Post on 19-Jul-2020
Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen(Europalehramt)
Wissenschaftliche Hausarbeit
Thema:
„Visio-Enseignement“- ein Zukunftsmodell für den Deutschunterricht in Frankreich?
Prüfungsfach: Französisch
Vergabe des Themas : 19.07.2005
vorgelegt von: Tina- Olivia MaywaldSternwaldstr. 1379102 Freiburgt.maywald@web.de Matrikel Nr.: 138 77 17
1. Prüfer: Prof. Dr. Olivier MentzPädagogische Hochschule Freiburg
2. Prüfer: Dr. Olaf KühnPädagogische Hochschule Freiburg
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung...................................................................................................Seite 04
2) Die Stellung und Situation der deutschen Sprache..............................Seite 05
2.1) Die Lage in Frankreich...............................................................Seite 05
2.2) Der Situation des Deutschen im Département Deux- Sèvres (79).......................……........................................Seite 08
3) Maßnahmen zur Aufwertung der deutschen Sprache...........................Seite 10
3.1) Schritte seitens der Education nationale........................................Seite 10
3.2) Lösungsansätze der Académie de Poitiers, speziell im Département Deux-Sèvres……………………………………………Seite 13
4) Das Visio- Enseignement ……………………………………………………Seite 14
4.1) Die Videokonferenz………………………………………………..…...Seite 14
4.2) Faktoren des Visio-Enseignements................................................Seite 19
4.2.1) Definitionen.......................................................................Seite 194.2.2) Die Initiatoren....................................................................Seite 204.2.3) Kosten und Finanzierung..................................................Seite 214.2.4) Praktische Umsetzung......................................................Seite 224.2.5) Das Studio........................................................................Seite 24 4.2.6) Die Techniker....................................................................Seite 264.2.7) Lehrer und Schüler............................................................Seite 274.2.8) Die drei Prinzipien des Visio-Enseignements....................Seite 28 4.2.9) Pädagogisch didaktische Begründungen des
Visio-Enseignements....................................................... .Seite 30
4.3) Vor- und Nachteile des Visio-Enseignements.................................Seite 31
5) Praxiserfahrungen mit dem Projekt.........................................................Seite 38
5.1) Erfahrungen von Lehrenden...........................................................Seite 38
5.2) Meinungen der Schüler...................................................................Seite 42
5.3) Persönliche Eindrücke....................................................................Seite 47
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6) Zukunftsprognosen....................................................................................Seite 49
6.1) Teleteaching in Deutschland..........................................................Seite 49
6.2) Perspektiven des Visio-Enseignements in Frankreich..................Seite 50
7) Fazit.............................................................................................................Seite 52
Danke....................................... .......................................................................Seite 54
Bibliografie......................................................................................................Seite 55
Abbildungsverzeichnis...................................................................................Seite 59
Referenzpersonen...........................................................................................Seite 60
Erklärung..........................................................................................................Seite 61
Anhang.............................................................................................................Seite 62
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1) Einleitung
Die Medien bestimmen heute mehr denn je unseren Alltag und sind aus dem
modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Noch nie konnte man so schnell,
bequem und ausführlich Zugriff auf Informationen und Wissen der ganzen Welt
erhalten wie in unseren Tagen durch Fernsehen und Internet. Faktoren
Durch die Internationalisierung in vielen Bereichen von Wirtschaft und Politik nimmt
auch das Lernen und Beherrschen von Fremdsprachen eine immer bedeutendere
Rolle ein. Bedenklich ist allerdings, wenn trotz dieser Faktoren die Lernbereitschaft
gewisse Sprachen zu erlernen, rückläufig wird. Dies ist trotz intensiver Bemühungen
in den letzten Jahren für das Erlernen der deutschen Sprache in Frankreich und in
geringerem Ausmaße auch für das Französischlernen in Deutschland der Fall. Um
diesem Trend entgegenwirken zu können, schlossen sich Pädagogen und
Medienwissenschaftler zusammen. Im institutionalisierten und privaten
Sprachenlernen ist die Nutzung von Medien heute kaum mehr wegzudenken. Jedes
klassische Lehrbuch verfügt über Lernkassetten, CDs oder begleitende
Videosequenzen. In Schulen und Universitäten wurden Sprachlabore errichtet und
Sendungen wie Telekolleg sind jedem Schüler, der die Schullaufbahn beendet hat,
ein Begriff. Auch der Markt an Computerlernspielen boomt regelrecht.
Eine Folge dieser erfolgreichen Kooperation zwischen Medientechnik und
Pädagogik ist das Projekt des Visio-Enseignement im Fach Deutsch, wie es derzeit
schon an mehreren Schulen in Frankreich praktiziert wird.
Im Laufe dieser Arbeit soll ein Überblick über das Visio-Enseignement im
Allgemeinen und speziell über das Konzept im Département1 Deux-Sèvres gegeben
werden. Die ersten Kapitel beschäftigen sich mit der momentanen Situation des
Deutschunterrichts in Frankreich und in den Deux-Sèvres. Daraufhin werden
verschieden Maßnahmen zur Stärkung des Deutschen aufgezeigt und analysiert,
bevor im Hauptteil das Visio-Enseignement in seiner Funktionsweise, Umsetzung
und mit seinen Vor-und Nachteilen näher erläutert wird. In den Praxiserfahrungen
werden anschließend die Meinungen der Beteiligten aufgegriffen und verglichen. Ein
Ausblick in die zukünftige Entwicklung der multimedialen Bildung sowohl in
Deutschland als auch in Frankreich bildet den Abschluss dieser Arbeit.
1 Département = Regierungs- und Verwaltungsbezirk, (Larousse 1999) der mit den deutschen Landkreisen grob gleich zusetzten wäre------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 4
Durch einen Auslandsaufenthalt in dem Département Deux-Sèvres konnte ich mir
einen persönlichen Eindruck über dieses innovative Projekt machen. Dabei wurde
mein Interesse an dieser Art des Unterrichtens geweckt und gestärkt, was mich
schließlich dazu veranlasst hat, dieses Thema im Rahmen meiner
Wissenschaftlichen Hausarbeit näher zu untersuchen.
1) Die Stellung und Situation der deutschen Sprache
2.1) Die Lage in Frankreich
Schon seit mehreren Jahren wird in Frankreich die nachlassende Zahl der Schüler,
die Deutsch als Fremdsprache wählen, beklagt und diskutiert. Diese Rückläufigkeit
betrifft Grundschulen und weiterführende Schulen gleichermaßen und hatte zur
Folge, dass im Schuljahr 2003/2004 lediglich 15,6% aller Grundschüler von einem
Deutschunterricht profitierten (19,2% im Schuljahr 2000/2001) wohingegen 79,6%
der Schüler2 am Englischunterricht und nur 2,2% am Spanischunterricht teilnahmen.
Relativ gering verhält sich hierzu auch die Anzahl der Schüler die eine andere
Sprache (Arabisch 0,2%, Italienisch1,1% Portugiesisch 0,2% Regionalsprachen
(Bretonisch, Korsisch, Baskisch) 1,3% andere 0,3%) unterrichtet bekamen.3
Betrachtet man diese Zahlen unter Berücksichtigung der geografischen Lage, lässt
sich feststellen, dass in der Académie de Strasbourg (95,9%) sowie im deutsch-
französischen Grenzgebiet die Schülerzahlen am höchsten und konstantesten sind.
Dieser Faktor lässt sich auch bei den anderen sekundären Sprachen feststellen (19,1
% Spanisch in der Académie de Toulouse) Am geringsten ist das Angebot die
deutsche Sprache zu erlernen in den im Westen gelegenen Académien Poitiers und
Limoges. Lediglich 3,3 % der Grundschulen bieten einen Deutschunterricht für ihre
Schüler an. Die geringe Nachfrage an Grundschule lässt sich auch auf die
weiterführenden Schularten übertragen:
2 Der Begriff Schüler wird in der folgenden Arbeit ausschließlich in der maskulinen Form verwendet impliziert aber selbstverständlich beide Geschlechter.3 Quelle: Deutsche Botschaft Paris------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 5
Ein Blick auf die Entwicklung in Collège4 und Lycée5 lässt erkennen, dass auch hier
eine starke Rückläufigkeit zu beobachten ist. In den vergangenen vier Jahren sank
die Anzahl der Schüler, die sich für das Erlernen der deutschen Sprache (ob als Erst-
Zweit- oder Drittsprache, Bilingualzug oder AG) entschieden haben um 5,6%.
Abbildung 1
Die Bilanz des Schuljahres 2004/2005 liegt noch nicht vor, es konnte aber nach
Aussagen der Deutschen Botschaft in Paris erstmals seit vielen Jahren wieder ein
leichter Anstieg verzeichnet werden.
Begründet wird dieser Anstieg mit dem sich langsam zeigenden Erfolg des „plan de
relance de l´allemand“, auf den im dritten Kapitel noch näher eingegangen wird.
In den letzten Jahren wurde viel über die Gründe des starken Rücklaufs diskutiert.
Als Hauptursache gilt nach wie vor die Tatsache, dass Deutsch als „elitäre Sprache“
angesehen wird, zu der nur die besten Schüler eines Jahrgangs Zugang bekommen.
Dieses Verhalten wird häufig von Eltern und Lehren unterstützt, so dass es bis heute
vorkommt, schwächeren Schülern von der Wahl für Deutsch als Erst- oder
Zweitsprache abzuraten. Zudem sehen viele in Deutsch eine harte Sprache, deren
Klang, verglichen mit dem Französischen oder Spanischen unmelodiös sei. Zwar 4 Der Begriff „Collège“ wird im Folgenden ausschließlich in der Originalversion benutzt. Eine entsprechende Übertragung ins Deutsche ist nur bedingt möglich. Das Collège wird in Frankreich von allen Schülern nach einer fünfjährigen Grundschulzeit besucht und umfasst vier Klassenstufen.(Schüler im Alter von ca. 11-16 Jahren). In Deutschland wäre Collège am ehesten mit einer Gesamtschule zu vergleichen und zu übersetzten. 5 Das Lycée umfasst die drei letzten Schuljahre im französischen Schulsystem und schließt nach erfolgreicher Teilnahme mit dem Baccalauréat, einem dem deutschen Abitur entsprechenden Abschluss, ab.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 6
stieg die Anzahl der Sprachenlerner auf Grund der neuen Regelungen der
Grundschullehrpläne in den vergangen Jahren allgemein an, dennoch sank im
prozentualen Vergleich dazu die Zahl der Schüler, die sich für das Erlernen der
Deutschen Sprache entschieden.
Im Rahmen des „europäischen Referenzrahmen der Sprachen“ wurde auch in
Frankreich 1998 die Einführung einer Fremdsprache schon in der „ Ecole Primaire“6
etappenweise angestrebt. Dabei erhoffte man sich einen Anstieg des Deutschen
schon im Grundschulbereich. «L´année scolaire 2003/2004 constitue une nouvelle
étape …de l´enseignement de langues vivantes à l´école primaire, qui a été engagée
depuis 1998. A la rentrée 2003, 89,6%… des élèves du cycle III (CE 2, CM 1et
CM 2) bénéficent d´un enseignement de langues vivantes» (DESCO )7
Betrachtet man allerdings die Zahlen der Schulen und Schüler, die Deutsch als erste
Fremdsprache gewählt haben, so sind diese verhältnismäßig gering und abhängig
von der geografischen Lage.
Ein weiterer Grund für den Rücklauf des Deutschen, hauptsächlich im Bereich
Deutsch als Zweitsprache, ist die Popularität und der damit verbundene Anstieg der
Schülerzahlen des Spanischen. Mit ausschlaggebend ist hierfür die momentane
Trendwelle hin zum Südamerikanischen (Musik, Dekoration, Reiseziele...) und die
Vorstellung, Spanisch sei auf Grund der Ähnlichkeit mit dem Französischen im
Schlaf zu lernen. Außer Acht gelassen wird dabei häufig, dass auch für das Erlernen
der spanischen Sprache häusliche Nacharbeit unabdingbar für eine erfolgreich
verlaufende Sprachkarriere ist.
6Ecole Primaire = Französische Grundschule, die 5 Schuljahre umfasst (CP 5/6 Jahre- CM 2 10/11 Jahre)7 DESCO= Direction de l´enseignement scolaire du ministère de l´Education nationale------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 7
2.2) Die Situation des Deutschen im Département Deux-Sèvres (79)
Das Département Deux-Sèvres ist ein hauptsächlich von Landwirtschaft geprägtes
Gebiet im Westen Frankreichs, zwischen Poitiers und La Rochelle in der Region
Poitou-Charentes. Durch einen Aufenthalt als Fremdsprachenassistentin für Deutsch
in Grundschulen im vergangenen Schuljahr 2004/2005 ist mir diese Gegend und die
damit verbundene Problematik der geringen Nachfrage nach der deutschen Sprache
vertraut. Tief im Westen Frankreichs sind die Bewohner fern der deutschen Kultur
und Sprache. Diese Tatsache spiegelte sich in den vergangenen Schuljahren
deutlich in den Zahlen der Deutschlernenden wieder. In genau zwei von 235
Grundschulen wurde Deutsch als erste Fremdsprache angeboten und auch hier
musste anfänglich gegen den Widerstand der Eltern angekämpft werden. Viele
befürchteten eine Benachteiligung ihrer Kinder, wenn diese nicht wie allgemein
üblich, Englisch unterrichtet bekämen. In einer der beiden Schulen in denen sich
Deutsch als erste Fremdsprache durchsetzten konnte, hat man sich nun auf eine
Mischform geeinigt, bei der die Kinder ab der „Moyenne Section /Grande Section“ (4-
5 Jahre) bis hin zur CE2 (8Jahre) eine Sensibilisierung in Deutsch erfahren und in
den Klassen CM1 und CM2 (8-11 Jahre) Englischunterricht erhalten. Ob dies eine
sinnvolle Lösung ist, bleibt umstritten und wäre an anderer Stelle zu diskutieren.
Die Zahl der Schüler, die Deutsch als erste Fremdsprache im Collège wählen, ist
dementsprechend ebenfalls gering. Nicht anders verhält es sich mit der Wahl zur
zweiten Fremdsprache in der „Quatrième“ (entspricht altersmäßig der deutschen 8. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 8
Das Département Deux-Sèvres (79) Abbildung 2
Klasse, 14/15 Jahre). Die geringe Nachfrage nach der deutschen Sprache hat zur
Folge, dass es mittlerweile einige Collèges und Lycées gibt, die ihre Deutschklassen
schließen mussten. Für vier bis fünf Schüler pro Jahrgang ist es nicht möglich und
rentabel eine Deutschklasse zu öffnen, und den parallel unterrichtendenden
Spanischlehrer eine Gruppe von 34 Schülern unterrichten zu lassen (Beispiel aus
dem Collège de Mazières en Gâtine). Die Schließung der Deutschklassen führt
neben dem reduzierten Angebot an Sprachen dazu, dass Deutschlehrer in vielen
Fällen an zwei bis drei Einrichtungen unterrichten und hin und her pendeln müssen.
Zudem verliert das Collège an Ansehen und Attraktivität, wenn die Möglichkeit
Deutsch zu wählen wegfällt. Betrachtet man die Zahlen der Schüler im Département8,
die sich für das Erlernen der deutschen Sprache entschieden haben, so stößt man
auf folgendes Ergebnis: (Schuljahr 2004/2005)
Sixième Cinqième Quatrième TroisièmeLV 1 6 9 11 121
Section Bilingue
205 139 126 ---
LV 2 --- --- 474 388
Section européenne
--- --- 25 21
L´ensemble des élèves
3060 3027 3105 2943
Abbildung 3
LV 1= Langue Vivante 1 = erste FremdspracheLV 2= Langue Vivante 2 = zweite Fremdsprache
Wie aus der Tabelle hervorgeht, entscheidet sich nur ein relativ geringer Anteil der
Schüler dafür, Deutsch im Laufe der Schulzeit zu erlernen. Diese exemplarisch
gewählten Zahlen stehen stellvertretend für die Situation in ganz Frankreich. Um
gegen diesen zunehmenden Rückgang der Schülerzahlen und die geringen
Popularität des Deutschen auf nationaler Ebene anzukämpfen, haben sich
Regierung und „Education nationale“ zusammengesetzt und einige Lösungsansätze
erarbeitet, die im folgenden Kapitel näher erläutern werden.
8 Die hier aufgeführten Zahlen beziehen sich auf die öffentlichen Schulen. Private Schulen (mit oder ohne Vertrag wurden nicht berücksichtigt------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 9
3) Maßnahmen zur Aufwertung des Deutschen:
3.1) Schritte seitens der Education nationale:
Neben den Bildungsinstanzen beginnen seit kurzem auch Wirtschaft und Politik sich
mit der Problematik der Rückläufigkeit im Bereich des Deutschlernens auseinander
zu setzen. Längerfristig gesehen haben sie ein nicht außer Acht zu lassendes
Interesse an Leuten mit guten Deutschkenntnissen: Deutschland ist momentan mit
50% Frankreichs größter und wichtigster Handelspartner9 und somit erster Abnehmer
französischer Exportwaren und größter Zulieferer Frankreichs. Rund 2400
französische Firmen haben gegenwärtig Filialen in Deutschland und 350.000
deutsche Beschäftigte sind derzeit beruflich in Frankreich tätig. Laut dem “Chambre
de commerce franco-allemand“ sind schon jetzt 4000 Stellen in Führungspositionen
nicht zu besetzten, da französische Führungskräfte nicht über ausreichende oder
gute Deutschkenntnisse verfügen.
In der Tourismusbrache können Deutschkenntnisse ebenfalls von Vorteil sein, da
jährlich 12 Millionen deutsche Touristen in das Nachbarland reisen. (Umgekehrt ist
dies leider nicht der Fall). Hinzu kommt, dass Deutsch in Europa Muttersprache von
knapp 100 Millionen Menschen und somit die am meisten gesprochene Sprache ist.
Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass Deutschland und Frankreich bei
der Entstehung und Entwicklung Europas eine tragende Rolle spielen und gespielt
haben. Wenn nun die Motivation auf beiden Seiten fehlt, die jeweilige Sprache zu
erlernen und die damit verbunden Kultur des Partnerlandes zu verstehen, könnte
dies für die weitere Entwicklung gravierende Folgen haben.
Gefördert werden daher unter anderem vom Deutsch- Französischen Jugendwerk
(DFJW) seit Jahren Projekte und Austauschprogramme, bei denen sich die beiden
Nationen wieder näher kommen. Der „Europäischen Referenzrahmen für Sprachen“
und der damit einhergehenden Fremdsprachenfrühbeginn10 spielt bei den
Maßnahmen zur Aufwertung der deutschen Sprache eine wichtige Rolle.
9
? Quelle Chambre de commerce et d´industrie de la Vienne, Centre de commerce international und www.senat.fr/rap/r03-063/r03-0631.html#toc190our l'emploi?
10 Nähere Informationen zum DFJW und dem Europäischen Referenzrahmen finden sich unter www.dfjw.org und http://eduscol.education.fr/index.php?./D0035/desco72.htm------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 10
Ein Auszug des Dossiers „Education et formation 2010“ unterstreicht noch einmal
die zunehmende Bedeutung, die Fremdsprachen in der Zukunft einnehmen werden :
«La nécessité pour tout citoyen européen de connaître au moins deux langues
européennes autres que sa langue maternelle y ([dans le pan de relance] TOM) est
en effet donnée comme priorité.» (MEn 2004)
Ausgehend von dem Ziel der Mehrsprachigkeit wurden in den letzten Jahren einige
Reformen eingeleitet, die zur Umsetzung dieser Forderungen beitragen sollen. Diese
sind im „plan de relance de l´allemand en France“ zusammengefasst, welcher am
12. November 2004 von den Verantwortlichen für deutsch-französische Kultur- und
Bildungsangelegenheiten, Fillon und Müller, unterzeichnet wurde.
Ein Beispiel dafür ist das nun schon seit einigen Jahren praktizierte Modell der
„section bi-langues“ für das Collège.
„Section bi-langues“ bedeutet, dass Schüler, die sich für diesen Zweig entscheiden,
ab der Sixième neben der gewohnten drei Wochenstunden Englisch zusätzlich an
drei Stunden Deutschunterricht (sehr vereinzelt auch in Spanisch) teilnehmen.
Hierbei besteht der Vorteil, dass Schüler und Eltern sich nicht für eine Sprache
(meist Englisch) entscheiden müssen, sondern lediglich eine zusätzliche
Wahlmöglichkeit erhalten (vgl. Behrouz, Bernard 2004). Betrachtet man die
Entwicklung der Schülerzahlen, die sich für den Weg der „section bi-langues“
entscheiden, so lässt sich eine immer größere Nachfrage feststellen. Dies ist
wahrscheinlich auch dadurch bedingt, dass seit dem Schuljahr 2002/2003 frühes
Fremdsprachenlernen auch an Frankreichs Grundschulen verpflichtend ist. Die
Schüler beginnen nicht erst beim Übergang ins Collège (Sixième) beide Sprachen
von Grund auf zu lernen, sondern haben meist schon eine Basis von ca. zwei
Lernjahren in einer der gewählten Fremdsprachen. Ein Nachteil dieses Systems ist
jedoch die Verpflichtung, die gewählte Fächerkombination bis hin zum Abitur
beizubehalten. Ein Ausstieg nach zwei Lernjahren, um wie im herkömmlichen Zug
eine weitere (dritte) Fremdsprache zu erlernen, ist nicht möglich. Da für die Schüler
der „section bi-langues“ in (noch) nicht allen Collèges die Möglichkeit besteht in der
Quatrième eine dritte Fremdsprache (meist Spanisch) zu wählen, ist dies nach
meinen Erfahrungen im letzten Schuljahr11 für einige Schüler ein Grund, sich gegen
dieses Modell zu entscheiden. Dennoch leistete die „section bi-langues“ laut der
Deutschen Botschaft bereits im letzten Jahr einen wichtigen Beitrag zur
11 Meine Erfahrungen beschränken sich hierbei auf mehrere CM 2 Klassen und Schüler aus der 6ième im Département Deux- Sèvres, in denen ich unterrichtet habe oder stundenweise interveniert bin.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 11
Stabilisierung der Deutschlernerzahlen. (Genaue Ergebnisse liegen leider noch nicht
vor)
Dennoch verzeichnet dieses System erste Erfolge, denn die Zahl der Schüler, die
sich für eine „section bi-langues“ entscheiden, ist in den letzten Jahren kontinuierlich
gestiegen. Seitens der Education nationale werden sowohl im personalen als auch
im finanziellen Bereich einige Mittel zur Verfügung gestellt um diesen momentanen
Aufwärtstrend zu unterstützen.
Laut dem „plan de relance“ wird « l´augmentation de 50% en 5 ans du nombre de
classes bi-langues anglais/ allemand en sixième“ (MEn 2004) angestrebt.
Ein weiterer Punkt dieses Planes ist « l´augmentation de 20% en 5 ans des effectifs
d´élèves apprenant l´allemand à l´éocle primaire» und « la poursuite de l
´enseignement de l´allemand au collège partout où il est assuré à l ´école » (MEn
2004).
Auch sollen die Austauschmöglichkeiten und Auslandsaufenthalte von Schülern im
jeweiligen Partnerland erleichtert und unterstützt werden (Programm Voltaire)12. Die
gemeinsame Basis des Fremdsprachenunterrichtes soll in Zukunft das europäische
Sprachenportfolio sein, dessen Gebrauch zum festen Bestandteil des Unterrichts
werden soll. Das Portfolio besteht aus drei Teilen: dem Sprachenpass, der
Sprachbiographie und einem Dossierteil für eigene Arbeiten. Ziel und Zweck ist es,
dem Sprachenlernen durch das Portfolio international vergleichbare Standards
zuzuweisen und als Leitlinie des Fremdsprachenunterrichts zu dienen. Des Weiteren
soll es die Grundlage für ein Sprachenzertifikat bieten, welches die Schüler am Ende
ihrer Schulzeit an Collège und Mittelstufen überreicht bekommen sollen (vgl. MEn
2004).
Angestrebt wird ebenfalls eine Erweiterung des AbiBac, welches den Schülern an
Lycées und Gymnasien einen deutschen und einen französische Abiturabschluss
ermöglichen soll.
Auf Universitätsniveau erhalten der Ausbau von deutsch-französischen
Studiengängen und Forschungsprojekten sowie die gegenseitige Anerkennung von
Diplomen die Priorität).
12 ausführliche Informationen über diese Programme sowie zur Kultur und Sprache des Partnerlands, Jobbörsen und Tandempartner finden sich auf der eigens kreierten Internetseite“ FplusD“, die 2003 ins Netz gestellt wurde. www.fplusd.fr http://www.ac-reims.fr/datice/allemand/eleves/prog_voltaire/prog_volt_somm.htmhttp://www.education.gouv.fr/bo/2005/31/MENC0501632N.htm ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 12
Ein wichtiger und wohl auch der bekannteste Punkt des „plan de relance“ ist der
Deutsch- Französische Tag am 22. Januar, der jährlich an allen Schulen,
Universitäten und deutsch-französischen Einrichtungen gefeiert und durch
verschiedene Veranstaltungen hervorgehoben werden soll. Anregungen für Aktionen
bieten die deutsch-französischen Jugendwerke und Bildungszentren, sowie das
jährlich wechselnde Motto (Motto 2006: in Deutschland: „Französisch schlägt
Brücken für Beruf und Karriere“, in Frankreich: «l'allemand, un passeport pour des
métiers et des carrières en Europe»)
3.2) Lösungsansätze der Académie de Poitiers,s peziell im Département Deux-Sèvres (79)
Die Umsetzung des von der Regierung entworfenen Planes in die Praxis ist
abhängig vom Engagement der jeweiligen Akademien, der Inspection Académique,
deren „Inspecteurs und Conseillers Pédagogiques“13 sowie den betroffenen Lehrern.
Im Département Deux-Sèvres sind diese Personen sehr aktiv und bemüht, die
theoretisch angestrebten Ziele im Schulalltag in die Praxis umzusetzen.
In vielen Collèges und Lycées fanden anlässlich des 22. Januars Aktionstage mit
Ausstellungen rund um das Thema Deutschland statt. Diese wurden von
Deutschklassen vorbereitet und organisiert. Häufig wurden auch die Kantinen mit
einbezogen und ein „deutsches Mittagessen“ angeboten. In der CDDP14 wurde unter
der Leitung der Direktorin und zweier Deutschassistenten ebenfalls eine Ausstellung
mit Informations-, Material- und Werbetischen angeboten.
Zudem wurde Schülern an mehreren Grundschulen durch Interventionen und
„Werbestunden“ von Deutschassistenten gezeigt, dass Deutsch keine unerlernbare
Sprache ist und ebenfalls Ähnlichkeiten und Transparenz zum Französischen
erkennbar sind.
Ebenfalls zu erwähnen ist der europäische Sprachentag, bei dem Schüler einer
Grundschule jeweils in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und der
Regionalsprache Potevin eine Unterrichtsstunde zum selben Thema von
13 Inspecteur Pédagogique (Régional): Fachverbandsleiter, Berater (Schulrat) und Koordinator einer Faches (Deutsch, Sport, Musik...) auf regionaler Ebene für Collèges und Lycées wohingegen der Conseiller Pédagogique diese Funktionen im Département und ausschließlich an Grundschulen übernimmt.14 CDDP= Centre Départemental pour des Documents Pédagogique = pädagogisch-didaktische Bibliothek und Mediathek------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 13
Muttersprachlern unterrichtet bekamen. Hierbei wurde ein starker Akzent auf das
Miteinander der Sprachen und die Sprachenvielfalt gelegt. Die sonst eher verbreitete
Konkurrenzhaltung (hauptsächlich zwischen Spanisch und Deutsch) wurde
positiverweise völlig außer Acht gelassen.
Für das nächste Schuljahr ist neben der Eröffnung zweier weiterer Klassen der
„section bi- langues“ auch ein Projekt an Grundschulen geplant, bei dem einmal pro
Trimester ein bestimmtes künstlerisches Projekt in Verbindung mit dem Deutsch
lernen steht (Ein deutscher Komponist- Noten und Musikinstrumente, ein deutscher
Maler- Farben...). Diese Projekte werden mit Schülern des Cycle III erarbeitet, die
bisher noch keine Sensibilisierung in Deutsch erfahren haben und an dem
lehrplanmäßig vorgeschriebenen Englischunterricht teilnehmen. Das Projekt ist auf
drei Jahre hin angelegt und wird in Kooperation einer Deutschlehrerin, einer
Sprachassistentin und der Inspection Académique durchgeführt.
Ein weiteres und nun schon im dritten Versuchsjahr laufendes Projekt ist das „Visio-
Enseignement.“ Dies ist wohl das innovativste und kostenintensivste Projekt des
Départements, das dazu dient den Deutschunterricht, gerade an kleineren Collèges,
am Leben halten zu können. Um das Projekt des Visio-Enseignements besser
verstehen zu können, lohnt sich ein Blick auf die technische Funktionsweise, die
Effizienz und den bisherigen Einsatz von Videokonferenzanlagen mit deren Hilfe das
Visio-Enseignement durchgeführt wird.
4) Das Visio- Enseignement
4.1) Videokonferenzen
Seit einigen Jahren stößt man im Geschäftsbereich auf Konferenzen bei denen die
Beteiligten um einen Tisch versammelt sind und auf einen Bildschirm15 blicken. Auf
diesem Bildschirm wiederum befinden sich weitere Konferenzteilnehmer die sich in
anderen Städten, Ländern oder Kontinenten befinden. Möglich ist diese Art von
Konferenz dank des Systems der Videokonferenzanlagen. Begonnen hat die
Entwicklung von Videokonferenzsystemen in den 80er Jahren und seither ist eine
15 Im folgenden wird durchgehend der Begriff Bildschirm verwendet, da in den von mir besuchten Schulen ausschließlich mit Fernsehbildschirmen gearbeitet wurde. Bei größeren Konferenzen oder Übertragungen werden allerdings Leinwand und Videobeamer eingesetzt.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 14
fortlaufende Optimierung zu erkennen. Was anfänglich noch als Rarität galt, wird
mittlerweile immer mehr zum Standard. Mitverantwortlich ist ein großer Sprung
dieser Entwicklung im Jahre 1990, als sich die verschiedenen Hersteller darauf
verständigten, untereinander kompatible und genormte Geräte zu entwickeln. Heute
sind die Installation und die technischen Voraussetzungen zur Nutzung der
Videokonferenzanlagen geringer als man annimmt. Jeder Konferenzpartner oder
Teilnehmer benötigt „einen Monitor, einen Anschluss an ein digitales ISDN-Netz16
bzw. einem LAN17-Netzwerk und ein spezielles Gerät der Videokonferenzanlage“
(www.aktuelles-lexikon.de), ein Gerät das etwas größer und sensibler ist als eine
Webcam18. An diese Videokonferenzanlage können zudem alle für eine Konferenz
nötigen Geräte (Mikrofon, Bildschirm, PC, Presenter...) angeschlossen werden. Sie
ermöglichen anderweitige Informationen, beispielsweise Arbeitsblätter, Protokolle
oder Präsentationen, zu visualisieren und zeitgleich auszutauschen.
(siehe Abbildung)
Abbildung 4
Die Verbindung zu den einzelnen Konferenz- oder Teampartnern wird wie beim
herkömmlichen Telefonieren über die Telefonleitungen hergestellt. Ein spezielles
Gerät verschlüsselt dabei die weitergegebenen Daten und Informationen so, dass es
für dritte, unerwünschte Gesprächspartner unmöglich ist, sich einzuklinken.
16 ISDN: Integrated Services Digital Network. Digitales Netz das alle Dienste (Sprache Text, Bilder, Daten ) über einen Anschluss anbietet (Vidofon 2005)17 LAN: Local Area Network, Vernetzung von Computern innerhalb eines begrenzten Bereiches (Vidofon 2005)18 Webcam: digitale Foto–und Videokamera, deren Aufnahmen ins Internet eingespeist werden (www.wissen.de )------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 15
Die Qualität der Übertragung von Bild und Ton ist zum einen abhängig von der
Qualität des Produktes, zum anderen aber auch von der Bandbreite und Anzahl der
jeweilig genutzten Telefonleitungen des jeweiligen ISDN-Netzes (vgl. www.aktuelles-
lexikon.de/themen/videokonferenz.htm ).
Zudem kann der Benutzer je nach Verwendungszweck zwischen drei
unterschiedliche Typen von Videokonferenzsystemen unterscheiden: Das System
„bi-points“ („Punkt zu Punkt“), das System „multi-point“ („Multipunkt“) und das System
„point-multi-point“ („Punkt- Multipunkt“)
Von den im Nachfolgenden genauer erläuterten Systemen eignen sich
hauptsächlich die beiden Letzten für das Visio-Enseignement an Schulen:
(vgl. hierzu www.artemis.juisseau.fr und Biscons 2003)
1) System “multi-point”
Das multi-point Prinzip basiert auf der Selbststeuerung. Die Gruppe, die das Wort
ergreift, schaltet sich selbst mit Hilfe eines Touch-Screen Monitors auf alle
Bildschirme. Hierbei sind ebenfalls alle Teilnehmer mit den gleichen technischen
Mitteln ausgestattet und es gibt im Vergleich zum „Point –Multi-point“ System keinen
Konferenzleiter, der die zentrale Steuerung und Koordination übernimmt. Eine
andere Funktionsweise ermöglicht durch Betätigen der Mikrofone und nicht der
Touch-Screen-Monitore, den jeweiligen Sprecher und seine Gruppe auf dem
Bildschirm einzublenden. In der Unterrichtspraxis ist ein Arbeiten mit dem „multi-
point“ System eher ungeeignet, dagegen ist es bei Konferenzen im
Wirtschaftsbereich und in der (Tele) Medizin häufig anzutreffen.
2) System “bi-points“
Hierbei handelt es sich um ein System der Videokonferenzübertragung, welches es
zwei räumlich getrennten Partnern ermöglicht, miteinander in Kontakt zu treten.
Beide Teilnehmer sind mit den gleichen technischen Hilfsmitteln (Bildschirm,
Mikrofon, Kamera und Videokonferenzsystem, sowie fakultativen Geräten)
ausgestattet und sehen die jeweils andere Gruppe auf dem Bildschirm. Das
Zuschalten weiterer Gruppen ist nicht möglich, da nur zwischen den beiden
Videokonferenzpartnern eine Verbindung besteht.
In der Unterrichtspraxis gestaltet sich diese Art der Übertragung wie folgt:
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 16
Ein Schüler/eine Schülergruppe nimmt an einem von seiner Schule nicht
angebotenen Fach per Videokonferenz am Präsenzunterricht einer anderen Schule
teil. Eine aktive Teilnahme ist auf Grund der technischen Ausstattung in beiden
Klassenräumen möglich. Hierbei kann der Schüler/ die Schülergruppe zeitgleich mit
der Klasse unterrichtet werden oder von diesem Raum aus zeitlich versetzt
zusätzliche, individuelle Unterrichtsstunden erhalten. Im Bereich des
Fremdsprachenlernens wird diese Methode bereits häufiger eingesetzt. So kann
beispielsweise die Akademie de Toulouse auf eine erfolgreiche vierjährige
Unterrichtserfahrung zurückblicken. Dort schlossen sich zwei kleinere Collèges nach
diesem Prinzip für den Deutschunterricht zusammen um diesen weiterhin an beiden
Schulen erhalten zu können19.
2) System „point- multi-point“
Im „point- multi-point System“ befindet sich der Konferenzleiter in einem Studio und
referiert zentral vor Ort. Der von dort gehaltene Vortrag wird per Videokonferenz
zeitgleich in verschiedene Konferenzräume übertragen. Die einzelnen Teilnehmer
können sich durch Betätigen des Mikrofons aktiv an der Konferenz beteiligen. Neben
dem Konferenzleiter stehen die jeweiligen Gruppen untereinander in Kontakt und
können direkt kommunizieren. Aufgabe des Konferenzleiters ist es hierbei, als eine
Art Dirigent zu fungieren, dem es obliegt, die verschiedenen Möglichkeiten der
Technik, die einzelnen Konferenzgruppen und sich selbst zum richtigen Zeitpunkt auf
den Bildschirm zu bringen um ein kohärentes Gesamtwerk zu erschaffen.20
Im Schulalltag befindet sich der Lehrer in einem dieser Studios und unterrichtet
praktisch mehrere verschiedene Kleingruppen gemeinsam. Die an dieser Art von
Unterricht teilhabenden Schüler bilden eine sogenannte „virtuelle Klasse“.
Im Département Deux-Sèvres findet der Unterricht mit Hilfe des „point-multi-point
Systems“ statt.
Die Reihe der Anbieter und Vertriebe von Videokonferenzsystemen ist auf Grund der
verstärkten Nachfrage mittlerweile stark angestiegen. Wer (noch) nicht über eine
eigene Ausstattung verfügt, kann sich problemlos und kurzfristig ein professionell
ausgestattetes Videokonferenzstudio mieten. Diesen Service bieten verschiedene
19 vgl. Biscons (2003) der neben dem oben erwähnten Deutschunterricht auch von Praxiserfahrungen in den Sprachen arabisch, chinesisch, russisch portugiesisch und italienisch berichtet.20 Vgl. hierzu Auque-Dupont (2000)------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 17
Hersteller in Deutschland21 in Kooperation mit Partnerunternehmen im In- und
Ausland an. Im Geschäftsbereich und in der Telemedizin ist diese Art der
Konferenzbildung ein eindeutiger Vorteil, da man spontane Sitzungen einberufen und
Probleme direkt und schneller lösen kann. Gerade im medizinischen Bereich ist
dadurch ein Experten- und Fachwissen leichter zu erreichen. Die Einsparung der
Reisekosten verschiedener Konferenzteilnehmer und die eingesparte Reisezeit,
welche nun für produktives Arbeiten genutzt werden kann, sprechen ebenfalls für
Videokonferenzen. Dass der persönliche Kontakt darunter leidet und sich manche
Angelegenheiten besser persönlich besprechen und verhandeln lassen, ist und bleibt
allerdings unumstritten. Ziel des Videokonferenzsystems sollte aber nicht sein,
persönliche Treffen überflüssig zu machen oder sie gar komplett zu ersetzen,
sondern lediglich in manchen Bereichen einfachere und effizientere
Verhandlungsmöglichkeiten zu schaffen.
Was in der Wirtschaft mittlerweile schon zum Alltag geworden ist, dehnt sich nun
auch langsam auf das Bildungswesen aus. An Universitäten lässt sich in den
vergangenen Jahren eine stetig steigende Nachfrage an Videokonferenzsystemen
erkennen. Gerade für Vorlesungen bietet es sich an Referenten aus verschiedenen
Universitäten zuzuschalten und ihren Vorträgen per Leinwand zu folgen.
Seit wenigen Jahren hat dieses Prinzip nun auch in Schulen und Klassenzimmern
Einzug gehalten: Unterricht per Bildschirm, das Visio-Enseignement!
21 Vidofon, net-conference, aethra…------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 18
4.2) Faktoren des Visio-Enseignements
4.2.1) Definitionen:
Um sich im Folgenden näher mit dem Thema des „Visio-Enseignements“22 befassen
zu können, lohnt sich anfänglich ein Blick auf verschiedene Definitionen des Wortes
und der damit verbundenen Unterrichtstechnik. Da dieser Begriff relativ jung ist, tritt
er bisher nur in wenigen Wörterbüchern und Lexika auf.
Auf einer Internetseite, die das Projekt des Visio-Enseignements genauer darstellt
und erläutert, wird die Methode wie folgt definiert:
“L´expression « visio-enseignement » laisse supposer un usage restreint qui renvoie
à des pratiques pédagogiques traditionenelles: un professeur prodiguant un cours
plus ou mois magistral à des élèves disséminés sur plusieurs sites. Cette conception
serait particulièrement réductrice et contraire au principe d´interactivité qui est à la
base du système. Nous conservons le terme de visio-enseignement car le terrain d
´appliquation est assez différent du terrain de la visioconférence» ( Clévenot,1997 in
Sol 1999).
In der deutschsprachigen Literatur werden häufig die Begriffe des „Teleteaching“ und
„Telelearning“ verwendet, wobei beim „Teleteaching“ die Perspektive des Lehrenden
im Vordergrund steht, „Telelearning“ hingegen den Lernenden in den Mittelpunkt
stellt (vgl. Schwarzer, Collis, Elis in Behrens 1999:6).
Maßgeblich an der Forschung auf diesem Gebiet beteiligt ist die derzeit in den
Niederlanden dozierende Professorin für „Network Learning and Technology for
Strategy Learning and Change“ Collis, die den Begriff wie folgt definiert :
Tele-teaching is: making connections among persons and resources through
communication technologies (television/video-based and computer-based) for
learning –related purposes” (Collis 1996: 9).
Diese Definition impliziert zwei der drei Visio-Prinzipien (die Interaktivität, das Bild
und die Direktheit) auf die im Kapitel 4. 2.8 näher eingegangen wird.
22 Da es meiner Meinung nach keine treffende Übersetzung gibt wird der Ausdruck “Visio-Enseignement“ sofern er im Zusammenhang mit dem entsprechenden Projekt steht im Original verwendet. Mögliche Übersetzungen ins Deutsche lauten: Unterricht per Videokonferenz, Visio-Unterricht oder Videounterricht, wobei Letzteres leicht mit dem Einsatz von Videokassetten im Unterricht verwechselt werden kann.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 19
4.2.2) Die Initiatoren
Seit dem Schuljahr 2003/2004 läuft im Département Deux-Sèvres das Experiment,
Schülern mit Hilfe des Visio-Enseignements die Möglichkeit zu geben, am
Deutschunterricht teilzunehmen. Unterstützt und getragen wird dieses Projekt von
einem „comité de pilotage“, bestehend aus Vertretern des Conseil Générals, der
Académie de Poitiers, der Inspecteurs Pédagogique Regionale (Deutsch und
Spanisch), der Inspection Académique de Niort, der Direktorin der CDDP de Niort,
sowie die Schulleiter zweier beteiligter Collèges. Dieses Komitee tritt in regelmäßigen
Abständen zusammen um über die Umsetzung, Entwicklung und
Verbesserungsmöglichkeiten des Projektes zu diskutieren und über die bisherige
Arbeit Bilanz zu ziehen. Jedem dieser Mitglieder obliegt ein bestimmter Bereich zur
Weiterentwicklung des Projekts. Diese Aufgaben umfassen die pädagogische
Betreuung von Schülern und Lehrern, Personalfragen, Finanzierungsmöglichkeiten,
Kooperation mit der Education nationale und weiteren Organisationen, um nur einige
Beispiele zu nennen.
In einer gemeinsam erstellten «Charte de l´expérimentation d´un dispositif de visio-
enseignement dans les collèges ruraux » wurden zudem die Rahmenbedingungen,
Gründe und Umsetzungsmöglichkeiten des Projekts festgelegt. Des Weiteren
übernimmt das Komitee die Aufgabe das Projekt in die Öffentlichkeit zu tragen und
über die Schulen hinaus (Presse, Fortbildungen, auf überregionaler Ebene...)
bekannt zu machen.
Gerade den kleineren Collèges in ländlichen Gegenden fehlt laut der Charta «une
palette diversifiée d´enseignement, notamment en langues » (Lacam 2002). Um
dieser Benachteiligung gegenüber größeren und städtischen Schulen
entgegenwirken zu können, entschied sich der Conseil Général im Jahre 2001 dazu,
Maßnahmen zur Aufbesserung der Chancengleichheit zu ergreifen. So wurde
beispielsweise seit drei Jahren fast allen Collèges die Möglichkeit gegeben, für sechs
Monate einen Kulturassistenten23 aus den verschiedensten Ländern (Polen, Portugal,
Österreich, Spanien, Ukraine, Deutschland...) an ihren Schulen intervenieren zu
lassen. Ferner wurde die multimediale Ausstattung an den Schulen erneuert und
verbessert und ist meist vorbildlich. Um dem Sprachenlernen die ihm zustehende
23 Kulturassistenten können im Vergleich zu den Sprachassistenten in allen Fächern und unterrichten und intervenieren sowie außerunterrichtliche Projekte über ihre Kultur und Sprache anbieten------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 20
Bedeutung zu erteilen, wurde schließlich 2001 die Einführung des Visio-
Enseignement beschlossen.
4.2.3) Finanzierung und Kosten
Finanziert wird das ganze Projekt vom Conseil Général des Deux-Sèvres in
Kooperation mit der Académie de Poitiers, der Inspection Académique des Deux-
Sèvres, und der MATICE24. Jedem dieser Projektträger wird ein bestimmter
Aufgabenbereich zugeschrieben. So befassten sich Mitglieder des Conseil Générals
damit, die technische Ausstattung zu wählen und deren Installation und
Instandhaltung zu finanzieren. Laut dem Projektbericht des Jahres 2004 beliefen sich
die Kosten für die technische Ausstattung der Studios und die der Schulen auf
210.000 €. Hinzu kommen die jährlich anfallenden Kosten der Abonnements und
Telefonverbindungen, sowie die Instandhaltungskosten mit einer Gesamthöhe von
circa 55.000 €. Diese Kosten werden komplett vom Conseil Général übernommen.
Anfallende Kosten für die Fortbildungen der Lehrkräfte, gemeinsame Sitzungen,
intervenierende Fachkräfte und das Fahrtgeld der Lehrer werden von der Inspection
Académique/ CDDP getragen. Seitens der Education nationale fallen ebenfalls
höhere Kosten an, da das Projekt einen höheren Personaleinsatz verlangt und die
zu unterrichtenden Stundenzahlen anders als beim traditionellen Unterrichten25
berechnet werden. Die unterrichteten Stunden im Visio-Enseignement werden wie
folgt vergütet:
Section bi-langues:
horaire élèves = 3h
horaire professeur = 5h (3h en présence d´élèves+1h de préparation
+ 1h de concertation avec les collèges distants)
Section européenne:
horaire élèves = 2h
horaire professeur = 3h (2h en présence d´élèves+0,5h de préparation
0,5h de concertation avec les collèges distants)26
Abbildung 5
24 MATICE= Mission Académique aux Technologies de l´Information et de la Communication pour l´Enseignement25 Ein voller Lehrauftrag an einem Collège umfasst 18 Unterrichtsstunden (meist à 55 Minuten) 26 Quelle: Lacam (2002)------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 21
Diese Stundenentlastung zu Gunsten der Vorbereitung und den Besuchen an den
Schulen steht allerdings nur in einem geringen Verhältnis zur der in den ersten
Jahren tatsächlich benötigten, recht aufwändigen Vorbereitungszeit. Neben dem
Visio-Enseignement unterrichten alle Lehrer an mindestens einer Schule Deutsch im
Präsenzunterricht.
Bisher stellte die Finanzierung des Projektes keine Probleme dar, allerdings ist die
Auslastung der beiden Videokonferenzsysteme noch relativ gering, so dass nach
ergänzenden, neuen Nutzungsmöglichkeiten Ausschau gehalten wird.
4.2.4) Praktische Umsetzung
In der Praxis gestaltet sich die Durchführung des Visio-Enseignements wie folgt:
Da das Département eine recht große Fläche umfasst und ein einziges Studio nicht
alle vorgesehenen Schulen versorgen könnte, wurde beschlossen zwei Studios an
geographisch günstigen Orten zu installieren. Eines der beiden Studios befindet
sich im Collège Anne Franck in Sauzé-Vaussias („studio sud“), das andere im
„Maison de la Citoyenneté“ in Parthenay („studio nord“). An diese beiden Studios
sind jeweils vier Schulen gekoppelt (Sauzé-Vaussais, Lezay, Brioux/Boutonne, Chef-
Boutonne für das „studio sud“ und Argenton-Château, L´Absie, Cerizay und
Moncoutant für das „studio nord“).
Das Multi-point Systems ermöglicht jeweils eine gleichzeitige Ausstrahlung und
Gleichschaltung aller vier Schulen.
Auf Grund der Tatsache, dass sich das „studio sud“ in der Schule von Sauzé-
Vaussais befindet, kommt es dabei zu der seltenen Situation, dass sich die Schüler
während des gesamten Unterrichts im Nebenraum des Studios befinden und
praktisch nur durch eine Wand vom Lehrer getrennt sind.
Die Visio-Schulen und ihre Studios: ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 22
Abbildung 6
Bislang werden den Schülern zwei verschiedene Möglichkeiten angeboten, am
„Visio-Enseignement“ teilzunehmen.
a) „section européenne“27
b) „section bi-langues“
Die Schüler der „section européenne“ erhalten durch das Visio-Enseignement einen
zusätzlichen, vertiefenden Deutschunterricht. Neben diesen wöchentlichen 90
Minuten nehmen alle Schüler am normalen Präsenzunterricht im Fach Deutsch ihrer
Jahrgangsstufe teil. Durchgeführt wird dieser erweiterte Deutschunterricht nur bei
den Schülern der Klassenstufen „Quatrième“ und „Troisième“, die Deutsch bereits als
zweite Fremdsprache gewählt haben. Die Möglichkeit per Visio an der „section
européenne allemand“ teilzunehmen, bietet sich momentan nur Schülern der
Collèges, die an das „studio sud“ angeschlossen sind. Die Schulen des
Einzugbereiches Parthenay bieten eine „„section européenne espagnol“ für
interessierte Schüler, die Spanisch als zweite Fremdsprache gewählt haben. Das
27 Seit 1992 besteht an Schulen, bei denen Sprachenvielfalt einen Bestandteil im Schulcurriculum einnimmt die Möglichkeit, eine Section Européenne zu eröffnen. (vgl. MEn 2005)
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 23
Argenton-Château
Moncoutant
Cerizay
L´Absie
« studio nord » de Parthenay
Lezay
Sauzé-Vaussais« studio sud »Chef-Boutonne
Brioux-sur-Boutonne
Studio in Parthenay wird für beide Sprachen genutzt wobei sich der Anteil der
Spanischstunden auf zwei Gruppen à 90 Minuten beschränkt. Im vergangenen
Schuljahr 2004/2005 nutzten laut der Inspection Académique 47 Schüler die
Möglichkeit des erweiterten Deutschunterrichtes per „Visio-Enseignement“.
Hauptsächlicher Bestandteil des Unterrichts ist hierbei das Kennen lernen der
anderen Kultur, sowie vertiefende Kenntnisse über Land und Sprache. Begünstigt
wird dieses Lernziel momentan dadurch, dass sowohl die deutschen als auch die
spanischen Gruppen der „section européenne“ von Muttersprachlern unterrichtet
werden.
In der „section bi-langues“ erhalten derzeit 60 Schüler Deutschunterricht per Visio.
Ein Präsenzunterricht im Fach Deutsch findet für diese Schüler nicht statt. Allerdings
begibt sich die Lehrerin in Abständen von ca. zwei bis vier Wochen an die jeweiligen
Schulen um gemeinsam mit den Schülern vor Ort Stoff zu wiederholen, zu vertiefen
oder nachzuarbeiten. Parallel zum Deutschunterricht per Visio nehmen alle Schüler
mit ebenfalls drei Wochenstunden am Englischunterricht ihrer Schule teil.
Neben den obengenannten Schulen, die eine „section bi-langues“ per „Visio-
Enseignement“ anbieten, besteht in acht weiteren Collèges (für derzeit 338 Schüler)
im Département die Möglichkeit, im Präsenzunterricht an einer „section bi-langues“
teilzunehmen(vgl. Behrouz, Bernard 2004).
4.2.5) Das Studio
Im Studio selbst sitzt der Lehrer umgeben von technischen Hilfsmitteln an seinem
Schreibtisch. Ihm gegenüber stehen zwei Bildschirme sowie die Kamera. Auf dem
einen sieht er alle vier Schülergruppen, auf dem anderen die momentan von den
Schülergruppen gesehene Einstellung.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 24
Die Video-konferenzanlage
Abbildung 7
Abbildung 8
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 25
Visual Presenter,Video- und Kassettenrecorder
Der Touchscreen
Drei Schülergruppen und die momentan von den Schülern auf dem Bildschirm gesehene Einstellung
Am, beziehungsweise auf dem Schreibtisch befinden sich neben einem PC mit
Internetanschluss, ein Visual Presenter, eine Fernbedienung, ein Kassetten- und
Videorecorder sowie ein Touchscreen. Letzterer dient zur Steuerung der auf dem
Bildschirm erscheinenden Bilder und Abbildungen. Der Lehrer kann nun manuell
wählen, ob er eine der Schülergruppen oder sich selbst zentral erscheinen lassen
möchte. Ebenfalls einblenden lassen sich Dokumente des Visual Presenter, der PC
Bildschirm (PowerPoint Präsentationen, DVDs, Internet28, Word...) oder Videofilme.
Das Ein- und Ausschalten des Lehrermikrofons wird ebenfalls per Fingerdruck am
Touchscreen geregelt. All diese Einstellungs- und Bedienungsprozesse laufen neben
dem eigentlichen Unterrichten ab, wobei die anfängliche Hilfe eines Technikers
unabdingbar ist, bevor diese Handgriffe nach und nach zur Routine werden.
4.2.6) Die Techniker
Um die Lehrkraft im technischen Bereich zu entlasten und die Funktion und
Instandhaltung der Geräte zu garantieren, stehen in jedem Studio Techniker zur
Verfügung. Neben dieser Aufgabe der Mithilfe im „Visio-Enseignement“ sind sie teils
für die Informatik der Schule zuständig und/oder betreuen das „pl@n-net“29. Die
Anwahl der Schulen und das Einstellen der Bildschirme und Kameras werden vor
Unterrichtsbeginn von dem Techniker geregelt. Gelegentlich leistet der Techniker
Hilfestellung im Bedienen und Zuschalten der verschiedenen, für den Unterricht
notwenigen Medien (Kassetten, Video...). Nach Unterrichtsende sorgen die
Techniker ebenfalls dafür, die Geräte auszuschalten. Zudem stehen sie jederzeit für
Fragen seitens der Schüler und Lehrer zur Verfügung.
Die Schüler selbst übernehmen eine, wenn auch nur geringfügige, technische
Aufgabe: Mit ihrer Fernbedienung regeln sie die Kameraeinstellung zu Beginn der
Stunde (da an einem Ausstrahlungsort oft verschieden große Gruppen am Visio-
Enseignement teilnehmen, sind Kamerawinkel und Zoom meist neu zu regeln). Des
Weiteren schalten die Schüler das sich im Klassenzimmer befindende Mikrofon ein
und aus, wenn sie das Wort ergreifen.
28 Da die Virusgefahr relativ hoch ist und ein Virus wie es in Parthenay bereits schon vorkam, dem System Schaden zufügen kann, wird auf die Benutzung des Internets verzichtet. 29 pl@n-net ist das Angebot der Kommunen, die in den Schulen oder Jugendzentren installierten Informatikräume in bestimmten Zeiträumen außerhalb der Schulzeit für die Bevölkerung zu öffnen. Hierbei ist ein Techniker oder Informatiker als Betreuer und Berater anwesend. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 26
4.2.7) Lehrer und Schüler
Im vergangenen Schuljahr 2004/2005 unterrichteten drei Lehrerinnen in den Deux-
Sèvres Deutsch, sowie eine Lehrerin Spanisch nach dem Visio-Prinzip. Alle
Lehrkräfte beteiligten sich seit Beginn an diesem Projekt und können nun auf eine
zweijährige Erfahrung zurückblicken.
Nach der Auswahl der Schulen, die sich an dem Visio-Enseignement beteileigen
könnten, wurde den dortigen Deutschlehrern das Projekt bei einem Ortstermin in
dem Département Manche (50) vorgestellt. In der Académie de Caen läuft das
Projekt des „Visio-Enseignements“ schon seit 1996 erfolgreich an fünf Schulen.
Nach dieser Präsentation des Projektes und einigen Informationsgesprächen war es
den jeweiligen Kollegen überlassen, sich an dem Versuch des Visio-Enseignements
zu beteiligen oder nicht.
Unter Anleitung der Inspectrice Pédagogique Regionale (IPR) des Faches Deutsch
und einer schon seit neun Jahren im Visio-Enseignement aktiven Lehrkraft aus der
Manche fanden Fortbildungstage für die beteiligten Lehrer statt. Im Laufe dieser
Fortbildung wurde den Lehrkräften die Funktionsweise der Technik erklärt und eine
Einführung zu deren Bedienung gegeben. Auch pädagogische und organisatorische
Fragen über diese innovative Art des Unterrichtens konnten hierbei geklärt werden.
Schwieriger war es allerdings Schüler zu finden, die sich bereit erklärten an diesem
Projekt teilzunehmen. Nach mehreren Informationsveranstaltungen für Schüler und
Eltern beteiligten sich im ersten Jahr 46 Schüler an dem Modell des Visio-
Enseignements. 26 unter ihnen besuchten die „section bi-langues“, die restlichen 20
nahmen an dem erweiterten Deutschunterricht der „section européenne“ teil. Im
darauffolgenden Jahr belief sich die Zahl der Schüler für beide Sektionen immerhin
schon auf 36, beziehungsweise 26. Abhängig ist die Nachfrage vor allem durch die
von den Schulen betriebenen Informations- und Werbeveranstaltungen für dieses
Projekt und den Stellenwert, den das Projekt innerhalb des Schulalltags einnimmt.
Innerhalb der verschieden Kleingruppen ist die Teilnehmerzahl recht unterschiedlich
und reicht von einem bis hin zu acht Schülern. Als Ideal wird für das Visio-
Enseignement eine Gruppengröße von sechs Schülern genannt. Gerade bei
Gruppen- und Partnerarbeiten, aber auch für die Motivation und Interaktivität
innerhalb der Kleingruppen ist es empfehlenswert, mit mindestens vier Schülern
arbeiten zu können. Aus organisatorischer Sicht der Schulen ist es ebenfalls leichter,
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 27
sich nach einer größeren Schülerzahl zu richten und die Stundenpläne entsprechend
zu gestalten. Als maximale Gruppengröße ist von acht Schülern die Rede30, da eine
größere Gruppe schwierig auf den Bildschirm zu projizieren ist. Zudem erlaubt es
diese Anzahl eine eigene Lehrkraft vor Ort einzusetzen. Für den Fall, dass die
Nachfrage der Schüler die angestrebte Teilnehmerzahl übersteigt, entscheidet ein
aus Lehrern und Schulleiter bestehendes Gremium über die Teilnahme oder
Nichtteilnahme der einzelnen Schüler. Ausschlaggebend dafür sind laut der Charta
« la motivation, l´aisance verbale et la qualité de l´expression orale, le goût de
communication, l´esprit d´ouverture et d´analyse »(Lacam 2002).
Anfänglich bedarf es sowohl für die Lehrer als auch für die Schüler eine gewisse Zeit,
sich damit zurechtzufinden plötzlich während des Unterrichtes „gefilmt“ zu werden
und sich selbst auf dem Bildschirm zu sehen. Ebenfalls befremdlich ist die Tatsache,
dass Aktivitäten die nicht zum Unterricht gehören vom Lehrer gesehen werden,
obwohl dieser körperlich nicht anwesend ist. Ein weiterer gewöhnungsbedürftiger
Aspekt ist es, den Lehrer und die Klassenkameraden der virtuellen Klasse nur
zeitweise auf dem Bildschirm zu sehen und zu hören. Man ist sich nah obwohl man
sich fern ist. Trotz der direkte Verbundenheit zu den anderen Gruppen arbeitet man
im Grunde individuell (in der Kleingruppe und als Einzelperson).
4.2.8) Die drei Prinzipien des Visio- Enseignements
Das Unterrichten mit Hilfe des Visio-Enseignements baut auf drei Prinzipien auf: (vgl.
Harzallah 2002:6)
Dem Bild (l´image),
Der Direktheit (le direct)
Der Interaktivität (l´interactivité).
Bilder und Sehen können bei der Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen.
Durch sie werden nicht nur Worte sondern auch non- verbale Zeichen von Sprechern
und Zuhörern wahrgenommen. Durch den Bildschirm und die übertragenen Bilder
fühlen Schüler und Lehrer sich trotz der geographischen Distanz persönlich
angesprochen. Auch zur Illustration kann eine direkte Übertragung von Bildern,
Skizzen oder Grafiken von großer Hilfe sein. Oft erzielt ein Bild eine größere Wirkung
30 vgl. hierzu Lacam ( 2002), Biscons (2003)------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 28
und Memorisierung als ein noch so gut gehaltener Vortrag zum selben Thema.
Gerade im Bereich des Fremdsprachenlernens sind Bilder zur Erklärung nach der
heutigen didaktischen Auffassung im Unterricht alle Sinne anzusprechen,
unersetzlich. (Visualisieren der zu lernenden Vokabeln, Fotos und andere
landeskundliche Materialien sind nur einige Beispiele, die hierbei zu nennen wären).
Die Übertragung des Unterrichtes sowie der eigenen Beiträge auf den Bildschirm
motiviert den Schüler zudem, sich am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen.
Das Prinzip der Direktheit besagt, dass Informationen und Gespräche in einer eins
zu eins Übertragung zeitgleich von den Gesprächspartnern wahr- und aufgenommen
werden. Eine zeitliche Verzögerung, wie sie bei einer Briefkommunikation oder im
Voraus aufgezeichneten Unterrichtsstunden des Fernunterrichts bisher stattfand,
existiert nicht mehr. Durch den Wegfall der Zeitverzögerung kann das Lernen
effektiver gestaltet werden. Stark beeinflusst durch die Überwindung dieser zeitlichen
Dimension ist auch das dritte Prinzip des Visio-Enseignements, die Interaktivität.
Sie findet sowohl zwischen Lehrer und Schüler, als auch unter den Schülern statt.
Bei Übungen oder Diskussionen beteiligen sich die Schüler selbstständig oder nach
Aufruf durch Klassenkameraden. Diese Interaktivität ist für den Lernerfolg von großer
Bedeutung, denn “Lernen ist ein sozialer Prozess und Lernen ist ein aktiver Prozess“
(Behrens 1999:132). Ähnlich wie im Präsenzunterricht ist es nun möglich, direkt am
Unterrichtsgeschehen mitzuwirken und Wortmeldungen, Fragen und Beiträge
einzubringen. Da der Lehrer als einziger die Wortmeldungen aller Schüler auf dem
Gesamtbildschirm sehen kann, besteht seine Aufgabe häufig darin, die das Wort
ergreifenden Schüler auf dem Bildschirm einzublenden. Hierbei sollte auf eine
möglichst gleichwertige Verteilung der Redeanteile der Schüler und Gruppen
geachtet werden.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 29
4.2.9) Pädagogisch didaktische Ansichten über das Visio-Enseignement
Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Forschung intensiver mit diesem Thema der
multimedialen Bildung um den daraus resultierenden Problemen und
Herausforderungen entsprechend entgegenwirken zu können. Audio und visuelle
Medien können zwar die Authentizität des zu vermittelnden Lernstoffes erhöhen und
zu einer meist höhere Motivation der Schüler führen, dennoch lohnt es sich einen
kritischen Blick beizubehalten. Gerade im Visio-Enseignement besteht die Gefahr
den Unterricht durch den Bildschirm zu sehr als Vergnügen anzusehen. “Fernsehen
ist ein Medium, das in der Freizeit eine Rolle spielt. Hier dient es in der Regel der
Unterhaltung und Entspannung, teilweise auch der Information. Die Einstellung, die
der Lerner dem Medium [TV (TOM31)] gegenüber entwickelt hat, besitzt auch im
Rahmen des Teleteaching Relevanz“. „Das Medium Fernsehen motiviert nicht „per
se“, es kommt auf die inhaltliche und gestalterische Aufbereitung der Sendeformate
an.“ (Behrens 1999: 106,12) Das Fernsehen als Lernmedium steht dem Fernsehen
als passives Vergnügungsmedium gegenüber. Diese Einstellung muss sowohl bei
Eltern, Schülern und Lehrern erst geändert werden bevor es zu dem gewünschten
Erfolg kommen kann. Eine weitere Fehlinterpretation beim multimedialen Lernen ist
die weit verbreitete Auffassung je mehr Technik desto besser. “Teleteaching kann
und muss so genutzt werden, dass sich die Innovation nicht nur auf die technische
Übertragung bezieht sondern auch und gerade auf den Lehr- und Lernprozess
selbst“ (Collis 1996:17 übersetzt in Behrens 1999:182). Diesen Vorgang bezeichnet
Collis mit dem Begriff des „pedagogical re-energeering“. Momentan beziehe sich laut
Behrens (1999) ein Großteil der geleisteten Forschungen auf die technische
Entwicklung und Optimierung der multimedialen Bildung. Im pädagogischen
didaktischen und psychologischen Bereich allerdings ist noch ein enormer
Forschungsbedarf vorhanden (vgl. hierzu auch Bruhn 2000:18).
31 TOM= Tina-Olivia Maywald------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 30
4.3) Vor- und Nachteile des Visio-Enseignements
Viel gestellt und umstritten ist die Frage, ob das Visio-Enseignement eine gelungene
Alternative zum herkömmlichen Präsenzunterricht sei oder ob es auf längere Frist
nur dahin führen soll, die Lehrkraft zu ersetzten. Dies war meist die erste Reaktion
der Leute, denen ich von dem Projekt des Visio-Enseignements erzählte. In diesem
Kapitel sollen nun einige Vor- und Nachteile des Visio-Enseignements unter
Einbezug der Erfahrungen der Unterrichtspraxis in den Deux-Sèvres dargestellt
werden. Gegliedert ist diese Erörterung in die drei Themeneinheiten Pädagogische
Überlegungen, Unterrichtsinhalte und Organisation.
Pädagogische ÜberlegungenAuf einer Internetseite der Académie de l´Ile de France (Paris 7 Jussieu), die das
Visio-Enseignement genauer vorstellt und erläutert, findet sich zu der oben
erwähnten Personalfrage folgende Aussage: « Le Visio-enseignement n´a pas pour
objectif de remplacer un professeur ou même de diminuer à court ou moyen terme le
nombre de professuers .Même si c´est la première idée que nous suggère ce terme.
Jamais une image ou une animation sur un écran ne pourra remplacer l´ambiance
qui règne dans une salle de cours.» (Sol 1999 ) Genau dieses Fehlen des
persönlichen Kontaktes zwischen Schülern und Lehrer ist immer wieder Streitpunkt
des Projektes. Durch die räumliche Distanz zwischen Lehrenden und Lernenden
kann nicht das gleiche Verhältnis aufgebaut werden, wie im Präsenzunterricht, in
dem man sich täglich gegenüber steht. Der Kontakt zum einzelnen Schüler ist so gut
wie nicht vorhanden und außerunterrichtliche Kommunikation kann nur selten
stattfinden. Der Lehrer sitzt, ähnlich einem Nachrichtensprecher, isoliert in seinem
Studio und versucht die unterschiedlichen Kleingruppen durch gemeinsames
Arbeiten als eine Klasse zu betrachten und zusammenzufügen. Dies ist nicht immer
einfach und verlangt ein großes pädagogisches Geschick.
Andererseits wächst innerhalb der Gruppen ein gewisses Zugehörigkeits- und
Verantwortungsgefühl der Schüler untereinander. Oftmals erweist es sich als
einfacher bei den Nachbarn Hilfe zu erbeten als beim Lehrer. Die von den
Lehrplänen geforderten Schlüsselqualifikationen, wie selbstständiges,
eigenverantwortliches Arbeiten, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen werden
mittels dieser Art des Unterrichts deutlich gefördert und gefordert. Den Schülern
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 31
obliegt die große Verantwortung, im Unterricht selbstständig zu arbeiten sowie
diesen selbstständig vor- und nachzubereiten.32 Seitens der Schüler wird daher eine
bestimmte Reife und Selbstständigkeit erwartet und vorausgesetzt, die wiederum
durch das selbstständige Arbeiten innerhalb der Kleingruppe gefördert wird.
Diskutiert wird und wurde die Frage, ob den Schülern aus Gründen der
Aufsichtspflicht eine Begleitperson im Visio - Raum zur Verfügung gestellt werden
sollte, da es nicht einfach ist, eine undisziplinierte Gruppe über mehrere Orte hinweg
in den Griff zu bekommen. In der Praxis stellte sich allerdings heraus, dass die
Schüler besser arbeiteten wenn sie alleine und ohne Aufsichtsperson im Raum
waren. Im Falle von disziplinären Entgleisungen zeigen sich die Gruppen durchaus
selbst in der Lage, die betreffenden Schüler zu sanktionieren33. Diese Selbstregelung
und die Eigenverantwortlichkeit im Klassenzimmer konnte von allen Verantwortlichen
und Teilnehmern akzeptiert werden. Das dabei erlernte selbstständige Arbeiten und
die soziale Kompetenz der Schüler machen sich auch in den anderen Fächer positiv
bemerkbar.
Allerdings sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass trotz der
Bestrebungen nach Chancengleichheit nur ein gewisses Schülerklientel am Visio-
Enseignement teilnimmt. Schüler die sich freiwillig für einen zusätzlichen Unterricht
(„section européenne“ oder „section bi-langues“) entscheiden, bringen meist eine
gewisse Motivation und Arbeitsbereitschaft mit. Ihnen fallen häufig auch die oben
genannten Fähigkeiten leichter.
Neben dem vertiefenden Sprachenlernen, den Schlüsselqualifikationen und den
sozialen Komponenten die das Visio-Enseignement fordert, werden die Schüler
schon früh mit den technischen Hilfsmitteln und Medien vertraut. Dies gilt
insbesondere für die jüngeren Schüler die sich an der „section bi-langues“ beteiligen.
Angesichts der zunehmenden Medialisierung in der Berufswelt kommen ihnen diese
Annäherungen und Erfahrungen der Mediennutzung außerhalb des Freizeitbereiches
sehr zu Gute.
32 Unter Vor- und Nachbereitung versteht sich hierbei nicht nur die fachspezifische Arbeit sondern zusätzlich auch die Organisatorische (Abgabe und Verschicken von Hausaufgaben, Abholen der Arbeitsblätter, Einstellung des Kamerablickwinkels...)33 Den Schülern steht im Notfall eine Aufsichtsperson zur Verfügung. Auch ist der Visio Lehrer per Telefon mit dem Sekretariat oder den „Surveillants“ (aufsichtsführende Personen in französischen Schulen) verbunden und kann bei Bedarf Hilfe erbeten. Auch sollte bedacht werden, dass jede Gruppe unterschiedlich reagiert und es jederzeit vorkommen kann, bei manchen Gruppen eine Aufsichtsperson einzusetzen.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 32
UnterrichtsinhalteEin klarer Vorteil des Visio-Enseignements, gerade im Bezug auf das Sprachen-
lernen, ist die Priorität des Mündlichen. Schon für den Sprachenunterricht der
Grundschulen wird gefordert, dass «L´apprentissage d´une langue à l´école à
essentiellement pour objectif de faire acquérir des savoir-faire dans les deux grandes
domaines que sont la compréhension et l´expression, pour permettre un usage de la
langue dans un certain nombre de situations de communication» (Allemand Cycle 3,
2002 :9).
Im Sprachenunterricht des Collèges soll die mündliche Ausdrucksfähigkeit zukünftig
ebenfalls verstärkte Bedeutung erlangen. «L'oral est à la fois vecteur d'apprentissage
et objet d'apprentissage, à ce titre il est éminemment transversal. Il ne s'agit pas de
créer une nouvelle matière, il ne s'agit pas pour les élèves de devenir bons "en" oral
mais" à" l'oral.»(www.ac-creteil.fr/missioncollege/apprentissageoral/definitions.htm)
Durch die etwas anderen Arbeitsbedingungen im Visio-Enseignement liegt der
Schwerpunkt eindeutig auf Kommunikation und der mündlichen Mitarbeit. Die
Notwendigkeit mit dem Rest der Klasse zu kommunizieren bietet natürliche
Sprechanlässe. Nonverbale Handlungen, wie sie sonst im Unterricht häufig zum
Tragen kommen, können im Visio-Enseignement nur begrenzt eingesetzt werden
und zwar nur dann, wenn man selbst für die anderen deutlich auf dem Bildschirm zu
erkennen ist und die Übertragungsqualität einigermaßen klar ist. Die stärkere
Gewichtung des Mündlichen entspricht dem eigentlichen Ziel beim Erlernen einer
Fremdsprache: Freie Kommunikation mit Muttersprachlern oder anderen
Sprachenlernern und nicht nur ein nie praktisch angewendetes Theoriewissen.
Trotz aller Arbeit im mündlichen Bereich sollte die Schriftlichkeit nicht ganz außer
Acht gelassen werden. Hier ist die Umsetzung im Vergleich zum Präsenzunterricht
etwas komplizierter und schwieriger. Mit Hilfe des Presenters oder des PC´ s kann
der Lehrer Übungen und Vokabeln verschriftlichen und auf dem Bildschirm der
Schüler einblenden. Für die „section européenne“ ist diese Problematik nicht all zu
bedeutend, da es sich hier um einen ergänzenden Unterricht handelt. Schwieriger ist
es für die „section bi-langues“, bei denen das Visio-Enseignement die einzige
Unterrichtsform ist und die Schriftlichkeit automatisch einen größeren Stellenwert
einnehmen muss. Die Verschriftlichung von Schülerarbeiten oder das Korrigieren der
Arbeitsblätter und Hefteinträge gestaltet sich in beiden Fällen komplizierter als im
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 33
Präsenzunterricht. Längere schriftliche Arbeiten oder Hausaufgaben werden von den
Schülern entweder im Sekretariat abgegeben, von wo aus sie per Post weitergeleitet
oder direkt per E-Mail an die Lehrer verschickt werden. Dies wiederum setzt voraus,
dass alle Schüler Zugang zu einem PC und Kenntnis im Umgang damit haben.
Durch die gute Ausstattung an den Schulen ist diese Möglichkeit zwar theoretisch
gegeben, doch werden, wenn solche Aufgaben anfallen, die Arbeiten großteils zu
Hause erledigt und nicht jeder Haushalt verfügt über einen Computer mit
Internetanschluss (Dies sollte allerdings auch nicht zur Bedingung einer erfolgreichen
Teilnahme werden).
Auf Grund der Neuheit des Visio-Enseignements ist diese Art des Arbeitens und
Unterrichtens momentan noch nicht ausreichend erforscht und didaktisiert.
Materialien und Unterrichtskonzepte speziell für diesen Unterrichtenstyp müssen
daher von den praktizierenden Lehrern erst persönlich erstellt und erarbeitet werden.
Dabei müssen die Stärken und Schwächen durch Technik und Methode sowie die
teilweise eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Da das Visio-
Enseignement als Unterrichtsform an sich noch nicht sehr bekannt ist, stößt man auf
Seiten der Pädagogen, Eltern und Schüler immer wieder auf Unsicherheit und
Misstrauen. Diese anfängliche Unsicherheit gegenüber dem Neuen gilt es in den
nächsten Jahren durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu widerlegen.
Momentan können kaum Aussagen zum Lernerfolg des Visio-Enseignements im
Vergleich zum Präsenzunterricht gemacht werden. Noch ist die Zahl der
Publikationen, die sich mit Visio- Enseignement und Teleteaching befasst haben
relativ gering. Die bisher durchgeführten Studien hatten meist verschiedene Ansätze
und zielten auf unterschiedliche Ergebnisse ab, so dass sich daraus kein
repräsentatives Gesamtbild ergab (vgl. auch Bruhn 2000:69). Innerhalb der
verschiedenen Videokonferenzsysteme und Unterrichtsarten („section bi-langues“,
„section européenne“...) besteht ebenfalls eine unterschiedliche Zielsetzung und
Erwartung an Schüler und Lehrer. Durch den in den letzten Jahren gestiegenen
Einsatz des Visio-Enseignements und dem gestiegene Forschungsinteresse ist
zukünftig mit repräsentativen Untersuchungsergebnissen zu rechnen. Im Falle des
Visio-Enseignements in den Deux- Sèvres ist laut dem „comité de pilotage“ im dritten
Laufjahr des Projektes eine größere Umfrage geplant.
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OrganisationIm Vergleich zum herkömmlichen Präsenzunterricht erfordert das Visio-
Enseignement eine intensivere Organisation und Planung aller Beteiligten.
Das Versenden der Schülerarbeiten verläuft ähnlich der schon erwähnten
Materialverteilung des Lehrers. Per Post, Fax oder E-Mail werden Arbeitsblätter,
Tests und andere für den Unterricht benötigten Materialien an die Sekretariate
geschickt. Grundidee ist es, die Schüler ihre Aufgaben vor Unterrichtsbeginn
eigenständig abholen zu lassen und nicht wie es bisher noch an den meisten
Schulen praktiziert wird, eine Koordinationsperson mit dieser Aufgabe zu betrauen.
Hierbei kommt es allerdings häufiger zu Verzögerungen, da das Abholen oder
Verteilen teils unvollständig geschieht oder vergessen wird. Dies führt zu
Beeinträchtigungen des Unterrichtsablaufs, da das Fehlen der Materialien einen
Zeitverlust für die gesamte Gruppe bedeutet. Seitens der Lehrer erfordert das
Versenden der Materialien eine genaue Vorausplanung und Organisation des
Unterrichts, da in der Regel spätestens ein bis zwei Tage vor dem gehaltenen
Unterricht das Material versandt werden sollte. Eine sogenannte
Türklinkenpädagogik34 ist im Visio-Enseignement praktisch unmöglich. Allerdings
ermöglicht es eine gute Strukturierung des Unterrichts, sich inhaltlich auf das
Wesentliche zu beschränken und die Arbeitsschritte und Ziele des Unterrichts genau
zu definieren. Dabei kommt man im Unterricht theoretisch schneller voran wenn man
voraussetzt, dass die Schüler trotz der zusätzlich anfallenden Stunden zu einem
Minimum von Vor-und Nachbereitung bereit sind.
Eine organisatorische Herausforderung seitens der Schulleitung ist die Planung und
Stundenverteilung des Visio-Enseignements. Mehrere Schulen müssen sich jeweils
auf einen gemeinsamen Zeitpunkt einigen, an dem die Schüler, ohne daraus
Nachteile zu ziehen, am Visio-Enseignement teilnehmen können. Da die Schüler den
ganzen Tag Unterricht haben ist dies nicht einfach. Häufig werden die für Etudes35
vorgesehenen Stunden mit den Stunden des Visio-Enseignements parallel gelegt.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Schülern die mittlerweile durch den Lehrplan
verpflichtende Teilnahme an IDD36 zu erlassen, da das Visio-Enseignement für sie
schon zusätzlichen Unterricht mit sich bringt.
34 Die Lehrkraft überlegt sich erst beim Herunterdrücken der Türklinke in das Klassenzimmer Inhalt und Organisation seines Unterrichts.35 „ Etudes“ entspricht einer Art Hausaufgabenbetreuung während der Unterrichtszeit die von den Surveillants beaufsichtigt wird. Während dieser Zeit finden teilweise auch AGs, Bibliotheksaufenthalte oder Sprachunterricht und Nachhilfestunden statt.36 IDD= Itinéraire de Découverte, entspricht unserer Projektarbeit------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 35
Da sich an den verschiedenen Schulen die Unterrichtszeiten (noch) nicht
entsprechen, erschwert dies die Stundenplangestaltung. Um die Schüler nicht durch
Kürzungen ihrer Pausen für die Teilnahme am Visio-Enseignement zu „strafen“,
beginnen und enden die Stunden der einzelnen Kleingruppen zu verschiedenen
Zeiten. Dies bringt eine Verkürzug der effizienten, gemeinsamen Unterrichtszeit mit
sich. Allerdings wird die verbleibende Zeit mit den einzelnen Kleingruppen durch
Hausaufgabenkontrolle, Wiederholungen, und schriftliches Arbeiten sinnvoll genutzt.
Für Wiederholungen und Erklärungen werden auch die Sitzungen genutzt, bei denen
der Lehrer persönlich an den Schulen anwesend ist. In mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen, der von dem vierzehntägigen Treffen bei der „Section bi-
langues“ über den monatlichen Besuch in der „Section Européenne“ reicht, wird der
für Schüler und Lehrer unerlässliche, persönliche Kontakt gepflegt, Probleme
behandelt und Tests37 besprochen. Der regelmäßige persönliche Kontakt bei
Besuchen an den Schulen trägt maßgebend zum Gelingen des Projektes bei. Diese
Tatsache bestätigt die anfänglich von Sol zitierte Aussage die besagt, dass das
Visio-Enseignement langfristig keineswegs die Lehrkraft und den herkömmlichen
Unterricht ersetzten soll und kann, sondern lediglich eine Ergänzung des Selben
darstellen sollte. Für die Ortstermine an den Schulen gilt es ebenfalls, Momente zu
finden in denen Schüler und Lehrer unterrichtlich nicht gebunden sind. Häufiger
werden spontane Treffen in Vertretungsstunden gelegt, dies wiederum setzt eine
große Flexibilität seitens der Schulleitung und Lehrer voraus. Flexibilität wird auch
dahingehend verlangt, dass bei all den Aktivitäten, die an den Schulen sonst noch
angeboten werden, einzelne Gruppen im Unterricht abwesend sein können, was den
normalen Unterrichtsablauf behindern kann.
Da die meisten Lehrer zusätzlich zum Visio-Enseignement auch im Präsenzunterricht
tätig sind kommt es vor, dass Lehrer an einer Ihrer Visio-Schulen den
Präsenzunterricht in Deutsch erteilen und somit einen Teil der Schüler (diejenigen,
die sich für die zusätzlichen Deutschstunden der “section européenne“ entschieden
haben) unterrichten.
Noch nicht ausgereift ist momentan die Übertragungstechnik ins Studio und in die
Klassenräumen. Trotz fachkundlicher Mithilfe kommt es immer wieder zu
technischen Pannen und Behinderungen im Unterricht. Des Öfteren müssen mehrere
37 Werden Klassenarbeiten geschrieben, bleiben die Mikrofon die ganze Zeit über eingeschalten. Die Tests werden meist von einem Kollegen verteilt, und am Ende einsammelt und verschickt, bei manchen Gruppen bleibt die ganze Zeit über eine Aufsichtsperson im Raum------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 36
Versuche gestartet werden, um die einzelnen Schulen anwählen und dadurch auf
dem Bildschirm sichtbar machen zu können. Dies geschieht auf Kosten der
Unterrichtszeit. In der Bildübertragung kommt es zudem zu minimalsten
Verzögerungen, die mit sich bringen, dass Bilder teilweise unscharf und ruckartig
wirken. Vor allem bei Bewegungen seitens der Schüler macht sich dies bemerkbar.
Durch die Übertragung des Unterrichts auf einen Fernsehbildschirm und nicht per
Beamer auf eine etwas größere Leinwand, erfordert es eine höhere Anstrengung und
Konzentration dem Unterrichtsgeschehen zu folgen. Ähnlich verhält es sich mit den
hochempfindlichen Mikrofonen, die jedes Geräusch aufnehmen und übertragen. Hier
gilt zu erwähnen, dass die Schüler ihr Mikrofon38 nur dann angeschaltet haben, wenn
sie vor und für die Klasse sprechen.
Dank der stetigen Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten und
multimedialen Geräte erhofft man sich in absehbarer Zeit einen Rückgang dieser
spezifischen Probleme. Allerdings fordern die Instandhaltung der Technik sowie die
laufenden Kosten für Personal und Neuanschaffungen einen großen finanziellen
Aufwand. Dies stößt einerseits auf Kritik, andererseits wird den Schülern, Eltern und
außenstehenden Personen somit die Bedeutung und Wichtigkeit des
Sprachenlernens, hier insbesondere des Deutschen, verdeutlicht. Der Stellenwert
des Deutschen, gerade in einer ländlichen Gegend wie dem Département Deux-
Sèvres wird damit, so erhofft man sich, etwas erhöht. Letztendlich kommt es auch
nicht wie befürchtet zur Schließung oder Kürzung der Deutschklassen an den
betroffen Schulen. Voraussetzung ist allerdings auch hierbei, dass sich genug
Schüler finden, die am Visio-Enseignement teilnehmen wollen. An manchen Schulen
war dies im letzten Schuljahr nur schwer zu erfüllen. Der Erhalt dieser Klassen ist
wohl der positivste Gewinn des Projektes. Ein weiterer positiver Effekt sind die
zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten der Videokonferenzsysteme für andere
Projekte. Auf einige dieser Projekte wird im Kapitel 6.1 näher eingegangen.
5) Praxiserfahrungen mit dem Projekt
5.1) Erfahrungen von Lehrenden
38Da die Mikrofone sehr empfindlich sind und im Studio sonst die Geräusche von vier Gruppen ankämen, entschieden sich die Mehrzahl der Lehrkräfte dafür, die Mikrofone nur bei Wortmeldungen einschalten zu lassen. Bei den jüngeren Schülern der „section bi-langues“ bleibt das Mikrofon laufend eingeschalten mit der Konsequenz, dass jedes Nebengeräusch und Flüstern wahrgenommen wird und störend wirkt.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 37
Momentan ist die Zahl der Lehrer, die Fremdsprachen nach dem Visio-Prinzip
unterrichten, relativ gering. Da das Projekt sich aktuell in der Anfangsphase befindet,
ist den Fachlehrern als Experten eine wichtige Rolle und Verantwortung für die
zukünftige Weiterführung des Projekts zuzuschreiben. Vermehrter als im
herkömmlichen Präsenzunterricht tragen neben der inhaltlichen Vermittlung des
Lernstoffes eine Menge andere Faktoren zum Gelingen des Unterrichts bei. Während
meines Aufenthaltes in Frankreich hatte ich in persönlichen Gesprächen, auf
Fortbildungen und bei einer Zusammenkunft des „comité de pilotage“ die Möglichkeit,
Lehrer, Projektträger sowie die Fortbildungsleiterin, die mittlerweile auf eine
neunjährige Unterrichtspraxis zurück blicken kann, über deren Erfahrungen und
Einstellungen zum Visio-Enseignement zu befragen. Ihre Eindrücke und Meinungen
sollen im Folgenden zusammengefasst und näher betrachtet werden. Kriterien, wie
sie in der noch relativ seltenen Literatur über das Visio-Enseignement zu finden sind,
decken sich hierbei häufig mit den Aussagen der befragten Lehrer:
Ein positiver Punkt sei es laut einer Lehrerin, all die im Studio vorhandenen
technischen Möglichkeiten und Geräte im Unterricht tatsächlich einzusetzen.
Während man im „Präsenzunterricht“ meist den Aufwand scheue, Beamer, PC oder
sonstige Geräte für eine Stunde im Klassenzimmer anzuschließen (vorausgesetzt
die Schule verfügt über diese Möglichkeiten) profitiere man im „Visio“ gerne davon
und nutzte die Apparate. Andererseits erfordere es eine sehr hohe Konzentration,
alle Geräte zum richtigen Zeitpunkt zu bedienen. Eigentlich sollte der Lehrer den
gesamten Unterricht mit Bild- und Medienwechsel gedanklich parat haben, da meist
die Zeit fehle, einen Blick auf das Unterrichtskonzept zu werfen. Damit der Unterricht
gelingt und um Konzentration und Motivation der Schüler zu erhalten, sei ein
Themen-, Aufgaben- oder Medienwechsel nach maximal 10 Minuten notwendig.
Lehrer und auch Schüler seien bei dieser Art des Unterrichts nonstop gefordert (vgl.
Behrens 1999:8).
Dies ist für beide Seiten bei einer Unterrichtslänge von 55 min bis hin zu 90 min
(section européenne) sehr anstrengend, wie folgende Aussage verdeutlicht : «Des
chercheurs qui pratiquent le visio au niveau universitaire, dans d´autres disciplines,
ont calculé qu´une heure de visio ([55 min]TOM) équivaut à 1h55 de cours en
présentiel, du fait de la concentration, de la multiplicité des supports etc. » (Auque-
Dupont, 2000)
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Dadurch, dass der Lehrer physisch nicht präsent sei und somit einzelne Schüler nicht
direkt durch Gesten oder Mimiken unterstützen, aufmuntern oder tadeln könne,
müsse dieser Verlust durch mündliches Lob und Tadel ersetzt werden. Dies führe zu
Unterbrechungen im eigentlichen Unterricht und fordere ein Mehr an Aufmerksamkeit
und eine erhöhte sprachliche Präsenz des Lehrers. Dies spricht gegen den
Grundsatz, den Redeanteil des Lehrers möglichst gering zu halten, um so die
Mündlichkeit und Interaktivität der Schüler im Visio-Enseignement in den
Vordergrund zu stellen. Schriftliche Aktivitäten während des Unterrichts seien eher
selten und werden meist als Hausaufgaben oder zu Zeitpunkten in denen nicht alle
Gruppen anwesend sind, erledigt.
Auf die Frage nach der Unterrichtsvorbereitung waren sich alle Lehrer darin einig,
dass für das „Visio“ im Vergleich zum herkömmlichen Unterricht eine doppelte bis
dreifache Vorbereitungszeit nötig sei. Allerdings habe die präzise Vorbereitung auch
den Vorteil, dass man selbst strukturierter und präziser würde und sich auf die
wesentlichen Elemente des Unterrichts beschränke. Dennoch sei selbst in einem
exakt geplanten Unterricht ein gewisses Maß an Flexibilität und Improvisation
gefragt, da es durchaus vorkommt, dass das versendete Material die Schüler nicht
erreicht oder die Technik Mängel aufweist. Neben der technischen Ausstattung
wurden die Organisation und Einbettung des Visio-Enseignements in den Schulalltag
von allen Lehrkräften als verbesserungsfähig genannt. Zu häufig komme es ihrer
Meinung nach zu Pannen oder Störungen bei der Verbindung der Telefonleitungen,
die das Unterrichtsgeschehen beeinträchtigten, ebenso wie die leichten
Verzögerungen von Ton und Bild.
Eine bessere Integration des Visio-Enseignements in den Schulalltag wurde als
wünschenswert genannt, da es durchaus vorkomme, dass einzelne Gruppen ohne
eine vorherige Information an den Lehrer abwesend seien. Ebenfalls schwierig
gestalte es sich an manchen Schulen, einen geeigneten Zeitpunkt für die
Präsenzzeiten von Schülern und Lehrern zu finden. Dies geschehe teilweise noch
auf Kosten der Schüler, die freiwillig ihre Mittagspause verkürzen um ein
gemeinsames Treffen zu ermöglichen.
Unter den Kollegen der einzelnen Schulen ruft das Visio geteilte Meinungen hervor.
Die meisten Lehrkräfte können sich nicht vorstellen was es bedeutet, im Visio-
Enseignement tätig zu sein und meinen, es sei ein Leichtes, meist motivierte
Kleingruppen zu koordinieren und zu unterrichten, ohne den Lärm einer ganzen
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Klasse „ertragen“ zu müssen. In diesem Bereich bestehe nach Angaben der Visio-
Lehrer noch ein großer Aufklärungsbedarf. Die Kollegen sollten motiviert werden und
die Möglichkeit bekommen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen um ein reelles
Bild des Visio-Enseignements zu erhalten. Somit könnte vielleicht auch der eine oder
andere Kollege die Angst vor der Technik verlieren und motiviert werden, das Visio-
Enseignement punktuell für den eigenen Unterricht oder Projekte zu nutzen. Zudem
wurde angemerkt, dass sich die Integration in das Präsenzkollegium teilweise
schwieriger gestalte, da man viel Zeit im Studio oder auf der Strecke verbringt und
an einigen Schulen persönlich so gut wie nie präsent ist.
Dessen ungeachtet gaben alle Lehrer an, trotz der räumlichen Distanz ein gutes
Verhältnis zu den Schülern zu haben. Die schon seit neun Jahren unterrichtende
Lehrerin aus der Manche meinte zudem, die Beziehung zwischen ihr und den
Schülern sei, obwohl man sich meist nur per Bildschirm sehe, häufig enger als die
zu den Schülern im Präsenzunterricht. Als mögliche Erklärung für diese Behauptung
meinte sie: «Je fais des comparaisons avec internet par exemple, où il y a aussi l
´écran qui `` protège´´ et ou des tas de gens, moi y compris, disent avoir rapidement
des relations plus fortes à cause de la distance.» (Auque-Dupont 2000)
Diese Aussage wurde allerdings nicht von allen am Visio-Enseignement beteiligten
Kollegen geteilt. Einige gaben an, dass ihnen der persönliche Kontakt zu den
Schülern teilweise fehlen würde. Als überaus wichtig wurden die regelmäßigen
persönlichen Treffen in den Kleingruppen aber auch der gesamten „virtuellen Klasse“
erwähnt. Nach solchen Treffen könne man laut einer Lehrerin eine
Motivationssteigerung der Gruppe(n) feststellen. Leider fänden diese „Klassentreffen“
aus organisatorischen- und Kostengründen noch zu selten statt.
Anzumerken sei noch, dass es immer wieder Gruppen gäbe, bei denen die
Konkurrenz untereinander eine größere Rolle spielt und sich einige Schüler meinten
sich profilieren zu müssen. Klare Regeln im Unterricht (Blick auf den Bildschirm,
keine Privatgespräche bei angeschalteten Mikros usw.) und Konsequenzen auf
Fehlverhalten seien im Visio-Enseignement wichtiger als im Präsenzunterricht.
Entgegen der Vorstellung, die Kamera könne die Schüler an der Teilnahme des
Unterrichts hemmen, bestätigten alle Lehrer, dass gerade ruhigere und
schüchternere Schüler schnell die Scheu verlieren, vor der Kamera und der
gesamten Gruppe zu sprechen. Durch die Kleingruppe, in der sie integriert sind,
fühlen sie sich sicher und trauen sich teilweise mehr zu als in ihrer Klasse. Es wird
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mehr kommuniziert und lange Stillephasen, wie sie im Präsenzunterricht durchaus
vorkommen können, gibt es seltener. Als einen schönen Vergleich hierzu nennt eine
Lehrerin das Telefon: « Le micro les oblige à parler!... les silences sont assez
insupportables... en visio, un élève ne garde jamais le micro longtemps sans parler.
D´une façon ou d´une autre, il se débrouille pour dire quelque chose.» (Auque-
Dupont 2005)
Dadurch, dass den Schülern eine gewisse Eigenverantwortung zugetraut wird, seien
sie autonomer und häufig auch kreativer und aktiver. Die Eigendisziplinierung
innerhalb der Gruppe wurde hierbei von fast allen Lehrern als positives Beispiel
herangezogen. Auch die Motivation der Schüler sei mitreißend und entschädige
häufig die langen Vorbereitungszeiten.
Neben den zuvor genannten Aussagen über das Visio-Enseignement, bestätigten die
Lehrer einige von Kommunikationswissenschaftlern und Medienpädagogen
entwickelte Theorien, die zum Gelingen des Unterrichts beitragen sollen (vgl. Langer,
von Thun und Tausch (1993:15f ) in Behrens 1999:173 und Behrens 1999:198 ff)).
Um den Erfolg des Projektes zu sichern, sind demnach einige Moderationstechniken
wie freies, gut artikuliertes Sprechen, eine einfache Wortwahl und die passende
Länge der Sprecheinheiten zu berücksichtigen. Diese Kriterien ermöglichen es dem
Zuhörer, trotz gewisser Qualitätsverluste bei der Übertragung folgen zu können.
Auch sollten Mimik und Gestik möglichst natürlich wirken und die Einstellungsgröße
der Kamera keinesfalls zu nahe gewählt sein. Wie im persönlichen Gespräch (face to
face) wirkt eine zu geringe Distanz - in diesem Fall die Großaufnahme des Lehrers -
eher abstoßend. Die Einstellungslängen der zu versendenden Bilder sollten
ebenfalls variieren, da man als Zuschauer an den schnellen Bildwechsel im
Fernsehen und am Computer gewohnt ist. Findet der Wechsel zu schnell statt,
bekommen die Schüler keinen Bezug zu dem Bild und verlieren das Interesse, was
wiederum eine geringere Aktivität im Unterricht impliziert. Wird ein Bild allerdings zu
lange gezeigt, schließt das ebenfalls einen Aufmerksamkeitsverlust mit ein. Hier gilt
es für den Lehrer, das richtige Maß zu finden und die gegebenen technischen
Hilfsmittel (PC, Presenter, Video und Audiokassetten) sinnvoll und gezielt
einzusetzen. Dabei besteht die Gefahr, dass die Technik im Vergleich zu
Lerninhalten und Didaktik einen zu großen Stellenwert einnimmt. Ein allein technisch
aufwendiger Unterricht garantiert nicht zwangsläufig den gewünschten Lernerfolg.
Dies bestätigten auch die Lehrer des Visio-Enseignements, die zudem erwähnten,
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dass sie mit einfachen Mitteln (Memorykarten, Spielen...) teilweise eine größere
Wirkung erzielen würden als mit aufwändig vorbereiteten Präsentationen.
Auf die abschließende Frage, ob sie sich nach zwei, beziehungsweise neun Jahren
der Erfahrung nochmals für die Mitarbeit an dem Projekt des Visio-Enseignements
entscheiden würden meinte eine Lehrerin, sie könne sich gar nicht mehr vorstellen,
ohne Visio zu unterrichten. Die restlichen Kollegen können sich diese Art des
Unterrichts allerdings nur als Ergänzung zum Präsenzunterricht vorstellen und
schließen ein alleiniges Unterrichten nach dem Visio-Prinzip für sich persönlich aus.
5.2) Meinungen der Schüler
Abbildung 9
Nicht ungeachtet sollte bei einem solchen Projekt auch die Meinung der Schüler
bleiben. Unter anderem durch ihre Mitarbeit und Motivation steht und fällt das ganze
Projekt. Sie haben, ebenso wie die beteiligten Lehrkräfte, als eine der Ersten die
Erfahrung mit dieser Form des Unterrichts, die sie dem Präsenzunterricht
gegenüberstellen können. Haben sie eine positive Einstellung gegenüber dem Visio-
Enseignement, breitet sich diese Meinung schnell auf Elternhaus, Geschwister und
Freunde aus. Aber auch Gegenteiliges, negative Erfahrungen, Mängel bei der
Umsetzung oder organisatorische Probleme beeinflussen sie und ihr Umfeld
maßgebend. Um für zukünftige Schülergenerationen das Visio-Enseignement
attraktiv zu gestalten, kommt es überwiegend auf ihre Aussagen an. Dieser
Werbeträgerfunktion sind sich die wenigsten Schüler und wohl auch die wenigsten
Lehrer und Projektleiter bewusst, denn es wurde bisher noch keine größer
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angelegten Schülerbefragung, abgesehen von den Evaluationen innerhalb des
Unterrichts, durchgeführt.
Im Rahmen der Informationssammlung für meine Wissenschaftliche Hausarbeit habe
ich mit einigen der beteiligten Schülern gesprochen und Fragebögen39 verteilt. Ein
Teil der Schüler beantwortete den Fragebogen eigenständig im Unterricht oder zu
Hause, bei anderen Gruppen konnte ich während des Visio-Unterrichts die
Fragebögen persönlich mit den Schülern besprechen.
Insgesamt gaben 70 Schüler ihre Fragebögen mehr oder weniger vollständig
ausgefüllt ab. Befragt wurden 22 Schüler der Klassenstufen „Sixième“ und
„Cinqième“, die an der „section bi-langues“ teilnahmen, 35 Schüler der „section
européenne-allemand“ sowie 13 Schüler der „section européenne-espagnol“ (jeweils
die Klassenstufen „Quatrième“ und „Troisième“).
An Hand von elf Fragen wurden die Gründe der Teilnahme, die Vor- und Nachteile,
die Unterschiede zwischen Visio-Enseignements und Präsenzunerricht, der
persönliche Kontakt zu Lehrenden und Klassenkameraden und die Vertrautheit mit
der Technik erfragt. Mit Hilfe dieser Fragen konnte ein relativ breites Spektrum des
Visio-Enseignements erfasst werden.
Entgegen der Aussage, dass Sprachen bei Mädchen auf größere Nachfrage stoßen,
stellte sich heraus, dass sich mehr Jungen als Mädchen bei dem Projekt des Visio-
Enseignements beteiligten (bei den Umfragen antworteten 30 Mädchen und 40
Jungen). Erklären ließe sich diese Tatsache durch die immer noch vorherrschende
Vorliebe und Begeisterung der Jungen an technischen Neuerungen, Computern und
anderen elektronischen Medien. Diese Vermutung bestätigte sich in den Umfragen,
als die Gründe für die Teilnahme am Visio-Enseignement erfragt wurden. Während
bei den Mädchen die Lust am Deutschlernen und die Ratschläge der Eltern als
Hauptgründe angegeben wurden, antworteten viele Jungen, sie seien neugierig
gewesen und wollten einmal probieren, was Visio-Enseignement sei. Von dieser
anderen Methode des Deutschlernens, die eine intensivere Auseinandersetzung mit
der deutschen (spanischen)40 Kultur und Sprache impliziert, erhofften sich beide
Geschlechter der „section européenne“ im Präsenzunterricht bessere Ergebnisse zu
erzielen.
39 Der Fragebogen befindet sich im Anhang40 Da sich die Arbeit mehrheitlich auf den Deutschunterricht bezieht und die Antworten der Spanischschüler denen der Deutschschüler weitgehend glichen, werden diese in Zukunft nicht extra erwähnt.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 43
Als Unterschiede zum Präsenzunterricht wurden mehrheitlich die technische
Ausstattung (Fernseher, Mikrofon, und Kamera) genannt. Dies sei anfänglich
gewöhnungsbedürftig und ein Schüler meinte dazu: « C´est un peu nul de parler à
une télé! » Die physische Abwesenheit des Lehrers kam ebenfalls in fast allen
Fragebögen zur Rede. Die älteren Schüler (Quatrième und Troisième) merkten an,
dass im Visio-Enseignement mehr gesprochen würde als im herkömmlichen
Sprachenunterricht und dass die mündliche Mitarbeit eine stärkere Gewichtung
bekäme. Der einzelne Schüler käme hierbei häufiger zu Wort und beteilige sich, laut
ihren Aussagen, aktiver am Unterricht. Als weiterer positiver Unterschied wurde der
Kontakt zu Schülern anderer Schulen und die Zusammensetzung der virtuellen
Klassen erwähnt.
Um den persönlichen Kontakt zwischen den einzelnen Kleingruppen zu ermöglichen,
wurden nach Angaben der Schüler mehrere Treffen organisiert. Anlässe dazu boten
die gemeinsame Weihnachtsfeier, die Besichtigung des Studios, sportliche
Veranstaltungen für die Schüler der Troisième, sowie ein Schüleraustausch zwischen
einem deutschen Gymnasium und den an das „studio sud“ angegliederten Collèges
im Département. Diese Zusammenkünfte wurden von den Schülern sehr geschätzt
und als wichtig empfunden.
Auch Treffen mit den Lehrern des Visio-Enseignements fanden in (un)regelmäßigen
Abständen statt. Hierbei gingen die Aussagen je nach Section und Klassenstufe
auseinander. „Besucht“ wurden die Schüler im vierzehntägigen Rhythmus, monatlich
oder ein mal pro Trimester. Mehrheitlich (42,9%) gaben die Schüler an, die Zahl der
Treffen sowie deren zeitliche Abstände seien ausreichend. 27% wünschten sich, die
Treffen könnten öfter stattfinden. Dem gegenüber standen 20 % die angaben, den
Lehrer zu häufig zu treffen (hierbei gilt zu berücksichtigen, dass diese Antwort meist
von den Schülern der Section Européenne gegeben wurde. Sie erhalten zusätzlich
Präsenzunterricht in dem Fach und ein Teil der Schüler trifft die Lehrer dort).
Das Besprechen von Fragen und Problemen, die Rückgabe von Arbeitsblättern und
Klassenarbeiten bildete auch den Schwerpunkt bei den Lehrer-Schüler Treffen vor
Ort. Genutzt wurde die Zeit auch um den aktuellen Unterrichtsstoff zu wiederholen
und zu vertiefen.
Nicht nur die Lehrer, auch die Schüler verließen ihre Klassenzimmer um zu
erkunden, wo sich der Lehrer normalerweise während der Unterrichtszeit befindet.
60% der Befragten wurde bei einem Besuch im Visio-Studio die Technik des Visio-
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Enseignements gezeigt und erklärt (Schüler der „Sektion européenne“ gaben über
dies hinaus an, schon eigene Referate im Studio gehalten zu haben). Lediglich 20 %
der Schüler gaben an, noch nie etwas von der Technik oder den Studios gesehen zu
haben.
Die technischen Probleme, Störungen bei der Verbindung, schlechte Qualität der
Mikrofone und schlechtes Sehen und Gesehen werden, wurde durch alle
Altersstufen hindurch kritisiert und als nachteilig betrachtet.41 Ebenso bedauerte ein
Großteil der Schüler, zeitliche Überschneidungen und das daraus resultierende
Verpassen der Etudes, IDD und der „Découverte professionelle“. Die Länge des
Unterrichts von 90 Minuten („section européenne“) wurde von den Schülern als zu
lang und anstrengend empfunden, da trotz aller Interaktivität das Starren auf einen
Bildschirm ermüdend wirke. Andererseits gaben die Schüler an, die Abwechslung
zum Präsenzunterricht zu genießen und den etwas anderen „cours moderne“ als gut
zu heißen. Ein weiterer Vorteil nach Angaben der älteren Schüler sei das
selbstständige Arbeiten ohne Präsenz eines Erwachsenen und die
Eigenverantwortlichkeit der Schüler untereinander. Allerdings gaben auch einige
Schüler zu bedenken, selbst weniger diszipliniert zu sein und das Verhalten mancher
Gruppen als störend zu empfinden. Von den jüngeren Schülern der Sixième wurde
zu 65% die physische Anwesenheit des Lehrers vermisst. Störend und damit
nachteilig sei ebenfalls, dass der Lehrer sich nie persönlich an einzelne Schüler
wenden könne, ohne dass der Rest der Gruppe (Klasse) etwas davon mitbekäme.
Individuelle Fragen einzelner Schüler könnten nicht „unter vier Ohren“ gestellt
werden.
Dessen ungeachtet wurde von allen Altersstufen die Zusammensetzung der
virtuellen Klassen durch mehrere Kleingruppen aus verschiedenen Schulen als
äußerst positiv empfunden. Neue Leute treffen und kennen lernen, auch wenn diese
nicht im gleichen Raum seien und persönliche Treffen nur selten stattfänden,
gestalte diese Art des Unterrichts sehr attraktiv.
Der größte Vorteil des Visio-Enseignements, so 68% der Schüler, sei die vertiefende
oder neu erworbene Kenntnis über Deutschlands Kultur und Sprache. Dieses Wissen
käme gerade bei Schülern der „section européenne“ im Unterricht vorteilhaft zum
Tragen und beeinflusse nebenbei die Deutschnote positiv. Die Möglichkeit, durch das
41 Dadurch, dass der Lehrer die Schüler nur verhältnismäßig klein auf dem Bildschirm sieht und Wortmeldungen dabei leicht übersehen werden können, heben die Schüler der „bi-langues“ Klassen einen roten beziehungsweise einen grünen Karton in die Luft. Der rote Karton bedeutet dass ein technisches oder ein Verständnisproblem vorliegt, der grüne Karton steht für eine herkömmliche Wortmeldung.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 45
Visio-Enseignement Zugang zu einer weiteren Fremdsprache zu erhalten wurde von
einigen Schülern der „section bi-langues“ als positiv angemerkt. Erstaunlicherweise
gab keiner der Schüler an, sich durch diesen Zusatzunterricht für das spätere
Berufsleben bessere Chancen zu errechnen. In den Informationsbroschüren, die als
Werbung für das Erlernen der deutschen Sprachen dienen sollen, wird dieser Punkt
als einer der ersten und wichtigsten genannt.
Trotz der vielen Vorzüge, die das Visio-Enseignement bietet, überrascht das
Ergebnis auf die Frage, ob sich die Schüler noch einmal für das Visio-Enseignement
entscheiden: 48,5% gaben an, sich kein zweites Mal für diese Art des Unterrichts zu
entscheiden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die Schüler der „section bi-langues“
gaben an, teilweise mit der zweiten Fremdsprache überfordert zu sein und nicht die
gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Andere meinten, sie kämen mit der Art des
Arbeitens nicht zurecht und zögen den Präsenzunterricht dem des Visio-
Enseignements vor. Zwei Jahren seien genug meinten viele Schüler der Troisième,
da das Visio-Enseignement anfänglich zwar sehr interessant sei, das Interesse an
Technik und Methode allerdings nach zwei Jahren langsam nachlassen würden.
Als das meistgenannte Argument gegen eine Wiederwahl gaben die Schüler die
zeitliche Überschneidung mit anderen Fächern (Etudes) und das Nicht-Teilnehmen
an anderen Veranstaltungen der Schule an.
40% der Befragten würden ein weiteres Mal am Visio-Enseignement teilnehmen. Ein
Großteil der Schüler gab an, das Visio dem IDD42 vorzuziehen und sich deshalb
wieder dafür zu entscheiden. Auch die Abwechslung zum herkömmlichen Unterricht
ist mit ausschlaggebend für eine Wiederwahl. Interesse und die Liebe zur deutschen
Sprache und Kultur sowie ein besseres Abschneiden im Unterricht wurden
erfreulicherweise als Hauptgrund der Entscheidung genannt. Eine Schülerin der
Troisième antwortete auf die Frage nach der Wiederwahl: « Oui, car je pense que les
choses que l´on apprend doivent faire partis de notre culture général et j´adore l
´allemand» [sic !]
Betrachtet man die Aussagen der Schüler genauer, so lässt sich erkennen, dass sie
sowohl in Kritik und Lob in den meisten Punkten mit den Erfahrungen oder
Anmerkungen der Lehrkräfte und Experten übereinstimmen. Es gilt nun, an diesen
Überschneidungen von Kritik und Lob anzusetzen um das Visio-Enseignement für
zukünftige Generationen zu optimieren.
42 Diese Aussage ist kritisch zu betrachten da den Schülern kein Vergleich vorliegt. Sie nehmen auf Grund der Teilnahme am Visio nicht an IDD teil.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 46
Unbeachtet und nicht erhoben wurde bei dieser Befragung der Lernerfolg durch die
Methode des Visio-Enseignements. Hier wäre es ebenfalls interessant gewesen, die
Meinungen von Schülern und Lehrern miteinander zu vergleichen Präsenzunterricht
haben, wären die Ergebnisse unter Umständen nicht repräsentativ. Zudem müssten
bei der Evaluation des Lernerfolges die Gruppenzusammensetzung und die noch in
der Entwicklung stehende Arbeitsweise des Projektes berücksichtigt werden.
5.3) Persönliche Erfahrung mit dem Visio-Enseignement
Durch meinen Aufenthalt in den Deux-Sèvres hatte ich mehrmals die Möglichkeit, am
Visio-Enseignement teilzunehmen. Ich konnte sowohl in dem Studio von Parthenay
als auch in dem von Sauzé-Vaussais das Unterrichtsgeschehen verfolgen und kurze
Sequenzen selbst übernehmen. Anfänglich bedarf es meiner Ansicht nach einer
großen Gewöhnung isoliert in einem Studio zu sitzen und die Schüler nur von fern
auf dem Bildschirm zu sehen. Zudem ist es nicht einfach vier Gruppen gleichzeitig im
Visier zu behalten und zu sehen, ob und wo sich ein Schüler zu Wort meldet. All dies
muss neben dem eigentlichen Unterrichten passieren und erfordert eine hohe
Konzentration. Das rechtzeitige Einblenden der Medien und einzelner Schüler-
gruppen ist anfänglich nicht einfach und man ist auf die Hilfe einer weiteren Person
angewiesen. Ferner ist es gewöhnungsbedürftig sich plötzlich auf dem Bildschirm zu
sehen und sich praktisch selbst beim Sprechen zu beobachten. Am befremdlichsten
wirkte allerdings die Ruhe im Studio wenn die Schüler ihre Mikrofone ausgeschalten
hatten. Solchen doch relativ langen „Stillephasen“ begegnet man im
Präsenzunterricht nie, da selbst bei Stillarbeit der Schüler Nebengeräusche
vorhanden sind.
Ebenfalls interessant war es, den Unterricht nicht nur aus der Lehrerperspektive
sondern auch von einem Klassenzimmer aus verfolgen zu können. Da zu dem
Zeitpunkt keine Schüler anwesend waren, fand ich mich alleine vor dem Bildschirm
wieder. Der Vergleich des Visio-Enseignements mit dem alltäglichen Fernsehen kann
meinerseits nur bestätigt werden. Aus Schülerperspektive hat man den Bildschirm
vor sich und vergisst relativ schnell, dass alle Bewegungen gefilmt und somit vom
Lehrer gesehen werden können. Das teilweise lange unveränderte Bild auf dem
Bildschirm wirkte auf Dauer etwas anstrengend und man kann leicht das Interesse
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verlieren. Hier wurde mir der schnelle Bildwechsel, wie er normalerweise im
Fernsehen üblich ist, nochmals richtig bewusst. Zudem konnte ich feststellen, dass
ich von der Schülerperspektive aus relativ schnell die passive Haltung eines
Fernsehkonsumenten und nicht die eines aktiven Mitschülers einnahm.
Wahrscheinlich ändert sich diese Einstellung aber wenn mehrerer Schüler vor dem
Bildschirm sitzen, die Schüler in das Unterrichtsgeschehen integriert sind und aktiv
mitarbeiten.
Nachvollziehbar wurde ebenfalls das Bedauern der Schüler, nicht mehr persönlichen
Kontakt zu den anderen Gruppen zu haben. Schüler und Lehrer sehen und
sprechen sich zwar dank Technik und Bildschirm im Unterricht, jegliches private
Gespräch hingegen, welches normalerweise in den Pausen oder zu Unterrichtsende
geführt wird, kann nur eingeschränkt stattfinden. Diese kleinen Gespräche gehören
meiner Meinung nach zu den positiven Seiten des Schulalltags und sind ebenso
Bestandteil des Lehrerberufs, wie das Vermitteln von Fachwissen.
Dennoch konnte ich feststellen, dass trotz der Distanz ein sehr herzliches Verhältnis
der Schüler untereinander sowie zwischen Schülern und Lehrern herrschte und
keineswegs eine steife, unpersönliche Stimmung wie man es auf Grund der
physischen Abwesenheit des Lehrers erwarten könnte.
Die Anmerkung der Lehrkräfte, nicht ausschließlich per Visio unterrichten zu wollen,
ist mir nach diesen Besuchen und Erfahrungen allerdings auch verständlicher
geworden.
6) Zukunftsprognosen
6.1) Teleteaching in Deutschland
Noch ist die Methode des Visio-Enseignements in Deutschland relativ unbekannt,
dennoch gibt es auch hier einige Schulen, die die neuen Informationstechnologien zu
wissen nutzen.
Das durch die Medien wohl bekannteste Beispiel des Einsatzes von
Videokonferenzsystemen für den Unterricht ist die Klinikschule der Uni-Klinik ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 48
Tübingen. Neben dem herkömmlichen Unterricht, den erkrankte Kinder durch die
Lehrer der Klinikschule erhalten, konnte in einem Pilotprojekt im Juni 2005 ein an
Leukämie erkranktes Kind erstmals per Videokonferenz am Unterricht der
Heimatschule teilnehmen. Mit Hilfe eines Laptops, dem Videokonferenzsystem, einer
Kamera und einem Mikrofon im Krankenzimmer, konnte sich der Patient mühelos in
das Unterrichtsgeschehen in seinem Klassenzimmer einbringen, das mit denselben
Geräten ausgestattet war. Dieses Projekt fand nur in einigen Unterrichtsstunden und
Fächern statt, da eine dauerhafte Teilnahme für den Patienten zu anstrengend und
organisatorisch schwierig zu bewältigen wäre. (vgl. Weible 2005)
Eine andere Form der Nutzung, über alle Schularten hinweg, ist der Kontakt und
Austausch zu mehreren Schulen im In- und Ausland. Gerade im Bereich des
Sprachenunterrichts oder für Projektarbeit kann diese Form der Kommunikation
genutzt werden. Ein Beispiel hierfür ist das seit dem Schuljahr 2002/2003 laufende,
binationale Pilotprojekt des Tele-Tandems43. Das Prinzip gleicht in den Grundzügen
dem des herkömmlichen Tandems: dem Lernen und Lehren auf Gegenseitigkeit.
Französische und deutsche Partnerklassen er- und bearbeiten parallel im Unterricht
ein gemeinsames Thema. Während dieser Vorbereitungszeit kommt es zu ersten
Kontakten der Partnerklassen per Videokonferenz. Nach dieser Vorbereitungsphase
folgt die reelle Begegnung der Schüler untereinander in einem oder wenn möglich in
beiden Ländern. Kontakt mit dem Heimatland und den Eltern wird während des
Austausches per Videokonferenz gehalten. In den nachfolgenden Unterrichtsstunden
und -einheiten wird weiterhin in regelmäßigen Abständen per Visio mit der
Partnerklasse zusammengearbeitet. Im Bereich der Wortschatzarbeit zeigt sich
diese Art des Unterrichts als günstig, da sich die Schüler, ähnlich dem Tandem mit
„physischer Präsenz“, leicht gegenseitig unterrichten und verbessern können (vgl.
Cand 2002). Momentan befindet sich das doch relativ zeit- und kostenintensive
Konzept des Teletandems in der Erprobungsphase. Da die Nachfrage zunehmend
steigt, konnte die Teilnehmerzahl im zweiten Laufjahr auf 24 Schulen44 erhöht
werden; eine weitere Erhöhung in den kommenden Jahren wird angestrebt. Zudem
gaben beteiligte Schüler, Eltern und Lehrer an, dass das Projekt, abgesehen von
einigen technischen Mängeln und Schwierigkeiten, ein großer Erfolg gewesen sei.
Auf ähnliche Weise soll auch das europäische Programm Comenius45 verlaufen. Aus
43 Nähere Informationen finden sich unter www.teletandem.org und http://www.ac-poitiers.fr/voir.asp?r=4944 Hierbei handelt es sich nicht nur wie anfangs vorgesehen um Grundschulen. Weiterführende Schulen nahmen im Schuljahr 2003/2004 ebenfalls an dem Projekt teil.45 Nähere Informationen zu dem Projekt finden sich unter www.fplusd.org und www.comenius.org ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 49
verschiedenen europäischen Ländern kontaktieren sich Englisch lernende Klassen.
Mit Hilfe der von allen Schülern erlernten Kommunikationssprache Englisch steht der
kulturelle Austausch im Vordergrund. Ähnlich dem Tele-Tandem Modell bearbeiten
alle Klassen in ihrem Unterricht ein gemeinsames Thema. Im Anschluss sollen die
Ergebnisse, zukünftig per Videokonferenz, präsentiert und verglichen werden.
Hierbei können die Schüler intensiver als bisher verschiedene Kulturen und
Traditionen kennen und tolerieren lernen. Der Vorteil und die Notwenigkeit des
Sprachenlernens wird somit verdeutlicht und an konkreten Beispielen für die Schüler
sichtbar.
Durch den multimedialen Zusatz und die damit einhergehende gestiegene
Authentizität erhoffen sich Experten einen noch größeren Lernerfolg als bei dem
gegenwärtig schon erfolgreich laufenden Projekt nach traditioneller Art.
Teleteaching und multimediales Lernen werden sich in den kommenden Jahren auch
in Deutschland rasant weiterentwickeln und ausbreiten. Die uns momentan noch neu
erscheinenden Unterrichtsformen wie sie heute modellweise praktiziert werden, sind
dabei vermutliche nur ein Anfang.
6.2) Perspektiven des Visio-Enseignements in Frankreich
Schon jetzt finden sich in Frankreich mehrere Akademien, die ähnliche Projekte
initiieren wollen oder im vergangenen Jahr initiiert haben. Neben der Académie de
Caen (den Initiatoren des Projektes „Visio-Enseignement“ im Département Manche)
und der Académie de Toulouse existieren laut der IPR des Faches Deutsch in den
Académien Limoges und Montpellier bereits Projekte zu dieser Art des Arbeitens.
Hierbei beschränkt sich der Einsatz der Videokonferenzsysteme ebenfalls nicht
allein auf den Deutschunterricht. Andere Fremdsprachen (Arabisch, Italienisch,
Griechisch und Latein) sowie „Französisch als Fremdsprache“ werden dort teilweise
angeboten. Durch die hohen Installationskosten der Videokonferenzanlangen und
der momentan zu geringen Auslastung alleinig durch den Deutschunterricht, wurde
im Département Deux-Sèvres eine Erweiterung und Öffnung für andere Projekte
beschlossen.
Seit mehreren Jahren besteht zwischen dem Département und der polnischen
Region Biala Podlaska eine Partnerschaft, die es unter anderem polnischen Schülern
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und Studenten ermöglicht, an den jährlichen Austauschprogrammen teilzunehmen.
Um den französischen Schülern die Gelegenheit zu bieten, sich ebenfalls mit der
Partnersprache auseinander zusetzten, boten polnische Kulturassistenten an einigen
Collèges Sensibilisierungen in Polnisch oder „Polnisch-Clubs“ per Visio an. Zudem
wird momentan ein Abendkurs „Polnisch für Erwachsene“ im Rahmen der
Erwachsenenbildung angeboten. Im Schuljahr 2005/2006 sollte der Versuch
gestartet werden, einen regelmäßigen Polnischunterricht per Visio für interessierte
Schüler anzubieten. Das Projekt wurde auf Grund der geringen Nachfrage, der
geringen Transparenz und der Schwierigkeit beim Erlernen der polnischen Sprache
allerdings wieder verworfen.
Daneben wird versucht, die technischen Gegebenheiten für Projekte in anderen
Fächern zu nutzen. Hierbei müsste allerdings erst das Interesse der Kollegen
geweckt werden und die Möglichkeit bestehen, an Einführungsfortbildungen
teilzunehmen, um die vorhandene Hemmschwelle und Skepsis vor allem gegenüber
der Technik zu überwinden.
Verstärkt werden soll auch die Möglichkeit, sich unter Kollegen per Visio zu
kontaktieren oder kurze Besprechungen abzuhalten. In einzelnen Fällen wurde das
im vergangenen Schuljahr schon von zwei Schulleitern praktiziert. Klassen- und
Schulsprecher zweier Collèges nahmen überdies hinaus schon an einer Fortbildung
und Informationsveranstaltung per Visio teil.
Durch die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Zahl der Zuzüge englischer
Familien in das Département ergab sich an den Collèges das Problem der
sprachlichen Integration dieser Schüler. Dank des Visio-Enseignements können
englischsprachige Schüler nun an einem speziell auf sie ausgerichteten „Französisch
als Fremdsprache“ -Unterricht teilnehmen.
Ebenfalls neu für das Schuljahr 2005/2006 ist die Bereitstellung zweier
Deutschassistentenstellen speziell für das Visio-Enseignement. Vorgesehen ist, die
Assistenten im Wechsel am Unterricht der einzelnen Kleingruppen teilnehmen zu
lassen und diese vor Ort zu betreuen.
Diese Öffnung des Studios für andere Projekte und Zielgruppen zeigt, dass die
Initiatoren bemüht sind die vorhandenen Kapazitäten des Systems möglichst
vielfältig zu nutzen. Die hohen Anschaffungskosten sprechen dafür, das System
auch in anderen Städten und Regionen für weitere (außerschulische) Projekte zu
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öffnen. Grundlage dafür ist das Bekannt machen der Möglichkeiten, die
Videokonferenzanlagen bieten.
Zudem ist davon auszugehen, dass sich die Technik des Systems in den
kommenden Jahren optimieren wird und Probleme, die das Unterrichten heute noch
beeinträchtigen, in Zukunft reduzieren werden.
Im Zuge dessen ist eine verstärkte Forschung im methodisch didaktischen Bereich
des Visio-Enseignements auf internationaler Ebene erstrebenswert. Zu stark wurde
bisher die technische Umsetzung fokussiert und erforscht, ohne dabei Rücksicht auf
die Anforderungen von Lehrern und Lernern zu nehmen, denn « ll ne suffit pas que
les élèves aient les moyens techniques de la communication; encore faut-il qu´ils
aient les moyens linguistiques et qu´ils aient quelque chose à dire. » (Biscons 2003)
7) Fazit
Wie aus dem vorherigen Überblick über das Visio-Enseignement bereits
hervorgegangen ist, gibt es Argumente, die sowohl für als auch gegen dieses Projekt
sprechen. Da die Meinungen der Beteiligten auseinander gehen und noch keine
repräsentativen Studien über Projekte dieser Art vorhanden sind, gestaltet es sich als
schwierig, eine allgemein gültige Aussage über Effizienz und Erfolg des Visio-
Enseignements zu treffen. Um beide Standpunkte besser nachvollziehen und in
Zukunft besser berücksichtigen zu können, wäre eine engere landesweite
Kooperation zwischen beteiligten Initiatoren, Schulleitern und Lehrern solcher
Projekte wünschenswert. Durch den gezielten Informations- und
Erfahrungsaustausch könnte für alle Beteiligten ein Gewinn entstehen.
Schlagworte wie Visualisierung, Internationalisierung und Medialisierung sind aus der
heutigen Pädagogik kaum mehr wegzudenken. Die gegenwärtige Entwicklung zeigt,
dass sich Schulen in Zukunft verstärkt auf die Integration neuer Medien im Unterricht
einlassen müssen.
Das Visio-Enseignement, wie es derzeit im Département Deux-Sèvres und in einigen
anderen Regionen Frankreichs praktiziert wird, ist sicher nur ein Anfang und eine von
vielen Möglichkeiten, neue Technologien und Medien im Schulalltag zu nutzen. In
einigen Jahren wird sich diese Unterrichtsform wahrscheinlich so natürlich in den
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Schulalltag integriert haben, wie es mit Moderationstechniken, Gruppen- und
Projektarbeit heute bereits geschehen ist.
Somit wird es zukünftig wohl möglich sein, auch an Schulen mit geringer Nachfrage
das Angebot des Deutschunterrichts und weiteren „exotischen Fächern“ erhalten zu
können und das mit einer der Zeit angepassten, modernen Unterrichtsmethode.
Noch verfügen nicht alle Schulen, die vor der akuten Schließung ihrer
Deutschklassen stehen, über die technische Ausstattung und Möglichkeit, einen
Deutschunterricht per Visio anbieten zu können. Fraglich ist nun, welches Ziel in
Zukunft angestrebt werden sollte. Die wahrscheinlich einfachere Möglichkeit wäre
eine Erweiterung der Installation von Videokonferenzanlagen in Schulen mit geringer
Nachfrage am Deutschunterricht. Infolgedessen könnte es zumindest einer geringen
Schülerzahl ermöglicht werden, per Visio- Enseignement am Deutschunterricht
teilzunehmen. Allerdings wird mit dieser Art des Unterrichtens meiner Meinung nach
nur ein Teil der Schüler angesprochen. Gerade schwächere Schüler könnten mit
dem Visio-Enseignement Probleme haben, da sie häufig eine größere Zuwendung
und individuellere Betreuung des Lehrers brauchen und in den Gruppen des Visio-
Enseignements leicht untergehen könnten.
Etwas anstrengender wäre der Weg, die Werbemaßnahmen an Schulen und im
öffentlichen Bereich zu verstärken um auf längere Sicht hin die Schülerzahlen für den
Deutschunterricht konstant halten zu können. Somit könnten die Deutschklassen
erhalten bleiben und wie bisher eine Lehrkraft vor Ort eingesetzt werden. Je früher
mit diesen Werbemaßnahmen begonnen wird, desto effizienter wirken sie sich aus.
Die anfängliche Skepsis die ich dem Projekt des Visio- Enseignements gegenüber
hatte, legte sich im Laufe der intensiveren Auseinandersetzung mit Methode und
Technik sowie in Gesprächen mit Schülern, Lehrern und Organisatoren. Meine
Besuche an den Schulen haben mir gezeigt, dass der technische Aspekt und die
Distanz wider meinen Erwartungen von Schülern und Lehrern kaum als
Beeinträchtigung der Unterrichtsqualität angesehen wurden. Dank des hohen
finanziellen und zeitlichen Aufwandes seitens aller Beteiligten bietet diese Art des
Unterrichts den Schülern die Möglichkeit, an den von ihnen gewünschten Fächern
teilzunehmen und nicht auf Grund der Schulsituation oder ihrer geografischen Lage
Nachteile zu ziehen. Gerade als Muttersprachlerin kann ich den Erhalt des
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Deutschunterrichts, dessen schwierige Situation mir im letzten Schuljahr durch
mehrere Interventionen an Collèges bewusst wurde, nur befürworten.
Für meine spätere Berufspraxis könnte ich mir durchaus vorstellen, einen Teil
meines Lehrauftrags durch das Visio- Enseignement zu erfüllen. Allerdings sollte es
sowohl für mich als Lehrer als auch für die Schüler in einem ausgewogenen
Verhältnis zum Präsenzunterricht stehen, denn nur dann bin ich der Überzeugung,
dass das Visio-Enseignement in Zukunft eine gewinnbringende Ergänzung zum
Präsenzunterricht sein wird.
DANKE
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei den Visio-Schülern für ihre Mithilfe
bei der Beantwortung der Fragebögen, bei allen an dem Projekt beteiligten Lehrern,
insbesondere bei Madame Tina Auque-Dupont und Madame Isabelle Bastide, sowie
bei Madame Thérèse Behrouz (Inspectrice Pédagogique Régionale des Faches
Deutsch) und Madame Danièle Lacam (Directrice du CDDP et Coordinatrice des
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Projektes Visio-Enseignement) des „comité de pilotage“ die mir jederzeit mit
Informationen und Antworten auf meine Fragen zur Verfügung standen.
Danke schön!
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Bibliografie
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Videokonferenzsysteme :
www.aethra.com (30.07.2005)www.videofon.de (30.07.2005)www.utomi.com (30.07.2005)
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schülerzahlen an College und Lycée Quelle: Deutsch Botschaft Paris: Kontakt: Ku-2dip@pari.auswaertiges-amt.de, Schaubild TOM
Abbildung 2: Das Département Deux-Sèvres (79) Quelle: www. perso.wanadoo.fr/.../essais1.html . (03.10.2005) Bearbeitet TOM
Abbildung 3: Schülerzahlen Deutsch 2004/2005 Quelle: Inspection académique IA, Tabelle TOM
Abbildung 4: Die Videokonferenzanlage mit ihren angeschlossenen Geräten Quelle: http://www.vidofon.de/DigiRedakteur/files/aethra_vegastar_silverE_ dten.pdf?PHPSESSID=951508dc4434b280ede342f389341d26 (03.10.2005)
Abbildung 5: Vergütung der Visio-Stunden Quelle: Lacam (2002)
Abbildung 6: Visio Schulen und ihre Studios Quelle: www.deux-sevres.pref.gouv.fr/thema.asp?Ref=8. (03.10.2005) Bearbeitet, TOM
Abbildung 7: Die Lehrerperspektive beim Unterrichten Foto: TOM
Abbildung 8: Der Lehrerarbeitsplatz im Studio Foto: TOM
Abbildung 9: Schüler im Visio-Klassenzimmer Quelle: www.deux-sevres.com/education/visio.shtml (03.10.2005)
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Referenzpersonen :
Auque-Dupont, Tina: (Professeur certifiée CAPES allemand) La Grand´Cour Madame Auque-Dupont ist seit 20 Jahren im 50570 Cametours Schuldienst tätig. Seit 1996 ist sie France im Département Manche für das Visio-Tina.dupont@gmx.deE Enseignement tätig. Überdies hinaus fungiert
sie als Fortbildungsleiterin und Beraterin in diesem Bereich und unterrichtet an der IUFM de Caen
Bastide, Isabelle: (Professeur certifíée CAPES allemand)Madame Bastide unterrichtet seit sieben
Puy Nocquet Jahren Deutsch an verschiedenen Collèges.79500 Saint Génard Seit dem Schuljahr 2003-2004 beteiligtFrance sie sich am Projekt des Visio-EnseignementsIsabelle.bastide@ac-poitiers.fr und unterrichtet in Sauzé-Vaussais die
„Section Européenne“
Lacam, Danièle: Madame Lacam ist Direktorin der CDDPCDDP Niort in Niort. Zuvor unterrichtete sie mehrere4, rue Camille Desmoulins Jahre Deutsch an Collèges und Lycées.79000 Niort Sie ist Mitinitiatorin und Koordinatorin desFrance Pilotprojektes Visio-Enseignement imDaniele.lacam@ac-poitiers.fr Département Deux-Sèvres.
Weitere Adressen:
Inspection AcadémiqueDeux-Sèvres- Niort61, avenue de LimogesBP 15179022 Niort CedexFrankreichhttp://www.ac-poitiers.fr/voir.asp?r=32 http://hebergement.ac-poitiers.fr/ecoles79/inspections/niort_adj_ia/default.htm
Deutsche Botschaft Paris13-15, Avenue Franklin D. Roosevelt75008 ParisFrankreichwww.amb-allemagne.fr Kontakt: Ku-2dip@pari.auswaertiges-amt.de
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Erklärung
Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen
Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe und dass ich alle Stellen der Arbeit, die aus
anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, kenntlich
gemacht habe.
Im Falle der Aufbewahrung meiner Arbeit im Staatsarchiv erkläre ich mein
Einverständnis, dass die Arbeit Benutzern zugänglich gemacht wird.
___________________________________________________________________
Ort, Datum Unterschrift
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Anhang
Karte der Akademien Frankreichs
Questionnaire pour le VISIO-ENSEIGNEMENT
Foto des Touchscreens
Zeitungsartikel über das Teleteaching an der Uniklinik TübingenLernen hilft beim Heilungsprozess (Hohenloher Tagblatt, 25.07.2005)
Zeitungsartikel über das Visio-Enseignement in Frankreich 1) Mon prof mis en boîte (Télérama n° 2710, 19.12.2001)
2) Le visio-enseignement, la „révolution“ technologique entre dans nos
collège (Deux-Sèvre Magazine, Janvier-Février 2004)
3) Cours en visioconférence pour les collégiens (La Nouvelle République,
22.09.2003)
4) Rencontre au collège Anne-Franck (La Nouvelle République,10.12.2003)
Informationszettel eines Collèges über das Projekt Visio-Enseignement
Die Akademien Frankreichs und der Dom –Tom´s
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Projekte des V-EV-E
Quelle : www.education.gouv.fr/.../academie/default.htm (07.10.2005) bearbeitet TOM
Questionnaire pour le VISIO ENSEIGNEMENT
Guten Tag!Je m'appelle Tina et je suis assistante d'allemand à Niort. Dans le cadre de mes études j'écris un mémoire sur le "Visio Enseignement."Puisque vous en avez l'expérience j'aimerais bien vous poser quelques questions.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Visio- Enseignement Wissenschaftliche Hausarbeit Tina- Olivia Maywald Seite 63
Merci pour votre aide et coopération- Danke schön !
tu es: une fille un garçon
ton âge:_______________________
ta classe:______________________
les langues que tu parles( depuis quand): ____________________________
la langue que tu apprends en " Visio":__________________________________
1) Combien d' élèves y a-t- il dans ton groupe? a) sur placeb) ensemble
2) Depuis combien d'années participes- tu au "Visio- Enseignement"?
3) Pourquoi as-tu choisi d'y participer?
4) Quelle est d'après toi la différence la plus grande par rapport à des cours enseignés en présentiels?
5) Quels sont d'après toi les avantages du "Visio- Enseignement"?
6) Quels sont d' après toi les inconvénients du "Visio- Enseignement"?
7) As-tu déjà rencontré les élèves de ta "classe visio"? ( si oui, dans quel cadre?)
8) Est-ce que vous rencontrez personnellement votre professeur du "Visio"?
a)Quand?
b)Pour faire quoi?
9) Les rencontres avec le professeur ont lieu trop souvent c'est bien ainsi trop rarement
10) Est-ce qu'on vous a montré et expliqué comment le système du "Visio - Enseignement" fonctionne ?
11) Si tu avais le choix, tu te décideras à nouveau de participer au "Visio- enseignement" ou pas? Pourquoi ?
Der Touchscreen Bildschirm für den Lehrer (Foto: TOM)
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Felder für die Zuschaltung der Schülergruppen
T1= ArgentonT2= L´Absie...
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Felder für die Zuschaltung der verschiedenen Medien ( Kassetten, Visual-Presenter...)und des Lehrers