Post on 18-Oct-2020
hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe
Das Magazin für
»Meisterklasse«:
SMEModel 12
Sonderdruck Ausgabe 2/2020
»Der beste Plattenspieler
in seiner Preisklasse und
weit darüber hinaus.«
Der britische Traditionshersteller SME ist seit Jahr-
zehnten für seine Tonarm-Kreationen bekannt.
Der legendäre SME V hat bei seiner Markteinfüh-
rung nichts anderes als einen Standard gesetzt, an dem
sich die Konkurrenz auch heute noch abarbeitet. SME bie-
tet seit geraumer Zeit aber auch komplette Laufwerke an,
und die sind kein Krimskrams, sondern richtig ordentliche
Kaliber. Lange Zeit markierte das runde Model 10, das wir
1999 (es trug die Seriennummer 002) vorgestellt haben,
den Einstieg in die Laufwerks-Welt von SME. Das war ein
Plattenspieler, der mir optisch sehr gut gefallen hat, der mir
aber in »freier Wildbahn« nie über den Weg gelaufen ist –
ich konnte ihn leider nie bei der Arbeit erleben. Mit dem
Nachfolger Model 12, der auf der letzten High End in
München vorgestellt wurde, habe ich nun mehr Glück. Ent-
sprechend groß war die Vorfreude, und nach einer gefühl-
ten Ewigkeit hat der SME-Dreher endlich in meinem
Wohnzimmer Einzug gehalten.
Das Design hat sich gegenüber dem SME 10 deutlich ge-
ändert: Die Basisplattform ist massiver ausgefallen und hat
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jetzt eine konvexe Form. In die Ausbuchtung passt die kon-
kav geformte Motorsteuerung, die sehr nah am Platten-
spieler stehen kann, was natürlich richtig gut aussieht. Ziel
war die Verknüpfung eines gestandenen Masselaufwerks
mit einer reduzierten Subchassis-Aufhängung. Ein richti-
ges, an Federn aufgehängtes Subchassis gibt es bei SME erst
beim nächstgrößeren Model 15. Das Subchassis des Model
12 lagert auf drei Zylindern, die wiederum auf der masse-
reichen Grundplatte ruhen. Leider konnte ich die genaue
Zusammensetzung des auf einem Kunststoff basierenden
federnden Materials nicht in Erfahrung bringen – laut Ver-
trieb lassen sich die Ingenieure von SME hier nicht gerne
in die Karten schauen (gesichert ist jedoch, dass es sich nicht
um Sorbothane handelt). Das Subchassis beherbergt den
über einen Riemen angetriebenen Subteller, den schweren
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Meisterklasse
Mit dem neuen Model 12 will SME auch
in seinem Einstiegsbereich ein Statement in
puncto hochwertiger Musikwiedergabe setzen.
Test: Laufwerk SME Model 12
montieren und justieren. Aber bei einem
Arm wie dem SME 309 ist es einfach
eine Freude: Innerhalb kürzester Zeit ist
das System eingestellt, hat der Arm die
richtige Höhe und das passende Auflage-
gewicht. Und dafür muss der »Monteur«
auch nicht unbedingt mit filigranen Fin-
gern gesegnet sein.
Das Goldring Ethos spielt seit ein paar
Monaten die erste Geige unter meinen
Tonabnehmern. Ich kenne inzwischen
alle seine Stärken, die es an meinem mit
Cardas verkabelten Rega RB 2000 voll
und ganz ausspielen kann, und bin daher
gespannt, wie es am SME 309 aufspielt.
Schon bei den ersten Takten bleibt mir
die Luft weg, denn das Goldring Ethos
legt von einem schon sehr hohen Niveau
noch einmal an Klangqualität zu. Das
spricht erst einmal für das Ethos, aber
auch für die Kombination aus SME 12
und SME 309. Sie bietet dem Tonabneh-
mer ein Arbeitsumfeld, welches zu mu-
sikalischen Höchstleistungen anspornt.
Was am Model 12 als Erstes auffällt, ist
der unheimlich profunde und farbstarke
Bassbereich. Die Drumschläge auf »Pri-
vate Investigations« von den Dire Straits
kommen ansatzlos, tief, wuchtig und
trotzdem luftig. Das habe ich so erst ein-
mal und auf noch höherem Niveau mit
dem Burmester 175 gehört. Masselauf-
werke bringen normalerweise die Tiefe,
Schwärze und Wucht zu Gehör, wirken
aber meistens hüftsteif und in den tief-
sten Tönen wenig differenziert. Brett-
spieler oder Subchassis-Laufwerke kön-
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Aluguss-Außenteller sowie den Armaus-
leger mit dem bekannten SME 309-Ton-
arm. Der hat jedoch eine komplett neue
Verkabelung erhalten – das bisherige Ka-
bel aus holländischer Fertigung musste
einem Silberkabel von Crystal Cable wei-
chen. Die Engländer versprechen sich
von diesem Wechsel mehr Auflösung,
ein besseres Timing und mehr »Swing«
in der musikalischen Darbietung.
Der Motor, an Gummiringen federnd
aufgehängt, ruht auf der schweren Ba-
sisplatte. Angetrieben wird er von einer
hochpräzise getakteten, elektronischen
Steuerung, die nach dem »closed loop«-
Verfahren arbeitet: Der Motor wird dabei
sehr schnell beschleunigt, sobald er die
Nenndrehzahl erreicht hat, wird die
Kraft auf den Motor reduziert, um einen
ruhigeren Lauf zu garantieren. Dieses
Prinzip funktioniert hervorragend, mit
der Stroboskop-Scheibe sind keinerlei
Abweichungen festzustellen. Für Schel-
lack-Liebhaber bietet die Motorsteue-
rung sogar 78 Umdrehungen pro Minu-
te an. Die Basisplatte steht auf drei
höhenverstellbaren Kunststofffüßen, mit
denen sich das 26 Kilogramm schwere
Laufwerk im Rack exakt horizontal aus-
richten lässt.
Auf den offiziellen Bildern von SME
sieht man das Model 12 mit einem mon-
tierten Goldring Ethos. Das ist ein noch
bezahlbares MC-System mit ganz her-
vorragenden klanglichen Meriten, wel-
ches aus genau diesen Gründen seit mei-
nem Test in Heft 4/2019 auch eines
meiner Lieblingssysteme ist. Natürlich
habe ich das Ethos daher als Erstes im
Tonarm montiert. Dabei bestätigte sich
wieder einmal die geniale Konstruktion
der SME-Arme der Reihe 309, 310, 312,
IV und V, dank der die Montage von Ton-
abnehmern geradezu zum Genuss wird,
so einfach geht das vonstatten. Ich nutze
für die Montage seit dreißig Jahren eine
Denessen-Lehre oder eines ihrer Deriva-
te, und somit gelingt es mir meistens
recht zügig, ein Tonabnehmersystem zu
Formvollendet: Das
neue Netzteil nimmt den
Schwung des 12ers perfekt auf.
hifi & records 2/2020
nen im Tiefton mit Beweglichkeit, Swing
und Drive punkten, aber die Wucht einer
ansatzlos angeschlagenen Bassdrum
oder Pauke lassen sie nur vermuten. Hier
punktet der SME 12 mit seiner Kombi-
nation aus Masse und rudimentärer Sub-
chassis-Aufhängung. Es macht also ab-
solut Sinn, mit den Laufwerksprinzipien
zu spielen und sie sinnvoll zu kombinie-
ren. Wenn es richtig gut gemacht wird
wie von den Jungs von SME, dann
kommt etwas ganz Großes dabei heraus.
Miles Davis’ Album »In Person – Fri-
day And Saturday Nights At The Black-
hawk, San Francisco« ist der Mitschnitt
eines Konzerts aus dem Jahr 1961, bei
dem der Trompeter und seine Mitstrei-
ter Hank Mobley (Tenorsax), Wynton
Kelly (Piano), Paul Chambers (Bass) und
Jimmy Cobb (Drums) eine musikalisch
mitreißende Show ablieferten. Mir liegt
das Reissue von 2003 in einer limitier-
ten Ausgabe von Impex Records vor –
eine fast schon perfekte Pressung, wie
man sie heute leider nicht mehr an jeder
Ecke findet. Was die SME/Goldring-
Kombi aber aus dieser Rille extrahiert,
ist ebenfalls alles andere als alltäglich.
Das treibende Spiel von Miles Davis und
die spezielle klangliche Signatur seines
Trompetensounds werden perfekt in
Szene gesetzt. Man taucht geradezu in
das Geschehen ein und hört die Musik
nicht nur, sondern fühlt sie sozusagen.
Aber am meisten fasziniert mich, wie
der SME 12 die anderen Protagonisten,
die ja auch keine schlechten Vertreter
ihrer Zunft sind, in das Gesamtkunst-
werk dieser Performance einbindet –
das ist schon ganz große Klasse.
Aber nicht nur am unteren Ende des
Frequenzspektrums trumpft die Kombi
aus SME und Goldring auf, auch Mittel-
und Hochton sind vom Allerfeinsten.
Wie bei wirklich hervorragenden High-
End-Komponenten verschmelzen die
Register von ganz unten bis ganz oben
miteinander, kein Frequenzbereich
drängt sich in den Vordergrund. Diana
Kralls Stimme auf der 45er-Version von
»Live In Paris« wird mit all ihren Schat-
tierungen und ihrem Schmelz präsen-
tiert, dass es eine wahre Freude ist. Auch
die Hochtonauflösung ist hervorragend:
Wie die Besen des Drummers über die
HiHats streichen und wie er die Snare
Drum bearbeitet, ist ganz großes Kino.
Aber hier wird nicht Hochtonauflösung
um der Auflösung willen präsentiert,
nein, die ganze Informationsdichte wird
in eine ganzheitliche Musikdarbietung
eingebettet.
Sina Kovacevic vom SME-Vertrieb Gau-
dios hat mir zum Test noch ein EMT
JSD 6 überlassen und gemeint, dass die-
se Kombi hervorragend harmonieren
würde. Ich habe ja so meine Probleme
mit teuren Systemen, was auch soll das
EMT JSD 6 noch viel besser machen? Ich
konnte mir nicht vorstellen, dass die
1.600 Euro Aufpreis vom Goldring wirk-
lich Früchte tragen würden, musste mich
aber einmal mehr eines Besseren beleh-
ren lassen und miterleben, wie meine
Vorurteile pulverisiert wurden.
EMT-Systemen wird nachgesagt, dass
sie in den untersten Registern ein richti-
ges Pfund bewegen können, und ich
konnte schon EMTs hören, bei denen mir
diese Bass-Performance einfach zuviel
war und aus der Gesamtdarbietung her-
ausgerissen schien. Ganz anders das
JSD 6: Es spielt eindeutig kraftvoller als
das in den unteren Oktaven auch nicht
A N A L O G
2/2020 hifi & records© monomedia Verlag, Schwabstraße 4, D-71106 Magstadt, Telefon 07159 / 949853, Fax 949530, www.monomedia.dehifi & records erscheint viermal jährlich, Jahres-Abonnement Inland v 46, Ausland v 56
Mit dem Model 12 ist
SME ein wirklich ex-
zellenter Plattenspie-
ler gelungen. Seine Optik ist minima-
listisch und sehr ansprechend, die
Verarbeitung ist absolut perfekt, und
klanglich spielt er in Regionen, die man
bei diesem Preis nicht unbedingt erwar-
tet hätte. Guten Tonabnehmersystemen
bietet er eine perfekte Basis, um der LP
feinste Musik zu entlocken. Mit dem
SME Model 12 kann die Suche nach dem
Plattenspieler fürs Leben für die mei-
sten Musikliebhaber als beendet erklärt
werden. Stephan Schmid ■
FazitSME
Model 12
BxHxT 37 x 18 x 35 cm
Garantie 2 Jahre
Preis* 10.950 Euro
Vertrieb Gaudios
Polzergasse 14
A-8010 Graz
Telefon 0043316 -337175
länger ich mit ihm höre. Klassische HiFi-
Kriterien wie räumliche Abbildung, Bass,
Mitten, Höhen und Auflösung meistert
das EMT-System hervorragend, aber was
seine wahre Faszination ausmacht, sind
seine Natürlichkeit und Echtheit.
Al Di Meola, John McLaughlin und
Paco De Lucia brennen bei ihrem legen-
dären Konzert »Friday Night At San Fran-
cisco« ein wahres Feuerwerk an Klang-
eruptionen ab, die ich mir immer gerne
zu Gemüte führe. Ich habe Paco De Lucia
und Al Di Meola schon mehrmals live er-
leben dürfen und bin mir bewusst, wie
die Herren Musik darbieten. »Mediterra-
nean Sundance« habe ich aber noch nie
so realistisch gehört wie über die Kombi
SME 12, SME 309 und EMT JSD 6 – im-
pulsiv, treibend und tonal über jeden
Zweifel erhaben. Der SME 12 kann aber
auch intime Arrangements perfekt in
Szene setzen. Für mich ist er der beste
Plattenspieler in seiner Preisklasse und
weit darüber hinaus, denn er vereint Prä-
zision mit einer unheimlichen Musika-
lität und holt aus den Tonabnehmern das
absolute Maximum heraus.
gerade schwachbrüstige Ethos, aber am
SME 12 ist nichts von einem zu wuch-
tigen oder übermächtigen Tiefton zu
hören. Es geht einfach nur »tiefer in den
Keller«, der Bass bleibt aber in jeder Se-
kunde perfekt in die Musik eingebettet.
Hier zeigt sich die überragende Füh-
rungsqualität eines SME-Tonarms: Er
bietet dem Tonabnehmer eine perfekte
Umgebung, damit dieser seine Fähigkei-
ten präsentieren kann, lässt aber die Kon-
trolle über das System nie vermissen.
Es ist schon faszinierend, wie sich das
beim Album »Nightfall« des Duos Brön-
ner/Ilg bemerkbar macht. Beim Titel »A
Thousand Kisses Deep« geht der Bass
von Dieter Ilg noch ein wenig tiefer, der
Aufnahmeraum wird aber nicht größer
dargestellt als mit dem Ethos. Dieter Ilg
und Till Brönner stehen nah beieinander
im Zentrum, die virtuelle Bühne »at-
met« weit über die Begrenzung der Laut-
sprecher hinaus – eine beängstigend
realistische Illusion. Zudem wird der
Hintergrund noch schwärzer dargestellt.
Näher an der Realität zu sein ist ein
Merkmal, das sich beim JSD 6 immer
stärker in den Vordergrund drängt, je* inkl. Tonarm SME 309
hifi & records 2/2020