Post on 11-Aug-2019
Allein im Raum Hannover erleiden rund 3000 Menschen im Jahr einen Schlaganfall, an die 1000 dieser Patienten werden jährlich in der Stroke Unit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) behandelt. In den vergangenen 20 Jahren ist es im Zusammenhang mit der Entwicklung und der nahezu flächendeckenden Einrichtung der sogenannten Stroke Units zu ganz wesentlichen Fortschritten in der Schlaganfallmedizin gekommen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, verschlossene Hirngefäße rasch wieder zu eröffnen und damit die Chancen der neurologischen Erholung zu erhöhen. Zudem können wir, durch medikamentöse Sekundär- prävention, besser Schlaganfallrezidive verhindern. !Trotz dieser erfreulichen Fortschritte in der Schlaganfallmedizin ist es aber auch heute noch so, dass ein Teil der Patienten Behinderungen in unterschiedlichem Ausmaß zurückbehält. Im schlimmsten Falle kommt es zu dauernder Pflegebedürftigkeit. Entsprechend gibt es bei den Patienten selbst und ganz besonders bei ihren Angehörigen ein hohes Maß an Informationsbe-dürfnis zum Wesen des Schlaganfalls, zu den Ursachen, zur Diagnostik und den möglichen Therapien. Besonders wichtig für die Angehörigen ist natürlich die Beratung zum Umgang mit neurologischen Defiziten wie Sprach- und Schluckstörungen, Lähmungen oder auch neuropsychologischen Veränderungen. !Es ist deshalb eine wichtige Aufgabe, diese häufig gestellten Fragen in für Laien verständlicher Sprache zu beantworten und das Informationsbedürfnis zum Thema Schlaganfall besonders bei Angehörigen von Betroffenen zu befriedigen. Dies ist genau das Anliegen der vorliegenden Broschüre. Ich wünsche ihr eine weite Verbreitung, eine hohe Akzeptanz und eine gute Resonanz. !!
Prof. Dr. med. Reinhard Dengler Direktor Klinik für Neurologie
1 Foto: http://www.mh-hannover.de/neurologie.html (geladen am 11.11.2013) 4 Foto: Christian Wittke 2 Foto: Christian Wittke 5 Foto: http://www.mh-hannover.de/uploads/RTEmagicC_DSC_0273_33_klein.jpg.jpg (geladen am 11.11.2013) 3 Foto: Christian Wittke 6 Foto. http://www.mh-hannover.de/uploads/RTEmagicC_DSC_0271_43_klein.jpg.jpg (geladen am 11.11.2013)
Vorwort
Prof. Dr. med. Reinhard Dengler Direktor Klinik für Neurologie
Prof. Dr. med. Karin Weißenborn Oberärztin Stroke Unit
Serbülent Horasan Bereichsleitung
Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege
Jessie E. Orpilla Gruppenleitung
Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege
Das Stroke Unit Team1
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Ärzte Team
Pflege Team
Inhaltsverzeichnis
Seite Was ist ein Schlaganfall? 4 Typische Symptome eines Schlaganfalls 5 Was ist eine „Stroke Unit“? 6 Was passiert auf der „Stroke Unit“? 7 Welche Untersuchungen können durchgeführt werden? 8 „Fremdwörter“ rund um den Schlaganfall 9 Organisatorisches 10 Was Sie in der Akutphase tun können 11 Wie geht man mit einer Sprachstörung um? 12 Aktivierende Pflege nach dem Bobath-Konzept -Was ist das?- 13 Was ist eine Schluckstörung? 14 Wie kann man bei einer Schluckstörung helfen? 15 Wie geht man mit einem Neglect um? 16 Gefahr eines erneuten Schlaganfalls - Vorbeugung/Therapie- 17 Beratung in der MHH - Der Sozialdienst- 18 Selbsthilfegruppe Schlaganfall 19 Schlusswort 20 Notizen 21/22
7 Foto: http://www.mh-hannover.de/neurologie.html (geladen am 11.11.2013)
Stroke Unit der
Medizinischen Hochschule Hannover
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8 Grafik: Christian Wittke 9 Grafik: Christian Wittke 10 Grafik: Christian Wittke 11 Grafik: Christian Wittke/Hannelore Ryland (Digitale Medien)
Was ist ein Schlaganfall?
Ursache für die Durchblutungsstörung kann eine Veren-gung oder Verstopfung eines Blutgefäßes sein.
Ursache für die Hirnblutung kann ein Riss oder ein Platzen eines Blutgefäßes sein.
!Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn, bei der Nervenzellen absterben. Der Schweregrad des Schlaganfalls hängt davon ab, wo und wie groß die Durchblutungsstörung oder Blutung ist
und welche Funktionen das Gebiet versorgt.
Ein Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte bewirkt meistens Funktionsausfälle auf der rechten Körperseite und umgekehrt. Dies geschieht durch die Überkreuzung von Nerven- bahnen im unteren Teil des Gehirns (Medulla oblongata).
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Schlaganfall in der linken
Gehirnhälfte
Funktionsausfall in der
rechten Körperseite
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12 Grafik: Hannelore Ryland (Digitale Medien MHH) 17 Foto: Christian Wittke 13 Foto: www.mh-hannover.de/fileadmin/organisation/ressort_krankenversorgung/downloads/innovationsgipfel/ig6/8_Vogt_Regeneration_statt_Operation.pdf (geladen am 11.11.2013) 18 Foto: Christian Wittke 14 Grafik: Hannelore Ryland (Digitale Medien MHH) 19 Foto: Christian Wittke 15 Grafik: Hannelore Ryland (Digitale Medien MHH) 20 Grafik: Christian Wittke 16 Foto: Christian Wittke
Typische Symptome eines Schlaganfalls
Plötzlich gestörtes
Berührungsempfinden (Kribbeln) in Gesicht,
Arm oder Bein
Plötzlich undeutliche
Sprache und
Verständigungsschwierigkeiten
Plötzlich auftretende Verwirrtheit
und Desorientierung
Plötzlich auftretende Doppelbilder
Plötzlicher Schwindel
und fehlender
Gleichgewichtssinn
Plötzlich auftretende
Kopfschmerzen ohne bekannte Ursache
Plötzlich auftretender
Gesichtsfeldausfall
Plötzliche Gangunsicherheit
und Koordinationsstörungen
Die Nervenzellen im Gehirn sind sehr empfindlich. Sie sind miteinander vernetzt und steuern Funktionen wie:
das Bewusstsein die Bewegung/Kraft die Koordination das Sprechen/Sprache das Sehen das Berührungsempfinden
Plötzlich auftretende Lähmung in Gesicht,
Arm oder Bein
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Was ist eine
„Stroke Unit“? Auf dieser Seite erläutern wir Ihnen, was eine Stroke Unit
ist und warum Ihr Angehöriger sich hier befindet.
Ihr Angehöriger befindet sich mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall auf der „Stroke Unit“ der MHH. !Was bedeutet „Stroke Unit“? !Stroke heißt „Schlag“ und Unit „Einheit“. Schlaganfall- Einheit ist die Übersetzung aus dem Englischen. !Warum liegen Schlaganfall-Patienten auf der Stroke Unit? !Die Stroke Unit ist eine spezielle Station in einem Kran-kenhaus, wo Patienten die Anzeichen auf einen Schlagan-fall haben, akut behandelt werden können. Die Stroke Unit ist die Schaltstation in der Schlaganfall Behandlung. Hier wird entschieden, wie der weitere optimale Behand-lungsplan für den Patienten ist.
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Stroke Unit
Stroke Unit Pflege
Stroke Unit Arzt
Ergotherapie
PhysiotherapieReHa-/Sozial
Beratung
Diagnostik Team
Logopädie
Ärzte aus anderen
Fachabteilungen
Was passiert auf der
Stroke Unit?
Wie ist der Ablauf in den nächsten Tagen? Diese Frage beantworten wir Ihnen auf dieser Seite.
Wenn Sie dazu Fragen haben, wenden Sie sich bitte an das Pflegepersonal.
Ihr Angehöriger wird voraussichtlich die nächsten Tage auf unserer Stroke Unit bleiben. !Was passiert hier? !
Monitorüberwachung Diagnose Sicherung Schlaganfall Ursache feststellen Prophylaxen einleiten Spezielle Behandlungspflege Früh-Rehabilitation auf der Stroke Unit Kontaktaufnahme zu einer ReHa Klinik !
Die Aufenthaltsdauer auf der Stroke Unit hängt vom Krankheitsverlauf ab. !!!
Kontinuierliche EKG Ableitung
Kontinuierliche Messung der Atemfrequenz
Kontinuierliche Messung der Sauerstoffsättigung
Blutdruckmessung mindestens jede Stunde
Blutzucker Messung 5xtgl.
Temperatur Messung 6xtgl.
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21 Foto: http://www.mh-hannover.de/26351.html (geladen am 11.11.2013) 22 Foto: Christian Wittke
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Welche Untersuchungen können durchgeführt werden?
Auf dieser Seite erläutern wir Ihnen die Diagnostischen Möglichkeiten, die bei einem Schlaganfall-Patienten
durchgeführt werden können.
Das CT stellt das Gehirn in dünnen Schichten dar. Es gibt eine schnelle Information, ob eine Durchblutungsstörung oder eine Blutung im Gehirn vorliegt.
Das MRT stellt ähnlich wie das CT das Gehirn in dünnen Schichten dar. Es hat eine höhere Auflösung als das CT und kann Schlaganfälle im Hirnstamm besser erfassen.
In der Blutuntersuchung wird geprüft, ob Risikofaktoren wie erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfette oder eine Gerinnungsstörung vorliegen.
Durch das EKG/Langzeit EKG soll herausgefunden werden, ob eine Herzrhytmusstörung wie z.B. Vorhofflimmern vorliegt. Einer der größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall, ist das Vorhofflimmern.
Mit dem Herzecho werden die Herzhöhlen und die Herz-klappen dargestellt. Neben dem Vorhofflimmern können so, noch andere mögliche Ursachen für einen Schlaganfall erfasst werden.
23 Foto: www.mh-hannover.de/18519.html (geladen am 11.11.2013) 27 Foto: Christian Wittke 24 Foto: www.mh-hannover.de/10230.html (geladen am 11.11.2013) 28 Foto: http://www.mh-hannover.de/791.html?&MP=175-8345 (geladen am 11.11.2013) 25 Foto: http://www.mh-hannover.de/791.html?&MP=175-8345 (geladen am 11.11.2013) 26 Foto: Christian Wittke
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Der Doppler der Halsgefäße erzeugt ein Schallbild, und zeigt Kalkablagerungen in den Hirnversorgenden Blutge-fäßwänden an.
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„Fremdwörter“
rund um den Schlaganfall
Auf dieser Seite erläutern wir Ihnen einige Schlaganfall „Fremdwörter“ näher.
Wenn Sie Fragen haben sollten, wenden Sie sich bitte an das Pflegepersonal oder den behandelnden Arzt.
Fachausdruck Erklärung
Hemiplegie Vollständige Lähmung einer Körperseite
Hemiparese Schwäche einer Körperseite
Dysphagie Schluckstörung
Aphasie Störung der Sprache
Dysarthrie Störung des Sprechens
ApraxieStörung der gewollten Umsetzung von
Bewegungen/Aktionen
Neglect
Aufmerksamkeitsstörung gegenüber allen Reizen, die auf der dem Schlaganfall gegenüberliegenden
Seite angeboten werden
Hemianopsie Halbseitiger Gesichtsfeldausfall
Diplopie Doppelbilder
In einem Krankenhaus werden medizinische Fachaus- drücke benutzt. Sie erleichtern die Kommunikation und das Arbeiten zwischen den unterschiedlichen Berufs- gruppen, um den Patienten optimal zu versorgen. !Viele Patienten, aber auch Angehörige können mit diesen
Begriffen nicht viel anfangen. !Gerade in der Schlaganfallmedizin und Pflege beschreiben die Fachausdrücke die spezifischen Beeinträchtigungen der Patienten.
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OrganisatorischesAuf dieser Seite finden Sie einige Organisatorische Informationen.
Wenn Sie dazu Fragen haben, sprechen Sie bitte das Pflegepersonal an.
Aktueller Medikamentenplan !Aktueller Insulinplan (sofern vorhanden) !Adresse/Telefon-Nummer vom Hausarzt !Betreuungsausweis im Original (sofern vorhanden) !Arztbrief vom letzten Krankenhausaufenthalt !Patientenverfügung im Original (sofern vorhanden) !Telefonnummer von Ihnen !
Wie erreichen Sie uns? Was können Sie mitbringen?Was benötigen wir von Ihnen?
! Pflegestützpunkt Stroke Unit 0511-532 2435 ! Arztzimmer Stroke Unit 0511-532 2433 ! Besuchszeit 10:00 Uhr bis 21:00 Uhr ! Visite täglich zwischen 10:00 Uhr und 12:00 Uhr !!
Auskünfte über Diagnosen oder Untersuchungsergebnisse sollten in einem persönlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Eine Terminab-sprache kann unter 0511-532 2433 erfolgen. !!
!Schlafanzüge !Unterwäsche !T-Shirts !Feste Schuhe !Trainingsanzug !Pflegeartikel !Rollator (sofern vorhanden) !Bademantel !!!!
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Was Sie in der Akutphase tun können
Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen ein paar Hinweise mitgeben, wie Sie Ihren Angehörigen in der
Akutphase unterstützen können.
Der Schlaganfall kommt meistens aus dem Nichts und verändert in wenigen Minuten das ganze Leben. !Die Betroffenen sind plötzlich abhängig von der Hilfe anderer. Das macht Angst! !
Abhängig von Hilfe und Unterstützung! !Der Patient muß zunächst einmal selbst realisieren in wel-cher Situation er ist. Je nach Lokalisation des Schlaganfalls kann die Wahrnehmung so eingeschränkt sein, dass ein Krankheitsbewusstsein nicht vorhanden ist. !In der Akutphase sind geschulte Pflegekräfte da, um dem Patienten zu helfen und ihn zu unterstützen. !Die Betroffenen wünschen sich aber oftmals die Unter-stützung und Hilfe von Ihren Angehörigen. !
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Angehöriger
Wie geht man mit einer Sprachstörung
um?
Aktivierende Pflege
nach dem Bobath Konzept
Wie geht man mit einer Schluckstörung
um?
Wie geht man mit einem
Neglect um?
Unterstützung für den Patienten
Wie geht man mit einer Sprachstörung um?
Unter Umständen kann die Sprache eines Schlaganfall- Patienten betroffen sein. !
Es gibt unterschiedliche Arten von Sprachstörungen !Die Sprache kann verlangsamt sein und Sätze können ver-kürzt gesprochen werden. Es ist möglich, dass der Patient Sätze nicht versteht oder es zu Wortverwechselungen und Wortfindungsstörungen kommt. !Wenn die Sprache beeinträchtigt ist, hat das einen massiven Einfluss auf den Patienten. !Er kann sich nicht wie gewohnt mitteilen und fühlt sich nicht richtig verstanden. !Das frustriert viele Patienten und auch Angehörige. (29) !!!
Benutzen Sie keine „Babysprache“
Warten Sie bis Hilfe gewünscht ist
Lassen Sie dem Betroffenen Zeit um zu
antworten
Stellen Sie Blickkontakt her
Sprechen Sie in Gegenwart des
Betroffenen nicht über ihn
Sprechen Sie in kurzen, einfachen
Sätzen
Wiederholen Sie es, wenn Sie es nicht verstanden haben
Setzen Sie Gestik, Mimik, Gegenstände,
Zeichnen oder Schreiben ein
Kommunikation bei Sprachstörung
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29 Deutsche Schlaganfall Hilfe Kommen Sie nach dem Schlaganfall ins Gespräch! Tipps für Betroffene und Angehörige. Online verfügbar unter: http://www.schlaganfall-hilfe.de/kommunikation
Aktivierende Pflege nach dem Bobath-Konzept
-Was ist das?-
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30 vgl. Cassier-Woidasky/Nahrwold/Glahn 2012 S. 89-91„Pflege von Patienten mit Schlaganfall“
Das Bobath-Konzept basiert auf den Beobachtungen von Berta Bobath, einer Krankengymnastin in den 1940er Jahren. !Berta Bobath hat neurologisch erkrankte Patienten beobachtet und ein Konzept entwickelt, bei dem Patienten, mit einer Hirnschädigung, eine normale Körperhaltung und Bewegungsabläufe wieder erlernen können. !Grundelemente: !
Wahrnehmungsförderung Normalisierung der Muskelspannung Förderung der normalen Bewegung bei gelähmten Menschen !
Das Pflegepersonal der Stroke Unit der MHH, pflegt, lagert, mobilisiert und bewegt die Patienten nach dem Bobath-Konzept. (30) !
Das Bobath Konzept knüpft an bekannte Bewegungs- muster an und nutzt die Vernetzungen der Muskulatur und des zentralen Nervensystems. !Durch einen Schlaganfall sind Anteile der Verknüpfungen eines Bewegungsmusters zerstört (beispielsweise den betroffenen rechten Arm anheben). !Die Pflegenden unterstützen nun den Patienten und durch ständige Wiederholung der Bewegung (wie beispielsweise den betroffenen rechten Arm anheben) kommt es zu einer verbesserten „Verschaltung“ im Gehirn und zur Förderung des Patienten. (30)
Wie können Sie unterstützen?
motivieren Sie !lassen Sie Pausen zu !bleiben Sie geduldig !wiederholen Sie natürliche Bewegungen
Aktivierende PflegeGrundlagen des Bobath-Konzepts
Lernen durch Wiederholung
Was ist eine Schluckstörung?
Eine Dysphagie (Schluckstörung) tritt geschätzt bei rund 50 Prozent der Schlaganfall-Patienten auf. !Das Schlucken ist ein komplexer Vorgang, bei dem über 50 Muskelpaare und 5 Hirnnerven zusammenarbeiten. !Die Ausprägung der Schluckstörung ist sehr individuell und hängt davon ab, wo der Schlaganfall im Gehirn einge-treten ist. Eine Schluckstörung kann mitunter dazu führen, dass der Patient eine sogenannte Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) bekommt. !Dabei gelangen Nahrung oder Flüssigkeiten nicht in den Magen sondern in die Lunge. Daher ist es besonders in der Akutphase wichtig, festzustellen ob eine Schluck- störung besteht und dementsprechende Maßnahmen zum Schutz des Patienten einzuleiten. (31)
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31 vgl. Cassier-Woidasky/Nahrwold/Glahn 2012 S. 157/158 „Pflege von Patienten mit Schlaganfall“ 32 Foto: Christian Wittke
Eine Phoniatrische Untersuchung (Schluckuntersuchung) wird zu Beginn durchgeführt. !Wenn eine Schluckstörung vorliegt, muß gewährleistet sein, dass der Patient ausreichend Nährstoffe/Flüssig- keiten/ Tabletten erhält. !Dafür kann eine Magensonde gelegt werden oder alternativ kann die „Ernährung“ über einen Venenzugang erfolgen. Diese Methode erlaubt aber nicht die Gabe von Tabletten. !Das Schlucktraining wird durch die Logopäden (Sprach- und Schlucktherapeuten) übernommen. !Wenn sich der Schluckvorgang verbessert, kann die
Ernährung mit Hilfe pürierter Kost begonnen werden. Die Flüssigkeiten können mit einem Pulver angedickt werden. !
Schluckstörung TherapieWas ist eine Schluckstörung?
Schlucktraining durch Logopädie (Sprach/Schlucktherapeut)
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Wie kann man bei einer Schluckstörung helfen?
Die Mundpflege ist bei Menschen mit einer Schluck- störung besonders wichtig. !In der Akutphase sind geschulte Pflegekräfte da, um die Mundpflege eines Patienten mit einer Schluckstörung durchzuführen. !Aber auch die Angehörigen können unter Einweisung und mit Unterstützung der Pflegekräfte diese Tätigkeit übernehmen. !Damit unterstützen Sie Ihren Angehörigen und tragen dazu bei, einer Lungenentzündung vorzubeugen.
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33 Foto: Christian Wittke
Das Bild zeigt einige Hilfsmittel zur Mundpflege, die wir auf unserer Station haben. !Man kann beispielsweise auch einen Watteträger mit dem Lieblingstee Ihres Angehörigen befeuchten und so die
Mundpflege durchführen.
Faustregeln für die Mundpflege
!!! Niemals in Rückenlage !!!
!!!Aufrechte
Sitzposition
!!!!Seitenlage
oder
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34 Foto: Christian Wittke 35 vgl. Cassier-Woidasky/Nahrwold/Glahn 2012 S. 108 „Pflege von Patienten mit Schlaganfall“ !
Wie geht man mit einem
Neglect um?
Als Neglect wird die Nichtbeachtung von Reizen auf der betroffenen Seite bezeichnet.
Ein Beispiel: !Ein Patient der einen Neglect nach links hat, nimmt nicht wahr, das sich jemand auf der linken Seite befindet und ihn anspricht oder berührt. !Der Patient schaut nur nach rechts. Er wird von den Reizen auf der rechten Seite magnetisch angezogen. !Der Patient bemerkt sein Defizit aber nicht, er ist auffällig unruhig und permanent mit der rechten Seite in Bewegung. (35)
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Hinweise
In der Frühphase sollten der Nachtschrank und die Klingel unbedingt auf der nicht betroffenen Seite sein. Nur so hat der Patient überhaupt eine Chance zu agieren.
Man sollte aber gleich zu Anfang versuchen, dass Blickfeld auf die „Mitte“ zu lenken und die betroffene Seite immer mehr mit einzubeziehen.
Angehörige sollten alle Aktivitäten von der betroffenen Seite ausüben (wie die Zeitung geben oder die Hand reichen)
Die Aufmerksamkeit ist oftmals gestört, deshalb deutlich und langsam sprechen.
Die allgemeine Situation ist für den Betroffenen sehr anstrengend. Es sollten immer wieder kleine Pausen eingelegt werden.
Neglect Patienten brauchen viel Geduld und Verständnis, gerade dann, wenn sie kein Krankheitseinsehen haben.
Gefahr eines erneuten
Schlaganfalls
- Vorbeugung/Therapie-
Nach einem Schlaganfall muss alles dafür getan werden, einen erneuten Schlaganfall zu verhindern.
Auf dieser Seite erfahren Sie und Ihr Angehöriger mehr über die Risikofaktoren, Sekundärprophylaxen und die
Lysetherapie.
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36 vgl. Cassier-Woidasky/Nahrwold/Glahn 2012 S. 44-47 „Pflege von Patienten mit Schlaganfall“ 37 vgl. Cassier-Woidasky/Nahrwold/Glahn 2012 S. 39-40 „Pflege von Patienten mit Schlaganfall“ 38 Foto: http://www.mh-hannover.de/26351.html (geladen am 11.11.2013)
LysetherapieSekundärprophylaxeRisikofaktoren für einen Schlaganfall
Spätestens nach einem Schlaganfall sollte man die Risiko-faktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, reduzieren. !Nicht beeinflussbare Faktoren sind das Lebensalter und die genetische „Anfälligkeit“ für einen Schlaganfall. (36) !Beeinflussbare Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind: !
Bluthochdruck (Hauptrisikofaktor) !Diabetes mellitus !Erhöhte Cholesterinwerte (LDL-Cholesterin) !Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) !Rauchen !Übergewicht/Bewegungsmangel !!
Nach einem Schlaganfall, sollte alles dafür getan werden, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. !Dazu gehört neben der medikamentösen Therapie auch eine Lebensumstellung, wenn Risikofaktoren wie bei-spielsweise Bewegungsmangel, Rauchen oder Überge-wicht vorhanden sind. (36) !
Medikamentöse „Blutverdünnung“ reduziert das Schlaganfallrisiko (z.B. ASS 100mg) !Einstellung des Bluthochdrucks (Ziel: <140/80mmHg) !Normwertige Blutzuckerwerte !Cholesterinsenkende Therapie !Antikoagulation (Gerinnungshemmer) bei Vorhof-flimmern !
In der Schlaganfalltherapie gibt es einen Leitsatz: !„Time is brain“ (Zeit ist Gehirn) !
Wenn man eine Gehirnblutung ausgeschlossen hat, besteht die Möglichkeit mit Hilfe eines Medikaments (Actilyse®) die Ausbreitung eines durchblutungsbedingten Schlaganfalls zu stoppen. Diese Therapie kann nur innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach Symptombeginn durchgeführt werden. Der Behandlungseffekt ist zeitabhängig, eine frühzeitige Behandlung erhöht daher die Wahrscheinlichkeit eines
günstigen Ausgangs. (37)
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Beratung in der MHH
-Der Sozialdienst-
Auf dieser Seite möchten wir Sie über die Beratungsleistung der MHH informieren.
Folgende Informationen stammen aus dem Flyer des Sozialdienstes der MHH:
„Sozialdienst-Beratung und Hilfe für Patienten und Angehörige“
Krankheit und Klinikaufenthalt stellen für jeden Menschen eine besondere Belastung dar, die häufig Auswirkungen auf die bisherige Lebenssituation und den gewohnten Alltag hat. !Wenn daraus Fragen, Sorgen, Beratungsbedarf oder Klärungsbedarf entstehen, sind wir Ihr Ansprechpartner. Als Team bieten wir Ihnen Unterstützung an, indem wir Sie bei sozialrechtlichen und psychosozialen Fragen beraten und begleiten. !Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Ihnen für Ihre persönliche Situation individuelle Hilfen zu erarbeiten. !Wir werden tätig auf Ihren Wunsch, den Ihrer Angehö- rigen, sowie auf Anregung der Station. Unsere Leistungen sind für Sie kostenlos. Wir unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht.
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39 Medizinische Hochschule Hannover (03/2012) Sozialdienst: Beratung und Hilfe für Patienten und Angehörige. Online verfügbar: http://www.mh-hannover.de/fileadmin/organisation/sozialdienst/bilder/Flyer_Sozialdienst/2013_Flyer_Sozialdienst_ry.pdf
!zu Leistungen der Kranken-, Pflege- und Renten-versicherung !zum Schwerbehinderten- und Sozialhilferecht !zu gesetzlichen Betreuungen und Vorsorgevoll-machten !zu Maßnahmen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation !zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen !notwenige Rehabilitationsmaßnahmen wie An-schlußheilbehandlungen, neurologische Frührehabi-litation !ambulante Pflegedienste, Hilfsmittel und Maßnah-men zur Sicherstellung der Versorgung im häusli-chen Umfeld !Kurzzeitpflege, stationäre Heimpflege
Sozialdienst - Anmeldung/Sekretariat !Telefon: 0511-532-6270 Fax: 0511-532-8270
E-Mail: sozialdienst@mh-hannover.de !Öffnungszeiten: !
Montag - Donnerstag 09:00 Uhr - 15:30 Uhr Freitag 09:00 Uhr - 12:00 Uhr !!
Sprechstunde für Patienten und Angehörige: !Dienstag 14:00 Uhr - 15:00 Uhr Donnerstag 14:00 Uhr - 15:00 Uhr oder nach Vereinbarung !Wenn Sie Fragen dazu haben sollten, wenden Sie sich bitte an das Pflegepersonal.
Allgemeines über den Sozialdienst Wir informieren, beraten und vermitteln So erreichen Sie den Sozialdienst
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Selbsthilfegruppe
Schlaganfall Auf dieser Seite möchten wir Sie auf die
Selbsthilfegruppe zum Thema Schlaganfall hinweisen.
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Ein Schlaganfall verändert alles, nicht nur das Leben des Betroffenen, sondern auch das Leben des Partners, der Kinder, Freunde und Nachbarn. !Eine Selbsthilfegruppe Schlaganfall kann Ihnen bei vielen Fragen und Sorgen Hilfe leisten.
Therapie- und Lebenshilfen !Orthopädische Hilfsmittel !Angebote zur Förderung der Selbstständigkeit und Mobilität im Alltag !Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen und Kontaktförderung untereinander
Dies ist nur ein kleiner Anteil dessen, was eine Selbsthilfe-gruppe Schlaganfall leistet und anbietet. !Informationen zur Selbsthilfegruppe Schlaganfall erhalten Sie vom Sozialdienst der MHH oder auf der Internetseite der Deutschen Schlaganfall-Hilfe.
Betroffene und deren Angehörige sind meistens die besten Ratgeber
www.schlaganfall-hilfe.de/selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppe Schlaganfall Informationen über: Wo finden Sie eine Selbsthilfegruppe?
Medizinische Hochschule Hannover Christian Wittke Station 43c - Stroke Unit- Gesundheits-/Krankenpfleger Telefon 0511/532 2435 Fachkraft für Stroke Unit www.mh-hannover.de wittke.christian@mh-hannover.-
Ein Schlaganfall verändert schlagartig das Leben. !Ich arbeite seit nunmehr 10 Jahren als Gesundheits-/Krankenpfleger auf der Stroke Unit der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Pflegen von Schlaganfall Patienten ist sehr individuell und anspruchsvoll. Als Pflegeteam betreuen und pflegen wir nicht nur den erkrankten Menschen, sondern wir beraten und begleiten auch die Angehörigen in der Akutphase. !In solch einer schwierigen Lebenssituation, entstehen für Schlaganfall-Patienten und deren Angehörigen viele Fragen. Das Stroke Unit Team wird häufig von den Angehörigen gefragt, wie sie helfen können und wenn ja wie die Unterstützung gestaltet sein kann. !Dies war unter anderem ein Beweggrund diese Broschüre zu erstellen. Ich hoffe, dass die Broschüre Ihnen ein paar Antworten auf Ihre Fragen gegeben hat. Es soll Ihnen ein Wegweiser und ein Ratgeber in dieser schwierigen Zeit sein. !Wenn Sie darüber hinaus noch Fragen oder Anregungen haben sollten, wenden Sie sich bitte an das Pflegepersonal der Stroke Unit. !Diese Broschüre ist im Rahmen des Projekts „Zukunftsorientiertes Entwicklungsprogramm Pflege (2013/2014)“ der Medizinischen Hochschule Hannover erstellt worden.
Schlusswort
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Notizen Hier ist Platz für Ihre Notizen. Sie können hier Fragen an das Pflegepersonal oder den
Arzt notieren.
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Notizen Hier ist Platz für Ihre Notizen. Sie können hier Fragen an das Pflegepersonal oder den
Arzt notieren.
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