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42022 Controlling des SCM - KE 3: Kennzahlen und Kennzahlensysteme Kerstin Gesing / Kristina Tappe SS 2011 Seite 1 1. Grundlagen zum Einsatz von Kennzahlen in der SC a. Grundlegende Begrifflichkeiten und Definitionen Kennzahlen verknüpfen verschiedene Daten zu einer Zahl Machen Abläufe damit transparent Schnelle und einfache Information über komplexe Zusammenhänge Bacher: Informationsversorgungsfunktion für Unternehmensführung Unterscheidung absolute und relative Kennzahlen o Absolut: Messzahlen, Summen, Differenzen und Mittelwerte o Relativ: Verhältniskennzahlen Aufgaben o Vergangenheitsorientiert: Rückschau, Analyse, Erfolgskontrolle o Gegenwartskontext: aktuelle Situation, Grundlage für Kontrollen, Analysen, Soll-Ist- Vergleiche o Zukunftsorientiert: Plan- und Prognosecharakter Aus Vielzahl von Kennzahlen muss bestimmte bedarfsgerechte Anzahl ausgewählt werden Ist Anzahl nicht bedarfsgerecht, besteht Gefahr, dass Bereiche auf Kosten anderer Bereiche optimiert werden Kennzahlensysteme berücksichtigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge Interaktive Nutzung von Kennzahlensystemen o Kontinuierliche Engpassanalyse o Durch Analysen, können Abweichungen schnell mit Ursachen erkannt werden o Gegenmaßnahmen können schnell ergriffen werden o Konzept selektiver Kennzahlen Diagnostische Nutzung von Kennzahlensystemen o Geben UN Sicherheit, ohne dass ständige Aufmerksamkeit des Managements not- wendig ist o Mechanismen periodischer, stochastischer und ausnahmengetriebener Fremdkon- trollen alarmieren Mgmt nur bei unzulässig hohen Abweichungen o BSC b. Voraussetzungen zum Einsatz von Kennzahlen in der SC Kennzahlen zur Bewertung von Handlungsalternativen oder Erfolgsmessung Hohes Niveau der Prozesstransparenz: in Verb. Mit übergreifendem Informationssystem SCC mit Kennzahlen bedient sich der Kosten-, Leistungs- und Erlösdaten einer innerbetrieblichen Logistik Jedes einzelne UN muss zunächst intern relevanten Daten identifizieren In der industriellen Praxis findet man globale Logistikkennzahlen o Durchschnittliche Bestandshöhe o Durchlaufzeit der Aufträge o Lieferservicegrad o Logistikkosten anteilig an Gesamtkosten Aufgrund der Bedeutung haben sie Charakter von Spitzenkennzahlen und sind grundlegender Bestandteil des Kennzahleneinsatzes im SCC Hinzukommen inhaltliche Anpassungen und strukturelle Erweiterungen der bekannten Kennzah- len o Messung der Leistungsfähigkeit der gesamten Lieferkette o Erfolg des Netzwerks hoch korreliert mit Qualität der Beziehung

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42022 Controlling des SCM - KE 3: Kennzahlen und Kennzahlensysteme

Kerstin Gesing / Kristina Tappe SS 2011 Seite 1

1. Grundlagen zum Einsatz von Kennzahlen in der SC

a. Grundlegende Begrifflichkeiten und Definitionen

• Kennzahlen verknüpfen verschiedene Daten zu einer Zahl

• Machen Abläufe damit transparent

• Schnelle und einfache Information über komplexe Zusammenhänge

• Bacher: Informationsversorgungsfunktion für Unternehmensführung

• Unterscheidung absolute und relative Kennzahlen

o Absolut: Messzahlen, Summen, Differenzen und Mittelwerte

o Relativ: Verhältniskennzahlen

• Aufgaben

o Vergangenheitsorientiert: Rückschau, Analyse, Erfolgskontrolle

o Gegenwartskontext: aktuelle Situation, Grundlage für Kontrollen, Analysen, Soll-Ist-

Vergleiche

o Zukunftsorientiert: Plan- und Prognosecharakter

• Aus Vielzahl von Kennzahlen muss bestimmte bedarfsgerechte Anzahl ausgewählt werden

• Ist Anzahl nicht bedarfsgerecht, besteht Gefahr, dass Bereiche auf Kosten anderer Bereiche

optimiert werden

• Kennzahlensysteme berücksichtigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge

• Interaktive Nutzung von Kennzahlensystemen

o Kontinuierliche Engpassanalyse

o Durch Analysen, können Abweichungen schnell mit Ursachen erkannt werden

o Gegenmaßnahmen können schnell ergriffen werden

o Konzept selektiver Kennzahlen

• Diagnostische Nutzung von Kennzahlensystemen

o Geben UN Sicherheit, ohne dass ständige Aufmerksamkeit des Managements not-

wendig ist

o Mechanismen periodischer, stochastischer und ausnahmengetriebener Fremdkon-

trollen alarmieren Mgmt nur bei unzulässig hohen Abweichungen

o BSC

b. Voraussetzungen zum Einsatz von Kennzahlen in der SC

• Kennzahlen zur Bewertung von Handlungsalternativen oder Erfolgsmessung

• Hohes Niveau der Prozesstransparenz: in Verb. Mit übergreifendem Informationssystem

• SCC mit Kennzahlen bedient sich der Kosten-, Leistungs- und Erlösdaten einer innerbetrieblichen

Logistik

• Jedes einzelne UN muss zunächst intern relevanten Daten identifizieren

• In der industriellen Praxis findet man globale Logistikkennzahlen

o Durchschnittliche Bestandshöhe

o Durchlaufzeit der Aufträge

o Lieferservicegrad

o Logistikkosten anteilig an Gesamtkosten

• Aufgrund der Bedeutung haben sie Charakter von Spitzenkennzahlen und sind grundlegender

Bestandteil des Kennzahleneinsatzes im SCC

• Hinzukommen inhaltliche Anpassungen und strukturelle Erweiterungen der bekannten Kennzah-

len

o Messung der Leistungsfähigkeit der gesamten Lieferkette

o Erfolg des Netzwerks hoch korreliert mit Qualität der Beziehung

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• Erfolgshindernisse:

o Fehlendes Vertrauen

o Opportunistisches Verhalten

o Ungerecht empfundenen Verteilung von Lasten und Gewinnen

� Controlling muss Beziehungs- und Verhaltensaspekte in Form eines Beziehungs-

controllings berücksichtigen

• Haupttreiber von Vertrauen müssen operationalisiert werden

• Haupttreiber von Vertrauen (z.B. Fragebögen)

o Fehlenden Opportunismusgefahr

� Eingesetzte Investitionen oder Kompetenzen

o Reputation (von Markt oder Experten)

� Anzahl gemeinsamer Produkte

� Zufriedenheit mit der Kooperation

� Reputationsindizes

o Werte

� Erreichbarkeit

� Offenheit oder Kommunikation

� Kundenorientierung

� Einsatzbereitschaft

• Kennzahlen und –systeme helfen, wesentliche Infos von unwesentlichen zu trennen

o Voraussetzung: Verwendung einer geeigneten Systematik, moderne Informationstech-

nologie zur Filterung, Kanalisierung und Datenverdichtung, enge Abstimmung

• Gefahr von Zahlenfriedhöfen

• Definition von relevanten Kennzahlen, plausible Verknüpfung

• Kennzahlen sollten immer im Kontext der beleuchteten GP analysiert und bewertet werden

• Viele Systeme vernachlässigen nicht-monetäre Größen, sind vergangenheitsorientiert und kurz-

fristig ausgerichtet

• Weitere Punkte: Datenqualität des Ausgangsmaterials und Berechnungsalgorithmen

• Inhaltlich kann System durch Bildung einer Spitzenkennzahl jeweils aus den Bereichen Ressour-

cen, Output und Flexibilität erreicht entwickelt werden

• Ressourcenkennzahlen:

o Bestandshöhen

o Personalintensität

o Energieverbrauch

o Kosten

• Output:

o Anzahl der termingerechten Lieferungen

o Kundenzufriedenheit

o Durchlaufzeiten

o Lieferqualität

• Flexibilität:

o Veränderungsflexibilität

o Antwortgeschwindigkeit

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2. Konzept der selektiven Kennzahlen

• Einfaches und fokussiertes Kennzahlensystem für den Einsatz in der Logistik nach WEBER ET AL.

(1990er)

• Zeichnet sich durch Verdichtung aus, umgeht damit Defizite klassischer Systeme

• Fokus liegt auf jeweils 3-4 Kennzahlen aus dem operativen und strategischen Bereich, damit Se-

lektion der Engpassfaktoren

• Top-down Richtung

o Kennzahlen messen Erreichung von strategischen Leistungsanforderungen an die Wert-

ströme sowie daraus abgeleitete Ziele und Planungsprämissen

o Strategische Kennzahlen sind längerfristig (Marktanteile, Lieferzeiten oder Servicegrade

• Bottom-up-Perspektive

o Entwicklung operativer Kennzahlen, die enpassbezogen sind und häufigen Veränderun-

gen unterliegen

o Aufmerksamkeit des Mgmt ist gerichtet auf kritische Engpässe, Indikatoren der Prozess-

effizienz und dynamischen Entwicklungen

o Z.B. Ausfallgrade von Lager- und Transporteinrichtungen, Aufträge pro Tag, Veränderung

Auftragszahl

• Informationsbedürfnisse unterschiedlicher Hierarchiestufen wird durch Kombination beider Per-

spektiven erfüllt

• Abbildung erfolgsrelevanter Größen, Identifizierung von Widersprüchen zwischen operativen

und strategischen Perspektive, Ermittlung des daraus abzuleitenden Handlungsbedarfs

• Übertragung auf SC: Berücksichtigung der höheren Komplexität der unternehmensübergreifen-

den Lieferkette

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• Ansatz wird erweitert und angepasst, sodass ein einfacher Überblick über relevante, engpassbe-

zogene Leistungs- und Kostenaspekte der SC gegeben wird

• Unterscheidung von 3 Kennzahlenebenen, Beibehaltung beider Perspektiven

o 1. Supply Chain Ebene

� Abbildung von Kennzahlen, die Gesamtheit der Wertschöpfungskette widerspie-

geln

� Z.B. Cash-to-Cash Cycle: Dauer, bis investiertes Geld zur Produktion wieder zum

Hersteller zurückfließt oder Gesamtdurchlaufzeit eines Auftrags

o 2. Relationale Ebene

� Abbildung eines Ausschnitts der Wertschöpfungskette, Verbindung zwischen 2

UN, wie z.B. Produzent und Rohstofflieferant

� Z.B. durchschnittliche Lieferzeit vom Rohstofflieferanten zum Produzenten

o 3. Einzelnes Unternehmen

� Abbildung strategischer und operativer Kennzahlen jedes UN

� Strategische Kennzahlen: Erfüllung der gesetzten Ziele des UN

� Operative Kennzahlen: Aufdeckung Engpassbereiche

� Z.B. Gesamtdurchlaufzeit des Produkts als strategische Kennzahl, Anzahl Aufträ-

ge pro Tag als operative

• Idealfall: es bestehen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge: Verfolgung Probleme von SC-Ebene

bis in Ebene der einzelnen Bereiche

• Modell operationalisiert effektiv Strategie in Richtung Wertschöpfungskette, erlaubt konkrete

Zielvorgaben an alle Partner

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• Operative Perspektive macht kritische Engpässe transparent und initiiert effizienten Verbesse-

rungsprozess

• Stringente Begrenzung auf geringe Zahl an Kennzahlen schafft Informationsnutzen (vertiefte in-

haltliche und strukturelle Auseinandersetzung)

• Interaktive Analyse ermöglicht entscheidungsnahe und instrumentelle Nutzung für SCC

• Fehlende Aspekte: Beziehungscontrolling sowie die Abbildung und Bewertung von Alternativ-

strategien

3. Kennzahlen im SCOR-Modell

• Supply Chain Operations Reference

• Industrieübergreifendes Standardanalysewerkezug zur Erstellung von einheitlichen, ver-

gleichbaren und bewertbaren Prozessmodellen durch SCC

• Umfasst gesamte Wertschöpfungskette

• Elemente des Modells sind hierarchisch in 3 Ebenen organisiert; 5 Kernprozesse und eine

Reihe von branchenspezifischen Referenzprozessen für die Abbildung der realen Abläufe im

UN

• Philosphie einer Referenzklasse ermöglicht in überbetrieblichen Kooperationen ein gemein-

sames Verständnis und damit die Gewährleistung der gegenseitigen Synchronisation von

Logistikprozessen von den Beschaffungs- und Distributionskanälen bis zu Produktionskanä-

len

• Auf jeder Ebene wird Satz an Kennzahlen angeboten ( Prüfung auf Wirksamkeit und Effizi-

enz)

• Messung Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Flexibilität Kundenempfinden der Leistung)

und Kosten und gebundenes Kapital ( Kosten)

• Vergleich gemessene Werte und in SC-Strategie definierte Ziele identifizieren Engpässe, für

die Verbesserung der gegenwärtigen Abläufe notwendig ist

• Vergleich mit „best practices“, um Größenordnung der Verbesserungen festzulegen

• Zusätzlich Vergleich mit Wettbewerbern

• Ursache-Wirkungs-Beziehungen gestgelegt aufgrund hierarchischen Modellkonzeption

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• Modell ist ausgewogen, quantifiziert neben Kosten- auch Leistungsgrößen

• Festelegung Produktions- und Logistikstrategie, Festlegung Kernprozesse, indem IST-

Zustand gemessen und Soll-Zustand abgeleitet wird

• Stringente Satndardisierung von SCOR erlaubt Entwurf von Alternativen zur realen SC mit

Hilfe der Referenzprozesse und anschließend mittels Kennzahlen zu bewerten

• Dieser Sachverhalt erschwert Lern- und Entwicklungsfähigkeit des Systems, wenn Soll-Ist-

Vergleich der Kennzahlen starke Abweichungen indiziert und vorgegebene Kennzahlen der

Referenzprozesse keine ausreichende Lösung anbieten

• Gefahr, dass eingesetzte Kennzahlen Realität nicht genau abbilden

• Konzeptionelle Änderungen erfolgen nur über SC Council

• Keine Beachtung findet Beziehungscontrolling

4. Balanced Scorecard

a. Grundidee der BSC

• Ursprüngliche s BSC-Konzept nach Kaplan/Norton 1990er, Studie mit 12 amerik. UN

• Kritik an bestehenden Konzepten : Eindimensionalität mit vergangenheitsorientierten Werten

• Innovatives Performance-Measurement-Modell:

o Monetärer und nicht-monetäre Daten

o Externe und interne Sicht

o Strategische und operative Sicht

o Nachlaufende Ergebnisse (lag indicators) und vorlaufende (lead indicators)

• Finanzielle Perspektive wird ergänzt durch

o Kundenperspektive

o Interne Prozessperspektive

o Lern- und Entwicklungsperspektive

• Ausgehend von Vision und Strategie erfolgt Herleitung der Ziele und Kennzahlen, Vorgaben und

Maßnahmen für jede Perspektive top-down

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• Finanzielle Perspektive

o Trägt die Umsetzung der Unternehmensstrategie zur Ergebnisverbesserung bei?

o Feststellung finanzielle Leistung

o Endziele für übrige Perspektiven

o Z.B. Rentabilität, Umsatz, Betriebsergebnis, RoI

• Kundenperspektive

o Reflektiert Ziele in Bezug auf Kunden- und Marktsegmente

o Beurteilung Kundenbeziehung und Marktverhältnisse

o Kundensicht als Quelle des finanziellen Erfolgs

o Z.B. Kundenzufriedenheit, Kundengewinnung, Kundenbindung und Marktanteil, zudem

spezifische Daten zu Kundenanforderungen und Produktwertvorstellungen der Kunden

• Interne Prozessperspektive

o Identifikaton der wichtigen Prozesse

o Ggf. Erkennung und Entwicklung ganz neuer Prozesse

o Entscheidende Rolle: Innovationsprozess als Treiber des zukünftigen Erfolgs --> Ziele und

Maßnahmen auch für langfristigen Innovationszyklus

o Z.B. Zykluszeit, Qualität, Produktivität, Fehlerquote

• Lern- und Entwicklungsperspektive

o Notwendige Infrastruktur für anderen 3 Perspektiven

o Sicherung langfristiges Wachstum

� Mitarbeiterpotenziale (Mitarbeiterproduktivität, -zufriedenheit, Personaltreue)

� Potentiale der genutzten Informationssysteme ( startegische Informationsde-

ckungskennziffer verfügbare infos/Infobedarf)

� Motivation, Empowerment und Zielausrichtung ( umgesetzte Verbesserungsvor-

schläge, Anzahl der in kritische Prozesse sichtbar werdende Verbesserungen)

� Investition in Zukunft durch kontinuierlichen Ausbau der Potentiale

b. Ansätze zur Konzeption einer BSC für den Einsatz im SCC

• Modifikation der BSC für den unternehmensübergreifenden Kontext notwendig

• Autoren unterscheiden hierbei, ob lediglich inhaltliche Anpassung oder inhaltliche und struktu-

relle Anpassung erfolgen sollte

i. Der Ansatz nach Brewer und Speh

• Ausschließlich inhaltliche Anpassung

• Übernahme der Grundstruktur der BSC

• Ausgangspunkt: SCM Framework mit den Bereichen

o Financial Benefits

o Customer Benefits

o SCM goals

o SCM Improvement

• Für jeden Bereich werden 4 Ziele definiert

• Verbindung der Bereiche mit BSC-Perspektiven

• Für jedes Ziele 1 Messgröße

• Ergebnis: Integration von 16 unternehmensübergreifende Kosten- und

Leistungskennzahlen in BSC

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• Laut Stüllenberg und Schulze im Hove sind Veränderungen minimal, Kritik

wegen der der ausschließlichen inhaltlichen Anpassung (unternehmens-

übergreifende Aspekte müssten in Perspektiven integriert werden, die

diesen nicht gerecht würden)

ii. Der Ansatz nach Stölzle, Heusler und Karrer

• Sowohl inhaltliche als auch strukturelle Anpassung

• Gründe: erhöhten Steuerungs- und Koordinationsbedarf, aufgrund der

veränderten Dynamik des Umfelds sowie die zunehmende Komplexität

und Intransparenz von Handlungssituationen

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• Inhaltliche Modifikation erfolgt durch Integration unternehmensübergrei-

fender Kosten- und Leistungskennzahlen

o Brewer und Speh übernehmen nicht unwesentliche Zahl an Mess-

größen (Cash-to-Cash Cycle, Supply Chain Efficiency, Product Fina-

lization Point)

• Strukturelle Modifikation durch Ergänzung einer Lieferantenperspektive

• Expliziter Einbezug der SC-Prozesse in den Implementierungsvorgang

� Top-down/bottom-up Vorgehen

• Lieferantenperspektive

o Ableitung aus dem Ziel, Aktivitäten am Kunden auszurichten unter

Berücksichtigung der Vorleistungen von Lieferanten

o Verknüpfung Stakeholder-Mgmt mit BSC (Key-Stakeholder); auch

Berücksichtigung der Interessen von Vorlieferanten, Endkunden

und Dienstleistern, getrennte Berücksichtigung der Vielzahl der

Interessen

o Schnellere Weiterleitung von dynamischen Umweltveränderun-

gen und Verringerung von Komplexität und Intransparenz

o In meisten UN herrscht organisatorische Trennung von Einkauf

und Vertrieb

• Unternehmensnetzwerke streben zudem Optimierung der Beziehungen

zu Endkunden bis hin zum Recyckingsegment

• Lieferantenperspektive erscheint nicht ausreichend, um kooperativen Be-

ziehungen innerhalb eines Netzwerks abzubilden

• Nicht für jeden Stakeholder sollte eigene Perspektive eingerichtet werden

-->Überinformation im Sinne der Führungsunterstützung nicht zielführend

iii. Der Ansatz nach Weber, Bacher und Groll

• Kritik am obigen Ansatz: Komplexität der SC wird nicht im vollen Umfang

abgebildet

• In diesem Ansatz ausschließlich SC-bezogene Kennzahlen

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• Sowohl inhaltliche als auch strukturelle Modifizierung

• Integration Kooperationsintensität sowie –qualität statt Kunden- und

Lern- und Entwicklungsperspektive

• Messen in Rahmen eines Beziehungscontrollings den stand der SC Part-

nerschaft

• Ausgangspunkt: auf partnerschaftliche Basis definierte Strategie, Operati-

onalisierung top-down

Finanzielle Perspektive:

• Geht Ergebnisverbesserung mit SC-Strategieimplementierung einher?

• Z.B. erzielte Gesamtkapitalrentabilität, EVA bezogen auf SC, zudem Kosten-

größe wie Gesamtlogistikkosten, profit margin by supply chain partner

(misst finanzielle Leistungsfähigkeit, ob profit gleichmäßig auf Partner ver-

teilt ist --> win win Situation?)

• Auch hier Doppelrolle der finanziellen Perspektive

Prozessperspektive:

• Abbildung der Prozesse von besonderer Bedeutung für finanzieller Zielerrei-

chung

• Erweiterung des Fokus auf gesamte SC

• Zeigt Potenziale für Verbesserungen auf

• Gibt also vorlaufende infos für Finanzperspektive

• Überprüfung, ob unternehmensübergreifende Flussorientierung, welche

Hindernisse treten auf

• Z.B. Gesamtdurchlaufzeit bezogen auf SC

• Überwachung von Bachers 4 weiteren Ziele des SCM

o Vorschläge Brewer und Speh

o Zudem Berücksichtigung der Kundenanforderungen z.B. Servicegrad

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Kooperationsintensität:

• Art und Weise sowie Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen SC-

Partnern

• Harte Faktoren: Quantität und Qualität der ausgetauschten Datensätze

• Weiche Faktoren: Kooperationsqualität

Kooperationsqualität:

• Quantitative Abbildung der Kooperationsgüte

• Messung der Zufriedenheit mit Kooperation, gegenseitiges Vertrauen, An-

zahl der unkooperativ gelösten Konflikte

• Weber et al. Empfehlen Anwendung von drei Ebenen für BSC

• BSCs sollen nicht nur für SC-Ebene existieren, sondern auch für relationale

Beziehungen zwischen einzelnen UN sowie für einzelne UN

• BSC für relationale Strukturen können gleiche Strukturen aufweisen wie SC-

BSC

Nichtberücksichtigung der Kundenperspektive:

• Nur Endproduzent besitzt Schnittstelle zum Endkunden und kann Kundenbe-

ziehung kontrollieren

• Kundenperspektive soll also nur in der BSC nur beim Endproduzenten inte-

griert werden

• Auf Endkunden bezogene Strategien werden in SC-Strategie definiert, sich

daraus ergebene kundenbezogene Anforderungen müssen in unterneh-

mensübergreifender BSC Anwendung finden, Erfassung in Prozessperspekti-

ve

• Weber argumentiert entsprechend, dass auch die Lieferantenperspektive

innerhalb der SC in modifizierter Prozessperspektive unternehmensübergrei-

fend abgebildet werden sollte

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Wegfall der Lern- und Entwicklungsperspektive

• Verantwortung, Defizite zu beheben, liegt bei einzelnen UN

• Mitarbeiter müssen lernen in unternehmensübergreifenden Zusammenhän-

gen zu denken

• Ziele zur Verbesserung in Bereichen Qualifizierung, Leistungsfähigkeit des In-

formationssystems, Motivation und Zielerreichung können lt Weber in den

Perspektiven Prozess, Kooperationsintensität und –qualität definiert werden

• Diese sind dann in der Lern- und Entwicklungsperspektive zu berücksichtigen

und in einzelnen UN umzusetzen

• Nach Weber, Bacher und Groll hat die BSC primär einen strategischen Charakter

• Bacher weist darauf hin, dass BSC in Führungsteilbereichen Planung, Informationsversorgung

und Kontrolle angewendet werden kann --> sowohl Planungs-, Informationsversorgungs- und

Kontrollinstrument

5. Benchmarking

a. Grundidee und Formen des Benchmarking

• Ausgangspunkt in der Konkurrenzanalyse

• Traditionelle Konkurrenzanalyse beschränkt sich auf strukturelle Geschäftsvorgänge und

Vergleich von Produkten unter Berücksichtigung reiner Momentaufnahme

• Frage nach dem „Was?“ (was will der Kunde? Was kann abgesetzt werden? Was produziert

Mitwerber? Was kosten das Wettbewerbsprodukt?)

• Benchmarking zielt auf Verbesserung der grundlegenden betrieblichen Tätigkeiten ab, in-

dem es sich vorrangig auf Funktions- und Prozessbereiche bezieht

• Identifizierung von Leistungsabweichungen zu anderen und Aufdeckung von Maßnahmen

zur Leistungsverbesserung

• Zusätzlich Frage nach „wie?“

• Mittelpunkt: systematischer und methodischer Leistungsvergleich von Prozessen innerhalb

des eigenen UN oder mit Best-Practice UN

• Orientierung an Verfahren der Beste

• Bestwerte = Benchmarks

• Lücke zwischen Ausgangssituation und Benchmark = Gap -> muss geschlossen werden

• Unterscheidung in internes, wettbewerbsorientiertes und funktionales Benchmarking

Internes Benchmarking

• Vergleich zwischen einzelnen Sparten, Produktionsstätten oder Abteilungen

• Vorteil: leichte Durchführbarkeit durch problemlose Datenerfassung

• Nachteil: beschränkter Blickwinkel begrenzt Innovationskraft

Wettbewerbsorientiertes Benchmarking

• Vergleich des eigenen UN mit Best-Practice-UN der gleichen Branche

• Man erhofft sich innovative Ansätze aufgrund Vergleichbarkeit der Produkte und Pro-

zesse

• Nachteile:

o schwierige Datenerfassung,

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o Gefahr, herausragende Ansätze unkritisch zu kopieren,

o Benchmarkingpartner könnte bewusst Infos verschweigen/verfälschen --> daher

häufig Einschaltung eines neutralen Unternehmensberater

o Häufig werden nur Kennzahlendurchschnitte bzw. –spannen zwischen Besten

und Schlechtesten mitgeteilt

Funktionales Benchmarking

• Ermöglicht Vergleich einzelner Prozesse mit UN anderer Branchen

• Vorteile:

o branchenfremdes UN stellt keine Konkurrenz dar--> erleichterter Informations-

austausch und Zusammenarbeit

o Größere Anzahl an UN kann herangezogen werden (Chance steigt, UN zu finden

mit bestem Prozess)

• Nachteil:

o Schwierige Vergleichbarkeit von Kennzahlen durch anderes betriebliches Umfeld

b. Ablauf des Benchmarking

• Unterteilung in drei Phasen: Vorbereitung, Analyse, Umsetzung und Kontrolle

Vorbereitungsphase

1. Auswahl des Objektes für das Benchmarking:

o Orientierung an vermutete Schwächen

o Beschreibung eigener Prozesse ggf mit SCOR nötig

2. Festlegung der Leistungsbeurteilungsgrößen

o Auswahl finanzieller und nicht-finanzieller Messgrößen

o Z.B. Prozesskosten, Bearbeitungszeiten, Prozessqualität

3. Bestimmung der Benchmarkingpartner

o Auswahl der UN/Wertschöpfungsketten, die Leistungsfähigkeit aufweisen und zum Da-

tenaustausch bereit sind

Analysephase

1. Identifikation von Leistungslücken

o Mit Partner gemeinsame Entwicklung von Definitionen und Berechnungsvorschriften

o Anhand dieser Messgrößen Untersuchung, in welchen Bereichen eigenes US besser,

gleich gut oder schlechter ist

2. Ermittlung der Ursachen für die identifizierten Leistungslücken

o Analyse und Abgleich der Abläufe und Prozesse

o Beobachteten Differenzen sollte Priorität eingeräumt werden

o Identifizierung der Ursachen

Umsetzungsphase

o Umsetzung der resultierenden Verbesserungspotenziale in neue Leistungsstandards

o Aktionspläne notwendig, welche übernahme und einführung neuer Praktiken darlegen

o Bestimmung von Verantwortlichen

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Kontrollphase

o Fortlaufende Kontrolle der Verfahrensfortschritte, regelmäßig Evaluieren der erreichten

Leistungsstandards, Institutionalisierung periodischer Benchmarkingprojekte

� Benchmarking hat kontinuierlichen Charakter

c. Anwendung des Benchmarking im SCC

• Vorstufe zum SC-Benchmarking: Jeweils ein einzelnes UN der SC bezieht seinen Lieferanten mit

ein

• Lieferanten-Benchmarking gut für Kostenreduktion geeignet, da hoher Anteil der Kosten für zu-

gelieferter Teile an Gesamtkosten

• Leistungsbewertung des Zulieferers

o Dessen Beitrag zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess

o Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit

o Dessen Einsatz von Methoden zur Qualitätssicherung

o Zudem Aspekte wie Liefersicherheit, Lieferschnelligkeit, Schnittstellenmanagement zum

eigenen UN

• Einbezug einer zwischen eigenes UN und Endkunden geschaltete Handelsstufe

• Leistung solch eines Händlers kann mittels Benchmarking mit anderen Händlern verglichen wer-

den (Kosten, Beitrag Endkundenservice, partnerschaftliche Zusammenarbeit)

• SC-Benchmarking: Blickwinkel des einzelnen UN wird verlassen, Vergleich unternehemnsüber-

greifender Kennzahlen und Prozesse:

• Benchmarking zwischen UN einer Wertschöpfungskette kann Aufschluss darüber geben, wer

welche aufgaben am besten erfüllen kann

• Benchmarking als kostengünstige Möglichkeit zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

• SC-Benchmarking fördert Prozessverständnis durch Identifizierung kritischer Prozesse

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Beispiel: Cost Benchmarking (Kostenreduktion)

• Planungsphase:

o Festlegung Benchmarkingobjekte und –partner

o Benchmarkingobjekte: Prozesse zur Kostenreduktion

o Auch über Unternehmensgrenzen hinweg (Gegensatz zum Benchmarking zwischen UN)

o Steigende Komplexität der aufgabenstellung

o Hoher Grad der Vergleichbarkeit erforderlich

o Einbezug fremder Lieferketten ergibt Komplexitäts- und Aufwanssteigerung

o i.d.R. Auswahl der Branche, die am wertschöpfungsende steht, kann Vorteile über alle

Stufen der SC kumulieren

o dieses UN meistens Initiator des Cost Benchmarking

• Analysephase

o Qualitative und quantitative Beurteilung der strategischen Position der eigenen SC

o Bestimmung des Ausmaßes der erforderlichen Verbesserungen als konkrete Kostengrö-

ße

o Vorgehensweise

1. Ermittlung der Wertschöpfungskette

• Bestimmung der gesamten Wertschöpfungskette

• UN am Ende ist am ehesten dazu geeignet, eine entsprechende Leistungs- bzw.

Produktwahl zu treffen

• Ergebnis der Untersuchung könnte in einem Prozessdiagramm abgebildet wer-

den

• So können Kosten für Ausführung der Aktivitäten bestimmt werden, verursa-

chungsgerechte Zuordnung vorgenommen werden

• Auch bei Benchmarkingpartner muss gesamte wertschöpfungskette analysiert

werden, damit insgesamte Betrachtung der Wertschöpfungsketten

2. Ermittlung der Kostenstrukturen in den Vergleichsketten

• Systematisierung und Interpretation der gesammelten Kostendaten der SC

• Rückgriff auf Daten einzelner UN

• Problem der einheitlichen Gestaltung der Kostensituati-

on�Aufbereitungsaufwand

• Einteilung der Kosten nach SEURINGS: Einzel-, Prozess- und Transaktionskosten

• Wesentliche Auswirkungen auf Gesamtkosten haben Trade-off-Beziehungen

zwischen den Kostenebenen

• Weiterhin Bestimmung von Kostentreiber für für Aktivitäten der Wertschöp-

fungskette und für SC insgesamt

• Transaktionskosten abhängig von beteiligter UN

• Kostennachteile einer SC können so mit Partnerwertschöpfungskette analysiert

und Kosteneinsparungspotenziale identifiziert werden

3. Untersuchung der Ursachen von Kostenunterschieden in der SC

• Quantifizierung der Leistungslücke

• Erörterung der Gründe für Leistungsunterschiede, Ort und Leistungsbereich, in

dem Lücke besteht

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• Lokalisierung der Kostennachteile auf Grundlage der gesammelten Daten über

Kostenstruktur

• Neben Berücksichtigung unterschiedlicher Betriebsinhalte, Unterschiede im Leis-

tungsumfang, unterschiedlicher Kostensituation und länderspezifischer Beson-

derheiten greift reine Lokalisierung zu kurz

• Bei Ursachensuche sollten Trade-offs und Interdependenzen der UN berücksich-

tigt werden

• Aktionsphase

o Umsetzung der Verbesserungspotenziale in konkrete Lösungen

o Z.B. Verkürzen der Wertschöpfungskette

o Erstellung von konkreten Umsetzungsplänen

o Kontinuierliche Überwachung der Durchführung

• Benchmarking kann grundsätzlich in der SC eingesetzt werden

• Allerdings Schwierigkeiten der Vergleichbarkeit verschiedener SC und des Verschweigens bzw.

der Verfälschung von Infos zwischen konkurrierenden SC