teten elektrischen Massen-Ströme wie-derum erzeugen starke Magnetfelder.

    Doch die Navigation zu den Tracht-quellen und zurück zur Beute be-dient sich weiterer komplexer phy-sikalischer Größen: Es sind genaujene Größen, die seit Millionen vonJahren auf der Erdoberfläche exi-stieren – womit wir wieder zumThema zurückkehren. Wie weiß dieBiene, wie hoch die Sonne geradeam Himmel steht?

    Die höchste Empfindlichkeit derBienen für erdmagnetische Schwan-kungen liegt bei 26 nT. Bereits hiersoll betont werden, dass das Sys -tem im natürlich gegebenen physi-kalischen Bereich besonders em-pf