ACHTUNG - iss-ffm.de
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Robert Lehr, Sozialpädagoge 1
ACHTUNG Bilder, Cartoons und Fotos, für die keine Bildrechteangaben vorliegen, mussten leider vor Veröffentlichung dieser Präsentation gelöscht werden und mit blauen Feldern ersetzt werden – insofern fehlen dieser Präsentation an der ein oder anderen Stelle eventuell grafische Bezüge. Wir bitten um Ihr Verständnis! © der eingebundenen Bilder: privat ISS-Frankfurt a. M., im Mai 2016
Trauma-Pädagogik am
Fließband – Geht‘s noch und wenn ja
wie? Robert Lehr, Sozialpädagoge 2
Robert Lehr, Sozialpädagoge 3
„Wer anderen Menschen begegnet, braucht eine
Haltung keine Stimmung!“
Berthold Engelke, Vorstand BAG Traumapädagogik
Robert Lehr, Sozialpädagoge 4
Wertschätzung und Respekt
Spaß und Freude
Transparenz
Partizipation Die Annahme
des guten Grundes
Die Haltung ist Ihr Fundament!!!
Robert Lehr, Sozialpädagoge 5
Traumapädagogische Grundhaltung Eine wesentliche Basis der Traumapädagogik stellt eine Grundhaltung dar, die das Wissen um
Folgen von Traumatisierung und biografischen Belastungen berücksichtigt und ihren Schwerpunkt auf die Ressourcen und Resilienz der Mädchen und Jungen legt.
o Die Annahme des guten Grund „Alles was ein Mensch zeigt, macht einen Sinn in seiner Geschichte“
o Wertschätzung „Es ist gut so, wie du bist“
o Partizipation „Ich trau dir was zu und überfordere Dich nicht!“
o Transparenz „Jeder hat jederzeit ein Recht auf Klarheit“
o Spaß und Freude „Viel Freude trägt viel Belastung“
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Trauma-
pädagogisches
Konzept
Robert Lehr, Sozialpädagoge 7
Der emotional-orientierte Dialog (1)
PädagogInnen als…
„Sprachforscher_innen“
• Traumatisierte Kinder denken nicht berechnend, provozierend. Sie handeln im Sinne individueller Überlebensstrategien.
• Es sind normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse
• Kognitive Appelle, unangemes-senes Verhalten aufzugeben sind nutzlos, wenn es zuvor nicht zu einer „emotionalen Berührung“ zwischen Kind und Pädagog_in gekommen ist.
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Der emotional-orientierte Dialog (2)
Kinder haben oft keine bewusste Erinnerung an traumatisches Geschehen. Die Erinnerung existiert vielmehr als Körpererinnerung und ist ständig präsent als überwältigende Emotion oder als diffuse Vermei-dungsregung.
Notwendig ist eine behutsame, geduldige und aus-haltende pädagogische Begleitung, um den Umgang mit eigenen Emotionen (Selbstwahrnehmung, Selbst-kontrolle, Selbstwirksamkeit) wieder erlangen zu können
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Der emotional orientierte Dialog Ermöglichung alternativer, fördernder Bindungs-, bzw. Bezieh-
ungserfahrung
Arbeit am Umgang mit Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle, Selbstwirksamkeit der Kinder
Gezielter Einsatz von kreativen Medien wie Trommeln, Malen, Theater…
Biographiearbeit
Erlebnispädagogische Einheiten
Body2Brain
etc. Robert Lehr, Sozialpädagoge
Der sichere äußere Ort • Äußere Rahmen der Einrichtung
Möblierung, freundliche Dekoration, Düfte, Musik, Farben …
• Atmosphäre, Gerüche, Lautstärke
• Klare Struktur, klare Regeln, klare Grenzen, um das Zusammenleben mit anderen Menschen nachträglich lernen zu können
• Schaffung eines gewaltfreien Lebensraumes, eine Art „Naturschutzgebiet“ für die Seele
• etc.
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Der geschützte Handlungsrahmen
Pädagog_innen als..
Entwicklungshelfer_innen
•Nicht nur der Schutz der Mädchen und Jungen, auch der Schutz der Pädagog_-innen ist wichtig
•Die anspruchsvolle Entwicklungsauf-gabe der Pädagog_innen ist langwierig und belastend
•Das pädagogische Feld muss für alle Beteiligten „sicher“ sein
•=> Achtung vor Burn-out, Überlastung, Überforderung, sekundäre Traumatisierung
•=> Anforderung auch an Leitung und Rahmenbedingungen
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Der geschützte Handlungsrahmen Sicherheit durch regelmäßige Fortbildungen zum Verstehen und
zum Umgang mit Traumata und Traumafolgestörungen
Sicherheit durch regelmäßigen Austausch, Supervision, passende Rahmenbedingungen und durch Selbstfürsorge (Distanzierungstechniken, Yoga, Chi gong, Sport, etc. …)
Sicherheit im Alltag wie z.B. Betreuerzimmer als Wohlfühlorte
Sicherheit durch Leitung
Sicherheit durch Wertschätzung, Transparenz …
etc.
Robert Lehr, Sozialpädagoge
Robert Lehr, Sozialpädagoge 14
Kultursensibler Blickwinkel
Es kommt aber vor allem darauf an, die jungen
Geflüchteten zuallererst als
Kinder und Jugendliche zu sehen.
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Sie haben Gesichter,…
Robert Lehr, Sozialpädagoge 16
…Namen,…
Ahmad, 16 Jahre, Syrien
Amin, 15 Jahre, Syrien
Sahir, 18 Jahre, Syrien
Matasem, 16 Jahre, Syrien
Moaz, 17 Jahre, Syrien
Mohamad, 17 Jahre, Syrien
Almotaz, 16 Jahre, Syrien
Shoaib, 16 Jahre, Pakistan
Defrim, 16 Jahre, Kosovo
Halil, 16 Jahre, Syrien
Kawa, 17, Syrien
Fadi, 17 Jahre, Syrien
Nabil, 17 Jahre, Syrien
Amgad, 14 Jahre, Syrien
Ahmad, 17 Jahre, Syrien
Josif, 17 Jahre, Syrien
Tariq, 15 Jahre, Syrien
Mohamad, 15 Jahre, Syrien
Louay, 16 Jahre, Syrien
Mahmoud, 16 Jahre, Syrien
Mahmoud, 15 Jahre, Syrien
Dilgash, 17 Jahre, Syrien
Sohail, 16 Jahre, Pakistan
Asad, 16 Jahre, Pakistan
Omar, 16 Jahre, Syrien
Khaled, 17 Jahre, Syrien
Mustafe, 13 Jahre, Syrien
Firas, 15 Jahre, Syrien
Thamer, 17 Jahre, Syrien
Qusai, 15 Jahre, Syrien
Mohammad, 16 Jahre, Syrien
Hasan, 14 Jahre, Syrien
Wasem, 16 Jahre, Syrien
Belal, 16 Jahre, Syrien
Valid, 17 Jahre, Syrien
Husnain, 16 Jahre, Pakistan
Mahmoud, 16 Jahre, Syrien
Alaan, 13 Jahre, Syrien
Hasan, 16 Jahre, Syrien
Bashar, 15 Jahre, Syrien
Souuad, 15 Jahre, Syrien
Najam, 17 Jahre, Pakistan
Emir, 17 Jahre, Iran
Mustafa, 17 Jahre, Syrien
Abdolah, 15 Jahre, Syrien
Hasen, 17 Jahre, Irak,
Abdallah, 17 Jahre, Irak
Mhamed, 16 Jahre, Syrien
Khalel, 16 Jahre, Syrien
Mashoog, 16 Jahre, Pakistan
Abdulhak, 17 Jahre, Syrien
Turki, 15 Jahre, Syrien
Yazan, 17 Jahre, Syrien
Badereddin, 14 Jahre, Syrien
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…ihre Herkunft… Robert Lehr, Sozialpädagoge 18
Yazan A., 17 Jahre • Kommt aus Homs, Vater im Tourismus, Mutter Lehrerin
• geht 2012 mit Mutter und Schwester nach Amaan, Jordanien
• 2014 weiter nach Istanbul - schwierig und sehr teuer dort
• Yazan will Pilot werden – in der Türkei zu teuer
• Macht 2 Probetrainings bei Besiktas Istanbul – wird nicht genommen, da er aus Syrien
stammt
• Sucht realistische Lebensperspektive
• Geht nach Izmir, nimmt Kontakt zu Schleusern auf
• Wartet in einem Wald mit ca. 120 anderen auf die Überfahrt nach Lesbos – ohne
Essen/Schlaf, da es jederzeit losgehen kann
• Überfahrt benötigt 3 Anläufe – wird per Waffengewalt auf das überfüllte Boot gezwungen
• Ist 7 Tage auf Lesbos – klammert sich 2x unter einen LKW, um auf die Fähre nach Athen
zu kommen
• Wird beim 1. Versuch erwischt und verprügelt
• Kommt dann über die Balkanroute nach München – muss in Ungarn unter dem NATO-
Zaun durch
• In München wird er in einen Bus gesetzt, ohne Info, wo es hingeht
• Kommt dann in LEA Ellwangen an und wird dort durch das Jugendamt in Obhut
genommen
…und ihre persönliche Geschichte!! Robert Lehr, Sozialpädagoge 19
Fotos Flucht Yazan
Zu Fuß nach Izmir
Strand auf Lesbos
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Fotos Flucht Yazan
Transport zum Hafen Lesbos
Übernachten im Hafen
Der Flucht-LKW
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Und wir Fachkräfte und
Helfer haben einen
vielschichtigen
Auftrag!!!!
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Versorgungsauftrag
Pädagogischer Auftrag
Struktureller Auftrag
Rechtlicher Auftrag
Kommunikativer Auftrag
Sozialpolitischer Auftrag Robert Lehr, Sozialpädagoge 23
Ankommen lassen
Annehmen
Halt geben in unsicheren Zeiten
Die Dinge in Fluss bringen
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Das heißt,…
Interne Grundversorgung
sicherstellen Robert Lehr, Sozialpädagoge 25
Externe Unterstützung und Begleitung
organisieren
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Kulturelle
Unterschiede
vermitteln
Sprache
Essen
Musik
Lautstärke
Schuhe im
Haus
Hygieneverhalten
Etc.
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Rituale entwickeln und pflegen Robert Lehr, Sozialpädagoge 28
Bestmögliche Transparenz schaffen
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Verlässliche Strukturen anbieten
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Bewohner miteinbinden!!!
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Emotionen leben und Normalität zurückgewinnen
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Unbekanntes ausprobieren!!!
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Gemeinschaft erleben!!!
Robert Lehr, Sozialpädagoge 34
Ausdruck ermöglichen!!! Robert Lehr, Sozialpädagoge 35
Kulturelle Identität wahren!!!
Robert Lehr, Sozialpädagoge 36
Bildung anbieten – Selbstwirksamkeit erlebbar
machen!!!
Robert Lehr, Sozialpädagoge 37
Bildung anbieten – Wünsche der Bewohner
aufgreifen!!!
Robert Lehr, Sozialpädagoge 38
Bildung anbieten – erste Erfolge erzielen!!!
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Erstversorgung Integration und Zukunft
Mögliche zeitliche und persönliche Perspektiven
aufzeigen und mit den Jugendlichen erarbeiten
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Realismus bewahren!!!
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Sequentielle Traumatisierung nach David Becker
Quelle: Maria Krautkrämer-Oberhoff
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Wir können Traumatisierung nicht verhindern, wir sind Teil davon!!!
Vielen Dank für ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit
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