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26/02/2007 - marcelle medernach - ebac - 1 Baustil Historismus Die Semperoper in Dresden Im dritten Viertel des 19. Jhts. ist Gottfried Semper (1803-1879) ohne Zweifel der größte Architekt seiner Zeit. 1834 erhält er den Ruf auf die Professur für Baukunst an der Akademie der Schönen Künste in Dresden. Semper macht die Stadt zum Zentrum der Neorenaissance i n Deutschland. Anfang der 40er Jahre entwickelt er den Plan zu einer umfassenden städtebaulichen Neuordnung des Zwingerareals. Diese soll neben einem Königsdenkmal auch ein Opernhaus und eine Gemäldegalerie umfassen. Von dem großartigen Entwurf kommt jedoch nur das Opernhaus zur Ausführung. Blick über die Elbe auf die Semperoper von heute

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Die Semperoper in DresdenIm dritten Viertel des 19. Jhts. ist Gottfried Semper(1803-1879) ohne Zweifel der größte Architektseiner Zeit. 1834 erhält er den Ruf auf dieProfessur für Baukunst an der Akademie derSchönen Künste in Dresden. Semper macht dieStadt zum Zentrum der Neorenaissance in Deutschland. Anfang der 40er Jahre entwickelt erden Plan zu einer umfassenden städtebaulichenNeuordnung des Zwingerareals. Diese soll nebeneinem Königsdenkmal auch ein Opernhaus undeine Gemäldegalerie umfassen. Von demgroßartigen Entwurf kommt jedoch nur dasOpernhaus zur Ausführung.

Blick über die Elbe auf die Semperoper von heute

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Funktionale Anordnung derRäume in Oper- und TheaterbautenIm 19. Jh. entwickelt sich eine lebhafteinternationale Diskussion über die räumlicheOrganisation von Theaterbauten. Während in denitalienischen Theatern die Nebenräume knappbemessen werden, behandeln z.B. diefranzösischen Architekten Eingangshalle,Haupttreppenhaus und Foyer oft wie die zentralenRaumgruppen der großen Schlösser. Dadurchtragen sie dem Repräsentationsbedürfnis desGroßbürgertums Rechnung. Man geht nicht nur insTheater der Aufführung wegen, sondern tummeltund zeigt sich gerne in den pompösen Räumen.Die höchsten Steigerungen werden in denOpernhäusern in Wien 1869 und Paris 1875erreicht. Zwischen 1840 und 1880/90 entstehendie meisten Opernhäuser der Welt. Sie entfaltenalle eine Pracht wie es vorher nur bei Palästen undSchlössern der Fall gewesen ist.

Spätromantischer Historismus Staatsoper Wien, 1861-1896

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Sempers erstes Dresdener OpernhausZwischen 1838 und 1841 errichtet GottfriedSemper in Dresden das Erste Hoftheater.Die meisten Theater erscheinen damals alsgeschlossene rechteckige Baublöcke mit einerSäulen- oder Bogenhalle an der Eingangsfront.Im Gegensatz dazu versuchen verschiedeneArchitekten, die Spannung zwischenZuschauerraum und Bühne in einercharakteristischen Gestalt des Baukörpersdarzustellen. Gottfried Semper steht mit seinen zweiNeubauten für das Hoftheater in Dresden indieser Tradition. Die Hofoper stellt durch diehalbkreisförmige Anordnung der Sitzreihen einebedeutende bautypologische Innovation dar. Dieinnere Struktur des Zuschauerraums tritt amAußenbau durch die abgerundete Fassade inErscheinung, die so in formale Analogie zurrömischen Theaterarchitektur rückt.

Gottfried Semper: Erstes Hoftheater, auch “Altes Hoftheater” 1838-41, Parterre-Grundplan

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FassadengestaltungDie Fassadengestaltung ist im Stil derNeorenaissance (des italienischen Cinquecento,d.h. der Florentiner Renaissance ) gehalten.

Anleihen an die Renaissance:. klar geformter Baukörper. symmetrischer Grundriss. klare Gliederung der Fassade durch das. Zusammenspiel von Horizontalen

(Gesimsbänder) und Vertikalen (Pilaster). Abschluss der Fassade durch das. Kranzgesims. grobe Rustikafassade. Rundbogen, Einfluss z. B. des Kolosseums. Aufnahme von Plastiken in Nischen

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Sempers Zweites Hoftheater Am zweiten Bau der Dresdner Oper (1871-1878) zeigt sich gegenüber dem ersten eindeutlicher Wandel in Sempers Stil. Er wendet sich dem mit dem Bau der Pariser Opereinsetzenden Neobarock mit seinen reicherenund plastischeren Formen zu. Die Fassade derSemperoper ist bogenförmig gestaltet und mitzahlreichen großen Rundbogenfenstern undSäulen verziert.Die dritte Etage ist gegenüber den ersten beidenein wenig zurückversetzt und etwas schlichtergehalten. Aus der gestaffelten Baumasse steigtdas Bühnenhaus beherrschend auf. Da diesvon der Bühnentechnik gefordert wird, machtSemper es zum mitbestimmenden Motiv, ohnedie Einheit der Gestalt zu zerreißen.Das Opernhaus erscheint sehr elegant,würdevoll und festlich - nicht zuletzt durch den Natursandstein der Fassade.Sempers Zweites Hoftheater

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Das EingangsportalZu den Besonderheiten des Opernhauses gehört das Portal mit der tiefen halbrundenExedra, einem turmartigen Vorbau, im Obergeschoss ausgestattet mit einer Kolossalnische. Die dynamische Wirkung des Portals wird bestimmt durch die Vielzahl vonplastischen, reliefartigen und malerischen Schmuckelementen. Rundbogen, gesprengter Segmentbogen, ionische und korinthische Ordnungen, Gesimse und Balustraden, hervor-springende sowie zurücktretende Teile bestimmen denneobarocken Charakter des Eingangsportals. Dieses flankieren Ernst Rietschels Darstellungen von Goethe und Schiller. Über dem prunkvollen Eingangsportal befindet sich die Panther-Quadriga von J. Schilling.

Exedra

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Eingangshalle und Foyer der SemperoperAlle Innenräume sind mit Bildern undDeckengemälden geschmückt. Reich verzierteLeuchter an den Wänden erhellen dasOpernhaus.

Eingangshalle der Semperoper Foyer der Semperoper

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Zuschauerraum der SemperoperDer Zuschauerraum, von einer 2-geschossigenBogenhalle umgeben, tritt vor dem Querriegelvon Bühnenhaus und flankierendenTreppenhäusern als volles Halbrund heraus.Nach dem Brand von 1869 übernimmt Semperdiesen Grundgedanken für das „Neue Hoftheater“ mit Änderungen, die denfortgeschrittenen internationalen Standard undseine eigenen Erfahrungen spiegeln. ImFormengewand des Historismus ist SempersArbeit von einem bewussten „Funktionalismus“geleitet. Außergewöhnlich ist die Akustik der Semperoper. Diese wird nicht durch denEinsatz von Technik oder bestimmten neuartigenMaterialien, sondern allein durch die Bauweiseerreicht. Der Zuschauerraum fasst annähernd2000 Personen.

Deckenverzierung der Semperoper

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Der dritte Bau der SemperoperDie Bombenangriffe im Februar 1945 lassenvom Opernhaus nur eine Ruine zurück. Später -im Jahr 1948 - kommt es trotz einer aufwendigenSicherung der Bausubstanz zu weiterenEinstürzen, sodass der Abriss der Ruine zurDiskussion steht. Die Rettung des Bauwerks istdem Engagement des Architektenverbandes,einer großen Unterschriftensammlung derArbeiter des Sachsenwerkes Niedersedlitz undvieler Künstler sowie einem Gutachten desSächsischen Landesamtes für Denkmalpflege zuverdanken. Der Wiederaufbau des Opernhauseserfolgt nach Sempers Plänen. Nur derBühnenturm wird leicht vergrößert, damit er dieneue Bühnentechnik aufnehmen kann. ZumGlück haben auch Sempers Entwürfe für dieInnenausmalung und -ausgestaltung den Kriegüberstanden, sodass man die Räume desOpernhauses originalgetreu wiederherstellenkann.

Der dritte Bau der SemperoperDie Einweihung des neuen Opernhauseserfolgt am 13. Februar 1985, zum 40. Jahrestagder Zerstörung Dresdens.

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Die Semperoper "by night"Besonders bei Nacht gibt die beleuchteteFassade der Semperoper ein beeindruckendesBild ab.