Post on 07-Jun-2015
Einführung in die Unternehmensgründung
Persönliche Voraussetzungen
Fachliche Qualifikation (Branchenerfahrung)Hoher Arbeitseinsatz aufbringen (kaum Urlaub, wenig Zeit für Familie)Risikofreudig (anfangs meist geringes Einkommen, evt. Misserfolg)
Der Businessplan
1. Die Unternehmensidee
Überlegungen:- gibt es Kunden- Kundennutzen des Produktes- welche Zusatzprodukte könnten angeboten werden- USP
2. Das Produkt, die Dienstleistung
In Haupt- und Zusatzangebote trennen
3. Standort und Absatzgebiet
bei Dienstleistungsbetrieben ist der Standort besonders wichtig
4. Kunden und Kundennutzen
Kundenpreis und –nutzen beschreiben
5. Konkurrenzanalyse
- gibt es gleichartige Produkte/Dienstleistungen- gibt es Ersatzprodukte
6. Absatzplanung
Absatz für das erste Jahr einschätzen
7. Werbeplanung
Wo und wie soll das Produkt beworben werden?
8. Finanzplanung
Finanzbedarf bei Gründung und laufende Planung trennen!
Hinweise:- Investitionskosten gering halten, mindestens 1/3 Eigenkapital- mindestens 10 % für Unvorhergesehenes einplanen- Gründungsberatungsstellen aufsuchen
Gewerberechtliche Aspekte
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Freie Gewerbe
= jedes Gewerbe, das nicht in der Gewerbeordnung angeführt ist (Generalklausel).
Gewerbeschein notwendig, ist nur an allgemeine Voraussetzungen gebunden:EWR-BürgerEigenberechtigungggf. geeigneter Standort und Betriebsanlagengenehmigung
Es ist kein besonderer Befähigungsnachweis erforderlich.
Reglementierte Gewerbe
Es gibt unterschiedliche Zulassungsvoraussetzungen:
HandwerkeMeisterprüfung vorgeschrieben, Lehre ist aber keine Vorbedingung; Gewerbe kann sofort nach Anmeldung ausgeübt werdenAndere reglementierte Gewerbedie meisten dürfen nach Anmeldung ausgeübt werden, manche brauchen Zuverlässigkeitsprüfung = dürfen erst nach Genehmigung durch die Gewerbebehörde ausgeübt werden
Teilgewerbe
Ein vereinfachter Befähigungsnachweis reicht aus
Erwerb oder Franchising statt Neugründung
Erwerb bestehender Unternehmen
Vorteile:
Kosten sind genauer bestimmbarAbsatzsituation ist bekanntWeniger rechtliche HindernisseEingeschultes Personal, funktionierende Organisation
Risiken:
Überschätzung des FirmenwertesÜberaltetes bzw. schlecht qualifiziertes PersonalVeraltete Maschinen
Franchising
Franchisenehmer darf gegen Bezahlung der Franchisegebühr Markennamen, Produktions- und Vertriebs-Know-how des Franchisegebers verwenden. Es gibt genaue Vorschriften über das Erscheinungsbild, das Sortiment und die Preis- und Konditionenpolitik.
Weiterführende Überlegungen zur Unternehmensgründung
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Motive für Gründung oder Erwerb größerer Unternehmen
Schaffung von ArbeitsplätzenVerbesserung der Wirtschaftsstruktur einer RegionErhöhung der Autonomie der VolkswirtschaftVerbesserung der ZahlungsbilanzBefriedigung von Bedürfnissen, die von der Privatwirtschaft nicht gedeckt werden
Standortentscheidung
Kann man entweder frei wählen (gibt es kaum noch) oder ist an Bestimmungen gebunden:
Natürliche Standortbindung:bei Betrieben der Urproduktion
Rechtliche Standortbindung:Jede Niederlassung ist an Vorschriften und Bestimmungen gebunden (Lärm, Abgase, Abwasser)
Standortfaktoren
Sind je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich wichtig.
Rohstoffe
Wichtig, wenn
Materialien verarbeitet werden, die im Produktionsprozess stark an Gewicht verlieren (Transport des leichteren Endproduktes ist günstiger als der der Rohstoffe)Verderbliche Materialien verarbeitet werden
Energie
Energieorientierung nimmt ab, da Energie heute leicht und billig zu transportieren ist.
Arbeitskräfte
Hohe Lohnkosten führen zur Auslagerung der Produktion in billige Länder. Auslagerung wird immer bedrohlicher, da diese Staaten zunehmend über qualifizierte Arbeitskräfte verfügen, die billiger arbeiten.
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Grundstücke
Durch hohe Grundstückspreise wurden Industriegebiete erschlossen.
Umweltschutzbestimmungen
Verschärfte Bestimmungen führen zu erheblichen Kosten, deshalb weichen viele Unternehmen in Länder aus, die weniger strenge Vorschriften haben Verschmutzung weiterer Erholungsräume schärfere Bestimmungen
Absatz
AgglomerationsorientierungBetriebe einer bestimmten Branche häufen sich in einem bestimmten Gebiet (Möbel-, Auto-, Modegeschäfte). Kunden reisen aus weitem Umkreis an -> größere Käuferdichte, höherer Absatz)
Vermeidung von Konkurrenzvor allem im Einzelhandel
Verkehrslage und Transportkosten
Spielen sowohl bei Leistungserstellung als auch Leistungsverwertung eine große Rolle.
Steuerbelastung und Subventionen
Unterschiedliche Besteuerung ist bei internationalen Unternehmen wichtig. Auch Unterstützung durch den Staat wird immer wichtiger. Diese Förderungen sind jedoch laut EU-Recht beschränkt.
Politische Sicherheit
Vermieden werden sollen die Verstaatlichung und dass ein Gewinntransfer durch Devisenbestimmungen verhindert wird, deshalb wählt man Staaten mit stabilen Regierungsformen.Die Orientierung an der politischen Sicherheit verlangsamt die Industrialisierung der Entwicklungsländer.
Die Standortwahl
Bewertbarkeit der Informationen
In Geld bewertbarzB Investitionskosten, Transportkosten, Energiekosten, ArbeitslöhneNicht in Geld bewertbarzB Zuverlässigkeit der Arbeitskräfte, Kooperationsbereitschaft der Standortgemeinde etc.
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Sicherheit der Informationen
Unsicher sind häufig:Entwicklung der EnergiepreisePolitische EntwicklungEntwicklung der Inflationsrate
Neugründung oder Erwerb eines Unternehmens
Management-Buy-outDie Manager übernehmen das Unternehmen vom Eigentümer und führen es weiter, damit es nicht geschlossen wird.
Die Bewertung der Unternehmung als Ganzes
Maßgeblich sind der Wert der Vermögensgüter und die Schulden sowie die zukünftigen Erträge.Die Ergebnisse der Bewertung sind nur eine Basis und können je nach Verfahren sehr unterschiedlich sein.
Substanzwertverfahren
Es werden alle Vermögensgegenstände bewertet und davon die Verbindlichkeiten abgezogen. Wertansätze sind:
GrundstückeGebäudeRoh-, Hilfs- und BetriebsstoffeWaren und FertigerzeugnisseForderungenWertpapiereGeld und Bankguthaben
Bilanz zeigt oft einen geringen Wert (UV -> Niederstwertprinzip; AW ist Bewertungsobergrenze)
Probleme:
Immaterielle Werte (Kundenstamm, Beziehungen…) werden nicht berücksichtigtZukünftige Ertragskraft wird nicht berücksichtigt
Ertragswertverfahren
Es wird davon ausgegangen, dass zukünftige Erträge interessanter sind als der Substanzwert. Daher werden zukünftige Erträge geschätzt und mit einem zu wählenden Zinsfuß diskontiert.
Probleme:
Gewinn nur sehr schwer einschätzbar (Frage, welchen Wert man als Basis nimmt)Ergebnis je nach Zinsfuß unterschiedlich
Kombinierte Verfahren
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Es gibt in der Praxis viele verschiedene Kombinationen dieser zwei Verfahren.
Unternehmenskooperation und –konzentration
Zwei Ziele werden verfolgt:Verbesserung der WettbewerbsfähigkeitVerringerung bzw. Ausschaltung der Konkurrenz
Unternehmenskooperationen
Verbesserung der WettbewerbsfähigkeitAuf vertraglicher BasisBleiben rechtlich und wirtschaftlich selbständigHorizontaler oder vertikaler ZusammenschlussKann alle Unternehmensbereiche oder nur Teilbereiche umfassenLangfristig oder zeitlich beschränkt
Strategische Allianz
Längere, partnerschaftliche Zusammenarbeit in einem genau abgegrenzten Geschäftsbereich
Wertschöpfungspartnerschaft
Mindestens zwei Unternehmen in aufeinander folgenden Wirtschaftsstufen
Virtuelles Unternehmen
Kooperation verschiedener Unternehmen, die nach außen hin als ein Unternehmen auftreten. Jedes der Unternehmen bringt seine Kernkompetenzen ein.
Kartelle
Merkmale:Vertragliche BasisWirtschaftlich und rechtlich selbständigHorizontaler ZusammenschlussBeschränkung des Wettbewerbs
Verwaltung und Kontrolle kann von einem Kartellbüro übernommen werden. Frühstückskartelle sind kartellartige Absprachen ohne schriftliche Vereinbarung.
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Kartellarten
Konditionenkartelle
Mitglieder verpflichten sich zu gleichen Liefer- und Zahlungsbedingungen. Vereinheitlicht werden:
ZahlungszielErfüllungsortTransport-, Versicherungs- und VerpackungskostenGarantie- und ReklamationsfristenSkonti und Rabatte
Preiskartelle
Verschiedene Formen:Kalkulationskartelldas Kalkulationsschema wird festgelegtMindestpreiskartellEinheitspreiskartellMarkenschutzkartellder Händler soll die Endverkaufspreise der Markenartikelerzeuger einhalten, sonst wird er nicht mehr beliefert
Produktionskartelle
Können Kostensenkungen oder Produktionsbeschränkungen bezwecken.
Normungs- und TypungskartelleEinzelteile und Ausführungsformen werden vereinheitlichtSpezialisierungskartelleSpezialisierung auf Produktion bestimmter ProduktePatentverwertungskartellegemeinsame Nutzung von PatentenKontingentierungskartelleabsetzbare Menge wird auch Mitglieder verteilt; Preisdruck und Überproduktion sollen vermieden werden
Absatzkartelle
Das Absatzgebiet wird gebietsweise aufgeteilt.
Syndikat
= Verkauf der Produkte der kartellierten Unternehmen zentral über eine eigene Verkaufsorganisation
Rechtliche Regelung
Kartelle widersprechen der Zielsetzung der Marktwirtschaft -> in vielen Ländern gibt es eine KartellgesetzgebungIn Österreich:
Kartelle müssen vom Kartellgericht genehmigt werden (ausgenommen sind „Bagatellkartelle“)Vereinbarungen werden ins Kartellregister eingetragen (Registerzwang)Eintrag kann abgelehnt werden
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Die Bundeswettbewerbsbehörde untersucht Wettbewerbsverzerrungen und beseitigt sie.
Wirtschaftliche Beurteilung
Vorteile:Gleichmäßige Produktion und Beschäftigung„ruinöser“ Wettbewerb wird ausgeschaltetTechnischer Fortschritt wird besser genütztSichere Versorgung der Konsumenten
Nachteile:Wettbewerb wird teilweise oder ganz ausgeschaltetPreise werden überhöht festgesetztMarktbeherrschende Unternehmensgruppen entstehen (Monopolisierung, politische Macht)
Konzerne
Merkmale:Kapitalmäßige VerflechtungEinheitliche Leitung
Konzernarten
Horizontale Konzerne
Gleichartige und gleichstufige Unternehmen schließen sich zusammen
Ziele:Rationalisierung (durch Typung, Normung, einheitliche Organisation)Marktbeherrschung
Vertikale Konzerne
Gleichartige, aber verschiedenstufige UnternehmenZiel ist die Sicherung der Vorleistung und des Absatzes
Diagonale Konzerne
Kein leistungsmäßiger Zusammenhang zwischen den Betrieben
Ziele:Risikostreuung über mehrere BranchenOptimale Verwendung liquider MittelVerminderung der Besteuerung durch Gewinnverlagerung in andere Länder
Holdinggesellschaften und Trusts
Holding = Dachgesellschaft eines Konzerns, die die Mehrheit der Aktien hält und die Leitungsaufgaben übernimmt
Trust (mehrdeutig)Ergebnis einer Konzernbildung
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Verschmelzung von Großunternehmen zu rechtlichen Einheiten
Multinationale Konzerne
Haben Produktionsstätten in vielen Ländern, die wichtigsten Entscheidungen erfolgen im Stammland.
Merkmale:
Ausnützung niedriger LohnkostenUmgehung von Zoll- und HandelsschrankenMinimierung der SteuerbelastungKonzentration von Forschung und Entwicklung auf wenige Standorte
Kritik:In Entwicklungsländern kann keine leistungsfähige Industrie entstehenArbeitsplätze werden nur kurz geschaffen, da die Betriebe sofort wieder aufgelöst werden, wenn es einen besseren Standort gibtZoll- und Steuervorschriften werden umgangenUmweltschädigende ProduktionPolitische Ziele werden verfolgt
Mergers and Acquisitions (M & A)
Mergers: Unternehmen schließen sich freiwillig zusammen (Fusion)Acquisition: kleines Unternehmen wird von einem großen aufgekauft
Ziele:
Erlangung von MarktmachtSynergieeffekteErwerb funktionierender VertriebsnetzeErwerb zukunftsträchtiger TechnologienNutzung von Standortvorteilen
Arten der Übernahme:
Friendly Takeover:im VerhandlungswegeHostile Takeover:- allmählicher Erwerb von Anteilen über die Börse- öffentliche Übernahmeaufrufe (Tender Offer) = Aktionäre bekommen Angebot über dem Börsenkurs
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Probleme:
Bewertungüberhöhte Preise führen oft zu Schwierigkeiten beim übernehmenden KonzernVereinheitlichung der OrganisationPlanungs- und Organisationssystem muss vereinheitlicht werdenVereinheitlichung der Unternehmenskulturoft muss Personal abgebaut werden; viele Positionen sind doppelt besetzt
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