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Maturaarbeit
Stolpersteine Kunstprojekt gegen das Vergessen Status Quo und Bewertung am Beispiel “Stolpersteine für Konstanz“
Alissa Rosskopf Alberenberg 279 9402 Mörschwil Alissa_Rosskopf@hotmail.com Betreuer: Herbert Lippenberger Euregiogymnasium Romanshorn 2008
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 2
Maturaarbeit Stolpersteine Kunstprojekt gegen das Vergessen Status Quo und Bewertung am Beispiel “Stolpersteine für Konstanz“
Abbildung 1: Startbild der Stolperstein Homepage
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 3
1. Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Inhaltsverzeichnis
2. Vorwort und Einleitung 1
2.1. Vorwort 1
2.2. Einleitung 2
3. Einführung in das Thema Stolpersteine 3
4. Die Stolperstein Aktion in Konstanz: 5
4.1. Zu den Anfängen der Stolpersteine in Konstanz 6
4.2. Reaktionen der Öffentlichkeit in Konstanz und Umgebung 9
4.2.1. Gruppe der Opfer und ihrer Nachkommen 10
4.2.2. Reaktionen der Stadt Konstanz und von Vertretern der Öffentlichkeit 11
4.2.3. Reaktionen in der näheren Umgebung von Konstanz 12
4.3. Reaktionen der Öffentlichkeit in Deutschland 12
4.3.1. Befürworter der Aktion 14
4.3.2. Gegner der Aktion 14
4.4. Reaktionen der Öffentlichkeit in Deutschland 15
5. Stolpersteine : Kunstprojekt für Europa 16
5.1. Der Inhalt des Kunstprojekts 16
5.2. Von der Idee zum Stein: Entstehung eines Stolpersteines 17
5.3. Die Stolpersteine als Kunstprojekt 17
5.4. Das Kunstprojekt als Selbstläufer 18
6. Kunst zur Erinnerung 19
7. Erinnern und Gedenken 19
8. Fazit und Schlusswort 20
8.1. Persönliches Fazit 20
8.2. Schlusswort 21
8.3. Dank 22
9. Anhang 23
9.1. Verzeichnis Anhänge 23
9.2. Bildquellen 23
9.3. Literaturverzeichnis 24
9.4. Liste der Internetseiten 25
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 1
2. Vorwort und Einleitung
2.1. Vorwort
Das Projekt „Stolpersteine für Konstanz“ war Ende 2006 Thema im Ethikunterricht1. Zu
diesem Zeitpunkt waren die ersten drei „Stolpersteine für Konstanz“ verlegt worden, und
wir Schüler arbeiteten die Hintergründe auf. Wir haben die Stolpersteine gesucht und
photographiert. Dieses Erlebnis berührte mich, es ging mir nicht mehr aus dem Kopf, ich
verfolgte das Projekt aus der Entfernung: leider gab es für uninformierte Mitmenschen
wenig offensichtliche und greifbare Information. Mein Ziel war, die von mir als Misere
empfundene Situation durch eine selbstverfasste Broschüre “Der Weg zu den
Stolpersteinen in Konstanz und zu den Biographien der Opfer“ 2 zu beenden und dies zum
Thema meiner Maturaarbeit zu machen. Im März 2008 hielt ein Opfer und Zeitzeuge - Herr
Fritz Ottenheimer – eine Lesung3 anlässlich der Verlegung weiterer Stolpersteine, an
diesem Ereignis wollte ich unbedingt teilnehmen. Was fasziniert mich so? Was ist das
Besondere an den Stolpersteinen, von denen ich wusste, dass diese Idee nicht nur
Unterstützung in der Gesellschaft, sondern auch Ablehnung und Verunglimpfung gefunden
hat? Im Nachdenken darüber veränderte sich mein Fokus. Ich wollte meine eigene Aussage
zum „Für und Wider von Stolpersteinen“ am Beispiel Konstanz finden. Ich vertiefte daher
meine Recherche und wollte persönlich mit einem Opfer und Zeitzeugen sprechen, der
dieses Projekt ablehnt, um einen gleichgewichtigen Gegenpol zu erhalten. Frau Charlotte
Knobloch4 ist eine konsequente Gegnerin des Projekts, die deshalb eine andere Form der
Erinnerung anstelle der Stolpersteine in München umgesetzt hat. Nach einer persönlichen
Führung ihres Pressesprechers durch den „Gang der Erinnerung“5 in München, gewann ich
neue Eindrücke und fragte mich: „Sind Stolpersteine eine sinnvolle Form der Erinnerung?“
Ich beschäftigte mich intensiver mit dem Thema und merkte, wie ich mich scheinbar immer
weiter von den Stolpersteinen entfernte und doch gab es einen roten Faden, der mich
wieder zurückführte. Welcher rote Faden ist es und musste ich mich nicht mehr mit dem
Projekt als solchem auseinandersetzen, um darauf die Antwort zu finden? Das war eine
spannende Aufgabe, und ich fand den Anfang da, wo er sein sollte: In der Mitte des
Stolpersteins, in Konstanz und bei mir, als suchender Autor! In diesem Sinn trägt meine
Maturaarbeit den Titel „Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen“ mit dem
Untertitel „Status Quo und Bewertung am Beispiel „Stolpersteine für Konstanz“.
1 Ambrosius Blarer Gymnasium / Internatsschule Schloss Gaienhofen 2 Anhang 1: Broschüre “Stolpersteine für Konstanz – Orte und Biographien“ 3 Anhang 2: Südkurierbeitrag zum Vortrag von Fritz Ottenheimer vom 20.3.2008 mit Bild 4 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland e.V. 5 Anhang 3: Flyer der Israelitischen Kultusgemeinde München zum Gang der Erinnerungen
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 2
2.2. Einleitung
Ausgangspunkt für diese Maturaarbeit ist der Ort Konstanz mit seinem Projekt
„Stolpersteine für Konstanz – gegen Vergessen und Intoleranz“. Die Annäherung an dieses
Thema erfolgt über die einzelnen Ansatzpunkte des Projekts in Konstanz und die sich
daraus ergebende Fragestellung. Der Titel der offiziellen Homepage zum
Stolpersteinprojekt lautet:
„Stolpersteine – ein Kunstprojekt für Europa, das die Erinnerung an die Vernichtung und
Vertreibung im Nationalsozialismus lebendig erhält“6
Folgenden Fragen werde ich in meiner Maturaarbeit nachgehen:
Was sind Stolpersteine und wie erleben die Betroffenen die Aktion? Was ist typisch für
Konstanz und welche Aussagen und Ergebnisse von Konstanz können übertragen werden?
Warum heißt das Projekt „Kunstprojekt“? Wie sollen Erinnerungen an Ereignisse im
Nationalsozialismus lebendig erhalten werden und wie sieht eine sinnvolle Erinnerung aus?
Die Menschen im Deutschland der Nachkriegszeit haben sich lange Zeit schwer getan, sich
mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinanderzusetzen. Sicherlich, es gab die
Nürnberger Prozesse und die Entnazifizierungsverfahren7, aber eine eigentliche
Aufarbeitung direkt nach dem Krieg hat es nicht gegeben, ebenso die oft diskutierte
„Stunde Null“ nicht. Oft wurden die Ereignisse nur verdrängt.8 Erst in den sechziger und
siebziger Jahren änderte sich einiges. Die Heftigkeit, mit der Diskussionen über die
Vergangenheit geführt wurden, zeigten die Wut und Enttäuschung über die Verdrängung.
Horst Köhler beschreibt die Einstellung vieler in seiner Rede zum 60. Jahrestag des Endes
des Zweiten Weltkrieges in Europa mit den Worten: "Nichts sagen, nichts fragen […] "9
Wir sind heute von den Ereignissen weit weg, zeitlich gesehen. In den vielen Jahren seit
Kriegsende ist viel getan worden und es hat sich viel geändert. Viele Ereignisse zeigen,
dass die Aufarbeitung der Ereignisse noch nicht abgeschlossen ist. Wir sind immer noch
auf unserem Weg. Aber was für eine Rolle spielt die Vergangenheit heute, und wie
erinnern wir an sie? Der Künstler Gunter Demnig gestaltet dieses Erinnern auf eine
ungewöhnliche Art und Weise in dem er einen persönlichen Bezug zu den Opfern herstellt.
Dennoch hat die Aktion eine kontroverse Diskussion in der Öffentlichkeit entfacht. Ich
persönlich fragte mich, wie die Betroffenen diese Aktion bewerten und im Weiteren, ob
Stolpersteine eine sinnvolle Form der Erinnerungen an die Verbrechen des
Nationalsozialismus sind. Die Arbeit setzt sich mit der Beziehung der Betroffenen zu den
6 Vgl. http://www.stolpersteine.com/ (01.06.2008) 7 Vgl. http://www.bundespraesident.de/-,2.623709/Begabung-zur-Freiheit-Rede-von.htm (25.05.2008) 8 Vgl. http://www.kaikracht.de/68er/ (25.05.2008) 9 Vgl. http://www.bundespraesident.de/-,2.623709/Begabung-zur-Freiheit-Rede-von.htm (25.05.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 3
Stolpersteinen auseinander, vergleicht die gewonnenen Erkenntnisse mit dem bisherigen
Status in Deutschland und nimmt diesen Vergleich als Ausgangspunkt für eine eigene
Aussage. Da die Arbeit das Kunstprojekt von Gunter Demnig interpretiert, beschäftigte ich
mich auch mit dem Kunstaspekt des Projekts Stolpersteine. Im Schlussteil erfolgen eine
Gesamtbetrachtung und mein persönliches Resümee.
3. Einführung in das Thema Stolpersteine
Abbildung 2: Stolperstein Information der Initiative Falkensee bei Berlin "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist".10
Mit dieser Aussage beschreibt Gunter Demnig den Sinn der Stolpersteine. Mit diesem
Projekt soll an Vertreibung und Vernichtung während des Nationalsozialismus gedacht
werden. Die Stolpersteine erinnern an alle Opfer des NS – Regimes: Juden, Sinti und
Roma, politisch Verfolgte, Opfer der Euthanasie, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und
religiös Verfolgte. Ebenso an die Menschen, die versuchten, Verfolgten zu helfen und
deswegen ermordet wurden. Hierzu werden 10x10x10cm große Betonsteine mit einer
Messingplatte versehen und in den Boden vor der letzten, freiwillig gewählten Wohnstätte
der Opfer eingelassen.11
10 Vgl. http://www.stolpersteine.com/ (07.06.2008) 11 Vgl. http://www.koeln-magazin.info/stolpersteine.html (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 4
Abbildung 3: Gunter Demnig mit Stolpersteinen vor der Verlegung
Auf der Messingplatte sind die Daten der Opfer wie: „Hier wohnte …, geb. am, deportiert
am … nach …., tot / ermordet am …“ geschrieben. Die Intention des Künstlers ist es, durch
das Verlegen der Stolpersteine direkt vor den letzten Wohnstätten die Opfer wieder ins
Bewusstsein zu rufen. Er möchte damit ausdrücken, dass diese Menschen vielleicht unsere
Nachbarn waren und ihr Verschwinden bemerkt wurde. Das Klischee „man habe nichts
gewusst“ soll revidiert werden. Mit der Adresse treten die Opfer aus der Anonymität
heraus. Jeder, der sich für dieses Projekt interessiert, hat die Möglichkeit, sich daran zu
beteiligen. Dies kann geschehen, indem man den Anstoss zur Verlegung eines
Stolpersteines gibt. Eine andere Möglichkeit ist die Beteiligung an der Aufarbeitung einer
Opferbiographie für einen Stolperstein. Diese basiert auf der Nachforschung von privaten
Initiativen oder vielfach Schülergruppen. Auch die Übernahme einer Patenschaft für einen
Stolperstein ist möglich.12 Gunter Demnig hat bisher über 13.000 Stolpersteine in 300
Städten und Gemeinden in Deutschland13, an 13 Orten in Österreich, in 13 Orten in
Ungarn14, sowie Italien und den Niederlanden verlegt. 15 Im Juni 2008 werden in Paris die
ersten Steine für Frankreich verlegt.16
12 Vgl. http://www.stolpersteine.com/ (01.06.2008) 13 Vgl. http://www.welt.de/hamburg/article1591060/2000_Namen_von_Nazi-Opfern_online.html (01.06.2008) 14 Vgl. http://www.schule-lisa-tetzner.de/archiv/berichte0708/stolpersteine/stolpersteinverlegung.htm (25.05.2008) 15 Vgl. http://kultur.or.at/projekt_stolpersteine (25.05.2008) 16 Vgl. http://www.stolpersteine.com/ (25.05.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 5
Abbildung 4: Interpretation Stolperstein durch die Internetzeitung haGalil
4. Die Stolperstein Aktion in Konstanz:
Am 15.09.2006 wurden in Konstanz als 180ster Stadt in Deutschland die ersten drei
Stolpersteine verlegt. Zehn weitere Stolpersteine kamen rund ein Jahr später am 4.10.2007
hinzu. Nach weiteren fünf Monaten wurden am 17.3.2008 die nächsten elf Stolpersteine
verlegt. 2008 ist eine weitere Stolpersteinverlegung durch die Initiatoren von Konstanz
geplant. Die Stolpersteine erinnern an jüdische Opfer, Opfer der Euthanasie sowie
politische Opfer, die aus unterschiedlichen Gründen (Mitglied einer Partei, aktiver
Widerstand, Wehrkraftzersetzung17) verhaftet und verurteilt wurden.
17 Vgl. http://www.vvn-konstanz.de/projekte.do (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 6
Abbildung 5: Übersicht über die Stolpersteine in Konstanz in chronologischer Reihenfolge der Verlegung, nach Opfergruppe kategorisiert
4.1. Zu den Anfängen der Stolpersteine in Konstanz
Der Bund VVN – BdA18, seine regionalen Untergruppen und Ortsgruppen, haben es sich
zur Aufgabe gemacht „die Vergangenheit vor Ort dem Vergessen zu entreißen, Geschichte
zu erforschen, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen einzuladen, in Schulen und - Universitäten
Projektgruppen zu bilden“.19 Anfang 2005 startete die Ortsgruppe Konstanz die Initiative
„Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ und warb um
Unterstützung. Vertreter der Volkshochschule, der Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit, der deutsch-israelischen Gesellschaft und Einzelpersonen unterstützten
die Initiative von Beginn an und setzten sich mit der Aufarbeitung von Opferbiografien
auseinander. Die Ergebnisse wurden am 14. Juni 2005 bei einem „Round Table
18 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Vgl. http://www.vvn-bda.de/bund/start.php3 (25.05.2008) 19 Vgl. http://www.vvn-bda.de/bund/selbstdarstellung.php3?id=3 (25.05.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 7
Gespräch“20 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bericht im Südkurier „Gedenken im
Vorübergehen“ hierzu, erhielt eine positive Resonanz aus der Bevölkerung.21 Die Initiative
teilte sich auf, jede Gruppe übernahm ein Themengebiet zur Recherche der Opferbiografien
von politisch Verfolgten, Opfer der Euthanasie (auch Opfer der Aktion T4 genannt) und
jüdischen Opfern.
Politisch Verfolgte: Konstanz hat etliche Strassen nach politischen Opfern des
Nationalsozialismus in Konstanz oder aus Konstanz benannt.22 Die Nachbarschaft mit
Kreuzlingen/CH und die geographische Nähe der Schweiz waren der ideale Ausgangpunkt
zur Fluchthilfe, zum Druck und Schmuggel von Propagandamaterial und zum Austausch
von Informationen. Das Hören von Feindsendern war mühelos möglich23 und befähigte die
Bevölkerung zur Bildung einer propaganda-unabhängigen Meinung. Vertreter des aktiven
und passiven Widerstands wie auch des organisierten und unorganisierten Widerstands
waren in Konstanz vorhanden,24 manche von ihnen wurden entdeckt und verfolgt.
Opfer der Euthanasie: Die Heil- und Erholungsanstalt Reichenau war direkt an der
nördlichen Stadtgrenze zu Konstanz gelegen; von hier wurden insgesamt 448 Patienten25
bzw. 508 Patienten26 nach Grafeneck verschleppt.
Abbildung 6: Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände der Heil und Erholungsanstalt Reichenau -
heute Zentrum für Psychiatrie – Lehrkrankenhaus der Universität Konstanz
20 Vgl. http://www.vvn-konstanz.de/projekte.do (25.05.2008) 21 Vgl. http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,1589781 (25.05.2008) 22 Vgl. Kitzmann, S.6 23 Vgl. Burchardt, Schott, Trapp, S.380 24 Franken Lina, Der aktive und passive Widerstand in Konstanz und Umgebung 1933-45
Vgl. http://linafranken.blogsport.de/2001/04/09/der-aktive-und-passive-widerstand-in-konstanz-und-umgebung-1933-45/ (07.06.2008)
25 Vgl. http://www.gedenkstaette-grafeneck.de/279.htm (25.05.2008) 26 Vgl. Inschrift Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände der Heil und Erholungsanstalt Reichenau auf Abb. 6
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 8
Die "Landes-Pflegeanstalt Grafeneck" war die erste von später sechs Einrichtungen in
Deutschland, in denen die nationalsozialistischen Machthaber ihr Mordprogramm
durchführten, das sie verharmlosend "Aktion Gnadentod" nannten.27 Grafeneck besitzt für
die Geschichte Deutschlands und Südwestdeutschlands im Nationalsozialismus eine
außergewöhnliche und einzigartige Bedeutung. Grafeneck ist der erste Ort systematisch-
industrieller Ermordung von Menschen im nationalsozialistischen Deutschland überhaupt.
Unterstrichen wird diese Perspektive zusätzlich durch die spätere Übernahme des
Mordverfahrens ebenso wie durch die Tatsache, dass ein Viertel der Täter von Grafeneck in
den Vernichtungslagern des Ostens wie Belzec, Treblinka, Sobibor und nicht zuletzt
Auschwitz-Birkenau eingesetzt wurden.28
Jüdische Opfer: Am 22./ 23.10.1940 begann, auf eigenmächtigen Beschluss der Gauleiter
vom Saarland und Baden, die Deportation der Badischen, Pfälzer und Saarländischen Juden
nach Frankreich und von dort durch die Vichy-Regierung in das Internierungslager
Gurs/Pyrenäen im unbesetzten Teil Frankreichs. 110 Juden29 aus Konstanz wurden dorthin
verschleppt und in einem Block untergebracht. Einige entzogen sich durch Selbstmord der
drohenden Verschleppung.30
Abbildung 7: Stacheldrahtumzäunungen im Lager Gurs
27 Vgl. http://grafeneck.finalnet.de/ (01.06.2008) 28 Vgl. http://www.gedenkstaette-grafeneck.de/356.htm (01.06.2008) 29 Rügert; S. 74 30 Vgl. http://www.gedenkstaetten-bw.de/Infomaterial/Staatsanzeiger/Gurs/gurs.htm (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 9
Abbildung 8: Primitive Holzbaracken bildeten ein "Ilôt"
Die hygienischen Zustände und die Versorgungslage in Gurs waren katastrophal, so dass
viele Juden bereits im ersten Jahr nach ihrer Ankunft im Lager verstarben31. Dieses Elend
war international bekannt, es gab einige Hilfsorganisationen, die sich um die Internierten
kümmerten und darüber berichten konnten. Nach der "Wannseekonferenz" im Januar 1942
wurden die verbleibenden Juden über die Zwischenstation Drancy bei Paris nach Auschwitz
deportiert. Fast 4000 Juden aus Gurs wurden dort umgebracht.32
Am 15.09.2006 verlegte Gunter Demnig die ersten drei Stolpersteine für Luzia Hahn, Opfer
der Euthanasie, sowie Hans Thanhauser, jüdisches Opfer, und Karl Großhans, politisches
Opfer.33 Die Karte der Stolpersteine in Konstanz und weitere Informationen zu den
Opferbiographien sind gesondert aufgeführt.34
4.2. Reaktionen der Öffentlichkeit in Konstanz und Umgebung
Zur Analyse der Reaktionen der Öffentlichkeit werden zunächst die einzelnen
Interessensgruppen betrachtet und ihr Verhältnis zur Stolperstein-Aktion beurteilt.
Hierbei handelt es sich um die Gruppe der direkt Betroffenen, d.h. Opfer/Zeitzeuge und
31 Vgl. http://www.gedenkstaetten-bw.de/Infomaterial/Staatsanzeiger/Gurs/gurs.htm (01.06.2008) 32 Rügert, S. 74
Von ehemals 443 ansässigen Juden im Jahr 1933, deren Zahl sich bis 1938 auf 771 durch Zuzug erhöht hatte, war niemand mehr in Konstanz verblieben, ihr Schicksal war: Auswanderung (358), Wegzug im Inland (204), Deportation (110) und Tod in Konstanz (62)
33 Vgl. http://www.vvn-konstanz.de/projekte.do (01.06.2008) 34 siehe Anhang 1
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 10
deren Nachkommen und Verwandte und die gesellschaftlich relevanten Interessensvertreter
wie z.B. Bürgermeister, Mitglieder der Stadtverwaltung, Parteien, Verbände, Vereine,
sowie die Gruppe der interessierten Einzelpersonen und private Gruppen.
4.2.1. Gruppe der Opfer und ihrer Nachkommen
Betrachtet man zuerst die Gruppe der Opfer des Nationalsozialismus und ihrer
Nachkommen, so finden sich sowohl unterstützende als auch ablehnende Ansichten, wobei
die Mehrzahl die Aktion befürwortet.
Befürworter der Aktion:
Fritz Ottenheimer aus der Generation der Opfer gehört zu den engagiertesten
Befürwortern, der durch öffentliche Auftritte bei seinen regelmäßigen Besuchen der Stadt
Konstanz die Menschen aus erster Hand informiert und zur Diskussion zur Verfügung
steht. Mit Lesungen aus seinem Buch "Wie hat das geschehen können - Von Konstanz in
die USA durch den Krieg und zurück" unterstützte er die Stolpersteinverlegung am
17.03.2008.
Die drei Kinder von Ferdinand Obergfell, die nach der Verhaftung des Vaters als Kinder
eines Kommunisten dem Spott ausgesetzt waren, waren bei der Verlegung des Stolpersteins
gerührt und freuten sich über eine Gedenkmöglichkeit an ihren Vater in Konstanz.35
Die Nachfahren und Verwandten der Familie Moritz, Ida und Adelheid Bloch,
befürworten die Aktion und nahmen die Stolpersteinverlegung zum Anlass, ein
Familientreffen von Angehörigen aus der ganzen Welt (Neuseeland, Brasilien, England,
Amerika) zu organisieren. 36
Die direkten Nachfahren von Hans Thanhauser, nun in Israel lebend, erfuhren durch
Zufall anlässlich einer familiären Spurensuche von dem Stolperstein für ihren Vater,
Grossvater und Urgrossvater und waren sichtlich bewegt und glücklich.37
Die Enkelin von Karl Großhans nahm am Round Table Gespräch vom 09. Januar 2006
teil und beteiligte sich an der Aufarbeitung der Opferbiographie.38
Kritiker der Aktion:
Auf Ablehnung stieß das Projekt bei den Nachfahren von Gustav, Lina und Johanna
Hammel (Juden – deportiert nach Gurs und im Sep. 1942 in Auschwitz ermordet). Die
35 Südkurier 5.10.2007 / „Was ist hier passiert“ Vgl. http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,2835388 (01.06.2008) 36 Vgl. Südkurier 5.10.2007 37 Vgl. http://ikg-konstanz.blogspot.com/2006_12_01_archive.html (01.06.2008) 38 Vgl. http://www.vvn-konstanz.de/projekte.do (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 11
Nichte von Johanna Hammel wünschte keinen Stolperstein. Ms. Renèe Weiss-Veit39
erklärte, ihr behage der Gedanke, dass der Stein mit Füssen getreten werde, nicht. Ihr sei
ein Gedenken an ihre Tante Johanna Hammel und ihre Großmutter Lina Hammel, die
überlebt hatte, durch die Veröffentlichung der Biographie angenehmer.40
Die Namen aller jüdischen Opfer aus Konstanz sind auf einer Erinnerungsstele vermerkt:
Abbildung 9: Gedenkstele für jüdische Opfer in der Sigismundstrasse
Keine Stellungnahme zur Aktion:
Vor allem von den Verwandten oder Nachkommen der Euthanasieopfer ist wenig in Erfahrung zu bringen, vielfach existiert keine Krankenakte mehr, sondern nur ein Name auf der Transportliste nach Grafeneck. Manchmal gibt es auch keine Verwandten mehr, die sich dazu äussern könnten.
4.2.2. Reaktionen der Stadt Konstanz und von Vertretern der Öffentlichkeit
Die Stadt Konstanz mit Bürgermeister Boldt und Oberbürgermeister Frank unterstützten
das Projekt von Anfang an, die offizielle Genehmigung des Projekts erfolgte einstimmig,
Vertreter der Stadt waren bei der Stolperstein-Verlegung anwesend. Unterstützung fand das
Projekt durch den VVN – BdA Konstanz, Vertreter der Volkshochschule, Gesellschaft für
christlich-jüdische Zusammenarbeit, der deutsch-israelischen Gesellschaft, Historiker,
interessierte Bürgern sowie durch Schüler und Lehrer des Ellenrieder Gymnasiums /
Konstanz41. Kontroverse Äußerungen aus der Bevölkerung wurden bei der Recherche nicht
gefunden.
39 Vgl. „Entrechtet – verschleppt – ermordet“ Biographie Johanna Hammel von Hans-Hermann Seiffert 2007 40 Vgl. http://www.lebensart-see.de/region/konstanz/art1077,3061638,0 (01.06.2008) 41 Vgl. http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,3113616,2 (25.05.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 12
4.2.3. Reaktionen in der näheren Umgebung von Konstanz
In der näheren Umgebung von Konstanz wurden Stolpersteine in Überlingen, Stockach,
Pfullendorf verlegt, die auf eine grundsätzliche Befürwortung der Stolperstein-Aktion
schließen lassen.
Abbildung 10: Ausschnitt aus der Graphik, Stolpersteine Baden-Württemberg
Die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen und der Gemeinderat Klettgau genehmigten
das Projekt nicht. Klettgau verwies auf die Stadt München, die ebenfalls diese Form der
Erinnerung abgelehnt hat, es lag auch ein Einspruch eines Hausbesitzers vor.42 Nähere
Gründe zur Ablehnung in Villingen-Schwenningen sind nicht bekannt, obwohl sich eine
sehr aktive Bürgerinitiative seit 2004 für die Umsetzung der Stolpersteine bemüht.
4.3. Reaktionen der Öffentlichkeit in Deutschland
Eine Landkarte der Orte, in denen Stolpersteine bereits verlegt sind, ist auf der Homepage
des Projekts www.stolpersteine.com zu finden und zeigt eine Verteilung der Stolpersteine
in Deutschland an. Diese Verteilung kann man auch als Verteilung der grundsätzlichen
Befürwortung interpretieren, denn das Projekt wurde erfolgreich initiiert, Opferbiographien
recherchiert, Patenschaften übernommen und das Projekt von den Vertretern der politischen
Verwaltung genehmigt. Die nachfolgend gezeigte Karte ist nicht tagesaktuell, trotzdem
zeigt sie eine visuelle Aufteilung der Verlegeorte und deren Zuordnung zu den
Bundesländern.
42 Vgl. http://www.publicitycom.de/juden/29.htm (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 13
Abbildung 11: Ein topographisches Gedächtnis: Stolpersteine Deutschland
Von den 300 Städten mit ihren über 13.000 Stolpersteinen sind besonders die Orte mit
hoher Stolpersteinanzahl zu erwähnen: Hamburg (2118), Berlin (1.650), Köln (1539),
Stuttgart (300), Frankfurt/a.M. (200), Freiburg (200), Münster (159), Mönchengladbach
(144), Bonn (134), Dortmund (111) und Wiesbaden (107). Zusatzaktionen wie eine Online-
Datenbank (Hamburg), eine Web-Online-Dokumentation (Freiburg, Frankfurt, Dortmund,
Mönchengladbach), ein Gedenkbuch (Freiburg, Münster) ein Visualisierungsprojekt und
zusätzliche Gedenkstelen (Wiesbaden) sowie diverse Formen der Gestaltung der
Opferbiographie (Erinnerungsblatt43, Gedenkblatt) zeigen nur einen Ausblick, mit welcher
Kreativität sich dieses Projekt weiterentwickelt. Die sehr gelungene Gestaltung der
Homepage der Stadt Osnabrück zeugt von der intensiven Auseinandersetzung mit dem
Projekt. 44
43 Anhang 4 44 Anhang 5
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 14
4.3.1. Befürworter der Aktion
Die Anzahl der verlegten Stolpersteine spricht für sich, denn hinter jedem Stolperstein
stehen ein Initiator, ein aktiver Forscher und ein Pate. Trotzdem habe ich alle Vertreter der
Opfergruppen sowie Vertreter ausgewählter Verbände schriftlich um eine konkrete
Stellungnahme zum Projekt Stolpersteine gebeten. Damit verbunden war die Bitte um ein
Telefoninterview zu einem vorliegenden Fragenkatalog.45 Die Resonanz war leider gering,
nur wenige Antworten gingen ein. Indirekt lässt sich aus der Verlegung von Steinen für alle
Opfergruppen an verschiedenen Orten in Deutschland ableiten, dass die Vertreter der
Opfergruppen dieses Projekt nicht grundsätzlich ablehnen. Deutschlandweit finden sich
Vertreter aller Opfergruppen unter den Befürwortern: die Vizepräsidenten des Zentralrats
der Juden, Salomon Korn46 und Dieter Graumann,47 der verstorbene Zentralrat der Juden
Paul Spiegel,48 Vertreter der Parteien und Politiker aller Richtungen, ebenso Vertreter der
christlichen Glaubensgemeinschaften, der Schwulen und Lesben-Vereinigung und der
Zeugen Jehovas.
4.3.2. Gegner der Aktion
Die ablehnende Haltung der Stadt München ragt in der Diskussion des „ Für und Wider
zum Thema Kunstprojekt Stolpersteine“ heraus. Die Stadtverwaltung und der
Oberbürgermeister begründen ihre Haltung vor allem mit der Rücksichtnahme auf die
Entscheidung der jüdischen Gemeinde München, deren Präsidentin Frau Charlotte
Knobloch ihre ablehnende Haltung wie folgt begründet: „Als Überlebende dieser
grauenvollen Zeit kann ich es absolut nicht ertragen, dass Stiefel und Schuhe auf Namen
von Opfern des Naziregimes wiederum herumtreten. […] es ist unerträglich, wenn die
Menschen gedankenlos und ohne Interesse über solche Gedenksteine hinweggehen.“49 Eine
weitere profilierte Kritikerin der "Stolpersteine" ist Ulrike Schrader: Die Identifikation mit
den Opfern sei leicht und auch verführerisch, weil sie garantiert auf der moralisch richtigen
Seite standen."50 Die Stadt Leipzig lehnte das Projekt anfänglich mit der Begründung ab:
45 Anhang 6 46 Vgl. http://www.hanauonline.de/content/view/12028/421/ (01.06.2008) 47 Vgl. http://www.jewish-community.de/c/cms/upload/pdf/Chanukka2007_Internet.pdf. (01.06.2008) 48 Der Initiator der Stolpersteine in Münster ist der Verein „Spuren finden”. Das Leitmotiv des Vereins ist es, den
Opfern des Nationalsozialismus einen Ort geben und einen Namen zu geben und entwickelt daraus ein Gedenkbuchprojekt, dessen Schirmherren Paul Spiegel ist. Vgl. http://www.muenster.org/spurenfinden/ ( 07.06.2008)
49 Schriftliche Stellungnahme vom 31.3.2008 an mich durch ihren Pressesprecher Sebastian Sigler 50 Ulrike Schrader: Literaturwissenschaftlerin, Leitung «Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal»
Vgl. http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.754.html (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 15
„Die Stolpersteine erinnern formal und inhaltlich an den Hollywood-Boulevard in L. A.“51
In Kassel gab es Stimmen, die die symbolische Auswahl einzelner Häuser mit der Selektion
an der Rampe in Auschwitz verglichen.52 Bisher sind noch keine Stolpersteine in Kassel
verlegt worden. In Leipzig wurden Anfang 2006 die ersten Stolpersteine verlegt.53
4.4. Reaktionen der Öffentlichkeit in Deutschland54
Die Reaktionen in der Öffentlichkeit auf das Projekt sind unterschiedlich; es gibt
augenscheinlich mehr positive als negative Reaktionen, aber auch eine große Anzahl von
Menschen, die dieses Projekt oder die verlegten Stolpersteine bisher nicht wahrgenommen
haben. Diese Einschätzung resümiert aus dem Feedback auf meine Maturaarbeit und den
Beobachtungen in Wiesbaden und Konstanz, wie sich Menschen gegenüber den
Stolpersteinen verhalten. Beim Fotografieren wurde ich von anderen Menschen gefragt,
was diese Messingplatte bedeutet, ich bekam zur Antwort „so genau habe ich mir die Platte
nie angesehen – ich hielt diese für eine Vermessungsmarke“, und ich hatte den Eindruck,
dass vielfach die Menschen die Messingplatte nicht bemerkten.
Abbildung 12: Stolperstein vor dem Stadttheater Konstanz
Bestürzt war ich über die negativen Reaktionen, dass Steine nach der Verlegung entwendet
oder absichtlich beschmutzt werden, und über negative Hetze auf vereinzelten
Internetseiten.55 Bei der negativen Haltung kommt ein Aspekt hinzu, der mir erst während
51 Vgl. http://www.goethe.de/kue/arc/dos/dos/zdk/de78940.htm (01.06.2008) 52 linke zeitung für politik und kultur aus celle Nr.20 Oktober / November 2003 http://mitglied.lycos.de/Revista/rev20/r20t05.htm (01.06.2008) 53 Vgl. http://www.stolpersteine-leipzig.de/ (25.05.2008) 54 Über das Projekt Stolpersteine wurde auch in Österreich, Italien, USA, Frankreich; Ungarn und Dänemark
vorwiegend positiv berichtet 55 Beispiel einer Artikelüberschrift von 91 weiteren, gleichgerichteten Artikeln der Internetseite
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 16
der Beschäftigung mit der Thematik auffiel. Während der Judenverfolgung wurden die
verstreut wohnenden Juden in so genannten „Judenhäusern“ zusammengelegt. Dies
bedeutet, wenn man heute vor einem Haus viele Steine verlegt sieht, dass dies ein Indiz für
ein Judenhaus ist und damit die stetige Erinnerung, dass ehemals jüdischer Besitz „arisiert“
wurde, d.h. in die Hände von nicht jüdischen Mitbürgern überging und sich vermutlich
noch heute in deren Besitz befindet oder zumindest befinden könnte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Reaktionen in Konstanz mit denen in
Deutschland vergleichbar sind: Es gibt sowohl positive als auch negative Reaktionen oder
garkeine Reaktion bzw. Wahrnehmung.
Abbildung 13: Wirkung der Stolpersteine
5. Stolpersteine: Kunstprojekt für Europa
5.1. Der Inhalt des Kunstprojekts
Das Kunstprojekt Stolpersteine steht chronologisch am Ende einer Reihe von
Aktionskunstprojekten von Gunter Demnig wie: „Kreidespur von Kassel nach Paris“,
„Blutspur nach London“ „Ariadnefaden von Kassel nach Venedig“56 und
„Erinnerungsspur“. Anlässlich des 50. Jahrestages der Deportation von 1000 Sinti und
Roma aus Köln zog G. Demnig eine „Erinnerungsspur“ mit Fassadenfarbe quer durch Köln
„Gute Nachrichten für Hundebesitzer - Bald Stolpersteine in Schwerin“ Vgl. http://de.altermedia.info/general/gute-nachrichten-fur-hundebesitzer-bald-stolpersteine-in-schwerin-290306_5052.html (01.06.2008)
56 Vgl. http://www.lomdim.de/md2008/01/08.html (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 17
von den Wohnorten bis zum Bahnhof von dem sie in ein Außenlager von Buchenwald
gebracht wurden. Da die Fassadenfarbe nach einiger Zeit verschwand, kam Gunter Demnig
auf die Idee, dauerhaft Messingplatten zur Erinnerung zu verlegen und zwar an 22
ausgewählten Punkten, die mit der Deportation in Verbindung stehen.57. Die Idee zum
konzeptionellen Kunstprojekt Stolpersteine war geboren. Die Stolpersteine sollten ein
weiteres Zeichen zur Vergegenwärtigung der Vergangenheit sein.58
5.2. Von der Idee zum Stein: Entstehung eines Stolpersteines
Interessant an der Arbeit Gunter Demnigs ist, dass er die Menschen in den
Entwicklungsprozess mit einbezieht. Denn die wichtigste und zugleich schwerste Etappe im
Werdegang eines Stolpersteine ist die Recherche, da diese mühsam, zeitaufwendig ist 59
oder die Daten über die Opfer nicht mehr vorhanden oder schwer rekonstruierbar sind.
Häufig wird das Thema Stolpersteine im Unterricht behandelt60, damit sich die
SchülerInnen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen, aber auch
andere Laienforscher61 recherchieren die Opferbiografien. Dann muss die Genehmigung
durch die Stadtverwaltung erreicht sowie Sponsoren gefunden werden, die die Kosten von
95 Euro für einen Stolperstein übernehmen62. Erst dann wird Gunter Demnig aktiv und
erstellt den Stein mit der Messingplatte und verlegt diesen auch eigenhändig.
Wenn wir heute einen Stolperstein sehen, dann sehen wir nur den Schlusspunkt einer
langen Gemeinschaftsarbeit.
5.3. Die Stolpersteine als Kunstprojekt
Für Gunter Demnig ist das Projekt Stolpersteine ein Kunstprojekt.63 Treffend kann gesagt
werden: „Bei konzeptioneller Kunst ist die Idee oder die Konzeption der wichtigste Aspekt
der Arbeit“. Die meisten modernen Kunstformen, ob Konzeptkunst, Performance,
Videokunst uvm. zeichnen sich durch eine mehr oder minder ausgeprägte „Intermedialität“
57 Vgl. http://studium.jura.uni-hamburg.de/magazin/index.php?ausgabe=200410&artikel=514 (01.06.2008) 58 Vgl. http://www.koeln-magazin.info/stolpersteine.html (01.06.2008) 59 Vgl. http://www.vvn-konstanz.de/framedef.htm (01.06.2008) 60 Vgl. http://www.stolpersteine-bildungssteine.de (01.06.2008): Homepage von „Deutsche Gesellschaft e.V.“ in Zusammenarbeit mit Gunter Demnig, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Diese Homepage liefert alle Informationen für Lehrkräfte zur Aufbereitung des Themas im Unterricht. 61 Reichel, Schmidt, S. 40 62 Vgl. http://kriegsende.ard.de/pages_std_lib/0,3275,OID1341042,00.html (01.06.2008) 63 Vgl. http://www.stolpersteine.com/ (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 18
aus und entziehen sich der Zuordnung zu den klassischen künstlerischen Disziplinen.64 Bei
Gunter Demnig ist Interaktion das neue, wichtige Schlüsselelement im Entstehungsprozess
genauso wie im Alltag. Auch die kontroverse Diskussion ist Bestandteil seines Projekts.
„Durch den Spurenleger Gunter Demnig wächst tagtäglich in Deutschland das größte,
basisdemokratische Mahnmal, das an die Verbrechen des verbrecherischen NS-Regimes
erinnert und anklagt“.65 Über den künstlerischen Werdegang des Künstlers wird
geschrieben: „Provokation ist sein Gebiet. Immer ging es ihm darum im öffentlichen Raum
Spuren zu hinterlassen. Doch waren dies Aktionen zunächst von abstrakter Natur. Wer
welche Spuren hinterliess, diese Frage musste damals noch der Betrachter beantworten.“66
Als Betrachter sieht man als erstes nur die starke Aussage, die die Stolpersteine haben: Das
Erinnern an Menschen. Diese Verbindung herzustellen und die Erinnerung an die Opfer in
den Vordergrund zu rücken, ist vorrangig sein Ziel, aber er bewirkt mehr. Dieses gewisse
„Extra“ ist auf den ersten Blick nicht sichtbar, sondern entsteht im Nachklang der Kunst
auf den Betrachter: In der Reflexion, im Nachdenken über Opfer, Täter, die untätige
Mehrheit, und weiter über Mitläufer, Umfeld und Strukturen. Kunst entsteht im Auge des
Betrachters und legt Spuren darüber hinaus.
5.4. Das Kunstprojekt als Selbstläufer
Gunter Demnigs Kunst wurde zum Selbstläufer, es ist, als ob der Begriff der generativen
Kunst67 neu definiert würde. Er hatte die Idee, definierte Struktur und Ablauf, brachte die
Initiative zum Laufen, aber Schüler, interessierte Mitbürger und Vereine halten das Projekt
am Laufen und entwickeln darüber hinaus kreative Ideen, um auf das Projekt aufmerksam
oder die Informationen besser zugänglich zu machen. Sie sind die Lawine, die Gunter
Demnig ins Rollen gebracht hat und der Motor des Projekts. Die Stolpersteine weisen auch
sinnbildlich über das Sichtbare hinaus und deuten daraufhin, dass mehr hinter dem
Sichtbaren liegt.
64 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonderthemen;art893,2161486 (01.06.2008) 65 Aus der Rede Oberbürgermeister Klaus Kuge zur Aktion Stolpersteine in Pforzheim am 14.3.2008
Vgl. http://www.loebliche-singer-pforzheim.de/RedeClausKuge_130308Stolpersteine.html (01.06.2008) 66 Vgl. http://www.lomdim.de/md2008/01/08.html (01.06.2008) 67 Vgl. http://www.medienkunstnetz.de/themen/generative_tools/generative_art/print/ (01.06.2008)
Die Methodik der generativen Kunst: Die konsequente Anwendung eines vordefinierten Handlungsprinzips zum bewussten Ausschluss oder als Ersatz individueller ästhetischer Entscheidungen setzt die Generierung neuer gestalterischer Inhalte aus dafür bereitgestelltem Material in Gang
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 19
6. Kunst zur Erinnerung
Das Stolpersteinprojekt ist ein künstlerisch-kulturelles (Dauer-)Projekt und steht damit auf
einer Stufe mit anderen Gedenkstätten zur Erinnerung wie z.B. dem „Gang der
Erinnerungen“, dem Holocaust Denkmal und vielen Weiteren. John Deweys Aussage in
„Kunst als Erfahrung“68 wo er dem künstlerischen Schaffensprozess als Erfahrung mehr
Bedeutung beimisst als dem Produkt,69 lässt sich auf das Kunstprojekt Stolpersteine
anwenden. In diesem Projekt werden Beteiligte durch Partizipation am Kunstprojekt zu
„Mitkünstlern“, und damit wird ihnen die Möglichkeit gegeben, durch selbsttätige
Aktionen sich eigene Erfahrungen, die ihnen keiner wieder nehmen kann, anzueignen und
entscheidende Impulse zur Entwicklung eines historischen Bewusstseins zu erhalten. Dies
unterscheidet dieses Projekt von anderen, in denen die Kunst nur auf den Betrachter wirkt.
7. Erinnern und Gedenken70
Gedenktafeln, Mahnmale und Denkmäler sind Stützen im Gedächtnis einer Stadt oder einer
Region, eingepflanzt, um die Erinnerung an besondere Ereignisse oder Personen wach zu
halten.71 „Erinnerung“72 - sagt Kirsten Serup-Bilfeldt – „kann Aneignung oder
Entfremdung bedeuten. Vieles im öffentlichen Erinnern in Deutschland führt eher zur
Entfremdung. Es gibt eine offizielle Gedenkkultur, eine organisierte ‚Trauerarbeit‘, die
einerseits ‚entlastet‘ und andererseits echte Erinnerung nachhaltig verhindert.“ 73 Gedenken
gelingt vor allem dort, wo eine innere Beziehung zu denen existiert, derer man gedenkt.74
Das ist die Charakteristik der Stolpersteine!
68 Dewey, S. 62
Kunst vereinigt in ihrer Form eben jene Beziehung von aktivem Tun und passivem Erleben, von abgegebener und aufgenommener Energie, die eine Erfahrung zur Erfahrung macht
69 Vgl. http://www.denkart.org/html/body_literatur.html (01.06.2008) 70 Titel des Aufsatzes von Peter Steinbach: Geschichte ist mehr als ein vergangenes Ereignis er schienen in: www.frankfurterhefte.de/ausschnitt/thema_05_05a.html (01.06.2008) 71 Verlagsprospekt zu Hans Hesse / Elke Purpus „Gedenken und Erinnern im Rhein-Erft Kreis“ – Klartext Verlag 72 Erinnerung als ein soziales Phänomen zu beschreiben, dies machte sich bereits in den 1920er Jahren der französische Soziologe Maurice Halbwachs (1877-1945) zur Aufgabe. Seine Fragestellungen und Konzepte fanden nach seiner Ermordung im KZ Buchenwald (16.3.1945) allerdings keine Fortsetzung und gerieten für gut 40 Jahre in Vergessenheit: Vgl. http://www.goethe.de/ges/ztg/dos/dos/ern/kug/de2984071.htm (07.06.2008) 73 Journalistin, Autorin des Buches Stolpersteine: Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner
Schicksalen in der NS-Zeit Vgl. http://www.perlentaucher.de/buch/14513.html (01.06.2008 74 Vgl. http://www.stolpersteine-trier.de/Daten/Ansprache%20Promotionsaula.doc (07.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 20
8. Fazit und Schlusswort
8.1. Persönliches Fazit
Ich bin der Meinung, dass Stolpersteine eine sinnvolle Form der Erinnerung sind und
darüber hinaus eine ganz besondere Kunstform.
Durch das Konzept der Beteiligung verbindet sich der Aspekt des kollektiven
Gedächtnisses,75 das jedes Denkmal nach seiner Einweihung hat, mit dem des
kommunikativen Gedächtnisses,76 entweder durch Diskussion in der eigenen Familie oder
bei der Aufbereitung der Opferbiographien durch Gespräche mit Zeitzeugen. Es führt
deshalb bei allen Beteiligten zur Bildung eines individuellen Gedächtnis, denn jeder
bewertet individuell. Und hier findet sich der rote Faden wieder, der alles zusammenhält:
Der Rote Faden ist man selbst.77 Keiner kann vorherbestimmen78 noch vorher sagen, wie
sich jeder einzelne Betrachter eines Denkmals zu diesem stellt, es gibt mehr Wege als nur
Ablehnung, Zustimmung und Ignorierung, sondern auch den 4ten – den individuellen Weg
der Betrachtung und Beurteilung. Es ist, was jeder Einzelne daraus macht oder machen
wird. Die direkt Beteiligten sind auf dem Weg des aktiven, individuellen Erinnerns schon
weiter vorangeschritten und es ist zu hoffen, dass ihnen noch viele SchülerInnen nachfolgen
werden. Es ist gut, dass es immer neue Stolpersteine gibt, denn dahinter steht ein Mensch
oder eine Gruppe, die sich mit dieser Biographie aus freien Stücken auseinander gesetzt hat.
Ich persönlich fand die Beschäftigung mit der Thematik sehr bereichernd, angefangen bei
den Opferbiographien, den Gesprächen mit Zeitzeugen und den vielen Detailinformationen,
die ich bei der Recherche gewonnen habe.79 Deshalb möchte ich nicht auf die bekannten
Vor- und Nachteile der Stolpersteine eingehen.80 Aus dem Sichtwinkel des kollektiven
75 Speziell Halbwachs’ Begriff des kollektiven Gedächtnisses wurde um den Begriff kommunikatives und kulturelles
Gedächtnis erweitert und ausdifferenziert. Lohman, S. 5 Das kulturelle Gedächtnis, das sich u.a. aus Texten, Denkmälern, Museen, Erinnerungstagen konstituiert, gliedert sich nun in zwei Bereiche, die sich wie Vorder- und Hintergrund zueinander verhalten: ein Speichergedächtnis und ein Funktionsgedächtnis. Das Speichergedächtnis sammelt und bewahrt Quellen, Objekte und Daten, unabhängig davon, ob sie von der Gegenwart gebraucht werden. Das Funktionsgedächtnis enthält die kleine Auswahl dessen, was eine Gesellschaft jeweils von der Vergangenheit auswählt und aus dem Bestand ihrer kulturellen Überlieferung aktualisiert. Vgl. http://www.goethe.de/ges/ztg/dos/dos/ern/kug/de3106036.htm (01.06.2008)
76 Das kommunikative Gedächtnis ( auch Generationsgedächtnis ) ist das Kurzzeitgedächtnis der Gesellschaft und umfasst 80 – 100 Jahre, also den Zeitraum, in dem drei Generationen miteinander leben und eine Erzähl- und Erinnerungsgemeinschaft bilden; nach Aleida Assmann, Professorin Uni Konstanz; Vgl. http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/aleida-assmann-gedachtnis-und-vorurteil/10/neste/147.html (01.06.2008)
77 Hugo Kükelhaus, Philosoph: „Der Rote Faden ist man selbst. Es ist der Organismus als Ganzes, der die Organe zusammenhält. Solange ich den “roten Faden” statt in mir selbst woanders suche, lebe ich nur bruchstückhaft mit mir selbst.“ Vgl. http://www.mymaze.de/zitate.htm (25.05.2008) 78 Dies ist der eigentliche Zweck eines Denkmals: Ausdruck eines kollektiven Gedächtnisses
Vgl. http://www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl21/loewy_2.htm (01.06.2008) 79 Anhang 7 Mindmap Stolpersteine gegen Vergessen und Intoleranz 80 Anhang 8 Mindmap Vor- und Nachteile der Stolpersteine
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 21
Gedächtnisses kann die Nennung aller Opfergruppen in ganz Europa als der rote Faden der
Stolpersteine gesehen werden. Auch dieser Gedanke gefällt mir. Aus meiner Sicht gibt es
mindestens einen Beifaden zum roten Faden, da bei der Beschäftigung mit den Opfern,
auch die Frage nach den Tätern gestellt wird und weitergehend die Frage, die Fritz
Ottenheimer als Untertitel zu seiner Familienbiographie stellt „Wie hat das geschehen
können?“
8.2. Schlusswort
Mein Schlusswort ist eine Wunschliste, der Wunsch nach einer Vernetzung der einzelnen
Aktivitäten der Stolpersteine in Deutschland und der anderen Länder Europas – als eine Art
"Lieux de mémoire".81 Ich war erstaunt, wie viel Literatur zum Thema Opfer des
Nationalsozialismus in Konstanz, Baden Württemberg und deutschlandweit bereits existiert
und wie viele Schüler sich längst um eine Aufarbeitung bemüht haben, 82 und wünsche mir
für Konstanz eine entsprechende Bibliographie. Für die Vermittlung von Information zu
den Stolpersteinen für Konstanz, um bisher Unwissende für das Projekt zu begeistern,
wünsche ich mir einen „Stadtrundgang Stolpersteine“ und möchte dazu mit meiner
Zusammenstellung zu den existierenden Stolpersteinen beitragen. Und zum Schluss
wünsche ich mir Opferbiographien zu weiteren Opfergruppen wie den Zeugen Jehovas,
überzeugten Christen, den Roma und Sinti und Homosexuellen.
81 frz: Lieux de mémoire – dt: Erinnerungsorte
Als einer der ersten griff der französische Historiker und Verleger Pierre Nora in den 1980er Jahren das Erbe Maurice Halbwachs’ in dem Projekt der "Lieux de mémoire" auf. Angesichts einer von ihm festgestellten Erosion des französischen Nationalgedächtnisses gewann die Beschäftigung mit der kollektiven Erinnerung einen nostalgischen Zug: Da das nationale Gedächtnis nicht mehr gelebt werde, blieben nur noch die "Erinnerungsorte" zurück, also gewissermaßen die Relikte, an denen das gemeinsame Gedächtnis greifbar werde. Getragen von dieser konzeptuellen Offenheit erstellten mehr als hundert führende Forscher zwischen 1984 und 1992 ein gigantisches Inventar des französischen Nationalgedächtnisses. Mit ihrem Erscheinen avancierten die "Lieux de mémoire" zu einem internationalen Standardwerk. Vgl. http://www.goethe.de/ges/ztg/dos/dos/ern/kug/de2984071.htm
82 Anhang 9: Mindmap Geschichtsaufbereitung in Konstanz
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 22
8.3. Dank
Mein besonderer Dank gilt allen denjenigen, die mich im Gespräch an ihrem Wissen und ihrer Erfahrung teilhaben liessen: Herr Fritz Ottenheimer, dessen Vortag und Gespräch mich sehr beeindruckt und in meinem Engagement für die Stolpersteine sehr bestärkt hat, Frau Charlotte Knobloch für ihre Stellungnahme, Herrn Sebastian Sigler, der mir die Führung durch den Gang der Erinnerung ermöglich hat, sowie Herrn Dr. Dennis Riffel vom Verein „Gegen das Vergessen – für Demokratie“ für seine Stellungnahme und seine Auskünfte während des Telefoninterviews.
Copyright Alissa Rosskopf, Mörschwil, 2008 ©
Alle Texte, alle Fotos sind - sofern nicht ein anderes Copyright angegeben ist - urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung unzulässig.. Eine Verwendung dieses Textes in gedruckter und elektronischer Form ist nur unter der Voraussetzung gestattet, dass die Verfasserin und die Quelle "Maturaarbeit: Stolpersteine Kunstprojekt gegen das Vergessen": genannt werden.
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 23
9. Anhang 9.1. Verzeichnis Anhänge
Anhang 1 “Stolpersteinen für Konstanz – Orte und Biographien“ (als separate Broschüre) Anhang 2 Südkurierbeitrag zum Vortrag von Fritz Ottenheimer vom 20.3.2008 mit Bild Anhang 3 Flyer der Israelitischen Kultusgemeinde München zum „Gang der Erinnerungen“ Anhang 4 Erinnerungsblatt und Gedenkstele in Wiesbaden Anhang 5 Zusammenstellung von Auszügen aus der Homepage der Stadt Osnabrück Anhang 6 Email mit Fragenkatalog und Liste der Kontaktadressen der Opfergruppen Anhang 7 Mindmap Stolpersteine gegen Vergessen und Intoleranz Anhang 8 Mindmap Vor- und Nachteile der Stolpersteine Anhang 9 Mindmap Geschichtsaufbereitung in Konstanz
9.2. Bildquellen
Abbildung 1: Startbild der Stolperstein Homepage www.stolpersteine.com (07.06.2008)
Abbildung 2: Stolperstein Information der Initiative Falkensee bei Berlin http://www.stolpersteine-falkensee.de/index.htm (07.06.2008)
Abbildung 3: Gunter Demnig mit Stolpersteinen vor der Verlegung http://kultur.or.at/projekt_stolpersteine (07.06.2008)
Abbildung 4: Interpretation „Stolperstein“ durch die Internetzeitung haGalil http://www.hagalil.com/archiv/2005/08/stolpersteine.htm (07.06.2008)
Abbildung 5: Übersicht über die Stolpersteine in Konstanz in chronologischer Reihenfolge der Verlegung, nach Opfergruppe kategorisiert Eigene Mindmap
Abbildung 6: Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände der Heil und Erholungsanstalt Reichenau - heute Zentrum für Psychiatrie – Lehrkrankenhaus der Universität Konstanz Foto privat
Abbildung 7: Stacheldrahtumzäunungen im Lager Gurs Fotosammlung Oskar Althausen, Musée de Gurs, Hauptstaatsarchiv Stuttgart vgl. http://www.gedenkstaetten-bw.de/Infomaterial/Staatsanzeiger/Gurs/gurs.htm (07.06.2008)
Abbildung 8: Primitive Holzbaracken bildeten ein "Ilôt Fotosammlung Oskar Althausen, Musée de Gurs, Hauptstaatsarchiv Stuttgart vgl. http://www.gedenkstaetten-bw.de/Infomaterial/Staatsanzeiger/Gurs/gurs.htm (07.06.2008)
Abbildung 9: Gedenkstele für jüdische Opfer in der Sigismundstrasse Fotos privat
Abbildung 10: Ausschnitt aus der Graphik Stolpersteine Baden-Württemberg Vgl. www.stolpersteine.com / Stand: Juni 2008 (07.06.2008)
Abbildung 11: Ein topographisches Gedächtnis Stolpersteine Deutschland Vgl. www.stolpersteine.com / Stand: Juni 2008 (07.06.2008)
Abbildung 12: Stolperstein vor dem Stadttheater Konstanz Foto privat
Abbildung 13: Wirkung der Stolpersteine eigne Mindmap
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 24
9.3. Literaturverzeichnis 1. Burchardt Lothar, Schott Dieter, Trapp Werner, Konstanz im 20. Jahrhundert – Die Jahre 1914 bis 1945,
Verlag Stadler Konstanz, 1990
2. Dewey John, „Kunst als Erfahrung“ Taschenbuch Suhrkamp Verlag KG, Frankfurt, 1998
3. Franken Lina,(2001): Der aktive und passive Widerstand in Konstanz und Umgebung 1933-45,
Seminararbeit am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Konstanz im Schuljahr 2000/01.
4. (Kopie des) Gedenkbuchs an Mitglieder des Badischen Landtags und des Württembergischen Landtags,
die unter der Nazi-Herrschaft ermordet wurden oder aufgrund der Verfolgung zu Tode kamen (2003)
Landtagspräsidium des Landtag von Baden Württemberg
5. Geschichtswerkstätte Singen, Seid letztmals gegrüßt, Biographische Skizzen und Materialien, Konstanz,
2005, (Gsx 530.90 / a92 Unibibliothek Konstanz)
6. Kitzmann Stefan, Gegen das Vergessen – Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus, Konstanz
2008, Schriftenreihe des Arbeitskreises für Regionalgeschichte Bodensee Nr. 14
7. Leib, Otto S, „Der Jude von Konstanz“ Woher und Wohin…, Wessenberg Bibliothek, Privatausgabe 93,
Konstanz, 1976, (Gsa 891 / l24a Unibibliothek Konstanz)
8. Leib, Otto S., On a slow boat to America ; Manuscript No. Txu 242 537, Konstanz, 1986,
(Gsa 891 / l24a Unibibliothek Konstanz)
9. Ottenheimer Fritz, Wie hat das geschehen können, Von Konstanz in die USA durch den Krieg und
zurück, Jüdische Schicksale 1925 – 1996 ; Hartung-Gorre Verlag, Konstanz, 1996
10. Reichel Peter, Schmidt Harald, Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der
Natíonalsozialismus nach 1945. München/Hamburg, 2005
11. Rügert Walter, Jüdisches Leben in Konstanz, Universitätsverlag Konstanz GmbH, Konstanz 1999
12. Seiffert Hans-Hermann, „Entrechtet – verschleppt – ermordet“ Biographie Johanna Hammel Hartung-
Gorre Verlag Konstanz, 2007
13. Schrader Ulrike, Die Stolpersteine oder von der Leichtigkeit des Gedenkens, aus: Geschichte im Westen,
Zeitschrift für Landes- und Zeitgeschichte, Klartext-Verlag Essen, 2006
14. Schwarz Christopf, Verfolgte Kinder und Jugendliche aus Baden Württemberg 1933-1945, Hartung-
Gorre Verlag Konstanz, 2007
15. Wiehn Erhard R., Novemberprogrom 1938, Die Reichskristallnacht in den Erinnerungen jüdischer
Zeitzeugen der Kehilla Kedoscha Konstanz 50 Jahre danach als Dokumentation des Gedenkens,
Hartung-Gorre Verlag Konstanz, 1988
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 25
9.4. Liste der Internetseiten
www.bundespraesident.de/-,2.623709/Begabung-zur-Freiheit-Rede-von.html (25.05.2008)
http://de.altermedia.info/general/gute-nachrichten-fur-hundebesitzer-bald-stolpersteine-in-schwerin-290306_5052.html (01.06.2008)
www.denkart.org/html/body_literatur.html (01.06.2008)
www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/aleida-assmann-gedachtnis-und-vorurteil/10/neste/147.html (01.06.2008)
www.frankfurterhefte.de/ausschnitt/thema_05_05a.html (01.06.2008)
www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl21/loewy_2.htm (01.06.2008)
www.gedenkstaette-grafeneck.de/279.htm (25.05.2008)
www.gedenkstaette-grafeneck.de/356.htm (01.06.2008)
www.gedenkstaetten-bw.de/Infomaterial/Staatsanzeiger/Gurs/gurs.htm (01.06.2008)
www.goethe.de/ges/ztg/dos/dos/ern/kug/de2984071.htm (01.06.2008)
www.goethe.de/kue/arc/dos/dos/zdk/de78940.htm (01.06.2008)
www.grafeneck.finalnet.de/ (01.06.2008)
www.hanauonline.de/content/view/12028/421/ (01.06.2008)
www.hartung-gorre.de/Seiffert.htm (01.06.2008)
www.ikg-konstanz.blogspot.com/2006_12_01_archive.html (01.06.2008)
www.jewish-community.de/c/cms/upload/pdf/Chanukka2007_Internet.pdf (01.06.2008)
www.j-zeit.de/archiv/artikel.754.html (01.06.2008)
www.kaikracht.de/68er/ (25.05.2008)
www.klartext-verlag.de/?e1=6&e2=18&single=1&isbn=9783898619172 (07.06.2008)
www.koeln-magazin.info/stolpersteine.html (01.06.2008)
www.kriegsende.ard.de/pages_std_lib/0,3275,OID1341042,00.html (01.06.2008)
www.kultur.or.at/projekt_stolpersteine (25.06.2008)
www.lebensart-see.de/region/konstanz/art1077,3061638,0 (01.06.2008)
www.linafranken.blogsport.de/2001/04/09/der-aktive-und-passive-widerstand-in-konstanz-und-umgebung-1933-45/ (07.06.2008)
www.loebliche-singer-pforzheim.de/RedeClausKuge_130308Stolpersteine.html (01.06.2008)
www.lomdim.de/md2008/01/08.html (01.06.2008)
www.medienkunstnetz.de/themen/generative_tools/generative_art/print/ (01.06.2008)
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www.muenster.org/spurenfinden/ ( 07.06.2008)
www.mymaze.de/zitate.htm (25.05.2008)
www.perlentaucher.de/buch/14513.html
www.publicitycom.de/juden/29.htm (01.06.2008)
www.schule-lisa-tetzner.de/archiv/berichte0708/stolpersteine/stolpersteinverlegung.htm (25.06.2008)
www.stolpersteine.com/ (01.06.2008)
www.stolpersteine-bildungssteine.de (01.06.2008):
www.stolpersteine-leipzig.de/ (25.05.2008)
www.stolpersteine-trier.de/Daten/Ansprache%20Promotionsaula.doc (07.06.2008)
www.studium.jura.uni-hamburg.de/magazin/index.php?ausgabe=200410&artikel=514 (01.06.2008)
www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,1589781 (25.05.2008)
www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,2835388 (01.06.2008)
www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,3113616,2 (26.05.2008)
www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonderthemen;art893,2161486 (01.06.2008)
www.vvn-bda.de/bund/selbstdarstellung.php3?id=3 (25.05.2008)
www.vvn-bda.de/bund/start.php3 (25.05.2008)
www.vvn-konstanz.de/framedef.htm (01.06.2008)
www.vvn-konstanz.de/projekte.do (01.06.2008)
www.welt.de/hamburg/article1591060/2000_Namen_von_Nazi-Opfern_online.html (01.06.2008)
Stolpersteine – Kunstprojekt gegen das Vergessen 26
siehe separate Broschüre
Anhang 1
20.03.2008 02:15
Konstanz Als die Gestapo zweimal an die Tür klopfte
Es war kurz nach dem Mittagessen, als es zweimal klopfte. Die Familie wusste, was sich an jenem Morgen des 10. November 1938 zugetragen hatte. Auch die Konstanzer Synagoge hatte gebrannt. Die zwei Gestapobeamten verhafteten Vater Ludwig Ottenheimer - ohne Erklärung, warum. "Sein einziges Verbrechen: Er war Jude." Fritz Ottenheimer erinnert sich genau vor den Zuhörern im Contrast. Er reist mit ihnen zurück. In eine Zeit, in der eine jüdische Familie Glück hatte, rechtzeitig auswandern zu dürfen. "Wir wären sonst Teil der Statistik von über sechs Millionen Juden geworden", sagt er. Fritz Ottenheimer war acht Jahre alt, als Adolf Hitler an die Macht kam. "Alt genug, um das Geschehen bewusst mitzuerleben, heute jung genug, um darüber reden zu können". Die etwa 40 Zuhörer, Jugendliche und Erwachsene, sind ergriffen, hängen ihm an den Lippen. Fritz Ottenheimer stellt an jenem Abend die gleiche Frage wie in seinem biografischen Buch: "Wie hat das geschehen können?" Es ist kein Abend, an dem er den Deutschen eine Kollektivschuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten zuschreibt. Fritz Ottenheimer berichtet auch vom Gegenteil: Konstanzer Bürger, die Juden als ihre Mitmenschen gesehen, ihnen geholfen haben. Es war zwei Monate nach der Machtübernahme durch Hitler, also im März 1933. Die Propagandamaschinerie gegen Juden war angelaufen. "Kauft nicht bei Juden, kauft nur bei Deutschen." Ein SA-Mann machte sich vor dem Herrenartikelladen von Ludwig Ottenheimer am Obermarkt breit. Vater Ottenheimer war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, kämpfte auf der deutschen Seite. Nun sollte er von seinen Landsleuten geächtet werden? Er breitete im Schaufenster demonstrativ seine Orden und Medaillen aus, zeigte seine Kriegsverwundung. Für den regimetreuen SA-Schergen keine Argumente - Ottenheimer war Jude, Ottenheimer war das von Hitler ausgegebene "Böse". Konstanzer standen Ludwig Ottenheimer beiseite. Immer mehr Bürger,
Kunden und Freunde redeten auf den SA-Mann ein, bezogen für Ludwig Ottenheimer Stellung. Der SA-Mann verschwand. Die Propaganda-Maschinerie verfehlte später ihr Ziel nicht: Kunden blieben dennoch weg, mieden das Geschäft des Juden Ottenheimer. Er musste es schließen. Der bislang befreundete Nachbar trug plötzlich ein Parteiabzeichen. "Die Juden in Konstanz sind alle anständig", zitiert ihn Fritz Ottenheimer. Wo waren die Schlechten? Es seien die, von denen im Radio und in der Zeitung die Rede sei. "Etwas muss schon dran sein", habe der Nachbar gesagt. Die Jahre vergingen; bis zum November 1938. Eine Explosion ließ den 13-jährigen Fritz Ottenheimer morgens aufschrecken. Die Synagoge, von der neu bezogenen Wohnung an der Bodanstraße aus gut sichtbar, stand in Flammen. Reichspogromnacht. "Die Konstanzer haben da nicht mitgemacht." Zur Massenjagd wie in anderen Städten sei es nicht gekommen. Jüdische Männer aus Konstanz wurden dennoch verschleppt. Am Mittag kamen die Gestapobeamten zu Ludwig Ottenheimer. Er erlebte sein Martyrium im KZ Dachau. "Wir lebten so gut wir konnten ohne unseren Vater", sagt Fritz Ottenheimer. Einen Monat später klopfte es erneut an der Tür. Der Vater war zurück. "Wir konnten ihn fast nicht erkennen. Er war ein kranker Mann." Ludwig Ottenheimer erholte sich. Kurz vor Kriegsbeginn durfte die Familie in die USA auswandern. "Wir waren glücklich, nun frei und sicher dort zu wohnen."
Am Zweiten Weltkrieg kam Fritz Ottenheimer nicht vorbei. 1945 musste er als amerikanischer Soldat nach Deutschland. Er sah viel Ungerechtigkeit, etliche Tote, Ermordete durch deutschen Soldaten. "Obwohl sie wussten, dass der Krieg verloren war", sagt Fritz Ottenheimer. Er musste die gefangenen Soldaten bewachen, saß beim Transport mit dem Gewehr bewaffnet erhöht auf dem Lastwagen - mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Plötzlich schrieen die Gefangenen auf, gestikulierten. Instinktiv zog Fritz Ottenheimer seinen Kopf ein. Ein tiefhängendes Straßenbahnseil - wenn die Soldaten nicht gerufen hätten, hätte er seinen Kopf verloren. "Es war ein sonderbares Gefühl, dass mein Leben von meinen Feinden gerettet worden war." Die Anekdote über zwei Konstanzer Kriminalpolizisten überrascht ebenfalls. Sie verhalfen einem KZ-Flüchtling über die Schweizer Grenze, fuhren ihn mit dem Motorrad dorthin. Erst viele Jahre nach dem Krieg kam Fritz Ottenheimer nach Konstanz zurück. Zuvor war er bereits einmal auf Kreuzlinger Seite gestanden, blickte auf Konstanz. "Es war da aber noch alles zu frisch." Er kehrte um. Sein jetziger Aufenthalt aus Anlass der dritten Stolpersteineverlegung zum Gedenken an im Dritten Reich verschleppte und ermordete Konstanzer war sein bereits zehnter Aufenthalt in der Stadt. Ein Treffen mit seinen einstigen Schulfreunden gehörte wieder dazu. "Damals waren wir kleine Jungs." Heute seien sie alt. Eine lange Zeit des geraubten Miteinanders liege dazwischen. Durch seine Erzählungen hinterließ er ein Gefühlswirrwarr. Die meisten deutschen Bürger hätten damals einfach ihr Leben gelebt - und geschwiegen. "Ihr müsst aussprechen, wenn Unrecht geschieht", gab er den Jugendlichen mit auf den Weg und zitierte Martin Luther King: Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.
http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,3117899,0
"Die Konstanzer Bürger haben da nicht mitgemacht": Fritz Ottenheimer erzählte als Zeitzeuge von der Reichspogromnacht, von der Flucht seiner Familie in die USA und seinen Erfahrungen im Dritten Reich.
Bild: Hanser
Anhang 2 /Seite 1
„Gang der Erinnerung“ „Hinter jedem der sechs Millionen Toten steht ein Individuum1
Mit dem Gang der Erinnerung verbindet einbegehbares Denkmal von Georg Soanca-Pollak die neue Hauptsynagoge mit dem Gemeindehaus. Diesem Ort des Erinnerns sind auf der reinen Seite die Namen aller 4500 während des Naziregimes ermordeten Münchner Jüdinnen und Juden in einem dreifach geschichteten, von hinten erleuchteten Glasband eingeschrieben. Auf der anderen Wandseite des hellen Gangesbegleiten in die Wand gefräste Worte den Weg:„erinnern – trauern – gedenken – mahnen“, dann „lernen – versöhnen – sprechen – leben“. Die Mitte der Wortfolge bezeichnet ein großer Davidstern zum Gedenken an die sechs Millionenermordeten europäischen Juden .Damit erhält die sichtbare Erinnerung an die geliebten Toten im Leben der Gemeinde und der Stadt endlich einen gestalteten Ort: Der Gang ist dem geschäftigen Getriebe des Alltags entzogen, still – und hell. Denn die Vergangenheit soll nicht im Dunkel, sondern klar vor Augen liegen. Wer künftig werktags in die Synagoge geht, zum Gebet oder zur Besichtigung, wer zurückkehrt ins Gemeindehaus und den Alltag, wird den Gang der Erinnerung passieren, innehalten oder einen Namen mitnehmen auf den Weg durch den Tag. Der Gang der Erinnerung ist als Bestandteil des Ensembles die Architektur gewordene Manifestation des bitteren und doch hoffnungsvollen Weges der jüdischen Gemeinde zurück ins Herz der Stadt.2 Foto 1: Gang der Erinnerung3
Foto 2: Nahbild mit den Namen der Opfer3
Foto 3: Gesamteindruck3
Foto 4: Nahbild der Installation3
1 Georg Soanca-Pollak 2 Text aus dem Flyer des jüdischen Zentrums Jakobsplatz München 3 Alle Fotographien von Florian Holzherr
Anhang 3 /Seite 1
1935 gab es in Wiesbaden 32 jüdische Metzgereien, davon 16 in der Innen-stadt. Etwa jede zehnte Metzgerei in Wiesbaden gehörte einem jüdischen Metzger. Einige hatten zu gleich auch einen Vieh-handel.
Die jüdischen Metzger aus Wiesbaden und den Vororten und ihre nicht jüdischen Kollegen kann-ten sich untereinander recht gut, denn sie trafen sich regelmäßig montags, am wöchentlichen Vieh-markt- und Schlachttag auf dem Schlachthof. Die Innenstadtmetzger kauf-ten dort ihr Vieh ein und schlachteten es, während die Metzger aus den Vor-orten ihr eigenes Schlacht-haus hatten.
Nur wenige der jüdischen Metzgereien schlachte-ten rituell und versorgten die Juden mit koscherem Fleisch. Sie standen unter der Aufsicht des Rabbiners der orthodoxen alt-isra-elitischen Kultusgemein-de. Der Schochet (ritueller Schächter) schächtete das Vieh und kennzeichnete das koschere Fleisch mit einer Plombe.
Das Schächtverbot vom April 1933 bedrohte die koscheren Metzgereien in ihrer Existenz, sodass sie bald aufgeben mussten.
G.S.
Karl Israel, geb. 1890 in Schierstein, hatte in der Wilhelmstr. 40 in Schierstein(heute Reichsapfelstr. 19, Neubau: NASPA-Filiale) eine gut gehende Metzge-rei. Seine Frau Hedwig geb. Hallgarten, geb. 1895 in Winkel, entstammteeiner Rheingauer Metzgerfamilie. Die beiden hatten drei Töchter: Rosel, geb.1922, Herta, geb. 1925, und Margot, geb. 1928.
Einige Schiersteiner können sich noch gut an Karl Israel erinnern, einenMann von kräftiger Statur, der eine sehr soziale Einstellung hatte. Er war eingroßer Förderer des 1. FSV Schierstein 08 und dafür bekannt, dass er denärmeren unter seinen Kunden oft etwas zusätzlich zusteckte. Hedwig Israelwwar von morgens bis abends im Geschäft tätig und führte auch die Bücher.
Eine Schiersteinerin erinnert sich noch an Rosel Israel, mit der sie befreundetwwar. Rosel war ein intelligentes und aufgeschlossenes Mädchen mit dunklen,lockigen Haaren. Eine andere Schiersteinerin kannte Margot als Klassenka-meradin in der Hafenschule, bis das Kind ab 1938 die jüdische Schule in der Mainzer Straße in Wiesbaden besuchen musste.
Geschlachtet wur-rrde im eigenenSchlachthaus imHof des Anwe-sens. Viele Schier-rrsteiner haben alsKunden regelmä-ßig in der Metz-gerei Israel ein-gekauft, denn dieMetzgerei war für gutes Fleisch undsehr gute Wurst-waren bekannt.
Ende 1938 musste Karl Israel wie alle jüdischen Gewerbetreibenden seinGeschäft schließen. 1939 sind die Eltern von Hedwig Israel, Emil und SofieHallgarten, aus dem Rheingau zu ihrer Tochter gezogen.
Sein Haus musste Karl Israel unter Wert verkaufen. Am 11.09.1941 wurdeer mit seiner Familie und den Schwiegereltern aus dem angestammten Hauszzwangsweise in das Schiersteiner Judenhaus Luisenstr. 6 einquartiert.
Eines Tages, so erinnert sich eine Schiersteinerin, habe sie gesehen, wie dieIsraels an der Wilhelmstraße warteten, „Jeder von ihnen mit einem Köffer-rrchen in der Hand. Das Bild vergesse ich nie." Sie hat sie nicht wieder gese-hen. Es war der 10. Juni 1942, als Karl Israel, seine Frau und die drei Töchter mit 364 anderen Wiesbadener Juden nach Lublin in Ostpolen deportiert undsehr wahrscheinlich kurz danach in Sobibor ermordet wurden.
Drei Wochen später verstarb Emil Hallgarten. Sofie Hallgarten wurde am01.09.1942 72-jährig nach Theresienstadt deportiert und kam von dort kurzeZeit später nach Treblinka, wo sie am 29.09.1942 im Gas ermordet wurde.
Zur Erinnerungan die Familie Israel aus Wiesbaden-Schiersteindie Familie Israel aus Wiesbaden-Schierstein
Das frühere Haus Wilhelmstr. 40, davor eine Straßenbahn
Patenschaft für das Erinnerungsblatt:Christine Seibert
Installation: Heinrich LessingGestaltung: Georg Schneider
Homepage der Stadt Osnabrück
Anhang 5 /Seite 1
Sehr geehrte Damen und Herren, Sehr geehrte Herr,
Einer muss sich immer plagen, wenn Verständigung zustande kommen soll: der Schreiber oder der Leser“. ( Wolf Schneider )
Ich sende Ihnen mein Anliegen und meine Bitte an Sie um eine schriftliche Stellungnahme zu und hoffe meine Anstrengungen werden mit einem persönlichen Gespräch mit Ihnen belohnt.
Deshalb möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: Ich heiße Alissa Rosskopf, bin 17 Jahre, wohne in St. Gallen / Schweiz und werde meine eidgenössische Matura am SBW EuregioGymnasium / Romanshorn ( www.euregiogymnasium.ch ) machen. Zurzeit schreibe ich meine Matura-Abschlussarbeit zum Thema "Sind Stolpersteine eine sinnvolle Form der Erinnerung“. Seit dem Verlegen der ersten Stolpersteine 2006 in Konstanz habe ich über Stimmen dafür und dagegen gelesen. Nun möchte die verschiedene Standpunkte näher in meiner Maturaarbeit vorstellen und eine eigene Aussage zur Fragestellung: „Sind Stolpersteine eine sinnvolle Form der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus " treffen.
Ich möchte nicht, dass diese Arbeit zum Schluss nur eine Zusammenstellung und Auswertung meiner Recherche ist, sondern würde gerne persönliche Auffassungen von Betroffenen und deren heutigen Vertretern mit einfließen lassen. Anlässlich der Verlegung von weiteren Stolpersteinen in Konstanz ich hatte die Gelegenheit ein Gespräch mit Herrn Fritz Ottenheimer zuführen. Für seine Familie wurden 4 Stolpersteine verlegt und er unterstützte diese Aktion mit einer Lesung aus seinem Buch "Wie hat das geschehen können: Von Konstanz in die USA durch den Krieg und zurück. Jüdische Schicksale 1925-1996". Herr Ottenheimer befürwortet diese Aktion und ich war tief bewegt von seinen Worten und Ausführungen.
Um Ihren Standpunkt zum Thema Stolpersteine ( www.stolpersteine.com ) kennen zulernen, würde ich gerne mit Ihnen ein Telefoninterview führen und sende Ihnen meine Fragen vorab.
• Was sind ihre Hauptgedanken, die Ihnen im Zusammenhang der beiden Begriffe „Stolpersteine“ und „würdevolle Form der Erinnerung“ in den Sinn kommen?
• Wie stehen Sie zu der Aussage des Künstlers, der seine Aktion mit den Worten: „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ begründet?
• Welche andere Möglichkeit zur Erinnerung können Sie sich vorstellen, die ebenso versucht, einen persönlichen Bezug zu den Opfern wieder herzustellen?
• Wie ist Ihre Meinung zur Frage, ob man durch die Verlegung der Stolpersteine vor dem letzten Wohnort einen persönlichen Bezug zu den Opfern herstellen kann?
• Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass Stolpersteine ein buchstäbliche „Einladung“ an Neonazis zur Schändung sein könnten?
Verständigung entsteht im persönlichen Gespräch und ich hoffe dass Ihre Ausführungen mir helfen werden, meine eigene Aussage zu finden. Bisher habe ich als Kernaussage gefunden: Für diese Aktion spricht, dass diese wie ein tagtägliches Erinnern ist und nicht auf Jubiläen und Gedenktage begrenzt ist. Ein wesentlicher Grund der dagegen spricht, ist meiner Meinung nach, das wortwörtliche „Treten der Namen“.
Ich hoffe darauf, dass sich kurzfristig ein Gesprächstermin mit Ihnen einrichten lässt und freue mich auch über eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen.
Mit freundlichen Grüssen, Alissa Rosskopf
Alissa Rosskopf Alberenberg 279 9402 Mörschwil Festnetz CH: 0041 71 86 00 221 Mobil CH: 0041 76 234 24 51 Mobil BRD: 0049 157 74 74 29 19 E-Mail : Alissa_Rosskopf@hotmail.com
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http://www.gegen-vergessen.de Hier können Sie uns mailen. Anmerkungen, Kommentare, Anregungen oder Kritik sind willkommen! email-Adresse: info@gegen-vergessen.de Unsere Adresse: Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Stauffenbergstraße 13-14 10785 Berlin Fon ++49 (0)30/26 39 78-3 Fax ++49 (0)30/26 39 78-40 Der Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V." unterstützt die Aktion Stolpersteine.
Gesellschaft allgemein
Kommunikationsadressen
postalisch: Erinnern für die Zukunft e.V. c/o Landesinstitut für Schule Am Weidedamm 20 28215 Bremen
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Gesellschaft allgemein
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Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R. Leo-Baeck-Haus Postfach 04 02 07 10061 Berlin Tel.: +49 ((0) 30) 28 44 56 - 0 Fax: +49 ((0) 30) 28 44 56 - 13 E-Mail: info@zentralratdjuden.de
Juden
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Zentralrat Deutscher Sinti und Roma Bremeneckgasse 2 69117 Heidelberg Telefon: (0049)-(0)6221-981101 Telefax: (0049)-(0)6221-981190 E-Mail: zentralrat@sintiundroma.de
Roma und Sinti ca 90% Prozent der Betroffenen
Sinti Allianz Deutschland e.V. Der geschäftsführende Vorstand wird vertreten durch: Natascha Winter Postfach 103105, 50472 Köln Fax: 02202.54725 Tel: 0 22 02 . 5 62 97
Roma und Sinti
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Kontakt - Der direkte Draht zur FES in Bonn und Berlin
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Politsch - SPD Die Friedrich- Ebert- Stiftung (FES) wurde 1925 gegründet Die Friedrich-Ebert-Stiftung, von den Nationalsozialisten 1933 verboten und 1947 wiederbegründet, verfolgt mit ihren umfangreichen Aktivitäten diese Ziele bis heute. Als eine gemeinnützige, private und kulturelle Institution ist sie den Ideen und Grundwerten der sozialen Demokratie verpflichtet. Vorstand Vorsitzende: Anke Fuchs
DKP Hoffnungstraße 18 ¤
45127 Essen ¤
pv@dkp-online.de Tel.: (02 01) 17 78 89-0 ¤
Fax: (02 01) 17 78 89 29
Politsch - KPD Am 26. Mai 1933 „rein äußerliche Ende der Partei dokumentiert“. Viele ihrer Anhänger und die ihrer Splittergruppen wurden verhaftet und bereits 1933, mit als erste in das Konzentrationslager Dachau oder die Lager im Emsland gesperrt. Sie wurden im „Dritten Reich“ systematisch politisch verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und ermordet, einfache Mitglieder genauso wie leitende Kader. Die KPD hatte im Kampf gegen die faschistische Diktatur von 1933 bis 1945 große Verluste zu verzeichnen.
Geschäftsstelle des Deutschen Ethikrates Sitz: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Jägerstr. 22/23 D-10117 Berlin Telefon: +49/30/203 70-242 Telefax:+49/30/203 70-252 E-Mail: kontakt@ethikrat.org Referentin für Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Ulrike Florian
Euthanasieopfer Enquete-Kommission 'Ethik und Recht der modernen Medizin' Vorsitzender René Röspel, MdB,stellv. Vorsitzender Hubert Hüppe, MdB
Tel +49/30/203 70-246 florian@ethikrat.org
Kontakt zur Evangelischen Kirche in Deutschland
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Kirch - kath
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Initiative »Der homosexuellen NS-Opfer gedenken« und Lesben- und Schwulenverband (LSVD) c/o Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Willmanndamm 10 10827 Berlin Fax: (030) 789 54 779 Internet: www.gedenkort.de e-mail: info@gedenkort.de
Homosexuelle Opfer
SD in Konstanz e.V. Vereins-Infoseite Gruppe / Verein (Name) CSD in Konstanz e.V. Kategorie Politik Ansprechpartner / Vorstand Stefan Baier Adresse Jahnstr. 21
78467 Konstanz Telefon 0173 - 3257939 Fax E-Mail StefanBaier@csd-konstanz.de Homepage http://www.csd-kostanz.de http://www.lsvd.de/97.0.html Landes Lesben und Schwulen Verband
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Anhang 7 /Seite 1
Stolpersteine Gegen Vergessen und Intoleranz
Stolpersteine Gegen Vergessen und Intoleranz1 Welche Formen zur Erinnerung sind Konstanz vorhanden
1.1 Strassennamen1.2 Gedenktafel1.3 Mahnmal1.4 Denkmal
2 Welche Aktionen zur Erinnerungskultur betreffen Konstanz 2.1 Aktion der örtlichen Gymnasien2.2 Einzelarbeiten : Bachelorarbeit2.3 Einzelarbeit : Buchpublikation 2.4 Bundesweites Schulprojekt
3 Formen der Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus 3.1 In Zusammenhang mit den Stolpersteine
3.1.1 Gang der Erinnerung3.1.2 Erinnerungsblatt 3.1.3 Erinnerungsstele
3.2 sonstigen Formen der Erinnerung 3.2.1 Mahnmale 3.2.2 Denkmäler 3.2.3 Veröffentlichungen3.2.4 Gespräch mit Zeitzeugen
4 Opfer des Nationalsozialismus 4.1 Juden 4.2 Roma und Sinti ( Zigeuner) 4.3 politisch Verfolgter4.4 Homosexueller 4.5 Zeugen Jehovas 4.6 Euthanasieopfer 4.7 Religiöse
Anhang 7 /Seite 2
5 Wir wirken Stolpersteine auf andere5.1 Positive Reaktionen
5.1.1 Den Stolperstein nicht betreten5.1.2 Den Stolperstein pflegen 5.1.3 Den Stolperstein mit Blumen schmücken5.1.4 Sich mit der Opferbiographie beschäftigen5.1.5 Ein Stolperstein-Initiative gründen5.1.6 Patenschaft übernehmen5.1.7 Schirmherrschaft für das Stolpersteinprojekt in derStadt übernehmen.
5.2 Negative Reaktionen5.2.1 Verunglimpfung
demonstrative Missachtung Schmähschriften in InternetAufruf in Internet zur Schmähung
5.2.2 AggressionSachbeschädigungVerschmutzung Stolpersteine entwenden
5.2.3 Profane ÜberlegungenWertminderung des Hauses »Vermögensschaden«Erinnerung an die Arisierung von ehemals jüdischen Besitz
5.2.4 Nicht an die Vergangenheit erinnernDie Mystik des Ortes fürchtenPersonen fühlen sich im ihrem »persönlichen Lebensbereich verletzt«,Anlass zu Gewaltakten an diesem Ort / Haus
5.3 indifferent keine Wahrnehmung6 gegen Vergessen und Intoleranz
6.1 Motto des VVN BdA6.2 ähnlich : Verein gegen das Vergessen 6.3 Aktion LZPB Bremen6.4 Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“6.5 Weitere Initiativen vorhanden
7 Kunstprojekt für Europa 7.1 Zustimmung und Verlegung 7.2 Ablehnung
8 Öffentlichkeit Artikel dazu in der Presse finden sich in8.1 Frankreich 8.2 Itallen8.3 Schweiz8.4 Dänemark8.5 USA8.6 Ungarn8.7 Österreich
9 Das Projekt Stolpersteine9.1 Ablauf9.2 Sachliche Zwischenbilanz9.3 Der Künstler , das Kunstobjekt und der Betrachter
10 Die Stolpersteine in Konstanz10.1 24 Stolpersteine10.2 drei Verlegungen10.3 Berücksichtigung der verschiedene Opfergruppen
10.3.1 Jude 10.3.2 Euthanasie10.3.3 Politisch
10.4 kontroverse Stellungnahmen von Nachfahren der Opfern
Anhang 7 /Seite 3
10.4.1 Zustimmung Fam OttenheimerFam Bloch Fam ThanhauserFam Obergfell
10.4.2 AblehnungFam. Hammel
11 Formen der Aufarbeitung der Erinnerung und der Weitergabe an die nächsten Generationen11.1 Konstanz Zeitzeuge Fritz Ottenheimer
11.1.1 aktive Mitarbeit in Vereinigungen zur Erinnerung11.1.2 Buchautor: ua "Wie hat das geschehen können, Von Konstanz in die USA durch den Krieg und zurück"11.1.3 Vorträge und Zeitzeugengespräche 11.1.4 andere Erinnerungsprojekte
11.2 Konstanz - Sohn von Moritz Bloch Dr. Erich Bloch, Dozent, Lektor und Landwirt (1897-1994);11.2.1 aktive Mitarbeit in Vereinigungen zur Erinnerung 11.2.2 Vorträge und Zeitzeugengespräche11.2.3 Buchautor: "Geschichte der Juden von Konstanz" 11.2.4 Gründung einer Bibliothek
11.3 Konstanz Johanna Hammel11.3.1 Buch über „Verschleppt und kaltblütig ermordet“ von Josef Siebler
11.4 Charlotte Knobloch11.4.1 Gang der Erinnerung11.4.2 Bau eines Zentrums mit Einladung zum Gespräch11.4.3 aktive Mitarbeit in Vereinigungen zur Erinnerung 11.4.4 Vorträge und Zeitzeugengespräche
12 wie werden Stolpersteine beschrieben 12.1 dezentrales, in der Stadt verstreutes Mahnmal12.2 steinerne Gedächtnisstützen 12.3 Man soll mit dem Kopf stolpern nicht mit den Füssen12.4 Steine, die uns anhalten lassen und das Vergessen verhindern.“ 12.5 Stolpersteine kleine und individuelle Zeichen des Gedenkens, die in sehr persönlicher Form initiiert werden können 12.6 künstlerisch-kulturelles Dauerprojekt 12.7 grösstes, dezentrale Denkmal in Europa
13 Unterschied zu anderen Mahnmalen13.1 andere Mahnmale
13.1.1 Impuls von institutionelle Initiativen13.1.2 Impuls von prominenten Zeitgenossen13.1.3 Geschichtsaufarbeitung durch Experten
13.2 Stolpersteine13.2.1 Impuls von Menschen wie du und ich13.2.2 Impuls von Nachkommen von Opfer13.2.3 Geschichtsaufarbeitung durch Laien - vielfach Schüler 13.2.4 Laienforscherbewegung 13.2.5 Aufarbeitung durch dritte Generation
14 Andere Namen .14.1 Memory Blocks 14.2 Snublesteiner14.3 "stumbling stones"
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Anhang 8 /Seite 1
Anhang 9 /Seite 1
Anhang 9 /Seite 2