1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ......

17
Geschäftsbereich Jugend und Soziales Stabsstelle Integration Burhan Cetinkaya 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen Integrationsbeauftragten April 2014 – Oktober 2015

Transcript of 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ......

Page 1: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

Geschäftsbereich Jugend und Soziales

Stabsstelle Integration

Burhan Cetinkaya

1.Tätigkeitsbericht des kommunalen Integrationsbeauftragten April 2014 – Oktober 2015

Page 2: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

2

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ..........................................................................................................................2

1 Einleitung ...............................................................................................................................3

2 Aufgaben des Integrationsbeauftragten ..................................................................................3

3 Befragung und Aktivierung der relevanten Personen und Organisationen ...............................4

4 Salafismus .............................................................................................................................6

4.1 Dinslakener Appell ..........................................................................................................7

4.2 Präventionsprojekt "Wegweiser" .....................................................................................7

5 Christlich-Islamischer-Dialog Dinslaken ..................................................................................8

6 „Gemeinsam Deutsch sprechen“ ............................................................................................9

7 Das Rucksackprogramm / Kinder fördern-Eltern stärken.......................................................10

8 Interkulturelle Elternarbeit.....................................................................................................11

9 Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und Stärkung der MSOs............................11

10 Netzwerkarbeit und Beratung............................................................................................12

10.1 Migrations- und Flüchtlingsberatung..............................................................................13

10.2 Individuelle Hilfen und Beratung....................................................................................14

11 Stadtteilentwicklung Lohberg ............................................................................................14

12 Integrationsrat ..................................................................................................................14

13 Interkulturelles Fest Dinslaken ..........................................................................................16

14 Flüchtlinge........................................................................................................................17

15 Ausblick............................................................................................................................17

Page 3: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

3

1 Einleitung

Wenn auch innerhalb des Begriffs „Integration” unterschiedliche Ansätze und Definitionen existieren, gibt es in der fachlichen Auseinandersetzung ebenso das Bemühen um einen begrifflichen Minimalkonsens. Gesellschaftliche Integration bedeutet die gleichen Teilha-bechancen für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Religion an der hiesigen Gesellschaft. Inwieweit Integration gelingt, ist davon abhängig, ob eine Stadtgesellschaft mit ihren Institutionen wie Schulen, Behörden, Vereinen und Unternehmen offen für die Vielfalt ihrer EinwohnerInnen ist und ob gleichzeitig Zugewanderte die ihnen gebotenen Möglichkeiten ergreifen.

Integration ist als Querschnittsaufgabe zu verstehen, die alle Lebensbereiche betrifft und Themen wie Bildung, soziale Teilhabe, Kultur, interreligiösen und interkulturellen Dialog, Stadtentwicklung, Wirtschaft und Arbeit und Gesundheit umfasst. Dementsprechend sind die Aufgabenbereiche des Integrationsbeauftragten, mit denen er sich befasst, sehr breit angelegt.

Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben. Nach dem Zensus 2011 hat in Dinslaken jede/r Fünfte (insgesamt 21,1%) und etwa 30% der unter 18 Jährigen einen Migrationshintergrund1. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in den jüngeren Jahren unter Betrachtung des demographischen Wandels wesentlich höher ist.

Der Stadtrat hat am 28.10.2010 einstimmig das Integrationskonzept als Handlungsrah-men für die Stadt Dinslaken beschlossen. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit zahl-reicher Akteuren aufgestellt und beinhaltet neun Oberthemen:

1. Sprachförderbedarf / Integrationskurse 2. Erziehung und Elementarerziehung3. Jugendliche in Schule und Freizeit 4. Frauen mit Migrationshintergrund5. Erwerbstätigkeit, Beschäftigung und Qualifizierung von Migrantinnen und Migranten6. Wohnsituation von Migrantinnen und Migranten7. Beratung und Betreuung von Migrantinnen und Migranten8. Gesundheit und psychosoziale Versorgung von Migrantinnen und Migranten9. Ältere Migrantinnen und Migranten

2 Aufgaben des Integrationsbeauftragten

Die Stadt Dinslaken hat die Stelle eines Integrationsbeauftragten neu eingerichtet und beschäftigt seit dem 01.04.2014 Burhan Cetinkaya als Integrationsbeauftragten. Er ist als Stabsstelle dem Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales zugeordnet. Seine Arbeit wird unterstützt von Sandra Wortmann, die mit 50% Stellenumfang als Verwaltungskraft in dem Bereich beschäftigt ist.

Der Integrationsbeauftragte agiert als Bindeglied zwischen Verwaltung, MigrantenInnen-selbstorganisationen (MSOs) und gesellschaftlichen Akteuren und hat vernetzende und beratende Funktion bei der Stadt Dinslaken. Er setzt sich für die gesellschaftliche Teilha-be von MigrantInnen ein und trägt dazu bei, das Zusammenleben von Dinslakenern un-

1

Zu den Personen mit Migrationshintergrund zählen alle Ausländerinnen und Ausländer sowie Deutsche, die nach 1955 selbst zugewandert sind oder bei denen mindestens ein Elternteil nach 1955 aus dem Ausland nach Deutschland kam.

Page 4: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

4

terschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion zu stärken. Er organisiert den Integrations-prozess auf gesamtstädtischer Ebene, ohne dabei die speziellen Herausforderungen ein-zelner Stadtteile aus dem Blick zu verlieren.

Seine Aufgaben sind u.a.:

Förderung der Integration in Dinslaken Umsetzung und Weiterentwicklung des Dinslakener Integrationskonzeptes Geschäftsführung des Integrationsrates Unterstützung und Beratung von Einrichtungen und Organisationen in Fragen der In-

tegration und des interkulturellen Zusammenlebens Ansprechpartner für MigrantInnen und MSOs / Kontaktherstellung und -pflege Vernetzung und Zusammenarbeit mit Institutionen, Einrichtungen, Vereinen, Migran-

tenInnenorganisationen und Initiativen Förderung des bürgerschaftlichen Engagements der MigrantInnen Förderung des Interreligiösen Dialogs Durchführung von Informations- und Fachveranstaltungen Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit

3 Befragung und Aktivierung der relevanten Personen und Organisationen

Partizipation und die gemeinsame Gestaltung unserer Stadtgesellschaft sind die Voraus-setzungen für das gelingende Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Da Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, wurde großer Wert darauf gelegt, dass der Prozess von Beginn an auf breite Strukturen ausgerichtet wird. Das Ziel war und ist, möglichst viele Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte für das Thema zu gewinnen. Hierzu wurde ein Fragebogen mit Aktivierungscharakter mit folgenden Punkten entwickelt:

1. Einstieg1.1 Vorstellung / GesprächspartnerInnen1.2 Kontaktpersonen1.3 Datenschutz2. Fragen zur Organisation2.1 Wie lange gibt es Ihre Organisation in Dinslaken? 2.2 Wie viele Mitglieder hat Ihre Organisation? 2.3 Was sind die Ziele und Aufgaben Ihrer Organisation?2.4 Was sind aktuell die Angebote und Aktivitäten Ihrer Organisation?3. Kooperation

Mit welchen Vereinen, Einrichtungen und Institutionen bestehen Kontakte bzw. Zusammenarbeit im Bereich Integration? Was machen Sie zusammen?

4. Kooperation/Zusammenarbeit wichtige Personen/OrganisationenWelche Personen und Organisationen in Dinslaken sollten für die Realisierung des Integrationskonzeptes auf jeden Fall zusammenarbeiten und wer müsste noch an-gesprochen werden?

5. Probleme/ThemenWas sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme der Integration in Dinslaken? Wie wirkt sich das im Alltag aus? Welche Zielgruppen betrifft das besonders?

6. Handlungsbedarf Was müsste getan werden, damit die Probleme gelöst werden? Wer müsste was tun und mit wem?

Page 5: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

5

7. IntegrationsthemenBei welchen Themen des Integrationskonzepts haben Sie Interesse an einer Zu-sammenarbeit?

Mit insgesamt 90 Einrichtungen, Vereinen, Institutionen und Personen, die Berührungs-punkte zur Thematik haben, wurden Gespräche geführt und protokolliert. Die Gesprächs-partnerInnen waren aus unterschiedlichen Herkunftsländern und aus unterschiedlichen Stadtteilen wie Blumenviertel, Hiesfeld, Lohberg und Innenstadt.

Diagramm 1: Ergebnisse der Befragung

Ende September 2014 fand die Auftaktveranstaltung zur Umsetzung des Integrationskon-zepts in der Kathrin-Türks-Halle mit ca. 200 TeilnehmerInnen statt. Als Referenten konnte die Stadt Dinslaken den NRW-Integrationsstaatssekretär Thorsten Klute für die Veranstal-tung gewinnen. Das große Interesse an der Veranstaltung ist auch u.a. darauf zurückzu-führen, dass im Vorfeld durch die aktivierende Befragung viele Menschen und Organisati-onen für das Thema sensibilisiert und gewonnen werden konnten.

Bild 12: Auftaktveranstaltung zur Umsetzung des Integrationskonzepts

2 Quelle: Rheinische Post

Page 6: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

6

4 Salafismus

Der Salafismus ist eine Richtung innerhalb des Islams, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den frommen „Altvorderen“ (as-salaf as-salih) nachzufolgen. Die Salafisten fühlen sich als Fundamentalisten in dem Sinne, als dass sie viele Jahrhunderte der islamisch-theologischen Entwicklung ignorieren und allein den Koran und die Sunna für ihr Leben als maßgebend betrachten. Entstanden ist der Salafismus im 19. Jahrhundert in Ägypten. Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen. Daher zählen auch alle nicht salafistischen Muslime zu den Ungläubigen.

Der Salafismus gilt sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene als die am stärksten wachsende islamistische Bewegung. In Deutschland verzeichnet das salafisti-sche Spektrum seit Jahren steigende Anhängerzahlen. Angesichts einer geschätzten Zahl von etwa 1,5 Mio. Muslimen in NRW stellt der Verfassungsschutz jedoch fest, dass die absolute Mehrheit der Muslime friedlich in Nordrhein-Westfalen lebt.

Die Stadt Dinslaken ist insbesondere durch die mediale Darstellung und Berichterstattung über das Thema „Salafistische Jugendgruppen“ zunehmend in den bundesweiten Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Laut Angaben des Verfassungsschutzes waren in Dinslaken mehr als 25 Personen der gewaltbereiten salafistischen Szene zugeordnet. So sind bis Anfang 2014 ca. 12 Personen aus Dinslaken nach Syrien gereist, um an der Seite des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) an dem Bürgerkrieg teilzunehmen.

Der Integrationsbeauftragte hat zum Thema Salafismus Gespräche mit unterschiedlichen lokalen Akteuren und externen Experten geführt. Ende Mai 2014 wurde verwaltungsintern eine Informationsveranstaltung zum Thema „Salafismus“ durchgeführt. Dr. Kemal Bozay, Politik- und Sozialwissenschaftler/Universität Köln, beschrieb die verschiedenen Strö-mungen innerhalb des Salafismus und gab Einblick in die Ursachen und Strukturen des gewaltbereiten Salafismus.

Ende Oktober 2014 wurde eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema „Sa-lafismus“ durchgeführt. Als Referent konnte wieder Dr. Kemal Bozay als ausgewiesener Experte in den Themenbereichen Salafismus und Extremismus gewonnen werden. Dr. Bozay konnte bei der Informationsveranstaltung grundlegende Informationen und Hinter-gründe sowie die aktuelle Entwicklung zum Thema Salafismus darstellen. Die Veranstal-tung richtete sich an Dinslakener Verbände, Vereine, Institutionen und Akteure, die Berüh-rungspunkte zur Thematik haben (Schulen, Sportvereine, Migrantenselbstorganisationen, Polizei, Wohlfahrtsverbände etc.). Ziel der Veranstaltung war zunächst die Verbesserung der allgemeinen Informations- und Kenntnislage aller beteiligten Akteure.

Verwaltungsintern wurde eine geschäftsbereichsübergreifende Arbeitsgruppe zur Erarbei-tung einer Gesamtstrategie eingerichtet. Zur Konkretisierung und Umsetzung von Maß-nahmen wurde ein Schwerpunktteam auf Arbeitsebene eingesetzt. Unter der Leitung des Fachdienstes Kinder- und Jugendförderung wurde der Arbeitskreis präventive Jugendar-beit gegründet. Im Team vertreten sind das Jugendquartiersmanagement des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), aufsuchende Jugendarbeit der Stadt Dinslaken, Diakonie, Offene Tür (OT-Jugend) des Caritasverbandes, Schulsozialarbeit, die Jugendberatungs-stelle des Internationalen Bundes (IB), Allgemeiner Sozialer Dienst, Sozialplanung sowie der Integrationsbeauftragte.

In vielen Gesprächen mit der türkischen Community und den Migrantenvereinen wurde der Bedarf einer Informationsveranstaltung zum Thema „Salafismus/Radikalismus“ auch in türkischer Sprache formuliert. Ende April 2015 konnte in Kooperation mit der DITIB-Moschee, der VIKZ-Moschee, der IGMG und des Türkisch-Deutschen-Elternvereins eine Informationsveranstaltung für Eltern in deutscher und türkischer Sprache organisiert wer-den. Mit den Referenten, Herrn Dr. Zekeriya Altug (Abteilungsleiter für Außenbeziehungen

Page 7: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

7

der DITIB) und Frau Songül Kaya-Karadag (Pädagogin), wurden folgende Fragen disku-tiert:Wie lässt sich eine zunehmende Radikalisierung rechtzeitig erkennen? Was kann ich tun? Wo bekomme ich Hilfe?

Während der Veranstaltung stellte auch der Fachdienst Allgemeiner Sozialer Dienst seineAufgabenbereiche und Unterstützungsmöglichkeiten dar.

4.1 Dinslakener Appell

Bei einem Treffen des Bürgermeisters mit den Vertretern der Moscheen und MigrantIn-nenselbstorganisationen (MSOs) wurde beschlossen, dass Dinslaken sich im Rahmen des am 19.09.2014 bundesweit durchgeführten Aktionstages „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“ an dieser Aktion mit dem „Dinslakener Appell“ zu beteiligt. An dem Tag haben über 250 Menschen im Rathaus ein klares Zeichen für Demokratie und Frei-heit und gegen gewaltbereiten Salafismus gesetzt. Vertreter der christlichen und muslimi-schen Gemeinden, Kommunalpolitiker sowie zahlreiche Vertreter von Vereinen, Verbän-den und Organisationen machten deutlich, dass Demokratie, Toleranz und Mitmensch-lichkeit unverrückbare Werte in der Stadt Dinslaken sind. Ende November 2014 wurden in der DITIB-Moschee Unterschriften von 2.800 Personen und 80 Organisationen der Öffent-lichkeit präsentiert.

Bild 2: Dinslakener Appell

4.2 Präventionsprojekt "Wegweiser"

Die Stadt Dinslaken richtete im Juli 2014 eine schriftliche Interessenbekundung für dasPräventionsprojekt „Wegweiser" gegen gewaltbereiten Salafismus an den InnenministerNRW. Das Projekt richtet sich gezielt an Jugendliche, die sich religiös-extremistischen Strömungen (Schwerpunkt Salafismus) zuwenden. Zudem zielt das Projekt auf Jugendli-che, welche von derartigen Gruppen angesprochen bzw. unter Druck gesetzt werden. Durch die aktive Begleitung der Wegweiser sollen Probleme und Radikalisierungstenden-zen bei Jugendlichen früher erkannt, soziale Netzwerke und Angebote frühzeitig aktiviert und sensibilisiert werden. Mit seinem Beratungs- und Betreuungsangebot für Betroffene, Eltern und das soziale Umfeld soll das Programm früh ansetzen.

Page 8: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

8

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Inneres und Kommunales hat bekanntgege-ben, dass in Dinslaken für den gesamten Kreis Wesel eine Vollzeitstelle in Dinslaken ein-gerichtet wird. Für das Projekt „Wegweiser“ wurde als Träger der Deutsche Kinderschutz-bund vorgesehen.

5 Christlich-Islamischer-Dialog Dinslaken

Mit dem Thema „gewaltbereiter Salafismus“ und steigenden Radikalisierungstendenzen unter Jugendlichen in Dinslaken hat die Polarisierung in der Öffentlichkeit in Sachen Reli-gion spürbar zugenommen. Mit Blick auf die soziale Integration und den gesellschaftlichen Frieden ist es umso wichtiger geworden, dass größere Dialoganstrengungen zwischen den Religionen und insbesondere zwischen Christen und Muslime erfolgen.

Der Christlich-Islamische-Dialog wurde vor ca. 25 Jahren in Lohberg gegründet und war leider in den letzten Jahren nicht mehr aktiv. Durch die kommunale Integrationsarbeit und durch die Beteiligung von Christen und Muslimen wurde der Dialog wieder aktiviert und gesamtstädtisch ausgeweitet. Die Hauptaufgabe des Dialogs ist die Pflege zwischen den Angehörigen beider Religionen. Er versteht sich als ein Erfahrungsfeld der Begegnung und Verständigung von Muslimen und Christen. Die Koordination und Moderation der Dia-log-Gruppe wird in Zusammenarbeit zwischen dem Schulpfarrer Wilfried Faber-Dietze und dem Integrationsbeauftragten durchgeführt. In der Regel treffen sich alle 6 Wochen 20-30 interessierte Menschen, pflegen den interreligiösen Dialog und entwickeln neue Projekte und Aktionen.

Bild 3: Christlich-Islamischer- Dialog Dinslaken

Nach den schrecklichen Anschlägen in Paris wurde Ende Januar 2015 auf dem Neutor-platz vom Christlich-Islamischen-Dialog eine große Kundgebung „Gegen Hass und Ge-walt und für ein friedliches Miteinander“ organisiert. Auch der Vertreter der jüdischen Ge-

Page 9: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

9

meinde wurde für die Aktion gewonnen. In der öffentlichen Einladung rief der Dialog zur Kundgebung mit folgenden Sätzen auf: „Statt uns voneinander abzugrenzen, wollen wir das Gemeinsame um des Friedens und unserer Zukunft willen suchen, so wie wir es seit vielen Jahren in unseren Gesprächskreisen tun und zuletzt beim eindrucksvollen Dinsla-kener Appell gezeigt haben. Jetzt ist es für uns wichtiger denn je, unsere Gemeinsamkei-ten in den Vordergrund zu stellen. Religiöse Unterschiede dürfen nicht als Mittel der Hetze genutzt werden. Wir wollen aufeinander zugehen, miteinander im Dialog bleiben und ge-meinsam unser Leben in Frieden gestalten.“

Bild 43: Kundgebung gegen Hass und Gewalt

Mit der Podiumsdiskussion „Gemeinsamkeiten von Christentum, Islam und Judentum“ Ende Oktober 2015 möchte der Dialog die Gemeinsamkeiten der großen Religionen her-vorheben und deutlich machen, dass die Religionen einen wichtigen Beitrag gegen Ge-walt und Fremdenfeindlichkeit leisten können.

6 „Gemeinsam Deutsch sprechen“

Die Sprache ist der Schlüssel, um an der Gesellschaft teilzuhaben. In dem Projekt „Ge-meinsam Deutsch sprechen“ treffen sich AbsolventInnen von Integrations- und Deutsch-kursen unter der Leitung von ehrenamtlichen ModeratorInnenteams zu einem offenen und kostenlosen Gesprächskreis. Die Gruppen treffen sich jeden Mittwoch 16.00 - 17.00 Uhr und jeden Freitag 10.00 - 11.00 Uhr in der Stadtbibliothek, weil dort die Teilnehmenden einen attraktiven Ort der Begegnung vorfinden, der wichtige Eigenschaften vereint: sie ist öffentlich, politisch und religiös neutral, nicht kommerziell, positiv besetzt und zugleich geschützt und bildungsnah. Das Projekt gibt den Teilnehmern die Möglichkeit ihre Sprachkenntnisse anzuwenden, Hemmnisse beim freien Sprechen zu überwinden und ihr Sprachniveau zu verbessern. Zwischen 8 und 12 Personen besuchen in der Regel das „Sprachcafé“.

Die Themen, die sie im Gesprächskreis behandeln möchten, wählt die Gruppe zusammen mit den ModeratorInnen aus. Die Teilnehmer können sich in angenehmer Atmosphäre über Erfahrungen und Fragen austauschen und Kontakte knüpfen. Neben dem interkultu-rellen Austausch zwischen Menschen verschiedenster Nationen wird auch das Interesse an kulturellen und gesellschaftlichen Themen gefördert. 3

Quelle: Rheinische Post

Page 10: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

10

Anfang Oktober 2015 wurde für die ModeratorInnen eine professionelle Schulung in den Bereichen Methoden zur Themenfindung, Fragetechniken für eine interessante Dialogge-staltung, Arbeiten im Tandem/Trio und Gruppenbildung durchgeführt.

Das Projekt findet in Kooperation mit der Volkshochschule Dinslaken, der Stadtbibliothek und der DIN-kocht-Gruppe statt.

Bild 5: Gemeinsam Deutsch sprechen

7 Das Rucksackprogramm / Kinder fördern - Eltern stärken

„Rucksack“ ist ein Programm zur Sprachförderung und Elternbildung im Familienzentrum. Das Programm wurde mit und für Eltern mit Migrationshintergrund entwickelt. Ziel ist, zu-sammen mit den Eltern die Bedeutung der Sprachentwicklung und Sprachförderung ihrer Kinder zu erarbeiten. Die Eltern werden so unterstützt, die gesamte kindliche Entwicklung und den sicheren Gebrauch der Muttersprache ihrer Kinder zu fördern. Genau an diesem Punkt wird der „Rucksack“ geöffnet: Darin befindet sich zweisprachiges Material wie Bü-cher, Spiele und vieles mehr. Eltern und Kinder können die Materialien aus dem „Ruck-sack“ gemeinsam zu Hause ausprobieren. Die Themen des „Rucksacks“ greifen immer die Lebenswelt der Kinder und Familien auf wie „das Essen“ oder „unsere Familie“. Durch gemeinsames Tun wie Kochen, Spielen, Basteln oder Lesen werden Sprachanlässe in der Muttersprache und Zusammenhalt geschaffen.

Grundlage des „Rucksack-Programms“ ist die Erkenntnis, dass der Zweitspracherwerb eine gute Beherrschung der Muttersprache voraussetzt. Deswegen werden die Eltern in der Förderung ihrer Kinder in der Muttersprache gestärkt und gleichzeitig findet in der Kita die Förderung in der Zweitsprache „Deutsch“ statt.

Die Elterngruppe wird durch Elternbegleiter angeleitet, die selbst einen Migrationshinter-grund haben. Sie haben einen guten Kontakt zu den Erzieherinnen und arbeiten eng mit dem Familienzentrum zusammen. Durch die rege Zusammenarbeit aller Beteiligten erfah-

Page 11: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

11

ren die Kinder eine optimale Sprachförderung und die Eltern bekommen Unterstützung bei Erziehungsfragen.

Das Angebot ist für die Eltern kostenfrei. Die Elterngruppe trifft sich über einen Zeitraum von einem knappen Jahr wöchentlich im Familienzentrum Teerstraße in Lohberg. Das Programm wurde mit ca. 10 Müttern gestartet und findet in Kooperation mit dem AWO Kreisverband Wesel und dem Integrationsrat statt.

8 Interkulturelle Elternarbeit

Ziel der Interkulturellen Elternarbeit ist die Stärkung der Erziehungs-und Bildungskompe-tenzen, damit die Eltern ihre Kinder im Bildungsprozess bestmöglich unterstützen können. Um den Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund zu verbessern, muss die Zusammenarbeit mit Eltern an Kitas und Schulen nachhaltig ausgebaut und die vorhan-denen guten Ansätze an Kitas und Schulen müssen noch präziser auf den Bedarf der Eltern zugeschnitten werden.

Bei den Gesprächen mit den Trägern bzgl. der interkulturellen Elternarbeit in Kitas wurde mehrmals auf die Schwierigkeiten in dem Bereich hingewiesen. Alle Träger (Evangelische Kinderwelt, Caritas, Katholische Kirche, AWO), Elternvertreter in den MSOs, der Integrati-onsrat und der städtische Fachdienst wurden zu einem runden Tisch eingeladen, um de-tailliert die folgenden Fragen zu diskutieren: Was bedeutet interkulturelle Elternarbeit? Was wünschen Migranteneltern von Kitas? Welche Erwartungen haben Kitas an Migranteneltern? Wie können Kindertagesstätten interkulturell besser gestaltet werden?

Als Ergebnis der Runde hat man sich darauf geeinigt, dass für eine gemeinsame Strate-gie in der interkulturellen Arbeit eine Veranstaltung mit dem Fachpersonal der Kitas, El-ternvertretern aus den Einrichtungen und MSOs organisiert werden soll. Durch die aktive Beteiligung der Eltern können bedarfsorientierte Handlungsschritte noch konkreter defi-niert werden. Der Prozess konnte somit mit allen relevanten Akteuren in dem Bereich ge-startet werden.

9 Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und Stärkung der MSOs

Die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements ist ein wichtiger Bereich der kommu-nalen Integrationsarbeit und ein Motor und Indikator für die Integration von Zuwanderern. Wer an der Gesellschaft partizipiert, wird für das Gemeinwesen Verantwortung überneh-men und dadurch zugleich weitere Partizipationschancen erhalten. Die MigrantInnen-selbstorganisationen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sie sind wichtige Instanzen, die ihren Mitgliedern Unterstützung und Orientierung, z.B. in Form von Freizeitangeboten, geschlechtsspezifischen Angeboten, Sprachkursen, Weiterbildung, Sozial- und Rechtsbe-ratung, Hausaufgabenbetreuung usw., bieten.

Die kommunale Integrationsarbeit hat eine vernetzende, beratende und unterstützende Funktion der MSOs, damit sie sich noch zielgerichteter in die zahlreichen städtischen und kommunalen Integrationsaktivitäten einbringen können. Ein wichtiges Ziel sind die Er-schließung und Nutzung von vorhandenen Potentialen und Ressourcen der Ehrenamtli-chen bzw. MigrantInnenselbstorganisationen, deren Einbindung und Vernetzung sowie die Stärkung von Eigenverantwortung und gesellschaftlicher Verantwortung. So wurden mehrere MSOs in ihrer Arbeit und in ihrer Gründung unterstützt und begleitet, wie z.B. die

Page 12: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

12

Reaktivierung des Türkisch-Deutschen-Elternvereins Dinslaken, der bei der Erziehung und Bildung, insbesondere bei türkischstämmigen Kindern und Erwachsenen eine wichti-ge Rolle übernehmen kann. Des Weiteren wurde der Albanische Kulturverein Dinslaken gegründet.

Bild 6: Albanischer Kulturverein Dinslaken mit seinem Stand auf dem „Interkulturellen Fest“

10 Netzwerkarbeit und Beratung

Ein Tätigkeitsbereich des Integrationsbeauftragten ist die Mitarbeit in den bestehenden Netzwerken und bei Bedarf die Gründung von neuen Netzwerkstrukturen. Er ist u.a. Mit-glied im AK Migration, an dem auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die VHS als Träger der Integrationskurse und die Migrationsberatungsstellen beteiligt sind. Des Weiteren arbeitet er punktuell in unterschiedlichen Gremien und Arbeitskreisen zum Thema Integration und Migration mit.

Die Zusammenarbeit mit dem „Kommunalen Integrationszentrum Kreis Wesel“ (KI-Wesel) erfolgte zuerst über die Beratung zur Erstellung eines kreisweiten Integrationskonzepts und anschließend durch die aktive Mitarbeit an dem Konzept selbst. Die Kooperation und der Austausch mit dem KI-Wesel finden in themenspezifischen Handlungsfeldern, wie z.B. Schulung von Elternbegleitern für das Rucksack-Projekt oder zum Thema Flüchtlinge statt.

Der Integrationsbeauftragte wurde durch Empfehlung in den bundesweiten „Kommunalen Qualitätszirkel zur Integrationspolitik“ aufgenommen. Ziel des Arbeitskreises ist, erfolgrei-che Integrationsstrategien auf kommunaler Ebene weiterzuentwickeln und voranzubrin-gen. Dies erfolgt durch einen strukturierten Austausch der Integrationsbeauftragten aus 30 deutschen Städten und Landkreisen, Vertretern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, des Deutschen Städtetages und Vertretern wissenschaftlicher Forschungsin-stitute und Stiftungen.

Page 13: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

13

10.1 Migrations- und Flüchtlingsberatung

In Dinslaken existiert bereits eine Vielfalt der Trägerlandschaft im Bereich der Migrations-und Flüchtlingsberatung4:

Caritas, Fachdienst für Integration und Migration, Integrationsagentur und Migrations-beratung für erwachsene Zuwanderer (MBE)

Deutsches Rotes Kreuz, Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer Diakonieverein, Flüchtlingsberatung/Asylverfahrensberatung, Psychosoziales Zentrum

für Flüchtlinge am Niederrhein Internationaler Bund, Jugendmigrationsdienste (JMD) Seit Anfang 2015 Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wesel, Migrationsberatung für er-

wachsene Zuwanderer

Migrationsberatung für Erwachsene hat die Aufgabe, die MigrantInnen unter Berücksich-tigung der persönlichen Lebenssituation (Case-Management) individuell zu beraten und zu begleiten. Des Weiteren erfolgt eine sozialpädagogische Betreuung während der Integ-rationskurse bei individuellem Bedarf. Der Jugendmigrationsdienst berät und begleitet zugewanderte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zwölf bis unter 27 Jahren, die sich dauerhaft in Deutschland aufhalten werden, bei allen Fragen zu Schule, Ausbil-dung und Beruf sowie bei finanziellen und persönlichen Anliegen. Die Aufgaben der Flüchtlingsberatung sind u.a.: Beratung zum Asylverfahren, zu Aufenthalt, Rückkehr und Weiterwanderung sowie zum Flüchtlingsrecht, Hilfe zur Lebensplanung durch Einzel-, Familien- und Gruppenberatung und Vermittlung.

Die Vielfalt der Trägerlandschaft erfordert eine bessere Kommunikation und Zusammen-arbeit zwischen den Trägern und der Stadt. Deshalb wurde das Netzwerk der Migrations-und Flüchtlingsberatung gegründet. Das Netzwerk hat bereits ein Info-Blatt über die Dienstleistungen der einzelnen Träger und der Stadt veröffentlicht. So können Hilfesu-chende und Mitarbeiter in den Behörden bzw. Institutionen unkompliziert die Kontaktdaten von allen in den Beratungsstellen tätigen Personen erhalten.

Ein weiterer Punkt, der in dem Netzwerk diskutiert wird, ist die Durchführung des Projekts „Integrationsbegleiter“. Integrationsbegleiter sind ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Sie begleiten Mig-rantInnen und Flüchtlinge zu Beratungsstellen, Behörden, Kindertagesstätten, Schulen, Ärzten usw. und unterstützen sie dort bei ihren Anliegen. Sie informieren über Angebote und Möglichkeiten in der Stadt, zum Beispiel über Kindertagesstätten, Schulen, Familien-zentren, Senioreneinrichtungen sowie über Kultur-, Bildungs-, Sport- und Freizeitangebo-te. Das Ziel ist es, gemeinsam mit den Trägern das Projekt Integrationsbegleiter in Dinslaken durchzuführen.

4

Einige Stellen agieren für den gesamten bzw. rechtsrheinischen Teil des Kreises Wesel - mit Hauptstandort Dinslaken -.

Page 14: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

14

10.2 Individuelle Hilfen und Beratung

Viele BürgerInnen mit Migrationshintergrund suchen individuelle Hilfen und Beratung in den verschiedensten Themen, wie z.B. Ausländerrecht/Aufenthaltsrecht, Familienzu-sammenführung, Einbürgerungsfragen, Sprachförderung, Wohnen, Arbeit und Beruf. Der Integrationsbeauftragte hilft im Rahmen seiner Kapazitäten den hilfesuchenden Menschen und vermittelt diese in die Beratungs- und Fachstellen. Es ist auch festzustellen, dass die Zahl der hilfesuchenden Flüchtlinge stark gestiegen ist.

11 Stadtteilentwicklung Lohberg

Die Förderung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund unter den Bedin-gungen der sozialräumlichen Segregation ist eine zentrale Herausforderung der Stadtteil-entwicklung in Lohberg. Die Mitarbeit an der Fortschreibung des Integrierten Handlungs-konzeptes Zeche Lohberg - "Lohberg und die Halde werden EINS" konzentrierte sich auf die unterschiedlichen Integrationsmaßnahmen, wie z.B. Projekte im Bereich Sprachförde-rung, Elternbildung, interkulturelle Elternarbeit, Förderung des bürgerschaftlichen Enga-gement, Stärkung des Zusammenlebens und ethnische Ökonomie. Die inhaltliche Ab-stimmung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Stadtentwicklung.

Die Stadtteilrunde Lohberg ist ein Gremium, in der alle relevanten Akteure des Stadtteils Mitglied sind. Unter der Leitung des Integrationsbeauftragten tagt die Stadtteilrunde zwei Mal im Jahr und hat einen vernetzenden und informativen Charakter. Sie verfolgt das Ziel, die Lebensqualität der BürgerInnen zu verbessern, indem Projekte und Aktivitäten besser miteinander abgestimmt und ein intensivierten Informationsfluss innerhalb des Stadtteils ermöglicht werden soll.

Die „Stabsstelle Integration“ wurde damit beauftragt - mit Unterstützung einer Kollegin aus dem Fachdienst Kinder- und Jugendförderung - das Eröffnungsfest des Bergparks Ende Oktober 2014 zu organisieren. Durch den beteiligungsorientierten Ansatz der kommuna-len Integrationsarbeit konnten viele Vereine, Einrichtungen und Institutionen des Stadtteils für das Bergparkfest gewonnen werden. Zu Beginn der Veranstaltung wurde ein interreli-giöses Gebet vom Dechant der katholischen Kirche, dem Superintendenten der Evangeli-schen Kirche und dem Imam der DITIB-Moschee gesprochen. Neben einem abwechs-lungsreichen Kulturprogramm, Infoständen der Organisationen und Kunstprojekten wurde der Bergpark vom Bauminister des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Bürgermeister und dem Vorstandsvertreter der RAG AG eröffnet.

12 Integrationsrat

Die Stadt Dinslaken hat nach § 27 der Gemeindeordnung des Landes NRW einen Integ-rationsrat. Der Integrationsrat ist die kommunale Vertretung aller MigranntInnen und setzt sich für deren Interessen ein. Er setzt sich zu zwei Dritteln aus direkt gewählten Migran-tInnenvertretern und zu einem Drittel aus RatsmitgliederInnen zusammen. Eine enge Zu-sammenarbeit mit der Kommunalpolitik ist damit gewährleistet und sichert die aktive In-tegrationspolitik in der Stadt.

Zu Beginn seiner Tätigkeit hat der Integrationsbeauftragte einen Flyer für die Integrations-ratswahlen mit den folgenden Inhalten erstellt: Persönlicher Aufruf des Bürgermeisters zur IntegrationsratswahlWas sind die Aufgaben des Integrationsrats? Wer ist wahlberechtigt? Wann und wie wird gewählt?

Page 15: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

15

Der Integrationsrat befasst sich mit allen relevanten Themen in den sozialen, ökonomi-schen, politischen und kulturellen Bereichen und wirkt an deren Gestaltung mit. Das Gre-mium stellt Anträge, gibt Anregungen und macht Vorschläge zur Verbesserung des Zu-sammenlebens von Menschen aller Kulturen. Es können Stellungnahmen zu Themen abgegeben werden, die im Stadtrat oder in einem Ausschuss besprochen werden.

Die Geschäftsführung des Integrationsrates liegt bei dem Integrationsbeauftragten. Er hat folgende Aufgaben: Vorbereitung der Sitzungen Vermittlung von Hintergrundinformationen und Beratung zu den Fachthemen Unterstützung bei der Vorbereitung von Anfragen, Anträgen und Stellungnahmen Zusammenarbeit mit Politik und Fachdiensten der Verwaltung bei der Weiterbehand-

lung und Umsetzung von Beschlüssen Unterstützung der überregionalen Zusammenarbeit auf Kreis- und Landesebene, wie

z.B. Geschäftsführernetzwerk der Integrationsräte in NRW

Die öffentlichen Sitzungen des Integrationsrates finden vier Mal im Jahr statt. Zwischen den einzelnen öffentlichen Sitzungen finden mehrere interne Sitzungen mit den direkt ge-wählten MigrantInnen und RatsvertreterInnen statt. An allen Sitzungen nimmt der Integra-tionsbeauftragte teil. Durch ständigen Kontakt und Beratung des Integrationsrates ist eine gute Zusammenarbeit entstanden. Die Aktivitäten und Maßnahmen sind eng verzahnt mit denen der Stabsstelle Integration. Die Arbeit des Integrationsrates hat sich im letzen Jahr deutlich intensiviert. Neben der Mitarbeit an zahlreichen Projekten und Arbeitskreisenwurde auch ein eigener Flyer erstellt, der in Kürze zusammengefasst in andere Sprachen wie Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch und Albanisch übersetzt werden soll.

Bild 75: Integrationsrat stellt den neuen Flyer vor

5

Quelle: Rheinische Post

Page 16: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

16

Auf Initiative des Integrationsbeauftragten wurden Ende Mai 2015 alle Integrationsräte aus den Kommunen des Kreises, Moers, Wesel und Voerde zu einem gemeinsamen Tref-fen eingeladen und das Netzwerk der Integrationsräte im Kreis Wesel gegründet. Die vor-rangigen Ziele des Netzwerks sind neben Erfahrungs- und Informationsaustausch zwi-schen den Integrationsräten auch die Planung von gemeinsamen Aktionen und Projekten. Die Aufgaben des Integrationsbeauftragten sind hierbei die Koordination und die Beratung des Netzwerks und Moderation der Sitzungen.

13 Interkulturelles Fest Dinslaken

Integration kann dort gelingen, wo Begegnung stattfindet und sich die Menschen über ihre Lebenssituation gegenseitig informieren. Durch Information und Begegnung können Vor-urteile zwischen Deutschen und MigrantInnen abgebaut werden.

Im Rahmen der Interkulturellen Woche 2015 fand Ende September das erste große „In-terkulturelle Fest Dinslaken“ statt. Menschen aus Hiesfeld, Lohberg, Eppinghoven und aus anderen Stadtteilen haben sich in der Innenstadt getroffen und gemeinsam gefeiert.

Seit Februar 2015 haben viele Organisationen und Einzelpersonen in den Arbeitsgruppen „Familienfest“ und „Kulturprogramm“ an der Realisierung des Festes aktiv mitgearbeitet und dazu beigetragen, dass die BesucherInnen die kulturelle und religiöse Vielfalt inDinslaken erleben konnten. Neben den Tanz- und Musikdarbietungen aus unterschiedli-chen Ländern haben insgesamt 60 Vereine, Initiativen, Einrichtungen, Institutionen und Religionsgemeinden ihre Angebote und Aktivitäten präsentiert. Neben den Moscheen, die sich bereits an vielen städtischen Projekten aktiv beteiligt haben, konnten auch zum ers-ten Mal die deutsch-russische, albanische, alevitische und die yezidische Gemeinde für kommunale Integrationsarbeit gewonnen werden.

Bild 8: Interkulturelles Fest Dinslaken/Nationen-Aktion

Page 17: 1.Tätigkeitsbericht des kommunalen ... · April 2014 –Oktober 2015. 2 Inhaltsverzeichnis ... Dinslaken ist eine bunte und vielfältige Stadt, in der Menschen aus 115 Nationen leben.

17

14 Flüchtlinge

Viele Menschen sind auf der Flucht vor Gewalt, Krieg, Verfolgung oder Hunger und su-chen auch in Deutschland Schutz und Geborgenheit. Die Flüchtlinge in unserer Stadt er-leben eine große Hilfsbereitschaft und Unterstützung seitens der Bevölkerung. Auch Dinslakener Sportvereine engagieren sich bereits für Flüchtlinge und für eine positive Willkommenskultur. Gerade Sport fördert die Begegnung, schafft Verständigung und baut wechselseitige Vorurteile im gemeinsamen Erleben ab. Doch vielerorts existieren auch Unsicherheiten und Berührungsängste aufgrund von sprachlichen Hindernissen, kulturel-len Unterschieden und rechtlichen Rahmenbedingungen. Der Integrationsbeauftragte lud alle Sportvereine Mitte Oktober diesen Jahres zu einem Runden Tisch ein. Das Ziel der Veranstaltung war, die Sportvereine durch die Referentin des Landessportbundes über die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie z.B. Versicherungsschutz, Vereinsmitglied-schaft, Spielberechtigungen und Unterstützungsmöglichkeiten, zu informieren und eine Übersicht über die Sportangebote in Dinslaken für die Flüchtlinge zu erstellen. Nächster Schritt ist die Auswertung der Rückmeldungen bzgl. der Frage: „In welchen Grup-pen/Abteilungen sind Kapazitäten frei für die Flüchtlinge und wer ist der Ansprechpartner für das Thema in ihrem Verein?“. Die Koordinierung des Themas „Sport und Flüchtlinge“ wird in Kooperation mit dem Geschäftsbereichsleiter Bildung, Kultur, Freizeit, Sport, dem Stadtsportverband und der Caritas – als zuständiger Träger für die Betreuung der Flücht-lingsunterkünfte - durchgeführt. Die Vermittlung der Flüchtlinge in die Sportvereine über-nimmt die Caritas. Ende des Jahres wird ein Zusammenkommen der Sportvereine mit den Flüchtlingen in der Fliehburg anvisiert.

Ende Oktober haben muslimische BürgerInnen der Stadt Dinslaken alle Flüchtlinge zum Willkommensessen eingeladen. Die Aktion wurde federführend von der DITIB und Ar-rahma Moschee organisiert und hierzu wurde eine große Spendenaktion unter den Mus-limInnen durchgeführt. Der Integrationsbeauftragte hat, auf Anfrage seitens der Mo-scheen, eine unterstützende und beratende Rolle für die Aktion übernommen.

15 Ausblick

Alle Tätigkeiten und Handlungsfelder – außer dem Thema „Salafismus/Extremismus“ -des Integrationsbeauftragten orientieren sich an den Themenbereichen des Integrations-konzeptes. So wurden bereits mehrere Maßnahmen und Projekte in den Bereichen Sprachförderung, Stärkung des interreligiösen Dialogs, Netzwerkarbeit, Aktivierung der MigrantInnenselbstorganisationen und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements realisiert.

Die vielfältigen Aktivitäten und Schwerpunkte aus dem Jahr 2015 werden auch 2016 von Bedeutung sein. Wichtige Handlungsfelder werden Projekte und Maßnahmen in dem Be-reich der Flüchtlingsarbeit, insbesondere die Einbindung der Flüchtlinge in die kommunale Integrationsarbeit, sein. Weitere Punkte sind die stärkere Zusammenarbeit mit MSOs so-wie deren Qualifizierung, interkulturelle Elternarbeit, Intensivierung des bürgerschaftlichen Engagements und Etablierung der Integration als Querschnittsaufgabe in der Stadtverwal-tung.