„Bewegter Alltag von Anfang an“„Bewegter Alltag von Anfang an“

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„Bewegter Alltag von Anfang an“ „Bewegter Alltag von Anfang an“ Zur Bedeutung der frühzeitigen Prävention von Übergewicht und Adipositas K. Lange MHH

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„Bewegter Alltag von Anfang an“„Bewegter Alltag von Anfang an“Zur Bedeutung der frühzeitigen Prävention von

Übergewicht und Adipositas

K. Lange MHH

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Übergewicht und Adipositas : eine globale Bedrohung

IDF.org 2007

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Milliarden AusgabenMio. Erkrankte

Enorme Gesundheitskosten weltweitin Folge von Übergewicht und Adipositas

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UN-Resolution 61/225:20.12.2006

Recognizing also that diabetes isa chronic, debilitating and costlydisease associated with severecomplications, which poses severerisks for families,…

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United Nations Resolution on Diabetes www.unitefordiabetes.org)

Die 10 wichtigsten Fehleinschätzungen

1. Diabetes ist keine tödliche Krankheit – falsch!In fact, diabetes is a global killer, rivalling HIV/AIDS in its deadly reach. The disease kills some 3.8million people a year. Every 10 seconds a person dies from diabetesrelated causes.

2. Diabetes betrifft nur reiche Länder – falsch!Diabetes hits all populations, regardless of income. It is becoming increasingly common. More than240 million people worldwide now have diabetes. …

3. Diabetes wird weltweit finanziell umfassend unterstützt – falsch!Official Overseas Development Aid to the health sector in 2002 reached $2.9 billion USD, of which amere 0.1% went to fund ALL non-communicable chronic diseases (NCDs). Most of the $2.9 billionUSD went to support HIV/AIDS. Despite diabetes having a deadly global impact comparable toHIV/AIDS, it had to share the tiny 0.1% of the total NCD funding.

4. Diabetesbehandlung ist nicht teuer – falsch!Diabetes care is costly and has the potential to cripple any healthcare system….

5. Diabetes betrifft nur ältere Menschen – falsch!In reality, diabetes affects all age groups. By 2007, 240 million people between theages of 20 and 79 will have diabetes. In developing countries diabetes will affect atleast 80 million people between ages 40-59.

6. Diabetes betrifft vor allem Männer – falsch!In fact, diabetes is rising in both men and women, and affects silghtly more womenthan men.

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7. Diabetes ist das Ergebnis eines ungesunden Lebensstils - falsch!

Arme und Kinder haben nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Lebensbedin-gungen, Ernährung und Bildung zu beeinflussen.

8. Diabetesprävention ist nicht möglich - falsch!

Bis zu 80% der Typ 2 Fälle sind durch gesunde Ernährung, vermehrte Aktivitätund gesunden Lebensstil vermeidbar.

9. Diabetesprävention ist zu teuer - falsch!

Es gibt viele preiswerte und effektive Interventionen. Erprobte Strategienbetreffen die Umweltverhältnisse, die Ernährungsumstellung und vermehrtekörperliche Aktivität. Sie können die Pandemie vermeiden.

10. Wir müssen alle sterben – richtig, aber. . .

Death is of course inevitable but it does not need to be slow, painful orpremature. In 2007, diabetes will cause 3.8 million deaths globally. Withawareness, prevention and appropriate care, many of these deaths can beprevented.

United Nations Resolution on Diabetes www.unitefordiabetes.org)

Die 10 wichtigsten Fehleinschätzungen

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Steigende Übergewichtsprävalenz in DeutschlandMikrozensus Deutschland 1999 und 2003, n ~380 000

ÜbergewichtsprävalenzÜbergewichtsprävalenz nach Alter (BMI > 25)nach Alter (BMI > 25)

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Steigende Adipositasprävalenz in DeutschlandMikrozensus Deutschland 1999 und 2003, n ~380 000

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Ständige Kampagnen zu gesunder Ernährung,Adipositasprävention und Gewichtsreduktion

Ernährungsempfehlungen(Fachgesellschaften)

Broschüren des BMG, der BZgA, derKrankenkassen

ständige Warnungen: Nematoden, DDT,Rindfleisch (BSE), Acrylamid, Gammelfleisch,Pflanzenschutzmittel,…

neue Diäten (Amazon: „Diät“ 1.983 Bücher)

(Frauen-) Zeitschriften

Sport-Events,….begrenzte Effekte

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Metaanalyse zum Langzeiterfolg derGewichtsreduktion zwischen 1931-1999

Kriterien:Kriterien:

FollowFollow up > 50%up > 50%

FollupFollup up Zeitraum > 3up Zeitraum > 3 JahreJahre

Gewichtserfolg:Gewichtserfolg:

Aufrechterhaltung des initialenAufrechterhaltung des initialenGewichtserfolg bzw. weitereGewichtserfolg bzw. weitereAbnahmeAbnahme

Mindestens 9 kgMindestens 9 kgGewichtsabnahmeGewichtsabnahme

Ayyad & Anderson. Obesity Reviews, 1, 2000, 113-119

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

alle

n=21

Diä

t n=10

VT=

4

B/D

=7%

erfolgreich nicht erfolgreich

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Programmiertes Scheitern?: Anpassung an Nahrungsmangel– ein evolutionäres Erfolgsmodell

genetische Prädisposition (mehr als 250 Adipositasgene,Ebbeling 2002)

fetale und perinatale Programmierung (Barker et al. Arch.Dis. Child.1999)

Kurzzeit- und Langzeitspeicher für Energie

angeborene Präferenz für süße Nahrungsmittel

„Allesfresser“

Anpassung an Nahrungsmangel (JoJo-Effekt)

Prägung des Essverhaltens in früher Kindheit

Hohe Lernfähigkeit (Konditionierung, Modelllernen)

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Psychosomatik der Adipositas

Adipositas: Komplexe Störung (biologische Normalvariante, Krankheit, chronischeErkrankung ?) bei der neben körperlichen Faktoren (genetische, endokrine,stoffwechselbezogene etc.) kognitive, affektive und Verhaltensmerkmale sowiesoziokulturelle Faktoren in der Entstehung und dem Verlauf interagieren

Lehrke Lässle, 2003

Verhalten Verhältnisse

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Ernährungsempfehlungen für Kinder

DGE; Institut für Kinderernährung;DAG; DGKJ; DDG; AGA

Amazon.de: 128 Bücher (Homöo-pathie für Kinder; Schüssler-Salze fürKinder, Indigo-Kinder,…)

Amazon.de: 190 Kinderkochbücher

unüberschaubare Anzahl vonBroschüren der Krankenkassen,BZgA, etc.

ständig emotional geprägteKatastrophenszenarien

Fatalismus – neurotische Ängste

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Kinderwelt

20 gr. Glukose20 gr. Glukose –– Saccharose sindSaccharose sindenthalten in:enthalten in:

200 ml Apfelsaft200 ml Apfelsaft

200 ml Cola200 ml Cola

150 gr. Fruchtjoghurt150 gr. Fruchtjoghurt

2 Duplo2 Duplo

2 Hanuta2 Hanuta

1/2 Mars1/2 Mars

16 Gummibärchen16 Gummibärchen

1,5 „Dickmanns“1,5 „Dickmanns“

1 Nogger (1 Magnum 30 gr.)1 Nogger (1 Magnum 30 gr.)

Nutella (32 gr.)Nutella (32 gr.)

Bonbon (24 gr.) ca. 5Bonbon (24 gr.) ca. 5 StückStück

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Übergewicht und Adipositas bei Kindern

steigende Prävalenz von Übergewicht/Adipositas beiniedersächsischen Schulanfängern (NLGA: 1993-2003)Jungen: 8,4% auf 10,4%; Mädchen 9,7 auf 11,5%.

deutlicher Anstieg übergewichtiger Kinder imGrundschulalter (KiGGS, 2006)

77% der übergewichtigen Kinder bleiben alsErwachsene übergewichtig (Freedmann et al. 2001)

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Gesamtauswertung BMI CrescNet-Vertrauensbereiche versus Kromeyer-Hauschild et al., Keller 2006Quelle: E. Keller, Leipzig

Mädchen

0

5

10

15

20

25

30

35

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Alter (Jahre)

BMI (kg/qm)Mädchen

0

5

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20

25

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0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Alter (Jahre)

BMI (kg/qm)Jungen

0

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10

15

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0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Alter (Jahre)

BMI (kg/qm)Jungen

0

5

10

15

20

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30

35

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Alter (Jahre)

BMI (kg/qm)

Typischer Entwicklungsverlauf der Adipositas

Die Gewichtszunahmebeginnt in der Regel imAlter von ca. 4 Jahren.

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jedes 6-7 Kind bzw. Jugendliche istübergewichtig

jedes 16. Kind im Grundschulalter ist adipös

verglichen mit den Referenzdaten von 1985-1999 ist die Prävalenz von Übergewicht um50% angestiegen

85% der Kinder und Jugendlichen sind nichtübergewichtig

der Anstieg beginnt im Vorschulalter

die Risikogruppen sind bekannt(bildungsferne Schichten, Migrations-hintergrund, untere soziale Schichten)

Ergebnisse der KiGGS-Studie bestätigen dieNiedersächsischen Ergebnisse (LGA):

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++ (?)++ (?)++++Rauchen in derRauchen in derFrühschwangerschaftFrühschwangerschaft

(?)(?)++wenig Schlafwenig Schlaf

++++++++nicht Stillennicht Stillen

+ (?)+ (?)++++++starke Gew. Zunahme instarke Gew. Zunahme inden ersten Monaten bzw.den ersten Monaten bzw.ersten 2 Jahrenersten 2 Jahren

++++++++ (?)++ (?)hohhoh. Fett. Fett--//kalorienkonskalorienkons..

++++++++++hoher Fernsehkonsumhoher Fernsehkonsum

++++++++ (?)++ (?)BewegungsmangelBewegungsmangel

+/+/--++++niedriger Sozialstatusniedriger Sozialstatus

+/+/--++++++elterliche Adipositaselterliche Adipositas

BeeinflussbarkeitBeeinflussbarkeitEffektstärkeEffektstärkeRisikofaktorenRisikofaktoren

Wabitsch et al. 2005

Schuld oder Schicksal:Risikofaktoren für Adipositas im Kindesalter

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Positiver Einfluss auf organische Kapazitäten(Herz-Kreislauf, Atmung, Stoffwechsel etc.)

Begünstigt Wachstum, körperliche Reife undmotorische Entwicklung

Fördert psychische Gesundheit undgesundheitsbezogene Lebensqualität

Vermindert physiologische undverhaltensbezogene Risikofaktoren(Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen etc.)

Stärkt personale Ressourcen (Selbstwert,Kontrollüberzeugung etc.)

Fördert soziale Integration und Unterstützung

Gesundheitsrelevanz von Sport und Bewegungim Kindes- und Jugendalter

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Lernen und Gewohnheiten

Prozess, der zu einer relativ stabilen Veränderung imVerhalten oder im Verhaltenspotential führt und aufErfahrung aufbaut.

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Externe, soziale Stimuli bestimmen das Verhalten

mütterliche Werthaltungen

familiäre Traditionen

kulturelle Normen

Status

Belohnung, Trost,

Entspannung

Wohlbefinden

Unwohlsein

Strafe

……

Kognitionen

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Lernen am Modell

Lernen durch Beobachtung,Imitation

Nachahmung (komplexe motorische Aktivitäten: Zubereiten,Bewegung…)

Übernahme von Emotionen (Mmhh; Werbung) Übernahme von Werten (ist gesund, schmeckt nicht, macht Spaß,

Anerkennung)

Haupteffekte: Beobachtungslernen Enthemmungs- und Hemmungseffekte Reaktionserleichterung

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Entwicklung im Vorschulalter

Persönlichkeitsentwicklung

Initiative vs. Schuldgefühle (Erikson)„Machen,…sich einen Weg bahnen“

Suche nach Identität / Geschlechtsrolle

Identifikation mit Eltern / Geschwistern

prosoziales / gruppenbezogenes Verhalten

soziale Ordnung über ideale Leitbilder

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Entwicklung im Vorschulalter

Kinder tun nicht das,was wir Ihnen sagen.

Sie machen das nach, waswir ihnen vorleben.

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Fazit:Fazit:

Primärprävention sollte:

vor dem Schulalter einsetzen

Familien und soziales Umfeld einbeziehen

kein „Event“ sondern tägliche „Normalität“ sein

stabile Gewohnheiten prägen

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