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Air Power Revue der Luftwaffe Nr. 2, Beilage zur ASMZ 4/2004 www.luftwaffe.ch /doktrin Theorie Doktrin und Technologie: Zwillings- oder Halbschwestern? Alain Vuitel Strategie The Art of Targeting John A.Warden versus Robert A.Pape Luftwaffe Die Königlich Niederländische Luftwaffe Christian F. Anrig Buchbesprechung The Air Campaign, Bombing to Win AIR POWER REVUE DER SCHWEIZER ARMEE DE L’ARMEE SUISSE Nr. 3, Dezember 2004 Beilage zur ASMZ 12/2004

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Air Power Revue der Luftwaffe Nr.2, Beilage zur ASMZ 4/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

TheorieDoktrin und Technologie: Zwillings- oderHalbschwestern? Alain Vuitel

StrategieThe Art of Targeting John A.Warden versusRobert A.Pape

LuftwaffeDie Königlich Niederländische LuftwaffeChristian F. Anrig

BuchbesprechungThe Air Campaign, Bombing to Win

AIR POWER REVUEDER SCHWEIZER ARMEE

DE L’ARMEE SUISSE

Nr.3, Dezember 2004

Beilage zur ASMZ 12/2004

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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Luc Fellay 3

Michael Grünenfelder 4

Alain Vuitel 5

John A.Wardenversus Robert A. Pape 16

Christian F.Anrig 27

38

Die hier dargelegten Analysen, Meinungen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen sindausschliesslich die Ansichten der Autoren. Sie stellen nicht notwendigerweise den Standpunkt desEidg. Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport oder einer anderenOrganisation dar.

Die Artikel der Air Power Revue können unter Angabe der Quelle frei kopiert undwiedergegeben werden.

Herausgeber: KKdt Hansruedi Fehrlin Kdt Luftwaffe

Chefredaktor: Dr. Michael Grünenfelder Chef Luftwaffendoktrin

Joint-Redaktions- Br aD Rudolf Läubli Vorsitz, Redaktor ASMZkommission: Oberst i Gst Michael A.J. Baumann Chef Heeresdoktrin

Dr. Michael Grünenfelder Chef LuftwaffendoktrinOberst Hans Dickenmann Chef Planung–Projekte–Versuche HeerOberst Beat Neuenschwander Chef Planung –Projekte–Versuche LuftwaffeOberstlt i Gst Alain Vuitel Chef Militärdoktrin der Armee

Editorial Prof. Dr.Andreas Wenger, ETHZReview Board Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg, Militärbibliothek Bern

Divisionär Ulrich Zwygart, HKABrigadier Walter Knutti, LW

Verlag und Druck: Huber & Co.AG, Grafische Unternehmung und Verlag, 8501 Frauenfeld

Beilage zur «Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift» ASMZ, Nr. 12, Dezember 2004

Vorwort

Editorial

TheorieDoktrin und Technologie: Zwillings- oder Halbschwestern?

StrategieThe Art of Targeting

LuftwaffeDie Königlich Niederländische Luftwaffe

Buchbesprechungen

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3

Die Bedeutung erfolgreicher oder misslungener Luftoperationen zur Durchsetzung staat-licher Interessen ist, seitdem die Dimension Luft zu militärischen Zwecken genutztwerden kann, weit gehend unbestritten.

So wäre in allen Lagen ohne die Leistungen der Luftwaffe im Rahmen des Nachrich-tenverbundes wohl nur ein zu lückenhafter und damit ungenügender Wissensstand aufstrategischer, militärstrategischer und operativer Führungsstufe zu erreichen. Nicht- oder

Fehlentscheide könnten die unmittelbaren Folgen daraus sein.Die Möglichkeiten der Luftwaffe,Transporte sehr rasch, weit gehend unabhängig von Infrastrukturen, über

kürzeste und lange Distanzen sowie punktgenauer Aufnahme und Anlieferung durchzuführen, ist eineprägende Fähigkeit, welche der verantwortlichen Führung Handlungsfreiheit verschafft. Es kann zudemheute grundsätzlich festgestellt werden, dass der Zu- und Weggang zu Stabilitätsoperationen im Ausland inwesentlichem Umfange durch die Luft erfolgt. Die Sicherstellung dieser Transporte ist also eine entscheidendeVoraussetzung zum Gelingen solcher Operationen.

Die Wahrung der Lufthoheit ist in der aktuellen Lage die Hauptaufgabe der Luftwaffe. Sie erbringt dieseLeistung alleine.Wir alle sind Nutzniesser und können uns auf unsere eigenen Aufgaben konzentrieren.Wersich aber mit der Lösung der Wahrung der Lufthoheit befasst, wird schnell erkennen, welche diffuse und daheranspruchsvolle Bedrohungslage zu meistern ist und welche Auswirkungen ein Versagen haben könnte. DieErinnerung an die politisch, religiös oder wirtschaftlich motivierten Flugzeugentführungen ist rasch geweckt.Die weiteren Folgen für die Gesellschaft sind Bestandteil unseres täglichen Lebens.

Auch die Kontrolle des Luftraumes zur Erfüllung der Armeeaufträge in der Raumsicherung und derVerteidigung ist die Aufgabe der Luftwaffe.Das minimale Ziel ist die Sicherstellung der Luftüberlegenheit.DieBedeutung dieser Aufgabe ist einfach zu beschreiben: Ohne Luftüberlegenheit setzen sich bewegende Verbän-de des Heeres auf operativer und taktischer Führungsstufe grösster Gefährdung aus, die Auftragserfüllung die-ser Verbände ist rasch und nachhaltig gefährdet.

Auch diese dritte Ausgabe der Air Power Revue dient dem Studium und der Diskussion über das ThemaLuftmacht. Folgerichtig schweift dabei der Blick nicht nur über die nationalstaatlichen Grenzen hinaus –er wird auch weit in die Zukunft gerichtet. Somit können die verschiedenen Beiträge der Entwicklung vonKonzepten und Doktrin jenseits der aktuellen Führungsreglemente dienen.

Der Wettstreit auf ideeller Ebene kann also dazu dienen, ein ausgewogenes System Armee zu formen, dasden sicherheitspolitischen Anforderungen gerecht wird und auch die wehrtechnischen Entwicklungen ange-messen berücksichtigt.

Das erklärte Ziel des Chefs der Armee ist es, eine zeitgemässe, dynamische und glaubwürdige Armee auf-zubauen, die den vielfältigen Ansprüchen der nahen Zukunft gerecht werden kann und flexibel genug ist, aufweitere Bedrohungen, wie sie im Armeeleitbild festgehalten sind, angemessen zu reagieren.

Zur konkreten Ausgestaltung dieser Armee ist nicht nur der Beitrag aller Direktunterstellten des Chefs derArmee gefordert.Die Air Power Revue und die Land Power Revue bieten sich als geeignete Plattformen auchanderen Interessierten an, einen Beitrag zur diesbezüglichen Auseinandersetzung zu leisten.

Schon allein die Fragen und die möglichen Antworten bezüglich des Einsatzes unbemannter autonomerLand- und/oder Luftsysteme bieten ein weites Diskussionsfeld.Welche Einsatzmöglichkeiten sollen dieseabdecken? Für die Aufklärung, zur Überwachung, als Übermittlungsrelais, als Waffenträger oder in einerKombination? Wie steht es mit der Kostenwirksamkeit solcher Systeme, wie können solche Systeme inverschiedenen Operationstypen verwendet werden?

Ich freue mich auf Dialoge dieser Art und wünsche der Air Power Revue der Schweizer Armee weiterhinviel Erfolg auf ihrem zukünftigen Weg.

Korpskommandant Luc FellayKommandant Heer

Vorwortdes Kdt Heer

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Verehrte Leserin, verehrter Leser

Gerne begrüsse ich Sie zu unserer dritten Ausgabe.

Alain Vuitel beleuchtet im ersten von drei Beiträgen denZusammenhang zwischenDoktrin und Technologie. Er zeigt klar, dass Technologieeinsatz (also Kapital) undmenschliche Arbeits- bzw. Kampfkraft keine Entweder-oder-Wahl ist. Während

westlichen Werten verpflichtete Gesellschaften Kampfoperationen heute mittels massivem Kapitaleinsatz durchkleine, professionalisierte Streitkräfte durchführen, ist Technologie in Stabilisierungsoperationen eine Er-gänzung, aber eben kein Ersatz für den massiven Einsatz von Personal.

Die in beiden Beiträgen von Warden und Pape angerissene Diskussion über den richtigen Einsatz vonLuftmacht ist besonders spannend, weil für die Schweizer Armee kulturfremd.Als auf allen Konfliktebenenrein defensiv denkende Armee waren wir bisher nie mit der Handlungsfreiheit und der daraus folgendenGestaltungsfähigkeit des auf operativer Stufe offensiven Akteurs konfrontiert.

Warden sieht den Gegner als System, was jeder auf sicherheitspolitischer Ebene agierende Akteur zweifels-ohne ist. Er argumentiert aus pragmatischen Gründen für die Konzentration der eigenen Anstrengungengegen das Zentrum der gegnerischen Kraftentfaltung. Dieses Zentrum setzt sich aus seiner Sicht aus der poli-tischen und militärstrategischen Führung zusammen.Weil Luftmacht direkt gegen die neuralgischen Punkteim gegnerischen System wirken kann, kann sie das «Schlachtfeld» umgehen. Das traditionelle Aufeinander-treffen von Heeren wird somit obsolet. Pape hingegen sieht den wahren Wert von Luftmacht in so genanntenJoint-Operationen, wobei die Luftstreitkräfte zum Hammer und die Landstreitkräfte zum Amboss werden.Der Einsatz von Landstreitkräften zwingt den Gegner, seine eigenen Bodentruppen zu massieren, welchedann von den eigenen Luftstreitkräften zerschlagen werden. Der Einsatz von präzisionsgelenkter Munitionhat das Verhältnis von Boden- und Luftstreitkräften gewandelt.Während zum Beispiel in deutschen Blitz-kriegsoperationen Luftmacht eine unterstützende Rolle spielte, so ist sie heute ein entscheidendes Element.

Christian Anrig beschäftigt sich im dritten unserer Beiträge mit einem finanz- und grössenmässig inunserer Gewichtsklasse angesiedelten Spieler,der holländischen Luftwaffe. Interessant hierbei sind vor allem dieUnterschiede zur Schweiz. Die Niederlande sind ebenso viskeral atlantisch, wie wir auf uns selbst fokussiertsind.Dies rührt interessanterweise aus diametral entgegengesetzten Erfahrungen aus demselbem Konflikt,demZweiten Weltkrieg, her.Beide Erfahrungen wurden im Kalten Krieg von den beiden Gesellschaften als für sichbestätigt wahrgenommen.

Für die Holländer ist klar,Hitler liess sich nicht mittels Beschränkung auf die Verteidigung auf strategischer,operativer und taktischer Ebene niederringen. Es musste ein Angriff auf operativer Ebene erfolgen. Dieser An-griff der strategisch sich verteidigenden Alliierten war moralisch korrekt, ebenso wie die operative Defensive desstrategisch angreifenden Dritten Reiches keine moralische Rechtfertigung darstellte. In der Schweiz wird in deröffentlichen Diskussion lediglich zwischen offensiv und defensiv unterschieden, wobei Ersteres als grundsätz-lich unmoralisch und Zweites als akzeptabel wahrgenommen wird. Diese Beurteilung gilt scheinbar unab-hängig davon, ob wir uns auf taktischer, operativer oder strategischer Ebene befinden. In der holländischenÖffentlichkeit hingegen scheint klar zu sein,dass die entscheidende politische und moralische Beurteilungsgrös-se die Kombination aus den Ebenen der Konfliktführung und der Offensiv/defensiv-Frage ist.

Aus diesem Bewusstsein heraus ist es für die holländische Gesellschaft möglich, ein auf operativer Stufeoffensives Vorgehen zu beurteilen, gegebenenfalls zu billigen und eigene Streitkräfte daran teilnehmen zulassen. Hier können wiederum Kosovo und Afghanistan als Beispiele dienen, an beiden Operationen warenholländische Kräfte beteiligt.

Die Niederlande reagierten denn auch sehr schnell und frei von Dogmatismus auf das Ende des KaltenKrieges.Statische Milizmasse wurde durch hochmobile, stark verkleinerte und voll professionalisierte Streitkräf-te ersetzt. Deren wiederholter Einsatz in Stabilisierungs- und Kampfoperationen seit Beginn der Neunziger-jahre verlangte eine konsequent moderne Ausrüstung, realistisches Training und eine weit gehendeRollenspezialisierung bei vollständiger NATO-Integration.

Ich hoffe, auch diese Ausgabe der Air Power Revue bringt Ihnen eine interessante Lektüre und regt zumDenken und Diskutieren an.

Michael Grünenfelder, Chef Luftwaffendoktrin

Editorialdes Redaktors

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Kriegsführung hat zum Ziel, militärische Streitkräfte in Raum und Zeitso einzusetzen, dass dabei ein grösstmöglicher Informationsvorteil ge-nutzt werden und damit Überraschung erzeugt und/oder Schutz vorÜberraschung bewirkt werden kann.1 Die Militärgeschichte lehrt unsanhand zahlreicher Beispiele, dass eine Überlegenheit sowohl in derDoktrin als auch in der Technologie eine multiplizierende Wirkung aufden Einsatz der Streitkräfte hat. So ist es dank dieses Vorteils möglich,auf einen indirekten Ansatz im Sinne der von Liddel Hart 2 dargelegtenPrinzipien zurückzugreifen, wonach der Gegner schnell und mit demkleinstmöglichen Aufwand auszuschalten sei. Eine derartige Vorgehens-weise zielt gemäss dem von Jomini 3 erläuterten fundamentalen Kriegs-prinzip darauf ab, die Gesamtwirkung der Teilstreitkräfte simultan aufdie Zentren der Kraftentfaltung des Gegners zu richten, um ihn ent-scheidend zu schlagen. Auf diese Weise wird dazu beigetragen, seinenKampfwillen zu brechen.

Alain Vuitel

So stehen Doktrin und Technologie ineinem so engen Zusammenhang, dass mansie als Geschwister betrachten kann. Aushistorischer Sicht führt ein gleichzeitigerEntwicklungsschritt zu einer Revolution.Das erste Kapitel dieser Ausführungen be-schreibt in groben Zügen diese revolu-tionären Veränderungen des InstrumentesMilitär und zeigt auf,dass sowohl doktrina-le als auch technologische Elemente an derSicherstellung des Erfolgs beteiligt sind. Ineinem zweiten Teil wird die preussischeMilitärrevolution als Beispiel für die Um-setzung einer derartigen Symbiose darge-stellt. Das dritte Kapitel versucht aufzuzei-gen, dass ein solches Gleichgewicht sichnicht automatisch einstellt; es gibt Situa-tionen des Ungleichgewichtes. Das heisstSituationen, in welchen die Technologieder Doktrin vorauseilt oder umgekehrt. Im

letzten Teil wird dargelegt, wie entschei-dend Transformationsprozesse für Streit-kräfte sind, um längerfristig ein Gleichge-wicht zwischen Doktrin und Technologiezu erreichen. Eingehende strategischeÜberlegungen stellen die vorgängige undnotwendige Bedingung dar, um dieses

integrieren.Die daraus resultierende Über-legenheit bietet bei der Erfüllung der ver-schiedensten, den Streitkräften übertra-genen Aufgaben Gewähr für den Erfolg.

Militärische Revolution und«Revolution in Military Affairs»

Der Begriff der militärischen Revolu-tion (MR) und derjenige der daraus resul-tierenden Konsequenz, der «Revolution inMilitary Affairs» (RMA), nehmen in derLiteratur eine vorrangige Stellung ein.EineMR kann als Resultat einer unvorherseh-baren und unkontrollierten Veränderungder Gesellschaft als Ganzes und derenFunktionsmechanismen4 verstanden wer-den. Eine derartige Revolution kann etwamit einem Erdbeben verglichen werden,welches einerseits die Gesellschaft als sol-che und andererseits die Art der Kriegs-führung in Frage stellt. Die Konsequenzen

5Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Doktrin und Technologie: Zwillings- oder Halbschwestern?

Gleichgewicht zu erzielen. Dieser Berichtbekräftigt letztlich die Erkenntnis, dass diepraktische Umsetzung einer Symbiose zwi-schen doktrinalen und technologischenAspekten im Laufe der Geschichte nur sel-ten vollständig realisiert wurde, und dies,obwohl deren Notwendigkeit offensicht-lich erscheint. So waren es vor allem kultu-relle, wirtschaftliche und politische Hin-dernisse, die einer derartigen Entwicklungim Wege standen. Nur ein alles übergrei-fender, stetiger und auf einer ausbaufähigenArchitektur basierender Entwicklungs-prozess der Streitkräfte ist in der Lage, diegewonnenen doktrinalen und technologi-schen Vorteile in ein kohärentes Ganzes zuEine Überlegenheit in Doktrin und

Technologie hat einemultiplizierende Wirkung aufden Einsatz der Streitkräfte.

Technologie ohne Doktrin: Die deutsche Ingenieurkunst im Zweiten Weltkrieg ver-folgte viele operationelle Sackgassen (Me-163 Raketenjäger in Schukowskii nach demKrieg). Bilder: Archiv

1Operative Führung XXI (OF XXI) – Regl. 51.7d.Bern: Chef der Armee, 1.1.04. Kapitel 4.1 und 4.2.

2Liddel Hart B. H. Strategy – The indirect approach.London: Faber and Faber Limited, 1967.

3 Jomini Antoine Henri. Précis de l’Art de la Guerre.Paris: Editions Champ Libre, 1977. S. 81–82.«... alle Kriegsoperationen folgen einem grundlegenden Prin-zip ... Dieses besteht darin:1. Sich mit dem Hauptteil der Streitkräfte durch strategischeKombinationen sukzessive auf die entscheidenden Orte einesKriegsschauplatzes sowie auf die Kommunikationen desFeindes zu konzentrieren, ohne die eigenen zu gefährden.2. So zu manövrieren, dass der Hauptteil der Streitkräftenur auf einen Bruchteil der feindlichen Armee trifft.3. ...4. So vorzugehen, dass diese Massen nicht nur am entschei-denden Ort auftreten, sondern auch mit Wucht und gemein-sam so eingesetzt werden, dass sie einen gleichzeitigen Erfolgerzielen.» [aus dem Französischen übersetzt]

4Knox MacGregor and Murray Williamson. TheDynamics of Military Revolutions 1300 –2050. Cam-bridge: Cambridge University Press, 2001. S. 6–7.

Doktrin und Technologie stehenin einem so engen Zusammenhang,

dass man sie als Geschwisterbetrachten kann.

*Alain Vuitel,Chef Militärdoktrin im Planungsstabder Armee, 3003 Bern.

T H E O R I E

La version française de ce texte existe:http://www.vbs-ddps.ch/internet/Luftwaffe/de/home/about/doctrine/downloads.html

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erstrecken sich auf alle menschlichen Akti-vitäten und reichen bis in die Gegenwart.Die oben stehende Tabelle macht deutlich,dass die Einteilung der historischen Zeit-perioden der MR eine Interpretationsfrageist und je nach zitiertem Autor unter-schiedlich ausfällt. Der Bezug zur Techno-logie spielt indessen bei allen Interpretatio-nen eine entscheidende Rolle und lässtdiese als treibende Kraft für die Denkweiseund Kriegführung erscheinen.

Jede dieser MR umfasst eine unter-schiedliche Anzahl von Zeitabschnitten,diesich durch Veränderungen charakterisieren,welche ebenso die Technologie, die Or-ganisation, die Ausrüstung wie auch dieDoktrin der Streitkräfte betreffen. Dieseso genannten «Revolutions in MilitaryAffairs» (RMA) entspringen einem Pro-zess, der vom menschlichen Willen gesteu-ert wird und nicht zufällig ist.10 Der Begriffder RMA wurde in den letzten Jahren be-sonders häufig in den Vereinigten Staatenverwendet, um den revolutionären Cha-rakter des Transformationsprozesses deramerikanischen Streitkräfte zu erklärenund zu unterstreichen. Der ehemaligeVerteidigungssekretär Cohen führte denBegriff offiziell ein, indem er ihn wie folgt

bestehenden Ordnung neue «Spielregeln»für Konflikte. Die RMA realisiert also dieSynthese von doktrinalen und technologi-schen Dimensionen, indem sie diese in eineinziges, ausgewogenes Konzept einbindet.Gemäss Krepinevitch12 lassen sich bei einerRMA vier Elemente erkennen:● technologischer Wandel,● operationelle Erneuerung,● Anpassung der Organisation,● allgemeine Weiterentwicklung des Streit-kräftesystems.

Meistens handelt es sich dabei nicht umeigentliche Revolutionen, sondern eherum Evolutionen,die über mehr oder weni-

6 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

definierte: «Eine RMA stellt sich ein,wenneine Armee die Gelegenheit wahrnimmt,die Elemente Strategie, Militärdoktrin,Ausbildung und Training, Armeeorganisa-tion, Ausrüstung sowie der Operationenund der Taktik zu verändern, um auf einegrundlegend neuartige Weise entscheiden-de militärische Resultate zu erzielen».11

So zieht eine RMA Nutzen aus der Ein-führung von neuen Technologien zur neu-artigen Kombination der Faktoren Kräfte,Raum, Zeit und Information. Damit er-höht sie auf eine neue Art und Weise dieLeistungsfähigkeit der Streitkräfte, die indiese Revolution einbezogen werden, undschafft durch eine totale Infragestellung der

Militärische Revolutionen nach verschiedenen QuellenZeit-raum

–8000

+/–1500

1690

1768

1830

1876

1991

Zeit-raum

+/–1648

1789

1830

1914

1945

MR nach Toffler 5

1.Welle: Kriege, die auf der Agrarrevolutionbasieren

2.Welle: Kriege, die auf der Industriellen Revolution basieren

3.Welle: Kriege, die auf der Informations-revolution basieren

MR nach Bunker6

1. Generation: Kriege,die auf menschlicherEnergie basieren

2. Generation:Mittelalterliche Kriege,die auf tierischer Ener-gie basieren

3. Generation: ModerneKriege, die aufmechanischer Energiebasieren

4. Generation:Postmoderne Kriege

MR nach Van Creveld7

Zeitalter des Werkzeuges

Zeitalter der Maschine

Zeitalter der Systeme

Zeitalter der Automation

MR nach Fuller 8

Zeitalter des Individualwertes

Zeitalter der Kavallerie

Zeitalter des Schiesspulvers

Dampfzeitalter

Erdölzeitalter

Zeitalter der Nuklear-energie

MR nach McGregor/Williamson9

MR I: Schaffung desmodernen Staates (17. Jh.) und modernermilitärischer Institutio-nen

MR II: FranzösischeRevolution

MR III: IndustrielleRevolution

MR IV:Kombination derRevolutionen I–III imErsten Weltkrieg

MR V:Nuklearwaffen undballistische Flugkörper

Übersetzung der Begriffe durch den Autor

RMA zur See: Kombination von Artillerie und Linienschiffbau (Nelsons Victorydurchbricht die spanische Linie bei Trafalgar).

Revolutions in Military Affairsentspringen einem Prozess, der

vom menschlichen Willen gesteuertwird und nicht zufällig ist.

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7Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Zeit-raum

+/–1648

1789

1830

1914

1945

1991

Zeit-raum

1339–1346

1450

1650

1560–1660

1789–1814

1850–1905

1850–1914

1918–1939

1945

1991

MR nach McGregor/Williamson13

MR I: Schaffung desmodernen Staates (17. Jh.) und modernermilitärischer Institutionen

MR II: FranzösischeRevolution

MR III: IndustrielleRevolution

MR IV: Kombination der Revolutionen I–III im Ersten Weltkrieg

MR V: Nuklearwaffenund ballistische Flug-körper

RMA nach McGregor und Murray14

■ «Longbow»

■ Schiesspulver

■ Revolution zur See

■ Neue Bauweisen für Festungen

■ Holländische und schwedische taktische Reformen

■ Französische taktische und organi-satorische Reformen nach dem Siebenjährigen Krieg

■ Revolution zur See■ Britische Revolution des Geldwesens

■ Nationale politische und wirtschaft-liche Mobilmachung

■ Führung der Napoleonischen Kriege

■ Finanzielle und wirtschaftliche Machtaufgrund der Industrialisierung (Vereinigtes Königreich)

■ Technologische Revolution in derFührung des Landkriegs (Telegraf,Eisenbahn, Repetiergewehre, rauchlosesPulver,Artillerie, automatische Waffen)

■ Technologische Revolution desSeekrieges (gepanzerte Schiffe«Dreadnought»)

■ Teilstreitkräfteübergreifende Operatio-nen mit breiterem Wirkungsfeld undlängerer Dauer

■ Strategisches Bombardement■ Beweglicher Kampf, der zum Konzept

des «Blitzkriegs» führt■ Luft- und Unterseeoperationen

■ Präzisionsschläge■ Beschleunigung des Führungsrhythmus■ massive Steigerung der letalen

Wirkung konventioneller Munition

■ Fähigkeit, vom Gegner auch mitelektronischen Hilfsmitteln nichtgeortet werden zu können

«Revolutions in Military Affairs» (RMA) nach verschiedenen QuellenRMAnach Owens16

RMA nach Krepinevitch15

RMA 1 in der Infanterie («Carré Suisse»und «Longbow»)

RMA 2 in der Artillerie

RMA 3 resultierend aus der Ausnützungder weiterentwickelten Leistungsfähigkeitder Artillerie beim Bau von Kriegs-segelschiffen

RMA 4 im Festungswesen durch Ein-führung des italienischen Bauplans

RMA 5 bezüglich Ausrüstung des einzel-nen Kämpfers mit Feuerwaffen

RMA 6 von Napoleon durch die Nut-zung des durch Masseneinberufung,Standardisierung der Artillerie und Einteilung der Streitkräfte in Divisionengeschaffenen Potenzials

RMA 7 im Landkrieg, der sich durch dieVerfügbarkeit von Eisenbahn,Telegraf,durch Steigerung von Anzahl, Präzisionund Reichweite von Einzelfeuerwaffen,die Einführung automatischer Waffen undden Einsatz der Artillerie kennzeichnet

RMA 8 in der Seekriegsführung durchdie Einführung des Dampfantriebs, denBau von Stahlschiffen sowie durch die beträchtliche Erhöhung der Feuerkraft

RMA 9 in der Zwischenkriegszeit durch Mechanisierung, Luftmacht undInformation

RMA 10 verbunden mit Nuklearwaffenund deren Integration in die ballistischenFlugkörper

Gegenwärtige RMA basie-rend auf einem «System ausSystemen», welches durchdie erreichten SynergienEinsicht in den Kampfraumgewährt und einen verzöge-rungslosen Präzisionseinsatzder militärischen Schlagkraftermöglicht

■ Präzisionsschläge■ Beschleunigung des

Führungsrhythmus■ Massive Steigerung der

letalen Wirkung kon-ventioneller Munition

Übersetzung der Begriffe durch den Autor

5Toffler Alvin and Heidi. War and Anti-War – Sur-vival at the Dawn of the 21st Century. London: WarnerBooks,1994. S. 8.

6Bunker Robert J. Dr. «Generations, Waves, andEpochs – Modes of Warfare and the RPMA».AirpowerJournal. Spring 1996. http://www.airpower.max-well.af.mil/airchronicles/apj/bunker.pdf [3.1.04]

7Van Creveld Martin. Technology and War – From2000 B.C.to the Present.London:The Free Press,1989.

8Fuller J.F.C. Armament and History – A Study of theInfluence of Armament on History from the Dawn of Clas-sical Warfare to the Second World War. London: Eyre &Spottiswoode, 1946.

9Op Cit. Knox and Murray. S. 6.

10 Ibid. S. 12.11Freie Übersetzung aus Cohen William S. Annual

Report to the President and the Congress. WashingtonDC: US Government Printing Office. 1999. Kapitel10. http://www.defenselink.mil/execsec/adr1999/chap10.html [31.12.03] “A Revolution in MilitaryAffairs (RMA) occurs when a nation’s military seizes an op-portunity to transform its strategy, military doctrine, training,education, organization, equipment, operations, and tactics toachieve decisive military results in fundamentally new ways.”

12Krepinevitch Andrew F, “Cavalry to Computer –The Pattern of Military Revolutions”. The NationalInterest. Fall 1994. S. 30. “It (RMA) is what occurs whenthe application of new technologies into a significant number

of military systems combines with innovative operational con-cepts and organizational adaptation in a way that fundamen-tally alters the character and conduct of conflict. It does so byproducing a dramatic increase – often an order of magnitudeor greater – in the combat potential and military effectivenessof armed forces.”

13Op Cit. Knox and Murray. S. 6.14 Ibid. S. 13.15Op Cit. Krepinevitch. S. 31–3616Owens William A. and Nye Joseph S.“America’s

Information Edge”.Foreign Affairs. March/April 1996.http://web1.nps.navy.mil/~budden/lecture.notes/nye-owens.html [31.12.03]

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ger lange Zeitperioden hinweg beobachtetwerden können.Das ist der Grund,weshalbin der Literatur anstelle von RMA eben-falls der Begriff der «Evolution in MilitaryAffairs» anzutreffen ist. Die Tabelle aufSeite 7 macht dieses Phänomen deutlich,indem sie die im Laufe der Geschichteeingetretenen MR nach MacGregor undWilliamson (siehe Tabelle Seite 6) und diedaraus resultierenden RMA aufzeigt. Ob-wohl sich die Auffassungen der verschiede-nen Autoren nicht immer decken, zeigtdiese Art der Darstellung einmal mehrauf, dass die verschiedenen Veränderungeneinerseits aus der Anpassung der Doktrinan das vorherrschende Umfeld und ande-rerseits aus der systematischen Ausschöp-fung der bestehenden technologischenMöglichkeiten resultieren.

Symbiose zwischen Doktrinund Technologie

Die Suche nach einer RMA, die eineexemplarische Symbiose zwischen Dok-trin und Technologie darstellt, führt zu dervon Moltke dem Älteren realisierten Syn-these. In seiner Eigenschaft als Urheber der

keit über grosse Distanzen) im Verbund mitjenen des Telegrafen genutzt, der neueMöglichkeiten zur verzugslosen Übermitt-lung von Befehlen bietet.● Ein operationeller Wandel führt einer-seits zur Entstehung der operativen Füh-rungsebene und andererseits zu einerneuen Beziehung zwischen Offensive undDefensive. Das preussische Konzept zieltdarauf ab,auf der operativen Ebene offensivzu handeln, indem grosse Kontingente perEisenbahn auf die Aussenlinien verschobenwerden, um so den Gegner einkreisen zukönnen.18 So in seiner Manövrierfreiheiteingeschränkt, sieht sich dieser gezwungen,in die Offensive zu gehen, um seine Bewe-gungsfreiheit zurückzuerlangen. Damit lie-fert er – auf der taktischen Ebene – seineTruppen der überlegenen Feuerkraft derpreussischen Streitkräfte aus, welche ihrer-seits in eine eher defensive Haltung über-gehen.● Eine Anpassung der Organisationermöglicht es Preussen, sich trotz seinerrelativ bescheidenen Grösse 20 zu einer be-merkenswerten Militärmacht zu entwi-ckeln. Dies wurde möglich durch die Ein-führung einer dreijährigen Dienstpflicht inden Aktivverbänden, gefolgt von einervierjährigen Einteilung in die Reservever-bände und fünf Jahre bei der Landwehr.21

Preussen institutionalisiert so das napoleo-nische Modell einer Massenarmee undorganisiert sich in Friedenszeiten fortan inKorps und Divisionen; diese zu Beginneines Kriegs leicht mobilisierbaren grossenEinheiten sind so strukturiert, dass sie denKampf autonom führen können. Daspreussische Modell, das auf der Wehrpflichtbasiert, verdrängt so während mehr alshundert Jahren das Konzept einer Berufs-armee.● Eine generelle Weiterentwicklungdes Streitkräftesystems, basierend aufeiner einheitlichen Doktrin, im Hinblickauf eine Konzentration von grossen Kon-tingenten. Diese werden getrennt verscho-ben und dann zusammengefügt, wenn dieEntscheidungsschlacht an den entschei-denden Orten abläuft. Das Ganze wird derFührung eines leistungsfähigen General-stabs unterstellt, der mittels kurzer Weisun-gen führt.22

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preussischen Militärreform schaffte er dienotwendigen Bedingungen zur Umset-zung der von Bismarck formulierten strate-gischen Ziele. Während Clausewitz noch1820 die Technologie nicht als Schlüssel-element der Kriegsführung anerkannte,17

bringt Moltke vierzig Jahre später in einemzusammenhängenden Ganzen die aus dersich abspielenden industriellen Revolutionresultierenden Vorteile miteinander in Ver-bindung. Dadurch kann er seine Feldzügezunächst gegen Dänemark und Österreichund schliesslich gegen Frankreich erfolg-reich führen. Die im Laufe der Jahre um1860 erworbene militärische Überlegen-heit Preussens kann in Anbetracht der vonKrepinevitch formulierten vier Elementewie folgt analysiert werden:● Eine technologische Veränderungvollzieht sich auf der Ebene des einzelnenKämpfers durch die Einführung des Zünd-nadelgewehrs, das sich mit dem Verschlussladen lässt. Diese neue Ausrüstung führt zueiner noch nie dagewesenen Erhöhung derFeuerkraft und Reichweite sowie zu einerhöheren Präzision.In operativer und strate-gischer Hinsicht werden die durch dieEisenbahn neu gewonnenen Möglichkei-ten (Transportkapazität und Geschwindig-

17Van Creveld Martin. The Transformation of War.London:The Free Press, 1991. S. 83.

18Strachan Hew. European Armies and the Conduct ofWar. London: Routledge, 1983. S. 99.

19 Ibid. S. 114–11520Grösse der europäischen Staaten um 1848 (in

Millionen Bürgern): Russland (70); Frankreich (36);Österreich (36); England (27,5); Preussen (16,5).Quelle: Mc Evedy Colin. The New Penguin Atlas ofRecent History. London: Penguin Book, 2002. S. 13.

21French David in Townshend Charles. The OxfordHistory of Modern War. Oxford: Oxford UniversityPress. 2000. p 78.

22Op Cit. Strachan. S.98–99

Napoleons RMA: Massenaushebung, Standardisierung der Artillerie und Einteilungder Streitkräfte in Divisionen.

RMA zur See:Kombination vonDampfantrieb,Stahlrumpf underhöhter Feuerkraftin der Seekriegs-führung (HMSDreadnought).

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Die Erlangung dieser militärischenÜberlegenheit Preussens ist das Herzstückder in Abbildung 2 aufgeführten RMA 7.Sie ist umso bemerkenswerter, als dass siebreit abgestützt auf der theoretischen Un-tersuchung des Krieges, auf der Ausbil-dung der Armee in Friedenszeiten sowieauf einer neuen Organisation dieser Armeeberuht.23 Tatsächlich gelang es Preussen,eine eigentliche Doktrin zu konzipieren,

zu entwickeln, auszubilden und umzuset-zen, und dies, obwohl Preussen Anfang der1860er-Jahre nicht über die Kriegserfah-rung Russlands, Österreichs, Frankreichsund Englands verfügte. Diese konzeptuelleÜberlegenheit,welche in die Hände klugerStrategen gelegt wurde, wirkte wie einProgramm («Software»), welches aus dengegenwärtig zur Verfügung stehenden

Doktrin, der Armeeorganisation, der Aus-bildung, dem Material, der Qualität derChefs, der Infrastruktur wie auch im Per-sonal 26 vorlag.

Diese Situation änderte sich radikal nachder Kapitulation Napoleons III. im Sep-tember 1870. Die preussischen Streitkräftesahen sich damals mit einem Volkswider-stand konfrontiert, welcher unter Gambet-ta, der den totalen Krieg 27 proklamierte, zurMachtergreifung eines regelrechten Wi-derstandes führte. Dieser führte zur Asym-metrie,28 indem insbesondere Freischärlerin den besetzten Territorien eingesetztwurden. Diese Erfahrung, zusammen mit

9Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

technologischen Neuheiten («Hardware»)die wesentlichen materiellen Vorteile he-rausholt. Die Umsetzung eines Ganzen, inwelchem sowohl «Software» wie «Hard-ware» in einem Gleichgewicht stehen, istder Schlüssel zum Erfolg, um einen ange-strebten, mit der festgelegten Strategieübereinstimmenden militärischen Endzu-stand zu erreichen, nämlich während eineskurzen Krieges 24 einen entscheidendenSieg zu erringen. In diesem Sinn ist eintechnologischer Vorteil keine ausreichendeBedingung, um ein entscheidendes Re-sultat zu erzielen; es muss ihm noch einadäquates Programm beigefügt werden,umihn im Rahmen der vorliegenden Gege-benheiten umzusetzen.Gleichzeitig ist eineentsprechende Doktrin zwingend erfor-derlich.

Wenn der Erfolg der preussischen Mili-tärrevolution so markant war, dann deswe-gen, weil er die Charakteristiken der rele-vanten Gegner mit einbezog. Die öster-reichische und die französische Armee be-schränkten sich auf eine reine symmetri-sche Konzeption der Kraftanwendung. Soermöglichten sie Preussen, eine Dissym-metrie 25 auszuschöpfen, die sowohl in der

23Paret Peter (Ed). Makers of Modern Strategy fromMachiavelli to the Nuclear Age. Oxford:Oxford Univer-sity Press, 1986. S. 81.

24Zur Erinnerung: Der Feldzug von 1866 gegenÖsterreich dauerte nur sieben Wochen. Die aus dementscheidenden Sieg resultierenden, am 3.7.1866 inSadowa (Königgrätz) zugesprochenen territorialenGewinne ermöglichten Preussen in den kommendenJahrzehnten den Aufstieg in den Rang einer europä-ischen Kontinentalmacht.

25Unter dem Begriff der Dissymmetrie wird eineSituation verstanden, in der eine der Konfliktparteienüber eine deutliche Überlegenheit in der Doktrin,den Strukturen und der Technologie verfügt. So nütztsie diese Überlegenheit systematisch gegen den oderdie unterlegenen Gegner aus, um nationale strategi-sche und/oder Koalitionsziele zu erreichen.

26Diese sechs Elemente entsprechen dem,was Ge-neral Vuono, zu dieser Zeit Stabschef des amerikani-schen Heeres, im Jahre 1987 als die “six fundamentalimperatives” bezeichnete, welche die Architektureiner jeden Armee bilden. Sie wurden 1996 in einemBuch von General Sullivan wieder aufgenommen unddadurch berühmt. Siehe in diesem Zusammenhang:Vuono Carl E.General.“Training and the Army of the1990s”. Military Review. January 1991. S 3. und Sulli-van Gordon R. & Harper Michael V. Hope is not amethod. New York: Random House, 1996. S. 95–103.

27Op Cit.Townshend. S. 181.28Unter dem Begriff der Asymmetrie wird eine Si-

tuation verstanden, in der eine der Konfliktparteienden Kampf aus Gründen der Unterlegenheit (bezüg-lich Doktrin, Strukturen und Technologie) nicht(dis)symmetrisch führen kann oder will. Dafür versuchtsie gezielt – meistens mittels eines indirekten Vor-gehens – die Schwachstellen sowie die öffentlicheMeinung, das kulturelle, rechtliche oder ethnischeEmpfinden des Gegners zu treffen.Die Konfliktpartei,die asymmetrisch vorgeht, versucht meistens unterMissachtung der Prinzipien des internationalenRechts über bewaffnete Konflikte den Kampfwillender anderen Partei zu brechen, indem sie medien-wirksam Aktionen gegen sowohl zivile als auch mi-litärische Ziele ausführt. Die so verfolgten strategi-schen Ziele sind nicht zwingend an eine Nation ge-bunden, sondern eher an eine nichtstaatliche Einheit.

RMA nach demZweiten Weltkrieg:Nuklearwaffen undballistische Flug-körper (amerikani-sche KH-7-Satel-litenaufklärungdes sowjetischenICBM-Feldes inImeni Gastelloin den Sechziger-jahren).

V2 – Die Mutteraller Raketen:Effekt in London1945.

Ein technologischer Vorteil alleineist keine ausreichende Bedingung,

um ein entscheidendes Resultatzu erzielen.

Wenn der Erfolg der preussischenMilitärrevolution so markant war,

dann deswegen, weil erdie Charakteristiken

der relevanten Gegner mit einbezog.

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derjenigen der Pariser Kommune, welcheanschliessend folgte, scheint Moltke starkgeprägt zu haben, indem sie ihn über dierelative Stabilität einer auf Wehrpflichtbasierenden und einer aufständischenIdeologie29 ausgesetzten Massenarmeenachdenken liess.

Ungleichgewicht zwischendoktrinaler und technologischerEntwicklung

Verschiedene Beispiele beweisen, dasstechnologische Weiterentwicklung nichtimmer eine sofortige Auswirkung auf dieDoktrin hat oder umgekehrt, dass eineWeiterentwicklung des Konzepts derKriegsführung nicht zu konkreten Resul-taten führt, weil keine geeignete Techno-logie dazu vorhanden ist. Letzteres war amEnde des Ersten Weltkrieges der Fall. Umaus den durch die Weiterentwicklung derLuftmacht, «diesem Damoklesschwert, dasnun über den Köpfen der Krieg führendenParteien schwebt»,30 resultierenden Mög-lichkeiten Nutzen zu ziehen, entwickelteneine ganze Anzahl von Denkern31 dieersten Grundlagen, aus denen später dasKonzept der Luftmacht entstand. Das Zielwar, einen nochmaligen langen Zermür-bungskrieg zu verhindern, indem man ausder massiven Feuerkraft der Luftmacht undderen Fähigkeit, den Feind direkt ins Herzzu treffen, maximalen Nutzen zog. Mankann hier die Weiterführung der Über-legungen über den Einsatz der Streitkräftesehen, die zunächst von Saint-Augustin32

angestellt und in der Folge weiter verfolgtwurden. Diese Überlegungen haben zumBeispiel 1864 General Sherman anlässlichder Belagerung von Atlanta dazu gebracht,zu verkünden, dass ein uneingeschränkterGewalteinsatz mit allen zur Verfügungstehenden Mitteln eine moralische Ver-pflichtung sei, um den laufenden Krieg inkürzestmöglicher Zeit zu beenden.33

damit die Moral der Zivilbevölkerung zuerschüttern und der feindlichen Regierungkeine andere Möglichkeit zu lassen, alsunter allen Umständen den Frieden zusuchen.

5. Es ist dafür notwendig, eine unab-hängige jederzeit einsatzbereite Luftwaffeaufzustellen, die mit Bombern mit grossemAktionsradius ausgerüstet ist.

Bei der Beurteilung dieser Vorausset-zungen stellt man fest, dass die Umsetzungnicht nur die entsprechenden technologi-schen Entwicklungen und beträchtlicheRessourcen, sondern auch die Entwick-lung einer konzeptuellen und organisatori-schen Basis erfordert, die gleichzeitig dasBereitstellen, die Führung und das Durch-haltevermögen einer solchen Luftstreit-macht sicherstellen kann. Das bedeutet,dass doktrinale Grundlagen allein für dieerfolgreiche Realisierung eines solchenWandels nicht ausreichen. Sie erfüllen je-doch eine wesentliche Funktion, indem sieeine Plattform bieten, auf welcher sich diekomplementären Elemente der Organisa-tion der Armee, der Ausbildung, des Ma-terials, des Personals, der Qualitäten derKommandeure und der Infrastruktur zueinem homogenen Ganzen zusammen-fügen.Nun erfordert die Entwicklung die-ses kohärenten Ganzen im Falle von Luft-

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Giulio Douhet ist insbesondere dafürbekannt,dass er bereits 192134 eine Theorieentwickelte, wonach sich die Kraftanwen-dung auf einige entscheidende Punktekonzentrieren sollte. Diese Auffassung, diesich direkt an dem in der Einleitung be-schriebenen grundlegenden Kriegsprinzipvon Jomini orientierte, strebte einen kon-zentrierten Einsatz einer grossen Anzahlvon Bombern auf die gegnerischen Zent-ren der Kraftentfaltung an. Wurde dieZivilbevölkerung und deren Existenz-grundlagen als solche identifiziert, musstesie überraschend angegriffen werden, umdem Feind einen tödlichen und entschei-denden Schlag zu versetzen.35 Douhetschlug für die Wirkung dieses Schlags denmassiven Einsatz von drei Munitionstypenvor, welche gemeinsam eingesetzt werdensollten:36

● Explosive Bomben, um die anvisiertenZiele zu zerstören;● Brandbomben, um sie in Brand zustecken, und● Bomben mit Giftgasen, um die Feuer-wehrleute während mehreren Tagen daranzu hindern, mit den Löscharbeiten voran-zukommen.

Die Anwendung eines derartigen Luft-machtkonzeptes basiert auf den folgendenVoraussetzungen: 37

1. Der moderne Krieg lässt keine Un-terscheidung zwischen Kämpfern undZivilisten mehr zu.

2. Die Bodenstreitkräfte sind nichtmehr in der Lage, entscheidende Offen-sivoperationen durchzuführen.

3. Die aus Geschwindigkeit und Höheerwachsenden Vorteile verunmöglichen dasErgreifen von Verteidigungsmassnahmengegen eine offensive Luftstrategie.

4. Es ist wesentlich, bereits in der An-fangsphase eines Konfliktes massive Bom-bardierungen der Ballungsräume, der po-litischen Entscheidzentren und der feind-lichen Industriebasen auszuführen, um

29Op Cit. Paret. S. 305–306.30Castex Amiral. Théories stratégiques Tome 1 –

Généralités sur la stratégie; La mission des forces maritimes,la conduite des opérations. Paris:Economica et Institut destratégie comparée, 1997. S. 361. [aus dem Französi-schen übersetzt]

31AlsVorreiter für die moderne Denkweise im Be-zug auf die Luftmacht gelten in der Fachliteratur ins-besondere der Italiener Giulio Douhet (1879–1936)mit Il dominio dell’aria, erschienen 1921, der Amerika-ner William Mitchell (1879–1936) mit Winged Defen-ce – The Development and Possibilities of Modern Air Po-wer, Economic and Military, erschienen 1925, der Russ-land-Amerikaner Alexander P. Severevsky(1894–1974) mit Victory through Air Power, erschienen1942, und, wegen seiner bedeutenden Rolle bei derGründung der RAF, der Engländer Hugh Trenchard(1873–1956), mit Air Power, erschienen 1946.

32Saint Augustin. La Cité de Dieu. Lequan Mai.La Paix. Paris: GF Flammarion, 1998. S. 97–98. «Kriegwird im Hinblick auf den Frieden geführt; Frieden ist sogardas Ziel derjenigen, die in Kommando und Gefecht die Er-tüchtigung ihrer kriegerischen Tugend sehen.So ist Friede derwünschenswerte Ausgang des Krieges. Denn jeder Menschsucht, indem er Krieg führt, den Frieden; kein Mensch suchtden Krieg, indem er Frieden schliesst.» [aus dem Französi-schen übersetzt]

33Prins Gwyn. The Heart of War; On Power, Conflictand Obligation in the Twenty-first Century. London:Routledge, 2002. S. 9–10.

34Das bedeutet knapp zehn Jahre nach dem erstenEinsatz von Flugzeugen in Kriegseinsätzen durch dieItaliener im Libyenfeldzug von 1911–1912.

35Douhet Giulio. The Command of the Air. in Jab-lonsky David (Ed). Roots of Strategy Book 4. Mecha-nicsburg (PA): Stackpole Books, 1999. S. 289.

36 Ibid. S. 294–29537Op Cit. Paret. S. 630.

RMA in derZwischenkriegszeit:Frühe Präzisiondank Entwicklungdes Sturzkampf-bomberkonzepts(hier Ju-87D Stukain Nordafrika).

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streitkräften Zeit und Erfahrung,um zu ei-nem krönenden Erfolg zu gelangen, wie esMason38 für den Golfkrieg von 1991 be-schreibt. Die Voraussetzungen, auf welchendie von Douhet siebzig Jahre zuvor darge-legten Prinzipien basieren, finden nun ihreAnwendung. Sie können wie folgt darge-legt werden:

1. Das Prinzip,wonach der moderne Kriegkeine Unterscheidung zwischen Kämpfern undZivilisten mehr ermöglicht, trifft offensichtlichwieder zu. Die Zahl der zivilen Opfer imVergleich zu den militärischen hat in derKriegsführung während des ganzen 20.Jahrhunderts stetig zugenommen;

2. Die Behauptung, die Landstreitkräfteseien nicht mehr in der Lage, offensive Opera-tionen durchzuführen, hat sich nicht bewahr-heitet. Wenn auch die zunehmende Leis-tungsfähigkeit der Luftstreitkräfte bedeu-tende Auswirkungen auf alles hatte, was inder Welt passierte, so bestand doch immermehr die Notwendigkeit, die Wirkungenaller Teilstreitkräfte zu einem kohärentenGanzen zusammenzufügen. Einzig der ge-forderte Endeffekt, entsprechend einer ge-gebenen Strategie, ist massgebend undnicht der Ursprung der Kampf-,Führungs-oder Unterstützungsleistung.39 Ein gleichesArgument wurde vom amerikanischenGeneral Clark vorgebracht, welcher denzweiten Golfkrieg von 200340 kommen-tierte, indem er die entscheidende Wichtig-keit einer Synchronisierung der Boden-und Luftoperationen als wesentliche Be-dingung dafür darstellte, eine Operationmit grosser Wirkung durchzuführen, ohnevorher die traditionelle 3:1-Überlegenheitdes Angreifers sicherstellen zu müssen.

3. Das Argument, das besagt, dass die ausGeschwindigkeit und Höhe erwachsenden Vor-teile Verteidigungsmassnahmen gegen eine offen-sive Luftstrategie nicht erlauben, ist mit dembekannten und tausendfach erneuertenPrinzip des ewigen Kampfes zwischenSchwert und Schild in Beziehung zu set-zen. Und hier findet die technologischeÜberlegenheit ihren Platz, um eine oft nurmomentane Dissymmetrie dem Feind ge-genüber zu schaffen und auszuschöpfen.

Zwei grössere technologische Fort-schritte verliehen den Überlegungen Dou-hets eine neue Dimension. Der erste wardas Aufkommen des nuklearen Feuerschla-ges. Aufgrund seiner aussergewöhnlichenZerstörungskraft konnte nun der Abwurfeiner einzigen Bombe von einem einzigenFlugzeug aus eine entscheidende Wirkungerzielen. Die Vermehrung dieser Waffen imRahmen des Rüstungswettlaufs zwischenden Supermächten hat diesen Einsatz je-doch unvorstellbar gemacht.43 Der zweiteFortschritt ist verbunden mit der Entwick-lung einer ganzen Palette von Präzisions-waffen,welche nach Owens die gegenwär-tige RMA (siehe Tabelle Seite 7) darstellt.Diese ermöglichen es nicht nur, Massedurch Präzision zu ersetzen, sondern er-weitern zusätzlich auch die Optionspalettefür eine jeweilige Wirkung.Tatsächlich istes heute möglich, die Einsätze von hoch

11Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

In diesem Bereich verlieh die Ende des20. Jahrhunderts erreichte Fähigkeit, nachGeschwindigkeit und Höhe zusätzlich vomGegner auch mit technischen Mittelnnicht ausgemacht werden zu können(«Stealth»-Eigenschaften), der Luftwaffeeine neue Dimension, die sie im Vergleichzu den vorhandenen Verteidigungssyste-men überlegen machte. Das Aufkommendieser neuen Technologien führt, so Bun-ker (siehe Tabelle Seite 6), zu einer neuenMR. Die so genannte vierte Kriegsgene-ration eröffnet dem Kampfraum neue Di-mensionen. Die Projektion und Nutzungder militärischen Stärke wird nun möglichmittels der virtuellen Dimension c des

elektromagnetischen Raums und des Cy-berspace. Man befindet sich in einer neuenPosition, die als «out-of-the-box»41 be-zeichnet wird. Die Akteure der militäri-schen Kraftanwendung suchen darin diemaximale Nutzung ihrer Fähigkeiten inder Dimension c und somit eine Überwin-dung der traditionellen vier Dimensionenunserer Umgebung, des Raums (x, y, z)und der Zeit (t). Der Kampfraum umfasstnun fünf Dimensionen, die es sowohl indoktrinaler als auch technologischer Hin-sicht zu beherrschen gilt, um sich durch-setzen zu können.

4. Die Aussage,wonach es lebenswichtig ist,in der Anfangsphase eines Konfliktes gleich alsErstes massive Bombardements durchzuführen... führte während des 20. Jahrhunderts zueiner doktrinalen und technologischenWeiterentwicklung. Um dieses Ziel zu er-reichen, erfolgte diese Weiterentwicklungsowohl auf konventioneller wie auch aufnuklearer Ebene.Von den vor und währenddes Zweiten Weltkrieges erreichten tech-nologischen Entwicklungen bestärkt, wur-den Douhets Auffassungen umgesetzt wienie zuvor. Aber obwohl der Einsatz vongrossen Verbänden von Luftstreitkräften imRahmen der strategischen Bombarde-ments zwischen 1940 und 1945 in denanvisierten Städten grosse Zerstörung an-richtete, hielt sich die Auswirkung auf dieMoral der Bevölkerung in Grenzen.42 Essoll hier angemerkt werden,dass die öffent-liche Meinung eine so entscheidende Rol-le zur Legitimierung einer militärischenAktion angenommen hat, dass die Anwen-dung massiver Kräfte zur Vernichtung vonBallungszentren und ihrer Zivilbevölke-rung undenkbar geworden ist.

38Mason Air Vice-Marshal. “The Air War in theGulf”. Survival 33/3. May/June 1991. S. 225. “TheGulf war marked the apotheosis of twentieth century airpower”.

39Sowohl Warden als auch Deptula anerkannten alsTheoretiker und Praktiker der modernen Luftmachtdie Notwendigkeit einer teilstreitkräfteübergreifen-den Kraftanwendung.Warden erwähnt in diesem Zu-sammenhang das Beispiel Israel zu Beginn des Okto-berkrieges 1973. Danach wurden von Kriegsschiffenaus abgefeuerte Lenkwaffen und mechanisierte Stössegleichzeitig in die Tiefe vorangetrieben, um den Zu-sammenhalt des ägyptischen Bodenluftverteidigungs-dispositives zu schwächen. Dadurch wurde der Luft-waffe eine Bresche zur Gewinnung der Kontrolle desLuftraumes ermöglicht.Deptula verwendet seinerseitsdie Metapher der kopernikanischen Revolution, umdie Tatsache zu illustrieren, dass sich die Führungmoderner Militäroperationen nicht mehr nur auf dieBodendimension beschränkt und sich stattdesseneiner neuen Perspektive zuwendet, bei welcher dieteilstreitkräfteübergreifende Dimension vorherrscht.

Siehe auch dazu: Warden John A. Col USAF, TheAir Campaign. Lincoln (USA): toExcel Press, 2000. S.31. und Deptula David A. Brigadier General. Effects-Based Operations: Change in the Nature of Warfare.Arlington (USA): Aerospace Education Foundation,2001. S. 17.

40Clark Wesley K. General (Retired). Winning Mo-dern Wars – Iraq,Terrorism,and the American Empire.NewYork:Public Affairs,2003.S.62–63.:“Thus the synchro-nization of high-tech airpower with agile ground maneuverswas helping to revise the old soldiers’ rules about the need for3:1 superiority in ground forces for an attack ... Airpowerhad enabled relatively small and compact U.S. ground forcesin Iraq to achieve extraordinary gains in ground combat”.

41Bunker Robert J (Ed.). “Battlespace Dynamics,Information Warfare to Netwar, and Bond-Relation-ship Targeting”.Small Wars & Insurgencies.Volume 13 –Summer 2002 – Number 2. Special Issue “Non-StateThreats and Future Wars”. S. 98.

42Op Cit. Paret. S. 636–637.43Siehe dazu das Nuklearstrategiekonzept MAD

(Mutual Assured Destruction). Dieses gründet auf derErkenntnis, dass es zum Erreichen einer relativennuklearen Paritätssituation praktisch nicht möglich ist,das gesamte feindliche nukleare Potenzial bei einemErstschlag zu zerstören. Deshalb bleibt die Fähigkeitdieses Gegners, trotz des vorgängigen Angriffes miteinem Gegenschlag verheerende,untolerierbare Schä-den anzurichten, reell.

Die Synchronisierung der Boden-und Luftoperationen ist die

wesentliche Bedingung dafür,eine Operation mit grosser Wirkung

durchzuführen, ohne vorherdie traditionelle 3:1-Überlegenheit

des Angreifers am Bodensicherstellen zu müssen.

Die Auswirkung auf die Moralder Bevölkerung der strategischenBomberoffensive gegen das Reich

hielt sich in Grenzen.

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oder tief fliegenden Flugzeugen, von Ge-fechtsdrohnen, von auf dem Meeresgrundliegenden Unterseebooten und/oder vonSpezialeinheiten zu kombinieren und somit der grösstmöglichen Präzision die ge-wünschte Wirkung zu erzielen.

5. Was die letzte Voraussetzung anbe-langt, wonach es notwendig ist, eine unabhän-gige, jederzeit einsatzbereite Luftwaffe aufzustel-len, die mit Bombern mit grossem Aktionsradiusausgerüstet ist, so wurde diese im Anschlussan den Zweiten Weltkrieg mit der Ent-wicklung einer sich auf die Luftkompo-nente stützenden nuklearen Abschreckungrealisiert. Die Administration Eisenhowernutzte den nuklearen Vorsprung gegenüberder Sowjetunion und verabschiedete bisEnde der Fünfzigerjahre eine «neo-dou-het’sche» Doktrin,die sich wieder an Dou-het orientierte, das heisst eine Doktrin dermassiven Repressalien.44 Diese Epochemacht den klaren Vorrang der Luftwaffe,insbesondere des für das strategische Bom-bardement bestimmten Teils, gegenüberallen anderen Teilstreitkräften deutlich. Sowerden diese mit einer vorwiegend defen-siven Rolle betraut, um Nukleareinsätzedurch die Luftwaffe sicherzustellen. In denVereinigten Staaten fliessen der US AirForce,welche 1947 formal als unabhängigeTeilstreitkraft gebildet wird, bis zu 50% derfür die Verteidigung vorgesehenen Gelderzu.45 Im ersten Jahrzehnt nach dem Endedes Zweiten Weltkrieges sind nicht nurdie Vereinigten Staaten, sondern auch dieSowjetunion und das Vereinigte König-reich vom Triumph eines «neo-douhet’-schen» Denkens überzeugt, welches sich inder Aufstellung grosser Flotten von Nuk-learbombern konkretisiert, die in einemhohen Bereitschaftsgrad gehalten werdenund ein besonders komplex zu handhaben-des System darstellen.Es wird nun notwen-dig, über Instrumente zu verfügen, die esmöglich machen, den Vorbereitungsgradsowie das Auslösen des Ganzen mit dernuklearen Abschreckung verbundenenSystems in Echtzeit ständig zu führen undzu koordinieren. Diese Bedürfnisse stellenden Auftakt zu einer neuen MR dar,die aufder Rechenleistung des Computers basiert,mit welchem allein eine schnelle undpräzise Verarbeitung dieser grossen Infor-mationsmengen möglich wird. Diese wirdvon Toffler als dritte Kriegswelle beschrie-ben (siehe Tabelle Seite 6).

Zum Abschluss sollte noch die Tatsacheerwähnt werden, dass das «Douhet-Prin-zip»,welches die Bereitstellung von unmit-telbar einsatzbereiten Luftstreitkräften miteiner über die natürlichen und politischenGrenzen hinausgehenden Projektion vor-sieht, heute wieder höchste Aktualitätgeniesst. Den Ansprüchen einer Umweltfolgend, die immer globaleren Charakterannimmt,versuchen die meisten Streitkräf-te ihre Projektionsfähigkeit noch weiter zu

Aktion noch vermehrt auf die erkanntenZentren der Kraftentfaltung konzentrierenzu können. Ein Erfolg bei der Umsetzungeiner solchen Doktrin ist indessen nurdenkbar, wenn die folgenden vier Bedin-gungen erfüllt werden:● Der zu bekämpfende Gegner muss übernachweisbare Zentren der Kraftentfaltungverfügen.● Diese sind direkt und/oder indirekt mitmilitärischer Kraft angreifbar.● Sie müssen für mindestens eine der Teil-streitkräfte zugänglich sein.● Der politische Wille, auf militärischeKräfte zurückzugreifen, muss spürbar sein.

Gemäss Air Vice-Marshall Mason gab esim Laufe der Geschichte vier geeigneteFälle, die diese Bedingungen für den ent-scheidenden Einsatz der Luftmacht 47 er-füllten:● den Sechstagekrieg von 1967,● den Jom Kippur-Krieg von 1973,● die Operationen im Beka’a-Tal von1982,● den Golfkrieg von 1991.

Vom Zeitpunkt an, bei dem der Gegnereine symmetrische Konfrontation ablehntund eine asymmetrische Haltung ein-nimmt, um seine strategischen Ziele zu er-reichen, verändern sich die einzelnen Fak-toren der Gleichung vollständig. Für dieseSituation gibt es keine universell gültigeLösung. Die doktrinalen und technologi-

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erhöhen. Diese Tendenz kommt dem Be-dürfnis entgegen, über einen neuen Ansatzder militärischen Kraftanwendung zu ver-fügen, der sich auf die Demonstration vonStärke und, wenn nötig, auf deren Einsatzim Rahmen einer kurzen und entschei-denden Operation stützt. In der Literaturist dies unter dem allgemeinen Begriff dermilitärischen Diplomatie bekannt.46 DiesesKonzept sieht ein präventives Handeln vor,sei dies zur Verhinderung einer Krisen-situation oder als Reaktion, wenn eineKrise entstanden ist und es darum geht, siein Grenzen zu halten oder ihr eine Wende

zu geben. Die Verwirklichung einer sol-chen operationellen Fähigkeit basiert imWesentlichen auf der Lufttransportkompo-nente. Diese muss bezüglich Transport-volumen und Aktionsradius genügend leis-tungsfähig sein, um nicht nur die Elementeder verschiedenen beteiligten Teilstreitkräf-te, sondern auch die logistischen Mittel zuderen Unterstützung an den Einsatzort zubringen und so in Raum und Zeit ihreDurchhaltefähigkeit sicherzustellen. DiesesKonzept kann je nach den Vorgaben derAussenpolitik einen unterstützenden Flü-gel mit humanitärer Hilfe umfassen, wel-cher die ganze Palette von Notfallinter-ventionen bei Natur-, technologischen,medizinischen und/oder Hungersnotkata-strophen beinhaltet.

Douhet stellt demnach eine sich wieder-holende Bezugsgrösse für die Entwicklungder Luftstreitkräfte dar. Je nach technolo-gischen und strukturellen Entwicklungenwurden die Konzepte verfeinert. DieseEntwicklung ist nach wie vor im Gange,indem nach und nach auch die Weltraum-dimension mit einbezogen wird, um die

RMA heute: Kom-bination vonEchtzeitaufklärungmit Präzision,Zugang undGeschwindigkeitgegen bewegendeZiele (OIF 2003:SCUD TEL inAutobahn-Unter-führung in derNähe von H2).

Den Ansprüchen einer Umweltfolgend, die immer globaleren

Charakter annimmt, versuchen diemeisten Streitkräfte ihre Projektions-

fähigkeit noch weiter zu erhöhen.

44Massive Retaliation Doctrine.45Roman Peter J. “Strategic Bombers over the

Missile Horizon”. The Journal Of Strategic Studies. Spe-cial Issue on Airpower,Theory and Practice.Volume18. March 1995. S. 198.

46Kaplan Stephen S. Diplomacy of Power: SovietArmed Forces as a Political Instrument.Washington,D.C.:The Brookings Institution, 1981. S. 15: “A political useof the armed forces occurs when physical actions are taken byone or more components of the uniformed military services aspart of a deliberate attempt by the national authorities toinfluence, or to be prepared to influence, specific behavior ofindividuals in another nation without engaging in a conti-nuing contest of violence.”

47Mason Tony Air Vice-Marshal RAF (Ret.). AirPower:A Centenial Appraisal. London: Brassey’s, 1994.S. xiii.

IR SIGNATUR

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schen Elemente müssen sich dem gegebe-nem Umfeld anpassen. Die Merkmale desGegners sind dabei das entscheidende Ele-ment.

Der Einsatz der Luftstreitkräfte kommtnicht um diese Realität herum. Das zeigendie militärischen Operationen, die zurzeitsowohl in Afghanistan als auch im Irak mit-verfolgt werden können. Dieser Gegnerwird zusehends unfassbarer und bindet sei-ne Aktionen in einen völlig verschiedenenZeitplan ein. Die Asymmetrie charakteri-siert sich nicht nur durch die Ungleichheitder Mittel und der Anwendungsart der Ge-walt, sondern auch durch den Faktor Zeit.Wichtiger als die Tatsache, einen Kampf zugewinnen, ist ihr der Triumph eines langen,zermürbenden Krieges, in welchem diemoralische Kraft zum einzigen Zentrumder Kraftentfaltung wird. Diese Beobach-tung bestätigt die Tatsache,dass der endgül-tige Sieg,unabhängig von den eingesetztenKampfmitteln, am Boden errungen wird.48

Es kann ebenfalls vorkommen, dass dietechnologische Entwicklung der Doktrin-forschung vorauseilt,woraus ein Ungleich-gewicht zwischen doktrinaler und techno-logischer Entwicklung entsteht; es lassensich dazu zahlreiche Beispiele aufzählen.Die Entwicklung von Missiles und Lenk-waffenmunition im Laufe der Siebzigerjah-

re zeigt zum Beispiel, dass mit rund zwan-zig Jahren gerechnet werden musste,bis einintegriertes Konzept für ihre Anwendungeingeführt werden konnte. Obwohl dasAufkommen von Lenkwaffen und anderenMissiles nach dem Oktoberkrieg 1973auf ein Konzept schliessen liess, das einerstatischen Verteidigung49 den Vorzug gab,und obwohl im Vietnamkrieg der Jahre1966–67 Satellitenbilder erstmals zu ope-rationellen Zwecken eingesetzt wurden,um täglich Wetterberichte erstellen zukönnen,50 wurde ein homogenes Konzept,das all die neuen technologischen Mög-lichkeiten integrierte, erst mit dem Golf-krieg von 1991 umgesetzt.Diese Zeitspan-ne war erforderlich, um den Paradigmen-wechsel einer militärischen Kraftanwen-dung zu vollziehen, der Zermürbung undFeuerüberlegenheit auf der Ebene dertaktischen/operativen Führung mit einem

anrichteten (Festnahme von lokalen Stäben,Unterbruch von Telefonleitungen,Brandlegungenin Dörfern). Sie spielten die Rolle von chemi-schen Substanzen, die nicht den Organismus,jedoch die Nerven und Ganglien zerstören.Aufdem Territorium, über welches sie in Sekunden-schnelle hinweggefegt waren, verlor die ganzeArmee ihren Armeecharakter, und dies, obwohlsie nahezu unversehrt schien. Aus ihr wurdeneinzelne, unabhängige Knäuel. Da wo einmalein Organismus gewesen war, blieb nur nocheine Ansammlung von Organen, die jeglicheVerbindung zueinander verloren hatten. Zwi-schen den Knäueln – wo nicht mehr viel Kampf-geist übrig geblieben war – rückte der Feind nachBelieben vor.Eine Armee verliert ihre Wirkungs-

13Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Vom Zeitpunkt an, bei dem derGegner eine symmetrische

Konfrontation ablehnt und eineasymmetrische Haltung einnimmt, umseine strategischen Ziele zu erreichen,

verändern sich die einzelnenFaktoren der Gleichung vollständig.

neuen, dynamischeren Ansatz verband.Dieser Wandel zieht nun einen schnellenAusgang des Konfliktes vor, indem er nachMöglichkeit eine Konzentration der Wir-kungen auf der Stufe der strategischenFührung51 des Gegners anstrebt.Daraus re-sultiert einerseits eine fast exponentielleVergrösserung des Operationsraumes undandererseits ein weniger linearer Charakter.

Ein entsprechender Umwandlungspro-zess kann in der Zwischenkriegszeit nachder Einführung des Kampfpanzers be-obachtet werden. Die von den Deutschen1917–18 realisierten Erfahrungen mitkleinen Sturmelementen («Stosstrupps/Stossgruppen»), welche gleichzeitig Stoss-element und Feuerunterstützung52 in sichvereinten, ermöglichten in der Folge eineIntegration der technischen Fortschritte inden Bereichen Mobilität, Feuerkraft sowieSchutz in ein neues Kriegsführungskon-zept mit dem Namen «Blitzkrieg», das aufdie Elemente Überraschung und Initiativesetzt, um daraus entscheidende operativeVorteile zu erzielen, um so die feindlichenStreitkräfte rasch zu überwältigen. Auchhier beobachtet man während der rundzwanzig Jahre, die für den Vollzug diesesWandels der deutschen Streitkräfte nötigwaren, einen vollständigen Paradigmen-wechsel; von einem auf Verschleiss aus-gerichteten Kriegskonzept («die Artilleriezerstört und die Infanterie besetzt») zueiner fliessenderen Betrachtungsweise,wel-che zunächst die Raschheit des offensivenManövers und dann dessen systematischesAusnutzen auf taktischer und operativerStufe durch mechanisierte Elemente vor-sieht.

Der Schriftsteller Saint-Exupéry, derselbst Flieger war, beschrieb die Auswir-kungen von derartigen mechanisiertenStreitkräften während des Frankreichfeld-zuges von 1940. Dank ihres einzigartigendissymmetrischen Vorteiles konnten dieStreitkräfte den Gegner buchstäblich «aus-einander nehmen», wie der folgende Ab-schnitt zeigt:

«Nun zogen die Angriffe der Panzer, dieleicht vorankamen, da sich ihnen keine feindli-chen gegenüberstellten, irreparable Schäden nachsich, obwohl sie nur oberflächliche Zerstörungen

RMA heute:Kombination vonEchtzeitaufklärungmit Präzision,Zugang (Jugos-lawischesVerteidigungs-ministeriumBelgrad 1999).

48Paris Henri (Général). «Stratégie aérienne etspatiale au 21ème siècle» Pascallon Pierre (Ed.). L’arméede l’air – Les Armées françaises à l’aube du XXIème siècle.Paris: L’Harmattan, 2003. S. 85.

49Op Cit. Strachan S. 205.50Barzelay Michael and Campbell Colin. Preparing

for the Future. Washington D.C: Brookings Institution2003. S. 33.

51Während des Golfkrieges von 1991 konzentrier-ten sich 15% der Einsätze der Luftstreitkräfte derKoalition (aus der Gesamtheit von ungefähr 126000Flugeinsätzen) auf den Angriff von acht Gruppen vonZielen strategischer Bedeutung von den insgesamt 12,die der Plan der Luftoffensive beinhaltete. Die Aktio-nen auf die strategischen Ziele erforderten 30% der«intelligenten» Waffen, die während der 43 Tage dau-ernden Luftoffensive verschossen wurden. Im zweitenGolfkrieg von 2003 wurden in den 23 Tagen der Ak-tion 36000 Einsätze geflogen, darunter 14000, die fürAngriffsmissionen bestimmt waren. 65% der einge-setzten Munition waren Präzisionswaffen.Das Verhält-nis zwischen strategischen und taktischen Zielen istnoch nicht bekannt, dürfte aber höher liegen als imersten Golfkrieg.Erklären lässt sich die geringere Zahlder geflogenen Einsätze einerseits mit der Tatsache,dass ein einziger Einsatz bereits mehrere Ziele treffenkann und andererseits mit der vermehrten Verwen-dung von Präzisionswaffen. Siehe dazu: Keaney Tho-mas A. und Cohen Eliot A. Gulf War Air Power SurveySummary Report. Washington: GPO, 1993. Seiten94–95. http://www.fas.org/sgp/library/gwpsum.doc[20.2.04] und Murray Williamson & Scales RobertH. The Iraq War. Cambridge, Massachussetts: TheBelknap Press of Harvard University Press, 2003. Sei-ten 161/177–178.

52Siehe dazu: Lupfer Timothy T. The Dynamics ofDoctrine:The Changes in German Tactical Doctrine Duringthe First World War. Leavenworth Papers No 4, July1981. S. 37–58.

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kraft, wenn sie nur mehr die Summe von Sol-daten ist.»53

Die Beispiele in diesem Kapitel zeigenauf, dass das Ungleichgewicht zwischendoktrinaler und technologischer Entwick-lung in der Geschichte eher die Regel alsdie Ausnahme darstellte. Die Fähigkeit derStreitkräfte, sich im Laufe der Zeit undje nach Anforderungen der Situation zuverändern, um die den aktuellen Möglich-keiten angepasste Doktrin und Technolo-gie entstehen zu lassen, erweist sich deshalbals entscheidend.

Transformation der Streitkräfte

Die preussische Militärrevolution des19. Jahrhunderts zeigt auf, dass die Über-einstimmung der entwickelten, vermittel-ten und umgesetzten Doktrin mit denGegebenheiten des gegenwärtigen undzukünftigen Umfeldes die Voraussetzungzum Erfolg bildet. Währenddem es ohneWeiteres möglich wäre, die Technologie alsintegrierenden Bestandteil des Umfeldesanzusehen, zeigen die in der vorliegendenStudie angeführten Beispiele ihre Rolle alstreibende Kraft für jeglichen Transfor-mationsprozess. Deshalb ist es möglich, miteiner Matrix den Angleichungsgrad derDoktrin mit den Charakteristiken des Um-feldes (mit Ausnahme der technologischenDimension) einerseits und den Stand derTechnologie andererseits darzustellen. Da-raus resultieren vier Quadranten gemässoben stehender Abbildung:

Wenn sich die preussische Militärrevo-lution (RMA 7 aus Tabelle Seite 7) fraglosim Quadranten II ansiedeln lässt und alsSchulmodell das erstrebenswerte Opti-mum darstellt, ist es wichtig zu beachten,dass Quadrant III ebenfalls interessanteMöglichkeiten bietet. So beschreibt er eineSituation, in welcher das Konzept der indi-rekten Kraftanwendung einen Mangel antechnologischen Ressourcen teilweise aus-gleicht. Diese Situation wird illustriertdurch den entscheidenden Sieg, den dieEidgenossen in Morgarten mit sehr rudi-mentären Mitteln errungen haben; sie fin-det sich im Laufe der Geschichte immerwieder in der Art und Weise, mit der sichzahlreiche Widerstandsbewegungen gegengrosse Mächte durchsetzen konnten. Indiesem Fall ist oftmals die Fähigkeit, ge-schickt einige seltene, ausgeklügelte mo-

werden. Er zielt nicht nur auf die Beschaf-fung von neuem Material oder auf die Ver-besserung der bestehenden operationellenFähigkeiten ab, sondern schafft letztlich aufder Basis einer mit der strategischen Ziel-setzung und den herrschenden Zwängenin Einklang stehenden Doktrin eine geeig-nete Plattform,um die Veränderung zu len-ken. So integriert der Transformationspro-zess um die zentrale Dimension der Dokt-rin herum die Elemente der Armeeorga-nisation, der Ausbildung, des Materials, derQualität der Chefs, des Personals und derInfrastruktur zu einem kohärenten Gan-zen. Die oben stehende Abbildung zeigtschematisch den Aufbau, der daraus resul-tieren sollte.

Der gesamte Prozess kann in fünf Phasengegliedert werden, die folgende Elementebeinhalten:● Phase 1 Vision – Bestimmen der wich-tigsten Merkmale des künftigen Umfeldesund der Herausforderungen;● Phase 2 Notwendige Fähigkeiten –Identifikation der zu entwickelnden und/oder zu schaffenden operationellen Fähig-keiten zur Erfüllung von Aufträgen, die indas Umfeld gemäss Phase 1 passen;

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derne Systeme einzusetzen, das Geheimnisdes Erfolgs. Der afghanische Widerstandzeigte dies zum Beispiel in den Achtziger-jahren, indem er Funk und Boden-Luft-Raketen in seinen Kampf gegen die sow-jetischen Streitkräfte einbezog.

Quadrant I stellt eine Situation dar, beider trotz grösserer Investitionen in neue,aus den Erfahrungen der Vergangenheitresultierende Technologien eine Berück-sichtigung der reellen Entwicklung desUmfeldes nicht erfolgte. Die bei der Jahr-hundertwende 19./20. Jahrhundert einge-tretene und von Krepinevitch in TabelleSeite 7 beschriebene RMA 8 kann als Bei-spiel dienen. Das zur damaligen Zeit zwi-schen den grossen europäischen Mächtenstattfindende Wettrüsten führt zum Bauvon noch grösseren und stärkeren Panzer-kreuzern, lässt aber das Aufkommen der U-Boot-Waffe, welche die Einsatzbedingun-gen der Seemacht komplett revolutioniert,ausser Acht. Eine ähnliche Entwicklungzeigt die Geschichte Frankreichs, wo nachden Erfahrungen des Ersten Weltkriegesbei den Investitionen das Hauptgewicht aufeiner mit Spitzentechnologie gestärktenAbwehrlinie lag, der Maginot-Linie.

Was den Quadranten IV anbelangt, sobeschreibt er die Situation einer in den Er-fahrungen der Vergangenheit verhaftetenGesellschaft und eines ebenso verknöcher-ten militärischen Instruments. Auch hierbietet die Geschichte unzählige Beispiele,bei denen ein Konflikt unweigerlich zumZusammenbruch des Ganzen führte.

So zeigt Abbildung 3 nicht nur auf, wiewichtig es ist, sich über die Realitäten desheutigen Umfeldes Klarheit zu verschaffen,sondern lässt auch auf den Bedarf schlies-sen, seine Entwicklung zu verfolgen, umrechtzeitig sich abzeichnende neue Ten-denzen zu erkennen. Sie zeigt zudem dieTatsache auf, dass die Streitkräfte nicht sta-tisch bleiben dürfen, sondern einem steti-gen Transformationsprozess unterliegen,um je nach gefassten strategischen Zielendie Kapazitäten der Quadranten II undsogar III zu erzielen.

Dieser Begriff der Transformation54

kann ebenso als kontinuierlicher Entwick-lungsprozess der Streitkräfte als Folge derEntwicklung des Umfeldes verstanden

53Von Saint-Exupéry Antoine. Œuvres – Pilote deguerre. Paris: Bibliothèque de la Pléiade, 1953. S. 307.[aus dem Französischen übersetzt]

54Aus amerikanischer Sicht wird der Transforma-tionsprozess vom Verteidigungsminister wie folgtbeschrieben: “a process that shapes the changing nature ofmilitary competition and cooperation through new combina-tions of concepts, capabilities, people and organizations thatexploit our nation’s advantages and protect against our asym-metric vulnerabilities to sustain our strategic position, whichhelps underpin peace and stability in the world.” Siehedazu: Rumsfeld Donald F.Transformation Planning Gui-dance. Washington D.C.: Department of De-fence. June 2003 http://www.ndu.edu/chds/English/MonthlyHL/Policy/TPG.pdf [21.2.04].

55Op Cit. Castex. S. 10.56Mason Tony Air-Vice-Marshal. The Aerospace

Revolution Role Revision & Technology – An Overview.London: Brassey’s, 1998. S. 15.

57Funcken Liliane et Fred. L’Uniforme et les Armesdes soldats de la guerre de 1914–1918 – Tome 1. Paris:Casterman. 1970. S. 10–20 sowie: 1914 – Bataille deLagarde – Dans la tourmente de la guerre. http://perso.wanadoo.fr/chtimiste/batailles1418/combats/lagarde.htm [1.3.04]

BezugzwischenDoktrin undTechnologie. nicht realisiert realisiert

erhöht

reduziert

Tech

no

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isch

er S

tan

d

Anpassung der Doktrin an die Umgebungssituation

Das Ungleichgewicht zwischendoktrinaler und technologischer

Entwicklung stellt in der Geschichteeher die Regel als die Ausnahme dar.

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● Phase 3 Ausarbeitung der Konzepte– Formulierung von verschiedenen Ein-satzkonzepten, die eine Umsetzung dererforderlichen operationellen Fähigkeitenermöglichen;● Phase 4 Experimente – Testen derentwickelten Einsatzkonzepte im Rahmenvon Versuchen;● Phase 5 Umsetzung – Implementie-rung von Einsatzkonzepten für die gesam-ten Streitkräfte oder Teile davon.

Diese Methode bietet zwei Vorteile: Sieermöglicht es, bei jedem Schritt des Trans-formationsprozesses die technologischenEntwicklungsmöglichkeiten zu berück-sichtigen und optimiert so die Synergienvon Doktrin und Technologie. Im Weiterenlässt sie je nach den Merkmalen des Umfel-des und der verfügbaren Ressourcen einedifferenzierte Umsetzung der erforderli-chen operationellen Fähigkeiten zu. Nurdiejenigen, die kurzfristig zur Erfüllungvon Aufträgen unabdingbar notwendigsind, werden vollständig realisiert; jene, dieweniger prioritär beurteilt werden, werdennur getestet oder sogar nur bis zur Phase 3der Konzeptausarbeitung entwickelt. DieExistenz eines doktrinalen Bauplanessichert die Kohärenz des Ganzen im Laufeder Zeit; somit sind die notwendigenVoraussetzungen für einen allfälligen Auf-wuchs stets erfüllt.

Die Umsetzung des oben beschriebenenProzesses ist indessen besonders delikat. Soerfordert er von den Verantwortlichen derStreitkräfte, dass sie die im aktuellen Kon-text benötigten operationellen Fähigkeitenin ausreichendem Masse aufrecht erhalten,indem sie das Instrument Militär bereitsheute auf die Anforderungen des Umfeldesvon morgen vorbereiten. In Anbetracht derimmer dringlicheren Eventualitäten ge-deiht das Ganze letztlich oft zu einem fastnicht mehr vollziehbaren «Spagat».

Dieser Ansatz kann indessen nur auf derBasis einer gut ausgearbeiteten und regel-mässig auf den neusten Stand gebrachtenStrategie zufrieden stellend umgesetzt wer-den.Diese beinhaltet – um mit den Wortenvon Admiral Castex55 zu sprechen – dieGrundidee, auf welcher die Veränderungbasiert und auf welche alles zurückgeführtwird. Indem sie die existenziellen Interes-sen des Landes definiert, formuliert sie dieZiele,die es anzustreben gilt,kanalisiert denTransformationsprozess der Streitkräfte indie eine oder andere klar formulierteRichtung und garantiert in der Krise dieKohärenz der militärischen, diplomati-schen, wirtschaftlichen und medialenAktionen.

Kalten Krieg zu gewinnen, indem sie dasehrgeizige Projekt «Krieg der Sterne» lan-cierten, dessen Auswirkungen das eigeneWirtschaftswachstum stark begünstigthaben. Zahlreiche Gegenbeispiele zeigen,dass die Unterstützung von überholtenoder unrentablen Aktionen durch dieBehörden mittels Finanzierung über dasVerteidigungsbudget verheerende Auswir-kungen haben kann. Diese Praxis entziehtdem Transformationsprozess der Streitkräf-te nicht nur wertvolle Ressourcen, sondernkann zudem durch die Lieferung von über-holter Ausrüstung erhebliche Verluste anMenschenleben nach sich ziehen.Wenn diefranzösische Infanterie 1914 mit rotenHosen ausgerüstet war, dann hatte sie diesvor allem den Subventionen zu verdanken,die den Anbauern von Krapp zugestandenwurden, einer Pflanze, aus der eben dieserötliche Farbe gewonnen wurde.57

Während der Prozess des Formulierenseiner nationalen Strategie eine nicht defi-nierte Mischung von rationalen und irra-tionalen Faktoren darstellt, ist es aus mili-tärischer Sicht von grösster Wichtigkeit,dass diese strategischen Überlegungendurch eine ungeschminkte Analyse auf diereale aktuelle und zukünftige Sicherheits-situation abgestützt wird. Ein erster Schrittin diese Richtung ist die Erkenntnis, dassdie Streitkräfte Gegenstand eines stetigenTransformationsprozesses sind. Damit tra-gen sie am effizientesten zur Erreichungder Ziele dieser Strategie bei. Er macht esmöglich, dass den politischen Entschei-dungsträgern rationale Analyseelementezur Verfügung gestellt werden können, dieeinerseits die militärischen Konsequenzender zur Diskussion stehenden Optionenaufzeigen und andererseits die getroffenenEntscheide rechtfertigt. Damit wird be-wusst Doktrin mit Technologie verbundenund umgekehrt. Diese beiden Komponen-ten sind also nicht nur Zwillinge oderHalbgeschwister, sondern werden sogar zurichtigen siamesischen Zwillingen. An-getrieben von einem gemeinsamen Herz,der Strategie, sind sie die Garanten einerkohärenten Entwicklung der Streitkräfte,indem sie heute wie morgen dafür sorgen,dass sie jene operationellen Fähigkeitenaufweisen, die man von ihnen verlangt. ●

15Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Fazit

«... technology by itself does not change anything.... it is not so much the possession of superior

technology which determines a conflict, but itsintellectual mastery»56 Peter Paret

Die vorliegende Studie hat versucht auf-zuzeigen, dass die Dimensionen Doktrinund Technologie in einer engen, gewisser-massen geschwisterlichen, Beziehung ste-hen. Deshalb fällt es schwer, ihre wahrenKonturen und künftige Entwicklungendarzulegen. Indessen müssen sie sehr frühin den Transformationsprozess der Streit-kräfte einbezogen werden, damit dieSchwestern Doktrin und Technologie ihre

Wirkung bestmöglichst verbinden. Dieentscheidende Frage, die sich hier stellt, istjene, wie die Entwicklung gesteuert wer-den soll. Und hier kommt mit ihremganzen Gewicht und jenseits aller verfüg-baren wissenschaftlichen Modelle diemenschliche Dimension ins Spiel. So stelltdie Wahl einer die besten vorhandenentechnologischen Möglichkeiten verbinden-den Strategie als Leitfaden zur kohärentenEntwicklung der Doktrin nicht das einzigeKriterium dar. Bewusst und unbewusstkommen tiefergehende Überlegungen insSpiel. Sie können wirtschaftlicher, politi-scher, sozialer, kultureller, religiöser, ethi-scher, moralischer Natur sein und könnendazu beitragen, den Wandlungsprozess zubeschleunigen oder zu verzögern.

Die wirtschaftliche Dimension stellt ei-nen solchen Faktor dar.Vorwiegend kom-merzielle und politische Gründe haben esden Vereinigten Staaten ermöglicht, den

Aufbau des Transformationsprozesses.Te

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Diese Praxis entzieht dem Trans-formationsprozess der Streitkräfte

nicht nur wertvolle Ressourcen,sondern kann zudem durch

die Lieferung von überholterAusrüstung erhebliche Verluste anMenschenleben nach sich ziehen.

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S T R A T E G I E

When it comes to the employment of airpower to attain political objectives in war,two major schools of thought can be dis-cerned. There are those who argue infavour of a quick decisive blow againsttargets of higher strategic order and thosewho prefer the employment of air poweragainst the opponent’s fielded forces.

These two competing conceptions havefound practical expression in actual cam-paigns over the last couple of years. In theair campaign over Kosovo and Serbia in1999, the Supreme Allied CommanderEurope, General Wesley Clark (US Army),supported an air campaign which was di-rected against Serbian ground forces oper-ating in Kosovo. On the other hand, theCommander of Allied Air Forces in Euro-pe, General Michael Short (USAF), re-gretted that air strikes had not beenaimed against leadership targets in Belgradefrom the outset. This dichotomy was alsoapparent in Operation Iraqi Freedom.The air war started with a ‘Shock and AweCampaign’ against leadership facilities inBaghdad.After these initial strategic strikes,the emphasis was shifted towards theRepublican Guard divisions in order tosoften them up for the advancing Armyand Marine units.1

The theoretical conceptions of these op-posing schools of thought are brilliantlyencapsulated in the writings of ColonelJohn A.Warden III and of Robert A. Pape.The former is a strong supporter of strate-gic strikes, which are aimed at paralysingthe opponent’s ‘system’, whereas the lattersees the true value of air power in a jointcampaign against an opponent’s forces inthe field. John Warden has specificallyprepared the article ‘Strategy and SystemThinking in War’ for the Swiss ArmedForces Air Power Review and Robert Papehas kindly allowed the re-use of his recentForeign Affairs article ‘The True Worth ofAir Power’.2

Very soon after the Iraqi invasion ofKuwait, Colonel John Warden briefedGeneral Schwarzkopf on how to best uti-lise air power against Iraq, by presentinghim an operational plan called ‘OperationInstant Thunder’. In his autobiography,General Schwarzkopf mentions: ‘Wardenhad come up with a strategy designed tocripple Iraq’s military without laying wasteto the country’.3 Although the name of theplan changed and there were several refine-ments to the original outline, the initialAugust presentation was the basis of theJanuary air campaign. How could JohnWarden come up with an operational planso quickly? In the years prior to the GulfWar, he had devoted himself to the ques-tion on how to employ air power most

confidence that has often led to the failureof coercive air power in the past.6 RobertPape argues that many air power practi-tioners in the West have misunderstood thetrue value of precision-guided munitions(PGM) in the wake of Desert Storm. It iswidely believed that PGMs enable theUnited States to win wars within just days,by targeting the enemy leadership. RobertPape, however, argues that the true value ofPGMs lies in the support of ground power.They have rendered joint operations bet-ween air and ground forces in conventionalcampaigns so much more effective that airpower is now doing most of the work.

The intention of the following two pa-pers is to illustrate this fundamental debateon the correct employment of air powerand to stimulate a fruitful debate on the useof air power.The two basic texts are JohnWarden’s ‘The Air Campaign’ (translatedinto at least seven languages) and RobertPape’s ‘Bombing to Win’.7 ‘The Air Cam-paign’ served as the conceptual basis of theopening air operations against Iraq in 1991.‘Bombing to Win’ has been widely dis-cussed and has attracted considerable atten-tion by both scholars and practitioners ofair power alike. It unleashed a heateddebate in the academic journal ‘SecurityStudies’.8

Christian F. Anrig

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The Art of TargetingA Comparison of Two Fundamental Theoretical Conceptions

effectively on an operational level. As astudent at the National War College(1985–1986), John Warden wrote his book‘The Air Campaign’, in which he laid thefoundation for his well-known ‘Five Rings’concept.A major catalyst for his air powerthinking and concepts was certainly histour in Vietnam,where he flew 266 combatmissions as an OV-10 pilot and forward aircontroller (1969–1970). He was involvedin close air support missions with the Army1st Air Cavalry Division as well as interdic-tion missions over the Ho Chi Minh Trail.As a result of his experiences, John Wardenis very critical of the conduct of air oper-ations in the Vietnam War. It was clear tohim that air power had not been properlyutilised. During his post-Vietnam militarycareer, John Warden was in command ofan F-15 Fighter Wing at Bitburg Air Base,Germany (1986–1988).After the Gulf War,he became special assistant to the Vice Pre-sident of the United States (1991–1992)and Commandant of the Air Commandand Staff College (1992–1995). Followinghis retirement from the USAF in 1995, hefounded a consultancy company and deve-loped a new approach to combining busi-ness and war strategy.4 With regards to theemployment of air power, John Warden’smain argument is that we should not stopexpanding the frontiers and operationalutility of air power. Recent experience hasshown,however, that the West has been tooeasily dragged into confrontations on theground, into what is often considered to bethe Achilles’ heel of the West.5

In contrast, Robert Pape is an AssociateProfessor of Political Science at the Univer-sity of Chicago. He has always had a deepinterest in national security affairs. In the1980s,Robert Pape was drawn to the studyof air power, developing a keen interest inunderstanding America’s failure in Viet-nam. He quickly discovered that air powerwas a key part of the story. According tohim,a reason why it was hard to understandair power’s failure in the Johnson years wasthat there was no systematic study of allmajor strategic air campaigns that wouldserve as a baseline to understand Vietnam.Hence, he set out to conduct such a study,writing his dissertation ‘Coercive AirPower’ in 1988 and expanding and extend-ing that study in his book ‘Bombing toWin’ in 1996. Though Robert Pape hasshifted the emphasis of his research to otherareas of national security, such as economicsanctions and suicide terrorism, in recentyears, he still retains a strong interest inwhat makes air power work.The reason forthis is simple: it is only by understandingwhat air power can and, just as important,cannot achieve that we can avoid the over-

1Air Component Commander of Operation IraqiFreedom, General T M ‘Buzz’ Moseley (USAF) at theRAF Defence Studies Conference ‘Iraq 2003: AirPower Pointers for the Future’, RAF Museum Hen-don, 11 May 2004.

2First published March/April 2004,Vol. 83, No. 2,pp. 116–130.

3General H. Norman Schwarzkopf & Peter Petre,The Autobiography: It doesn’t take a Hero (New York,London: Linda Grey Bantam Books, 1992), p. 318.

4The Prometheus Process, for further informationsee www.venturist.com.

5E-Mail from John A.Warden, 27 June 2004.6E-Mail from Robert A.Pape, 29 July 2004.7 John A.Warden III, The Air Campaign: Planning for

Combat, rev.ed. (San Jose/New York/Lincoln/ Shang-hai: toExcel,2000), first published in 1986,and RobertA. Pape, Bombing to Win:Air Power and Coercion in War(Ithaca/London: Cornell University Press, 1996).

8Security Studies,Vol.7, No. 2,Winter 1997/98, pp.93–214.

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17Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

9For a full description of this strategy process, seemy book,Winning in FastTime,Venturist Publishing,2002.

10Take for example an entity like Al Qaida. If all ithad was the strong desire to kill non-believers, itwould be little more than an academic curiosity andits Ps of changing its opponents would be 0. Onlywhen it acquires physical capabilities like money,com-munications, pamphlets, schools, pilots, and stolenaircraft can it raise its Ps above 0. Note that an entityonly needs to have physical assets at its disposal; it doesnot need to own them in the way that most nationsown their physical assets.

Strategy and System Thinkingin War

John A.Warden III*

Strategy is complex at the detail level,but at its most basic level, it is simple. It is sosimple that we can reduce it to four simplewords: Where (are we going); What(should we put our resources against);How(are we going to apply our resources); andExit (plans for every war, campaign, indi-vidual, action, phase, and weapon).

These four components – where are yougoing, against what do you put your re-sources, how do you apply your resources,and what is the manner of exiting fromevery strategic and tactical phase – underliestrategy. If you do not address each one,youare not being strategic and you are likely topay dearly for the omission. In the systemI used in the first Gulf War and subsequent-ly expanded and applied in the businessworld, the four questions turn into fourimperatives: I – Design the Future; II – Tar-get to Win; III – Campaign for Success; andIV – Finish with Finesse.● Imperative I – Design the Future. Goodplanning should always start with thefuture, and in war, it is vital to do so. Inessence, before we become involved in awar, we decide what we want our futureand our enemy’s future to look like at somepoint after the end of the war and its tran-sition into a new state of peace. It might besurprising that war planning looks first atyour own future, but the reason is simple.From your standpoint, your future is para-mount, not your enemy’s. You need toknow what you want your future to befrom an economic, power position, and in-ternal political situation. Once you haveclearly charted your own future, you cancraft a future for your enemy. In both cases,you must craft clear measures that tell youwhen you are achieving your future andthese measures must be strategic, not tac-tical.9 Always remember to keep your ownfuture picture as your priority; it littlebehooves you to defeat your enemy only to

find that you have destroyed your owncountry in the process.● II – Target for Success.This imperative isbased on a thorough understanding of theenemy as a system which we will discuss indetail later in this article.The overall thrustis simple: You never have enough resourcesto do everything; effort and resources mustbe applied against something – targets;failure to choose the right “targets” doomsoperations before they begin; the right“targets” are the key to creating the effectsneeded for sustained success and realizationof the future you have designed; and theright “targets” are part of a system.● III – Campaign to Win. This imperativetells you to conduct your operations incampaigns that facilitate parallel attack onyour enemy. Parallel attack means bringingthe right targets under as near simultaneousattack as possible in order to induce paral-ysis. Parallel attack is the opposite of serialattack where you strike one or just a fewtargets at a time. Parallel attack precludescompetent enemy system response whereasserial attack allows it, and to some extentactually induces it.● IV – Finish with Finesse. This impera-tive addresses what is typically the mostdangerous, most expensive, most poorlythought out aspect of war operations – theend game. End-game planning in war andbusiness should be taken at least as serious-ly as initiation planning, and probably evenmore seriously. Everyone has some ex-perience with starting something, butnot many have rigorous experience withending activities profitably.

The object of war is to change yourenemy to be compatible with your ownobjectives at an acceptable cost. The degreeof change can range from your enemyagreeing not to destroy you to the anni-hilation of your opponent. Most wars arefought for change that falls in the middlehalf of the range.

To resist the changes that we might wantto impose on an enemy, the enemy musthave energy.At the highest level of systemthinking, enemy energy (for offense ordefense) is a function of just two things:physical and psychological (or “moral” inolder parlance). The physical side of theenemy consists of tangibles like people,buildings, communications systems, andweapons.The psychological side consists ofintangibles like will, morale, and attitudes.In system war,however,we are not so much

concerned with the psychology of an indi-vidual (although that can be quite impor-tant), but rather with the psychology of thesystem as a whole. The following equationcaptures the concept:

EnergyEnemy = f (physical) x f (psychological)

This equation is enormously useful forthinking about war operations (and anyother, for that matter). It tells us that ifeither the physical or the psychological are0, the enemy is frozen and unable to attackor defend.A little thought proves the point:the most powerful entity in the world can-not be successful in war if that entity hasno will to attack or defend; conversely, themost determined, most aggressive entitycannot be successful if it has no physicalassets.10

When we go to war, we want to have ashigh a probability of success as possible (andat the lowest possible cost).Our probabilityof success is a function of what we do to theenemy and the time period in which it isdone.The following equation is similar towhere we started, but now we look atprobability of success which has a timefunction in it

PS = ∆(Energy)Time

This equation tells us that our probabil-ity of success in changing an enemy goesup as we decrease his energy and decreasethe time that we take to do it.

With these basic ideas established, let usnow take a macro look at the two compo-nents of enemy energy – the physical andthe psychological. The first is theoreticallyentirely knowable. That is, with perfectintelligence, we could be aware of everyphysical thing in an enemy entity thatcontributed to its capability as a system.In other words, physical things are deter-minate and in the aggregate, they generallydon’t change much over short time frames(hours, days, or weeks).On the other hand,the system psychological side of the equa-tion is only slightly knowable.The systempsychological side is thus indeterminateand can change dramatically in very short

These four components – where areyou going, against what do you put

your resources, how do you apply yourresources, and what is the mannerof exiting from every strategic andtactical phase – underlie strategy.

The object of war is to change yourenemy to be compatible with your

own objectives at an acceptable cost.

*All graphs by John A.Warden.

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time frames (seconds to minutes).To con-firm this assertion, think about how impos-sible it is to predict the psychology of agroup of people. One second they are acollection of nice, docile people and thenext they are a stampeding mob – but anapparently identical group of people,presented with the same stimuli, do notbecome a stampeding mob.

It is very important in war to understandthe indeterminateness of the psychologicalside of the equation. If you are betting yoursuccess on changing this side of the equa-tion, you are betting on the indeterminate,the unknowable, and the unpredictable.That is why war theories like coercion anddeterrence are on shaky ground from thestart.Both depend on your enemy decidingto act or not act out of concern for theconsequences and costs experienced oranticipated. We know, however, from thestudy of crowds (politicians, investors, spe-culators, mobs) that what is a concern anda fear today may be a motivator tomorrow.For example, after the fact, some critics ofstrategic bombing said that enemy bomb-ing strengthened the system psychologicalside of the equation (raised morale) in bothGermany and England during World WarII. Before the fact, nobody had predictedthat bombing would raise morale; the ge-nerally accepted view was just the opposite.

In the actual event, bombing drove moraledown in both cases but not to the point ofcollapse. Nobody had predicted this out-come which is good illustration of the diffi-culty of predicting system psychologicaleffects. On the other hand, the decision ofthe Iranians to agree to a truce with Iraq in1988 flowed in part from the fall in systemmorale induced by Iraq’s strategic air androcket attacks on Iran. Strangely, however,the fall in system psychological morale thatcontributed to Iran’s decision to accept acease-fire, apparently had little impact onsupport for the clerical leaders of thecountry.

Coercion is a war theory that does notstand the test of common sense.To coercesomeone means to get them to agree to dosomething because you have hurt them or

him overthrown). I answered that it wouldbe too bad for everyone concerned, butthat it would not make too much differ-ence overall;what we planned to do Iraq asa system would mean it would be at least adecade before Iraq could be a strategicthreat to its neighbors. General Schwarz-kopf replied that if we could get a decadefor what we believed would be a very lowcost war, he would be delighted.

Lets review, our equation:

EnergyEnemy = f(physical) x f(psychological)

We should place our emphasis on thephysical side because it is determinate andwe can be fairly sure of what will happen ifour operations are successful. The same isnot true with the system psychological sidebecause it is indeterminate. If, however, webegin operations designed to force physicalchange, it makes perfect sense to operatealso against the system psychological side –if we have the resources. There may be

some cases where you can do nothingagainst the physical side of your opponent.In this case, you might use psychologicaloperations alone, in lieu of doing nothing.We just need to accept the fact that we can-not predict what will happen which is whywe should never make deterrence, coer-cion, decapitation alone, psychologicaloperations alone, or other similar mind-based concepts the heart of our operations.

18 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

threatened to hurt them. Again, for this towork, it depends on making changes on theindeterminate system psychological side ofthe equation. Some people (and some na-tions) may make dramatic concessions atthe hint of a threat while others will die be-fore they give as much as an inch.To com-pound the problem, the people or nationthat today will accede to the slightest threatmay tomorrow move to the opposite camp,and vice versa.

If both factors in the enemy energyequation were equally unknowable andindeterminate, war would be a throw ofthe dice. Fortunately for those who thinkthrough the problem, it is possible toreduce risk levels and make reasonablepredictions about war outcomes. To do,however, it is necessary to focus on thephysical part of the enemy energy equationand to think about the enemy as a system.When you understand the enemy as asystem, it becomes possible to craft opera-tions that give you the highest possibleprobability of success for the resources youare willing and able to commit.Very simp-ly, you change the enemy’s physical systemto match your desires.Useful to note at thispoint is that we can apply the concept ofsystem change to an enemy state, a terroristorganization like Al Qaida, to an enemyarmy or air force,or to an enemy unit like acorps or a wing. If an enemy leader decidesto negotiate before you have completed thesystem change, so much the better. Therule is, however, to plan on predictablesystem change and to treat good systempsychological outcomes as a welcome, butunpredictable bonus.Reversing the process– trying for psychological outcomes likecoercion or deterrence – puts you in greatperil.

In the original Gulf War air campaignplanning, we tried to follow the idea offocusing on the physical as the primarymethod of achieving our objectives. In ourfirst presentation to General Schwarzkopfon 10 August 1999,however, I used a brief-ing slide that stated that our proposedstrategic psychological operations were asimportant as the bombing operations.11

The reason for this was simple: it wouldhave benefited our post-war position signi-ficantly to have seen a change of regime inIraq. It was not necessary for victory but itwould have been very good. Because ofthe unpredictability of system psychology,it was possible that the Iraqis would remainloyal to Saddam Hussein regardless of whathappened to their country. The purpose ofthe proposed strategic psychological ope-rations was to induce elements within Iraqto overthrow Saddam, but again, doing sowas not necessary to achieve the basic warobjectives.12 General Schwarzkopf agreedwith this idea but asked what the resultwould be if we did not get Saddam (or see

Think about how impossible it isto predict the psychology

of a group of people.

Coercion is a war theory that does notstand the test of common sense.

We should place our emphasis on thephysical side because it is determinate

and we can be fairly sureof what will happen if our operations

are successful.

11 In retrospect, I believe I overstated the impor-tance of the strategic psychological operations –which were not executed for a variety of reasons. I be-lieve that if they had been executed as proposed, thatSaddam would have been overthrown – which wouldhave been good for Iraq and the world. But since hisoverthrow was not essential, it was not logical to saythat the strategic psychological operations were asimportant as the bombing operations. It would havebeen far more correct to have said that the strategicpsychological operations had the possibility ofachieving significant results for very little cost andthat it would be a huge error not to try them – as longas we kept in mind that they were unpredictable andhad to be subordinate to the physical operations.

12 In simple form there were four objectives: Iraqout of Kuwait; restoration of the Kuwaiti government;safety for Americans in the area; and a more stableregion (meaning a less powerful Iraq).

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Imperative II: Target for Successand the Enemy as a System

Targets are not things unto themselves;rather, they are part of a system.Everythingis part of a system, and every action takesplace in a system.That means that affectingone target will have some impact on othertargets.What we really want, however, is tomake a major change in an entire system.In the 1991 Gulf War,we wanted to reduceIraq’s energy level to a point where itwould no longer constitute a strategicthreat to its neighbors but could still defenditself against local powers.When we wantto change an organization, we want thewhole organization to move in the samedirection. All this says that our efforts arealways focused against systems and that wethen choose the targets that will create thefastest,most long-lasting,most economical,most satisfactory system change.

Systems have certain common character-istics that include: a collection of disparateelements with mutual interaction; informa-tion flow across the system to its elements;at least a minimum amount of energy;inertia and change resistance; exhibit thehysteresis effect; centers of gravity (as al-ready noted); and similar patterns of orga-nization. Let’s look in more detail at sever-al of these characteristics.

Systems, whether they be nations, com-panies, universities, or families resist changeand exhibit the hysteresis effect.We knowthat systems always resist even the idea ofchange. Thus, if we do something to anysystem – drop a bomb on a country, throwa new product into a market, introduce anew theory to a university department – itwill respond by opposing the something,by trying to stop it, by acting to negate itseffect. We should never be surprised whensystems act this way; indeed, we should beamazed if they did not.

We have all had the experience ofworking with a group of people to teachthem something new. After a long time,webelieve they have learned the new pro-cedure and that we can put our effortselsewhere. Much to our dismay, however,when we return to our group a few weekslater, we find that it has returned to its oldways. This is an example of the hysteresiseffect,a term from mechanics that describeshow material under a deforming force willtend to return to approximately its original

The mathematicians Barabási and Bona-beau13 recently derived the relationshipbetween nodes and the number of linksconnecting the nodes in a system like theInternet. There are a very small number ofnodes that have many links and a very largenumber of nodes that only have one ortwo. If you want to affect a system like theInternet, you obviously get far more lever-age if you find and affect the nodes withlots of links than the ones with only oneor two links. The reason is simple: whensomething positive or negative happens to anode with multiple links, the effect spreadsto some degree to all the other nodes towhich it is linked. Conversely, when some-thing happens to a node with just one link,the system hardly notices that anything hashappened. A good way to think aboutcenters of gravity is to think in terms of thenumber of links they have.

To reiterate the crucial concept of cen-ters of gravity: they are those few things ina system which have disproportionate im-pact on the system.They are the leveragepoints in the system. When you put yourenergy against centers of gravity, you seemore system change than if you put thesame amount of energy against somethingin the system that was not a center of gra-vity. If your resources are limited, you needto find and address centers of gravity if youare to hope for success.

Knowing that there are centers of grav-ity is the first step toward effective andefficient operations,but we need a method-ology to help us figure out how to find thetrue centers of gravity. The approach that Ihave found most useful in war, politics,education, and business is the Five RingsModel which we will address in detail aftera little more discussion on systems.

A very important characteristic of sys-tems is that they all are arranged in thesame way.They all have leadership elementswhich provide general direction, process

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state when the deforming force stops. Itwill always do this – unless you exceed itselastic limits.When you work with systems,the objective is normally to exceed theelastic limits (either positively or negativelydepending on the situation) so that thesystem stays where you want it withoutfurther expenditure of effort on your part.

When you look at an enemy, whether alarge entity like Iraq or a more dispersedentity like an Al Qaida, you are likely to beoverwhelmed with the number of targetsand conclude that you have inadequate re-

sources and that defeat of the enemy is toohard. Intuitively, however, you know thatout of those hundreds of thousands of pos-sible targets, some small number would befar more important and valuable than therest. Even in a large and powerful country,there are relatively few really importanttargets (perhaps a thousand).These we callcenters of gravity because when they areaffected, they have a disproportionate im-pact on the rest of the system. We mightalso think about them as leverage points orcontrol points.

Centers of gravity are the things againstwhich you should apply your resources. Itmakes little sense to spend scarce resourcesagainst anything other than centers of gra-vity, yet the majority of planners in boththe military and the commercial worldspend little or no time identifying them.Instead, they rush to action thinking that ifthey do a lot of anything, something posi-tive is bound to happen.Worse yet, if theplanners are military, they are likely only tothink about attacking their enemy militarycounterparts. For the very lucky or forthose with infinite resources, somethingpositive may indeed happen. If you don’tinclude yourself in either of these groups –the very lucky or the infinitely wealthy –you should be spending a lot of time onthinking about centers of gravity.

Systems, whether they be nations,companies, universities,

or families resist change and exhibitthe hysteresis effect.

Even in a large and powerful country,there are relatively few really impor-

tant targets (perhaps a thousand).

13For more detail see Scientific American maga-zine, May 2003, page 60.

System Components

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elements 14 which convert energy from oneform to another, a physical infrastructure, apopulation consisting of some number ofdemographic groups, and agents – other-wise known as “fielded forces”15 who areresponsible for the tactical actions of thesystem. By knowing that all systems arearranged this way, we know what to lookfor when we start analyzing a particular sys-tem,be it a country,a terrorist organization,a market, a company, an army corps, oreven a criminal gang. We also know that ingeneral, we will get more return on ourenergy when we apply it toward the centerof the system than when we apply it onthe periphery. Thus, we always start ourthinking from the inside to the outsideinstead of the much more common – anderroneous – outside to the inside approach.Now let’s look at each of the rings in moredetail.

Ring 1, Leadership:The leadership ringconsists of those elements of a system thattry to move it in a particular direction.There are almost always several leadershipelements that rarely have the same motiva-tions, are relatively autonomous, may nothave formal titles, may be individuals orentities, and almost always provide veryhigh leverage. Who we include in theleadership ring depends on the level of thesystem we are analyzing.If we were lookingat a nation, we would find heads of state,prime ministers, influential cabinet mi-nisters, senior military officers (if theyare independently influential at a nationallevel), the key influential newspapers andtelevision stations, the legislative body,nationally influential financiers, well-known clerics (in some countries but notin others), important opposition leaders,and perhaps some think tanks. If we werelooking at a military unit like a division,we would see the commander, informalleaders, and probably the staff.

Ring 2, Processes: In the processes ring,we find those elements of a system thatconvert energy from one form to another.At a nation system level, we would findelectricity, petroleum, communications,16

finance, transportation, agriculture, etc. Ina military division,we would find commu-nications, logistics, and transportation. In anAl Qaida, we would find communications,finance, training, recruiting, transportation,etc.The processes ring offers great leveragefor system change because a change in thisring will affect the rest of the system.

Ring 3, Infrastructure: In the infrastruc-ture ring, we find those elements of asystem that are relatively stationary andconstant. At a national level, they includeroads, bridges, rivers, ports, and airfields.

Ring 4, Population: In the populationring, we find the demographic groups thatcategorize the people who are part of a sys-tem. Demographic groups tend to respond

have to try something else against asystem that is prepared and probably coun-tering your efforts. At the same time, youhave moved farther into the very dangerousserial world, which we will discuss mo-mentarily. Again, the idea is to affect asmany centers of gravity as possible in theshortest possible period of time in order toforce the system to change in the way youwant it to change. From the impact dia-gram below and from this discussion, then,it should be clear why even successfulattacks on enemy military forces are unlike-ly to produce the system change you needto accomplish your objectives.

Once the five ring pattern of systems isunderstood, it is easy to find centers ofgravity for any system. You review yourfuture picture for yourself and your oppo-nent and the desired system effects forboth. You then start with leadership ringwhere you identify elements in this ringthat will have a disproportionate impactand which will advance the realization of

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to similar stimuli (publications, messages,rewards). In the population ring, you ad-dress groups, not individuals. For example,if we were trying to foment a revolt by theenemy military, we would send messagesthat might motivate officers in general tochange side.

Ring 5, Agents (Fielded Forces): In thisring, we find those elements in a systemthat do tactical jobs.● Agents have latitude in how to do a job,but not whether to do it.● Agents execute policy but do not havethe authority to create it.● Agents are the instruments of the system.

Examples include: a fighter squadron,an army corps, a flotilla, or in the businessworld, a sales force or a manufacturingdivision. Fielded forces are important, butare appendages of the state, are resistant toattack, can normally be reconstitutedquickly by an intact state system, and aremeans to an end, not ends in themselves ineither the attack or the defense. They arenot the starting point for war thinking!

To conclude this brief overview to theFive Rings Model and its component parts,it is important to reiterate that we mustthink about the enemy as a system, not anisolated part of it like its military, and thatyou get the greatest return on your energyinvestment towards the center of the sys-tem, as illustrated below. This does notmean that you can just focus on the centerring and merely decapitate the leader – astrange idea that some people have derivedfrom the system concept. There are somerare instances where decapitation mightwork, but one of the major concepts ofsystem warfare is to avoid creating single-point failure mechanisms. In other words, ifyou try decapitation and you fail, you now

Normal Leverage By Ring

We must think about the enemy as asystem, not an isolated part of it like

its military, and that you get thegreatest return on your energyinvestment towards the center

of the system.

14The second ring has experienced several namechanges since my first draft of the concept before thefirst Gulf War. I originally called it “key production”but came to realize that people were translating theidea as “manufacturing” which was not at all the idea.I then called it organic essentials to capture the ideathat there were processes necessary for a system tofunction properly. That name did not work becausesome people thought that “organic” meant agricul-ture. I have most recently adopted the simple name“processes”and have found this word to work satisfac-torily for both military and the business situation.When you think about processes, think about conver-sion mechanisms such as electrical generation, com-munications, recruiting, etc.

15 In the original version of the Five Rings, I calledthe fifth ring “fielded forces” because I was only con-cerned at the time with geopolitical structures and thename worked well. As I subsequently took the FiveRings into the business world, I found that “fieldedforces” was confusing so I changed the name to“agents.”“Agents” is a broader word and is somewhatpreferable to “fielded forces,” but users who are onlyinterested in the military application of the Five Ringscan certainly use the older, somewhat more limitedterm.

16At the time of the first Gulf War, we includedcommunications in the first ring.After a lot of thoughtand experience in using the model in many otherplaces, however, it became clear that communicationswas not just the province of the leader, but one thataffected everyone in the system all the time.Thus thedecision to put it in the second ring.

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your future pictures. After the leadershipring, you do the same thing for the re-maining four rings.

A note of caution for using the FiveRing Model and centers of gravity: Do notconfuse vulnerabilities and centers of grav-ity. Vulnerability is only of interest whenyou start making plans to affect a center ofgravity. A center of gravity exists because ofits important relation to the system. If youallow yourself to look for vulnerabilities ata strategic (or operational) level, you arevery unlikely to find the real centers ofgravity in the system. The rule is: find thecenters of gravity.You will find that onceidentified, there is invariably a way to affectthem.

It is imperative to remember that allactions are aimed against the enemy systemas a whole.Thus, an attack against industryor infrastructure is not primarily conductedbecause of the effect it might or might nothave on fielded forces. Rather, it is under-taken for its direct effect on the enemysystem.17

Parallel versus Serial Attack

The way we go after the Centers ofGravity is very important.We can do thingsserially or we can do them in parallel. If wedo things serially, it means we do one thingat a time. We concentrate our resourcesto solve problem number one. Then wemove on to the next problem, and so on.

The alternative to serial operations isparallel operations where you focus yourresources on changing an entire system atone time, whether that system is a market,an organization, or an opponent like Iraq.This concept of parallel operations is notwidely understood or used. It was designedto make things happen very, very quicklyat minimum cost and risk, and to createchanges that would last.

Serial operations give an opponentample opportunity to react. Each time theopponent reacts; the attacker is faced withan entirely new set of problems. Serialoperations are to be avoided wheneverpossible – and to some extent, it is alwayspossible to avoid them. Do not give thesystem standing between you and yourfuture pictures the opportunity to do whatit wants to do, to repair itself, to figure outhow to thwart your next move.

1000 times faster than were the 1943attacks against Germany. The Germansystem under serial attack had learned andhad managed to keep itself functional; theIraqi system under parallel simply wentinto shock, it could not deal with what washappening to it, because so many thingswere “broken” in parallel.

Parallel Attack In Iraq

Instead of trying to deal with Iraqserially as we would have in the past, webrought the whole Iraqi system under par-allel attack by hitting a number of strategiccenters of gravity almost simultaneously.The results were spectacularly differentfrom the serial case. In a very short periodof time, important facilities and functionsall around the country were no longer oper-able. Communications between govern-ment and military officials was difficult toimpossible; electricity was no longer gene-rally available to do all of the seeminglymundane (but really critical) things it does;and senior military officials themselveswere not available to make crucial deci-sions.The totality of what happened to Iraqas a result of parallel operations was inci-pient strategic paralysis. In other words,Iraqwas unable to repair itself, unable to learn,and unable to respond in any meaningfulway. Of almost equal importance is this:we actually missed some important targets.Unlike missing in the serial case, however,missing when you are conducting paralleloperations against a system does not make

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Parallel operations are faster, safer,cheaper, and more likely to succeed thanserial operations. The graphic above pre-sents a stark example of the difference inthe two approaches.The top half tells thestory of American daylight bombing ofNazi Germany in 1943, the year U.S.operations began.The bottom half tells thestory of the first 24 hours of the Gulf War.

The United States Air Force began day-light bombing attacks on Germany itself inJanuary of 1943. In all of 1943, the respon-sible command, Eighth Air Force, was onlyable to hit approximately 50 targets and didso at a rate of about one target complex perweek. In response, the Germans simplyassembled all of their resources to fix eachbombed target. Being smart people, whilethey were repairing damage, they workedon ways to make themselves less vulnerable– like dispersing some of their industry.They rapidly learned how to shoot downmore American bombers. The systemunder attack by the American forces wasactually getting smarter as the attacks pro-gressed. Obviously, the American side wasgetting smarter too, but nothing changesvery much in this kind of a scenario.Whatwe saw in the 1943 skies over Germany wasa replay of a million serial operations thathad preceded it. Now, let us examine theparallel war case.

At 3:00 AM on the 17th of January 1991(Baghdad time), Iraq came under an attackthat was unprecedented in concept, intechnology, and in scope.Within the next24 hours, the Allies (primarily the UnitedStates) struck about 150 targets that repre-sented critical centers of gravity in the Iraqisystem. One hundred and fifty targets in 24hours means that rate of target attack was

Serial vs Parallel

An attack against industry or infra-structure is not primarily conducted

because of the effect it mightor might not have on fielded forces ...

One hundred and fifty targetsin 24 hours means that rate of

target attack was 1000 times fasterthan were the 1943 attacks

against Germany. 17Attacks on the system may have a big impact onthe enemy leadership. If the leadership is rational, it islikely to sue for peace long before their system isparalyzed or destroyed.The leadership will generallyassess the cost of rebuilding, the effect on the state’seconomic position in the postwar period, the internalpolitical effect on their own survival, and whether thecost is worth the potential gain from continuing thewar. It is an excellent outcome for you when theenemy leadership makes the right decision prior toyou completing your operations. But again, youshould do your best to avoid dependence on a rationaldecision. (See earlier discussion about psychologicaloperations)

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too much difference, because hitting onetarget does not depend on anothertarget being previously hit.The differencebetween serial and parallel operations isstark: the former is risky, chancy and takes along time; the latter is low-risk,predictable,and takes a short time. Given a choice, andthere is almost always a choice, anyonewho would do serial operations rather thanparallel is not serious about winning.

Parallel operations, whether in businessor elsewhere, have substantial advantagesover serial operations. They are faster,cheaper, and more likely to achieve success.They do, however, require a differentmindset – and an organizational structurethat may be much more dynamic than thatof most organizations. Start thinking par-allel!

Frequently people think that there willbe an increase in information, energy, andresource needs for parallel operations. Par-adoxically, exactly the opposite is the case.For example, when you are doing thingsserially, you really must have the right in-formation about each target. If you attackthe wrong place at the wrong time,and youare only doing one thing at a time, it simplystops you.You must get it right before youcan go on – that is the whole concept ofserial operations. In contrast, for paralleloperations, the importance of perfectknowledge or perfect execution against anygiven target is less.That is true because yourgoal is to have systemic effect versus thesingle-point effect that is mandatory in theserial world.

Conclusion

System warfare provides the most posi-tive resolution of conflicts. To execute it

troops, or make them vulnerable to over-throw by local groups, precision air poweris advertised as a force that can win wars onits own.

Decapitating the enemy has a seductivelogic. It exploits the United States’ advan-tage in precision air power; it promises towin wars in just days, with few casualtiesamong friendly forces and enemy civilians;and it delays committing large numbers ofground troops until they can be welcomedas liberators rather than as conquerors. Butdecapitation strategies have never beeneffective, and the advent of precision airweaponry has not made them any more so.

No doubt, precision technology hasincreased the accuracy of bombing.Today,70 to 80 percent of guided munitions fallwithin 10 meters of their targets, even atnight, with overcast skies, or in moderatewinds. This is a remarkable improvementcompared to World War II, when onlyabout 18 percent of U.S. bombs fell within1000 feet of their targets, and only 20 per-cent of British bombs dropped at night fellwithin 5 miles of theirs.

Yet greater accuracy has not enabled airoperations alone to win major wars anymore than they did before the precisionage. Independent air operations have rarelybeen decisive. From World War I until the1980s, they were most effective in supportof ground power, serving as the “hammer”to ground power’s ”anvil,” with the anvilusually doing most of the work.Thanks toprecision weapons, air power has become afar more effective complement to groundpower; the hammer now does much morework for the anvil.

Precision air weapons have fundamen-tally changed military power, but they havenot brought about the revolution oftenproclaimed by many air power advocates.Despite precision bombing, enemy decap-itation has not become ”the new Americanway of war.” Rather, precision weaponryhas revolutionized contemporary warfareby multiplying the effectiveness of using airand ground power together. The UnitedStates, in other words, still wins its wars theold-fashioned way. But with new precisionair weapons, it now does so better thanever.

Off with Their Heads?

The strategy of enemy decapitation hasinherent shortcomings, which precisiontechnology, for all its advantages, cannotovercome. U. S. forces have tried the strat-egy on six occasions in the past 16 years,and it either failed or backfired each time.

The tactic proved largely ineffective inAfghanistan in 2001,when the United Sta-tes dedicated weeks of air strikes to tryingto kill Mullah Muhammad Omar and

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well, however, we must reverse our normalmethod of thinking; we must think fromthe big to the small, from the top down.Wemust think in terms of systems; we and ourenemies are systems and subsystems withmutual dependencies. Our objective willalmost always involve doing somethingto reduce the effectiveness of the overallsystem. At the same time, we must takenecessary action to ensure that the enemydoes not do unacceptable damage to oursystem or any of its subsystems.

We must not start our thinking on warwith the tools of war – with the airplanes,tanks, ships, and those who crew them onboth sides. These tools are important andhave their place, but they cannot be ourstarting point, nor can we allow ourselvesto see them as the essence of war. Fightingis not the essence of war, nor even a desir-able part of it. The real essence is doingwhat is necessary to make the enemyaccept our objectives as his objectiveswhich means affecting his system, beforehe can affect ours.This means parallel waragainst centers of gravity.

The True Worth of Air Power

Robert A.Pape

The Wrong Revolution

For more than a decade, advocates ofprecision air weapons have argued that warscan be won by selectively taking out anenemy’s leaders, its communication sys-tems, and the economic infrastructure of itsmajor cities. Before the Persian Gulf War,Air Force Chief of Staff General MichaelDugan promised to end the war in days bytargeting Saddam Hussein directly. Later, inKosovo, General Michael Short, comman-der of allied air forces in Europe,ordered airpower to “go for the head of the snake.”And last year, in the Iraq war, Secretary ofDefense Donald Rumsfeld sponsored a“shock and awe” air campaign against theIraqi leadership. Whether it helps killenemy leaders, isolate them from their

Time Value of Action War

People think that there will bean increase in information, energy,

and resource needs for paralleloperations. Paradoxically,

exactly the opposite is the case.

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other Taliban leaders. Prior to last year’swar, it had also achieved little in Iraq.TheUnited States attacked 235 strategic targetsin and near Baghdad in the opening days ofthe 1991 Gulf War and subsequently about100 leadership and other targets in thefour-day Operation Desert Fox in 1998.Both campaigns failed to kill Saddam or toweaken his control over his troops and thecountry.

Last year’s shock-and-awe campaign inIraq also yielded disappointing results.Raids against hundreds of targets duringthe war’s early stages failed to kill or toppleSaddam. Admittedly, they did help raiseconfidence in the imminent collapse of hisregime and paved the way for the arrivalof ground troops, who eventually caughtSaddam last December.But late last March,General Richard Myers, the chairman ofthe Joint Chiefs of Staff, acknowledgedthat the Pentagon’s strategy to knock outSaddam’s regime early on using devastatingair assaults had proved less effective thanexpected.

In other instances, decapitation tacticshave proved downright counterproductive.The 1986 bombing of Muammar al-Qaddafi’s tent by the U.S.Air Force, whichmissed him but killed his young daughter,probably precipitated the revenge bombingof Pan Am flight 103 that killed 270 civil-ians. In March 1999, in an attempt tostrong-arm Serbian President SlobodanMilosevic into adopting a more forth-coming policy toward ethnic Albaniansin Kosovo, the United States launchedwhat was supposed to be a three-day aircampaign against 51 targets in and nearBelgrade. Not only did these strikes failto coerce Milosevic, they prompted theSerbian military to kill thousands of Koso-vars and expel almost a million from thecountry.

The development of increasingly preciseweaponry has not made decapitation strat-egies any more viable, for three reasons.First, killing leaders and accurately at-tacking communications networks de-pends more on military intelligence thanon precision in combat. Without preciseintelligence, precise weapons may preciselydestroy targets that are not in use. Second,there are generally so few leadership targetsthat they can be destroyed even withoutprecision weapons. Third, even successfulhits may not translate into coercive success.Determining which ones will is a problemof political forecasting – and an uncom-

In the past, the U.S. Air Force wouldattack enemy ground formations if theypresented especially attractive targets, suchas road-bound columns of hundreds ofvehicles that could be repeatedly strafedfrom above. Such attacks played a large rolein defeating the Germans on the westernfront in World War II. Today’s precisionweapons allow air power to destroy massedenemy ground troops more easily, under avariety of conditions, and to attack othersmaller, but still important, battlefield tar-gets. Until recently, air power could rarelydestroy tanks, trucks, command posts, orbridges used to supply fielded forces; eventhousands of bombs aimed at just a handfulof these tiny military targets could miss themark. Now, satellites, advanced reconnais-sance aircraft, and other sensors can reliablylocate concentrated enemy forces for pre-cision strikes to destroy. Even if enemyground forces do not move, precision airpower can respond quickly to their de-fensive fire. Today’s precision weaponrythus allows air power and ground forcestogether to defeat enemy ground forcesrelatively rapidly and with few losses.

Combined power works best when itexploits the tactics commonly used bylarge mechanized armies in modern war-fare, which have not changed with theadvent of precision weaponry. Since WorldWar II, attackers in mechanized warfarehave usually tried to break through theenemy line and then advance, through thebreach, deep into enemy territory.To pre-vent such breakthroughs, defenders typi-cally seek to build formidable front lines, sothat any section that is attacked can holdout until local reserves arrive. If break-throughs do occur, defenders use mobilereserves to counterattack the exposedflanks of the penetrating spearheads, inorder to cut them off (or at least slow themdown) while a new defensive line is estab-lished.

Air power plays an important role inthis situation. It is a significant offensivetool that can thwart defensive strategies intwo ways. Air power can help an attackerweaken the enemy’s front line by attackingit directly or blocking its access to suppliesand possible reinforcements. More impor-tant, air power can also assist penetratingspearheads after a breakthrough, by stopp-ing the movement of enemy reservesdeeper behind the front and preventingthem from redeploying or concentratingagainst the attackers.

Combining air and ground power con-tinues to be a winning strategy in the pre-cision age. It has played a key role in theUnited States’ spectacular recent victories:its application helped win four wars, andthe prospect that it might be used probablywas decisive in a fifth.

23Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

monly difficult one.No current theory canpredict whether air power alone can forceregimes to change or assure that they willchange in the right direction.

Decapitation has failed repeatedly, inother words, and against a variety of ene-mies, even when U.S. forces benefited fromsubstantial intelligence and extraordinarilysophisticated equipment. Although preci-sion weapons may produce lucky strikes inthe future, there is good reason to doubtthat decapitation will become a modelstrategy for the United States any timesoon.

Hammer and Anvil

The United States has chalked up atremendous military record in the precisionage. In just over a decade, it has won fivemajor wars – in Kuwait and Iraq in 1991, inBosnia in 1995, in Kosovo in 1999, inAfghanistan in 2001, and in Iraq again in2003 – at the cost of only about 400 com-bat fatalities overall. Precision air power

played an important role in these victories,not by helping decapitate the enemy, butmainly by helping friendly ground powercrush enemy ground forces more effi-ciently.

Long before the age of precision weap-ons, the U.S.Air Force used mass air strikesto destroy critical political and economictargets.U.S.bombers flattened factories andother buildings in Germany and Japan andelectric-power plants in North Korea andVietnam with large numbers of “dumb”bombs.Today’s precision weapons have notincreased the coercive effectiveness of thesetactics, which has always been limited, butthey have made it possible to destroy simi-lar targets with fewer sorties.

More important, improved bombingaccuracy means that the hammer-and-anvilstrategy is far more potent today than everbefore.Attacking the enemy simultaneous-ly by air and on the ground puts the enemyarmy in a quandary. If the enemy concen-trates its ground forces in large numbers toform thick and overlapping fields of fire,they become vulnerable to air raids.But if itdisperses them to avoid air strikes,opposingground forces can defeat them in detail,mopping them up with few losses.

Precision air weapons havefundamentally changed military

power, but they have not broughtabout the revolution often proclaimed

by many air power advocates.

The development of increasinglyprecise weaponry has not made de-

capitation strategies any more viable.

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Iraq, Part 1

Before the air war began on January 17,1991,Saddam was highly confident that hisarmy could hold Kuwait. His calculationwas simple: the United States, he told AprilGlaspie, then the U.S. ambassador to Iraq,would not tolerate 10000 deaths. U.S.leaders also believed that if the toll reachedthose figures, public support for the warwould dwindle,and most analysts estimatedthat it would take at least that many casual-ties – and perhaps even twice that number– for U.S. troops to win a ground war.

But Saddam was underestimating a criti-cal U.S.asset:overwhelming air superiority;which eventually helped drive his troopsout of Kuwait with only 147 U.S. fatalities– fewer than even the most optimisticprewar estimate. The air power that de-feated Iraq was not the bombing ofBaghdad that captivated millions of CNNviewers, but the direct pounding of theIraqi army in Kuwait, which deniedSaddam a chance to inflict heavy costs onthe coalition ground offensive.

U.S. air power made it impossible for theIraqis to stop a break-through at the front.Direct raids killed 30000 to 36000 Iraqitroops and convinced another 100000,who had been carpet-bombed and werestarving, to desert. Those losses createdhuge holes in the Iraqi ranks and en-couraged most of the remaining front-lineinfantry to surrender without resistancewhen the ground war began. Penetratingcoalition spearheads found breaches in theIraqi front up to two kilometers wide,which allowed them to advance alongfour-lane highways deep into the Iraqirear without encountering significantresistance.

Air power also destroyed a significantnumber of Iraq’s heavy military equipment- tanks, armored personnel carriers, andartillery – well ahead of the ground offen-sive. Studies conducted by the CIA, theMarine Corps, and the Army after the warshowed that air power destroyed about 20percent of Iraq’s heavy military equipmentand caused more to be abandoned by Iraqitroops once they realized the equipmentwas being targeted. Overall, some 9500precision-guided munitions destroyedabout 2500 pieces of Iraq’s heavy military

Bosnia. On September 8, Croat and Bos-nian Muslim troops began a combinedground offensive toward the city of BanjaLuka, where 350000 Serbs lived.Within aweek, they were just 20 miles from the city,having seized about a third of the Serbterritory in Bosnia. The Bosnian Serbs’political leader, Radovan Karadzic, thenpromptly agreed to comprehensive talksand withdrew heavy weapons from Sara-jevo. (“If we have a cessation of hostilitiesagreement,” he said,“it means there is notgoing to be war in Sarajevo any longer.”)The cease-fire went into effect on October12.

The U.S. air operation Deliberate Forcewas a critical complement to forces on theground, largely because it bombed militarytargets in Bosnia and hindered the BosnianSerb army’s ability to counter-concentrateagainst the oncoming Muslim-Croatground offensive. From August 30 to Sep-tember 14, U.S. air strikes delivered 1026bombs against 56 military targets inwestern Bosnia and near Sarajevo – lessthan half the munitions used per day againstSaddam’s army in the Persian Gulf War,butenough to debilitate the far smaller and lessheavily armed Bosnian Serb army.

Americans naturally call attention tothe role U.S. air power played in coercingMilosevic to surrender,but it accomplishedthis result only by helping shift the balancein the ground war.The Dayton boundariesare, almost to the kilometer, the front linescontrolled by the Croat and Muslim armiesat the moment the peace agreement wassigned in the fall of 1995.Top U.S. officialsacknowledged that the combined use of airpower and ground power helped win thewar - and shape the peace. General Micha-el Ryan,the commander of allied air forces,observed that “it took both” – air power“nailed down” the Bosnian Serbs, prevent-ing them from responding to the Muslim-Croat offensive on the ground.AmbassadorRichard Holbrooke, the chief U.S. nego-tiator at Dayton, recalled,“I told [PresidentFranjo] Tudjman [of Croatia] [that] the[ground] offensive had great value to thenegotiations. It would be much easier toretain at the table what had been won onthe battlefield than to get the Serbs to giveup territory they had controlled for severalyears.”

Back to the Balkans

The 1999 war in Kosovo is a moreambiguous illustration of the effectivenessof combined-power attacks, because it stillis not entirely clear what pushed Milosevicto surrender Kosovo to NATO forces onJune 3, 1999. Of the three most plausibletheories for the war’s end, however, themost convincing is that it was NATO’s

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equipment.This is not a perfect score, butnew-generation weapons were consider-ably more effective than “dumb” bombswould have been against similar targets.

Finally, air power prevented Iraq’s mobi-le reserve forces from concentrating orotherwise moving in significant numbersinside the theater, which kept them fromfilling gaps in the front lines or blockingcoalition ground forces that penetratedtheir lines. The Iraqi troops’ mobility wassignificantly hindered as soon as the coaliti-on gained air superiority; that was demon-strated as early as during the al Khafji battlein late January. In that confrontation, airraids defeatedinitial battalion-sized assaults by the Iraqisand then attacked without mercy two Iraqiheavy divisions that were detected marshal-ing for a follow-up attack. During thefour-day ground campaign in February,coalition ground forces advanced almosttwice as fast as expected, largely because theIraqi mobile reserves, although still sub-stantial, could not counter-concentrate enmasse to oppose the breakthroughs at thefront.

Bosnia, 1995

The combination of air power andground power also had a potent effectduring the Bosnian war: it brought theSerbs to the bargaining table and helpeddetermine the boundaries of the final mapnegotiated at Dayton.Although not a singlebomb fell on Belgrade during this conflictnor was even a senior Bosnian Serb leaderkilled, U.S. air power was used to greateffect in the field. Bombs were dropped onbattlefield command posts, military units,and supply bridges in Bosnia, while100000 Croat and Bosnian Muslimground forces attacked the 50000 troops ofthe Bosnian Serb army. For the first time,the hammer-and-anvil strategy used U.S.precision air power working alongside local

ground forces.The use of strong coercive pressure be-

gan in the summer of 1995, shortly afterBosnian Serbs executed thousands ofBosnian Muslim civilians at Srebrenica.OnAugust 4, some 100000 Croat troopslaunched an intense assault on Krajina, aregion of Croatia then under Serb militarycontrol. They quickly overran the area,causing most of the region’s 175000 Serbsto flee into Serb-held territory in western

The air power that defeated Iraqwas not the bombing of Baghdadthat captivated millions of CNN

viewers, but the direct poundingof the Iraqi army in Kuwait.

The combination of air powerand ground power also had a potent

effect during the Bosnian war.

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threat to invade Kosovo by using air powerand ground forces simultaneously thatturned the tide.

The first – and least likely – explanationfor Milosevic’s surrender is that he believedthat the Kosovo Liberation Army (KLA)might seize Kosovo with the support ofNATO tactical air power. Although theKLA did grow stronger during the war andNATO air power destroyed some Serbianheavy equipment during its 78-day cam-paign in the spring, the KLA remained fartoo weak to seriously threaten the Serbianarmy. It had not recorded a single offensivesuccess – not even by the war’s end - and itwould have been no match for the Serbianarmy, which still had 47000 soldiers andmore than 800 tanks, armored personnelcarriers,and pieces of heavy artillery – all ingood condition – when it pulled out.

Another theory holds that Milosevicsurrendered under the threat that NATOmight use strategic air power against Serbcivilians.Although this explanation cannotbe ruled out categorically without seriousevidence of Milosevic’s motivations, it tooseems unconvincing. In the 90-year historyof offensive air power, threats to inflictharm on civilian populations by conven-tional bombing have never forced an

adversary to abandon important goals.There is little reason to think that Koso-

vo would be the first exception to this rule.NATO bombs killed about 500 Serb civil-ians – a modest toll by historical standards.Strategic air power had damaged Serbianinfrastructure, including oil-refining capa-bility, major bridges, and, temporarily, theelectric-power grid.But by the time Milo-sevic surrendered, the rate of attacks againstnew strategic targets was sharply declining,especially in the weeks after NATO hadembarrassed itself by bombing the Chineseembassy in Belgrade.Moreover, it is unlike-ly that NATO would have deliberatelychosen to inflict much more harm on civil-ians, given that public opinion in the Westwould not permit the direct targeting ofresidential areas or food stocks.

Even if NATO had set out to do so,there is good evidence that severe econo-mic losses to the Serbian people wouldhave had little influence on Milosevic’s

power and meager air defenses, U.S. air su-premacy was assured before the first bombfell.The first month of bombing, October2001, thus focused on command-and-con-trol facilities and other leadership targets.But after that strategy failed to kill MullahOmar or other critical enemy leaders, airpower was turned against the Taliban’s25000 or so troops in northern Afghani-stan, most of which were concentrated inthe front lines.In early November,U.S.spe-cial operations forces teamed up with U.S.Air Force combat controllers to use U.S. airpower to support Northern Alliance as-saults on the ground. At that point, theNorthern Alliance, with its few tanks and20000 troops,controlled just ten percent ofthe country and was losing against the

Taliban.The hammer-and-anvil strategy most

clearly showed its worth at Bai Beche, onNovember 5, during a key opening battlein the fight for Mazar-i-Sharif. NorthernAlliance troops charged the enemy’s frontlines at Bai Beche, while dust and smokefrom a recent bombing raid still hung in theair. Remaining Taliban fighters simplyabandoned their positions to avoid captureor death. Within a week, Mazar-i-Shariffell, prompting many warlords across thecountry to defect to the Northern Alliance.This in turn allowed the insertion of yetmore U.S. special operations teams andU.S. Air Force combat controllers. Kabulfell a few days later, with hardly a fight, asdid Kandahar, the last major Taliban out-post, on December 9.

As the war in Afghanistan shows, thehammer-and-anvil strategy is no moreeffective than the decapitation strategy atkilling enemy leaders or combating lightlyarmed and loosely organized insurgencies.But it is far more successful at achieving theobjective that wins major military victoriestoday: defeating an enemy’s capacity toorganize its resistance by concentratinglarge ground forces.

Unschocked, Unawed

In the Iraq war last year, the UnitedStates quickly conquered Baghdad andvast portions of Iraq with few casualties.Although full information about the tacticsthe United States used there is still un-available, it appears that the war was won

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behavior. Serbian society had alreadyabsorbed significant economic pain. Sanc-tions had cut Serbia’s GNP by half between1989 and 1998. And for five years beforethe bombing, more than 25 percent ofSerbia’s population had been chronicallyunemployed. Nor was there any sign thatSerbia was on the verge of a civilianuprising. By all accounts, the Serbs werebecoming apathetic as the bombing con-tinued. If anything, it was Milosevic’ssurrender that prompted street protests inthe summer of 1999, and many of thedemonstrators wanted him replaced be-cause he had lost Kosovo, not because theSerbian economy had been damaged.

The more likely explanation, then, isthat Milosevic surrendered from fear thatNATO would invade Kosovo, with thedevastating help of precision air power. Inearly June 1999, the United States, theUnited Kingdom, and other NATO coun-tries were about to formalize a decisionto mount a ground invasion of Kosovo.Former Russian Prime Minister ViktorChernomyrdin undoubtedly communi-cated to Milosevic, with whom he metnumerous times that spring, that a groundwar was coming. (On June 8, Chernomyr-din said in a press conference in Moscow,“If the current peace plan for a settlementin Kosovo is not carried out, the situationin the region may develop according to adifferent scenario. NATO has a plan forcarrying out a ground operation.”) TheUnited States and the United Kingdomalso took strong measures to make thatthreat credible. Coalition forces widenedsupply roads in Albania and deployed morethan 35000 troops on Kosovo’s borders,while the United Kingdom called up30000 ground-force reservists.

Anticipating a ground attack by NATO,Russia and Serbia tried to establish aRussian military presence in northeasternKosovo in order to partition the region andretain control over some of it.Although theeffort failed, it suggests that the Serbs andthe Russians considered the threat of aNATO invasion credible and believed thatSerbia would be defeated.

Toppling the Taliban

The United States won the 2001 war inAfghanistan by imitating and updating theblueprint it had tested in Bosnia, com-bining precision air power with groundattacks by local troops. Once again thetactic proved devastating. The Taliban’sfront lines collapsed within days of firstbeing battered from the air and on theground, opening the way for the NorthernAlliance to quickly overrun Mazar-i-Sharifand Kabul.

Since the Taliban had virtually no air

In the 90-year history of offensiveair power, threats to inflict harm

on civilian populations byconventional bombing have neverforced an adversary to abandon

important goals.

In early November, U.S. specialoperations forces teamed up with

U.S. Air Force combat controllers to useU.S. air power to support Northern

Alliance assaults on the ground.

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once U.S. air power shifted from attackingleadership targets to bombing Iraq’s Re-publican Guard and other regular militaryunits. The air raids enabled U.S. groundforces to move relentlessly through manycontested choke-points and overrun keystrategic positions before major Iraqi com-bat units could reorganize for a protracteddefense of Baghdad.

The war began with an effort to shockand awe the Iraqi leadership into capitulat-ing without a fight, but this quickly failed.As a result, U.S. air power was soon turnedagainst Iraq’s forces in the field.Saddam haddeployed them along the key approaches toBaghdad, rather than at the country’s bor-ders, probably in an effort to inflict signi-ficant casualties on U.S. ground forces, orslow them down, on their way to the capi-tal. Tens of thousands of troops – 40000according to Baghdad, 24000 according tocoalition intelligence – from Saddam’s mostloyal forces, Republican Guard divisions,and other stalwart regular divisions, formeda defensive ring south of Baghdad. For tendays, the Republican Guard and other keydivisions withstood intense U.S. bombard-ment. More than half of the 28000 bombsdropped by U.S.pilots during the war weredirected against the Republican Guard,andmore than two-thirds of those were preci-sion strikes aimed at heavy armor and othervehicles. Relatively few Iraqi troops seemto have been killed, but strikes on theirheavy armor apparently compelled most ofthem to keep away from the equipment,effectively disabling Iraqi resistance to theapproaching U.S. ground forces.Accordingto the Pentagon, all but 19 of the Repub-lican Guard’s 850 tanks had been destroyedor abandoned, and only 40 of its 550 artil-

lery pieces were still usable.Yet the breaking point in the war appears

to have come during the second week,when U.S. ground forces advanced againstIraqi positions that had been and were stillbeing pounded from the air. Caught in avise between air strikes and ground attacks,most Iraqi troops deserted. As BrigadierGeneral Allen Peck, a key member of theair command center,put it,“Ground troopsforced the enemy’s hand. If they massed, airpower could kill them. If they scatteredthey would get cut through by the groundforces.” Washington’s victory in the Iraqwar marked another success for the com-

on advanced sensors, precision-guidedmunitions, and computerized informationprocessing. U.S. military forces are nowmore effectively destructive, at greaterrange and speed,than ever before.Althoughdiffusion of precision technology through-out the U.S.military will surely continue, ithas already transformed the way each of themilitary’s branches operates.

What the U.S. military must do next isintegrate the reconnaissance, maneuver,and tactical-targeting systems that current-ly operate separately in its individual ser-vices.The increasing lethality of high-accu-racy weapons makes the combination offirepower and movement much morepowerful when air and surface forces worktogether. If the first two decades of theprecision revolution were about bringingmicroelectronics to weaponry, the nextshould be about integrating the separatesystems in the military’s various branchesthat run on this sophisticated equipment.

The main contribution that the U.S.AirForce can make would be to increase itscapacity to carry large numbers of bombsto operational theaters, rather than its abil-ity to deliver fewer munitions throughstealthy means of penetration. For decadesto come, there will be a greater need forrelatively cheap tactical strike aircraft, suchas fast-disappearing aircraft from the ColdWar (A-l0s, F-111s, and B-52s), than forbillion-dollar strategic bombers that can fly10000 miles at a time but can conductonly a handful of sorties every few days.A few F-22s (or electronically upgraded

F-15s) are necessary to secure the supe-riority of the U.S.Air Force, but what theforce needs above all is a new generation of“bomb trucks.”

The leading advocates of the precisionrevolution have it exactly backwards.Preci-sion weaponry has done little to enhancethe coercive strength of enemy decapita-tion or other new strategies, which oftenfail because of inadequate intelligence.After a decade and a half of trying – andfailing – to solve this intelligence problem,it may be time to recognize that it will notbe overcome any time soon. Until it is,the combined use of air power and ground

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bined-power strategy.

It ain‘t broke

Over a decade into the precision revolu-tion, the record points to a simple conclu-sion: the greater accuracy and surveillancecapabilities of today’s precision equipmentenable air power to support ground cam-paigns far more effectively than in the past.Under some circumstances, air power haseven become the military’s main force,withground power operating in a supportingrole. Precision weaponry has not, however,eliminated the need for significant groundforces.There has been a precision revolu-tion, but not the one touted by air power’sadvocates. The real revolution has notturned leadership targeting into a winning

strategy; it has multiplied the combinedeffectiveness of air and ground poweragainst enemy forces on the battlefield.

This analysis has important implicationsfor the future of the U.S. military.Advoca-tes of the decapitation strategy are callingfora fundamental transformation of the U.S.armed forces.They argue that the UnitedStates should rely more heavily on strategicair power and long-range standoff strikesby naval forces. At the same time, theyargue for decreasing the role of the U.S.Army and converting its heavy combatdivisions into light formations that wouldswarm around the enemy, rather than con-front it head-on. Such a transformationwould make sense if the United Statescould effectively destroy enemy leaders ortheir ability to command their forces. Butdecapitation alone is an unreliable strategy,and the U.S. military should not be re-formed according to it – or in anyway thatundercuts proven tactics, especially whenthey are more potent than ever.

Integration, not transformation, is theway to make the U.S. military more effec-tive in the future.The precision revolutionhas already transformed the nature of U.S.military power.The recent proliferation ofcheap computers – which brought micro-electronics to weaponry – has facilitatedmost tasks in nearly all areas of air, ground,and naval warfare.These tasks rely heavily

According to the Pentagon, all but19 of the Republican Guard’s

850 tanks had been destroyed orabandoned, and only 40 of its

550 artillery pieces were still usable.

The real revolution has not turnedleadership targeting into a winning

strategy; it has multipliedthe combined effectiveness of air

and ground power againstenemy forces on the battlefield.

For decades to come, there will bea greater need for relatively

cheap tactical strike aircraft [...],than for billion-dollar strategic

bombers that can fly 10000 milesat a time but can conduct only

a handful of sorties every few days.

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L U F T W A F F E

Der folgende Artikel setzt sich mit der Königlich NiederländischenLuftwaffe auseinander. Die Niederlande sind NATO-Mitglied und be-greifen ihre Streitkräfte als Mittel ihrer Sicherheits- und Aussenpolitik.

Christian F. Anrig*

Als General Charles A. Horner von Dr.Major John Olsen, einem norwegischenLuftmachtexperten,darum gebeten wurde,den Einsatz der Königlich NiederländischenLuftwaffe im Kosovo zu kommentieren, tater dies wie folgt:

«Aus meiner Sicht und der Sicht vielerAmerikaner, welche mit den Holländern zu-sammenarbeiteten, sind sie die besten in Eu-ropa. Sie sind gut ausgerüstet, sie sind leichtzu integrieren, und sie können alle Missionenausführen, im Gegensatz zu anderen, welchenur einen Minimum-Standard beherrschen ...Die Königlich Holländische Luftwaffe ist inder Tat eine professionelle Luftwaffe. GeneralMike Short empfand es als eine Ehre, dass dieNiederländer Teil der Koalition waren, welcheüber dem ehemaligen Jugoslawien kämpfte.Erkonnte sich auf sie verlassen,da er wusste,dasssie imstande und bereit waren,schwierige Mis-sionen auf sich zu nehmen.Andere NATO-Alliierte hingegen mussten sich aufgrund ihrerDefizite bezüglich Ausrüstung,Training oderMentalität auf unterstützende Rollen be-schränken. Die Königlich NiederländischeLuftwaffe kann ausserordentlich stolz sein aufihre Leistung und ihre Führungsrolle, welchesie in die NATO einbringt».1

Olsen zieht den Schluss, dass kleine Na-tionen einen beachtlichen Beitrag leistenkönnen,wenn sie über die richtige Ausrüs-tung und den nationalen Willen verfügen,Kampfmissionen auf sich zu nehmen.2

Im Jahre 2003 feierte die Königlich Nie-derländische Luftwaffe ihren fünfzigstenGeburtstag. Sie hat ihre Wurzeln im Jahr1913, als sie ein einziges Flugzeug undsechs Leute umfasste. Im Jahre 1953 wurdedie Königlich Niederländische Luftwaffeals unabhängige Teilstreitkraft gegründet.Heute ist sie eine vollumfänglich professio-nalisierte Streitkraft mit über 12000 Män-nern und Frauen. Vor allem in der Zeitnach dem Kalten Krieg gewann sie denRuf einer höchst effizienten und fähigenTeilstreitkraft.

Die Niederlande sind politisch in inter-nationale Allianzen eingebunden. Der

holländische Akademiker Jan G. Siccamamachte diesbezüglich die Feststellung, dassdas Scheitern der Neutralität im Jahre 1940die Tendenz zu internationaler Integrationim gleichen Masse verstärkte, wie derErfolg der Neutralität im Jahre 1914 dasAlleinstehen in der Zwischenkriegsperiodebekräftigte. Seit dem Unterzeichnen desNATO-Vertrages im Jahre 1949 wird dieniederländische Sicherheits- und Verteidi-gungspolitik ausschliesslich in europä-ischen und NATO-Parametern gesehen.Aufgrund ihrer kolonialen Vergangenheitist die Selbstauffassung der Niederlande dieeiner kleinen, aber einflussreichen Nation,wobei Einfluss nicht durch Konfrontation,sondern durch Kooperation angestrebtwird.3 Nach dem Zweiten Weltkrieg leis-teten die Niederlande einen beachtlichenBeitrag zu UNO-Missionen.Grundsätzlichgab es zwei Gründe für dieses Engagement:humanitäre Impulse und internationalesPrestige. Die Niederlande wollten nicht alsTrittbrettfahrer, sondern als glaubwürdigeund verlässliche Partner angesehen wer-den.4

Das Ziel dieses Artikels ist es, die Rolleder Königlich Niederländischen Luftwaffeseit dem Ende des Kalten Krieges zu unter-suchen. Der Artikel ist wie folgt gegliedert:In einem ersten Teil soll die holländischeBeteiligung an grösseren westlichen Luft-kampagnen beleuchtet werden. Darunterfallen F-16-Kampfmissionen, AH-64D-Missionen sowie die Einsätze der Patriot-batterien im Ausland.Des Weiteren werden

27Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Die Königlich Niederländische LuftwaffeParvus Numero Magnus Merito

Der Artikel ist für die Publikation in der SchweizerAir Power Revue aus dem Englischen übersetztworden.Alle Zitate sind im Original in Englisch. DieFotos wurden von Erwin van Loo, Historiker derKöniglich Niederländischen Luftwaffe, zur Verfügunggestellt.

*Christian F.Anrig MA verfasst seine Doktorarbeitzum Thema europäische Luftmacht an der For-schungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürichund am Department of War Studies, King’s CollegeLondon. Er ist zudem Mitglied des Miliz-FachstabsLuftwaffendoktrin.

die friedenserhaltenden- und humanitärenMissionen resümiert. In einem zweitenSchritt werden die Erfolgsfaktoren unter-sucht, welche zu den ausserordentlichenLeistungen und zum Ansehen der König-lich Niederländischen Luftwaffe führten.Diese Faktoren umfassen die nieder-ländische Sicherheits- und Verteidigungs-politik, den flexiblen Verteidigungsetat, dieMaterialbeschaffungspolitik, die interna-tionale Kooperation sowie pragmatischeLuftmachtkonzepte.

I. Missionen seit dem Endedes Kalten Krieges

Seit dem Ende des Kalten Krieges warenholländische F-16-Kampfflugzeuge beina-he ununterbrochen im Einsatz.Von 1993bis 2001 waren F-16-Kampfflugzeuge inItalien stationiert, um an den Operationenüber dem ehemaligen Jugoslawien teilzu-nehmen.In den Jahren 2002/03 beteiligtensich holländische Flugzeuge an der Ope-ration Enduring Freedom über Afghanistan.Erst kürzlich wurden holländische AH-64D-Kampfhubschrauber nach Afghanis-tan und in den Irak verlegt, wo sie einewichtige Rolle über das ganze Konflikt-spektrum hinweg spielen. Aber auch diePatriot-Boden-Luft-Batterien überneh-men eine wichtige Aufgabe in Out-of-area-Einsätzen. Sie bilden einen relativ risi-kofreien und dennoch äusserst wichtigenBeitrag zur Bewältigung von internationa-len Krisen.Zusätzlich spielte die KöniglichNiederländische Luftwaffe eine beachtli-che Rolle in humanitären Missionen.

Olsen zieht den Schluss, dass kleineNationen einen beachtlichen Beitrag

leisten können.

Die Selbstauffassung der Niederlandeist die einer kleinen, aber einfluss-

reichen Nation, wobei Einfluss nichtdurch Konfrontation, sondern durch

Kooperation angestrebt wird.

1General Charles A. Horner (USAF, ret.) in JohnOlsen, “Effects-Based Targeting through Pre-AttackAnalysis”, p. 52, in Air Power Symposium November 19,2003 (The Hague: Royal Netherlands Air Force,2003), pp. 52–60.

2 John Olsen, “Effects-Based Targeting throughPre-Attack Analysis”, p. 52.

3 Jan G. Siccama, “The Netherlands Depillarized:Security Policy in a New Domestic Context”, p. 117,in Gregory Flynn, ed., NATO’s Northern Allies: TheNational Security Policies of Belgium, Denmark, theNetherlands and Norway (Totowa N.J.: Rowman &Allanheld, 1985), pp. 113–170.

4Alfred van Staden,“The Netherlands”, p. 92, inJolyon Howorth & Anand Menon, eds., The EuropeanUnion and National Defence Policy (London/New York:Routledge, 1997), pp. 87–104.

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LuftkampagnenNach kriegerischen Auseinandersetzun-

gen in Slowenien und Kroatien dehnte sichder Konflikt im ehemaligen Jugoslawienauf Bosnien-Herzegowina aus. EthnischeSäuberungsaktionen in Bosnien warennicht auf Bodenoperationen beschränkt.Insbesondere die bosnischen Serben nutz-ten Luftmacht, um ihre Operationen zuunterstützen. Nachdem im März 1993zwei Dörfer bombardiert worden waren,wurde die NATO durch die UNO-Reso-lution 816 dazu befugt,Massnahmen gegenKampfflugzeuge der Bürgerkriegsparteienzu ergreifen. Zu Beginn entsandten dieNiederländer achtzehn F-16-Jäger. DieserBeitrag entsprach etwa zehn Prozent dergesamten alliierten Luftflotte. Als Basisdiente die Luftwaffenbasis Villafranca in derNähe von Verona. Am 12. April 1993startete Operation Deny Flight. Noch amselben Tag flogen niederländische F-16zusammen mit US Navy F-18 die erstenKampfpatrouillen über Bosnien, zehn Tagespäter die ersten Nachtkampfpatrouillen.5

Im Juli 1993 wurden die Aufgaben fürdie NATO-Air-Crews erweitert. Unter derso genannten Dual-Key-Befehlskette, wel-che die Zustimmung von NATO undUNO verlangte, wurden alliierte Pilotenautorisiert, Luftnahunterstützungsmissio-nen sowie direkte Luftangriffe gegen Bo-denziele zu fliegen. Die niederländischenF-16 wurden deshalb neu für die Jagdbom-berrolle konfiguriert.6

Im zweiten Jahr von Operation DenyFlight kam es zu einer Intensivierung desKonfliktes.Um der neuen Situation Rech-

nung zu tragen, mussten niederländischeF-16 im Stande sein, drei Aufgaben zu er-füllen: Luftverteidigung, Luftnahunterstüt-zung sowie taktische Aufklärung. Die letz-tere Aufgabe war unerlässlich, um feind-liche Kräfte zu lokalisieren und um dieEffektivität der eigenen Luft-Boden-An-griffe zu eruieren.7

Nachdem die «bosnisch-serbische» Luft-waffe Angriffe mit Napalm und Splitter-bomben unternommen hatte, plante dieNATO Luftschläge gegen die Luftwaffen-basis Udbina in der Krajina-Region. ImPlanungsprozess spielte Personal der Kö-niglich Niederländischen Luftwaffe eineSchlüsselrolle, und ein holländischer Majorwar Missionskommandant. Der Luftschlag,welcher am 21. November 1994 erfolgte,war ein Erfolg.8 Obwohl er nur darauf be-schränkt war,die Rollbahn zu beschädigen,welche relativ leicht repariert werdenkonnte, sandte er eine klare Botschaft andie Adresse der bosnischen Serben. Opera-tionen von der Luftwaffenbasis Udbinawurden in der Folge eingestellt.9

Am 6. Juli 1995 begann die Tragödie vonSrebrenica. Diese Moslemenklave wurdevon einem leicht bewaffneten hollän-dischen UN-Kontingent beschützt. DasMassaker von Srebrenica ist noch immerein kontroverses Thema in den Nieder-landen. Am Boden war das holländischeBataillon nur leicht bewaffnet und daher

28 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

nicht in der Lage,die bosnischen Serben imSchach zu halten.Was die Luftschläge an-belangt, so verzögerte die unflexible Dual-Key-Befehlskette den effizienten Einsatzvon Luftmacht.Als holländische F-16 end-lich autorisiert wurden, Bodenziele anzu-greifen, war Srebrenica bereits von denbosnischen Serben überrannt worden.

Deliberate ForceEin weiterer Wendepunkt im bosnischen

Konflikt war das Beschiessen des Markt-platzes von Sarajevo am 28. August 1995,bei welchem 37 Zivilisten getötet wurden.Dieses Blutbad veranlasste die internatio-nale Gemeinschaft, schärfere Massnahmenzu ergreifen. In der Folge wurde OperationDeliberate Force autorisiert, welche zumDayton-Friedensabkommen für Bosnien-Herzegowina führte. In der Nacht vom 29.zum 30. August wurden die ersten Zieleangegriffen. Niederländische F-16 wurdenwiederum flexibel in mehreren Rolleneingesetzt. Gesamthaft flogen NATO-Flugzeuge 3515 Missionen und warfen1026 Bomben ab. Die Königlich Nieder-ländische Luftwaffe verbuchte über zehnProzent der Missionen.10

Nach Operation Deliberate Force bliebendie holländischen F-16 in der Region.VomOktober 1996 wurden sie durch belgischeF-16 verstärkt. Zusammen bildeten sie dieDeployable Air Task Force (DATF). Im Früh-jahr 1999 wurde die DATF zur Luftwaffen-basis Amendola in Süditalien verlegt.11 DieKooperation der beiden Luftwaffen wurdeinsbesondere durch ihre Flottengemein-samkeit erleichtert.

Allied ForceDie systematische Unterdrückung der

ethnisch albanischen Mehrheit im Kosovodurch die Zentralregierung in Belgradveranlasste die Regierungen der NATO-Staaten, öffentlich eine militärische Inter-vention zu diskutieren. Nachdem die dip-

Am 21. November1994 fand der Luft-schlag gegen denMilitärflugplatzUdbina statt. Zer-stört wurden dabeidie neuralgischenPunkte des Roll-feldes. Die Planungfür diese Operationfand unter demKommandoholländischerOffiziere statt.Bilder: HolländischeLuftwaffe

5Wim Lutgert & Rolf de Winter, Check the Hori-zon: De Koninklijke Luchtmacht en het conflict in voorma-lig Joegoslavië 1991–1995 (The Hague: Sectie Lucht-machthistorie Staf Bevelhebber der Luchtstrijdkrach-ten, 2001), pp. 502–504.

6 ibidem, p. 506.7 ibidem, p. 508.8 ibidem, p. 511.9 Interview with Air Commodore Eikelbom,

Headquarters Royal Netherlands Air Force, TheHague, 22 June 2004.

10Lutgert & De Winter, Check the Horizon, p. 515.11Erwin van Loo,Crossing the Border:De Koninklijke

Luchtmacht na de val van de Berlijnse Muur (The Hauge:Sectie Luchtmachthistorie van de Staf van de Bevel-hebber der Luchtstrijdkrachten, 2003), p. 749.

Eine kampfwertgesteigerte F-16, bewaffnet mit AMRAAM-Raketen und zwei laser-gelenkten Bomben auf dem süditalienischen Militärflugplatz Amendola.

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lomatischen Verhandlungen gescheitertwaren, startete Operation Allied Force am24. März 1999. Es wurde angenommen,dass Luftmacht schnelle Resultate liefernwürde, stattdessen dauerte die Luftkam-pagne 78 Tage.

Die Niederlande stellten 20 F-16 sowiezwei KDC-10-Tanker-Flugzeuge der Al-lianz zur Verfügung. Des Weiteren wurdeeine Luftbrücke zwischen den Luftwaffen-basen in den Niederlanden und in Italienerrichtet. Transportflugzeuge flogen bei-nahe rund um die Uhr Nachschubmissio-nen.12 Während Operation Allied Forceoperierte die Königlich NiederländischeLuftwaffe zusammen mit der BelgischenLuftwaffe unter dem oben erwähntenDATF-Abkommen. Durch die kombinier-ten Anstrengungen beider Luftwaffenkonnte ein hohes operationelles Tempo er-reicht werden, ein durchschnittlicher Be-reitschaftsgrad von über 95 Prozent wurdeaufrechterhalten. Darüber hinaus unter-stützten erfahrene holländische Staffelkom-mandanten den Planungsstab in Vicenza.Während Operation Allied Force flogenholländische F-16 700 Luftverteidigungs-missionen, 450 Luft-Boden-Missionen so-wie 50 Aufklärungsmissionen über demKosovo und Serbien. Die Königlich Nie-derländische Luftwaffe setzte über 800Luft-Boden-Waffen ein, 32 Prozent davonwaren gelenkte Präzisionswaffen. Zudemschoss eine niederländische F-16 währendder ersten Nacht eine serbische MIG-29ab. Die Königlich Niederländische Luft-waffe zerstörte auch eine Anzahl an ser-bischen Kampfflugzeugen am Boden. 7,5Prozent aller offensiven NATO-Missionengingen auf das Konto der Niederlande.13

Enduring FreedomMit dem Angriff gegen die Vereinigten

Staaten am 11. September 2001 ändertesich die geostrategische Ordnung mass-geblich. Der Fokus schwenkte nach Zent-ralasien und in den Mittleren Osten.Weildas Taliban-Regime in Afghanistan Al-Qaida-Terroristen Zuflucht bot, lanciertePräsident Bush Operation Enduring Free-dom. Ziel war es, der Terroristenbewegungeinen entscheidenden Schlag zu verpassenund das Taliban-Regime zu stürzen.

Die Vereinigten Staaten baten mehrereNationen um Unterstützung. Bereits am5. Dezember 2001 gelangte ein amerika-nisches Hilfeersuchen betreffend die Ent-sendung von F-16-Kampfflugzeugen an dieNiederlande.14 Im September 2002 mach-

ten sich die ersten holländischen,dänischenund norwegischen F-16 auf den Weg nachManas in Kirgistan, ihrer künftigen Basisfür Operationen über Afghanistan. Ins-gesamt entsandten die Niederlande sechsF-16 und eine KDC-10 nach Manas.15 Am10. Februar 2003 warf eine holländischeF-16 zum ersten Mal Bomben über Afgha-nistan ab,um amerikanische Bodentruppenzu unterstützen.16 Im Oktober 2003 kehrtedas holländische Kontingent nach Hausezurück. Insgesamt flogen holländischeFlugzeuge 804 Missionen.17

Apache-Kampfmissionen Im November 1996 erhielt die König-

lich Niederländische Luftwaffe zwölf ge-leaste US-Army-AH-64A-Apache-Kampf-hubschrauber. Diese sollten als Übergangs-lösung bis zur Auslieferung von dreissigAH-64D-Apaches dienen.Das Leasing vonUS-Army-Apaches erlaubte es der Luft-waffe, sich mit dem System vertraut zumachen. Die Kampfhubschrauber sind zu-sammen mit dreizehn Chinook und sieb-zehn Cougar Transporthelikoptern in eineso genannte taktische Helikoptergruppeeingebunden (Tactical Helicopter Group,THG).18 Diese arbeitet eng mit der elftenBrigade des Heeres zusammen. DieseVerbände bilden die «blau-grüne» Luft-manöverbrigade. Die Luftmanöverbrigadekann als Ganzes oder in kleineren Moduleneingesetzt werden. Sie wurde 1993 aufge-stellt und erreichte im Oktober 2003 vol-len operationellen Einsatzstatus.19 Die Bri-gade erlaubt den effizienten kombiniertenEinsatz von leichter Infanterie und Heli-koptern. Des Weiteren gibt die balancierteMischung von Transport- und Kampf-hubschraubern der Taktischen Helikopter-Gruppe die Fähigkeit, diverse Aufgaben zuübernehmen.

Das Massaker von Srebrenica lehrte dieVerantwortlichen in Den Haag entspre-chende Lektionen.Als im Jahre 2000 eineEinheit der Niederländischen Marine-infanterie mit vier schweren Chinook-Transporthelikoptern ans Horn von Afrikaentsandt wurde,um die Vereinten Nationenin der Operation UNMEE in Äthiopien

und Eritrea zu unterstützen, verlangte dasniederländische Parlament die Stationie-rung von Apache-Kampfhubschraubernim nahe gelegenen Dschibuti. Im Falleeiner Eskalation des Konfliktes wären dieKampfhubschrauber in der Lage gewesen,den sich zurückziehenden Marineinfante-risten Feuerunterstützung zu geben.20 DasEntsenden von AH-64D-Apache nachDschibuti ist ein gutes Beispiel dafür, wieKampfhubschrauber erfolgreich über dasganze Spektrum von Gewalt eingesetztwerden können. Des Weiteren kann alleine

29Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Ein holländischerAH-64A in Bos-nien. Die TacticalHelicopter Groupgewann vielErfahrung mit denAH-64A-Kampf-hubschraubernwährend derOperationen inBosnien zwischenJuni 1998 undSeptember 1999.

Im Kosovo gingen 7,5 Prozentaller offensiven NATO-Missionen auf

das Konto der Niederlande.

Die Kampfhubschrauber sindzusammen mit dreizehn Chinook undsiebzehn Cougar-Transporthelikoptern

in eine so genannte taktischeHelikoptergruppe eingebunden.

12Commander in Chief RNLAF B.A.C. Droste,“Decisive Air Power Private:The Role of the RoyalNetherlands Air Force in the Kosovo Conflict”,p.127,in NATO’s Nations and Partners for Peace, Issue 2/99(Bonn: Mönch Publishing Group, 1999), p. 126–130.

13Commander in Chief RNLAF Droste,“DecisiveAir Power Private”, pp. 127–128.

14Latest News of the Ministry of Defence 2001,14December 2001, http://www.defensie.nl/nieuws/media/210202_latestnews2001.html, accessed 15June 2004.

15Latest News of the Ministry of Defence, NewsSummaries July–September 2002,26 September 2002,http://www.defensie.nl/nieuws/media/111201_ eng-lish_summary.html, accessed 14 June 2004.

16Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries,10 February 2003,http://www.de-fensie.nl/nieuws/media/111201_english_summary.html, accessed 14 June 2004.

17Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries, 6 October 2003, http://www.defensie.nl/nieuws/media/111201_english_summary.html, accessed 14 June 2004.

18Erwin van Loo, Crossing the Border, p. 742.19Opening address by the Netherlands’Minister of

Defence,Henk Kamp,at the Air Power Symposium inThe Hague, 19 November 2003.

20Erwin van Loo, Crossing the Border, p. 748.

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die Präsenz von Kampfhubschraubern eineEskalation in friedenserhaltenden Opera-tionen verhindern.21

Die niederländischen Apaches sind einwichtiger Bestandteil im NATO-Inventargeworden. Am 30. Januar 2004 entsprachdie niederländische Regierung einer Bitteseitens der NATO und stellte sechsApache-Kampfhelikopter der ISAF-Mis-sion in Afghanistan zur Verfügung.22 Ge-mäss Brigadegeneral Gero Schlächthöfer(Deutsche Luftwaffe), stellvertretenderISAF-Kommandeur,verbessern diese Heli-kopter den Selbstschutz sowie die Auf-klärungskapazitäten des ISAF-Kontingentserheblich.23

Des Weiteren beschloss das Parlament imMai 2004, sechs Apache-Kampfhelikopternach Irak zu entsenden,um das dort statio-nierte niederländische Kontingent zu ver-stärken.24 Im August wurde niederlän-dische Infanterie in Feuergefechte mit ira-kischen Aufständischen verwickelt. AlsAH-64D auftauchten, zogen sich die Auf-ständischen umgehend zurück.25

Patriot-EinsätzeWährend des Kalten Kriegs waren die

niederländischen Boden-Luft-Raketenbat-terien in Deutschland stationiert.Sie warenTeil des Deep Multi-Layered NATO Integ-rated Air Defence System. Mit dem Zusam-menbruch der Sowjetunion und des War-schauer Paktes wurden diese Batterien ausDeutschland abgezogen. Bald jedoch soll-ten die Raketenbatterien in «heisse» Kri-sengebiete entsandt werden. Nachdem derIrak Kuwait besetzt hatte, entschloss sichdie NATO,Patriot-Einheiten in die Türkeizu verlegen. Diese sollten als Abwehr-schirm gegen irakische SCUD-Raketendienen. Während Operation Wild Turkey

wurden zwei niederländische Patriot-Ein-heiten nach Diyarbakir verlegt. Diese wur-den mit zwei weiteren Hawk- und Stinger-Einheiten verstärkt. Die Niederlande ent-sandten auch eine Patriot-Einheit nachIsrael für den Schutz Jerusalems. Die Ein-sätze in der Türkei und in Israel nahmendie künftige Einsatzform der niederländi-schen Boden-Luft-Raketeneinheiten vor-weg. Der Einsatz der Patriot-Einheiten alsAbwehrschirm gegen ballistische Raketenwar eine Neuheit (tactical ballistic missileTBM defence). Zweitens passte die globaleBeweglichkeit der Patriot-Einheiten in dasneue mobile Konzept der NATO.26

Als im Frühjahr 2003 ein neuer Kriegmit dem Irak drohte, wurden niederländi-sche Patriot-Einheiten ein weiteres Mal indie Osttürkei verlegt. Im Februar erhieltdie Regierung eine offizielle türkische An-frage für drei Patriot-Einheiten. OperationDisplay Deterrence war primär darauf aus-gerichtet, NATO-Luftbasen zu schützen.Nach nur einem Monat waren die Patriot-Einheiten operationell. Am 2. Mai kehrtensie schliesslich in die Niederlande zurück.27

Politisch gesehen ist die Patriot ein sehrattraktives System. In der NATO sind dieNiederlande zusammen mit den Vereinig-ten Staaten, Deutschland und Griechen-land, welches keine Patriot-Einheiten fürOut-of-area-Einsätze zur Verfügung stellt,die einzigen Operateure von Patriot-Ein-

heiten. Weil die Patriot-Feuereinheitensowohl in einer herkömmlichen Luftab-wehr- als auch TBM-Rolle eingesetzt wer-den können, sind sie ein wichtiges Systemfür die NATO insgesamt.

Kampfunterstützungs- undhumanitäre Missionen

In humanitären Missionen stellt Luft-macht vor allem Lufttransport zur Ver-fügung. Im Gegensatz zu zivilen Flugzeu-gen fliegen militärische Transportflugzeugeauch dann, wenn ein Konflikt eskaliert.Diese Qualität des militärischen Lufttrans-ports wurde vor allem während des Bür-gerkrieges in Bosnien-Herzegowina deut-lich.Eine Luftbrücke hielt Sarajevo am Le-ben. Diese militärische Luftbrücke wurdetrotz Scharfschützen- und Granatfeuer imRaume des Flugplatzes von Sarajevo auf-rechterhalten.

Die Königlich Niederländische Luft-waffe spielte während der 90er-Jahre einebeachtliche Rolle in humanitären und

30 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Holländische AH-64D Apache im Flughafen von Dschibuti. Auf Verlangen desParlamentes wurden diese Apaches nach Dschibuti verlegt, von wo sie jederzeit demholländischen Marineinfanteriekontingent im Grenzgebiet von Äthiopien undEritrea zu Hilfe eilen konnten.

Die schwerenChinook-Transport-hubschrauber spiel-ten eine wichtigeRolle beimNachschub für dieholländischenMarineinfanteristenim äthiopisch-eritreischen Grenz-gebiet währendOperation UNMEE.

Das Entsenden von AH-64D Apachenach Dschibuti ist ein gutes Beispiel

dafür, wie Kampfhubschrauber erfolg-reich über das ganze Spektrum vonGewalt eingesetzt werden können.

21 Interview with Lt Col Bank (RNLAF), RoyalCollege of Defence Studies, London, 4 May 2004.

22Government.nl, Netherlands to send Helicopters toAfghanistan, 30 January 2004, http://www.govern-ment.nl/actueel/nieuwsarchief/2004/01January/30/0-42-1_42-25408.jsp, accessed 14 June 2004.

23NATO, Apache Helicopters arrive in ISAF, 1 April2004, http://www.nato.int/shape/news/2004/04/i040401.htm, accessed 14 June 2004.

24Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries, 21 May 2004, http://www.defen-sie.nl/niewus/media/111201_english_summary.html,accessed 14 June 2004.

25 Interview with the Dutch Defence Attaché inLondon, 23 September 2004.

26Rinus Nederlof, Blazing Skies: De Groepen Gelei-de Wapens van de Koninklijke Luchtmacht in Duitsland,1960–1995 (The Hague: Sectie Luchtmachthistorievan de Staf van de Bevelhebber der Luchtstrijdkrach-ten, 2002), pp. 534–535.

27Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries,11 February 2003/3 March 2003/2May 2003, http://www.defensie.nl/nieuws/media/111201_english_summary.html, accessed 14 June 2004.

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Krisenmanagementoperationen. Dabeiwuchsen die Lufttransportkapazitäten vonkleineren zu grösseren Transportflugzeu-gen, wie der C-130 Hercules und demKDC-10-Transport- und Tankerflugzeug,stetig an. Nach dem Fall der BerlinerMauer konzentrierten sich die humani-tären Operationen vor allem auf Osteuropaund den Mittleren Osten. Mit dem Erhaltder ersten C-130-Hercules-Transport-maschinen konnten die humanitären Mis-sionen nach Afrika ausgedehnt werden.Insbesondere der Genozid in Ruanda(1994) löste ein enormes Bedürfnis anmilitärischem Lufttransport aus.28

Während der Krise in Bosnien-Herze-gowina wurden Teile der Königlich Nie-derländischen Luftwaffe unter UNPRO-FOR-Kommando gestellt.Es handelte sichhierbei vor allem um Transporthubschrau-ber.29 Bis heute hat die Königlich Nieder-ländische Luftwaffe in Folge mehrereHubschrauberdetachemente in die Balkan-region entsandt.

Während der letzten Jahre wechselte derSchwerpunkt von humanitären Missionenzu friedenserhaltenden und Kampfunter-stützungsmissionen. Um die ISAF-Opera-

tion in Afghanistan zu unterstützen, wurdewährend Januar und Februar 2002 eineLuftbrücke errichtet. Die Luftbrücke er-streckte sich von der Luftwaffenbasis Eind-hoven nach Trabzon in der Türkei, vonTrabzon nach Kabul.Auf der Strecke Nie-derlande–Türkei kamen die grossen KDC-10-Transport-/Tankerflugzeuge zum Ein-satz, die Linie Türkei–Kabul wurde mitC-130 Hercules bedient. Bald danachnahm die Königlich Niederländische Luft-waffe auch an der Operation Enduring Free-dom teil. Eine C-130 wurde in Kirgistanund eine KDC-10 in Qatar stationiert.30

Die KDC-10 wurde in die US-Tankerflot-te integriert.Für ungefähr drei Monate flogsie Tankereinsätze in der Nähe von Afgha-nistan.31 Aber auch Hubschrauber tragenzur Stabilisierung im Mittleren Osten bei.Seit August 2003 unterstützen schwereChinook-Transporthubschrauber das nie-derländische Kontingent im Irak.32

Trotz der vielen Friedens- und Kampf-unterstützungsmissionen ist die KöniglichNiederländische Luftwaffe im Stande, hu-manitäre Missionen durchzuführen. Nach-dem die Stadt Bam im Iran von einem

schweren Erdbeben erschüttert wordenwar, transportierte eine KDC-10 45 Ton-nen an Soforthilfsmitteln in die Krisen-region. Diese Mission erfolgte in Zu-sammenarbeit mit dem niederländischenRoten Kreuz.33 Die niederländische Trans-portflotte zeichnet sich durch ein Höchst-mass an Flexibilität aus. Während Opera-

tion Allied Force führte eine KDC-10 eineLuftbetankungsmission über der Adriadurch, anschliessend flog sie nach Maze-donien, um Flüchtlinge zu evakuieren.34

II. Erfolgsfaktoren

Dieser Abschnitt identifiziert Faktoren,welche zur ausserordentlichen Leistung derKöniglich Niederländischen Luftwaffe bei-getragen haben. In einem ersten Schritt solldie niederländische Sicherheits- und Ver-

31Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Friedenserhaltende- und friedenserzwingende Missionen*

Operation Systeme ZielWild Turkey 1991 Patriot, Hawk, Stinger Schutz der Osttürkei gegen

irakische SCUD-RaketenDiamond Patriot 1991 Patriot Schutz Jerusalems gegen

irakische SCUD-RaketenDeny Flight 1993-95 18 F-16 Unterbinden der ethnischen

SäuberungsaktionenDeliberate Force 1995 18 F-16 Unterbinden der ethnischen

SäuberungsaktionenAllied Force 1999 20 F-16 Unterbinden der ethnischen

SäuberungsaktionenEritrea und Djibouti 4 AH-64D Apache, Überwachen des Waffenstillstandes 2000/01 4 CH-47 Chinook zwischen Äthiopien und EritreaEnduring Freedom 6 F-16, 2 KDC-10 Tanker, Krieg gegen den Terror2002/03 1 C-130 HerculesDisplay Deterrence 2003 Patriot Schutz der Osttürkei gegen

irakische SCUD-RaketenISAF 2004 6 AH-64D Apache Stabilisierung AfghanistansIraq 2004 6 AH-64D Apache, Stabilisierung des Iraks

4 CH-47 Chinook

Die Königlich NiederländischeLuftwaffe spielte während der

90er-Jahre eine beachtliche Rollein humanitären und

Krisenmanagementoperationen. Während Operation Allied Forceführte eine KDC-10 eine Luftbetan-kungsmission über der Adria durch,anschliessend flog sie nach Mazedo-nien, um Flüchtlinge zu evakuieren.

28Lutgert & De Winter, Check the Horizon, p. 499.29Lutgert & De Winter, Check the Horizon, pp.

511–512.30Latest News of the Ministry of Defence, News

Summaries January–March 2002, 20 February 2002/26 March 2002, http://www.defensie.nl/nieuws/media/160402_latestnews2002.html, accessed 15June 2004.

31Latest News of the Ministry of Defence, NewsSummaries April–June 2002, 5 April 2002/27 June2002, http://www.defensie.nl/nieuws/media/160402_latestnews2002.html, accessed 14 June 2004.

32Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries, 7 August 2003/11 December2003/17 April 2004, http://www.defensie.nl/nieuws/media/111201_english_summary.html,accessed 14 June 2004.

33Latest News of the Ministry of Defence,CurrentNews Summaries, 29 December 2003, http://www.defensie.nl/nieuws/media/111201_english_summary.html, 14. Juni 2004.

34 Interview with Rolf de Winter and Erwin vanLoo,RNLAF History Unit,The Hague,24 June 2004.

Frachtraum einerKDC-10: DieseTransport-/Tankerflugzeugekönnen bis zu65000 kg Last übergrössere Distanzentransportieren.

*Zusätzlich zu diesen friedenserhaltenden und friedenserzwingenden Operationen wardie Königlich Niederländische Luftwaffe an zahlreichen humanitären Missionen beteiligt.

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teidigungspolitik analysiert werden. An-schliessend wird Bezug auf den Vertei-digungsetat,die Beschaffungspolitik,die in-ternationale Kooperation sowie die prag-matischen Luftmachtkonzepte genommen.

Sicherheits- und VerteidigungspolitikWie in den meisten westlichen Ländern

führte das Ende des Kalten Krieges zu einerstarken Reduktion des Verteidigungshaus-haltes. Dies wiederum beeinflusste dieGrösse und Struktur der Streitkräfte mass-geblich.Auf einer politischen Ebene wand-te sich die niederländische Verteidigungs-politik von einem ausgesprochenen trans-atlantischen Fokus zu einem europäische-ren hin. Während die erste Bush-Admi-nistration Anstrengungen für eine gemein-same europäische Verteidigungsidentitätmit Missfallen beobachtete, unterstütztePräsident Clinton diese aktiv. Eine integ-rierte Verteidigungspolitik würde Friedenund Sicherheit mehr dienen als rein na-tionale Vorstösse. Diese Neuausrichtungamerikanischer Politik veranlasste die Nie-derlande, eine europäischere Richtungeinzuschlagen.In der Zwischenzeit sind dieNiederlande zu einem der Hauptarchitek-ten supranationaler Verteidigungsstruk-turen innerhalb Europas geworden. DasNiederländische Marine-Korps kooperiertschon seit den Tagen des Kalten Kriegeseng mit Einheiten des Britischen MarineKorps, und im Jahre 1995 integrierten dieNiederlande ihr gesamtes Heer in einholländisch-deutsches Armee-Korps.35 Dieinternationale Kooperation der Luftwaffewird in einem der folgenden Abschnitteuntersucht.

Der holländische Akademiker van Sta-den argumentiert, dass der Wandel in derholländischen Verteidigungspolitik sowohlauf die schwindenden finanziellen Mittelim Verteidigungsbereich als auch auf denneuen internationalen Kontext zurückge-führt werden kann. Holländische Vertei-digungsplaner realisierten, dass das ameri-kanische Engagement für die NATO undEuropa paradoxerweise gefährdet werdenkönnte,wenn sich die europäischen Alliier-ten weigerten, ihre Anstrengungen zuintegrieren. Abgesehen von der Verteidi-gung der niederländischen Antillen ist dermilitärische Alleingang für die Niederlandekeine Option mehr.36

Nach dem Ende des Kalten Kriegeswurden vier grössere Verteidigungsberichtepubliziert: Das Weisspapier 1991, der Ver-teidigungslagebericht 1993,das Weisspapier2000 sowie der «Prinsjesdag»-Brief 2003.In den folgenden Abschnitten soll die Ent-wicklung, wie sie anhand dieser Berichtedargelegt wird, aufgezeigt werden.

BedrohungswahrnehmungDie niederländische Verteidigungsaus-

richtung ist eng mit der Bedrohungswahr-

nehmung verknüpft. Das Weisspapier 1991stellte fest, dass sich die Sicherheit in Euro-pa massiv verbessert hat. Dennoch sah manin der Sowjetunion ein gewisses Gefahren-potenzial,da deren Absichten noch schwie-rig abzuschätzen waren. Daher kam dasWeisspapier zum Schluss,dass es im Interes-se der NATO ist, der Sowjetunion eben-bürtige Streitkräfte aufrecht zu erhalten.37

Mit dem Zerfall der Sowjetunion gegenEnde des Jahres 1991 wurden einige derAnnahmen des Weisspapiers 1991 obsolet.Als Reaktion wurde der Verteidigungs-lagebericht 1993 verfasst. Eine möglichemilitärische Aggression der russischenStreitkräfte gegen NATO-Territoriumwurde ausgeschlossen.38

Das Weisspapier 2000 erkannte klar dieUnkalkulierbarkeit künftiger Krisenherdeals eines der grössten Probleme für die Ver-teidigungsplaner: «Wohin, wann, mit wem,unter welchen Umständen und für welcheAufgaben die niederländischen Streitkräftein Zukunft eingesetzt werden, ist unge-wiss».39 Um diesen Herausforderungen ge-recht zu werden, hielt das Weisspaper 2000klar fest, dass die Kampfbereitschaft undMobilität der Krisenreaktionskräfte höchs-te Priorität haben.40

Der «Prinsjesdag»-Brief 2003 bekräftigtedie Aussagen des Verteidigungslageberich-tes 1993 und des Weisspapiers 2000, ernahm jedoch auf das Phänomen Terroris-mus stärkeren Bezug. Die interne Sicher-heit von morgen wurde bewusst mit derexternen Sicherheit von heute in Verbin-dung gebracht. Das Entsenden von Trup-pen ins Ausland kann daher nicht getrenntvon der internen Sicherheit der Niederlan-de betrachtet werden.41

Aufgaben der StreitkräfteVor dem Hintergrund des Wandels in

der Bedrohungswahrnehmung von einemGrossangriff auf NATO-Territorium zuasymmetrischen Bedrohungsformen habensich die Aufgaben der Streitkräfte geändert.Während das Weisspapier 1991 immernoch die Sowjetunion als die primäre Ge-fahr auffasste, legte es bereits das Funda-ment für das künftige Schwergewicht aufMobilität, Flexibilität, Interoperabilität unddie Fähigkeit,out of area zu gehen.Die Nie-derlande erklärten sich bereit, von militä-rischer Gewalt Gebrauch zu machen, umAggression einzudämmen und um funda-

mentale ökonomische Interessen auch aus-serhalb der NATO zu schützen. Daherwurde das Aufstellen einer mobilen Luft-Manöver-Brigade beschlossen.42

Zwei Jahre später resümierte der Vertei-digungslagebericht die Aufgaben der nie-derländischen Streitkräfte wie folgt: DieStreitkräfte müssen in der Lage sein, Kri-senmanagementoperationen durchzufüh-ren und die Integrität des nationalen undalliierten Territoriums zu schützen.43 DerVerteidigungslagebericht setzte Szenariendes Kalten Krieges ein Ende.44

Das Weisspapier 2000 hob die Wichtig-keit subsidiärer Einsätze hervor. Seitdemwerden die Hauptaufgaben der niederlän-dischen Streitkräfte wie folgt umschrieben:– die Integrität des nationalen und alliier-ten Territoriums zu schützen;– das internationale Recht sowie Stabilitätzu schützen;– die zivilen Behörden im Assistenzeinsatzzu unterstützen.

Der im Jahre 2003 veröffentliche» Prins-jesdag»-Brief ist in vielerlei Hinsicht eineAntwort auf die Ereignisse des 11.Septem-bers. Er bestätigt die Wichtigkeit von Out-of-area-Einsätzen, da die interne Sicherheitnicht mehr von der äusseren Sicherheit ge-trennt werden kann.45 Er stellt grundsätz-lich fest, dass die Streitkräfte in der Lagesein müssen, einen glaubwürdigen Beitragan die nationale und internationale Sicher-

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«Wohin, wann, mit wem,unter welchen Umständen und für

welche Aufgaben die nieder-ländischen Streitkräfte in Zukunfteingesetzt werden, ist ungewiss».

35Alfred van Staden, “The Netherlands”, pp.95–98.

36 ibidem, pp. 100–103.37Defence White Paper 1991, abridged version,

The Netherlands Armed Forces in a changing World (TheHague: Ministry of Defence of the Netherlands,1991), p. 6/18.

38Defence Priorities Review, abridged version(The Hague:Ministry of Defence of the Netherlands,1993), p. 4/8.

39Defence White Paper 2000, abridged version(The Hague:Ministry of Defence of the Netherlands,2000), p. 11.

40 ibidem, p. 12.41The «Prinsjesdag» Letter (The Hague: Ministry

of Defence of the Netherlands, 2003), p. 12/49.42Defence White Paper 1991, p. 6/13/19.43Defence Priorities Review 1993, p. 6.44 ibidem, p. 8.45 «Prinsjesdag» Letter 2003, p. 9.

Die Niederlande erklärten sich bereit,von militärischer Gewalt Gebrauch

zu machen, um Aggressioneinzudämmen und um fundamentale

ökonomische Interessen auchausserhalb der NATO zu schützen.

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heit zu leisten.46 Der holländische Verteidi-gungsminister Henk Kamp hält fest, dass inder heutigen Zeit die drei Hauptaufgabender Streitkräfte nicht mehr isoliert betrach-tet werden dürfen. Im Krieg gegen denTerror dient jede der Aufgaben demselbenZweck. Henk Kamp unterstreicht dieWichtigkeit alliierter Solidarität. Die Be-reitschaft, Risiko auf sich zu nehmen undzu teilen, ist von grösster Wichtigkeit:

«Unsere Streitkräfte sind in der Lage, amoberen Ende des Gewaltspektrums zu operie-ren,was bedeutet,dass ein politischer Wille be-steht, die Streitkräfte dahingehend einzu-setzen. Politiker sollen die Militärs nicht insinnlose Abenteuer stürzen. Auf der anderenSeite müssen Politiker auch den Mut haben,Verantwortung für Operationen auf sich zunehmen, welche Opfer fordern könnten. DieMaxime sollte daher nicht sein ‹Hohes Profil,niedriges Risiko›, sondern die Bereitschaft,einen Beitrag zu leisten, welcher sowohlpolitisch wie militärisch Bedeutung hat».47

«Out-of-area»-Einsätze undProfessionalisierung der Streitkräfte

In den 90er-Jahren konnte eine Verla-gerung von traditionellen friedenserhalten-den Operationen mit UNO-Mandat hinzu Missionen am oberen Spektrum derGewalt festgestellt werden. Im Weisspapier1991 erhielten traditionelle friedenserhal-tende Operationen Priorität. Um dieserneuen Ausrichtung zu entsprechen,war einWechsel von Quantität zu Qualität nötig.Mobilität, Flexibilität und Interoperabilitätwaren erforderlich. Insbesondere der takti-sche und strategische Luft- und Seetrans-port gewannen an Bedeutung.48 Im Vertei-digungslagebericht 1993 wurde ausdrück-

lich festgehalten, dass die Verteidigungs-anstrengungen auf Krisenmanagement-operationen ausgerichtet werden müssen.Diese umfassen friedenserhaltende undfriedenserzwingende Operationen. Zielwar es, gleichzeitig an maximal vier frie-denserhaltenden Missionen mit vier Batail-lonen teilnehmen zu können.49 Im Jahre2003 wurden diese Anforderungen auf dreiOperationen mit drei Bataillonen gekürzt.50

Gegen Ende der 90er-Jahre mussten dieniederländischen Streitkräfte weitere fi-nanzielle Einschnitte absorbieren. Nichts-destotrotz wurde die Zahl der Krisenreak-tionskräfte massiv erhöht.Weil die Nieder-

lande sich nicht hoch spezialisierte Streit-kräfte leisten können, muss jede Einheitüber das ganze Spektrum von Gewalt ein-setzbar sein – von subsidiären Einsätzen biszu Kampfeinsätzen.51

Mit dem «Prinsjesdag»-Brief aus demJahr 2003 wird der Kurs Richtung Pro-fessionalisierung fortgesetzt. In der Folgewerden weitere personelle Einschnitte

durchgeführt.Beinahe die gesamten Streit-kräfte sollen in Krisenreaktionskräfte um-gewandelt werden. Nur so können dieStreitkräfte der aktiven Sicherheits- undVerteidigungspolitik der Niederlande ge-recht werden.Die Notwendigkeit, rasch zureagieren, erfordert, dass die Streitkräfteäusserst mobil sein müssen. Man legthohen Wert auf die Fähigkeit, am oberenSpektrum von Gewalt zu operieren, unddies auch in traditionellen friedenserhal-tenden Operationen. Eine Situation kannplötzlich eskalieren52 – eine Tatsache,welche die Niederländer in Srebrenicaschmerzhaft erfahren mussten.

Dieser Trend Richtung Out-of-area-Ein-sätze führte zur Abschaffung der obligato-rischen Wehrpflicht. Seit dem 1. Oktober1997 gibt es keine Wehrpflichtigen in denniederländischen Streitkräften mehr. DerSchritt hin zu einer Profiorganisation warjedoch nicht seit Beginn der 90er-Jahrenoffensichtlich. Das Weisspapier 1991 kamzum Schluss, dass die Abschaffung derWehrpflicht weder wünschenswert nochmachbar wäre.53 Mit dem Zusammen-bruch der Sowjetunion jedoch entschied

sich die niederländische Regierung, dieStreitkräfte zu professionalisieren. Der ent-scheidende Faktor war die Notwendigkeit,Truppen rasch ins Ausland verlegen zukönnen.54 Der Wechsel von einer Wehr-pflichtigen- zu einer Profiarmee dauertevon 1993 bis 1997. Diese Zeit war erfor-derlich, um ein professionelles Heer auf-stellen zu können.55

Interne und externe Polizeiaufgabenkönnen von der Königlich Niederlän-dischen Marechaussée, einer professionellenMilitärpolizei, durchgeführt werden. Der«Prinsjesdag»-Brief 2003 unterstrich, dasssubsidiäre Polizeieinsätze auch in Zukunftsignifikant sein werden.56

NATO und EUDie Niederlande legten stets grossen

Wert auf Kooperation.Die Streitkräfte sinddaher modulartig aufgebaut. EinzelneModule können der NATO,der UNO,derEU oder Ad-hoc-Koalitionen unterstelltwerden. Des Weiteren wird der Koopera-tion zwischen den einzelnen Teilstreitkräf-ten grosse Bedeutung zugemessen, weil sounnötige Redundanzen vermieden wer-den können.57

Für die niederländische Sicherheits- undVerteidigungspolitik ist die NATO immerdie wichtigste internationale Institutiongewesen. Die Spannungen in den trans-atlantischen Beziehungen haben diese Aus-

33Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Ein C-130 Herculesder KöniglichNiederländischenLuftwaffe überZentralasien.Die beiden hollän-dischen C-130-Transportflugzeugenahmen sowohl anOperation EnduringFreedom als auchan Operation ISAFteil.

Man legt hohen Wert auf die Fähig-keit, am oberen Spektrum von Gewalt

zu operieren, und dies auch intraditionellen friedenserhaltenden

Operationen, die plötzlich eskalierenkönnen wie im Falle Srebreniza.

46 ibidem, p. 48.47Speech by the Minister of Defence,Henk Kamp,

for the Royal Netherlands Association of MilitaryScience at the Nieuwspoort Press Centre,The Hague,1 March 2004.

48Defence White Paper 1991, p. 15/20.49Defence Priorities Review 1993, p. 2/6.50 «Prinsjesdag» Letter 2003, p. 25.51Defence White Paper 2000, p. 7.52 «Prinsjesdag» Letter 2003, p. 4/20/26.53Defence White Paper 1991, p. 7.54Defence Priorities Review 1993, p. 2.55 Interview mit MajGen Kees Hooman (Royal

Netherlands Marines, ret.), Clingendael Institute,TheHague, 22 June 2004.

56 «Prinsjesdag» Letter 2003, p. 45.57Defence White Paper 2000, p. 11/14.

Ziel war es, 2003 gleichzeitig anmaximal drei friedenserhaltenden

Missionen mit drei Bataillonenteilnehmen zu können.

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richtung nicht beeinflusst. Der «Prinsjes-dag»-Brief, welcher nach Operation IraqiFreedom veröffentlicht wurde, stellt fest:«Die NATO ist die wichtigste Säule derniederländischen Sicherheitspolitik,und sieverkörpert die transatlantischeVerbindung.Gute transatlantische Beziehungen werdenauch weiterhin von ausserordentlicherWichtigkeit für unsere Sicherheit sein».58

Dieser Fokus auf die NATO schliesst ein

konstruktives Mitwirken an der Europä-ischen Sicherheits- und Verteidigungspo-litik (ESVP) nicht aus. Die niederländischeRegierung argumentiert, dass die EU-Mitgliedstaaten ihrer VerteidigungspolitikZähne verleihen müssen, um glaubwürdigzu sein.Dabei ergänzen sich die ESVP undNATO gegenseitig. Aus holländischerPerspektive gibt es keinen Grund zur An-nahme, es bestehe ein Konflikt zwischender NATO und der ESVP.59 Der «Prinsjes-dag»-Brief bestätigt die niederländischeRegierung in ihrer Auffassung, dass kleine-re Staaten ohne weit reichende Koopera-tion nicht in der Lage sind, relevante underschwingliche Streitkräfte zu betreiben.60

Verteidigungspolitik und die KöniglichNiederländische Luftwaffe im Spezifischen

Nach dem Fall der Berliner Mauer be-hielt die Luftwaffe ihre Fähigkeit bei, tak-tische Nuklearwaffen einzusetzen, weil diepotenzielle Bedrohung durch die Sowjet-union noch immer als relativ gross einge-stuft wurde.61 Des Weiteren wurde grosserWert auf gute Luftverteidigungseigenschaf-

ten der F-16 gelegt, da die sowjetischenLuftwaffen eine neue Generation vonKampfflugzeugen in ihren Dienst stellten.Diese neuen sowjetischen Flugzeugekonnten es mit westlichen Modellen anQualität aufnehmen. Die Niederlande ver-liehen dadurch ihrem Interesse an einemintegrierten Luftabwehrschirm über West-europa Ausdruck. Luftverteidigung als reinnationale Aufgabe würde zu einer gefährli-chen Reduktion an Warn- und Reaktions-

zeiten führen. Im Weisspapier 1991 wurdenaber auch Reformen angekündigt, so solltedie Anzahl der Kampfflugzeuge von 162auf 144 reduziert werden. Mobilität, Flexi-bilität, Interoperabilität sowie Multifunk-tionalität wurden massgeblich verbessert.Der Ausbau der Lufttransportkapazitätensollte einer aktiveren Rolle in UNO-Mis-sionen Rechnung tragen. Mit dem Kaufvon Luftbetankungsflugzeugen beabsich-tigte man, den Luftraum über der Nordseebesser zu nutzen. Indem die F-16 auf ihrenTrainingsflügen betankt werden, könnendie Anzahl Starts und Landungen und derdamit verbundene Lärm reduziert werden.

Zudem wurde die Fähigkeit, in der Luft zubetanken, als unerlässlich für einen effekti-ven Luftverteidigungsschirm angesehen.62

In Bezug auf die Hauptaufgaben derF-16-Kampfflugzeuge konnte ein beachtli-cher Wandel im Laufe der Jahre festgestelltwerden. Stand zu Beginn der 90er-Jahredie Luftverteidigung im Vordergrund, sohielt der «Prinsjesdag»-Brief fest: «In Zu-kunft werden militärische Mittel primärdahin gehend verwendet, das Mächtever-hältnis auf dem Boden zu beeinflussen.Militärische Mittel auf dem Land, zur See

und in der Luft werden zum Erreichen die-ses Zieles beitragen».63 Mit den Erfahrun-gen, welche man während der 90er-Jahresammeln konnte, wurde klar, dass dieFähigkeit, Bodenziele präzise aus der Luftbekämpfen zu können, unerlässlich wurde.

VerteidigungsetatEine Charakteristik des niederländi-

schen Verteidigungsetats ist Flexibilität. DasWeisspapier 1991 hält explizit fest, dass dieStreitkräfterestrukturierung eine flexibleFinanzplanung erfordert. Es wurde als aus-serordentlich wichtig erachtet, dass bereitsgesprochene Gelder neuen Projekten zurVerfügung gestellt werden können, solltensich die Umstände drastisch ändern.64

Eine wichtige Massnahme, um mit stei-genden Personalkosten fertig zu werden,wurde im Weisspapier 2000 festgelegt. Zielwar es, das Durchschnittsalter des Personalszu senken.Nur so könne Flexibilität garan-tiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen,stellte man von unbefristeten auf befristeteArbeitsverträge um.65 Personal der Krisen-reaktionskräfte kann innerhalb von acht-zehn Monaten für ein Maximum von sechsMonaten ins Ausland geschickt werden.66

34 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Kleinere Staaten sind ohneweit reichende Kooperation nicht inder Lage, relevante und erschwing-

liche Streitkräfte zu betreiben.

Luftverteidigung als reinnationale Aufgabe würde zu einer

gefährlichen Reduktion anWarn- und Reaktionszeiten führen.

Die Fähigkeit, in der Luft zu betanken,wurde als unerlässlich für einen

effektiven Luftverteidigungsschirmangesehen.

Quellen:– Gesamtverteidigungsetat:The Military Balance 1991–1992, p. 66/1992–1993,p. 52/1994–1995, p. 58 (London: Brassey’s)– Gesamtverteidigungsetat:The Military Balance 1996–1997, p. 64/2000–2001, p. 69(Oxford: Oxford University Press)– Ausgaben in Prozent für die einzelnen Teilstreitkräfte:Van Wankel Evenwicht NaarVersterkteDefensieorganisatie van de Adviescommissie (Den Haag, 19 April 2002)

Verteidigungsetat

58 «Prinsjesdag» Letter 2003, p. 12.59 ibidem, p. 13.60 ibidem, p. 50.61Defence White Paper 1991, p. 19.62 ibidem, pp. 30–34.63 «Prinsjesdag Letter», 2003, p. 20.64Defence White Paper 1991, p. 47.65Defence White Paper 2000, pp. 20–23.66 ibidem, p. 29.

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Der «Prinsjesdag»-Brief setzte sich zumZiel, das Ungleichgewicht zwischen lau-fenden Kosten und den Beschaffungskredi-ten anzugehen. Um Raum für Investitio-nen zu schaffen, werden in den nächstenJahren 11700 Stellen abgebaut.67 Zurzeitgeben die Niederlande 1,6 Prozent ihresBruttosozialproduktes für den Verteidi-gungsetat aus. Es ist die Absicht der Regie-rung,die Verteidigungsausgaben auf diesemNiveau zu halten, obwohl sie unter demeuropäischen NATO-Durchschnitt vonzwei Prozent sind. Die Regierung weistdarauf hin, dass das Engagement im Vertei-digungsbereich nicht nur von einem rein

finanziellen Blickpunkt gesehen werdendarf, sondern auch von der Bereitschaftund der Fähigkeit, einen glaubwürdigenund sinnvollen Beitrag zu leisten.68 Ziel istes, ein neues Gleichgewicht zwischen denAufgaben der Streitkräfte und den verfüg-baren Ressourcen zu schaffen. Dabei sollder Prozentsatz an Investitionen von denjährlich durchschnittlich sechzehn bis sieb-zehn Prozent des Verteidigungshaushaltesauf zwanzig Prozent angehoben werden.69

Nur solche Massnahmen erlauben es denNiederlanden, ihren militärischen Beitragauch in Zukunft über das ganze Spektrumvon Gewalt zu leisten.

In der links stehenden Tabelle wird derVerteidigungshaushalt während der 90er-Jahre aufgezeigt.Wenn man die Ausgabenfür die einzelnen Teilstreitkräfte betrachtet,so fällt auf, dass die Luftwaffe durchschnitt-lich am wenigsten erhält. Angesicht dieserZahlen und des enormen Engagements der

Luftwaffe im Ausland drängt sich derSchluss auf, dass die Königlich Niederlän-dische Luftwaffe zu relativ geringen Kostenden Einfluss der Niederlande im interna-tionalen Kontext stärkt.

MaterialbeschaffungDie Niederlande, Belgien, Dänemark,

und Norwegen gehörten zu den ersten eu-ropäischen F-16-Kunden. Die holländi-schen F-16 wurden bei Fokker endmon-tiert und stiessen ab 1979 zur KöniglichNiederländischen Luftwaffe. Insgesamtwurden 213 Flugzeuge beschafft. DieseAnzahl musste nach dem Kalten Kriegmassiv reduziert werden. Bis 2002 wurdenalle verbliebenen F-16 kampfwertgestei-gert. Gemäss Kommodore Broedersz, ehe-maliger stellvertretender Direktor der Euro-pean Air Group, wird die F-16 über das Jahr2010 hinaus im Dienst bleiben.Wenn mandie mögliche Lebensdauer von über 30Jahren als erstklassiger Frontjäger betrach-tet, ist das F-16-Programm ein vollerErfolg.70 Besonderes Augenmerk wirdnun der Verbesserung der Command-and-Control-Eigenschaften beigemessen. DasDatenkommunikationsystem Link 16 wirddemnächst in die holländischen F-16 ein-gebaut. Diese Massnahme wird die Inter-operabilität mit den Hauptalliierten, imSpeziellen den USA, wesentlich steigern.Auch Präzisionsmunition wird angeschafft.In den Luftkampagnen über dem Balkankonnte die Königlich NiederländischeLuftwaffe ihre erste Erfahrung mit laserge-lenkten Bomben sammeln. In diesem Jahrwerden zudem JDAMs (Joint Direct AttackMunition: GPS-gelenkte-Bomben) be-schafft. Dies verleiht der Luftwaffe dieMöglichkeit, auch bei schlechtem WetterBodenziele punktgenau anzugreifen.

Zu Beginn der 90er-Jahre bauten dieNiederlande ihren taktischen und strategi-schen Lufttransport aus.Dies stand im Ein-klang mit den zunehmenden Einsätzen inEx-Jugoslawien und anderswo. Der Ver-teidigungslagebericht 1993 kündigte denKauf von C-130 Hercules und KDC-10Tanker-/Transportflugzeugen an.Des Wei-teren wurde die Beschaffung von dreizehnschweren Chinook-Transporthubschrau-bern sowie siebzehn leichteren Cougar-

Hubschraubern geplant. Der Verteidi-gungslagebericht 1993 hielt ausschliesslichfest, dass es nötig war, grössere Lufttrans-portkapazitäten zu beschaffen, als im Jahre1991 vorgesehen worden waren.71

Der «Prinsjesdag» Brief aus dem Jahr2003 setzte weitere Richtlinien für Be-schaffungsprogramme.Diese sollten sich anNATO- und ESVP-Bedürfnissen ausrich-ten. Gemäss NATO gibt es vor allem einBedürfnis nach einer Abwehrfähigkeit ge-gen taktische ballistische Raketen (TMD),nach unbemannten Fluggeräten (UAV)und Tanker- und Transportflugzeugen. DieNiederlande haben über die letzten Jahrehinweg in alle diese Bereiche investiert.Wasin Zukunft zählt, ist nicht die Anzahl einesbestimmten Waffensystems, sondern dieAnzahl an verlegbaren Einheiten.72

Was die Patriot-Systeme anbelangt, sowerden diese durch die Einführung dermodernsten PAC-3-Abschussinstallationen,Raketen und Kommunikationssystemekampfwertgesteigert.73 An dieser Stelle istauch interessant zu erwähnen, dass derholländische Verteidigungsminister beab-sichtigt, die Luftabwehr- und Komman-dofregatten der Marine mit Tomahawk-Marschflugkörpern auszurüsten.74

Als eher kleines Land hängen die Nie-derlande wesentlich von Rüstungsimpor-ten ab.Um bei ausländischen Waffenprodu-zenten an Einfluss zu gewinnen, könnenKäufer ihre Anstrengungen poolen.75 DieseStrategie wird aktiv beim Ersatz für dieF-16-Flotte verfolgt. Zurzeit wird einNachfolgemodell evaluiert. Der Autor

35Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Die Streitkräfterestrukturierungerfordert eine flexible Finanzplanung.Es wurde als ausserordentlich wichtig

erachtet, dass bereits gesprocheneGelder neuen Projekten zur Verfü-

gung gestellt werden können, solltensich die Umstände drastisch ändern.

Die Regierung weist darauf hin,dass das Engagement im Verteidi-

gungsbereich nicht nur von einem reinfinanziellen Blickpunkt gesehen

werden darf, sondern auch von derBereitschaft und der Fähigkeit,

einen glaubwürdigen und sinnvollenBeitrag zu leisten.

67 «Prinsjesdag» Letter, 2003, pp. 1–3.68 «Prinsjesdag» Letter, 2003, pp. 9–10.69State Secretary for Defence of the Netherlands,

Cornelis van der Knaap,“For a New Dutch DefencePosture”, p. 47, in Military Technology, No. 2/2004(Bonn: Mönch Publishing Group, 2004), pp. 46–50.

70 Interview with Air Commodore Broedersz,Deputy Director European Air Group, at RAF HighWycombe, 31 October 2003.

71Defence Priorities Review 1993, pp. 14–15.72 «Prinsjesdag» Letter, 2003, pp. 28–30.73 ibidem, pp. 40–44.74Speech by Henk Kamp, 1 March 2004.75 Jan Fledderus, “We want the Best Materiel for

the Best Price”, pp. 26–27, Military Technology, No.12/2000 (Bonn: Mönch Publishing Group, 2000), pp.17–30.

Vor dem Startinspiziert einholländischer Pilotseinen AN/AAQ-14-Sharpshooter-Zielbeleuchtungs-pod.

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nimmt an, dass es sich dabei um den JointStrike Fighter (JSF) handelt, weil dieseOption die volle Interoperabilität mit deramerikanischen Luftwaffe erlaubt. Zudembesitzt er im Gegensatz zu den potenzielleneuropäischen Modellen eine reduzierteRadarsignatur. Die Partnerschaft für dieSystementwicklung und Demonstrations-phase besteht aus zwölf Nationen. Nebenden Vereinigten Staaten als Leitnation gibtes mehrere Partnerschaftsebenen. Die Nie-derlande sind ein Level-II-Partner. Level-II-Partnerschaft wurde auf zwei Nationenbeschränkt: Italien und die Niederlande.Daneben ist Grossbritannien der einzigeLevel-I-Partner. Die gesamten Entwick-lungskosten des JSF werden auf ungefähr26 Mia. $ geschätzt. Die Niederlande steu-ern 800 Mio. $ bei, wobei 600 Mio. $ dieholländische Industrie übernimmt und 200Mio. $ die Regierung. Im Gegenzug sinddie Niederlande an den Umsätzen des JSF-Programms beteiligt. Des Weiteren werdendie internationalen Partner ihre Flugzeugeals Erste erhalten.76

Die Königlich Niederländische Luft-waffe konzentriert sich grundsätzlich aufMobilität und Interoperabilität.Daher ist esnicht Rhetorik, wenn der «Prinsjesdag»-Brief im Jahr 2003 festhält:

«Die Niederlande müssen weiterhin einenqualitativ und technologisch hoch stehendenBeitrag an Operationen über das ganzeGewaltspektrum hinweg leisten, ... nur sokönnen wir unsere enge Partnerschaft mit denengsten Alliierten aufrechterhalten. Die Kon-sequenz daraus ist, dass wir uns auf einebeschränkte Anzahl an Fähigkeiten beschrän-ken, ohne dabei ... unsere politische Wahleinzuschränken».77

Internationale KooperationSeit den 70er-Jahren legen die Nieder-

lande grossen Wert auf Kooperation und biszu einem gewissen Grad Rollenspeziali-sierung.78 Alfred van Staden führt das ver-stärkte Interesse an internationaler Koope-ration nach dem Kalten Krieg auf drei

Faktoren zurück: das Ende des KaltenKrieges, das Entstehen einer EuropäischenSicherheits- und Verteidigungspolitik so-wie den reduzierten Verteidigungsetat.79

Ein attraktiver Weg, um die hohen Kos-ten in den Griff zu bekommen, ist es,nationale Ressourcen mit anderen Ländernzu poolen. Zusätzlich verstärkt Kooperationdas gegenseitige Vertrauen sowie die In-

teroperabilität. Wie wir bereits sahen,gehören die Niederlande zu den Haupt-architekten supranationaler Verteidigungs-strukturen. Mit Bezug auf die F-16-Kampfflugzeuge hat die Luftwaffe den Eu-ropean Participating Air Forces’ ExpeditionaryAir Wing ins Leben gerufen. Im Bereich dertaktisch ballistischen Raketenabwehr ko-operieren die Niederlande zusammen mitden Vereinigten Staaten und Deutschland.Des Weiteren sind die Niederlande Mit-glied in der European Air Group, einerInstitution, welche den Einsatz europä-ischer Luftwaffen harmonisiert. Seit 2002ist die European Airlift Co-Ordination Cellauf der Luftwaffenbasis Eindhoven in denNiederlanden stationiert. In den folgendenAbschnitten wird jede der Kooperations-formen kurz vorgestellt.

European Participating Air Forces’Expeditionary Air Wing

Der European Participating Air Forces’ Ex-peditionary Air Wing hat seine Wurzeln inden frühen 90er-Jahren, als die Luftopera-tionen über Jugoslawien in vollem Gangwaren. Im Oktober 1994 wurde eineMemorandum of Understanding zwischenBelgien und den Niederlanden unterzeich-net. Dieses sah vor, dass die Belgier un-gefähr einen Drittel des holländischenEngagements in Operation Deny Flight aufsich nehmen würden. Die ersten belgi-schen Piloten und Flugzeuge trafen jedocherst im Oktober 1996 nach Beendigungder Operationen Deny Flight und DeliberateForce in Italien ein.80 Die neue Partner-schaft zwischen den beiden Luftwaffenwurde Deployable Air Task Force (DATF) ge-nannt. Vor Beginn der Operation AlliedForce wurde die DATF zur LuftwaffenbasisAmendola in Süditalien verlegt.Wie weiteroben ausgeführt wurde, kooperierten dieBelgier und Niederländer während derLuftkampagne über dem Kosovo und Ser-bien eng zusammen.81 Die DATF gewannauch Erfahrung in integrierten Übungenwie Red Flag in den Vereinigten Staatensowie dem NATO-Air Meet.82 Die Zusam-menarbeit wurde insbesondere durch dieFlottenkommunalität vereinfacht.

Bereits im Jahre 1990 schlossen sich dieeuropäischen F-16-Betreiber zusammen,um gemeinsam die Kampfwertsteigerungan ihren Maschinen durchzuführen. DieDachorganisation nannte sich EuropeanParticipating Air Forces (EPAF). EPAF-Mit-glieder waren Belgien, Dänemark, dieNiederlande und Norwegen. EPAF wurdeursprünglich ausschliesslich für Beschaf-fungszwecke ins Leben gerufen, um natio-nale Bedürfnisse zu poolen. Mit der Entsen-dung von dänischen, niederländischen undnorwegischen F-16 nach Kirgistan wäh-rend Operation Enduring Freedom wurdenDATF-Konzepte in einen EPAF-Kontexttransferiert. Die Entsendung einer supra-

nationalen Staffel erwies sich trotz einigerjuristischer Hindernisse als sehr erfolgreich.Um die Zusammenarbeit weiter voranzu-treiben, lud der Kommandeur der König-lich Niederländischen Luftwaffe Berlijnseinen belgischen, dänischen, norwegi-schen und polnischen Gegenpart zu Ge-sprächen ein.Ziel war es, den European Par-ticipating Air Forces’ Expeditionary Air Wing(EPAF EAW) zu gründen. So können dieSynergien der einzelnen Luftwaffen, wel-che die F-16 betreiben, optimal genutztwerden. Während der Operationen überAfghanistan stellten die Niederlande undDänemark Zielbehälter frei zur Verfügung.Im Gegenzug lieferte Norwegen einenmobilen Hangar sowie ein mobiles Kom-munikationsmodul. Durch diese Zusam-menarbeit gewinnt europäische Luftmachtan Profil.83 Das Memorandum of Understan-ding für die EPAF EAW wurde am 28. Juni2004 während des NATO-Gipfels in Istan-bul von den Verteidigungsministern vonBelgien, Dänemark, den Niederlanden,Norwegen und Portugal unterzeichnet.84

Portugal,welches kürzlich F-16 aus USAF-Beständen kaufte, konnte ebenfalls derGemeinschaft beitreten. Polen wird wahr-scheinlich zu einem späteren Zeitpunktfolgen.85

Taktische Ballistische RaketenabwehrIm Bereich der Taktischen Ballistischen

Raketenabwehr (TBM) nahmen die Nie-derlande mit Bezug auf die internationaleKooperation ebenfalls eine führende Rolleein. Analog zu DATF oder EPAF EAWwollten die Niederlande amerikanische,deutsche und holländische Patriot-Ein-heiten in einer speziellen Einheit zusam-menführen, welche den NATO-Reak-tionskräften unterstellt werden sollte.86

36 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Ein attraktiver Weg, um die hohenKosten in den Griff zu bekommen,

ist es, nationale Ressourcen mitanderen Ländern zu poolen.

76Paul Dreger,“JSF Partnership takes Shape:A Re-view of the JSF Participation by Australia, Canada,Denmark, Israel, Italy, the Netherlands, Norway, Sin-gapore, Turkey and the UK”, pp. 28–31, in MilitaryTechnology, No. 4/2003 (Bonn: Mönch PublishingGroup, 2003), pp. 28–34.

77 «Prinsjesdag» Letter, 2003, p. 26.78Defence White Paper 1991, p. 21.79Alfred van Staden,“The Netherlands”, p. 102.80Lutgert & De Winter, Check the Horizon, pp.

512–513.81Erwin van Loo, Crossing the Border, pp. 749–750.82Col Henk Bank, “Development of the EPAF

Expeditionary Air Wing”, European Air Chiefs Con-ference, 20 November 2003,The Netherlands.

83Col Henk Bank, “Development of the EPAFEAW”.

84Memorandum of Understanding concerning theEstablishment of the European Participating Air For-ces’ Expeditionary Air Wing, 28 June 2004, Istanbul.

85 Interview with Major Altena, The Hague, 23June 2004.

86Lieutenant General B.A.C.Droste,Commander-in-Chief RNLAF,“Shaping Allied TBM Defence”, p.50, in NATO’s Sixteen Nations & Partners for Peace, vol.42, special issue 96/97 (Bonn: Mönch PublishingGroup, 1997), pp. 47–52.

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Diese Vorschläge waren jedoch zu ambitiös.Was erreicht wurde, war ein generischesKonzept, um die Interoperabilität zu för-dern.87

European Air GroupSeit 1999 ist die Königlich Niederländi-

sche Luftwaffe Mitglied der European AirGroup (EAG). Die EAG entstand aus derFranco-British Air Group (FBAG), welche1995 gegründet wurde.Während der Ope-rationen über dem Balkan realisierten dieRoyal Air Force und die Armée de l’Air, dasses ein Interoperabilitätsdefizit zu behebengalt – und zwar sowohl technisch als auchkonzeptionell. 1998 schloss sich Italien derGruppe an, und im Jahre 1999 Belgien,Deutschland, die Niederlande und Spa-nien. Das Ziel der EAG ist es, die Zusam-menarbeit zu optimieren.88

European Airlift Coordination CellDie EAG trieb auch die Koordination

des militärischen europäischen Lufttrans-ports voran. Am 28. Februar 2002 wurdedie European Airlift Coordination Cell(EACC) offiziell in der LuftwaffenbasisEindhoven eröffnet.89 Das Ziel der EACCwar es, den Lufttransport und die Luft-betankung zu koordinieren. So konntenLeerflüge vermieden werden.90 Am 5. Juli2004 wurde die EACC in das European AirLift Centre (EAC) überführt. Die Mitglied-staaten sind ab jetzt verpflichtet, den ge-samten Lufttransport, abgesehen von we-nigen Ausnahmen, über die EAC abzu-wickeln.91

Pragmatische LuftmachtkonzepteDie ausserordentlichen Leistungen der

Königlich Niederländischen Luftwaffekönnen auch auf deren pragmatische Luft-machtkonzepte zurückgeführt werden.DasPrinzip der Flexibilität ist keine leereWorthülse in der niederländischen Luft-machtdoktrin.

«Swing-Role»-KonzeptGegen Ende des Kalten Krieges führte

die Königlich Niederländische Luftwaffedas Swing-Role-Konzept für die F-16 ein.Sowohl Flugzeug als auch Pilot können fürmehrere Aufgaben verwendet werden.92 Inden Operationen über dem Balkan konn-ten die niederländischen Flugzeuge dreiRollen ausführen: Luftverteidigung, Luft-Boden-Angriffe und Aufklärung. In Ope-ration Deny Flight war das niederländischeDetachement die einzige Einheit, welchealle Aufgaben bewältigen konnte. Gemässdem Swing-Role-Konzept kann ein undderselbe Flugzeugtyp mehrere Aufgabenwahrnehmen, und dies während ein undderselben Mission.93 Im Verlauf der Opera-tion Deliberate Force geschah es des Öfteren,dass eine niederländische F-16 eine Luft-verteidigungsmission ausführte und gleich-zeitig Bomben mit sich führte.Dies erlaub-te es, dass sie – falls erforderlich – umge-hend zum Luft-Boden-Angriff übergehenkonnte.94 Die Kampfpiloten der KöniglichNiederländischen Luftwaffe sind daherbestens für das moderne Gefechtsfeld aus-gebildet, da sie schnell auf eine sich än-dernde Situation reagieren können.

«Combined» und «Joint»Die Königlich Niederländische Luftwaf-

fe ist sehr vertraut mit Combined-und-jointOperationen. Der Begriff combined beziehtsich auf die Fähigkeit, mit anderen Natio-nen zu kooperieren. Joint bezieht sich aufdie Fähigkeit, teilstreitkräfteübergreifendzu operieren.Auf Grund der NATO-Mit-gliedschaft verfügt die Königlich Nieder-ländische Luftwaffe über eine grosse Er-fahrung im Combined-Bereich. Pilotennehmen regelmässig an integrierten Luft-kampfübungen wie Red Flag in den Verei-nigten Staaten, Maple Flag in Kanada oderFrisian Flag über den Niederlanden und derNordsee teil. Der ultimative Test fürCombined-Operationen waren die NATO-Luftkampagnen über dem Balkan.95 Com-bined-Operationen sind zur Regel gewor-den.

Auf Joint-Niveau ist die Königlich Nie-derländische Luftwaffe auch dabei, ihreFähigkeiten zu verbessern. IntegrierteHeeres- und Luftwaffenübungen werdendurchgeführt. Beobachter des Heeres ler-nen, den Piloten der Luftwaffe Ziele perFunk und Laser zuzuweisen.96 Weiter obenhaben wir gesehen, wie die Transport- undKampfhubschrauber zusammen mit derelften Infanteriebrigade des Heeres die«blau-grüne» Luftmanöverbrigade bilden.

Schlussfolgerung

Die niederländischen Streitkräfte zeich-nen sich durch die hohe Qualität ihres Bei-trages an die internationale Sicherheit aus.Ein Grund dafür ist die flexible Vertei-digungspolitik, welche auf die jeweils un-mittelbaren Bedrohungen zu reagierenversucht, dabei aber nicht die Langzeit-perspektive aus dem Auge verliert. DieHolländer sehen eine klare Verbindung von

Aussen- und Sicherheitspolitik. Die exter-ne Sicherheit von heute wird die interneSicherheit von morgen werden. Obwohldas Verteidigungsbudget unter dem euro-päischen NATO-Durchschnitt von zweiProzent des Bruttosozialproduktes liegt,sind die Niederlande in der Lage, einensubstanziellen Beitrag innerhalb der NA-TO zu leisten. Dies kann auf eine gewisseDo-it-Mentalität zurückgeführt werden.Die holländische Gesellschaft ist bereit,ihre Streitkräfte in Missionen zu schicken,welche hohe militärische Risiken bergen.Dementsprechend argumentiert der Vertei-digungsminister Henk Kamp: «Die Frageist, wie viel wir für eine sicherere und ge-rechtere Welt opfern wollen. Eines ist klar,es gibt kein Trittbrettfahren in Bezug aufFrieden und Sicherheit».97 Wie in mehre-ren Umfragen gezeigt wurde, schreckt dieholländische Gesellschaft nicht vor Risikenzurück, wenn diese gerechtfertigt sind.98

Im Lichte der Tragödie von Srebrenica er-scheint diese Einstellung erstaunlich. DasWeisspapier 2000 hält sogar fest,dass in denletzten Jahren die soziale Akzeptanz derStreitkräfte markant angestiegen ist.99 InBezug auf die Königlich NiederländischeLuftwaffe sagt der niederländische Verteidi-gungsminister mit einem gewissen Stolz:

«Die Königlich Niederländische Luftwaffehat bewiesen, dass sie eine hoch professionelleund motivierte Streitkraft ist … Sie ist einwertvolles Instrument für die Regierung, undsie hat meine Bewunderung und mein Ver-trauen als Verteidigungsminister verdient».100

Nach Ende des Kalten Krieges standenalle Hauptwaffensysteme der KöniglichNiederländischen Luftwaffe – die Kampf-flugzeuge, die Hubschrauber, die Patriot-Einheiten und die Transportflugzeuge – imDienst der internationalen Sicherheit. ●

37Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

87US/GE/NL Ground Based Air Defense TaskForce Generic Concept of Operations (Signed in2003/04 by the US Air Force, German Air Force andRoyal Netherlands Air Force), p. 5.

88 Interview with Air Commodore Broedersz, 31October 2003.

89Latest News of the Ministry of Defence, NewsSummaries January-March 2002, 28 February 2002,http://www.defensie.nl/nieuws/media/160402_lat-estnews2002.html, accessed 15 June 2004.

90Technical Arrangement concerning the Euro-pean Airlift Co-ordination Cell (Eindhoven,February2002), p. 3.

91E-Mail from Erwin van Loo, RNLAF HistoryUnit, 9 September 2004.

92Defence White Paper 1991, p. 30.93Lutgert & De Winter, Check the Horizon, pp.

508–510.94E-Mail from Lt Col Peter Tankink, Commander

TACTESS 323 Sq, 11 July 2004.95Lutgert & De Winter, Check the Horizon, p. 516.96Latest News of the Ministry of Defence, News

Summaries January-March 2002, 28 January 2002,http://www.defensie.nl/nieuws/media/160402_latestnews2002.html, accessed 15 June 2004.

97Speech by Henk Kamp, 1 March 2004.98 Ibidem.99The Defence White Paper 2000, p. 6.100Speech by Henk Kamp, 19 November 2003.

«Die Frage ist, wie viel wir für einesicherere und gerechtere Welt opfern

wollen. Eines ist klar, es gibtkein Trittbrettfahren in Bezugauf Frieden und Sicherheit».

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B U C H B E S P R E C H U N G E N

Erhältliche Ausgaben:(www.amazon.co.uk bzw. www.alibris.com)

Warden, John A. (1998)The Air Campaign:Planning for CombatiUniverse.com.,ISBN 1583481001.

Pape, Robert A. (1996)Bombing to Win:Air Power and Coercion in WarIthaka: Cornell University Press,ISBN 0801483115.

Im Artikel The Art of Targeting sind dieKonzepte von Oberst Warden und Profes-sor Pape vorgestellt worden. WährendOberst Warden für schnelle Präzisionsluft-schläge gegen strategische Ziele wieFührungseinrichtungen plädiert, sieht Pro-fessor Pape den wahren Wert von Luft-macht im Einsatz gegen die gegnerischenStreitkräfte.

Wardens Buch The Air Campaign: Plan-ning for Combat war die konzeptuelle Basisfür die Luftkampagne während OperationDesert Storm. Er hat es während seines Stu-diums im National War College (Washing-ton D.C.) in den Jahren 1985–86 geschrie-ben. Eine seiner Hauptmotivationen, sichdem Studium von Luftmacht hinzugeben,waren sicherlich seine Einsätze über Viet-nam in den Jahren 1969/70. Er flog Luft-nahunterstützungsmissionen für die Army1st Air Cavalry Division sowie Missionenüber dem Ho-Chi-Minh-Pfad. Für ihnwar klar, dass der Krieg in Südostasien vonKonzeptionslosigkeit durchdrungen warund dass Luftmacht nicht adäquat einge-setzt wurde. Oberst Warden nannte seinenursprünglichen Plan für die Kampagne zurBefreiung Kuwaits Instant Thunder. Es warseine Absicht zu zeigen, dass er genau dasGegenteil von Vietnam beabsichtigte, wodie Luftkampagne unter Präsident Johnsonden Namen Rolling Thunder trug.1 JohnWarden hat den Irak als «System» betrach-tet und so genannte Zentren der Kraftent-faltung (Centres of Gravity) definiert.Neu-tralisiert man diese, so ist das System Irakparalysiert. Das Buch The Air Campaign istAusgangspunkt für Oberst Wardens «syste-mischen Ansatz», wie er im Artikel The Artof Targeting dargelegt worden ist. Das Buchwurde in nicht weniger als sieben Sprachenübersetzt.2

Papes Buch Bombing to Win 3 ist eine Aus-dehnung seiner Doktoratsthese. Im Jahre

proportional, sondern exponential zu deneingesetzten Kräften. Je mehr Kräfte manin die Schlacht werfen kann, desto wenigerVerluste erleidet man relativ, und destogrössere Verluste kann man dem Gegnerzufügen. Eng mit diesem Prinzip der Mas-se verbunden ist das Prinzip der «Luftreser-ve». Oberst Warden stellt fest, dass diesesPrinzip, welches Bodentruppen so vertrautist, Luftstreitkräften eher fremd ist. DieReserve kann eine völlig neue Situationkreieren und eine Schockwirkung auf denGegner haben.Das Prinzip gibt dem Kom-mandeur Handlungsfreiheit.

Trotz der zahlenmässigen Überlegenheitder Deutschen hat Air Chief Marshal SirHugh Dowding einen Drittel seiner Jagd-flugzeuge aus dem Kampfgeschehen derLuftschlacht um England herausgehalten.Als am 15. September die Deutschen zumentscheidenden Schlag ausholten wollten,war das Fighter Command der Royal AirForce dank der operativen Reserven in derLage, sein volles Gewicht dem deutschenAngriff entgegenzuwerfen. Innerhalb vonTagen stellten die Deutschen ihre Tag-operationen gegen England ein.

Drei Jahre nach der Schlacht um Eng-land sollte sich zeigen, was geschieht, wennman die operative Reserve vernachlässigt.Der Deutsche General der Jagdflieger,Adolf Galland, kam zum Schluss, dass nureine 3:1- oder 4:1-Überlegenheit überamerikanische Bomber dem Gegner be-achtliche Verluste zufügen kann. Gallandbat Goering und Hitler bei mehreren Ge-legenheiten,neu produzierte Jagdflugzeugeund neu trainierte Piloten zurückzuhalten,bis sie in voller Stärke dem Gegner ent-gegengeworfen werden könnten. GallandsBitten fanden kein Gehör.Beispiele opera-tiver Luftreserven sind allerdings auf sym-metrische Konflikte beschränkt.

Interessant sind auch die unkonventio-nellen Methoden, welche Oberst Wardenzur Erreichung der Luftherrschaft aufzeigt.So können hierzu auch Land- und See-streitkräfte eingesetzt werden. Im arabisch-israelischen Krieg von 1973 zerstörten is-raelische Kanonenboote die ägyptischenLuftabwehrbatterien auf deren linken Flan-ke und ebneten damit den Weg für die isra-elische Luftwaffe. Wenn der operativeKommandeur nur mittels Luftstreitkräftenversucht, die Luftherrschaft zu erringen,so schränkt er seine Handlungsalternativenerheblich ein.

Von ausserordentlicher Wichtigkeit aufoperativer Stufe ist es, die gegnerischenZentren der Kraftentfaltung (Centres ofGravity) zu erkennen. Ein klassisches Bei-spiel, die richtige Entscheidung zu treffen,ist der israelische Angriff auf die arabischenLuftstreitkräfte im Jahre 1967, welche denIsraelis die Luftüberlegenheit für den restli-chen Verlauf des Krieges sicherte. Ein klas-sisches Beispiel, das falsche Zentrum der

38 Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

Buchbesprechungen1988 schrieb Robert Pape seine Disserta-tion mit dem Titel Coercive Air Power. ImJahre 1996 hat er diese zum Buch Bombingto Win ausgearbeitet. Pape wurde von derAbsicht angetrieben,Amerikas Scheitern inVietnam zu verstehen. Für ihn stand baldfest, dass Luftmacht der Schlüssel zum Ver-ständnis des Debakels in Vietnam war. UmLuftmacht in Vietnam aber wirklich zu ver-stehen, hielt er es für unerlässlich, eine sys-tematische Studie aller grösseren strategi-schen Luftkampagnen zu betreiben. Diesesollten als Basis dienen,um gewisse Gesetz-mässigkeiten zu erkennen.4 Professor Papekommt aufgrund seiner geschichtlichenAnalyse zum Schluss,dass nicht Luftschlägegegen Ziele höherer strategischer Ordnungzum Ziel führen, sondern eine kombinier-te Kampagne von Luft- und Bodenstreit-kräften. Die Bodentruppen verhinderneine Auflockerung der gegnerischen Bo-dentruppen, die dann durch Luftschlägeaufgerieben werden können. Die Ein-führung von Präzisionsmunition und dasFortschreiten der Sensor- und Kommuni-kationstechnik ermöglichen,dass Luftmachtheutzutage viel effizienter gegen gegneri-sche Streitkräfte eingesetzt werden kann.

Oberst John A. Warden III, The AirCampaign: Planning for Combat

Warden hat das Buch The Air Campaignmit der Absicht geschrieben, den Krieg aufoperativer Stufe besser zu verstehen und zulehren. In den 1980er-Jahren erkannte er,dass die Militärs sich zu sehr mit der tak-tischen und strategischen Ebene befassten.Das Nuklearzeitalter bewirkte im Westeneine Vernachlässigung der «operativenKunst». Mit seinem Buch hat John Wardeneinen Gegenpol gesetzt. Er macht demLeser bewusst, dass der effiziente Einsatzvon Luftmacht in erster Linie auf der ope-rativen Ebene geschieht. Auf sehr interes-sante Weise übernimmt er altbewährteKonzepte aus der Geschichte des «Boden-krieges» und überträgt diese auf den Luft-krieg, wobei er nie die speziellen Eigen-schaften der dritten Dimension aus denAugen verliert. Warden verleiht altherge-brachten Konzepten, wie dem der Masseund Reserve,neuen Inhalt. Sein Werk zeigtprägnant und konzise die Flexibilität vonLuftmacht auf.

Einer der wichtigsten Aspekte der mo-dernen Luftkriegführung ist die Konzent-ration von Masse. Der Kommandeur aufoperativer Stufe muss daher stets Sorge tra-gen,dass seine eigenen Kräfte den gegneri-schen numerisch überlegen sind. Damitsind nicht die absoluten Zahlen gemeint,die einer Seite zur Verfügung stehen, son-dern die Anzahl Flugzeuge, welche ineinem spezifischen Gefecht konzentriertwerden kann. Verlustraten variieren nicht

1E-Mail von John A.Warden III, 3.August 2004.2 John A.Warden III,The Air Campaign: Planning

for Combat (toExcel, 2000)/John A. Warden III, Lacampagne aérienne (Economica, 1998)

3Robert A. Pape, Bombing to Win: Air Power andCoercion in War (Cornell University Press, 1996)

4E-Mail von Robert A. Pape, 29. Juli 2004.

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Kraftentfaltung zu wählen, war GöringsEntscheid im Jahre 1940, den Hauptstossder deutschen Angriffe von Fighter Com-mand, seinen Flugplätzen und dem Radar-frühwarnsystem weg nach London zu ver-legen. Nach der Publikation von The AirCampaign hat John Warden die Idee derZentren der Kraftentfaltung neu aufgegrif-fen und sein Konzept der Betrachtung desGegners als System entwickelt. DiesesKonzept bildete schliesslich die konzeptio-nelle Basis für die Luftkampagne zur Be-freiung Kuwaits im Jahre 1991.

Robert A. Pape, Bombing to Win:Air Power and Coercion in War

Das Ende des Kalten Krieges und dasvermehrte Aufkommen regionaler Hege-mone bewirkte,dass sich die amerikanischeSicherheitpolitik auf neue Bedrohungsfor-men ausrichten musste. Die Frage, wieman so genannte Schurkenstaaten zwingenkann, ihr Verhalten zu ändern, gewannwesentlich an Gewicht. In der Folge desbeinahe blutlosen Sieges in Desert Stormerhielten die Verfechter des strategischenBombardements erheblich Aufwind. Luft-macht schien militärische Siege «billig» lie-fern zu können und wurde in der Folge dieWaffe der ersten Wahl des Westens. DieserTrend wurde auch durch die Tatsache un-terstützt, dass westliche Demokratien nurnoch widerwillig militärische Opfer in deneigenen Reihen tolerieren.Sowohl im Irakals auch in Bosnien war die erste Frage imBezug auf eine amerikansiche Interven-tion, ob Luftmacht alleine die Missionerfüllen könne. Professor Pape hingegenargumentiert, dass es keine billigen mili-tärischen Siege gebe.

In seinem Buch Bombing to Win analy-siert Professor Pape die verschiedenen Stra-tegien für offensive Luftkampagnen. Essind dies die Bestrafungsstrategie, die Risi-kostrategie, die Denial Strategie und dieEnthauptungsstrategie.

Die Bestrafungsstrategie baut vor allemauf den Ideen des italienischen Luftmacht-denkers Douhet auf. Gezielt werden Luft-schläge auf gegnerische Städte durchge-führt.Diese Strategie wurde vor allem wäh-rend des Zweiten Weltkrieges praktiziert.

Die Risikostrategie hat zum Zweck,dem Gegner mit künftigem Schaden an derzivilen Infrastruktur zu drohen, indem dieAngriffe allmählich verstärkt werden.DieseStrategie wurde vor allem im Vietnamkriegverfolgt und basiert auf den Ideen desÖkonomen und Spieltheoretikers ThomasSchelling.

Die Denial-Strategie zielt auf die gegne-rischen Streitkräfte ab. Sie beschränkt sichim Wesentlichen auf die taktische und ope-rative Anwendung von Luftmacht.

Durch das Aufkommen von Präzisions-

In Bezug auf den Vietnamkrieg ist dievorherrschende Meinung, dass die Ver-einigten Staaten den Krieg verloren, weilkeine klare Verbindung zwischen politi-schen und militärischen Zielen bestandund weil die zivile Führung zu grossenEinfluss auf die operative Führung genom-men habe. Robert Pape hingegen argu-mentiert, dass der entscheidende Fehler einanderer war: Sowohl die zivile als auch diemilitärische Führung erkannten keine kla-re Verbindung zwischen den eigenen mi-litärischen Operationen und den Zielendes Gegners. Hanoi setzte in den Jahren1965–68 auf eine Guerrillakriegstaktik,welche immun gegen Luftmacht war. ImJahre 1972 wechselte Hanoi zu einer kon-ventionellen Kriegführung über; grosseVerbände sollten Südvietnam überrennen.Nixons Linebacker-Luftkampagnen konn-ten eine Wende herbeiführen, da die nord-vietnamesischen Operationen empfindlichaus der Luft gestört oder sogar unterbun-den werden konnten.Während des ganzenVietnamkrieges hingegen konnten Bestra-fungs- und Risikostrategien Hanoi nichtzum Einlenken zwingen.

Beide Bücher sind Klassiker und ge-hören zur Standardausrüstung jedes Air-Power-Büchergestells. The Air Campaignbesticht durch den Fokus auf die operativeEbene, Bombing to Win überzeugt durchanalytischen Aufbau.

Christian F.Anrig ●

39Air Power Revue der Schweizer Armee Nr.3, Beilage zur ASMZ 12/2004 www.luftwaffe.ch/doktrin

munition hat die Enthauptungsstrategiezunehmenden Anklang gefunden. Bewusstwird die Führungselite des Gegners ins Fa-denkreuz genommen. Pape argumentiert,dass die Enthauptungsstrategie mehr vonnachrichtendienstlichen Faktoren als vonPräzisionsmunition abhängt. Trotz mo-dernster Technologie ist es immer nochschwierig, genügend Informationen überdie gegnerische Führungselite in einemtotalitären Regime zu sammeln.

Pape sieht den wahren Wert von Luft-macht in der Denial-Strategie. Um seineThese zu veranschaulichen,wendete er sichder Analyse der bis dahin wohl fünf wich-tigsten Luftkampagnen zu. Es sind dies dieLuftkampagnen gegen Japan (1944–45),gegen Nordkorea (1950–53), gegen Viet-nam (1965–72), Irak (1991) und Deutsch-land (1942–45).

Pape geht in seiner Argumentation ein-gehend auf den Entscheidungsprozess dergegnerischen Regime ein. In den einzel-nen Fallbeispielen macht er interessanteund provokante Feststellungen. So argu-mentiert er im Fall von Japan,dass nicht derAbwurf der Atombomben, sondern der si-chere militärische Kollaps Japans bei einemFortgang der Kampfhandlungen zur Kapi-tulation führte. Der Fall Okinawas und vorallem der rasche Zusammenbruch der japa-nischen Armeen in der Mandschurei am9.August veranlassten die militärische Füh-rung in Tokio, einer Kapitulation nichtmehr im Wege zu stehen.

Miliz ist von grosser Wichtigkeit für dieLuftwaffendoktrinBewerberinnen und Bewerber für das Milizgefäss der Luftwaffen-doktrin werden aufgrund ihrer Ausbildung und Fähigkeitenausgewählt. Besonders interessiert ist die Luftwaffe an Ingenieurenaller Fachrichtungen, insbesondere Maschinenbau, Elektro, IT,Bau sowie an anderen Fachrichtungen.

Dabei wird besonderer Wert gelegt auf nachgewiesene Fähigkeit zumwissenschaftlichen Arbeiten und Verfassen von Studien, verfügbareZeit (im Rahmen der Dienstleistungspflicht) und Interesse an der Sache.

Dienstleistungen können flexibel und mittels Leistungsvereinbarungdurchgeführt werden.

Ein Fachseminar findet jährlich zur Selektion von Interessenten imZeitraum September/Oktober statt. Anmeldeschluss ist der 20. Augustdes Jahres (Poststempel/E-Mail-Abgang).

Interessenten melden sich bitte bei:Kdt Fachstab LuftwaffendoktrinOberstlt Mathias Völker, [email protected]

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Die Air Power Revue ist einoffenes Forum, das Studium,Gedanken und Diskussion zuLuftmacht im weitesten Sinneund zu ihrer Anwendung für dieSchweizer Sicherheitspolitik undArmee im Besonderen fördert.

Sie unterstützt die Luftwaffe inder

● Entwicklung von Doktrin undKonzepten

● Beitragsleistung zursicherheitspolitischen Debatte

● Ausbildung der Kader derArmee

● Führung des internationalenDialogs

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