Post on 06-Apr-2015
Martin Opitz
(1624)
Francisci Petrarcae
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ortrag des Sonetts
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nhalt der einzelnen Strophen
F
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S
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E
poche Barock
B
iografie: Martin Opitz
Übersicht
Ist Liebe lauter nichts, wie dass sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwohl was, wem ist ihr Tun bewusst?
Ist sie auch gut und recht, wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut, wie dass man Freud aus ihr empfindet?
Lieb ich ohn allen Zwang, wie kann ich Schmerzen tragen?
Muss ich es tun, was hilft‘s, dass ich solch Trauen führ?
Heb ich es ungern an, wer dann befiehlt es mir?
Tue ich es aber gern, um was hab ich zu klagen?
Ich wanke wie das Gras so von den kühlen Winden
Um Versperzeit bald hin geneiget wird, bald her:
Ich walle wie ein Schiff, das durch das wilde Meer
Von Wellen umgejagt nicht kann zu Rande finden.
Ich weiß nicht was ich will, ich will nicht was ich weiß:
Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.
Sonett
Hauptthemen:das lyrische Ich bemüht sich, die Liebe mit ihren verschiedenen Facetten und Erscheinungsformen zu definierenWidersprüchlichkeit von GefühlenUnsicherheit des lyrischen Ichs
Adressat: großes Publikum; insbesondere Verliebte + Menschen, die die Liebe anzweifeln oder auf der Suche nach dem Sinn der Liebe sind
Themen
Titel: Sonett trägt den Namen von Francesco Petrarca Martin Opitz lässt sich von seiner Liebeslyrik inspirieren,
verpönt ihn aber zugleich
1. Quartett: Existenz der Liebe wird hinterfragt die Liebe zeigt sich zwar durch
Gefühle und Verliebtsein, lässt sich aber nicht kontrollieren und bleibt dem Menschen unbewusst
Ethische Bewertung der Liebe gegensätzliche Auswirkungen: Freude und böses Verlangen
Inhalte der einzelnen Strophen
2. Quartett: Frage, ob der Mensch freiwillig und gerne
oder unfreiwillig und ungerne liebt
Schlussfolgerung: das lyrische Ich findet auf die rhetorischen Frage der Quartette keine konkreten Antworten
3. + 4. Terzett: beide Terzette sind durch ein Enjambement (Vers 11 + 12)
miteinander verknüpft das lyrische Ich gibt Definitionsversuch der Liebe schließlich auf und
beschreibt stattdessen die Widersprüchlichkeit, die es selbst empfindet
Fazit/Intention: Liebe lässt sich nicht konkret definieren, sondern nur in ihrer Widersprüchlichkeit empfinden
Inhalte der einzelnen Strophen
S
trophen, Verse:
4 Strophen, 14 Verse Quartette mit umarmenden Reimen (abba), 2 Terzette mit Schweifreimen (abb)
M
etrum:
6-hebiger Jambus (Alexandriner)
K
adenzen:
Beginn + Ende jeweils eine männliche Kadenz; Wechselspiel von weiblichen + männlichen Kadenzen im Verlauf des Sonetts
Form
Personifikation: „mich entzündet“ (Vers 1) Liebe ergreift rasch Besitz von einer Person (Bezug zu Feuer) + kein Entkommen, wenn man sich verliebt
Sprache
Antithetik (Verse 1-8, Quartette) der Themen Existenz, Ethik, Freiwilligkeit verweifelter Versuch des lyrischen Ichs durch Antithesen an eine Definition der Liebe zu kommen; Widersprüchlichkeit + Schattenseite der Liebe werden betont
Anaphern: „Ist sie…“ (Verse 2-4) die Wirkung der Fragen wird verstärkt, sie wirken eindringlicher auf den Leser + die Unfähigkeit des lyrischen Ichs, die Fragen zu beantworten, rückt in den Vordergrund
Oxymoron: „böse Lust“ (Vers 3) Leichtsinnigkeit + Kehrseite der Liebe
Vergleiche/Metaphern: „wie das Gras“ (Vers 9), Gras steht für Zerbrechlichkeit + Standhaftigkeit; „wie ein Schiff“ (Vers 11), Schiff symbolisiert Stabilität + Brüchigkeit lyrisches Ich fühlt sich den Widersprüchen der Liebe hilflos ausgeliefert
Sprache
Enjambement (Vers 11 + 12) verknüpft die Terzette miteinander + die Dynamik der Schiffs-Metapher wird hervorgehoben
Inversion: „bald hin… bald her“ (Vers 10): Betonung der Unentschlossenheit des lyrischen Ichs
Sprache
Chiasmus: „ Ich weiß nicht was ich will, ich will nicht was ich weiß“ (Vers 13): einsichtige Wendung; das lyrische Ich gibt auf, eine schlüssige Definition für die Liebe zu finden mangelnde Entschlusskraft
Antithese/Parallelismus: „Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß“ (Vers 14) Verwirrung + emotionaler Zustand des lyrischen Ichs wird unterstrichen
Epoche: Barock
Petrarkismus (hergeleitet von Francesco Petrarca, 1304-1374) prägte die europäische Liebeslyrik bis ins 18. Jahrhundert Sprecher: immer der Mann festes Motiv: „Schönheitskatalog“ (die Auflistung weiblicher Körperteile in ihren Vorzügen) Unerfülltheit der Liebe Motiv der Vergänglichkeit Gebrauch von Antithetik (Widersprüchlichkeit der Liebe)
Biografie: Martin Opitz