Jules Angst, Psychiatrische Universitätsklinik...

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Affektive Störungen und Komorbidität mit

Substanzmissbrauch

Jules Angst,

Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

220

292

234

225

192

200

162

236

299

270

232

215

224

205

2201 2346

22

20

21

27

34

29

40

23

21

22

28

35

30

41

19 20

Alter Alter

1981 Interview

1979 Interview

1980 Fragebogen

1986 Interview

1993 Interview

1988 Interview

1999 Interview

1978 Screening

Männer Frauen

Zürich Studie 1978-2008

144 19149 50 2008 Interview 57%

Diagnostik

• Affektive Störungen: - DSM-IV- modifizierte DSM-5 Kriterien:

modifiziert=keine Hierarchie von Energie/Aktivität überStimmung (erhöht/gereizt)

- Zürich Kriterien für Bipolarität• Sucht: Abhängigkeit (oder ev. Missbrauch)• Komorbidität:

- somatische Syndrome/Diagnosen- psychiatrische Diagnosen: DSM-III-R/DSM-IV

Hypomanie/Manie

DSM-IV Zurich

Mood symptoms A

3 / 4 of 7 symptoms

Duration: >4 days

Consequences

overactivity or

Mood symptoms A

3/4 of 7 symptoms

Duration: > 2 days

Consequences

Overactivity and

mood symptoms A

3/4 of 7 symptoms

Duration: >4 days

Consequences

DSM-5

Hypomanie/Manie

DSM-IV DSM-5

Mood symptoms A

3 / 4 of 7 symptoms

Duration: >4 days

Consequences

overactivity and

Mood symptoms A

3/4 of 7 symptoms

Duration: > 4 days

Consequences

Overactivity or

mood symptoms A

3/4 of 7 symptoms

Duration: >2 days

Consequences

Zurich

Zurich Study Comorbidity

MDD (N=101) vs. BP-II (N=89)

0

10

20

30

40

50

60GAD

Panic attacks

Agoraphobia

Social phobia

Simple phobia

Obs.-comp.

Binge eating

Neurasthenia

Alcohol

Drugs

Sedatives

Suicide attempts

BP-II

MDD

Zürich Studie DSM-IV KriterienKumulative Inzidenzen affektiver Störungen

MDD (N=193)

BP-II (N=12)BP-I (N=3)

Angst, et al. Epidemiology and Psychiatric Sciences, page 1 of 9.© Cambridge University Press 2015#

Zürich Studie Kumulative Inzidenzen von Suchten und Bulimie

Tabak

Alkohol

Drogen

Bulimie/Binge

Angst et al.Epidemiology and Psychiatric Sciences, page 1 of 9.© Cambridge University Press 2015

Zürich Studie

Methodisches

• Sorgen um Gesundheit• Panik• Angst• Spezifische Phobie• Soziale Phobie• Agoraphobie• PTSD

• Depression• Suizidalität• Hypomanie/Manie• Zwänge• Rauchen• Alkohol Abusus• Sedativa Abusus• Drogen Abusus• Stimulantien Abusus

Zürich Studie: Psychiatrische Syndrome

• SCL-90-R

• Magen• Darm• Atmung• Herz• Kreislauf• Rücken• Allergien

• Schlaf• Appetit• Kopfschmerzen• Schmerzen • Erschöpfung/Schwäche• Menstruation• Sexualität

Zürich Studie: Somatische Syndrome

Graduierung somatischer Syndrome nach Dauer und Distress/Leiden

(letzte 12 Monate)

Distress

0 1-30 31-60 61-100

Tage 0 0 0 0 0

1-7 0 1 1 2

8-30 0 1 2 3

31-365 0 2 3 3

Syndrom kein 0mild 1

moderat 2schwer 3

SPIKE Interview Zürich Studie

Einstiegsfragen zur Hypomanie

a) Ist es in den letzten 12 Monaten vorgekommen, dass Sie

ohne besonderen Grund sehr viel unternehmunglustiger,

aktiver, weniger ermüdbar, weniger schlafbedürftig als

gewöhnlich waren (z.B. mehr gesprochen haben, mehr

herumgereist sind, mehr betriebsam waren, etc.)?

b) War das so stark, dass Sie dadurch in Schwierigkeiten

geraten sind, z.B. mit sich selbst, mit anderen oder mit

Ihren Finanzen?

c) Haben andere Leute (z.B. Familenangehörige, Partner,

usw.) solche Zustände bei Ihnen festgestellt, so dass sie

dachten, etwas wäre mit Ihnen nicht in Ordnung?

Hypomanie Diagnostik (A-D)

Zürich Kriterien modif. von DSM-5

- A. mit und ohne Dominanz von Aktivität über

Stimmung

- B. Symptome nach DSM-5: ja

- C. Max Episodendauer: 2+ Tage

- Schätzung: N Tage in Hypomanie über die letzten 12 Monate

- Distressmessung unsinnig, absolut nicht valide

- D. Folgen (Arbeit etc.) subjektiv: pos., pos.+neg.,

neg.

- Folgen aus Sicht v. Drittpersonen

Zürich Studie

Ergebnisse mit DSM-IV Diagnostik

Angst J, Paksarian D, Cui L, Merikangas KR, Hengartner MP, Ajdacic-Gross V, and W. Rössler. :The epidemiology of common mental disorders from age20 to 50: results from the prospective Zurich Cohort Study. Epidemiol . Psychiatr. Sci. 2015. 9 pages doi.

Einjahresprävalenz Alkoholabusus bei bipolar und depressiv Erkrankten

vom 20.-50. Altersjahr

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Alkohol

Depression Alkohol

%

Alter

Einjahresprävalenz Alkoholabususvom 20.-50. Altersjahr

%

Alter

3.26

22.4724.29

33.33

0.63

4.62

14.98

11.09

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Alkohol

Depression Alkohol

Übrige Bevölkerung

Einjahresprävalenz Tabakabususvom 20.-50. Altersjahr

%

65.26

58.68

53.71

25.88

42.69

26.31

39.95

11.04

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Tabak

Depression Tabak

Alter

Einjahresprävalenz Tabakabususvom 20.-50. Altersjahr

%

Alter

65.26

58.68

53.71

25.8826.31

39.95

11.04

40.91

17.66

22.68

7.72

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Tabak

Depression Tabak

Übrige Bevölkerung

Einjahresprävalenz Cannabisabususvom 20.-50. Altersjahr

%

8.33

0.510

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Cannabis

Depression Cannabis

Alter

Einjahresprävalenz Cannabisabususvom 20.-50. Altersjahr

%

8.33

0.240

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Cannabis

Depression Cannabis

Übrige Bevölkerung

Einjahresprävalenz Sedativa (Abusus)vom 20.-50. Altersjahr

%

Alter

1.093.37

0

15.28

0.63 0.24 0.26

3.36

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Sedativa

Depression Sedativa

Einjahresprävalenz Sedativa (Abusus)vom 20.-50. Altersjahr

%

Alter

15.28

3.36

6.87

0

10

20

30

40

50

60

70

20 30 40 50

Bipolar Sedativa

Depression Sedativa

Übrige Bevölkerung

Zürich Studie

Multiple logistische Regressionen ungewichtet

Ergebnisse mit Zürich Diagnostik der Bipolarität

BP-I/II N=92

MDD N=133

Bipolare Diagnosen (N=92) vs. Kontrollen* (N=205)

Log. Regression mit somat. Syndromen und psychiatr. Diagnosen

* Kontrollen: keine major oder minor mood disorders

Zwang

Soziale Phobie

Panik

Angst

Alkohol

Suizidversuch

Hypotonie

Sex

ungewichtet

Major Depression (N=133) vs. Kontrollen* (N=205): Log. Regression mit somat. Syndromen und psychiatr. Diagnosen

* Kontrollen: keine major oder minor mood disorders

Hypotonie

Darm

Schlaf

Suizidversuch

Zwang

Alkohol

Erschöpfung

Sex

ungewichtet

Vergleich der OR's

Bipolare Erkrankungen: Angst, Panik, Alkohol, Soz.Phobie

Major Depression: Suizidversuche, Alkohol etwas weniger; somatische Syndrome: Schlaf, Erschöpfung, Darm

Hypotonie Hypotonie

Darm

Schlaf

Suizidversuch

Suizidversuch

Alkohol

Alkohol

Erschöpfung

ZwangZwang

Soziale Phobie

Panik

Angst

Sex Sex

ungewichtet

• Mutter psychische Probleme• Vater psychische Probleme• Häufig Streit zwischen Eltern• Als Kind nicht geliebt• Sexuell traumatisiert• Viel bestraft• Unruhig• Verhaltensprobleme• Diebstähle• Broken Home

Zürich Studie: Risikofaktoren der Kindheit

Bipolare ErkrankungenLog. Regression mit somat./psychiatr Syndromen und Risikofaktoren der Kindheit

Hypotonie

Angst

Panik

Soziale Phobie

Alkohol

Als Kind nicht geliebt

Unruhig

DepressionenLog. Regression mit somat./psychiatr Syndromen und Risikofaktoren der Kindheit

Hypotonie

Schlaf

Darm

Suizidversuch

Erschöpfung

Sex

Als Kind nicht geliebt

Unruhig

Häufig Streit zwischen Eltern

Substanzabusus bei Patienten (Alter 24-63) Norwegisches Fallregister 2009-2013, selegiert:

alle 2+x registriert in Kliniken oder Ambulatorien

Diagnose

ICD

N SUD% ALK% SUD+

ALK

Schizophrenie 9002 25.1 4.6 4.9

Bipolar 9234 20.1 8.1 4.4

Depression 87540 10.0 4.4 2.2

R. Nesvag et al. 2015: Soc Psychiat Psychiat Epide 50: 1267-1276Daten sehr zuverlässig aber nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung

SUD= Opiate, Cannabis, Sedativa, Polytoxikomanie (F11, 12, 13, 19)

Zusammenfassung I• In der prospektiven Zürich Studie fanden wir bis zum Alter 50

eine kumulative Inzidenz affektiver Störungen nach DSM-

IV in 34% (Frauen 44%, Männer 27%). Weitere Depressionen

kommen mit steigendem Alter mit Sicherheit dazu.

• Mildere affektive Störungen (Dysthymien, minor Depr. und

RBD) sind in diesen Zahlen nicht berücksichtigt.

• Bipolare Störungen werden im Vergleich zu depressiven

Störungen durch DSM und ICD Kriterien gewaltig

unterschätzt. Nach unseren Befunden bis zum 50. Altersjahr

finden sich BP:MDD in einem Verhältnis von etwa 4:6. Im

späteren Leben kommen aber noch mehr Depressionen dazu.

sodass vielleicht BP etwa einen Drittel der MDE ausmachen.

Zusammenfassung II

• Im Alter von 30-40 findet sich ein Alkoholmissbrauch bei etwa einem Viertel und im Alter von 50 bei einem Drittel der bipolar Kranken.

• Der Alkoholabusus von bipolar Kranken ist mit steigendem Alter (20-50) ein zunehmendes Problem und 8x höher als bei Kontrollen.

• Die Alkoholproblematik von depressiven Menschen ist im Vergleich zur Bevölkerung etwa 3x höher, wobei Fehldiagnosen der Unipolarität nicht ausgeschlossen werden können.

• Ein einhelliger öffentlicher Kampf gegen den Alkoholkonsum fehlt leider, was wohl politische und kommerzielle Gründe hat. Positive Ausnahmen sind Verkehrskontrollen und die Senkung der tolerierten Promille Grenze.

Zusammenfassung III

• Die Bipolarität spielt auch beim Abusus von Cannabis und

Sedativa eine verstärkende, die Depressivität jedoch nur eine

geringe Rolle.

• Bipolar Kranke rauchen deutlich mehr als die Bevölkerung,

depressiv Kranke nehmen eine Mittelstellung ein.

• Seit 1999 ist in der Zürich Studie ein deutlicher Abfall des

Rauchens aufgetreten: BP von 54% auf 26%, MDD von 40%

auf 11% und Kontrollen von 23% auf 7%!

• Der öffentliche Kampf gegen das Rauchen ist offenkundig

auch bei affektiv Kranken sehr erfolgreich.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit