„Sucht im Alter“ - suchthilfe-altenhilfe-ldk.de · Modul 2 setzt sich mit den Wirkungsweisen...
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©Suchthilfe Wetzlar e.V. Revision 1.0 / Stand: 11/2016
„Sucht im Alter“
Arbeitshilfe
für
die Pflegeausbildung
Suchtprobleme sind lösbar – in jedem Alter!
Gefördert durch das Hessische Ministerium
für Soziales und Integration
©Suchthilfe Wetzlar e.V. Revision 1.0 / Stand: 11/2016
November 2016
„Sucht im Alter“
Arbeitshilfe
für die Pflegeausbildung
©2016 by Suchthilfe Wetzlar e. V.
Ernst-Leitz-Straße 50
35578 Wetzlar
Tel. (0 64 41) 210 29-0
Fax (0 64 41) 210 29-79
www.suchthilfe-wetzlar.de
Alle Rechte vorbehalten
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I. Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...................................................................................................................................... 5
Einleitung ................................................................................................................................... 6
Aufbau ........................................................................................................................................ 7
Modul 1 - Einführung in die Thematik Sucht im Alter .............................................................. 8
Übung: Positionieren .......................................................................................................... 8
Übung: Daten und Fakten ................................................................................................... 9
Basisinformation: Abhängigkeitserkrankungen ............................................................... 10
Übung: Schritte in die Abhängigkeit ................................................................................ 12
Basisinformation: Schritte in die Abhängigkeit ............................................................... 13
Modul 2 - Ursachen abhängigen Verhaltens ............................................................................ 15
Übung: Abhängigkeitserzeugende Substanzen ................................................................. 15
Basisinformation: Wirkungsweisen von Suchtmitteln ..................................................... 16
Basisinformation: Abhängigkeitserkrankungen im Alter - Alkohol und Medikamente . 18
Übung: Besonderheiten von Suchtmittelmissbrauch im Alter ......................................... 21
Übung: Risikofaktoren bei Substanzabhängigkeit ............................................................ 21
Modul 3 - Erkennen missbräuchlicher und abhängiger Konsummuster .................................. 22
Übung: Anzeichen und Hinweise auf Abhängigkeitserkrankungen ................................. 22
Übung: Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ......................................................... 23
Modul 4 – Folgen von Abhängigkeitserkrankungen / Erkennen von Ressourcen ................... 24
Übung: Folgen von Abhängigkeitserkrankungen ............................................................. 24
Fallarbeit: Erkennen von Ressourcen ............................................................................... 25
Manfred Kremer* ....................................................................................................... 26
Helga Schuster* ......................................................................................................... 27
Modul 5 - Den Weg aus der Abhängigkeit begleiten ............................................................... 28
Basisinformation: Sucht im Alter kann erfolgreich behandelt werden............................. 28
Ethische Grundhaltungen/empathische und motivationsfördernde Gesprächskultur ....... 31
Fallarbeit: Beispiele aus der Pflegepraxis ......................................................................... 35
Modul 6 – Der Rückfall als Teil des Genesungsverlaufs ......................................................... 37
Das sozialkognitive Rückfallmodell von Marlatt und Gordon ......................................... 37
Definition von Lapse und Relapse .................................................................................... 38
Modul 7 - Das Suchthilfe – Altenhilfesystem im Lahn–Dill–Kreis ......................................... 39
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Abschluss ................................................................................................................................. 42
Materialvorlagen ...................................................................................................................... 43
Arbeitsblatt 1 – Anzahl der abhängigen Personen in Deutschland ............................ 43
Arbeitsblatt 2 - Schritte in die Abhängigkeit ............................................................. 44
Arbeitsblatt 3 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ...................................... 45
Arbeitsblatt 4 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ..................................... 46
Arbeitsblatt 5 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ...................................... 47
Arbeitsblatt 6 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ...................................... 48
Arbeitsblatt 7 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ...................................... 49
Arbeitsblatt 8 - Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen ...................................... 50
Manfred Kremer* ....................................................................................................... 51
Helga Schuster* ......................................................................................................... 52
Fallbeispiel 1: Frau M. ............................................................................................... 53
Fallbeispiel 2: Herr B ................................................................................................. 54
Fallbeispiel 3: Herr F. ................................................................................................ 55
Fallbeispiel 4: Frau L. ................................................................................................ 56
Materialhinweise ...................................................................................................................... 58
Literaturhinweise ...................................................................................................................... 67
Quellenverzeichnis ................................................................................................................... 69
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Vorwort
Die vorliegende Arbeitshilfe für die Pflegeausbildung zur Thematik „Sucht im Alter“ wurde
in erster Version im Rahmen des durch das Hessische Ministerium für Soziales und
Integration (HMSI) geförderten Projekts des Aufbaus eines Netzwerks Suchthilfe-Altenhilfe
im Lahn-Dill-Kreis unter Federführung der Suchthilfe Wetzlar e. V. und in Kooperation mit
der Klinik Eschenburg in den Jahren 2014 - 2015 durch die für die operative Projektarbeit
verantwortliche Mitarbeiterin Frau Dipl.-Sozialarbeiterin Waltraud Velte entwickelt und
erprobt. Die vorliegende Fassung ist eine weitgehende Revision und Aktualisierung.
Die Arbeitshilfe wurde als integraler Bestandteil für die Pflegeausbildung, bisher im
Besonderen für den Bereich der Altenpflege entwickelt. Sie wurde im Unterricht an den
Alten- und Krankenpflegeschulen im Lahn-Dill-Kreis erprobt und evaluiert. Sie unterstützt
die Ausbildung von Pflegefachkräften sowohl im Hinblick auf den neuen
Pflegebedürftigkeitsbegriff des SGB XI als auch darin, den damit verbundenen
Kernanforderungen der Pflege, präventive, rehabilitative, beratende und edukative
Unterstützung anzubieten, gerecht zu werden.
Die Ausbildung von Pflegefachkräften im Themenfeld „Abhängigkeitserkrankungen im
Alter“ durch entsprechendes Know-how zu unterstützen und zu fördern wie auch die im
Berufsfeld tätigen Fachkräfte durch Fortbildungen zu qualifizieren, sind Kernaufgaben im
durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) geförderten Projekts
zum Aufbau eines Suchthilfe-Altenhilfesystems im Lahn-Dill-Kreis, das unter Federführung
der Suchthilfe Wetzlar e. V. in den Jahren 2016 - 2017 durchgeführt wird. Schwerpunkt dieser
Arbeitshilfe sind die Abhängigkeitsproblematiken Alkohol und Medikamente. Zum
Tabakkonsum wird auf die ergänzenden Materialien verwiesen.
Wesentlichste Informationsquelle für alle an dieser Aufgabe Beteiligten ist die 2015
entwickelte und 2016 aktualisierte und modernisierte Website www.suchthilfe-altenhilfe-
ldk.de, die auf der durch die Suchthilfe Wetzlar e. V. aufgebauten und gepflegten Datenbank
aller Suchthilfe- und Altenhilfeangebote im Lahn-Dill-Kreis basiert. Die Arbeitshilfe ist
Grundlage der Fortbildungs-/Schulungsangebote durch Fachkräfte der Suchthilfe Wetzlar
e. V. im Themenfeld „Sucht im Alter“.
Wir danken dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI), durch dessen
Förderung die Erstellung dieser Arbeitshilfe mit ermöglicht wurde. Weiterhin danken wir all
unseren Kooperationspartnern im Rahmen des Netzwerks Suchthilfe-Altenhilfe im Lahn-Dill-
Kreis und hier im Besonderen der Klinik Eschenburg, und hoffen, damit einen wesentlichen
Beitrag zum Aufbau des Suchthilfe-Altenhilfe Systems im Lahn-Dill-Kreis zu leisten.
Wetzlar, im November 2016
Martin Kraus Tatjana Goblirsch
Dipl.-Psychologe M.A. Erziehungs - und
Leitung Bildungswissenschaften Projektverantwortliche
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Einleitung
Durch die Vermittlung des entsprechenden Fachwissens zum Thema „Sucht im Alter“ und
durch das Erproben und Anwenden in spezifischen Übungen im Unterricht sollen die
Pflegefachkräfte in Ausbildung darin unterstützt werden, die Entwicklung von
Abhängigkeitserkrankungen zu erkennen, mit betroffenen Menschen angemessen und
hilfreich umzugehen und die vielfältigen Hilfeangebote adäquat zu nutzen.
Die modular aufbereiteten Materialien umfassen die wesentlichen Aspekte des Themenfeldes
der suchtsensiblen Betreuung und Pflege älterer und alter Menschen, wobei der Schwerpunkt
auf dem Konsum von Alkohol und Medikamenten liegt.
Zur Durchführung der Unterrichtseinheiten ist jeweils ein Vormittag für das erste
(Grundlagen) und dritte Ausbildungsjahr (Vertiefung) vorgesehen und didaktisch aufbereitet.
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Aufbau
Diese Arbeitshilfe setzt sich aus sieben Modulen zusammen und ist für den Unterricht im
ersten und dritten Ausbildungsjahr vorgesehen.
1. Ausbildungsjahr
Die Grundlagenschulung kann mit Hilfe der drei beschriebenen Module innerhalb eines
Vormittags durchgeführt werden.
Modul 1 – Einführung in die Thematik Sucht im Alter
Modul 2 – Ursachen abhängigen Verhaltens
Modul 3 – Erkennen missbräuchlicher und abhängiger Konsummuster
3. Ausbildungsjahr
Die Aufbauschulung kann mit Hilfe der vier beschriebenen Module innerhalb eines
Vormittags durchgeführt werden.
Modul 4 – Folgen von Abhängigkeitserkrankungen / Erkennen von Ressourcen
Modul 5 – Den Weg aus der Abhängigkeit begleiten
Modul 6 – Der Rückfall als Teil des Genesungsverlaufs
Modul 7 – Das Suchthilfe - Altenhilfesystem im Lahn-Dill-Kreis
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Modul 1 - Einführung in die Thematik Sucht im Alter
Das Modul 1 setzt sich mit den Daten und Fakten zu den verschiedenen abhängigkeits-
erzeugenden Substanzen sowie mit der Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung
auseinander.
Übung: Positionieren
Diese interaktive Übung dient als Einstieg in die Thematik.
Stühle und Tische werden, wenn möglich, zur Seite geräumt. Die Schilder "Ja", "Nein",
"Weiß nicht" werden an drei Wänden des Raumes aufgehängt, wobei "Ja" und "Nein" an
gegenüberliegenden Wänden hängen sollten.
Die Lehrkraft liest folgende Aussagen vor:
Wurden Sie im beruflichen Alltag schon mit dem Thema „Sucht im Alter“
konfrontiert?
Gibt es betroffene PatientInnen in Ihrem derzeitigen Praxisfeld?
Haben Sie Ideen für einen Gesprächseinstieg mit betroffenen Patienten? Wenn ja,
welche?
Haben Sie Kenntnis von speziellen Regelungen zum Umgang mit Alkohol und
Medikamenten auf Ihrer derzeitigen Station/in Ihrer derzeitigen beruflichen Situation?
Wenn ja, welche?
Würden Sie feste Regelungen begrüßen? Wenn ja, welche?
Was ist in der Arbeit mit suchtbelasteten PatientInnen für Sie anders als mit
PatientInnen ohne diese Symptomatik?
Kennen Sie Institutionen der Suchthilfe mit denen Sie kooperieren könnten?
Nach jeder vorgelesenen Aussage stellen sich die SchülerInnen zu dem entsprechenden
Schild. Die Lehrkraft befragt die SchülerInnen jeder Gruppe hinsichtlich der verschiedenen
Aussagen und unterstützt durch Präzisierungen deren Deutlichkeit. Die Aussagen der
SchülerInnen werden als Information für die SchülerInnen auf Karten/Wandzeitungen
dokumentiert und fotografiert.
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Übung: Daten und Fakten
Nicht nur legale Substanzen (Alkohol, Nikotin, Medikamente) und illegale Substanzen
(z.B. Kokain, Heroin) können zu einer Abhängigkeit führen, sondern auch Verhaltensweisen
(z.B. Glücksspiel).
Die SchülerInnen sollen in Kleingruppen den Substanzen und der Verhaltenssucht die Zahlen
der abhängigen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland zuordnen.
Anschließend werden in der Großgruppe die Lösungen vorgestellt und diskutiert.
Falls die richtige Lösung in der Klasse nicht gefunden wird, vermittelt die Lehrkraft diese.
Am Anschluss wird diskutiert, wie es zu etwaigen Fehleinschätzungen gekommen ist und
welche der genannten Abhängigkeiten in der Versorgung von alten und älteren Menschen
Personen besonders bedeutsam sind.
Lösung: Anzahl der abhängigen Personen in Deutschland:
Illegale Drogen
(z.B. Cannabis,
synthetische Drogen,
Opiate)
600.000
Alkohol 1.800.000
Glücksspiel 436.000
Tabak 5.600.000
Medikamente 2.300.000
Quelle: http://www.hls-online.org/service/zahlen-fakten/konsumenten/
Arbeitsblatt siehe Materialvorlagen Arbeitsblatt 1- Anzahl abhängiger Personen in
Deutschland
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Basisinformation: Abhängigkeitserkrankungen
Information zu Wirkungsweisen und Gefahren von psychotropen Substanzen, illegalen und
legalen Suchtmitteln, Wissensvertiefung, Festigung des eigenen Standpunkts zum Umgang
mit psychoaktiven Substanzen.
(HLS (Hessische Landesstelle f. Suchtfragen), 2016)
(DHS (Deutsche Hauptstelle f. Suchtfragen), 2015) (DHS (Deutsche Hauptstelle f. Suchtfragen), 2015)
(Erencin, Dr. med., 2016)
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(DHS (Deutsche Hauptstelle f. Suchtfragen), 2015)
(Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Hamm, 2006)
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Übung: Schritte in die Abhängigkeit
Der Kurs wird in Kleingruppen geteilt. Jede Kleingruppe erhält ein Kartenset der einzelnen
Schritte in die Abhängigkeit. Diese sollen von Gebrauch bis hin zur Abhängigkeitserkrankung
sortiert werden.
Die erarbeiteten Ergebnisse werden im Plenum präsentiert. Unterschiedliche Verläufe sollen
mit einander diskutiert werde.
Eine genauere Erläuterung der einzelnen Schritte erfolgt durch die Lehrkraft im Kapitel
„Basisinformation: Schritte in die Abhängigkeit!.
Musterlösung:
Abhängigkeit
Risikoarmer Konsum
Genuss
Gewohnheit
Riskanter Konsum
Missbrauch
Dauerstrategie
Kontrollverlust
(Bitte pro Kleingruppe ausschneiden / Kopiervorlage siehe Materialvorlagen Arbeitsblatt 2 –
Schritte in die Abhängigkeit)
Quelle: Prev@Work – Suchtprävention in der Berufsausbildung, entwickelt von der
Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin, 2016
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Basisinformation: Schritte in die Abhängigkeit
Eine Abhängigkeitserkrankung ist in ihrer Entwicklung prozesshaft. Anhand der folgenden
Präsentation wird die Auflösung der Übung „Schritte in die Abhängigkeit“ gezeigt und
detailliert auf jedes Stadium einer Suchtentwicklung eingegangen.
(Methode aus PREV@WORK, 2016) (Methode aus PREV@WORK, 2016)
(Methode aus PREV@WORK, 2016) (Methode aus PREV@WORK, 2016)
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(Methode aus PREV@WORK, 2016) (Methode aus PREV@WORK, 2016)
(Methode aus PREV@WORK, 2016) (Methode aus PREV@WORK, 2016)
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Modul 2 - Ursachen abhängigen Verhaltens
Modul 2 setzt sich mit den Wirkungsweisen von abhängigkeitserzeugenden Substanzen, den
Ursachen für abhängiges Verhalten sowie den Besonderheiten von Suchtmittelmissbrauch im
Alter auseinander.
Übung: Abhängigkeitserzeugende Substanzen
Es werden drei Kleingruppen gebildet. Je eine Kleingruppe sammelt kurzfristige bzw.
langfristige Folgen von Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenkonsum (Schlaf- und
Schmerzmittel). Die Gruppen stellen ihre Ergebnisse vor.
Hinweis: Wenn auch die Gruppen, die sich mit den kurzfristigen Folgen von
Konsum auseinander setzen, ausschließlich oder größtenteils negative
Auswirkungen benennen, kann die Lehrkraft nachfragen, warum Menschen
diese Substanzen zu sich nehmen, obwohl sie ausschließlich negative Folgen
haben.
Die Lehrkraft stellt die Unterschiedlichkeit der kurzfristigen Folgen hervor (so wirken etwa
Medikamente kurzfristig beruhigend und einschläfernd, während Nikotin kurzfristig die
Konzentration verbessert).
Frage an den Kurs: was könnten die Gemeinsamkeiten der Wirkungen der verschiedenen
Substanzen sein.
Wenn die Kursteilnehmer nicht darauf kommen, dann sollte die Lehrkraft darauf hinweisen,
dass alle Substanzen eine belohnende Wirkung haben.
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Basisinformation: Wirkungsweisen von Suchtmitteln
Die Wirkungsweise der verschiedenen Abhängigkeit erzeugenden Substanzen und
Verhaltensweisen sind sehr unterschiedlich. Während einige stimulierend wirken, wirken
andere beruhigend. Die Gemeinsamkeit der verschiedenen Substanzen liegt darin, dass sie
kurzfristig eine starke positive Wirkung haben, langfristig aber negative Wirkungen und
Folgen.
Alle Abhängigkeit verursachenden Substanzen haben eine Wirkung auf den Neurotransmitter
Dopamin. Wenn Dopamin im Gehirn ausgeschüttet wird, werden Gefühle der Belohnung
erlebt. Die körpereigene Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin erfolgt in Situationen,
die mit angenehmen Gefühlen verbunden sind (z. B. genussvolles Essen, sportliche Aktivität).
Die Substanzen greifen auf verschiedene Weise hemmend oder fördernd in diese kortikalen
Motivations- und Belohnungsabläufe ein und manipulieren die Dopaminausschüttung im
Gehirn.
(Lindenmeyer, 2005)
(Lindenmeyer, 2005)
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18
Basisinformation: Abhängigkeitserkrankungen im Alter
- Alkohol und Medikamente
In der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung spielen biologische, psychologische und
soziale Faktoren eine Rolle. Beispiele für biologische Faktoren sind eine genetische
Prädisposition oder neurologische Auffälligkeiten. Beispiele für psychologische Faktoren sind
Kompetenzdefizite im Umgang mit Gefühlen oder eine erhöhte Belohnungssensitivität.
Beispiele für soziale Faktoren sind Armut oder Diskriminierung. Meist gibt es keine einzelne
eindeutige Ursache von Substanzabhängigkeit, sondern verschiedene Faktoren, die diese
begünstigen. In der Abhängigkeitsphase spielt insbesondere Craving (dt. starkes Verlangen
die Substanz zu konsumieren) eine Rolle.
(Hessische stat. Daten, Melderegister, 2016) (Hessische stat. Daten, Melderegister, 2016)
(BGM (Bundesministerium für Gesundheit, 2016) (BGM (Bundesministerium für Gesundheit, 2016)
(DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen), 2012) (Holzbach , 2012)
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(Geyer, Dr., 2016) (Kutsche, 2012)
(Kutsche, 2012) (Geyer, Dr., 2016)
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20
(Hinz, Dr. med. Dipl.-Psych., 2016) (DHS Kooperationstagung, 2013)
(DHS Kooperationstagung, 2013)
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21
Übung: Besonderheiten von Suchtmittelmissbrauch im Alter
Für Substanzmittelmissbrauch im Alter gelten die allgemeinen Suchtmodelle, es gibt jedoch
auch Besonderheiten. Viele Suchtmittel, insbesondere Alkohol, wirken im Alter wegen des
veränderten Stoffwechsels anders, auch müssen häufiger Wechselwirkungen mit
Medikamenten beachtet werden als bei jungen Menschen.
Die Lehrkraft schreibt "Ursachen" und "Folgen" (körperliche und psychische) an die Tafel.
Die Lehrkraft erklärt, dass in Form eines "stillen Gesprächs" SchülerInnen an die Tafel gehen
sollen und dort Besonderheiten von Substanzmissbrauch und Abhängigkeit im Alter
anschreiben. Stichpunkte anderer dürfen auch kommentiert werden, allerdings nur schriftlich.
Im Anschluss wird eine offene Diskussion über Besonderheiten geführt.
Übung: Risikofaktoren bei Substanzabhängigkeit
Im Kurs werden Risikofaktoren für Substanzabhängigkeit bei jungen Erwachsenen
gesammelt. Die Lehrkraft achtet darauf, dass biologische, psychologische und soziale
Risikofaktoren genannt werden und ergänzt diese gegebenenfalls.
Anschließend fragt die Lehrkraft, welche Risikofaktoren nicht für ältere Personen gelten,
diese werden durchgestrichen. Dann erfragt sie Risikofaktoren, die zusätzlich für ältere
Personen gelten und fügt diese hinzu. Risikofaktoren, die bei älteren Personen besonders
wichtig sein könnten, sollten gekennzeichnet werden.
Es werden Kleingruppen von 4-6 Personen gebildet. Jede Kleingruppe wählt 2 Risikofaktoren
aus und überlegt sich Präventionsmaßnahmen, die Personen in der Pflege durchführen können
um den Auswirkungen dieser Faktoren vorzubeugen oder, um mit diesen hilfreich
umzugehen. Ihre Ergebnisse hält sie auf dem Arbeitsblatt fest. Jede Kleingruppe stellt ihre
Ergebnisse vor. Sie werden anschließend in der Großgruppe diskutiert.
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22
Modul 3 - Erkennen missbräuchlicher und abhängiger
Konsummuster
Das Modul 3 beschäftigt sich mit den Themen „Anzeichen und Hinweise auf
Abhängigkeitserkrankungen“ sowie das „Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen“.
Übung: Anzeichen und Hinweise auf Abhängigkeitserkrankungen
Die meisten Personen, die unter einer Abhängigkeitserkrankung leiden, geben diese nicht
offen zu - schließlich gilt diese Erkrankung heute noch als Tabuthema. Es gibt aber
körperliche, psychische und soziale Anzeichen von Substanzabhängigkeit. Diese sollten
freundlich und ehrlich angesprochen werden.
In Kleingruppen werden sichere und unsichere Hinweise auf eine Abhängigkeitserkrankung
gesammelt. Je ein Hinweis wird auf eine Moderationskarte geschrieben.
An die Tafel wird angeschrieben:
Sichere Hinweise
Unsichere Hinweise
Keine Hinweise
Jede Gruppe befestigt hintereinander ihre Hinweise. Die zugeordneten Hinweise werden
diskutiert, gegebenenfalls wird im Kurs abgestimmt, wo ein Hinweis zugeordnet werden
sollte.
Aus unsicheren und sicheren Hinweisen folgt die jeweilige
Handlungsnotwendigkeit zur persönlichen Kontaktaufnahme und
weiteren Abklärung des Gesundheitszustands der betroffenen Person
unter Einbeziehung der Bezugspersonen. Gegebenenfalls erfolgt
Kontaktaufnahme mit behandelnden Ärzten/zur Suchthilfe nach
Einverständnis des Patienten.
Ziel ist die Abklärung des jeweiligen Konsumverhaltens (riskant,
missbräuchlich, abhängig) um gegebenenfalls adäquate Hilfestellungen
anzubieten / einzuleiten (z.B. Konsumreduktion, kontrollierter Konsum,
Entgiftung, Rehabilitation, gerontopsychiatrische Behandlung)
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23
Übung: Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen
Die Lehrkraft hängt die ICD-10 Kriterien für eine Abhängigkeitserkrankung an die Tafel. Sie
erklärt, dass mindestens drei der Kriterien im letzten Jahr erfüllt gewesen sein müssen, damit
eine Abhängigkeitserkrankung festgestellt werden kann.
Auf der Grundlage der in Übung „Anzeichen und Hinweise auf eine
Abhängigkeitserkrankung“ gesammelten Anzeichen, werden diese von den SchülerInnen den
ICD-10 Kriterien zugeordnet.
Starker Wunsch oder Zwang, das Suchtmittel
zu konsumieren
Der Beginn, das Ende oder die Menge des
Konsums kann nicht kontrolliert werden
Fortgeführter Konsum trotz eindeutig
negativer Folgen Vernachlässigung anderer Interessen
Entwicklung einer Toleranz Körperliches Entzugssyndrom
Quelle: (ICD-10-GM 2014 Systematisches Verzeichnis, 2014)
Arbeitsblätter 3-8 „Erkennen von Abhängigkeitserkrankungen“ siehe Materialvorlagen
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24
Modul 4 – Folgen von Abhängigkeitserkrankungen / Erkennen
von Ressourcen
Das Modul 4 behandelt die Themen „Folgen einer Abhängigkeitserkrankung“ sowie das
Erkennen von „Ressourcen“ abhängiger Personen.
Übung: Folgen von Abhängigkeitserkrankungen
Bei Substanzkonsum ist meistens ein Muster von kurzfristigen positiven und langfristigen
negativen Folgen erkennbar. Die langfristigen Folgen betreffen den Körper und die Psyche
des Betroffenen, aber auch sein Umfeld und seine soziale Situation.
Die SchülerInnen sammeln in Kleingruppen verschiedene Folgen einer Abhängigkeits-
erkrankung und stellen diese vor.
Sollten nur körperliche Folgen genannt werden, fragt die Lehrkraft ergänzend nach
psychologischen und sozialen Folgen.
Wichtige körperliche langfristige Folgen von Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit sind
Schädigungen der Leber (z. B. Leberzirrhose), Schädigungen des Nervensystems
(beispielsweise erkennbar durch Gleichgewichtsprobleme und Stürze, Einschränkung der
kognitiven Funktionen, Verminderung des Tastvermögens), Erhöhung des Risikos für
verschiedene Krebserkrankungen, Herzerkrankungen und Bluthochdruck, Gewichtabnahme,
und Verminderung der sexuellen Erlebensfähigkeit.
Wichtige körperliche Folgen von Medikamentenmissbrauch sind Nierenschäden, Magen-
Darm-Geschwüre, Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen,
Bewegungsstörungen, Konzentrationsstörungen, Sprachstörungen.
Langfristige psychologische Folgen sind eine Verringerung der Selbstwirksamkeit (Glaube
daran, die Schwierigkeiten des Lebens bewältigen zu können), psychische Folgeerkrankungen
wie Depressionen oder Angststörungen, der Verlust von Interessen, eine Verringerung der
Schmerztoleranz und der Abbau von Bewältigungskompetenzen (Kompetenz, Probleme ohne
die Verwendung von Suchtmitteln zu lösen).
Langfristige soziale Folgen von abhängigem Konsum sind Partnerschaftskonflikte und
Trennung, Familienkonflikte, Verlust von Freundschaften, Verlust von
Entscheidungsfähigkeit, finanzielle Probleme und Verschuldung, juristische Probleme,
gesellschaftliche Ausgrenzung, Obdachlosigkeit, Isolation und Vereinsamung.
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25
Fallarbeit: Erkennen von Ressourcen
Bei jeder Person, die Substanzmittelmissbrauch betreibt, liegen Ressourcen vor, z. Zt. aber
eher brach. Es fällt oft schwer, diese zu erkennen, der Blick ist oft auf die Defizite gerichtet.
Dennoch ist es wichtig, diese Ressourcen wahrzunehmen und anzusprechen. Mögliche
Ressourcen können Freundschaften und familiäre Beziehungen zu Personen sein, die keinen
Substanzmittelmissbrauch praktizieren, aber auch Eigenschaften, die in der Person liegen, wie
etwa Hilfsbereitschaft oder Teamgeist. Auch können scheinbare Problembereiche als
Ressourcen verstanden werden. Eine "sture" Person kann als willensstark angesehen werden
was eine wichtige Ressource zur Problembewältigung ist.
Übung:
„Manfred Kremer“ & „Helga Schuster“
Die TeilnehmerInnen bilden Kleingruppen.
Die Hälfte der Kleingruppen bearbeitet das Arbeitsblatt „Manfred Kremer“, die andere Hälfte
„Helga Schuster“. Die TeilnehmerInnen beschäftigen sich mit folgenden Fragen:
1. Was löst das Fallbeispiel bei mir aus? / evtl. eigene Erfahrungsberichte
2. Welche persönlichen Ressourcen der Betroffenen (Abhängige/Angehörige) sind
erkennbar?
3. Welche Hilfen und Interventionen kommen zum Einsatz? Was wirkt?
4. Welche Hilfen und Interventionen sind möglicherweise noch sinnvoll?
Die Ergebnisse der 2. bis 4. Frage werden unter der jeweiligen Fragestellung z.B. auf
Wandzeitungen dokumentiert. Die Kleingruppen stellen ihre Ergebnisse in der Gesamtgruppe
vor. Mögliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden diskutiert und weitere
Handlungsmöglichkeiten erschlossen.
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26
Manfred Kremer*
Jahrgang 1936, lebt seit 7 Jahren alkoholabstinent
„Ich war mal ein ganz passabler Mittelfeldspieler“
„Als ich in den Vorruhestand ging, da ging das so richtig los bei mir mit dem Trinken. Ich bin
geschieden und lebe allein. Mein Sohn lebt mit seiner Familie in Norddeutschland. Also saß
ich an den Nachmittagen und Abenden vor dem Fernseher. Hobbys hatte ich damals keine
mehr. Früher ja, da habe ich Fußball gespielt. Ich war mal ein ganz passabler
Mittelfeldspieler. Aber das ist lange her.
Ich habe schon früher nicht gerade wenig Alkohol getrunken. Aber ich war auf der Bank. Da
musste ich morgens pünktlich sein und richtig angezogen. Hemd und Schlips waren Pflicht.
Sonst wäre ich vielleicht schon früher abgestürzt.
Zufrieden war ich mit meinem Leben nicht, groß nachgedacht habe ich allerdings auch nicht.
Heute kann ich manchmal darüber lachen, was ich aus den ersten Jahren meines sogenannten
wohlverdienten Ruhestandes gemacht habe. Morgens war ich natürlich verkatert; das
Körperliche war nicht so schlimm, ich musste ja nicht fit sein. Aber das geht ja auch aufs
Gemüt und irgendwie schien mir die Zeit bis zum Trinkbeginn – ich sag das mal so – immer
länger. Schließlich habe ich angefangen, gleich nach dem Frühstück ein Glas Rotwein zu
trinken. Das hat geholfen.
Im Sommer 1996, als ich zu meinem Sohn fuhr, da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass
Alkohol ein echtes Problem wurde. Ich habe mich sonst auf die Enkel gefreut, jetzt hatte ich
eher Sorge, ob ich genug und unauffällig genug würde trinken können. Mein Sohn hat es
hingenommen und nichts gesagt. Weihnachten habe ich dann abgesagt und war alleine, aber
brauchte mich nicht zu verstellen. Ich tat keinem was, außer mir. Es war dann eigentlich fast
Zufall – ich sage fast, weil ich an Zufälle nicht so recht glaube, dass ich den Aushang einer
Selbsthilfegruppe der Freundeskreise las. Dort stand, dass man erst einmal zuhören kann. Das
habe ich drei Wochen lang getan. Danach habe ich mit dem Trinken aufgehört, von heute auf
morgen und ich hoffe für immer. Die Leere und Langeweile waren dadurch nicht weg, aber
gerade da haben mir die anderen geholfen und helfen mir noch...
*Name geändert
Quelle: (http://www.unabhaengig-im-alter.de/index.php?id=30, 2016)
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27
Helga Schuster*
Jahrgang 1938; lebt seit 5 Jahren alkoholabstinent
„Es ist einfach schön, dass ich das nicht mehr brauche“
Ich habe eigentlich schon immer gerne etwas getrunken – ein, zwei Gläser Bier oder Wein,
nie über die Maßen und vor allem in Gesellschaft. Darüber, dass ich einmal ein
Alkoholproblem bekommen könnte, habe ich nie nachgedacht. Es ging mir gut in meiner Ehe.
Ich habe eine Tochter und bin seit über 25 Jahren sehr in unserer Kirchengemeinde engagiert.
Trotzdem, im Laufe der Jahre habe ich nach und nach mehr getrunken. Aber betrunken war
ich nie, ich habe nicht gelallt oder meine Pflichten vernachlässigt. Sondern ich war reine
Spiegeltrinkerin. Nachdem ich anfing auch alleine zu trinken, habe ich immer gleichmäßig
über den Tag verteilt getrunken, eine Flasche Wein oder Sekt. Irgendwann bin ich auf
Weinbrand umgestiegen. Eine halbe Flasche Weinbrand über den Tag verteilt, die ich mit
Mineralwasser aufgegossen habe, das war meine Ration. Ich wusste also immer, eine Flasche
Weinbrand – 38 Vol.-% hatte der – reicht zwei Tage. Und da war ich auch konsequent, die
halbe Flasche habe ich immer stehen lassen.
Mein Mann erkrankte sehr früh an Alzheimer. Er war gerade mal 53 Jahre alt, als die
Diagnose gestellt wurde. Ich habe ihn sieben Jahre lang gepflegt. Das fällt in etwa mit der
Zeit zusammen, in der ich täglich getrunken habe. Trotzdem, die Krankheit meines Mannes
ist nicht die Ursache für mein Alkoholproblem, das bestand damals schon längst.
Ich habe nie gedacht, dass ich Alkoholikerin bin. Aber ich habe mir Sorgen um meine
Gesundheit gemacht. Mein Mann brauchte mich, ich wollte nicht krank werden. Der Arzt
hatte gesagt, dass meine Leberwerte nicht gut seien. Ich wiege ja nicht sehr viel, habe nie sehr
viel gewogen. 55 Kilo, das macht auch etwas aus.
Am 19. Juli 2000 habe ich zum letzten Mal Alkohol getrunken, der 20. Juli 2000 war mein
erster alkoholfreier Tag – und ich habe prompt einen Krampfanfall bekommen. Darauf war
ich überhaupt nicht vorbereitet. 17 Tage war ich danach im Krankenhaus und als ich das
Krankenhaus verlassen habe, stand für mich auch fest, dass ich eine Therapie machen würde.
In der Fachklinik war ich dann sehr gerne. Ich habe dort sehr viel gelernt und ich fühlte mich
auch gut erkannt und gut aufgehoben dort. Auch meine Tochter und mein Schwiegersohn
haben zu mir gehalten und mich unterstützt, das hat mir viel bedeutet. Mit meiner Krankheit
gehe ich offen um. Bislang habe ich damit nur gute Erfahrungen gemacht und ich erhalte viel
Anerkennung dafür, dass ich das Problem angegangen bin.
* Name geändert
Quelle: (http://www.unabhaengig-im-alter.de/index.php?id=30, 2016)
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Modul 5 - Den Weg aus der Abhängigkeit begleiten
Im Modul 5 geht es um die Phasen der Veränderung und ethische
Grundhaltungen/empathische und motivationsfördernde Gesprächskultur.
Basisinformation: Sucht im Alter kann erfolgreich behandelt werden
(Radebold, et al., 1997)
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Ethische Grundhaltungen/empathische und motivationsfördernde
Gesprächskultur
Grundlagen des Motivational Interviewing (MI) nach W. Miller und S. Rollnick (2015)
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Fallarbeit: Beispiele aus der Pflegepraxis
Anhand praktischer Fallbeispiele sollen mögliche Handlungsstrategien erprobt und erlernt
werden.
Folgende Fragestellungen sind z.B. in Kleingruppen zu diskutieren:
Welche Pflegeziele sind sinnvoll (auch Teilziele)?
Welche Ressourcen haben die PatientInnen/BewohnerInnen?
Was ist ein guter Gesprächseinstieg/Sätze?
Welche Interventionen wären möglich?
Wer kann intern/extern Unterstützung leisten?
Fallbeispiel 1: Frau M.
Frau M. ist 75 Jahre alt und kann sich nach einem Schlaganfall nur noch mit dem Gehwagen
fortbewegen. Sie lebt seit drei Jahren im Heim, wo sie sich im Heimbeirat engagiert und von
allen sehr geschätzt wird. Auch ihre Kinder kommen sie mit ihren Enkeln regelmäßig
besuchen. Vor einer Woche erkrankte Frau M. an einer schweren Grippe, die sie ans Bett
fesselte. Am zweiten Tag wurde sie sehr unruhig, begann zu zittern und zu schwitzen.
Schließlich verfiel sie in ein Delir. Die AltenpflegerInnen waren ratlos: Durch das Fieber
konnten sie sich diesen Zustand nicht erklären. Frau M. kam ins Krankenhaus. Die Lösung
des rätselhaften Zustands fand sich beim Aufräumen des Zimmers: Frau M. hatte in ihrem
Schrank einen großen Vorrat an Likör. Durch die Krankheit konnte sie diesen aber nicht
erreichen. Es traten Entzugserscheinungen der Alkoholabhängigkeit auf.
Quelle: In Anlehnung an (Köther, 2011)
Fallbeispiel 2: Herr B.
Nach dem Todesfall seiner Frau zog Herr B., der unter einer fortgeschrittenen Demenz leidet,
in eine Wohngruppe ein. Obwohl er sichtlich noch an dem Trauerfall litt, integrierte er sich
schnell in die Gemeinschaft der Wohngruppe und freundete sich mit zwei weiteren Herren an.
Regelmäßig erhielt er Besuch von seinen beiden Söhnen.
Es entstand jedoch oft folgende Situation: Sonntags wurde den Bewohnern üblicherweise zum
Essen Wein serviert. Da die Pflegekräfte wussten, dass Herr B. abstinenter Alkoholiker war,
wurde ihm nur Saft eingeschenkt. Dies führte bei Herrn B., aber auch bei den Mitbewohnern
zu Nachfragen.
Quelle: In Anlehnung an
(www.alter-sucht-pflege.de/Handlungsempfehlungen/Fallbeispiele.php#Fall1)
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Fallbeispiel 3: Herr F.
Hr. F. ist 75 Jahre alt und lebt alleine im eigenen Haus. Er ist geschieden und hat zwei
erwachsene Kinder. Hr. F. wird seit mehreren Monaten von einem ambulanten Pflegedienst
betreut, ferner erhält er eine Betreuung durch eine Alltagsbegleiterin. Im Rahmen einer
langjährigen Zuckererkrankung bestehen fortschreitende starke Sehstörungen. Aufgrund einer
Polyneuropathie bestehen Gangstörungen und er ist auf einen Rollator angewiesen. Dennoch
nutzt er noch seinen PKW. In den letzten Monaten wurde Hr. F. mehrfach wegen
Sturzverletzungen notfallmäßig zur stationären Krankenhausbehandlung eingewiesen. Die
Stürze scheinen fast alle alkoholbedingt gewesen zu sein. Zunächst waren die Pflegerinnen
sehr skeptisch, Herrn F. zu einer Änderung seines Trinkverhaltens bewegen zu können, da
alle bisherigen Versuche gescheitert seien. Auch werde er sicherlich eine Kontaktaufnahme
durch den Suchtberater ablehnen. Mittels der neuen Gesprächstechnik (in Anlehnung an die
Motivierende Gesprächsführung) gelang es einer Pflegerin doch, Herrn F. über die
Zusammenhänge zwischen Diabetes, Alkoholkonsum und seinen derzeitigen erheblichen
gesundheitlichen Beschwerden aufzuklären und ihn zu bewegen, einer Kontaktaufnahme
durch den Suchtberater zuzustimmen.
Quelle:
(www.alter-sucht-pflege.de/Handlungsempfehlungen/Fallbeispiele.php#Fall1)
Fallbeispiel 4: Frau L.
Die 85-jährige Frau L. lebt im Betreuten Wohnen einer Seniorenresidenz. Seit 65 Jahren
konsumiert sie regelmäßig Alkohol, gelegentlich bis zu zwei Flaschen Schnaps und einer
halben Flasche Sekt am Tag. Bei den Besuchen trifft das Pflegepersonal sie des Öfteren leicht
betrunken an. Nach einem Schambeinbruch erfolgte eine Behandlung mit einem Opiat.
Damals wurde ihr dieses dreimal täglich verabreicht. Aktuell erhält sie zweimal täglich
Besuch von MitarbeiterInnen der Sozialstation. Sie wird geduscht und ihr werden die
Medikamente verabreicht. Weitere Kontakte finden durch die täglichen Besuche der
Alltagsbegleitung statt, die die Patientin auch zu Einkäufen im Supermarkt begleitet. In
diesem Rahmen sind auch die im Einkaufswagen landenden Schnapsflaschen aufgefallen.
Des Weiteren hat Frau L. noch zwei oder drei Freundinnen, welche sie regelmäßig besuchen
und denen die Alkoholproblematik ebenfalls bekannt ist. Frau L. zeigt keinerlei Ausfälle.
Hinweise auf Hirnleistungsstörungen oder Einschränkung der Kritikfähigkeit ergeben sich
nicht. Sie äußert ihre Wünsche und Bedürfnisse oft fordernd. Bisher sind keine
gesundheitlichen Folgeerscheinungen durch den Alkohol erkennbar. Bisherige Versuche der
Pflegepersonen, den Alkoholkonsum mit Frau L. zu besprechen, sind abgewehrt worden. In
letzter Zeit wehrt sie aber Versuche des Ansprechens weniger ab.
In der Besprechung des Falles wurde zusätzlich zur vermuteten Alkoholabhängigkeit auch der
Verdacht auf eine Opiatabhängigkeit geäußert, da die Patientin über den Zeitraum von einem
Jahr Opiat-Analgetika erhielt, was aufgrund der Schambeinfraktur nicht hinreichend plausibel
ist.
Quelle: (http://www.unabhaengig-im-alter.de/index.php?id=30, 2016)
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Modul 6 – Der Rückfall als Teil des Genesungsverlaufs
Modul 6 befasst sich mit dem „sozialkognitiven Rückfallmodell von Marlatt und Gordon“
und den Definitionen von „Lapse“ und „Relapse“.
Das sozialkognitive Rückfallmodell von Marlatt und Gordon
Bei einem Großteil der Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung gehört ein Rückfall
nach erreichter Abstinenz sowohl zum Störungsbild als auch zum Genesungsprozess. Die
Rückfallrisikobereiche teilen sich in innere Risikosituationen (z.B. unangenehme körperliche
und/oder Gefühlszustände, plötzliches Verlangen) und äußere Risikosituationen (z.B.
Konfliktsituationen, Geselligkeit).auf.
Das sozialkognitive Rückfallmodell von Marlatt und Gordon unterscheidet vier Bereiche eines
Rückfallgeschehens:
Unausgewogener Lebensstil und scheinbar unbedeutsame Entscheidungen: Das
Gleichgewicht zwischen Pflichtaktivitäten und angenehmen Aktivitäten ist nicht mehr im Lot.
Das „Sollen“ überwiegt das „Wollen“ und führt somit zu einer negativen Bilanz. Dies führt
zum Verlangen, den Zustand durch den Konsum der Substanz erträglicher zu machen.
Plätze (z.B. Tankstelle), die mit dem Substanzerwerb in Verbindung stehen, werden scheinbar
unbeabsichtigt aufgesucht. Dies begünstigt das Auftreten von konkreten Risikosituationen.
Risikosituationen: Sie können sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Merkmale
kennzeichnen (z.B. unangenehme körperliche Zustände, zwischenmenschliche Konflikte,
unangenehme Gefühle). Ein unausgewogener Lebensstil in Kombination mit scheinbar
belanglosen Entscheidungen verstärkt die Auftretenswahrscheinlichkeit von
Rückfallsituationen.
Abstinenzzuversicht: Je höher die Ansicht, über eine effektive Bewältigungsstrategie bei
Risikosituationen zu verfügen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, in prekären Situationen
auf den Konsum der Substanz verzichten zu können. Ist die Zuversicht zu niedrig oder
unangemessen hoch, so sind dies unvorteilhafte Bedingungen für einen Rückfallverlauf.
Bewältigungsfertigkeiten: Ob es bei einer Risikosituation zu einem dauerhaften Rückfall
hängt davon ab, ob Bewältigungsfertigkeiten vorhanden sind und eingesetzt werden können.
Vgl. (Margraf, Prof. Dr., 2000)
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Das sozialkognitive Rückfallmodell von Marlatt und Gordon
Unausgewogener Lebensstil
+Scheinbar
unbedeutende Entscheidungen
(AIDs)
Bewältigungs-reaktion
Hochrisikoreiche Situation
Keine Bewältigungs-reaktion
Gestiegene Erwartung, die
Situation zu meistern
Gesunkene Erwartung, die
Situation zu meistern
Erwartung, die Situation durch die
Einnahme des Suchtmittels zu
meistern
Erster Gebrauch des Suchtmittels
Abstinenz-verletzungseffekt:Dissonanzkonflikt
undSelbstattribution
(Schuld und wahrgenommener
Kontrollverlust)
Gestiegene Wahrscheinlichkeit
eines Rückfalls
Gesunkene Wahrscheinlichkeit
eines Rückfalls
Vgl. (Margraf, Prof. Dr., 2000)
Definition von Lapse und Relapse
Bei einem erneuten Konsum, wird zwischen Lapse (Ausrutscher – einmaliger oder
kurzfristiger Konsum ohne Rückfall in alte Verhaltensmuster) und Relapse (erneuter
dauerhafter Konsum von Substanzen) unterschieden.
Die Lehrkraft schreibt die Wörter "Lapse" und Relapse" an und erklärt diese kurz.
Gemeinsam soll erarbeitet werden, welche Unterstützungsmaßnahmen bei einer Lapse oder
Relapse eingeleitet werden können.
Während die Ursachen für einen Lapse meistens in der Situation liegen oder durch
kurzfristige Überforderungen entstehen, bauen sich die Faktoren, welche zu einem Relapse
führen, meist über eine längere Zeit auf.
Kognitive und emotionale Prozesse modulieren den Übergang von Lapse zu Relapse. Dies
wird durch den sogenannten Abstinenzverletzungseffekt (Rückfallschock) verursacht. Bei
diesem Effekt kommt es nach einmaligem Konsum zu einer kognitiven Dissonanz. Gedanken
wie "Nun ist es ja ohnehin egal!", treten auf. Dies führt zu einem erneuten regelmäßigen
Konsum.
Sowohl Lapse als auch Relapse sind typisch für den phasenhaften Verlauf der psychischen
Störung. Tatsächlich ist es äußerst selten, dass eine Person im ersten Versuch eine dauerhafte
Abstinenz erreicht.
Vgl. (Lowinson & Ruiz, 2005)
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Modul 7 - Das Suchthilfe – Altenhilfesystem im Lahn–Dill–Kreis
Vorstellung der Suchthilfeangebote in der Region
Ambulante/stationäre Behandlungsangebote
Selbsthilfeangebote
Kooperation und Vernetzung
Nutzung der Website www.suchthilfe-altenhilfe-ldk.de
(Hessische stat. Daten, Melderegister, 2016)
©Suchthilfe Wetzlar e.V. Revision 1.0 / Stand: 11/2016
40
(www.gesundheitsziele.de/Ziel 2, 2016)
(Pflegestärkungsgesetz PSG II, BMG, 2016)
©Suchthilfe Wetzlar e.V. Revision 1.0 / Stand: 11/2016
42
Abschluss
Feedback und Sammlung offener Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Die SchülerInnen füllen den Fragebogen (Posttest) jeweils für sich aus.
Die SchülerInnen sollten zu folgenden Antwortmöglichkeiten ihr persönliches Feedback
geben:
mir hat gefallen…
ich habe gelernt…
mir hat nicht gefallen…
mir fehlt noch…
Das Feedback der SchülerInnen wird durch die Lehrkraft dokumentiert.
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69
Quellenverzeichnis
BGM (Bundesministerium für Gesundheit. (2016).
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Hamm. (2006). Hamm.
DHS (Deutsche Hauptstelle f. Suchtfragen). (2015). Jahrbuch Sucht.
DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen). (2012). Suchtbericht.
DHS Kooperationstagung. (2013). Weimar.
Erencin, Dr. med., A. (06. 07 2016). Fachtag - FASD - eine diagnistische Herausforderung.
www.suchthilfe-wetzlar.de/aktuelles. Wetzlar.
Geyer, Dr., D. (30. 08 2016). Mit suchtkranken alten Menschen arbeiten - Erfolgreiche
Kenntnisse für Suchtberater/ -innen. Fachtagung Suchtgefahr im ALter - Entwicklung
und Perspektiven in Hessen. HLS, Frankfurt am Main.
Hessische stat. Daten, Melderegister. (2016).
Hinz, Dr. med. Dipl.-Psych., H. (30. 08 2016). Sucht im Alter. Fachtagung Suchtgefahr im
Alter - Entwicklungen und Perspektieven in Hessen. HLS, Frankfurt am Main.
HLS (Hessische Landesstelle f. Suchtfragen). (2016). Zahlen und Daten .
Holzbach , R. (2012).
http://www.unabhaengig-im-alter.de/index.php?id=30. (2016).
ICD-10-GM 2014 Systematisches Verzeichnis. (2014).
Köther. (2011). Altenpflege, S. 429. Thieme-Verlag.
Kutsche, A. (2012). Sucht - Alter - Pflege. Praxishandbuch für die Pflege suchtkranker alter
Menschen, 01. Auflage. Bern: Hans Huber.
Lindenmeyer, J. (2005). Lieber schlau als blau. Weinheim: Beltz.
Lowinson, J., & Ruiz, P. (2005). Substance abuse: A comprehensive textbook. Philadelphia,
USA.
Margraf, Prof. Dr., J. (2000). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Heidelberg: Springer Medizin
Verlag.
Methode aus PREV@WORK. (2016). Berlin.
Miller, W., & Rollnick, S. (2015). Miller, W. R., Rollnick, St., Motivierende
Gesprächsführung - Motivational Interviewing. 3. Auflage des Standardwerks in
Deutsch. Freibung: Lambertus.
Pflegestärkungsgesetz PSG II, BMG. (2016).
Radebold, H., Hirsch, R., Kipp, J., Kortus, R., Stoppe, G., Struwe, B., et al. (1997).
Depressionen im Alter. Sucht und Abhängigkeit im Alter. Darmstadt: Steinkopff .
Sozialgesetzbuch SGB XI. (08. 12 2016). www.pflege-
deutschland.de/pflegeversicherung/gesetz/begriff-pflegebeduerftigkeit.html.
www.alter-sucht-pflege.de/Handlungsempfehlungen/Fallbeispiele.php#Fall1. (kein Datum).
www.gesundheitsziele.de/Ziel 2. (2016).
©Suchthilfe Wetzlar e.V. Revision 1.0 / Stand: 11/2016
Ihre Ansprechpartnerin:
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