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Impressum

Impressum

TreffpunkteFrankfurter Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie

Konzept

Die Zeitschrift ist ein Forum für alle Beteiligten in derambulanten, teilstationären und stationären Psychia-trie sowie in der Sozialpsychiatrie. Die Zeitschriftberichtet über allgemeine Entwicklungen; dasbesondere Gewicht liegt auf regionalen Aspekten derRhein-Main-Region.

Gründer

Christof Streidl (1939-1992)

Herausgeber

Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.Holbeinstraße 25-27, 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 96201869, Fax 069 627705 [email protected] www.bsf-frankfurt.de

Redaktionsteam

Henning Böke, Parvaneh Ghorishi, Christel Gilcher,Oliver Glaubrecht, Karla Mundt, Stephan von Nessen,Gerhard Pfannendörfer, Nadine Röder, StefanThalheim

Chefredaktion

Gerhard Pfannendörfer, Eichwaldstraße 45 60385 Frankfurt am Main Telefon 069 447401 [email protected] www.gerhard-pfannendoerfer.de

Druck und Vertrieb

Reha-Werkstatt Rödelheim, Biedenkopfer Weg 40a60489 Frankfurt am MainTelefon 069 907498-0, Fax 069 [email protected]/frankfurter-verein/rwr/rwr.html

Layout, Satz und Gestaltung

Bettina Hackenspiel / [email protected]

Titelseite

Bei der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Frank-furter Psychiatriewoche stellte die Oberurseler Künstle-rin Nathalie Karg mit ihren beiden Partnern ein tollesBühnenspektakel mit Tanz, Musik und Lesung auf dieBühne des Südbahnhofs.Foto: Gerhard Pfannendörfer

Erscheinungsweise

Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.

Auflage

1.200 Exemplare

Einzelpreis

Die Zeitschrift kostet 5,- Euro einschließlichVersandpauschale.

Abonnement

Das Jahresabonnement kostet 12,- Euro, zzgl. 5,- EuroVersandpauschale jährlich. Das Abonnement kann biszum 31. Dezember jedes Jahres gekündigt werden.Bestellungen bitte an den Herausgeber.

Förderabonnement

Mit einem Förderabonnement ab 20,- Euro jährlichkann die Zeitschrift unterstützt werden.

Anzeigen

Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V.Holbeinstraße 25-27, 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 96201869, Fax 069 [email protected]

hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1970 zur Aufgabe gemacht, die Situationpsychisch kranker Menschen in Frankfurt am Main zu verbessern und derenIntegration im städtischen Leben und das Miteinander in der Gesellschaft zufördern. Hierzu hat der Verein im Laufe der Jahre viele Projekte initiiert undneue Angebote und Einrichtungen geschaffen. Seit den 1990er Jahren ver-steht sich die Bürgerhilfe als Teil des Gemeindepsychiatrischen Versorgungs-systems in Frankfurt am Main und deckt vorrangig Angebote und Dienste imSüden der Stadt ab. Heute unterhält die Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie mitrund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern folgende Dienste und Einrichtun-gen: Betreutes Wohnen, die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Süd,eine Tagesstätte, ein Wohnheim und der offene »Treffpunkt Süd«. Die Ein-richtungen bieten psychisch kranken Menschen Unterkunft, psychosozialeBetreuung und Beratung sowie die Möglichkeit, ihren Tag zu strukturierenund mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Der Psychosoziale Krisendienst für ganz Frankfurt am Main sichert außer-halb der allgemeinen Dienstzeiten der Beratungsstellen und sonstigenDiensten in Notlagen psychosoziale und ärztliche Hilfe. Er wendet sich anMenschen mit psychischen Erkrankungen und seelischen Behinderungen, diean einer akuten ernsthaften Störung ihrer seelischen Gesundheit leiden,sowie an deren Angehörige, Freunde, Bekannte und Nachbarn.

Die von der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e. V. herausge -gebene Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie »Treffpunkte« dient der Vermitt-lung von Fachinformationen und der Unterrichtung der Öffentlichkeit überdie Situation psychisch kranker Menschen. Die Zeitschrift soll helfen, Vorur-teile gegenüber diesem Personenkreis abzubauen.

Der Vorstand der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e.V. setztsich zusammen aus Stephan von Nessen (1. Vorsitzender), Regina Stappelton(2. Vorsitzende) sowie den weiteren Vorstandsmitgliedern Gabriele Schlem-bach, Kirstin von Witzleben-Stromeyer, Wolfgang Schrank und Bernard Hennek. Geschäftsführer der Bürgerhilfe ist Gerhard Seitz-Cychy.

Die Arbeit des Vereins wird finanziert durch Leistungsentgelte für dieerbrachten Einzelangebote, durch Zuschüsse der Stadt Frankfurt am Mainund des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen sowie durch Mitgliedsbeiträgeund Spenden.

www.bsf-frankfurt.de

Die Bürgerhilfe SozialpsychiatrieFrankfurt am Main e. V.

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Editorial

»Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest,sagte die Katze.«

Lewis Caroll, Alice im Wunderland (1865)

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Ende war populärer als der Anfang. Nach verhaltenem Beginn steigerte sich derZuschauerzuspruch in der 23. Frankfurter Psychiatriewoche von Termin zu Termin. Zuüber 40 Veranstaltungen hatte die dreiköpfige Vorbereitungsgruppe die Träger undOrganisationen der örtlichen Gemeindepsychiatrie anregen können. Hélène Bister vonder Klinik Hohe Mark, Andrea Kempf von Perspektiven und Olga Lebedeva vom Sozial-werk Main Taunus bewältigten die organisatorische Kleinarbeit ausdauernd und mitfreundlicher Hartnäckigkeit neben ihrem beruflichen Tagesgeschäft. Während nurwenige Zuschauerrinnen und Zuschauer die imposante »Flamenco Revue« im Frank-furter Südbahnhof sehen wollten, standen sich die vielen Psychiatrieerfahrenen, Ange-hörigen, Profis und Neugierigen beim Abschlussfest der Psychiatriewoche im Meta-Quarck-Haus im Frankfurter Stadtteil Rödelheim fast auf den Füßen. Dazwischen gabes jede Menge und gut besuchte Fachdiskussionen, Tage der offenen Tür, Kunsterleb-nisse und ein Fußballturnier.

Eine Lehre der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche könnte lauten: Die Veranstal-tungen der Psychiatriewoche sind keine Selbstläufer mehr. Ohne den Einsatz von Ideen, Zeit und Geld können traditionelle Angebote auch bei potenten Ausrichternzum Flop werden. Die Verantwortlichen werden sich deshalb für das nächste Jahrüberlegen müssen, welche Angebote sie wirklich wollen – und dafür dann innerhalbihrer Organisation die nötigen Ressourcen bereitstellen.

Gerhard PfannendörferRedaktion »Treffpunkte«

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Inhalt

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Inhalt

Editorial

1 Von Gerhard Pfannendörfer

Magazin

3 Offenes KonzeptDie LEBENSRÄUME Offenbach geben neueZeitschrift herausVon Andrea Eicke, Uta Sturm, Sven Bastian und Johann Kneißl

5 Hilfe von Mensch zu MenschBürgerschaftliches Engagement für Straffälligemit Berührungspunkten zur PsychiatrieVon Jakob Schlink

Thema

8 »Einfach toll!«Eine bipolare Flamenco-Revue eröffnete die23. Frankfurter Psychiatriewoche

10 »Nein, meine Suppe ess ich nicht«Der Struwwelpeter als Vorläufer des Krank-heiten-Katalogs ICD-10

11 »Kranke Seelen sieht man nicht«Eine Filmvorführung in der Reha-WerkstattRödelheim war Anlass für intensive Diskus-sionen

12 Ein notwendiges GefühlDie Bedeutung von Wut bei psychischen StörungenVon Christel Gilcher

14 Borderline-Störung als Herausfor- derung an die GemeindepsychiatrieErfahrungen aus dem Meta-Quarck-Haus:Verlässlichkeit und Beziehungskonstanz alsSchlüssel zur RehabilitationVon Uwe Schiller

17 Hilfen aus einer HandNetzwerkarbeit durch Verknüpfung vonEingliederungshilfe und JugendhilfeVon Elisabeth Israel

20 Oft ein Buch mit sieben SiegelnDas Sozialgesetzbuch soll auch die Teilhabeam Arbeitsleben sichernVon Christopher Weber

Forum

23 ZukunftslosGedichte von Sonja B.

Informationen

24 Notizen, Themenhefte, Literatur, Zitat

Fragebogen

32 Sieben Fragen an Rainer Reichel

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Magazin

Offenes Konzept

Die LEBENSRÄUME Offenbach geben neue Zeitschrift heraus

Von Andrea Eicke, Uta Sturm, Sven Bastian und Johann Kneissl

Die LEBENSRÄUME sind in Offenbach ein führender Träger der Sozial -psychiatrie. Zur Unterstützung ihrer Öffentlichkeitsarbeit gibt die Organi -

sation seit kurzem ein eigenes Magazin heraus, das zur Auseinandersetzungmit psychischen Erkrankungen einladen soll und dazu beitragen will, Ängste

und Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen.

Am Anfang stand die Idee, mit derGründung der Stiftung LEBENSRÄU-ME Offenbach am Main eine Image-broschüre zu gestalten. Alle Betriebs-zweige sollten mit Ihren Angebotenbeschrieben werden, lebendiges Bild-material einen konkreten Einblick indie psychosoziale Arbeit ermögli-chen.

Schnell wurde erkannt, dass das Vor-haben zu kurz gedacht ist: Bild- undTextmaterial geben nur den Zustandder Erstellung wieder, eine Broschüreermöglicht keine Weiterentwicklung.Die Idee eines Magazins als lebendi-ges Medium mit mehr Darstellungs-möglichkeiten wurde geboren, vielessollte zu Wort kommen, Menschenvon außen eingebunden werden.

Die Geschäftsführung zeigte Innova-tionsgeist und beauftragte ein Gra-fikbüro, den Entwurf »Magazins 365«zu realisieren. Ansprechend und vielgestaltig sollte das neue Printme-dium sein, Einblicke in konkreteArbeitsfelder ermöglichen, Ausblickezu neuen Projekten aufzeigen und ineinem Rückblick von beispielhaftenAktivitäten berichten. Für jeden soll-te etwas dabei sein: Betroffene, Fach-leute, Angehörige, Ehrenamtliche,Interessierte und Experten sich vonden Texten und Bildern angespro-chen fühlen und selbst aktiv ihren

Die bislang erschienenen Hefte 1/2010 und 1/2011 des Magazins »365« der LEBENSRÄUME Offenbach können kostenlos beim Herausgeber bestellt werden.E-Mail: [email protected]

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Magazin

Beitrag leisten können. Eine Weiter-entwicklung sollte möglich sein undMenschen erreicht werden, die sichnicht über das Internet informierenkönnen oder möchten und gerneetwas »Gedrucktes« in die Hand neh-men. Das Magazin sollte mit Textenund Bildern zur Auseinandersetzungmit dem Thema psychische Erkran-kungen einladen und dazu beitra-gen, Ängste und Vorurteile in derGesellschaft abzubauen.

Aber wie an die Arbeit herangehen,über ein so schwieriges Themalebendig informieren, Menschen zuGesprächen und Interviews gewin-nen? Das Naheliegende wurde aufge-griffen, Mitarbeiter und betroffeneMenschen erzählten in Gesprächenund Interviews authentisch überihren Alltag, Erfahrungen der letztenzwei Jahre mit dem Nachrichten-und Interviewportal der Websitewurden einbezogen. Experten vonaußerhalb um Textbeiträge zu aktu-ellen Themen angesprochen, Förde-rer und Anzeigenkunden für dieDruckkosten gesucht.

Ein- bis zweimal jährlich soll dasHeft erscheinen, die zweite Ausgabewurde kürzlich veröffentlicht.»Lebensräume 365« versteht sich alsansprechendes Printmedium, dasüber die aktuelle psychosozialeArbeit in der Region Offenbach miteiner Mischung aus Alltagsarbeit,neuen Projekten und gesellschaftli-chen Themen berichtet. Dabei folgtdas 32- bis 36-seitige Heft einer kla-

ren Struktur, ohne ein Leitthema inden Vordergrund zu stellen. SechsRubriken stehen nebeneinander undje nach Interesse kann der Leser sichseinen eigenen Leseschwerpunkt set-zen.

Das Konzept ist offen, der Einbezugvon Kooperationspartnern wie Klini-ken, Sozialträger u. a. erwünscht. Der Titel »365« soll sagen, dass esLEBENS RÄUME an 365 Tagen im Jahrgibt. Der Sozialbetrieb möchte mit

anderen Trägern die psychosozialeArbeit in Stadt und Kreis Offenbachan 365 Tagen im Jahr weiterentwi-ckeln. Interessenten sind eingeladen,sich mit Text- und Bildbeiträgen oderals Anzeigenkunden zu beteiligen.

Das Grafikbüro pict kommunikati-onsdesign und LEBENSRÄUME sindsich darin einig, ein modernes Print-medium für die psychosoziale Arbeitgeschaffen zu haben. Das Lesen undBetrachten der Bilder soll Freudebereiten, die ansprechende Aufma-chung das Image von Psychiatrie undWohlfahrt heben. Daran haben dasFotostudio Baumann-FotografieFrankfurt und eigene Fotografenwesentlichen Anteil. Mit der zweitenAusgabe wurden im September 2011erneut 2.000 Exemplare von Bert-hold Druck produziert und an Koope-rationspartner versendet. LEBENS-RÄUME, Grafiker und Fotografenladen Sie auf eine Bild- und Lesereiseein.

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Das Gestaltungsbüro pict kommunikationdesign wurde 1999 von Sven Bastian,Andrea Eicke und Uta Sturm gegründet. Bereits während ihres gemeinsamen Studiums an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach realisierten sie gestalteri-sche Projekte. Schwerpunkt der Arbeit sind die Entwicklung von Erscheinungsbildernfür Unternehmen und die Übertragung auf sämtliche Kommunikationsmittel.

www.pict.de

Johann Kneißl, 48 Jahre, Philologe M.A., leitetdas Ressort Kommunikation bei der StiftungLEBENSRÄUME Offenbach am Main. Er ist ver-antwortlicher Redakteur des »Magazins 365«.

Die Stiftung wurde im vorigen Jahr gegründet,um die Tätigkeiten des Vereins »lebensräume«auf Dauer fortzuführen.www.lebsite.de

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Magazin

Seit 2002 betreut der Verein »Förde-rung der Bewährungshilfe in Hessene. V.« das vom Hessischen Ministeri-um der Justiz, für Integration undEuropa geförderte Projekt »Ehren-amtliche Mitarbeit in der Bewäh-rungshilfe«. Ursprünglich an dreiModellstandorten entwickelt, weitetesich das Projekt im Laufe der Zeit ste-tig aus: Inzwischen sind rund einhun-dert Frauen und Männer in Frank furtam Main, Offenbach, Wiesbaden,Hanau, Darmstadt, Bensheim, Mar-burg, Kassel und Limburg ehrenamt-lich in der Bewährungshilfe aktiv.

In vielen Fällen gelingt dabei einewertvolle Ergänzung zur Arbeit derhauptamtlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in der Bewährungs-hilfe. Übernommen werden Aufga-ben, für die den beim Land beschäf-tigten Sozialarbeitern mit durch-schnittlich 100 Klienten pro Vollzeit-stelle schlicht keine Zeit bleibt undfür die eine sozialarbeiterische Aus-bildung nicht zwingend erforderlichist: Ehrenamtliche unterstützen beimNachholen eines Schulabschlussesoder einer Ausbildung, begleiten beiBehördengängen, bringen gemein-

sam mit den Betroffenen Ordnung inihre Unterlagen, helfen beim Anferti-gen von Bewerbungsschreiben, bie-ten Freizeitangebote an oder sindeinfach nur da, hören zu und gebendie Möglichkeit, sich auszusprechen.

Ein solch anspruchsvolles Ehrenamterfordert fördernde und wertschät-zende Rahmenbedingungen. So sor-gen drei in Teilzeit angestellte haupt-amtliche Koordinatoren des Vereinsfür die organisatorische Unterstüt-zung und die gezielte Qualifizierungder ehrenamtlichen Mitarbeitenden.

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Hilfe von Mensch zu Mensch

Bürgerschaftliches Engagement für Straffällige mit Berührungspunkten zur Psychiatrie

Von Jakob Schlink

In der hessischen Bewährungshilfe werden zusätzlich zu haupt amt -lichen Sozialarbeitern vermehrt ehrenamtliche Mitarbeiter eingesetzt.

Diese unterstützen Straffällige vorrangig in alltagsnahen Lebens bereichen. Häufig begegnen sie dabei Menschen, die in

psychiatrischer Behandlung sind oder waren.

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Magazin

Mit einer mehrtägigen intensivenEinführungsschulung werden neueInteressenten auf den Einsatz in derBewährungshilfe vorbereitet. Beglei-tend zu ihrer Tätigkeit werden fürdie Ehrenamtlichen regelmäßig Sit-zungen zur Praxisreflexion angebo-ten. Ergänzend werden Fortbildun-gen zu unterschiedlichen Themendurchgeführt, die für die Arbeit inder Bewährungshilfe von Bedeutungsind.

Zuletzt fanden in Frankfurt zwei Ver-anstaltungen rund um das Thema»Psychische Krankheiten« statt. Am25. Juni 2011 referierte Dr. Gerd-Roland Bergner, Leiter des Sozialpsy-

chiatrischen Dienstes am Gesund-heitsamt Frankfurt am Main, vorehrenamtlichen Mitarbeitern desVereins zum Thema der psychischenStörungen und Krankheiten aus psy-chiatrischer Perspektive. Am Nach-mittag schlossen Christel Gilcher(Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frank-furt am Main e. V.) und Hans Müller(Frankfurter Verein für Soziale Heim-stätten e. V.) daran an und suchtenmit den Fortbildungsteilnehmerneine Auseinandersetzung, wie mitpsychisch beeinträchtigten Klientenohne Problemeinsicht umzugehenist. Im Mittelpunkt stand dabei vorallem das Verhalten der ehrenamtli-chen Mitarbeitenden im Falle von

Fremd- und Selbstgefährdung. Am 1. Juli 2011 wurde das Thema durcheinen Vortrag von Sylvia Kornmann,Vorstandsmitglied im Landesver-band Psychiatrie-Erfahrene Hessene.V., ergänzt. Ihr gelang es, das Erle-ben von psychosozialen Krisen undder Institution Psychiatrie aus derPerspektive einer psychiatriekriti-schen Betroffenen zu vermitteln.

Diese Veranstaltungen wurden vonden Ehrenamtlichen sehr gut aufge-nommen. Die Inhalte standen indirektem Zusammenhang mit derehrenamtlichen Praxis vieler Teil-nehmenden: Einige Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter konnten von

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Rund einhundert Frauen und Männer haben sich in Hessen bereit erklärt, ehren-amtlich in der Bewährungshilfe aktiv zu werden. In intensiven Seminaren werdensie auf ihren anspruchsvollen Einsatz vorbereitet.

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Klienten berichten, bei denen diepsychiatrischen Diagnosen und Hin-tergründe weitgehend bekanntwaren. Andere hatten mit Straffälli-gen zu tun, bei denen zwar keinepsychiatrische Abklärung erfolgtwar, von den Klienten vielleicht auchnicht ge wünscht wurde, aber docherhebliche Verhaltensauffälligkeitenzu beobachten waren, die eine ent-sprechende Problematik nahe legten.Auch in den Sitzungen zur Praxisre-

flexion werden immer wieder Fragenzu psychischen Auffälligkeiten derKlienten zum Thema.

Dies kann auch nicht weiter verwun-dern. Wie durch zahlreiche For-schungsergebnisse belegt, bestehtgerade für Straffällige, die zu einerHaftstrafe verurteilt wurden, im Ver-gleich zur Durchschnittsbevölkerungein deutlich erhöhtes Risiko, die

Diagnosekriterien für eine psychi-atrische Erkrankung zu erfüllen.Einer Untersuchung in britischenHaftanstalten aus dem Jahr 1998zufolge zeigte sogar nur einer vonzehn untersuchten Inhaftierten kei-ne Anzeichen psychischer Erkran-kungen. Besonders stark betroffensind verurteilte Straftäter offensicht-lich von Suchterkrankungen, Depres-sionen und posttraumatischen Belas-tungsstörungen (Tina Schröder, Psy-

chische Erkrankungen bei männli-chen Gefangenen im geschlossenenVollzug. Inauguraldissertation an derUniversität Lübeck. 2005, S. 14 ff.).Auch und gerade in der Arbeit mitpsychisch belasteten Klienten habensich ehrenamtliche Einsätze alsergänzendes Angebot bewährt. DieProbanden der Bewährungshilfe, dienicht selten unter sozialer Isolierungleiden, bekommen ein für sie freiwil-

liges Beziehungsangebot von einerPerson, die weder aus dem »SystemStraffälligenhilfe« noch aus dem»System Psychiatrie« kommt.

Während sich die hauptamtlichenHelfer um die Koordination undDurchführung der professionellenHilfen kümmern, leisten die ehren-amtlichen Mitarbeiter die Begleitungim Alltagsbereich und damit einenwertvollen Beitrag zur Stabilisierungder Lebensverhältnisse ihrer Klien-ten. Unerlässlich dabei ist natürlichdie intensive Zusammenarbeit vonHaupt- und Ehrenamtlichen, auchum für ehrenamtliche MitarbeiterÜberforderungssituationen vorzu-beugen und sie bei notwendigenGrenzsetzungen im Umgang mit denKlienten zu unterstützen. Insofernsetzt ein Projekt dieser Art viel gutenWillen und ein hohes Maß an Ein-satzbereitschaft von allen Seitenvoraus, doch unsere Erfahrung sagtuns: Es lohnt sich!

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Jakob Schlink

ist Diplom-Pädagoge und arbeitet als Koordinator für dasProjekt »Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe«

für Südhessen in der Geschäftsstelle des Vereins »Förde-rung der Bewährungshilfe in Hessen e. V.«

Neebstraße 3, 60385 Frankfurt am MainTelefon 069 97768106; www.fbh-ev.de

[email protected]

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten

einen wertvollen Beitrag zur Stabili -

sierung der Lebensverhältnisse.

„“

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Thema

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Eine bipolare Flamenco-Revue eröffnete die 23. Frankfurter Psychiatriewoche

Mit dem musikalischen Bühnenspektakel »Toll im Quadrat« wurde die dies-jährige Psychiatriewoche eröffnet. Die Künstlerin Nathalie Karg setze darindie bei ihr diagnostizierte psychische Erkrankung produktiv in Tanz, Musikund Lesung um: »Bipolar Überleben von A bis Z«.

Nach den Begrüßungen von Gottfried Cramer vom Mitveranstalter, der Klinik Hohe Mark in Oberursel, undHélène Bister von der Vorbereitungsgruppe eröffnet Dr.Dietmar Seehuber, Chefarzt in der Klinik Hohe Mark, die23. Frankfurter Psychiatriewoche am 8. September 2011 imMusiksaal des Frankfurter Südbahnhofs. In seinem »krea-tiven Grußwort« lud er die – leider nicht sehr zahlreichen– Zuschauerinnen und Zuschauer zum Assoziieren ein:Informationen bekommen, Freunde und Bekannte tref-

fen, sich an Diskussionen beteiligen, Neues aus der Szeneerfahren – all das brachten die Anwesenden mit der Psy-chiatriewoche in Verbindung.

Mit dem Kunstprojekt »Toll im Quadrat« heizte dann dieKünstlerin Nathalie Karg und ihre beiden MitstreiterJohn Opheim (Gitarre) und Manuel Loj »ARDILL!TA«(Gesang und Percussion) dem Publikum ein. »Toll imQuadrat« stand dabei für seinen doppelten Wortsinn: ver-

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Thema

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INTERVIEW

rückt und großartig. Die zweistündige Show bestand auseinem mitreißenden Mix aus Gesang, Tanz, Chansons,Handpuppentheater, Videoeinblendungen und andereÜberraschungen.

Bei der Künstlerin Nathalie Karg, im Hauptberuf Grafike-rin in einem Verlag in Oberursel, wurde bereits 1994 dieDiagnose »Bipolar I« gestellt, was »affektive Störungenmit episodischem Verlauf« bedeutet: mal himmelhoch-jauchzend, mal zu Tode betrübt. Seit sie laufen und spre-chen kann, so ihr Bekenntnis, singt und tanzt sie: »MeineLiebe zum Flamenco glüht seit einem Vierteljahrhun-dert.«

Am nächsten Tag war die Show dann nochmals in derKlinik Hohe Mark in Oberursel zu sehen. Die Veranstal-tung eröffnete gleichzeitig die in der Klinik stattfinden-den zwei Ausstellungen von Nathalie Karg, die noch bisEnde November 2011 in der Klinik Hohe Mark zu sehensein werden. Der im Buchhandel erhältliche Ausstel-lungskatalog zeigt auf 60 farbigen Seiten alle 26 Expona-te und eine biographische Geschichte über skurrile Erleb-nisse während des Ausbruchs der bipolaren Störung derKünstlerin.

Hélène Bister von der Klinik HoheMark, Andrea Kempf von Per-spektiven e. V. und Olga Lebedevavom Sozialwerk Main Taunus e. V.haben die Organisation der dies-jährigen Frankfurter Psychiatrie-woche neben ihrem beruflichenAlltag gestemmt. Wir fragtenHélène Bister (Foto) nach ihrenErfahrungen und wie es weiter-gehen wird.

Seit der Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Psychiatrie -woche sind in der Klinik Hohe Mark parallel zwei Ausstellun-gen von Nathalie Karg zu sehen: »Momentos Flamencos« zeigt Fotos aus Andalusien und»Bipolar überleben von A bis Z« zeigt einen »Kunstparcoursmit 26 Stationen«. Die dazu gehörige Buchveröffentlichung istim Buchhandel erhältlich.Nathalie Karg: Toll im Quadrat. Bipolar überleben von A bis Z. r+p Verlag, Oberursel. 60 Seiten. 12,- Euro. ISBN 978-3-938716-03-8.

»Gelungene Feste«

> Wie aus Ihrer Sicht die diesjährige Psychiatriewoche gelaufen?

Hélène Bister: Auf Nachfragen habe ich die Information bekommen, dass viele Ver-anstaltungen gut besucht waren. Die Eröffnungs- und die Abschlussveranstaltungwurden mit Betroffenen gemeinsam gestaltet – das ist meiner Meinung nach sehrwichtig und ein Gewinn für die Psychiatriewoche und die Psychiatrie im allgemei-nen: Fachleute und betroffene Menschen arbeiten zusammen. Die Eröffnung- unddie Abschlussveranstaltung waren aus meiner Sicht gelungene Feste.

> Die trägerübergreifende Frankfurter Fachgruppe Psychiatrie hat sich nunschon längere Zeit nicht mehr getroffen, Können Sie schon absehen, wie es mitdiesem Gremium weitergehen wird?

Diese Frage wird, so die Planung, in naher Zukunft besprochen. Es haben sich schoneinige interessierte Menschen gefunden, die sich über eine Mitarbeit austauschenmöchten.

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Das Struwwelpeter Museum, eine Einrichtung derFrankfurter Werkgemeinschaft, hatte während der dies-jährigen Psychiatriewoche die Ur-Ur-Enkelin von Hein-rich Hoffmann eingeladen. Cornelia Hessenberg arbeitetals Musiktherapeutin mit psychisch kranken Kindern inder Bergischen Diakonie Aprath in Wuppertal.

»Und die Mutter blicket stumm / Auf dem ganzen Tischherum« war ihr Vortrag zur Aktualität des »Struwwelpe-ters« überschrieben. Denn ob ADHS, Magersucht oderStörungen des Sozialverhaltens – die Diagnosen dermodernen Kinderpsychiatrie lassen sich mühelos auf diekindlichen Helden aus dem im Jahre 1845 erstmals veröf-fentlichten »Struwwelpeter« des Frankfurter Arztes Dr.Heinrich Hoffmann anwenden.

Die rund 40 Besucherinnen und Besucher erfuhren etwasüber die Person von Heinrich Hoffmann, der als Pionierder Frankfurter Gemeindepsychiatrie angesehen werdenmuss. Von 1851 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1888war er Direktor der »Anstalt für Irre und Epileptische« inFrankfurt am Main, der städtischen Nervenheilanstalt.Auf sein Betreiben hin entstand ein moderner Neubauauf dem Affensteiner Feld im damals noch unbebautennördlichen Westend. Er starb nach einem Schlaganfallund wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.Nach ihm ist eine Straße in Frankfurt am Main-Niederradbenannt, wo sich heute das Zentrum für Psychiatrie derFrankfurter Universitätsklinik befindet.

Obwohl er also für das erste deutsche psychiatrischeKrankenhaus verantwortlich war, in dem die Patientenals solche behandelt, und nicht einfach weggeschlossenwurden, ist er bis heute vor allem als Autor des »Struw-welpeters« bekannt. Das Werk entstand, weil er für sei-nen dreijährigen Sohn Carl kein passendes Bilderbuchfand und deshalb einfach selber in ein leeres Schreibheft

»Nein, meine Suppe ess ich nicht«

Der Struwwelpeter als Vorläufer des Krankheiten-Katalogs ICD-10

Der Zappel-Philipp ist zum Synonym für ein Kind mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperak-tivitäts-Störung (ADHS) geworden. Auch die anderen Struwwelpeter-Geschichten kön-nen durch die psychiatrische Brille ihres Schöpfers Heinrich Hoffmann gesehen werden,wie ein Vortrag in der diesjährigen Psychiatriewoche darlegte.

Cornelia Hessenberg, eine Ur-Ur-Enkelin von Heinrich Hoffmann, interpretierte die Struwwelpeter-Geschichtenihres Vorfahren mit Sachkunde und Humor.Fotos Gerhard Pfannendörfer

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die kurzen Geschichten von aufsässigen Kindernschrieb und zeichnete.

Vom bösen Friederich (Störung des Sozialverhaltens)über den Suppen-Kasper (Magersucht) bis zum HansGuck-in-die-Luft (Absencenepilepsie) lassen sich diemeisten Geschichten im Struwwelpeter heute mitdem der Internationalen statistischen Klassifikationder Krankheiten und verwandter Gesundheitsproble-me (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation lesen –was die Referentin mit Sachkunde und Humor auchzur Information und zum Vergnügen der Besuchertat. Diese durften dann noch selbst in Aktion tretenund ihre Assoziationen mit den berühmten Kinder-geschichten der Weltliteratur in kleinen Gesprächs-gruppen zusammentragen.

»Kranke Seelen sieht man nicht«

Der Pausenraum der Reha-Werkstatt Rödelheimplatzte bei der diesjährigen Frankfurter Psychiatrie-woche fast aus allen Nähten. Mit solch einemAndrang hatten die Veranstalter nicht gerechnet.Gezeigt wurde der Film »Kranke Seelen sieht mannicht – Betroffene melden sich zu Wort«. Anwesendwaren der Regisseur und eine Darstellerin. AlsZuschauer kamen psychisch erkrankte Menschen,Therapeuten und Pflegende aus verschiedenen Ein-richtungen der Region, um sich die 45-minütigeDokumentation anzuschauen und anschließendmit dem Filmregisseur und einer Darstellerin zudiskutieren. Werkstattleiter Axel Seiderer begrüßtezunächst alle und kündigte den Film und die Dis-kussion an. Nach der Vorführung übernahm IngridSchneider die Diskussionsleitung. Die meistenWortmeldungen und Diskussionsbeiträge befass-ten sich mit Themen wie Zwangseinweisung, Pround Kontra Medikamente und die Therapieangebo-te in der Rhein-Main-Region. Von vielen Teilneh-menden wurde die Forderung nach mehr interdis-ziplinärer und besserer institutioneller Zusammen-arbeit unterstützt. Einige beklagten den Mangel anbehandelnden Kliniken und Therapieangeboten imWetteraukreis. In dem Zusammenhang hieß es, derFrankfurter Raum sei psychiatrisch gut, wenn nichtschon überversorgt. Bei einem abschließendenWerkstattrundgang konnten sich die Gäste über dieArbeitsmöglichkeiten der Werkstattmitarbeiterin-nen und Werkstattmitarbeiter informieren. Insbe-sondere das Angebot hochqualifizierter Arbeits-plätze an den Computern der Druckvorstufe, an denOffsetdruckmaschinen und in der Druckweiterver-arbeitung beeindruckten die Besucher der Veran-staltung.

Eine DVD mit dem Film »Kranke Seelen sieht mannicht« kann gegen eine Aufwandsentschädigungvon 20,- Euro beim Diakonischen Werk Lahn-Dillbestellt werden ([email protected]).

Auch die Zuhörer waren aufgefordert, sich über ihre Kind-heitserinnerungen zu den verschiedenen Aspekten derStruwwelpeter-Geschichten auszutauschen.

Die Geschichten des Struwwelpeters lassen sich durchausmit den Symptomenn vergleichen, wie sie in dem Diag-noseklassifikations- und Verschlüsselungssystem derWeltgesundheitsorganisation (ICD-10) beschrieben sind.

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Die Veranstaltung der psychiatrischen Institutsambu-lanz der Klinik Hohe Mark hatte rund 70 Personen ange-lockt. Die Diplom-Psychologin Christine Becker führte indie aktuellen fachtheoretischen Erkenntnisse der Wissen-schaft ein, um danach zur Diskussion gemeinsam mitChefarzt Dr. Dietmar Seehuber einzuladen.

Die Wut kann als primäre, angemessene emotionaleReaktion auftreten oder als nicht gut angepasste emotio-nale Reaktion erlebt werden. Die direkte wütende undausgelebte Situation kann das Gehirn verarbeiten undwieder in eine ruhige überlegte Handlung überleiten.Eine indirekte, auf schlecht verarbeitete Erinnerungenbasierende wütende Situation kann das Gehirn nichtmehr unmittelbar verarbeiten und unsere Reaktionerscheint ohne Sinn und Zweck.

Unterdrückte Wut kann viele körperliche Krankheitenerzeugen: erhöhter Blutdruck, erhöhter Puls, Herzinfarkt-risiko, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Men-schen, die keinen Ärger zulassen und entsprechend sichverhalten, können unter ständigen Kopfschmerzen lei-den. Wer immer Aggressionen verhindert und in derKindheit nicht gelernt hat, mit Aggressionen umzugehen,entwickelt wenig Selbstbewusstsein und ein geringesSelbstwertgefühl. Interessant ist auch, dass 40 Prozentder depressiven Menschen, von denen wir das nicht ver-muten, plötzliche Wutanfälle haben können. Menschenmit einer Borderline-Erkrankung konnten während derKindheit erlebte »Wut-Gefühle« nicht richtig einordnenund adäquate Handlungsentwürfe wurden blockiert.Narzisstische Persönlichkeitsstörungen und Suchterkran-kungen gehören zu einem weiteren Krankheitsfeld, indenen Wut eine Rolle spielt.

Die Therapie für »Wut-Störungen« zielt darauf ab, dieursprünglichen Gefühle wieder aufzuarbeiten. Dr. Seehu-ber weist auf die Therapie-Angebote hin und welcheMöglichkeiten es gibt, Techniken zu erlernen, mit Wutumzugehen. Lernbar sind mannigfaltige Entspannungs-techniken, die nach einem »Wuterlebnis« angewandtwerden können, damit ruhiger und gelassener das ent-standene Problem kommuniziert werden kann. In einemProblemgespräch mit dem »Wutgegner« ist es wichtig,dass wir nicht mit »Du« beginnen, sondern mit Ich-Bot-schaften anzeigen, dass wir das gezeigte Verhalten nichtakzeptieren können. Wir beschreiben, wie das Verhaltenauf uns wirkte, schildern die dabei entstandenen Gefühleund bieten Verbesserungsvorschläge an.

Nach den Ausführungen gab es viele Fragen und einreger Austausch mit unterschiedlichen Meinungen ent-stand. Das aufmerksame Publikum zeigte viel Interessean der »Wut« im Zusammenhang mit der Intelligenz.Intelligente Menschen können genauso wütend werdenwie alle anderen Menschen auch. In der Therapie ist einegewisse Intelligenz notwendig, um zu überdenken, wieich meine Impulse steuern kann. Dabei ist es notwendig,das Gefühl zu erkennen und dann Lösungen zu überle-gen, wie ich sinnvoll mit der Situation umgehen kann.

»Gefühle sind nicht unbewusst«, war die Aussage derReferenten. Gefühle würden vielmehr im Gehirn wahrge-nommen und gesteuert und zum Handeln vorbereitet. Jeöfter Situationen entstehen, in denen ich mich hilflosund ausgeliefert erlebe, umso schwieriger wird es, dieWut zu steuern. Möglichkeiten, die oft ergriffen werden,bestehen darin, der Wut zu entfliehen (oft auch mit Hilfevon Suchtmitteln), die Wut zu verdrängen, im schlimms-

Ein notwendiges Gefühl

Die Bedeutung von Wut bei psychischen Störungen

Von Christel Gilcher

Wut ist nach dem amerikanischen Psychologen Paul Ekman eine von sechsGrundemotionen – neben Ekel, Furcht, Freude, Traurigkeit und Überraschung.Eine »Bürgervorlesung« der Klinik Hohe Mark untersuchte während der 23. Frankfurter Psychiatriewoche das Thema und seine Bedeutung für diepsychische Gesundheit.

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ten Fall, die Wut ganz »einzufrieren« (z. B. bei traumati-schen Erlebnissen).

Im psychotischen Zustand ist die Wut nach SeehubersAnsicht zuerst mit Medikamenten zu behandeln, bisdarüber gesprochen werden kann. Freundlich zu sein,und zuhören, wie einige Anwesende glauben, genügt inder akuten Phase nicht.

Nicht vergessen wurde auch, dass Wut auch einer kultu-rellen Ethik unterworfen ist. In vielen Kulturkreisen giltsie als verwerflich und wird gesellschaftlich nicht akzep-tiert. Auch an diesem Punkt gilt es zu arbeiten und dieWut als normales Gefühlsmoment in die Erziehung sinn-voll miteinzubeziehen.

Auf alle Fragen wurde von den Referenten mit vielGeduld eingegangen – eine überaus gelungene Veranstal-tung der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche.

Christel Gilcher

ist Leiterin der ambulanten Dienste bei derBürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt amMain e. V. und Mitglied im Redaktionsteamdieser [email protected]

IMPRESSIONENWährend der Psychiatriewochehatten sich für den Sektor Süd inFrankfurt am Main die Bürger-hilfe Sozialpsychiatrie, die Psy-chiatrische Institutsambulanzder Uni-Klinik und der städtischeSozialpsychiatrische Dienstzusammengefunden und einenInformationsstand am Süd-bahnhof einrichtet.

»Meine Klientin macht zu, sobald die Sprache auf ihr Problemkommt.« Der Fachvortrag der Frankfurter Werkgemeinschaftzur »dissoziativen Störung« stieß auf reges Interesse vor allemvon Fachkräften aus der Psychiatriearbeit.

Fotos Barbara Walzer

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Im Meta-Quarck-Haus hat man das Problem erkannt.Das im Stadtteil Rödelheim gelegene Wohnheim desFrankfurter Vereins für soziale Heimstätten hat Erfah-rung mit Klienten mit Borderline-Störung, über die Heim-leiter Hartmut Molling in einer Veranstaltung im Rah-men der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewocheberichtete. Anwesend waren überwiegend Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen und leidernur wenige Angehörige und Betroffene. (Ich selbst habedie Veranstaltung als Angehöriger im weitesten Sinnebesucht, mir sind die in Vortrag und Diskussion verhan-delten Probleme geläufig.)

Die für diesen Personenkreis typische Neigung zu selbst-schädigendem Verhalten – das in schweren Fällen dieForm gefährlicher Selbstverletzungen annehmen kann –stellt in der Symptomatik nur die sprichwörtliche »Spitzedes Eisbergs« dar. Dahinter stecken tiefe, oft auf trauma-tischen Erfahrungen beruhende Unsicherheiten dieserMenschen in der Beziehung zu anderen und zu sichselbst. Fehlendes Selbstwertgefühl mündet in Auto -aggression. So instabil, sprunghaft und impulsiv wie dieemotionale Stimmungslage sind die sozialen Beziehun-gen, die typischerweise einem Schwarzweiß-Muster fol-gen: Menschen werden als absolut »gut« oder »böse«wahrgenommen (wobei diese Zuschreibungen in Bezug

auf eine Person abrupt wechseln können), die komplexenRealitäten menschlichen Verhaltens werden nicht ver-standen.

Den wichtigsten Grundsatz im Umgang mit Borderline-Persönlichkeiten brachte Hartmut Molling treffend aufden Punkt: Diesen hochgradig sensiblen Menschen mussseitens ihrer Bezugspersonen vor allem Verlässlichkeit,Sicherheit und Beziehungskonstanz geboten werden.Einen interessanten Ansatz in der Praxis seines Hausesbeschrieb Molling in dem Konzept, zwei Betreuungsper-sonen bereitzustellen, von denen eine den »guten« unddie andere den »bösen« Part übernehmen kann. Es kannsich positiv auswirken, wenn eine Bezugsperson existiert,die als Adressat von Frustrationen und Aggressionen fun-giert, während eine andere beruhigend und stabilisie-rend wirkt. Bedacht werden sollte dabei allerdings auch,dass Borderliner in der Regel sehr aufmerksam registrie-ren, ob man ihnen mit echter Empathie begegnet oderbloß mit pädagogischer Routine.

Die größte Herausforderung für die gemeindepsychiatri-sche Arbeit besteht darin, dass Klienten mit Borderline-Störung Individualisten sind, bei denen die üblichengruppentherapeutischen Angebote kaum praktikabelsind. Ihr Freiheitsdrang muss ernst genommen werden.

Borderline-Störung als Herausforderung an dieGemeindepsychiatrie

Erfahrungen aus dem Meta-Quarck-Haus: Verlässlichkeit und Beziehungskonstanz als Schlüssel zur Rehabilitation

Von Henning Böke

Die Diagnose »Borderline-Störung« (Emotional instabile Störung, Borderline-Typ,F60.31) beschreibt ein Krankheitsbild, dessen Kern in einer Störung der Kontrolleemotionaler Impulse besteht. Die zeitweilig inflationäre Verwendung hat dazubeigetragen, sie als »Modediagnose« in Misskredit zu bringen. Für Menschen,bei denen tatsächlich diese Problematik vorliegt, die einen erheblichen Leidens-druck verursachen und die Möglichkeiten selbstständiger Lebensführungbeträchtlich einschränken kann, existieren leider bislang nur wenig zielgruppen-gerechte gemeindepsychiatrische Hilfsangebote.

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Molling umriss das Ziel eines »vollstationären Einzelwoh-nens« – ein Ideal, das in einer von Sparzwängenbestimmten Realität bislang nicht verwirklicht werdenkonnte. Das Meta-Quarck-Haus ist in Wohngruppen (imHauptgebäude sowie extern) gegliedert.

Hartmut Mollings Ausführungen gaben zu erkennen,dass im Meta-Quarck-Haus im Umgang mit diesem Per-sonenkreis eine hohe fachliche Kompetenz erarbeitetworden ist. Weniger überzeugend fielen seine Antwortenauf diverse praktische Fragen aus. In einem Beitrag in

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, engl.: Inter-national Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste Diagnoseklassifikations-und Verschlüsselungssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben. Die aktuelle,international gültige Ausgabe (engl. revision) ist ICD-10, Version 2008. In Deutschland sind die an der vertragsärztli-chen Versorgung teilnehmenden Ärzte und ärztlich geleiteten Einrichtungen verpflichtet, Diagnosen nach diesemSchema zu verschlüsseln. Der »Borderline Typus« hat darin die Ziffer F60.31 und wird wie folgt beschrieben:

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affek-ten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und mani-festiert sich in verschiedenen Lebensbereichen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wennvon einer solchen Störung gesprochen wird:

1. Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Ver-lassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden kei-ne suizidalen oder selbstverletzenden Handlungenberücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.

2.Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischen-menschlicher Beziehungen, das durch einen Wechselzwischen den Extremen der Idealisierung und Entwer-tung gekennzeichnet ist.

3.Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Insta-bilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

4.Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschä-digenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität,Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu vieloder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine sui-zidalen oder selbstverletzenden Handlungen berück-sichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.

5.Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeu-tungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsver-halten.

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reak-tivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodischeDysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Ver-stimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur sel-ten mehr als einige Tage andauern).

7.Chronische Gefühle von Leere.

8.Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten,die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche,andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinan-dersetzungen).

9.Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste para-noide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symp-tome.

Der ICD-10 steht im Internet kostenlos zur Einsichtund zum Herunterladen zur Verfügung.www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/

Die Borderline-Störung nach dem ICD-10

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Heft 1/2010 dieser Zeitschrift beschrieb Molling das Meta-Quarck-Haus als »Übergangseinrichtung«. Es bietet ins-gesamt 55 Wohnplätze. Auf die während der Veranstal-tung aus dem Publikum gestellte Frage nach der Fluktua-tion war die Rede von vier bis maximal acht Aus- undEinzügen pro Jahr. Eine jährliche Fluktuationsrate in derGrößenordnung von zehn Prozent ergibt rechnerisch einedurchschnittliche Verweildauer von zehn Jahren.

Der Erkundigung nach den Chancen der Bewohnerinnenund Bewohner auf dem freien Wohnungsmarkt erwiderteMolling eher ausweichend, das sei eigentlich kein Pro-blem. Jeder, der schon einmal einen psychisch krankenMenschen (der von Grundsicherung oder einer kleinenErwerbsunfähigkeitsrente lebt) bei der Wohnungssuchebegleitet hat und die marktüblichen Diskriminierungenkennt, wird darauf, vorsichtig ausgedrückt, mit Skepsisreagieren. Man wüsste hier gerne Genaueres.

Dass Wohnheimzimmer in der Größe von acht Quadrat-metern mit menschenwürdigem Wohnen wenig zu tunhaben, bedarf wohl keiner Diskussion. Erst recht dürfte esfür Borderline-Persönlichkeiten, die Rückzugsräume brau-

chen, ein Problem sein. Niemand wird sich ohne Notdarauf einlassen, und wer sich dafür entscheidet, wirdvor allem besorgt um die Chance sein, wieder herauszu-kommen.

So wäre aus dieser Informationsveranstaltung das Fazitzu ziehen: Borderline-Patienten können im Meta-Quarck-Haus wohl mit Verständnis und der Bereitschaft zum Ein-gehen auf ihre Bedürfnisse rechnen. Inwieweit dann aberder Übergang in ein selbstbestimmtes Leben in einereigenen Wohnung gelingt, wurde leider nicht hinrei-chend geklärt.

IMPRESSIONEN

Die Abschlussveranstaltung der Frankfurter Psychiatriewoche fand wie in den letzten Jahren im»festerprobten« Meta-Quarck-Haus in Rödelheim statt. Neben der Meta-Band sorgte dieses Mal eingemischter Gospel-Chor für die musikalische Unterhaltung.

Foto Gerhard Pfannendörfer

Henning Böke

engagiert sich für die Selbsthilfe hochfunktional autis-tischer Menschen im Rhein-Main-Gebiet. Er ist Mit-

glied im Redaktionsteam der »Treffpunkte«.

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Hilfen aus einer Hand

Netzwerkarbeit durch Verknüpfung von Eingliederungshilfe und Jugendhilfe

Von Elisabeth Israel

In differenzierten Hilfesystemen besteht die Gefahr, dass Menschen mitbesonderen Problemlagen durch die Raster fallen. Dies kann auf Kinder undJugendliche zutreffen, die entweder selbst psychisch krank sind oder die psychisch kranke Eltern haben. Das Sozialwerk Main Taunus hat deshalbein Konzept für eine Familien- und Jugendhilfe aus einer Hand entwickeltund auf der diesjährigen Frankfurter Psychiatriewoche vorgestellt.

Das Sozialwerk Main Taunus hat ein Konzept für die Verzahnung von Eingliederungshilfe (SGB XII) und Jugendhilfe(SGB VIII) entwickelt und einer interessierten Zuhörerschaft während der Frankfurter Psychiatriewoche vorgestellt.

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Ein Termin in der 23. Psychiatriewoche nahm die The-men einer Fachveranstaltung aus dem letzten Jahr imBamberger Hof auf und beschrieb Konzept und Erfahrun-gen der Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern. ImRahmen der Podiumsdiskussion kamen im Psychosozia-len Dienst Dornbusch zahlreiche Fachleute und Praktikeraus beiden Hilfesystemen miteinander ins Gespräch. Eswurden Erfahrungen ausgetauscht und Vorurteile ange-sprochen. Ein Diskussionsschwerpunkt war die Arbeitmit Familien, in denen mindestens ein Elternteil psy-chisch krank ist. Gerade an dieser Schnittstelle zeigt sichdie Wichtigkeit effektiver und effizienter Zusammenar-beit der Hilfesysteme nach SGB VIII und SGB XII.

Die Verfasserin dieses Beitrags, Vorstand im SozialwerkMain Taunus e. V. berichtete zu Beginn, das Sozialwerkhabe in den letzten Wochen ein neues Konzept mit derGrundsatzabteilung des Jugend- und Sozialamtes derStadt Frankfurt am Main diskutiert. Das Sozialwerk will –mit den langjährigen Erfahrungen in der ambulantenEingliederungshilfe – auch sozialpädagogische Familien-hilfe, Erziehungsbeistand und intensive sozialpädagogi-sche Einzelbetreuung für junge Erwachsene und Familienanbieten.

Die einleitenden Informationen zum Konzept der paralle-len Angebote aus Jugend- und Eingliederungshilfe gabder Teamleiter Volker Bloedorn und er erläuterte die Vor-teile, wenn Familien- und Jugendhilfe »aus einer Hand«angeboten werden (vgl. Kasten).

Das neue Konzept »Hilfen aus einer Hand« wurde dannmit den Podiumsteilnehmern und den Gästen der Veran-staltung diskutiert. Auf dem Podium saßen: als Vertrete-rin der Eingliederungshilfe Maren Grimm vom Landes-wohlfahrtsverband, als Vertreter der Jugendhilfe GuyWalter vom Jugend- und Sozialamt Frankfurt am Main,als Vertreter einer Einrichtung, die Hilfen für Eltern undKinder anbietet, Udo Röser vom Therapiedorf Lilly in BadSchwalbach und Volker Bloedorn, Teamleiter im Psycho-sozialen Dienst Dornbusch.

Da es in der Praxis immer wieder Unklarheiten gibt, wur-de auf die Regelung von Zuständigkeiten der beteiligtenOrganisationen eingegangen. Trotz unterschiedlicherStandpunkte waren sich beide Vertreter der Kostenträgereinig, dass das Amt, bei dem der Antrag eingeht, diesenbearbeiten oder an das zuständige Amt weiterleiten müs-se. Die Hilfemaßnahme soll zügig starten können.

Udo Röser sieht für das Konzept des Sozialwerks MainTaunus aus der eigenen praktischen Erfahrung bei derArbeit mit Familien eine gute Perspektive, es sei einModellprojekt und sollte weiter bekannt gemacht wer-den. Er berichtete von dem schwierigen Start Ende der1980-er Jahre (die Mütter kamen nicht ohne die Kinderzur Suchttherapie) und den praktischen Dingen: Windelnund Spielzeug mussten besorgt werden. Das Konzeptwurde erweitert, Erzieherinnen und Kinderkranken-schwestern in das Betreuungsteam eingebunden.

Die Diskussion reflektierte die Erfahrungen mit demBetrachtungsschwerpunkt: Gefährdung des Kindeswohlsversus psychische Stabilität der Sorgeberechtigten. ZumEnde ging man der Frage nach: Kann Hilfeplanunggleichberechtigt funktionieren, wenn sowohl Eingliede-rungshilfe und Jugendhilfe an einer Maßnahme beteiligtsind? Gerade hier wurde deutlich, dass die zwei unter-schiedlichen Sozialleistungen das gemeinsame Vorgehenerschweren: Das Jugendamt lädt in der Regel die Betreue-rinnen und Betreuer, die Eingliederungshilfeleistungenerbringen, zur Helferkonferenz ein, aber die beiden Kos-tenträger sitzen nicht an einem Tisch. Die Familie ist einSystem und da sollte man die Hilfe auch systemisch (mitBlick auf Sorgeberechtigten und Kind) anbieten, plä-dierten die Veranstaltungsteilnehmer.

Die Diskussion sollte im nächsten Jahr fortgesetzt wer-den, dann gibt es praktische Erfahrungen mit der »Fami-lien- und Jugendhilfe aus einer Hand« im SozialwerkMain Taunus e. V.

Elisabeth Israel

ist Vorstand und Bereichsleiterin für die ambulan-ten Angebote beim Sozialwerk Main Taunus [email protected]

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Kurze Wege: Entscheidungsprozesse werden beschleunigt und pädagogischeAbsprachen vereinfacht.

Direkte Kommunikation: Die Arbeit wird in regelmäßigen Fachgesprächenzwischen den in der Familie tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern reflektiert.

Verbleib in der Familie: Ziel der Arbeit ist es, die Erziehungsfähigkeit der Elternzu fördern, um die Herausnahme von Kindern aus der Herkunftsfamilie zuvermeiden.

Vermeidung oder Minderung von Traumata bei Trennung: Der psychisch kranke Elternteil bleibt auch nach Herausnahme eines Kindes nicht allein,sondern kann weiterhin Unterstützung erhalten.

Rückführung nach Trennung: Im Rahmen der Betreuung kann die Wiederein-gliederung eines fremd untergebrachten Kindes fachlich kompetent vorbereitet und begleitet werden.

Sozialwerk Main Taunus e. V.Heddernheimer Landstraße 14460439 Frankfurt am MainTelefon 069 [email protected]

Ein Gewinn für alle

Wenn Psychiatrie und Jugendhilfe zusammenarbeiten, haben

alle Beteiligten daraus Vorteile, insbesondere die betroffenen

Kinder und ihre Eltern:

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»Man muss schon auf Zack sein, um sich im Gestrüppder Leistungen und Leistungsträger zurechtzufinden. Ichkann die Klagen von Behinderten und Arbeitgebern gutverstehen, weil man schnell den Überblick verliert undsich, wenn man keinen Reha-Berater oder Integrations-fachdienst zur Unterstützung hat, ziemlich ausgeliefertfühlt.«

Mit diesen Worten eröffnet die Journalistin Ulrike Hollervor fast 100 Zuhörern die Podiumsdiskussion, zu der derIntegrationsfachdienst Rhein-Main während der Psychia-triewoche in »hoffmanns höfe« im Frankfurter StadtteilNiederrad eingeladen hatte. Betroffene, Selbsthilfegrup-pen, Angehörige und Vertreter Frankfurter Unternehmenwaren gespannt, ob es den Experten auf dem Podiumgelingt, Klarheit zu schaffen und die sieben Siegel zuknacken.

Für Uta Wilfer-Lob, Reha-Beraterin der Agentur fürArbeit, ist die Sache eindeutig. Hat der Versicherte vorAntragstellung auf eine Leistung zur beruflichen Einglie-derung 180 Monate Beiträge zur gesetzlichen Rentenver-sicherung eingezahlt, ist diese als Leistungsträger zustän-dig. Ansonsten wendet man sich an die Agentur fürArbeit. In jedem Einzelfall gilt es, den individuellenBedarf zu klären. Daher ist es nicht möglich, in einerPodiumsdiskussion »Rezepte« vorzustellen, die man nurgenau einhalten muss, um die gewünschte Leistung zuerhalten.

An diesem Punkt hat sie die ungeteilte Zustimmung vonDieter Heumer. Er ist bei der Deutschen Rentenversiche-

rung Bund für Grundsatzfragen zu Rehabilitationsleis-tungen zuständig. Elf Tage benötigt ein komplett ausge-füllter Antrag vom Posteingang bis zur Entscheidung.Allerdings ringt heftiges Gemurmel im Saal Herrn Heu-mer die Bemerkung ab, dass die zu beurteilende Situationmeist sehr komplex ist und man in diesen Fällen längerePrüfzeiten benötige. Da es sich in jedem Fall um eine Ein-zelfallprüfung handelt, die sowohl den individuellenAnforderungen des Antragstellers als auch dem Gebotder Wirtschaftlichkeit Folge leisten muss, braucht es haltdie Zeit, die es braucht. Auf den Einwand aus dem Saal»14 Tage und keinen mehr«, antwortet er, diese Frist geltelediglich zur Prüfung, ob man als Leistungsträger zustän-dig sei oder ob man den Antrag weiter leiten müsse. Ver-passt man diese Frist, muss man zahlen, auch wenn mannicht zuständig ist. Das eifrige Kopfnicken auf dem Podi-um verdeutlicht den Zuhörern, dass dies eine Frist ist, diealle Leistungsträger beherzigen.

Aus einer anderen Ecke heraus argumentiert Karl-HeinzTheis, Referent des Behindertenbeauftragten des LandesHessen. Er betont die Vorbildlichkeit Hessens, das miteiner Beschäftigungsquote behinderter Menschen von6,8 Prozent den Reigen der Bundesländer anführt und derkommunalen Behörden, welche vor der freien Wirtschaftliegen, die im Durchschnitt unter drei Prozent bleibt.Allerdings sind dies für ihn keine Lorbeeren, auf denenman sich ausruhen sollte. »Für behinderte Menschenkann man nie genug tun.« So sein Statement, mit dem erdarauf verweist, dass der Aufschwung, der in den letztenMonaten am Arbeitsmarkt stattgefunden habe, an behin-derten Menschen vorbeigeht. Um dem Einhalt zu gebie-

Oft ein Buch mit sieben Siegeln

Das Sozialgesetzbuch soll auch die Teilhabe am Arbeitsleben sichern

Von Christopher Weber

Das Gesetz zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen (SGB IX)garantiert in einem eigenen Kapitel behinderten Menschen die »Teilhabe amArbeitsleben«. Die zuständigen Leistungsträger wie Rentenversicherung undAgentur für Arbeit müssen dazu die erforderlichen Leistungen erbringen. So ein-deutig der Auftrag des Gesetzgebers ist, so schwierig ist die Praxis, wie einePodiumsdiskussion während der Frankfurter Psychiatriewoche zeigte.

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ten, befürwortet er ausdrücklich die Einbindung des Inte-grationsfachdienstes sowohl in die Vermittlung als auchin die berufsbegleitende Beratung von Menschen mitBehinderung.

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Landesarbeits-gemeinschaft der Integrationsfachdienste Hessen bittetUlrike Holler den Autor um eine Einschätzung der hes-senweiten Beauftragungssituation der Integrationsfach-dienste. Das Bild ist vielfältig. Da die Bundesagentur fürArbeit ihre Beratungsleistungen für behinderte Men-schen nach dem Vergaberecht ausschreibt, gibt es eineVielzahl von Anbietern. Es gibt Regionen, in denen»Arbeitsmarktdienstleistungen« durch Integrationsfach-dienste erbracht werden, andernorts sind es Anbieter, diemit dem Integrationsfachdienst nichts zu tun haben undvereinzelt gibt es die Situation, dass Angebote in einerRegion nicht vorgehalten werden, weil sich auf die Aus-schreibung der Agentur niemand beworben hat.

Für Maria Stillger, Regionalmanagerin im Integrations-amt des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, das für dieSicherung bestehender Arbeitsverhältnisse zuständig ist,ist dies eine schwierige Situation. Als das SGB IX vor zehnJahren verabschiedet wurde, hat man bewusst ein bun-

In einer Podiumsdiskussion des Integrationsfachdienstes Rhein-Main während der Frankfurter Psychiatriewoche versuchtenArbeitsmarkt-Experten darzulegen, welche Möglichkeiten es gibt, um Menschen mit einer Behinderung die gesetzlich garantierteTeilhabe am Arbeitsleben zu verschaffen.

desweit flächendeckendes Netz von Integrationsfach-diensten eingerichtet, um ein Netzwerk von Experten zuhaben, das sowohl für den Übergang von der Schule inden Beruf, die Vermittlung in Arbeit und die berufsbeglei-tende Beratung zuständig ist. Dieses Netzwerk kann vonallen Leistungsträgern angesteuert werden. Der behin-derte Mensch hat feste Ansprechpartner und muss sichnicht in jeder Situation mit neuen Bezugspersonen ausei-nandersetzen. Daher bedauert sie die Entscheidung derArbeitsagentur, bei den Beratungsdienstleistungen fürMenschen mit Behinderung den Gesetzen des Marktes zufolgen.

Während die Rentenversicherung, die für die Erhaltungder Erwerbsfähigkeit zuständig ist und das Integrations-amt, dessen Auftrag es ist, gefährdete Arbeitsverhältnissezu sichern, einander zugestehen müssen, dass dieAbgrenzung des einen vom anderen nicht so einfach ist,kommt Herrn Hansmann, der bei der Techniker-Kranken-kasse für das operative Geschäft in Bezug auf Rehabilita-tionsleistungen zuständig ist, eine Sonderrolle zu. Kran-kenkassen sind nach dem Willen des Sozialgesetzbuchesnämlich keine Leistungsträger zur beruflichen, sondernzur medizinischen Rehabilitation. Daher haben sie inBezug auf die geführte Diskussion nur einen kleinen Fuß

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in der Tür. Ausschließlich bei einer stufenweisen Wieder-eingliederung nach einer medizinischen Reha sehen siesich mit Anschlussleistungen zur Teilhabe am Arbeitsle-ben konfrontiert. Und als Leistungsträger zur medizini-schen Reha gibt es für die Krankenkassen im Gegensatzzu den Leistungsträgern für die berufliche Rehabilitationim SGB IX keine ausdrückliche Empfehlung, den Integra-tionsfachdienst unterstützend mit ins Boot zu nehmenund zu beauftragen.

Fragen aus der Zuhörerschaft bringen die Diskussion aufden Boden der Tatsachen zurück. Teilweise in bewegen-den Worten stellen betroffene Menschen fest, dass esmitunter schon sehr an den Nerven zehrt, Leistungenbeantragen zu müssen und diese dann irgendwannbewilligt zu bekommen. Es liegt in der Natur der Sache,dass das Podium keine verbindlichen Antworten auf Ein-zelfragen geben kann. Dafür stehen die Podiumsteilneh-mer im Anschluss zur Verfügung.

Mit der Bemerkung, dass wir jetzt Schluss machen – mitdem Thema, aber noch lange nicht am Ende sind, bittetFrau Holler den Autor um ein Fazit. Die Antwort fällt mirleicht, denn ich mache die Erfahrung, dass die Leistungs-träger im Rahmen der Vorgaben ihrer jeweiligen Leis-tungsgesetze (SGB III, V und VI) das Feld zur beruflichenRehabilitation und Eingliederung von Menschen mitBehinderung sorgfältig bestellen.

Aber: Das SGB IX ist mit dem Anspruch angetreten, dieseeinzelnen Felder zusammenzuführen, in dem Betroffenezeitnah und unbürokratisch die Leistungen erhalten, diesie benötigen. Diesem Anspruch wird das SGB IX nichtgerecht. Zwischen den einzelnen Feldern gibt es keinefließenden Übergänge, sondern bürokratische Ausfall-straßen, die zu überqueren schwierig ist. In Einzelfällenkommt es zu Unfällen, weil sich an diesen Schnittstellenweiße Flecken bei der »Zuständigkeit« auftun.

Von den Leistungsträgern zur beruflichen und medizini-schen Rehabilitation wünsche ich mir in Bezug auf dieberufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderung

eine diese Schnittstellen überwindende Finanzierung, diees dem Integrationsfachdienst ermöglicht, eine zeitnaheund zielgerichtete Beratung durchzuführen. Die Zeit, wel-che die Leistungsträger benötigen, um ihre Zuständigkeitzu prüfen, darf nicht zulasten der Betroffenen und derQualität der Beratung gehen.

Es liegt in der politischen Verantwortung des Gesetzge-bers, die im SGB IX geforderten Übergänge in der Leis-tungsverantwortung in den Sozialgesetzbüchern III, Vund VI zu verankern und dingfest zumachen. Unser allerVerantwortung obliegt es, Einfluss darauf zu nehmen,dass das Beratungsangebot des Integrationsfachdienstesdort zum Einsatz kommt, wo es benötigt wird.

Christopher Weber

ist Leiter des Integrationsfachdienstes Rhein-Main und Vorsitzender derLandesarbeitsgemeinschaft Integrationsfachdienste Hessen.

Der Integrationsdienst Rhein-Main ist eine Vermittlungs- und Fachberatungsstelle zur berufli-chen Integration behinderter Menschen. Er unter-stützt bei der Suche nach einem Ausbildungs- oderArbeitsplatz und berät in bestehenden Beschäfti-gungsverhältnissen.

Integrationsfachdienst Rhein-MainSonnemannstraße 560314 Frankfurt am Main Leitung: Christopher WeberTelefon 069 75 80 79 [email protected]

www.frankfurter-verein.de/frankfurter-verein/aid/aid_text.html

Menschen mit Hörbehinderung, die einen Ausbil-dungsplatz suchen oder Fragen zu bestehendenBeschäftigungsverhältnissen haben, können perSMS Kontakt aufnehmen: 0172 6198994.

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Treffpunkte 4/11 23

Forum

Zukunftslos

Ein guter Bekannter sagte mir heuteMorgen am Telefon:»Du musst die Zukunft endlichwieder positiv sehen – und planen.«

Ich versuchte mir meine Zukunftvorzustellen – und ich sah nichts,als eine verschwommene, dunkle Stellein meinem Blickfeld.

Ich sagte es ihm.

Er hat verärgert aufgelegt, weil ersich so etwas nicht vorstellen konnte!

Herbsteindrücke

Blätterfallenrascheln, gleiten, wehenFarbenleuchtengelb, braun, orange, rotBlumenduftenSonnescheintwärmt, strahlt – und sie lachtdem nahenden Herbst leise ins Ohr

Großstadtimpressionen

Schemenhafte Routine.Hinter matten, undurchsichtigenScheiben in Großformat,auf die eine kalte,sich durch Häuserschluchtenwindende Sonneihre Muster malt.Schauriges Stöhnen des Windes,der sich an mehrstöckigenHochhäusernauf und nieder quält,gezwungen wird –zu Umwegen.Wolken, deren Körper die Bauwerkeberührendie sich nicht eitel genug – in dieHöhe recken.Menschen, die mehr im Himmelals auf der Erde lebenverbunden durch Schächte,in denen sich kleine Käfigeemsig auf- und abbewegen –bestrebt –den Kontakt zu erhalten.

Grüne Inseln inmittenlangweilig farbiger Häusermeerewerden Oasen –an sonnigen Tagenfür alle Lebewesendie –diese Stadt bevölkern.

�Nebenwirkungen

Die schönen, freundlichen Gedankenhaben wieder Einzug gehaltenin meine SeeleIn Form einer kleinen weißen Pille– ich fühle wieder – ich mag Lebenund möchte daran teilhaben.

Aber was mache ich mit dem:Herzklopfen – und Schmerzen,dem schnellen Puls, dem leichten Schwindel,ein bisschen Zittern – und der morgendlichen Übelkeit –

als kleine Nebenwirkungfür ein Leben außerhalb der Depression?

Lieber gemischt

Es gibt Tage,da kommt immerMehr, mehr, mehrAuf mich zu –

Entweder Gutes oder Schlechtesganz selten mal beides abwechselnd

Zum Ausgleich!

Sonja B. ist seit einigen Jahren berentet, mit einer Depression und einer nicht klinischen Sucht zu allem, wasmit Natur und Landschaft zu tun hat.

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Maulkorb für Bulleund BärDie Börsen-WahrzeichenBulle und Bär vor der Frank-furter Börse haben währendder Veranstaltungsreihe»Playing the City« im Som-mer einen Maulkorb ver-passt bekommen. Aucheinen Hörner-Wärmer ausWolle haben die Teilnehmereines Flashmobs den beidenBronzestatuen auf den Leibgestrickt.

Die Aktion war Teil einerKunstaktion, die Stricken,Spaßkultur und politischenProtest vereint. Die Künst-lergruppe nennt sich »Kom-mando Agnes Richter«,benannt nach einer Heidel-berger Psychiatrie-Patientin,die im 19. Jahrhundert ihreAnstaltsjacke bestickte. DreiTage lang haben sie in meh-reren Workshops Interes-sierten ihre spezielle Art desStrickens beigebracht, dieohne Nadeln auskommt.Rund 60 Menschen habendaran teilgenommen, wiedas Kommunikationsmu-seum berichtete. Auf demBörsenplatz wurden auchPassanten gebeten, am Ent-stehen des grobmaschigenNetzes mitzuwirken. Foto: Barbara Walzer

Joachim Storck imRuhestand

Seit zwei Jahrzehnten ist dieGesellschaft für psychoso-ziale Einrichtungen inMainz und Umgebung (gpe)aktiv. Die rheinland-pfälzi-sche Sozialministerin MaluDreyer nahm das Jubiläumzum Anlass, der Organisati-on bei einer Feierstunde zugratulieren und dem schei-denden Geschäftsführer Joa-chim Storck für zwei Jahr-zehnte engagierte Arbeit fürMenschen mit psychischenBehinderungen und Erkran-kungen zu danken. Men-schen mit psychischenBehinderungen bräuchten,so die Ministerin, ebensowie Menschen ohne Behin-derung, ein Fundament fürihre individuelle Entwick-lung, um die Herausforde-rungen des Alltags zubewältigen. Dazu gehöre,ein selbst erarbeitetes Ein-kommen zu haben. Hier hel-fe die Organisation mit zahl-reichen Angeboten derberuflichen Integration undRehabilitation. Mit dem»ServiceCenter« und denIntegrationsbetrieben seienzwei Bereiche aufgebautworden, in der mehr als 600Menschen mit einer psy-chischen Behinderungbeschäftigt seien und die alsDienstleistungsbetriebe gutangenommen würden, soMalu Dreyer. Diese erfolgrei-che Bilanz sei wesentlichauf Joachim Storcks erfolg-reiches Wirken in Mainz

und im Land zurückzufüh-ren. »Das ist außergewöhn-lich und als vorbildhaft zuwürdigen«, dankte Ministe-rin Dreyer dem Geschäfts-führer, der während der Fei-er in den Ruhestand verab-schiedet wurde.Gesellschaft für psychosozialeEinrichtungen gGmbHGalileo-Galilei-Straße 9a55129 MainzTelefon 06131 66940-10www.gpe-mainz.de

Frankfurter Studieuntersucht soziale Phobien bei Jugendlichen»60 Augenpaare starrenmich an, wenn ich an derTafel was erklären muss.Das halte ich nicht aus, amliebsten würde ich abhau-en.« Was dieser Fünfzehn-jährige beschreibt, erlebenviele Heranwachsende: Siehaben dauerhafte und über-triebene Angst vor Begeg-nungen mit anderen, insbe-sondere ihnen nichtbekannten Menschen sowievor Leistungsanforderun-gen. Deshalb vermeiden siezunehmend Situationen, diesoziale Begegnungen undLeistungen von ihnen ver-langen. Soziale Phobien sindbei Heranwachsenden zwi-schen 14 und 20 Jahren weitverbreitet. Zu diesem Ergeb-nis kommt eine repräsenta-tive Studie der FrankfurterGoethe-Universität, an derüber 600 Jugendliche ver-schiedener Schulen inFrankfurt am Main und imLandkreis Darmstadt-Die-burg teilnahmen. Sie wur-den unter anderem befragt,ob sie Ängste vor Begegnun-gen mit Menschen und vorSituationen entwickeln, indenen Leistungen von ihnenerwartet werden. Bei 13 Pro-zent der Befragten fandendie Frankfurter Wissen-schaftler Hinweise darauf,

dass eine soziale Phobie vor-liegt. Unterschiede zwi-schen den Schulformenstellten die Forscher nichtfest.Goethe-UniversitätLena Krebs, Abteilung KlinischePsychologie und Psychotherapie,Campus BockenheimTelefon 069 [email protected]

Video über BetreutesWohnen in Familien

Seit einem Dreivierteljahrlebt der 22-jährige PascalCoße unter einem Dach mitBirgit und Heiner Althoff ineiner münsterländischenKleinstadt. Die Gastfamiliehilft Pascal über seineDepressionen hinweg.Geborgenheit, »elterlicher«Rückhalt plus fachlicheBegleitung von außen eröff-nen dem FachabiturientenAlltagsnormalität bis hinzur neu gewonnenen beruf-lichen Perspektive. PascalsLeben davor: Heimaufent-halte, Stiefvater, mit 13 Jah-ren den Tod der Muttererlebt, schwere Gemütser-krankung, Verwahrlosung.Das Betreute Wohnen inFamilien ist für Menschenmit geistigem oder psy-chischem Handicap eineattraktive Alternative zumLeben in einer Heimeinrich-tung oder zum oftmals nochnicht möglichen BetreutenWohnen in den eigenen vierWänden. Der Landschafts-verband Westfalen-Lippe(LWL) organisiert und finan-

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ziert dieses Zusammenlebenunter dem Inklusionsgedan-ken. Jedes Jahr gelingt es,fünfzig neue Familien zurAufnahme eines gehandi-capten Menschen zu bewe-gen. Ein Video mit Pascalund seiner Gastfamilie istauf der LWL-Website zusehen.www.lwl.org/LWL/Der_LWL/PR/tv_audioservice/Filme_Psychiatrie/gastfamilien

WaldkrankenhausKöppern erneut mit Qualitätszertifikat ausgezeichnetDas Vitos WaldkrankenhausKöppern ist zum dritten Malmit dem Qualitätszertifikatder Gesellschaft »Kooperati-on für Transparenz undQualität im Gesundheitswe-sen« (KTQ) ausgezeichnetworden. Die KTQ gibt alsgemeinsames Zertifizie-rungsunternehmen derKrankenkassen, der Deut-schen Krankenhausgesell-schaft, der Bundesärztekam-mer und des Deutschen Pfle-gerates einen 63 Punkteumfassenden Kriterienkata-log heraus, der durch unab-hängige Experten überprüftwird. In der Gesamtbewer-tung wurde dem VitosWaldkrankenhaus Köppernin vollem Umfang die Ein-haltung der Kriterien attes-tiert und der Klinik mitihren personellen und wirt-schaftlichen Bedingungsfak-toren die professionelleGestaltung einer gutenKrankenhausbehandlungbescheinigt.

Vitos Waldkrankenhaus KöppernEmil-Sioli-Weg 1-361381 FriedrichsdorfTelefon 06175 7911

dem European Brain Council(EBC) veröffentlichten Stu-die, die unter Leitung desDresdner Psychologen Prof.Hans-Ulrich Wittchendurchgeführt wurde. ImErgebnis leiden 38,2 Prozentaller Europäer an einer psy-chischen Erkrankung, diesentspricht 164,8 MillionenMenschen. Die Problematikliegt vor allem auch darinbegründet, dass rund einDrittel der Kranken garnicht behandelt werden. Esherrsche eine große Unter-versorgung im Bereich derpsychischen Erkrankungen,

so die Experten zu denErgebnissen der Gehirn-Stu-die. Anhand dieser Erkennt-nisse fordern die Wissen-schaftler gezielte Aktionenin der klinischen Grundla-gen- und Versorgungsfor-schung.

Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen,Technische Universität Dresden,Institut für Klinische Psychologieund PsychotherapieChemnitzer Straße 4601187 DresdenTelefon 0351 [email protected]

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Die Begegnungsstätte Süd der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt amMain zieht um: von der Mörfelder Landstraße in den Teplitz-Pavillon in derTeplitz-Schönauer-Straße 1a (Foto). Auch in den neuen Räumen können sichMenschen mit einer psychischen Erkrankung, Freunde, Angehörige undjeder Interessierte zwanglos und ohne terminliche Vereinbarung treffen,ihre Freizeit verbringen und Gesprächs- und Beratungsangebote mit demfachlich qualifizierten Personal vereinbaren. Die Begegnungsstätte ist vier-mal wöchentlich geöffnet und ähnelt von der Einrichtung und dem gastro-nomischen Angebot her einem traditionellen Café. Das bisherige Konzeptdes Teplitz-Pavillons als Nachbarschaftstreff und Gruppen-Domizil soll wei-terhin beibehalten werden (vgl. Treffpunkte 2/2009). Die Bürgerhilfe ver-spricht sich aus der Verbindung von Begegnungsstätte und Nachbarschafts-treff einen praktischen Beitrag in Richtung Inklusion.

Psychische Erkrankun-gen in Europa weitver -breitetEine weitaus größereAnzahl von Menschen istpsychisch krank als bislangangenommen und diagnos-tiziert wurde: Mehr als jederdritte Europäer leidet untereiner psychischen Erkran-kung. Damit entwickelnsich diese Krankheitsformenzum größten medizinischenProblem des 21. Jahrhun-derts in Europa. Dies ist dasErgebnis einer vom Europe-an College of Neuropsycho-pharmacology (ECNP) und

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Lebensereignisse ver-ändern die Persönlichkeit

Die Persönlichkeit einesMenschen ist nicht nur eineFrage der Gene, sondernändert sich durch Lebenser-eignisse. Das ist das zentraleErgebnis einer jetzt erschie-nenen Studie auf der Grund-lage von Daten des Sozio-oekonomischen Panels(SOEP). »Menschen verän-dern sich im Laufe desLebens, insbesondere bis zueinem Alter von 30 Jahrenund ab einem Alter von 70Jahren«, sagt Jule Specht,eine der Autorinnen undAutoren. Junge Erwachsenewerden zum Beispiel gewis-senhafter, wenn sie ihre ers-te Arbeitsstelle antreten.Wenn Menschen in Rentegehen, lässt diese Gewissen-haftigkeit wieder nach.Umgekehrt habe die Persön-lichkeit eines Menschen, sodie Forscher, auch einen Ein-fluss darauf, ob bestimmteLebensereignisse eintretenoder nicht. Das Sozio-oeko-nomische Panel (SOEP) istdie größte und am längstenlaufende multidisziplinäreLangzeitstudie in Deutsch-land. Es ist Teil der For-schungsinfrastruktur inDeutschland und wird unterdem Dach der Leibniz-Gemeinschaft von Bund undLändern gefördert. Die Stu-die steht im Internet in eng-lischer Sprache kostenloszum Herunterladen zur Ver-fügung.www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.372629.de

Petra Gromann von derFachhochschule Fulda undRalf Bremauer vom Institutpersonenzentrierte Hilfenist ein System entwickeltworden, das eine neueGrundlage für die Steuerungder Eingliederungshilfe inHessen bieten soll. Das Zen-trum für Planung und Eva-luation Sozialer Dienste derUniversität Siegen unter derLeitung von Prof. Dr.Albrecht Rohrmann hat nunden Abschlussbericht zumPilotprojekt PerSEH in dendrei Modellregionen Fulda,Werra-Meißner und Wiesba-den vorgelegt. Die SozialeHilfe Marburg e. V. kommtin einem Kommentar aufihrer Website zu einer kriti-schen Einschätzung dergeplanten Änderungen.Dem kritischen Leser desAbschlussberichts drängesich überdeutlich der Ein-druck auf, das sozialpoliti-sche Steuerungsziel, näm-lich eine Angebotszentrie-rung zugunsten einer aufTeilhabe und Inklusion aus-gerichteten Personenzen-trierung zurückzudrängen,solle offenbar vor allemdurch eine überbetonte Ver-waltungs-, Verfahrens- undInstrumentenzentrierungerreicht werden. Aus unse-rer fachlichen Sicht derGemeindepsychiatrie kom-me es einem so vor, als stün-de uns hier der sprichwörtli-che Gang vom Regen in dieTraufe bevor … Positiv falleauf, dass die weit entwickel-te und an der gemeinsamenVersorgungsverpflichtungorientierte fachliche Zusam-menarbeit im Bereich derGemeindepsychiatriegewürdigt werde. Dies sei inden anderen Bereichen derBehindertenhilfe offenbarbei Weitem nicht der Fall.Das möge zwar tröstlichsein, weil die gute Arbeitgewürdigt werde, führt aber

Patientenleitlinie zuDepression veröffentlichtDepressive Erkrankungensind weit verbreitet. DasBundesgesundheitsministe-rium nimmt an, dass etwavier Millionen Deutsche voneiner Depression betroffensind. Dabei ist die Dunkelzif-fer hoch: Nach den Ergebnis-sen einer WHO-Studie wer-den depressive Erkrankun-gen in etwa der Hälfte derFälle nicht diagnostiziert,und selbst die diagnostizier-ten Fälle werden oft nichtangemessen behandelt. Dieneue Patientenleitlinie»Unipolare Depression« ver-mittelt, wie eine Depressiondiagnostiziert wird und wel-che Behandlungsmöglich-keiten es gibt. Außerdemfinden Betroffene undAngehörige Hinweise zumUmgang mit der Erkran-kung, weiterführendeAdressen und Literatur. Diemedizinische »S3-Leitli-nie/Nationale Versorgungs-Leitlinie Unipolare Depressi-on«, initiiert von der Deut-schen Gesellschaft für Psy-chiatrie, Psychotherapie undNervenheilkunde, war imNovember 2009 veröffent-licht worden. Nun stehtauch eine allgemeinver-ständliche Patientenversionzur Verfügung, die im Inter-net abgerufen werden kann.www.versorgungsleitlinien.de/patienten/depressioninfo

Das Gegenteil vonfröhlichNelli will mal wieder einen

witzigen Abend mit ihrenFreundinnen verbringen,noch besser wäre ein Datemit Sam. Stattdessen hängtplötzlich alles an ihr: derHaushalt, ihre kleineSchwester, ein nerviger Bru-der. Und ihr Vater ist imAusland. Wenn sie wenigs-tens wüsste, was mit ihrer

Mutter los ist. So hat sie ihreMutter noch nie erlebt:abwesend und unendlichtraurig. Ob so was wirklichvon allein wieder in Ord-nung kommt? Sie hätte gernihr altes Leben zurück. Odersteht sie an der Schwelle zuetwas Neuem? Das Buchvon Katrin Stehle, von Hau-se aus Sozialpädagogin undSchauspielerin, ist ein psy-chologisch feinfühlig erzähl-ter Entwicklungsroman fürJugendliche ab 13 Jahren.

Katrin Stehle: Das Gegenteil vonfröhlich. Roman. Gabriel Verlag/Thienemann,Stuttgart. 240 Seiten. 9,95 Euro.ISBN 978-3-522-30244-9.w

Pro und Kontra PerSEHMit dem Projekt »Personen-zentrierte Steuerung derEingliederungshilfe in Hes-sen (PerSEH)« will der Lan-deswohlfahrtsverband Hes-sen erreichen, die Angeboteder Eingliederungshilfe zuverbessern und sie auf denwirklichen Bedarf behinder-ter Menschen zuzuschnei-den. Zudem sollen Eigenver-antwortung und Selbstbe-stimmung gestärkt werden.Die Frage »Wo sind Poten-tiale?« ist dabei genausowichtig wie die Frage »Woist Unterstützung nötig?«Gemeinsam mit südhessi-schen Leistungsanbieternder Eingliederungshilfe undunter wissenschaftlicherBegleitung von Prof. Dr.

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bei der Evaluation leidernicht zu differenziertenErgebnissen – ganz imGegenteil. Die »Begrenzungder Zielgruppenorientie-rung« wird als konzeptio-nell-organisatorische Emp-fehlung betont – führt dieswirklich zu mehr Personen-orientierung? Oder nichtdoch viel mehr zur Verwal-tungszentrierung? Wasbedeutet in diesem Zusam-menhang die explizit for-mulierte Leitlinie, dass dieArbeitsstrukturen aufseitender Leistungserbringer undaufseiten des Landeswohl-fahrtsverbands Hessen inRichtung einer „personen-orientierten Sachbearbei-tung“ verbessert werdenmüssen? Aus Sicht derGemeindepsychiatrie sei beidiesem Szenario zu befürch-ten, dass die Menschen mitseelischen Behinderungendie Leidtragenden diesesSteuerungsprozesses seinwerden. Zu dem Schluss,dass PerSEH keine Verbesse-rungen hinsichtlich der Per-sonenzentrierung mit sichbringen wird, kam auch dasGutachten, das von der Ligader freien WohlfahrtspflegeHessen und der Landesar-beitsgemeinschaft Wohnenfür behinderte Menschenbei Prof. Dr. Dr. h.c. UlliArnold an der UniversitätStuttgart in Auftrag gege-ben wurde: »Nach Auffas-sung von Prof. Dr. Arnoldentspricht die Abrechnungs-und Vergütungssystematiknicht den selbst gesetztenZielen einer Personenzen-trierung und die Systematikvernachlässigt die Qualitätder Hilfeerbringung in Per-sonalstrukturen und Quali-fikation!« www.lwv-hessen.de (StichwortPerSEH), www.soziale-hilfe-marburg.de, www.lagwohnen.de

Burn-out als »Arbeitsunfall«

Weniger der klassischeUnfall als vielmehr derStress macht Arbeitnehmervon heute krank. Das gehtaus dem Arbeitssicherheits-barometer des PrüfkonzernsDekra hervor. Statt der typi-schen Unfälle am Arbeits-platz wie Stürze oder Quet-schungen bedrohten zuneh-mend Burn-out und innereKündigung Arbeitnehmer.Für die Studie hat Dekrabundesweit Betriebebefragt.DEKRA e. V.Handwerkstrasse 15,70565 StuttgartTelefon 0711 [email protected], www.dekra.de

Fast zehn MillionenMenschen mit Behinde-rungMit einer amtlich anerkann-ten Behinderung lebten inDeutschland 9,6 MillionenMenschen im Jahr 2009.Dies teilt das StatistischeBundesamt nach den Ergeb-nissen des Mikrozensus mit.Im Durchschnitt war somitjeder neunte Einwohner (11,7Prozent) behindert. Dergrößte Teil, nämlich rund 7,1Millionen Menschen, warschwerbehindert; etwa 2,5Millionen Menschen lebtenmit einer leichteren Behin-derung. Gegenüber 2005 istdie Zahl der behindertenMenschen um elf Prozentbeziehungsweise 919.000Personen gestiegen. Beson-ders stark erhöhte sich die

Zahl der Personen mit leich-ter Behinderung, und zwarum 29 Prozent. Die Zahlschwerbehinderter Men-schen nahm um sechs Pro-zent zu. Behinderungen tre-ten vor allem bei älterenMenschen auf: So waren 72Prozent der behindertenMenschen 55 Jahre oderälter. Der Mikrozensusbeschreibt des Weiteren dieLebenssituation (wie Ausbil-dung, Partnerschaft oderErwerbstätigkeit) von behin-derten Menschen und ver-gleicht sie mit denen vonnicht behinderten Men-schen.Statistisches BundesamtZweigstelle BonnGraurheindorfer Straße 19853117 Bonn, Telefon 0611 75-1www.destatis.de/kontakt

Neue Selbsthilfegrup-pen in VorbereitungDie Selbsthilfe-Kontaktstellein Frankfurt am Main bietetBeratung, Unterstützungund Information für Einzel-ne und Selbsthilfegruppen.Die Einrichtung entwickeltesich seit 1980 durch ehren-amtliches Engagement überModell- und Projektphasenzu einer etablierten Institu-tion mit einem professionel-len Angebot der Selbsthilfe-Unterstützung im Rhein-Main-Gebiet. Träger derSelbsthilfe-KontaktstelleFrankfurt und der »Service-stelle BürgerInnen-Beteili-gung« ist der Verein Selbst-hilfe e. V., ein gemeinnützi-ger Verein mit dem Ziel, dieIdee der Selbsthilfe zu ver-breiten. Er soll Hilfe zurSelbsthilfe für soziale undgesundheitliche Belangeermöglichen. Derzeit wirddie Gründung einiger neuenSelbsthilfegruppen in Frank-furt am Main vorbereitet,unter anderem zu den The-men Depressionen, Angst-

und Panikattacken und fürdie Eltern von psychiatrie -erfahrenen Kindern undJugendlichen.Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt, Jahnstraße 4960318 Frankfurt am MainTelefon 069 559358service@selbsthilfe-frankfurt.netwww.selbsthilfe-frankfurt.net

Kunst mit dem Persönlichen Budget

Das Persönliche Budgetermöglicht Menschen mitBehinderung, in einem Ate-lier künstlerisch zu arbeiten.Das Atelier Goldstein isteine freie Künstlergruppeaus Frankfurt am Main. Bis-lang war es jedoch nichtselbstverständlich, dass dieKünstlerinnen und Künstlermit Behinderung mehr alsein paar Stunden nach Fei-erabend im Atelier verbrin-gen konnten. Seit wenigenMonaten ist das anders:Durch ein Persönliches Bud-get für jeden Einzelnen derGruppe bestimmen sie nunweitgehend selbst, wie vielZeit sie in einer Werkstattfür Menschen mit Behinde-rung und wie viel Zeit sieim Atelier verbringen wol-len. Die Künstler kaufen sichihre Unterstützungsleistun-gen frei ein. Der Landes-wohlfahrtsverband Hessenund Atelierleiterin Christia-ne Cuticchio haben das Kon-zept gemeinsam entwickelt.www.atelier-goldstein.de

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30 Milliarden Eurojährlich wegen psychischen ErkrankungenJeder dreizehnte Leistungs-fall im Gesundheitswesenist Folge einer psychischenErkrankung. Depressionenund Demenz stehen dabeian erster Stelle. Auffällig istdie starke Zunahme der sta-tionären Behandlung beiDepression. Das stellt dieBeratungsgesellschaft fürangewandte Systemfor-schung mbH (BASYS) inAugsburg fest. Nach ihrenAngaben geben die Deut-schen für die Behandlungpsychischer Erkrankungenrund 30 Milliarden Euro imJahr aus – Tendenz steigend.Die Versorgungsausgabenwuchsen überdurchschnitt-lich in der Pflege, der statio-nären Behandlung und beiArzneimitteln im Vergleichzu ambulanten ärztlichenLeistungen und zur Präven-tion. Für die Finanzierungder psychischen Erkrankun-gen bestehen unterschiedli-che Zuständigkeiten. DieLeistungen werden unteranderem finanziert durchdie Gesetzliche Krankenver-sicherung mit rund 14 Milli-arden Euro und durch dieSoziale Pflegeversicherungmit rund 5,5 Milliarden Euro.BASYS Beratungsgesellschaft fürangewandte SystemforschungmbH, Reisingerstraße 2586159 Augsburgwww.basys.de

»Wertebildungs-Plattform« onlineEin neues Angebot fürEltern und pädagogischeFachkräfte ist im Interneteingerichtet worden: dieWertebildungs-Plattformdes Deutschen Roten Kreu-zes. Auf der Seite finden Lai-en und Experten praxiser-probte Anleitungen zumSpielen, Diskutieren und

Erleben von Werten. DieAngebote unterstützen beiFragen wie »Welche Filme,Bücher und Computerspielesind zu empfehlen?« »Wasbedeutet Familie, Freund-schaft und Tradition füruns?« »Was braucht dasKind und was brauche ich?«oder »Wie kann ich Vertrau-en und Nähe zum Kind beieiner Trennung stärken?«Das Angebot wird ständigerweitert. Schon jetzt ent-halten sind Anleitungen fürKletterwochenenden fürVäter und Kinder, das»Schmunzelsteinchen«-Spiel, Werterucksäcke,Glücksboxen und Wertekof-fer, Basteln für einen gutenZweck, autogenes Trainingund vieles andere mehr.Zahlreiche Literaturhinwei-se, ein Glossar der pädagogi-schen Fachbegriffe und einTerminkalender runden dasAngebot ab. Entwickelt wur-den die Angebote in ausge-wählten Einrichtungen derFamilienbildung. Zusam-mengeführt und aufbereitetwurden die Angebote imProjekt »Wertebildung inFamilien«. Es wird gefördertvom Bundesministerium fürFamilie, Senioren, Frauenund Jugend. Träger ist dasDeutsche Rote Kreuz.www.wertebildunginfamilien.de

Aktion Mensch suchtKooperationspartner

Die Aktion Mensch suchtweitere Partner für ihreAdressendatenbank.Unkompliziert und kosten-

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los können sich Einrichtun-gen der Psychiatrie, Behin-dertenhilfe und Selbsthilfein eine Internet-Adressenlis-te eintragen. Das Informati-onsportal vermittelt gezieltbundesweit Adressen undAnsprechpartner für Men-schen, die aktuell mit einerBehinderung, einer Krank-heit oder Pflegebedürftig-keit in der Familie konfron-tiert sind. Die Adressdaten-bank ermöglicht sozialenEinrichtungen eine seriöseDarstellung ihrer Angebote.Neben einem automatischeingerichteten Wegweisermit Karten und Anfahrtsbe-schreibungen bietet der Ein-trag zudem Platz für eineKurzbeschreibung der Ein-richtung. Mit über 23.000Einträgen ist die Websitebereits jetzt die umfang-reichste Adressdatenbankinsbesondere für Menschenmit Behinderung inDeutschland.www.familienratgeber.de

Website beantwortetFragen zur VereinsarbeitIn der Vereinsarbeit tauchenimmer wieder die gleichenFragen auf: Muss ein Kas-senprüfer eines Vereinsauch Mitglied des Vereinssein? Ist das Ehrenamt steu-erlich absetzbar? Was kostetder Eintrag ins Vereinsregis-ter? Die Redaktion des»Wegweisers Bürgergesell-schaft« hat sich nun ent-schlossen, die Anfragen vonNutzern des Portalswww.buergergesellschaft.deim Rahmen der Praxishilfe»Arbeit im Verein« regelmä-ßig auf der Webseite zubeantworten. Sortiert nachinhaltlichen Schlagwortenund Kategorien soll so imLaufe der Zeit ein praxisori-entiertes und leicht zugäng-liches Verzeichnis entste-hen, das in kompakter Form

Antworten auf Fragen rundum das bürgerschaftlicheEngagement in Vereinen lie-fert. Die veröffentlichtenAuskünfte sind jedoch nichtrechtsverbindlich.www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/arbeit-im-verein/fragen-antworten/107221

Mechanik der Euthanasie

Der deutsche SchriftstellerHans Joachim Schädlich,geb. 1935, nahm sich frühdes Themas Euthanasie an,der Tötung sogenannten»unwerten Lebens«. In einerMontage aus Zeugenberich-ten zeigt er in dem schma-len Reclam-Bändchen»Mechanik« an einem Ein-zelschicksal exemplarischdie Verstrickungen derBeteiligten auf. Der zweiteText, »Fritz«, fasst in eineneinzigen langen Satz diesesEinzelschicksal zusammen –nun aus der Warte desAutors. So erschließt sich diehistorische Problematik inzwei Texten, die alle interes-sieren sollten, die in derSozialen Arbeit tätig sind.Das Nachwort leuchtet dengeschichtlichen Hinter-grund aus und zeigt mögli-che Deutungen.Hans Joachim Schädlich: Mechanik. Fritz. Philipp ReclamVerlag, Stuttgart 2009. 79 Seiten.3,- Euro. ISBN 978-3-15-018671-8.

TelefonseelsorgeboomtÜber zwei Millionen Anrufenahm die Telefonseelsorgeim vergangenen Jahr entge-gen. Außerdem beantworte-ten die über 8.350 freiwillig

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Engagierten und 188 haupt-amtlich Mitarbeitenden17.600 Mails und 4.400Anfragen per Chat. 46.000Mal suchten Menschen denKontakt zu einer »OffenenTür« für ein persönlichesGespräch. Diese Bilanz ver-öffentlichte die Telefonseel-sorge für das Jahr 2010. Esseien bei Weitem nicht nurSuizidgedanken, die Ratsu-chende die bundeseinheitli-che Nummer der Telefon-seelsorge anrufen lassen:Probleme mit der Partnerinoder dem Partner, Mobbingin der Schule oder amArbeitsplatz, Arbeitsplatz-verlust, Sucht, Krankheit,Einsamkeit oder Sinn- undspirituelle Krisen. SolcheEreignisse und Verletzungenbringen die Menschen oftan ihre Grenzen, so BerndBlömeke, Referent für Tele-fonseelsorge im DiakonieBundesverband. Die Evange-

lische Kirche und ihre Dia-konie sind mit der Katholi-schen Kirche gemeinsamTräger der Telefonseelsorge.Der Jahresbericht der Tele-fonseelsorge steht im Inter-net zum kostenlosen Herun-terladen zur Verfügung.www.telefonseelsorge.de/?q=node/16

Rechtskurs für Psychiatrie-Profis

Die rechtliche Grundlagenfür die Arbeit in psychiatri-schen Einrichtungen stehenim Mittelpunkt einer Kurz-

fortbildung der DeutschenGesellschaft für Soziale Psy-chiatrie (DGSP) am 3. und 4.Februar 2012 in Frankfurtam Main. Im ersten Teil derVeranstaltung werdenberufsrechtliche Grundla-gen sowie rechtliche Grund-begriffe unter Berücksichti-gung des Selbstbestim-mungsrechts der Betroffe-nen geklärt. Konkret behan-delt werden beispielsweiseder Umgang mit Betroffe-nen und Angehörigen unterBerücksichtigung der beruf-lichen Schweigepflicht unddes Rechts des Betroffenenauf Information und Aufklä-rung, der Umgang mit psy-chiatrischen Krisen, dieAnwendung von Zwang inZusammenhang mit Frei-heitsentziehung und psychi-atrischen Behandlungsmaß-nahmen sowie die Rolle desrechtlichen Betreuers. Imzweiten Teil geht es um die

soziale Sicherung psychischerkrankter Menschen sowiedie sozialrechtlichen Grund-lagen der psychiatrischenVersorgung, außerdem umrechtliche Probleme beson-derer Tätigkeitsbereiche wieMaßregelvollzug und Kin-der- und Jugendpsychiatrie.Referent ist der MünchnerRechtsanwalt Dr. RolfMarschner. Die Seminarge-bühr beträgt für DGSP-Mit-glieder 155,- Euro, für Nicht-mitglieder 200,- Euro zuzüg-lich einer Tagungshauspau-schale von 130,- Euro mitund 65,- Euro ohne Über-nachtung.Deutsche Gesellschaft für SozialePsychiatrie e. V.Zeltinger Straße 9, 50969 Köln,Telefon 0221 511002 [email protected]/dgsp

Treffpunkte 4/11

Informationen

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»Der Unterschied zwischen mir und einem Verrückten

besteht darin, dass ich nicht verrückt bin.«

Salvador Dalíspanischer Maler (1904-1989)

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Treffpunkte 4/1130

Informationen

Der Jahresbezugspreis für einEinzelabonnement der »Treff-punkte« beträgt 12,- Euro(zuzüglich 5,- Euro Versand-kostenpauschale).

Wer die Zeitschrift besondersunterstützen möchte, kannsich zu einem Förderabonne-ment entschließen: Ab 20,- Euro im Jahr wirddafür jede Ausgabe ins Hausgeliefert. Die Ausgaben sindeinzeln zum Heftpreis von5,- Euro erhältlich.

Bürgerhilfe SozialpsychiatrieFrankfurt am Main e. V., Holbeinstraße 25-2760596 Frankfurt am Main

Telefon 069 96201869Fax 069 [email protected]

Über mangelnden Zuspruchkonnten sich die meisten Ver-anstalter der 22. FrankfurterPsychiatriewoche nicht bekla-gen. Ein thematischer Schwer-punkt war im Jahre 2010 dieFrage, wie man jungen Men-schen, die selbst oder derenEltern psychisch krank sind, ambesten helfen kann. Dabei zeigtsich, dass die Psychiatrie alsGanzes und auch das sonst gutausgebaute Hilfesystem inFrankfurt am Main noch Nach-hilfebedarf haben. Auch die Personengruppe der psychischkranken Straftäter war bislangnoch nicht so recht im Blickfeldder gemeindenahen Psychiatrie.

Frankfurter Psychiatriewoche 2010

Treffpunkte 4/2010

Während andere Städte undRegionen über Bevölkerungs-schwund klagen und überlegen,wie sie angesichts schrumpfen-der Einwohnerzahlen ihre Infra-struktur aufrecht erhalten kön-nen, boomen das Rhein-Main-Gebiet und insbesondere seineMetropole Frankfurt am Main.Diese Entwicklung stellt auchdie Verantwortlichen für diepsychische Gesundheit inFrankfurt am Main vor großeHerausforderungen, wie sie sichbeispielhaft für die nördlichenStadtteile ablesen lassen.

Sektor Nord

Treffpunkte 1/2011

Die »Treffpunkte«Die »Treffpunkte« sind ein Forum für allein der ambulanten, teilstationären undstationären Psychiatrie sowie in der Sozi-alpsychiatrie. Die Zeitschrift berichtetüber allgemeine Entwicklungen; dasbesondere Gewicht liegt auf regionalenAspekten der Rhein-Main-Region.

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Treffpunkte 4/11 31

Informationen

In Frankfurt am Main ist das Stadtgebiet bei den Hilfenfür psychisch kranke Menschen in vier Versorgungsge-biete aufgeteilt. Mit den Sektoren Nord, Ost, West undSüd wurden nebeneinanderliegende Stadtteile zusam-mengefasst, um für die dort lebenden Menschen dasgemeindepsychiatrische Hilfeangebot zu organisieren.Die klinische Pflichtversorgung (Station, Tagesklinik,Ambulanz) im Sektor Ost mit der Innenstadt und derAltstadt sowie den Stadtteilen Ostend, Nordend, Born-heim, Seckbach, Fechenheim, Bergen-Enkheim und Rie-derwald hat die Klinik Hohe Mark in Oberursel; diekomplementäre Pflichtversorgung (Beratungsstellen,Tagesstätte, Betreutes Wohnen) liegt bei der Frankfur-ter Werkgemeinschaft e. V. (fwg).

Die »Treffpunkte« 1/2012 erscheinen am 15. Februar 2012

Sektor Ost

Treffpunkte 1/2012

Die Bedeutung der Bewegungfür die körperliche und geistigeGesundheit ist heute allgemeinakzeptiert. Regelmäßiger Sportgilt als einer der wirksamstenFaktoren zum Schutz vor vielenKrankheiten. Dazu kann körper-liche Aktivität, zumal in einerGruppe, maßgeblich dieLebensqualität und das Wohl-befinden verbessern. Nichtohne Grund sind deshalb auchviele Angebote der Gemeinde-psychiatrie mit geselligen undsportlichen Aktivitäten ver-knüpft.

Treffpunkte 3/2011

Die Idee des Konzepts »Inklusi-on« ist ebenso schlicht wie rich-tig: Wer nicht ausgrenzt, mussauch nicht integrieren. Eine»inklusive Gesellschaft« lässtalso Aussonderungen von vor-neherein nicht zu, eine Teilungder Gesellschaft in Menschenmit und ohne Behinderungwird nicht akzeptiert. Integrati-on bedeutet beispielsweise,dass im Fußballstation beson-dere Plätze für Rollstuhlfahrergeschaffen werden. Inklusionheißt, dass Rollstuhlfahrer vonüberall aus dem Spiel zuschau-en können, auch vom Fanblockaus.

Teilhabe für alle

Treffpunkte 2/2011

Im nächsten Heft:

Sport

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Treffpunkte 4/1132

Fragebogen

1. Was ist gut an der psychosozialen Versorgung in Frankfurt am Main?Frankfurt am Main verfügt über ein vergleichsweise reichhaltiges und sehr

ausdifferenziertes Angebot, das ausgezeichnet vernetzt ist. Meiner Meinung nach zeigt sich gerade im Grad der Vernetzung die eigentliche Qualität der psychosozialen Versorgung.

2. Was müsste in der psychosozialen Versorgung in Frankfurt am Main dringend verbessert werden?

Leider können aus der Sicht der Tagesstätte die beruflichen Rehabilitationsmöglichkeiten nur als unzureichendbezeichnet werden. Beispielsweise hat in den letzten Jahren lediglich ein Tagesstättenbesucher »den Sprung indas Arbeitsleben« dauerhaft geschafft. Insbesondere die starren Arbeitszeitregelungen entsprachen nicht den

Bedürfnissen der Erkrankten und deren aktueller Leistungsfähigkeit. Hier in den Institutionen bestehendeArbeitszeitregelungen kritisch zu überdenken und ein geeignetes Angebot bereitzustellen halte ich,

auch vor dem Teilhabegedanken, für dringend geboten.

3. Welches psychosoziale Angebot ist viel zu wenig bekannt?Eine schwierige Frage, ich kenne ja immer noch nicht alle und welches ist das Wichtigste? Ich würde mir

allerdings wünschen, wenn sich mehr Klienten auf bereits etablierte Angebote einlassen würden. Zusammenmit der in der Regel engagierten Arbeit des dortigen Personals und dem Grad der Vernetzung müsste es ein

Leichtes sein, weiterführende Angebote zu finden. Und natürlich bin ich weiterhin neugierig auf jeden neuenAnsatz, den darin könnte ja auch ein Anstoß für eine Weiterentwicklung des eigenen Angebots liegen.

4. Welchem Buch wünschen Sie viele Leserinnen und Leser?Der philosophischen Zeitreise von Richard David Precht »Wer bin ich und wenn ja, wie viele?« wünsche ich weitere

Leser. Sich ab und zu auf unser philosophisches Erbe zu besinnen, könnte die 137. Reality-Soap ja durchaus ergänzen.

5. Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?Zwar nicht zuletzt, aber am ehesten ist mir »Avatar« erinnerlich;

da stecken viele interessante Gedanken drin und gut gemacht ist er auch..

6. Sie haben plötzlich einen Tag frei – was würden Sie gerne machen?Es genießen, keine Verpflichtungen und Termine zu haben, und mich im Tag treiben zu lassen.

7. Die Märchenfee erscheint – Ihre drei Wünsche?Einen Sack voll Zeit, Gesundheit und unseren Klienten den Mut, sich auf die Tagesstätte einzulassen.

Rainer Reichelwurde 1953 in Frankfurt am Main geboren. Er ist ausgebildeter Rettungs-assistent und hat Erziehungswissenschaft studiert sowie eine Weiterbil-dung über »Management in sozialen Organisationen« abgeschlossen.Nach mehrjähriger Tätigkeit im Rettungsdienst in verschiedenen Berei-chen der ambulanten und stationären Versorgung im Kreisverband Offen-bach des Deutschen Roten Kreuzes war er u. a. in einem Modellprojekt zurambulanten Versorgung HIV-infizierter Menschen sowie in der Betreu-ung älterer, kranker und behinderter Menschen tätig. Im Anschluss daranarbeitete er als Heimleiter in der Altenpflege und der Behindertenhilfe beiverschiedenen Trägern. Seit drei Jahren leitet er die Tagesstätte Süd derBürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main.

Sieben Fragen an

Impressum

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Konzept

Gründer

Herausgeber

Chefredaktion

Redaktionsteam

Druck und Vertrieb

Layout, Satz und Gestaltung

TitelSeite

Erscheinungsweise

Auflage

Einzelpreis

Abonnement

Förderabonnement

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Name und Vorname

Name des Kontoinhabers

Kontonummer

bei Geldinstitut

Bankleitzahl

Datum und Unterschrift

Straße und Hausnummer

Postleitzahl und Ort

, ich abonniere ab sofort die Treffpunkte Frankfurter Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie.Das Jahresabonnement kostet 12,- Euro zuzüglich 5,- Euro Versandpauschale für vier Ausgaben.Das Abonnement kann schriftlichzum 31. Dezember jeden Jahres gekündigt werden.

Ich zahle jährlich nach Erhalt der Rechnung

Ich möchte mit einem Förderabonnement die Treffpunkte unterstützen und zahle jährlich:(Bitte gewünschten Betrag ab 20,– Euro inklusive Versandkosten eintragen.)

Ich will mich nicht selbst um die Überweisung kümmern und stimme deshalb zu, dass die Abonnementgebühr von meinem Konto per Bankeinzug abgebucht wird.Der Einziehungsauftrag gilt bis auf Widerruf.

Diese Bestellung kann ich ohne Angabe vonGründen innerhalb von zwei Wochen schriftlich bei der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e.V.Holbeinstraße 25-27 in 60596 Frankfurt am Main widerrufen.Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

/ /

»Psychisch kranke und behinderte Menschenmögen anders denken, fühlen, handeln –

sie sind jedoch nicht anders geartet…«Keine Ausgabe verpassen – Treffpunkte abonnieren !Die Zeitschrift »Treffpunkte« ist ein Forum für alle Beteiligten in der ambulanten,teilstationären und stationären Psychiatrie sowie in der Sozialpsychiatrie. DieZeitschrift berichtet über allgemeine Entwicklungen; das besondere Gewichtliegt auf regionalen Aspekten der Rhein-Main-Region. Ihre Abonnements-Bestellkarte ist schon weg.Dann bestellen Sie formlos bei der Bürgerhilfe Sozial psychiatrie Frankfurt am Main e.V., Holbeinstraße 25-27, 60596 Frankfurt am Main

Christof Streidl (1939-1992)

Gründungsmitglied derBürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt am Main e.V. und

der Zeitschrift »Treffpunkte«

Bitte hier abtrennen

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Druckvorstufe

Offsetdruck

Weiterverarbeitung

Mailingservice

KfZ-Beschriftungen

Die Werkstatt

Die Reha-Werkstatt Rödelheim ist eine Einrich-

tung zur beruflichen und sozialen Integration

seelisch behinderter Menschen.

Produkte und Dienstleistungen

Als moderne Druckerei ist die Reha-Werkstatt

Rödelheim ein Systemanbieter des grafischen

Gewerbes. In der Druckvorstufe arbeitet die

Werkstatt zur Satzherstellung, Gestaltung und

elektronischer Bildbearbeitung mit modernsten

Scan- und DTP-Systemen. Sie bearbeitet und

belichtet gelieferte Druckdateien.

Im Offset-Druck und der Druckweiterverarbeit-

ung werden alle notwendigen Leistungen er-

bracht; dazu zählen auch Satz- und Binde-

arbeiten.

Die Reha-Werkstatt Rödelheim übernimmt Ver-

sand-Dienstleistungen und bietet somit Kom-

plettlösungen an – von der Satzerstellung und

Gestaltung bis zur Auslieferung.

Qualität

Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeitern bearbeitet die Werkstatt - gemäß

dem Prinzip „Förderung durch Arbeit” - die

Kundenaufträge. Ein Qualitätsmanagment-

system nach DIN ISO 9001: 2000 hilft bei der

Aufrechterhaltung einer gleichbleibend guten

Qualität.

Reha-WerkstattRödelheim

Frankfurter Verein

für soziale Heimstätten e.V.

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Reha-Werkstatt Rödelheim Biedenkopfer Weg 40 a 60489 Frankfurt am Main Fon 069-90 74 98 0 Fax 069-90 74 98 25

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