Post on 14-Mar-2020
Vermittlungshinweis zur Schlagwurftechnik
Michael Gromeier
Inhaltsverzeichnis Abbildungverzeichnis .............................................................................................................................. 2
1. Genese elementare Wurfbewegung ............................................................................................... 3
2. Die Schlagwurfbewegung ................................................................................................................ 4
3. Die Bewegungsausführung .............................................................................................................. 4
4. Die Bedeutung der Schlagwurfbewegung ....................................................................................... 5
5. Bewegungsfehler in der Schlagwurftechnik .................................................................................... 6
6. Übungsbeispiele in der Vermittlung der Schlagwurftechnik ........................................................... 6
6.1 Griffposition ............................................................................................................................. 7
6.2 Ellenbogenposition .................................................................................................................. 8
6.3 Der Schlagwurf mit der Knalltüte ............................................................................................ 9
6.4 Alternative Wurfgegenstände ............................................................................................... 10
7. Werfen im Sportunterricht ............................................................................................................ 10
7.1 Sicherheitsförderung: Auf welche Sicherheitsaspekte ist besonders zu achten? ................. 10
7.2 Wettkampfübungen: Was ist bei meinem Angebot in Bezug auf den Umgang mit
Heterogenität zu beachten? .............................................................................................................. 11
7.3 Ein Unterrichtsvorhaben für eine 10.Klasse .......................................................................... 11
7.4 Stundenentwurf .................................................................................................................... 12
8. Literatur ......................................................................................................................................... 15
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Abteilung Sportwissenschaft
Fachleiter Leichtathletik
Abbildungverzeichnis Abbildung 1 Genese elementarer Wurfformen nach Angaben von Roth (1982) und Winter (1987) in
Hirtz, Kirchner & Pöhlmann (1994, S. 209) .............................................................................................. 3
Abbildung 2 Schlagballweitwurf, Auszug einer unveröffentlichten Bildreihe (Gade, Gromeier, 2014) . 5
Abbildung 3 Übung 1 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 21) ..................................................................... 7
Abbildung 4 Nockenball .......................................................................................................................... 7
Abbildung 5 Übung 4 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 22) ..................................................................... 8
Abbildung 6 Übung 6 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 22) ..................................................................... 8
Abbildung 7 Anwendung der Knalltüte (Mimberg & Schubert, 2012, S. 21) .......................................... 9
Abbildung 8 Bastelanleitung der Knalltüte (Mimberg & Schubert, 2012, S. 22) ..................................... 9
Abbildung 9 Wurfkonzept des DLV (https://www.leichtathletik.de/jugend/kinderleichtathletik/) ..... 14
1. Genese elementare Wurfbewegung
In Anlehnung an Roth (1982) und Winter (1987) ergibt sich für die Entwicklung der elementaren
Wurfbewegung folgender zeitlicher Verlauf.
Abbildung 1 Genese elementarer Wurfformen nach Angaben von Roth (1982) und Winter (1987) in Hirtz, Kirchner & Pöhlmann (1994, S. 209)
Die Abbildung 1 verdeutlicht die Ausprägung grundlegender einfacher Wurfmuster, die sich zu Be-
ginn als ungezieltes Werfen in Form von Wegwerfen darstellen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung
werden Schockwürfe und weitere Wurfarten je nach Wurfgerät ausgebildet. Danach folgen zielge-
richtete Würfe auf kurze Distanzen bis hin zu Handlungskombinationen aus Werfen und Fangen. Aus
dieser allgemeinen motorischen Fertigkeit geht durch sportartgerichtet und sportartgezielte Übungs-
und Trainingsmaßnahmen der einhändige Schlagwurf.
Schlagen
Wegwerfen
Werfen ungezielt
Schockwurf mit beiden Händen
verschiedene Formen nach Wurfgerät
Werfen zielgerichtet
Zielwurf (1-2m)
alle Formen des Werfens möglich
Werfen zielgerichtet
Kombination Werfen/ Fangen
1. Lebensjahr
2. Lebensjahr
3. Lebensjahr
4. Lebensjahr
6./7. Lebensjahr
8. Lebensjahr
5. Lebensjahr
2. Die Schlagwurfbewegung
Im Sport gibt es die unterschiedlichsten Situationen und Zielstellungen aus denen eine Vielfalt an
zweckmäßigen Wurfbewegungen hervorgeht. Je nach Wurfintentionen, sportartspezifischen Bedin-
gungen und Wettkampfregeln führt dies zu unterschiedlichsten Varianten der Wurfbewegung.
Folgende Faktoren beeinflussen die Wurfbewegung:
Form, Größe und Gewicht der Wurfgeräte
Wurfarten (wie z.B. gerade werfen, schleudern, schocken, rückwärts, seitwärts, usw.)
Ausgangspositionen (wie z.B. stehend, sitzend, aus dem Lauf, im Sprung, im Wasser, usw.)
Wurfintentionen (wie z.B. hoch werfen, flach werfen, auf ein Ziel, auf Weite werfen, eine
Flugbahn realisieren, usw.)
Rhythmusvorgaben beim Anlauf
Somit können nachstehende Wurfvarianten festgehalten werden:
Einhändiger Schlagwurf
Beidhändiger Schlagwurf
Schleuderwurf
Drehwurf
Würfe über Kopf oder seitlich vom Körper
Handgelenkswürfe
3. Die Bewegungsausführung
Der Schlagball wird mit den Fingergliedern des Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfingers umfasst.
Dabei liegt der Zeige- und Mittelfinger hinter dem Ball, Daumen und Ringfinger drücken seitlich da-
gegen (vgl. Haberkorn, Plas, 1992, S. 123; Jonath, 1977, S. 74f).
Die Anlaufphase besteht aus einem zyklischen und azyklischen Bewegungsabschnitt. Im zyklischen
Bewegungsabschnitt wird durch einen Steigerungslauf das Gesamtsystem Werfer und Gerät beschleu-
nigt. Dabei sollte eine optimale Anlaufgeschwindigkeit erreicht werden. Der azyklische Bewegungs-
abschnitt dient mit dem 3-Schritt-Rhythmus der unmittelbaren Wurfvorbereitung und soll das Ein-
nehmen einer optimalen Wurfauslage sichern. Während des ersten Schrittes wir der Ball nach hinten
geführt und der Wurfarm nahezu gestreckt. Die Schulterachse zeigt in Wurfrichtung. Der zweite
Schritt (Impulsschritt) ist ein schneller Schritt mit dem rechten Bein (bei Rechtshänder). Mit dem Auf-
setzen des Stemmbeines wird die Abwurfbewegung eingeleitet. Die Bogenspannung und die Oberkör-
perverwringung werden aufgelöst und eine peitschenartige über Kopfhöhe nach vorne schnellende
Wurfbewegung eingeleitet. Der optimale Abwurfwinkel des Balles liegt dabei bei etwa 40°. Die
Bremsphase dient dem Abfangen des Abwurfimpulses und des Körpergewichtes. Durch ein Umsprin-
gen auf das rechte Bein wird der Körper vor der Wurflinie abgebremst (vgl .ebd.).
Abbildung 2 Schlagballweitwurf, Auszug einer unveröffentlichten Bildreihe (Gade, Gromeier, 2014)
4. Die Bedeutung der Schlagwurfbewegung
In der Literatur wird Werfen als eine „elementare Bewegungsform“ (Frey u.a. 1990, S. 67) bezeich-
net. „Die technisch korrekte Ausführung der Wurfbewegung ist die Voraussetzung für zahlreiche
Sportspiele, wie zum Beispiel Handball, und ist eine elementare Vorbereitung für das Erlernen des
Speerwurfes“ (Haberkorn & Plaß, 1992). Auch für kleine Spiele, wie Völkerball, Brennball oder Zeh-
nerball stellt die Schlagwurfbewegung eine Basisfertigkeit dar. Derartige Lauf- und Wurfspiele wer-
den im Schulunterricht in allen Phasen einer Unterrichtseinheit eingesetzt. In der Erwärmungsphase
dienen sie dem freudvollen Beginn, der umfassenden Erwärmung und der zielgerichteten Vorberei-
tung des Hauptteils. Im Hauptteil selbst werden entsprechend des spielgemäßen Lernens die Inhalte
spielerisch und intuitiv vermittelt. Demgemäß wird der Wurf in den Schulrichtlinien aufgenommen
und „die Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, verschiedene Wurfarten koordiniert
und situationsadäquat anwenden zu können.“ (MSW NRW, 2008, S.122). Die weit verbreitet Anwen-
dung der Wurfbewegung in Schule, Freizeitsport, Vereinssport, Breiten- und Leistungssport macht
das Beherrschen der Wurfbewegung zu einer Grundvoraussetzung, um erfolgreich und mit Spaß und
Freude an Wurfspiele und wurfspezifische Sportarten teilzunehmen.
Die Schlagwurfbewegung findet in den verschiedensten Sportarten Anwendung: Leichtathletik,
Handball, Wasserball, Rugby, American Football, Baseball, Badminton, Tennis und Volleyball. Die
Schlagwurfbewegung muss nicht zwingend mit einem Ball, sondern kann auch mit anderen Wurfma-
terialien wie z.B. dem Speer oder Heuler ausgeführt werden. Bei den genannten Rückschlagspielen
kommt die Schlagwurfbewegung nicht als „richtiger“ Wurf vor, sondern ist nur bei einem Über-Kopf-
Schlag oder Schmetterschlag zu identifizieren. Bei diesem Schlag werden ab dem Oberkörper auf-
wärts ähnliche Bewegungsmuster wie die des Schlagwurfes ausgeführt. Die Lage des Oberkörpers im
Raum, die Position der Beine und der (Anstell-)Winkel der oberen Extremität (mitsamt Schläger) kann
(je nach Spielsituation) abweichen.
5. Bewegungsfehler in der Schlagwurftechnik
Ballgröße
Entscheidend für eine optimale Armführung ist die Ballgröße. Häufig wählen Kinder einen zu großen
Ball oder zu große Wurfgeräte. Dadurch wird fälschlicher Weise die Wurfhand unter dem Ball und
nicht dahinter gehalten. Als Folge lassen sich Stoßbewegungen und Blockrotationen im Oberkörper
beobachten.
Oberkörperbewegung
Bezüglich der Oberkörperbewegung lassen sich zwei Hauptfehler festhalten. Zum einen fehlt es
überwiegend an einer ausreichenden Oberkörperverwringung. Häufig lässt sich gar keine Oberkör-
perbewegung oder lediglich eine Blockrotation beobachten. Durch das fehlende Aufdrehen im Ober-
körper, sprich im Schulter- und Hüftbereich, wird der Beschleunigungsweg verringert und die Bewe-
gungsdynamik geht verloren. Ein zweiter Fehler ist das Abkippen in der Hüfte aufgrund der fehlenden
Stabilität des Oberkörpers.
Fußstellung
In einer leichten Schrittstellung sollte der Fuß gegenüber dem Wurfarm vorne stehen. Die
Stemmbewegung sollte mit durchgestrecktem Knie erfolgen, wobei die Fußspitze in Richtung des
Ziels zeigt. Die Schrittstellung wird teilweise zu eng aneinander und in einigen Fällen parallel neben-
einander oder mit dem falschen Bein ausgeführt. Des Weiteren ist die Fußspitze des Stemmbeins
häufig nicht zum Ziel ausgerichtet.
Armbewegung
Eine Schwierigkeit stellt die Armführung, v.a. auf die Armrückführung dar. Der Wurfarm sollte in der
Ausholbewegung geradlinig nach hinten oben gebracht werden. Dieser sollte zudem eng am Körper
vorbei geführt werden. Viele Kinder haben Problem eine entgegengesetzte Streckung des Wurfarmes
auszuführen. Vielfach wird der Arm nicht hoch genug oder zu dicht hinter den Kopf geführt. In Folge
dessen ist oft eine Stoßbewegung zu sehen. Darüber hinaus führen Kinder den Wurfarm beim Vor-
bringen unterhalb der Schulter und damit deutlich zu tief. Die Effekte einer Unterarmschleuder blei-
ben aus und die Bewegungsdynamik geht verloren.
6. Übungsbeispiele in der Vermittlung der Schlagwurftechnik
Leukefeld & Schubert (2013) geben eine sehr ausführliche und anschauliche Übungsreihe zur Verbes-
serung der Schlagwurftechnik. Diese beziehen sich auf die Sportart Handball und bestehen aus 13
Übungen. Angesicht grundlegender Übereinstimmungen in der Technik und einer vielseitigen, spiel-
gemäßen Vermittlung von Fertigkeiten, werden nachfolgend einige Übungen vorgestellt. In der
Spielleichtathletik lernen die Kinder und Jugendliche in abwechslungsreichen Spiel- und Übungssitua-
tionen unterschiedliche Bewegungsformen kennen. Vielseitige Anregungen ermöglichen es ver-
schiedenste Grundfertigkeiten aus dem Laufen, Springen und Werfen auszuführen und miteinander
zu kombinieren (vgl. Joch, 1991, S. 19ff; Katzenbogner, Medler, 2009, S. 9ff).
6.1 Griffposition
Bei der ersten Übung geht es um die Griffposition und das Abklappen des Handgelenkes (Siehe Ab-
bildung 3). Die Kinder nehmen dazu verschiedene Wurfgegenstände in die Hand und imitieren die
Wurfbewegung, v.a. das Abklappen des Handgelenkes (vgl. Leukefeld & Schubert, 2013, S. 21). Kleine
Wurfgeräte oder Schaumstoffbälle erleichtern diese Übung. Methodische Hilfsmittel sind darüber
hinaus Nockenbälle (Abbildung 4) oder Wurfgeräte mit aufgezeichneter Griffposition.
Abbildung 3 Übung 1 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 21)
Abbildung 4 Nockenball
6.2 Ellenbogenposition
Abbildung 5 Übung 4 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 22)
Ein optimaler Wurf wird mit hohem Ellenbogen ausgeführt. Um ein Absinken des Ellenbogens unter
Schulterhöhe zu vermeiden, kann die Bewegungsführung mit der anderen Hand taktil unterstützt
werden. Zum einen ist es möglich, mit der Hand den Ball über den Kopf kurz zu berühren, um dann
aus dieser Position den einhändigen Schlagwurf auszuführen, z.B. als Zielwurf zum Partner. Eine an-
dere Möglichkeit bietet sich in der Unterstützung der Bewegung unter dem Ellenbogen des Wurfar-
mes (Siehe Abbildung 5). In beiden Fällen nehmen die Kinder die Ellenbogenposition bewusst war
und können sich eigenständig korrigieren (vgl. Leukefeld & Schubert, 2013, S. 22). Diese Bewegungen
können auch in kleinen Spielformen umgesetzt werden (Siehe Abbildung 6).
Abbildung 6 Übung 6 (Leukefeld & Schubert, 2013, S. 22)
6.3 Der Schlagwurf mit der Knalltüte
Eine methodische Hilfe, die das Problem der fehlenden Dynamik in der Armbewegung (Unterarm-
schleuder) aufgreift, bietet sich mit der Knalltüte (Siehe Abbildung 7). Diese stellt eine Lernhilfe dar,
mit die Kinder eine korrekte Bewegungsausführung akustisch wahrnehmen können (vgl. Mimberg
und Schubert, 2012, S. 21ff). Diese Lernhilfe kann nach einer kurzen Erklärung sehr schnell und v.a.
mit viel Spaß umgesetzt werden.
Abbildung 7 Anwendung der Knalltüte (Mimberg & Schubert, 2012, S. 21)
Eine Bastelanleitung wie nachfolgend in der Abbildung 8 zu sehen findet sich in Mimberg & Schubert
(2012, S. 22). Der Knalleffekt kann nur bei einer korrekten und schnellen Bewegung ausgelöst wer-
den. Ein durchgestreckter Ellenbogen oder eine Stoßbewegung führen nicht zum gewünschten Ef-
fekt. Die Knalltüte kann im Stand, in der Bewegung und auch in verschiedene Übungs- und Wett-
kampfformen genutzt werden (vgl. Mimberg & Schubert, 2012, S. 23f.).
Abbildung 8 Bastelanleitung der Knalltüte (Mimberg & Schubert, 2012, S. 22)
6.4 Alternative Wurfgegenstände
Wurferfahrungen können mit alternativen Wurfgegenständen, wie z.B. Schweifball oder Heulball
gesammelt werden. Nachfolgende Fragen helfen den Kindern ihre Wurferfahrungen zu verbalisieren
(vgl. Wagner 2004, S. 33-35):
Wie verändert sich die Wurfweite bei verändertem Abwurfwinkel?
Wie verändert sich die Wurfweite bei veränderten Ausgangspositionen?
Warum landet der Schweifball immer auf dem „Gesicht“?
Wie kommen die Geräusche zustande?
Kann man den Schweifball besser fangen als den Tennisball? Wenn ja, warum?
Warum fliegt der Ball dem Schweif immer voraus?
7. Werfen im Sportunterricht
Im Folgenden werden neben wichtigen Hinweisen zur Sicherheitsförderung, Anregung für die Umset-
zungen im Sportunterricht, didaktisch-methodischen Hinweisen und ein kleines Unterrichtsbeispiel
dargelegt. Zum Abschluss ist das Wurf-Konzept aus der Kinderleichtathletik des DLV angefügt.
7.1 Sicherheitsförderung: Auf welche Sicherheitsaspekte ist besonders zu achten?
Welche Regeln sollten eingehalten werden?
Stets senkrecht halten und tragen (beim Holen und Zurückbringen des Geräts)!
Bei Nichtbenutzung flach auf den Boden legen!
Speerwurf nur unter Aufsicht des Lehrers!
Es dürfen keine anderen Gruppen in der näheren Umgebung üben (Absprachen, Beobach-
tung des Umfeldes)!
Saubere und trockene Anlaufbahn
Nie in Gegenüberstellung (Gasse) Speerwerfen!
Seitlicher Abstand bei Linienaufstellung ca. 5 m!
Die Schüler richten sich vor jedem Wurf selbständig aus! Lehrerkontrolle!
Nur auf Kommando des Lehrers werfen!
Dem Speer nicht nachlaufen sondern nachgehen – Gefahr des Aufspießens!
Speer nach hinten aus der Erde ziehen, mit dem Fuß auf das Loch in der Erde treten!
Umgang mit Schlaufenball, Nockenball, Schlagball
7.2 Wettkampfübungen: Was ist bei meinem Angebot in Bezug auf den Umgang mit
Heterogenität zu beachten?
Gerade die Wurfbewegung erweist sich als Ganzkörperbewegung über alle Altersklassen hinweg und
geschlechtsübergreifend als koordinativ sehr anspruchsvoll. Damit die bestehenden Mängel und der
große Anforderungscharakter der Wurfbewegung die Schülerinnen und Schüler nicht demotiviert,
müssen im Schulsport in Aufgabenstellung spannungsorientierte und abwechslungsreiche Spielsitua-
tionen angeboten werden. Verschiedenen Wurfintentionen, wie Weit- oder Zielwerfen, über oder in
einen Gegenstand hinein werfen, im Laufen und im Springen werfen oder eine bestimmte Flugbahn
realisieren, helfen Übungen und Spielformen abwechslungsreich zu gestalten. Bezügliche der Leis-
tungsabnahme können verschiedenen Organisationsformen, wie Wahlpflichtwettkämpfe, Additions-
wettkämpfe, Streichergebnisse und Trendaussagen genutzt werden, um allen Kindern und Jugendli-
chen gerecht zu werden, eine individuelle Auswahl an Bewegungsanforderungen zu finden und sich
entsprechend ihrer eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fordern.
Übungsbeispiele zum motorischen Lernen in der Leichtathletik können der folgenden Literatur ent-
nommen werden:
Bader et al. (2001); Joch (1991); Katzenbogner (2010).
7.3 Ein Unterrichtsvorhaben für eine 10.Klasse
Unterrichts-einheit
Inhalt
1. UE
Thema Die Wurfbewegung. Praxis Spielgemäßes Üben der Schlagwurfbewegung; Spielerische Inhalte, wie Zehnerball, … Theorie Verhaltensregeln im Sport Verdeutlichung der Bedeutung der Schlagwurfbewegung und wesentliche Knoten-punkte kennenlernen. Wie greife ich Wurfgeräte und verschiedene Bälle?
2. UE
Thema Werfen aus dem Stand. Praxis Verdeutlichung der Wurfarmbewegung mit Speer. Theorie Sicherheitsförderung und Wiederholung der Verhaltensregeln. Fertigkeitslernen nach Roth (Überforderungsaspekte, Vereinfachungsstrategien)
Programmbreite (Invariantenunterstützung: Orientierung durch taktile und akustische Hilfen
3. UE
Thema Der Einsatz des Stemmbeines und der Oberkörperrotation beim Speerwerfen. Praxis Die Stemmbeinbewegung und die Oberkörperrotation zur richtigen Zeit einsetzen.
Theorie Welche Oberkörperspannung kann ich mir zu Nutze machen?
4. UE
Thema Die Schrittgestaltung beim Speerwerfen. Praxis Systematisch von Steigerung der Programmlänge (1-,3-,5-Schritt-Rhythmus) und Intensi-
tät. Theorie Wie komme ich Schritt für Schritt zur Gesamtbewegung? Fertigkeitslernen nach Roth (Überforderungsaspekte, Vereinfachungsstrategien)
Programmbreite (Invariantenunterstützung: Orientierung, Rhythmus, taktil, Reduzierung der Präzision)
Programmlänge (v.a. bei azyklischen Bewegungen)
Parameteranforderung (Intensität, 1-,3-,5-Schritt-Rhythmus)
Roth, K. (2003), Göhner, U. (1983)
5. UE
Thema Die Gesamtbewegung in der absoluten und alternativen Leistungsmessung im Speer-werfen. Praxis Verschiedene Wettkämpfe rund ums Werfen anbieten. Theorie Wie weit und wie genau kann ich werfen?
7.4 Stundenentwurf
2. Unterrichtseinheit
Thema
Werfen aus dem Stand
Praxis
Verdeutlichung der Wurfarmbewegung
Theorie
Sicherheitsförderung und Wiederholung der Verhaltensregeln.
Fertigkeitslernen nach Roth (Überforderungsaspekte, Vereinfachungsstrategien).
Programmbreite (Invariantenunterstützung: Orientierung durch taktile und akustische Hilfen.
Unterrichtsphase Inhalt
Einleitung
Begrüßung
Vorstellung
Fragen und Hinweise jederzeit anbringen
Ablauf
Erwärmung Verschiedene Bälle in einer bestimmten Reihenfolge zuwer-
fen (Abzählen, …) → Wurfarten variieren
Hasche mit Freimal (verschiedene Bälle)
Taktile Hilfe in der Armführung → Beidhändiger Überkopfwurf
Reflexion
Kurzer Einblick in die Studie, grundlegende Fehler Knalltüte
Erläuterung → Bastelanleitung
Ausprobieren
Hauptteil I
Übung 1
Unterarmschleuder aus dem Stand → zwischendurch die Knalltüte nutzen
o Richtung Fangzaun o Schlaufenball o Schlagball o Nockenball
Übung 2
Zielwürfe auf Reifen; Vorgabe der taktilen Unterstützung → über Kopf und unter den Ellenbogen
Reflexion
Warum haben wir diese Übungen gemacht?
Funktionsphasen nach Göhner
Fertigkeitslernen nach Roth (Überforderungsaspekte, Verein-fachungsstrategien)
Programmbreite (Invariantenunterstützung: Orientierung, Rhythmus, taktil, Reduzierung der Präzision)
Handhabung Speer
Verhaltensregeln!
Was ist Euch bzgl. Grifftechniken bekannt?
Hauptteil II
Übung 3
Armstreckung → Partnerhilfe, taktile Hilfe
Aus dieser Position werfen Übung 3
Gruppenwettkampf
Weitwurf aus dem Stand
Reflexion und Abschluss
Informationen zur alternativen Leistungsmessung
Wahlpflichtwettkämpfe, Additionswettkämpfe, Streicher-gebnisse und Trendaussagen
Abbildung 9 Wurfkonzept des DLV (https://www.leichtathletik.de/jugend/kinderleichtathletik/)
8. Literatur
Bader, R. Deutscher Leichtathletik-Verband & Weinmann, K. (2001). Springen und Werfen: Klasse 3 bis 6. In R. Bader (Hrsg.), Leichtathletik in der Schule. Bewegung, Spiel und Sport in der Schule. Stuttgart: Stiftung "Sport in der Schule".
Göhner, U. (1983). Wie sich sportliche Bewegungen analysieren und strukturieren lassen. In H. Digel (Hrsg.), Lehren im Sport. (S. 139ff). Reinbek bei Hamburg.
Haberkorn, Ch. & Plaß, R. (1992). Leichtathletik 2. Sprung, Wurf, Stoß. Frankfurt am Main: Moritz Diesterweg.
Hirtz, P., Kirchner, G. & Pöhlmann, R. (1994). Sportmotorik: Grundlagen, Anwendungen und Grenz-gebiete. In P. Hirtz (Hrsg.), Psychomotorik in Forschung und Praxis 22. Kassel: Univ. Gesamt-hochschule Kassel.
Joch, W. (1991). Rahmentrainingsplan für das Grundlagentraining. In Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV) & W. Joch (Hrsg.), Edition Leichtathletik 1 (2. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer.
Jonath, U., Haag, E. & Krempel, R. (1977). Leichtathletik 1. Laufen und Springen. Training, Technik, Taktik. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.
Katzenbogner, Hans & Medler, Michael (2009). Laufen und Werfen. In H. Katzenbogner (Hrsg.), Spiel-leichtathletik. Teil 1. (10. Aufl.). Flensburg: Sportbuch-Verlag Medler.
Mimberg, D. & Schubert, R. (2012). Der Schlagwurf mit Knalleffekt. Handballtraining JUNIOR, 1, 21-24.
Roth, K. (2003). Wie lernt man schwierige geschlossene Fertigkeiten. Bielefelder Sportpädagogen – Methoden im Sportunterricht. (Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport). Schorndorf: Hof-mann. Band 96, S. 27-46.
Schubert, R. & Späte, D. (1998). Handball Handbuch. Kinderhandball – Spaß von Anfang an. Münster: Philippka-Sportverlag.
Schubert, R. & Späte, D. (2012). Schwerpunktthema Werfen. Handballtraining JUNIOR, 1, 6-20. Wagner, H.-J. (2004). Low tech statt high tech. Herstellen und Erproben von Spielgeräten. Der bear-
beitete Tennisball. Sport-Praxis, 45, 33-35. pdf: Wurf-Konzept des DLV. Zugriff am 19.09.2015 unter
https://www.leichtathletik.de/jugend/kinderleichtathletik/) jpg: Nockenball. Zugriff am 19.09.2015 unter https://www.kuebler-sport.de/media/catalog/product/cache/1/image/540x407/db978388cfd007780066eaab38556cef/l/2/l2964_00_w.jpg