MALICE IN WONDERLAND ISSUE: ACTRESS ZOFIA MORENO...

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MALICE IN WONDERLAND ISSUE:ACTRESS ZOFIA MORENO · COMEDIAN ANNETTE FRIER · PETER LINDBERGH’S INVASION KITE STAR ANTOINE AURIOL · WEINGUT VAN VOLXEM · TOP MODEL WERNER SCHREYER FASHION DESIGNER MARTIN GRANT · HOT SPOTS IN ISTANBUL, DUBAI & HELSINKI ...

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Melanie C

inside!Bring Back the fun into glam

Inspired by Cecil Beaton

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Wiltingen ist nicht der Nabel der Welt. Es liegt in der Nähe von Trier, in der westdeutschen Provinz. Als wir in Trier nach dem Weg fragen, werden wir von einer Autofahrerin vor der Strecke

gewarnt: steil, eng, unübersichtlich und auf Ortsfremde werde keine Rück-sicht genommen – genau so war es. In Wiltingen angekommen, gönnten wir uns in der Ortszentrale, sprich der einzigen Bäckerei der 1.300-Seelen-Gemeinde, erst einmal einen Kaffee. Selbstbewusste Wiltingerinnen eher fortgeschrittenen Alters treffen sich dort zum Einkaufen. Von Zeitungenbis zu Lebensmitteln gibt es hier alles; es wird geplauscht, und zwar in entspan-nten ländlichen Outfits. Als wir eine der Damen ansprechen: „Sie kennen sich doch hier aus, wissen Sie, wo Van Volxem liegt?“, fragt sie zurück: „Wie kommen Sie darauf?“ Ich deute auf ihre Pantoffeln und sage: „Weit scheinen Sie nicht gelaufen zu sein …“ Sie lacht laut auf und fragt, zu wem wir wollen, zum Roman? Das ist gleich da drüben, das große Haus an der Kirche, nicht zu übersehen, sagt sie, streicht ihren Kittel glatt und schlurft elegant, aber bestimmt davon.

Wir fahren um zwei Ecken und sind da, ein prächtiges großes Anwesen mit-ten im Dorf. Es erwartet uns ein charmanter und jugendlicher Mittdreißiger.

Selbstbewusst, voller Energie und sehr organisiert. Roman Niewodniczanski hat in Trier BWL und Geografie studiert und ist zumindest seiner Meinung nach das schwarze Schaf der Familie. Wir freuen uns sehr über unser Privileg, ihn und sein Weingut unter die Lupe nehmen zu dürfen!

Auftritt des Kellermeisters, sehr jung, etwas schüchtern. Roman stellt sofort klar: „Das ist unser Kellermeister, meine linke und rechte Hand. Und auch wenn er recht jung aussieht, er hat’s faustdick hinter den Ohren. Er arbeitet jetzt schon an einer weiteren Qualitätssteigerung fürs nächste Jahr.“

Aus Franken kommt er, erfahren wir auf Nachfrage. „Wie kam’s?“, will ich wissen. „Ganz einfach“, sagt Roman. „Ich habe eine ganzseitige Anzeige ge-schaltet: Aufstrebendes Moselweingut sucht qualitätsbesessenen Kellermei-ster.“ Und so waren wir – kaum zur Tür rein – mitten im Thema.

Welche Funktion hat ein Kellermeister? Der Kellermeister kennt die Trauben und baut sie so aus, dass sie nachher zu Wein werden. Hierzu ist es wichtig zu sagen, dass wir im Gegensatz zu den Strategien der 70er und 80er auf jegliche Hilfsmittel verzichten. Wir arbeiten wie vor 100 Jahren, also konsequent

Van Volxem –Wein aus deutschen LandenDeutscher Wein hatte lange einen guten Ruf, einen sehr guten Ruf. Dann kam es, wie es kommen musste: Es wurden höhere

Erträge angestrebt, größere Mengen wurden angebaut, hierfür wurden Hilfsmittel eingesetzt, die Qualität verkam, der Preis

verfiel, der Ruf war hin. Jetzt aber tritt eine neue Generation Winzer an – und geht Schritt für Schritt den steinigen und an-

strengenden Weg hin zu altem Ruhm, und zwar weltweit beachtet und gefeiert. Wir haben einen der Stars der neuen Szene,

Roman Niewodniczanski auf seinem Gut Van Volxem in Wiltingen besucht.

Photos: Johannes Rodach

Pullover: Replay

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ohne Zusatzstoffe. Solche Mittel sollten den Qualitätsverlust kompensieren, der mit dem Weinvolumenausbau durch ertragsstärkere, eigens zu diesem Zweck gezüchtete Reben einherging. Sie sollten dem Kellermeister, der die Gärung kontrolliert, den Wein in die Flaschen füllt, die Arbeit erleichtern. Ich habe jemanden gesucht, der darauf verzichtet, der ohne Netz und dop-pelten Boden im Keller Wein machen möchte.

Ist Wein generell aufbereitet? Ich möchte hier niemanden diskreditieren, es gibt die verschiedensten Philosophien, was Wein angeht. Ich will in meiner Nische – handwerklicher, authentischer und den Boden widerspiegelnder Wein – der Beste sein. Als ich dieses Weingut vor sechs Jahren gekauft ha-be, wollte ich dort anknüpfen, wo man aufgehört hatte. In den 60er, 70er Jahren ging die Qualitätsbegeisterung verloren, Genossenschaften haben die Regie übernommen. Momentan ändert sich das wieder. Das ist ein Rie-senthema unter Winzern, ich kriege nahezu wö-chentlich Besuch von anderen Winzern, die sich erkundigen, was und wie wir es machen.

Ist das der Zeitgeist? Ja, wir beeinflussen den Trend. Es gibt ein Weingut, das uns voraus ist, das auch schon ein paar Jahre länger Wein macht, das ist Reinhard Löwenstein (www.loewenstein.de), ein sehr interessanter Winzer, ein Querkopf und sehr vergeistigter Mensch. Er hat schon vor zehn Jahren erkannt, dass der Weg der industriellen Weinbereitung uns nicht wei-terführt. Dass es aber auch schwerfällt, den Kunden klarzumachen, warum wir wie die Gämsen in Steilstlagen rumklettern und Trauben produzieren, in einem Produktionskostenbereich, der 30-mal so hoch ist wie in anderen Teilen der Welt.

Und warum diese Mühsal? Es gibt Unterschiede zwischen den Böden, es gibt Blauschiefer, Grauschiefer, roten Schieferboden wie hier bei uns in Wil-tingen. Diese Böden bringen bei beabsichtigt geringen Erträgen, indem man

Trauben aus den Reben herausschneidet, einen sehr charakteristischen Wein hervor.

Um dies zu untermauern, lud er uns kurzerhand in seinen Jeep – und raus ging es in den Weinberg. In der zweiten Kurve wurde gestoppt und rein zufällig, aber zielsicher nach drei Schiefersteinen gegriffen. Gut platziert, denke und sage ich. Roman lacht – wir haben uns soeben eine Extrarunde in die Premiumlagen verdient. Weiter geht es also hinauf in die berühmten Steillagen.

Gilt das generell für alle Weinsorten? Riesling spiegelt wie keine andere Rebsorte den Boden wider, die Wurzeln gehen sehr tief, der Wein reift sehr langsam in unserer kühlen und wechselhaften Region, ein tolles Wetter!

Nicht, wo es am heißesten ist, wachsen die besten Weine, wie die meisten denken. „Von der Sonne verwöhnt“ ist Quatsch – dort, wo die Rebe wirk-lich kämpfen muss, wo sie dem Boden die Mine-ralien abringt, da entstehen große Weine.

Also doch nicht der Kellermeister? Der Kellermei-ster sieht sich als eine Art Rebencoach. Beim Fuß-ball siegt ja auch nicht der Teamchef, sondern die Mannschaft – aber er hat die Rahmenbedingungen

geschaffen. Er ist nicht der kreative Kopf hinter dem Wein, aber er begleitet den Prozess bereits sehr früh.

Was macht er denn konkret? Er bestimmt, wie lange man die Trauben presst, wie man die Trauben presst, wie lange man sie stehen lässt, ob das „Rappen“ genannte Stielgerüst der Trauben weggeworfen wird oder nicht, zu welchem Zeitpunkt das geschieht, wie geklärt wird und wann es ins Fass geht – das war’s.

Also kein neudeutsch so genannter „Winemaker“? Du meinst die Stars der Neuen-Welt-Weine, die Winzern Methoden beibringen, mit denen ihre

Weine so schmecken, wie sie sie gern haben möchten: kräftig, saftig, tieffar-ben … und die Eigenheiten der Region bleiben auf der Strecke. Wir wollen genau das Gegenteil, wir wollen den Berg sprechen lassen. Und wir merken an dem großen Feedback, dass die Leute genau das auch wollen.

Wie sieht es denn mit Wein unter schwierigen klimatischen Konditionen aus? Die Rebe liebt die Sonne, aber noch lieber den Schatten ihres Herrn (= le vigne aime le soleil, mais plus encore l’ombre de son maître). Nur über weinbauliche Maßnahmen kann ich Qualität erzeugen.

Roman liebt diesen Spruch, er spiegelt seine Philosophie und sein Weinverständnis wider. Wir sind zurück im Weingut, auf der Terrasse ein merkwürdiges Grüpp-chen älterer Herrschaften. Genüsslich goutieren sie den aufgetischten Wein. Fra-gend schaue ich Roman an. Er erklärt uns, dass dies wohl unangemeldete Besucher seien, die zur Weinprobe reinschauten. So viel zu unserer Exklusivität, denke ich. Immerhin: „Access all area“ wie für uns gilt für sie nicht.

Lage, Lage, Lage … warum dann hier? Ich bin früher viel gereist, und das tue ich auch heute noch. Ich hätte fast ein Weingut in der Nähe von Kapstadt gekauft. Aber die Lagen und das wechselhafte Klima in Kombination mit den geröllhaltigen mageren Böden haben mich überzeugt. Die sind welt-weit sehr selten. Das Gebiet hat lange darunter gelitten, dass es angeblich zu kühl war. Die Klimaverlagerung tut uns gut, wir liegen auf einmal im Optimum.

Von wie vielen Kollegen reden wir? Die Region hat ca. 1.000 Hektar an der Saar, die Mosel hat ca. 6.000 Hektar Steillage, insgesamt etwa 9.000 Hektar. Die berühmtesten deutschen Weingüter sind fast alle Mosel-Güter, das bekannteste Gut heißt Egermühler Schafswurz und ist hier aus Wiltin-gen, das sind gute Freunde von uns. Der Unterschied zwischen ihren und unseren Weinen ist, dass sie edelsüße Weine erzeugen, während wir hier trockene Weine herstellen. Ich habe am Anfang 12 Hektar erworben, davon acht sofort wieder weiterverkauft. Ich habe während der Krise gekauft, alle

Freunde haben mich damals ausgelacht! Heute habe ich 33 Hektar, fast nur Steil- und Steilstlagen.

33 Hektar, ist das viel? Normal sind so um die vier Hektar, die größeren und bekannteren haben dann so um die 12–14 Hektar und einige wenige große haben über 30 Hektar, das sind dann im gesamten Gebiet Mosel vielleicht sechs bis sieben. Hier ist aber die Lage wieder wichtig: Wenn die flach ist, sind 30 nicht viel, das kriegt man maschinell gut bewältigt. Wir sind gerade am „Gipfeln“, das heißt, zwölf Mann gehen durch die Weinberge und schneiden das Laub raus, ein bisschen wie beim Friseur. So werden einerseits kränkelnde Triebe entsorgt und es geht mehr Kraft in die Traube. Zum Vergleich: In der Neuen Welt rechnet man mit 80–120 Arbeitskraftstunden pro Hektar, in einem gut rationalisierten deutschen Betrieb arbeitet man mit 180–250 Stunden pro Hektar und wir mit 600 und in Steilstlagen mit 2.500–3.500 Stunden im Jahr, also das 20- bis 30fache.

Teurer Spaß, oder? Ich habe das große Glück, dass ich sehr sparsame Vor-fahren habe, ich konnte mir Dinge leisten, die sich andere Weingüter zu der Zeit nicht leisten konnten. Mein Vater war 30 Jahre lang Geschäftsführer der Bitburger-Gruppe, meine Mutter ist eine geborene Simon, ihr Vater hat die

„Es wird eine Jugend geben,

die Wein toll findet“

Wiltingen

Wiltingen liegt etwa 9 Kilometer süd-westlich von Trier an der unteren Saar. Wiltingen gilt als Zentrum des Ries-linganbaus an der unteren Saar. Mit über 160 Hektar bestockter Rebfläche (2006) steht der Ort ganz im Zeichen des Weinbaus. Der Scharzhofberg ist eine der bekanntesten Rieslinglagen.www.wiltingen.de

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Firma nach dem Krieg wieder aufgebaut. Heute leiten meine beiden Brü-der die Geschäfte. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dem Marketing dieser Firmen und habe daraus gelernt, dass man sehr erfolgreich in der Nische sein kann.

Ist Wein dann noch bezahlbar? Qualität kostet Geld, viele meiner Kollegen haben ihren Wein lange Zeit viel zu billig verkauft. Es wird eine Jugend geben, die Wein toll findet und Bier nicht. Es wurden früher Weine für zwei, drei, vier Euro verkauft, die in den Entste-hungskosten viel höher waren. Die Folge war, dass sie nicht das Kapital für

Qualität hatten – Personal kostet Geld, biologisches Arbeiten kostet Geld. Den einfachsten Wein gibt bei uns für 7,80 Euro, der teuerste liegt bei 28

Euro die Flasche.

Für euch scheint es zu funktionieren? Inzwi-schen kommen uns Journalisten aus der ganzen Welt besuchen. Wir haben im Herbst einen

großen Artikel in der Herald Tribune mit Weinen von der Saar, das hilft uns sehr. Das ist sehr deutsch: Was die Fremde bringt, wird geadelt. Auf einmal erregt man dann auch in Deutschland Aufmerksamkeit. Es kommen mich junge Winzer besuchen, die schreiben ganz fleißig mit. Denen sage ich

immer: Man muss nicht alles nachmachen! Ich möchte einer neuen Generation von Winzern angehören, die anders miteinan-der umgehen, die sich gegenseitig helfen. Man sitzt ja nicht allein auf einer Insel, ich bin hier umgeben von Kollegen. Und nur wenn die auch gute Weine machen, werde ich meine Weine leichter verkaufen kön-nen.

Schönes Schlusswort, finden wir, und be-danken uns für den Tag in der reizenden Gegend. In Zukunft werden wir bei jedem Glas Wein daran denken, dass irgendwo auf dieser Welt womöglich ein weiterer Roman lebt und sich fragt, wer sein unter großen Mühen hergestelltes Naturprodukt zu schätzen weiß. Und wahrscheinlich werden wir auch ihn besuchen, dann ohne Voranmeldung und einfach nur zur Wein-probe. Weintrinker wie Weinproduzenten sind entspannte und gesellige Zeitgenossen, haben wir festgestellt!

„Man muß nicht alles nachmachen!“

Riesling Riesling ist eine weiße Rebsorte, die als eine der besten und wichtigsten Weiß-weintrauben gilt. Sie bringt die besten Ergebnisse in kühleren Gegenden und wird vor allem in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern angebaut.Deutsche Rieslingweine genießen hohes Ansehen auch auf den internationalen Märkten, viele deutsche Spitzenlagen sind ausschließlich mit Riesling bestockt. Vor allem in den nördlichen Anbaugebieten im Moseltal und Mittelrheintal wächst der Riesling fast ausschließlich an steilen Hängen.Riesling ist in Deutschland mit 20.627 Hektar Anbaufläche (Stand: 31. Dezem-ber 2004) und einem Gesamtertrag von 1.615.000 Hektolitern (Stand: 2003) die am weitesten verbreitete Rebsorte.

Mosel-saaR-RuWeRDie Region stellt das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt und mit über 5.000 Hektar die größte Rieslinganbaufläche weltweit dar.Die Gebietsbezeichnung Mosel-Saar-Ruwer entstand erstmals durch das Wein-gesetz von 1909. Eine Weinetikettierung mit „Mosel-Saar-Ruwer“ erfolgte ab 1936. Wer ab Herbst 2007 einen Wein der Mosel-Saar-Ruwer-Region kauft, wird auf dem Etikett auf Wunsch der Winzer der Region nur noch die Bezeich-nung Mosel finden.www.mosel-saar-ruwer.de

www.BOOKLET.ws

FEATURING

ZOFIA MORENO – Lady LovelySchauspielerin, Model und Frau von Jean Reno im Hotel Scribe / Actress, model and wife of Jean Reno at the Hotel Scribe

ANTOINE AURIOL – Mov’ CoolDer französische Kitesurferstar in Istanbul / The French kite-surfer star in Istanbul

VAN VOLXEM – Wein aus deutschen Landen / Wine from German turfDas Vorzeigeweingut Van Volxem auf internationalem Erfolgskurs / The bespoke vineyard, Van Volxem on an international road to success

ANNETTE FRIER – Ausgelacht! / what a laugh!Die „Alles außer Sex“-Schauspielerin als Hollywood Diva / The „Alles außer Sex” series actress as a Hollywood diva

CORNELIA RENZ – Sub RosaDie Künstlerin produziert exklusiv für BOOKLET / The artist produces exclusive work for BOOKLET

FURTHERMORE – MELANIE C – MARTIN GRANT – FINLAND & ISTANBUL special – DUBAI vue par Calypso de Sigaldi ....... plus stars of photography

AVAILABLE an Flughäfen, Bahnhöfen und im ausgewählten Buch- und Zeitschriftenhandel. Ab sofort europaweit! / at all airports, train stations and at selected book and magazine stores. Out now in Europe!

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