01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - Gold Note · 2020. 6. 1. · PDF image-hifi.com 1/2020 Lautsprecher...

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Lautsprecher Gold Note XS -85Autor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter

Lassen Sie sich nicht täuschen: nicht

von den sanft wirkenden italieni-

schen Rundungen des XS-85, nicht

vom Preis: Der größte Lautsprecher

im Programm von Gold Note ist ein

echter Wolf im Schafspelz.

Die sanfte Gewalt der Kurve

Für meine Wahrnehmung war es ein ähnliches Ereignis, wie ich eshatte, als ich vom Rand des Hoover-Staudamms an dessen Run-dung 221 Meter tief in den Abgrund blickte: Da fand sich das Augenicht zurecht, das Gehirn meldete eine unklare, schwindlig ma-chende Dimension ans Bewusstsein. In einem Miniatur-Hörzim-mer der hifideluxe 2016 hörte ich am anderen Ende der Größen -skala etwas, das auch nicht zur Raumwahrnehmung passte. Hierspielte ein für dieses Zimmerchen viel zu groß erscheinendes Laut-sprecherpaar, für eine „richtige“ Wiedergabe stand es zwangsläufigzu nah beieinander und man saß zu nah davor. Und dennoch – dasKlangbild war groß und ausgedehnt, ich hörte einen in diesesRaumvolumen eigentlich nicht hineinpassenden, klaren und aus-gedehnten Bassbereich. Und vor allem klang es selbst bei höhererLautstärke sauber, etwas, das durch die üblichen Zimmerwand-und äußeren Gehäusereflexionen von Lautsprecherboxen in einemderart winzigen Raum ebenfalls der erlernten Wahrnehmung wi-dersprach. Es handelte sich um die Premiere von Gold Notes größ-tem Lautsprecher XS-85, und er klang unter diesen ungünstigenBedingungen derart verfärbungsarm und überzeugend, dass ermich sofort für sich einnahm und ins akustische Gedächtnis ein-prägte. Den musste ich eines Tages ausführlich hören, unbedingt!Zeitsprung: Jahre später baue ich ein mittlerweile etwas weiter

verfeinertes Paar XS-85 in meinem Hörraum auf. Die For-mensprache wie eine ideale Mixtur aus rassigem italienischemSportwagen und venezianischer Gondel mit dieser schnittig ge-formten Oberseite, die forsch „con slancio“ ins Frontpanel über-geht, und den geschwungenen Seitenpaneelen aus italienischemWalnussholz. Trotz der 90 Kilogramm Gesamtgewicht pro Boxgeht der Aufbau zu zweit ganz entspannt von der Hand, denn esverteilt sich modular auf die Fußplatte, die Bass- und die Mittel-hochtoneinheit. Letztere werden innerhalb des rückwärtigen Aus-schnitts bei der Installation fest miteinander verschraubt, zwei la-sergeschnittene, drei Millimeter starke Aluminiumplatten sorgenfür zusätzliche Steifheit und eine resonanzarme Verkoppelung derbeiden Module. Eine Profi-Speak-On-Kupplung verbindet denBass und die Mittelhochtoneinheit elektrisch. Bevor man am En-de die offene Kammer mit einem massiven Alugrill verschraubt

Links: Schutzraum: Die riesige Mittel-Hoch-tonweiche liegt außerhalb des geschlosse-nen Treibergehäuses. HandgewickelteLuftspulen, hochwertige Kondensatoren,spezielle Gold-Note-Grafitwiderstände undeine besonders starke Glasfiberplatine bele-gen den hohen Anspruch

Mitte: Hinter schweren Gittern: Ein massiverAlugrill wird mit der Mittel-Hochtoneinheitverschraubt und stabilisiert das Gehäuse zu-sätzlich

Oben: Getrennt agieren, vereint schlagen:Die in Bass- und Mittel-Hochton komplettaufgeteilten Weichen sorgen für echtes Bi-Wiring und Bi-Amping

und so zugleich optisch abdeckt wie auch die Kon-struktion weiter verstärkt, sollte man einen Blick aufdie große Weiche werfen: Was mit einer eindrucks-vollen Größe und Bestückung auf sich aufmerksammacht, ist jedoch lediglich die Mitten-Hochtonwei-che, auf der im Bassgehäuse verborgenen doppel-stöckigen Tieftonweiche sitzen noch ganz andere Ka-liber, etwa eine gewaltige Spule, die einem großenEndstufentrafo gleicht.Die leicht angeraute Struktur aller schwarzen Ober-

flächen wirkt zunächst wie besonders harter Kunst-stoff, wie man ihn in Luxusküchen findet. Tatsächlichkommen auf die großteils 70 mm starken Platten auseinem speziellen deutschen Holz-Verbundwerkstoffmit besonders heterogenem Resonanzverhalten (alsonicht das bekannte MDF oder HDF) zunächst dreiLagen Primer, die jeweils von Hand mit Sandpapiergeschliffen werden, was sie besonders widerstands-fähig macht. Abschließend wird eine Alu- und Glas-fiberfarbe aufgetragen, die diese perfekte, etwas raueund sehr harte Oberfläche ergibt. Das nicht nur ausoptischen und Haltbarkeitsgründen: Es ist der imWortsinn letzte Schliff eines Aufwands zur Stabilisie-rung und Abstimmung eines Lautsprechergehäuses,wie ich es in dieser Konsequenz wohl noch nicht er-lebt habe. Gold-Note-Chef Maurizio Aterini hat sichdazu der Arbeit des seiner Ansicht nach besten

Schreiners ganz Italiens versichert. Sein Mann in Pa-dua bestätigte ihm auch, dass es das mit Abstand amschwersten zu bauende Lautsprechergehäuse sei, daser je hergestellt habe. Nicht nur wegen der zusätzli-chen, 25 mm starken, inneren Gehäusestruktur (dieaus klanglichen Gründen mit ebenso perfekter Pass-genauigkeit gebaut sein soll wie die äußere), den 500stabilisierenden Schrauben, den Stahl-, Aluminium-und Elastomer-Komponenten, der teils maximalenmechanischen Kopplung, teils weitgehenden Ent-kopplung. Besonders schwer sei die Herstellung die-ser optisch so harmonischen gerundeten Formen. Siesind nach der mathematischen Kurve der sogenann-ten Kettenlinie ausgebildet und sollen allein durch ih-re Ausformung eine besondere Rigidität der Seiten,der Fronten und der Tops mit sich bringen. MeineVermutung, die ganz ungewöhnliche Verträglichkeitdes Lautsprechers in dem winzigen Raum sei denganzen gerundeten Formen geschuldet, weil sie wir-kungsvoll Reflexionen streuen, war wohl nicht falsch,aber nur die halbe Wahrheit – doch dass so viel da-hinter, genau genommen darunter steckte, war wirk-lich nicht zu erahnen. Das ganze Konzept baut nichtnur auf eine extrem stabile Konstruktion, sondernauch darauf, entstehende Resonanzen durch Dissipa-tion in verschiedenste Materialien und präzise ent-wickelte Formen sofort wegzuleiten und abzubauen.

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Lautsprecher Gold Note XS -85

Da stehen sie also nun, sicher wie am Boden festge-schraubt auf ihren komplex aufgebauten Sockeln ausStahl und Holz und durch eine sehr clevere und ein-fach zu bedienende Höhenverstellung und Arretie-rung per großen Rändelrädern leicht auszurichten.Doch ist es nicht so, dass besonders stark gedämpfteGehäuse Lautsprecher zwar sauber, aber unlebendigklingen lassen? Was, wenn ich die XS-85 auch deswe-gen als große klangliche Überraschung empfand,weil sie besonders gut aufgebaut waren, an einer per-fekt passenden Gold-Note-Kette mit optimal ausge-suchtem Musikmaterial spielten und so den typi-schen Messevorführungen weit voraus waren? Eineklanglich herausragende, aber aufgrund der dyna-mischen Anforderungen und der nicht weniger for-dernden experimentellen Musik oft unspielbarePlatte sollte zur Prüfung ihr sonst regelmäßig rechternüchterndes Werk verrichten: Jorge Lima BarretosAnar Band (Alvorada L-P-S-98-10, Portugal 1977,LP) beginnt mit dem „Aquaman“ und mit perkussi-ven Schlägen ins offene Piano, häufig dreht man hierschon die Lautstärke herunter, weil die Anlage sofortgestresst wirkt. Und die XS-85? Es klingt so heftig, alsstecke nicht das Mikro, sondern gleich der eigeneKopf unter dem geöffneten Deckel, dann ist derRaum erfüllt von tief angespielten Saiten, dann wie-der krachende Schläge, klar, heftig, unbegrenzt undderart brisant in den Raum explodierend, dass ichunwillkürlich zusammenzucke! Das, liebe Leute, istmal etwas ganz anderes! Und auch wenn es ein wenigwehtut: Jetzt höre ich mal, was wirklich noch alles inder Signature Century Endstufe von Frans de Witsteckt. Doch es klingt nicht nur unglaublich brachi-al, das erzielt auch seine Wirkung durch diesprühenden und bei aller Heftigkeit völlig klarenObertöne und ihre gestalthaften, in jedem Augen-blick sich neu verästelnden Feinstrukturen.Während die Verblüffung noch anhält, landet nun inder Mitte des Raumes ein rundes Ufo in Form sprit-zender Klänge aus einem Synthie, derart stark unddurchdringend, dass zunächst der darunter spielen-de Bass fast nicht auffällt. Doch er ist da, ganz festkonturiert spielt er, unbeirrt vom futuristisch-

wilden Geschehen des „Plasticman“, seine Linien da-zu, lässt die Finger auf den Saiten hören, steigt mitGewalt in die Tiefe, mit Wucht, aber auch vollkom-mener Prägnanz, was für eine phänomenale Struk-turbildung seiner Klänge sorgt. Nun ergreift „Bat-man“ das Ruder, seine dynamischen Attacken desKlaviers vollziehen die nächste Steigerung, indemder ganze Hörraum erbebt, als stünde das Klavierselbst im Raum. Und zugleich bleibt das Instrumentganz klar und wird völlig unverzerrt übertragen, be-legt auch durch den gleichzeitigen Fingerbeeren-Bass, so brutal, ehrlich und offen wie feingliedrigund intensiv im Ausdruck. Während die XS-85 sämtliche dynamischen und

feinstofflichen Anforderungen erfüllt, sodass diesesschwierige Album wohl für viele erst anhörbar wür-de und auch ich die seltene Gelegenheit erhalte, michvon dieser großartigen LP geradezu vereinnahmenzu lassen, ergeben sich beim nächsten Lieblings -album ganz andere Probleme: Ne Me Quitte Pas (Musidisc – 30 CV 1205, F (Jahr unbek.), LP) bestehtaus Auszügen einer Liveaufnahme der großen NinaSimone auf dem Montreux Jazz Festival 1968. Es warein fantastisches Konzert – eingefangen von einerproblematischen bis misslungenen Aufnahme: diePercussion teils übersteuert, alles etwas zu dünn(dies könnte auch an der Pressung liegen), die Stim-me häufig nicht sauber aufgezeichnet. Und dennoch,sofort überträgt sich der mitreißende Drive diesesKonzerts und die räumlich auch nicht unbedingt ge-lungenen Zuordnungen des Mixes (falls das über-haupt jemand aktiv getan hat und nicht einfach ein-gestöpselt wurde) werden zumindest ganz genauplatziert und erhalten dadurch Authentizität. Und,ach, sobald Simone in „When I Was A Young Girl“singt „…down to my grave…“ erhalten die XS-85ihre Gestaltungskraft nicht nur, sie lassen die Künst-lerin das „grave“ derart ausdrucksintensiv singen, je-den Laut ganz eigen betonen, dass jegliche techni-schen Mängel vergessen sind. So bin ich schon nichtmehr verwundert, wie das rhythmische Klopfen ab„One morning in May…“ zwar leise, aber nichtmehr tonlos zu hören ist. Wie es nur ganz große

wenn der Bass auf dieser Aufnahme bisher nicht all-zu laut eingemischt war, jetzt geben E-Bass und Bass -drum von hinten doch richtig Zunder und ein klas-se Fundament, und es wühlt und kocht immerstärker, weiter angetrieben durch die feurige Percus-sion. Das können die Gold Note wirklich wundervoll

Komponenten und Super-Ketten können, holen dieGold Note alles raus, was meist verborgen bleibt inkritischen Aufnahmen. Selbst die Staffelung desChores in „Don’t Let Me Be Misunderstood“ ist klardurchhörbar, was angesichts des mediokren Tonma-terials einer erfolgreichen Goldschürfung in der Isargleichkommt.Dass der extreme Gehäuseaufwand sich bei diesen

Lautsprechern nun wirklich alles andere als über-dämpfend niederschlägt, sollte schon sehr deutlichgeworden sein. Wenn sie aber rhythmisch-dyna-misch derart herausragend spielen, was stellen siedann mit einer richtig gut rockenden Live-Aufnah-me an, etwa mit dem Psychedelic-Monster RareEarth In Concert (Rare Earth 1C 172-93 166/67,1971/D ca. 1975, 2-LP)? Das atmet schon währendder Ansage mit dem Publikum glühende Live-At-mosphäre, noch vor der flirrenden Orgel, die in denOhren britzelt, so, wie es sein muss, wenn sich leben-dige Energie überträgt – aber immer klangvoll, nichtdieses farbarm laute Dreinschlagen, das bei nicht we-nigen Lautsprechern von Mal zu Mal mehr ent-täuscht. „Woman, your touch has gone cold…“ singtPete Rivera in „(I Know) I’m Losing You“ und spätes -tens bei dem, was jetzt losbricht, weiß man, welch sa-genhaft gute Rock-Funk-Box die XS-85 auch ist. Dasprickelt und bebt, dass es eine helle Freude ist, und

xxxMitspielerAnalog-Laufwerke: TW Acustic Raven Black Night, BrinkmannLaGrange 2-Arm / RöNt 2, Nottingham Deco Tonarme: AcousticalSystems Axiom, ViV Rigid Float CB, TW Acustic Raven 10.5, Not-tingham Anna II, Brinkmann 12.1 Tonabnehmer: Ortofon Century,Grado Epoch, Fuuga, Kondo IO-M, Ortofon MC A Mono, CadenzaMono, Soundsmith Strain Gauge, Brinkmann EMT ti, London Refe-rence Phonoübertrager: Kondo KSL-SF-Z Phonostufen: KondoKSL-M7, Gryphon Orestes CD-Laufwerk: Jadis JD1 Pro MkIID/A-Wandler: Jadis JS1 MkIV Vorverstärker: Kondo M77, Allnic L-10000, Unison Reference Endverstärker: Frans de WitSignature Century, Jadis JA 80, Gryphon Reference One Laut-sprecher: YG Hailey, Living Voice OBX-RW Kabel: Kondo KSL-LPz, KSL-SPz2, KSL-ACz Signature, Frans de Wit Signature Origin,Cardas Clear Beyond, Audioplan Maxwell U Zubehör: AFI flat.Plattenbügler, Harmonix, Audiophil Schumann Generator, L’Art duSon, Thixar SMD, HRS, TimeTable, Shakti, Shun Mookxxxx

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Autolautsprecher und Mikrofonmembranen. Mit sei-ner großen halbkugelförmigen, massiven Alumini-um-Kammer gelang es, die Resonanzfrequenz aufrund 600 Hz zu ziehen und die Spitzenimpedanzstark zu begrenzen, sodass keine Ferrofluid-Kühlungnötig ist. Davon hält man bei Gold Note nicht viel, daman dem zähen Öl einen Verlust von dynamischenFähigkeiten, Feinauflösung und Langzeitstabilität zu-schreibt. So soll der Treiber immer eine maximale Be-schleunigung besitzen. Besonders gering soll die In-duktivität seiner Spule sein, damit ist in der Weichekeine Kompensation nötig. Ungewöhnlich auch füreinen immerhin 28 mm großen Schwingspulen-durchmesser ist der weit oberhalb von 20 kHz erhal-tene breite Abstrahlwinkel von 45 Grad. Der Dom ausbehandelter Seide und ein für diese Chassis-Aus-führung entwickelter Neodymmagnet sollen mit fürdiese ausgezeichnete Abstrahlcharakteristik und ex-trem niedrige Verzerrungswerte sorgen.Die Mittel- und Tieftöner stammen von SEAS und

sollen gegenüber den Serienmodellen wesentlicheUnterschiede aufweisen: Der Mitteltöner etwa einenur 6 Gramm, der Tieftöner nur 18 Gramm leichteMembran, jeweils mit Nextel-Farbe behandelt, undmit besonders schweren, chrombeschichteten PhasePlugs aus Messing und riesigen Polschuh-Kupferrin-gen ausgestattet. Letztere sollen etwa Kompressions-effekte durch Erhitzung und Resonanzen innerhalbder Schwingspule verhindern. Klanglich kann ich dieErfolge dieser Maßnahmen nur bestätigen. Die Chas-sis selbst erscheinen leicht im Frontpanel versenkt,wie in kleine Hornvertiefungen. Tatsächlich soll diegemessene Empfindlichkeit der XS-85 auf die Art von87 auf 89 dB angestiegen sein. Allerdings täuscht die-ser Wert etwas, die Lautsprecher benötigen deutlichweniger Leistung, als man es erwarten würde: Selbstmit den etwa 48 Watt der Jadis JA 80 (mit EL 34 NOSTelefunken Metallsockel-Röhren) spielen die Boxensehr laut und stabil, so wie man es eher bei einerEmpfindlichkeit von etwa 92 oder 93 dB erwartenwürde. Die Frequenzweiche mit ihren Übergängenbei 200 und 2200 Hz stellt also trotz der Impedanzvon 4 Ohm eine besonders lineare Last dar, was die

– grooven, anpeitschen, immer noch lauter werden,selbst bei hohen Pegeln weiter minutiös dosiert. Ichhabe selten einen so mitreißend rockenden Laut-sprecher gehört, der zugleich alle klangfarblichenRegister zieht und nie übertreibt. Und bin mir sehrsicher: niemals zu diesem Preis, alles vielleicht Ver-gleichbare war deutlich teurer. Vielleicht sind man-che Rockhörer eher einen etwas von selbst dröhnen-den (Gehäuse-)Bass gewohnt und vielleicht hatnicht gleich jeder die Kette, um den kräftigen, aberschön ausgewogenen Hochton genießen zu können,und muss an anderer Stelle ein bisschen nachbes-sern. An der großen Klasse kann hier jedoch niemalsein Zweifel bestehen. Vielleicht sollte ich an dieserStelle hinzufügen, dass die beiden vorgenanntenTrennungslieder „Ne Me Quitte Pas“ und „(I Know)I’m Losing You“ zwar keinerlei momentanen per-sönlichen Bezug haben. Aber wohl einen klaren Be-zug zur Fähigkeit der XS-85, Emotionen ihren auf-gezeichneten, bewegenden Ausdruck zu verleihen.War auf der mechanischen Seite bisher die Rede da-

von, mit welchen umfangreichen Maßnahmen undAbstimmungen an den Gehäusen Gold Note für opti-male akustische Bedingungen sorgt, muss auch nochdavon gesprochen werden, wie überhaupt die Signal-wandlung erfolgt. Der Hochtöner wird nach den Spe-zifikationen der Italiener vom deutschen HerstellerEhmann gefertigt, sonst bekannt für hochbelastbare

Oben: Linear, hochbelastbar, leicht zu treiben: Die großeKammer des Hochtöners sorgt mit für einen gutmütigen Im-pedanzverlauf

Mitte: Die leichtgewichtigen langen Alu-Schwingspulen derMitteltöner, ihre federleichten beschichteten Membranenund die massiven Magnete stehen für exzellentes An-sprechverhalten

Unten: Den Tieftönern erlauben besonders lange und leich-te, kupferkaschierte Alu-Schwingspulen und riesige Kupfer-ringe über und unter den Polschuhen extreme Chassis-Aus-lenkungen bei geringsten Verzerrungswerten

Eindrucksvoll: Die doppelstöckige Bassweiche mit ihrengroßen Spulen ist sehr linear ausgelegt und sorgt auch mitRöhrenverstärkern für gutmütiges Verhalten

Sieben Zentimeter starke, nicht parallele Wände mit Innen-gehäuse und schwere (aber über Rändelräder sehr leicht zujustierende) Sockel aus Holz und Stahl, sowie die ge-schwungenen Außenpaneele sollen zu optimaler Gehäuse-stabilität verhelfen

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leistungsbezogene Auswahl an geeigneten Verstärkern recht großwerden lässt. Klanglich stellt sich für mich das Feld sehr viel kleinerdar, wenn ich bedenke, wie groß die XS-85 den Unterschied zwi-schen der Signature Century von Frans de Wit im Vergleich zurwirklich auch schon herausragenden Jadis JA 80 verdeutlicht. Welche musikalische Wirkungsmacht ein so hochklassiger Laut-

sprecher ausüben kann, zeigte der Gold Note nicht nur bei seinerSpezialdisziplin als rhythmisch und dynamisch unglaublich mit-reißender Rocker und Jazzer, bei der Darbietung selbst mangelhaf-ter Aufnahmen und immer wieder als unbestechlicher Darsteller imRaum. Ganz besonders liebt er auch schwierige Stücke. Bergs Vio-linkonzert etwa habe ich von Anne-Sophie Mutter und dem Chica-go Symphony Orchestra unter James Levine (Deutsche Grammo-phon/Clearaudio 289 4790 351, D 1992/2012, LP) nie rechtverstanden, mir erschien es immer zu technisch-sezierend und kühlinterpretiert. Jetzt geht es mir ganz anders, wie wunderbar spieltMutter das zwischen Spätromantik und Moderne liegende Stück,ohne zuviel Sentiment, doch die Präzision und der Feinsinn der ita-lienischen Wandler fördern ihre subtile Ausdrucksstärke meister-lich zutage. Es beginnt sachte und sehr leise und dennoch sind danicht einfach Töne im Raum, sondern Klänge mit Körper, Klänge,die pulsieren. Sagenhaft auch, wie die scharfen Bläsersätze im Alle-gro den spirituellen Ausdruck nicht beschneiden, sondern ihn in-tensivieren, weil sie in ihrer akzentuiert schmetternden Pracht demTaumel zwischen Sehnsucht und Traurigkeit einen ergreifendenAusdruck verleihen. Klingt das nicht so fein, körperlich, unmittel-bar, wirkt es wie eine akademische Übung und erreicht einen nicht.Die Gold Note XS-85 dagegen erreichen mich, immer, und wie.

xxxxLautsprecher Gold Note XS-85Funktionsprinzip: 3-Wege-Standlautsprecher mit getrenntem Bassreflexgehäu-se Frequenzgang: 30 Hz – 30 kHz Empfindlichkeit: 89 dB (2,83 V/1 m) Nenn-impedanz: 4 Ohm Besonderheiten: Getrennte Tief- und Mittelhochtoneinheitenmit getrennten Weichen, Bi-Wiring oder Bi-Amping, leichte Hornladung der Chas-sis Ausführungen: Schwarz, Seitenpaneele: Walnussholz oder Schwarz Hoch-glanz Maße (B/H/T): 35,7/128,0/66,5 cm Gewicht: 90 kg Garantie: 5 JahrePaarpreis: 38200 Euro

Kontakt: TAD Audiovertrieb GmbH, Rosenheimer Straße 33, 83229 Aschau imChiemgau, Telefon 08052/9573273, www.tad-audiovertrieb.dexxxx