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Sa, 17. März 2007, 19 Uhr · So, 18. März 2007, 17 Uhr Muttergottespfarrkirche Aschaffenburg Leitung Stefan Claas 25 jahre kammerchor a s c h a f f e n b u r g Isabelle Müller-Cant, Sopran Julius Pfeifer, Tenor (Evangelist) Georg Poplutz, Tenor (Arien, Petrus) Kammerchor ARS ANTIQUA Sigrid Horvath, Alt Michael Flaig, Bass (Jesus) Christoph Kögel, Bass (Arien, Pilatus) Main-Barockorchester Frankfurt

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Sa, 17. März 2007, 19 Uhr · So, 18. März 2007, 17 UhrMuttergottespfarrkirche Aschaffenburg

Leitung Stefan Claas

2 5 j a h r e k a m m e r c h o r

a s c h a f f e n b u r g

Isabelle Müller-Cant, SopranJulius Pfeifer, Tenor (Evangelist)

Georg Poplutz, Tenor (Arien, Petrus)Kammerchor ARS ANTIQUA

Sigrid Horvath, AltMichael Flaig, Bass (Jesus)Christoph Kögel, Bass (Arien, Pilatus)Main-Barockorchester Frankfurt

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Impressum:

Texte: Stefan Claas, Matthias Buhler, Johannes PiechottaGestaltung: Bibi Philipp Grafikdesign

Geschäftsstelle:

Kammerchor ARS ANTIQUA e.V. Borngasse 15 63773 Goldbach Telefon 0 60 21 · 5 51 92 Fax 0 60 21 · 44 00 21eMail [email protected]

www.arsantiqua.de

Ars Antiqua auf CD:(erhältlich an der Abendkasse und in der Geschäftsstelle)

Love’s Tempest (2001)Romantik, Jazz und Spirituals

Faszination Psalmen (2003)Psalmvertonungen aus fünf Jahrhunderten

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passionskonzert

Isabelle Müller-Cant, Sopran

Sigrid Horvath, Alt

Julius Pfeifer, Tenor (Evangelist)

Georg Poplutz, Tenor (Arien, Petrus)

Michael Flaig, Bass (Jesus)

Christoph Kögel, Bass (Arien, Pilatus)

Main-Barockorchester Frankfurt

Kammerchor ARS ANTIQUA

Leitung Stefan Claas

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j. s. bach: johannespassion

In der großen Reihe berühmter Werke, mit denen vomMittelalter bis zur Gegenwart das Leiden und Sterben Christi

geschildert und beschrieben wurde, stehen die PassionsmusikenJohann Sebastian Bachs als gewaltige und ergreifende Denk-

mäler religiösen Geistes obenan.

Die Johannes-Passion ist in vielerlei Hinsicht eines der faszi-nierendsten Werke Bachs. Seine Genialität zeigt sich besondersin seinem ungewöhnlich tiefen Verständnis für das Gedanken-

gut des jeweiligen Evangelisten. Dieses tiefe religiöse Verständ-nis bestimmte seine kompositorische Arbeit. Dass Bachs Johan-

nes-Passion gänzlich anders strukturiert und im Charakter sovöllig anders ausgefallen ist als seine Matthäus-Passion, liegt

eben an diesem tiefen religiösen Bibelverständnis.

Während die Person des Jesus in der Matthäus-Passion ganz„Menschen-Sohn“ ist, also eine Person ist, die sich in ihrerGefühlswelt vom Menschsein kaum unterscheidet – die Angsthat, zornig wird und die am Ende gar verzweifelt („Mein Gott,warum hast du mich verlassen?“) – ist der johanneische Jesusganz und gar „Gottes-Sohn“. Ein König, an dessen Größe undÜberlegenheit nie Zweifel aufkommen.

Diese Auffassung des Johannes spiegelt sich in allen Einzelhei-ten seines Passionstextes wider. Jesus erleidet bei Johanneskeine Konflikte: Er „wusste alles, was ihm begegnen sollte“ undoffenbart seine Überlegenheit besonders in seinen Entgegnun-gen an Kaiphas und Pilatus. Viele der Fragen beantwortet ernicht unmittelbar (man beachte dabei den Befehlston); er ver-weist einerseits auf andere Zeugen („frage die darum, diegehöret haben, was ich zu ihnen gesaget habe“), andererseitsantwortet er mit einer Gegenfrage („redest du das von dirselbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?“) oder er ant-wortet gleich gar nicht. Auffällig am Verhör Jesu ist auch daspermanente unsichere Hin- und Herlaufen des Pilatus zwi-schen dem Volk und dem „Angeklagten“, der selbst in stoischerRuhe der Dinge harrt, die da kommen (müssen). Jesus trägtsein Kreuz selbst, Simon von Cyrene ist entbehrlich, und selbstam Kreuz verfügt er noch über die Versorgung seiner Mutter.Er ist also nicht der Schmerzensmann. Sein Blick geht wissendüber den Tod hinaus – auf das letztendlich Wesentliche: derTod ist lediglich notwendige Durchgangsstation zur Heimkehrzum Vater.

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werkeinführung

Dieses grundlegende Verstehen der Person Jesu im Johannes-Evangelium prägt die gesamte Vertonung der Passionsge-

schichte. Während in der Matthäus-Passion die Klage über dasLeiden und Sterben Christi im Vordergrund steht (Eingang-

schor: „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ und die viermaligeVerwendung der klassischen Passions-Choralmelodie „O Haupt

voll Blut und Wunden“ jeweils einen halben Ton tiefer als Sym-bol für die Grablegung), beginnt die Johannes-Passion mit dem

gewaltigen Eingangschor „Herr, unser Herrscher“ (abgeleitetaus Psalm 8 „Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name“),

und die Melodie des Passions-Chorals „O Haupt voll Blut undWunden“ fehlt gänzlich.

Von Beginn an geht es um die Verherrlichung und GrößeGottes: „Herr, unser Herrscher, (...) zeig’ uns durch deine Passi-

on, dass du der wahre Gottessohn auch in der größten Niedrig-keit verherrlicht worden bist.“ (Eingangschor). Diese Dialektikder gegenseitigen Entsprechung von Herrlichkeit und Kreuz

findet dann im Zentrum der Passion – im Choral „Durch deinGefängnis Gottes Sohn, ist uns die Freiheit kommen, …“ – seine

Fortsetzung und schließt triumphal im Schlusschoral „… als-dann vom Tod erwecke mich, dass meine Augen sehen dich inaller Freud’, o Gottes Sohn (…) ich will dich preisen ewiglich!“

Der übergreifende Plan Bachs wird dadurch deutlich.An ausgewählten Stellen kommentiert und betrachtet er ganzim Sinne des Evangelisten Johannes das aktuelle Passionsge-schehen. Er schlägt somit den Bogen von der alttestamentari-schen Verherrlichung Gottes (Psalm 8) in die Niedrigkeit desPassionsgeschehens und wieder zurück in die Herrlichkeit derneutestamentarischen Auferstehung, der Heimkehr zu GottVater. Der Kreis schließt sich.

Die Bach’schen Passionen sind grundsätzlich aufgeteilt inHandlungsträger (Evangelist, Chöre und div. Personen) und inbetrachtende, kontemplative Teile (Arien, Choräle, Eingangs-und Schlusschöre). Diese betrachtenden Teile stehen jeweils anausgewählten Stellen, um das gerade aktuelle Passionsgesche-hen zu betrachten und zu kommentieren.

In der Johannes-Passion kommt besonders dem Chor eine dra-maturgische Schlüsselrolle zu. Er versieht eine Doppelfunktion.Einerseits übernimmt er die Rolle der betrachtenden und kom-mentierenden Gemeinde der Gläubigen (Choräle und Ein-gangs-bzw. Schlusschor) und andererseits zugleich – vielumfassender und dramatischer als in der Matthäus-Passion –in den insgesamt 14 sog.„Turba”- (= Massen-) Chören – dieStimme des Volkes.

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ars antiqua im profil

k a m m e r c h o r

ars antiquaa s c h a f f e n b u r gein A-cappella-Programm und gestaltet darüber hinaus wei-tere Konzerte. Mehrfach wurde ARS ANTIQUA als Opernchorfür die jährlich stattfindende „Klassikgala im Schlosshof” inAschaffenburg engagiert. Im Juli 2007 wirkt ARS ANTIQUAin dieser Veranstaltungsreihe bei der Aufführung der„Schöpfung” von Joseph Haydn mit.

Im November 2005 gewann ARS ANTIQUA den ersten Preisbeim Bayerischen Chorwettbewerb in seiner Kategorie undqualifizierte sich damit zur Teilnahme beim Deutschen Chor-wettbewerb 2006 in Kiel. Dort errang der Chor den zweitenPreis mit dem Prädikat „mit hervorragendem Erfolg” sowieden Sonderpreis für zeitgenössische Chormusik.

ARS ANTIQUA hat zwei CDs produziert: „Love’s Tempest”(2001) und „Faszination Psalmen” (2003) – letztere zusam-men mit dem Bayerischen Rundfunk.

Im Jahr 2007 feiert ARS ANTIQUA sein 25-jähriges Bestehen.Zu diesem Anlass besucht der Chor im Rahmen einer Kon-zertreise Aschaffenburgs schottische Partnerstadt Perth.Außerdem stellen die Sängerinnen und Sänger im Oktoberihre Lieblingsstücke in einem zweiten Konzertprogramm mitdem Namen „Favourites” vor, das anschließend auch vomBayerischen Rundfunk aufgezeichnet wird. Im Herbst wirdauch die neue Weihnachts-CD vorgestellt, die in diesem Jahrproduziert werden soll. Zum Abschluss des Jubiläumsjahresist ARS ANTIQUA in zwei Weihnachtskonzerten zu hören:in Rück-Schippach und in Aschaffenburg.

Der Kammerchor ARS ANTIQUA wurde im Jahr 1982 als Jugend-chor gegründet mit dem Ziel, anspruchsvolle Chorliteratur zu

erarbeiten und aufzuführen. Mittlerweise umfasst das Repertoiredes Chores weltliche und geistliche Werke aller Epochen. Neben

klassischer Chormusik sind auch Werke aus der „NeuenChormusik” im Programm.

Seit 1999 steht ARS ANTIQUA unter der musikalischen Leitungvon Stefan Claas. Das heute aus 40 Sängerinnen und Sängern

bestehende Ensemble erarbeitet sich in der Regel jedes Jahr

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dirigentenportrait

sopran Jennyfer Adami / Christina Bitzer / Olga Bohn-Kaliakina / Sina Dreger / Ulrike Kustra / Jana Lakus / Isabel Lang / Bibi Philipp / Johanna Ringe / Imke Thum

al t Anne Kirchgeßner / Patricia Kuhn / Mareike Kunkel / Andrea von Lampe-Bergmann / Almut Lang / Katharina Lenz / Annette Ott / Sigrid Schmitt-Riedmann / Beate Sternheimer / Gabriela Vallazza / Monika Zang

tenor Martin Hock / Simon Quittek / Steffen Reuter / Reinhold Rickert / Udo Rickert / Stefan Rüb / Joachim Scherg-Quittek / Tobias Selesion

bass Alexander Baubin / Christoph Haas / Bernd Möller / Johannes Piechotta / Philipp Rath / Rainer Sahl /Oliver Schöffel

l e i tung Stefan Claas

Stefan Claas

Der musikalisch umfassend ausge-bildete Künstler wurde in Bayreuth

geboren. Er studierte kath. Kirchen-musik und Klavier an der Münchener

Musikhochschule und Gesang beiProf. Josef Metternich (Meisterkurse

bei Alfredo Kraus, Andreas Schmittund Charles Spencer).

Nach dem Studium entwickeltesich der Bariton rasch zu einem ge-fragten Konzertsänger. Aufnahmen

für den Bayerischen und den Hessischen Rundfunk folgten – unteranderem auch „Ein Deutsches Requiem„ von Johannes Brahms.

Im April 2006 wurde Stefan Claas zum Geschäftsführenden Leiterder Städtischen Musikschule Aschaffenburg berufen.

Darüber hinaus ist er Mitglied in den Konzertchören des Bayeri-schen und des Norddeutschen Rundfunks.

Erst spät entdeckte er seine Liebe zum Dirigieren. Daraufhinnahm er an Workshops mit Helmut Rilling und Frieder Berniusteil. Seit 1999 ist er Dirigent des Kammerchores ARS ANTIQUAAschaffenburg. Innerhalb weniger Jahre formte er diesen Chor,der ausschließlich mit Laiensängern besetzt ist, zu einem über-durchschnittlich leistungsfähigen Klangkörper. Auf Grund des-sen produzierte der BR mit dem Ensemble eine 80minütige CDmit dem Titel „Faszination Psalmen“.

Höhepunkte der gemeinsamen Arbeit waren der Gewinn desBayerischen Chorwettbewerbes (2005), der zweite Preis beimDeutschen Chorwettbewerb sowie der Sonderpreis für „Zeit-genössische Chormusik“ (2006). Diese Leistungen veranlasstenden Deutschen Musikrat, an Stefan Claas ein Dirigentenstipen-dium bei Eric Ericson zu vergeben.

Seit 2003 ist Stefan Claas Bundes-Chormeister des Maintal-Sängerbundes und für die musikalischen Aktivitäten des Chor-verbandes und deren Dirigentenausbildung verantwortlich;verbunden damit ist eine rege Dozententätigkeit als Chordiri-gent und Stimmbildner.

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main-barock-orchester

Main-Barockorchester Frankfurt

Musikalität, Virtuosität und ein hohes Maß an Spielfreudezeichnet die musikalische Arbeit des Main-Barockorchesters

Frankfurt aus. Dabei steht eine an der historischen Auf-führungspraxis orientierte, lebendige und zeitgemäße Inter-

pretation Alter Musik im Vordergrund, die den Zuhörerinnerlich rührt und in ihren Bann zieht.

Das Repertoire des Main-Barockorchesters reicht von derfrühbarocken Instrumentalmusik Italiens bis hin zu ersten

sinfonischen Werken der Frühklassik und umfasst neben derumfangreichen Orchesterliteratur ebenso die Aufführung

von Kantaten, Passionen und Opern.

Unter der Leitung seines Konzertmeisters Martin Jopp hatsich das auf die Interpretation von Barockmusik spezialisierteKammerorchester aus Frankfurt durch eine rege Konzerttätig-keit sein heutiges Ansehen erspielt. Regelmäßige Zusammen-arbeit mit renommierten Solisten, die Teilnahme an inter-nationalen Festivals, zahlreiche Aufnahmen für CD und Rund-funk sowie eigene Konzertreihen kennzeichnen die erfolg-reiche Arbeit des Orchesters.

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Sigrid Horvath wurde in Graz gebo-ren. Bereits mit 18 Jahren trat sie alsAltsolistin in Bachs „Weihnachtsora-torium” auf. Ihr Studium als Konzert-sängerin und Gesangspädagogin ander Universität für Musik und darstel-lende Kunst in Graz schloss sie mitAuszeichnung ab. Nach weiterführen-dem Studium erhielt sie das Solisten-diplom der Musikakademie der Stadt

Basel. Zu ihren Lehrerinnen und Lehrern zählen Wolfgang Game-rith, Christel Borchers, Claudia Rüggeberg und Kurt Widmer.

Während ihres Studiums erhielt Sigrid Horvath das Leistungs-stipendium der Musikhochschule Graz, sie war Stipendiatin desAmerican Institute of Musical Studies und der Walter-Kaminsky-Stiftung, München. 2002 errang sie beim XIII. Internationalen-Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig den zweiten Preis.

Ihr Repertoire reicht von den großen, sakralen Werken des Barocküber klassische Werke bis zur Interpretation zeitgenössischer Wer-ke und Uraufführungen. Vielfältige Konzertverpflichtungen mitSchwerpunkt im kirchenmusikalischen Bereich führten sie durchÖsterreich, nach Deutschland und in die Schweiz.

Sigrid Horvath leitete mehrere Jahre Klassen für Sologesang anverschiedenen österreichischen Musikschulen. Zudem war sie2006 als Jurymitglied für das Fach Sologesang beim Jugendmusik-wettbewerb „Prima la Musica” in Feldkirch/Vorarlberg tätig.

Seit September 2005 ist sie als festes Mitglied im Chor des Baye-rischen Rundfunks (künstlerischer Leiter: Peter Dijkstra/Chef-dirigent: Mariss Jansons) engagiert. In diesem Ensemble arbeitetesie mit den Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, Claudio Abbado,Riccardo Muti, Zubin Metha, Christian Thielemann, Ton Koopman,Michael Gielen u.a.

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solistenportraits

Die deutsch-französische Sopranistin Isabelle Müller-Cant,aufgewachsen in einem musikalischen Elternhaus und früh

mit dem Klavier- und Querflötenspiel vertraut, entdeckte ihreLiebe zum Gesang durch den Unterricht bei KammersängerinElke Estlinbaum, die ihren sängerischen Werdegang bis heuteentscheidend prägt. Sie absolvierte ihr Gesangsstudium und

das Studium der Liedklasse an der Musikhochschule Stuttgartund schloss ihre Studien mit Auszeichnung ab.

Diverse Meisterkurse, u.a. bei Barbara Bonney und KlesieKelly, sowie die Zusammenarbeit mit namhaften Dirigentenwie Frieder Bernius, Dieter Kurz und Helmuth Rilling gaben

ihr wichtige Impulse für ihre Arbeit.

Ihre rege Konzerttätigkeit führt Isabelle Müller-Cant mit denSolopartien großer Oratorien, Kantaten und Messen unddiversen Liederabenden ins In- und Ausland. So sang sie

zuletzt u.a. Mozarts „c-moll-Messe“ in der Madeleine (Paris),das „Stabat Mater“ von Anton Dvorzak im Palais des Congrès

in Strasbourg, den „Lobgesang“ von Mendelssohn in der Fran-zösischen Kirche Bern und war Gast bei den Schlossfestspie-

len Ludwigsburg und den Schwetzinger Festspielen.

Isabelle Müller-Cant hat sichnicht nur als versierte Oratorien-

und Liedsängerin einen Namengemacht, auch virtuose Kolora-

turpartien bilden einen wichtigenBestandteil ihres Repertoires.

Etliche Rundfunkaufnahmen,CD-Einspielungen und szenische

Aufführungen runden daskünstlerische Schaffen der

Sopranistin ab.

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Julius Pfeifer / Tenor studierteGesang bei Gisela Krenkel und Prof.

Dieter Kurz und besuchte einenMeisterkurs bei James Wagner.

Im Jahr 2000 erhielt er ein Stipen-dium des internationalen Richard-

Wagner-Verbandes.

Gleichzeitig entfaltete er eine regeKonzerttätigkeit als Oratorien- undLiedsänger. Neben Händels großen

Oratorien und Haydns „Schöpfung“und „Jahreszeiten“ bilden JohannSebastian Bachs Kantaten, die h-moll-Messe und besonders derEvangelistenpart im Weihnachtsoratorium sowie der Johannes-

und der Matthäuspassion den Schwerpunkt seiner Arbeit.

2000 und 2002 war er an der Jungen Oper der Stuttgarter Staats-oper engagiert. Seit 2000 ist er Mitglied des SWR-Vokalensembles

und seit 2005 auch im Solistenensemble „Sette Voci“ unterLeitung von Peter Kooij.

Als Solist war er u.a. mit den Rundfunkorchestern des SWR unddes WDR, dem Ensemble Baroque de Limoges, L´arpa festante

München, dem Gürzenich-Orchester Köln, dem Leipziger Barock-orchester, dem Bach-Orchester Hannover zu hören und arbeitetemit Michael Gielen, Christophe Coin, Jörg Straube, Hans Zender,Georg-Christoph Biller, Markus Stenz, David Timm, Dieter Kurz.

Im Jahr 2004 gewann er den renommierten InternationalenBach-Wettbewerb in Leipzig.

2006 wird er u.a. als Evangelist in der Matthäuspassion mitAkamus* und dem RIAS-Kammerchor unter René Jakobs, dem

Thomaner-Chor und dem Gewandhausorchester Leipzig zu hörensein. Mit dem Collegium Vocale Gent (Ltg. Philippe Herreweghe)

ist er im Juni mit der h-moll-Messe u.a. in Tokio, Seoul und Singa-pur unterwegs. Mit dem Gesualdo-Consort Amsterdam (Ltg. Harry

van der Kampp) folgt eine Konzertreise nach Russland.

Georg Poplutz / Tenor studierteGesang bei Prof. Berthold Possemey-er sowie Liedgestaltung und Inter-pretation bei Prof. Rainer Hoffmannund Prof. Eugen Wangler an derHochschule für Musik und Darstel-lende Kunst in Frankfurt am Main.Nach erfolgreichem Abschluss 2005studiert er bei Prof. Christoph Pré-gardien zum Konzertexamen an derMusikhochschule Köln.

Seit 2003 wird Georg Poplutz durch„Yehudi Menuhin LiveMusicNow"

gefördert. 2004 erhielt er eine Solistenempfehlung des VDKC (Ver-band Deutscher Konzertchöre).

Inzwischen kann er Konzertengagements im Lied- und Oratorien-fach in zahlreichen Städten Deutschlands, in Polen, Österreich,China und eine Konzertreise durch das Südliche Afrika aufweisen.Im Johann Rosenmüller Ensemble Leipzig (Ltg. Arno Paduch) wid-met er sich in Konzert und Rundfunk der Musik des 16. bis 18.Jahrhunderts. Weiterhin arbeitete er u.a. mit den Dirigenten Win-fried Toll, Wolfgang Schäfer, Michael Schneider, Christian Kabitz,Peter Neumann, Helmut Müller-Brühl und Ralf Otto zusammen.

2004 war er am Gießener Stadttheater in Monteverdis „L´Incoro-nazione di Poppea“, 2005 und 2006 als Gast in zwei Produktionenan der Frankfurter Oper und in Méhuls „L'Irato" auf dem Beetho-venfest in Bonn zu sehen. Im Februar 2006 gab er die Titelrolle inBernsteins „Candide“ im Dortmunder Konzerthaus. Im April 2006war er mit der Matthäuspassion in der Essener und der KölnerPhilharmonie zu hören. Er sang bei den Weilburger Schlosskonzer-ten und wirkte bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen und beimDüsseldorfer Altstadtherbst als Gomatz in Mozarts „Zaide" mitWerner Ehrhardts „l´arte del mondo" mit.

2007 wird er u.a. in der Kölner Philharmonie sowie beim MDR-Musiksommer und beim Rheingau-Musik-Festival zu hören sein.

solistenportraits

Akamus* = Akademie für Alte Musik Berlin

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Markus Flaig / Bass studierteGesang bei Prof. Beata Heuer-Chri-

sten auf und war Mitglied derOpernklasse von Prof. Gerd Heinz.Im Anschluss daran absolvierte erein Aufbaustudium bei ProfessorBerthold Possemeyer in Frankfurtam Main, das er im Februar 2004

mit Auszeichnung abschloss.

Bereits während seines Schulmu-sikstudiums erhielt er einen ersten

Gastvertrag an den StädtischenBühnen Freiburg. Es folgten weitere Verpflichtungen (Urauf-führung von Cornelius Schwehrs Revolutionsoper „Heimat”,

„Salome”/Richard Strauss). Bei den Schwetzinger Festspielensang er in einer viel beachteten und live im Radio übertragenenInszenierung mit Madrigalen von Claudio Monteverdi und CarloGesualdo. 2006 war er in Freiburg als Noah in Benjamin Brittens„Noye`s fludde“ sowie bei den Herrenhauser Festwochen in Han-

nover in Henry Purcells „Fairy Queen“ zu sehen.

Sein Repertoire im Oratorienfach reicht von der Renaissance überdie Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik bis hin zu zeit-

genössischen Kompositionen. Er wirkte bei mehreren Urauf-führungen mit; der Komponist Franz F. Kaern komponierte eigens

für ihn einen Orchesterliederzyklus nach Gedichten von ThomasBernhard. Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie zahlreiche

CD-Aufnahmen entstanden unter Dirigenten wie WolfgangSchäfer, Winfried Toll, Hans Christoph Rademann, Konrad Jung-

hänel und Thomas Hengelbrock.

Konzertreisen führten den Bass-Bariton, der 2004 Preisträger desInternationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig

wurde, durch Europa, Russland, nach Asien und Südamerika.

Mit dem Pianisten Jörg Schweinbenz erarbeitete er sich einumfangreiches Liedrepertoire und ist regelmäßig in Liederaben-

den in Deutschland und dem benachbarten Ausland zu hören.

Christoph Kögel / Bass begannmit privatem Gesangsunterrichtbei Janet Hardy in Augsburg.Als Hospitant war er Mitglied derOpernschule des Leopold-Mozart-Konservatoriums in Augsburg undvon 1984 bis 1986 Chorist im Opern-chor der Städtischen BühnenAugsburg.

Von 1986 bis 1992 studierte eran der Staatlichen Hochschule fürMusik und Darstellende Kunst Frank-

furt am Main im Fach Opern-Gesang bei Prof. Martin Gründler undin der Liedklasse bei Prof. Charles Spencer. Meisterkurse bei BrigitteFassbaender und Sena Jurinac schlossen sich an.

Zwischen 1993 und 2004 war er teils fest, teils als Gast an denStädtischen Bühnen Osnabrück und Lübeck, dem Pfalztheater Kai-serslautern, am Staatstheater Mainz, dem Staatstheater Darmstadtund an der Zeitgenössischen Oper Berlin/Komischen Oper Berlinengagiert.

Parallel war er immer auch als Lied- und Oratoriensänger und infreien Kammeroperproduktionen beschäftigt („Vokalsolisten Frank-furt“ und „Kammeroper Frankfurt“).

Zu seinem Repertoire gehören Oratorien von Telemann, Bach undHändel und Opernpartien wie Graf Almaviva (Figaros Hochzeit),Valentin (Margarete), Guglielmo (Cosí fan tutte), Silvio (Bajazzo).

Konzertreisen führten ihn nach Belgien, Ungarn, Estland, Lettland,Österreich, Israel, Frankreich und in die Schweiz.

solistenportraits

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johannespassion – text

Johann Sebastian BachJOHANNESPASSION(BWV 245)

ERSTER TEILVerrat und Gefangennahme(Joh. 18, 1-14)

ChorHerr, unser Herrscher, dessen RuhmIn allen Landen herrlich ist!Zeig uns durch deine Passion,Dass du, der wahre Gottessohn,Zu aller Zeit,Auch in der größten Niedrigkeit,Verherrlicht worden bist!

EvangelistJesus ging mit seinen Jüngern über denBach Kidron, da war ein Garten, dareinging Jesus und seine Jünger.Judas aber, der ihn verriet, wusste denOrt auch, denn Jesus versammlete sichoft daselbst mit seinen Jüngern.Da nun Judas zu sich hatte genommendie Schar und der Hohenpriester undPharisäer Diener, kommt er dahin mitFackeln, Lampen und mit Waffen. Als nunJesus wusste alles, was ihm begegnensollte, ging er hinaus und sprach zuihnen:JesusWen suchet ihr?EvangelistSie antworteten ihm:

ChorJesum von Nazareth!EvangelistJesus spricht zu ihnen:JesusIch bin´s.EvangelistJudas aber, der ihn verriet, stund auch beiihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ichbin´s! wichen sie zurücke und fielen zuBoden.Da fragete er sie abermal:JesusWen suchet ihr?EvangelistSie aber sprachen:ChorJesum von Nazareth!EvangelistJesus antwortete:JesusIch hab´s euch gesagt, dass ich´s sei;suchet ihr denn mich, so lasset diesegehen!

CHORALO große Lieb´, o Lieb´ ohn alle Maße,die dich gebracht auf diese Marter-straße! Ich lebte mit der Welt in Lustund Freuden und du musst leiden!

EvangelistAuf dass das Wort erfüllet würde,welches er sagte:Ich habe der keine verloren, die du mirgegeben hast.

Da hatte Simon Petrus ein Schwert undzog es aus und schlug nach des Hohen-priesters Knecht und hieb ihm sein recht´Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus.Da sprach Jesus zu Petro:JesusStecke dein Schwert in die Scheide!Soll ich den Kelch nicht trinken, den mirmein Vater gegeben hat?

CHORALDein Will´ gescheh, Herr Gott, zugleichAuf Erden wie im Himmelreich.Gib uns Geduld in Leidenszeit,Gehorsam sein in Lieb´ und Leid;Wehr´ und steu´r allem Fleisch und Blut,Das wider deinen Willen tut!

EvangelistDie Schar aber und der Oberhauptmannund die Diener der Jüden nahmen Jesumund bunden ihn und führeten ihn aufserste zu Hannas, der war Kaiphas´Schwäher, welcher des Jahres Hoher-priester war. Es war aber Kaiphas, der denJüden riet, es wäre gut, dass ein Menschwürde umbracht für das Volk.

ARIE AltVon den Stricken meiner SündenMich zu entbinden,Wird mein Heil gebunden.Mich von allen LasterbeulenVöllig zu heilen,Lässt er sich verwunden.

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johannespassion – text

Verleugnung(Joh. 18, 15-27; Matth. 26, 75)

EvangelistSimon Petrus aber folgete Jesu nachund ein ander Jünger.

ARIE SopranIch folge dir gleichfallsmit freudigen SchrittenUnd lasse dich nicht,Mein Leben, mein Licht.Beförd´re den LaufUnd höre nicht auf,Selbst an mir zu ziehen,zu schieben, zu bitten.

EvangelistDerselbige Jünger war dem Hohenprie-ster bekannt und ging mit Jesus hineinin des Hohenpriesters Palast. Petrus aberstund draußen vor der Tür. Da ging derandere Jünger, der dem Hohenpriesterbekannt war, hinaus und redete mit derTürhüterin und führete Petrum hinein.Da sprach die Magd, die Türhüterin,zu Petro:Ancilla (Magd)Bist du nicht dieses Menschen Jüngereiner?EvangelistEr sprach:PetrusIch bin´s nicht!EvangelistEs stunden aber die Knechte und Dienerund hatten ein Kohlfeu´r gemacht

(denn es war kalt) und wärmeten sich.Petrus aber stund bei ihnen und wärmetesich. Aber der Hohepriester fragte Jesumum seine Jünger und um seine Lehre.Jesus antwortete ihm:JesusIch habe frei, öffentlich geredet vor derWelt. Ich habe allezeit gelehret in derSchule und in dem Tempel, da alle Jüdenzusammenkommen, und habe nichts imVerborgnen geredt. Was fragest du michdarum? Frage die darum, die gehörethaben, was ich zu ihnen geredet habe!Siehe, dieselbigen wissen, was ichgesaget habe!EvangelistAls er aber solches redete, gab der Dienereiner, die dabei stunden, Jesu einenBackenstreich und sprach:Servus (Diener)Solltest du dem Hohenpriester also ant-worten?EvangelistJesus aber antwortete:JesusHab ich übel geredt, so beweise es, dasses böse sei, hab ich aber recht geredt,was schlägest du mich?

CHORALWer hat dich so geschlagen,Mein Heil, und dich mit PlagenSo übel zugericht´?Du bist ja nicht ein SünderWie wir und unsre Kinder,Von Missetaten weißt du nicht.

Ich, ich und meine Sünden,Die sich wie Körnlein findenDes Sandes an dem Meer,Die haben dir erregetDas Elend, das dich schläget,Und das betrübte Marterheer.

REZITATIV EvangelistUnd Hannas sandte ihn gebunden zudem Hohenpriester Kaiphas. SimonPetrus stund und wärmete sich;da sprachen sie zu ihm:ChorBist du nicht seiner Jünger einer?EvangelistEr leugnete aber und sprach:PetrusIch bin´s nicht!EvangelistSpricht des Hohenpriesters Knecht´ einer,ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohrabgehauen hatte:Servus (Diener)Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?EvangelistDa verleugnete Petrus abermal,und alsobald krähete der Hahn.Da gedachte Petrus an die Worte Jesuund ging hinaus und weinete bitterlich.

ARIE TenorAch, mein Sinn,Wo willst du endlich hin,Wo soll ich mich erquicken?Bleib ich hier,Oder wünsch ich mirBerg und Hügel auf den Rücken?

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johannespassion – text

Bei der Welt ist gar kein Rat,Und im HerzenStehn die SchmerzenMeiner Missetat,Weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.

CHORALPetrus, der nicht denkt zurück,Seinen Gott verneinet,Der doch auf ein´ ernsten BlickBitterlichen weinet.Jesu, blicke mich auch an,Wenn ich nicht will büßen;Wenn ich Böses hab getan,Rühre mein Gewissen!

ZWEITER TEIL

Verhör und Geißelung(Johannes 18, 28-40; 19, 1)

CHORALChristus, der uns selig macht,Kein Bös´ hat begangen,Der ward für uns in der NachtAls ein Dieb gefangen,Geführt vor gottlose LeutUnd fälschlich verklaget,Verlacht, verhöhnt und verspeit,Wie denn die Schrift saget.

EvangelistDa führeten sie Jesum von Kaiphas vor dasRichthaus, und es war frühe.Und sie gingen nicht in das Richthaus,

auf dass sie nicht unrein würden,sondern Ostern essen möchten. Da gingPilatus zu ihnen heraus und sprach:PilatusWas bringet ihr für Klage wider diesenMenschen?EvangelistSie antworteten und sprachen zu ihm:ChorWäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hät-ten dir ihn nicht überantwortet.EvangelistDa sprach Pilatus zu ihnen:PilatusSo nehmet ihr ihn hin und richtet ihnnach eurem Gesetze!EvangelistDa sprachen die Jüden zu ihm:ChorWir dürfen niemand töten.EvangelistAuf dass erfüllet würde das Wort Jesu,welches er sagte, da er deutete, welchesTodes er sterben würde. Da ging Pilatuswieder hinein in das Richthaus und riefJesu und sprach zu ihm:PilatusBist du der Jüden König?EvangelistJesus antwortete:JesusRedest du das von dir selbst, oderhaben´s dir andere von mir gesagt?EvangelistPilatus antwortete:PilatusBin ich ein Jüde? Dein Volk und die

Hohenpriester haben dich mir über-antwortet; was hast du getan?EvangelistJesus antwortete:JesusMein Reich ist nicht von dieser Welt;wäre mein Reich von dieser Welt,meine Diener würden darob kämpfen,dass ich den Jüden nicht überantwortetwürde; aber nun ist mein Reichnicht von dannen.

CHORALAch großer König, groß zu allen Zeiten,Wie kann ich g´nugsam diese Treuausbreiten?Kein´s Menschen Herze mag indesausdenken,Was dir zu schenken.Ich kann´s mit meinen Sinnennicht erreichen,Womit doch dein Erbarmenzu vergleichen.Wie kann ich dir denn deine LiebestatenIm Werk erstatten?

EvangelistDa sprach Pilatus zu ihm:PilatusSo bist du dennoch ein König?EvangelistJesus antwortete:JesusDu sagt´s, ich bin ein König. Ich bin dazugeboren und in die Welt kommen, dass ichdie Wahrheit zeugen soll. Wer aus derWahrheit ist, der höret meine Stimme.

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EvangelistSpricht Pilatus zu ihm:PilatusWas ist Wahrheit?EvangelistUnd da er das gesaget, ging er wiederhinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:PilatusIch finde keine Schuld an ihm. Ihr habtaber eine Gewohnheit, dass ich eucheinen losgebe; wollt ihr nun, dass icheuch der Jüden König losgebe?EvangelistDa schrieen sie wieder allesamtund sprachen:ChorNicht diesen, sondern Barrabam!EvangelistBarrabas aber war ein Mörder. Da nahmPilatus Jesum und geißelte ihn.

ARIOSO BassBetrachte, meine Seel, mit ängstlichemVergnügen, mit bitt´rer Lust und halbbeklemmtem Herzen,Dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,Wie dir auf Dornen, so ihn stechen,Die Himmelsschlüsselblumen blühen;Du kannst viel süße Frucht von seinerWermut brechen,Drum sieh ohn´ Unterlass auf ihn.

ARIE TenorErwäge, wie sein blutgefärbter Rückenin allen Stücken dem Himmel gleiche geht,daran, nachdem die Wasserwogen

von unsrer Sündflut sich verzogen,der allerschönste Regenbogenals Gottes Gnadenzeichen steht!

Verurteilung und Kreuzigung(Johannes 19, 2-22)

EvangelistUnd die Kriegsknechte flochten eine Kro-ne von Dornen und satzten sie auf seinHaupt und legten ihm ein Purpurkleid anund sprachen:ChorSei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!EvangelistUnd gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder herausund sprach zu ihnen:PilatusSehet, ich führe ihn heraus zu euch, dassihr erkennet, dass ich keine Schuld anihm finde.EvangelistAlso ging Jesus heraus und trug eineDornenkrone und Purpurkleid. Und ersprach zu ihnen:PilatusSehet, welch ein Mensch!EvangelistDa ihn die Hohenpriester und die Dienersahen, schrieen sie und sprachen:ChorKreuzige, kreuzige!

EvangelistPilatus sprach zu ihnen:PilatusNehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;denn ich finde keine Schuld an ihm!EvangelistDie Jüden antworteten ihm:ChorWir haben ein Gesetz, und nach demGesetz soll er sterben; denn er hat sichselbst zu Gottes Sohn gemacht.EvangelistDa Pilatus das Wort hörete, fürchtet´ ersich noch mehr und ging wieder hineinin das Richthaus und spricht zu Jesu:PilatusVon wannen bist du?EvangelistAber Jesus gab ihm keine Antwort.Da sprach Pilatus zu ihm:PilatusRedest du nicht mit mir? Weißest dunicht, dass ich Macht habe, dich zu kreu-zigen, und Macht habe, dich loszugeben?EvangelistJesus antwortete:JesusDu hättest keine Macht über michwenn sie dir nicht wäre von oben herabgegeben; darum, der mich dir überant-wortet hat, der hat´s größre Sünde.EvangelistVon dem an trachtete Pilatus, wie er ihnlosließe.

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CHORALDurch dein Gefängnis, Gottes Sohn,Ist uns die Freiheit kommen;Dein Kerker ist der Gnadenthron,Die Freistatt aller Frommen;Denn gingst du nicht dieKnechtschaft ein,Müßt unsre Knechtschaft ewig sein.

EvangelistDie Jüden aber schrieen und sprachen:ChorLässest du diesen los, so bist du des Kai-sers Freund nicht; denn wer sich zumKönige machet, der ist wider den Kaiser.EvangelistDa Pilatus das Wort hörete, führete erJesum heraus, und satzte sich auf denRichtstuhl, an der Stätte, die da heißet:Hochpflaster, auf Ebräisch aber: Gabba-tha. Es war aber der Rüsttag in Osternum die sechste Stunde, und er sprichtzu den Jüden:PilatusSehet, das ist euer König!EvangelistSie schrieen aber:CHORWeg, weg mit dem, kreuzige ihn!EvangelistSpricht Pilatus zu ihnen:PilatusSoll ich euren König kreuzigen?EvangelistDie Hohenpriester antworteten:ChorWir haben keinen König denn den Kaiser.

EvangelistDa überantwortete er ihn, dass ergekreuziget würde. Sie nahmen aberJesum und führeten ihn hin. Und er trugsein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, dieda heißet Schädelstätt, welche heißet aufEbräisch: Golgatha.

ARIE Bass mit ChorEilt, ihr angefocht´nen Seelen,Geht aus euren Marterhöhlen,Eilt - wohin? - nach Golgatha!Nehmet an des Glaubens Flügel,Flieht - wohin? - zum Kreuzeshügel,Eure Wohlfahrt blüht allda!

REZITATIV EvangelistAllda kreuzigten sie ihn, und mit ihmzween andere zu beiden Seiten, Jesumaber mitten inne. Pilatus aber schriebeine Überschrift und satzte sie auf dasKreuz, und war geschrieben: „Jesus vonNazareth, der Jüden König".Diese Überschrift lasen viele Jüden, denndie Stätte war nahe bei der Stadt, daJesus gekreuziget ist. Und es wargeschrieben auf ebräische, griechischeund lateinische Sprache. Da sprachen dieHohenpriester der Jüden zu Pilato:ChorSchreibe nicht: der Jüden König,sondern dass er gesaget habe:Ich bin der Jüden König.EvangelistPilatus antwortet:

PilatusWas ich geschrieben habe, das habe ichgeschrieben.

CHORALIn meines Herzens Grunde,Dein Nam´ und Kreuz alleinFunkelt all Zeit und Stunde,Drauf kann ich fröhlich sein.Erschein mir in dem BildeZu Trost in meiner Not,Wie du, Herr Christ, so mildeDich hast geblut´t zu Tod.

Tod Jesu(Johannes 19, 23-30)

EvangelistDie Kriegsknechte aber, da sie Jesumgekreuziget hatten, nahmen seine Kleiderund machten vier Teile, einem jeglichenKriegesknechte sein Teil, dazu auch denRock. Der Rock aber war ungenähet,von oben an gewürket durch und durch.Da sprachen sie untereinander:ChorLasset uns den nicht zerteilen, sonderndarum losen, wess´ er sein soll.EvangelistAuf dass erfüllet würde die Schrift, die dasaget: „Sie haben meine Kleider untersich geteilet und haben über meinenRock das Los geworfen". Solches tatendie Kriegesknechte. Es stund aber bei

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dem Kreuze Jesu seine Mutter und seinerMutter Schwester, Maria, Kleophas Weib,und Maria Magdalena. Da nun Jesusseine Mutter sahe und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zuseiner Mutter:JesusWeib, siehe, das ist dein Sohn!EvangelistDarnach spricht er zu dem Jünger:JesusSiehe, das ist deine Mutter!

CHORALEr nahm alles wohl in achtIn der letzten Stunde,Seine Mutter noch bedacht´,Setzt ihr ein´n Vormunde.O Mensch mache Richtigkeit,Gott und Menschen liebe,Stirb darauf ohn´ alles Leid,Und dich nicht betrübe!

EvangelistUnd von Stund an nahm sie der Jüngerzu sich. Darnach, als Jesus wusste, dassschon alles vollbracht war, dass dieSchrift erfüllet würde, spricht er:JesusMich dürstet!EvangelistDa stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülle-ten aber einen Schwamm mit Essig undlegten ihn um einen Isopen und hieltenes ihm dar zum Munde. Da nun Jesus denEssig genommen hatte, sprach er:

JesusEs ist vollbracht!

ARIE AltEs ist vollbracht!O Trost vor die gekränkten Seelen!Die TrauernachtLässt nun die letzte Stunde zählen.Der Held aus Juda siegt mit Machtund schließt den Kampf.Es ist vollbracht!

EvangelistUnd neiget´ das Haupt und verschied.

ARIE Bass mit ChorMein teurer Heiland, lass dich fragen,Da du nunmehr ans Kreuz geschlagenUnd selbst gesaget: Es ist vollbracht,Bin ich vom Sterben frei gemacht?Kann ich durch deine Pein und SterbenDas Himmelreich ererben?Ist aller Welt Erlösung da?Du kannst vor Schmerzen zwarnichts sagen,Doch neigest du das HauptUnd sprichst stillschweigend: ja.

CHORALJesu, der du warest tot,Lebest nun ohn´ Ende,In der letzten Todesnot,Nirgend mich hinwendeAls zu dir, der mich versühnt,O du lieber Herre!Gib mir nur, was du verdient,Mehr ich nicht begehre!

Grablegung(Matth. 27, 51-52; Joh. 19, 31-42)

EvangelistUnd siehe da, der Vorhang im Tempelzerriss in zwei Stück von oben an bisunten aus. Und die Erde erbebete, unddie Felsen zerrissen, und die Gräber tätensich auf, und stunden auf viel Leiber derHeiligen.

ARIOSO TenorMein Herz, in dem die ganze WeltBei Jesu Leiden gleichfalls leidet,Die Sonne sich in Trauer kleidet,Der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,Die Erde bebt, die Gräber spalten,Weil sie den Schöpfer sehn erkalten,Was willst du deines Ortes tun?

ARIE SopranZerfließe, mein Herze,In Fluten der ZährenDem Höchsten zu Ehren.Erzähle der Welt und demHimmel die Not;Dein Jesus ist tot!

EvangelistDie Jüden aber, dieweil es der Rüsttagwar, dass nicht die Leichname am Kreuzeblieben den Sabbat über (denn desselbi-gen Sabbats Tag war sehr groß), baten siePilatum, dass ihre Beine gebrochen undsie abgenommen würden. Da kamen dieKriegsknechte und brachen dem ersten

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die Beine und dem andern, der mit ihmgekreuziget war. Als sie aber zu Jesukamen, da sie sahen, dass er schongestorben war, brachen sie ihm die Beinenicht; sondern der Kriegsknechte einereröffnete seine Seite mit einem Speer,und alsobald ging Blut und Wasser her-aus. Und der das gesehen hat, der hat esbezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, undderselbige weiß, dass er die Wahrheitsaget, auf dass ihr gläubet. Denn solchesist geschehen, auf dass die Schrift erfül-let würde: „Ihr sollet ihm kein Bein zer-brechen." Und abermals spricht eineandere Schrift: „Sie werden sehen, inwelchen sie gestochen haben."

CHORALO hilf, Christe, Gottes Sohn,Durch dein bitter Leiden,dass wir, dir stets untertanAll´ Untugend meiden;Deinen Tod und sein´ Ursach´Fruchtbarlich bedenken,Dafür, wiewohl arm und schwachDir Dankopfer schenken.

EvangelistDarnach bat Pilatum Joseph von Arima-thia, der ein Jünger Jesu war (doch heim-lich, aus Furcht vor den Jüden), dass ermöchte abnehmen den Leichnam Jesu.Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kamer und nahm den Leichnam Jesu herab.Es kam aber auch Nikodemus, der vor-mals bei der Nacht zu Jesu kommen war,und brachte Myrrhen und Aloen unter-einander bei hundert Pfunden. Da nah-men sie den Leichnam Jesu, und bundenihn in leinen Tücher mit Spezereien, wiedie Jüden pflegen zu begraben. Es waraber an der Stätte, da er gekreuzigetward, ein Garten, und im Garten ein neuGrab, in welches niemand je geleget war.Daselbst hin legten sie Jesum, um desRüsttags willen der Jüden, dieweil dasGrab nahe war.

ChorRuht wohl, ihr heiligen Gebeine,Die ich nun weiter nicht beweine;Ruht wohl, und bringt auch mich zur Ruh’.Das Grab, so euch bestimmet ist,

Und ferner keine Not umschließt,Macht mir den Himmel auf,Und schließt die Hölle zu.

CHORALAch Herr, lass dein lieb´ EngeleinAm letzten End´ die Seele meinIn Abrahams Schoß tragen;Den Leib in sein´m SchlafkämmerleinGar sanft, ohn´ ein´ge Qual und Pein,Ruh´n bis am jüngsten Tage!Alsdann vom Tod erwecke mich,dass meine Augen sehen dichIn aller Freud´, o Gottes Sohn,Mein Heiland und Genadenthron!Herr Jesu Christ, erhöre mich,Ich will dich preisen ewiglich!

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Wir danken folgenden Personen und Institutionen

für ihr freundliches Entgegenkommen und ihre Unterstützung:

Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau

Stadt Aschaffenburg

Aschaffenburger Versorgungs-GmbH

Herrn Pfarrer Dr. Jürgen Vorndran

Herrn KirchenmusikdirektorChristoph Emanuel Seitz

Herrn Wolfgang Schmit

dank

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in memoriam

Rosemarie Schmitt (1946-2005)

Rosemarie Schmitt, geb. Bertignoll, starb im Juli2005 nach vier Jahren Kampf gegen den Krebs.

Sie und ihr Mann Wolfgang Schmitt warengroße Musikliebhaber und haben im Chor u.a.gemeinsam die Johannespassion gesungen.

Er ist es auch, dank dessen großzügiger Unter-stützung dieses Konzert erst möglich wurde.Seiner lieben Frau sei dieses Konzert gewidmet.