Alleine stark und schön – vom verborgenen Beziehungshunger ... · Anorexia nervosa (ICD 10:...
Transcript of Alleine stark und schön – vom verborgenen Beziehungshunger ... · Anorexia nervosa (ICD 10:...
Dr. Dirk Harms
Alleine stark und schön –vom verborgenen Beziehungshunger in der Magersucht
Dr. Dirk Harms
Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Krankenhaus Martha-Maria
Dr. Dirk Harms
Gliederung
� Der Blick von außen� was ist Magersucht?
� Der Blick zurück� woher kommt sie?
� Der Blick nach innen� was bedeutet sie?
� Der Blick nach vorne� was kann man tun?
Dr. Dirk Harms
Der Blick von außen: Essstörugen - Magersucht
Dr. Dirk Harms
EssstörungenSpektrum
Essanfälle
Binge EatingStörungrestriktiv bulimisch
Anorexie Bulimiepurging non-purging
UntergewichtBMI<17,5
NormalgewichtBMI 20-25
ÜbergewichtBMI>25
gezügeltes Essen, Diät, Sport
Erbrechen etc.
Dr. Dirk Harms
Exkurs: Der Body-Mass-Index (BMI)
� wichtigstes praktikables Maßzur Beurteilung des Körpergewichtes
� BMI=Körpergewicht (kg)/Körpergröße² (m²)
25,675kg
31,190kg
22,565kg
20,860kg
17,350kg
15,645kg
13,840kg
12,135kg
z.B. bei 1,70m
Adipositas>30
Übergewicht25-29,9
Normalgewicht20-24,9
Magersucht<17,5
BMI
Dr. Dirk Harms
Bulimia nervosa(Bulimie = „Ochsenhunger“)
� Die Selbstbewertung wird übermäßig stark
von Gewicht und Figur abhängig gemacht.
� Essanfälle mindestens 2x/Woche
� Große Menge in kurzer Zeit
� Gefühl des Kontrollverlustes
� Verhaltensweisen um Gewichtszuname zu vermeiden
� Gezügeltes Essverhalten, Sport (“non-purging”)
� Erbrechen, Abführmittel (“purging”)
� Normalgewicht
Dr. Dirk Harms
Epidemiologie
1,5:120:110:1w:m
2% Allg. Bev.1% (junge Fr.)
0,3% (junge Fr.)
Prävalenz
Binge eatingStörung
Bulimianervosa
Anorexianervosa
Dr. Dirk Harms
Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter (1847)
Dr. Dirk Harms
Dr. Dirk Harms
Historische Beschreibung der Magersucht(zit. nach Thomä, 1961)
� Morton 1689 „Phthisis nervosa“
� Gull 1873:„In der Tat waren die klinischen Charakteristika lediglich solche des Hungerzustandes ohne irgend ein Zeichen einer inneren Erkrankung. Es war bemerkenswert, wie lange dieser Zustand oft andauerte, und wie gering die Veränderungen der vitalen Funktionen waren. Puls und Atemfrequenz bleiben ein oder zwei Jahre lang auf dem genannten niedrigen Wert (nämlich 50/60 bzw. 12/min). Obwohl diese Patientinnen äußerst hinfällig waren, klagten sie über keinerlei Beschwerden und hatten auch keine Krankheitseinsicht, sondern waren oft besonders ruhelos und eigensinnig, solange die Entkräftung nicht den äußersten Punkt erreicht hatte“
Anorexia nervosa (ICD 10: F50.0)(an-orexie = Appetitlosigkeit)
� Gewichtsverlust oder fehlende Gewichtszunahme.� BMI von 17,5 kg/m2 oder weniger.
� Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von “fettmachenden” Speisen.
� Selbstwahrnehmung als “zu fett” verbunden mit einer sich aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden. Die Betroffenen legen für sich selbst eine sehr niedrige Gewichtsschwelle fest.
� Amenorrhoe bei Frauen, Interesseverlust an Sexualität und Potenzverlust bei Männern.
� Es werden der restriktive Typus und der bulimische Typusunterschieden.
� Wachstumshemmung bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät
Körperliche Symptome der Anorexia
� Kältegefühl, Zyanose der Hände
� Dünnerwerden der Haare, Haarverlust
� Trockene Haut, brüchige Nägel
� Gelbfärbung der Haut
� Lanugo-Behaarung
� Völlegefühl/Magenschmerzen nach dem Essen (selbst bei kleinen Mahlzeiten)
� Darmträgheit, Obstipation
Dr. Dirk Harms
Körperliche (Spät-)folgen der Anorexie
� Verminderte Knochendichte (Osteoporose)� Blutbildveränderungen� Niedriger Blutdruck, langsamer Puls-> Kollapszustände
� Leberferfettung� Nierenschäden
� Bei Erbrechen oder Abfühlmittelmissbrauch:� Ödeme� Elektrolytstörungen (Kalium) -> Herzrhythmusstörungen� Zahnschäden� Schleimhautblutungen in der Speiseröhre
Dr. Dirk Harms
Typische Verhaltensweisen I
� Esssituationen werden vermieden(„hab‘ schon gegessen“)
� Entschuldigungen für Nicht-Essen
� Herumstochern im Essen, Ess-Rituale, langsames Essen, überstarkes Würzen
� Beschäftigung mit Essen ohne zu Essen:� Kochbücher, Rezepte, Zeitschriften, Kataloge
� Kochen für andere
� Horten von Nahrungsmitteln
� Kaugummi-Kauen
� trinken von Wasser, Cola-Light, Tee
Dr. Dirk Harms
Typische Verhaltensweisen II
� Unruhe, Bewegungsdrang
� Sport
� Leistungsorientierung
� Weite Kleidung in mehreren Schichten
Dr. Dirk Harms
Der Blick zurück:Ursachen
Dr. Dirk Harms
Soziokulturelle Einflüsse
NahrungsüberflussWegfall tradierter
Normen
Selbstkontrolle als neuer Wert
Kontrolliertes Essen
SchlankeitsidealDiäten
Mode / Werbung / Medien
Narzisstische Bedeutung des
Körpers
Reale Körper
Dr. Dirk Harms
Biologische Faktoren
� Essstörungen gehäuft bei Verwandten von Magersüchtigen
� Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen 55% (gegenüber 5% bei zweieiigen)
� Serotonin-Stoffwechsel?
Dr. Dirk Harms
Epidemiologie
� Anorexia nervosa
� Kein Unterschied zwischen Stadt und ländlichen Gebieten
� Höhere soziale Schichten
� Bulimia nervosa
� gehäuft in Städten und vor allem Großstädten
Dr. Dirk Harms
Der Blick nach Innen:Psychodynamik
Dr. Dirk Harms
Folgen des Hungerns(Minnesota Studie 1944)
� Heißhungerattacken
� Störung des Sättigungsgefühls
� Stimmungsschwankungen
� Depressionen
� Reizbarkeit
� Wutausbrüche
� Angst/Apathie
� Sozialer Rückzug
� Isolation
� vermindertes sexuelles Interesse
� Auflösung von Beziehungen
� vermindertes Konzentrationsvermögen
� Entscheidungsunfreudigkeit
� verminderte Urteilsfähigkeit
Dr. Dirk Harms
Auslösesituation I:Entwicklungsaufgabe Pubertät
� Körperliche Reifung � Übernahme der Geschlechtsrolle
� Lösung von den Primärobjekten
� Eingehen neuer Beziehungen
� Soziale Ängste
� Rollenkonflikte
� Anstieg von Triebspannungen
� Affektive Labilität
� Verunsicherung - Selbstwert
Dr. Dirk Harms
Auslösesituation IITrennungsschritte
� Auslandsaufenthalte
� Auszug/Umzug
� Beruflicher Entwicklungsschritt
� Partnerschaftliche Veränderung
Dr. Dirk Harms
Psychodynamik 1:Abwehr der weiblichen Identität
� Übernahme der Rolle/Identität „Frau“ würde bedeuten� Identifikation mit der Mutter� Rivalität mit der Mutter� Aufgeben der Mutter als versorgende Mutter, Aufgeben des
Kindstatus
� Beziehung zum Vater� sexuelle Wünsche bedrohen Vater als Alternativobjekt
� Anorexie: Aufgeben der genital-sexuellen Entwicklungsstufe und Abwehr der weiblichen Identität durch Regression
Warum?
Dr. Dirk Harms
Die Anorektikerin vor der Anorexie
� „braves“ Kind
� stets unauffällig
� keine Trotzphase
� gut in der Schule
� leistungsorientiert
� Das „perfekte Kind“ im „Goldenen Käfig“ (Hilde Bruch)?
Dr. Dirk Harms
Die Kehrseite des perfekten Kindes
� Anpassung an den Goldenen Käfig durch� Aufgeben des „Wahren Selbst“ zugunsten eines „falschen
Selbst“ (Winnicott)
� Verzicht auf Autonomie
� Aufgeben der eigenen Grenzen – Grenzverwischung („wir wollen“)
Dr. Dirk Harms
Die Anfänge
� „Stillsituation“� „orale Triebbefriedigung“
� narzisstisch-fusionäres Erleben
� Angenommensein, Spiegelung
� Frühe Passungsstörung mit dem Primärobjekt
� Folgen:� „orale Frustration“ -> Spannung, „Wut“ -> Objektverlust
� Selbstverlust, Fragmentierung
� Kontrollverlust
� Notwendigkeit, derartige Zustände zu verhindern, also Angst vor Abhängigkeit und deren Folgen
Dr. Dirk Harms
Folgen der frühen Passungsstörung
Passungsstörung
Unerträglichkeit von Abhängigkeit
Blockade der Autonomieentwiclung
Autonomie-Abhängigkeits-
Konflikt
Narzisstische Störung
Unsichere Grenzen
(Selbst/Objekt)
negatives Mutterbild
Dr. Dirk Harms
Grundlegende Pathologie
� Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt� Abhängigkeit als existenzielle Bedrohung
� Narzisstische Störung� Gefühle von Ohnmacht und Wertlosigkeit vs.
Allmachtswünsche
� Ich-strukturelle Störung� unsichere Grenzen zwischen Selbst und Objekt
� Triebtheorie� Orale Ambivalenz
Dr. Dirk Harms
Aktivierung der Problemfelder
Autonomie-Abhängigkeits-
Konflikt
Narzisstische Störung
Unsichere Grenzen
(Selbst/Objekt)
Autonomie-wünsche
Überforderung / Frustrationen
Nähewünsche
Pubertät – körperliche Reife - Genitale Sexualität
negatives Mutterbild
Frau werden
Dr. Dirk Harms
Der Weg in die Anorexie - Regression
Regression auf orale Stufe
Essen = Objekt (Verschiebung)
Hungern
ObjektschutzSelbstbestrafung
Verschmelzung mit ambivalenten Objekt
Ich-Verlust
Zerstörung des Objektes
Objektverlust
Sicherung derIch-Grenzen
Dr. Dirk Harms
Hungern als Lösung
Autonomie-Abhängigkeits-
Konflikt
Narzisstische Störung
Unsichere Grenzen
(Selbst/Objekt)
Autonomie-wünsche
Überforderung / Frustrationen
Nähewünsche
Pubertät – körperliche Reife - Genitale Sexualität
negatives Mutterbild
Frau werden
Hungern
Autonomie ohne Trennung
Narzisstische Stabilisierung
AbgrenzungAblehnung der
Mutter
Dr. Dirk Harms
Weitere Stabilisierungsmaßnahmen
Rückzug von den Liebesobjekten
Abwehr der „Wunschwelt“(oral + genital)
Einsamkeit
Objektsehnsucht
Körper als Objekt
Fehlende Befriedigung
„Gier“
Projektion auf andere
Selbsthass
Neid
Dr. Dirk Harms
Über-Ich und Ich-Ideal
� Über-Ich� Harmonie
� Aggressionsfreiheit
� Verbundenheit
� Aufopferung
� Verzicht
� streng
� tyrannisch
� introjektartig
� Ich-Ideal� Leistung
� Perfektion
� Selbstkontrolle
� Autonomie
� überhöht
� weit entfernt vom Real-Ich
Dr. Dirk Harms
Interpersonelle Dynamik
� Projektion von Wünschen und Gefühlen auf anderen� Wünsche: oral (Essen), Macht und Kontrolle
� Ängste und Ohnmacht
� Annahme der Projektionen durch andere –Projektive Identifikation� Wunsch die Pat. möge Essen
� Wünsche die Patientin zu kontrollieren, zu zwingen
� Hilflosigkeit und Ohnmacht
� Kampf gegen die Projektionen bei den anderen
Dr. Dirk Harms
Familiendynamik im ödipalen Dreieck (G. Reich)„Der bekämpfte Vater und die umworbene Mutter“
Vaterdominanttyrannisch
Mutterschwachabhängig
Patientin
Able
hnun
gBe
wunde
rung
SympathieAblehnung
Dr. Dirk Harms
Familiendynamik im ödipalen Dreieck (G. Reich)„Der enttäuschende Vater und die abgelehnte Mutter“
Vaterunterwürfig
masochistisch
Mutterdominant
PatientinEn
ttäus
chun
ger
otisc
he B
indu
ng
EinklangAblehnung
Dr. Dirk Harms
Weitere Elemente der anorektischenLösung
Asketische Idealbildung„ich brauche nichts“
Projektion v. Wünschen
Sozialer Rückzug
Anstieg von Bedürfnis-spanungen
Neid
magergut
normalböse
manipulierbar= Übergangsobjekt
Körper als Objekt
Narzisstische Stabilisierung
Dr. Dirk Harms
Psychodynamik(n. Schneider, 2004)
� A. als Identitätsversuch / -entwurf: Wunschlosigkeit=narzisstisches Ideal
� Damit verbundene Konflikthaftigkeit� Selbsthass bei „Schwäche“ = Ausleben von Wünschen
� Essen als primäres „Schlachtfeld“
� Liebe und Sexualität als weiterer Wunschbereich, der mittels Indentifizierung/Verschiebung über Essen mitabgewehrt wird
� „Hunger“ als Begleiter – selbstgeschaffener Objektersatz
Dr. Dirk Harms
Psychodynamik II: Wunsch-Abwehr-Dynamik(n. Schneider, 2004)
� Nach Innen /in der Beziehung zu sich selbst� Ichspaltung/Selbstverheimlichung/Selbsttäuschung
� Nach Aussen / in der Beziehung zu anderen:Projektiv identifikatorische Prozesse� Wünsche (Essen, zunehmen)
� Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle
� Rollenumkehr (Pat. kontrolliert andere)
� Geheimnis/Geheimhaltung
Dr. Dirk Harms
Der Blick nach vorne:Therapie
Dr. Dirk Harms
Behandlung der Magersucht- Grundlagen -
� Magersucht als chronische Krankheit, die die Koordination verschiedener Therapien über längere Zeit erfordern
� Gesamtbehandlungsplan
� Therapie der Wahl ist die Psychotherapie
Dr. Dirk Harms
Behandlung von Essstörungen- Behandlungsketten -
Primär-versorgung
ambulanteFach-PT
Psychosom. Klinik
ScreeningPräventionMotivation
DiagnostikMotivationEdukation
stationäre/ teilstationäre Behandlung
somatische Behandlung
ambulante PT
Dr. Dirk Harms
Hilfreiche Grundhaltung
� Essstörungen sind Erkrankungen wie alle anderen auch� keine Vorwürfe, keine Belehrungen, keine Drohungen
� auch das Verheimlichen ist Teil der Erkrankung� keine Vorwürfe, keine Belehrungen, keine Drohungen
� Essstörungen sind meist zu großen Teilen für die Patientinnen „ich-synthon“:� was der Umgebung als Problem erscheint ist für die Patientin
die Lösung
� Veränderungsmotivation ist das Ergebnis der ersten Therapiephase, nicht die Vorraussetzung
Dr. Dirk Harms
Behandlungsgrundsatz für Essstörungen
� „Mit einem Patienten der hungert, kann man keine sinnvolle therapeutische Arbeit leisten.“� Hilde Bruch, 1980
� „Die Normalisierung der Ernährung ist nicht alles, aber ohne diese ist alles nichts.“
� „Die somatischen Folgen des Hungerns können nicht durch Deutungen und Einsicht behoben werden – Deutungen sind kalorienfrei -, sondern nur durch ausreichende Ernährung“� R. Schors, D. Huber, Essstörungen: Therapieführer für psychodynamische
Behandlungskonzepte, Schattauer, 2004
� “Es ist nicht mehr vertretbar, Patientinnen mit Anorexia nervosasymptomorientierte Behandlungskomponenten vorzuenthalten.”� Herzog T et al., PPmP, 1996
Dr. Dirk Harms
Gründe für die Integration Symptomorientierter Techniken in die psychodynamische Therapie
� Essstörung als Handlungssymtom
� gegenseitige Bedingtheit von körperlicher und psychischer Störung
� „Deutungen sind kalorienfrei“
� „Gewichtszunahme ist nicht alles, aber ohne Gewichtszunahme ist alles nichts“
� Realität (Gewicht) als Triangulierung
Dr. Dirk Harms
Psychodynamische Anorexietherapie
� Einleitungsphase� Motivationsarbeit
� Anorexie als „Leistung“/Vorteile
� viel Struktur – Stabilisierung des Essverhaltens
� Mittlere Phase� von Essen und Gewicht hin zu
� Affekten/Beziehung/Konflikt
� abgewehrte Wünsche
� Endphase� Trennung als zentraler Konfliktbereich
� Stabilisierung
� Umsetzung im Alltag
� Rückfallprophylaxe
� Grenzen des Erreichten
Dr. Dirk Harms
Einleitungsphase
� Bearbeitung der Selbstwertproblematik -Selbstwertstabilisierung
� Bearbeitung der Ambivalenz gegenüber der Therapie� Ausführliche Bearbeitung der Vorteile der Essstörung
� Vorsichtige Bearbeitung der Nachteile der Essstörung
� Verantwortung für Veränderung liegt bei der Patientin
� Ausführliches Betrachten des konkreten Essverhaltens und sonstiger Symptome
Dr. Dirk Harms
Symptomzentrierte Maßnahmen
� Information und Vorschläge zum Essen
� Esstagebuch
� Wiegen
� Gewichtskurve
� Vereinbarung zur Gewichtszunahme und zu den Grenzen der Therapie
Dr. Dirk Harms
Beispiel Gewichtskurve – stationärGewichtsverlauf Stationär 2004
30,0
31,0
32,0
33,0
34,0
35,0
36,0
37,0
38,0
39,0
40,0
41,0
42,0
43,0
44,0
45,0
18.08
.200
423
.08.2
004
30.08
.200
406
.09.2
004
13.09
.200
420
.09.2
004
27.09
.200
404
.10.2
004
11.10
.200
418
.10.2
004
25.10
.200
401
.11.2
004
08.11
.200
415
.11.2
004
22.11
.200
429
.11.2
004
06.12
.200
413
.12.2
004
20.12
.200
4
Gewicht Soll
Gewicht Ist
Dr. Dirk Harms
Beispiel Gewichtskurve ambulant
Gewichtsverlauf Ambulant 2005
30,0
31,0
32,0
33,0
34,0
35,0
36,0
37,0
38,0
39,0
40,0
41,0
42,0
43,0
44,0
45,0
20.12
.200
403
.01.2
005
17.01
.200
531
.01.2
005
14.02
.200
528
.02.2
005
14.03
.200
528
.03.2
005
11.04
.200
525
.04.2
005
09.05
.200
523
.05.2
005
06.06
.200
520
.06.2
005
04.07
.200
518
.07.2
005
01.08
.200
5
Gewicht
Dr. Dirk Harms
Beispiel Essensplan – Teil 1(Kostaufbau nach langem Fasten)
1 Dessertschüssel Blattsalat
1 Essl. pflanzliches Öl
1 Teel. Essig
½ Tasse Reis (roh)
2 Gemüsepaprika
60 g Putenbrust
1 Schöpflöffel Bratensoße
Mittagessen12 Uhr
1 Joghurt mit Früchten (200g Becher, 3,5% Fett i.T.)
1 Stück Obst (Apfel, Birne, Banane)
Zwischenmahl-zeit
10 Uhr
1 Scheibe Vollkornbrot
1 Teel. Butter/Margarine
1 Essl Quark (20%Fett i.T.)
2 Teel. Marmelade
1 Glas Fruchtsaft
Frühstück8 Uhr
Dr. Dirk Harms
Beispiel Essensplan – Teil 2
2 Stücke Schokolade (ca. 10 g) Gute-Nacht-Snack
21.30 Uhr
1500 kcal
1 Scheibe Vollkornbrot
1 Teel. Butter/Margarine
1 Scheibe Schnittkäse oder Aufschnitt
2 Tomaten
Abendessen19 Uhr
1 Joghurt mit Früchten (200g Becher, 3,5% Fett i.T.)
Zwischenmahl-zeit
15.30 Uhr
Dr. Dirk Harms
Beispiel Essensplan – Teil 1(nach KostaufbauKostaufbau)
1 Dessertschüssel Blattsalat
1 Essl. pflanzliches Öl
1 Teel. Essig
¾ Tasse Reis (roh)
2 Gemüsepaprika
150 g Putenbrust
2 Schöpflöffel Soße
Mittagessen12 Uhr
1 Scheibe Vollkornbrot
1 Teel. Butter/Margarine
1 Scheibe Schnittkäse oder Aufschnitt
1 Stück Obst (Apfel, Birne, Banane)
Zwischenmahlzeit10 Uhr
1 Scheibe Vollkornbrot
1 Teel. Butter/Margarine
1 Essl. Quark (20%Fett i.T.)
2 Teel. Marmelade
6 Essl. Früchte-Müsli
200 ml Milch (3,5 % Fett)
1 Glas Fruchtsaft
Frühstück8 Uhr
Dr. Dirk Harms
Beispiel Essensplan – Teil 2
1 Schoko-Riegel ( z.B. Mars)
20 Gummibärchen
Gute-Nacht-Snack21.30 Uhr
3000 kcal
2,5 Scheiben Vollkornbrot
3 Teel. Butter/Margarine
3 Teel. Kräuterquark (40 % Fett i.T.)
1 Scheibe Schnittkäse oder Aufschnitt
2 Tomaten
1 Glas Tomatensaft
Abendessen19 Uhr
1 Stück Marmorkuchen
1 Glas Fruchtsaft
Zwischenmahl-zeit
15.30 Uhr
Dr. Dirk Harms
Der Umgang mit essgestörten Patientinnen erfordert
� Klarheit
� Struktur
� Offenheit (=> Motivation!)
� Transparenz
� Berechenbarkeit
Dr. Dirk Harms
Therapeutische Haltung bei Essstörungen- psychodynamische Sicht -
Vertrauen Kontrolle
Achtung Missachtung
Mitbestimmung Bevormundung
Struktur Chaos
Förderung Überforderung
Balance in der therapeutischen Bez.
Dr. Dirk Harms
Mittlere Therapiephase
� Übersetzungsarbeit: was bedeuten Essen und Gewicht hinsichtlich� Affekten
� Beziehungen
� Konflikten
� abgewehrten Wünschen
� Je nach Dynamik erfolgt die Arbeit eher� strukturbezogen
� konfliktorientiert
Dr. Dirk Harms
Typische Themen der Therapie
� Strukturbezogenes Arbeiten� Differenzierung von Affekten und Konfliktwahrnehmung
� Selbstwertstabilisierung
� Konkliktbezogenes Arbeiten� Kontrolle/Macht/Beherrschung/Omnipotenz
� Schuld, Moral
Dr. Dirk Harms
Therapie(n. Schneider, 2004)
� Unmöglichkeit: „Geheimnis“ vs. Offenheit
� Möglichkeit� Abstinenz gegenüber der Pat. (umkämpft in der Dynamik)
� Lebendigsein des Ther. als Identifikationsmöglichkeit
Dr. Dirk Harms
„2-Phasen-Modell“ analytischer Therapie(n. Schneider, 2004)
� Vorbereitungsphase� Geheimhaltung als „Identitäswiderstand“
� „virtuelle“ analytische Arbeit
� „Mach du ruhig, ich spiele auch durchaus mit, aber ich werde nicht anders“.
� Probeübertragung, Identifikationen unter Vorbehalt
Dr. Dirk Harms
„2-Phasen-Modell“ analytischer Therapie(n. Schneider, 2004)
� 2. Phase: Analytische Arbeit im engeren Sinne� anorektischer Identitätswiderstand wird ich-dyston
� Erleben der frühen Konflikte in der Übertragung
� Integration des „objektbezogenen Begehrens“ und damit der Abhängigkeit
Dr. Dirk Harms
Ambulante Therapie über 1 JahrBMI anfangs 15,5 , zuletzt 17,7
Gewichtsverlauf ambulant
40,0
41,0
42,0
43,0
44,0
45,0
46,0
47,0
48,0
49,0
50,002
.12.
2008
09.1
2.20
08
16.0
2.20
08
30.1
2.20
08
20.0
1.20
09
27.0
1.20
09
03.0
2.20
09
11.0
2.20
09
20.0
2.20
09
06.0
3.20
09
12.0
3.20
09
20.0
3.20
09
25.0
3.20
09
03.0
4.20
09
08.0
4.20
09
17.0
4.20
09
06.0
5.20
09
20.0
5.20
09
17.0
6.20
09
28.0
6.20
09
02.0
7.20
09
15.0
7.20
09
24.0
7.20
09
12.0
8.20
09
11.0
9.20
09
23.0
9.20
09
07.1
0.20
09
21.1
0.20
09
06.1
1.20
09
Prognose
50%
30%
20%
Gesundung
Restsymptome
Chronisch
10-Jahres-Letalität: 6%
Dr. Dirk Harms
Literatur
� Reich G u. Cierpka M (Hrsg): Psychotherapie der Eßstörungen. Stuttgart: Thieme, 1997, � Reich G (1997): Psychodynamische Aspekte der Bulimie und
Anorexie. S. 44-60� Reich G : Ambulante psychodynamische Therapie bei Anorexie
und Bulimie. S. 61-71
� Herzog/Munz/Kächele: Essstörungen. Stuttgart: Schattauer, 2004� Schneider G: Die psychoanalytisch fundierte Behandlung
anorektischer Patientinnen – ein Zwei-Phasen-Modell. S. 94� Schors R, Huber D: Psychoanalytisch Denken,
verhaltenstherapeutisch handeln?. S. 60
Dr. Dirk Harms
Adressen
� dick und dünn e.V. in Nürnberg� http://www.fen-net.de/dickundduenn/
� ESS-O-ESS Netzwerk Essstörungen Erlangen� http://www.essstoerungen-erlangen.de/