ZUM BEGRIFF DER - Robert Jungk · GihtGewicht Rk kRucksack Wlt itWeltweit 1 Mrd. 1 t20 t...

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ZUM BEGRIFF DERZUM BEGRIFF DER NACHHALTIGKEITNACHHALTIGKEIT

Einführung

© H. Holzinger  | www.jungk‐bibliothek.at

Was ist Nachhaltigkeit?

Fälle nicht mehr Bäume als nachwachsen (18 Jahrhundert)nachwachsen (18. Jahrhundert)

Nachhaltigkeit geht zurück auf Hans Carl von Carlowitz, einem kursächsischen Beamten, der damit 1718 einen schonenden Umgang mit

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den knappen Holzressourcen seiner Zeit in die Wege leiten wollte.

Nachhaltigkeit im komplexen Ökosystem der Erde

• Welt‐Boden‐Informationszentrum: Im letzten Vierteljahrhundertein Viertel der globalen Landfläche heruntergewirtschaftet –durch Ausbeutung der Böden, Erosion und Giftstoffe. 

• UNO: Über dreißig Länder weltweit leiden bereits an h i h W l d h Ök h dchronischem Wassermangel. Der indische Ökonom Chandran Nair warnt vor einer ›Wasserblasen‐Ökonomie‹, die ebenso platzen werde wie jene der Finanzblasen.werde wie jene der Finanzblasen.

• Organisation Oceana: stündlich 165 Tonnen Abfall in die Meere, die Hälfte davon Plastik. Da Kunststoff bis zu fünfhundert Jahre braucht, um abgebaut zu werden, und bislang nur ein geringer Prozentsatz dem Recycling zugeführt wird verursacht dies große Probleme für diezugeführt wird, verursacht dies große Probleme für die Meeresfauna. 

Nach: Hans Holzinger: Von nichts zu viel – für alle genug. Perspektiven eines neuen Wohlstands. München oekom, 2016.

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Nachhaltigkeit im komplexen Ökosystem der Erde

• Um die ökosystemischen Lebensgrundlagen nicht weiter fäh d i t i V tä d i W h tzu gefährden, ist ein neues Verständnis von Wachstum 

nötig. G ößt H f d Kli d l• Größte Herausforderung Klimawandel:International vereinbartes Zwei‐Grad‐Ziel = CO2 Reduktion um 80 % bis 2050;CO2‐Reduktion um 80 % bis 2050; Bei Fortschreibung der bisherigen Emissionen wäre das tolerierbare Volumen in 20 Jahren aufgebrauchttolerierbare Volumen in 20 Jahren aufgebraucht. Ein großer Teil der Fossilreserven muss unter der Erde bleiben, wenn Klimaschutz wirklich ernst genommen , gwird.

Nach: Hans Holzinger: Factsheet „An Grenzen wachsen“. 2016.

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Im Auftrag von „Wachstum im Wandel“, www.wachstumimwandel.at

Nachhaltige EntwicklungNachhaltige Entwicklung

„Nachhaltige Entwicklungbedeutet jenenbedeutet jenen Entwicklungspfad, der der jetzigen Generationder jetzigen Generation Lebenschancen bietet ohne die der zukünftigen die der ukünftigenGenerationen zu mindern“

Achtung: Termini „Entwicklung“ und „Lebenschancen“ sind interpretationsoffen!

Nachhaltigkeit ist somit …

ein rationales ökologisches bzw ökonomisches Prinzipein rationales ökologisches bzw. ökonomisches Prinzip:• Verbrauch nachwachsender Ressourcen maximal bis zu deren 

ReproduktionsrateReproduktionsrate• Sparsamer Umgang mit erschöpfbaren Ressourcen und 

rechtzeitige Entwicklung von gleichwertigen Substituten bei Annäherung an die Erschöpfungsgrenze

• Belastung der Ökosphäre als „Müllhalde“ nur bis zur Selbstregenerationsgrenze der jeweiligen Ökosysteme (beiSelbstregenerationsgrenze der jeweiligen Ökosysteme (bei Wissensunschärfen hat das Vorsorgeprinzip zu gelten)

• Manche fügen hinzu: Erhalt der Natur in ihrer Vielfalt und gSchönheit (dies ist eine ethische Festlegung)

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Nachhaltigkeit etwas erweitert ...

Die Wahl von Wirtschafts‐ und Lebensweisen (Wichtig: Plural!) die sicherstellenPlural!) die sicherstellen

• dass alle ErdenbürgerInnen ihre Grundbedürfnissebefriedigen und ein Leben in Würde führen können g(intragenerativer Aspekt)

• dass auch spätere Generationen noch über intakte Lebensgrundlagen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse verfügen (intergenerativer Aspekt)

• dass weitere Entwicklung möglich ist ohne das globale Ökosystem dauerhaft zu gefährden (Aspekt der Offenheit)

© H. Holzinger  | www.jungk‐bibliothek.atEINÜHRUNG

Nachhaltigkeit darf nicht…

• missbraucht werden als „politische Leerformel“ –Definition: „Weihevoller Gebrauch eines Begriffs in Sonntagsreden, der aber keine realen Konsequenzen hat“

• beziehungsweise als Modewort zwecks Irreführung(„Vertuschungsformel“); z. B. „nachhaltige Sicherung des Städtetourismus durch Ausweitung des Flugverkehrs“, geschehen im Zuge der Ansiedlung von Billigfluglinien ingeschehen im Zuge der Ansiedlung von Billigfluglinien in Salzburg; oder: „nachhaltige Sicherung des Budgets durch Abbau von (notwendigen) Sozialleistungen…“( g ) g

• Anmerkung: Nachhaltigkeit bedarf der offenen Diskussion

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Herausforderungen an nachhaltige Entwicklung

Ö• Schutz der Ökosysteme als Gemeingüter (Böden, Wasserreserven, Klima, Meere, Artenvielfalt)Üb i d H d A t• Überwindung von Hunger und Armut (nachholende Entwicklung, Weltsozialpolitik, fairer Handel)

• Abbau von Verschuldung und Stabilisierung des Finanzsystems• Abbau von Verschuldung und Stabilisierung des Finanzsystems (Regulierung der Finanzmärkte, Vermögensumverteilung)

• Lebensqualität statt WachstumszwangLebensqualität statt Wachstumszwang (Neuverteilung von Arbeit und Einkommen, ganzheitlicher Wohlstandsbegriff, Postwachstum, „Buen vivir“, lokale Ökonomie)

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Wachstumsboom seit 1850

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Produktivitätssteigerungen im 20. Jahrhundert

Produktion eines Kühlschranks

1975: 80 Arbeitsstunden

Heute: 1 ArbeitsstundeQuelle: Popp u.a.: Lebensqualität – made in Austria. 2009

Verhältnis Bauern / Nicht‐Bauern

1500: 8 / 2 1900: 1 / 4 Heute: 1 /20

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System exponentieller Wachstumskurven

Wasserverbrauch Papierverbrauch Motorfahrzeuge Artenverlust

R ld l E äBevölkerung Reales BIP Regenwaldverlust Erwärmung

Nach: Leonard, Annie (2009): The Story of Stuff. S. 21

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Anstieg des weltweiten Ressourcenverbrauchs

60

Milliarden TonnenPro Kopf-Verbrauch / Jahr in BRD40 t Stahl 116 t MineralölBaustoffe

Erze, Mineralien und AbraumFossile RohstoffeBiomasse

40 t Stahl, 116 t Mineralöl, 158 t Braunkohle (Gege/Heib 2011)

Biomasse40

Quelle: B

20

BMU

, Berlin0 n 2011

2005

2000

1995

1990

1985

1980

1975

1970

1065

1960

1555

1950

1945

1940

1935

1930

1925

1920

1915

1910

1005

1900

0

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Nach: Krausmann u.a. (2009): Growth in global materials use, GDP and population during the 20th century, Ecological Economics Vol. 68, Nr. 10, 2696-2705. Legende übersetzt.

Erdölzeitalter

www.jungk-bibliothek at

22

Ressourcenbasis verändert sich

Derzeit werden pro Tag fossile Rohstoffe jener Menge verfeuert, die sich in 13 000 Jahren unter der Erde gebildet haben Das Erdölzeitalter wird also ein13.000 Jahren unter der Erde gebildet haben. Das Erdölzeitalter wird also ein kurzes historisches Intermezzo sein. Was kommt danach?

Erdölzeitalter

0 500 1000 1500 2000 2500

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Das fossile Zeitalter als historisches Intermezzo

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Neue Energiebasis

2000 2010 2020 2030 2040 2050 Jäh li h P i ä i EJ/ 2100

Solarsparzeitalter

Andere ErneuerbareSolarthermie (Wärme)Andere Erneuerbare

2000    2010    2020    2030    2040    2050  Jährlicher Primärenergiesatz EJ/a  2100

1.600

1.400

Solar-strom

Solarstrom (Fotovoltaik)WindBiomasseWasserkraft

1.200

1.000stromAtom-

strom

WasserkraftKernenergieGasKohleÖl

800

600

Öl400

200

0

Prognose des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen Nach: Sonnenzeitung 1/2007, www.sonnenzeitung.com

0

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Ressourcenverbrauch muss drastisch sinken

Naturverbrauch 1980-2002: Materialintensität um 25 % gesunken; Welt-BSP um 83 % gewachsen

Industrieländerg ; g

2000- 2020: 50 % Steigerung des globalen Ressourcenverbrauchs

Seit 1960: Konsum versechsfacht

Nachhaltiges Niveau

Entwicklungsländer

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Nach Jill Jäger: Was verträgt unsere Erde noch? Frankfurt, 2007.

Gravitationsmodell:Kapital wird dort investiert, wo dieinvestiert, wo die

größte Rendite zu erwarten, d.h. die größte Kaufkraft h d i t i htvorhanden ist, nicht

dort, wo der größte Bedarf besteht.

Aus: Atlas der Globalisierung 2008Aus: Atlas der Globalisierung 2008

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Stromproduktionp2005

Grafik nach: Atlas derGlobalisierung 2007, S. 72

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CO2‐Fussabdruck Österreichs

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China als größter Eisenerz‐Importeur

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Die Folgen des Klimawandels treffen die Ärmsten am härtesten!treffen die Ärmsten am härtesten!

Klimabedingte Degradationvon Süßwasserressourcen

Klimabedingterder Nahrungsmittelproduktion Brennpunkt

Quelle: WBGU 2007Wissenschaftlicher Beirat der Bundes-regierung für Globale Umweltänderungen

Klimabedingte Zunahme von Sturm- und Flutkatastrophen

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UmweltbedingteMigration

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Pumpkapitalismus 

Weltweite Gesamtverschuldungin Mrd. US‐Dollar

45

in Mrd. US DollarQuelle: McKinsey 2014, n. R. Poth,  Südwindmagazin Grafik: JBZ

5837

3856

22

3320

19 33 4026

38

4.Quartal 2000 4. Quartal 2007 4. Quartal 2014

H h lt U t h R i Fi i tit ti

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Haushalte Unternehmen Regierungen Finanzinstitutionen

Devisentransaktionen 1974‐1998 spekulativ & real

n. Bernard A. Lietaer: Das Geld der Zukunft. 1999 dt 20021999, dt. 2002.

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Menschen auf der Flucht 

Quelle: www.dietagesschau.de, 18.6.2015. Angaben in Mio

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Jugend‐Arbeitslosigkeit in der EU

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Tagesschau.de 12. 11. 2013

Gesundheitsprobleme durch Arbeit

1Million ArbeitnehmerInnen fühlen sich belastetStatistik Austria, Mikrozensus‐Arbeitskräfteerhebung im Jahr 2013

1 Million ArbeitnehmerInnen fühlen sich belastet

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Dreigeteilte Welt: Neue Konsumentenklasse

2 Milliarden „westlicher“ Lebensstilfleischzentriertfleischzentriertautofixiertgeräteintensiv  

2 Milliarden2 Mrd. 2 Milliarden einfache, agrarische Lebensweise, Leben mit und von der Natur

„westlicher“ Lebensstil

7 Mrd.Weltbevölkerung

mit und von der Natur Existenzgrundlagen werden zerstört

3 MilliardenWeltbevölkerung 3 Milliarden einfache, städtische Lebensweise Überleben in der Stadt? Überleben in der Stadt, informelle Wirtschaft, Slum

ZUKUNFT??

Grafik: NASA Vgl. Fair Future. Wuppertal‐Institut 2005.Grafik: NASA

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Ressourcenentnahme

Aus: Ohne Maß und Ziel. SERI ua 2009.

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Ressourcenkonsum

Aus: Ohne Maß und Ziel. SERI ua 2009.

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Ökologischer Rucksack

G i ht R k k W lt itGewicht Rucksack Weltweit

1 Mrd.1 t 20 t (Verdoppelung 

in 25 Jahren)

0,5 kg 4 kg6 Mrd.

(seit den 1990er‐Jahren)

TMC = Total Material Consumption. Nachhaltigkeitsziel: 10 t / Kopf / JahrTMC   Total Material Consumption. Nachhaltigkeitsziel: 10 t / Kopf / Jahr Derzeit: BRD/A: 60 t, Italien: 30t, USA 75 t, EU Durchschnitt: 45 t (Quelle: Wuppertal‐Institut)

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