04/07 Bienen aktuell Umbruch

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Für die Eilegerate des Bien ist dieTages- maximaltemperatur ausschlaggebend. Mit ihrer Ausrichtung auf die wärmer werdendenTage synchronisiert sich das Bienenvolk mit der Naturentwicklung (Bretschko, Bergmann, Heuvel). 28 Ausgabe 3 · März 2018 Die Durchlenzung im März – aus alt mach jung Seitdem die Tage wieder länger werden, hat das Bienenvolk den Reiz bekommen, wieder in Brut gehen zu können. Die Entwick- lung der Pflanzen folgt strengen Naturgesetzen. Jede Pflanze benö- tigt für ihre Entwicklung eine ge- wisse Menge Energie (Sonnenein- strahlung), die in der Landwirt- schaft „Temperatursumme“ ge- nannt wird. Diese Temperatur- summe ergibt sich aus der Durch- schnittstemperatur. Diese wird von Tag zu Tag hinzuaddiert. Ist die Durchschnittstemperatur un- ter null, dann wird sie ebenfalls als Negativzahl zur Temperatursum- me addiert. So ergibt sich für Raps beispielsweise eine Temperatur- summe von 541 Grad bis zum Schossen, 599 Grad bis zur Knos- pe, 753 Grad bis zu Blühbeginn und 1116 Grad bis zum Blühende. Dieser über Jahre ermittelte Erfah- rungswert hilft den Landwirten bei der Aussaat und Planung ihrer Ernte. Temperaturmaximum Bei Bienenvölkern gibt es eine ähnliche Kennzahl. Während bei Pflanzen die Tagesdurchschnitts- temperatur für die Temperatur- summe ausschlaggebend ist, spielt für die Eilegerate der Königin das Tagesmaximum eine zentrale Rolle (Bretschko; Bergmann, Aachen 2005). Bretschko hat entdeckt, dass die Königin in Abhängigkeit des Temperaturmaximums eine be- stimmte Zahl Eier legt (Siehe Ta- belle!). Als Temperaturmaximum wird die Temperatur in der Nähe des Bienenstocks angesetzt. Bie- nenstöcke, die besonnt und warm stehen, haben ein höhe- res Temperaturmaxi- mum. Die Gleichung ist exponentiell und wird von mehreren anderen Parametern überlagert. So spielt beispielsweise ebenfalls Nektareintrag oder Frühjahrsreizfüt- terung eine Rolle beim Anstieg der Brutkurve (Bretschko: Naturge- mäße Bienenzucht; Armbruster: Imkerei- betriebslehre der Er- zeugung, 1952). Mit dieser Gleichung (Eiablage: 22,8295*x 1,4254 ) lässt sich für jedes Temperaturmaximum die Eilege- rate ermitteln. Dieses Werkzeug bringt uns zahlreiche Erkenntnisse und bei richtiger Anwendung Vor- teile in der Bewirtschaftung des Volkes. Ein Volk hat bei etwa 19.000 Bienen Trachtstärke er- reicht. So hat ein Aufsetzen des er- sten Honigraumes bei geringerer Bienenzahl überhaupt keine posi- tive Wirkung. Im Gegenteil. Da die Wärme nach oben abgeht, muss das Bienenvolk den ganzen Honi- graum ebenfalls anwärmen, was zusätzliche Energie kostet. Ein frü- hes Aufsetzen bremst die Entwick- lungsgeschwindigkeit des Bienen- volkes im Frühjahr. Bei der Winterbehandlung im No- vember oder Dezember wurde der Raum, in dem die Bienen sich auf- halten, bereits der Bienenmasse angepasst. Während die Völker in Gut Imkern im Angepassten Brutraum IM JÜRGEN BINDER Schwäbisch Hall (Deutschland) E-Mail: [email protected] www.armbruster-imkerschule.de Betriebsweise

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Für die Eilegeratedes Bien ist dieTages-maximaltemperatur

ausschlaggebend.Mit ihrer Ausrichtung

auf die wärmerwerdendenTage

synchronisiert sich dasBienenvolk mit derNaturentwicklung

(Bretschko, Bergmann, Heuvel).

28 Ausgabe 3 · März 2018

Die Durchlenzung imMärz – aus alt mach jung

Seitdem die Tage wieder längerwerden, hat das Bienenvolk denReiz bekommen, wieder in Brutgehen zu können. Die Entwick-lung der Pflanzen folgt strengenNaturgesetzen. Jede Pflanze benö-tigt für ihre Entwicklung eine ge-wisse Menge Energie (Sonnenein-strahlung), die in der Landwirt-schaft „Temperatursumme“ ge-nannt wird. Diese Temperatur-summe ergibt sich aus der Durch-schnittstemperatur. Diese wirdvon Tag zu Tag hinzuaddiert. Istdie Durchschnittstemperatur un-ter null, dann wird sie ebenfalls alsNegativzahl zur Temperatursum-me addiert. So ergibt sich für Rapsbeispielsweise eine Temperatur-summe von 541 Grad bis zumSchossen, 599 Grad bis zur Knos-pe, 753 Grad bis zu Blühbeginnund 1116 Grad bis zum Blühende.Dieser über Jahre ermittelte Erfah-rungswert hilft den Landwirten beider Aussaat und Planung ihrerErnte.

TemperaturmaximumBei Bienenvölkern gibt es eineähnliche Kennzahl. Während beiPflanzen die Tagesdurchschnitts-temperatur für die Temperatur-summe ausschlaggebend ist, spieltfür die Eilegerate der Königin dasTagesmaximum eine zentrale Rolle

(Bretschko; Bergmann, Aachen2005). Bretschko hat entdeckt, dassdie Königin in Abhängigkeit desTemperaturmaximums eine be-stimmte Zahl Eier legt (Siehe Ta-belle!). Als Temperaturmaximumwird die Temperatur in der Nähedes Bienenstocks angesetzt. Bie-nenstöcke, die besonnt und warmstehen, haben ein höhe-res Temperaturmaxi-mum.Die Gleichung istexponentiell und wirdvon mehreren anderenParametern überlagert.So spielt beispielsweiseebenfalls Nektareintragoder Frühjahrsreizfüt-terung eine Rolle beimAnstieg der Brutkurve(Bretschko: Naturge-mäße Bienenzucht;Armbruster: Imkerei-betriebslehre der Er-zeugung, 1952). Mit

dieser Gleichung (Eiablage:22,8295*x1,4254) lässt sich für jedesTemperaturmaximum die Eilege-rate ermitteln. Dieses Werkzeugbringt uns zahlreiche Erkenntnisseund bei richtiger Anwendung Vor-teile in der Bewirtschaftung desVolkes. Ein Volk hat bei etwa19.000 Bienen Trachtstärke er-reicht. So hat ein Aufsetzen des er-sten Honigraumes bei geringererBienenzahl überhaupt keine posi-tiveWirkung. Im Gegenteil. Da dieWärme nach oben abgeht, mussdas Bienenvolk den ganzen Honi-graum ebenfalls anwärmen, waszusätzliche Energie kostet. Ein frü-hes Aufsetzen bremst die Entwick-lungsgeschwindigkeit des Bienen-volkes im Frühjahr.Bei der Winterbehandlung im No-vember oder Dezember wurde derRaum, in dem die Bienen sich auf-halten, bereits der Bienenmasseangepasst. Während die Völker in

Gut Imkernim AngepasstenBrutraum

IM JÜRGEN BINDERSchwäbisch Hall (Deutschland)E-Mail: [email protected]

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der Wintertraube sitzen, lassensich leicht die Schiede zur Anpas-sung des Brutraumes setzen. Siekommen einfach links und rechtsan die Traube. Sind die Schiede gutisoliert, dann bieten sie der Traubeeinen zusätzlichen Schutz. Futter-waben, die erst im Februar undMärz benötigt werden, kommenhinter das Schied. Es ist aber dar-auf zu achten, dass das Schied aufallen vier Seiten von den Bienenüberwunden werden kann. Es hatdie äußeren Maße der Waben.Wurde die Anpassung des Raumesauf die tatsächliche Bienenmassenicht im vorigen Spätherbst ge-macht, dann ist jetzt der spätesteZeitpunkt, dies zu tun. Je früher,desto besser. Die Schiede könnenauch bei kalten Temperaturen ge-setzt werden.Das Öffnen des Bienenkastens istauch bei Kälte kein Problem, so-lange die Traube nicht ausein-andergerissen wird.

VerpollungWährend es im Jänner und Feb-ruar einige Flugtage geben kann,an denen Pollenflug herrscht,dürfte es bei uns normalerweiseum diese Jahreszeit nie wärmer als15 Grad Celsius sein.Erst bei dieser Temperatur setztder Nektarflug ein. Vorher könnendie Bienen nur Pollen eintragen, sodass wir im Frühjahr keinen Pol-lenmangel haben. Denn jeder Flugist zunächst ein Pollenflug. Gestat-ten wir dem Bienenvolk aber, we-sentlich mehr Pollen einzutragen,als für die Frühjahrsentwicklungerforderlich ist, dann verpollt derBrutnestbereich. Die Wabe wird,sofern es eine Randwabe ist, dievon Bienen nicht besetzt wird, imWinter verschimmeln.Viel gravierender als im Frühjahrist die Verpollung im August undSeptember des Vorjahres, weshalbman beim Einfüttern hier spezielleMaßnahmen ergreifen sollte. Dasbesprechen wir aber an dieserStelle im Spätsommer.

Mit Futterwabenerweitern

Im März entsteht ein Ungleichge-wicht zwischen Bienen und Brutund das Verhältnis dreht sich um.Meist herrscht Mitte März ein Ver-hältnis von 1 :2, das heißt auf eineBiene kommen zwei Brutzellen.Wenn Mitte März mehrere warmeTage aufeinanderfolgten, dannwird das Verhältnis Ende März

noch schlechter, um sich erst wie-der nach drei Wochen (nachSchlüpfen der Brut) umzukehren.Abhängig von der Höhenlage derBienen herrscht in tiefen undmitt-leren Lagen Mitte April normaler-weise ein Gleichstand zwischenBienen und vorhandener Brut. Zuder Zeit erreicht das Volk 18.000Bienen und damit Trachtreife.Wir erweitern den Brutraum

Die Anpassung des Volkes von November bis Februar.

Wachsendes Bienenvolk ab Ende Jänner /Mitte Februar.Die Reservefutterwaben sind hinter dem Schied erreichbar.

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dann, wenn die Waben, auf denensich Brut befindet, zu 80 Prozentbebrütet sind. Erst wenn die imBrutraum befindlichen Waben sostark bebrütet sind, wird um eineFutterwabe erweitert. Im Märzmuss sichergestellt werden, dassdas Bienenvolk immer ausrei-chend Zugang zum Futter hat.Eine Erweiterung mit einer Mittel-wand wäre zu diesem Zeitpunktfatal für das Volk. Es könnte sich

nicht entwickeln, denn die Wabebenötigt, um ausgebaut zu werden,zwei Kilogramm frisch eingetrage-nen, dünnflüssigen Nektar. In eineFutterwabe wird hingegen direkthineingebrütet. Mit Mittelwändenwird grundsätzlich erst im Julibeim Auffüttern erweitert.

Futterverbrauch:Wie viel ist nötig?

Der Futterverbrauch eines Volkes

ist im Winter aufgrund der umüber 12 Grad Celsius schwanken-den Temperatur der Wintertraubesehr gering. Armbruster hatte be-reits Anfang des 20. Jahrhundertserste Messungen von Lammert(Armbruster: Der Wärmehaushaltim Bienenvolk, 1923) wiederholtund bestätigt, dass die Temperaturin der Wintertraube zwischen 25und etwas unter 14 Grad Celsiusschwankt. Und zwar in der Art,dass die Bienen bei 14 Grad ange-kommen, den Organismus in kur-zer Zeit auf 25 Grad Celsius auf-heizen, von welcher Temperatur erwieder bis auf 14 Grad abkühlt(Armbruster: Der Wärmehaushaltim Bienenvolk, Berlin 1923). DieWintertraube ist also keineswegskonstant und immobil. Jedes Auf-heizen der Traube lockert diese et-was auf und Einzelbienen könnenihre Position ändern. Armbrusternennt diese Entdeckung „Lam-mertscher Heizsprung“. Laut Lam-mert dauert die Phase der Abküh-lung 21,95 Stunden. Aufgrund die-ser äußerst sparsamen Methode,kalte Zeiten zu überstehen, gelingtes dem Bienenvolk, in den Mona-ten Oktober bis Februar mit 7 kgFutter auszukommen. 7 kg Futterpassen auf 4 DN oder 2 DadantRähmchen, wenn sie ganz vollsind. Da auf zwei bis drei Rähm-chen ein anfangs handtellergroßerBereich frei von Futter ist (das istder Bereich, auf dem nach der letz-ten Einfütterung noch Brut warund im Winter die Traube sitzt).Bis Ende Februar haben wir alsoselbst bei einer Reduzierung derWaben im Brutraum auf die Bie-nenmasse, keine Futterengpässe.Wird Brut in größerem Umfanggepflegt, löst sich dieWintertraubeohnehin auf und die Bienen kön-nen oberhalb des Wabenoberträ-gers die Schiede leicht überwindenund das Futter von denWaben, diehinter dem Schied hängen, holen.Dabei spielt es keine Rolle ob dieWaben auf einer Seite oder auf bei-den Seiten des Brutkörpers hän-

Leergetragene Futterwabe – das Futter wird von außennach innen getragen.

Dieses Volk ist schwächer, die Futterwaben hinter dem Schied sind nochvollständig erhalten. Mit dem Erweitern wird jetzt gewartet, bis die vier(Dadant-)Waben zu 80 Prozent bebrütet sind.

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gen. Besser ist es, dasVolk nicht aufeiner Seite ganz an die Außenwandzu drücken, da sonst die kalteAußenwand zu nahe am Wärme-körper ist. Vorteilhafter ist es, dasVolk etwas von der Außenwandwegzurücken. Im März steigt derFutterverbrauch auf 6 kg, im Aprilist er noch höher. Ein voll entwi-ckeltes Volk benötigt pro Tag etwa350 – 500 g Zucker Trockensub-stanz für die Aufrechterhaltungder Lebens- und Reproduktions-vorgänge.Dieses Futter wird, sofern die Luft-temperatur eine Beweglichkeit imBienenvolk zulässt, immer von au-ßen nach innen geholt. (Bild: Fut-terwabe ist leergeräumt). Daher istbei ausreichendem Futtervorrat imVolk die Versorgung auch bei Ein-setzen des Schiedes stets gewähr-leistet. Im Gegenteil: Das Schied istein wichtiges Werkzeug zur Ver-hinderung eines Futterabrisses.Ein Futterabriss ist im DN„Warm-bau“ (besser: Querbau) in einerunisolierten Holzbeute wesentlichwahrscheinlicher als im „Kaltbau“(besser: Längsbau). Die früher üb-lichen Hinterbehandlungsbeutenin Bienenhäusern hatten den ent-scheidenden Vorteil, sich gegensei-tig zu wärmen und Zugluft zu ver-

ringern. Daher hatten unter diesenUmständen auch DN Völker imWarmbau gute Überwinterungs-und Entwicklungschancen. Einzel-stehende Holzmagazine sind we-sentlich gefährdeter.Auf größeren Wabenflächen wieZadant, DN 1,5 oder Dadant (Blattund modifiziert) ist die Frühjahrs-entwicklung generell günstiger.Das Volk kann mehr Brut auf einerWabe anlegen, bevor das Holz

kommt und muss in Summe weni-ger Heizenergie aufbringen, umeine Wabenfläche bebrüten zukönnen. Denn zum Zeitpunkt derEilage muss eine Zelle auf 37 GradCelsius aufgeheizt werden. DasAufheizen einer neuenWabe erfor-dert offensichtlich einen höherenAufwand als die weitere Ausdeh-nung einer bereits vorhandenenBrutfläche auf derselbenWabe.

Platzbedarf im BrutraumDie zentrale Frage ist: Wie vielPlatz benötigt das Volk, um dievolle Legeleistung der Königin zurGeltung kommen zu lassen. DieserPlatzbedarf richtet sich vor allemnach der Legeleistung der Königin.Wie ermittle ich aber den tatsäch-lichen Platzbedarf?Hierzu muss ich wissen, wie vieleZellen auf meiner Wabe sind. Ge-zählt wird der Wabenbau aufBrutraumwaben (nicht im Honig-raum bei gleichem Wabenmaß.Denn im Honigraum ist die Waberundum angebaut, während sie imBrutraum unten und an den unte-ren Hälften der beiden Seitenteilenicht angebaut ist, folglich wenigerZellen auf einer Wabe sind).Eine Zählung ergibt, dass auf einer

Zu 80 Prozent bebrüteteWabe, keine Pollenbretter,die die Entwicklung des Volkes hemmen könnten.

Noch nicht durchgebrüteteWabe.Man kann schön die Brut-Entwicklungsphasen erkennen.

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DNWabe ca. 5.200 Zellen sind, aufeiner Zander Wabe 6.400 Zellenund auf einer Dadant Wabe 8.400Zellen.Bei einer zugrunde gelegten Lege-leistung von maximal 2.000 Eiernpro Tag und 21 Tagen Entwick-lungszeit ergibt dies einen Bedarfvon 42.000 Brutzellen. Dieser Be-darf wird nun durch die Zellzahlder unterschiedlichen Maße geteiltund wir haben die Zahl der Rähm-chen, die zur Aufnahme der Lege-leistung nötig ist.Eine einfache Division ergibt, dass9Waben DN, 7Waben Zander und5 Waben Dadant eine Legeleistungvon 2.000 Eiern pro Tag aufneh-men können. Die Brut passt alsospielend in eine Zarge DeutschNormal und eine Zarge Zander so-wie in eine halbe Zarge Dadant.Mehr Platz ist für den Brutraumnicht erforderlich, und wenn mehrPlatz gelassen wird, dann werdendie äußeren Bereiche mit Pollenund Nektar gefüllt. Wie negativsich aber verpollte Waben auf dieFrühjahrsentwicklung auswirken,zeigen die folgenden Brutwaben-bilder.Das Volk brütet in das Pollenbrett,da es keine andereMöglichkeit hat,

sich auszubreiten. Es entsteht einlöchriges Brutnest. Die Bienenmüssen eine Fläche auf 35 GradCelsius wärmer heizen, obwohl auszahlreichen Zellen (bis zu 50 Pro-zent) gar keine Bienen schlüpfenwerden.Die energetische Effizienz eineslöchrigen Brutnestes ist schlecht.Sobald sich das Bienenvolk ohnedie Störung von Pollenbretternentwickeln kann, bildet es ge-schlossene Brutflächen. Diese ge-schlossenen Brutflächen habenkeine Pollenlöcher mehr, die weni-gen Löcher sind Wärmelöcher, diedas Volk braucht, um die Waberasch temperieren zu können.Kommt jetzt ein Kälterückschlagdann ist es erforderlich, dass dieBienen noch etwa 20 Prozent Fut-tervorrat auf den Brutwaben ha-ben, von denen sie zehren können.Lässt der Imker den Brutraum sehreng, dann quellen die jeweils um21 Tage zeitversetzt schlüpfendenBienen über das Brutraumvolu-men hinaus.Dort sitzen sie auch bei Kälte – wosollen sie auch sonst sitzen, wennder Brutnestbereich ganz prall vollist mit Bienen. Sie haben stets Kon-takt zum Futter.

Brutraum temperieren

Dieses geführte Auswintern, wieich es nenne, benötigt freilich et-was Fingerspitzengefühl und mussumsichtig eingeübt werden. Erfah-rung, wie stark der Bereich, in demsich die Bienen aufhalten, begrenztwerden sollte, müssen Standort-und Bienenrasseabhängig vomImker selbst gesammelt werden.Als sicher kann gelten, dass einBrutraum, der nicht wesentlich zugroß ist, sobald er Brutflächen hat,von der Bienenmasse einfachertemperiert werden kann, die Tem-peraturschwankungen zwischenTag und Nacht geringer sind bzw.rascher und mit weniger Energie-aufwand ausgeglichen werdenkönnen. Weniger Energieaufwandheißt aber hier nicht nur wenigerZuckerverbrauch sondern wenigerVerbrauch von Lebensenergie.Denn die Wärme entsteht vor al-lem über den Thorax der Biene.Diesen kann sie durch Bewegungder Flugmuskulatur auf über 40Grad Celsius aufheizen. Das ma-chen die sogenannten Heizerbie-nen (Tautz).Dieses Heizen ist enorm lebens-zeitverkürzend, wobei eine gleich-bleibende oder leicht erhöhteBrutnesttemperatur lebenszeitver-längernd wirkt. Gelingt es demBien, die Durchschnittstemperaturum einige Zehntel Grad wärmer zuhalten, dann schlüpfen langlebige-re Bienen.Die Langlebigkeit kann sich um biszu 30 Tage erhöhen. Aber auch dieLanglebigkeit entsteht aus ver-schiedenen sich überlagernden Ef-fekten. Je weniger Bienen für dasstark lebenszeitverkürzende Hei-zen der Wabenfläche erforderlichsind, umso langsamer vollziehtsich der Bienenabgang im Früh-jahr.Es sind mehr Bienen während desAuswinterungsprozesses vorhan-den, was es wiederum für jede Ein-zelbiene einfacher macht, mit we-niger Energieverbrauch länger zu

Wabe ganz durchgebrütet, die ersten Drohnenzellen entstehen(Ende März – Anfang April).

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leben. So kann eine Positivspiralein Gang gesetzt werden, die sichnachher im Honigertrag bemerk-bar macht.Immer wieder kommt es vor, dassbereits Anfang April einige warmeTrachttage einsetzen. Sind bereitszu diesem Zeitpunkt genügend„ausgeruhte“ Bienen imVolk, kön-nen diese bereits mehr Honig ein-tragen, als das Volk zum Leben be-nötigt. Es ist „Überschusshonig“,und damit Honig, den wir erntenkönnen.Eine alte Imkerregel besagt, dassvom Zeitpunkt des Eis bis zurFlugbiene 40 Tage vergehen. Neue-re Beobachtungen zeigen, dass diesnicht ganz stimmt. Bienen könnenbereits etwa 7–10 Tage nach demSchlupf zu Flugbienen werden.Das bedeutet aber, dass nur Bie-nen, die bis zum 15.März als Ei imStock vorhanden sind, am 15.April als Trachtbienen zur Verfü-gung stehen. Wir müssen daherdafür Sorge tragen, dass sich unse-re Bienenvölker im März rasantentwickeln. Mit einer zusätzlichenReizfütterung kann die Entwick-lung beschleunigt werden, was be-sonders bei schwachen Völkernratsam ist. Bei starken, gut isolier-ten Völker ist die Frühjahrsreizfüt-terung zumeist nicht erforderlich.Sie kann auch Schaden anrichten.Zu viel reizgefüttert heißt: DieBrutkurve steigt zu sehr an. Setztdann 30–40 Tage später keineFrühjahrstracht ein, wird derSchwarmtrieb zur Unzeit ausgelöstund die ganze Arbeit war verge-bens.Daher rate ich jedem Imker zweiTugenden zu entwickeln: Erstenswird mit Hirn und Verstand gear-beitet; zweitens sollen die Maß-nahmen effektiv aber maßvollsein. Der Bien ist ein Lebewesen.Er reagiert sehr sensibel auf jedenEingriff. Unsere Aufgabe ist es, dieSensibilität für das Bienenvolk sozu schärfen, dass wir nur für Bieneund Imker nützliche Eingriffe täti-gen. �