Post on 17-Jul-2015
OER als digitaler Humanismus: Chancen und Risiken einer pädagogischen
Reformbewegung
Markus Deimann FernUniversität in Hagen
@mdeimann
http://www.mearso.co.uk/images/oep/oep-ideas.jpg
Für die Ungeduldigen - die Thesen
• OER bringt das zum Ausdruck, was uns alle verbindet, als lernende und lehrende Menschen
• OER bietet Möglichkeit zum Dialog über grundsätzliche gesellschaftliche Themen:
• wie wollen wir digitale Bildung in Zukunft gestalten?
und nun die ausführliche Variante
Open Educational Resources (OER)
• Die Definition
• Die Idee
• Die Debatte
• Die Vision
Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Eine solche offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Dabei bestimmen die Urheber selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten. !Deutsche UNESCO-Kommission e.V. http://www.unesco.de/bildung/open-educational-resources.html
http://www.unesco.org/webworld/download/oer/EN/oer_logo_EN_1_CMYK.jpg
–Atkins, Brown, & Hammond, 2007, p. 5
„At the heart of the movement towards Open Educational Resources is the simple and
powerful idea that the world’s knowledge is a public good and that technology in general and
the Worldwide Web in particular provide an opportunity for everyone to share, use, and
reuse it.“
Starke und schwache OER
schwache OER starke OER
Ziel Verbreitung von Information
Wiederverwertung, Remix von Information
Typische Lizenzierung
kostenfreier und niedrigschwelliger
Zugang
5R 1. Reuse 2. Revise 3. Remix 4. Redistribute 5. Retain
Beispiel statistische Daten Übungsblätter
http://newclues.cluetrain.com/
• We hold the Internet in common and as unowned. • From us and from what we have built on it does the
Internet derive all its value. • The Net is of us, by us, and for us. • The Internet is ours.
http://www.herdofnerds.in/wp-content/uploads/2015/03/InternetOrg.jpg
http://www.upintheskyonline.com/wp-content/uploads/2013/05/google-balloon.jpg
If you're not paying, you're product.
If you ARE paying, it's no better.
Je „stärker“ OER, desto mehr Bildungspotentiale
Die letzte Aufgabe unsres Daseyns: dem Begriff der Menschheit in unsrer Person, sowohl während der Zeit unsres Lebens, als auch noch über dasselbe hinaus, durch die Spuren des lebendigen Wirkens, die wir zurücklassen, einen so grossen Inhalt, als möglich, zu verschaffen, diese Aufgabe löst sich allein durch die Verknüpfung unsres Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung.
Wilhelm von Humboldt, Theorie der Bildung des Menschen (1793/1903)
Die Verlage stellen den Schulaufwandsträgern sowie den kommunalen und privaten Schulträgern auf eigene Kosten eine Plagiatssoftware zur Verfügung, mit welcher digitale Kopien von für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werken auf Speichersystemen identifiziert werden können. Die Länder wirken – die technische und datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit der Software vorausgesetzt – darauf hin, dass jährlich mindestens 1 % der öffentlichen Schulen ihre Speichersysteme durch Einsatz dieser Plagiatssoftware auf das Vorhandensein solcher Digitalisate prüfen lässt.
Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach §53 UrhG
!21.10.2010
http://upload.wikim
edia.org/wikipedia/com
mons/5/5f/Einzug_des_trojanischen_Pferdes%
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Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD
„Durch Stärkung der Digitalen Bildung Medienkompetenz fördern und digitale Spaltung überwinden“ (18.03.2015)
• „dem Einsatz digitaler Bildungsangebote wie zum Beispiel von Open Educational Resources (OER) zur kostenfreien Nutzung sowie der Verwendung freier Lizenzen und Formate, um dadurch die besonderen Potenziale für individualisierte sowie kooperative Lernkonzepte und inklusive Bildungssettings zu nutzen.“
Bericht der Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Länder und des Bundes zu Open
Educational Resources (OER) (27.01.2015)
• Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe empfiehlt als vorrangige Maßnahme den Aufbau einer neuen bzw. die Unterstützung bereits bestehender Plattformen im Internet (…). Flankierend dazu sollten weitere Maßnahmen angestoßen werden, die ineinander greifend das Thema befördern werden. Die Aktivitäten sollten dabei die Spezifika der unterschiedlichen Bildungsbereiche berücksichtigen (…).
Niedrigschwelliger Einstieg in das Thema !Zentrale Aspekte der Debatte, z.B. • Urheberrecht und Hochschullehre • Akteure und Beteiligte • Empfehlungen
Als PDF, epub, ODT und Google Doc zu beziehen
über http://open-educational-
resources.de/oer-whitepaper-hochschule/
ähnlicher Aufbau wie WP Hochschule !geringe Aktivitäten zu OER mit Ausnahme von Volkshochschulen und Bundeszentrale für Politische Bildung
Als PDF, epub, ODT und Google Doc zu beziehen
über http://open-educational-
resources.de/oer-whitepaper-weiterbildung/
Das Rad neu erfinden?• Projekte aus dem 2 Mio. € OER-Topf:
• Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen in der Bildung (DIPF)
• Mapping Projekt (Wikimedia)
• Analyse
• Dialog
• Synthese
OER als Katalysator?• These: OER baut Zugangshürden ab und demokratisiert
Bildung
• Gegenthese: OER wird durch das bestehende Bildungssystem korrumpiert, Effekte verpuffen —> OER als Mythos
• These: OER ermöglicht individuelle Lernpfade (Materialvielfalt)
• Gegenthese: Nur die wenigsten sind bereit, OER selbst zu erstellen, viele Lehrenden sind sich unsicher, ob OER genutzt werden darf
OER und Qualität
• These: OER braucht einen Qualitätscheck („OER-TÜV“), damit sie flächendeckend eingesetzt werden
• Gegenthese: Nur durch „wilde OER“ ist Bildung möglich; Qualitätssicherung entmündigt den Lernenden
Die Wunsch-Checkliste
• bundesweite OER-Policies für Hochschulen und öffentliche Bildungseinrichtungen (Open by Default, 5R)
• OER-Schnittstellen an allen gängigen Learning Management Systemen
• OER-Ökosystem für Weiterbildung und Life Long Learning
Kerres & Heinen, 2015 http://www.irrodl.org/index.php/irrodl/article/view/2008/3201
Zusammenfassung
• OER steht in der Tradition reformpädagogischer Strömungen (Open Education)
• greift Konsequenz die Chancen der Digitalisierung für das Bildungssystem auf
• Risiko der „freundlichen Einverleibung“ in analoge Denk- und Steuerungssystem