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BIBERMANAGEMENT OBERÖSTERREICH Monitoringbericht 2014 Mag. Gundi Habenicht Im Auftrag des Amts der OÖ. Landesregierung Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Naturschutz Bahnhofplatz 1, 4021 Linz

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BIBERMANAGEMENT

OBERÖSTERREICH

Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht

Im Auftrag des

Amts der OÖ. Landesregierung

Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche

Entwicklung, Abteilung Naturschutz

Bahnhofplatz 1, 4021 Linz

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 2

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ............................................................................................................................................ 3

Zusammenfassende Schlussfolgerungen aus den Erhebungen und Tätigkeiten 2014 .. 3

1. Biberverbreitung in Oberösterreich ........................................................................................ 6

1.1 Ziele und Methoden des Bibermonitorings ................................................................... 6

1.2 Rückblick: Verlauf der Wiederbesiedelung Oberösterreichs ................................... 8

1.3 Aktuelle Verbreitung ........................................................................................................... 8

1.4 Bildteil – Verbreitungskarten ............................................................................................ 9

1.5 Vernetzung der Biberpopulationen mit Nachbarländern ........................................ 26

1.6 Beurteilung der Populationsentwicklung .................................................................... 28

2. Bibermanagement ....................................................................................................................... 30

2.1 Konflikte und Präventionsmaßnahmen ........................................................................ 30

2.2 Konfliktanalyse des OÖ Bibermanagements .............................................................. 31

2.3 Eingriffe in die Population ............................................................................................... 38

2.4 Sonstige Fälle ........................................................................................................................ 39

3. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation ........................................................................ 43

Quellenangaben .............................................................................................................................. 44

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Einleitung

Der vorliegende Jahresbericht über die Verbreitung und Entwicklung der

Biberpopulation im Bundesland Oberösterreich basiert auf der Weiterführung und

Aktualisierung einer im Auftrag des Amtes der OÖ Landesregierung eingerichteten

Funddatenbank. Die bisher erfassten Verbreitungsdaten aus dem Zeitraum 1984 bis

2014 liegen als bestehender Datensatz zugrunde und werden durch die jährlich

dokumentierten Meldungen über Biberaktivitäten und auftretende Konflikte ergänzt.

Ebenfalls Berücksichtigung findet die seit Anfang 2013 neu eingeführte "Biberprämie",

die von Landwirten bei Anwesenheit des Bibers auf ihren Grundstücken beantragt

werden kann.

Zusammenfassende Schlussfolgerungen aus den Erhebungen und Tätigkeiten 2014

Der Entwicklungstrend der Biberpopulation in Oberösterreich ist insgesamt weiterhin

positiv. Innerhalb der insgesamt 81 Fundmeldungen aus dem Jahr 2014 kristallisieren

sich Ausbreitungsschwerpunkte vor allem im nördlichen Mühlviertel, Innviertel und

entlang der Vöckla im Salzkammergut heraus. Das Lebensraumpotential dürfte nach

den bisherigen Erfahrungen jedenfalls noch nicht ausgeschöpft sein. Dies liegt in der

großen Anpassungsfähigkeit dieser Tierart begründet und zeichnete sich schon in den

vergangenen Jahren ab, etwa durch die Besiedelung zahlreicher Nebengewässer in der

Kulturlandschaft. Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass weite Teile OÖ

flächendeckend vom Biber besiedelt werden können.

Im Konfliktmanagement erweist sich die Gewährung von Biberprämien als

erfolgsträchtig hinsichtlich einer kosteneffizienten, lösungsorientierten Vorgangsweise.

Insgesamt konnten im Jahr 2014 rund 68 ha an Lebensraum durch die Biberprämie neu

gefördert werden. In Summe gibt es mit Stand Ende 2014 rund 112 ha Prämienflächen.

Hinsichtlich der aus den Biberprämien abgeleiteten Verteilung von Konflikten auf

unterschiedliche Kulturflächen besteht gegenüber den Vorjahren keine große

Veränderung: Der Großteil der Prämienflächen entfällt auf forstwirtschaftlich genutzte

Flächen. Die meisten Prämien entfallen auf die Bezirke Perg und Linz Land. Die

Ausgaben für den Biberschutz liegen mit einer Gesamtprämiensumme von derzeit €

19.481,-- für das Jahr 2014 noch deutlich unter den Maximalwerten, die vor der

Einführung der Prämie als Beihilfe jährlich bezahlt wurden. Hinzuzurechnen sind noch

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weitere Ausgaben für Präventionsmaßnahmen und Schadabwehrmaßnahmen im

Ausmaß von 2.791,-- Euro, wobei es sich überwiegend um die Verhinderung von

Fraßschäden durch die Förderung von Zäunungen und den Einsatz von Wöbra als

Streichmittel handelt. Weiterhin sind derzeit noch kaum Schäden an Infrastrukturen,

etwa durch Unterminierung und Vernässung dokumentiert, die erwartungsgemäß mit

der Ausbreitung in dichter besiedelte Kulturlandschaften zunehmen werden.

Die Auswertung der insgesamt 55 Prämienfälle im Jahr 2014 ergibt, dass es praktisch

immer zu Konflikten mit der Fraßaktivität von Bibern kommt, in über 70% der Fälle ist

dies sogar der einzige Konflikt. In je 11% der Fälle kommt es zu Fraßschäden in

Kombination mit Grabeschäden bzw. Fraßschäden in Kombination mit Überstauung

und Vernässung.

Die Konflikte häufen sich dort, wo die Tiere kleinere Bachläufe mit geringer

Wasserführung im Grünland besiedeln und in diesen Dämme errichten. In diesem

Zusammenhang erscheint die massive Flächenkonkurrenz durch den ansteigenden

Bedarf und die maximale Ausnutzung und Ausdehnung von landwirtschaftlichen

Produktionsflächen zu Ungunsten von Flächenextensivierungen an Gewässerrändern

das ausschlaggebende Hindernis für eine Akzeptanz des Bibers zu sein. Daraus ergibt

sich auch ein Abstimmungsbedarf der Förderziele auf Ebene der Agrar-

Subventionspolitik im Sinne der öffentlichen Interessen an der Sicherung von

Lebensgrundlagen, ertragsfähigen Bewirtschaftung und Aufrechterhaltung essentieller

Ökosystemdienstleistungen. Nur wenn die Rahmenvorgaben für die landwirtschaftliche

Erwerbstätigkeit derart geplant sind, dass diese sich ohne unvermeidbare Reibungen

und Konflikte mit anderen öffentlichen Interessen umsetzen lassen, kann die Diskussion

um die immanente Biberproblematik abgeschwächt werden. Dabei ist die absolute

Anzahl an Biber bzw. die Populationsgröße nicht ausschlaggebend, insbesondere da

davon auszugehen ist, dass Biber nicht auf einzelne, ungenutzte Augebiete entlang

größerer Gewässer zurückgedrängt werden können. Dies würde den geltenden EU -

Bestimmungen des FFH - Rechts (RL 92/43 EWG) im Sinne einer natürlichen

Ausbreitung der Populationen nicht entsprechen.

Ein wesentliches Ziel ist neben der Dokumentation der Verbreitung des Bibers und der

Evaluierung von Konflikten die Bewusstseinsbildung durch Vorträge in der

Bevölkerung als wesentlicher Beitrag zur Prävention und zum sachlichen Umgang mit

dem Biber. Der ständige fachliche Austausch durch Besprechungen mit Experten

benachbarter Regionen, Fachfortbildungen und Literaturrecherchen runden das

Aufgabenfeld ab.

Zwei herausragende Einsätze beschäftigten das Bibermanagement im Jahr 2014 und

darüber hinaus in besonderem Ausmaß: Im Machland wurde das Zusammentreffen des

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Bibers innerhalb seiner Kern- und Ausbreitungszone mit einem der größten

Hochwasserschutzdammanlagen Europas zu einem heiss diskutierten Konfliktthema

und in der Gemeinde Wilhering kam es zu einem Ölaustritt von mehreren 100 l Dieselöl

in einem vom Biber seit Jahren besiedelten Aubereich.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Bundesland Oberösterreich der hohen

Verantwortung für den Schutz des Bibers aufgrund seiner Lage innerhalb der

Hauptausbreitungsachse der österreichischen Biberpopulationen in hohem Maße

gerecht wird. Die bereits langjährig etablierte Struktur des Bibermanagements

gewährleistet nicht nur die Dokumentation der Populationsentwicklung sondern trägt

durch flexible und situationsgerechte Anpassungen der Managementmaßnahmen

wesentlich zur positiven Bestandesentwicklung bei. Aufgrund der hohen Dynamik und

dem großen Einflusspotential des Bibers ist jedenfalls mit weiteren Herausforderungen

für die Zukunft zu rechnen. Diese anzunehmen und in vorausschauender und flexibler

Herangehensweise Schritt für Schritt zu bewältigen ist eine fortwährende Aufgabe.

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1. Biberverbreitung in Oberösterreich

1.1 Ziele und Methoden des Bibermonitorings

Als eine wesentliche Säule des Bibermanagements zielt das Monitoring darauf ab, die

aktuelle Verbreitung des Bibers in Oberösterreich zu erfassen. Einträge zu

Bibervorkommen im Bundesland werden dabei zentral in einer seit 1984 bestehenden

Biberdatenbank gesammelt. Die ursprünglichen Aufzeichnungen stammen aus einer

Datensammlung des Biologiezentrums Linz. Seit 2007 wurden diese Daten von Mag.

Alexander Maringer kontinuierlich weitergeführt und ab September 2013 von Mag.

Gundi Habenicht übernommen. Die eingetragenen Fundpunkte stammen zum Großteil

von Zufallsbeobachtungen, die von einem landesweiten Netzwerk an Fachleuten,

ehrenamtlichen Mitgliedern von Naturschutzgruppen und naturinteressierten Laien, bei

Bekanntwerden von Biberaktivitäten regelmäßig gemeldet werden. Aufgrund der meist

eindeutig zu bestimmenden Biberspuren kann die Dokumentation der Nachweise auf

Grundlage von Fotos mit genauer Ortsbeschreibung sehr einfach und kostengünstig

erfolgen. Die Fundmeldungen werden mit GPS Koordinaten verortet, räumlich nach

Katastralgemeinde, Grundstücksnummer oder Postadresse zugordnet und in eine

Datenbank übernommen. Die Aktualität (frisch/alt) sowie die Ortsgenauigkeit der

Nutzungshinweise werden vermerkt. Als Fundpunkte kartografisch dargestellt werden

nur eindeutig dem Biber zuordenbare Spurenzeichen wie Fraßspuren (Abb. 1), Baue,

Dämme, Röhren und identifizierbare Totfunde. Unsichere Spurenzeichen, wie etwa

Sichtungen, werden, wenn sie nicht eindeutig belegt sind (zB. gute Fotodokumentation,

Zusammenhang mit anderen Spurenzeichen), zwar in der Datenbank mitgeführt, jedoch

nicht in der Verbreitungskarte dargestellt. Grundsätzlich bedeutet jeder Fundpunkt in

der Datenbank nur ein Spurenzeichen. In der Regel finden keine systematischen

Begehungen definierter Gewässerabschnitte statt. Die Meldung der Spurenzeichen

erfolgt zufällig und punktuell. Es ist davon auszugehen, dass sich im Umfeld der

gemeldeten Fundpunkte meist auch noch weitere Spurenzeichen befinden, die nicht mit

erfasst wurden. Bei der Interpretation der Verbreitungskarten ist zu berücksichtigen,

dass die Dichte der Fundpunkte keinen Rückschluss auf die Anzahl der Individuen

erlaubt. Auch ist eine Revierabgrenzung auf Basis der vorliegenden Methode nicht

möglich, da dazu alle Spurenzeichen innerhalb eines bestimmten Gewässerabschnittes

aufgenommen werden müssten. Rückschlüsse auf den Bestand ergeben sich allenfalls

durch Hochrechnungen aufgrund von Bauen und Dämmen, die als Anzeichen einer

dauerhaften Reviereinrichtung gewertet werden können. Da diese wesentlichen

Spurenzeichen jedoch nicht systematisch erhoben werden, lassen sich keine genauen

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Aussagen zur Populationsgröße erarbeiten. Aufgrund der inzwischen weiträumigen

Verbreitung des Bibers in Oberösterreich muss davon ausgegangen werden, dass ein

systematisches Monitoring durch regelmäßige Kontrolle von Revieren nur in

Einzelfällen durchgeführt werden kann. Diese sind jedenfalls dann notwendig, wenn in

konkreten Eingriffsprojekten Biberlebensräume betroffen sind.

Das landesweite Langzeit-Monitoring zielt vordergründig auf die frühzeitige Erfassung

neuer Verbreitungsgebiete ab. Dabei wird angestrebt, die potentiellen

Ausbreitungsgebiete durch ein möglichst flächendeckendes Meldernetzwerk gut

abzudecken. Ziel ist, langfristig unter vertretbarem Aufwand einen Überblick über die

Verbreitungssituation und potentielle Konfliktsituationen gewährleisten zu können.

Dadurch lassen sich wesentliche Grundlagen für die Erarbeitung von Maßnahmen zum

Schutz des Bibers und zur frühzeitigen Erkennung und Beseitigung von Konflikten

ableiten, womit eine Schadprävention an den Ausbreitungsfronten besser geplant

werden kann. Schließlich dienen die Datengrundlagen als wesentliche Information für

die Erfüllung der Berichtspflichten über den Erhaltungszustand der Population im

Rahmen der FFH-RL (Art. 17 FFH-RL 92/43 EWG)

ABBILDUNG 1: FRAßSPUREN LASSEN EINFACH AUF DIE ANWESENHEIT DES BIBERS SCHLIEßEN

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1.2 Rückblick: Verlauf der Wiederbesiedelung Oberösterreichs

Nur etwa 100 Jahre nach der Ausrottung des einst europaweit verbreiteten Nagers kann

der Biber in Oberösterreich seine ursprünglichen Lebensräume wieder zurückerobern.

Aufzeichnungen zufolge wurde das vormals letzte oberösterreichische Exemplar 1867

an der Salzach erlegt (Maringer & Schön, 2013). Durch die Schutzbestimmungen und

unterstützt durch einzelne Freilassungen am Inn und an der Salzach zwischen 1972 und

1986 hat sich der Biber Ende der 1990er Jahre am Unteren Inn und an der Donau

angesiedelt (Spitzenberger, 1988). Dieses Verbreitungsbild blieb bis 2001 weitgehend

unverändert. Danach sind die Verbreitungshinweise kontinuierlich angestiegen. Im

ersten Biberbericht (Maringer & Slotta-Bachmayr 2008) wurde festgehalten, dass der

Biber 2007 eine weitaus geschlossene Verbreitung entlang von Inn und Donau bis ins

Mühlviertel und entlang der Traun aufwies. Nachdem die Reviere in den Kerngebieten

entlang der Hauptflüsse weitgehend erschlossen waren, folgte zunehmend die

Besiedelung der Mündungsbereiche, Zubringer und Seitengerinne. In den

darauffolgenden Jahren wurden Neuansiedlungen an den Gewässern Traun (Wels-

Land), Vöckla bei Vöcklabruck (Bezirk Vöcklabruck), Krems (Bezirk Kirchdorf), an der

Großen Gusen, Aist und Naarn (Bezirke Perg, Urfahr-Umgebung, Freistadt), der Pram

(Bezirke Grieskirchen, Schärding), der Großen, Kleinen und Steinernen Mühl (Bezirk

Rohrbach) sowie der Aschach, Trattnach (Bezirk Eferding, Grieskirchen) und Ach

(Bezirk Braunau) belegt (Maringer & Slotta-Bachmayr 2009, 2010). In den Jahren 2011 bis

2013 zeichneten sich die stärksten Ausbreitungsgebiete im östlichen Mühlviertel (Gusen,

Feldaist, Waldaist) sowie im Einzugsgebiet der Vöckla, Ager und am Oberlauf der

Traun ab (Maringer, 2013).

1.3 Aktuelle Verbreitung

Im Beobachtungszeitraum 2014 sind zu den 1469 Datensätzen mit Stand vom 31.12.2013

81 neue Fundmeldungen hinzugekommen. Die langsame, aber kontinuierliche

Ausbreitung entlang der Nebengewässer kann durch die aktuelle Verbreitungssituation

weiterhin bestätigt werden. Einen Schwerpunkt der Ausbreitung stellt dabei wie schon

in den vergangenen Jahren weiterhin das östliche Mühlviertel flussaufwärts der

nördlichen Donauzubringer dar: Große Naarn bis Königswiesen, Waldaist bis Gutau,

Feldaist bis Freistadt, Kleine Gusen bis Achleiten südlich von Hirschbach und Große

Rodl bis Zwettl an der Rodl. Entlang der Großen und Steinernen Mühl konnte ein

dichtes Zusammenrücken der Besiedelungen nördlich von Altenfelden bis zum

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Anschluß an die bayrische Population dokumentiert werden. Ein weiterer

Ausbreitungsschwerpunkt liegt im südwestlichen Salzkammergut, flussaufwärts der

Vöckla bis hin zu einem isolierten Fundpunkt an der Grenze zu Salzburg, in St. Lorenz

am Mondsee. Auf oberösterreichischer Seite ist hier besonderes Augenmerk auf die

Ager bzw. den Bereich zwischen Mondsee und Attersee zu legen. Die bekannten

Ansiedlungen am Almsee im Umfeld des Cumberland Wildparks im Bezirk Gmunden

konnten ebenfalls an drei Standorten bestätigt werden. Biberaktivitäten entlang der

Krems bis Kirchdorf und südlich von Steyr konnten bestätigt und ergänzt werden, wenn

auch die Ausbreitung nach Süden in Richtung des Landschaftsraumes Pyhrn-

Eisenwurzen gegenüber den übrigen Landesteilen verzögert vonstatten zu gehen

scheint. Weiter voran schreitet die Ausbreitung im südlichen Inn- und Hausruckviertel,

flussaufwärts entlang der Mattig und Waldzeller Ache.

Der aktuelle Entwicklungstrend zeigt, dass der Biber sich in Oberösterreich entlang

zahlreicher Zubringergewässer der durchgehend besiedelten Hauptflüsse Salzach, Inn

und Donau weiter flussaufwärts ausbreitet und sich damit auch zunehmend über die

gesamte Landesfläche verteilt. Derzeit ist davon auszugehen, dass der Biber in naher

Zukunft wieder eine häufig verbreitete Wildart in der heimischen Landschaft darstellt.

Als natürliche Ausbreitungsgrenze können allenfalls die höheren Lagen in den

Voralpen bzw. im Alpenraum angenommen werden.

1.4 Bildteil – Verbreitungskarten

Auf den folgenden Seiten befinden sich aktuelle Verbreitungskarten des Bibers in

Oberösterreich. Abb. 2 zeigt die landesweite Verbreitung als Punktdarstellung. Dabei

stellt jeder Punkt eine Meldung von einem oder mehreren Biberspurenzeichen dar. Es

werden alle Meldungen dargestellt, die seit Beginn der Aufzeichnungen bis Ende 2014

eingetroffen sind. Dabei ist aufgrund der gewählten Methodik nicht von einer

landesweit vollständigen Aufzeichnung auszugehen. Die Kartendarstellung erlaubt

auch keine Rückschlüsse auf die Aktualität der meisten Daten, sondern zeigt zunächst,

wo schon einmal Biberspuren gemeldet wurden.

Zur Veranschaulichung werden darüber hinaus die Biberfundpunkte in den einzelnen

Bezirken dargestellt (Abb. 3-17). In diesen Darstellungen werden die Fundpunkte der

letzten beiden Jahre farblich hervorgehoben. Dabei zeigt sich, dass im

Beobachtungszeitraum gegenüber den Vorjahren neue Meldungen vor allem in den

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Bezirken Vöcklabruck, Braunau, Ried und Steyr Land verzeichnet wurden. Hingegen

weisen die Bezirke Eferding, Grieskirchen und Schärding deutlich weniger Fundpunkte

auf, wobei dies auf eine mangelnde Berichterstattung aufgrund der allgemeinen

Bekanntheit der Biberanwesenheit zurückzuführen sein könnte.

Zu beachten ist bei der Interpretation der Verbreitungskarten, dass diese einzig die

Zuordnung von Biberaktivitäten zu bestimmten Gebieten erlaubt, nicht jedoch

Rückschlüsse auf die Populationsgröße bzw. -dichte.

ABBILDUNG 2: BIBERVERBREITUNG IM BUNDESLAND OBERÖSTERREICH

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ABBILDUNG 3: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK BRAUNAU

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ABBILDUNG 4: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK EFERDING

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ABBILDUNG 5: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK FREISTADT

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ABBILDUNG 6: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK GMUNDEN

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ABBILDUNG 7: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK GRIESKIRCHEN

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ABBILDUNG 8: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK KIRCHDORF

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ABBILDUNG 9: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK LINZ/LINZ LAND

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ABBILDUNG 10: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK PERG

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Abbildung 11: Biberverbreitung im Bezirk Ried

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ABBILDUNG 122: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK ROHRBACH

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ABBILDUNG 13: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK SCHÄRDING

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ABBILDUNG 14: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK STEYR/STEYR LAND

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ABBILDUNG 13: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK URFAHR UMGEBUNG

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ABBILDUNG 14: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK VÖCKLABRUCK

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ABBILDUNG 15: BIBERVERBREITUNG IM BEZIRK WELS

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1.5 Vernetzung der Biberpopulationen mit Nachbarländern

Durch Einbeziehung publizierter Daten aus angrenzenden Ländern können weitere

Fachgrundlagen für die Beurteilung der Bestandessituation im lokalen, regionalen und

überregionalen Kontext erstellt werden. Die Bundesländer Niederösterreich und

Oberösterreich weisen dabei die Kernregionen der Biberverbreitung Österreichs auf

(Abb. 18). Oberösterreich obliegt eine hohe Verantwortung für die Erhaltung der

Verbindungsachsen entlang von Salzach, Inn und Donau - nicht nur zwischen den

Bundesländern, sondern auch zwischenstaatlich im Großraum Bayern, Tschechien,

Österreich.

ABBILDUNG 18: BIBERVERBREITUNG IN ÖSTERREICH, UMWELTBUNDESAMT 2012

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Bestandessituation in Niederösterreich

Die oberösterreichische Biberpopulation steht über die Verbreitungsachse der Donau

mit dem Populationsschwerpunkt im Osten Österreichs in Verbindung. Die Biberreviere

im oberösterreichischen Machland schließen nahtlos an die niederösterreichischen

Reviere an. Im Bundesland Niederösterreich werden für das Jahr 2014 geschätzt etwa

3.900 Individuen angenommen (mündliche Auskunft Ass.Prof. Dr.phil. Rosemarie Parz-

Gollner, Boku Wien).

Bestandessituation in Salzburg

Für das Bundesland Salzburg wird der Bestand auf 110 bis 130 Individuen geschätzt,

Tendenz steigend (Watzinger & Widerin 2012). Ein Austausch mit der

oberösterreichischen Population findet über die Flachgauer Fließgewässer statt, vor

allem über die Salzach.

Bestandessituation in Steiermark

In der Steiermark wurde das Bibervorkommen aktuell erstmals erhoben. Eine

Hochrechnung ergab ca. 220 Biber in 62 Revieren (Komposch, 2014). Das

Verbreitungsgebiet konzentriert sich dabei auf die südöstlichen Landesteile, grenznah

zu Slowenien und dem Burgenland. Ein Austausch mit oberösterreichischen

Vorkommen ist noch nicht dokumentiert.

Bestandessituation in Bayern (DL)

Die bayerische Biberpopulation wird auf ca. 16.000 Individuen geschätzt (Schwab, 2013).

Die Verbreitung am Inn und an der Donau ist als geschlossen zu bezeichnen. Der

ehemals maßgebliche Populationsdruck aus Bayern geht zwar aufgrund der

geschlossenen Verbreitung in den österreichischen Grenzbereichen mittlerweile zurück,

ein Austausch ist jedoch immanent, so dass die Populationen fachlich nicht aufgrund

von Verwaltungsgrenzen zu trennen sind.

Bestandessituation in Südböhmen (CZ)

In Tschechien wird die Individuenzahl mit etwa 3.500 Biber angegeben (Jan Sima,

Ministry of the Environment of the Czech Republic, mündl. Mitteilung 2014). Die

nächste größere Biberpopulation befindet sich etwa 150 km von der Staatsgrenze

entfernt. Das tschechische Bibermanagement unterteilt das Verbreitungsgebiet des

Bibers nach dem Konfliktpotential in Zonen. Der südböhmische Bereich ist dabei

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aufgrund intensiver Teichwirtschaft bis zur oberösterreichischen Grenze als „biberfreie

Zone“ ausgewiesen. Ein Zuzug aus dieser Region ist damit nicht zu erwarten.

1.6 Beurteilung der Populationsentwicklung

Wie auch in den vergangenen Jahren und in Übereinstimmung mit den

Bestandesschätzungen der benachbarten Länder scheint die Anzahl der Biber auch in

Oberösterreich weiterhin kontinuierlich anzusteigen. Dies geht aus der gut

dokumentierten räumlichen Ausbreitung, flussaufwärts zahlreicher Nebenflüsse hervor.

Die artspezifische Populationsentwicklung erfolgt dabei charakteristischerweise durch

flächige Ausbreitung und nicht in der Zunahme der Populationsdichte an sich. Die

Ausbreitung erfolgt über abwandernde, zweijährige Jungbiber, die sich oft weit ab vom

Elternrevier niederlassen. Die Verbreitungslücken werden erst später geschlossen. Dies

widerspiegelt sich in der Verbreitungskarte durch die oft lückige Verteilung einzelner

Fundpunkte, fernab der durchgehend besiedelten Kernregionen.

Die soziale Struktur wird durch ein striktes Reviersystem bestimmt. Ein Biberrevier

kann dabei nur von einer Biberfamilie besetzt werden. Die Reviergröße sowie die

Anzahl der Familienmitglieder hängen dabei vor allem von der Qualität und

Verfügbarkeit der Nahrungsressourcen sowie vom Populationsdruck ab. In optimalen

Lebensräumen können Biberfamilien Reviere beanspruchen, die nicht länger als 1 km

Flusslänge aufweisen. Durchschnittlich wird für Biberreviere eine Größe von 1-6

Flusskilometer angegeben (Zahner et al., 2009). Die Individuendichte wird mit

durchschnittlich 3-5 Individuen pro Revier angenommen (Zahner et al., 2009). In

Einzelfällen, wie sie etwa in Ackerbaugebieten mit einem hohen Angebot an nahrhaften

Feldfrüchten auftreten, kann auch eine höhere Zahl anzunehmen sein. Da sich die

Revierbesetzung auf Einzelbiber, Paarreviere und Familienreviere aufteilt, entsteht

insgesamt eine Schwankungsbreite von 1 bis maximal 10 Biber pro Revier.

Die Angabe von Biberbestandszahlen erfolgt grundsätzlich durch Hochrechnung von

der Anzahl bekannter Reviere aufgrund der Annahme einer durchschnittlichen

Individuenzahl pro Revier. In Oberösterreich muss methodisch bedingt von einer

konkreten Angabe von Individuenzahlen abgesehen werden, da Reviere nur fallweise

genau abgegrenzt werden und somit keine flächendeckenden Revierkartierungen als

Beurteilungsgrundlage vorliegen. Die Anzahl der bekannten Biberreviere lag nach

Angaben des vergangenen Biberberichts bei 154-163 (Maringer, 2013). Unter der

Annahme von durchschnittlich 4 Individuen pro Revier wurde die Individuenzahl für

das Jahr 2013 auf etwa 640 Biber geschätzt (Maringer, 2013).

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 29

Unter den im Beobachtungszeitraum 2014 gemeldeten Spurenzeichen dominieren

erwartungsgemäß Fraßspuren, die besonders auffällig in Erscheinung treten. Biberbaue

und Dämme sind ein Anzeichen dafür, dass sich in diesem Bereich bereits ein

Biberrevier etabliert hat. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 61 Meldungen als Baue und 53

als Dämme verzeichnet. Diese Meldungen wurden auf ihre Lage im Zusammenhang mit

bereits erfolgten Fundmeldungen geprüft. 11 dieser Reviere stellten sich dabei als

eindeutig neu hinsichtlich ihrer Lage heraus. Daher kann davon ausgegangen werden,

dass zu den im Jahr 2013 geschätzten 153 - 163 Biberrevieren seither mindestens 11

hinzugekommen sind. Aufgrund der hohen Dynamik in der Lebensraumnutzung kann

jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich dabei auch um verlagerte

Biberrevierzentren handelt. Zudem kann nicht festgestellt werden, ob es sich bei den

neuen Revieren bereits um etablierte Familienreviere handelt oder um Einzeltiere bzw.

Paarreviere. Insgesamt kann aber von einer kontinuierlichen Bestandessteigerung

ausgegangen werden.

Die Zuwachsrate kann bei sich ausbreitenden Biberpopulationen zwischen 20 – 25% pro

Jahr betragen (Zahner et al., 2009). Diese Rate nimmt naturgemäß langsam ab, wenn die

geeigneten Habitate zunehmend besetzt sind. Die Wachstumsrate in Oberösterreich

liegt aufgrund der groben Schätzungen auf Basis der spontanen Meldungen vermutlich

unter 20%. Wie die flexible Lebensweise und flächenmäßig doch deutliche Ausbreitung

zeigt, dürfte die Lebensraumkapazitätsgrenze und damit das Populationsmaximum für

die oberösterreichischen Landschaftsräume jedoch nicht erreicht sein. Die Population

entwickelt sich vermutlich etwas langsamer als aus anderen Regionen Europas bekannt.

Die Ursachen für geringer angenommene Wachstumsraten sind zunächst methodisch

bedingt, da es sich um Mindest-Zuwachswerte handelt und für exakte Berechnungen

nur unzureichende Datengrundlagen vorliegen. In Betracht zu ziehen sind auch andere

Faktoren, wie etwa eine Dunkelziffer an illegalen Entnahmen. Einen weiteren

anthropogenen Gefährdungsfaktor stellt der Straßenverkehr dar. Auch wenn in der

Datenbank nur vereinzelt Totfunde aufscheinen, so bleibt zu vermuten, dass die Anzahl

an Verkehrsopfern bei zunehmender Verlagerung der Ausbreitungsschwerpunkte im

dicht besiedelten Kulturland, vor allem unter den wandernden Jungbibern hoch ist.

Dazu kommen die naturgemäß hohe Jungensterblichkeit und die in den vergangenen

Jahren in Form von Extremereignissen stark in Erscheinung getretenen Hochwasser. So

ist aufgrund der zeitgleichen Überlagerung des Juni-Hochwassers 2013 mit der

Säuglingszeit der Biber von einem Totalausfall der Reproduktion in weiten Teilen des

Landes auszugehen.

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 30

2. Bibermanagement

2.1 Konflikte und Präventionsmaßnahmen

Mit der Ausbreitung des Bibers in der Kulturlandschaft nehmen auch die

Nutzungskonflikte aufgrund von biberbedingten Fraßtätigkeiten, Überstauungen,

Verklausungen oder Untergrabungen, im gewässernahen Bereich zu. Die

Bezirksbeauftragten für Natur- und Landschaftsschutz sind in Oberösterreich die ersten

Ansprechpartner vor Ort im Falle von Konflikten. Sie informieren über den Biber und

beraten über mögliche Präventivmaßnahmen zur Vermeidung von Schäden.

Wenngleich darüber hinaus keine rechtliche Verpflichtung zur Kompensation von

Schäden seitens der Landesregierung besteht, so kann die Unterstützung und finanzielle

Förderung von Präventionsmaßnahmen sowie die Gewährung von

Entschädigungszahlungen doch maßgeblich dazu beitragen, die Akzeptanz des Bibers

durch Grundeigentümer zu erhöhen. Das Land Oberösterreich leistet bereits seit Anfang

der 90er Jahre finanzielle Beihilfe für biberbedingte Schäden. Die Voraussetzungen und

Richtsätze für finanzielle Unterstützung wurden in einer amtsinternen Richtlinie

geregelt. Im Amt der OÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz, liegen Aufzeichnungen

über finanzielle Beihilfen und Entschädigungsleistungen im Zusammenhang mit

Biberschäden seit Dezember 1993 vor. Im vorliegenden Bericht erfolgt die Analyse aus

dem Jahr 2014.

Die bisher übliche Praxis einer Schadensbeihilfe auf der Basis einer detaillierten

Schadenserhebung wurde mit Beginn 2013 durch eine einfach zu handhabende

"Biberprämie" ersetzt. Diese soll als Ersatz für die wenig lösungsorientierten

Schadersatzleistungen dienen. Dabei handelt es sich um flächenbezogene Pauschalsätze

als Anreiz und Hilfestellung für die Koexistenz mit dem Biber. Die Biberprämie kann

von einem betroffenen Grundbesitzer oder einem Nutzungsberechtigten für eine

Laufzeit von 5 Jahren beantragt werden. Die tatsächlich betroffene Fläche resultiert aus

einem Pufferbereich von bis zu 20 m bzw. in Ausnahmefällen bis zu 40 m vom

Gewässerrand und ist gutachterlich vom Bezirksbeauftragten festzulegen. Wird eine

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 31

Biberprämie in Anspruch genommen dürfen vom Grundbesitzer keine Maßnahmen

gesetzt werden, die das Ziel „Sicherung des Lebensraumes für den Biber“ verhindern.

Eine Entfernung eines Erntedammes etwa ist nur in Ausnahmefällen möglich. Eine

Bewirtschaftung der Flächen ist auch weiterhin möglich.

Die Flächenprämie umfasst zwei Stufen:

(1) Stufe 1 betrifft Flächen mit Biberanwesenheit, bei denen es zwar fallweise zu

einer Ertragsminderung der forstlichen oder landwirtschaftlichen Produktion

kommen kann, eine grundsätzliche Nutzung aber weiterhin möglich ist. Die

Prämie beträgt in diesem Fall € 100,-/ha/Jahr.

(2) Stufe 2 betrifft Flächen, bei denen eine weitere Bewirtschaftung faktisch stark

eingeschränkt oder nicht mehr möglich ist. Die Prämie beträgt in diesem Fall €

300,-/ha/Jahr.

Die dynamische Gestaltung von Gewässerlebensräumen durch den Biber bringt in der

Regel einen hohen naturschutzfachlichen Wert für eine Reihe von Tier- und

Pflanzenarten mit sich. Dementsprechend ist festzuhalten, dass diese Maßnahmen nicht

nur dem Artenschutz dienen, sondern darüber hinaus einen beachtlichen Mehrwehrt

für Arten,- Lebensraum- und Gewässerschutz allgemein bedeuten. Als weiterer

Ausbauschritt sollte die Überlagerung der Prämie mit Förderungszahlungen aus dem

ÖPUL Programm für konkrete Extensivierungsmaßnahmen an Gewässern angedacht

werden, etwa Blühstreifen als natürliche Puffer zur Bewirtschaftungszone.

2.2 Konfliktanalyse des OÖ Bibermanagements

Anzahl an Beihilfeanträge und Prämiensumme

In der Vergangenheit wurde im Zeitraum von 1993 bis Jahresende 2012 eine Summe von

163.060,-- Euro an Beihilfen in 455 Schadensfällen durch das oberösterreichische

Bibermanagement an betroffene Grundstückbesitzer ausbezahlt. Die höchste Summe

wurde dabei im Jahr 2011 mit 41.825,-- Euro, mehrheitlich für Fraßschäden an

Gehölzpflanzen (Abb.19).

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 32

ABBILDUNG 19: ENTWICKLUNG DER BEIHILFEZAHLUNGEN SEIT 2006

Seit 2013 wurden insgesamt 104 Beihilfeanträge abgeschlossen (49 im Jahr 2013 und 55

im Jahr 2014). Dabei wurden im Jahr 2014 insgesamt € 16.010 an Prämien ausbezahlt,

d.h. zur Summe von € 7.528 im Jahr 2013 sind im Jahr 2014 weitere € 8.481 an jährlicher

Prämienleistung dazugekommen Die Ausgaben für den Biberschutz liegen damit noch

deutlich unter den Maximalwerten vor Einführung der Prämie. Spitzenreiter beim

Prämiengesamtbetrag im Jahr 2014 ist mit € 2.044 der Bezirk Perg (Abb. 20). Die

Spitzenposition dieses Bezirkes entspricht auch den Ergebnissen der

Konfliktauswertung aus den vergangenen Jahren. Auch aus den Bezirken Linz Land,

Ried, Schärding und Wels Land liegen die Gesamtprämien 2014 bei rund € 1.000. Auch

wenn zukünftig mit einer Steigerung an Anträgen zu rechnen ist, steht hierdurch eine

wesentlich effizientere Vorgangsweise in ökonomischer und ökologischer Hinsicht in

Aussicht.

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 33

ABBILDUNG 20: PRÄMIEN GESAMT 2013 UND 2014 IN € PRO JAHR UND BEZIRK

Flächenanteil Lebensraumschutz Biber durch Prämiensystem

Insgesamt konnte im Jahr 2014 landesweit ein Biberlebensraum in der Größe von 68 ha

für mindestens fünf Jahre dauerhaft gesichert werden. Rechnet man die Prämienflächen

aus dem Jahr 2013 von 44 ha hinzu so ergibt sich eine Gesamtfläche von 112 ha, die als

Biberlebensraum gefördert wird. Die Biberprämie wurde, wie auch schon die bisherigen

Beihilfen, mehrheitlich auf mit Gehölzen bestockten Flächen beantragt. 90% der

Prämienflächen entfallen auf die Prämienstufe 1, 2013 lag dieser Wert bei 85%. Der

bezüglich der Fläche mit Abstand größte Teil der Prämienflächen liegt im Bezirk Perg

mit gesamt 31,4 ha (18,3 ha 2013 und 13,1 ha 2014) (Abb. 21). Gegenüber 2013 hat die

Größe an Prämienflächen darüber hinaus vor allem in den Bezirken Ried, Linz Land

und Wels Land zugenommen. Am unteren Ende der Skala liegen die Bezirke Freistadt

und Grieskirchen mit jeweils unter einem ha an Prämienflächen.

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

4500

Prämien in € pro Bezirk und Jahr

2013, Prämie in €

2014, Prämie in €

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 34

ABBILDUNG 21: ANTEIL DER PRÄMIENFLÄCHEN FÜR BIBERSCHUTZ 2014 NACH BEZIRKEN

Zusätzliche Ausgaben für Präventionsmaßnahmen und Konfliktlösungen

Zu den Prämienkosten sind noch Ausgaben für Präventionsmaßnahmen

hinzuzurechnen. Im Jahr 2014 waren dies insgesamt rund € 2.600, der Großteil dieses

Betrages (mehr als € 2.000) entfiel auf das Anstreichmittel Wöbra, das kostenlos zur

Verfügung gestellt wird, der Rest auf pauschale Unterstützung für

Zaunschutzmaßnahmen.

Der größte Anteil an Konflikten betrifft Schäden durch Verbiss- und Fällaktivitäten an

Bäumen (Abb. 22). Daneben mehren sich zunehmend Probleme aufgrund von

Überstauungen/Vernässungen durch Dammbauaktivitäten und Untergrabungen.

Kostenmäßig wirken sich einzelne Maßnahmen, wie etwa Dammentfernungen deutlich

stärker aus. Konfliktfälle mit angrenzenden Infrastrukturen bleiben nach wie vor auf

Einzelfälle beschränkt.

0

2

4

6

8

10

12

Flächenanteil einzelner Prämienstufen pro Bezirk, 2014

Prämie 1 [ha]

Prämie 2 [ha]

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 35

ABBILDUNG 22: BIBERKONFLIKTFÄLLE IN OBERÖSTERREICH 2014

Insgesamt wurden 2014 in 34 oberösterreichischen Gemeinden Biberprämien beantragt.

Die meisten Gemeinden weisen dabei nur einen Prämienantrag auf. Die meisten

Verträge wurden 2014 in den Gemeinden Pucking (6), Antiesenhofen (4) und Utzenaich

(4) abgeschlossen, die größten Flächen entfallen auf die Gemeinden Naarn (8,43 ha),

Pucking (7,01 ha), Eferding (5,5 ha) und Utzenaich (5,05 ha). Erwartungsgemäß sind in

den Gemeinden, in denen 2013 die meisten Prämienanträge angefallen sind

(Baumgartenberg, Saxen), heuer wesentlich weniger bis gar keine Verträge

abgeschlossen worden

75%

0%

11%

14%

Biberkonflikte OÖ 2014

Fraß-/Fällaktivitäten

Infrastruktur

Untergrabungen

Vernässung/Überstauung

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 36

Tab. 1: Prämienfläche und Anzahl der Anträge pro Gemeinde 2013

Biberprämie 2013

Gemeinde Prämienfläche

(ha) Anzahl Anträge

Arnreit 0,40 1

Baumgartenberg 3,44 8

Braunau 1,40 2

Diersbach 1,11 2

Eferding 2,06 1

Feldkirchen a.d. D 0,64 1

Freinberg 1,92 1

Hartkirchen 3,74 2

Haslach 0,62 1

Helfenberg 1,44 2

Klaffer 0,18 1

Mitterkirchen 0,90 1

Münzkirchen 0,84 1

Naarn 1,43 2

Neumarkt 0,65 1

Pram 1,80 1

Pupping 2,08 1

Raab 0,99 3

Rainbach 1,22 1

Saxen 11,43 8

Sierning 0,38 1

St. Florian 1,05 2

St. Florian am Inn 0,51 1

St. Georgen 1,21 1

St. Marienkirchen 0,50 1

St. Willibald 1,34 1

Weisskirchen 1,10 1

Gesamt 44,38 49

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 37

Biberprämie 2014

Gemeinde Prämienfläche

(ha) Anzahl

Anträge

Ansfelden 0,54 1

Antiesenhofen 3,19 4

Auberg 0,62 1

Brunnenthal 1,42 1

Buchkirchen 2,20 1

Dorf an der Pram 1,93 1

Eferding 5,50 1

Esternberg 1,08 1

Feldkirchen a.d. Donau 1,21 2

Fraham 1,84 2

Garsten 1,47 1

Hartkirchen 1,83 2

Haslach 0,40 1

Helfenberg 0,50 1

Kirchdorf 0,62 1

Klaffer 0,43 1

Kronstorf 0,80 1

Luftenberg 0,42 1

Marchtrenk 2,20 2

Mettmach 3,33 2

Naarn 8,43 3

Pucking 7,01 6

Raab 3,28 3

Ried in der Riedmark 0,41 1

Saxen 3,86 1

St. Florian 1,62 2

St. Oswald 0,56 1

St. Peter am Wimberg 1,49 1

St. Roman 0,69 1

Taiskirchen 0,48 1

Traun 1,10 1

Ulrichsberg 0,65 2

Utzenaich 5,05 4

Weisskirchen 3,00 1

Gesamt 68,28 55

TAB. 2: PRÄMIENFLÄCHEN UND ANZAHL DER ANTRÄGE PRO GEMEINDE 2014

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 38

2.3 Eingriffe in die Population

Als letzte ergreifbare Maßnahme und Ausweg für Notsituationen kommt nach dem

Leitsystem des OÖ Bibermanagements (Abb. 23) unter bestimmten Voraussetzungen die

Möglichkeit eines Eingriffs in die Population zur Anwendung. Die Bestimmungen und

Bedingungen hinsichtlich einer Entnahme sind in einem fachinternen Erlass, basierend

auf den rechtlichen Rahmenbedingungen der FFH Richtlinie in Verbindung mit dem

OÖ Naturschutzgesetz geregelt. Der Biber ist eine streng geschützte Tierart gemäß

Anhang II und IV der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) sowie gemäß § 28 Abs. 3

Oö. NSchG 2001 in Verbindung mit der Anlage 3 der Oö. Artenschutzverordnung. Die

geschützten Tiere dürfen in allen ihren Entwicklungsformen nicht verfolgt, beunruhigt,

gefangen, befördert, gehalten oder getötet werden. Grob zusammengefasst kann eine

Ausnahme nur gewährt werden, wenn ein erheblicher Schaden oder eine erhebliche

wirtschaftliche Beeinträchtigung oder eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit

gegeben ist, zudem keine andere zufriedenstellende Lösung möglich ist und die

Population in ihrem Bestande nicht gefährdet wird. Allgemein hält das OÖ

Bibermanagement daran fest, dass eine Entnahme keinesfalls zu einer dauerhaften

Problemlösung führt und daher nur in sehr begrenzten Ausnahmefällen – etwa zur

Verhinderung von unverhältnismäßig großen infrastrukturellen Schäden oder

Sicherheitsgefährdungen zum Tragen kommen kann.

ABBILDUNG 23: LEITLINIE BIBERMANAGEMENT OBERÖSTERREICH

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 39

2.4 Sonstige Fälle

Hochwasserschutzdamm - Machland:

Im Frühjahr 2014 wurden entlang des Hochwasserschutzdammes im Machland Bibergrabeaktivitäten am Ufer des Aist-Mühlbaches festgestellt. Da der Hochwasserschutzdamm an jenen Stellen sehr nahe an das Gewässer heranreicht, können die Biberröhren bei Hochwasser zu einer Beeinträchtigung der Dammstabiliät führen. Als Sofortmaßnahme wurde die technische Sicherung der akut gefährdeten Bereiche durch das Einsetzen von Spundwänden auf einer Länge von insgesamt ca. 400 m angeordnet. Bis zur Umsetzung bzw. Wirksamkeit dieser Maßnahme wurden parallel dazu lokale Biberentnahmen durchgeführt. Während eines Monats wurden 7 Biber innerhalb eines vorab bestimmten Gewässerabschnittes entlang des Aist-Mühlbaches bei Naarn mittels Lebendfallen gefangen und anschließend getötet. Es handelt sich dabei um die erste behördlich durchgeführte bzw. angeordnete Biberentnahme in Oberösterreich.

Aus biberfachlicher Sicht ist festzustellen, dass sich das gegenständliche Konfliktgebiet inmitten eines über etliche Jahre bestehenden Dauersiedlungs- und Ausbreitungsgebietes des Bibers entlang der Donau und ihrer Zubringer befindet. Das Vorkommen des Bibers ist dabei als weitgehend flächendeckend anzunehmen und liegt inmitten der Hauptverbreitungsachse der Tierart im gesamten Bundesland OÖ bzw. bis über die Grenzen nach Bayern und Niederösterreich hinaus.

Für die Diskussion betreffend die weitere Vorgangsweise waren folgende Punkte maßgeblich: Die vorhandenen Datengrundlagen des oberösterreichischen Bibermonitorings sind teilweise sehr alt und basieren auf der Dokumentation von spontanen Meldungen. Für eine situationsgerechte Beurteilung sowie aufgrund der hohen Dynamik von Biberaktivitäten wird allgemein eine lückenlose Kartierung des Gesamtgebietes sowie eine dauerhafte Beobachtung aller Dammabschnitte in regelmäßigen Abständen als erforderlich erachtet, um zeitgerecht auf potentielle Konflikte reagieren zu können.

Grabaktivitäten stellen in einem Biberkernlebensraum wie dem Machland keine an sich neue Situation dar und können grundsätzlich an verschiedenen Stellen auftreten. Die punktuelle, temporäre Entnahme des Bibers bedeutet keine Lösung des Konfliktes. Eine dauerhafte Freihaltung gewisser Zonen innerhalb des Kernlebensraumes von Biberaktivitäten ist rechtlich und faktisch nicht möglich. In der Folge wurde zur Umsetzung eines nachhaltigen Bibermanagements im Machland eine Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus Vertretern der Behörde, der Machlanddamm GmbH, des Hochwasserschutzverbandes Donau - Machland, der Fachabteilungen Naturschutz und

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 40

Schutzwasserwirtschaft, des Naturschutzbundes sowie Fachexperten im Bereich Geotechnik und Wildökologie. Als einer der ersten Schritte wurde die Erhebung aller Biberaktivitäten im Gewässernetz des Machlandes beschlossen. Auf der Grundlage dieser Daten können geeignete technische und/oder ökologische Maßnahmen abgeleitet sowie in weiterer Folge ein bedarfsgerechtes Monitoring neuralgischer Gewässerabschnitte aufgebaut werden. Weiterführendes Ziel ist mittel- bis langfristig die Erarbeitung eines Gesamtkonzepts für die Vermeidung von Sicherheitsgefährdungen bei gleichzeitiger Erhaltung des Biberlebensraumes, mit Maßnahmenvorschlägen für gefährdete Dammabschnitte.

Ölunfall Schönering

Am 14. 3. 2014 wurde bekannt, dass aus einem Lagertank in der Gemeinde Wilhering

große Mengen Dieselöl ausgetreten sind. Dabei gelangten Schätzungen zufolge mehrere

100 bis möglicherweise über 1000 Liter Dieselöl über einen Regenwassserabfluss in den

Rossbach. Der Rossbach weist von der Unglückstelle flussabwärts einen naturnahen,

frei innerhalb eines Kerbtales pendelnden Verlauf auf und wird bis zur Ortschaft

Schönering von einem breiten Gehölzgürtel mit Auwaldcharakter begleitet. In diesem

Bereich hat sich seit mehreren Jahren der Biber angesiedelt und die Dynamik der

Aulandschaft durch Fällaktivitäten, Grabensysteme, Erdbaue und kaskadenartige

Aneinanderreihung von Biberstaudämmen wesentlich verändert. Flussabwärts des

Biberreviers wird das Fließgewässer als Verrohrung unterhalb der Ortschaft Schönering

durchgeführt und mündet dann frei fließend nach weiteren 2,5 km (Luftlinie) in die

Donau.

In der Vergangenheit wurde ein Antrag auf Entfernung eines Biberdammes aus

wasserbaulicher und biberfachlicher Sicht abgewendet.

Unmittelbar nach der Verständigung über das Schadereignis erfolgte durch die

Einsatzkräfte der FF Schönering und FF Hart in Zusammenarbeit mit dem

landeshydrologischen Dienst als Sofortmaßnahme der Aufbau von mehreren

mechanischen Ölsperren. Die Biberdämme erwiesen sich nach Angaben der

Einsatzorganisationen dabei als äußerst hilfreich, da die Ölsperren in den beruhigten

Bereichen im Staubereich oberhalb der Dämme gut fixiert und wesentlich effektiver

eingesetzt werden konnten, als dies in dem stärker durchströmten und pendelnden

Gewässerlauf ansonsten möglich gewesen wäre. Der massive Dammkörper selbst

erwies sich zudem als mechanische Barriere und letztlich als das Ausbreitungshindernis

für den Ölteppich.

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 41

ABBILDUNG 24: KARTENÜBERSICHT ÖLVERUNREINIGUNG UND B IBERREVIER WILHERING

ABB. 25: ÖLSPERRE IM STAUBEREICH EINES B IBERDAMMES

Schlussfolgerungen aus biberfachlicher Sicht:

� Die Folgen bzw. Langzeitumweltauswirkungen durch den Ölunfall sowohl auf

den Au- Lebensraum als auch auf zahlreiche Tierarten stellen zweifelfrei eine

erhebliche Beeinträchtigung dar.

ABB. 26: ABGESTORBENE UFERVEGETATION, 17.3.2014

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 42

� Aufgrund der schwierigen Geländebedingungen und des Gewässerregimes ist

davon auszugehen, dass im gegenständlichen Fall ein Vordringen des Ölteppichs

in den Siedlungsbereich der Ortschaft Schönering und weiter flussabwärts bis zur

Donau ohne die mechanische Barrierewirkung der Biberdämme nicht derartig

effizient verhindert werden hätte können bzw. die Sanierungsmaßnahmen

wesentlich aufwändiger und teurer gewesen wären.

� Weiterhin wird zu beobachten sein, wie sich der betroffene Lebensraum

entwickelt bzw. ob und wann eine Weiternutzung oder Wiederbesiedelung

durch den Biber erfolgt. Nach dem Schadereignis war davon auszugehen, dass

sich der Biber entweder aus den kontaminierten Bereichen zurückgezogen hat

und/oder möglicherweise auch durch die Folgen einer direkten Verunreinigung

stark beeinträchtigt ist.

� Im Frühjahr 2015 konnten aktuelle Biberspuren im Bereich des Schadereignisses

festgestellt werden, allerdings in deutlich verringerter Anzahl. Ob es sich um eine

beginnende Widerbesiedelung oder Neubesiedelung handelt, kann nicht

festgestellt werden.

Abb. 27: Bibersee im ursprünglich ca. 0,5m Abb. 28: Rossbach nach dem Ölunfall

BREITEN ROSSBACH VOR DEM SCHADEREIGNIS (B. SCHÖN)

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 43

3. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Ein Schwerpunktziel des OÖ Bibermanagements besteht darin, die Kommunikation und

Informationsarbeit zu stärken. Wesentliche Aufgabe ist hierbei neben der allgemeinen

Vermittlung von Kenntnissen über die Biologie des Bibers, die zielgruppenspezifische

Aufbereitung und Vermittlung von Basisinformationen über Lebensweise,

Ökosystemleistungen und mögliche bzw. notwendige Anpassungen der

Bewirtschaftungsweise in Biberrevieren. Im Jahr 2014 wurden etwa Vorträge in Ried

und Schärding angeboten.

Darüber hinaus wird schnittstellenübergreifend der fachliche Austausch mit betroffenen

Interessensgruppen angestrebt, um unter bestmöglicher Ausnutzung von

Synergieeffekten im Bereich diverser Fachbereiche wie Landwirtschaft, Naturschutz,

Jagd, Gewässerschutz, Wasserwirtschaft, Fischerei- und Teichwirtschaft oder

Straßenbau, die gemeinsame Weiterentwicklung des Biber-Managements zu fördern.

Im Jahr 2014 erfolgte dazu auch wieder die Teilnahme an Informations- und

Fortbildungsveranstaltungen, die den regen fachlichen Austausch ermöglichen:

• Umweltbildung Biber am 22. 3. 2014 in Jettenbach/Oberbayern

• Nationale Biberfachtagung Deutschland, Dessau, 1.-3. 5. 2014

• Bibertagung Hochwasserschutz: St. Veit an der Glan, 13.5.2014

Darüber hinaus fanden fallweise Ortsbegehungen und Besprechungen statt sowie die

Mitwirkung bei der Weiterentwicklung möglicher Managementstrategien.

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 44

Quellenangaben

• LFU (2011): Biber in Bayern. Artenvielfalt im Biberrevier. Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2.

Auflage, Augsburg, 48 S.

• BIBERMANAGEMENT OÖ (2013): Ziele, Massnahmen, Herausforderungen, Land Oberösterreich,

unveröffentlichter Stand Mai 2013

• BLATT, C. (2010): Biber-Habitatmodell entlang den Gewässern Oberösterreichs. Unveröff. Bericht

im Auftrag des Amts der Oö. Landesregierung. Salzburg, 24 S.

• HEIDECKE D., DOLCH D. & TEUBNER J. (2003): Zur Bestandsentwicklung von Castor fiber albicus

MATSCHIE, 1907 (Rodentia, Castoridae). Denisia 9: 123-130.

• KOMPOSCH B. (2014): Verbreitung des europäischen Bibers in der Steiermark, Ökoteam Institut für

Tierökologie und Naturraumplanung OG, Graz. In: Tagungsband. Ergebnisse der Nationalen

Bibertagung, Dessau-Roßlau, 1.-3. 5. 2014

• MARINGER A., SLOTTA-BACHMAYR L. (2008): 1. Bericht Bibermanagment Oberösterreich.

Unveröffentlichter Bericht für das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung

Naturschutz. 26 Seiten.

• MARINGER A., SLOTTA-BACHMAYR L. (2009): 2. Bericht Bibermanagment Oberösterreich.

Unveröffentlichter Bericht für das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung

Naturschutz. 29 Seiten.

• MARINGER A., SLOTTA-BACHMAYR L.(2010): 3. Bericht Bibermanagment Oberösterreich.

Unveröffentlichter Bericht für das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung

Naturschutz. 29 Seiten.

• MARINGER A., SLOTTA-BACHMAYR L.(2011): 4. Bericht Bibermanagment Oberösterreich.

Unveröffentlichter Bericht für das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung

Naturschutz. 40 Seiten.

• MARINGER A., SLOTTA-BACHMAYR L.(2012): 4. Bericht Bibermanagment Oberösterreich.

Unveröffentlichter Bericht für das Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung

Naturschutz. Juli 2013, 23 Seiten.

• MARINGER & SCHÖN (2013): Ein waschechter Österreicher ist zurück in seiner Heimat. IN:

Natur&Land: Die Biber sind zurück. Naturschutzbund, 99. JG, Heft 3 – 2013

• PARZ-GOLLNER R. (2013): Wie steht es um den Biber in Niederösterreich. IN: Natur&Land: Die

Biber sind zurück. Naturschutzbund, 99. JG, Heft 3 – 2013

• SCHWAB, G. (2013): Biber und Bibermanagement in Bayern. IN: Natur&Land: Die Biber sind

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Bibermanagement Oberösterreich Monitoringbericht 2014

Mag. Gundi Habenicht 45

• SPITZENBERGER F. [Hrsg.] (1988): Artenschutz in Österreich. Österreichische Gesellschaft für

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• WIDERIN K., MARINGER A. (2012). Biberprojekt 2011-1012, Salzburg. Im Auftrag der Salzburger

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• ZAHNER V., SCHMIDBAUER, M. & SCHWAB, G. (2009): Der Biber. Die Rückkehr des Burgherren.

Buch&Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 136 S.