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Zeitung der Fakultätsvertretung Jus Februar 2019 www.fvjus.at [email protected] Pbb. Verlagspostamt 1090 Wien | Nummer 03/18 | ZNr. 11Z038964M SEITE 4 Kurie Backstage SEITE 8 Wohnen als Student SEITE 20 Mit dem Ballkleid ins Gefängnis „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ SEITE 12 – 15

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Zeitung der Fakultätsvertretung JusFebruar 2019

[email protected]

Pbb. Verlagspostamt 1090 Wien | Nummer 03/18 | ZNr. 11Z038964M

SEITE 4

Kurie Backstage

SEITE 8

Wohnen als Student

SEITE 20

Mit dem Ballkleid ins Gefängnis

„Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ SEITE 12 – 15

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2 3JURISTL | FEBRUAR 2019JURISTL | FEBRUAR 2019

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Februar 2019INHAL

T

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf.“ Dieses Zitat

stammt von dem mittlerweile ehemaligen OGH-Präsi-

denten Dr. Eckart Ratz, der sich freundlicherweise die Zeit

für ein Interview mit uns nahm. Fast eine Stunde sprachen

wir unter anderem über den Richterberuf als solchen, aber

auch über seinen persönlichen Werdegang und seine

Erfahrungen.

Außerdem werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick hinter

die Kulissen unserer Fakultäts vertretung, genauer gesagt

hinter die Aufgaben unserer Kurien sprecherin und ihres

Teams. Für alle unter uns, die lieber in der Bibliothek lernen

als zu Hause, bringt uns Dr. Luzer, der Leiter der Fach-

bibliothek Rechts wissenschaften, auf den neuesten Stand

unserer Bibliothek. Wer doch einmal genug vom Lernen

hat und das kulturelle Angebot Wiens nutzen möchte,

jedoch nicht allzu tief in die Tasche greifen will, kann sich

im Artikel „Kulturtrip on a budget“ ein paar Tipps und An -

regungen holen.

Im Namen der FV wünsche ich euch ein abwechslungs-

reiches und erfolgreiches Jahr 2019!

Alles Liebe,

Verena Moucka

EDITORIAL

Ein Blick in die Vergangenheit und die ZukunftLE

ITAR

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www.fvjus.at

www.facebook.com/FVJusWien

Florida Kleebinder

Vorsitzende

[email protected]

Liebe Kolleginnen und Kollegen, fast drei Semester ist es nun her, dass ich von den Mandatarinnen und Mandataren der FV Jus zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Drei Semester, die wie im Flug vergangen sind, seit ich das Amt am 1. Juli 2017 von meiner Vorgängerin Caroline Lessky übernommen habe. Nun liegt bereits dreiviertel mei-ner Funktionsperiode hinter mir – ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick.

Zuallererst muss gesagt werden: Die FV Jus, das bin natürlich nicht ich alleine. Hinter mir steht ein Team von ca. 40 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern, die sich jeden Tag um eure Anliegen und Prob-leme kümmern und sich unermüdlich für euch einsetzen – einige davon werdet ihr in dieser Ausgabe kennenler-nen.

Das Kernteam der FV besteht aus 7 Personen. Das sind einerseits meine Stellvertreterinnen Sabine Hanger und Antonia Folfa und ich im Vorsitzteam und andererseits die Leiterinnen und Leiter der verschiedenen FV-Teams: Barbara Abdalla ist seit über einem Jahr eure Kuriensprecherin, Florian Karasek der FV-interne Organi-sationsreferent und die Chefredaktion teilen sich Verena Moucka – die ihr bereits im Editorial kennengelernt habt – und Marlene Kucher als Zuständige für die LexPacks.

Doch was ist nun eigentlich in den vergangenen Semestern passiert? An niemandem vorbeigegangen ist natürlich die mit 1. Oktober 2017 in Kraft getretene Studienplanreform, die viele alte Probleme aus dem Weg schaffte, aber auch diverse neue Fragen aufwarf. Täglich erreichten uns dutzende E-Mails und Anrufe von Studierenden, viele kamen auch für eine persönliche Beratung in unser Büro. Mittlerweile hat sich das neue System mehr oder minder eingespielt und eine erste Evaluierung wird nicht mehr lange auf sich warten las-sen. Rechtzeitig davor werden wir auf euch zukommen und eure Kritik und Anregungen in Erfahrung bringen, um stetig für weitere Verbesserungen im Studienplan zu sorgen!

Ebenfalls ein großer Meilenstein war der Beschluss der Einführung eines geregelten Zugangsmanagements ab dem Wintersemester 2019/20. Hierzu haben wir eben-falls mehrfach eure Meinung eingeholt und die Tenden-zen waren deutlich – solange es zu keinen Verbess-erungen im Betreuungsverhältnis am Juridicum kommt,

braucht es Zugangsregelungen! Wir haben uns an euren Wünschen orientiert und diesen wichtigen Schritt seit geraumer Zeit gefordert. Natürlich ist uns aber auch bewusst, dass Symptombekämpfung nicht die Lösung sein kann und setzen uns weiterhin mit ganzer Kraft für eine Verbesserung unseres Studiums ein!

Worauf mein Team und ich ebenfalls sehr stolz sind, ist die endlich erfolgte Sonntagsöffnung des Juridicums vor der Juni-Prüfungswoche. Auch das war eine unserer jahrelangen Forderungen, die wir mit unermüdlichem Einsatz, stundenlangen Gesprächen und unzähligen E-Mails endlich durchbringen konnten! Seither wurde das Juridicum bereits mehrfach an den Sonntagen für den Prüfungswochen geöffnet und wir sehen optimi-stisch in die Zukunft, dass eine Öffnung des Juridicums bald an jedem Sonntag erfolgen wird können.

Auch wenn bereits viel Zeit vergangen und deshalb nur ein schneller Überblick über die wichtigsten Gescheh-nisse möglich ist, möchte ich aber jedenfalls noch unsere zahlreichen Veranstaltungen erwähnen, von denen jede einzelne mit viel Liebe, Elan und Genauigkeit ge plant wurde, u.a. „Welser liest“, unser Erasmus-Infoabend, die Veranstaltung anlässlich „80 Jahre Anschluss“ oder auch die Preisverleihung „ProfessorIn des Jahres“.

Doch wie bereits geschrieben liegt noch ein ganzes Semester vor uns – ein Semester voller spannender Projekte. Besonders wird die nächste Zeit natürlich unter den Zeichen der anstehenden ÖH-Wahlen im Mai 2019 stehen. Der genaue Termin wurde mittlerweile festgelegt: Zwischen 27. und 29. Mai habt IHR wieder die Chance, eure Vertretung für die kommenden zwei Jahre zu wählen!

Nun sehe ich voll neuer Energie dem letzten Viertel meiner Funktionsperiode entgegen und hoffe auf ein ebenso erfolgreiches Semester, wie sie bereits hinter uns liegen!

Bis auf Weiteres alles Liebe und vielleicht bis bald in der FV, Eure Florida

P.S. Du möchtest auch Teil unseres Teams werden? Dann schreib mir doch einfach eine E-Mail an [email protected]!

Seite 3Leitartikel

Seite 4Faculty

Seite 5AbsolventInnenecke

Seite 6|7Bibliothek

Seite 8Soziales | Wohnen als Student

Seite 9Soziales | Studienbeihilfe

Seite 10Zugangsmanagment am Juridicum

Seite 11„Die Staatsanwaltschaft Wien legt *** zur Last…“

Seite 12|13|14|15„Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“

Seite 16|17Wie demokratisch sind die Vereinten Nationen?

Seite 18Abenteuer Auslandssemester

Seite 19Uni-Bib ist voll? Geh woandershin!

Seite 20Mit dem Ballkleid ins Gefängnis

Seite 21Kulturtrip on a budget

Seite 22FVlerInnen stellen sich vor

IMPRESSUM

Juristl – Zeitung der Fakultätsvertretung Jus | Nr. 03/18 | ÖH Uni Wien, Spitalgasse 2, Hof 1, 1090 Wien | Chef-

redakteurin Verena Moucka | Anzeigen Florida Kleebinder | Layout Andrea Krahofer | Fotos Redaktion | Mit arbeiter-

Innen Florida Kleebinder, Barbara Abdalla, Karoline Engstfeld, Sabine Hanger, Jakob Hajszan, Moemen Elroumy, Lisa

Schüller, Anastasia Wolte, Antonia Folfa, Bernadette Huber, Michaela Zechmeister-Machhart, Sebastian Schantl |

Herstellung Druckerei Facultas | Offenlegung gem. §25 MedienG: Grund legende Richtung: Information der Studierenden

der rechtswissenschaftlichen Fakultät über aktuelle politische, gesellschaftliche und studienspezifische Themen.

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4 5JURISTL | FEBRUAR 2019JURISTL | FEBRUAR 2019

Die Kurie ist eines der größten Teams in der Fakul täts-vertretung. Was genau in unseren Aufgabenbereich fällt und wie unser Alltag aussieht, möchte ich euch in diesem Beitrag näher bringen.

DIE FAKULTÄTSKONFERENZ Genau genommen besteht die „Kurie der Studierenden“ aus uns allen! Man kann sich die Universität bezie-hungsweise unsere Fakultät wie ein Parlament vorstel-len, das aus VertreterInnen der verschiedenen Gruppen besteht. In unserem Fall sind das die Kurie der Professor-Innen, die Kurie des Mittelbaus – die aus allen wissen-schaftlichen MitarbeiterInnen der Universität besteht, die keine Studierenden und keine ordentlichen Professor-Innen sind – und eben die Kurie der Studierenden. Diese drei Kurien treffen einmal pro Semester unter dem Vorsitz unseres Dekans Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr.h.c. Oberhammer in der Fakultätskonferenz („Fakon“) zu -sammen. Meistens geht es hier um Angelegenheiten organisatorischer oder verwaltender Natur. Die Fakultäts-vertretung ist dort mit 10 Mitgliedern vertreten, die so die Gelegenheit nutzen, diverse Probleme direkt anzu-sprechen und zu diskutieren.

DIE STUDIENKONFERENZ Ein anderes Gremium, in dem die Studierendenkurie ebenfalls vertreten ist, ist die Studienkonferenz („Stukon“). Wie der Name schon verrät, geht es dort ausschließlich um studienrechtliche Angelegenheiten, dh Themen, die den Studienplan und das Lehrangebot betreffen. In der Stukon, die ein Mal pro Semester statt-findet, wird das Angebot an Lehrveranstaltungen des kommenden Semesters beschlossen. Hierbei handelt es sich sowohl um Angelegenheiten des Diplom- als auch des Doktoratsstudiums. Die Hälfte der Mitglieder der Studienkonferenz sind Studierende, die andere Lehrende. Geleitet wird die Studienkonferenz von den Studienpro-gramm leiterInnen, das sind Frau ao. Univ. -Prof. Dr. Bettina Perthold für das Diplomstudium und Herr Univ. -Prof. Dr. Meissel für das Doktoratsstudium, die der Studienkonferenz als ständige Auskunftsperson ohne Stimmrecht angehören.

DIE HABILITATIONSKOMMISSION In dieser Kommission wird im Rahmen eines akade-mischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefugnis für ein wissen schaftliches Fach erteilt. Nach dem Antrag der HabilitandIn oder des Habilitanden auf Erteilung seiner Lehrbefugnis erfolgt die konstituierende Sitzung der Kommission, bei der neben der Konstituierung auch die

Bestellung einer Gutachterin beziehungsweise eines Gutachters erfolgt. Die Kommission besteht aus maximal neun Mitgliedern, darunter waren bis Mai 2018 auch zwei Studierende. Mittlerweile ist hier leider nur mehr ein Studierender vorgesehen. Unsere Aufgabe ist hier unter anderem auch die didaktische Begutachtung der Bewerberin beziehungsweise des Bewerbers, die stark in die Entscheidung miteinfließt.

DIE BERUFUNGSKOMMISSION Bei der Berufungskommission geht es darum, dass ein/e neue/r ProfessorIn an die Uni berufen werden soll. Die Berufung erfolgt durch ein langes und aufwendiges Verfahren. Nach dem Einlangen der Bewerbungen wer-den diese von externen GutachterInnen gesichtet. Weiter geht es mit den Hearings. Dort werden die Berufungs-kandidatInnen eingeladen, einen wissenschaftlichen Vortrag und eine Probevorlesung zu einem bestimmten Thema zu halten. Danach erstellt die Berufungskommission auf Basis der eingeholten Gutachten und unter Be -rücksichtigung der Hearings einen Besetzungs vor schlag. Dieser wird anschließend an das Rektorat der Universität Wien übermittelt, welches wiederum zur Berufungs-verhandlung einlädt. Berufungskommissionen sind immer sehr interessant, da der Meinung der Studierenden ein hoher Stellenwert zukommt. Wir bereiten uns daher immer sehr gut auf diese vor, bringen uns vor allem aktiv durch Fragen ein und repräsentieren die Meinung der Studierenden, indem wir Erfahrungsberichte der Studier-enden einholen oder uns mit den Fakultäts vertretungen der Heimatuniversitäten der neuen ProfessorInnen in Verbindung setzen.

DER ALLTAGAbgesehen von den Gremien und Kommissionen gibt es für uns immer genug zu tun. So bin ich als Kurien-sprecherin das Sprachrohr zwischen uns Studierenden und den ProfessorInnen. Das Einholen und verarbeiten von eurem Feedback rund um Lehrveranstaltungen und Prüfungen gehört ebenso zu meinem Aufgabenbereich wie die Unterstützung bei der Geltendmachung diverser Rechtsmittel, wie zum Beispiel der Prüfungsanfechtung oder dem Prüfungsabbruch. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist der Prüfungsschutz. Bei diesem hören wir persönlich stichprobenartig bei mündlichen Prüfungen zu und achten auf die Prüfungssituation. Auch hier berichten wir unserem Dekan und unserer Studien-programmleiterin, sollte uns etwas aufgefallen sein, das einer fairen Prüfung entgegenstehen könnte.

FACU

LTY

Kurie Backstage

Barbara Abdalla

Kuriensprecherin

[email protected]

Wie ihr sehen könnt, ist der Aufgabenbereich der Kurie sehr umfangreich und nimmt daher viel Zeit in Anspruch. Mein Amt ist trotzdem das schönste, das man neben dem Studium haben kann!

Für Fragen stehen ich und mein Team euch gerne zur Verfügung!

Eure Barbara

Über die Sinnhaftigkeit von Prakitka bzw. Ferial-praktika scheiden sich die Geister. Zwar sagt die überwiegende Menge der zukünftigen Arbeit geber-innen/ArbeitgeberInnen, dass Praktika während des Studiums unumgänglich seien, jedoch lassen die Tätigkeitsbereiche bei diesen Praktika oft zu wün-schen übrig. Erfahrungen aus der Sicht von KollegInnen und Kollegen und mir:

Mein Name ist Mag. Benjamin Hrubes und ich habe im April 2018 mein Studium der Rechtswissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Schon vor meiner Zeit als Student habe ich diverse Praktika absolviert, vor der Matura auch schon als Ferialpraktikant in einer kleinen Rechtsanwaltskanzlei. Die Tätigkeiten damals bestanden aus Botengängen, Kopieren und hier und da Diktate nie-derschreiben. In meinem damaligen Alter und aufgrund meiner nicht vorhandenen juristischen Kenntnisse waren dies die besten Beschäftigungen, um einen Einblick in die Tätigkeit eines Anwalts zu bekommen.

Ein paar Jahre später, während des Studiums, durfte ich als juristischer Mitarbeiter in einer renommierten Wirtschaftskanzlei in Wien arbeiten. Ich hatte großes Glück, denn diese Kanzlei setzt viel daran, Studierenden schon während des Studiums einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit von Rechtsanwälten zu geben. Dies ist jedoch leider nicht der Regelfall. Aus meiner Erfahrung durch Ferialpraktika und aus Berichten von KollegInnen sieht nämlich die berufliche Realität eines Jus-Studierenden ganz anders aus. Viele Kanzleien brauchen neben der Tätigkeit der Sekretariate auch noch Personen für die täglich anfallende, gleich-bleibende und zeitraubende Arbeit. Es geht hierbei um die Ablage von Akten, Verwaltung des Archivs und Botengänge. Für diese Tätigkeiten ist ein/e StudentIn in den Augen vieler ArbeitgeberInnen perfekt geeignet, da man sich auf der einen Seite eine langwierige und zeiti-ntensive Ein schulung erspart und auf der anderen Seite das Stamm personal entlastet wird. Wenn man jedoch als junge/r JuristIn etwas vom Fach sehen möchte, ist man bei diesen Tätigkeiten an der falschen Adresse, da man so gut wie nie weiß, worum es sich bei den Akten oder den Dokumenten, die man in Händen hält, überhaupt

handelt.

Es gibt viele Kanzleien, die mittlerweile in der Stellen-ausschreibung für Studenten-Jobs sogar schon explizit erwähnen, dass keine „typische“ Studenten arbeit ver-richtet werden muss. Leider weiß jeder, was unter dieser „typischen“ Arbeit gemeint ist, nämlich Kopieren, Schreddern, Aktenablage, Ein- und Umräumen des Archivs und dergleichen.

Das Studium an einer juristischen Fakultät vermittelt ein gefestigtes Grundwissen und es bietet auch viele Möglichkeiten, sich auf den verschiedenen Kernthemen zusätzlich noch Fachwissen anzueignen. Jedoch geht die Praxis und das juristische Arbeiten oft unter und die Möglichkeiten, etwas „Praktisches“ zu tun, sind sehr begrenzt. Über dieses Problem klagen sowohl die Studierenden selbst, als auch die zukünftigen Arbeit-geberInnen, da man den Jung-JuristInnen quasi „selbst einarbeiten muss“.

Würde die Universität nun gemeinsam mit Personen aus den verschiedenen juristischen Tätigkeitsbereichen ver-stärkt zusammenarbeiten und das Erlernen von prak-tischen Arbeitsvorgängen fördern, so wäre allen Seiten geholfen, denn Erfahrungen jeglicher Art neben dem Studium zu sammeln ist wahrscheinlich der wichtigste Schritt im Hinblick auf die künftige Arbeitswelt. Dies aber nur, wenn diese Erfahrungen auch persönliche Werte schaffen und nicht nur in einem Konstrukt aus vorgefestigten Arbeitsabläufen untergehen. Es gibt so viele Möglichkeiten, interessierte und motivierte Jung-JuristInnen schon früh in der Arbeitswelt unterzubringen und zu fördern.

Es ist klar, dass die „unleidigen“ täglichen Arbeitsschritte erledigt werden müssen und dafür darf sich auch ein Studierender der Rechtswissenschaften nicht zu gut sein. Jedoch kann man im Hinblick auf den zukünftigen Berufsweg sicherlich einen Kompromiss finden, der eine/n motivierten Studierende/n sowohl in die Kanzlei einschließt, als man ihm auch schon die ersten juristi-schen Werkzeuge in die Hand legt, damit er gewappnet ist, um das Handwerk der Juristerei schon früh erlernen zu dürfen.

AbsolventInneneckeSERIE

Praktika während des Studiums – gute Fort- bildung oder doch nur stetiges Kopieren?

Mag. Benjamin Hrubes

Beratung

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6 7JURISTL | FEBRUAR 2019JURISTL | FEBRUAR 2019

Liebe Studierende an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät!

Die Universitätsbibliothek wird heuer evaluiert. Dies ist ein selbstverständlicher, in regelmäßigen Abständen erfolgender Prozess, der sich vor allem auch dadurch auszeichnet, dass ExpertInnen, die nicht in Österreich tätig sind, als sogenannte „Peers“ einen Blick von außen auf die Leistungen der Bibliothek werfen und einen Bericht an das Rektorat verfassen, der Verbesserungsvorschläge enthält.

Im Zuge dieser Evaluation fand auch eine Umfrage unter zufällig ausgesuchten BenutzerInnen und Be -nutzern, die den physischen Bestand regelmäßig ver-wenden, statt.

Abgesehen von den schulnotenmäßigen Frage stell-ungen gab es auch die Gelegenheit Kommentare abzugeben, die Problemfelder aufzeigten, die für mich persönlich kaum überraschend sind.

Ich möchte diesen Beitrag im „Juristl“ nun dazu nut-zen, zu den häufigsten Anmerkungen Stellung zu neh-men und Ihnen näherzubringen, was unsererseits für die kommenden Jahre geplant ist.

ELEKTRONISCHE RESSOURCENIm Bereich der elektronischen Ressourcen sind zwei verschiedene Problemfelder aufgetaucht. Einerseits wünschen sich viele eine Erweiterung des Angebots, andererseits geht es um die Frage, von wo aus das Angebot genutzt werden kann.

Tatsächlich sind die meisten der juristischen Datenbank nur vor Ort nutzbar. Das bedeutet, dass Sie sich im IP-Range der Universität befinden müssen, um auf die Datenbanken zugreifen zu können. Ein Fernzugriff via u:access ist hier ausgeschlossen. Dies ist definitiv nicht im Sinn der Bibliothek. Allerdings sind wir vertraglich gebunden, den Zugang auf diese Art und Weise ein-zuschränken. Bei jeder Vertragsverhandlung wird die-ses Problem unsererseits angesprochen und den AnbieterInnen nahegelegt, über eine Lösung für einen Fernzugriff nachzudenken. Immerhin bieten sowohl die RDB als auch LexisNexis Österreich die Möglichkeit der einmaligen Freischaltung für jeden Studierenden wäh-rend des Studiums an.

Die andere Problematik zielt auf den Umfang des

Angebots. Leider berechnen die Datenbank anbieter-Innen ihren Preis nach der Anzahl der Studierenden. Somit zahlen wir erheblich mehr als alle anderen Universitäten Österreichs. Dies führt dazu, dass selektiv erworben werden muss.

RDB: Jeder Kommentar wird extra verrechnet. Wenn Sie hier spezielle Wünsche haben, reden Sie bitte mit uns.USA: Wir haben LexisNexis; Westlaw ist zu 90% deckungsgleich. Mit HeinOnline verhandeln wir gerade.Beck-Online: wir verfügen nur über das Universitäts-modul. Eine Lizenz für alle anderen Module ist absolut nicht finanzierbar.

E-Book-Pakete: Hier sind wir kontinuierlich bemüht, neue Pakete zu erwerben. Das funktioniert derzeit eher bei englischsprachigen Werken, da deutschsprachige Verlage sehr eigene Preisvorstellungen haben und oft nur Lizenz- und keine Kaufmodelle anbieten.

VERSCHWUNDENE BESTÄNDEDer am häufigsten vorkommende Kritikpunkt war, dass sehr viele Bücher, die nicht als entlehnt aufscheinen, nicht am Platz stehen. Wir sind uns dieses Problems seit Jahren bewusst. In Ermangelung einer Buch-sicherungs anlage und der Tatsache, dass in jedem Stockwerk sechs Türen vorhanden sind, lässt sich aktuell keine vernünftige Bestandssicherung gewähr-leisten.

Dieses Problem ist freilich auch der Fakultät bewusst. Deswegen ist unser Dekan Prof. Paul Oberhammer hier initiativ geworden und hat Fr. Professor Zöchling-Jud beauftragt, gemeinsam mit der Bibliothek nach Lös-ungen zu suchen. Da hierfür auch bauliche Veränder-ungen notwendig sein werden, kann ich Ihnen noch nicht sagen, wie genau die Lösung aussehen wird. Ich versichere Ihnen aber, dass alle Beteiligten ein großes Interesse haben, den Bücherschwund in den Griff zu bekommen.

SCANNER, STECKDOSEN, GARDEROBEN UND GRUPPENARBEITSRÄUMEDer vielfach geäußerte Wunsch nach einem Buch-scanner wurde bereits erfüllt. Sie finden das Gerät im 2.OG vor dem Zeitschriftenlesesaal. Mein Ziel ist, dass irgendwann einmal in jedem Stock ein Scanner zur Verfügung steht.

Steckdosen an jedem Arbeitsplatz sind ebenfalls ein

Ziel, das wir schon lange eingereicht haben. Hoffentlich lässt sich das im Zuge der oben angeführten baulichen Maßnahmen realisieren.

Garderoben sind ein echtes Problem. Die einen wün-schen sich einen täglichen Zugang, die anderen hätten gerne ein Kästchen zumindest auf Semester dauer. Hinzu kommt, dass unsere Garderoben noch zur Grundausstattung des Hauses gehören, also aus dem Jahr 1984 stammen. Mit der neuen Benutzungsordnung wird jedenfalls die nicht rechtzeitige Rückgabe eines Schlüssels gebührenpflichtig, so wie das bei Büchern schon jetzt der Fall ist.

Gruppenarbeitsräume werden auch öfters gewünscht. Leider sehe ich hier im Juridicum zur Zeit keine Mög-lich keit diesen Wunsch zu realisieren.

ÖFFNUNGSZEITEN, PLATZMANGEL UND ENTLEHNDAUERAls Ergebnis der BenutzerInnenumfrage vor sieben Jahren, wurden die Öffnungszeiten erweitert. Seither ist die Bibliothek im 4.OG bis 21:45 geöffnet. Um 22:00 Uhr wird das Haus gesperrt. Dies deckt nach unserer Erfahrung den Bedarf ziemlich gut ab, was auch durch die aktuelle Umfrage bestätigt wird.

Kritisiert wird vor allem die Einschränkung der Öffnungszeiten während der Ferien. Dazu möchte ich festhalten, dass wir uns primär darum bemühen, die Öffnungszeiten während des Semesters zu garantieren, was öfters zu Überstunden meiner KollegInnen und Kollegen führt. Diese und auch Urlaubsansprüche müs-sen irgendwann abgebaut werden, und das kann nur während der Ferien erfolgen.

Ich möchte aber auch festhalten, dass die Bibliothek am Juridicum in jeder Kalenderwoche irgendwo geöff-net hat. Alle anderen Bibliotheken der Universität Wien haben Schließwochen.

Oft wurde auch der Platzmangel am Juridicum ange-sprochen. Das kann ich leider nicht ändern. Wir bemü-hen uns aber durch das System der Pausenscheine, eine Mehrfachnutzung von Plätzen zu ermöglichen und Platzreservierungen zu verhindern. Sollten Ihnen hier Missstände auffallen, wenden Sie sich bitte an die KollegIn vor Ort.

Mit der Umstellung auf das neue Bibliothekssystem im

August 2017 haben wir die bisherige Entlehndauer von 28 auf 14 Tage und in der Lehrbuchsammlung von 84 auf 56 Tage reduziert. Dies wurde bei Ihrem Feedback teilweise begrüßt und teilweise kritisiert. Ich möchte dazu festhalten, dass an der maximalen Entlehndauer nicht gerüttelt wurde und sie somit weiterhin verlän-gern können, soweit niemand auf das Werk vorge-merkt ist. Gerade weil wir aus budgetären Gründen nicht so viele Lehrbücher kaufen können, wie wir eigentlich wollen, erscheint die damit ermöglichte höhere Fluktuation der einzelnen Exemplare der Fairness dienlich zu sein. Wir schauen auch regelmäßig nach, bei welchen Werken wie viele Vormerkungen angelegt wurden und kaufen dann dort gezielt Bücher nach.

Abschließend möchte ich Sie alle auffordern, Probleme und Fragen nicht mit sich herumzutragen, sondern mit uns zu teilen. Ich finde es besser kontinuierlich im Gespräch zu bleiben, so wie das mit der Fakultäts-vertretung erfreulicherweise passiert, als alle fünf bis sechs Jahre bei einer Evaluierung „Frust ablassen“ zu können. Wenn Sie also Fragen, Anregungen, Wünsche etc. haben, dann schreiben Sie einfach ein Mail an

[email protected]

Ich wünsche Ihnen allen im Namen des gesamten Bibliotheksteams, ein erfolgreiches Sommersemester und alles Gute für das Jahr 2019.

Ihr Thomas Luzer

http://bibliothek.univie.ac.at/fb-rewi

[email protected]

Dr. Thomas Luzer

Leiter der FB Rechtswissenschaften

[email protected]

BenutzerInnenumfrageBIBL

IOTH

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9JURISTL | FEBRUAR 20198 JURISTL | FEBRUAR 2019

Neben Fragen, wie man sich an der Universität zurechtfindet oder einen Nebenjob findet, bereitet Studierenden die Entscheidung, wie man seine Wohn situation während des Studiums gestalten möchte, oft besonderes Kopfzerbrechen. Wir haben dazu ein paar Fakten gesammelt, die euch bei der Entscheidung helfen sollen.

DAS STUDENTENWOHNHEIMNicht nur Lage und Ausstattung sondern auch ob man ein Doppelzimmer, Einzelzimmer oder Einzelzimmer im Verbund bezieht– das bedeutet, man teilt sich meist Küche und Badezimmer mit den Nachbarn in Form von Gemeinschaftsräumen – sind unterschiedlich und spie-len bei den monatlichen Kosten eine Rolle. Gemeinsam haben die meisten Zimmer, dass sie bereits möbliert sind und nur Studierenden zur Verfügung stehen. Außerdem gibt es je nach Wohnheim Sport räume oder zusätzliche Services wie eine wöchentliche Reinigung. Gerade am Studienanfang lernt man leicht neue Leute kennen und trifft fast immer jemanden zum Feiern. Man sollte sich bereits ein Semester im Vorhinein für ein Zimmer anmelden, wobei bestimmte Heime von den Bundesländern betrieben werden und ihre Landsleute bevorzugen. Ein Doppelzimmer bekommt man schon ab EUR 230,– pro Monat, ein eigenes Zimmer ab EUR 320,–. Ein Einzelzimmer in zentraler Lage kostet meist jedoch zwischen EUR 350,– und EUR 450,– pro Monat.

DIE WOHNGEMEINSCHAFT (WG)Anders als Studentenwohnheime setzen sich WGs oft unterschiedlich zusammen. Von reinen Frauen- oder Männer- WGs, einer WG bei der Alt und Jung, Freunde oder bis zu ihrem Einzug Fremde, Berufstätige oder Studierende miteinander wohnen, lässt sich alles fin-den. Möchte man von zu Hause ausziehen, jedoch nicht alleine leben, ist die WG eine gute Alternative. Es gilt aber sich anzupassen und Kompromisse zu schlie-ßen – besonders bezüglich Partys oder der gerechten Aufteilung der Hausarbeit. Im Vergleich zur eigenen Wohnung sind WG- Zimmer meist leichter zu finden, da sie auch unter dem Semester nicht nur in diversen sozialen Netzwerken inseriert werden. Die monatlichen Kosten belaufen sich in etwa auf die eines Wohn-heimzimmers.

DIE EIGENE WOHNUNGDer durchschnittliche Studierende wird sich trotz finan-zieller Unterstützung der Eltern, ohne Nebenjob keine

eigene Wohnung leisten können. Genossenschaften und staatliche Förderung wie zB die Wohnbeihilfe (kann auch von WGs beantragt werden) bieten die Möglichkeit, günstig eine Wohnung zu beziehen. Zentral gelegene, leistbare Wohnungen stehen nicht lange leer, daher muss man meist lange suchen. Zu Beginn muss die Wohnung – neben hohen Kosten wie Kaution, Ablöse und Provision – eingerichtet werden, jedoch erlebt man dann das höchste Maß an Unabhängigkeit. Man ist an niemanden gebunden und kann alles organisieren, wie man möchte, wobei es nicht zu unterschätzen ist, einen eigenen Haushalt zu führen und tatsächlich alleine zu sein. Gerade am Anfang fühlt man sich schnell einsam. In Wien beträgt die Miete für eine 45m² Wohnung inklusive Betriebs-kosten durchschnittlich EUR 400,– pro Monat.

HOTEL MAMAWer bei den Eltern wohnt, wird vermutlich wenig bis gar kein Geld aufwenden müssen. Besonders die Kosten für Lebensmittel spart man sich dank Mamas Küche. Zwar muss man im Haushalt mithelfen, der größte Teil wird aber meist von den Eltern erledigt. Probleme ergeben sich oft, wenn es nicht genug Ruhe zum Lernen oder Abschalten gibt. Unabhängig ist man noch nicht, da unter dem Dach der Eltern immer noch deren Regeln gelten und sich diese im Vergleich zur Schulzeit manchmal kaum ändern. Aber es ist definitiv die kosten günstigste Variante.

Letzten Endes kommt es auf den eigenen Typ und die individuelle Situation an. Auch wenn es oft nicht mög-lich ist, während des Studiums zu Hause zu wohnen, sei es aus Platzmangel, Streit mit den Eltern oder weil man zu weit von der Universität entfernt wohnt, sollte die Entscheidung, wie man wohnen möchte, nicht übereilig getroffen werden. Die meisten wollen doch am Ende des Tages ein Zuhause und nicht nur ein Zimmer.

[email protected]

SOZIAL

ES

SOZIAL

ES

Wohnen als Student Studienbeihilfe

Karoline Engstfeld

Sozialsprecherin

[email protected]

Wusstest du, dass es seit dem Wintersemester 2017/ 18 bessere Chancen auf Studienbeihilfe gibt? Das Leben in Wien ist teuer und gerade wenn man Jus studiert, ist es oft nicht mög-lich, neben dem Studium auch seinen Lebens-unterhalt zu verdienen. Grund sätzlich haben die Eltern für den Unterhalt ihres Kindes auf-zukommen, so lange es noch nicht selbsterhal-tungsfähig ist und einer Ausbildung nachgeht. In vielen Fällen ist dies aber finanziell nicht machbar, weshalb es einige Möglichkeiten gibt, finanzielle Zuschüsse zu erhalten – dazu zählt unter anderem die Studienbeihilfe. Die hierfür zuständige Behörde ist die Stipen dien stelle.

Jeder ordentliche Studierende in Österreich, der die Voraussetzungen des Studienförderungs-gesetzes erfüllt, kann grundsätzlich für die Dauer der Mindest studienzeit +1 Toleranz-semester pro Abschnitt Studien beihilfe bezie-hen, wobei nicht verbrauchte Toleranz semester in den nächsten Abschnitt mitgenommen wer-den können. Eine Ausnahme sind Personen, die sich als außerordentliche Studierende auf die Studien berechtigungsprüfung vorbereiten. Ihnen wird die Studien beihilfe für maximal zwei Sem-ester gewährt.

Die Höhe der Studienbeihilfe ist einkommensab-hängig, variiert also je nach Einkommen der Eltern. Bei der Berechnung der Höhe wird von einem Höchstbetrag ausgegangen, der sich um diverse Faktoren, zum Bei spiel das eigene Ein -kommen und das der Eltern, verringert. Für Studierende mit Behinderung und studierende Eltern wird dieser Höchstbetrag erhöht. Des Weiteren gibt es nach Alter gestaffelte Zuschüsse und Studier enden, die den Studienbeitrag be -zahlen müssen, werden von diesem befreit. So kann eine monatliche Auszahlung von über EUR 800,– erreicht werden. Mit dem Stipendien-rechner kann man unter www.stipendienrech-ner.at seinen individuellen Anspruch berechnen.

Bsp.: Student, 25 Jahre, erhält maximal EUR 801,– monatlich. Davon werden die nach Studien förderungs gesetz zumutbaren (nicht tatsächlich erbrachten!) Unterhaltsleistungen der Eltern abgezogen. Die niedrigste monatli-che Studienbeihilfe liegt bei EUR 5,–.

Die Studienbeihilfe ist außerdem leistungsab-hängig. Sie wird nur gewährt, solange ein gün-stiger Studien erfolg vorliegt. Die Beihilfe soll einen Teil des Lebens unterhalts ausmachen, den der Studierende durch das zielstrebige Betreiben des Studiums nicht erwirtschaften kann. Ein günstiger Studienerfolg liegt gemäß § 20 Studien förderungsgesetz vor, wenn nach den ersten beiden Semestern Zeugnisse über erfolg-reich absolvierte Lehrveranstaltungen und Prüf-ungen aus Pflicht- und Wahlfächern im Ausmaß von 30 ECTS-Punkten oder 14 Sem ester stunden vorgelegt werden können. Kann nicht einmal die Hälfte nachgewiesen werden, muss die erhal-tene Studienbeihilfe zurückgezahlt werden. Die Leistungen sind spätestens bis zum Ende der Antragsfrist des 3. Semesters nachzuweisen.

Achtung! ECTS- Punkte aus Latein- Lehrveran-staltungen (Formenlehre & Syntax und Rechts-terminologie lateinischen Ursprungs) zählen NICHT für den Leistungs nachweis, da es sich um Leistungen außerhalb des Curriculums handelt! Das bedeutet:• Du beantragst die Studienbeihilfe und sie

wird gewährt.• Zu Beginn deines dritten Semesters, also am

01.10. oder 01.03., prüft die Stipendienstelle wie viele ECTS- Punkte du in den vergange-nen 2 Semestern erreicht hast.

Das passiert automatisch! Die Universität Wien übermittelt zeitnah alle Leistungen an die Stipen dienstelle, sodass du selbst keine Zeug-nisse vorlegen musst.• Hast du bereits zu Beginn deines 3.

Semesters 30 ECTS- Punkte erreicht, bekommst du die Studienbeihilfe weiterhin wie gewohnt ausbezahlt („Systemantrag“).

• Hast du zu Beginn deines 3. Semesters noch nicht 30 ECTS- Punkte erreicht, werden die Zahlungen also vorerst eingestellt.

• Nun hast du bis zum Ende der Antragsfrist deines 3. Semesters (15.12. bzw. 15.05.) Zeit, den Nachweis zu erbringen, damit dein Anspruch nicht erlischt.

• Da die erbrachten Leistungen laufend an die Stipendienstelle übermittelt werden, wird die Auszahlung automatisch fortgesetzt, sobald die noch fehlenden Leistungen erbracht wer-den.

• Kannst du die erforderlichen ECTS- Punkte nicht bis 15.12. bzw. 15.05. nachweisen, erlischt der Anspruch.

Du kannst jederzeit selbst einen Antrag stellen, sobald die Voraussetzungen wieder vorliegen.

Bsp.: A beantragt im Oktober 2018 Studien-beihilfe. Sie wird zuerkannt. A studiert im WiSe 2018/19 und SoSe 2019. Nach zwei Semestern ist der Leistungsnachweis zu erbringen. Am 01.10.2019 überprüft die Stipendienstelle automatisch, wie viele ECTS- Punkte erreicht wurden.A hat nur 17 ECTS- Punkte, weshalb die Aus-zahlung vorerst eingestellt wird. A besteht im November die MP Zivilverfahrensrecht und er -hält 14 ECTS- Punkte. Da die Leistungen auto-matisch an die Stipendienstelle übermittelt wer-den und der erforderliche Leistungsnachweis nun erbracht ist, bekommt A automatisch ab Dezember wieder und rückwirkend für Sept-ember – November Studienbeihilfe ausbezahlt, wenn auch alle sonstigen Voraussetzungen wei-terhin vorliegen.

Beantragt werden kann die Studienbeihilfe auf mehrere Arten. Für den elektronischen Antrag über die Website der Stipendienstelle ist eine Handy-Signatur erforderlich, die man bei diversen Behörden, wie zum Beispiel Bezirks- und Gemeinde ämtern oder der Stipendienstelle kostenlos freischalten lassen kann. Selbst ver-ständ lich können die erforderlichen Formulare auch via Fax, Post oder persönlich bei der Stipendien stelle eingereicht werden. Beachte die Anspruchsdauer & Zuverdienst grenze! (Vorsicht vor einer Rückzahlung!) Einerseits wird die Studienbeihilfe zur Gänze zurückgefordert, wenn nicht einmal die Hälfte – also 15 ECTS- Punkte bzw. 8 SWS – des erforderlichen Leistungs nachweises innerhalb der Frist erbracht wird. Andererseits kann es bei der abschlie-ßenden Berechnung zu Rückforderungen kom-men, wenn die Zuverdienstgrenze von EUR 10.000,–/Jahr überschritten wird.

Beachtet man jedoch die Zuverdienstgrenze und betreibt sein Jusstudium zielstrebig, steht der Studienbeihilfe nichts mehr im Wege.Weitere Infos unter www.stipendium.at

Page 6: „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ · 2 234567981880RE43D48AKTI 234567981880RE43D48AKTI 3 Seite 19 Seite 12 – 15 Seite 21 INHALT Februar 2019 Liebe Kolleginnen

10 11JURISTL | FEBRUAR 2019JURISTL | FEBRUAR 2019

Gerichtsverfahren kennen wir oft nur aus diversen Fernsehserien oder Filmen, wie „Richter Alexander Hold“, oder eventuell aus der Schulzeit, weil man eine Exkursion zu Gericht unternommen hat. Auch ist nicht jedem bekannt, dass Gerichtsverfahren in Österreich grundsätzlich öffentlich sind und daher allen Interessierten frei zugänglich sind. Außerdem wissen viele JusstudentInnen nicht, dass es die Möglichkeit gibt, im Zuge einer Rechts hörer schaft hinter die Kulissen der Verfahren zu blicken.

Die Rechtshörerschaft ist eine Art Praktikum, welches bei Gerichten und auch bei Staats-anwaltschaften absolviert werden kann und in dessen Rahmen den StudentInnen ein Einblick in die Alltagsarbeit der österreichischen Justiz gewährt wird. Dabei wird jede/r RechtshörerIn für die Zeit der Rechtshörerschaft einer/einem Richter In beziehungsweise StaatsanwältIn zuge-teilt. Als ich von dieser Möglichkeit gehört hatte, war für mich klar, dass ich davon Gebrauch machen will. Darum meldete ich mich im Oktober 2017 für eine Stelle als Rechtshörer bei der Staatsanwaltschaft Wien für Februar 2018 an. Am ersten Tag sollten die anderen RechtshörerInnen und ich ins Präsidium der Staatsanwaltschaft kommen. Wir erfuhren, wem wir zugeteilt wurden und bekamen eine Einführung in unsere Rechte und Pflichten, anschließend wurden wir einzeln angelobt. Im Vordergrund sollte das Besuchen von Verhandlungen stehen, aber je nach Bedarf und Interesse sollten wir auch die/den Staats-anwältIn unterstützen. Anschließend suchten wir dann alle die Zimmer unserer jeweiligen Staatsan-wältInnen. Ich war einer Staatsanwältin aus der Sondergruppe „organisierte Kriminalität“ zuge-teilt, diese beschäftigt sich unter anderen mit Drogenkriminalität. Zu Beginn erklärte sie mir die

Abläufe innerhalb der Behörde und den Aufbau eines Ermittlungsakts. Gleich am dritten Tag mei-ner Rechtshörerschaft bekam ich einen sehr spannenden Fall, den ich zusammenfassen sollte. Als Nächstes war meine Aufgabe, einen mehrere Aktenstöße umfassenden Fall durchzulesen und nach einer bestimmten Person zu suchen. Dann ging es an den nächsten Akt mit sehr großem Umfang, bei dem ich Sachverhaltsteile herausfil-tern sollte, die für eine Anklage ausreichen, um dann einen Strafantrag vorzubereiten. Nachdem dies einige Tage später erledigt war, sollte ich nun einen Entwurf für die Einstellung eines Straf-verfahrens, da der Beschuldigte im Ausland verur-teilt wurde, verfassen und darin begründen, warum so vorgegangen werden sollte. Daneben schrieb ich noch ein paar weitere Strafanträge zu kleineren Fällen.

Neben mir war noch eine Richteramtsanwärterin im Büro meiner Staatsanwältin. Während des nächsten Monats besuchte ich immer ihre Ver-handlungen und bekam Einblick in die Straf-anträge und teilweise in die Akten. Außerdem war es spannend, mit ihr die beobachteten Ver-handlungen nach dem Urteil gemeinsam zu besprechen.

In der zweiten Woche bekamen wir darüber hinaus die Möglichkeit, an einer Führung durch die Justizanstalt Josefstadt teilzunehmen. Zu Beginn wurde uns gezeigt, welche Gegenstände die JustizwachebeamtInnen in letzter Zeit von den Insassen beschlagnahmt haben, darunter fanden sich lebensgefährliche Stichwaffen, die teils ins Gefängnis geschmuggelt und teils von den Häftlingen selbst hergestellt wurden. Negatives Highlight war ein selbstgebauter Apparat, mit dem die metallischen Zellentüren unter Strom gesetzt werden konnten, um den WächterInnen

Stromschläge zu verpassen. Bei einer anschlie-ßenden Tour durch die Justizanstalt besuchten wir noch das „Halbgesperre“, wo AnwältInnen mit ihren MandantInnen sprechen können, die Gefäng nis kapelle, eine normale Zelle und einen speziellen Haftraum für Bodypacker. Dort befindet sich eine Spezial toilette, die dazu dient die im Körper der Häftlinge transportierten Drogen sicherzustellen. Schon kurze Zeit später führte mich mein Weg wieder in die Justizanstalt, als ich bei der Vernehmung eines Häftlings als Schrift-führer dabei sein durfte.

Auch die anderen Rechtshörer bekamen von ihren StaatsanwältInnen ähnliche Aufgaben. Einige waren auch bei der „Gesprächs über-wachung“ im Gefängnis, dabei hört man Häft-lingen bei den Gesprächen mit ihren Angehörigen zu.

Rückblickend war es ein sehr spannender Monat, in dem ich einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Staats anwaltschaft und auch der Justiz als Ganzes gewinnen konnte. Ebenso habe ich dadurch mein Wissen im Strafrecht vertieft und erstmals einen Überblick über das Strafprozessrecht bekommen, sowie gelernt die-ses praktisch anzuwenden, was sicher auch für die Modulprüfung förderlich ist. All das hat mich in meinem Ziel, später selbst Richter oder Staatsanwalt zu werden, bestärkt.

Ich kann ein Praktikum als Rechtshörer bei der Staatsanwaltschaft Wien und auch generell bei einem Zivil- oder Strafgericht auf jeden Fall weiterempfehlen, da man für das spätere Berufs leben als JuristIn wichtige Erfahrungen sammeln kann und einen wichtigen Einblick in unseren Justiz betrieb bekommt.

Erfahrungsbericht über eine Rechtshörerschaft bei der Staatsanwaltschaft Wien

„Die Staatsanwaltschaft Wien legt *** zur Last: …“

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JAKOB HAJSZAN | REDAKTION, KURIE

Seit Jahren wird über ein mögliches Zugangs-management am Juridicum diskutiert – nun soll es tatsächlich zur Umsetzung kommen. Ab Herbst 2019 wird die Zahl der Zulassungen für das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf 1200-1500 Studienplätze begrenzt werden.

Als Fakultätsvertretung Jus begrüßen wir diese Maßnahme, da wir davon überzeugt sind, dass damit ein wichtiger Schritt für mehr Qualität in unserem Studium gesetzt wird. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass die Einführung alleine nur ein Anfang sein kann und es hinsichtlich der Um -setzung eine starke Vertretung braucht, die sich für die Interessen der Studierenden einsetzt. Ein wesentlicher Faktor, der die Qualität unseres Studiums beeinflusst, ist das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden. In München liegt dieses Verhältnis bei 1:58, in Zürich betreut ein/e ProfessorIn 50 Studierende. Erschreckend ist im Vergleich das Betreuungsverhältnis von 1:225 Studierenden an der Universität Wien – das Studium der Rechtswissenschaften liegt hier sogar noch deutlich darüber. Einer Umfrage der Presse aus dem Februar 2018 zufolge prüfen laut Eigenangaben am Juridicum 27 Prozent der ProfessorInnen mehr als 250 Studierende pro Semester, weitere 20 Prozent sogar mehr als 500. Aus diesen Zahlen resultiert unsere tagtägliche Realität am Juridicum: Es entsteht ein Verdräng-ungs wettbewerb zwischen den Studierenden. Durch Knock-Out Prüfungen und einem stän-digen Platzmangel ist das Einhalten der Mindeststudienzeit kaum noch aus eigenen Kräften möglich. Die Zahl der Studienbeginner steigt kontinuierlich, während die Zahl der AbsolventInnen stagniert. Das Argument der sozialen Selektivität, das gerne von Vertreter Innen des freien Hochschulzugangs vorgebracht wird, läuft am Juridicum ad absurdum, denn genau der hohen Anzahl der Studierenden ist es geschuldet, dass es nicht möglich ist, das Studium ohne finan-zielle Unterstützung zu absolvieren.

DIE STAATLICHE GRUND-FINANZIERUNG UNSERES HOCHSCHULSYSTEMSUnser Hochschulsystem zeichnet sich durch eine staatliche Grundfinanzierung aus. Das bedeutet, die Zahl der ausfinanzierten Studienplätze und damit die Zahl der AbsolventInnen wird grund-sätzlich von der Politik vorgegeben - daran kann auch der freie Hochschulzugang nichts ändern. Gerade durch diesen Ansatz ist das Jus-Studium ineffizient und sozial selektiv, da der Platzmangel und die überdurchschnittliche Studiendauer Studierende aus staatlichen Beihilfesystemen drängt und es vermehrt zu Studienabbrüchen kommt. Ändern könnte man dies lediglich mit horrenden Studienbeiträgen, wie wir sie aus dem amerikanischen Raum kennen. Durch Verhandlungen der österreichischen Universi-täten mit dem Wissenschaftsministerium wer-den indirekt Kapazitäten festgelegt. Das bedeu-tet, dass Zugangsregelungen nicht die Zahl der AbsolventInnen reduzieren, sondern dafür sor-gen, dass genauso viele Studierende zugelassen werden, wie von der Politik finanzierte Plätze vorhanden sind. Wenn es politischer Wille ist, in gewissen Studienrichtungen mehr Absolvent-Innen zu generieren, muss die Politik mehr Kapazitäten schaffen. Weder dürfen Studierende in einen subtilen Verteilungskampf um die ver-fügbaren Ressourcen getrieben werden, noch darf die politische Verantwortung auf die Universitäten abgewälzt werden.

WORAN DIE STUDIEN EINGANGS-PHASE AM JURIDICUM SCHEITERTDie “Eingangsphase” sollte Studieninteressierten einen groben Überblick beschaffen und die Entscheidung der Studienwahl erleichtern. Dies passierte auch in vielen Studienrichtungen, in unserem Haus blieb der Erfolg jedoch aus. An bereits vorhanden Übungen und Prüfungen wurde lediglich das Wort „StEOP“ angehängt und anstatt innerhalb der dafür vorgesehenen STEOP-Phase Studierenden die Einsicht zu

ermöglichen, die falsche Studienwahl getroffen zu haben, werden die Studierenden erst nach einiger vergeudeter Zeit bei späteren Knock-Out-Prüfungen aus dem Studium gedrängt. Ein Blick auf die Prüfungsstatistiken der FÜM1 bestätigt dies sehr deutlich – in fünf der sechs Prüfungswochen des Jahres 2017 lag die Durchfallquote der FÜM1 jenseits der 50 %. Exemplarisch möchte ich die Statistik aus dem März 2017 zitieren: 0% Sehr Gut, 1% Gut, 6 % Befriedigend, 26% Genügend und stolze 67 % Nicht Genügend. Dass sich das Niveau der Prüfungen durch die Einführung eines Zugangs-managements kaum ändern wird, ist uns Studierenden zwar bewusst, es ist jedoch zu erwarten, dass die Prüfungsvorbereitung für den einzelnen Studierenden spürbar besser wird.

EIN FAIRES ZUGANGSMANAGEMENT FÜR BESSERE QUALITÄT IM STUDIUM Die Einführung eines Zugangstests ist natürlich erst die halbe Miete, denn die Umsetzung ist mindestens genauso wichtig. Als Fakultäts-vertretung Jus sprechen wir uns für einen facheinschlägigen und leistungsbezogenen Auf-nahme test aus, welcher – anders als altbekann-te Logiktests oder Numerus-Clausus-Verfahren nicht von Willkür geprägt sein darf. Es muss Studieninteressierten möglich sein, diesen Test mit ausreichend Engagement ohne teure Vor-bereitungskurse zu bestehen, damit eine faire Ausgangssituation gewährleistet ist. Außer dem soll dieses Zugangsmanagement schon in der Vorbereitung den Studieninteressierten Einblicke in die Rechtswissenschaften geben, damit diese sich schon vor Beginn des Studiums klar werden können, ob sie den für sie richtigen Weg einge-schlagen haben. Dazu ist es essentiell, dass die Stimme der Studierenden in diesen Belangen Gehör findet – als Fakultätsvertretung Jus wer-den wir uns deshalb dafür einsetzen, dass die vom Großteil der Studierenden gewünschten Maßnahmen auch umgesetzt werden.

Warum ein geregeltes Zugangsmanagement nicht sozial selektiv ist

Zugangsmanagement am Juridicum BE

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SABINE HANGER | STELLVERTRETENDE VORSITZENDE | [email protected]

Page 7: „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ · 2 234567981880RE43D48AKTI 234567981880RE43D48AKTI 3 Seite 19 Seite 12 – 15 Seite 21 INHALT Februar 2019 Liebe Kolleginnen

12 13JURISTL | FEBRUAR 2019JURISTL | FEBRUAR 2019

Kurz vor Beendigung seiner Amtszeit sprach der Präsident des Obersten Gerichtshofes, Dr. Eckart Ratz, mit uns über Gerechtigkeit, seine Zeit als Richter und warum Jus studieren mehr als das bloße Auswendiglernen von Paragraphen bein-haltet.

Herr Präsident, Sie sind seit 1997 am OGH. Waren davor in Feldkirch als Richter tätig. Wollten ursprünglich ins Zivil- und nicht ins Strafrechtr, was es aber am Ende geworden ist. Sie sind der 25. Amts inhaber in der Funktion als OGH-Präsident. Bei Ihrem Amtsantritt sagten Sie, dass sie gegen negativ auffallende Richter mit Disziplinarverfahren vorgehen wollen. Seit diesem Vorhaben sind mitt-lerweile 6 Jahre vergangen, was hat sich inzwischen getan und was wünschen Sie sich vom richterlichen Nachwuchs, damit die Arbeit der Justiz auf demselben guten Niveau bleibt?Dieses Standard-Interview verfolgt mich seit dem ersten Tag und das nur, weil Journalisten – hier übrigens bloß in der Artikelüberschrift – an Zuspitzungen interessiert sind. Das ist nicht unser Hauptproblem in der Justiz, das ist ein ganz nebensächliches Problem. Die Justiz funk-tioniert in Österreich im europäischen Vergleich ausgezeichnet. Österreich ist ein Rechtstaat mit viel Tradition. Es gibt in jedem System eine Gauß‘sche Normalverteilung, es gibt einfach ein paar, die sind nicht gut. Jetzt kommt es drauf an, dass ein System so viel Selbstreinigungskraft entwickelt, dass es möglichst bei diesen Leuten ansetzen kann und nicht einfach resignieren muss. Richter sind in höchstem Maße für die Bevölkerung verantwortlich. Es ist ungemein wichtig, dass die Justiz nicht insgesamt an Ver-trauen verliert, weil es Leute gibt, die dieses

Vertrauen ständig beschädigen. Vertrauen auf-zubauen ist viel schwerer als Vertrauen abzu-bauen. Ein Urteil das völlig daneben ist und publik wird, richtet enormen Schaden an. In diesem Sinne wäre es mir wichtig gewesen, eine Art Qualitäts management voranzutreiben. Was ich immer gemacht habe in meinem Bereich; ich war Senatspräsident des OGH, habe ein tolles Team gehabt und es war gerade deshalb nicht immer konfliktfrei, obwohl wir uns stets als Team verstanden haben. Es gibt also auch posi-tive Auseinandersetzungen. Oftmals geht es in der Justiz auch nur um ein nicht angemessenes Verhalten gegenüber Parteien. Aber, dass in signifikantem Maß in der Strafgerichtsbarkeit schlechte Arbeit gemacht wird, könnte ich wirk-lich nicht sagen – im Gegenteil.

Vielleicht ist es eine Mindermeinung. Kann sein, dass dies unter anderem ein Grund für das schwindende Vertrauen in die Justiz ist. Stimmen Sie der These zu, dass jemand, der über Vermögen und Ein fluss verfügt besser davonkommt als jemand der das nicht hat. Das kann ich gar nicht sagen. Besser oder Schlechter. Das ist wie bei Promi-Kindern, ein Promi-Kind hat es nicht unbedingt leichter. Ein Promi-Kind fällt mehr auf und es kann sein, dass es Neider hat. Die Pranger-Wirkung wirkt bei Leuten mit Vermögen und Einfluss stärker. Sie haben aber die Möglichkeit, Verfahren in die Länge zu ziehen, Nebelbomben zu werfen und dergleichen. Wichtig für einen Richter ist, zu erkennen, ob ein Angeklagter die Sache wirklich aufklären und seine Unschuld beweisen will, oder bloß auf Behinderung der Wahrheitsfindung abzielt. Jener verdient volles Entgegenkommen, dieser nicht. Aber man muss sich natürlich vor Vorurteilen in Acht nehmen. Auch sollte man

nicht pauschal Gewalttäter gegen Vermögens-delinquenten ausspielen. Wer Gewalt anwendet, hat oft einfach intellektuell kein anderes Mittel, um zu reagieren. Wenn Sie als gebildeter Mensch jemanden verletzen wollen, können Sie das hingegen ganz subtil und mit großer Wirkung tun. Sie sagen etwas, was mehr schmerzt als ein blaues Auge. Es ist komplex. Man kann nicht pauschal sagen, dass bestimmte Angeklagte besser oder schlechter davonkom-men.

Nehmen Sie In Hinsicht auf die mediale Berichterstattung die Medien als unter-stützend im Prozessweg wahr?Ja, die mediale Berichterstattung ist idealtypisch ein public Watchdog. Das ist, was der EGMR ständig sagt. Im Optimalfall geht es um investi-gativen Journalismus. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob alle so denken oder es manchen nicht

eher darum geht, wer mit wem und so, also Geschichten zu erzählen, anstelle der Öffent-lichkeit Kontrolle zu ermöglichen. Natürlich ist die Presse unverzichtbar, als public watchdog. Aber ebenso natürlich kann Vernunft auch Unsinn, Wohltat Plage werden.

In den USA würde man Sie wahrschein-lich Chief Justice nennen. Die amerika-nische Gerichtsbarkeit ist mehr rechts - schaffend als die kontinentaleuropäische Gerichtsbarkeit, welche eher rechts - wahrend ist. Das lässt das amerika-nische Justizsystem mächtiger und kom-petenzenreicher aussehen. Würden Sie sich persönlich eine Ausweitung der richterlichen Kompetenzen in der öster-reichischen Gerichtsbarkeit nach ameri-kanischen Vorbild wünschen? Denn im Endeffekt sind Juristen mit Common-Law-Hintergrund flexibler, weil sie einen grö-ßeren Spielraum haben. Das alte Spannungsverhältnis zwischen Demo-kratie und Rechtsstaat. Wenn ich dem Richter, der nur wenig demokratisch legitimiert ist und seine Legitimation über die Rationalität seiner Entscheidungen bekommt, mehr Macht gebe, dann entmachte ich zwangsläufig das Volk, von dem das Recht ausgehen soll. Das ist das Problem. Es sind eigentlich Verfassungsgerichte, um die es hier geht. Die Macht des Supreme Court besteht in den verfassungsrechtlichen Aussagen, in Wertungsaussagen. Robert Walter sagte einmal, wenn ich mich recht erinnere, dass Richter durch Wertungen überfordert seien und man sie ihnen ersparen müsse. Damit ist nicht gemeint, dass Richter intellektuell durch Wert-ungen überfordert sind. Es geht um die Legi-timation zu gesellschaftlichen Wertungen. Darüber sollte primär der Souverän, das Volk über sein Parlament, entscheiden. Auch Grund -r echtsmehrheiten sollten vom Volk ausgehen. Ob Männer Männer und Frauen Frauen heiraten können, sollte im politischen Prozess entschie-den werden. Mit Blick auf die EU ist es interes-sant, dass der EuGH als Motor der Integration gesehen wird. Es ist aber so, weil die anderen Apparate zu schwerfällig scheinen.

Sie meinen also, dass die Gerichte in dem Fall zu mächtig sind? Was heißt „zu mächtig“? Ich kann nicht zuspit-zen, ich bin Richter. Ich stelle nur fest, dass der europäische Gerichtshof als Motor der Inte-

gration bezeichnet wird. Wenn ein Gericht, zugespitzt formuliert, den Anwendungsvorrang erfunden hat – der Anwendungsvorrang steht ja nur in Protokollen, nicht in den Verträgen – und wenn das „europäische Volk“ den Anwendungs-vorrang nicht hätte haben wollen und die Richter gesagt hätten, wir müssen das jetzt vorantreiben, dann wäre das nicht unproblema-tisch. Andererseits können Richter einer Ent-scheidung nicht ausweichen, sie müssen am Ende eine Entscheidung treffen. Man muss unter dem Aspekt von Checks and Balances nur auf-passen, dass die Gerichte nicht Macht ausüben, die eigentlich allgemeinen Normen, also demo-kratischer Entscheidungsfindung, vorbehalten sein sollte.

Sie sind über 30 Jahre Richter und über 20 Jahre in diesem Haus tätig, mit Ende des Monats gehen Sie in den wohlverdienten Ruhestand. Sie hatten von Anfang an eine gewisse Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit. Hat Sie ihr Gerechtig keits-empfinden sowie Ihre Vorstellung von Gerechtigkeit im Laufe Ihrer Tätigkeit geändert? Für mich ist ganz wichtig, dass Gleichgerechtigkeit herrscht im Gegensatz zu bloßer Einzelfall-gerechtigkeit. In England gab es für die beiden Aspekte sogar unterschiedliche Arten von Gerichtsbarkeit. Aus meiner Sicht ist Gerechtig-keit in erster Linie, Gleiches gleich zu behandeln und immer gleich zu behandeln.

„[...] Aus meiner Sicht ist Gerechtig keit in erster Linie, Gleiches gleich zu behandeln und immer gleich zu behandeln [...]“ Hon. Prof. Dr. Eckart Ratz

In diesem Sinne war mir immer wichtig, Formeln zu finden, die auf möglichst viele Fälle anwendbar, wirkliche Algorithmen sind, Rechtssätze, mit denen die Praxis aber auch umgehen kann. Formales Recht ist für mich nicht schlechteres Recht. Nur formales Recht ist hartes Recht. Recht ist formal, das ist gerade der Sinn des Rechts.

Erinnern Sie sich an Ihre größten Schwier-ig keiten während dem Studium bzw. an Ihr Studium generell?Also im Studium habe ich keine großen Schwier-ig keiten gehabt. Ich war allerdings ein unglaub-

lich schlechter Schüler im Gymnasium. Ich bin in der 7. in Bregenz mit 3 Fünfern aus der Schule geschmissen worden und bin dann eigentlich als Asylant in einem Jesuitengymnasium unterge-kommen. Die haben mir wirklich Asyl gegeben. Die hätten mich nicht nehmen müssen. Und da habe ich große intellektuelle Freiheiten bei den Jesuiten – darum bin ich ihnen heute noch so dankbar – erlebt. Und die haben mich dann sozusagen als so unreif, wie ich damals war – das war‘s ja in der Regel – genommen. Ich bin dann nach der Matura zum Bundesheer gegan-gen. Ich war Offizier auf Zeit, also Offizier ohne Militärakademie, mit VB-Vertrag, aber mit glei-cher Tätigkeit wie ein aktiver Offizier. Daneben habe ich studiert und hab dann immer wieder für Prüfungen abgerüstet. Also eine Zeit lang nur studiert. Da habe ich eigentlich keine großen Schwierigkeiten gehabt, im Studium, weil das hat mich interessiert. Das Entscheidende ist überhaupt das Interesse.

„[...] Das Entscheidende ist überhaupt das Interesse [...]“ Hon. Prof. Dr. Eckart Ratz

Also wenn jemand Jus „macht“, dann ist er schon ganz fehl am Platz. Jus ist ja total faszinie-rend. Es gibt ja nichts Schöneres, als Ordnungs-prinzipien anzusehen. Aus meiner Sicht. Das ist toll nicht? Und ich habe das immer faszinierend gefunden. Wenn jemand meint, Jus bestehe darin, dass man irgendwelche Paragraphen aus-wendig lernt, das ist es nicht. Das kann jede Maschine und da kommen Sie auch später nicht weiter. Das ist genau das, das Formularwesen ist nicht Juristerei. Das wäre so eine Art Formul-arwesen.

Also in diesem Sinne habe ich im Studium eigentlich keine Schwierigkeiten gehabt. Natür-lich hatte ich auch dort ab und zu Probleme im Umgang mit Autoritäten, eigenartigerweise sowohl bei der Richteramtsprüfung wie auch im Studium eigentlich nur im Strafrecht. So habe ich bei der Strafrechtsprüfung in Innsbruck, wenn ich mich recht erinnere, mit Prof. Bertel darüber gestritten ob das Anspritzen vor mehreren Leuten mit einem Gartenschlauch nach § 115 StGB strafbar ist oder nicht. Da hatte ich den Eindruck, er lässt mich fast durchfliegen. Am Ende war er aber dann ganz milde. Ganz beson-ders genossen habe ich das Zivilprozessrecht. Das ist so wunderschön theoretisch, abstrakt.

Hon. Prof. Dr. Eckart Ratz im Gespräch

„Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“

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MOEMEN ELROUMY | BERATUNG, REDAKTION

VERENA MOUCKA | CHEFREDAKTEURIN, ERASMUS | [email protected]

Präsident des OGH i.R., Hon.-Prof. Dr. Eckart Ratz, geboren am 28. 06. 1953 in Bregenz, begann seine Karriere 1980 als Richter am Bezirksgericht Feldkirch. Es folgten eine Anstellung am Landesgericht Feldkirch und dem Obersten Gerichtshof (1994) – an diesem wurde er 2012 zum Präsidenten ernannt. Im Lehrbereich ist er sowohl durch seine Mitherausgabe des Wiener Kommentars zum Strafrecht als auch als Honorarprofessor für Strafrecht an der juristischen Fakultät Wien bekannt.

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Page 8: „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ · 2 234567981880RE43D48AKTI 234567981880RE43D48AKTI 3 Seite 19 Seite 12 – 15 Seite 21 INHALT Februar 2019 Liebe Kolleginnen

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Geschwurbelte Allerweltsformeln über Wahres, Gutes und Schönes mag ich hingegen nicht. Mit dem kann ich wenig anfangen in der Juristerei.

Und wollten Sie während dem Studium schon Richter werden, oder hat sich das erst später ergeben?Ja, das war durch das Jesuitengymnasium. Neben dem Jesuitengymnasium in Feldkirch war

das Landesgericht. Und ich bin dann immer wieder in der Freizeit ins Landesgericht hinüber gegangen und hab mir dort Prozesse ange-schaut und das hat mir gut gefallen. Also Strafprozesse und Zivilprozesse und da hab ich mir gedacht, das ist eigentlich eine schöne Sache. Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf und das hat sich das ganze Leben hin-durch als richtig herausgestellt. Ich habe das vom ersten Tag bis zum letzten als Richter sehr sehr gern getan. Ich bin immer sehr gerne in den Dienst gekommen und hab sehr gern Fälle bear-beitet. Insbesondere, wenn ein Fall schwierig war, hat er mir besonders Spaß gemacht. Also das sind die Filetstücke. Nicht ausweichen, son-dern sich dem Problem stellen, versuchen wirk-lich eine in sich stimmige Lösung herzubringen. Tolle Sache!

Was sind Ihrer Meinung nach die wich-tigsten charakterlichen Eigenschaften für einen Richter?Ich glaube, man muss schon selbstbewusst sein. Selbstbewusst zu sein heißt, sich richtig einzu-schätzen, nicht zu überschätzen. Selbstbewusst heißt also selbstkritisch, man muss Kritik vertra-gen können, also wenn man austeilt muss man auch selber einstecken können. Ich will nicht von mir selbst sagen, dass ich das gut kann,

aber ich habe es jedenfalls trainiert. Also Selbst-bewusstsein ist eine ganz wichtige Sache. Wenn man besonders liebesbedürftig ist, ist man als Richter am falschen Ort. Wenn man sich im Beruf Zuwendung erwartet, ist es besser, man hat einen Vorgesetzten. Als Richter aber habe ich keinen Vorgesetzten, ich muss das selber durchstehen. Meiner Meinung nach muss man auch gut folgerichtig denken können. Begrifflich

sauberes Denken, das als Begriffsjurisprudenz ja vielfach unter Berufung auf Jehring furchtbar abgewertet wird, auch von verschiedenen Leuten an der Universität, ist eine notwendige Bedingung für den guten Richter, für die gute Richterin, eine notwendige, aber keine hinrei-chende Bedingung. Das wird in der Regel ver-mengt. Also wenn ich nicht mit Begriffen arbei-ten kann, dann bin ich jedenfalls kein Jurist. Wenn ich mit Begriffen sehr gut arbeiten kann, also Begriffe sehr gut verwalten kann, dann bin ich noch kein guter Jurist. In diesem Sinne würde ich das sehen. Also eine notwendige Bedingung, aber natürlich – das ist ja sozusagen geschenkt – dass man dann auch Wertungen in den Blick bekommen muss, immer auf die Grundrechte schauen muss, welchen Spielraum habe ich, wenn ich einen Algorithmus zimmere. Das ist ja völlig klar. Das ist sozusagen so klar, dass man es gar nicht sagen muss. Aber was man wirklich sagen muss heutzutage ist, dass man das Handwerk lernen muss, und wenn man das nicht kann, also logisch-systematisch denken, dann soll man etwas anderes anfangen; das ist meines Erachtens überhaupt das wichtigste. Die Leute, die gut logisch-systematisch denken kön-nen, das sind die aus meiner Sicht die fähigsten Juristen.

„[...] Die Leute, die gut logisch-syste-matisch denken können, das sind die aus meiner Sicht die fähigsten Juristen [...]“ Hon. Prof. Dr. Eckart Ratz

Denn die objektiv-teleologische Methode, die als Königin der Methoden gilt (also was sagt das Gesetz in abstracto, aus sich selbst heraus, ungeachtet dessen, was der Gesetzes verfasser gemeint hat), die ist ja in Wahrheit ein logischer Zirkel: Was ich hineinlese, lese ich heraus, nicht? Also da bin ich der Objektive. Bin ich der Objektive? Also sollte das logisch-systematische Denken primär zum Zug kommen. Da kann man wirklich Fehler machen. Im objektiv-teleolo-gischen Argumentieren kann man eine Überzeugung gegen eine andere Überzeugung ausspielen. Ist wichtig, dass man das im Blick behält. Aber man muss auch darauf achten, dass die Methode nicht überbewertet wird und man auf seine eigene Einschätzung zurückgeworfen ist.

Weil Sie jetzt auch vom Handwerk gespro-chen haben – die fortschreitende Digital-isierung – inwiefern beeinflusst das Ihren beruflichen Alltag?Ich meine, das ist das Problem des Internets überhaupt. In der römischen Antike war es ein-mal sehr modern, Bibliotheken, also viele Bücher zu haben. Irgendein Philosoph hat dazu einmal so oder so ähnlich gesagt: „Ein Buch 10 Mal lesen ist manchmal besser als 10 Bücher zu lesen“.

„[...] Ein Buch 10 Mal lesen ist manchmal besser als 10 Bücher zu lesen [...]“ Hon. Prof. Dr. Eckart Ratz

Das Internet überschwemmt mich mit irrele-vanter Information und das Wichtige ist jetzt, das Entscheidende herauszufiltern. In dem Sinne ist das wieder Fluch und Wohltat zugleich. ZB das RIS. Auch im RIS haben wir das Problem – der OGH macht ja das RIS, das Rechts-informationssystem – dass wir viele Rechtssätze haben, die eher zur Verwirrung beitragen und die wir jetzt immer mehr in den Griff zu bekom-men versuchen und wieder abzuschlanken ver-suchen und auf den wahren Kern zurückzufüh-ren versuchen. Aber natürlich ist das auch eine Wohltat. Ich denke an meine momentane Situation. Ich verlasse jetzt meinen bücherbe-

stückten Arbeitsplatz und trotzdem komme ich auch in Vorarlberg ganz billig an alle wichtigen Informationen im Weg des Internet. Aber ich glaube, dass gute Juristen mit wenigen Tools arbeiten. Also in dem Sinne hat sich nicht so wahnsinnig viel verändert. Manche Dinge lassen sich automatisieren, das ist überhaupt keine Frage, aber die richterliche und anwaltliche Tätigkeit als solche, da sehe ich überhaupt, nicht einmal in fernster Zukunft sozusagen Rechts-computer die miteinander kommunizieren und das erledigen. Ich war gerade in St. Petersburg beim sogenannten Legal Forum, eine Riesen-veranstaltung, wo man genau über dieses Problem gesprochen hat. Ich bin so klug als wie zuvor. Was komplexe Entscheidungstätigkeit anlangt, ist künstliche Intelligenz meinem Eindruck nach weit davon entfernt, was der Mensch kann. Die kann ja nicht einmal Ironie erkennen. Jetzt kann‘s schon sein, dass in 30 Jahren manches anders ist. Aber mit Prognosen ist das so eine Sache. Vor etwas über hundert Jahren hatte man noch die Befürchtung, dass London eines Tages den Mist der Pferdefuhrwerke nicht mehr bewältigen wird können und es ist doch anders gekommen.

Haben Sie einen „goldenen Tipp“ für Studierende? Also ich kann nur sagen, ich hab Texte immer ganz genau gelesen. Also ein Buch 10 Mal gele-sen sozusagen, also unter Anführungszeichen, besser als möglichst viele Bücher. Also ein Spitzen skriptum oder -buch, das man aber ganz genau liest und jedes Wort, das man nicht wirk-lich versteht auch sofort nachgoogelt oder was auch immer, oder schaut was es wirklich bedeu-tet, also sich nicht drüberschwindelt und irgend-welche Formeln auswendig lernt und eigentlich damit nix anfangen kann. Das ist glaub ich das richtige saubere juristische Denken. Also wirklich verstehen und zwar die Prinzipien verstehen, dann löst sich alles auf. Das ist letztlich Dogmatik. Dogmatik heißt, den reichen Rechtsstoff ganz reduktionistisch zurückführen auf ganz wenige Prinzipien, und wenn man die im jeweiligen Fach versteht, dann kann man alles. Alles wegschneiden was nicht zur Falllösung beiträgt, oder was nicht nötig ist. Immer den einfachsten Weg finden und das bedeutet zB markieren im Skriptum. Ich habe noch meine alten Gesetzbücher, die kleinen Handausgaben von damals: Die sind voller Anmerkungen und gelb, rot, grün markierter Textstellen, immer nach der gleichen Struktur.

Da ist nie alles grün, sondern der Text nach Denkstrukturen aufgelöst. Diese Struktur kann man sich vorher überlegen und dann umsetzten oder man kann sie „by doing“ umsetzten und immer schärfer formulieren und am Schluss hab ich es dann. Also Struktur, Ordnungsprinzipien ansehen. Wieder einmal Thomas Mann. Das ist es. Und ja nicht die Breite auswendig lernen und schon gar nicht dieses schwadronieren was ist wahr, gut und schön. Oder immer gleich auf die Grundrechte. Das ist kindisch. Die Grundrechte herausschwitzen. Alles ist gleich ein Grundrecht. Das ist ja Quatsch. Niemand nimmt das ernst.

Haben sie eine juristische Serie, die sie gerne schauen?Juristische Serie. Nein eigentlich fällt mir da jetzt nichts ein. Das Evidenzblatt der Rechtsmittel-entscheidungen in der Juristenzeitung. Das ist auch eine Serie und die lese ich wirklich und da ist irgendwie ein schöner Querschnitt zu finden. Da gibt es Leute, die mit großem Sachverstand aus der Fülle der Entscheidungen aus ihrer Sicht wichtige und sozusagen entscheidende auswäh-len. Und wenn ich da jetzt 10 Entscheidungen lese im Zivilrecht in jedem Heft, dann hab ich eine schöne Filterung, die ich nicht selber vor-nehmen muss und werde immer wieder auf wesentliche Dinge hingewiesen. In dem Sinn ist das eine Serie. Unterhaltungsserie hab ich keine. So wie beim Tatort geschieht es ja nicht. Wenn

es so geschähe, wären ja alle Polizisten im Hefen. Die begehen dort ja ständig Rechts-widrig keiten: Alles Amtsmissbrauch. Aber ich schau schon Tatort auch ab und zu an.

Auf was freuen sie sich am meisten ab dem ersten Tag im Ruhestand? Das ist ja schon in einer Woche.Ja das ist schwierig. Auf meine Enkelin. Ich habe eine kleine Enkelin mit 2 Jahren und die ist super. Auf die Zeit mit Lea freue ich mich sehr. Auf der anderen Seite wird es ein Problem, wie strukturiere ich meinen Arbeitstag. Damit das nicht ineinanderfließt. Aber das wird mir gelin-gen. Das Problem ist ja bei mir, dass ich eher überstrukturiert bin. Weil ich ja sehr viel immer gemacht hab nebenbei. Ich hab Wissenschaft gemacht, ich hab Kommentarbeiträge geschrie-ben, ich war auch mit den Autoren im Gespräch. Ich krieg dann auch wieder Manuskripte herein, da muss ich relativ schnell zurückschreiben dann muss ich wieder einen Autor auswählen. Dann muss ich wieder fürs Evidenzblatt Entscheidungen lesen und strukturieren. Ich würde mich natür-lich darüber freuen, wenn ich viel Zeit auch zum Lesen hätte, werden wir schauen, ob ich es habe.

Herzlichen Dank, Herr Präsident.Gerne

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„We, the peoples…“ Die einleitenden Worte der UN-Charta deuten darauf hin, dass es sich bei den United Nations um eine Organisation handelt, in der die Völker aller Mitgliedstaaten repräsentiert werden. Eine globale Einrichtung, die den Willen der BürgerInnen vertritt und so mit vereinten Kräften für weltweiten Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit kämpft. Eine genauere Betrachtung der institutionellen Struktur der Vereinten Nationen lässt jedoch erkennen, dass die Realität leider in vielerlei Hinsicht von dieser Idealvorstellung abweicht. Denn bei allen Vorzügen und Fortschritten, die die Vereinten Nationen seit ihrer Gründung 1945 mit sich gebracht haben, wird dennoch seit jeher immer wieder Kritik laut, die auf Defizite der organisatorischen Struktur der UNO hindeutet:

Zum einen werden die Mitgliedstaaten der UNO nicht durch vom jeweiligen Volk gewählte VertreterInnen, sondern durch von den natio-nalen Regierungen entsandten FunktionärInnen repräsentiert. Vertreten wird also nicht das Volk („the people“), wie die Präambel der UN-Charta suggeriert, sondern die Regierung.

Als Paradebeispiel sei hier der UN-Sicherheitsrat genannt: Als Einrichtung, die dem Frieden und der internationalen Sicherheit gewidmet ist und als einziges Organ der UNO, das verbindliche Resolutionen verabschieden kann, ist der Sicherheitsrat in der Lage, wichtige Entscheid-ungen zu treffen und Großes zu bewirken. Neben zehn Mitgliedern, die von der General-versammlung jeweils für eine zweijährige Amtszeit gewählt werden, sind fünf ständige Mitglieder, die sogenannten „P5“ im Sicher-heitsrat vertreten – China, Frankreich, die Russische Föderation, das Vereinigte Königreich

und die Vereinigten Staaten. Der entscheidende Unterschied zu den nichtständigen Mitgliedern liegt im Vetorecht, das jedes der „P5“ besitzt. Dieses ermöglicht es ihnen, Beschlüsse des Sicherheitsrates zu blockieren. So scheiterten bereits viele wichtige Entscheidungen, wie bei-spielsweise mögliche Sanktionen gegen Syrien, die durch die Vetos Russlands und Chinas ver-hindert wurden.

Aus diesen Umständen rührt die Kritik, dass die Mitgliedstaaten oftmals nicht zugunsten des tatsächlichen Wohles der BürgerInnen handeln und somit der eigentliche Zweck der Vereinten Nationen vereitelt wird. Demokratisch legiti-mierte Repräsentation, wie wir sie auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene kennen, fehlt also auf globalem Level.

Vielfach kritisiert wird auch das „One country, one vote“-Prinzip. Folgende Statistik zeigt, dass die G20 nur knappe 10% aller Stimmenanteile in der UN-Generalversammlung haben, wäh-rend die am wenigsten bevölkerten Staaten mehr als 66% innehaben.

Auch hier stellt sich die Frage, wie demokratisch dieses System tatsächlich ist.

KAMPAGNE FÜR EINE PARLAMENTA-RISCHE VERSAMMLUNG BEI DER UNOUm den dargelegten Defiziten in der demokrati-schen Struktur der Vereinten Nationen entge-genzuwirken, wurde im Jahr 2007 unter der Schirmherrschaft des damaligen UN-General-sekretärs Boutros Boutros-Ghali eine Kampagne ins Leben gerufen:Die United Nations Parliamentary Assembly Campaign (UNPA) setzt sich für eine parlamen-tarische Versammlung bei der UNO ein, um eine bislang fehlende demokratisch legitimierte Vertretung der BürgerInnen aller Mitgliedstaaten bei der UNO zu gewährleisten. Eine solche würde Raum für den politischen Dialog von gewählten VertreterInnen des Volkes sowie auch für Oppositionen und Minderheiten ansichten schaffen und damit nicht nur die Demokratie auf internationaler Ebene, sondern auch demokra-tische Strukturen in allen Ländern der Welt för-dern.

Die Kampagne wurde bisher von über 1.500 amtierenden und ehemaligen Parlaments-mitgliedern aus dem ganzen parteipolitischen Spek trum unterstützt. Die amtierenden Abgeord-neten vertreten geschätzte 119 Millionen Menschen. Unter den Unterstützern sind außer-

dem gegenwärtige und ehemalige Staats- und Regierungschefs, AußenministerInnen, Nobel -preis trägerInnen und über 400 Professor Innen, darunter solche von weltweit führenden Uni-versitäten.

Die individuelle Unterstützung der Kampagne schließt PolitikerInnen, ehemalige UNO-Beamt-Innen, herausragende Wissenschaftler Innen, Kultur kreative, VertreterInnen von zivil gesell-schaftlichen Organisationen und viele engagier-te BürgerInnen aus allen Lebens bereichen ein. Zu den institutionellen Unterstützern zählen unter anderem zahlreiche Organisationen der Zivilgesellschaft, Parlamente, internationale par-lamentarische Versammlungen und partei-politische Dachverbände. Besonders in Zeiten expan dierender globaler Probleme, welche Interessen der gesamten Mensch heit betreffen und über den nationalen Rahmen hinausgehen, bedarf es mehr denn je wirksamer internationa-ler Zusammenarbeit auf demokratischer Basis.

Auch das Europäische Parlament erkennt diese Notwendigkeit und hat daher im Juli 2018 eine Resolution verabschiedet, in der die EU-Regier-ungen aufgerufen werden, sich bei der Sitzung der UN-Generalversammlung im September für die Errichtung einer UNPA auszusprechen. Eine solche würde dazu dienen, „die demokratische Rechenschaftspflicht und die Transparenz der globalen Struktur- und Ordnungspolitik zu er -höhen und eine bessere Beteiligung der Bürger an den Tätigkeiten der Vereinten Nationen zu ermöglichen.“ Neben dem Euro päischen Parla-ment haben auch das Pan-Afri kanische Parla-ment, das Latein amerikanische Parlament, das Mercosur-Parlament sowie die Ostafrikanische Legislativ versammlung offiziell ihre Unter stütz-ung erklärt.

Der unabhängige UN-Sonderberichterstatter für „die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung”, Alfred de Zayas, unterstützte in seinem finalen Bericht an den Menschenrechtsrat im März 2018 die Gründung einer parlamentarischen Versammlung bei der UNO, um „Demokratiedefizite zu behe-ben, indem der globalen öffentlichen Meinung Ausdruck verliehen wird und die Bürger durch gewählte Beamte in die globale Entscheidungs-findung einbezogen werden.“ De Zayas betonte, dass „die Bürger der Welt eine Vertretung auf der globalen Bühne brauchen, in einer Zeit, in der wir weniger Verbindung zwischen dem Willen der Völker und der in ihrem Namen

vorge schlagenen Politik sehen. Demokratische Initiativen, einschließlich des Vorschlags zur Schaffung einer weltparlamentarischen Ver-sammlung, würden alle Bürger in die globale Ent scheidungs findung einbeziehen und der der-zeit vernachlässigten globalen öffentlichen Meinung Gehör verschaffen.“ Eine internationa-le Umfrage, die 2004/5 in 18 Ländern durchge-führt wurde, zeigte eine durchschnittliche Unterstützung von 61% an, während nur 20% gegen die Errichtung einer UNPA waren.

DIE FRAGE NACH DER UMSETZUNGDer Vorteil einer UNPA wäre, dass deren Imple-mentierung als Nebenorgan der UN-General-versammlung ohne eine Reform der UN-Charta möglich wäre. Gemäß Artikel 22 der UN-Charta kann die Vollversammlung Neben organe einset-zen „soweit sie dies zur Wahr nehmung ihrer Aufgaben für erforderlich hält“. Die UN-General-versammlung könnte eine UNPA also etablieren, ihre Statuten beschließen und sie mit verschie-denen Rechten ausstatten.

Eine Alternative wäre die Gründung einer UNPA durch ein internationales Abkommen. Die Mit-glied staaten würden sich in diesem auf Statuten und die für das Inkrafttreten notwendige Anzahl an Ratifikationen einigen. Die UN-General-versammlung müsste zusätzlich eine Koop-erations vereinbarung verabschieden, die die UNPA mit Rechten und Funktionen ausstattet. Es würde sich anbieten, bei der Gründung auf gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen bereits bestehender internationaler parlamen-tar ischer Institutionen, wie das Europäische Parlament oder das Pan-Afrikanische Parlament, zurückzugreifen.

VOM BERATUNGSORGAN ZUM „WELTPARLAMENT“?Anfangs wäre die UNPA ein beratendes Organ, in dem jedes Land individuell entscheiden könnte, ob es Abgeordnete ihres nationalen Parla mentes oder direkt gewählte VertreterInnen als RepräsentantInnen entsendet. Langfristig soll angestrebt werden, dass alle Mitglieder der UNPA direkt gewählt werden und sich die Versammlung sukzessive von einem Beratungs-, zu einem Kontrollorgan der Vereinten Nationen und schließlich zu einem „Weltparlament“ ent-wickelt, das in Zusammenarbeit mit der UN-Gen- eral versammlung und unter bestimmten Voraus-setzungen auch bindende Entscheidungen tref-fen könnte.

Die UNPA soll also vor allem als kontrollierendes Organ fungieren, das der vielfach geäußerten Kritik, die Vereinten Nationen seien als reiner „Talk Shop“ nicht effektiv genug, entgegen-wirkt.

VERTRETUNG IN ÖSTERREICHDas Human and Global Development Research Institute (DRI) vertritt seit 2017 die internationa-le Kampagne für die Errichtung eines Weltparla-ments bei der UNO als führende NGO und National Representative in Österreich. Das DRI wurde 2013 als gemeinnütziges und unabhän-giges Forschungs- und Bildungsinstitut gegrün-det. Hauptthema ist der Zusammenhang von menschlicher und globaler Entwicklung. Das DRI betreibt und fördert Forschung, Dialog und Bildung auf folgenden Gebieten:• Außendimension der Entwicklung der Welt

auf Basis der UN Sustainable Development Goals

• Innendimension der Entwicklung des Menschen in den Bereichen Bewusstsein, Persönlichkeit, Mentalität und Kultur

• Wechselwirkung für insgesamt gelungene nachhaltige Entwicklung. Dies ist Haupt-thema und Stärke des DRI.

Das DRI propagiert unter anderem:• die Ergänzung der „Allgemeinen Erklärung

der Menschenrechte“ um eine „Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten“

• die verstärkte Berücksichtigung von psycho- -sozio-kulturellen Faktoren für nachhaltige Entwicklung

• die Ergänzung der Sustainable Develop ment Goals (SDGs) durch neu zu entwickelnde Human Development Goals (HDGs)

• die Errichtung eines Weltparlaments bei der UNO

• die Beförderung des Weltethos als ethische Richtlinie für Menschen und Institutionen.

Das DRI ist immer auf der Suche nach engagier-ten MitarbeiterInnen! Wenn dich die Themen des DRI ansprechen und du Erfahrungen an einem wissenschaftlichen Institut sammeln möchtest, kannst du dich direkt beim Vorstand, DDr. Gowin als ehrenamtlicher (wissenschaft-licher) Mitarbeiter bewerben.

Ein Blick hinter die Kulissen der UNO

Wie demokratisch sind die Vereinten Nationen?

BERICH

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PETER GOWIN | VORSTAND DES DRI | [email protected]

LISA SCHÜLLER | ERASMUSSPRECHERIN | lisa.schü[email protected]

Quelle: UNPA Campaign

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Wir alle kennen das. Drei Wochen vor der Prüfungswoche muss man schon vor der Tür stehen, bevor die Uni aufsperrt, wenn man einen Platz in den Lesesälen oder der Bibliothek der Uni bekommen will. Und das nicht nur am Juridicum, sondern überall. Es ist ein Platzproblem, das seit Jahren bekannt ist. Was also tun, wenn mal wieder alle Biblio-theken keinen Platz mehr haben? Hier sind zehn Alternativen, wo du ab sofort für deine Prüfung lernen könntest.

1. CAFÉ HAWELKAWenn man weiß, wo man suchen muss, findet man kleine Juwele, die einem die Ruhe bieten, die man braucht. Zum Beispiel das Café Hawelka am Graben. Es ist 100 Jahre alt und seine von Berühmtheiten gekrönte Geschichte und die bequeme Einrichtung machen es zum perfekten Ort zum Lernen. Außerdem muss man seinen Platz nicht verlassen, um sich mit Kaffee wieder ins Leben zu holen.

2. STADTPARKMan hat frische Luft und im Gras zu liegen ist überhaupt ein wunderschönes Gefühl. Im Sommer lernt es sich in Parks sehr angenehm, vor allem im Stadtpark. Er ist sehr groß, was bedeutet, dass man nicht lange nach einem Platz zum Lernen (und Liegen) suchen muss. Auch die anderen Besucher, die vielleicht nicht zum Lernen gekommen sind, stören nicht wirk-lich. Nur seine Verpflegung muss man sich selbst mitbringen oder notfalls holen gehen.

3. DONAUINSELSind mal die Cafés voll und in den Parks spielen junge Menschen laute Musik durch tragbare Lautsprecher ab, einfach mal mit der U-Bahn auf die Donauinsel fahren. Entlang des Promenaden-weges gibt es viele kleine Stellen, wo man sich ungestört hinsetzen und lernen kann. Und wenn mal der Kopf raucht, einfach ins Wasser sprin-gen.

4. CAFÉ JELINEKEin weiteres Juwel unter den Cafés ist das Jelinek. Untertags bietet sich hier genügend Platz, um zu lernen, und vor allem auch die benötigte Ruhe. Der Kaffee ist nicht sehr teuer und wer Hunger hat, kann sich auch eine Kleinigkeit von der Karte bestellen. Außerdem scheinen die KellnerInnen eine besondere Um -gangs weise nur für Studierende mit rauchenden Köpfen zu reservieren.

5. VOTIVPARKMan hat einen schönen Ausblick auf die Votiv-kirche und die Universität Wien ist nicht weit. Im Votivpark lernt es sich bei sonnigem Wetter sehr gut, außerdem sind Cafés und kleinere Gastronomen nur fünf Minuten entfernt. Es ist nicht groß, doch vor der Prüfungszeit lernen die meisten in Bibliotheken, was im Votivpark viel Platz lässt.

6. STARBUCKSViele Kettencafés sind überfüllt mit Menschen, die laut reden und noch lauter essen, doch wun-derbarerweise scheint diese Gewohnheit nicht bis ins Starbucks vorgedrungen zu sein. Nicht umsonst sieht man dort sehr viele kreative Köpfe, die auf einem Computer an ihrem ersten Bestseller arbeiten oder ein Drehbuch schreiben. Starbucks hat Flair, das einen einlädt, sich wohl-zufühlen und den Lernstoff genüsslich mit einem Kaffee in der Hand in sich aufzusaugen.

7. HAUPTBÜCHEREIAm Urban-Loritz-Platz steht die Hauptbücherei, die wohlbemerkt sehr viel Platz zum Lernen bietet. Mit der typischen Atmosphäre, die allen Bibliotheken innewohnt, kann man sich auch sehr gut konzentrieren. Nur bei Essen und Getränken aufpassen, das sehen hartgesottene Büchereifans nicht so gern.

8. MAK Warum dieses hier so besonders ist, sieht man, wenn man es betritt. Es wurde neu renoviert und auch wenn der Lesesaal nicht groß ist, kann man hier wunderbar lernen. Auch die Luft ist frisch und kühl. Kleiner Bonus: auch am Sonntag kann man hierher spazieren.

9. BIBLIOTHEK DER AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTEHogwarts-Fans werden diesen Ort lieben. In den Regalen stehen dicke Wälzer und die Decke ist wunderschön verziert. Ist das nicht Dumble-dore da hinten? Diese Bibliothek ist die vielleicht schönste von Wien. Außerdem erlaubt sie Hundebesitzern, ihre vierbeinigen Gefährten mitzubringen.

10.MUSEUMSQUARTIEREs gibt viele Cafés mit Flair und Bars, die genü-gend Ruhe bieten, um sich anständig konzen-trieren zu können. Wem Gastronomiebetriebe nicht sonderlich zusagen, der kann sich auf eine der kreativ gestalteten Bänke legen und dort seine Lernbücher aufschlagen. Außerdem gibt es keine Regelung bezüglich Essen oder Getränken.

Natürlich gibt es noch vieles mehr, doch diese Alternativen hört man am öftesten mit dem Wort „Geheimtipp“ in einem Satz. Zur Prüf-ungs zeit schwärmen viele Studierende aus ihren Wohnungen heraus und konzentrieren sich für drei Wochen so sehr wie noch nie, um diese eine Prüfung zu schaffen. Und das bedeutet, dass eine Umgebung voller Studierendern, die eben-falls lernen, ansteckender ist als in der Nähe des eigenen Kühlschranks zu sitzen. Da einen Ort zu kennen, an dem man immer einen Platz findet, ist ein Goldschatz und hoffentlich beweisen sich diese Alternativen als solche.

10 Orte, wenn auf der Uni kein Platz mehr ist

Uni-Bib ist voll? Geh woandershin!

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ANASTASIA WOLTE | REDAKTION, BERATUNG | [email protected]

Du hast das Bewerbungsprozedere und den Kampf durch den Bürokratie-Dschungel er -folg reich hinter dich gebracht und einen der begehrten Erasmus-Plätze ergattert? Glück-wunsch! Dann steht die wohl spannendste Zeit deines Studentenlebens bevor! Aber mit der Vorfreude kommen auch die Fragen und vielleicht auch einige Bedenken: Wie finde ich denn jetzt eine leistbare Unterkunft? Wie komme ich am günstigsten durch meinen Erasmus-Aufenthalt? Und überhaupt – wie ist das denn dann vor Ort, so ganz alleine in einem fremden Land und an einer neuen Uni?

Vorweg sei gesagt: Mit diesen Fragen bist du ganz bestimmt nicht alleine. Jede/r ehemalige Erasmus-StudentIn wird dir wohl bestätigen können, dass es zumindest kurz vor Antritt der Reise allen ähnlich ergeht. Wir haben mit ehe-maligen Erasmus-Student Innen am Juridicum gesprochen und sie um Tipps für ihre Nachfolger gebeten.

Was würdest du rückblickend anders machen?„Ich wünschte, ich hätte mir im Vorhinein weni-ger Sorgen darüber gemacht, wie ich am besten FreundInnen finde. Rückblickend war es nämlich dann wirklich so, wie alle gesagt haben: Als Erasmus-StudentIn hat man die Möglichkeit, in kürzester Zeit die liebsten Leute aus allen Ecken der Welt kennenzulernen. Dafür bieten sich naturgemäß die zahlreichen Erasmus-Events an, die von den ESN-Organisationen oder der Gast-Uni veranstaltet werden. Ich kann aber auch jeder/jedem empfehlen, sich zu erkundigen, welche Studierendenorganisationen die jewei-lige Gast-Uni hat. Die meisten Unis haben ein vielfältiges Angebot an Vereinen und Clubs, vom klassischen Debattierclub bis zum exquisiten Weinverkostungsclub. Dies ist gleichzeitig auch die ideale Möglichkeit, neben internationalen Studierenden auch „locals“ kennenzulernen.“Stefanie, Erasmus-Semester in Paris

Wie lernt man am besten Leute kennen? „Für die Anfangszeit kann ich nur raten: kommt so frühzeitig wie möglich, probiert alles aus und macht bei ALLEM mit. Wenn man mehr mit Einheimischen machen will, nehmt eine private Unterkunft anstatt eines Studentenwohnheims. Hier braucht man eventuell mehr Geduld und ein gutes Händchen bei der Auswahl, aber da man automatisch viel mit internationalen Austauschschülern macht, ist dies eine ideale Gelegenheit auch Einheimische und die Kultur des Landes besser kennen zu lernen.“Carina, Erasmus-Semester in Leuven

Welche Tipps hast du für die Wohnungs-suche?„Viele europäische Städte bieten für Erasmus-StudentInnen günstige Zimmer in Studenten-wohnheimen an. Man kann bei einer Familie wohnen, die ein Zimmer vermietet oder mit anderen Studenten in einer WG. Es gibt Wohn-ungs börsen im Internet und viele hilfreiche Facebook-Gruppen (meist in der Landessprache). Wichtig ist, sich rechtzeitig um eine Wohnung zu kümmern und auch nicht vor einer Kontakt-aufnahme über Skype zur Wohnungsbesichtigung zurückzuschrecken, auch wenn du die Landes-sprache noch nicht perfekt beherrscht.“Manuela, Erasmus-Jahr in Rom

Erasmus „on a budget“?„Für alle, die in Frankreich ihr Auslandssemester verbringen werden: Vergesst nicht, die Wohn-beihilfe zu beantragen! Auf der Seite caf.fr findet ihr nähere Infos dazu. Meine Mietkosten hat es erheblich gesenkt, und der finanzielle Aufwand für ein Semester ist vor allem in Paris nicht zu unterschätzen.“Stefanie, Erasmus-Semester in Paris

„Wenn man nicht viel Geld ausgeben möchte, ist es ratsam, eine Stadt für Erasmus zu wählen, wo die Lebenshaltungskosten gering sind. In Museen gibt es für Studierende oft Ermäßig un-

gen. In fast jeder Stadt findet man kostenlose Führungen gegen freie Spende. Anstatt Essen zu gehen, lieber mit den Freunden gemeinsam kochen. Viele Wohnheime organisieren Student-Innenparties mit freiem Eintritt.“Manuela, Erasmus-Jahr in Rom

Insider-Tipps für zukünftige Erasmus-Student Innen?„Bei der Auswahl der Uni/Stadt unterschätzt nicht die kleinen Universitätsstädte! Die großen Hauptstädte haben natürlich ihre bekannten Vorteile, doch es zahlt sich aus, die anderen Studenten städte ebenfalls zu googeln. Diese sind meist für einen Austausch mehr als perfekt, da sie oft eben für Studenten ausgelegt sind.“ Carina, über ihr Erasmus-Semester in Leuven

Ein Abschlusswort?Abschließend möchte ich alle, die noch zweifeln, dazu ermutigen, das tolle Angebot, das uns die EU macht, anzunehmen. Ein Semester an einer ausländischen Universität ist in jeder Hinsicht eine unvergessliche Erfahrung, die ich niemals missen möchte. Und die Post-Erasmus-De press-ion ist kein Gerücht, die gibt es wirklich! ;)

Stefanie, über ihr Erasmus-Semester in ParisMACHT ES!!! Diese Zeit und Erfahrung, die man hierbei sammelt, ist einfach nur einzigartig und auf keinen Fall verschwendete Zeit und es hält auch nicht beim Studium auf.Carina, über ihr Erasmus-Semester in Leuven

Bei Fragen rund um das Thema Erasmus am Juridicum steht dir das Erasmus-Team der Fakul-täts vertretung Jus gerne mit Rat und Tat zur Seite. Komm zu uns in die Beratung oder schreib uns ein Email an: [email protected]

Insider-Tipps für zukünftige Erasmus-StudentInnen

Abenteuer Auslandssemester BE

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LISA SCHÜLLER | ERASMUSSPRECHERIN | lisa.schü[email protected]

Page 11: „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ · 2 234567981880RE43D48AKTI 234567981880RE43D48AKTI 3 Seite 19 Seite 12 – 15 Seite 21 INHALT Februar 2019 Liebe Kolleginnen

21JURISTL | FEBRUAR 201920 JURISTL | FEBRUAR 2019

Kulturtrip on a budgetKULTUR

Antonia Folfa

Beratung, Bücherbörse, Erasmus,

Kurie, Soziales

[email protected]

„Wien“ – sobald man den Namen der österreichi-schen Hauptstadt hört, fühlt man sich aus aller Welt angelockt vom immensen kulturellen Angebot, das man hier vorfindet. Ob Museen, Musik oder Schau-spiel – für jeden ist etwas dabei. Viele dieser Angebote können jedoch ziemlich teuer sein, so zum Beispiel eine Karte in der Staats- oder Volksoper, aber auch in diversen Theatern.

Wie gut, dass die Kunst- und Kulturinstitutionen in Wien auch auf die Studierenden Rücksicht nehmen und sich mit ihrer Bandbreite an Vorstellungen und ihren Preisen daran orientieren. Burgtheater, Staatsoper, Theater in der Josefstadt, Volksoper und Co – sie alle locken mit wirklich preiswerten Restplatz-Kontingenten bzw. Studierendenpauschalen und garantieren einen un ver gesslichen Kulturgenuss.

BURGTHEATERVon Tolstoi über Dürrenmatt bis hin zu Handke – Klassiker, Standardwerke und österreichische Glanz-produktionen werden standesgemäß im Burgtheater inszeniert. Wenn ihr an dieser Tradition teilhaben wollt, könnt ihr online auf der Homepage von einem kleinen Kontingent ermäßigter Karten profitieren. Einfach den Unterpunkt „Schüler, Lehrling, Student < 27“ aus-wählen und die Karten werden bei Zuteilung auto-matisch ermäßigt. Außerdem bekommt ihr bei aus-gewählten Veranstaltungen an der Abendkassa ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn 25 % Ermäßigung auf jede Karte.

THEATER IN DER JOSEFSTADTDieses Theater ist sehr jung und dynamisch. Diverse kontroverse Stücke gehören zum fixen Bestandteil des Spielplans, so z.B. jene von Schnitzler oder Mitterer. Es werden aktuelle Themen auf eine moderne Art und Weise aufgearbeitet und die ein oder andere schrille Komödie gezeigt – das Theater lockt stets ein großes Publikum an.

Drei Tage vor der Vorstellung könnt ihr euch online registrieren und Karten um EUR 6,– bestellen. Oder aber ihr schaut eine Stunde vor Beginn an der Abend-kassa vorbei und könnt um denselben Preis Restplatz-karten ergattern.

VOLKSTHEATERDas Volkstheater stellt mit seinen klassischen und modernen Dramen, die stets Nähe zu aktuellen gesell-

schaftlichen Geschehnissen aufweisen, einen Gegenpol zum aristokratischen Burgtheater dar. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn könnt ihr euch Karten um nur EUR 6,– holen – mit gültigem Ticket ist außerdem der Eintritt in die Rote Bar ebenfalls um nur 4,– möglich. Sogar an der Tageskassa kann man die Theaterkarten um 40 % verbilligt bekommen. Spannend ist auch der sogenannte Theater-Dienstag, wo ihr 50 % Rabatt auf alle Vollpreiskarten ab 15 Uhr bekommt, und zwar unabhängig davon, ob ihr StudentInnen seid oder nicht.

STAATSOPERDie leistbaren Karten in der prächtigen Wiener Staats-oper sind meistens schneller weg, als sie überhaupt online erhältlich sind und an der Stehplatzkassa, die 80 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet, reihen sich stets Massen an Menschen. Das Anstehen kann sich aber wirklich lohnen, denn schon ab EUR 2,– hat man die Gelegenheit, dabei zu sein – vorausgesetzt, man ist früh genug da. Noch dazu könnt ihr seit Juni 2017 zum Preis von EUR 80,– ein sogenanntes Scheckheft mit 50 Stehplatzkarten im Wert von EUR 150,– erwerben. Im Sommer gibt es zudem die Möglichkeit, am Platz neben der Oper die Aufführungen per Livestream kostenlos mitzuverfolgen.

VOLKSOPERZuletzt, aber mir am allermeisten ans Herz gewachsen, möchte ich die Volksoper anführen, die mit ihren exklu-siven Operetten und Musicals, aber auch Balletten und Opern zu den beliebtesten Kulturinstitutionen Wiens gehört. „Die Fledermaus“ gehört zum Stammrepertoire und wird jedes Silvester erneut aufgeführt – ein Besuch dieser Operette ist ein Muss! Je nach Kategorie bekommt ihr 20 Minuten vor Beginn der Vorstellung Restkarten zwischen EUR 6,– und EUR 12,–. Aber auch normale Karten mit gutem Blick auf die Bühne gibt es schon um EUR 24,–.

Wie ihr seht, gibt es auch für euch zahlreiche Mög-lichkeiten, Wiens Kultur zu erleben und das zu einem Bruchteil des Normalpreises – also legt eine Lernpause ein und lasst euch von der wundervollen Musik und/oder vom sagenhaften Schauspieltalent der Künstler bezaubern.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer und das vor allem, wenn man nach der Matura als „Dorfkind“ den Schritt vom Land in die Großstadt wagt. In diesem Artikel möchte ich euch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie ihr euren Geldbeutel schonen könnt.

BIOMITTWOCHGerade in der heutigen Zeit ist es von großer Bedeutung, sich bewusst für qualitativ hochwer-tige und vor allem faire Produkte zu entschei-den. Für viele Studierenden kommt leider Gegen-teiliges in den Einkaufswagen, weil die Vor-stellung eines finanzierbaren Alltags mit Bio-Lebensmitteln eher utopisch erscheint. Vor allem bei Nahrungsmitteln wird es allerdings immer leichter, sich für die umweltschonendere Variante zu entscheiden. Im Biomarkt „Denn’s“ gibt es deshalb jeden Mittwoch 6% auf den Einkauf für Studierende. Dafür muss an der Kassa einfach der Studierendenausweis vorgezeigt werden. Obst, Gemüse und viele Produkte in der Feinkost kosten je nach Saison gleich viel oder sogar weniger als in anderen Diskontsupermärkten. Auch auf diversen Samstagsmärkten in Wien kann man günstig qualitativ hochwertige Lebens- mittel kaufen. Einer meiner Lieblings märkte ist der Bauernmarkt am Kutschkermarkt im 18. Bezirk, der samstags von 7.00 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet hat. Probiert es selbst aus und „schme-ckt“ den Unterschied!

SECOND BRANDAuch was Kleidung betrifft, hat die Hauptstadt Österreichs einiges zu bieten: Von Vintagemode wie aus Muttis Kleiderschrank bis hin zum Blüm-chenanzug mit Glitzermanschetten findet sich in den kleinen Seitengassen Wiens etwas für jeden Geschmack. Abgesehen von den vielen Fair-Trade- Einkaufsmöglichkeiten, die mittlerweile in so gut wie jedem Modehaus in einer Abteilung aufzufinden sind, gibt es eine riesige Auswahl an Second-Hand-Geschäften, bei denen ihr um ganz wenig Geld einen ganz großen Schritt in

Richtung Nachhaltigkeit setzen könnt und euren Kleidungsstil völlig neu entfalten könnt. In Neubau findet sich in der Kaiserstraße das klei-ne „Extraschön“, in dem ihr im sogenannten „Flohmarktzimmer“ ganz besondere Kleidung findet, die nicht mehr als EUR 18,– kostet! In der Wilheminenstraße im 16. Bezirk könnt ihr neben dem Durchstöbern und Experimentieren auch eure Kleidungsstücke, die in euren Schränken nur die Rolle eines Platzhalters ein-nehmen, bei „Sylvi’s Tauschecke“ loswerden.

CATERINGSERVICE EINMAL ANDERSWenn euer Lieblingskleidungsstück etwas mehr als einen Schonwaschgang in der WG braucht, dann ist das auf alle Fälle einen Besuch in der Justizanstalt wert. Jede/r arbeitsfähige Insassin oder Insasse ist nämlich zur Leistung von Arbeit verpflichtet. Deshalb gibt es in den Justizanstalten verschiedene Werkstätten und Betriebe – von der Buchbinderei bis hin zur chemischen Reinigung oder Catering. Ob ihr eure Diplom-arbeit binden lassen oder bloß euer Hoch-zeitskleid reinigen lassen könnt, hängt aller-dings auch immer von der aktuellen Besetzung der InsassInnen ab. Solltet ihr also auf der Suche nach einem besonders preiswerten (!) Service der anderen Art sein, dann schaut doch mal auf die Websites der österreichischen Justizanstalten und informiert euch über die verschiedenen Leistungen, die angeboten werden.

VORBEREITUNG IST ALLESDer aus der amerikanischen Fitnessbranche kommende Trend „Meal Prep“ ist nicht nur eine Methode, mit der man unterwegs und sogar im größten Lernstress auf die gesunde Ernährung achten kann, sondern auch ein Weg, viel Geld, Zeit und vor allem Nerven zu sparen. Schon zu meiner Schulzeit bin ich auf die Methode des „Mealprepping“, was übersetzt vereinfacht nichts anderes heißt als „Essensvorbereitung“, gestoßen. Das Prinzip ist relativ simpel: Man macht sich einen Plan, was man die nächsten

Tage oder am nächsten Tag essen möchte, geht einkaufen und kocht die Mahlzeiten vor. Diese werden verpackt und gut gelagert. Am Anfang ist es noch relativ schwierig abzuschätzen, wie viel man tatsächlich in einem gewissen Zeitraum isst und vor allem wie man die Produkte so zubereitet, dass sie lange frisch bleiben und die Vitamine und Nährwerte nicht verloren gehen. Deshalb ist es immer sehr ratsam mit einem kleinen Meal Prep zu beginnen, und einfach einmal nur für einen Unitag vorzukochen. Mittlerweile beneiden mich meine KollegInnen im Büro um mein vielfältiges Mittagessen und meine ausgefallenen Snacks, die ich voller Begeisterung am Vorabend meistens schon in einer halben Stunde fertig verpackt und essbe-reit habe. Dank Instagram und Pinterest ist der Kreativität außerdem keine Grenzen gesetzt, man findet online und auch im Bücherregal genug Ideen und Vorschläge, wie man aus dem Trend in kürzester Zeit einen gesunden Lebensstil macht.

SPAREN IST KOPFSACHE Zu guter Letzt möchte ich noch meinen wahr-scheinlich effektivsten Spartipp mit euch teilen: Macht euch vor allem vor einer größeren In -vestition innerlich eine simple Pro- und Contra-liste. Schreckt nicht davor zurück euch hin und wieder auch einzugestehen, dass vieles von dem was wir uns wünschen, vor allem wenn es um technische Neuheiten oder überteuerte Luxus-accessoires geht, nicht wirklich sinnvoll für unser Wohlbefinden ist. Auch beim Alltagseinkauf ist es unerlässlich für den Sparefroh, sich eine Einkaufsliste zu schreiben und sich nicht von Schaufensterangeboten und „Nimm 3 Zahl 2“-Aktionen in Versuchung bringen zu lassen. So vermeidet ihr impulsive Einkäufe, die ihr später bereuen könntet.

Inside Vienna

Mit dem Ballkleid ins GefängnisBE

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BARBARA ABDALLA | KURIENSPRECHERIN | [email protected]

Page 12: „Richter ist eigentlich ein interessanter Beruf“ · 2 234567981880RE43D48AKTI 234567981880RE43D48AKTI 3 Seite 19 Seite 12 – 15 Seite 21 INHALT Februar 2019 Liebe Kolleginnen

22 JURISTL | FEBRUAR 2019

FVlerInnen stellen sich vorTEAM

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mein Name ist Dora Bertrandt und ich stu-diere seit dem Wintersemester 2015 an unserem Juridicum. Weil mir ehrenamtliches Engagement immer schon Spaß gemacht hat, bin ich letztes Jahr der Fakultätsvertretung beigetreten und habe mittlerweile die Position der stellvertretenden Kuriensprecherin über-nommen. Da mir privat Sport (vor allem Basketball) sehr wichtig ist, bin ich außerdem auch oft für unser Sport- und Gesundheits-referat im Einsatz. Neben meinen Verpflicht-ungen an der Universität habe ich sehr viel berufliche Erfahrung im Ausland gesammelt, unter anderem bei einer renommierten

Wirtschaftskanzlei in Amsterdam und in den USA, wo ich bei spannenden internationalen Projekten mitgewirkt habe. Wenn es meine Zeit erlaubt reise ich gerne, gehe meiner „Schwäche“ als Bücherwurm nach und ver-suche meine Kaffeesucht in Grenzen zu hal-ten.

Ich freue mich, Euch im Rahmen Eures Studiums unterstützen zu dürfen!

Liebe Grüße, Dora

Hallo,

mein Name ist Simon Thalbauer, ich studiere seit dem Wintersemester 2016 Jus. Bereits von Anfang an war ich von der Fakultätsvertretung begeistert, da die MitarbeiterInnen mir jeder-zeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Schon bald war für mich klar, dass ich Teil dieses Teams sein möchte. Seit Sommer 2017 bin ich nun also offiziell Mitglied und dankbar froh, dass ich bereits so viele unterschiedliche Menschen kennenlernen durfte. Als Mitglied des Teams Kurie befasse ich mich u.a. mit Prüfertalks und Prüfungsanfechtungen. Im Besonderen macht mir auch die face–to-face-Beratung im Büro der FVJus Spaß, denn in

einem persönlichen Gespräch kann man die letzten Unklarheiten ja bekanntlich am besten beseitigen.

In diesem Sinne freue ich mich darauf, noch viele neue Bekanntschaften zu schließen!

Bis bald in der FV,Simon

Hallo!

Mein Name ist Clemens Dürr, ich studiere seit dem Wintersemester 2015 am Juridicum und habe vor kurzem mit dem dritten Abschnitt begonnen. Vor mittlerweile einem halben Jahr bin ich der Fakultätsvertretung beigetreten und sehr froh über diesen Schritt. Neben unserem tollen Team und dem kostenlosen Kaffee, der jedes Wiener Kaffeehaus in den Schatten stellt, begeistert mich die Arbeit mit

den Studenten, vor allem da ich in meiner von Planlosigkeit geprägten Anfangszeit selbst dauernd zur FV gehen musste.

Ich freue mich auf euch, bis bald in der FV!Clemens Dürr

Dora Bertrandt

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Stellvertretende Kuriensprecherin

Simon Thalbauer

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Stellvertretender Kuriensprecher

Clemens Dürr

[email protected]

Organisation

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