Andras Laszlo

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Einleitung I. Einleitung: Forschungsgegenstand, Methode, Quellenlage 1. 0. Einfhrung in den Forschungsgegenstand 2. 0. Der Konservativismus-Diskurs 2. 1. in Deutschland 2. 2. in Frankreich 2. 3. in Italien 3. 0. Tradition, Okkultismus und Antifaschismus 4. 0. Ziel der Arbeit 4. 1. Ziel der Analyse 4. 2. Anmerkung zum Begriff >Tradition< 5. 0. Verffentlichungen von Andrs Lszl und ihre Problematik 5. 1. Neue Medien: das Internet 6. 0. Traditionaler Konservativismus in Ungarn 6. 1. Bla Hamvas 6. 2. Andrs Lszl 6. 3. Die Quellenlage 7. 0. Der >Konservatismus< von Karl (Kroly) Mannheim 7. 1. Wissenssoziologie vs. traditionale Weltanschauung 8. 0. Die Methode 8. 1. Metahistory bei Hayden White 8. 2. Anmerkungen zur vorliegenden Strukturanalyse 8. 3. ber die vorliegende Methode 8. 4. Strukturmerkmale

Ergnzung II. Ergnzung: Anthropologische und soziokulturelle Faktoren 1. 0. Die Biographie als wissenssoziologischer Faktor

1. 1. 1. aristokratische Abstammung 1. 1. 2. 0. Der Bildungsweg 1. 1. 2. 1. Prgende Personen in Lszls Kindheit 1. 1. 2. 2. Erste intellektuelle Leistungen - frheste Einflsse auf Lszls Denken 1. 1. 2. 3. Der (intellektuelle) Ursprung seiner Weltanschauung 2. 0. Die wissenschaftlichen Studien 2. 1. Einleitung 2. 2. Buddhologie 2. 3. Reformierte Theologie 2. 4. Katholische Theologie 3. 0. Anklage, Verhaftung und Bestrafung 3. 1. Erste Anzeichen eines Konfliktes mit der Staatsmacht 3. 2. Hausdurchsuchung und Verhaftung 4. 0. Die Wende von 1989 4. 1. Das Ende der bipolaren Welt 4. 2. Die Transformation in Ungarn

Hauptteil III. Hauptteil: Der traditionale Konservativismus 1. 0. Die traditionale Metaphysik 1. 1. Anmerkungen zur Vorgehensweise 1. 2. Die Strukturmerkmale 1. 3. Der Begriff >Metaphysik< und sein Ursprung 1. 4. Erkenntnis und Analyse der Metaphysik nach Andrs Lszl 2. 0. Der Solipsismus 2. 1. Einfhrung

2. 2. 0. Das >Metaphysicum Absolutum< als Solipsismus 2. 2. 1. Tradition und Esoterik 2. 2. 2. Magie als >praktische Metaphysik< 2. 2. 3. >Magisches Bewustsein< bei Karl Mannheim 3. 0. Das traditionale Gottesverstndnis 4. 0. Die Lehre von den >Vier Zeitaltern< 4. 1. Einleitung 4. 2. Die Zeitalter - Lszl contra Mannheim 4. 3. Dogmen der Tradition nach Andrs Lszl 5. 0. Die Benennung des Feindes: Die Moderne Welt 5. 1. Einleitung 5. 2. ber den >konventionellen< Konservativismus 5. 3. ber den >positiven< Konservativismus 5. 4. Widerspche in den Strukturen der Konservativismen 5. 5. Der traditionale Konservativismus in Staat und Gesellschaft 5. 5. 1. Einleitung 5. 5. 2. Grundlagen 5. 5. 3. Staat und Gesellschaft 6. 0. Die Trger des traditionalen Konservativismus 6. 1. Einleitung 6. 2. Die Aristokratie 6. 3. Das Brgertum 6. 4. Das Bauerntum

Ergnzung und Schlu IV. Ergnzung: traditionaler Konservativismus als (tages-) politische Aktion

7. 0. Konservativismus im modernen Staat 7. 1. Einleitung 7. 2. Konservative Aktion 7. 2. 1. Das >Aggressionspotential< des Schwert-Kreuz-Kronen Bundes V. Schlu: Zusammenfassung, Ausblick

Einleitung: Forschungsgegenstand, Methode, Quellenlage 1. 0. Einfhrung in den Forschungsgegenstand Eine wissenschafliche Auseinandersetzung mit dem traditionalen Konservativismus gibt es in Deutschland praktisch nicht. Dies hngt damit zusammen, da vor allem in den letzten 30 Jahren die Anhnger des >ProgressivenKonservativen RevolutionNeue Rechte< - und auch vorher schon - das Interesse an dem traditionalen Weltbild besonders virulent gewesen. Dies hngt sicherlich mit zwei Faktoren zusammen: 1.) Frankreich konnte als Siegermacht des letzten Weltkrieges entspannter mit Theorien vom rechten Rand umgehen; es mute nicht befrchten, von der >Faschismuskeule< erschlagen zu werden. Auerdem kennzeichnet die intellektuelle Szene in Frankreich offensichtlich eine streitbare Offenheit - anders lt sich nicht erklren, da Alain de Benoist (10), Vordenker der >Neuen RechteTradition< In der bisherigen Einleitung konnte man oft den Begriff >Tradition< lesen, obwohl er im Titel der Arbeit nicht vorkommt. Dies hat folgenden Grund: Lszl

selbst sieht sich nicht als konservativen Denker. Fr ihn ist ein Konservativer im herkmmlichen Sinne jemand, der etwas bewahren mchte. Lszl hingegen sieht Nichts in dem modernen Staat und seiner Gesellschaft, was wert wre, bewahrt zu werden. Aus diesem Grunde nennt er sich einen Traditionalisten, was nun wiederum nicht mit einem folkloristischen Traditionsbegriff zu verwechseln ist. Karl Mannheim fhrt in seiner soziologischen Analyse ber den deutschen "Konservatismus (70)" auch einen Traditionsbegriff ein, den man ebenfalls - im Sinne Lszl's - folkloristisch nennen knnte. Er schreibt, da der "Traditionalismus berhaupt [...] eine allgemeine seelische Haltung meint, die in den verschiedenen Individuen als ein Festhalten am Hergebrachten sich bekundet und in einer Angst vor Neuerung Ausdruck findet [...] (72)". Mannheim setzt dann fort, da "[...] der Traditionalismus zum Konservatismus wurde [...] (73)". Aber genau diesen Schritt macht Lszl nicht mit (wenn man in diesem Zusammenhang davon absieht, da er den Mannheim'schen Traditionsbegriff generell nicht akzepieren wrde). Auf seine genaue Definition von Tradition bzw. Traditionalitt werde ich spter eingehen, aber schon hier mchte ich auf eine weitere Aussage von Mannheim hinweisen, die tendentiell mit einer Lszl'schen Verortung der Tradition bereinstimmt. Er - Mannheim - stellt fest, da der Traditionalismus, bevor er zum (brgerlichen) Konservativsmus wurde, in allen Individuen eine lebendige Haltung, eine noch "[...] in jedem schlummernde Tendenz [...] (74)" war. Dem Leser wird auerdem aufgefallen sein, da ich den Begriff traditional dem Begriff traditionell bevorzuge. Dies hat zwei Grnde: zum einen wurde und wird Evolas Traditionalismus - und die traditionale Literatur im allgemeinen - immer entsprechend meinem Gebrauch bersetzt, so da ich mit diesem ungeschriebenen Gesetz nicht brechen wollte; zum anderen wird dadurch kenntlich gemacht, da es sich hier nicht um eine "folkloristische" Tradition handelt (s. o.).

Andrs Lszl gibt in vielen seiner Abhandlungen Hinweise auf andere Denker, die er zu seiner Richtung rechnet und erklrt auch, bei welchen er die meisten "Anleihen" genommen hat. Die Analyse ber Lszl's Denken kann also nicht vollstndig sein, wenn nicht auch diese anderen Philosophen miteinbezogen werden. Wer das im einzelnen war, werde ich in dem Kapitel ber seinen Lebensweg schreiben. Natrlich kann die Hinzunahme seiner Referenzen nicht in alle Einzelheit ausgearbeitet werden, denn das wrde bei weitem den Umfang der Arbeit sprengen. Aber es ist doch so, da Lszl manche Erluterungen seiner politischen Philosophie nicht wiederhohlt, wenn sie seiner Meinung nach schon ausreichend bei einem anderen Denker formuliert wurden. Dies ist in dem Kapitel der Fall, in dem ich den spezifisch traditionalen Konservativismus analysiere, den Titus Burckhardt ausformuliert hat (75 und dem Lszl zustimmen wrde. Neben den allgemeinen Grundlagen der traditionalen Weltanschauung hat Lszl auch immer ungarische Probleme bercksichtigt. Auf Basis seiner Philosophie hat er z. B. smtliche Aufstnde und Revolten in der Geschichte Ungarns (z. B. Rkczi, Kossuth, Bethlen, 1848/49 (75a) untersucht und bewertet. Wenn diese Bewertungen fr die Arbeit zur Klrung einzelner Elemente seines Denkens beitragen, habe ich sie in meine Analyse mitaufgenommen. Die Funoten sind leider nicht fortlaufend numeriert. Dies ist nicht etwa Absicht, sondern hngt mit einem veralteten Textverarbeitungsprogramm zusammen. Die Abfolge ist trotzdem - so hoffe ich - eindeutig.

5. 0. Verffentlichungen von Andrs Lszl und ihre Problematik Andrs Lszl ist in Deutschland vllig unbekannt. Ein Grund drfte dafr seine Ideologie sein, die in aller Schrfe den Demokratismus in allen seinen Schattierungen verwirft. Ein anderer Grund ist sicherlich die ausgeprgte Westorientierung, die ganz allgemein in den Wissenschaften in Europa und auf der

ganzen Welt zu bemerken ist. Man orienetiert sich vor allem an den Denkschulen der Nordamerikanischen Universitten und nicht umsonst setzt sich die angloamerikanische Sprache als die Sprache der Wissenschaft in immer strkerem Mae durch. Und letztlich stellt ungarisch eine (kleine) Sprachinsel in Europa dar, die schon aus rein technischen Grnden als ein schwer zu berwindendes, linguistisches Ghetto bezeichnet werden kann. Dem entsprechend ist jetzt nur ein einziger Artikel (76) ins Deutsche bersetzt worden, ohne allerdings verffentlicht zu werden. Ein weiterer Artikel (78) ist auf franzsisch erschienen. 5. 1. Neue Medien: das Internet Erstaunlicherweise hat sich das Internet bei meiner Suche nach traditionalen Quellentexten als Fundgrube erwiesen. Dies hngt wohl vor allem mit den geringen Kosten und dem gleichzeitigen Verbreitungspotential dieses neuen Mediums zusammen. Andrs Lszl hat eine eigene Homepage, die unter http://www.geocities.com/CapitolHill/1715 abrufbar ist, und auch viele andere konservative Denker sind vielfach im virtuellen Netz prsent. Bei Eingabe der entsprechenden Suchbegriffe bekommt man tausende (!) von Adressen, die man unmglich alle aufrufen kann. Eine Untersuchung ber Konservativismus im Internet wre sicherlich ein interessantes Unterfangen. Auf einen Server mchte ich gesondert hinweisen. Es ist die Kshatriya-Homepage unter der Betreuung von Martin Schwarz, die eine Flle von traditionalem und konservativen Material anbietet. Etliche Aufstze von Julius Evola, die ich sonst mhsam in den Bibliotheken htte suchen mssen, konnte ich dort finden und verwenden. In der Bibliographie sind sie entsprechend gekennzeichnet. 6. 0. Traditionaler Konservativismus in Ungarn 6. 1. Bla Hamvas Fragt man nach der Kontinuitt seiner Denkrichtung in Ungarn, so kann man

eigentlich nur einen Namen nennen (zumindest beruft sich Lszl auf diese Person): Bla Hamvas (1897-1967). In seinem 1995 erschienenen Buch Tradicionalits s Ltszemllet (80) ber die Grundlagen seiner Philosophie, schreibt Lszl in der Einleitung, da Hamvas es war, der in Ungarn allgemein auf die Bedeutung von z. B. Julius Evola und Ren Gunon hingewiesen hat und das er sein Hauptwerk, Sciencia Sacra (82), im Geiste der Traditionalitas Spiritualis et Metaphysica geschrieben habe. Gleichwohl hlt er Hamvas nicht fr einen konsequenten Traditionalisten, da er "[...] bis zu seinem Lebensende dem Christentum [als Krone der Traditionalitt] den Vorrang gab (84)". Seit den 90-er Jahren sind die Werke von Bla Hamvas, der im real existierende Sozialismus ebenso wie Lszl verfehmt war, verffentlicht worden. Sie umfassen mittlerweile ber 12 Bnde. Zumindest das Hauptwerk von Hamvas mu auch in Betracht gezogen werden, wenn die Struktur der politischen Philosophie von Lszl erhellt werden soll. Neben der intellektuellen Verwandtschaft ist die Hinzunahme von Hamvas auch deswegen geboten, weil beide eine herzliche Freundschaft verband; wie Lszl an mehreren Stellen in der im Selbstverlag verffentlichten Interviewsammlung Genesis (86) mitteilt, verbrachten Beide Stunden intensiver Gesprche, durch die mancher Gedanke - trotz stellenweise gegenteiliger Auffassung - seine endgltige Gestalt gewann. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es festzustellen, da Hamvas es war, der den noch jungen, kaum 18-jhrigen Lszl auf die traditionalen Autoren aufmerksam machte. Zwar hatte Lszl schon vor der Bekanntschaft die Namen von Gunon und Evola gehrt, aber Hamvas' Hinweise waren so bestimmend, da er erst daraufhin die deutsche 1935-er Version der Revolte von Evola las, die ihn sehr beeindruckte ["A tradicionlis szerzk ltrl dnten Hamvas Bltl rtesltem. Mindazonltal mind Evola, mind pedig Gunon nevnek emltsvel mr korbban is tallkoztam. Megis Hamvas Bla volt az, aki igazn flkeltette

irntuk az rdekldseimet. Minthogy ekkor mg nem voltam tizennyolc ves, s nem lehettem teljes rvny tagja knyvtraknak, rokomsgom egyes tagjait voltam knytelen megkrni, hogy helyettem lpjenek be knyvtrakba s klcsnzzenek ki ilyen tmj knyveket. Ilyen mdon elszr Evolval ismerkedtem meg, spedig a Rivolta contro il mondo moderno cm knyve egyik korbbi nmet fordtsa rvn, amely akkor mg Erhebung wider die moderne Welt cmen jelent meg [...] taln mondanom sem kell, hogy e munka alapvet impresszv jelentsge volt szmomra (87)" Von den traditionalen Autoren habe ich im wesentlichen von Bla Hamvas erfahren. Gleichwohl ich mit den Namen Evola und Gunon schon vorher Bekanntschaft gemacht hatte. Trotzdem war es Bla Hamvas, der mein Interesse geweckt hatte. Da ich damals noch nicht 18 Jahre alt war, konnte ich nicht vollberechtigtes Mitglied der Bibliotheken werden, so da ich Verwandte bat, mir Bcher solchen Inhalts auszuleihen. So lernte ich Evola kennen und zwar durch die deutsche bersetzung der Revolte, die damals noch Erhebung wider die moderne Welt hie [...] ich mu wohl nicht extra betonen, da dieses Werk fr mich eine grundlegende und beeindruckende Bedeutung annahm]. Der befruchtende Umgang beider Denker miteinander kann im Rahmen der Arbeit nur angerissen werden. In einer zuknftigen wissenschaftlichen Untersuchung, die aufgrund des zu erwartenden Umfanges mit Sicherheit eine fr sich stehende Arbeit sein knnte, knnte man die geistige Wechselwirkung von Hamvas und Lszl analysieren. Das Ergebnis wre sicherlich ein Meilenstein in der ungarischen wenn nicht europischen - Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und wrde eine schillernde intellektuelle Welt ans Licht holen, die durch die 40-jhrige Diktatur des Proletariats vllig verdrngt worden ist. 6. 2. Andrs Lszl Andrs Lszl stand aufgrund seiner philosophischen berzeugung immer in Opposition zur jeweils herrschenden Staatsmacht (88). Das kommunistische Ungarn

hatte ihn noch als jungen Mann der Verschwrung gegen den Staat angeklagt und verurteilt und auch nach der politischen Wende 1989/90 trat fr ihn keine wirkliche Besserung ein, was aufgrund seiner antidemokratischen Haltung auch nicht verwunderlich ist. Da sich jedes konkrete Denken in einem bestimmten historischen Lebensraum abspielt (90), mu im Rahmen der Arbeit auch auf den Lebensweg des Philosophen eingegangen werden. In diesem Punkt akzeptiere ich den von Mannheim propagierten >sozialen Faktor< des Denkens. Allerdings wird sich zeigen, da Lszl jenseits aller sozialen Bedingtheiten, sogar gegen den erklrten Widerstand seiner engeren Umwelt, zu seiner Weltanschauung gefunden hat. Wie Mannheim diese geistige Schpfung ex nihil erklrt htte, ist eine interessante hypothetische Frage, die im Verlauf der Arbeit immer wieder anklingen wird. 6. 3. Die Quellenlage Biographische Fakten ber Andrs Lszl sind nur sprlich vorhanden und schwer nachprfbar. Drei Quellen standen mir zur Verfgung: 1.) Ein kurzes Interview in der Zeitschrift Pannon Front (91). 2.) Die Interviewsammlung Genesis (91a). 3.) Mndliche Mitteilungen von seinen Anhngern. Alle drei Quellen, besonders die mndlichen Mitteilungen, sind im Sinne der Nachprfbarkeit problematisch. Ich billige mir trotzdem diese Grauzone der Verifizierbarkeit zu, weil alle drei Quellen, trotz ihrer unterschiedlichen Entstehungszeit, eine eindeutige Kohrenz aufweisen und insofern eine eindeutige Struktur darstellen. Auerdem weisen alle Traditionalisten darauf hin, da sie eine Wahrheit beschreiben, die unabhngig von ihrer Person existiert, gleichsam metapersonal ist. Insofern knnte ich auf die Hinzufgung von biographischem Material verzichten. Ich gehe aber trotzdem auf den Lebenslauf von Andrs Lszl ein, weil er stellenweise zu klren hilft - z. B. seine Vorliebe fr Latinismen

und Sanskrit - was ansonsten nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist. 7. 0. Der >Konservatismus< von Karl (Kroly) Mannheim Bei der Analyse der Lszl'schen Philosophie haben mir vor allem die Werke des ebenfalls in Budapest geborenen Wissenssoziologen Karl Mannheim (1893-1947) geholfen. Seine Abhandlung ber den Konservatismus (92) gab in gewisser Weise der vorliegenden Arbeit ihren Namen. 7. 1. Wissenssoziologie vs. traditionale Weltanschauung Lszl und Mannheim gemeinsam in einer Arbeit zu verwenden, den einen (Mannheim) sogar zur Analyse des anderen (Lszl), ist sehr gewagt und kann nur erfolgreich sein, wenn der geistige Frontverlauf beider Denker unmiverstndlich klar ist. Mannheim war berzeugter Kommunist, damit auch Atheist, und nahm gemeinsam mit Gyrgy (Georg) Lukcs (94) (1885-1971) an der ungarischen Rtediktatur von 1919 teil, die eine bis dahin in Ungarn nicht gekannte Terror- und Mordwelle auslste (96). Nach dem Scheitern der Diktatur emigrierte Mannheim nach Deutschland und beendete in Heidelberg seine Studien. Dort begann er auch (Wissens-) Soziologie zu lehren. Die Wisssenssoziologie hat, kurz gesagt, zum Inhalt, "[...] da Denken nicht abstraktes Ergebnis der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt ist, sondern im >sozialen Raum< erfolgt und daher situationsgebunden ist [...] (100)". Demnach kann es fr Mannheim kein metaphysisches Wissen geben, wie auch eine gttliche Wahrheit vllig undenkbar erscheinen mu. Und genau dieser Humanismus, der keine Ebene jenseites des sozialen Wesens Mensch anerkennt, wird von Lszl (101) und allen anderen Traditionalisten verworfen. Um den scharfen Gegensatz bildlich darzustellen kann man sagen, da Mannheim seinen analytischen Blick nach unten, auf die Erde richtet, whrend Lszl versucht, in den Himmel zu schauen. Und so ist es auch konsequent, da Mannheim den Blick nach oben als >irrationalen Quatsch< ablehnt, whrend Lszl den Materialismus als >erdgebundene, tellurische Dmonie< verwirft.

8. 0. Die Methode 8. 1. Metahistory bei Hayden White In neuester Zeit hat sich der Literaturwissenschaftler Hayden White ber strukurelle Denkkatergorien auseinandergesetzt. In seinem Werk "Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa (105)" mchte er eine "[...] Untersuchung zur Tiefenstruktur der historischen Einbildungskraft [...] (107)" liefern. Fr ihn gibt es verschiedene Ebenen der historischen Darstellung, die durch drei verschiedene Strategien der Verfasser erklrt werden: a). die Erklrung durch formale Schlufolgerung b). die Erklrung durch narrative Strukturierung und c). die Erklrung anhand ideologischer Implikationen (109). Des weiteren sieht White innerhalb der drei Strategien verschiedene Ausdrucksweisen. Zum Beispiel: zu a) eine Ausdrucksweise des Mechanismus zu b) eine Ausdrucksweise vom Archetyp Romanze und zu c) eine Ausdrucksweise des Konservativismus White konnte mir mit seiner Arbeit durchaus wertvolle Anregungen bieten, aber sein methodologischer Ansatz war fr das vorliegende Thema nicht ntzlich. Dies hat verschiedene Grnde: White formuliert als grundstzliches Ziel, poetische Elemente in der Geschichtswissenschaft und Geschichtsphilosophie aufzudecken (111) (als Literaturwissenschaftler hat dieses Vorgehen natrlich seine Berechtigung). Auerdem hat er eine Arbeit geliefert, in der er die Werke verschiedener Historiker (z. B. Ranke) und Geschichtsphilosophen (z. B. Nietzsche) vergleicht. 8. 2. Anmerkungen zur vorliegenden Strukturanalyse Meine Strukturanalyse hingegen will nicht nur auf der Ebene der sprachlichen

Kodifizierung bleiben (obwohl ich auch darauf ausfhrlich eingehe), sondern auch inhaltliche Aspekte der Philosophie von Andrs Lszl miteinbeziehen. Hinzu kommt, da mein Schwerpunkt nicht auf einem Vergleich beruht. Wenn ich andere Philosophen zitiere, so geschieht dies, um Bezugspunkte zum Gedankengebude von Lszl herzustellen, auf das man am Ende das organische Ineinandergreifen des Ganzen erkennen kann. 8. 3. ber die vorliegende Methode Was kann man letztlich unter einer Struktur des Denkens verstehen ? Mannheim und White gaben mir zwar Anste, aber eine genaue bernahme ihrer Anstze war aus besagten Grnden fr diese Arbeit nicht mglich. Ich habe mir also eine eigene Methode erarbeiten mssen. Um nicht gleich am Anfang einen falschen Pfad zu betreten, ging ich von der Ethymologie des Wortes Struktur aus: - structura (lat.): Zusammenfgung, Bau (112) - Struktur: Gefge, innerer Aufbau, innerer gegliederter Zusammenhang (112a Dieser Vorgang mag zunchst primitiv und banal erscheinen, aber in Anbetracht der Tatsache, da Begriffe zunehmend ihren allgemeingltigen Charakter, bzw. ihre ursprngliche Bedeutung verlieren, halte ich meine Vorgehensweise fr angebracht (113). 8. 4. Strukturmerkmale Dann ging ich daran, einen Katalog von Strukturmerkmalen aufzustellen, mit denen es mir mglich war, das Denkgebude von Lszl zu erfassen. Diese Strukturmerkmale sind folgende: - Brche bzw. Widersprche in der Argumentation - Verschiedene Ebenen der Darstellung und Argumentation - Dynamik vs. Statik im Denken - zyklisches vs. lineares Denken - Quellenangaben

- linguistische Erluterungen Als drittes habe ich mich bemht, Bezge zu den anderen, in der Arbeit bisher schon mehrfach genannten, Philosophen herzustellen. Diese Verknpfungen knnen bei weitem nicht als erschpfend angesehen werden, da mir der genehmigte Umfang der Arbeit nur kurze Verweise ermglicht hat. Manch lngere Zitate - mit ihrer bersetzung - habe ich nicht in den Anmerkungsapparat verbannt, sondern in Klammern in den Flietext integriert. Dies tat ich immer dann, wenn ich der Meinung war, da eine wichtige Aussage durch einen lngeren Auszug des Originaltextes besonders belegt werden sollte. Die berprfung der grtenteils antiken und mittelalterlichen Texte, auf die sich sowohl Lszl, als auch die anderen Philosophen in ihren Argumentationen beziehen, habe ich gnzlich vernachlssigt, um den Flu meiner Arbeit nicht unntig durch Quellen- und bersetzungskritiken zu berlasten. Wenn ich also Texte des Altertums zitiert habe, dann geschah das immer nur im Zusammenhang mit dem Autor, der den betreffenden Text fr seine eigene Interpretation gebraucht hat. Die Kennzeichnung ergab sich in der Regel unmittelbar aus dem Zitat. Bei all den Bemhungen mchte ich nicht verschweigen, da mir manchmal die Frage in den Sinn gekommen ist, ob man eine Philosophie, ein komplexes Gedankengebude, grundstzlich in seine Strukturmerkmale zerpflcken soll, wenn man den Inhalt erfassen will. Oder anders gefragt: kann man ein organisches Ganzes, denn das ist ein spezifisches Denken, in seine Einzelteile zerlegen und dann erwarten, da einem so der Sinn erhellt wird ? Diese Frage fhrt in den Bereich einer generellen "Wissenschaftskritik", dessen bin ich mir wohl bewut; sie soll hier nicht aufgeworfen werden, um beantwortet zu werden, sondern sie soll dem Leser vor Augen fhren, da eine (Struktur-) Analyse, wie przise sie auch sein mag, das Ganze niemals vollstndig erklren kann. Zu guter Letzt: Es versteht sich von selbst, da eine Strukturanalyse nicht die

Aufgabe hat, die Postulate einer Philosophie zu verifizieren oder zu falsifizieren. Ebensowenig habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, das Denken von Andrs Lszl nach moralischen oder ethischen Gesichtspunkten - z. B. im Sinne einer Verteidigung der Demokratie - zu untersuchen. In einem Land der "wehrhaften" Demokratie mag das vielleicht gefhrlich sein - ich wage es trotzdem und hoffe, da mich die intellektuelle Inquisition der auf political correctness bedachten "Berufsantifaschisten" im Namen einer (F)freien Universitt verschonen wird.

Funoten: (5) Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932. Ein Handbuch. 2 Bde. - Darmstadt: 1989. (10) Kurzbiographie nachzulesen in: Hatzenbichler, Jrgen: Querdenker. Konservative Revolutionre. - Engerda: Arun 1995. S. 203-228. (15) Benoist, Alain de: Aus rechter Sicht. Eine kritische Anthologie zeitgenssischer Ideen. 2 Bde. - Tbingen: Grabert 1984. (20) Vgl. Hatzenbichler a. a. O. S. 205. (22) Schuon ist in der franzsischen Schweiz geboren, ist also eigentlich nicht franzsischer Herkunft. Da er aber vornehmlich in franzsischer Sprache publiziert hat, erlaube ich mir, ihn zur franzsischen Zone zu zhlen schweizer Patrioten mgen mir diese Simplifizierung verzeihen. (25) Kurzbiographie in: Hatzenbichler a. a. O. S. 39-56 (30) Evola, Julius: Menschen inmitten von Ruinen. - Tbingen: Hohenrain 1991. (35) Evola, Julius. Den Tiger reiten. - Engerda: Arun 1997. (40) Evola, Julius: Revolte gegen die moderne Welt. 2. Aufl. - Vilsbiburg: Arun

1993. (42) Wilhelm Stapel schreibt am Ende seiner Rezension ber das Werk >Heidnischer Imperialismus< (auf dt. erschienen 1933 im Armanen-Verlag Leipzig) in der Zeitschrift "Deutsches Volkstum" (Nr. 9, 1934): "[...] Wir haben eine knappe Wiedergabe der Konzeption Evolas zu geben versucht. Er trgt seine Gedanken hinreiend vor. Es finden sich Stellen von magischer Kraft in dem Buche [...] Dennoch ist es nicht mglich, Evola zu folgen. Es ist nicht mglich, wil wir eben - Deutsche sind und seinen Weg nicht als den nordischen, sondern als den spezifisch rmischen erkennen. Die Gnosis ist aus dem Osten gekommen, sie ist uns fremd. Das Statische der Hierarchie Evolas ist uns fremd und sdlich. Gerade das von ihm abgelehnte dynamische Element, der Aktivismus, das Faustische, das Unersttliche ist uns nordisch [...] Unser Ideal ist nicht der kontemplative, bernatrliche Herr der Welt, sondern der kmpfende Recke, der sich einsam und stolz durch eine feindliche Welt schlgt [...] Deutschlands Adler und Italiens Adler fliegen zu verschiedenen Sonnen" (43) Gottfried Benn z. B. war ber die >Erhebung wider die moderne Welt< begeistert. Er schreibt in einer Rezension (Die Literatur 1935): "Es ist ein Buch, dessen Idee samt ihrer Begrndung die Horizonte nahezu aller europischen Probleme in etwas bisher Unbekanntes und Unsichtbares weiterrckt; wer das Buch gelesen hat, wird Europa anders sehen [...] wer es gelesen hat, wird verndert sein" (44a) Der Okkultismus-Begriff ist nicht ohne Problematik zu gebrauchen. Jede Bewegung hat prinzipiell eine okkulte - verborgene - Wurzel, die nicht unbedingt okkultistisch sein mu. Streng genommen ist der Okkultismus ein Ausflu der Moderne, eine zweite Religiositt, welche die Dekadenz einer Kultur kennzeichnet - behauptete u.a. Oswald Spengler in seinem Untergang des Abendlandes. (44aa) Ein belletristischer "Klassiker" im deutschen Sprachraum ist der Roman

von McCloud, Russel: Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo. 2. Aufl. - Engerda: Arun 1996. (44b) Eine beachtenswerte, wenn auch stellenweise unsachlich und tendentiell geprgte, Untersuchung ber Politik und Esoterik ist das Buch von Gugenberger, Eduard/ Schweidlenka, Roman: Mutter Erde, Magie und Politik. - Wien: Verlag fr Gesellschaftskritik 1987. (44c) Evola, Julius: Hitler und die Geheimgesellschaften (45) Das Buch, Den Tiger reiten, entstand mageblich auf Drngen der studentischen Anhngerschaft von Evola. (50) "Von La Torre erschienen nur zehn Nummern [...]. Danach mute die Zeitschrift auf Grund offener Feindschaft gewisser faschistischer Kreise, die schlielich sogar in krperlichen Gewaltttigeiten ihren Ausdruck fand, eingestellt werden, da sich in Rom keine Druckerei mehr fand, die bereit gewesen wre, das Blatt zu drucken"In: Julius Evola/Gruppe von Ur: Grundlegung der Initiation. Magie als Wissenschaft vom Ich. Bd. 1. Historisch-kritisches Vorwort von Renato del Ponte s. S. 16. (53) Szlasi Ferencet egy tiszta, kristlytiszta jellemnek tartom. Egy kimagasl szemlyisgnek. s a nemzeti becslet megmentjnek [Ferenc Szlasi halte ich fr einen klaren, kristallklaren Charakter. Ich halte ihn fr eine ausgezeichnete Persnlichkeit und fr den Retter der nationalen Ehre] In: Pannon Front Nr. 4, 1. Jg. 1995 s. S. 12. (55) Diese Einstellung resultiert aus dem streng legitimistischen Verstndnis von Lszl. Demnach ist ein Staat und seine Fhrung illegitim, wenn das Land von feindlichen Truppen besetzt ist. Die Auflsung des ung. Knigreiches auf sowjetische Anweisung hin ist folglich schwebend unwirksam. (56) Lszl hat sich des fteren z. B. zu Sartre geuert. Evola hat den ganzen ersten Teil seines >Tigers< dem Existenzialismus gewidmet. Dies zeigt mir vor

allem, da der Existentialismus in den 50-er, 60-er Jahren eine Aktualitt genossen hat, wie sie heute nicht mehr vorhanden ist. Er ist sozusagen aus der Mode gekommen. Auch aus diesem Grunde habe ich weiterfhrende Verweise in der Arbeit unterlassen. (60) Evola, Julius: Erhebung wider die moderne Welt, OSI Signatur SH 2224. (65) Gunon, Ren: Krisis der Neuzeit, OSI Signatur B 163. (70) Mannheim, Karl: Konservatismus. Ein Beitrag zur Soziologie des Wissens. Hg.: David Kettler, Volker Meja, Nico Stehr. - Frankfurt/M.: Suhrkamp 1984. (72) Mannheim a. a. O. S. 105. (73) Mannheim a. a. O. S. 106. (74) Mannheim a. a. O. S. 106. (75) Burckhardt, Titus: A konzervatv ember. In: Arkh Nr. 1, 2. Aufl. Nyregyhza: Perennis Kiad 1996. S. 27-33. (75a) Die Namen sind die der Anfhrer, die in den Geschichtsbchern allgemein als "Freiheitkmpfer" bezeichnet werden. Fr Lszl sind sie illegitime, antitraditionale Aufwiegler, die den Treueeid zum Knig gebrochen haben. hnliches gilt fr die brgerliche Revolte von 1848/49. (76) Lszl, Andrs: Der Geist, die Rechte und die Tradition. Unverffentlicht. [Verffentlichung erfolgt in Kshatriya, Frhjahr/Sommer 1999.] (78) Lszl, Andrs: L're de la Conscience dchue dans la Corporeit. In: Bulletin intrieur du Centre d'tudes Doctrinales Evola. Nr. 228. Juli 1981. (80) Lszl, Andrs: Tradicionalits s Ltszemllet [Die Tradition und Betrachtungen zum Sein]. - Nyregyhza: Ktet Kiad 1995. (82) Hamvas, Bla: Sciencia Sacra. Az skori emberisg szellemi hagyomnya [Die geistige berlieferung der urzeitlichen Menschheit]. 2 Bde. - Szentendre: Medio Kiad 1995. (84) Lszl, Tradicionalits s Ltszemllet a. a. O. S. 12.

(86) Hg.: Buji, Ferenc: Lszl Andrs. Genesis 1992-94. A beszlgetst vezette s a szveget gondozta Buji Ferenc. - Nyregyhza/Budapest o. J. (87) Genesis. a. a. O. s. S. 61. (88) Eine Ausnahme bildet der antisowjetische Ausstand von 1956. Da Lszl aber zu jener Zeit noch sehr jung war (seine Eltern schlossen ihn vorsorglich in der Wohnung ein, denn sie frchteten, er wrde sich als fast 15 -jhriger den Aufstndischen anschlieen) und da Ungarn nur fr wenige Tage das Sowjetjoch abschtteln konnte, kann man von einer etablierten Staatsmacht in den Tagen des Aufstandes nicht sprechen. (90) Vgl. Mannheim a. a. O. S. 137. (91) In: Pannon Front Nr. 4, 1. Jg. 1995. s. S. 8-12. (91a) Genesis. a. a. O. (92) Mannheim: Konservatismus a. a. O. (94) Ich nenne hier Lukcs, weil seine wissenschaftlichen Werke im Westen populr sind und er somit dem Leser zur Orientierung dienen kann. In der ungarischen Rtediktatur war er Mitglied des Revolutionsrates. (96) Tibor Szamuely, Mitglied des Revolutionsrates, in einer Rede am 20. April in Gyr: "A hatalom a keznkben van. Aki azt akarja, hogy visszatrjen a rgi uralom, azt kmletlenl fel kell akasztani [...] A magyarorszgi proletaritus eddigi gyzelme nem kerlt klns ldozatokba. Most azonban szksg lesz arra, hogy vr omoljon. A vrtl nem kell flni [...] Hatalmass fog tenni minket a vr. A vr lesz az, amely az igazi kommunvilghoz elvezet minket. Ki fogjuk irtani, ha kell, az egsz burzsozit" [Die Macht ist in unsren Hnden. Wer mchte, da die alte Ordnung wieder zurckkehrt, den mu man gnadenlos aufknpfen [...] Der Sieg des ungarischen Proletariats kostete bis jetzt nicht besonderes Opfer. Aber jetzt ist es wichtig, da Blut fliet. Vor dem Blut mu man nicht Angst haben [...] es wird uns mchtig machen. Das Blut wird uns in die

Welt der Kommune fhren. Wir werden, fals ntig, die ganze Burgeoisie ausrotten]. - In: Hg.: Gerencsr, Mikls: Vrs Knyv 1919. - Lakitelek: Antolgia 1993. S. 106-107. (100) Schulte-Bulmke, Gerhard: Vorwort. In: Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. - Frankfurt/M.:Schulte-Bulmke 1952. (101) Lszl: Tradicionalitas. a. a. O. vgl. S. 175. (105) White, Hayden: Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jh. in Europa. - Frankfurt/M.: S. Fischer 1991. (107) White: Metahistory a. a. O. S. 9. (109) Vgl.: White: Metahistory. a. a. O. s. S. 10. (111) Vgl.: White: Metahistory. a. a. O. s. S. 11. (112) Vgl. Der kleine Stowasser. Lateinisch-deutsches Schulwrterbuch. Mnchen: Freytag 1971. s. S. 467. (112a) Der kleine Duden. Fremdwrterbuch. 2. Aufl. - Mannheim, Wien, Zrich: Dudenverlag 1983. s. S. 400 (113) Zu dieser Vorgehensweise hat mich auch Nasr (*) inspiriert: "Da formulierte Erkenntnis nicht ohne Sprache mglich ist, mute die Entheiligung der Erkenntnis notwendigerweise auch den Sprachgebrauch beeinflussen. Wenn die europischen Sprachen ummer symbolrmer und immer eindimensionaler wurden, wobei sie viel von dem inneren Gehalt der klassischesn Sprachen verloren, so hngt dies damit zusammen, da ihnen Denkmuster eindimensionalen Charakters eingeprgt wurden". (*)Nasr, Seyyed Hossein: Die Erkenntnis und das Heilige. - Mnchen: Eugen Diederichs 1990. S. 65. Andrs Lszl Ergnzung II. Ergnzung: Anthropologische und soziokulturelle Faktoren 1. 0. Die Biographie als wissenssoziologischer Faktor

Ich mchte mich der Biographie von Andrs Lszl unter ganz bestimmten Gesichtspunkten nhern. Damit mchte ich zwei drohende Fehler vermeiden: 1.) eine mglicherweise ausufernde Aufzhlung und Darstellung von Daten und Fakten, die zudem aus oben (s. I. 6. 3.) angefhrten Grnden relativ ungesichert bleiben mte. 2.) eine berbewertung des Lebensweges, der aufgrund des begrenzten Umfanges der Arbeit den Schwerpunkt von der Philosophie nehmen wrde. Statt dessen habe ich mich dazu entschlossen, ganz bestimmte Punkte im Leben von Lszl zu diskutieren, bzw. zu analysieren, die mglicherweise einen unmittelbaren Einflu auf die Entwicklung seiner politischen Philosophie gehabt haben knnten. Sie sind also nicht willkrlich herausgegriffen. Diese Punkte sind folgende: 1.) aristokratische Abstammung 2.) Bildung 3.) Anklage, Verhaftung und Gefngnisstrafe 4.) Die politische Wende nach 1989 Mannheim hat in seinem Konservatismus bemerkt, da zu einem bestimmeten Denken immer auch ein bestimmtes Milieu gehrt. White spricht in diesem Zusammenhang von einem "zugrundeliegenden Bewutseinsstand", durch den "prfiguriert" wrde (115). Das kann nach meinem Verstndnis nichts anderes bedeuten, als da der konkrete Lebenswandel des Denkers in die Strukturanalyse miteinbezogen werden mu. Dabei kann es allerdings nicht Ziel sein, ein vollstndiges Psychogramm zu erstellen. Des weiteren kann m. E. nicht gesagt werden, da gewisse Erlebnisse im Leben von Andrs Lszl zwangslufig seine Weltanschauung bedingt haben. Ein kurzes Beispiel soll meine Aussage illustrieren: Millionen von Menschen waren von dem kommunistischen Rache-Terror nach dem Aufstand von 1956 betroffen gewesen, viele bei weitem strker als der damals 15-jhrige Lszl, und trotzdem

wre es vermessen zu behaupten, aus all jenen Betroffenen wren glhende Antikommunisten geworden (118). 1. 1. 1. aristokratische Abstammung Andrs Lszl ist am 03. Dezember 1941 in Budapest als einziges Kind seiner Eltern Andrs und Paulina (geb. Baross) geboren. Seine Vorfahren waren adelige Szkler (120)-Ungarn, die im 17. Jh. nach Westungarn gezogen waren. Die Grndes des Umzuges sind mir nicht bekannt. Der Faktor Adel knnte eine erste soziologische Ursache fr die Hinwendung zur traditionalen Weltanschauung sein. Banal gesprochen knnte man sagen, Lszl trauert in seiner Philosophie einer Welt nach, die hierarchisch (feudalistisch) organisiert war, weil er in dieser Welt zu den Herrschenden gehrt htte. Gegen diese, auf den ersten Blick, plausiblen Annahme sprechen drei Grnde: 1.) Der einfache Adel in Ungarn hatte bei weitem nicht die Machtstellung, wie z. B. der im Deutschen Reich. Besonders ab dem Ende des 19. Jh. kann dieser einfache Adel (Kznemessg) aus allgemein verbreitetem Kapitalmangel an der rasant einsetzenden Modernisierung, vor allem der Landwirtschaft, nicht teilnehmen und verarmt, bzw. nimmt die Position ein, die in Deutschland das sog. Bildungsbrgertum inne hat. 2.) Aus obigen Grnden wurde bei der Erziehung von Andrs Lszl die etwaig besondere Abstammung nicht betont; man verstand sich als aufgeklrter Bildungsbrger und nicht als ehemaliger Feudalherr. 3.) Etliche Autoren, auf die sich Lszl z. T. beruft und die er als adquate Reprsentanten eines Konservativismus' akzeptiert, sind brgerlicher Abstammung (Rudolf Pannwitz, Ren Gunon, Frithjof Schuon, Oswald Spengler, Ludwig Klages, Leopold Ziegler, Seyyed H. Nasr, Ananda K. Coomaraswamy (121),Titus Burckhardt etc.), gleichwohl der Anteil aristokratischer Denker auffallend hoch ist (Julius Evola, Bla Hamvas, Taras v. Borodajkevycz, Alain de Benoist, Renato del Ponte,

Gianfranco de Turris etc.). In dieser Hinsicht kann man zwei gegenstzliche Standpunkte vertreten: der Marxist Mannheim wrde ohne Zweifel materialistisch argumentieren und den hohen Anteil aristokratischer Traditionalisten mit deren materialistischen Vorzgen erklren, den sie durch die Wiedererichtung eines traditionalen Staates htten. Lszl dagegen wrde metaphysische argumentieren, indem er behaupten wrde, da in den Aristokraten das wahre Wissen noch strker vorhanden sei - das Wissen und die daraus erwachsene Tatkraft habe sie ja einstmals geadelt. Beide Argumentationsweisen haben ihre eigene Logik und, was in dem Zusammenhang der Arbeit noch viel wichtiger ist, beide Standpunkte bedingen eine bestimmte politische Idee, bzw. Ideologie (122). Lszl sieht generell in den Aristokraten der Neuzeit, d. h. vor allem nach der Renaissance (122a), nicht mehr die geistigen Krfte wirken, die sie seiner Meinung nach zu Fhrern berechtigen wrde. Eine besondere Ausnahme ist fr ihn Klemens Wenzel Lothar Frst von Metternich-Winneburg (1773-1859). Dieser sei, so Lszl, der letzte groe Vertreter einer aristokratischen Persnlichkeit gewesen, die den Geist der Tradition klar reprsentiert habe: "Ami az ultrajobboldalisgot illeti, itt tulajdonkppen csak szemlyekrl, vagy bizonyos szemlyek krl ltrejv nagyon szk csoportokrl lehetne beszlni [...] Mindenesetre az ultrajobboldalisgot politikailag meghatroz tnyzknt utoljra alighanem Metternich kpviselte (123)" [= was die Ultrarechte angeht, kann man eigentlich nur von Menschen sprechen, bzw. von kleinen Kreisen, die sich um bestimmte Personen bilden [...] Auf alle Flle wurde die politische Ultrarechte zuletzt von Metternich reprsentiert]. In der Beurteilung der Person Metternichs deckt sich Lszls Meinung mit der von Evola vllig bereinstimmend: Metternich, der Schpfer der Heiligen Allianz, habe eine Tradition wieder geltend gemacht, "[...] die in einer bernationalen Einheit die verschiedenen

Vlker unter gegenseitigem Respekt zusammenfassen wollte; die erkennt, da die wahre Freiheit sich unter einem ordenenden Gesetz und einer hierarchischen Idee verwirklicht, nicht unter den demokratischen und jakobinischen Ideologien (124)". Evola fhrt in seiner Wrdigung fort und sagt, da Metternich es gewesen sei, der in den Nationalismen und in der Demokratie die Hauptkrfte erkannt habe, die das traditionale Europa zerstren werden. Die vollstndige Fesselung aller Formen der Subversion, angefangen vom Liberalismus und Konstitutionalismus bis hin zum kollektivistischen Kommunismus und Sozialismus, habe er mit aller Macht angestrebt. 1. 1. 2. 0. Der Bildungsweg 1. 1. 2. 1. Prgende Personen in Lszls Kindheit In der fhesten Kindheit haben nach eigenen Angaben zwei Personen besonders beeindruckend auf Andrs Lszl gewirkt. Einmal war da die Gromutter, "[...] tle taln mg ersebb benyomsokat kaptam ebben az idszakban, mint szleimtl (125)" [= von ihr bekam ich vielleicht noch strkere Eindrcke in jener Zeit, als von meinen Eltern]. Das besondere an ihr war, da sie trotz ihres Alters ihre Kindlichkeit bewahrt hatte. Des weiteren wurde sie nie laut, so da Lszl sich nicht erinnern kann, jemals ein aggressives Wort von ihr gehrt zu haben ["Kpes volt megrizni ks regsgig gyermeke voltt, s ez tsugrzott azon, ahogyan beszlt hozzm, ahogyan foglalkozott velem [...] soha letben nem emelte fel hangjt, soha letben egyetlen agresszv szt nem szlt (126)" = Bis in ihr Alter war sie fhig, ihre Kindlichkeit zu bewahren und dies durchstrmte ganz die Art, wie sie zu mir sprach, wie sie mich behandelte [...] nie in ihrem Leben wurde sie laut und nie sagte sie ein aggressives Wort]. Fr Lszl war sie sozusagen das sanfte Element. Das Gegenstck dazu fand er in seinem Onkel, einem Fliegeroffizier, der nach seiner Heimkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1947 fr einige Jahre in

der Familie von Lszl Quartier bezog. Er war, so sagt Lszl, in gewisser Weise sein zweiter Vater, wenn nicht sogar noch wichtiger, weil er noch mnnlicher und noch hrter war als leiblicher Vater ["Noha apm is meglehetsen hatrozott egynisg, azonban mg apmnl is frfiasabb s kemnyebb. Rendkivl btor, kemny, hatrozott s ferfias szemlyisge az alatt az id alatt, amg nlunk lakott, minden szempontbl kifejezetten pozitve hatott rm (127)" = Obwohl mein Vater auch eine bestimmende Persnlichkeit war, so war mein Onkel doch noch mnnlicher und hrter. Seine auerordentlich mutige, harte, bestimmte und mnnliche Art wirke, so lange er bei uns wohnte, in jeder Beziehung sehr positiv auf mich]. Entscheidend ist in der Schilderung dieser beiden Charaktere nicht, ob sie nun tatschlich so waren, wie Lszl sie beschreibt, sondern wichtig scheint mir im Zusammenhang der Arbeit, da Lszl seine Kindheit zwischen den beiden Polen feminin=sanft und maskulin=entschlossen/hart erlebt hat. In der traditionalen Weltanschauung kommen Mann und Frau genau in der Art zum Ausdruck, d. h. sie werden so fr gltig erklrt. Auf die geschlechtliche Dimension der traditionalen Philosophie kann ich aus Platzgrnden nicht eingehen, obwohl das eigentlich ein wichtiges Gebiet ist. Wichtig aus dem Grunde, weil jede Gesellschaft aus Mnnern und Frauen besteht und weitreichende politische Konsequenzen abzuleiten sind, wenn den Geschlechtern unverrckbare Positionen zugeordnet werden. Mit dieser Problematik hat sich sowohl Evola (Metaphysik des Sexus (128) auseinandergesetzt, als auch Lszl, letzterer in dem einem Kapitel seines Buches (129).

1. 1. 2. 2. Erste intellektuelle Leistungen - frheste Einflsse auf Lszls Denken Mit ungefhr vier Jahren lernte Lszl lesen und hrte mit seinen Fragereien

auf, weil er von da an, wie er sagt, bei einem Problem ein Lexikon zur Hand nehmen konnte. Interessant, wenn nicht sogar unglaublich, ist seine erste wichtigere Lektre: zuerst las er von Will Durant Die Helden des Denkens (a gondolat hsei), in dem bedeutendere Philosophen vorgestellt wurden und von denen er sofort von zweien angezogen wurde: es waren - Nietzsche und - Schopenhauer So kam es, da Lszl vor Beginn seiner Schulzeit Nietzsches Also sprach Zarathustra gelesen hatte. In der gleichen Zeit, also mit fnf Jahren, las er erstmals Geschlecht und Charakter (130) von Otto Weininger. Mit neun las er Kants Kritik der reinen Vernunft und alle in Ungarn erhltlichen Werke Hegels und in der gleichen Zeit machte er die Bekanntschaft mit Lukcs, der gegen Nietzsche polemisierte, worauf dieser noch weiter in seiner Achtung stieg ["Csak ksbb, kilenc ves koromban olvastam el teljes egszben [Kant-ot], s a Magyarorszgon fellelhet Hegel-irodalmat is krlbell ekkor kezdtem el tanulmnyozni. Ekkortjt juttotak kezembe a Nietzschvel opponl Lukcs-rsok, s taln mondanom sem kell, hogy ezek hatsra Nietzsche irnti rokonszenvem jelentsen nvekedett (131)"= erst spter, mit neun Jahren, las ich Kant und die in Ungarn zu findenden Hegel Schriften. In dieser Zeit bekam ich die gegen Nietzsche gerichteten Schriften von Lukcs in die Hnde und ich mu wohl nicht sagen, da daraufhin meine Sympathien fr Nietzsche entschieden zunahmen]. Trotz seiner beachtlichen Reife und Intelligenz, mit drei Jahren wute er z. B. die Zusammensetzung aller ungarischer Regierungen auswendig, war er in der Schule nicht besonders herausragend. Dies erklrt Lszl mit dem Umstand, da er meistens gerade mit anderen Wissensgebieten beschftig war, so da er sich nicht um den vorgesetzten Lehrstoff kmmerte (132).

1. 1. 2. 3. Der (intellektuelle) Ursprung seiner Weltanschauung Angesichts der Tatsache, da sich Lszl schon in extrem jungen Jahren mit hochgradig komplexen Philosphien auseinandergesetzt hat, mu man sich fragen, wann er sich das erstemal den Gedanken nherte, die spter seine festgefgte, ultrarechte, Weltanschauung sein sollten. Zuflligerweise ist diese Frage auch von Ferenc Buji im Rahmen der Interview-Sammlung gestellt worden, so da sich etwaige Spekulationen erbrigen. Buji fragte, in welcher Weise das Bewutsein der eigenen Existenz mit der Erkenntnis der Metaphysik bei Lszl zusammenfiel ["Esetedben az nmagadra eszmls s a metafizikai eszmls mennyire esett egybe, illetve mennyiben klnlt el egymstl ? (133)" = in welcher Weise fielen die Selbstbewutwerdung und die metaphysische Idee zusammen, bzw. auseinander?]. Lszl antwortet, da er die verschiedenen Ebenen seiner Weltanschauung nicht von Anfang an przise ausformuliert habe, aber die Erkenntnis, da man selbst in Gott verwurzelt sei, so wie die Welt in einem selbst, ca. Ende 1945, Anfang 1946, also etwa fnfjhrig, fr ihn fabar war ["[...] a klnbz szint megfogalmazsokra nyilvn ksbb kerlt sor, noha azt, hogy n magam Istenben gykereztem, a vilg pedig bennem gykerezik - tl azon, hogy ezt tulajdonkppen mindig is tudtam -, '45 vgn s '46 elejn fogalmaztam meg (134)" = die Formulierung auf verschiedenen Ebenen kamen natrlich spter an der Reihe, obwohl ich das Wissen, da ich in Gott verwurzelt bin und die Welt in mir - davon abgesehen, da dies schon immer eine Gewiheit fr mich war - Ende '45 Anfang '46 formuliert habe]. Daraus folgert er, da der Solipsismus fr ihn immer evident gewesen ist ["Minden klnsebb tlzs nlkl azt llthatom, hogy szmomra a szolipszizmus - ha klnbz idszakoban klnbz lesggel is vetdtt fel - mindig evidencia volt (135)" = ohne jede bertreibung kann ich sagen, da der Solipsismus - wenn auch in unterschiedlicher Schrfe - schon immer evident fr mich gewesen ist].

Der Solipsismus ist in der Philosophie von Andrs Lszl von zentraler Bedeutung, weil er in seinen Verffentlichungen immer wieder von der grundlegenden Wichtigkeit dieser Erkenntnis spricht und zudem behauptet, da auch Evola (wie auch in abgeschwchter Form Bla Hamvas) ein Vertreter des Solipsismus gewesen sei, obwohl er den Begriff nie benutzt hat. Mglicherweise meint er den Evola'schen Begriff des Magischen Idealismus, auf den ich weiter unten noch eingehen werde, wie ich auch den Solipsismus an anderer Stelle nher untersuche. Dann wird auch zu klren sei, ob der Lszl'sche Solipsismus mit der Dudendefinition identisch ist, gem der der Solipsismus eine "Ichbezogenheit ist, ein Standpunkt, der nur das eigene Ich mit seinen Bewustseinsinhalten gelten lt (136)". Des weiteren stellt Lszl unmiverstndlich klar, da er in keiner Sekunde seines Lebens Materialist, oder hnliches gewesen sei. Und als letztes gibt er zu Protokoll, da er keine Meinung ungeprft akzeptiert habe, sondern sie immer genauestens durchdacht habe. Zusammenfassend kann man also feststellen, da die Grundlage des traditionalen Konservativismus' bei Lszl aus drei Elemente zusammengesetzt ist: 1.) Solipsismus 2.) A-Materialismus 3.) Kritische berprfung der Sachverhalte und Informationen Die Amalgamierung der genannten Elemente lieen ihn schon sehr frh, nmlich 1948, eine ultrarechte Position einnehmen, die fr Lszl mit der traditionalen Weltanschauung, bzw. mit dem traditionalen Konservativismus, identisch ist ["Politikai llspontomat nagyon hamar, mr 1948-ban a szlsjobboldalisg mellett vglegestettem (noha ma mr inkbb ultrajobboldalisgrl beszlnk) (137)" = meine politische Stellung des Rechtsextremismus habe ich schon frh, nmlich 1948, bezogen (obwohl ich heute eher von einer ultrarechten Position

sprechen wrde)]. Fr ungarische Verhltnisse bedeutete das ein Sympathisieren mit Ferenc Szlasi (137a) und den ungarischen Pfeilkreuzlern. Darauf habe ich schon in der Einleitung hingewiesen. Lszl legt groen Wert auf die Feststellung, da in seiner Umgebung niemand mit dem Faschismus sympathisiert habe. Seine Eltern waren sogar sehr erschrocken, als sie bemerkten, da ihr Sohn in eine politische Richtung abdriftete, die sehr gefhrlich war. Er lebte also keineswegs in einem faschistischen Milieu ["Mint mr emltettem, politikai nzeteimet nyolc-kilenc ves koromtl a szlsjobboldalisg jellemezte, amelynek kzpontjban - lagelbbis magyar vontakozsban - Szlasi Ferenc alakja llt. Ezzel kapcsolatban azonban hangslyoznom kell valamit: ilyen nzeteket egyetlen rokonom, ismersm sem vallott, vagyis ilyeneket n nem is hallhattam senkitl [...] vagyis a szlsjobboldalisgot senkitl sem vettem t, hanem teljesen magam alaktottam ki - nem kis megrknydsre szleimnek (138)" = wie ich schon bemerkt habe, kennzeichnete der Rechtsextremismus meinen politischen Standpunkt ab dem 8. bis 9. Lebensjahr. Im Mittelpunkt stand dabei - zumindest was Ungarn anbelangt Ferenc Szlasi. In diesem Zusammenhang mchte ich allerdings eines betonen: solche Ansichten hatte keiner meiner Verwandten oder Bekannten, d. h. soetwas konnte ich von niemanden gehrt haben [...], was auch bedeutet, da ich den Rechtsextremismus von niemanden bernommen habe, sondern ganz von selbst entwickelt hatte - zum Entsetzen meiner Eltern].

2. 0. Die wissenschaftlichen Studien 2. 1. Einleitung Der wissenschaftliche Werdegang von Andrs Lszl lt sich in drei unterschiedlich intensive Phasen unterteilen: 1.) Buddhologie

2.) reformierte Theologie 3.) katholische Theologie Die freiwillige Hinwendung zum Buddhismus bildet dabei die erste und gleichzeitig auch intensivste Phase, die zudem mit einer Dissertation abgeschlossen wurde. Das Studium der reformierte Theologie war ein Kompromi, dem eine Auseinandersetzung mit dem Vater vorausgegangen war; sie war die krzeste, kaum einjhriges Phase und wurde zudem von Lszl ausgesprochen negativ beurteilt. Ein vierjriges Studium der katholischen Theologie schlo sich der vorangegangenen Theologie an. Lszl empfand diese Zeit als sehr angenehm, und nicht nur, weil sie ihn vor den erneuten Eintritt in die Arbeitswelt bewahrt hatte. Trotzdem Lszl die katholische Theologie - ahnlich wie der sptere Evola - als das Christentum mit dem grten traditionalen Potential einstufte, trat er nie in die rmisch-katholische Kirche ein (139). 2. 2. Buddhologie Zum Ende seiner Schulzeit zog Lszl in Erwgung, Mnch des Franziskaner-Ordens zu werden. Das Bestreben war so stark, da er sein letztes Schuljahr in dem Franziskaner-Gymnasium in Esztergom verbringen sollte ["Arrl is sz volt, hogy a gimnzium utols vt az esztergomi ferences gimnziumban fogom letlteni (140)" = auch davon war die Rede, da ich das letzte Schuljahr in dem Franziskaner-Gymnasium in Esztergom absolvieren werde]. Daraus wurde dann doch nichts, weil Lszl sich pltzlich vom Buddhismus angezogen fhlte. Was genau der Auslser fr diesen Wechsel gewesen ist, konnte ich aus den mir zur Verfgung stehenden Quellen nicht entnehmen. Aus dem weiteren Gesprch mit Lszl geht aber hervor, da fr ihn der Wechsel zwischen Katholizismus und Buddhismus keinen extremen Schritt bedeutet hatte, denn nicht die Religion als solches hatte ihn fasziniert, sondern die hierarchisch-asketischen Strukturen,

und die empfand er bei den Buddhisten ausgeprgter vorhanden. 1959 nahm Lszl Kontakt zur Buddhistischen Mission in Budapest auf und erklrte, da er nicht nur der weltlichen Gemeinschaft, sondern auch der priesterlichen beitreten wolle. So kam es da er sich nach seinem Abitur in das Krsi Csoma Sndor Priesterseminar fr Buddhologie (spter Buddhologisches Institut) einschrieb. An dieser Stelle mchte ist anzumerken, da es in oppositionellen Kreisen in den Lndern des ehemaligen Ostblocks weit verbreitet war, sich den Studien exotischer Kulturen zu widmen (141). Unter dem Deckmantel eines vllig anderen Kulturkreises konnte man Kritik zur Sprache bringen, die man auf die konkreten Umstnde im eigenen Land nur mit dem Risiko einer mehr oder weniger harten Bestrafung ffentlich uern durfte. Andrs Lszl wurde allerdings nicht von solchen Motiven gelenkt, denn offensichtlich interessierte er sich fr den Buddhismus nicht im Sinne eines getarnten Sprachrohres. Man darf nun aber auch nicht glauben, eine Einrichtung wie das Buddhologische Institut, sei eine unkontrollierte Insel im Meer der totalen Staatskontrolle gewesen - im Gegenteil. Wie Lszl berichtet, wurde die Buddhistische Mission von der ungarischen Staatssicherheit gegrndet, um die Mitglieder der nach 1945 zerschlagenen okkultistischen Organisationen, z. B. die Theosophische Gesellschaft, sammeln und kontrollieren zu knnen (142). Lszl befand sich in diesem Institut in einer geduldeten Grauzone, was sich auch daran ablesen lt, da er auch zu dem Leiter der Einrichtung, der bekanntermaen fr den Staatsschutz arbeitete, ein gutes Verhltnis aufrechterhielt ["[...] nekem is tudomsomra jutott az, amit ott mindenki tudott, hogy [der Leiter] szoros kapcsolatban llt az llamvdelmi Osztllyal s az llamvdelmi Hatsggal (143" = auch mir wurde bekannt, was dort jeder wute, da er [der Leiter] enge Verbindungen zur Abteilung fr Staatssicherheit hatte].

Schon im Jahre seiner Immatrikulation 1959 begann Lszl Vortrge zu halten. Ab 1964-68 intensivierte sich die Vortragsttigkeit, bis Lszl nach der Abgabe seiner Dissertation 1975 offiziell eine bezahlte Lehrerlaubnis erhielt und damit eigene Seminare anbieten konnte. Sein Fachgebiet umfate vor allem Religionsphilosophie und da er in der Themenwahl relativ frei war, konnte er ohne Schwierigkeiten seine Weltanschauung vortragen. Diese Ttigkeit dauerte bis 1983. Das Thema der Doktorarbeit konnte ich nicht in Erfahrung bringen, obwohl die Arbeit nach den Angaben von Lszl auch in deutscher Sprache vorgelegt werden mute, weil das ungarische Institut nur ein Besttigunsgrechte hatte (144). Den Vorsitz der Prfungskommission fhrte ein gewisser Karl Heinz Gottman in Deutschland; wo das gewesen sein soll, entzieht sich allerdings meinen Nachforschungen. Vermutlich hatte das Thema der Doktorarbeit nur mittelbar etwas mit dem traditionalen Konservativismus zu tun, und kann daher vernachlssigt werden. Der Bruch mit dem Institut zeichnete sich ab, als immer offensichtlicher wurde, da Lszl die Lehren des Buddhismus nicht im Sinne eines linken, friedensbewegten Pazifismus' auslegte, sondern den ultrarechten, traditionalen Standpunkt dieser Religion betonte. 2. 3. Reformierte Theologie Wie schon in der Einleitung gesagt, umfate das Studium der Reformierten Theologie bei Lszl nur eine kurze Zeitspanne und war fr ihn eigentlich nur ein ungeliebter Kompromi. Sein Vater wollte, da er sich in der Wirtschaftswissenschaftlichen Universitt immatrikuliere, was Lszl heftig ablehnte und statt dessen den Wunsch uerte, Katholische Theologie studieren zu drfen. Das Studium der Theologie wurde von seinem Vater nur unter der Bedingung geduldet, das sie den Glauben der Familie, also die reformierte Theologie, zum

Inhalt hatte. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit kann ich nicht nher auf seine Erlebnisse an der Reformierten Fakultt eingehen. Als Fazit mu die Feststellung ausreichen, da Lszl weder von dem Niveau dieser Theologien, noch von den Professoren oder Kommilitonen besonders angetan war. Den Puritanismus und Pietismus verwarf er als vllig unbrauchbares, weil antitraditionales, bzw. contrametaphysisches Element ["A legrosszabb rtelemben vett puritanizmus s pietizmus jellemezte [a reformtus teolgit], s ez termszetesen azt is impliklta, hogy mindenki rosszhiszemen s gyanakvan nzett egymra: Pldul mindenki gy vlte, hogy a msik nem imdkozik eleget ... (145)" = die Reformierten waren durch einen im schlechtesten Sinne gemeinten Puritanismus und Pietismus gekennzeichnet, und dies implizierte auch, da jeder jeden mitrauisch beugte: z. B. glaubte jeder, der andere bete nicht genug...]. Die Atmosphre empfand Lszl so bedrckend und schdigend, da er nach dem ersten Jahr nicht mehr lnger bleiben wollte ["[...] felmrtem magamban, hogy bens krosods nlkl mg egy vet ott nem tudok eltlteni (145a)" = ich wog innerlich ab, da ich ohne Schdigung meines Inneren nicht noch ein Jahr dort aushalten wrde]. 2. 4. Katholische Theologie 1971 wechselte Lszl zur Katholischen Theologie. Statt der vorgeschriebenen sechs Jahre beendete er sein Studium schon nach vier Jahren, also im Jahre 1974, wobei er an den liturgischen bungen der zuknftigen Priester nicht teilnahm. Am Katholischen Seminar umfing ihn eine angenehme Atmosphre. Von Puritanismus oder Pietismus war - logischerweise - nichts zu spren und auch die Lehre, so Lszl, bewegte sich auf einem beachtlichen Niveau. Politisch zeigte sich der Unterschied zwischen den beiden theologischen Lehrsthlen in dem Verhltnis der Professoren zum System. Zwar, so Lszl, gab es auch bei den Katholiken systemkonforme Priester, aber nicht in dem Mae, wie

bei den friedensbewegten Reformierten ["s mg ha voltak is tanrok kztt olyanok, akik nmileg simultak a rendszerhez, nem mernm mondani, hogy ezt brmelyikk is rosszhiszemgggel tette volna. Mg az ilyen tanrokban is ott motoszklhatott az a gondolat, hogy az egyhznak ez rn meg. A reformtus bkelelkszetekben viszont ez a szempont fel sem merlt (146)" = auch wenn es zwischen den Lehrern solche gab, die sich dem System anglichen, so wrde ich doch nicht sagen, da sie es aus schlechtem Glauben taten. Selbst bei diesen war wohl der Gedanke vorhanden, da dies fr die Kirche lohnenstwert sei. Bei den reformierten Friedenspastoren kam dieser Aspekt berhauptnicht zum Tragen]. Dieser Umstand wird sicherlich - zumindest gefhlsmig - dazu beigetragen haben, da Lszl den Katholizismus bevorzugte, obwohl damals das gleichzeitige Studium der Buddhologie einen noch greren Eindruck auf ihn gemacht hat (147). Aufgund seiner buddhistischen Orientierung wies er auch das Angebot einer Assistentenstelle an der Katholischen Fakultt zurck (148).

3. 0. Anklage, Verhaftung und Bestrafung 3. 1. Erste Anzeichen eines Konfliktes mit der Staatsmacht Owohl Lszl schon sehr frh einen traditionalen Konservativismus vertrat, der auch die Sympathie zu den Faschisten miteinschlo, hatte er in seiner Kindheit und Jugend keine manifesten Probleme mit der kommunistischen Staatsmacht. Dies nderte sich erst, als er 1960 als Student mit seiner Vortragsttigkeit in dem Buddhologischen Institut begann. Der Leiter des Institus hatte auch berwachungsaufgaben (s. II. 2. 2.), so da ihm der rechte Anstrich der Lszl'schen Vortge auf Dauer nicht verborgen blieb. Aber bevor sich die Lage weiter zuspitzen konnte, beendete Lszl die prekren Lesungen. Seine religionsphilosophischen Vortrge hingegen konnte er weiter halten. Trotzdem wurde ihm auf Betreiben der Institustleitung der Status eines >geistigen

Freiberuflers< aus seinem Personalausweis gestrichen. Die Konsequenzen dieser Vernderung lassen sich aufgrund weiterer Hinweise nicht nachvollziehen, aber irgendwelche Nachteile - wahrscheinlich materieller Art - mssen sich ergeben haben, sonst htte Lszl diese behrdliche Vernderung nicht betont. 3. 2. Hausdurchsuchung und Verhaftung Nach Aussage von Lszl, wurde die Hausdurchsuchung durch die Inszenierung eines Bekannten ausgelst, der regelmig an den privaten Gesprchskreisen mit Lszl teilgenommen hatte. Der Bekannte kam durch einen Korruptionsfall unter Druck und war zu seiner eigenen Entlastung bereit, einen >politischen Fall< zu liefern ["[...] s hogy mentse magt, azt az ajnlatot tette a rendrsgen, hogyha segtenek rajta, akkor ennek fejben szlltani tud egy politikai gyet. gyhogy el is engedtk, st pnzt is adtak neki (149)" = um sich zu retten machte er bei der Polizei den Vorschlag, er werde einen politischen Fall liefern, wenn sie ihm helfen. Sie lieen ihn also laufen und gaben ihm sogar Geld]. Am 19. Sept. 1961 klingelte es spt am Abend an der Tr von Familie Lszl und sechs Personen des Innenministeriums (150) betraten die Wohnung mit einem Hausdruchsuchungs- und Haftbefehl. Die Beamten kamen von der Abteilung BHO I/I (Bntethatrozatok szessge), die fr Verfahren gegen Feinde des volksdemokratischen Systems verantwortlich waren ["a npi demokratikus llamrend megdntsre irnyul szervezkedsben betlttt kezdemnyez s vezet szerep alapjn tartztattk le (151)"= sie verhafteten ihn wegen seiner angeblich initiierenden und fhrenden Rolle in der Bekmpfung der volksdemokratischen Ordnung]. Die Hausdurchsuchung brachte ein mageres Ergebnis. Man fand ein Buch von Lszl Endre: ber die Juden (152), was wahrscheinlich einen antisemitischen Inhalt hatte. Das entscheidende war aber nicht der Inhalt, sondern, das es auf dem

Index der >faschistischen, antisowjetischen und antidemokratischen Presseerzeugnisse (153)< von 1945 stand, so da der Besitz automatisch eine Straftat war. Herausgeber des Indexes war die Presseabteilung des Ministerprsidenten. Lszl kam in Untersuchungshaft. Die nheren Umstnde seines Verfahrens sind im Zusammenhang mit der Arbeit von geringer Bedeutung, so da ich sie vernachlssige. Die Anklage konnte durch gewisse Umstnde gemildert werden, da die Staatsmacht bald einsehen mute, da ihre Gegenmanahmen unverhltnismig waren ["az egsz gy a "npi demokratikus llamrend elleni gylletre izgats"-s fokozdott le (154)" = die Anklage wurde dergestalt entschrft, da Lszl "Ha gegen das volksdemokratische Staatssystem geschrt" habe. Von konkreten Umsturzplnen wurde also nicht mehr ausgegangen]. Lszl wurde letztlich zu vier Monaten Gefngnis verurteilt. Da er zum Zeitpunkt der Urteilsverkndung schon lnger als vier Monate Untersuchungshaft hinter sich hatte, wurde er sofort freigelassen. 4. 0. Die Wende von 1989 4. 1. Das Ende der bipolaren Welt Fr Lszl gab es - besonders nach 1945 - eine bipolare Welt, zwischen deren Polen eine maximale Spannung herrschte. Damit widerspricht er der unter Konservativen machnchmal zu hrenden Meinung, ein wirklicher Unterschied zwischen Amerika und der Sowjetunion habe es nicht gegeben. Mglicherweise zielt Lszl auf die bekannte Vorlesung von Martin Heidegger, der 1935 in Freiburg sinngem sagte, Amerika und die Sowjetunion seien metaphysisch betrachtet die gleiche trostlose Raserei der Materie (155). Auch Evola uerte sich an verschiedenen Stellen in gleicher Weise, allerdings differenzierter (155a). Obwohl also Lszl Amerika und die Sowjetunion als Gegensatz akzeptiert, fgt er hinzu, da dieser Gegensatz ein manipulierter gewesen sei ["[...] ki kell

jelenteni, hogy kzttk [Amerika, Szovjetuni] messzemen ellentt feszlt. Ez az ellentt valsgos volt - de manipullt (156)" = man mu sagen, da zwischen ihnen [Amerika, Sowjetunion] ein weitreichender Gegensatz herrschte. Dieser Gegensatz war echt - aber manipuliert]. Wer der Manipulator gewesen ist, erklrt Lszl nicht, aber er fhrt fort, da die Manipulation notwendig gewesen sei, weil man damit am meisten erreichen konnte. Was dieses Erreichte gewesen ist, sagt Lszl ebenfalls nicht. Die Sowjetunion habe demnach ihren Dienst erfllt und wurde dann aufgelst. Noch dazu sei sie so untergegangen, da man kaum von diesem Ereignis ergriffen wurde, was ebenfalls darauf hindeute, da der Vorgang ein kontrollierter gewesen sei ["[...] a Szovjetuni megsznse a legegyszerbb naphrek kztt hangzott el. Korbban tbben a flelemtl vagy a boldogsgtl eszmletket vesztettk volna arra a hrre, hogy a Szovjetuni megsznt (157)" = das Ende der Sowjetunion ragierte unter den normalsten tagespolitischen Nachrichten. Frher htten nicht wenige vor Freude oder Angst ihr Bewutsein verloren, wenn sie vom Ende der Sowletunion erfahren htten]. Man habe nmlich einen wirklichen Systemwechsel nie gewollt, sondern nur ein berfhrung in eine andere, im Sinne der manipulativen Krfte optimalere Ordnung. Was im groen mit dem gesamten Ostblock geschah, konnte man auch im kleinen, in Ungarn beobachten. 4. 2. Die Transformation in Ungarn Nach Lszl gab es in Ungarn nicht in dem Mae eine Wende, wie sie eigentlich mglich und ntig gewesen wre. In diesem Sinne habe der erste frei gewhlte Ministerprsident Jzsef Antall sehr richtig bemerkt, da es dabei nicht um einen politischen Wechsel, sondern (nur) um ein nderung gehe. Das bedeutete, da sich zwar alles gendert habe, nur eben das System nicht. Lszl verwendet zur Verdeutlichung seiner Analyse folgendes Bild: Eine tatschlicher Wechsel wrde einen Vernderung um 180 Grad mit sich bringen, oder zumindest eine

Richtungsvernderung um 90 Grad - dem gegenber habe es in Ungarn mit der politischen Wende nur eine Vernderung um maximal 30 Grad gegeben ["Megvltozson - jelkpesen - normlisan szznyolcvan, de legalbb egy kilencven fokos fordulatot kell rteni, de harminc fokosnl nagyobb vltozs itt nem trtnt. Igazi rendzermegvltozs itt nem ment vgbe (158)" = unter einem Wechsel mu man - bildlich gesehen - eine Vernderung von 180 Grad, oder zumindest von 90 Grad verstehen, aber eine Vernderung von mehr als 30 Grad ging hier nicht vonstatten. Einen echten Systemwechsel gab es hier nicht.]. Verantwortlich fr den nicht wirklich eingetretenen Wechsel sind fr Lszl die neuen Machthaber, allen voran der (ehemalige, mittlerweile verstorbene) Ministerprsident Antall. Die Aussagen bezglich >Verantwortung< und >politischer Manipulation< sind nicht schlssig. Sie zeigen vielmehr eine inkoherente Verschwrungstheorie, wie sie oft bei rechten Ideologien zu finden ist. Was im vorliegenden Fall sofort auffllt ist, da Lszl im Zusammenhang mit den Transformationsprozessen in Ungarn - im Gegensatz zur Sowjetunion - nicht von hintergrndig aktiven, manipulativen Krften oder Gestalten spricht. Mglicherweise wollte er sich diesbezglich nicht wiederholen; dann ist es aber merkwrdig, da er die Verantwortung in Ungarn explizit >offen sichtbaren< Persnlichkeiten, wie dem Ministerprsidenten, zuweist. Ebenso widersprchlich ist Lszls Annahme, eine tatschliche, d. h. in seinem Sinne verstandene, Transformation habe stattfinden knnen. Diese Aussage hat logisch zur Folge, da es keine >Hintermnner< gegeben hat, bzw. das diese >Hintermnner< nicht mchtig genug gewesen waren, eine echte Transformation aufzuhalten, womit die Vermutung, da es sie gab oder gibt, keine Rolle spielt. Zusammenfassend kann man feststellen, da Lszl in der Wende von 1989/90 einen greren Landesverrat sieht, als in der (fr ihn bis heute nicht

rechtskrftigen) Auflsung der Monarchie 1945. Jzsef Antall bildet dabei ein Symbol des Verrates, wie Lszl es in einem Interview 1995 bezeichnet hat: "[...] amit tett, vagy esetleg nem tett, s nem egyedl tett, de a nevvel sszekapcsolhat, az a magyar trtnelemben a legnagyobb ruls, ami eddig elfordult. Antall Jzsefet n sszegzskppen a magyar trtnelem elsszm haza- s nemstruljnak tartom. volt az, akinek a nevvel, nevhez kapcsolhat, nevvel trsthat, hogy a rendszervltozs nem valsult meg a beteljeseds rtelmben (159)" = was er gemacht hat, oder nicht tat, und nicht alleine tat, was aber mit seinem Namen zu verbinden ist, das ist in der ungarischen Geschichte der grte Verrat, den es bis jetzt gegeben hat. Jszef Antall halte ich insgesamt fr den grten Landes- und Vaterlandsverrter. Er war derjenige, mit dessen Namen eine unvollstndige Wende in Verbindung, in Zusammenhang, zu bringen ist].

Funoten: (115) Vgl.: White: Metahistory. a. a. O. s. S. 11. (118) Selbst Imre Nagy, Ministerprsident von '56 und zuletzt auf der Seite der Aufstndischen, bekannt sich [nach der Niederschlagung der Revolte] bis zu seiner Hinrichtung durch Kommunisten 1958 zum Kommunismus. (120) Das Szkler-Land (Szkelyfld) ist bis heute in den Karpaten zu finden und bildet heute das geographische Zentrum des Staates Rumnien. Bis 1918 war es unter der Bezeichnung Erdly Bestandteil der k. u. k. Monarchie. Die Szkler wurden vor Jahrhunderten zur Sicherung der Ostgrenze des ung. Knigreiches angesiedelt und konnten sich auch unter der Trkenherrschaft eine relative Autonomie bewahren - wahrscheinlich rhrt daher ihr ungemein zher Charakter, der selbst den brutalsten Assimilierungsversuchen nach 1918 widerstehen konnte.

(121) Coomaraswamys Vater war ein indischer Edelmann, die Mutter britische Brgerin, so da man auch Ananda Kentish zum Adel zhlen knnte. (122) Um die Problematik der zwei Standpunkte zu verdeutlichen, nehme ich einen Vergleich von Nasr auf: "Man hat ja unserer Epoche Beinamen wie >Zeitalter der Raumfahrt< oder >Atomzeitalter< gegeben, weil der Mensch zum Mond gereist ist und das Atom gespalten hat, aber man knnte es nach derselben Logik auch das Zeitalter der Mnche nennen, weil es neben den Raumfahrern nach wie vor Mnche gibt". Nasr: Die Erkenntnis und das Heilige. a. a. O. S. 117. (122a) Bezgl. der Beurteilung der Renaissance: Lszl: Tradicionalits. a. a. O. s. S. 175/176. (123) Genesis. a. a. O. s. S. 144. (124) Evola, Julius: Metternich. Der Aufsatz erschien in: Ricognizioni. Uomi e problemi. Rom 1974. (125) Genesis. a. a. O. s. S. 12. (126) Genesis. a. a. O. s. S. 13. (127) ebd. (128) Evola, Julius: Metaphysik des Sexus. - Stuttgart: Ernst Klett 1962. (129) Lszl, Andrs: Tradicionalits. a. a. O. A N s a Frf [Frau und Mann]. s. S. 299-306. (130) Weininger, Otto: Geschlecht und Charakter. Eine prinzipielle Untersuchung. 23. Aufl.- Wien, Leipzig: Wilhelm Braunmller 1922. (131) Genesis. a. a. O. s. S. 16. (132) ebd. (133) Genesis. a. a. O. s. S. 14. (134) ebd. (135) ebd. (136) Der kleine Duden. a. a. O. s. S. 389.

(137) Genesis. a. a. O. s. S. 15. (137a) "Ha isten nincs bennnk, sehol nem talljuk meg istent, mg akkor se, ha minden rt a templomban tltnk s az utols kenetet hallunkkor megkaptuk" [=Wenn Gott nicht in uns ist, werden wir ihn nirgendwo finden, selbst dann nicht, wenn wir jede Stunde in der Kirche verbringen und beim Sterben die letzte lung erhalten]. Solche und hnliche Aussagen von Szlasi deuten auch bei ihm auf einen Solipsismus hin. Szlasi, Ferenc: Brtnnapl 1938-1940. - Budapest: Budapest fvrosi levltra/Filum 1997. s. s. 190. (138) Genesis. a. a. O. s. S. 36. (139) Nach eigenen Angaben wurde Lszl in eine neuheidnische Religionsgemeinschaft (Turni-Egyisten hvk) eingweiht, um sie nach dem Tod des obersten Priesters weiterzufhren. Dies lehnte Lszl dann aber ab, weil er die Versatzstcke der angeblichen Ur-Religion der Ungarn als nicht ausreichend fr den Aufbau einer Kirche empfand. (140) Genesis. a. a. O. s. S. 95. (141) Man mu sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, da vor 30-40 Jahren Wissenschaftgebiete, wie z. B. Afrikanistik, Arabistik, Sinologie, Buddhologie etc. viel exotischer waren, als in der heitigen Zeit, wo man allein durch die gesteigerte Mobilitt viele Berhrungspunkte mit fremden Kulturen aktiv wahrnehmen kann. (142) Genesis. a. a. O. s. S. 97. (143) Genesis. a. a. O. s. S. 96/97. (144) Genesis. a. a. O. vgl. S. 99. (145) Genesis. a. a. O. s. S. 70. (145a) ebd. (146) Genesis. a. a. O. s. S: 78. (147) Lszl - wie auch andere Traditionalisten - kritisierte vor allem die

Ergebnisse des II. Vaticanums. Im Rahmen der Arbeit kann ich auf diese Problematik nicht eingehen, aber zusammenfassend kann man feststellen, da fr Lszl die >Humanisierung< - Modernisierung - der kath. Kirche gleichbedeutend ist mit ihrem Niedergang. (148) Genesis. a. a. O. vgl. S. 78.

Andrs Lszl Hauptteil III. Hauptteil: Der traditionale Konservativismus 1. 0. Die traditionale Metaphysik 1. 1. Anmerkungen zur Vorgehensweise Die traditionale Weltanschauung ist ohne die dazugehrige Metaphysik nicht vollstndig verstndlich. Sie bildete sozusagen den Kern der ganzen Ideologie. Daher ist es unerllich, dieses Gebiet der Lszl'schen Philosophie besonders intensiv zu untersuchen. In der Buchzeitschrift Arkh (5) erschien der Artikel Was ist die metaphysische Traditionalitas? (10) [Mi a metafizikai tradicionalits?], der neben dem Hauptwerk Tradition und Betrachtungen zum Sein (11) [Tradicionalits s Ltszemlet] Grundlage meiner Strukturanalyse ist. Der Text besteht aus verschiedenen Abstzen, die jeweils einen anderen Begrndungszusammenhang haben, bzw. die auf verschiedenen Argumentationsebenen angesiedelt sind. Ich habe mir bei der Strukturanalyse zum Ziel gesetzt, nicht nur die etwaigen Einflsse anderer Philosophen zu kennzeichnen, sondern auch den sprachwissenschaftlichen Aufbau zu erhellen. Die Anregung gab mir, wie schon in der Einleitung bemerkt, Hayden White, obwohl ich seine Methode, aus ebenfalls schon bemerkten Grnden, nicht bernommen habe. Statt dessen habe ich versucht, die spezifischen Merkmale zu finden, mit denen man die Texte von Lszl am besten erschlieen kann.

1. 2. Die Strukturmerkmale In den Texten von Andrs Lszl gibt es im wesentlichen fnf Strukturmerkmale: 1.) Die Behauptung: - Lszl stellte dabei einen Sachverhalt fest, der fr einen Auenstehenden durchaus nicht einleuchtend sein mu, ohne eine weitere Erklrung zu liefern. Als Beispiel knnte man seine Behauptung anfhren, die Sowjetunion sei von im Hintergrund agitierenden Manipulatoren bewut aufglst worden. Stichhaltige Beweise kann er nicht liefern und die inhernte Logik der weiteren Ausfhrung ist schwach, da nicht auszuschlieen ist, da die Sowjetunion >einfach soMetaphysicum Absolutum< als Solipsismus Schuon und Nasr leiten von der sophia/religio perennis die Notwendigkeit einer jeden traditionalen Religion innewohnende Orthodoxie ab, auf die ich nicht nher eingehen kann. Lszl hingegen, der sich ja explizit auf Schuon beruft, setzt seine Argumentation in eine andere Richtung fort. Zunchst behauptet er, da man nur dann von einer traditionalen und metaphysischen Lehre sprechen kann, wenn der Anfang und das Endziel jenseits des Seins angesiedelt sei. Dann, so Lszl, knne man von einem Metaphysicum Absolutum sprechen. Dem Metaphysicum Absolutum entspricht auf (profan) philosophischer Ebene der Solipsismus ["a metafizikai abszolutizmus [...] az a szemllet, amelynek a filozfiai szintre cskkentett megfelelje a szolipszizmus nevet visel (95" = der metaphysische Absolutismus ist die Anschauung, die man auf der philosophischen Ebene als Solipsismus bezeichnen kann]. An dieser Stelle hlt es Lszl wieder fr angebracht, eine linguistische Erklrung einzufgen: Die Zusammenfgung des lateinischen Adjektivs sole

(allein) und des Demonstrativpronomens ipse, ipsa, ipsum (selbst) bilde den Sinn dieser Terminologie. Und die Bedeutung sei, "[...] hogy a lt s a Tudat egybeesik, a ltnek egyetlen alanya van, ez az egyetlen alany n magam vagyok (Ich-Selbst) [...] az n (tudati) akcionalitsai [...] az n vilgom (96)" [= da das Sein und das Bewutsein zusammenfllt; das Sein hat ein einziges Subjekt und dieses einzige Subjekt bin Ich-Selbst [...] die Aktionalitten des bewuten Ichs sind die Welt des Ich]. Lszl fhrt mit seiner komplizierten Erklrung fort, indem er sagt, da man gleichzeitig Person und Subjekt sei. Sich selbst [nmagam] knne man nur aus der Person heraus, die den Identifikationskern darstelle, zum Subjekt zurckfhren. Ein Subjekt aber, was in sich selbst reduziert sei, knne man nicht mehr Subjekt nennen - dies, so Lszl, sei das metaphysische Absolutum, bzw. die absolute Metaphysik. Wieso er Person und Subjekt voneinander trennt, erlutert Lszl nicht, so da die Argumentation eine mangelnde Stringenz aufweist. Gleiches gilt fr die Behauptung, das Subjekt herrsche ber dem Sein jenseits des Seins [Az Alany a Lt lt-feletti ura], bzw. es herrsche magisch und kniglich ber sich selbst und ber dem mit sich identischen [nmagval azonos] Allem [Mindensg]. Deswegen entspreche die traditionale Anschauung einem magischen Solipsismus [a tradicionlis szemllet - a mgikus szolipszizmus (98)]. Den Erklrungen und Verknpfungen zum Solipsismus kann man schwerlich folgen, zumal er Wortarten mit einflicht (magisch, kniglich), die er nicht nher erlutert und die in diesem Diskurs als strend und unangebracht empfunden werden. Aus diesem Grund halte ich es fr angebracht, an dieser Stelle zwei Punkte zu klren: 1.) den Solipsismus so zu charakterisieren (ohne allerdings einen Solipsismus-Diskurs anzuschlieen), wie er allgemein gebruchlich ist, d. h.

seine lexikale Definition kurz zu erlutern. 2.) den Begriff der Magie zu klren, um den Eindruck zu begegnen, die traditionale Weltanschauung bestehe aus verrcktem, mit Hokuspokus verbrmten, Irrationalismus (s. III. 2. 2. 1. Tradition und Esoterik). Den Solipsismus definiert der Duden (100) als Ichbezogenheit, als einen "[...] Standpunkt, der nur das eigene Ich mit seinen Bewutseinsinhalten gelten lt (101)". Das Philosophische Wrterbuch (105) von Walter Brugger geht noch weiter ins Detail: Demnach ist der Solipsismus eine Spielart des Idealismus, in dem nur das eigene Subjekt als sicher gegeben anerkannt wird, ausgehend von dem cartesianischen cogito, ergo sum. Es wird geschlufolgert, da man den Solipsismus auch als >praktischen Egoismus< bezeichnen knne; auerdem knne er "[...] sich als mittelbare Lehre nicht behaupten, ohne sich zu widersprechen (110)". Trotz dieser durchweg negativen Kritik von allen Seiten, bekrftigt Lszl in einem Gesprch seine Position - nicht weil sie willkrlich, egoistisch oder widersprchlich sei, sondern weil er - im Gegensatz zu den anderen Philosophen konsequent zu Ende gedacht habe: "Ami a filozfit illeti, szmos filozfibl el lehetett volna jutni az egyetlen korrekt ltszemllethez: a szolipszizmushoz. Berkeley pspk nagyon kzel jrt hozz. Hume-ot, Schopenhauert vagy Husserlt sem vlasztotta el tle sok. St mg olyan negatve megitlhet gondolkozk is eljutthatak volna a szolipszizmus gondolathoz, mint Descartes vagy Sartre. Valamit azonban egyikjk sem hajtott vgre, valahol mindannyian leltottk magukat s elkanyarodtak. Pedig semmi mst nem kellett volna tenni, mint vgigmenni az eredeti ton. S ez mg csak nem is indukci vagy dedukci krdse; csupn valamit koherensen vgig kellett volna gondolniuk (115)" [= was die

Philosophie betrifft, so kann man sagen, da man in zahlreichen Philosophien zur einzig korrekten Erkenntnis htte kommen knnen: zum Solipsismus. Bischof Berkeley war nahe 'dran. Hume, Schopenhauer oder Husserl trennte auch nicht viel davon. Sogar solche negativ zu beurteilenden Denker wie Descartes oder Sartre htten bis zum Solipsismus kommen knnen. Etwas haben sie aber alle nicht vollbracht, irgendwo hrten sie auf oder bogen ab. Dabei htten sie nichts anderes tun mssen, als den angefangenen Weg zu Ende zu gehen. Und das ist nichteinmal eine Frage von Induktion oder Deduktion; sie htten einfach nur koherent zu Ende denken mssen]. Um die Richtigkeit seiner Position klren zu knnen, mte man die Werke der von Lszl genannten Denker bezglich seiner Solipsismus-Definition untersuchen. Diese Leistung kann an dieser Stelle nicht erbracht werden. Letztlich ist es m. E. nicht unbedingt entscheidend, ob der Lszl'sche Solipsismus korrekt ist oder nicht. Entscheidend ist vielmehr, da er einen wichtigen Baustein seiner Weltanschauung bildet und daher weitreichende Konsequenzen in seinem politischen Denken nach sich zieht.

2. 2. 1. Tradition und Esoterik In einer wie auch immer gearteten Philosophie des 20. Jahrhunderts wird die Benutzung des Wortes Magie bei dem Leser unwillkrlich eine Abwehrreaktion hervorrufen. Dies hngt vor allem damit zusammen, da man heute mit dem Wort etwas nicht nachvollziehbar Irrationales verbindet, was seinen Platz eher im sog. >Dunklen Mittelalter< hat. Oder man denkt sofort an die mittlerweile schier unbersichtlich gewordene Literatur ber den Nationalsozialismus und seine angeblich okkulten Wurzeln (116). Weltverschwrungstheorien, ein esoterischer Topos der Politik, werden grundstzlich - meistens zu recht - mit rechter

Ideologie in Verbindung gesetzt, so da es nicht verwundert, wenn in dem traditionalen Konservativismus von Magie die Rede ist. Das Irrationale hat dort seine geistige Heimat, kann man allzuoft feststellen. Dies mu aber nicht so sein, wenn man den Begriff des Magischen mit einem anderen, ursprnglicheren Bedeutungszusammenhang versieht.

2. 2. 2. Magie als >praktische Metaphysik< Bezglich des Ausdrucks magisch kann man bei Evola eine weiterfhrende Erklrung finden, nach der das Wort in diesem Zusammenhang nicht mehr so skurril klingen mag. In einem Artikel, der mir leider weder in ungarischer noch in deutscher bersetzung zugnglich ist, schrieb Evola schon frh ber den Magischen Idealismus (120), aber das eigentliche Hauptwerk diesbezglich sind die beiden Bnde von der Magie als Wissenschaft vom Ich (125). Dort schreibt er in der Einfhrung: "Als weitestgehende Konzession an eine Teilstrmung kann diejenige genannt werden, die zur Verwendung des Begriffs Magie im Titel der vorliegenden Bnde gefhrt hat. Dazu sei aber besonders auf Roger Bacon verwiesen, der Magie als praktische Metaphysik definierte. Man wird ebenso sehen, da die Bezeichnung Magie hier viel eher einen bertragenen Sinn angenommen hat und weniger das bezeichnet, was man im Altertum darunter verstanden hat. Hier soll sie eigentlich nur eine besonders aktive Auffassung und Behandlung der traditionalen und initiatischen Disziplinen zum Ausdruck bringen [...] (130)".

2. 2. 3. >Magisches Bewustsein< bei Karl Mannheim Den esoterischen Aspekt des traditionalen Konservativismus mchte ich an dieser Stelle nicht weiter analysieren. Das Zitat Evolas soll nur deutlich machen, da mit dem Wort Magie - seiner Meinung nach - nicht irgendein aberglubischer und

irrationaler Hokuspokus gemeint ist. Dies ist besonders auch im Hinblick auf Mannheim festzustellen, der in seiner Analyse vom Wesen und Begriff des Konservatismus (135) vom Traditionalismus sagt, man knne wohl mit Recht behaupten, "[...] da er die ursprnglichere Verhaltensweise gegenber jedem Reformismus, gegenber jedem gewollten Neuerungsstreben ist [und] das er >allgemein menschlich< ist, da seine Urgestalt mit dem magischen Bewutsein zusammenhngt, wie denn auch bei >primitiven< Vlkern das Festhalten an vererbten Lebensformen mit der Angst vor magischen Nachteilen, die bei einer Vernderung auftreten knnten, eng verbunden ist (137)". Ferner erklrt Mannheim, da der Konservativismus in einer gesellschaftlichen Peripherie seine Wurzeln hat, die durch >Irrationalitt< gekennzeichnet sei. Diese Peripherie entstand, so Mannheim dadurch, da weite Lebensbereiche durch den bergang zu einer kapitalistischen Wirtschaftsweise durchrationalisiert wurden, das Irrationale also in einen Intimbereich abgedrngt wurde (138).

3. 0. Das traditionale Gottesverstndnis Aus dem vorangegangenen Verstndnis der Tradition kommt Lszl im folgenden zu seinem Gottesverstndnis. Wie er im einzelnen die Herleitung strukturiert, werde ich nicht nher erlutern, sie wrde zu sehr ablenken. Es ist im Rahmen der Arbeit nicht wichtig, wie eine Gottheit von Lszl manifestiert wird. Entscheidend hingegen ist, da die traditionale Weltanschauung berhaupt eine Existenz Gottes annimmt. Dies ist auch insofern wichtig, als das mit Mannheim Lszl ein Denker entgegensteht, dem man wohl kaum einen Gottesglauben nachsagen kann. Mannheim kann als Marxist und Anhnger des Historischen Materialismus schwerlich eine Gottheit anerkennen, so da er konsequenterweise immer materialistisch argumentiert. Lszl hingegen bejaht in seinen Ausfhrungen ein

von der Tradition hergeleitetes Gottesverstndnis: "A metafizikai tradicionalits[nak] [...] a szemlyisgen s szemlyessgen tli istensg s istensgen-tlisg kinyilvntst [kpviseli] (140)" [= die metaphysische Traditionalitt [...] ist die Offenbarung einer Gottheit und bergottheit, jenseits des Persnlichen und der Persnlichkeit]. 4. 0. Die Lehre von den >Vier Zeitaltern< So wie es ein wichtiges Kennzeichen einer politischen Ideologie ist, ob eine berwelt (Gott) anerkannt wird, oder nicht, so ist es auch entscheidend, was fr ein Zeitverstndnis angenommen wird. Ein lineares Zeitverstndnis hat ganz andere politischen Implikationen, als z. B. ein zyklisches. Im folgenden wird also zu analysieren sein, wie der traditionale Konservativismus von Lszl das Phnomen der Zeit erklrt. 4. 1. Einleitung Das hervorstechendste Kennzeichen der Lehre von den Vier Zeitaltern ist ihre Zyklizitt. Sie stellt also ein Vorstellung dar, die das Werden der Welt in einem immer wiederkehrenden Kreislauf von bestimmter zeitlicher Dimension versteht, in dem es ein Anfang oder Ende praktisch nicht gibt. Diesem Weltbild entgegengesetzt ist das der linearen Zeitauffassung, wie es vor allem durch das Christentum im abendlndischen Denken Einzug fand. Nun kann man beiden Weltbildern zwei zusstzliche Bewegungen hinzufgen, nmlich dem zyklischen eine Abwrts- und dem linearen eine Aufwrtsbewegung. Beide Vorstellungen sind von der Menschheit in verschiedenen >Bildern< (145) "verarbeitet" worden. Auf das zyklische Weltbild der Vier Zeitalter werde ich im nachfolgenden ausfhrlich eingehen. Zum Kontrast dazu will ich hier kurz die lineare Zeitvorstellung charakterisieren und ihre politische Dimension offenlegen: Die lineare, aufsteigende Zeitvorstellung erfuhr zunchst ihre grte

Ausbreitung durch das Christentum, welches nach der Vertreibung der Menschheit aus dem Paradies eine stete Fortentwicklung zum Reich Gottes predigt. Das irdische Jammertal ist dabei der Tiefpunkt der Linie, das Jngste Gericht und die anschlieend wieder paradiesischen Zustnde bilden den Gipfelpunkt, an dem die Geschichte aufhrt. Bemerkenswerterweise hat gerade der kmpferisch antiklerikale Kommunismus das gleiche Schema bernommen. Hier ist es nicht das Paradies von Adam und Eva, sondern der gute Naturzustand (150) des Menschen, der mit dem Auftreten des Privateigentums einen Sndenfall erfhrt. Aus dem Jammertal der ungerechten Besitz- und Produktionsverhltnisse findet nun eine stete, von Revolutionen begleitete, Aufwrtsentwicklung statt, die mit der kommunistischen Weltrevolution ihren paradiesischen Hhepunkt erreicht. Eine kommunistische Welt bedeutet dann nicht nur Wohlstand fr Alle, sondern ebenfalls das Ende der Geschichte. Aus dem Gesagten wird verstndlich, da Lszl die lineare Zeitauffassung - wie auch alle anderen Traditionalisten - verwirft und die zyklische Lehre von den Zeitaltern als einzig gltig anerkennt (152). 4. 2. Die Zeitalter - Lszl contra Mannheim Mannheim sieht in der Lehre von dem Goldenen Zeitalter, dem ersten der vier Zeitalter, ein zentrales Theorem konservativen Denkens, das bereits im stoischen Denken aufweisbar sein soll: "Fr die Stoa, die durch diese Theorie zugleich eine maximale Spannung zwischen absoluter Norm und positiv Daseiendem setzte, bedeutete diese Spannung keine Veranlassung zu einer revolutierenden Schlufolgerung und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Theorie von einer sozialen Oberschicht vertreten wurde (156)". Whrend Mannheim also >klassenkmpferisch< argumentiert, behauptet Lszl eher

indifferent und ohne auf den sozialen Aufbau der Gesellschaft einzugehen (157), da die berlieferung einst das Leben der Menschen vllig bestimmt habe (158). Gleiches sagt Nasr in einem anderen Kontext, wenn er feststellt, da "[...] der prmoderne Mensch [...] tief mit der von der Tradition geschaffenen Welt verwoben [war]; und: [...] die normalen Menschengesellschaften [lebten] in einer Welt, die so sehr von dem durchtrnkt war, was wir heute Tradition nennen, da sie mit einem Begriffsetikett wie >Tradition< nichts anfangen konnten [...] (159)". Als ideologischer Exkurs sei auf die andere Argumentationsweise von Alain de Benoist hingewisen. Fr ihn - und er bezieht sich dabei auf den Religionswissenschaftler Mircea Eliade - ist der Mythos von dem Goldenen Zeitalter mit Marx' klassenloser Gesellschaft gleichzusetzen, da jenes Zeitalter den Beginn und das Ende der Geschichte kennzeichne und somit jede geschichtliche Spannung ausbleiben wrde (161). Eliade und mit ihm de Benoist, bersehen vollstndig, da eines der Kennzeichen des Goldenen Zeitalters eine strenge Hierarchie ist, von einer klassenlosen Gesellschaft also gerade nicht gesprochen werden kann. Ich habe dies hier angemerkt, weil ideologisch gesehen die >Neue Rechte< oft mit der traditionalen Weltanschauung und seinem Konservativismus in Verbindung gebracht wird (165). Eine saubere Trennung dieser beiden Weltanschauungen scheint mir daher angebracht. Um die Richtigkeit der Lehre von den Vier Zeitaltern zu belegen, argumentiert Lszl mit Quellenangaben und Jahreszahlen (166) und bringt damit ein weiteres Strukturelement zum Tragen. Ebenso wie Evola beruft sich Lszl auf Hesiod (um 700 v. Chr.) und auf die griechische und indische Mythologie. Demnach gab es ein Goldenes Zeitalter (Satya-Yuga), in dem die Tradition allumfassend herrschte.

Die beiden nchsten Stufen der dann einsetzenden "absteigenden Linie des Weltgeschehens (167)" waren das Silberne (Treta-Yuga) und das Bronzene Zeitalter (Dvapara-Yuga), in dem die traditionale Metaphysik, zwar schwcher werdend, aber noch wirksam war. Exakt in dem Jahre 3102 v. Chr. und gleichsam mit dem Beginn der Geschichte [a trtnelem kibontakozsval], so die Behauptung von Lszl (168), habe das sog. Eiserne Zeitalter, oft auch Dunkles Zeitalter genannt (Kali-Yuga), begonnen, in dem die berlieferung in immer schnellerem Tempo, besonders nach dem 7. - 5. Jh. v. Chr., ihre Bestimmende Funktion verloren habe. Bla Hamvas kommt letztlich auf das gleiche Ergebnis, aber er strukturiert die Darstellung des Niedergangs nicht im Sinne eines sich verdunkelnden Bewutseins, sondern anthropologisch: Im Goldenen Zeitalter gab es nur geistige Menschen, Brahmanen; im Silbernen Zeitalter sei der Krieger (Kshatrya) geboren worden; im Kupfernen (sic) Zeitalter tauchte der Geschftsmann (Vaishya) auf und im Eisernen Zeitalter sei der Arbeiter (Cudra) geboren worden. "Ennek [a stt] korszaknak kezdete volt az idszmtsunk eltti hatszzas v (170)" [= der Anfang dieses Dunklen Zeitalters war das Jahr sechshundert vor unserer Zeitrechnung]. Lszl przisiert weiter: Trotz des fortschreitenden Niedergangs war die berlieferung bis zum 19. Jh. keine Ideologie, sondern eine Kraft, die nach wie vor in gewissen Sphren wirksam war; und erst im 20. Jh. mute die traditionale Metaphysik zu einer fest umrissenen Weltanschauung geformt werden. An dieser Stelle rechtfertigt Lszl die Notwendigkeit und berhaupt das Auftreten seiner Philosophie. Allerdings erklrt er nicht, wie es mglich sein soll, da in einer geistig umnachteten Zeit einige Menschen pltzlich klar sehen knnen. Es kam eben so ["a 20. szzad-ban jtt el annak az ideje (172)"], sagt er lapi