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Liebenswürdig und ... ,_ mit bedroh Iichem Augenrollen. Bilder: Peter Zinggeler Esther Rasier erklärt viel: Auch, warum Männer keine Brüste haben. «Spotlights» heisst das Programm von Esther Hasler, der Klaviervirtuo- sin, Sängerin, Schauspie- lerin, Kabarettistin, die in Elgg schon zum dritten Mal aufgetreten ist. «Spot- light» oder doch viel eher «Spott-Light»? ELGG - Auf ihre Figuren richtete sie zusätzlich zum Spotlight auch eine ge- hörige Portion Spott. Allein war Esther Hasler nicht nach Elgg gekommen. Zwar stand nur sie im feuerroten Kleid auf der Bühne, doch an ihren Rockzipfeln hingen ihre Begleiterinnen, die sie lieb gewonnen hatte und mit ihrem Spott charmant und liebevoll abschruppte, manchmal gar kräftig, sodass es schon ordentlich weh tun musste. · Wortakrobatik, Schnabelwetzer und brillante Musik Ganz klar: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Wäschekorb mit schmutzi- ger Wäsche. Wessen Korb zu voll ist, wie der bei Frau Stäbeli, beschäftigt - schwarz natürlich - zum Beispiel eine Mozambi- quanerin zu sieben Franken die Stunde. Für eine ungelernte Putzfrau, die in ih- rem Land einmal Ärztin war, ein gerech- ter Lohn. Denn schliesslich kann sie hier in Frieden putzen. Aber so Frau Stäbeli: Das Tempo hätte Angelique aus Mozam- bique dann schon ganz eigen. Und die schwarze Perle meinte dazu: «Chez nous en Afrique, le temps est elastique.» Wort- witz, mal böse, malliebevoll P ure B egeisterung · über eine gelungene Pointe. durchzieht die sprachliche Glitzerwelt, in die sie gestochen scharf hineintritt, oder worin sie weitläufig in verschiedenen Idiomen bedeutungsschwer herumgeis- tert. Das Skript wird ergänzt durch die musikalische Partitur, die der Klavier- und Gesangskunst der Interpretin keine Grenzen setzt. Gelernt wurde das Kla- vierspiel, so hörten wir, bei einer Klavier- lehrerin, die dem «Multitasking» frönte. Verfressen nach Hüttenkäse, fand er sich auf und neben dem Klavier, zwischen den weissen und schwarzen Tasten, auf verklebten Notenblättern, während das Fussreflex-Zonen-Massagegerät tinauf- hörlieh das Klavierspiel der Elevin be- gleitete. Gut, dass es Gruschenka, die russische Adoptiv-Grossmutter gab. Als wäre sie eine ineinander geschachtelte Babuschka, kamen ihre Lebensweishei- ten reihenweise aufgedeckt ans Licht. Ihr Rat: «Nimm dir mehr vom Leben und von der Liebe.» Auch, «mach Dumm- heiten, aber mit Begeisterung», stammte aus dem Fundus der tiefen russischen Seele. Denn unter eifl r-K-äseglocke sind Höhenflüge wenig grandios. Die gren- zenlosen Höhenflüge bei der Schön- heitschirurgie brachten Frau Friedli aus dem hinteren Ernmental indes ins Zweifeln. So, «wenn keine Füdlibagge .nach der Behandlung mehr auf die ande- re passt», und sie siCh mokiert über das Holz vo r der Hütte und den angebauten Wintergarten hinter dem Haus. Doch darüber, klagt die rechtschaffene Frau, erhebe kein Heimatschutz Einsprache. Die Liebe, die Liebe ... Schon ihr Eröffnungslied hatte wenig Verbindung zum blumenübergiessen- den Valentin dieser Tage. Liebe, eine TradiJion, die blockiert. «Je dis oui, tu disnon - il y a toujours des discussions.» Montag bis Mittwoch, sage ich ja und du sagst nein. Von Donnerstag bis Sams- tag sagst du ja und ich sag nein. Und ab Freitag - da bin ich frei. Wenig besser ergeht es Bannelore aus Hannover, die ein Entwicklungsprojekt zur Errettung der italienischen Muttersöhnchen, den «mammones» ·startet. Dann bei einem dieser Exemplare, Renzo, hängen bleibt. Eine Mei sterpi ani stin perf or mt ihre Text e. Alio mit Olio an den Spaghettis aus Di- ätgründenjedoch ablehnt. Zu «osso», «o, como ti amo, ma osso non posso, sono vegetabili» beifligt. Und schliesslich das Ende: Ciao Annelore, Schätzeli, isch er ferti g, non ti voglio piu. Mia mamma mi fara un tiramisu. Gegenüber Männern ist Skeptik angebracht. Viel-traut sie ih- nen nicht zu. Nachdem die Frau ihren Mann Henry verlassen hatte, ging sie mit George Clooney nach Rimini. Toll, mit Clooney zu baden. Doch plötzlich verlangte der von ihr, dass sie Socken flir ihn stricke, seine Unterhosen flir ihn wasche, Bier flir ihn hole, den Aschen- becher leere, Würste mit ihm essen und Wiener Schnitzel braten müsse ... , bis es nur noch eines gab, die Sache zu Ende zu bringen. «Und da ist ihr plötzlich klar ge- worden, warum die Männer keine Brüste haben: Weil sie nie in ihrem Leben diese Doppelbelastung ertragen hätten.» Und da sagte sie a midi: «Alors, ecoute mon cheri, c'est fini!» Das zahlreiche Publikum hatte die Künst- lerin in ihr Herz geschlossen und ver- dankte ihre Nummern immer wieder mit Applaus. Daflir revanchierte sieb Esther Hasler, di e gebürtige Lichtensteinerin, die heute im Kanton Bern lebt, und «fini» war der grossartige Auftritt erst nach einigen Zugaben. PETER ZINGGELER

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Liebenswürdig und ... ,_

mit bedroh I ichem Augenrollen. Bilder: Peter Zinggeler

Esther Rasier erklärt viel: Auch, warum Männer keine Brüste haben. «Spotlights» heisst das Programm von Esther Hasler, der Klaviervirtuo­sin, Sängerin, Schauspie­lerin, Kabarettistin, die in Elgg schon zum dritten Mal aufgetreten ist. «Spot­light» ~ oder doch viel eher «Spott-Light»?

ELGG - Auf ihre Figuren richtete sie zusätzlich zum Spotlight auch eine ge­hörige Portion Spott. Allein war Esther Hasler nicht nach Elgg gekommen. Zwar stand nur sie im feuerroten Kleid auf der Bühne, doch an ihren Rockzipfeln hingen ihre Begleiterinnen, die sie lieb gewonnen hatte und mit ihrem Spott charmant und liebevoll abschruppte, manchmal gar kräftig, sodass es schon ordentlich weh tun musste. ·

Wortakrobatik, Schnabelwetzer und brillante Musik Ganz klar: Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Wäschekorb mit schmutzi­ger Wäsche. Wessen Korb zu voll ist, wie der bei Frau Stäbeli, beschäftigt - schwarz natürlich - zum Beispiel eine Mozambi­quanerin zu sieben Franken die Stunde. Für eine ungelernte Putzfrau, die in ih­rem Land einmal Ärztin war, ein gerech­ter Lohn. Denn schliesslich kann sie hier in Frieden putzen. Aber so Frau Stäbeli: Das Tempo hätte Angelique aus Mozam­bique dann schon ganz eigen. Und die schwarze Perle meinte dazu: «Chez nous en Afrique, le temps est elastique.» Wort­witz, mal böse, malliebevoll angeric~tet,

Pure Begeisterung ·über eine gelungene Pointe.

durchzieht die sprachliche Glitzerwelt, in die sie gestochen scharf hineintritt, oder worin sie weitläufig in verschiedenen Idiomen bedeutungsschwer herumgeis­tert. Das Skript wird ergänzt durch die musikalische Partitur, die der Klavier­und Gesangskunst der Interpretin keine Grenzen setzt. Gelernt wurde das Kla­vierspiel, so hörten wir, bei einer Klavier­lehrerin, die dem «Multitasking» frönte.

Verfressen nach Hüttenkäse, fand er sich auf und neben dem Klavier, zwischen den weissen und schwarzen Tasten, auf verklebten Notenblättern, während das Fussreflex-Zonen-Massagegerät tinauf­hörlieh das Klavierspiel der Elevin be­gleitete. Gut, dass es Gruschenka, die russische Adoptiv-Grossmutter gab. Als wäre sie eine ineinander geschachtelte Babuschka, kamen ihre Lebensweishei­ten reihenweise aufgedeckt ans Licht. Ihr Rat: «Nimm dir mehr vom Leben und von der Liebe.» Auch, «mach Dumm­heiten, aber mit Begeisterung», stammte aus dem Fundus der tiefen russischen Seele. Denn unter eifl r-K-äseglocke sind Höhenflüge wenig grandios. Die gren­zenlosen Höhenflüge bei der Schön­heitschirurgie brachten Frau Friedli aus dem hinteren Ernmental indes ins Zweifeln. So, «wenn keine Füdlibagge .nach der Behandlung mehr auf die ande­re passt», und sie siCh mokiert über das Holz vor der Hütte und den angebauten Wintergarten hinter dem Haus. Doch darüber, klagt die rechtschaffene Frau, erhebe kein Heimatschutz Einsprache.

Die Liebe, die Liebe ...

Schon ihr Eröffnungslied hatte wenig Verbindung zum blumenübergiessen­den Valentin dieser Tage. Liebe, eine TradiJion, die blockiert. «Je dis oui, tu disnon - il y a toujours des discussions.» Montag bis Mittwoch, sage ich ja und du sagst nein. Von Donnerstag bis Sams­tag sagst du ja und ich sag nein. Und ab Freitag - da bin ich frei . Wenig besser ergeht es Bannelore aus Hannover, die ein Entwicklungsprojekt zur Errettung der italienischen Muttersöhnchen, den «mammones» ·startet. Dann bei einem dieser Exemplare, Renzo, hängen bleibt.

Eine Meisterpianistin performt ihre Texte.

Alio mit Olio an den Spaghettis aus Di­ätgründenjedoch ablehnt. Zu «osso», «o, como ti amo, ma osso non posso, sono vegetabili» beifligt. Und schliesslich das Ende: Ciao Annelore, Schätzeli, isch er fertig, non ti voglio piu. Mia mamma mi fara un tiramisu. Gegenüber Männern ist Skeptik angebracht. Viel -traut sie ih­nen nicht zu. Nachdem die Frau ihren Mann Henry verlassen hatte, ging sie mit George Clooney nach Rimini . Toll, mit Clooney zu baden. Doch plötzlich verlangte der von ihr, dass sie Socken flir ihn stricke, seine Unterhosen flir ihn wasche, Bier flir ihn hole, den Aschen­becher leere, Würste mit ihm essen und

Wiener Schnitzel braten müsse ... , bis es nur noch eines gab, die Sache zu Ende zu bringen. «Und da ist ihr plötzlich klar ge­worden, warum die Männer keine Brüste haben: Weil sie nie in ihrem Leben diese Doppelbelastung ertragen hätten.» Und da sagte sie a midi: «Alors, ecoute mon cheri, c'est fini!» Das zahlreiche Publikum hatte die Künst­lerin in ihr Herz geschlossen und ver­dankte ihre Nummern immer wieder mit Applaus. Daflir revanchierte sieb Esther Hasler, die gebürtige Lichtensteinerin, die heute im Kanton Bern lebt, und «fini» war der grossartige Auftritt erst nach einigen Zugaben. PETER ZINGGELER