Post on 17-Sep-2018
FACHHOCHSCHULE EBERSWALDE
Klimawandel und Tourismus
Problemwahrnehmung und Lösungsvorschläge aus Sicht der Touristiker
Ergebnisse einer Blitzumfrage unter Ausstellern auf der ITB Berlin 2007
Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher
Prof. Dr. Wolfgang Strasdas
Dr. Ralf Seltmann M.A.
Masterstudiengang „Nachhaltiger Tourismus“
Fachhochschule Eberswalde
Friedrich-Ebert-Straße 28
16225 Eberswalde
www.fh-eberswalde.de/tour
März 2007
Executive Summary
This analysis discusses two aspects of the interrelationship between tourism and climate
change: the perception of the problems related to global warming by tourism professionals
and their attitudes and suggestions concerning possible actions that can be taken to reduce
tourism's impacts on the world climate.
It is now widely accepted that the earth's climate is changing and that this process has
already caused environmental and economic impacts, which will probably intensify in the
future. In order to significantly slow down this trend and stabilize the climate on a certain
level, actions are needed that should be both sustainable and effective in the short-term. To
achieve this, all economic sectors that directly or indirectly contribute to global warming
through their activities must be committed to combating it.
The tourism industry cannot be exempt from this responsibility, particularly since
transportation – by definition an integral part of tourism – is a major contributor of
greenhouse gas emissions. This paper analyzes the current perceptions of climate change
by tourism professionals, their personal attitudes and expectations as to how tourism is both
affected by, and contributes to climate change as well as their knowledge of mitigation
strategies and to what degree they have already implemented some of those measures. The
basis for this analysis is a survey that was conducted among almost 200 exhibitors from
different continents at the 2007 ITB Tourism Exchange in Berlin representing different
industry subsectors.
The results show that there is a high awareness of climate change among tourism
professionals. Furthermore it is expected that global warming will have strong impacts on
tourism. On the other hand, tourism's contribution to that problem is seen as only moderate.
However, when asked about the specific causes and suitable mitigation strategies it turned
out that many of those surveyed had only limited and sometimes inaccurate knowledge. In
general there is a preference for technological solutions. Changing travel behavior and
creating different tourism products were not frequently mentioned as mitigation strategies.
Apart from public educational campaigns, fiscal and other regulatory instruments were
supported by a sizeable number of respondents. However, further research is needed to
determine whether this significant degree of acceptance would persist once binding
regulations are in fact being introduced. Although greenhouse gas compensation programs
are fairly well known, they were hardly proposed as climate protection measures.
The authors conclude that more needs to be done in order to reduce the existing information
deficit among tourism professionals concerning the sector's impact on climate change and
specific mitigation strategies. Among others, such initiatives would include appropriate
marketing and communication strategies as well as the development of sustainability
standards for emission compensation programs. The fact that many tourism professionals
are well aware of the overall problem and that there is widespread acceptance of certain
mitigation strategies is a good starting point for such campaigns.
1
INHALTSVERZEICHNIS
1 ZUSAMMENFASSUNG.........................................................................................1
2 EINLEITUNG .........................................................................................................3
3 METHODIK............................................................................................................5
4 AUSWERTUNG.....................................................................................................7 4.1 Informationsgrad zum Thema Klimawandel ........................................................7 4.2 Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik ................................................8 4.3 Wahrgenommener Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus ..................10 4.4 Erwartete Klimafolgen für den Tourismus .........................................................12 4.5 Anteil des Tourismus am Klimawandel aus Sicht der Touristiker......................15 4.6 Tourismusbedingte Ursachen für den Klimawandel..........................................17 4.7 Handlungsvorschläge für Klimaschutzmaßnahmen..........................................19 4.8 Aktivitätsgrad der befragten Touristiker beim Klimaschutz ...............................22 4.9 Eigene Klimaschutzaktivitäten der befragten Touristiker ..................................23 4.10 Bekanntheitsgrad der Treibhausgaskompensation ...........................................26
5 FAZIT UND PERSPEKTIVEN .............................................................................28
1
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Geographische Stichprobenverteilung in Prozent (n=195)............................. 5 Abbildung 2: Branchenverteilung in der Stichprobe (n=195)............................................... 5 Abbildung 3: Informationsgrad aller befragten Aussteller (n=195) ...................................... 7 Abbildung 4: Informationsgrad nach Regionen (n=195)...................................................... 8 Abbildung 5: Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik (n=192).............................. 9 Abbildung 6: Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik nach Regionen (n=192)... 10 Abbildung 7: Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus (n=193)............................... 11 Abbildung 8: Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus nach Regionen (n=193) ..... 12 Abbildung 9: Erwartete Klimafolgen für den Tourismus (n=182)....................................... 13 Abbildung 10: Erwartete Klimafolgen für den Tourismus nach Regionen (n=182)............ 14 Abbildung 11: Anteil des Tourismus am Klimawandel aus Sicht der Touristiker (n=190) . 15 Abbildung 12: Anteil des Tourismus am Klimawandel nach Regionen (n=190)................ 16 Abbildung 13: Anteil des Tourismus am Klimawandel nach Unternehmenstyp in %
(n=190) ...................................................................................................... 16 Abbildung 14: Tourismusbedingte Ursachen für den Klimawandel in % (n=139),
Mehrfachantworten .................................................................................... 17 Abbildung 15: Handlungsvorschläge der Befragungsteilnehmer in % (n=195),
Mehrfachantworten .................................................................................... 19 Abbildung 16: Handlungsvorschläge nach Regionen in % (n=195) .................................. 21 Abbildung 17: Aktivität der befragten Touristiker beim Klimaschutz (n=181) .................... 22 Abbildung 18:Aktivitätsgrad zum Klimaschutz nach Regionen (n=181) ............................ 23 Abbildung 19: Klimaschutzaktivitäten der Befragten in % (n=195), Mehrfachantworten... 24 Abbildung 20: Bekanntheitsgrad der Treibhausgaskompensation (n=192)....................... 26 Abbildung 21: Bekanntheit der Treibhausgaskompensation, Regionalvergleich (n=192) . 27
1
1 ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit zwei Aspekten der Wechselwirkungen
zwischen Tourismus und Klimawandel: der Wahrnehmung der Problematik durch Touristiker
und ihrer Einstellung zu Reduzierungsmöglichkeiten klimaschädigender Effekte des
Tourismus’.
Dass sich das Klimasystem der Erde verändert und dies bereits zu ökologischen und
ökonomischen Auswirkungen führt, die sich voraussichtlich auch weiter verstärken werden,
gilt als überwiegend akzeptierte Tatsache. Um diese Entwicklung spürbar zu verlangsamen
und in absehbarer Zeit auf einem vertretbaren Niveau zu stabilisieren, bedarf es kurzfristig
geeigneter nachhaltiger Maßnahmen. Dafür ist zumindest ein Engagement aller der
Wirtschaftszweige Voraussetzung, die durch ihre Aktivitäten direkt oder indirekt zur globalen
Erwärmung beitragen.
Die Tourismusindustrie kann von dieser Verantwortung nicht ausgenommen werden, da
insbesondere mit dem per Definition zum Tourismus gehörenden Transport in vielen Fällen
erhebliche Treibhausgasemissionen verbunden sind. Der vorliegende Beitrag untersucht die
aktuelle Wahrnehmung der Klimaproblematik durch die Tourismuswirtschaft und fragt nach
persönlichen Einstellungen und Erwartungen, nach der Mitverursachung der
Klimaerwärmung sowie der Bekanntheit und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Dazu
wurde auf der ITB Berlin 2007 eine Befragung von knapp 200 Ausstellern verschiedener
Kontinente und touristischer Unternehmenszweige durchgeführt.
Es zeigte sich im Ergebnis, dass bei den Touristikern ein hohes Problembewusstsein
besteht. Darüber hinaus wird auch von einem relativ hohen Einfluss des Klimawandels auf
die Branche ausgegangen. Umgekehrt wird aber nur in „gewissem Maße“ eine
Mitverursachung der Tourismuswirtschaft an der Klimaveränderung gesehen. Über die
konkreten Ursachen und geeignete Gegenmaßnahmen liegen bei den befragten Touristikern
nur unzureichende und teilweise auch falsche Informationen vor. Generell werden von ihnen
technologische Lösungen favorisiert, Angebots- oder Verhaltensänderungen spielen
dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Die größte Akzeptanz finden neben einer breiten
Öffentlichkeitsarbeit auch reglementierende Lösungsansätze politischer oder fiskalischer Art.
Inwieweit allerdings eine solche Akzeptanz auch im konkreten Fall bestehen würde, muss
noch weiter untersucht werden. Obwohl Treibhausgas-Kompensationsprogramme relativ
bekannt sind, werden diese kaum als Klimaschutzmaßnahme vorgeschlagen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass es weiterer Initiativen (z.B. Entwicklung von
Marketing- und Kommunikationsstrategien, Standardisierung von
Kompensationsprogrammen) bedarf, um das bestehende Informationsdefizit hinsichtlich
2
klimabelastender Tourismuspraktiken und möglicher Minderungsmaßnahmen auszugleichen.
Das hohe Problembewusstsein vieler Akteure und die breite Akzeptanz bestimmter
Lösungsansätze schaffen dafür günstige Voraussetzungen.
3
2 EINLEITUNG
Der Klimawandel findet bereits statt. Für die Tourismuswirtschaft ergeben sich aus der
projizierten Klimaentwicklung sowohl Risiken als auch Chancen. Die Wahrnehmung der
Klimaproblematik durch Tourismusunternehmer und ihre Einstellung zu Minderungs- und
Anpassungsmaßnahmen sind von initialer Bedeutung für eine nachhaltige Reduzierung der
klimabelastenden Aktivitäten sowie für die Bewältigung der der Tourismusindustrie
bevorstehenden Herausforderungen.
Auf die Klimadiskussion kann und soll in diesem Rahmen nicht eingegangen werden. Die
Schlussfolgerungen des Stern Report und die aktuellen Berichte des Intergovernmental
Panel on Climate Change (IPCC) bekräftigten erneut die Dringlichkeit der Thematik und
werden als weitgehend bekannt und anerkannt vorausgesetzt. Nicht nur die direkten
Klimaveränderungen, sondern auch die ökologischen Auswirkungen in den Destinationen
und in Zukunft auch verstärkt die ökonomischen Folgen, werden unter anderem zu
deutlichen räumlichen und zeitlichen Veränderungen (globale Reiseströme, Saisonalität) im
Tourismus führen.
Nachdem sich die Diskussion der Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel und
Tourismus zunächst von den regionalen Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Situation
durch die am Tourismus Beteiligten verlagert hat, rückten zuletzt auch ein Interesse an der
Mitverantwortung der Tourismusindustrie und damit auch die Ursachenforschung und
lösungsorientierte Ansätze in den Vordergrund.
Der weitaus größte Anteil der Energiebilanz (ca. ⅔ bei Inlandsreisen) und der Emissionen
klimawirksamer Treibhausgase einer Reise entfällt auf den Transport. Dies führt
insbesondere bei Flugreisen (Transport ca. 90% des Energieverbrauchs) zu extrem hohen
persönlichen Energiebilanzen (UBA/Öko-Institut 2002). Hier wird deutlich, dass
destinationsorientierte Anstrengungen allein nicht in der Lage sind, den klimaschädigenden
Beitrag des Tourismus wesentlich zu vermindern. Da mit einem weiteren weltweiten Anstieg
der Passagierzahlen zu rechnen ist, kurzfristig aber keine technologischen Lösungen zur
deutlichen Energieeffizienzsteigerung bei Verkehrsflugzeugen zu erwarten sind, ist weiter
nach anderen Lösungen zu suchen. Langfristig werden diese sicher in der Einbeziehung des
Luftverkehrs und anderer schadstoffemittierender Transportmittel in den Emissionshandel
bestehen.
Touristikern und Touristen bieten sich aber bereits jetzt Möglichkeiten zum Engagement im
aktiven Klimaschutz. So können die im Reiseverkehr unvermeidbar entstehenden
Treibhausgasemissionen über die sich in den letzten Jahren etablierenden
Ausgleichsprogramme an anderer Stelle freiwillig kompensiert werden. Da ein weitgehender
4
Verzicht auf Flüge weder realistisch noch für jeden praktikabel ist und für viele Destinationen
schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen hätte, bieten diese carbon-offsetting-
schemes umweltbewussten Reisenden so die Möglichkeit, ihre mitverursachten
Treibhausgasemissionen z.B. durch eine Investition in erneuerbare Energien oder
Aufforstungsprojekte zu kompensieren.
Die Nutzung dieser Möglichkeiten hängt in hohem Maße von ihrer Bekanntheit und
Akzeptanz und damit vom Grad ihrer Unterstützung in der Tourismusbranche ab.
5
3 METHODIK
Mitarbeiter und Studenten des Masterstudiengangs „Nachhaltiger Tourismus“ der
Fachhochschule Eberswalde führten auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin eine
Befragung unter Messeausstellern durch (wahlweise auf Deutsch oder auf Englisch). Die
persönlichen Interviews fanden an den drei Fachbesucher-Messetagen vom 7. März bis zum
9. März 2007 direkt in den Messehallen der ITB Berlin statt. Befragt wurden Mitarbeiter in
leitenden Positionen. Bei der Stichprobenauswahl wurde nach Herkunftsregionen und
Unternehmenstypen quotiert, um ausreichende Gruppengrößen zu erreichen und Vergleiche
zwischen den verschiedenen Unternehmenstypen und Herkunftsregionen anstellen sowie
Unterschiede in der Problemwahrnehmung und den Reaktionen herausarbeiten zu können.
Deutschland ist in der Stichprobe überrepräsentiert, da die erhobenen Bildungseinrichtungen
fast zur Gänze aus Deutschland stammen (Abb. 1 und 2).
Afrika/Naher u. Mittlerer Osten
10%
Amerika17%
Asien/Ozeanien10% "Übriges" Europa
29%
Deutschland34%
Abbildung 1: Geographische Stichprobenverteilung in Prozent (n=195)
Sonstige4%
Bildungs- einrichtungen
10%
Transport-unternehmen
15%Gastgewerbe
21%
Destinationen/ Marketing
25%
Reiseveranstalter25%
Abbildung 2: Branchenverteilung in der Stichprobe (n=195)
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Es konnten insgesamt 195 Fragebögen ausgewertet werden. Die erhobenen Daten wurden
mit der Statistik-Software SPSS® erfasst und entsprechend der Fragestellungen
ausgewertet.
Folgende Themenschwerpunkte standen im Zentrum der Befragung:
• Informationsgrad der Befragten zum Thema Klimawandel
• Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik
• Wahrgenommener Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus
• Erwartete Klimafolgen für den Tourismus
• Anteil des Tourismus am Klimawandel aus Sicht der Touristiker
• Tourismusbedingte Ursachen für den Klimawandel
• Handlungsvorschläge für Klimaschutzmaßnahmen
• Eigene Klimaschutzaktivitäten der befragten Touristiker
• Bekanntheitsgrad der Treibhausgaskompensation
7
4 AUSWERTUNG
4.1 Informationsgrad zum Thema Klimawandel
Über die Hälfte aller Befragten (53%) fühlen sich zum Thema Klimawandel gut und besser
informiert. Immerhin noch 35% der Aussteller bezeichnen ihren Informationsstand mit „geht
so“. Nur 11% halten sich für wenig und nur 1% für gar nicht informiert (Abb. 3).
Frage: „Wie gut fühlen Sie sich zum Thema Klimawandel informiert?“
sehr gut 18%
gut35%
geht so35%
wenig11%
gar nicht1%
Abbildung 3: Informationsgrad aller befragten Aussteller (n=195)
Betrachtet man die Selbsteinschätzungen in Abhängigkeit von der Herkunftsregion der
Befragten ergibt sich folgendes Bild (Abb. 4). Von allen Regionen ist der Informationsgrad in
Deutschland (30% gut, 30% sehr gut) am besten, gefolgt von Asien/Ozeanien (58% gut und
besser). In der Gruppe der gut und besser informierten Aussteller folgen die aus Afrika und
dem Nahen/Mittleren Osten, dann die amerikanischen und erst zuletzt die „übrigen“
europäischen Aussteller. Dieses bekundete Informationsdefizit der Europäer überrascht.
Insbesondere für die Teilnehmer aus EU-Mitgliedsstaaten liegt es aber vermutlich auf einem
relativ hohem Niveau, da der Klimawandel innerhalb der Union vor allem seit den letzten
Monaten intensiv diskutiert wird. Aber auch in den europäischen Nicht-EU-Staaten dürfte,
zumindest bedingt durch die klimatisch bedingten Extremereignisse der letzten Jahre, das
mediale Interesse am Klimawandel enorm gewachsen und es demzufolge auch kaum
vorstellbar sein, dass sich die Touristiker diesem Informationsangebot „entziehen“ können.
Eventuell ist die Ursache für dieses Informationsdefizit vieler europäischer Befragter auch in
der teilweise undifferenzierten und wenig sachlichen Berichterstattung einiger Medien und
den noch bestehenden Unsicherheiten der Klimaforschung über das zeitliche Eintreten und
8
das Ausmaß der Klimaveränderungen zu vermuten.
Abbildung 4: Informationsgrad nach Regionen (n=195)
Eine Betrachtung nach Unternehmenstyp zeigt den höchsten Informationsgrad bei den
Transportunternehmen. Zwei Drittel der Transportunternehmen halten sich für gut bis sehr
gut über die Klimaproblematik informiert (23% sehr gut, 43% gut), während dies bei den
anderen Unternehmenstypen jeweils nur rund die Hälfte der Befragten angab.
4.2 Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik
Die große Mehrheit aller Befragten (72%) betrachtet den Klimawandel als ein
ernstzunehmendes Problem und weitere 22% halten dies für wahrscheinlich. Nur 6% der
Befragten halten ernste Klimaprobleme für eher unwahrscheinlich bzw. glauben gar nicht
daran.
9
Frage: „Glauben Sie, dass der sich abzeichnende Klimawandel ein ernstes Problem für die
Menschheit sein wird?“
Ja, mit hoher Sicherheit
72%
Ja, wahrscheinlich
22%
Unwahrscheinlich/ gar nicht
6%
Abbildung 5: Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik (n=192)
Im Vergleich der Herkunftsregionen wurde diese Frage prozentual am häufigsten von
Amerikanern mit „Ja“ beantwortet (82% mit hoher Sicherheit, 12% wahrscheinlich). In
Deutschland, dem „übrigen“ Europa und Asien/Ozeanien liegt der Anteil der Teilnehmer, die
sich sehr sicher sind, dass der Klimawandel ein ernstes Menschheitsproblem ist, mit sehr
geringen Abweichungen bei durchschnittlich ca. 72%. An eine hohe Wahrscheinlichkeit
glauben in diesen Regionen zwischen 22% und 28%. Nur sehr wenige halten es dort für
unwahrscheinlich. Unter den Ausstellern aus Afrika und dem Nahen/Mittleren Osten wird die
Problematik insgesamt weniger kritisch eingeschätzt (Abb. 6).
Das allgemeine Problembewusstsein der Befragten ist relativ hoch. Immerhin 94% glauben,
dass der Klimawandel zu einer Bedrohung für die Menschheit wird. Es überrascht, dass es
unter den Befragten mehr Personen gibt, die ernste Konsequenzen erwarten, als solche, die
sich gut informiert fühlen. Offensichtlich ist in einigen Herkunftsregionen ein erheblicher
Anteil der öffentlichen Informationsvermittlung über den Klimawandel eher zum Aufbau eines
diffusen Bedrohungsszenarios als zur sachlichen Beseitigung von Informationsdefiziten
geeignet. Dies unterstreicht die tragende Rolle der Medien in diesem Zusammenhang.
10
Abbildung 6: Persönliche Einschätzung der Klimaproblematik nach Regionen (n=192)
Nach Unternehmenstypen betrachtet weisen Reiseveranstalter ein schwächeres
Problembewusstsein hinsichtlich der Klimaproblematik auf als alle anderen
Unternehmenstypen. Während im Durchschnitt 94% der Befragten im Klimawandel eine
ernste Bedrohung sehen, sind es bei den Reiseveranstaltern fast 10% weniger, nämlich 85%
(62% ja, mit hoher Sicherheit; 23% ja, wahrscheinlich). Hingegen ist das
Problembewusstsein bei den Transportunternehmen am höchsten, die alle im Klimawandel
ein ernstes Problem für die Menschheit sehen (72% ja, mit hoher Sicherheit; 28% ja,
wahrscheinlich).
4.3 Wahrgenommener Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus
Der Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus wird vom überwiegenden Teil der
befragten Aussteller als Tatsache gesehen. Die Hälfte aller Befragten glaubt an einen
gewissen Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus. Weitere 40% schätzen diesen
sogar sehr stark ein. Der Anteil der „Skeptiker“ („wenig“ oder „Nein“) ist mit insgesamt 10%
eher gering.
11
Frage: „Glauben Sie, dass der Tourismus insgesamt davon betroffen sein wird?“
Sehr stark40%
Ja, in gewissem Maße50%
Eher wenig7%
Nein, gar nicht3%
Abbildung 7: Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus (n=193)
Für die Einschätzung der Klimafolgen auf die Touristikbranche ist die Herkunftsregion der
Befragten von ausschlaggebender Bedeutung. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass sich
der Klimawandel sehr kleinräumig, d.h. in Abhängigkeit von geographischer Breite,
Höhenlage, Topografie etc. auswirkt, und damit in den Destinationen jeweils sehr
verschiedene Auswirkungen haben kann, welche deren touristische Attraktivität direkt
beeinflussen. Dies gilt sowohl für flächenmäßig vergleichsweise relativ kleine Regionen wie
Europa und umso mehr für große Betrachtungsgebiete wie den amerikanischen Kontinent.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tourismus sehr stark betroffen sein wird, wird in Amerika
und Asien/Ozeanien am höchsten eingeschätzt (jeweils ca. 53%). Diese Meinung vertraten
von den Teilnehmern aus Afrika/Naher und Mittlerer Osten und dem „übrigen" Europa nur
37%, von den deutschen sogar nur 35%. Bei den deutschen Ausstellern überwog mit 56%
die Ansicht, dass die Branche „in gewissem Maße“ betroffen sein wird (Abb. 8).
Das deutlichste Ergebnis ergab die Befragung der Aussteller aus Asien/Ozeanien. Dort
rechnen 53% mit einem starken, die übrigen immerhin mit einem gewissen Einfluss des
Klimawandels.
12
Abbildung 8: Einfluss des Klimawandels auf den Tourismus nach Regionen (n=193)
Nach Unternehmenstypen zeigt sich auch hier wieder ein stark vom Durchschnitt
abweichendes Problembewusstsein bei den Reiseveranstaltern und Transportunternehmen.
Während 85% der Reiseveranstalter den Tourismus vom Klimawandel betroffen sehen (31%
sehr stark; 54% in gewissem Maße), sind dies bei den Transportunternehmen rund 96%
(43% sehr stark; 53% in gewissem Maße).
4.4 Erwartete Klimafolgen für den Tourismus
Diese Frage wurde nur den Teilnehmern gestellt, die meinten, dass der Tourismus vom
Klimawandel betroffen sein wird.
Unter den Befragten, die bereits Vorstellungen von den Klimafolgen für ihr Land oder ihren
Tätigkeitsbereich haben, überwiegt die Meinung, dass es sowohl positive als auch negative
Veränderungen geben wird (41%). Eine weitere große Gruppe geht von überwiegend
negativen Effekten aus (35%). Zusammenfassend ergibt sich daraus, dass die zahlenmäßig
stärkste, wenn auch nicht genau zu beziffernde Teilnehmergruppe negative Folgen erwartet.
Nur 14% sehen die touristische Zukunft in ihrem Land überwiegend positiv. Diese insgesamt
recht differenzierte Erwartungshaltung ist vermutlich auch auf individuell unterschiedliche
Betrachtungszeiträume zurückzuführen. Das Ergebnis deckt sich dahingehend mit anderen
aktuellen Publikationen, als dort davon ausgegangen wird, dass sich langfristig auch
13
zunächst positive Effekte in negative Entwicklungen umkehren werden (BMBF / BMU 2002).
Frage: „Falls ja, erwarten Sie in Ihrem beruflichen Tätigkeitsbereich oder in dem Land in dem
Sie arbeiten, eher positive oder negative Auswirkungen?“
Weiß nicht10%
Überwiegend positive
14%
Überwiegend negative
35%
Sowohl als auch41%
Abbildung 9: Erwartete Klimafolgen für den Tourismus (n=182)
Unter deutschen Ausstellern ist der Anteil derer, die von positiven Folgen ausgehen, mit ca.
23% mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Herkunftsregionen. Dieses Ergebnis ist
wohl auf die Erwartung der deutschen Touristiker zurückzuführen, dass der Klimawandel zu
einer Stärkung des Binnentourismus führen wird. Diese Annahme stützt sich auf die
voraussichtliche Änderung des Tourismus-Klima-Index’ (de Freitas 2005). Ein Grund für
dieses differenzierte Ergebnis könnte es zudem sein, dass Deutschland mit seiner
vielfältigen Topografie eine Destination ist, die für sehr gegensätzliche touristische
Aktivitäten (typische Winter- und Sommerangebote) genutzt wird. Eine solche regional- als
auch angebotsbezogene Sichtweise würde erklären, warum die größte Gruppe der befragten
deutschen Aussteller (39%) sowohl positive als auch negative Folgen sieht. Ein weiterer
Grund kann eine generelle Unsicherheit in dieser Frage sein, was von 16% der Deutschen
auch als konkrete Antwort gegeben wurde. Von überwiegend negativen Folgen gehen
weitere 23% aus. Damit zeigt sich bei den deutschen Touristikern in dieser Frage ein sehr
heterogenes Ergebnis.
Die häufigste Wahl fiel unter allen Befragten auf die Antwort „sowohl als auch“. Der Anteil
amerikanischer Befragungsteilnehmer, die positive und negative Folgen erwarten, liegt dabei
mit 52% um über 10% höher als der Anteil dieser Gruppe bei anderen Herkunftsregionen.
Die Entscheidung "sowohl als auch" dürfte auch hier für die Befragten zutreffend gewesen
14
sein, bei denen noch eine Unsicherheit über die Klimafolgen besteht.
Überwiegend negative Konsequenzen werden vor allem von Ausstellern aus Afrika und dem
Nahen/Mittleren Osten (50%) und den „übrigen“ europäischen Ausstellern (46%) befürchtet.
Es folgen die Regionen Asien/Ozeanien (37%) und Amerika (31%). Afrika gilt allgemein auch
als der Kontinent, der mit den schwerwiegendsten Klimafolgen konfrontiert sein wird.
Bedenkt man die Anteile der europäischen Tourismusindustrie und hier besonders die der
Mittelmeerdestinationen an den globalen Reiseströmen, dann wird klar, warum sich auch
europäische Aussteller sehr von den Klimaentwicklungen bedroht fühlen (Abb. 10).
Abbildung 10: Erwartete Klimafolgen für den Tourismus nach Regionen (n=182)
Auch hier weichen die Einschätzungen der Reiseveranstalter wieder stark vom allgemeinen
Durchschnitt ab. Reiseveranstalter erwarten durch den Klimawandel wesentlich stärker als
alle anderen Unternehmenstypen überwiegend negative Auswirkungen in ihrem beruflichen
Umfeld (47% vgl. mit 35% im Durchschnitt). 9% der Reiseveranstalter erwarten überwiegend
positive (im Durchschnitt 14%) und 35% sowohl positive wie auch negative Effekte (im
Durchschnitt 41%).
15
4.5 Anteil des Tourismus am Klimawandel aus Sicht der Touristiker
52% der befragten Aussteller sehen eine gewisse Mitbeteiligung des Tourismus’ an den
Ursachen des Klimawandels. Weitere 16% halten diese sogar für sehr stark. Insgesamt etwa
ein Drittel aller Befragten ist entweder eher skeptisch (20%) oder lehnt eine Mitbeteiligung
der Branche an den Ursachen des Klimageschehens vollständig ab (12%).
Frage: „Glauben Sie, dass der Tourismus selbst mit zum Klimawandel beiträgt?“
Ja, sehr stark16%
Ja, in gewissem Maße52%
Eher wenig20%
Nein, gar nicht12%
Abbildung 11: Anteil des Tourismus am Klimawandel aus Sicht der Touristiker (n=190)
In Deutschland ist unter den befragten Touristikern die Ansicht, dass der Tourismus zum
Klimawandel beiträgt (87% „in gewissem Maße“ und „sehr stark“) mit Abstand am stärksten
verbreitet (Abb. 12).
Hier liegt die Vermutung nahe, dass dieses Ergebnis auch im direkten Zusammenhang mit
dem hohen Informationsgrad der deutschen Aussteller steht. Der gleiche Zusammenhang
fällt auch in der Gruppe der Befragten aus Asien und Ozeanien auf (73% „in gewissem
Maße“ und „sehr stark“), die sich ebenfalls für gut informiert halten und eine
Mitverantwortung des Tourismus’ akzeptieren. Anders dagegen bei den Ausstellern aus
Afrika und dem Nahen/Mittleren Osten, die bei der Frage nach dem Informationsgrad im
Regionalvergleich an dritter Stelle liegen, einer Mitverantwortung aber eher skeptisch
gegenüberstehen (47% „in gewissem Maße“ und „sehr stark“) . Bei den amerikanischen
Ausstellern ist trotz ihres selbst eingeschätzten, vergleichsweise geringeren
Informationsniveaus die Bereitschaft zur Anerkennung einer Mitverantwortung relativ hoch
(61%). Europäische Aussteller halten sich für am wenigsten über den Klimawandel
informiert und sehen im Regionalvergleich auch nur eine relativ geringe Mitverantwortung
16
der Branche (56%; vgl. auch 4.1). Hier sind es vor allem die nicht EU-Länder, die eine
geringe Verantwortung des Tourismus’ für den Klimawandel sehen.
Abbildung 12: Anteil des Tourismus am Klimawandel nach Regionen (n=190)
20,7 58,6 17,2 3,4
17,5 55 15 12,5
10,9 47,8 26,1 15,2
10,6 48,9 21,3 19,1
0 20 40 60 80 100
Transportunternehmen
Gastgewerbe
Reiseveranstalter
Destination-/Marketingorganisationen
Ja, sehr stark Ja, in gewissem MaßeEher wenig Nein, gar nicht
Abbildung 13: Anteil des Tourismus am Klimawandel nach Unternehmenstyp in % (n=190)
17
Eine Betrachtung der Unternehmenstypen zeigt ein differenziertes Bild. Während
Transportunternehmen den Beitrag des Tourismus zum Klimawandel relativ hoch
einschätzen (80% in gewissem Maße bis sehr stark), machen dies Reiseveranstalter und
Destinations- bzw. Marketingorganisationen (jeweils 59% in gewissem Maße bis sehr stark)
nur in geringerem Umfang (Abb. 13).
4.6 Tourismusbedingte Ursachen für den Klimawandel
Von 29% aller Befragten wurden zu dieser Frage keine Angaben gemacht. Das bedeutet,
obwohl zuvor nur 12% sagten, dass der Tourismus nicht zum Klimawandel beiträgt (vgl. Abb.
11), konnten weitere 17% keine Angaben zu diesem Anteil machen. Von den anderen
Teilnehmern wurden sowohl bestimmte mehr oder weniger präzise Wirkungsarten (Abb. 14
hellblau) als auch die Auslöser derselben in der Reisekette (Abb. 14 dunkelblau) genannt,
die sich nicht unmittelbar vergleichen lassen.
Frage: „Was glauben Sie, womit der Tourismus zum Klimawandel beiträgt?“
29
7
12
13
28
34
39
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Keine Angabe
Sonstiges
Fossile Brennstoffe,geringe Energieeffizienz
Aufenthaltseinrichtungen
Verkehrsmittel allgemein
Flugverkehr, Fernreisen
Ressourcenverbrauch,Umweltverschmutzung
Abbildung 14: Tourismusbedingte Ursachen für den Klimawandel in % (n=139), Mehrfachantworten
18
Als häufigste Gründe für die Mitverursachung des Klimawandels durch den Tourismus wurde
Ressourcenverbrauch/Umweltverschmutzung genannt. Hierbei ist zu beachten, dass unter
der Kategorie "Ressourcenverbrauch/ Umweltverschmutzung" entweder sehr allgemeine
Angaben gemacht oder aber Dinge wie Müllaufkommen und Wasserverbrauch genannt
wurden, die wenig oder gar nichts mit Klimawandel zu tun haben. Eine präzisere und
gleichzeitig korrekte Angabe ("Fossile Brennstoffe/geringe Energieeffizienz") kam nur von
12% der Befragten. Dagegen haben zwei weitere Gruppen derjenigen, die diese Frage
beantwortet haben, den Hauptauslöser für die klimaschädigende Wirkung des Tourismus’,
nämlich den Verkehr (28%) und hier insbesondere Flugverkehr und Fernreisen (34%), richtig
erkannt.
Die befragten deutschen Aussteller nannten als häufigste Ursache Flugverkehr und
Fernreisen (46%), gefolgt von Ressourcenverbrauch/Umweltverschmutzung (42%),
Verkehrsmittel allgemein (33%), Aufenthaltseinrichtungen (21%) sowie CO2-Emissionen
durch fossile Brennstoffe und geringe Energieeffizienz (15%). Die Befragten aus dem
„übrigen“ Europa sahen als Hauptursache die Verkehrsmittel allgemein (44%), des weiteren
Ressourcenverbrauch/Umweltverschmutzung (32%) sowie Flugverkehr und Fernreisen
(28%). Ressourcenverbrauch/ Umweltverschmutzung stand bei der Nennung von Ursachen
bei den asiatischen (58%) und amerikanischen Befragten (30%) sowie den Teilnehmern aus
Afrika und dem Nahen/Mittleren Osten (53%) an erster Stelle, gefolgt von
Flugverkehr/Fernreisen (21% Asien; 27% Amerika; 32% Afrika und Naher/Mittlerer Osten).
Destinations-/Marketingorganisationen und Gastgewerbebetriebe sehen vor allem im
Ressourcenverbrauch und in der Umweltverschmutzung (42% bzw. 41%) Ursachen für den
Beitrag des Tourismus’ zum Klimawandel. Zusätzlich werden Flugverkehr und Fernreisen
von 40% der Destinations-/ Marketingorganisationen und von 37% der
Transportunternehmen überdurchschnittlich häufig genannt. Jeweils rund 30% dieser beiden
Unternehmenstypen nennen auch andere Verkehrsmittel als Ursache.
In der Frage, womit der Tourismus konkret zum Klimawandel beiträgt, gehen die Meinungen
der Befragten auseinander. Es werden zwar richtige wesentliche Faktoren wie der
Flugverkehr genannt, jedoch sprechen sowohl die geringe Anzahl der Nennung einzelner
Faktoren als auch die Nennung in diesem Zusammenhang nicht relevanter Faktoren dafür,
dass in dieser Frage noch ein verbreitetes Informationsdefizit besteht. Offensichtlich ist
vielen Touristikern der ursächliche Zusammenhang zwischen den einzelnen touristischen
19
Angeboten/Aktivitäten und klimabelastenden Faktoren noch nicht bekannt. Beispielsweise
werden Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung am häufigsten und noch vor dem
Flugverkehr genannt, der in der Umfrage erst an zweiter Stelle steht.
4.7 Handlungsvorschläge für Klimaschutzmaßnahmen
Nur zwei Drittel der Befragten haben Vorschläge zur Reduzierung des klimabelastenden
Beitrags der Tourismuswirtschaft gemacht. Es wurden sowohl mehr oder weniger konkrete
Maßnahmen (Abb. 14, dunkelblau) als auch Instrumente zu ihrer Umsetzung genannt (Abb.
14, hellblau).
Frage: „Was könnte man dagegen tun?“
34
5
3
7
12
12
16
19
23
27
0 10 20 30 40
Keine Angabe
Sonstiges
Kompensation vonTreibhausgasen
Naturschutzmaßnahmen
UmweltfreundlichereVerkehrsmittel (modal shift)
Weniger fliegen, Nahzielebevorzugen
Nachhaltiger Tourismus,Umweltzertifizierung
Politische und fiskalischeInstrumente
Öffentlichkeitsarbeit,Kundeninformation
Neue Technologien,Energieeffizienz
Abbildung 15: Handlungsvorschläge der Befragungsteilnehmer in % (n=195), Mehrfachantworten
An der Spitze aller Vorschläge steht der Einsatz neuer Technologien und damit auch die
20
Verbesserung der Energieeffizienz (27%), mit weitem Abstand gefolgt von Vorschlägen wie
Flugvermeidung und umweltfreundlichere Verkehrsmittel (je 12%), Naturschutzmaßnahmen
(7%) und erst zuletzt die Möglichkeit der Treibhausgaskompensation (3%). 23% wollen
Verbesserungen durch Öffentlichkeitsarbeit/Kundeninformation, 19% durch die Einführung
politischer/fiskalischer Instrumente erreichen. Erst danach wird allgemein die Entwicklung
eines nachhaltigen Tourismus’ (16%) genannt (z.T. verbunden mit
Umweltzertifizierungsmaßnahmen).
Besonders in Deutschland, dem „übrigen“ Europa und Amerika, also traditionellen
Technologiestandorten, die zugleich in großem Ausmaß Drehpunkte nationalen und
internationalen Luftverkehrs sind, wird ein großes Vertrauen in die Möglichkeiten neuer
Technologien und damit zugleich auch in die Verbesserung der Energieeffizienz gesetzt.
Dieser Technik-Optimismus ist in Bezug auf den Flugverkehr durchaus problematisch, denn
hier wurden schon in der Vergangenheit technische Fortschritte durch das enorm
gewachsene Flugaufkommen wieder zunichte gemacht. Auch in absehbarer Zukunft ist in
der Luftfahrt keine umsetzungsreife technologische Revolution zu erwarten, die das Problem
eines ungebremsten Wachstums wettmachen könnte (Gössling et al. 2007).
Auch politische und fiskalische Instrumente (28%) sowie eine verbesserte
Öffentlichkeitsarbeit bzw. Kundeninformation (25%) werden von deutschen Ausstellern als
geeignet angesehen, um die schädlichen Klimaauswirkungen des Tourismus’ zu vermindern.
Erst danach folgen Vorschläge wie Flugvermeidung (24%), die Nutzung
umweltfreundlicherer Verkehrsmittel (z.B. die Bahn) und eine stärkere Berücksichtigung
nachhaltiger Tourismusformen (je 18%). Die Möglichkeit der Kompensation von
Treibhausgasemissionen wurde (in der offenen Frage) nur von 2 deutschen Befragten
genannt (3%). Vor dem Hintergrund, dass dieses Verfahren (besonders in Deutschland)
relativ gut bekannt ist – 72% aller Befragten behaupteten bei der direkten Frage, von
Klimaschutzprogrammen gehört zu haben (vgl. 4.9) – liegt einerseits der Schluss nahe, dass
die Vielzahl der international angebotenen Verfahren selbst noch zu wenig transparent und
dadurch ihre Akzeptanz in der Branche noch sehr gering ist. Möglicherweise hat man von
Emissionsausgleich aber auch erst vor kurzem durch die große Medienaufmerksamkeit
gehört, ohne diesen aber bisher als wirksames Instrument zu begreifen.
Auch in der Gruppe der „übrigen“ europäischen Befragungsteilnehmer wurden neue
Technologien (26%) am häufigsten und Treibhausgaskompensationen (2%) am wenigsten
genannt. Die anderen Vorschläge platzierten sich wie folgt: umweltfreundlichere
Verkehrsmittel (16%), Öffentlichkeitsarbeit/Kundeninformation, nachhaltiger Tourismus und
politische/fiskalische Instrumente (je 12%), Naturschutz (9%) und Flugverzicht (5%).
21
Auch in einer dritten Gruppe der Befragten, den Amerikanern, werden technologische
Maßnahmen (27%) favorisiert. Kompensationsmaßnahmen werden hier ebenfalls am
seltensten genannt (3%). Hier wird aber nachhaltiger Tourismus bereits an zweiter Stelle
vorgeschlagen (18%), gefolgt von Flugverzicht, Naturschutz und politischen/fiskalischen
Instrumenten (je 12%) und als Vorletztem, umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln (6%) (Abb.
16).
05
1015202530354045
Neue Technologien
Öffentlichkeitsarbeit
Polit./fiskal. In
strumente
Nachhaltiger Tourismus
Flugverzicht
Modal shift
Naturschutz
Treibhausgaskompensation
Sonstiges
Deutschland EuropaAfrika/Naher u. Mittlerer Osten Asien/OzeanienAmerika
Abbildung 16: Handlungsvorschläge nach Regionen in % (n=195)
Transportunternehmen setzen überdurchschnittlich hoch auf neue Technologien und
Energieeffizienz (50% der Transportunternehmen halten dies für eine geeignete
Gegenmaßnahme) sowie auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel/modal shift (20%). Für
Gastgewerbebetriebe spielt die Öffentlichkeitsarbeit/Kundeninformation im Zusammenhang
mit Klimaschutz eine bedeutendere Rolle (27%) als für den Branchendurchschnitt.
Politische bzw. fiskalpolitische Instrumente werden vor allem von Destinations-/
Marketingorganisationen (25%) und Unternehmen des Gastgewerbes (22%) häufiger
genannt. Diese beiden Gruppen nennen auch häufiger weniger fliegen/Nahziele bevorzugen
zur Gegensteuerung (jeweils 15%).
22
4.8 Aktivitätsgrad der befragten Touristiker beim Klimaschutz
Nach eigenen Klimaschutzmaßnahmen befragt, gab fast die Hälfte der Befragten (49%) an,
bereits Aktivitäten unternommen zu haben. Weitere 9% haben sich solche Maßnahmen
vorgenommen. 20% gaben an, andere Prioritäten zu haben und 22% halten solche
Maßnahmen zurzeit für unnötig.
Frage: „Sind Sie selbst schon in Ihrem Tätigkeitsbereich aktiv geworden?“
Ja49%
Nein, habe es aber vor9%
Nein, habe andere Prioritäten
20%
Nein, zur Zeit nicht nötig22%
Abbildung 17: Aktivität der befragten Touristiker beim Klimaschutz (n=181)
Im Vergleich der Regionen sind die Aktivitäten beim Klimaschutz in Asien/Ozeanien (74%)
und Amerika (62%) am höchsten. Es folgen Deutschland und das „übrige“ Europa mit jeweils
44% und Afrika/Naher und Mittlerer Osten mit 33%. Im Vergleich äußerten dann auch
deutlich mehr Befragte aus Afrika und dem Nahen/Mittleren Osten (22%), dass sie noch
vorhaben, Maßnahmen durchzuführen, als europäische (12%), deutsche (6%) oder jene aus
Asien/Ozeanien (5%) und Amerika (3%). Der Anteil derer, die solche Aktivitäten nicht für
notwendig halten oder bei denen diese nicht zutreffen, liegt bei den Ausstellern aus Afrika
und dem Nahen/Mittleren Osten mit einem Drittel am höchsten. (Vgl. Abb. 18)
23
Abbildung 18:Aktivitätsgrad zum Klimaschutz nach Regionen (n=181)
Vor allem das Gastgewerbe (67%) und Transportunternehmen (54%) gaben an, bereits
Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt zu haben, während nur rund 37% der Reiseveranstalter
diesbezüglich aktiv geworden sind. 34% der Reiseveranstalter finden es nicht nötig, im
eigenen Tätigkeitsbereich Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen, ein im Vergleich mit dem
Durchschnitt (22%) sehr hoher Wert.
4.9 Eigene Klimaschutzaktivitäten der befragten Touristiker
Knapp die Hälfte aller Befragten (49%) gab an, bereits selbst schon im eigenen
Tätigkeitsbereich aktiv Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt zu haben (vgl. Abb. 16).
Allerdings machten 56% der Umfrageteilnehmer anschließend keine näheren Angaben zur
Art dieser Maßnahmen (Abb. 19). Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich bei einem Teil
der Antworten in der vorhergehenden Frage um ein „sozial erwünschtes Verhalten“ der
Befragten handelte.
24
Frage: „Womit sind sie selbst schon in Ihrem Tätigkeitsbereich aktiv geworden?“
56
7
2
2
3
3
5
7
8
9
9
0 10 20 30 40 50 60
Keine Angabe
Sonstiges
Umweltfreundlichere Anreise (modal shift)
Änderung der Reiseangebote/wenigerfliegen/ mehr Nahziele
Emissionskompensation/Aufforstung/Naturschutz
Verwendung ökologischer /regionaler Produkte
Nachhaltige Tourismusentwicklung
Öffentlichkeitsarbeit /Kundeninformation
Neue Technologien / Energieeffizienz
Umweltmanagement /Umweltzertifizierung
Mülltrennung / Müllreduzierung
Abbildung 19: Klimaschutzaktivitäten der Befragten in % (n=195), Mehrfachantworten
Auffällig ist bei den Maßnahmen auch hier wieder, dass an erster Stelle ein kaum
klimarelevantes Thema, nämlich Müllreduzierung/-trennung (9%) genannt wurde, welches in
den Bereich des betrieblichen Umweltmanagements gehört. Aber auch Umweltmanagement
und Öffentlichkeitsarbeit/Kundeninformation (9%) sind relativ unspezifisch.
8% haben neue Technologien eingeführt bzw. Maßnahmen zur Steigerung der
Energieeffizienz umgesetzt. Die Öffentlichkeitsarbeit/Kundeninformation liegt mit 7% auf dem
dritten Platz der Umfrage. Es folgen Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen
Tourismusentwicklung (5%). Erst auf den letzten Plätzen (3% und weniger) folgten dann
tatsächlich klimastabilisierende Möglichkeiten wie die Treibhausgaskompensation,
Aufforstungsmaßnahmen, Flugverzicht und die Bevorzugung von Nahzielen sowie
umweltfreundlichere Reiseformen (Modal shift, also die Verlagerung des Transports mit PKW
und Flugzeug auf die umweltfreundlicheren Verkehrsmittel Bahn, Bus und Schiff).
25
Eine Betrachtung nach Unternehmenstypen zeigt, dass Gastgewerbebetriebe
überdurchschnittlich häufig Aktivitäten des betrieblichen Umweltmanagements angaben, was
verständlich ist, da sich die Möglichkeiten dieses Unternehmenszweiges im Energiebereich
häufig auf diesen Bereich beschränken. 24% der Gastgewerbebetriebe nannten
Umweltmanagement/-zertifizierung und 20% Mülltrennung/Müllreduzierung als eigene
Klimaschutzaktivität. Umweltmanagement/-zertifizierung wurde auch häufiger von
Transportunternehmen genannt, die auch den Einsatz neuer Technologien/Energieeffizienz
vermehrt angaben (jeweils 20%). Eine nachhaltige Tourismusentwicklung wurde verstärkt
von Destinations-/Marketingorganisationen (10%) angeführt.
Gemessen am hohen Problembewusstsein überrascht das teilweise deutlich gewordene
Informationsdefizit in der Frage tatsächlicher Verminderungspotentiale in der Branche. Eine
intensivere Beschäftigung mit der Problematik, die zu einer Reduzierung bestehender
Unsicherheiten und zur aktiven Umsetzung nachhaltiger Klimaschutzmaßnahmen führen
kann, stellt aber selbst in besonders exponierten Destinationen, die zudem weitgehend vom
Naturtourismus abhängen, häufig für die Akteure noch keinen aktuellen
Unternehmensschwerpunkt dar. Im Mittelpunkt strategischer Überlegungen stehen auch dort
vielmehr Probleme finanzieller, personeller und lokalpolitischer Art oder der Umweltschutz
allgemein (Seltmann 2006). Eine Umfrage- und Website-Analyse von ausgewählten
Veranstaltern aus Nordamerika und Entwicklungsländern im Segment Naturtourismus hat
eine stärkere Betroffenheit und ein höheres Verantwortungsgefühl gegenüber dem
Klimawandel ergeben. Demnach haben dort auch bereits gut 10% der Veranstalter
Gegenmaßnahmen im Bereich des nachhaltigen Transportes ergriffen. Im Outbound-
Tourismus ist die Treibhausgaskompensation die wichtigste Strategie und im Inbound-
Tourismus gewinnt die umweltfreundlichere Gestaltung des lokalen Transports zunehmend
an Bedeutung. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die untersuchten Veranstalter
Mitglieder von Organisationen wie der International Ecotourism Society waren, die sich
bereits den nachhaltigen Tourismus auf die Fahnen geschrieben haben (Strasdas 2007a).
Für europäische Touristiker gilt vielfach, dass sie negative Klimafolgen für die Branche
erwarten (eine Ausnahme in der Befragung bilden hier deutsche Touristiker, die auch
überdurchschnittlich oft positive Klimafolgen sehen). Diese Erwartungshaltung sowie der
hohe Beitrag Europas zu den klimabelastenden Transportleistungen als internationaler
Quellmarkt und Zielgebiet geben Anlass zu der Vermutung, dass die Akzeptanz von
Klimaschutzmaßnahmen zunehmen wird. Für ein höheres Verantwortungsbewusstsein
sprechen auch Marken- und Imagegründe sowie die Tatsache, dass freiwillige
Selbstverpflichtungen geeignet sein können, staatlichen Regulierungen zuvorzukommen
26
oder diese zumindest abzumildern (Strasdas 2007).
4.10 Bekanntheitsgrad der Treibhausgaskompensation
Frage: „Haben Sie schon einmal etwas von der Treibhausgaskompensation gehört?“
Ja, schon, weiß aber nichts genaues
30%
Nein28%
Ja, klar42%
Abbildung 20: Bekanntheitsgrad der Treibhausgaskompensation (n=192)
42% der befragten Aussteller haben schon von der Treibhausgaskompensation gehört.
Weitere 30% haben ebenfalls davon gehört, wissen aber nichts Genaues darüber. 28% der
befragten Touristiker ist das Verfahren aber völlig unbekannt (Abb. 19). Auch hier ist wieder
zu einem guten Teil von einem „sozial erwünschten Antwortverhalten“ auszugehen. Dafür
spricht die sehr geringe Zahl von Probanden, die zuvor in der offenen Frage (Abb. 18)
Ausgleichsprogramme erwähnt hatten.
Der Bekanntheitsgrad von Treibhausgaskompensationsprogrammen ist mit 47% bei den
Reiseveranstaltern am höchsten, während erstaunlicherweise nur 35% der
Transportunternehmen entsprechende Programme kennen. 41% der Transportunternehmen
haben noch nie von Treibhausgaskompensation gehört.
Im Regionalvergleich ist der Bekanntheitsgrad („Ja, klar.“ und „Ja, schon,…“) in den
Herkunftsregionen der Befragten ungefähr gleich hoch und liegt zwischen 79% in
Deutschland und 66% im „übrigen“ Europa. Die am besten Informierten waren der Umfrage
zufolge, mit der vorgenannten Einschränkung, die Befragten aus Asien/Ozeanien (63%),
gefolgt von denen aus Afrika/Naher und Mittlerer Osten, Deutschland, „übriges“ Europa und
Amerika.
27
Abbildung 21: Bekanntheit der Treibhausgaskompensation, Regionalvergleich (n=192)
28
5 FAZIT UND PERSPEKTIVEN
Der globale Klimawandel war eines der wichtigen Themen der ITB 2007 in Berlin. Dazu
haben das in den letzten Monaten in Deutschland stark gestiegene öffentliche und politische
Interesse, welches sich kurz vor Messebeginn auch der Mitverursachung durch Urlaubsflüge
zuwandte sowie Messeveranstaltungen zum Thema Tourismus und globale Erwärmung
beigetragen.
Die Befragung unter den ITB-Ausstellern hat gezeigt, dass unter den Teilnehmern ein relativ
hohes Problembewusstsein bezüglich der globalen Klimafolgen, aber auch im Hinblick auf
die bevorstehenden Veränderungen in der Tourismusbranche selbst existiert. Allerdings wird
von ihnen nur teilweise akzeptiert, dass auch der Tourismus einen Anteil am maßgeblich
anthropogen verursachten Treibhauseffekt hat. Es bestehen vielfach noch Unklarheiten über
die genauen Ursachen sowie über die Maßnahmen, die dazu geeignet wären, diesen Beitrag
substanziell zu reduzieren. Das verbreitete Vertrauen in neue Technologien wird in
absehbarer Zeit allein nicht ausreichen, auch im eigenen Interesse, der
Branchenverantwortung für eine Stabilisierung des Klimas zu entsprechen. Dem steht
entgegen, dass mittelfristig in der Luftfahrtindustrie keine grundlegenden technischen
Lösungen zur substanziellen Reduzierung der klimaschädlichen Effekte des Fliegens zu
erwarten sind, andererseits aber mit einer weiteren Zunahme der Transportleistungen zu
rechnen ist. In Anbetracht der Dringlichkeit der Situation müssen zusätzliche Möglichkeiten
genutzt werden.
Die anfängliche Zurückhaltung der Tourismusbranche bei der Thematisierung ihres Beitrags
zur globalen Erwärmung ist offensichtlich weitgehend vorbei. Die angekündigte stärkere
Aufnahme der Thematik in die Agenden der Tourismusorganisationen gibt auch Anlass zu
der Vermutung, dass die bei den Touristikern immer noch bestehenden Informationsdefizite
allmählich abgebaut werden. Dieser sich derzeit vollziehende Schritt vom „Tabuthema“ zu
einer neuen Offenheit sollte zusammen mit dem bestehenden allgemeinen
Umweltbewusstsein der Reisenden (Browne 2006) und der ermittelten relativ hohen
Akzeptanz von Umweltinformationen und reglementierenden Lösungsansätzen bei den
befragten Touristikern für die Weiterentwicklung und Verbreitung bestehender
Minderungsmaßnahmen genutzt werden. Dies würde auch im Interesse einer breiten
Öffentlichkeit sein, wie sich aus dem ARD-Deutschland-Trend (Infratest-dimap, 2007)
schließen lässt. Demnach wollen z.B. 57% bei Flugreisen sparen, 73% wollen
klimafreundliche Produkte kaufen und 58% glauben, dass seitens der Regierung noch mehr
für den Klimaschutz getan werden muss. Insgesamt wollen sich 92% der Befragten um
klimaschonendes Verhalten bemühen.
29
Eine solche Möglichkeit geben Programme, die Privatpersonen, Unternehmen und
Institutionen eine Dienstleistungsplattform zur Kompensation der durch ihre Aktivitäten
verursachten Treibhausgasemissionen bieten. Zwar sind diese, wie die Umfrage gezeigt hat,
unter Berücksichtigung eines wahrscheinlichen Anteils sozial erwünschten Antwortverhaltens
besonders in Deutschland relativ gut bekannt, dennoch ist ihre Akzeptanz derzeit noch
gering. Da sie (noch) auf Freiwilligkeit basieren, kommt es auch auf die Bereitschaft von
Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften an, sich dieser relativ jungen Entwicklung mehr
zu öffnen. Dies würde einerseits der Entfaltung ihres Potentials Raum geben und
andererseits auch die Bereitschaft der Unternehmen zur Übernahme von
Klimaverantwortung demonstrieren. Voraussetzung für eine Akzeptanzsteigerung der
Programme ist jedoch die Entwicklung internationaler Standards sowie geeigneter
Marketing- und Kommunikationsstrategien (Strasdas 2007a).
30
LITERATUR
Browne, D. (2006): Passengers want to travel and protect the environment. eTurboNews.
London. http://blog.sustainabletravel.com/06-12/ (Stand 25.03.2007)
de Freitas, C. R. (2005): The Climate-Tourism Relationship and its Relevance to Climate
Change Impact Assessment. In: Hall, C. M.; Higham, J.: Tourism, Recreation and Climate
Change. Clevedon u.a.
Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle des BMBF (Bundesministerium für Bildung und
Forschung) und des BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit) (Hrsg.) (2002): Klimaänderung 2001: Synthesebericht, Bonn
Gössling, S. / Broderick. J. / Upham, P. / Ceron, J.P. / Dubois, G. / Peeters, P. / Strasdas, W.
(2007): Voluntary carbon offsetting schemes for aviation – Efficiency and credibility. Paper
submitted to the Journal on Sustainable Tourism, 18 January 2007
Infratest-dimap (2007): ARD-Deutschland-Trend (jaf/AFP)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,469452,00.html (Stand 01.03.2007)
Seltmann, R. (2006): Tourismus und Klimawandel in der Arktis. Untersuchung zu
Wahrnehmung und Anpassungsreaktionen bei Touristen und Tourismusunternehmen.
Masterarbeit, Eberswalde
Strasdas, W., Mansfield, C. und L. Driscoll (2007): Nature-based Tourism Operators'
Attitudes and Actions Concerning Travel-related Greenhouse Gas Emissions. Preliminary
report. Stanford/USA, March 2007
Strasdas, W. (2007a): Freiwillige Kompensation von Flugemissionen – Ein Ansatz zur
Minderung der Umwelteffekte des Ferntourismus? In: Egger, R. / Herdin, T. (Hg.): Tourismus
– Herausforderung – Zukunft. Lit-Verlag: Wien/Berlin (Veröffentlichung geplant im Sommer
2007)
Umweltbundesamt (UBA) / Ökoinstitut (2002): Umwelt und Tourismus – Daten, Fakten,
Perspektiven. Erich Schmidt Verlag, Berlin