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TAGESSCHULE UND ELTERN IM DIALOG – UNTERWEGS ZWISCHEN HERAUSFORDERUNG – CHANCE – PRAXIS
Regula Tanner Dozentin Kader- und Systementwicklung, IWB
PHBern, IWB, Regula Tanner 21.05.2014 3
Umgang mit Begriffen in der Präsentation:
Eltern und Erziehungsberechtigte Aus Gründen besserer Lesbarkeit verzichte ich in den Texten mehrheitlich auf den Begriff Erziehungsberechtigte. Mit dem Begriff Eltern sind die Erziehungsberechtigten mit gemeint.
Tagesschule Tagesschulangebot Aus Gründen inkonsequenter Bezeichnungen sowohl in
offiziellen schriftlichen Grundlagen, als auch im mündlichen Sprachgebrauch benutze ich mehrheitlich den Begriff Tagesschule für die Bezeichnung des Systems als ganze Einheit.
Dialog mit Eltern Mit dem Begriff Dialog meine ich auch: Kontakt, Austausch, Zusammenarbeit, Elternarbeit.
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INHALT
1. Wir werden uns bewusst 2. Gelingensfaktoren 3. Best Practices – Überleitung zum 3. Teil des Abends
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Wir werden uns bewusst …
DER DIALOG ZWISCHEN TAGESSCHULE UND ELTERN BEGRÜNDET SICH
• Besucht ein Kind die Tagesschule, hält es sich regelmässig in den Systemen Familie, Schule und Tagesschule auf.
• Alle diese Systeme haben gesetzlich verankerte Aufgaben und Verantwortlichkeiten gegenüber dem Kind für seine erfolgreiche Entwicklung und schulische Bildung und gegenüber dem jeweilig andern System.
• Die Verantwortlichkeiten sind unterschiedlich, greifen aber auch ineinander.
• Jedes System hat gegenüber dem jeweilig andern System Erwartungen.
Die Kooperation aller Systeme ermöglicht eine optimale Begleitung des Kindes in seiner Entwicklung.
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Wir werden uns bewusst …
TAGESSCHULE UND VOLKSSCHULE – KOHÄRENTE ELTERNARBEIT
• Art.14d des VSG Kanton Bern: Tagesschulangebote tragen zur Erfüllung der Aufgaben der Volksschule bei.
Stärkung des Dialoges mit Eltern und deren Kooperationsbereitschaft durch eine von Tagesschule und Volksschule kohärente Elternarbeit.
Tagesschule und Schule klären, welche Grundsätze und Prozesse ihrer beider Systeme zu einer übereinstimmenden Elternarbeit führen.
Tagesschule Familie Schule
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Wir werden uns bewusst …
STUDIEN ZEIGEN: ELTERN HABEN EINFLUSS
Eltern beeinflussen die Motivation und damit verbunden den Schulerfolg durch die Art und Weise, wie sie die Beziehung zum Jugendlichen pflegen, welche Einstellungen sie selber zur Schule haben und welche Schuleinstellung sie bei ihrem Kind fördern.
Die Eltern beeinflussen insbesondere durch: • ihre Erwartungen / dem Kind gutes Gelingen zutrauen, • ihren autoritativen Erziehungsstil (nicht autoritärer Stil), • die kognitive Stimulation in der Familie, • eine Autonomie bezogene, die Selbständigkeit fördernde Unterstützung, • den Attributionsstil von schulischen Erfolgen und Misserfolgen ihrer Kinder.
Schütz, G., Neuenschwander, M. P. (2010): Motivierte und starke Schüler - mit den Eltern am gleichen Strang ziehen. Den Elterndialog erfolgreich gestalten. Beitrag in: Starke Lehrer - Starke Schule. Stuttgart: Raabe-Verlag, S. 1–20.
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Wir werden uns bewusst …
• Akzeptanzsicherung der Schule durch Zusammenarbeit mit Eltern Studien zeigen auf, dass Kinder und Jugendliche indirekt von der Zusammenarbeit
profitieren: Die Schuleinstellung der Eltern resp. die Schulakzeptanz durch die Eltern erhöht
sich, wenn insbesondere die folgenden Prozessmerkmale erfüllt werden: Gegenseitige Information Gegenseitiges Vertrauen Koordination von Massnahmen
Erhöhung der Schulakzeptanz durch die Eltern Steigerung der Schulzufriedenheit der Schülerinnen und Schüler Reduktion Belastung Lehrerinnen und Lehrer
Neuenschwander, Markus P., et al. (2005): Schule und Familie - was sie zum Schulerfolg beitragen. Bern: Haupt
STUDIEN ZEIGEN: AKZEPTANZSICHERUNG DER SCHULE
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Wir werden uns bewusst …
UNTERSCHIEDLICHE INTERESSEN UND ERWARTUNGEN
Alle wollen das Beste für das Kind. Tagesschulen wollen ihren Berufsauftrag professionell ausführen. Die Eltern wollen gute und verantwortungsvolle Eltern sein. Die Auffassung, was denn das Beste ist, geht oftmals auseinander.
Das Spannungsfeld von unterschiedlichen Interessen und Erwartungen birgt Risiken von Missverständnissen und Konflikten.
Die Eltern-Kind Beziehung ist eine enge emotionale Bindung.
Die psychosoziale Ebene spielt eine wesentliche Rolle in der Zusammenarbeit. Der “Eisberg“ schwimmt immer mit.
Sachebene sichtbar bewusst
Psychosoziale Ebene
unsichtbar unbewusst
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Wir werden uns bewusst …
ERWARTUNGEN DER ELTERN AN DIE TAGESSCHULE
• Professionelle Betreuung des Kindes
• Kind soll sich wohlfühlen
• Als Eltern immer ein gutes Gefühl haben können
• Entwicklungsmöglichkeit Kind
• Problemloser Schulerfolg Kind
• Als Eltern ernst genommen werden
• Einblick in pädagogische Ideen und Vorgehen, Umgang mit Kind
• Mittagessen verschiedene Vorstellungen
• Erledigte Hausaufgaben zu Hause keine Hausaufgaben mehr erledigen müssen
• Information zur Tagesschule alles was ich wissen muss
Eine Sammlung aus zufälligen Gesprächen mit Eltern in den vergangenen Wochen.
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Wir werden uns bewusst …
ERWARTUNGEN DER ELTERN AN DIE TAGESSCHULE
• Unkomplizierte Erreichbarkeit per SMS informieren können
• Information bei Vorfällen betreffend Kind unmittelbar, nicht erst im Nachhinein
• Bericht bei Erfolgen
• Gespräch zwischendurch für kurze Mitteilungen ist sehr gut
• Elterngespräch ist sehr hilfreich, Raum für Besprechung persönlicher Anliegen
• Nachfrage bei Eltern nach Bedarf eines Gesprächs
• Ich kann mich im Notfall immer melden
• Rückmeldung auch wenn es gut läuft
• Gemeinsame Anlässe günstige Zeiten, ich kann auch freiwillig teilnehmen
• In die Tagesschule reinschauen können
• Ich möchte alles sprachlich verstehen können
Eine Sammlung aus zufälligen Gesprächen mit Eltern in den vergangenen Wochen.
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Wir werden uns bewusst …
DIALOG MIT ELTERN – EIN PARKETT VIELFÄLTIGSTER HERAUSFORDERUNGEN
Es wird deutlich, - die Eltern sind als wichtige Ansprech- und Anspruchsgruppe der Tagesschule wahrzunehmen, - der Dialog mit Eltern ist eine Kernangelegenheit der Tagesschule.
Die Aufgabe des Dialogs mit Eltern wird Gegenstand der Qualitätsbereiche Input – Prozesse – Output.
Das Verständnis der Tagesschule als eine Ganzheit, eines offenen und dynamischen Systems im fortwährendem Austausch mit sich selber und im Austausch mit seiner Umwelt und den Dialogpartnern fördert den Erfolg.
Die Kommunikation als überfachliche Kompetenz sowohl der Organisation, als auch deren Mitglieder erhält Gewicht.
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GELINGENSFAKTOREN …
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: INTERN VOR EXTERN
Die Qualität einer Organisation wird mitbestimmt durch ihre Fähigkeit zum Dialog.
Die Qualitätsmerkmale des internen Dialogs und des Umgangs miteinander werden im Dialog nach aussen, im Dialog mit Eltern sichtbar und spürbar.
Die Kommunikation als überfachliche Kompetenz erhält Gewicht.
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: INTERN VOR EXTERN
Interner Dialog Identität, Werte,
Haltungen, Ziele, Qualität Strategien
Interner Dialog Funktionen, Instrumente,
Prozesse Strukturen
Interner Dialog Kommunikations-,
Umgangs-, Feedbackgestaltung
Kultur
Vorgaben, Richtlinien Kanton und Gemeinde Leitbild, Betriebskonzept (organisatorisch + pädagogisch)
Tagesschule Dialog resp. Zusammenarbeit mit Eltern
extern extern
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: INTERN VOR EXTERN
Der interne Dialog fördert - die Corporate Identity (Corporate Bahaviour, Corporate Communication, Corporate Culture) - das Bewusstsein der Mitglieder, Teil und Repräsentantin der Tagesschule zu sein - die Kommunikation als überfachliche Kompetenz
und stärkt - die professionelle Kommunikation gegen aussen mit Dialogpartnern, mit Eltern - die Umsetzung der eingerichteten Strukturen, Konzepte und Massnahmen - die Übernahme der Rollen als Leitende, als Betreuende, als Mitwirkende
• Der Dialog mit Eltern ist ein Qualitätsmerkmal der Tagesschule.
• Der Dialog mit Eltern ist Öffentlichkeitsarbeit und wenn die Tagesschule erfolgreich sein will, braucht sie die Sympathie und das Vertrauen der
Eltern, der Öffentlichkeit.
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: AGIEREN STATT REAGIEREN
- Aktiv und offen auf die Eltern zugehen
- Authentische Interessensbekundung am Dialog
- Pädagogisches Profil und Organisation der Tagesschule zeigen
- Gezielte Information auf individueller und kollektiver Ebene
- Klärung von Erwartungen, Zuständigkeiten, Verantwortungen und Grenzen
- Möglichkeiten für den Einblick in die Praxis
- Pflege einer Gesprächs- und Feedbackkultur
• Förderung der Kooperationsbereitschaft
• Stärkung der Handlungsfähigkeit bei Problemen
• Aufbau und Gestaltung einer tragfähigen Beziehung
Verständigung Verständnis Verstehen Vertrauen
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: ELTERN IN IHRER EIGENVERANTWORTUNG STÄRKEN
• Interesse der Eltern wertschätzen und als Experten ihres Bereichs anerkennen
• Eltern über ihren Einfluss auf den Entwicklungserfolg ihrer Kinder bewusst machen
• Weg vom Wühlen im Problem, hin zur Lösungsfindung
• Bisherige Lösungsanstrengungen wertschätzen
• Differenz von Wahrnehmungen berücksichtigen
• Bedeutung einer gemeinsamen Unterstützung aufzeigen
• Kontext berücksichtigen
• Emotionen zulassen
• Auf Stärken und Ressourcen aufbauen
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: VIELFALT IST NORMALITÄT
Vielfalt in Tagesschulen ist Normalität Herausforderung und gleichsam Reichtum
Austausch und Perspektivenwechsel Verständnis für andere Verständnisse, für andere Herangehens- und Praxisweisen Vielfalt als Potenzial für Lern- und Entwicklungsprozesse zu nutzen
Dialog mit Eltern aus andern kulturellen und sprachlichen Herkunftsgesellschaften und/oder mit andern Bildungshintergründen Geeignete Kommunikationswege, Unterstützung durch andere Kooperationspartner Interkulturell Dolmetschende zur Sicherung der Verständigung Eigene interkulturelle Kommunikationskompetenzen stärken
Selbstbeobachtung und Reflexion im Team
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: FEEDBACK ALS CHANCE FÜR ENTWICKLUNG VERSTEHEN
Ohne Feedback entwickeln wir uns nicht weiter, weder als Organisation und noch als einzelne Person.
Achtung möglicher Trugschluss: Wir hören nichts, also ist sicher alles okay.
• Feedbackkultur mit Eltern aufbauen und regelmässig aktiv pflegen
• Rückmeldungen ausgewählt und fokussiert bei den Eltern einholen
• Eltern Feedback anbieten
• Befragungen durchführen und evaluieren
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Welche Prozesse, Strukturen, Instrumente und Formen des Dialogs haben sich bisher bewährt und zu einem guten Output beigetragen?
Wo hat sich wiederkehrend Unbefriedigendes ergeben?
Wie umfassend und intensiv kann und soll die Elternarbeit entsprechend des Angebotes sein?
Es muss nicht immer alles neu und anders werden. Etwas gut halten, gut
weiter pflegen und eine hohe Zufriedenheit der Beteiligten erreichen, ist Qualität.
Die Qualität der Interaktionen steht vor deren Quantität. Es darf aber auch Bewegung, Innovation geben, als Chance, dass das Bewährte noch besser wird, dass sich die Dialogkultur mit Eltern erweitert, sich dadurch die Kooperation für den Erfolg des Kindes festigt und die Beteiligten gegenseitige Unterstützung und Entlastung erfahren.
Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: DAS BEWÄHRTE PFLEGEN UND MUTIG FÜR ENTWICKLUNG SEIN
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Gelingensfaktoren …
DER WEG ZUM ERFOLG HEISST: DAS BEWÄHRTE PFLEGEN UND MUTIG FÜR ENTWICKLUNG SEIN
bildung+betreuung (2010): Qualitätsrahmen für schulische Tagesbetreuung
Welchen Qualitätsrahmen steckt sich Ihre Tagesschule?
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BEST PRACTICES …
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Best Practices …
BEST PRACTICES FÜR DEN DIALOG MIT ELTERN
• “Meine“ Sammlung der Best Practices umfasst Beispiele aus verschiedenen Tagesschulen. Eine ungeordnete Sammlung in kurzen Stichworten werden Sie auf einem
Plakat in diesem Raum vorfinden.
• Der umfassende Fundus der Best Practices für den Dialog mit Eltern liegt jedoch klar bei Ihnen und Ihren Tagesschulen. Der anschliessende Austausch zu frei wählbaren Diskussionspunkten soll Ihnen Einblick in Ihre Best Practices geben.
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„Unsere Kinder sind nicht da, uns zu schonen oder in Ruhe zu lassen. Wir alle haben die Möglichkeit, uns an der Seite unserer Kinder zu entwickeln und zu wachsen oder eben nicht.“
Juul, Jesper (2013): Schulinfarkt – Was wir tun können, damit es Kindern, Eltern und Lehrern besser geht. München: Kösel
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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Regula Tanner
Dozentin Kader- und Systementwicklung
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