ATLANTIK˜RADWEG IN PORTUGAL. A · 2017. 8. 26. · sich im „Estrela do Mar“, dem Meeresstern,...
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ATLANTIK-RADWEG IN PORTUGAL. Von der ehemaligen portugiesischen Kulturhauptstadt Porto bis in die Hauptstadt Lissabon führt die Route auf Radwegen und manchmal auf Nebenstraßen am Atlantik entlang und ins Hinterland.
Der Brücken schlag
Am Douro-Kai in Porto drängeln sich Touristen aus aller Welt, Musiker trommeln, Gaukler zei-gen Kunststücke. Die Cafés und Restaurants ringsum sind bevölkert. Jenseits des Flusses leuchten die Häuser der Portweinfirmen in der Abendsonne. Über allem spannt sich die gigantische Eisenkonstruktion der Brücke D. Luis I.
Ich schiebe das Rad über die Brücke auf die Nord-seite. Porto schon zu verlassen, fällt mir schwer: Die mit Azulejos gefliesten Häuser leuchten am gegenüberlie-genden Douro-Ufer in der morgendlichen Sonne – es gäbe noch viel zu sehen. Die Radroute, der ich nun folge, schlängelt sich am Wasser entlang, und es dauert nicht lange, da geht es durch ein Fischerviertel. Hier schaukelt bunte Wäsche fröhlich auf der Leine und das Meer glitzert.
Auf dem glatten, rot asphaltierten Radweg schnurren die Reifen an kilometerlangen Sandstränden vorbei, durch den Kiefernwald von Buçaquinho und manchmal über Holzbohlen durch Dünen. Einziger Wermutstropfen ist die oft gesichtslose Architektur der Badeorte mit ihren
Appartementblocks – da hilft der Blick Richtung Atlantik.Durch die elf Kilometer breite Lagune von Aveiro geht es kerzengeradeaus. Sie entstand im 16. Jahrhundert, als das Meer sich zurückzog und so verschiedene Mini-Inseln entstanden. Platt wie ein Pfannkuchen ist die Landschaft und trotz Morgendunst kann man weit blicken: auf Flamin-gos, die in Reihenformation spazieren, auf Echsen, die über die Straße huschen, auf Fischer und ihre Moliceiros. Die mit Ornamenten be malten Boote aus Pinienholz sind speziell dafür gebaut, Moliço zu ernten, der portu-giesische Sammelbegriff für Seegras und Algen. Sie wer-
Das Ziel: Die Brücke Ponte 25 de Abril in Lissabon.
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den zum Düngen des Ackerbodens genutzt. Im Hafen von São Jacinto bleibt Zeit für eine Bica, einen Espresso, denn die 11-Uhr-40-Fähre legt heute nicht ab. Das regt niemanden besonders auf, schließlich fährt um 12:25 Uhr die nächste auf die Südseite nach Praia da Barra.
Der rot-weiß-gestreifte Leuchtturm von Aveiro ist mit 62 Metern der höchste Portugals. Die gestreiften Holz-häuser in Costa Nova lassen den Ort richtig putzig ausse-hen und erinnern an klassische Umkleidehäuser. Von hier kommt die Xávega-Kunst: Beim Fischen mit einem gro-ßen Ruderboot wird das Netz so ausgeworfen, dass ein Kreis entsteht. Früher zog man die Netze mit Rindern aus dem Wasser, heute kommen weniger nostalgisch Trakto-ren zum Einsatz. Auf den renaturierten Dünen Richtung Valadares blickt man auf großartige Wellen. Am besten geht das natürlich in einer Strandbar, einem Kiosk oder einem Café bei einem Galão, ein Milchkaffee im Glas. Die
meisten Gäste schauen auf die sich überschlagenden Wellen – es scheint ein nationales Hobby zu sein, das auch Touristen schnell beherrschen. Auch der Soundtrack des Brausens macht süchtig. Doch welcher Strand nun der schönste ist, ist schwer zu sagen: Praia de Mira, Pedrogão, Vieira, São Pedro de Moel? In São Pedro de Moel kann man sich im „Estrela do Mar“, dem Meeresstern, direkt an den Klippen vom Wirt den frischen Fang zeigen lassen, der später gegrillt auf den Tisch kommt.
Nicht immer geht’s am Meer entlang, auch durch den würzig duftenden Pinienwald von Leiria führt die Route auf einem glatt asphaltierten Radweg. König Dom Dinis ließ den Wald einst anlegen. Warum, darüber scheiden
In Porto liegen die Portwein-Kähne (Rabelos) im Douro vor Anker, im Hintergrund ist die Brücke Ponte D. Luís zu sehen.
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PORTO-LISSABON KOMPAKT
OPO
LIS
Ponte Don Luis I.
Kloster, Unesco-Weltkulturerbe
Obstanbaugebiet
Ginja
Fliesen- museum
Ponte 25 de Abril
Klippen
Buchenwald von Buçaquinho
Cabo Espichel
Cabo da Roca
Cabo Carvoeiro
Cabo Mondego
Figueira da Foz
Foz d‘Arelho
ATLANTISCHER
OZEAN
Barragem doMaranhão
Douro
Mondego
Tâ
mega
Sorraia
Zêzer
e
Tejo
Lagune
São Pedro De Moel
Pedrogão
São Jacinto
CoimbraCoimbraCoimbraCoimbraCoimbraCoimbraCoimbra
Costa NovaCosta Nova
LeiriaLeiriaLeiria
AlcobaçaAlcobaçaAlcobaçaAlcobaçaAlcobaçaAlcobaça
NazaréNazaréNazaré
São Martinho do Porto
AveiroAveiroAveiro
Praia de Mira
Praia da BarraPraia da Barra
PortoPortoPortoPorto
SintraSintraSintraSintra
Lissabon/LisboaLissabon/Lisboa
Beira
Litoral
Serra
da Estrel
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Porto
MadridLissabon
Mittelmeer
Atlantischer Ozean
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sich die Geister: Eine Version besagt, um den Sand nicht Richtung Inland wehen zu lassen, die andere legt Holz für den Bootsbau nahe.
Von Sitio da Nazaré aus schaut man auf den über 100 Meter tiefer liegen-den Ort Nazaré, auf Strandzelte, die
halbmondförmige Sandbucht, Trockengestelle für Fische und Klippen. Es sieht wie eine Puppenstube aus. Am Aussichtspunkt versuchen Frauen in ihren traditio-nell übereinander getragenen Röcken Nüsse und Tro-ckenfrüchte sowie angeblich handgestrickte Pullover und Strümpfe an die Touristen zu verkaufen. Seit der australische Surfer Garrett McNamara hier mit der höchsten je gesurften Welle einen Weltrekord aufstellte und eine Surfschule gründete, kommen zu den Bade- die Surftouristen hinzu. Im Restaurant „Celeste“ kann man sogar ein McNamara-Menü bestellen. Ich probiere aber eine Caldeirada de Peixe, einen Fischeintopf, der in einer Cataplana serviert wird. Die Cataplana ist eine UFO-artige Kugel, in der das Essen schmort.
In Nazaré defiliert man die Hafenpromenade ent-lang. Folgt man ihr weiter, führt sie einen aus dem eins-tigen Fischerdorf hinaus, am Hafen vorbei und ins Inland nach Alcobaça. Das dortige Kloster, heute Unesco-Weltkul-turerbe, ließ König Afonso Henriques um 1153 von den Zisterziensermönchen erbauen. Das Gebiet wurde wäh-
rend der Reconquista den Mauren entrissen. Die Kloster-kirche mit ihrem über 100 Meter langen und 20 Meter hohenKirchenschiff beeindruckt durch ihre Schmuck-losigkeit und Leere.
Vielleicht wirken deshalb die bei-den von Steinmetzen reich ausge-schmückten Sarkophage in den Querhäusern so stark: Hier liegen sich der 1370 verstorbene Pedro I. und seine Geliebte, die 1355 ermordete Inês de Castro gegenüber. Inês war einst Hofdame der Frau von Dom Pedro. Nach
Surfermenü und Eintopf
Hofintrigen
INFORMATIONENPortugal allgemein: www.visitportugal.comCentro de Portugal: www.visitcentrodeportugal.com.pt/de/, www.centerofportugal.com/de/
PAUSCHALREISEDie Radreise von Porto nach Lissabon lässt sich als Paket inklusive Hotels/Frühstück, Mietrad, Roadbook, GPS-Mietgerät, Gepäcktransfer etc. buchen bei: A2Z Adventures, Rua das Oliveiras, n.º 51A, Cave, 2415, 456 Marinheiros, Leiria, Portugal, Tel.: 00351/275/56 11 82, E-Mail: [email protected], www.a2z-adventures.com
AN- UND ABREISEFlüge von TAP Air Portugal (www.� ytap.com) ab mehreren deutschen Flughäfen nach Porto, zurück ab Lissabon. Hinweise zur Fahrradmitnahme im Menüpunkt Planen und Buchen und hier unter Gepäck und Sportgeräte.
LITERATUR UND KARTENMichael Müller: Portugal, Michael-Müller-Verlag, ISBN 9783899538496, 26,90 EuroCentro, Portugal, SR2, 1:250.000, turinta, ISBN 9789895561124, 9,10 EuroCosta de Lisboa, SR4, 1:160.000, turinta, ISBN 9789895560967, 9,10 Euro
Die Kapelle Sra. da Pedra.
In Nazaré gibt es Touristenwaren und Trockenfrüchte.
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dem Tod seiner Frau 1355 lebte er offen mit Inês zusam-men. Doch sein Vater befürchtete eine Einflussnahme des kastilischen Adelsgeschlechts, aus dem Inês stammte, und ließ sie töten. Damit sie sich am Jüngsten Tag gleich in die Augen blicken können, stehen sie einander gegenüber. „Até ao fim do mundo – bis zum Ende der Welt“ steht neben einem Glücksrad zu lesen. Ein Pilgerort für Verliebte.
Die Zisterziensermönche brachten auch neue Anbaumethoden ins Land und fortan war die Region ein Anbaugebiet für Äpfel, Birnen und Pfirsiche – das lässt sich vom Rad aus gut erkunden. Kleine Straßen, die sich zwischen Obstbäumen hindurch schlängeln, führen zurück an die Küste.
Einige kleinere Anstiege sind nun doch zu bewältigen: Es geht auf die Klippen vor São Martinho do Porto
mit seiner muschelartigen Bucht. Dem König Dom Dinis begegnet man in Óbidos wieder, in der Stadt der Köni-ginnen. Einst schenkte er Óbidos seiner Gattin Isabel. Fortan bekamen alle Königsgattinnen bis 1834 dieses hübsche Präsent. Heutzutage schlendern Touristen durch den Ort mit seinen weiß gekalkten kleinen Häu-
sern, der Burg und der Stadtmauer, auf der man den Ort komplett umlaufen kann. Bücherliebhaber freuen sich über zwei kuriose Buchhandlungen: Eine ist in einer ehe-maligen Kirche untergebracht, die andere zusammen mit einem Biomarkt in einer ehemaligen Kantine. Óbidos ist auch für den Ginja bekannt. Den aufgesetzten Kirschlikör nach einem alten Rezept der hiesigen Mönche nimmt man stilecht in der „Ibn Errik Rex Bar“ zu sich. „Com o sem?“ Mit oder ohne Kirschen ist gemeint. Die Entschei-dung fällt und runter mit dem klebrigen Likör.
Ginja ist auch die geheime Passion der Lissabonner. Über die Innenstadt verteilt finden sich sogenannte Gin-jerias, die von oben bis unten mit Azulejos gefliest sind: Hier klebt auch der Boden, dem so mancher Kirschkern übereignet wird. Die Miniaturkneipen überschreiten selten die Größe von vier Quadratmetern. Man kommt, trinkt und geht.
Der Besuch im Fliesenmuseum sollte sich anschließen, ebenso eine Fahrt mit der ratternden Straßenbahn, mit einer Standseilbahn oder einem der Aufzüge auf die Hügel und natürlich Richtung Belém, am besten auf dem Radweg den Tejo entlang. Neben weiteren Sehenswür-digkeiten spannt sich die rote Hängebrücke mit mehr als zwei Kilometern Länge über den Fluss. Und so endet diese Tour der Überraschungen auf unzähligen Kilome-tern glatt asphaltierter Radwege, wie sie begonnen hat, an einer weltberühmten Brücke: Von der Eisenbrücke Ponte Dom Luis in Porto zur weit geschwungenen Ponte 25 de Abril in Lissabon. Text und Fotos: Judith Weibrecht
Kirschen und Fliesen
Die Klosterkirche Alcobaça.
Kurz nach Porto führt ein glatt asphaltierter Radweg direkt am Atlantik und die Dünen entlang.