Post on 07-Feb-2018
Folie 1Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
V-Methode, RUP, Waterfall oder was?Übersicht über die verschiedenen Vorgehensmodelle
Dr. Frank SarreDr. Sarre & Schmidt EDV-Sachverständige, München
Öffentlich bestellter und vereidigter EDV-Sachverständigerfür Systeme und Anwendungen der Informationsverarbeitung
5. Bayerischer IT-Rechtstagam 26. Oktober 2006 auf der SYSTEMS 2006 in München
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Inhalt des Vortrags
1. Einführunga) Was ist ein Vorgehensmodell?b) Nutzen eines Vorgehensmodells im Kontext von IT-Projektenc) Qualitätsmerkmale von Vorgehensmodellend) Allgemeine Ansätze von Vorgehensmodellene) Verbreitete Vorgehensmodelle
2. Kurze Vorstellung ausgewählter Vorgehensmodellea) Wasserfallb) XPc) V-Modell XTd) RUP
3. Auswahlverfahrena) Auswahlkriterienb) Bewertungsverfahren und Auswahlprozess
4. Empfehlungen und Fazit
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Was ist ein Vorgehensmodell?
Ein Vorgehensmodell …
a) ist eine (mehr oder weniger) genaue Anleitung, in welchen Schritten das Projektziel erreicht werden kann
b) liefert Festlegungen für:
a) Projektphasen mit Meilensteinenb) Rollen und Verantwortlichkeitenc) Aufgaben / Aktivitätend) Arbeitsergebnissee) Einheitliche Begriffef) QS-Maßnahmeng) evtl. Methoden, Techniken, Werkzeuge,
Richtlinien / Standards
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• (Weitgehende) Planbarkeit
• Kontrollierte und (weitgehend) einheitliche Durchführung des Projekts
• Verbesserte Kommunikation im Projekt
• Senkung von Aufwänden durch Rückgriff auf Erfahrungswerte
• Höhere Qualität der Projektergebnisse
• Minimierung von Projektrisiken
• Möglichkeit, Erfahrungen zum Vorgehen zu sammeln und zu verbessern
Insgesamt höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt innerhalb festgelegter Qualität, verfügbarem Budget und zum Termin fertig wird
Nutzen eines Vorgehensmodells
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Qualitätsmerkmale von Vorgehensmodellen
• Vollständigkeit
• Einheitliche und verständliche Begriffswelt
• Erfolgreiche Erprobung in realen IT-Projekten
• Änderbarkeit und Erweiterbarkeit
• Anpassbarkeit an verschiedene Projekttypen und Organisationen
• Skalierbarkeit hinsichtlich unterschiedlicher Projektgrößen
• Berücksichtigung neuester Standards, Vorschriften und Normen
• Werkzeugunterstützung
• Kompatibilität zu einem organisationsspezifischen Verbesserungsprozess für das Vorgehensmodell (CMMI, SPICE, …)
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Allgemeine Ansätze von Vorgehensmodellen
Ab-nahme
Projekt-auftrag
Integration+ Test
Implemen-tierung
Konstruk-tion
Analyse + SpezifikationAngebot
Qualiätssicherung
Projektmanagement
Konfigurationsmanagement
Risikomanagement, Änderungsmanagement, ...
• Aufteilung in Phasen (oft auch detaillierte Beschreibung der Phasen)
• Anleitungen für die Querschnittsthemen PM, QS, KM, ÄM, RM, …
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Verbreitete Vorgehensmodelle
1. Grundmodelle (Wasserfall, V-Modell 97, …)2. Erweiterungen der Grundmodelle (RUP, V-Modell XT, …)3. Agile Methoden (Crystal, ASD, Scrum, Arte, XP, …)
Unternehmensspezifische Prozesse
• ITPM (BMW)• Aladin (HVB Information Services)• SE Book + … Books (T-Systems)• BUP (Bayerische Landesbank)• SEP (Audi / VW)• …
Folie 8Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
7 typischeProjektphasen
Studie
Anforderungs-analyse
System-design
Implemen-tierung
Integration
(Abnahme-)Test
Produktiv-setzung
Wasserfallmodell
Merkmale:
• Jede Phase muss abgeschlossensein, bevor die nächste Phase beginnt
• Jede Projektphase hat ein Ergebnis• Der Ablauf ist streng sequentiell
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Kritik am Wasserfallmodell
• In den einzelnen Projektphasen ist viel Erfahrungen erforderlich
• Sichtbares Ergebnis kommt erst sehr spät im Entwicklungsprozess
• Kaum Risikomanagement möglich
• Wenn die Anforderungen instabil sind oder ständig neue Anforderungen hinzukommen, ist das Modell ungeeignet
• Insgesamt wenig Flexibilität
Folie 10Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Projektmanagement / Projektleitung
Angebot Auftrag Projekt-Kick-Off
Projekt-durchführung
Projekt-Touch-Down
Qualitätssicherung
Spezifikation Konstruktion Implemen-tierung Integration System-
test Einführung
Spezifikation Konstruktion Implemen-tierung Integration System-
test Einführung
Spezifikation Konstruktion Implemen-tierung Integration System-
test Einführung...
Wasserfallmodell für komplexe Projekte
Risiko-Management, Change Management,
Konfigurationsmanagement
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XP
Wesentliche Merkmale von XP (Extreme Programming):
• Die Funktionalität des Systems wird in Users Storieszusammengefasst (GUI, Funktionalitäten, Testszenarien)
• Jeweils zwei Entwickler programmieren gemeinsam („programmingin pairs“)
• Vor der Entwicklung werden (automatisierbare) Tests erstellt
• Auf unnötige Features wird verzichtet (YAGNI - you aren‘t gonnaneed it)
• Kunde ist bei der gesamten Entwicklung dabei („on-site customer“)
• Extrem kurze Zyklen für Anforderungsanalyse, Design, Implementierung und Test. Ergebnis pro Zyklus ist immer ein lauffähiges Programm („small releases“)
• Insgesamt entsteht keine oder nur sehr wenig Dokumentation
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Kritik an XP
• Nur für sehr kleine Teams geeignet (< 10 Leute)
• Projektablauf nur sehr schwer nachvollziehbar• Austausch des Teams (z.B. Lieferantenwechsel) nur schwer möglich• Der Erfolg ist stark personenabhängig• Planbarkeit und Kostenkontrolle ist kaum gegeben
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• Nachfolgemodell zum bekannten V-Modell ´97
• Nun überarbeitet durch TU Kaiserslautern und TU München
• Verbindlich vorgeschrieben für öffentliche Auftraggeber
Das V-Modell ® enthält:
• Beschreibungen für alle Projektergebnisse mit allen Abhängigkeitenuntereinander
• Vorgehensweisen für alle Ergebnisse in allen Projektabschnitten,auch detaillierte Beschreibung von Aktivitäten
• Verantwortlichkeiten / Rollen aller Beteiligten
V-Modell ® XT
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• Projektergebnisse sind der Dreh- und Angelpunkt des Modells(hier „Produkte“ genannt)
• Projektdurchführungsstrategien und Entscheidungspunktegeben die Reihenfolge der Produktfertigstellung und somit die grundlegende Struktur des Projektverlaufs vor
• Die detaillierte Projektplanung und -steuerung wird auf der Basis der Bearbeitung und Fertigstellung von Produkten durchgeführt.
• Für jedes Produkt ist eindeutig eine Rolle verantwortlich und im Projekt dann eine der Rolle zugeordnete Person
• Die Produktqualität ist überprüfbar durch definierte Anforderungen an das Produkt und explizite Beschreibungen der Abhängigkeiten zu anderen Produkten
Kernpunkte der V-Modell ® XT Philosophie
Folie 15Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Beispiel einer Projektdurchführungsstrategie
Quelle:Prof. Dr. A. Rausch,TU Kaiserslautern
Folie 16Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Schnittstelle Auftraggeber / Auftragnehmer
Auftraggeber
Auftragnehmer
Quelle:Prof. Dr. A. Rausch,TU Kaiserslautern
Folie 17Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
RUP (Rational Unified Process) =
Software Engineering Prozess auf OO Basis
Seit 2002 in den Händen von IBM
Wesentliche Merkmale:
• Iterative Vorgehensweise
• Umfangreiches Angebot an IBM / Rational Tools
• Die Notation ist UML-basiert
• Zahlreiche Templates (Vorlagen)
• Tailoring-Möglichkeiten
• Neue Versionen über das Internet verfügbar
RUP
Folie 18Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
RUP definiert Workflows für 9 Themenfelder:
1. Geschäftsprozessmodellierung
2. Anforderungsanalyse
3. Analyse & Design
4. Implementierung
5. Test
6. Softwareverteilung
7. Konfigurations- und Änderungsmanagement
8. Projektmanagement
9. Umgebungsmanagement
RUP Workflows
Projektphasen
Querschnitts-themen
Folie 19Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
• Projektübersichto Stakeholdero Problemdefinitiono Produkteigenschafteno Grobe Anforderungeno Risikeno Glossar
• Anforderungen / fachliche Spezifikationo Geschäftsprozesseo Anwendungsfälleo Anforderungen
• Entwicklungo Organisationo Ressourceno Aktivitäteno Monitoringo Meilensteineo Risikomanagement
RUP Arbeitsergebnisse (Beispiele)
Folie 20Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
RUP Iterationen und Phasen
Folie 21Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Grobe Bewertung von RUP
Vorteile:
• Sehr geeignet für komplexe Softwareentwicklungsprojekte
• Hervorragende Unterstützung durch zahlreiche IBM-Tools
• Sehr gut erprobt
• Sehr verbreitet
Nachteile:
• Initialaufwand für alle Projektbeteiligten sehr hoch
• Anpassung an ein konkretes Projekt aufwendig
• Gefahr der Überfrachtung eines Projekts sehr groß
• Alle IBM-/ Rational-Tools sind mittlerweile kostenpflichtig
Folie 22Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Auswahl- / Vergleichskriterien
Vorgehens-modell
Projekt-eigenschaftenGrößeGrad der VerteilungProjektphasenProjekttyp
ProjektbeteiligteErfahrung
GesetzlicheVorgaben
QualitätsanforderungenVergaberichtlinien
Steuerliche VorschriftenAufbewahrungsfristen
…
UnternehmenskontextSOALebhaftigkeit des GeschäftsWerkzeugunterstützungFlexibilität der ProzesseDokumentationserfordernisseQualitätsanforderungenSourcing StrategieBranchenbezugProzessoptimierungsstrategie
Folie 23Dr. Frank Sarre V-Methode, RUP, Waterfall oder was?
Empfehlung und Fazit
• Es gibt nicht das Vorgehensmodell - richtige Auswahl und richtiges „Tailoring“ sind daher entscheidend
• Bei zunehmender Projektgröße wird die Ergebnisqualität zunehmend durch die Prozessqualität bestimmt
• Entscheidungen, die für ein Projekt getroffen werden müssen, sind nahezu unabhängig von dem verwendeten Vorgehensmodell!
• Klar definierte Projektergebnisse können die Schnittstelle zwischen Teilprojekten bilden - notfalls könnte jedes Teilprojekt sein eigenes Vorgehensmodell anwenden
• Eine enge Verzahnung zwischen IT-Projektverträgen und Vorgehensmodellen ist noch wenig durchdrungen, obwohl die Notwendigkeit sehr hoch ist